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SPORT UND FITNESS<br />
Foto: D. Wiechmann.<br />
Auch bei Borussia: Heynckes ist immer der König<br />
Nach dem Spiel ist nicht immer vor dem Spiel<br />
Ohne verkappten Mini-Rambo Kramer<br />
Borussia seinerseits besaß bei dieser gelungenen Rehabilitierung<br />
auch keinen Fußball-Rambo mit dem Messer zwischen den Zähnen.<br />
Christoph Kramer hatte eine Woche zuvor bei der Schmach an der<br />
Isar kurzfristig diesen Weg eingeschlagen. Doch sein bewusstes Foul<br />
in der zweiten Halbzeit war weniger ein Ausrufezeichen denn Ausdruck<br />
von Hilflosigkeit. Der Mittelfeldspieler ist kein Kevin-Prince<br />
Boateng, das überharte Einsteigen war nur ein falsches Zitat, es passte<br />
und passt nicht zu Kramer. Was aber nicht ausschließt, dass er ein<br />
Typ ist. Auf seine, subtilere Weise, authentisch. Darauf scheint sich<br />
der 27-Jährige innerhalb von sieben Tagen besonnen zu haben. Und<br />
nach 44 Minuten in der Partie gegen die Wölfe, lieferte er seine Version<br />
von Individualität mit kollektivem Nutzen: Sein schnell ausgeführter<br />
Freistoß zum 3:0, während Wolfsburgs Keeper Koen Casteels<br />
noch vor dem Pfosten seine Mauer einnordete, zeugt vor allem von<br />
Gedankenschnelligkeit und Frechheit. Und dennoch passte sie zur<br />
mannschaftlichen Wandlung, die ihre Entsprechung im Verhalten<br />
der Zuschauer fand: „Gegen Wolfsburg haben wir gesehen, was für<br />
eine Wucht wir mit allen zusammen, mit den Fans, mit dem Trainer,<br />
mit der Mannschaft entwickeln können.“ Und dazu passte auch der<br />
Schuss von Lars Stindl zum 1:0, der mit 102 Stundenkilometern<br />
hoch im kurzen Eck einschlug. Zu viel Wucht besaß dagegen ein<br />
Schuss des Gladbach-Kapitäns von der Mittellinie, der über Casteel,<br />
allerdings auch übers Ziel - das Tor - hinausschoss. „Typen, Typen“,<br />
sinnierte Kramer auf Nachfrage, „das Thema finde ich sehr schwierig.“<br />
Und fast erleichtert platzte er dann doch noch mit einem Namen<br />
heraus, auf der Suche nach einem Prototyp eines Anführers:<br />
„Heynckes, das ist ein Leader!“<br />
Christopher Kramer.<br />
Da waren nach einer verkorksten Rückrunde und einer Blamage<br />
bei den Münchner Bayern vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg<br />
mal wieder die stereotypen Forderungen nach einem Leader und<br />
einem Drecksack laut geworden. Eine Woche später, nach einem<br />
überzeugenden 3:0 gegen den VW-Klub, fragte keiner mehr nach<br />
solchen Figuren.<br />
Auch deshalb, weil der Gast aus Niedersachsen in Person von Maximilian<br />
Arnold bewies, dass ein Drecksack alles andere als eine Erfolgsgarantie<br />
besitzt. Sich in Scharmützeln mit den Gegenspielern aufzureiben,<br />
statt dem Spiel der eigenen Mannschaft Struktur zu<br />
verleihen, ist kontraproduktiv. Nur wenn die von vielen so bewunderte<br />
Aggressivität eine fruchtbare Hochzeit eingeht mit fußballerischer<br />
Qualität, kann sie weiterhelfen und letztendlich gewinnbringend sein.<br />
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