Erftstadt Magazin April 2018
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AKTUELL<br />
Ab Mitte Mai wird der Brühler Schlosspark wieder zueinem Farbenmeer<br />
Blütenpracht im Brühler Versailles<br />
Der Frühling hält Einzug im Rheinland und die Menschen zieht es vermehrt ins Grüne: Weit vorne der<br />
Schlossparkinder Nachbarstadt Brühl, Teil desUNESCO-Welterbes, erfreut sich steigender Besucherzahlen.<br />
Das liegt auch an der Blütenpracht, die nach den Eisheiligen ab dem 15. Mai wieder den Park ziert. Das<br />
Brühler Markt <strong>Magazin</strong> erhielt einen Einblick in die Gewächshäuser des Schlosses und somit in die<br />
Kinderstube der Pflanzen. ■ Dennis Müller<br />
Auf derSüdseite vonSchloss Augustusburg<br />
harmoniert der Schlosspark<br />
mit dem barocken Gebäude<br />
aufbesondereArt und Weise -man<br />
könnte sagen: hier ist Brühl am<br />
französischsten, denn das Broderieparterre(broderie<br />
bedeutet Stickerei)<br />
basiertauf der Grundlage eines originalen<br />
französischen Gartenplans,<br />
den der in Versailles ausgebildete<br />
Gartenkünstler Dominique Girard<br />
ab 1728 entworfen hatte. Und in<br />
der Tatwirken die Wege, Buchsornamente,<br />
Wiesenbereiche, Brunnen<br />
und Zierbeete wie eine große<br />
Stickerei, die dem alten Muster<br />
folgt. „Unsere Gärtner haben bei<br />
der Auswahl der Blumen eine gewisse<br />
Freiheit“, erklärt Schlosshistorikerin<br />
Christiane Winkler, „aberdas<br />
Schema ist durch die Originalpläne<br />
festgelegt, weshalb unser Schlosspark<br />
als eines der authentischsten<br />
Beispielefranzösischer Gartenkunst<br />
des 18. Jahrhunderts in Europa<br />
gilt.“ Christiane Winkler führt am<br />
Parterrevorbei in denkleinen Jardin<br />
Secreund anschließend zu den Gewächshäusern<br />
im Westendes Parks<br />
-hier werden Malwe, Löwenmäulchen<br />
und Co. auf ihre Einpflanzung<br />
Mitte Maivorbereitet.<br />
50.000 Pflanzen warten<br />
auf ihren Einsatz<br />
Carmen Hauptmann, Teamleiterin<br />
der Schlossgärtner, gießt die<br />
jungen Blumen, bevor sie die Wurzeln<br />
einzelner Pflanzen kontrolliert.<br />
„Hier verbringen die Pflanzen ihre<br />
Jugend, bevor es raus geht“, erklärt<br />
An den Wurzeln erkennt Carmen<br />
Hauptmann, obdie Pflanzen reif<br />
für die Umtopfung sind.<br />
In der Kinderstube der Brühler Blütenpracht:<br />
Carmen Hauptmann und<br />
Christiane Winkler schätzendie Arbeit<br />
im Schlosspark von Augustusburg.<br />
Hauptmann, „damit warten wir bis<br />
Mitte Mai, weil die Eisheiligen teilweise<br />
noch Spätfrost bringen können.“<br />
Doch auch auf dem Parterre<br />
müssendie Blumen einigesaushalten,<br />
große Hitze und viel Feuchtigkeit<br />
sind nicht ungewöhnlich für<br />
den Brühler Sommer. Daher kommen<br />
nur solche Blumen infrage,<br />
die eine gewisse Widerstandsfähigkeit<br />
besitzen. Zudem wird darauf<br />
geachtet, authentische Sorten zu<br />
verwenden, die auch für die barocke<br />
Gartenkunst typisch waren.<br />
15.500 Pflanzen werden schließlich<br />
im Mai innerhalb einer Woche<br />
im Parterreeingepflanzt, insgesamt<br />
werden 50.000 Zierpflanzen im<br />
Park platziert; eine enorme logistische<br />
Leistung. Im benachbarten<br />
Gewächshaus warten zudem bis<br />
zu 150-Jahre alte Lorbeerbäume<br />
auf den Sommer.„Werdie Pflanzen<br />
in voller Blüte sehen möchte,<br />
kommt am besten ab Mitte Juni<br />
in der Park“, sagt Hauptmann. Bis<br />
November bleiben die Pflanzen<br />
schließlich im Beet.<br />
Der Schlosspark als<br />
Gesamtkunstwerk<br />
Die Gärtnerei des Schlossparks<br />
hat freilich noch andereAufgaben.<br />
„Wir sehen den Garten ganzheitlich<br />
und da gehört auch der Englische<br />
Garten dazu“, sagt Christiane<br />
Winkler.Auch hier wirdständig gepflegt,<br />
gemäht und hergerichtet.<br />
Gemeinsam ergeben der Französische<br />
und der Englische Garten ein<br />
Gesamtkunstwerk, das je nach<br />
Licht und Blickwinkel ganz unterschiedliche<br />
Stimmungen bieten<br />
kann. „Das hier ist kein Volkspark<br />
oder Stadtpark“, betont daher Carmen<br />
Hauptmann, „wir werben um<br />
Verständnis dafür, dass das Grillen<br />
oder das Sonnen auf den Wiesenflächen<br />
nicht erlaubt ist.Mittlerweile<br />
zählen wir 110.000 Besucher im<br />
Jahr,vieleinternationale Gästeund<br />
die möchten diesen Park, der mit<br />
dem Haus untrennbar verbunden<br />
ist, auch entsprechend genießen.“<br />
Für Christiane Winklerund Carmen<br />
Hauptmann besitzt der Park eine<br />
große Bedeutung: „Es ist eine unglaublich<br />
vielfältige Arbeit, die wir<br />
hier machen. Wir müssen immer<br />
auf die Natur schauen, die hier alles<br />
bestimmt. Wir können nur reagieren,<br />
daher stellt uns das Klima<br />
immer wieder für neue Herausforderungen“,<br />
sagt Carmen Hauptmann.<br />
Werden Schlosspark mal aus einem<br />
anderen Blickwinkel sehen<br />
möchte,kanndies im Rahmen von<br />
eigenenThemenführungen in den<br />
Sommermonaten tun.<br />
Das Programm befindet sich auf der<br />
Homepage: www.schlossbruehl.de<br />
Mitte Februar werden die Pflanzen eingesäht -Mitte Mai verlassen sie<br />
nach intensiver Pflege schließlich das Gewächshaus.<br />
Brühler Versailles: Das Broderieparterre ist ein herausragendes und authentisches<br />
BeispielfranzösischerGartenkunst (Foto:Horst Gummersbach).<br />
30 <strong>Erftstadt</strong><strong>Magazin</strong>