Mendelssohn Musikwoche Wengen
Gesamtprogramm 2018
Gesamtprogramm 2018
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Zum Programm<br />
Die Verbindung von Cembalo und Hammerflügel im Duo findet sich<br />
in der frühklassischen Epoche (ca. 1750 – 85) im deutschsprachigen<br />
Raum und darüber hinaus, und es dauerte bis weit in die 1780er Jahre,<br />
bis sich der Hammerflügel gegenüber dem Cembalo allmählich durchsetzte.<br />
Das Cembalo, seit dem 17. Jahrhundert König der Tasteninstrumente,<br />
repräsentiert Grösse, Noblesse und Erhabenheit des Barocks.<br />
Sein jüngerer Verwandter, das Fortepiano, steht für klangliche Sensibilität<br />
und Raffinesse und ist eher dem aufkommenden Bürgertum im<br />
18. Jahrhundert zuzuordnen. Die Gegenüberstellung und gleichzeitige<br />
Vereinigung beider Claviere in einem Programm ist höchst reizvoll.<br />
Das bekannte Duett in F-Dur von Wilhelm Friedemann Bach zählt<br />
vermutlich zu seinen frühen Werken. Es handelt sich hierbei um ein<br />
hervorragendes Werk der jungen Gattung Clavier-Duo, in dem Elemente<br />
des Concertos, der Triosonate sowie der Solosonate eindrucksvoll<br />
miteinander verwoben sind.<br />
Das 1771 gedruckte Duett in Es-Dur von Johann Gottfried Müthel<br />
(von mehr als 30 Minuten Spielzeit!) erweist sich als ideales Experimentierfeld<br />
für diese Besetzung. Wie in der frühklassischen Epoche<br />
üblich, erfährt die Besetzungsangabe «Claviere» keine Konkretisierung,<br />
sodass sowohl zwei Clavichorde als auch zwei Cembali als<br />
ausführende Instrumente denkbar wären. Der hochdramatische Mittelsatz<br />
mit vielen dynamischen Angaben legt durchaus für Clavier II<br />
das Fortepiano nahe. Der Kontrast von Cembalo und Fortepiano erweist<br />
sich hier als ideal.<br />
Die vier kleinen Duette für zwei Tasteninstrumente von Carl Philipp<br />
Emanuel Bach sind Charakter-Miniaturen in amüsanter und empfindsamer<br />
dialogischer Struktur.<br />
Felix <strong>Mendelssohn</strong> kam durch seinen Lehrer Carl Friedrich Zelter schon<br />
früh in Kontakt mit Werken Carl Philipp Emanuel Bachs. In genialer<br />
Weise führte er dessen Ideen fort und verwandelte sie in frühromantische<br />
Träume. In einer gemeinsamen Improvisation werden die beiden<br />
Musiker dieser fiktiven Begegnung der beiden Meister nachspüren.<br />
Wie in den Duetten von Bach und Müthel bleibt auch im Falle von<br />
Wolfgang Amadé Mozarts vierhändiger Sonate in D-Dur aus den<br />
frühen 1770er Jahren die Wahl des Tasteninstruments frei. Da die<br />
Dynamik kaum über die Angaben «Forte» und «Piano» hinausgeht,<br />
bleibt das Cembalo der wahrscheinlichste Klangkörper zur Wiedergabe<br />
dieser Sonate.<br />
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