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naturgucker Nr. 36

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATUR-BESTIMMUNG<br />

den Standorten zwischen April und Juli<br />

noch einigermaßen regelmäßig in Erscheinung<br />

tritt. Kennzeichen der Männchen<br />

ist ein rundlicher schwarzgrauer<br />

Spitzenfleck auf der Vorderflügeloberseite,<br />

die Weibchen wirken oberseits<br />

manchmal völlig weiß, weisen aber<br />

meist ebenfalls einen schwach angedeuteten<br />

Spitzenfleck auf. Allerdings wird<br />

man die Oberseiten in der Natur sowieso<br />

nur selten zu Gesicht bekommen,<br />

denn die Falter sitzen so gut wie ausschließlich<br />

mit geschlossenen Flügeln.<br />

Hierbei nehmen sie eine sehr spezielle<br />

Sitzhaltung ein, bei der sich Vorder- und<br />

Hinterflügel in der Regel in hohem Maße,<br />

oft sogar komplett überdecken, sodass<br />

man vom Vorderflügel meist nur<br />

die Spitze hervorlugen sieht. Allein diese<br />

Sitzhaltung ist so typisch, dass man<br />

einen Senfweißling vielfach schon daran<br />

erkennen kann. Eine Sonderrolle unter<br />

den heimischen Weißlingen spielt der<br />

Baumweißling (Aporia crataegi), denn<br />

es ist neben dem Zitronenfalter die einzige<br />

Art, die nicht krautige Pflanzen als<br />

Raupenpflanzen nutzt. Vielmehr legen<br />

die Weibchen ihre Eier an Gehölzen aus<br />

der Familie der Rosengewächse ab, wobei<br />

bevorzugt Weißdorn, Schlehe und<br />

Eberesche sowie Obstgehölze genutzt<br />

werden. Obwohl seine Futterpflanzen<br />

praktisch überall vorkommen, ist der<br />

Baumweißling aber bei Weitem nicht<br />

in allen Landschaften zu finden. Die<br />

großen weißen Falter sind anhand ihrer<br />

oberseits wie unterseits schwarz angelegten<br />

Flügeladerung immer leicht von<br />

allen anderen weißen Schmetterlingen<br />

zu unterscheiden. Ungeübte Beobachter<br />

verwechseln die Art zwar gelegentlich<br />

mit dem Grünaderweißling, doch ist<br />

dieser deutlich kleiner und seine Aderung<br />

ist nicht durch eine Schwärzung<br />

der Adern selber, sondern durch deren<br />

gräuliche Umrandung markiert. Manchmal<br />

kommen auch Verwechslungen mit<br />

einer tagfliegenden Spannerart vor:<br />

Doch auch der Hartheuspanner (Siona<br />

lineata) ist deutlich kleiner, und sein<br />

Flügelumriss mit den spitz zulaufenden<br />

Vorderflügeln ist sehr verschieden.<br />

Zudem zeigt er seine dunkle Aderung<br />

vorwiegend auf der Unterseite, während<br />

das Merkmal beim Baumweißling ja beide<br />

Seiten betrifft. In seinem Flugstil, der<br />

häufig segelnde Elemente enthält, erinnert<br />

der Baumweißling ein wenig an den<br />

Apollofalter, dem er auch in der Größe<br />

nahe kommt.<br />

SELTENE APOLLOS<br />

Damit kommen wir zum Schluss zu<br />

den weißen Schmetterlingen aus der<br />

Familie der Ritterfalter (Papilionidae),<br />

den Apollos. Außerhalb der Alpen kommen<br />

in Deutschland der Rote- und der<br />

Schwarze Apollofalter vor, beide jedoch<br />

extrem selten. Der prächtige Rote<br />

Apollo (Parnassius apollo) besiedelt<br />

ausschließlich trocken-heiße felsige<br />

Hänge mit reichlichen Vorkommen seiner<br />

einzigen Raupenpflanze, der Weißen<br />

Fetthenne (Sedum album). Letzte<br />

Vorkommen finden sich an der Mosel,<br />

im Altmühltal, im fränkischen Jura, der<br />

Schwäbischen Alb und wenigen weiteren<br />

Orten. Die Art ist in hohem Maße<br />

abhängig von der Offenhaltung ihrer<br />

Vorkommensorte. Nach der weitgehenden<br />

Aufgabe der traditionellen Nutzung<br />

als Schaf- und Ziegentriften verbuschten<br />

in der Vergangenheit viele ehemalige<br />

Apollohabitate und wurden für die<br />

Art mehr und mehr ungeeignet. Die<br />

letzten verbliebenen Vorkommen werden<br />

von Seiten des Naturschutzes heute<br />

»apollogerecht« gepflegt, sodass sich<br />

die Bestände stellenweise wieder etwas<br />

erholen konnten. Hauptkennzeichen der<br />

Art sind neben der beachtlichen Größe<br />

und dem segelnden Flug je zwei rote,<br />

schwarz umrandete und meistens weiß<br />

gekernte Flecken auf den Hinterflügeln.<br />

Die Vorderflügel weisen mehrere größere<br />

schwarze Flecken auf, und ihre<br />

Außenränder wirken durch fehlende<br />

Beschuppung transparent.<br />

IN HOHEN LAGEN<br />

Fast noch seltener als der Rote Apollo<br />

ist in Mitteleuropa der viel kleinere<br />

Schwarze Apollo (Parnassius mnemosyne)<br />

zu finden, wobei dieser auch grundverschiedene<br />

Lebensraumansprüche<br />

stellt. Er ist eine Art der kühlen montanen<br />

Lagen und kommt – abseits der Alpen<br />

– deshalb schon immer nur in den<br />

höchsten Lagen weniger Mittelgebirge<br />

vor. Während der nur kurzen Flugzeit<br />

im Monat Juni legen die Weibchen ihre<br />

Eier in Waldrandnähe auf scheinbar unbewachsenem<br />

Waldboden ab, denn die<br />

Raupenpflanzen haben ihre oberirdischen<br />

Teile zu diesem Zeitpunkt schon<br />

wieder eingezogen: Es handelt sich um<br />

unsere heimischen Lerchenspornarten<br />

(Gattung Corydalis), deren unterirdische<br />

Teile von den Falterweibchen<br />

ganz offenbar genau lokalisiert werden<br />

können. Die Jungraupe schlüpft dann<br />

erst im zeitigen Frühjahr des kommenden<br />

Jahres, zeitgleich mit dem Austrieb<br />

des Lerchensporns. Sie vollzieht ihre<br />

gesamte Entwicklung während der<br />

kurzen Zeit, in der die Pflanzen zur<br />

Verfügung stehen. Außer zur Eiablage<br />

dringen die Falter nur selten in geschlossene<br />

Gehölzbestände ein, vielmehr befliegen<br />

sie die waldnahen Bergwiesen<br />

in der Umgebung der Eiablagehabitate.<br />

Die Art ähnelt ein wenig dem größeren<br />

Baumweißling, sie hat aber zusätzlich zu<br />

den dunkel hervortretenden Adern auch<br />

schwarze Zeichnungen auf Vorder- und<br />

Hinterflügeln. Wie beim Roten Apollo<br />

sind die Außenränder der Vorderflügel<br />

unbeschuppt und wirken deshalb transparent.<br />

Auch ist die Grundfarbe nicht<br />

so leuchtend weiß, sondern geht häufig<br />

mehr ins Gelbliche.<br />

Links auf www.<strong>naturgucker</strong>.de<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=roter_apollo<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=zitronenfalter<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=aurorafalter<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=baumweissling<br />

<strong>naturgucker</strong>.de/?art=grosser_<br />

kohlweissling<br />

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