Referat Hansulrich Kuhn, Vorsteher des ... - Kanton Bern
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Medienkonferenz der Polizei- und Militärdirektion vom 4. September 2012 in <strong>Bern</strong><br />
Volksabstimmung Motorfahrzeugsteuern vom 23. September 2012<br />
<strong>Referat</strong> <strong>Hansulrich</strong> <strong>Kuhn</strong>, <strong>Vorsteher</strong> <strong>des</strong> Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes<br />
<strong>des</strong> <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong><br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Es gilt das gesprochene Wort<br />
In den letzten 10 Jahren sind die Fahrzeuge sicherer und damit schwerer geworden. Trotzdem<br />
ist es gelungen, den CO2- Ausstoss in den letzten drei Jahren deutlich zu senken. Es gibt<br />
auch künftig ein grosses Potential für weitere Verbesserungen, es braucht aber dazu finanzielle<br />
Anreizsysteme. Es gilt, die besten Technologien zu fördern.<br />
Der Markt reguliert zwar schon, aber nicht immer im gewünschten Mass. Es ist eine Tatsache,<br />
dass Herr und Frau Schweizer die grössten, stärksten und am meisten Treibstoff verbrauchenden<br />
Personenwagen in Europa kaufen. Das liegt nicht nur an der Topographie, das dürfte<br />
eher eine Wohlstandserscheinung sein.<br />
Der Kauf eines Motorfahrzeuges erfolgt meist nicht nach rationalen Kriterien, sondern ist stark<br />
von Emotionen geprägt. Das bestätigen wissenschaftliche Untersuchungen. Der Neuwagenkauf<br />
ist hinsichtlich Energieverbrauch, Umweltbelastung und CO2-Ausstoss von grosser Bedeutung.<br />
Neuwagenkäuferinnen und Neuwagenkäufer entscheiden für das ganze Autoleben,<br />
im Durchschnitt für 11 Jahre und für 160‘000 Kilometer. Betroffen sind auch Occasionskäuferinnen<br />
und -käufer, weil diese ja nur auswählen können, was auf dem Markt verfügbar ist.<br />
Jährlich tätigen die <strong>Bern</strong>er folgende Ausgaben für das Auto (gerundet in Millionen CHF):<br />
• neue Fahrzeuge 1‘800 (Schätzung 2011)<br />
• Treibstoffkosten 1‘370 1<br />
• Werkstatt / Unterhalt / Zubehör 1‘270 1<br />
• Versicherungskosten 570 1<br />
• Motorfahrzeugsteuern 340<br />
• Parkgebühren 170 1<br />
1 Quelle Strasse Schweiz; Vademecum 2012 (Zahlen für 2009)<br />
Die <strong>Bern</strong>er Autofahrerinnen und Autofahrer schicken heute schon wesentlich mehr Geld<br />
für den Treibstoff ins Ausland als an den <strong>Kanton</strong> für die Strassen. Die Motorfahrzeugsteuern<br />
betragen gemäss TCS 4-5 Prozent der gesamten Fahrzeugkosten. Der Volksvorschlag<br />
verlangt, die Motorfahrzeugsteuern gegenüber heute um jährlich rund 120 Millionen<br />
Franken zu senken (100 Millionen weniger Einnahmen als die Vorlage Ecotax <strong>des</strong> Grossen<br />
Rates). Klüger ist der Ansatz, den Treibstoffverbrauch und damit die Betriebskosten um den<br />
Betrag von 100 Millionen Franken zu reduzieren. Das entspricht einer Treibstoffreduktion von<br />
rund 8 Prozent über den gesamten Fahrzeugbestand. Allein die Bürgerinnen und Bürger <strong>des</strong><br />
<strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> senden je<strong>des</strong> Jahr über 400 Millionen Franken für den Bezug von Treibstoffen in<br />
erdölexportierende Staaten. Das entspricht dem Importwert <strong>des</strong> Treibstoffes für Fahrzeuge<br />
ohne Steuern und Zölle. Wenn der Verbrauch von Treibstoff gesenkt wird, dann leisten wir<br />
einen bedeutenden Beitrag an die Ökologie – aber auch an die bernische Volkswirtschaft. Das<br />
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eingesparte Geld würde im <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> verbleiben. Energieeffizienz ist ein Gebot der Zeit und<br />
hat eine starke volkswirtschaftliche Komponente.<br />
Das Komitee für den Volksvorschlag argumentiert, dass für spezielle Nutzungen grosse und<br />
starke Fahrzeuge gebraucht würden. Sie finden auf dem Vorplatz einige moderne Fahrzeuge<br />
mit tiefem Verbrauch in den Kategorien A, B und C. Es gibt für jede Nutzung ein Fahrzeug<br />
ohne Malus. Eine Liste mit energieeffizienten Fahrzeugen befindet sich in der Dokumentation.<br />
Es gibt selbst Familienvans mit 7 Sitzen, die auch im Jahr 2013 noch in der Effizienzkategorie<br />
A eingeteilt sind.<br />
� Die Autoindustrie ist sehr wohl in der Lage, saubere und energieeffiziente Fahrzeuge herzustellen.<br />
Der Wettbewerb muss aber künftig über die Energieeffizienz stattfinden und<br />
nicht nur über die Leistung oder über den Kaufpreis.<br />
� Selbst in deutschen Autozeitschriften wird der Leserschaft heute empfohlen, Fahrzeuge mit<br />
schwächeren Motorisierungen zu kaufen.<br />
� Je stärker ein Fahrzeug motorisiert ist, <strong>des</strong>to höher ist die Marge für den Neuwagen-<br />
Verkäufer.<br />
Bei einer Annahme <strong>des</strong> Volksvorschlages würde der <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> mit den Motorfahrzeugsteuern<br />
unter dem schweizerischen Mittel liegen. Die Senkung <strong>des</strong> Volksvorschlages beträgt gegenüber<br />
heute 37%. Stossend ist aber vor allem, dass die übermotorisierten Fahrzeuge im<br />
interkantonalen Vergleich sehr günstig wären.<br />
Beispiel 1: Das Luxusfahrzeug<br />
Porsche Panamera 4.8 Turbo, 500 PS<br />
Neupreis ab CHF 192‘000.-, Verbrauch 11,5 l/100km, 270 g CO2 / km, Energieeffizienz G<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE heute CHF 802.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE mit Volksvorschlag CHF 535.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE mit Ecotax CHF 1‘213.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> ZH ab 2013 CHF 1‘388.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> GE heute CHF 3‘838.-<br />
Fazit: Wer sich dieses Fahrzeug leisten will, soll einen Zuschlag für die Steuern bezahlen! Das<br />
gleiche Fahrzeug gibt es auch mit 3 Liter-Dieselmotor (250 PS, Verbrauch 6,3 l / 100km, Energieeffizienz<br />
C, Steuer BE Variante Ecotax 744.-).<br />
Beispiel 2: Der Power-Offroader<br />
Merce<strong>des</strong> ML 63 AMG, 557 PS<br />
Neupreis ab CHF 163‘000.-, Verbrauch 11,8 l / 100 km, 276 g CO2 / km, Energieeffizienz G<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE heute CHF 947.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE mit Volksvorschlag CHF 631.-<br />
Steuer BE mit Ecotax CHF 1‘431.-<br />
Steuer ZH ab 2013 CHF 1‘898.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> GE heute CHF 4‘031.-<br />
Fazit: Mit dem Volksvorschlag wäre dieses Fahrzeug im <strong>Kanton</strong> BE günstigster als in allen<br />
übrigen <strong>Kanton</strong>en! Das gleiche Fahrzeug gibt es als ML 250 Blue Tec mit Allrad (Verbrauch<br />
6,5 l / 100 km, EURO 6, Energieeffizienz C, Steuer BE Variante Ecotax CHF 871.-).<br />
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Beispiel 3: Das Fahrschulfahrzeug<br />
VW Polo 1.2 TDI Diesel<br />
Neupreis ca. CHF 26‘000.-, Verbrauch 3,4 l/100km, 89 g CO2 / km, Energieeffizienz A<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE heute CHF 543.-<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE mit Volksvorschlag CHF 217.- (für erste 4 Jahre)<br />
Steuer <strong>Kanton</strong> BE mit Ecotax CHF 103.- (für erste 4 Jahre)<br />
Wenn die Fahrlehrerin oder der Fahrlehrer jeweils das Fahrzeug nach 4 Jahren verkauft, beträgt<br />
die Einsparung bei den Motorfahrzeugsteuern mit Ecotax jährlich über CHF 400.-. Zudem<br />
kann mit diesem Fahrzeug eine Ersparnis von ca. 2 Liter Diesel / 100 km erzielt werden. Bei<br />
jährlich 20’000 km ergibt sich nochmals eine Ersparnis von rund CHF 700.-.<br />
Fazit: Die Fahrlehrerin oder der Fahrlehrer kann viel Geld sparen dank Ecotax.<br />
Beispiel 4: Das Flottenfahrzeug<br />
Für Flottenhalterinnen und Flottenhalter ist die Vorlage Ecotax <strong>des</strong> Grossen Rates ein attraktives<br />
Angebot. Wenn eine Unternehmung alle 4 Jahre jeweils im Januar neue Fahrzeuge der<br />
Effizienzkategorie A kauft, dann spart sie künftig 80% der heutigen Motorfahrzeugsteuern. Das<br />
ist sehr ökologisch und deutlich günstiger als mit dem Volksvorschlag. Nach vier Jahren wird<br />
zwar wieder die Normalsteuer fällig, dank dem günstigen Treibstoffverbrauch wird aber die<br />
spätere Käuferin oder der spätere Käufer dieses Fahrzeuges ebenfalls grosse Einsparungen<br />
bei den Treibstoffkosten realisieren können. Zudem ist der Wiederverkaufswert von energieeffizienten<br />
Fahrzeugen deutlich höher.<br />
Fazit: Wer die Flotte nach Energieeffizienz auswählt, fährt mit Ecotax sehr günstig!<br />
Beispiel 5: Das Occasionsfahrzeug<br />
Käuferinnen und Käufer von Occasionsfahrzeugen legen Wert auf einen tiefen Verbrauch. Oft<br />
kaufen sie auf dem Markt ein „stärkeres“ Fahrzeug, weil der Preis günstiger ist. Die Occasionskäuferin<br />
oder der Occasionskäufer kann zwar nach Ablauf der Bonus-Frist nicht mehr direkt<br />
vom Bonus profitieren. Da der Verbrauch <strong>des</strong> Fahrzeugs aber günstiger ist, ergeben sich<br />
bei den laufenden Betriebskosten ebenfalls Einsparungen.<br />
Fazit: Selbst der Occasionskäufer freut sich über einen tieferen Verbrauch und profitiert!<br />
Die Bonus-Regelung für Ecotax gilt rückwirkend ab dem 1.8.2010. Der Malus gilt jedoch erst<br />
ab 1.1.2013. Rückwirkend werden einzig über 20-jährige Fahrzeuge stärker belastet (ohne<br />
Veteranenfahrzeuge).<br />
Mit den Erträgen aus der Motorfahrzeugsteuer werden primär Bau, Unterhalt und Betrieb der<br />
Strassen finanziert. Die Infrastruktur- und Unterhaltskosten werden in Zukunft ansteigen. Das<br />
hängt mit dem wachsenden Verkehrsaufkommen zusammen, aber auch mit den höheren Gewichten<br />
der Lastwagen. Die Frage, wie sich eine starke Kürzung der Erträge auf die grossen<br />
Neubauprojekte auswirken würde, ist offen.<br />
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Fahrzeuge aus dem heutigen Marktangebot<br />
Vorbemerkungen:<br />
� Seit der Einführung der Abgasnorm EURO 5 sind auch Dieselfahrzeuge sehr sauber und<br />
aus ökologischer Sicht vergleichbar mit Benzinfahrzeugen<br />
� Die aktuelle Einteilung von allen angebotenen Personenwagen befindet sich unter<br />
www.energieetikette.ch<br />
� Der Bund passt die Energieetikette bis Ende 2012 nochmals an. Die Einteilung der Fahrzeuge<br />
ab 1.1.2013 ist bereits bekannt und kann ebenfalls abgefragt werden.<br />
� Die Fahrzeugliste zeigt, dass es mit Ecotax in allen Fahrzeugklassen Fahrzeuge ohne<br />
Malus (teilweise sogar bis 80 % Bonus) bei den Motorfahrzeugsteuern gibt.<br />
Die Spalten bezeichnen Fahrzeug und Typ / Treibstoff / Energieetikette EEK 2012 und 2013 /<br />
Verbrauch in l pro 100 km / CO2-Ausstoss pro km in g und Bemerkungen<br />
EEK 2012 2013<br />
Effiziente Luxuslimousinen (alle mit 6-Zylinder Motor)<br />
Audi A7 3.0 TDI Diesel A B 5.1 133<br />
BMW 530 d Diesel B B 5.5 145 erfüllt EURO 6<br />
Jaguar XF 3.0d Diesel C C 6.3 169<br />
Merce<strong>des</strong> S-Klasse 350 Blue Tec Diesel B C 6.2 164 erfüllt EURO 6<br />
Effiziente Sportwagen (alle über 200 PS)<br />
Audi A5 2.0 TFSI Coupé Benzin C C 6.0 140<br />
BMW 325 d Coupé Diesel B C 5.7 151<br />
Merce<strong>des</strong> E 250 CGI Coupé Benzin C D 6.4 149<br />
Effiziente Familienfahrzeuge (alle mit 7 Sitzplätzen)<br />
Opel Zafira Tourer 2.0 CDTi Diesel A A 4.5 119<br />
Peugeot 5008 1.6 HDI Diesel A A 4.9 127<br />
Renault Grand Scenic 1.6 dCi Diesel A A 4.6 119 erfüllt EURO 6<br />
VW Touran 1.6 TDI Diesel A A 4.6 121<br />
Effiziente Zugfahrzeuge (alle mit Allrad) Anhängelast<br />
Lexus 450 Hybrid Benzin B B 6.3 145 2‘000 kg<br />
Merce<strong>des</strong> ML 350 Blue Tec Diesel C D 6.8 179 3‘500 kg<br />
Volvo XC 60 D4 Diesel B B 5.7 149 2‘100 kg<br />
VW Touareg 3.0 D Diesel D D 7.0 184 3‘500 kg<br />
Im Gewerbe werden als Zugfahrzeuge oft Lieferwagen eingesetzt. Für diese Fahrzeugart gibt<br />
es sowieso keine Zuschläge.<br />
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