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Die Zillertaler Wanderhändler (Teil 2)<br />
Armut und Not, vielleicht aber<br />
auch der sprichwörtlich angeborene<br />
Geschäftssinn der Zillertaler<br />
waren es, die bereits<br />
im 17. Und 18. Jhdt. junge Leute<br />
aus dem Tal als Wanderhändler<br />
in viele europäische Länder<br />
lockten. Neben den Handschuhverkäufern<br />
(siehe „gfiarig“ Ausg.<br />
16) waren es vor allem die „Ölträger“,<br />
die sich einen Namen<br />
machten.<br />
Von „Ölverlegern und Ölträgern“:<br />
Der ehemalige Feldarzt des<br />
Salzburger Erzbischofs, Peter<br />
Schragl, ließ sich 1685 in Kal-<br />
tenbach nieder. Das Patent der<br />
Landesherren erlaubte ihm die<br />
Herstellung von „Hausmitteln“.<br />
Er beherrschte die Kunst, aus<br />
Kräutern wie Lavendel, Rosmarin,<br />
Melisse oder auch aus<br />
Wacholder und Tannenzapfen<br />
Essenzen zu pressen und destillieren,<br />
um daraus Salben, Tinkturen<br />
und Öle herzustellen.<br />
Da diese Produkte im In- und<br />
Ausland reißenden Absatz fanden,<br />
bemühten sich bald mehrere<br />
Landsleute, die Destillierkunst<br />
zu erlernen, um ebenfalls ein<br />
Herstellerpatent zu erhalten.<br />
Nikolaus Prechtl aus Schlitters<br />
war mit seiner „Asanckh-, Kien-<br />
und Tamarisken Ölprennerei“ um<br />
1768 einer der erfolgreichsten<br />
„Ölverleger“ (Erzeuger).<br />
Zu den vorher genannten Kräutern<br />
kamen bald Beigaben wie<br />
Mohnextrakte, Nelken, Honig,<br />
Holunder, Kamille aber auch exotische<br />
Ingredienzen wie Skorpione<br />
und Kröten.<br />
„Theriak“, als „Mithridat“ verkauft<br />
(benannt nach König<br />
Mithridates), erwies sich als das<br />
erfolgreichste Produkt der Ölverleger.<br />
Mit diesen Mitteln also wanderten<br />
zahlreiche Zillertaler Hausierer<br />
mit ihrer Öltruhe -„einem<br />
viereckigen koffermäßigen roth<br />
oder grün gestrichenen Schrank<br />
von einem Fuß Tiefe, der an Bän-<br />
Regional, seit<br />
Jahrzehnten bewährt!<br />
Handweberei Waldner<br />
52 53<br />
Flugblatt eines Zillertaler Ölträgers, Titelblatt<br />
„Die lustige Melancholie“, 1775. TLM<br />
dern auf dem Rücken hing“ - weit<br />
übers Land und boten meist singend<br />
ihre Ware an.<br />
Freilich mischte manch gar<br />
zu Tüchtiger unter ihnen auch<br />
selbsthergestellte fragwürdige<br />
„Lebensessenzen“ unter die Heilmittel,<br />
wodurch das Gewerbe in<br />
Verruf gebracht wurde.<br />
Auch der medizinische Fortschritt<br />
im 19. Jhdt. dürfte dem<br />
Berufsstand zugesetzt haben.<br />
Trotz wiederholter Hausierverbote<br />
wurde der Ölhandel bis ca.<br />
1850 betrieben. Eine Apotheke<br />
in Schwaz soll sogar noch 1945<br />
„Skorpionöl“ verkauft haben.<br />
Literaturangabe: Schwazer Bezirksbuch<br />
und Pinzer: Zillertal, Tuxertal und Gerlostal<br />
Regionalität mit Qualität<br />
A-6274 Aschau<br />
Telefon +43 (0) 5282 / 2041<br />
www.handweberei-zillertal.at<br />
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