backtuell - Backaldrin

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titelstory
Lebenswert
Brot Erinnern
»WERTE STATT WERT« IST DAS
MOTTO, DAS BESCHEIDENHEIT
ZUR ZIER MACHT. BACKTUELL
FRAGT WIE WERTE DAS
KAUFVERHALTEN STEUERN UND HAT
ERFAHREN, DASS DER EINKAUFS-
DEN WAHLZETTEL IN DEN SCHATTEN
STELLT UND DIE »ZUVIELISATION«
ZU ENDE GEHT. DEM WERT VON BROT
KANN DAS NICHTS ANHABEN,
IM GEGENTEIL.
6 backtuell 1 | 2010 Lebenswert Brot
© Fotolia / pat fauve
Sie sich noch, als Sie das erste Mal
in Ihrem Leben ein Stück Brot weggeworfen
haben? Heimlich, still und leise, damit
Sie nicht auf frischer Tat ertappt werden.
Niemand sollte Ihr Tun bemerken. Allein
gelassen mit diesem Gefühl wussten und
spürten Sie, dass Sie in diesem Augenblick
Unrechtes tun. Was fühlen Sie heute dabei
oder sind Sie ohnehin jemand, der das
Ganze »nüchtern betrachtet«?
Nüchtern betrachtet könnte man sagen:
Brot ist ein Nahrungsmittel wie jedes andere.
Den Wert bestimmt der Preis, also die
Konsumenten. Sie greifen zum preis-werten
Brot oder einem, das den höheren Preis
wert ist. Nüchtern betrachtet, leben wir in
einer Wohlstandsgesellschaft, die mit modernsten
Verfahren rund um die Uhr ofenfrische
Backwaren herstellt. Überschuss
landet tonnenweise auf Müllbergen, wird
umweltschonend verheizt, in Biogasanlagen
energetisch genutzt oder anderweitig
Zweck entfremdet.
Freilich, in Deutschland, Österreich und
vielen anderen Ländern, die mit Brotkultur
gesegnet sind, lässt sich Brot nicht »nüchtern
betrachten«. Da ist viel Gefühl im
Spiel. Zu sehr sind unsere Brotanschauungen
und -wertvorstellungen von einer Geschichte
geprägt, in der Brot als das Grundnahrungsmittel
galt und in der das wertvolle
Gut als Herzstück zahlreicher Rituale
und Feste verehrt wurde. Geprägt von einer
Zeit, in der Mangel und Hunger an der Tagesordnung
waren und allein Brot – kostbarer
als Gold – das tägliche Grundbedürfnis zu
stillen vermochte. Was Brot wert ist, weiß
nur der Hungernde – sagt man. ›››
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backtuell 1 | 2010 Lebenswert Brot 7