politischer extremismus â
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Am 5. September, unmittelbar vor Rosch ha-Schana, dem jüdischen Neujahrsfest, schändeten Unbekannte<br />
die Mahn- und Gedenkstätte Belower Wald bei Wittstock. Sie zertrümmerten zwei Fenster und warfen<br />
Brandsätze in das Museum. Der Hauptausstellungsraum wurde durch den so entfachten Schwelbrand<br />
zerstört. Auf die Mahnstele sprühten sie in roter Farbe ein Hakenkreuz sowie die doppelte Sig-Rune, das<br />
Symbol der SS, und den Schriftzug „Juden haben kurze Beine“. Gerade dieser Satz legt nahe, dass es sich<br />
bei dieser Aktion um eine gezielte Provokation von Holocaust-Leugnern handeln könnte. Denn diese<br />
behaupten seit Jahr und Tag, dass die Gräuel des Völkermordes nichts anderes seien als ein von<br />
interessierter Seite immer wieder aufgewärmtes „Lügen-Märchen“.<br />
Die Mahn- und Gedenkstätte „Belower Wald“ erinnert an den Todesmarsch von etwa 16.000 Insassen der<br />
Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück im April 1945. Tausende starben unterwegs vor<br />
Hunger, Kälte und Erschöpfung, allein auf dem provisorischen Lagerplatz im Belower Wald bis zu<br />
800 Menschen.<br />
Die brandenburgische Polizei hat eine Sonderkommission „Belower Wald“ eingerichtet und 25.000 Euro<br />
für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgelobt.<br />
Hass gegen „Linke“<br />
Etwa ein Viertel der rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten war auf Auseinandersetzungen<br />
zwischen Rechts- und Linksextremisten zurückzuführen. Nicht selten handelt es<br />
sich um Revierkämpfe einschlägiger Cliquen, die sich gegenseitig die Dominanz in<br />
Jugendeinrichtungen und Stadtteilen streitig machen. Derartige Konflikte können sich über<br />
längere Zeit allmählich verschärfen und dann plötzlich gewaltsam eskalieren. Manchmal<br />
werden einzelne Angehörige der jeweiligen Gegenszene zufällig entdeckt und gejagt,<br />
zusammengeschlagen oder -getreten, manchmal aber auch Schlägereien geplant herbeigeführt.<br />
Am 19. Mai entspann sich in einem vornehmlich von „Linken“ besuchten Premnitzer Jugendclub<br />
folgende Szene: Gleich einem Überfallkommando sprangen mehrere mit Holzlatten bewaffnete<br />
Jugendliche aus Gebüschen hervor und rannten auf die Terrasse des Clubs zu. Die vier dort Anwesenden<br />
eilten davon. Einen jedoch erwischte es. Ihn traf ein Schlag am rechten Arm, und er musste ambulant<br />
behandelt werden.<br />
Ermittelt wurden zwei Tatverdächtige, die als Angehörige der örtlichen rechtsextremistischen Szene<br />
bekannt sind. Das Verfahren gegen sie wurde später eingestellt.<br />
Es kommt auch vor, dass die politische Auseinandersetzung zugleich mit Worten und mit<br />
Schlägen ausgetragen wird. Dann siegt nicht das Argument, sondern die brachiale Übermacht.<br />
Oft demütigt der körperlich Stärkere auch noch den Unterlegenen, indem er ihn nötigt, die<br />
eigene Überzeugung zu verleugnen.