TheaterCourier Mai 2018
TheaterCourier Mai 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Oldtimer-Jazzfestival - Pfingstfestspiele - Wagneriade - Kuratorium berufen - Karaokemai Comödie Dresden - Naturtheater Bad Elster - Karl-May-Festtage - Sherlock Holmes - Couching für Fortgeschrittene - Theaterkalender - Landesbühnen Sachsen - Lange Nacht der Theater - Florian Schneider - Dresdner Musikfestspiele - Filmkritik - Erik Lehmann uvm.
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<strong>Mai</strong> <strong>2018</strong> | Seite 15<br />
KINO<br />
Filmkritik: „Die Sch‘tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen“<br />
Ist das schon wieder<br />
zehn Jahre her, dass<br />
wir bei der Mundart-<br />
Comedy Tränen<br />
gelacht haben?<br />
Scheint so, denn „Willkommen bei den<br />
Sch‘tis“ lief 2008 in den Kinos und war bis<br />
heute bei den Franzosen mit 20,4 Millionen<br />
Kinobesuchern der Hit, bei uns sahen den<br />
Film immerhin auch 2,3 Millionen. Und<br />
jetzt gab es mit „Die Sch‘tis in Paris – Eine<br />
Familie auf Abwegen“ – nein, keine Fortsetzung<br />
– sondern eine Komödie mit den<br />
gleichen Personen und bereits bekannten<br />
Schauspielern. Regie führte wieder Dany<br />
Boon, der diesmal keinen Postbeamten,<br />
sondern gemeinsam mit seiner Film-Frau<br />
Constance (Laurence Arné) einen Star in<br />
der Pariser Architektur- und Kunstszene<br />
spielt. Sie entwerfen zum Beispiel dreibeinige<br />
Stühle, die jeder haben möchte,<br />
weil sie hip sind – aber kein Mensch kann<br />
darauf sitzen. Kurz, eine verlogene Gesellschaft,<br />
die nur auf Schein aufgebaut ist.<br />
Und weil da Valentins ärmliche Herkunft<br />
aus dem dörflichen Norden Frankreichs,<br />
in dem noch dazu eine unmögliche Sprache<br />
gesprochen wird, nicht hineinpasst,<br />
hat er eine Lügengeschichte aufgebaut. Er<br />
stamme von iranischen Schah ab!<br />
Eines Tages platzt in diese Schickimicki-<br />
Gesellschaft, noch dazu während einer<br />
Vernissage, seine echte Familie hinein.<br />
Sie wollen sich von ihm Geld borgen und<br />
außerdem hat die Mutter (herrlich: die<br />
89-jährige Schauspielerin und Sängerin<br />
Line Renaud!) einen runden Geburtstag.<br />
Valentins Bruder Gustave (Guy Lecluyse)<br />
lebt mit Frau Louloute (Valérie Bonneton)<br />
und Tochter sonst in einem Wohnwagen<br />
zwischen dem Haus der Mutter und dem<br />
Autoschrottplatz des Vaters (Pierre Richard<br />
ist auch schon 83 und spielt überzeugend<br />
den Eigenbrötler.) Nur er hat es<br />
vorgezogen, zu Hause zu bleiben. Wie er so<br />
allein „natürlich mit dem Haushalt klarkommt“,<br />
ist beste Slapstick-Manier.<br />
Währenddessen nimmt das Horrorszenario<br />
in Paris seinen Lauf, als Valentine von<br />
einem Auto angefahren wird: Plötzlich ist<br />
er wieder ein pubertierender Teenager,<br />
spricht nur noch Sch‘ti und ist wieder mit<br />
seiner jetzigen Schwägerin liiert.<br />
Allen Widrigkeiten zum Trotz wächst in<br />
diesem Film vor allem Valentines Frau<br />
Constance über sich heraus. Sie liebt ihren<br />
Mann, durchschaut so manches und lernt<br />
sogar Sch‘ti. Die Szenen, in denen sie sich<br />
lautstark und durchaus perfekt in Sch‘ti<br />
vor ihrem Publikum zu Wort meldet, gehören<br />
zu den überzeugendsten des Films.<br />
Vater (Piere Richard) und Sohn Valentin (Dany Boon)<br />
Denn Dany Boon hat in seinem neuen<br />
Film, in dem er Regie führt, das Drehbuch<br />
schrieb und den Hauptdarsteller spielt,<br />
vor allem die absurde Sprache in den Vordergrund<br />
gestellt. Das ist ihm gut gelungen.<br />
Ansonsten prallen bei ihm Arm und<br />
Reich, Schein und Sein und zu viele Klischees<br />
aufeinander. Ja, es ist witzig, dass<br />
Constance in ihrer eigenen Hightech-Küche<br />
nicht mal den Kaffee findet und traurig,<br />
dass seine Familie kaum das Nötigste<br />
zum Leben hat. Aber solche und andere<br />
Szenen sind zu vorhersehbar und appel-<br />
© David Koskas<br />
lieren nicht gerade an die Intelligenz der<br />
Kinobesucher. Deshalb ist es auch nicht<br />
viel mehr als die absurde Sprache, die<br />
bei diesem zweiten Sch‘ti-Werk von Dany<br />
Boon hängen bleibt. Wer sich an Slapstick-<br />
Momenten mit einer ungewohnten Sprache<br />
amüsieren will, ist hier völlig richtig.<br />
Regine Eberlein<br />
P.S.: Ein Tipp: Sehen Sie sich auch den Abspann<br />
an, denn der zeigt, wie schwer Sch‘ti<br />
zu erlernen ist – Schuhause is hier.<br />
MAI · AUGUST · SEPTEMBER<br />
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