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GURU Hauptheft Mai 2018

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SPORT UND FITNESS<br />

Foto: D. Wiechmann.<br />

Auch bei Borussia: Heynckes ist immer der König<br />

Nach dem Spiel ist nicht immer vor dem Spiel<br />

Ohne verkappten Mini-Rambo Kramer<br />

Borussia seinerseits besaß bei dieser gelungenen Rehabilitierung<br />

auch keinen Fußball-Rambo mit dem Messer zwischen den Zähnen.<br />

Christoph Kramer hatte eine Woche zuvor bei der Schmach an der<br />

Isar kurzfristig diesen Weg eingeschlagen. Doch sein bewusstes Foul<br />

in der zweiten Halbzeit war weniger ein Ausrufezeichen denn Ausdruck<br />

von Hilflosigkeit. Der Mittelfeldspieler ist kein Kevin-Prince<br />

Boateng, das überharte Einsteigen war nur ein falsches Zitat, es passte<br />

und passt nicht zu Kramer. Was aber nicht ausschließt, dass er ein<br />

Typ ist. Auf seine, subtilere Weise, authentisch. Darauf scheint sich<br />

der 27-Jährige innerhalb von sieben Tagen besonnen zu haben. Und<br />

nach 44 Minuten in der Partie gegen die Wölfe, lieferte er seine Version<br />

von Individualität mit kollektivem Nutzen: Sein schnell ausgeführter<br />

Freistoß zum 3:0, während Wolfsburgs Keeper Koen Casteels<br />

noch vor dem Pfosten seine Mauer einnordete, zeugt vor allem von<br />

Gedankenschnelligkeit und Frechheit. Und dennoch passte sie zur<br />

mannschaftlichen Wandlung, die ihre Entsprechung im Verhalten<br />

der Zuschauer fand: „Gegen Wolfsburg haben wir gesehen, was für<br />

eine Wucht wir mit allen zusammen, mit den Fans, mit dem Trainer,<br />

mit der Mannschaft entwickeln können.“ Und dazu passte auch der<br />

Schuss von Lars Stindl zum 1:0, der mit 102 Stundenkilometern<br />

hoch im kurzen Eck einschlug. Zu viel Wucht besaß dagegen ein<br />

Schuss des Gladbach-Kapitäns von der Mittellinie, der über Casteel,<br />

allerdings auch übers Ziel - das Tor - hinausschoss. „Typen, Typen“,<br />

sinnierte Kramer auf Nachfrage, „das Thema finde ich sehr schwierig.“<br />

Und fast erleichtert platzte er dann doch noch mit einem Namen<br />

heraus, auf der Suche nach einem Prototyp eines Anführers:<br />

„Heynckes, das ist ein Leader!“<br />

Christopher Kramer.<br />

Da waren nach einer verkorksten Rückrunde und einer Blamage<br />

bei den Münchner Bayern vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg<br />

mal wieder die stereotypen Forderungen nach einem Leader und<br />

einem Drecksack laut geworden. Eine Woche später, nach einem<br />

überzeugenden 3:0 gegen den VW-Klub, fragte keiner mehr nach<br />

solchen Figuren.<br />

Auch deshalb, weil der Gast aus Niedersachsen in Person von Maximilian<br />

Arnold bewies, dass ein Drecksack alles andere als eine Erfolgsgarantie<br />

besitzt. Sich in Scharmützeln mit den Gegenspielern aufzureiben,<br />

statt dem Spiel der eigenen Mannschaft Struktur zu<br />

verleihen, ist kontraproduktiv. Nur wenn die von vielen so bewunderte<br />

Aggressivität eine fruchtbare Hochzeit eingeht mit fußballerischer<br />

Qualität, kann sie weiterhelfen und letztendlich gewinnbringend sein.<br />

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