14.12.2012 Aufrufe

Similar

Similar

Similar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zillertal Sage:<br />

Der Teufel als schwarzer Bock<br />

Schlimm ist eine etwas leichtfertige<br />

Zillertaler Dirn weggekommen,<br />

die bei einem Bauern am<br />

Stummerberg im Dienste stand.<br />

Eines Abends war sie wieder einmal<br />

in Stumm unten bei einer<br />

Hochzeit, wo‘s recht lustig und<br />

kreuzfidel zuging und die Geigen<br />

und Klankanetten [Klarinetten]<br />

das junge Volk gar nicht zur Ruhe<br />

kommen ließen. Mit schwerem<br />

Herzen musste die Dirn aber<br />

bald ans Heimgehen denken, da<br />

das Anwesen ihres Dienstgebers<br />

hoch am Berg oben lag. Ihr Geliebter<br />

wollte jedoch noch bleiben und<br />

dachte sich, sie werde wohl Begleiter<br />

genug bekommen, weil er<br />

wohl nicht ihr einziger Schatz sei.<br />

Von ihren anderen „Buebn“ wollte<br />

jedoch auch keiner schon jetzt den<br />

Tanzboden verlassen und so trat<br />

die Dirn allein den Heimweg an.<br />

Sie war noch nicht lang durch den<br />

Wald bergauf gegangen, als sie<br />

plötzlich auf dem schmalen Steige<br />

einen kohlschwarzen Geißbock<br />

neben sich sah, der sie beständig<br />

8<br />

gegen den Abhang zu<br />

drängen versuchte.<br />

Durch Tritte und Stöße ließ sich<br />

das Vieh nicht einschüchtern und<br />

wich auch der Dirn nicht von der<br />

Seite, als sie ihm durch schnelles<br />

Laufen zu entkommen suchte. Es<br />

war ihr längst der Verdacht aufgestiegen,<br />

dass der unheimliche<br />

Bock der „Untere“ selber sein<br />

könnte. In namenloser Angst eilte<br />

sie bergan und erreichte endlich<br />

ein Wegkreuz, das sie mit beiden<br />

Händen erfasste. Der Höllenbock<br />

hielt es natürlich in der Nähe des<br />

Kreuzes nicht aus und umkreiste<br />

dasselbe in weitem Bogen. Zum<br />

Glück kam bald ein nächtlicher<br />

Wanderer des Weges, der die<br />

sterbensmatte Dirn zum Ärger<br />

des Teufels zum nächsten Bauernhof,<br />

genannt, „beim grünen Baum“,<br />

führte, wo sie aber mit schrecklich<br />

zerkratztem Gesicht anlangte<br />

und drei Tage krank darniederlag.<br />

Das hat ihr der Teufel also doch<br />

noch antun können. Von Stund an<br />

hat sich die Dirn gebessert und<br />

führte nun einen makellosen Lebenswandel.<br />

Quelle: Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899,<br />

265 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen,<br />

Berlin 1963, Nr. 175, S. 97f<br />

Veranstaltungstermine<br />

Events

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!