Zentralregulierung in der Insolvenz - Zentralregulierungsrecht.de
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WM Heft 49/2003 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> 2369<br />
e<strong>in</strong>er Aufklärungspflicht herB6• In <strong>de</strong>m Unterlassen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Meldung e<strong>in</strong>er Zahlungsstockung ist aber ke<strong>in</strong>e<br />
schuldhafte Verletzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärungspflicht zu sehen.<br />
Der Vertragslieferant begibt sich <strong>in</strong> die Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschäftsschädigung, wenn er ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe behauptet, ohne<br />
tatsächlich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Organisation zu haben.<br />
Außer<strong>de</strong>m ist die Bewertung von Zahlungsstockungen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlungse<strong>in</strong>stellung schwierig87• E<strong>in</strong>e Warnung,<br />
die zu<strong>de</strong>m an alle Mitgliedsunternehmen gesen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n müsste, wird kaum rechtzeitig möglich se<strong>in</strong> und<br />
ist <strong>de</strong>m Lieferanten daher auch nicht vorzuwerfen.<br />
Weitere Gegenansprüche können aus Bonusansprüchen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen gegenüber <strong>de</strong>n Lieferanten<br />
bestehen, sofern diese nicht direkt durch <strong>de</strong>n Verband<br />
verrechnet wor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Hier ist die Bonusvere<strong>in</strong>barung<br />
genau zu prüfen. Unter Umstän<strong>de</strong>n kann die Doppelzahlungsproblematik<br />
dann beidseitig bestehen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verband auch die Boni nicht weitergeleitet hat.<br />
IV. Versuche e<strong>in</strong>er Kompensation <strong>de</strong>s Doppelzahlungsrisikos<br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />
E<strong>in</strong>e Lösung, die Vertragslieferanten und Mitgliedsunternehmen<br />
gerecht wird, kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>solvenzfesten<br />
Verwaltung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s durch die Verbundgruppe<br />
liegen, so dass das verwaltete Geld weiterh<strong>in</strong> zur Begleichung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Vertragslieferanten bereitsteht.<br />
Es wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle e<strong>in</strong>es Ausgleichs<br />
für die Doppelzahlung diskutiert.<br />
1. For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungskauf<br />
Wenn sich die E<strong>in</strong>kaufskooperation die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferanten abtreten lässt (<strong>in</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> sog.<br />
Inkassozession o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Factor<strong>in</strong>gs, Abgrenzung siehe<br />
vorstehend) und damit Inhaber <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wird, tritt<br />
das Problem nicht auf. Der Vertragslieferant trägt hier<br />
e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig das Risiko, <strong>de</strong>nn das Mitgliedsunternehmen<br />
wird durch Zahlung an die Verbundgruppe als Zessionar<br />
nach § 362 Abs. 1 BGB frei. Fällt die Verbundgruppe<br />
<strong>in</strong> die <strong>Insolvenz</strong>, so kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant die<br />
For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht mehr gegenüber <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />
geltend machen. Diese Lösung ist somit nachteilig<br />
für <strong>de</strong>n Vertragslieferanten. Er zahlt meist e<strong>in</strong>e<br />
Provision für die <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong>klusive Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
und als entsprechen<strong>de</strong> Gegenleistung soll ihm dieses<br />
Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e-Risiko gera<strong>de</strong> abgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Kreditversicherung<br />
E<strong>in</strong>e Kreditversicherung seitens <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />
verursacht Kosten und <strong>de</strong>ckt nicht die volle<br />
For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung gegen die Verbundgruppe ab. E<strong>in</strong>e Versicherung<br />
<strong>de</strong>s Doppelzahlungsrisikos durch die Verbundgruppe<br />
zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen als (echtem)<br />
Vertrag zugunsten Dritter ist für die Verbundgruppe<br />
kostenträchtig. Hier kommt es im E<strong>in</strong>zelfall auf die<br />
Ab<strong>de</strong>ckung und die richtige E<strong>in</strong>schätzung <strong>de</strong>s Risikos<br />
an, damit ke<strong>in</strong>e Unter- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Überversicherung auftritt.<br />
3. Bankbürgschaft<br />
Die Absicherung <strong>de</strong>s Doppelzahlungsrisikos im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Bankbürgschaft, Avalbürgschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ga-<br />
rantie ist <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis seltenB8, da sie sehr unflexibel ist.<br />
E<strong>in</strong>e solche Absicherung wäre m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens so kostenträchtig<br />
wie e<strong>in</strong>e Kreditversicherung.<br />
4. Fonds, Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögen<br />
Die Bildung e<strong>in</strong>es Fonds o<strong><strong>de</strong>r</strong> Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögen z.B.,<br />
<strong>in</strong><strong>de</strong>m Vermögenswerte auf e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>/Stiftung o.ä.<br />
mit <strong>de</strong>m Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Auszahlung an von Doppelzahlung<br />
betroffene Mitgliedsunternehmen übertragen wer<strong>de</strong>n,<br />
ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong>sicherung. Die Anteile<br />
wer<strong>de</strong>n dann vertraglich an die Mitgliedsunternehmen<br />
verpfän<strong>de</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> diese wer<strong>de</strong>n Vere<strong>in</strong>smitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Die Lösung setzt ausreichend Liquidität voraus und<br />
b<strong>in</strong><strong>de</strong>t diese Liquidität vollständig. Außer<strong>de</strong>m muss<br />
das Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögen ricptig bewertet und kontrolliert<br />
wer<strong>de</strong>n und im Ernstfall verwertbar se<strong>in</strong>. Die Erträge<br />
e<strong>in</strong>es Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögens o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fonds stehen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Verbundgruppe zur Kosten<strong>de</strong>ckung zur Verfügung.<br />
Probleme können bei Aktienfonds die Kursschwankungen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
5. Treuhandmo<strong>de</strong>lle<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beachtung soll auch die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
Abwicklung über Treuhandkonten t<strong>in</strong><strong>de</strong>n89• Bisher<br />
wird diese Lösung lediglich bei kle<strong>in</strong>eren Verbän<strong>de</strong>n<br />
praktiziert. Vorteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Treuhandlösung ist, dass dabei<br />
ke<strong>in</strong>e Liquidität gebun<strong>de</strong>n wird. Es muss jedoch Wert<br />
auf e<strong>in</strong>e sorgfältige Vertragsgestaltung gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Um e<strong>in</strong>e <strong>Insolvenz</strong>festigkeit zu erreichen, müsste e<strong>in</strong><br />
geson<strong><strong>de</strong>r</strong>tes und als solches gekennzeichnetes Treuhandkonto<br />
geführt wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich darf sich auf<br />
diesem Treuhandkonto nur Treugut Dritter bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n90•<br />
Die Vertragskonstellationen im Rahmen e<strong>in</strong>er sog. doppelseitigen<br />
Treuhand können wie folgt gestaltet wer<strong>de</strong>n:<br />
Abb.2:<br />
B6 Vgl. LG Bonn, Urteil vom 17.9.1991 -11 0218/90.<br />
87 Entsprechen<strong>de</strong> Diskussionen gibt es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlungse<strong>in</strong>stellung<br />
als <strong>Insolvenz</strong>grund LS. § 17 InsO, vgl. Harz, ZlnsO 2001,<br />
194 f.<br />
88 Vgl. aber z.6. das Sanierungskonzept <strong><strong>de</strong>r</strong> VEDES-Gruppe, Vortrag von<br />
Herrn Dr. Thomas März, unter www.management.wiso.uni-erlangen.<strong>de</strong>/<br />
Studium/ Lehrangebot/Hauptstudium / SBWLlUntemehmensentwicklungi<br />
Vortrag_ Ve<strong>de</strong>s_040702.pdf.<br />
89 Vgl. zur doppelseitigen Treuhand als <strong>Insolvenz</strong>sicherung Bo<strong>de</strong>/Bergt/<br />
Obenberger, OB 2000, 1864; Fischer, OB 2000, 1861: He<strong>in</strong>sius. <strong>in</strong>:<br />
Festschr. Henckel, 1995, S. 387.<br />
90 Vgl. BGH WM 1993, 1524 = WuB i C 3. - 1.94 Canaris, zit. Obermül/er,<br />
a.a.O. (Fn. 19), Rdn. 5.452.