Objektblätter aller Teilregionen - Kanton Bern
Objektblätter aller Teilregionen - Kanton Bern
Objektblätter aller Teilregionen - Kanton Bern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Kanton</strong>ale Landschaften<br />
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der<br />
schutzwürdigen Landschaften<br />
(KIsL) - Entwurf<br />
Beilage 2: <strong>Objektblätter</strong><br />
Fassung für die<br />
Vernehmlassung<br />
und die Mitwirkung<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung<br />
April 2013
Impressum<br />
Auftraggeber:<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung<br />
Fachgremium: Flurin Baumann Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abt. <strong>Kanton</strong>splanung<br />
(Gesamtprojektleitung)<br />
Katharina Dobler Amt für Gemeinden und Raumordnung, <strong>Kanton</strong>splanerin<br />
Erich Linder Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abt. <strong>Kanton</strong>splanung<br />
Rolf Wohlfahrt Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abt. Orts- und Regionalplanung<br />
Irene Roth Amt für Umweltkoordination und Energie, Fachstelle Nachhaltige Entwicklung<br />
Markus Graf Amt für Landwirtschaft und Natur, Abt. Naturförderung<br />
Daniel Fasching Amt für Landwirtschaft und Natur, Abt. Naturförderung<br />
Autoren:<br />
Thomas Frei, Katja Jucker, Regula Schild & Ulrich Roth, Sigmaplan AG, Thunstrasse 91, 3006 <strong>Bern</strong><br />
Jörg Wetzel & Pierre Masson, atelier georegio, Oberburgstrasse 12, 3400 Burgdorf<br />
Mitarbeit: Daphné Rüfenacht, Landschaftswerk Biel-Seeland AG, Postfach, 2501 Biel<br />
Version Datum Inhalt / Autor(en)<br />
1.0 31.01.2013 Entwurf <strong>Objektblätter</strong> / TF, JW<br />
2.0 13.02.2013 Überarbeitung Entwurf<br />
3.0 01.03.2013 Bereinigung Entwurf für Vernehmlassung / TF, JW<br />
3.1 12.04.2013 Durch Fachgremium für Vernehmlassung und Mitwirkung verabschiedete Fassung / TF
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen<br />
Landschaften (KIsL)<br />
Beilage 2: <strong>Objektblätter</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
J1<br />
J2<br />
J3<br />
J4<br />
J5<br />
J6<br />
J7<br />
J8<br />
J9<br />
M1<br />
M2<br />
M3<br />
M4<br />
M5<br />
M6<br />
M7<br />
M8<br />
H1<br />
H2<br />
H3<br />
H4<br />
H5<br />
H6<br />
H7<br />
A1<br />
A2<br />
A3<br />
A4<br />
A5<br />
A6<br />
A7<br />
A8<br />
A9<br />
A10<br />
A11<br />
Haut du Vallon de Saint-Imier<br />
La Chaux d'Abel<br />
Est du massif de Chasseral / Mont-Sujet<br />
Centre du Vallon de Saint-Imier<br />
Petit Val / Moron<br />
Montoz / Vallon des Oiseaux<br />
Graitery<br />
Grandval / La Scheulte / Raimeux<br />
Schmidematt / Hällchöpfli<br />
Grosses Moos<br />
Frienisberg Süd<br />
Wohlensee<br />
Melchnau<br />
Oberösch<br />
Mängistorfberg<br />
Belpberg<br />
Gürbetal<br />
Wynigenberge<br />
Napfbergland<br />
Blappach<br />
Schallenberg / Chapf<br />
Eriz / Zulg<br />
Guggisberg<br />
Gantrisch / Stockhorn<br />
Jaunpass / Hundsrügg<br />
Turbachtal<br />
Wildstrubel<br />
Diemtigtal<br />
Justistal<br />
Üschinental<br />
Kiental<br />
Sous-, Saxetental<br />
Reichenbachtal / Rosenlaui<br />
Gadmental<br />
Gental
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden La Ferrière, Renan,<br />
Saint-Imier, Sonvilier<br />
Haut Vallon de Saint Imier<br />
Objekt Nr. J1<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Centre Jura<br />
1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
3 Plateaulandschaft des Faltenjuras<br />
Wytweiden, Baumreihen, Heckenlandschaft, Trockenmauern, wenig beeinträchtigte<br />
Suze, Moorbiotope, Holzzäune<br />
1 Envers des Convers, 2 Montagne de l’Envers, 3 Les Pontins<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Objekt umfasst den höher gelegenen Teil des St. Immer-Tals mit sanften Erhöhungen auf der Südseite des<br />
Perimeters sowie Bereiche der Plateaulandschaft bei Renan. Im Osten schliesst der Perimeter an das Naturschutzgebiet<br />
Combe Grède und das BLN-Gebiet 1002 Le Chasseral an. Die Siedlungsgebiete von Renan und<br />
Sonvilier liegen ausserhalb des Perimeters. Das gesamte Gebiet befindet sich im regionalen Naturpark<br />
Chasseral.<br />
Prägendes Landschaftselement des Teilgebietes 1 (Envers des Convers, 900 bis 1'100 m ü.M.) ist die Suze,<br />
welche zum grossen Teil wenig beeinträchtigt fliesst und verschiedene naturnahe Zuflüsse aufnimmt (Le Mont<br />
Suze, La Juillarde aus dem Teilgebiet 2). Der Talgrund wird landwirtschaftlich intensiv genutzt, mehrheitlich für<br />
den Futterbau. Neben den Dörfern hat sich eine typische Streusiedlung entwickelt. Die steileren Hänge auf der<br />
Nord- und Südseite des Tals sind bewaldet (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-<br />
Inventar), vorwiegend mit Tannen-Buchenwäldern. An südexponierten Waldrändern finden sich Trockenweiden.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Im südlichen Bereich des Teilgebiets 1 befindet sich eine höher gelegene Ebene mit charakteristischen Einzelhöfen<br />
aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Wege mit Baumreihen verbinden die einzelnen Höfe und landschaftsprägende,<br />
regionaltypische Trockenmauern trennen die Weideflächen. Ähnliche Strukturen finden sich auch im Teilgebiet<br />
2 (Montagne de l’Envers). Ein kleiner Abschnitt der Talstrasse zwischen Renan und Sonvilier (Teilgebiet 1)<br />
hat Eingang in das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS gefunden (nationale Bedeutung mit<br />
viel Substanz).<br />
Das Teilgebiet 3 wird geprägt durch das kantonale Naturschutzgebiet (und Moorlandschaft 27) Les Pontins, mit<br />
national geschützten Hoch- und Flachmooren sowie deren Pufferzonen.<br />
Charakteristisch für das Gebiet ist das lebhafte Mosaik unterschiedlichster Strukturen. Einzelhöfe, Weiler, Verkehrsachsen<br />
– die Bahnlinie Biel-La-Chaux-de-Fonds führt durch das Tal – und naturnahe Landschaftselemente<br />
wie die Suze, Trockenmauern, Holzzäune, Wiesen, Wälder, Hecken, Baumreihen, Weiden und Wytweiden sowie<br />
typischen Elemente von Karstgebieten wie Dolinen und Hochmoore stehen in einer spannenden Wechselwirkung<br />
zueinander und machen den Reiz der Landschaft aus.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Envers des Convers Ackerbau, wenig Forstwirtschaft, eine Wohn- und Beschäftigungsstätte, einzelne Gastwirtschaften<br />
2 Montagne de l’Envers Mehrheitlich extensive Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft<br />
3 Les Pontins Mehrheitlich extensive Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft, einzelne Gastwirtschaften<br />
Die Landwirtschaft nimmt den grössten Teil der Fläche in Anspruch. In den tieferen Lagen wird intensiv Ackerbau<br />
betrieben. Die höher gelegenen Ebenen werden mehrheitlich extensiv bewirtschaftet. Einige Landwirtschaftsbetriebe<br />
im Teilgebiet 3 haben auch die Funktion von Gastwirtschaften übernommen.<br />
Mit dem Hospice "Le Pré-aux-Boeufs“ befindet sich im Teilgebiet 1 bei Renan eine soziale Institution, die Wohnund<br />
Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit sozialpsychiatrischen Problemen anbietet. Das Ferienzentrum La<br />
Cibourg (ebenfalls in der Gemeinde Renan und im Teilgebiet 1) bietet Unterkunftsmöglichkeiten an.<br />
2<br />
Die Region ist bekannt für ihr sanftes, touristisches Angebot. So ist der gesamte Perimeter durchzogen von einem<br />
Netz von Wander- und Bikerouten. Im Winter werden in den Teilgebieten 2 und 3 Langlaufloipen gespurt.<br />
Aufgrund der Nähe zum Skigebiet „Les Savagnières“ (ausserhalb des Objektperimeters) sind im Winter ebenfalls<br />
Schneeschuhwanderer anzutreffen.<br />
Gefährdung<br />
Die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die wenigen Wytweiden, die im Teilgebiet 3 noch vorhanden sind.<br />
Das Risiko besteht in der Entfernung der für die Bewirtschaftung störenden Bäume sowie in der Verbuschung der<br />
nur extensiv nutzbaren Flächen.<br />
Von der Landwirtschaft geht eine weitere Gefahr aus, indem „störende“ Objekte wie Dolinen im Zug der weiteren<br />
Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />
Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />
der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />
saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt. Schliesslich besteht die<br />
Gefahr, dass die landschaftsprägenden Baumreihen bei Überalterung der Bestände nicht ersetzt werden.<br />
Der Druck der Erholungssuchenden ist im Teilgebiet 3 vor allem im Winter gross. Er kann vor allem aus Sicht des<br />
Artenschutzes problematisch sein.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
1 Envers des Convers<br />
2 Montagne de<br />
l’Envers<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
X X X X<br />
X X X<br />
3 Les Pontins X X X X X<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Einzelhöfe mit Hochstammfeldobstkulturen,<br />
Suze<br />
Mosaik aus Baumreihen, Hecken,<br />
Trockenmauern, Weiden<br />
und Dolinen<br />
Mosaik aus Baumreihen, Hecken,<br />
Trockenmauern, Wytweiden,<br />
Weiden, Dolinen sowie<br />
äusserst empfindlichen Hochund<br />
Flachmooren<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Es handelt sich um eine schutzwürdige Landschaft, deren Qualität vor allem in ihrer grossen Vielfalt liegt. Namentlich<br />
sollten die naturnahen und landschaftsprägenden Hecken, Baumreihen und Trockenmauern, Holzzäune<br />
sowie die Flach- und Hochmoore erhalten werden. Weiter soll die Bewirtschaftung der traditionellen Wytweiden<br />
sichergestellt werden.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Chasseral<br />
abzustimmen.<br />
Im Teilgebiet 1 besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
3<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Envers des Convers<br />
Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Ausdehnung Siedlungsgebiete verhindern.<br />
Aufwertung der Suze (stark beeinträchtigte Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie<br />
der Fliessgewässer). Daraus resultiert ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie<br />
des <strong>Kanton</strong>s.<br />
2 Montagne de Erhalten<br />
Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
l’Envers<br />
3 Les Pontins Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Traditionelle Bewirtschaftung der Wytweiden erhalten; ökologisch wertvolle<br />
Hoch- und Flachmoore erhalten.<br />
Gezielte Lenkung des teilweise intensiven Wintertourismus.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden La Ferrière, Renan,<br />
Saint-Imier, Sonvilier<br />
La Chaux d'Abel<br />
Objekt Nr. J2<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Centre Jura<br />
3 Plateaulandschaft des Faltenjuras<br />
Streusiedlung, kleinstrukturiertes Landschaftsmosaik der Freiberge<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet La Chaux d'Abel gehört zu den sogenannten Freibergen, einer typischen plateauartigen Landschaft<br />
des Juras auf einer Höhe von 1'000 bis 1'100 m ü. M. mit sanften Synklinalen und Antiklinalen. Die kleinstrukturierte<br />
Landschaft ist geprägt von einem vielfältigen Mosaik aus Einzelhöfen (Streusiedlung), Wäldern, Wytweiden<br />
und offenen Weiden, Trockenmauern, Hecken, Baumreihen, Einzelbäumen sowie typischen Karstelementen<br />
(Dolinen).<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Mit Ausnahme kleiner Windenergieanlagen im Umfeld der Moorlandschaft sind im gesamten Perimeter kaum<br />
störende Eingriffe zur verzeichnen.<br />
Der <strong>Bern</strong>er Teil der Moorlandschaft 35 La Chaux d'Abel liegt innerhalb des Perimeters. Sie umfasst eine weite<br />
Senke mit Hoch- und Flachmooren sowie verschiedenen Weihern. Die Ruinen einer ehemaligen Ziegelei weisen<br />
auf eine frühere Nutzung dieses Schutzgebietes hin und sind ein Sinnbild für die Veränderungen unserer Kulturlandschaften.<br />
Die Wegpartie Les Etoblons – L'Horloge – La Balance an der Gemeindegrenze zwischen La Ferrière und Renan<br />
hat Eingang in das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS gefunden (nationale Bedeutung mit<br />
viel Substanz). Sie befindet sich noch heute mehrheitlich in einem traditionellen Zustand.<br />
Das gesamte Gebiet befindet sich zudem innerhalb der Grenzen der beiden regionalen Naturparks Chasseral<br />
und Doubs.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Landwirtschaft, sanfter Tourismus, Elemente der Naturlandschaft<br />
Das Gebiet wird zum grossen Teil landwirtschaftlich genutzt. Das Schwergewicht liegt in der Weidewirtschaft,<br />
wobei sich offene Weiden und Wytweiden mit unterschiedlichem Bestockungsgrad abwechseln. Kleinere, gut<br />
geeignete Flächen werden sogar ackerbaulich genutzt. Das Gebiet ist durchzogen von traditionellen und landschaftsprägenden<br />
Trockenmauern und Hecken.<br />
Verschiedene Gastwirtschaften und kleinere Gasthöfe bieten touristische Aktivitäten wie Reitsport, wandern und<br />
biken an.<br />
Bei La Ferrière verläuft die Bahnlinie La Chaux-de-Fonds – Saignelégier durch den Perimeter. In der Moorlandschaft<br />
(562635/225405) und bei Grande Coronelle (562540/223630) sind kleine Windkraftanlagen in Betrieb.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Die Kleinstrukturierung der Landschaft steht aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck. Vor<br />
allem für die typischen Wytweiden droht als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft eine gewisse Gefahr.<br />
Einerseits besteht das Risiko, dass diese typischen Landschaftselemente aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />
mehr oder nur ungenügend genutzt werden. Andererseits werden besser gelegene Flächen intensiver genutzt.<br />
Damit verbunden ist ein Rückgang von natürlichen und traditionellen Landschaftselementen (Dolinen, Trockenmauern,<br />
Hecken, Baumreihen, Einzelbäume, etc.).<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Mosaik von typischen Wytweiden,<br />
Weiden, Trockenmauern,<br />
Hecken, Baumreihen, Einzelbäumen<br />
und Waldrändern sowie<br />
Dolinen<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Perimeter umfasst eine typische Plateaulandschaft des Faltenjuras mit einer überdurchschnittlichen Strukturvielfalt<br />
auf engstem Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation<br />
sowie die traditionelle landwirtschaftliche Bewirtschaftung führen zu einer hohen Landschaftsqualität. Das<br />
Hauptziel ist die Erhaltung der Vielfalt der natürlichen und traditionellen Landschaftselemente.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit Zielen der regionalen Naturparks Chasseral und<br />
Doubs abzustimmen.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Traditionelle Bewirtschaftung der Wytweiden erhalten; ökologisch wertvolle<br />
Hoch- und Flachmoore erhalten.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Corgémont, Cortébert,<br />
Courtelary, Diesse, Lamboing, Nods,<br />
Orvin, Sonceboz-Sombeval<br />
Est du massif de Chasseral / Mont Sujet<br />
Objekt Nr. J3<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Centre Jura, Jura-Bienne<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
7 Berglandschaft des Faltenjuras<br />
Wytweiden, Weiden, Wälder, Métairies (Einzelhöfe)<br />
1 Mont Sujet, 2 Les Prés-d’Orvin, 3 Nordosten des Chasseral<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Perimeter umfasst von Süden nach Norden den Mont Sujet (Teilgebiet 1), die Südhänge westlich von Les<br />
Prés-d’Orvin (Teilgebiet 2) und das Plateau hinter der Krete der östlichen Chasseral-Kette (Teilgebiet 3). Im Westen<br />
grenzt der Perimeter an das Naturschutzgebiet Combe Grède und das BLN-Gebiet 1002 Le Chasseral. Das<br />
gesamte Gebiet befindet sich im regionalen Naturpark Chasseral.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Das Gebiet liegt in einer Höhe von rund 1'000 bis 1'500 m ü.M. Der Strukturreichtum ist auf die jahrhundertealte,<br />
landwirtschaftliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Die steilen Hänge sind bewaldet. Das Gebiet ist durchsetzt<br />
mit verschiedenen grossflächigen, kantonal geschützten Trockenstandorten und Objekten des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars<br />
(Wytweiden). Charakteristisch für den gesamten Perimeter sind die zahlreichen Métairies,<br />
welche von der traditionellen Weidewirtschaft zeugen.<br />
Auf verschiedenen Wytweiden haben sich eindrückliche alte Einzelbäume, meist Buchen oder Ahorne, behaupten<br />
können. Im Frühjahr bilden die blühenden Narzissenfelder (Narcissus pseudonarcissus) einen gelben Teppich<br />
in der Landschaft, insbesondere im Teilgebiet 3.<br />
Das Gebiet gehört zu den beliebtesten Naherholungszielen der Agglomeration Biel, und zwar in allen Jahreszeiten.<br />
Der Mont Sujet bietet eine einmalige Aussicht auf das Mittelland, die Alpen sowie den Chasseral und weite<br />
Teile des Juras.<br />
Charakteristisch für das Gebiet und ein Abbild der traditionellen Juralandschaft ist das wertvolle Mosaik aus weitläufigen<br />
Wytweiden, Einzelhöfen, Trockenmauern, Hecken und Wäldern sowie typischen Karstelementen wie<br />
Dolinen.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilraum<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Mont Sujet Alpwirtschaft, meist Weidewirtschaft, einzelne Gastwirtschaften, Wintertourismus, Forstwirtschaft<br />
2 Les Prés-d’Orvin Alp- und Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft, Gastwirtschaften, Wintertourismus<br />
3 Nordosten des Chasseral Alp- und Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft, Gastwirtschaften, Wintertourismus, wenig<br />
Forstwirtschaft<br />
Die Alp- und Waldwirtschaft macht die Hauptnutzung des Gebietes aus. Aufgrund der Höhe werden die Flächen<br />
ausschliesslich beweidet oder gemäht, Ackerbau ist sehr selten. Landschaftsprägend sind die traditionellen jurassischen<br />
Wytweiden. Dies sind über Jahrhunderte gewachsene Landschaftsformen, die durch eine spezielle<br />
landwirtschaftliche Nutzung entstanden sind. Der Bestockungsgrad der Wytweiden kann sehr unterschiedlich<br />
sein.<br />
2<br />
Wytweiden zeichnen sich durch eine grosse strukturelle Vielfalt aus. Sie bieten unter anderem ein vielfältiges<br />
Futterangebot mit gutem Nährwert. Bäume und Baumgruppen gewähren dem Vieh Schutz, beeinflussen den<br />
Wasserhaushalt positiv und leisten einen Beitrag an die Versorgung mit Brenn- und Nutzholz. Als traditionelle<br />
Abgrenzungen der Wytweiden dienen feste Elemente wie Trockenmauern oder dauerhafte Holzzäune.<br />
Die Mehrheit der Bauernhöfe wird ganzjährig betrieben, einige werden nur für die Sömmerung genutzt. Traditionellerweise<br />
wird bei vielen Métairies neben der Landwirtschaft auch ein Gastronomiebetrieb geführt.<br />
Das Gebiet ist für die Bewohner der Agglomeration Biel gut zu erreichen, dadurch ist die touristische Nutzung vor<br />
allem im Teilgebiet 2 ebenfalls ausgeprägt. Es besteht ein umfassendes Angebot an Wanderwegen, Bike- und<br />
Reitrouten sowie einem Seilpark. Im Winter werden Wanderwege und Langlaufloipen präpariert. Die Liftanlagen<br />
des kleinen Skigebietes von Les Prés-d’Orvin führen zum Mont Sujet und damit in den Objektperimeter hoch.<br />
Gefährdung<br />
Die Kleinstrukturierung der Landschaft, das Mosaik der extensiv bewirtschafteten Wiesen, Weiden und Wytweiden,<br />
Hecken sowie Trockenmauern steht aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck. Vor<br />
allem für die ökologisch wertvollen Trockenstandorte und die typischen Wytweiden besteht als Folge der Intensivierung<br />
der Landwirtschaft eine gewisse Gefährdung. Einerseits droht das Risiko einer Strukturverarmung, indem<br />
wertvolle, alte Einzelbäume (Buchen, Ahorne) nicht mehr ersetzt werden. Der Aufwand, junge Einzelbäume auf<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
einer Weide zu schützen, ist sehr gross. Andererseits können wenig genutzte Flächen innert wenigen Jahren<br />
verbuschen.<br />
Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />
der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />
saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt.<br />
Von der Landwirtschaft geht insofern eine gewisse Gefahr aus, dass „störende“ Objekte wie Dolinen im Zuge<br />
einer weiteren Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />
Der Druck auf den Raum durch Erholungssuchende ist sehr gross. Vor allem im Winter kann er aus Sicht des<br />
Artenschutzes problematisch sein. Aufgrund der grossen touristischen Nachfrage besteht ebenfalls die Gefahr,<br />
dass die Infrastruktur, namentlich das Strassen- und Wegnetz übermässig ausgebaut wird.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilräume<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Mont Sujet X X X X X<br />
2 Les Prés-d’Orvin X X X X<br />
3 Nordosten des<br />
Chasseral<br />
X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Wytweiden und Weiden.<br />
Skulpturenweg von Lamboing<br />
zum Mont Sujet.<br />
Aussichtslage und traditionelle<br />
Alpwirtschaft.<br />
Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />
Wytweiden, Weiden<br />
markante Einzelbäume.<br />
Aussichtslage und traditionelle<br />
Alpwirtschaft<br />
Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />
Wytweiden, Weiden,<br />
markante Einzelbäume oder<br />
Baumgruppen (Fichten).<br />
Traditionelle Alpwirtschaft.<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Es handelt sich um eine schutzwürdige Landschaft, deren Qualität vor allem in ihrer grossen Strukturvielfalt liegt.<br />
Grundlage für diesen Reichtum sind das besondere Relief und die Elemente der Vegetation. Das Hauptziel liegt<br />
eindeutig in der Erhaltung dieser typischen Juralandschaft. Zu den schutzwürdigen Elementen zählen neben<br />
Wytweiden auch Trockenstandorte, prägende Einzelbäume, Trockenmauern und Holzzäune sowie Narzissenfelder.<br />
Die Erhaltung der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung stellt eine wichtige Voraussetzung für die Bewahrung<br />
der Kulturlandschaft und der ökologischen Vielfalt dar. Die Weiterführung der Gastbetriebe bei den<br />
Métairies erlaubt einen Nebenverdienst und ist ein wichtiges Standbein für den sanften Tourismus. Dieser sollte<br />
aber, vor allem im Teilraum 2, gezielt gelenkt werden.<br />
Neue, notwendige und begründete Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen<br />
Naturparks Chasseral abzustimmen.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Mont Sujet Erhalten Aufrechterhaltung der extensiven Bewirtschaftung (Verhinderung der Verbuschung);<br />
Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Traditionelle Bewirtschaftung der Wytweiden erhalten; ökologisch wertvolle<br />
Trockenweiden erhalten.<br />
2 Les Prés-d’Orvin Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />
3 Nordosten des<br />
Chasseral<br />
Erhalten<br />
Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Corgémont, Cortébert,<br />
Sonceboz-Sombeval<br />
Centre du Vallon de Saint-Imier<br />
Objekt Nr. J4<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Jura-Bienne<br />
1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />
Wytweiden, Weiden, Waldränder, Trockenstandorte, Holzzäune, Bäche Suze und Le<br />
Bez<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Perimeter umfasst ausgedehnte Weideflächen in den Gemeinden Cortébert, Corgément und Sonceboz-<br />
Sombeval in der Mitte des Vallon de Saint-Imier (rund 700 bis 800 m ü.M.). Die Siedlungsflächen liegen ausserhalb<br />
des Perimeters. Dieser umfasst eine Synklinale mit dem südexponierten Hang an der Montagne du Droit<br />
zwischen Cortébert und Sonceboz-Sombeval und einen Teil des nordexponierten Gegenhangs bei Corgémont.<br />
Landschaftsprägend ist die Suze, welche zwischen Cortébert und Corgémont zum Teil in einer naturnahen, mäandrierenden<br />
Form fliesst.<br />
Charakteristisch für das Gebiet ist das wertvolle Mosaik aus naturnahen Landschaftselementen wie Trockenmauern,<br />
Wiesen, Waldrändern, Hecken, Baumreihen, Weiden und Wytweiden sowie Fliessgewässern (Suze, Le<br />
Bez). Am Südrand des Forêt du Droit befinden sich ausgedehnte Trockenwiesen- und –weiden.<br />
Die "Pâturage du Droit" bei Corgémont gehört zu den eindruckvollsten Landschaften des <strong>Bern</strong>er Juras. Das gesamte<br />
Gebiet befindet sich im regionalen Naturpark Chasseral.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Landwirtschaft, Wassernutzung<br />
Das Gebiet wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Das Hauptgewicht bilden offene Weiden und Wytweiden<br />
mit unterschiedlichem Bestockungsgrad. Vereinzelt sind noch traditionelle und landschaftsprägende Trockenmauern<br />
und Hecken erhalten. Die Dörfer und Einzelhöfe sind umgeben von Hochstammfeldobstkulturen.<br />
Die Suze wird bei Corgémont (ausserhalb des Perimeters) zur Stromerzeugung genutzt. Zu diesem Zweck wurden<br />
ein Wehr und ein Seitenkanal erstellt. Auf diesem Abschnitt bildet die Suze eine Restwasserstrecke. Auch<br />
am Bach Le Bez besteht ein Kleinwasserkraftwerk (Stollen, Bach als Restwasserstrecke).<br />
Gefährdung<br />
Die Kleinstrukturierung der Landschaft und das Mosaik mit Weiden, Hecken sowie Trockenmauern und Baumreihen<br />
stehen aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck. Vor allem die ökologisch wertvollen<br />
Trockenstandorte und die typischen Wytweiden sind als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet.<br />
Einerseits besteht die Gefahr, dass diese typischen Landschaftselemente aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />
mehr oder nur ungenügend genutzt werden. Andererseits werden besser gelegene Flächen intensiver genutzt,<br />
womit ein Rückgang von traditionellen Landschaftselementen (Trockenmauern, Hecken, Einzelbäume, etc.) verbunden<br />
ist.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
2<br />
Gesamtperimeter X X X X<br />
Mosaik aus Wytweiden, Weiden,<br />
Trockenmauern, Baumreihen,<br />
Hecken und Waldrändern<br />
Fliessgewässer<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Perimeter umfasst eine typische Tallandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />
Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />
landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />
der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume<br />
und Hecken.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Chasseral<br />
abzustimmen.<br />
Im Gebiet besteht ein Konflikt in Bezug auf die Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Aufwerten der Suze und ihrer Zuflüsse (eingedolte und stark beeinträchtigte<br />
Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie der Fliessgewässer). Daraus resultiert<br />
ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Champoz, Châtelat,<br />
Loveresse, M<strong>aller</strong>ay, Monible, Perrefitte,<br />
Pontenet, Saicourt, Saules, Sornetan,<br />
Souboz<br />
Petit Val / Moron<br />
Objekt Nr. J5<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Jura-Bienne<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
Hügellandschaft, Wytweiden, Weiden, Wälder, Trockenmauern und Holzzäune, Bäche<br />
Sorne und Tchaibez, Siedlungen, Tour de Moron<br />
1 Châtelat, 2 Sornetan, 3 Moron-Dorf, 4 Petit Val, 5 Moron-Berg<br />
Gesamtcharakter<br />
Es handelt sich um eine typische Landschaft des Faltenjuras. Teilgebiete bilden der Bergrücken Moron (Teilgebiet<br />
5) und der Côte du Droit (Teilgebiet 4) als markante Antiklinale. Diese Erhebungen grenzen nördlich an die<br />
Täler der Sorne (Teilgebiet 2) und des Tchaibez (Teilgebiet 4) als Synklinale sowie an weitere sanfte Hügel (Teilgebiete<br />
1 und 3). Die beiden Bäche Sorne und Tchaibez vereinen sich am Eingang zur Gorges du Pichoux (BLN-<br />
Gebiet 1009). Dieses Gebiet liegt ausserhalb des Objektperimeters. Im Südwesten geht das Gebiet in die Moorlandschaft<br />
16 von Bellelay über.<br />
Der Südhang der Côte du droit (Teilraum 4) ist von den für den Jura typischen, weissen Kalkfelsen geprägt.<br />
Die strukturreiche Landschaft ist in höheren Lagen stark von Wäldern, Wytweiden, offenen Weiden, Trockenmauern<br />
sowie typischen Karstelementen (Dolinen) durchsetzt. Neben den Weilern Moron und Monible besteht<br />
die Siedlung vorwiegend aus Einzelhöfen. In der offenen Tallandschaft der Sorne und des Petit Val befinden sich<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
die Dörfer Châtelat und Souboz (im ISOS als Ortsbild von nationaler Bedeutung verzeichnet) sowie das Dorf<br />
Sornetan. Alle drei Dörfer verfügen über Bauzonen.<br />
Die steileren Hänge sind bewaldet (meist Buchen-Tannen-Fichten-Wälder), während die übrigen Gebiete vorwiegend<br />
landwirtschaftlich genutzt werden. Das Gebiet ist durchsetzt mit verschiedenen kantonal geschützten<br />
Feucht- und Trockenstandorten sowie Flächen des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars.<br />
Der Perimeter dehnt sich von rund 700 m ü.M. bis rund 1'350 m ü.M. aus. Auf dem höchsten Punkt steht der<br />
Turm von Moron, der eine eindrückliche Aussicht über den Faltenjura bis zu den Alpen bietet. Der markante Turm<br />
wurde von Mario Botta entworfen und 2004 eingeweiht.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Châtelat Landwirtschaft, Waldreservat<br />
2 Sornetan Landwirtschaft, wenig Forstwirtschaft<br />
3 Moron-Dorf Landwirtschaft, Waldreservat<br />
4 Petit Val Landwirtschaft, wenig Forstwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />
5 Moron-Berg Landwirtschaft, wenig Forstwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />
Das Gebiet wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Die höheren Lagen werden beweidet. In den tiefer gelegenen<br />
Teilgebieten 2 und 4 wird auch Futterbau und wenig Ackerbau betrieben. Dabei sind offene Weiden und<br />
Wytweiden mit unterschiedlichem Bestockungsgrad zu verzeichnen. Vereinzelt sind noch traditionelle und landschaftsprägende<br />
Trockenmauern und Hecken erhalten. Die Dörfer und Einzelhöfe der tieferen Lagen sind umgeben<br />
von Hochstammfeldobstkulturen.<br />
Zahlreiche Einzelhöfe, meist Ganzjahresbetriebe, führen traditionellerweise neben der Landwirtschaft einen Gastronomiebetrieb.<br />
Seit dem Bau des Aussichtsturms wird der Moron (Teilgebiet 5) zunehmend von Erholungssuchenden<br />
besucht. Das touristische Angebot besteht zudem aus einem gut ausgebauten Netz an Wanderwegen<br />
und Bikerouten für die Sommermonate sowie einem Skilift und Skitourenmöglichkeiten im Winter. Ein weiteres<br />
touristisches Nischenangebot bilden mehrere Klettergärten im Felsband an der Côte du droit (Teilraum 4).<br />
2<br />
Die <strong>Kanton</strong>sstrasse von Bellelay nach Undervelier (JU) führt durch den Perimeter.<br />
Gefährdung<br />
Die Kleinstrukturierung der Landschaft und das Mosaik aus charakteristischen Dörfern, Weilern und Einzelhöfen<br />
mit Weiden, Hecken sowie Trockenmauern und Baumreihen stehen als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels<br />
unter Druck. Vor allem die ökologisch wertvollen Trockenstandorte und die typischen Wytweiden sind<br />
wegen der Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet. Einerseits besteht die Gefahr, dass diese typischen<br />
Landschaftselemente aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr oder nur ungenügend genutzt werden. Andererseits<br />
werden besser gelegene Flächen intensiver genutzt, womit ein Rückgang von traditionellen Landschaftselementen<br />
(Trockenmauern, Hecken, Einzelbäume, etc.) verbunden ist.<br />
Auf dem Moron (Teilraum 5) wird der Druck durch Erholungssuchende zunehmen. Vor allem im Winter kann er<br />
aus Sicht des Artenschutzes problematisch sein. Weiter besteht hier ein gewisses Risiko, dass bei einer vernachlässigten<br />
Pflege die bestehenden Feuchtgebiete verbuschen.<br />
Bei Sornetan (Teilgebiet 2) besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s. Der unterste Abschnitt<br />
der Sorne wird gemäss Ökomorphologie der Fliessgewässer mehrheitlich als wenig beeinträchtigt oder<br />
naturnah klassiert.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilräume<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Châtelat X X X X X<br />
2 Sornetan X X<br />
3 Moron-Dorf X X X<br />
4 Petit Val X X X X<br />
5 Moron-Berg X X X X<br />
Mosaik von Einzelhöfen, charakteristische<br />
Dörfer und Weiler,<br />
typische Wytweiden, Hecken und<br />
Wälder<br />
Wenig beeinträchtigter Bach<br />
Typische vielfältige Faltenjuratallandschaft<br />
mit ökomorphologisch<br />
wenig beeinträchtigter<br />
Sorne<br />
Mosaik von typischen Wytweiden,<br />
Weiden, Trockenmauern,<br />
Baumreihen, Hecken und Wäldern<br />
Typische, vielfältige Faltenjuratallandschaft<br />
mit Mosaik von<br />
Einzelhöfen, charakteristischen<br />
Dörfern und Weilern, Kalkfelsen,<br />
typischen Wytweiden, Hecken<br />
und Wäldern sowie naturnah<br />
fliessender Bach Tchaibez.<br />
Aussichtslagen, Erholung, Gastwirtschaft<br />
und Mosaik von Einzelhöfen,<br />
typischen Wytweiden,<br />
Weiden, Trockenmauern sowie<br />
Hecken und Wäldern<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />
Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />
landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohe Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />
dieser Strukturvielfalt mit folgenden typischen Landschaftselementen: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune,<br />
Einzelbäume, Hecken und Hochstammfeldobstkulturen an den Siedlungsrändern.<br />
Der sich entwickelnde Tourismus, vor allem auf dem Moron (Teilgebiet 5), sollte gezielt gelenkt werden.<br />
Im Teilgebiet 2 besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Châtelat Erhalten, Fördern Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden) und des charakteristischen<br />
Dorfes Châtelat.<br />
Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Aufwertung des Baches Le Pichoux (Zufluss der Sorne): stark beeinträchtigte,<br />
künstliche und eingedolte Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie der<br />
Fliessgewässer.<br />
2 Sornetan Erhalten Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
3 Moron-Dorf Erhalten Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
4 Petit Val Erhalten, Fördern Erhalten des charakteristischen Dorfes Souboz.<br />
Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Aufwertung der Zuflüsse der Tchaibez (stark beeinträchtigte, künstliche und<br />
eingedolte Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie der Fliessgewässer).<br />
5 Moron-Berg Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Bévilard, Court, La Heutte,<br />
M<strong>aller</strong>ay, Péry, Plagne, Reconvillier,<br />
Romont, Soncebeoz-Sombeval, Sorvilier,<br />
Tavannes, Vauffelin<br />
Montoz / Vallon des Oiseaux<br />
Objekt Nr. J6<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Jura-Bienne<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
7 Berglandschaft des Faltenjuras<br />
Wytweiden, Weiden, Wälder, Einzelhöfe, Tal mit naturnah fliessendem Bach, Holzzäune<br />
1 Vallon des Oiseaux, 2 Montoz<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Perimeter umfasst zwei nicht zusammenhängende Teilgebiete: einerseits die Südhänge des Vallon des Oiseaux<br />
um die Dörfer Plagne und Vauffelin (mit Hochstammobstbäumen in Siedlungsnähe) und andererseits den<br />
Bergrücken Montoz mit dem für den Faltenjura atypisch engen Tal Le Terbez. Beide Teilgebiete liegen mit Ausnahme<br />
des Nordhangs des Montoz im regionalen Naturpark Chasseral und weisen diverse, grossflächige Trockenstandorte<br />
sowie Flächen des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars auf.<br />
Im Frühjahr sind die weiten Ebenen der Teilgebiete 1 und 3 mit gelb blühenden Narzissenfeldern (Narcissus<br />
pseudonarcissus) übersät.<br />
Das Teilgebiet 2 (Montoz) dehnt sich vom tiefsten Punkt im Tal Le Terbez mit rund 700 m ü.M. auf bis knapp<br />
1'300 m ü.M. aus und ist kleinräumig strukturiert. Kleine Erhöhungen mit Hecken, Weiden, Wytweiden, Trockenmauern<br />
und typische Karstelemente wie Dolinen wechseln sich auf engem Raum ab. Charakteristisch sind auch<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
die Einzelhöfe, sogenannte Métairies. Die steile Südflanke des Montoz ist bewaldet (meist Tannen-Buchenwäler).<br />
Der Bach im Tal Le Turbez fliesst weitgehend naturnah bzw. wenig beeinträchtigt.<br />
Auf dem Montoz sind Findlinge abgelagert, die im kantonalen Geotop-Inventar verzeichnet sind. Diese markanten<br />
erratischen Blöcke stammen ursprünglich aus der Dent-Blanche-Decke und wurden während einer grossen Vergletscherung<br />
an ihren heutigen Standort transportiert.<br />
Der Montoz bietet eine hervorragende Aussicht über das gesamte Mittelland und die Alpen, das Seeland, den<br />
Chasseral sowie weite Teile des Juras.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Vallon des Oiseaux Landwirtschaft<br />
2 Montoz Landwirtschaft, Gastwirtschaft, Tourismus, wenig Forstwirtschaft<br />
Hauptnutzung des Gebiets ist die Landwirtschaft. Mit wenigen Ausnahmen werden die landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />
aufgrund der Höhenlage hauptsächlich beweidet oder gemäht. Dadurch ist über die Jahrhunderte ein<br />
mosaikartiges Landschaftsbild entstanden. Extensive Weiden und Wiesen stehen in einem lebendigen Wechsel<br />
mit Wytweiden, Hecken sowie Trockenmauern. Der Bestockungsgrad der Wytweiden ist unterschiedlich.<br />
Das Tal Le Terbez ist relativ eng, nur der Talboden wird landwirtschaftlich genutzt.<br />
Die meisten Landwirtschaftsbetriebe werden ganzjährig bewirtschaftet, nur wenige werden ausschliesslich für die<br />
Sömmerung genutzt. Einige Métairies betreiben neben der Landwirtschaft einen Gastronomiebetrieb.<br />
Das Vallon des Oiseaux und der Montoz sind von der Agglomeration Biel aus gut erreichbar und werden als<br />
Erholungsorte besucht. Auf dem Montoz finden Besuchende neben einer schönen Aussicht auch ein vielfältiges<br />
Angebot an Wanderwegen und Bikerouten sowie im Winter Pfade für Schneeschuhwanderungen.<br />
2<br />
Wo es die Erschliessung und das Gelände ermöglichen, werden die Wälder am Montoz forstwirtschaftlich genutzt.<br />
Gefährdung<br />
Die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die bestehenden Wytweiden (Entfernung der für die Bewirtschaftung<br />
störenden Bäume, daneben Verbuschung der nur extensiv nutzbaren Trockenwiesen und -weiden).<br />
Von der Landwirtschaft geht zudem insofern eine gewisse Gefahr aus, dass „störende“ Objekte wie Dolinen im<br />
Zug der weiteren Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />
Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />
der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />
saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt. Schliesslich besteht die<br />
Gefahr, dass die landschaftsprägenden Baumreihen bei Überalterung der Bestände nicht ersetzt werden.<br />
Der Druck durch Erholungssuchende auf den Raum nimmt in Zukunft zu. Vor allem im Winter kann er aus Sicht<br />
des Artenschutzes problematisch sein. Zudem besteht die Gefahr, dass die Infrastruktur, namentlich das Strassen-<br />
und Wegnetz, ausgebaut wird.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilräume<br />
hinsichtlich<br />
1 Vallon des Oiseaux<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
X X X X X<br />
2 Montoz X X X X X X X<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />
Wytweiden, Métairies<br />
und Weiden.<br />
Aussichtslage und traditionelle<br />
Alp- und Gastwirtschaft<br />
Findlinge ursprünglich aus der<br />
Dent-Blanche-Decke.<br />
Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />
Wytweiden, Métairies<br />
und Weiden.<br />
Aussichtslage und traditionelle<br />
Alp- und Gastwirtschaft.<br />
Idyllisch fliessender Bach Le<br />
Terbez in kleinem Tal<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />
Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />
landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />
der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume,<br />
Hecken und Narzissenfelder sowie Hochstammfeldobstkulturen am Siedlungsrand.<br />
3<br />
Der sich entwickelnde Tourismus, vor allem auf dem Montoz (Teilgebiet 2), sollte gezielt gelenkt werden.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Chasseral<br />
abzustimmen.<br />
Im Teilgebiet 2 besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Vallon des Oiseaux Erhalten, Lenken Erhalten der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (Verhinderung<br />
Verbuschung); Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden);<br />
prägende Landschaftselemente wie Einzelbäume, Baumgruppen, Hecken,<br />
Holzzäune, Trockenmauern, etc.<br />
Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />
2 Montoz Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Erhalten der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (Verhinderung<br />
Verbuschung); Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden);<br />
prägende Landschaftselemente wie Einzelbäume, Baumgruppen, Hecken,<br />
Holzzäune, Trockenmauern, etc.<br />
Erhalten des naturnah fliessenden Baches Le Terbez. Daraus resultiert ein<br />
Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s. Erwünscht wäre<br />
zudem eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, vor allem in<br />
der Nähe des Baches.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Court, Crémines, Eschert,<br />
Grandval, Moutier<br />
Graitery<br />
Objekt Nr. J7<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Jura-Bienne<br />
1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
Markante Antiklinale, Wytweiden, Wald und Bergbauernhöfe, Trockenmauern, Holzzäune<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Perimeter umfasst die Antiklinale der Graiterykette, die sich zwischen den charakteristischen Juraklusen von<br />
Court und Gänsbrunnen erhebt. Die Klus von Court befindet sich nicht im Perimeter, da das Gebiet überwiegend<br />
bewaldet und durch Verkehrswege belastet ist. Der höchste Punkt des Graitery befindet sich auf 1'280 m ü.M.<br />
Die offenen, höher gelegenen Kuppen sind weitläufig und eher flach. Im Gebiet sind verschiedene Quellen anzutreffen,<br />
die entsprechenden Bäche haben auf der Nord- und Südseite des Graitery Kluften in den Kalk gebildet.<br />
Auffällig sind zudem die weissen Kalkbänder im Wald auf der Nordseite.<br />
Die Landschaft in den höheren Lagen ist als Folge der langjährigen Bewirtschaftung sehr strukturreich. Während<br />
die steilen Hänge in der Regel bewaldet sind (meist Buchen-Tannen-Fichten-Wälder mit zwei Objekten aus dem<br />
kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), wird das übrige Gebiet landwirtschaftlich genutzt. Auf der Graitery haben<br />
sich mehrere zerstreute Bergbauernhöfe, sogenannte Bergeries, entwickelt. Die weitläufigen Wytweiden und<br />
Weiden sind durchsetzt mit Trockenmauern, Trockenwiesen und Beständen alter, eindrücklicher Buchen oder<br />
Ahorne. Im Frühjahr sind auch gelb blühende Narzissenfelder (Narcissus pseudonarcissus) anzutreffen.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Der Graitery bietet eine hervorragende Aussicht über das gesamte Mittelland und die Alpen, das Seeland, den<br />
Chasseral sowie weite Teile des Juras.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Alpwirtschaft, Tourismus und Gastwirtschaft, wenig Forstwirtschaft<br />
Die Landwirtschaft (meist Sömmerungsbetriebe mit einer Gastwirtschaft) macht die Hauptnutzung des Gebietes<br />
aus. Aufgrund der Höhenlage werden die Flächen ausschliesslich beweidet oder gemäht. Landschaftsprägend<br />
sind die traditionellen jurassischen Wytweiden. Hierbei handelt es sich um über Jahrhunderte gewachsene Landschaftsformen,<br />
entstanden durch die landwirtschaftliche Nutzung. Der Bestockungsgrad der Wytweiden kann<br />
sehr unterschiedlich sein.<br />
Wytweiden zeichnen sich durch eine grosse Vielfalt aus. Sie weisen ein vielfältiges Futterangebot mit gutem<br />
Nährwert auf. Bäume und Baumgruppen gewähren dem Vieh Schutz, beeinflussen den Wasserhaushalt positiv<br />
und leisten einen Beitrag an die Versorgung mit Brenn- und Nutzholz. Als traditionelle Abgrenzungen der Wytweiden<br />
dienen feste Elemente wie Trockenmauern oder dauerhafte Holzzäune.<br />
Die einmalige landschaftliche Reichhaltigkeit wird von Erholungssuchenden ganzjährig geschätzt. Das Gebiet<br />
bietet verschiedene touristische Angebote, unter anderen Wanderwege und Bikerouten. Weiter sind mehrere<br />
Kletterrouten geplant. Im Winter zieht das kleine Skigebiet Grandval eine Vielzahl an Erholungssuchenden und<br />
Sportlern an. Weiter sind im Winter Schneeschuhwanderer anzutreffen.<br />
Gefährdung<br />
Die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die bestehenden Wytweiden (Entfernung der für die Bewirtschaftung<br />
störenden Bäume, Verbuschung der nur extensiv nutzbaren Trockenwiesen und -weiden).<br />
2<br />
Von der Landwirtschaft geht eine weitere Gefahr aus, indem „störende“ Objekte wie Dolinen im Zug der weiteren<br />
Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />
Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />
der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />
saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt. Schliesslich besteht die<br />
Gefahr, dass die landschaftsprägenden Baumreihen bei Überalterung der Bestände nicht ersetzt werden.<br />
Der Druck der Erholungssuchenden ist im Gebiet Grandval relativ gross. Vor allem im Winter kann er aus Sicht<br />
des Artenschutzes problematisch sein.<br />
In den Kalkbändern im Nordhang des Gratery sind Kletterrouten geplant.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />
Wytweiden, Weiden,<br />
markanten Einzelbäumen oder<br />
Baumgruppen (Fichten).<br />
Traditionelle Alpwirtschaft<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />
Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />
landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />
der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume<br />
und Hecken sowie Narzissenfelder.<br />
Der sich entwickelnde Tourismus sollte gezielt gelenkt werden.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten, Lenken Erhalten der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (Verhinderung<br />
Verbuschung); Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden)<br />
Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Belprahon, Corcelles,<br />
Crémines, Grandval, Schelten, Seehof<br />
Grandval / La Scheulte / Raimeux<br />
Objekt Nr. J8<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Jura-Bienne<br />
1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
Hügellandschaft, Wytweiden, Weiden, Wälder, Bäche, Hochebene, Trockenmauern,<br />
Holzzäune<br />
1 Le Cornet, 2 Mont Raimeux, 3 Seehof, 4 Schelten<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras, den Mont Raimeux als charakteristische<br />
Antiklinale mit Hochebene im Nordwesten (Teilgebiet 2), dessen Südflanke Le Cornet (Teilgebiet 1) sowie zwei<br />
hügelige Teilgebiete im Osten des Perimeters. Es dehnt sich von rund 550 m ü.M. bis rund 1'300 m ü.M. aus.<br />
Das Teilgebiet 2 grenzt im Westen an das BLN-Gebiet 1021 Gorges de Moutier.<br />
Die strukturreiche Landschaft wird auf dem Mont Raimeux, wo Einzelhöfe die Besiedlung dominieren, stark von<br />
Wytweiden und Weiden, Hecken und Baumgruppen, Wäldern, Trockenmauern sowie typischen Karstelementen<br />
wie Dolinen geprägt. Die Wytweiden sind durchsetzt mit alten, eindrücklichen Einzelbäumen, meist Buchen oder<br />
Ahorne. Im Frühjahr prägt das Gelb der Narzissenfelder (Narcissus pseudonarcissus) das Landschaftsbild. Die<br />
tieferen Lagen des Teilgebietes 1 und die Teilgebiete 3 und 4 umfassen offene Tallandschaften mit sanften Hügeln,<br />
Bächen, Dörfern (ausserhalb des Perimeters) und Einzelhöfen.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Die steilen Lagen sind zusammenhängend bewaldet (meist Buchen-Tannen-Fichten-Wälder), während die übrigen<br />
Gebiete landwirtschaftlich genutzt werden. Weiter umfasst der Perimeter verschiedene Feucht- und Trockenstandorte<br />
sowie ein Waldreservat.<br />
Am Südhang des Mont Raimeux stechen die für den Jura typischen weissen Kalkfelsen hervor. Durch diese<br />
Felsen haben Bäche kleine Schluchten in den Kalk gefressen.<br />
Abschnitte der Fahrwege Crémines – Raimeux de Crémines sowie Grandval – Raimeux de Grandval (beide im<br />
Teilgebiet 1) haben Eingang in das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS gefunden (nationale<br />
Bedeutung mit viel Substanz). Ausserhalb des Perimeters befinden sich die Siedlungsgebiete der charakteristischen<br />
Dörfer Grandval und Crémines. Beide sind im ISOS als Ortsbilder von nationaler Bedeutung bezeichnet.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Le Cornet Landwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />
2 Mont Raimeux Landwirtschaft, wenige Gastwirtschaften und Tourismus<br />
3 Seehof Landwirtschaft, Forstwirtschaft, wenig Tourismus<br />
4 Schelten Landwirtschaft, Forstwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />
Die Landwirtschaft macht die Hauptnutzung des Gebietes aus. Die höheren Lagen werden entweder extensiv<br />
gemäht oder beweidet. Landschaftsprägend sind die traditionellen jurassischen Wytweiden. Dies sind über Jahrhunderte<br />
gewachsene Landschaftsformen, entstanden durch die landwirtschaftliche Nutzung. Deren Bestockungsgrad<br />
kann sehr unterschiedlich sein. Wytweiden zeichnen sich durch eine grosse Vielfalt aus. Sie weisen<br />
ein vielfältiges Futterangebot mit gutem Nährwert auf. Bäume und Baumgruppen gewähren dem Vieh Schutz,<br />
beeinflussen den Wasserhaushalt positiv und leisten einen Beitrag an die Versorgung mit Brenn- und Nutzholz.<br />
Als traditionelle Abgrenzungen der Wytweiden dienen feste Elemente wie Trockenmauern oder dauerhafte Holzzäune.<br />
2<br />
Rund um die Streusiedlungen und an den Siedlungsrändern sind Hochstammfeldobstkulturen anzutreffen. Im<br />
tiefer gelegenen Teilgebiet 1 wird auch Futterbau und wenig Ackerbau betrieben.<br />
Der sanfte Tourismus wird gefördert; in der Gemeinde Seehof (Teilgebiet 3) sind neue Kletterrouten geplant.<br />
Auch der Mont Raimeux (Teilgebiet 2) ist bei Erholungssuchenden beliebt. Mehrere Wanderwege führen auf die<br />
Hochebene sowie zu den Gastronomiebetrieben. Auf dem Gipfel des Mont Raimeux bietet ein Beobachtungsturm<br />
aus dem ersten Weltkrieg eine eindrückliche Aussicht über den Faltenjura bis zu den Alpen.<br />
Gefährdung<br />
Die Kleinstrukturierung der Landschaft und das Mosaik aus extensiv bewirtschafteten Wiesen, Weiden und Wytweiden,<br />
Hecken sowie Trockenmauern stehen als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck.<br />
Vor allem die ökologisch wertvollen Trockenstandorte und die typischen Wytweiden sind wegen der Intensivierung<br />
der Landwirtschaft gefährdet. Einerseits besteht die Gefahr, dass Einzelbäume (Buchen, Ahorne) nicht<br />
ersetzt werden. Der Aufwand, junge Einzelbäume auf einer Weide zu schützen, ist sehr gross. Andererseits besteht<br />
ein Risiko, dass wenig genutzte Flächen verbuschen.<br />
Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und der<br />
Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht saniert<br />
werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt.<br />
Von der Landwirtschaft geht zudem eine weitere Gefahr aus, indem „störende“ Objekte wie Dolinen im Zug der<br />
Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Auf dem Mont Raimeux nimmt der Druck durch Erholungssuchenden zu und ist vor allem im Winter aus Sicht des<br />
Artenschutzes problematisch.<br />
Im Teilgebiet 1 besteht aufgrund der Nähe zu Moutier die Gefahr einer Zersiedelung.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Le Cornet X X<br />
2 Mont Raimeux X X X X X X X<br />
3 Seehof X X X X<br />
4 Schelten X X X X<br />
Südhang, Kalkfelsen mit<br />
Schluchten, naturnahe Bäche.<br />
Mosaik aus Hecken, Ackerbau,<br />
Weiden und Hochstammobstkulturen<br />
Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />
Wytweiden, Weiden,<br />
markanten Einzelbäumen oder<br />
Baumgruppen (Fichten).<br />
Traditionelle Bewirtschaftung.<br />
Beobachtungsturm aus dem<br />
ersten Weltkrieg<br />
Mosaik aus sanften Hügeln,<br />
Wäldern, Weiden und Wiesen,<br />
Hofsiedlungen, naturnahen<br />
Bächen, Hecken und Trockenmauern.<br />
Traditionelle Bewirtschaftung<br />
Mosaik aus sanften Hügel, Wäldern,<br />
Weiden und Wiesen, Hofsiedlungen,<br />
naturnahen Bächen,<br />
Hecken und Trockenmauern<br />
sowie Hochstammobstkulturen.<br />
Traditionelle Bewirtschaftung<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />
Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />
landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />
der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume,<br />
Hecken und Hochstammfeldobstkulturen am Siedlungsrand.<br />
Der sich entwickelnde Tourismus, vor allem auf dem Mont Raimeux (Teilgebiet 2), sollte gezielt gelenkt werden.<br />
In den Teilgebieten 1 und 3 bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Le Cornet Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Ausdehnung Siedlungsgebiet verhindern.<br />
Erhalten der bestehenden Qualität, aufwerten bzw. ausdolen der Seitenbäche<br />
von La Rauss; beim Bach Le Gore Virat ergibt sich daraus ein Konflikt<br />
mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
2 Mont Raimeux Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />
3 Seehof Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Aufwertung von ökologisch beeinträchtigten Bachabschnitten; beim Rohrgraben<br />
und beim Bach La Gabiare ergeben sich daraus ein Konflikt mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s<br />
4 Schelten Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />
Aufwertung von ökologisch beeinträchtigten Bachabschnitten.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp,<br />
Rumisberg, Wiedlisbach, Wolfisberg<br />
Schmidematt / Hällchöpfli<br />
Objekt Nr. J9<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Oberaargau<br />
2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />
7 Berglandschaft des Faltenjuras<br />
Einzigartige Tektonik der ersten Jurakette, Fossilien, Aussichtslagen<br />
1: Schmidematt, 2: Farnern-Rumisberg, 3: Dettenbühl<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet Schmidematt / Hällchöpfli liegt leicht nördlich zurückversetzt von den Siedlungen und Infrastrukturbauten<br />
des Jurasüdfuss und der Aareebene. Zwischen Balmberg und der Klus weicht der geologische Aufbau<br />
markant von den sonst steilen und waldreichen Hängen der ersten Jurakette ab. Durch Sackungen gewaltiger<br />
Gesteinspakete ist hier eine Landschaft entstanden, die sich in Wellen, Kuppen, Tälchen, Grate und Terrassen<br />
auflöst. Dieser mosaikartige Aufbau zeigt sich auch in der Vegetation: Waldpartien (mit verschiedenen Objekten<br />
aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar) und karge Felsen stehen in einem lebhaften Wechsel mit Weiden,<br />
Hecken und trockenen Wiesen. Die Gesteinsschichten enthalten zahlreiche Fossilien, welche in tektonischen<br />
Aufschlüssen sichtbar sind.<br />
Die am Fuss abgelagerten Schuttfächer führten zur Ausprägung von Terrassen und sogenannten Nackentälern,<br />
welche die Besiedlung und Bewirtschaftung der Hanglagen überhaupt ermöglicht haben (Teilgebiete 2 und 3).<br />
Etwas versteckt hinter Wäldern und Kuppen haben sich die Bergdörfer Farnern, Rumisberg und (ausserhalb des<br />
Perimeters) Wolfisberg entwickelt. Als Folge der vorherrschenden Mergelschichten sowie der glazialen Überprägung<br />
sind die siedlungsnahen Gebiete relativ wasserreich und fruchtbar. Über die Jahrhunderte haben sich stel-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
lenweise wertvolle Trockenstandorte mit seltenen Pflanzenbeständen entwickelt. Zu erwähnen ist auch die Bedeutung<br />
des Raumes als Wildwechsel- und Einstandsgebiet.<br />
Landschaftlich gänzlich unterschiedlich zu den Hangzonen präsentieren sich die Kuppenlagen der ersten Jurakette<br />
(Teilgebiet 1). Das ursprüngliche Gewölbe der Faltung wurde aufgerissen, wobei sich durch die Erosion ein<br />
Flankental ausgebildet hat. Die entblössten Mergelhorizonte führten zur Entstehung der beinahe alpin anmutenden<br />
Weidehochtäler von Buechmatt, Hinteregg und Schmidematt. Die für den Jura typischen Dolinen und Verwitterungstrichter<br />
sind hier zahlreich anzutreffen, sie sind auf den kalkigen Untergrund zurückzuführen.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Schmidematt Alp- und Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, einzelne Gastbetriebe, Freizeit und Erholung,<br />
Bergsport, Wandern und Biken<br />
2 Farnern-Rumisberg Siedlungen, herkömmliche Landwirtschaft mit etwas Ackerbau, Erschliessungsinfrastrukturen<br />
3 Dettenbühl Einzelhöfe, extensive Landwirtschaft, Naherholung, Erschliessung<br />
Vorherrschend ist ein traditionelles Bewirtschaftungsmuster. Neben den forstwirtschaftlich genutzten Waldflächen<br />
nimmt die Landwirtschaft einen grossen Teil der Fläche in Anspruch. Während in den tieferen Lagen (vor allem<br />
Teilgebiet 2) Ackerbau betrieben wird, dominiert gegen oben (Teilgebiet 1) die Viehwirtschaft. Das Bipper-Hochtal<br />
auf der Krete wird nach wie vor alpwirtschaftlich genutzt - als Besonderheit werden auf der Schmidematt Fohlen<br />
gesömmert.<br />
Abgesehen von den Dörfern in Terrassenlage ist das Gebiet dünn besiedelt. Hangaufwärts sind einzelne Aussiedlerhöfe<br />
entstanden. Auf der Jurahöhe haben sich in Sichtweite zueinander einige Alpbetriebe entwickelt.<br />
Einzelne traditionelle Berggasthöfe sind für die lokale Gastwirtschaft von Bedeutung. Sie sind zudem wichtige<br />
Voraussetzung für das Funktionieren eines sanften Tourismus. Auf der Kuppe verläuft der Höhenwanderweg<br />
zwischen Basel und Genf. Dieser Juraabschnitt ist besonders bei Wandernden, Velofahrenden, Langläuferinnen<br />
und Bergsteigern als Naherholungsgebiet beliebt. Die steilen Kalkplatten bei der „Bättlerchuchi“, einem künstlichen<br />
Durchbruch zur Erschliessung des Hochtals aus der Zeit des ersten Weltkriegs, werden wie auch das Rüttelhorn<br />
als Kletterfelsen genutzt. Topografisch bedingt bieten sich an einigen Stellen eindrückliche Ausblicke weit<br />
über das Mittelland an.<br />
2<br />
Der Bau von Infrastrukturen ist zurückhaltend erfolgt. Als einschneidende, landschaftliche Störelemente sind die<br />
verschiedenen Hochspannungsleitungen im Umfeld des Rüttelhorns zu nennen.<br />
Gefährdung<br />
Zumindest gewisse Teilbereiche sind aufgrund von Nutzungsentwicklungen einer gewissen Gefährdung ausgesetzt.<br />
Die Gründe dafür liegen in der Siedlungsentwicklung, dem Druck auf die Landschaft durch alternative<br />
Energieformen (Windenergie) sowie durch allenfalls ausufernde Erholungsnutzungen. Das Teilgebiet 1 ist als<br />
Windenergieprüfraum P16 gemäss Richtplananpassung 2012 ausgeschieden.<br />
Die Südanflüge auf den Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg führen über die Region Schmidematt / Hällchöpfli.<br />
Der stetig wachsende Flugverkehr und die damit verbundenen Emissionen werden von der Bevölkerung als störend<br />
wahrgenommen. Sie schmälern den Erlebniswert der naturnahen Landschaft.<br />
Die fortschreitende Verbuschung nicht mehr genutzter Landwirtschaftsflächen stellt besonders in höheren Lagen<br />
ein landschaftliches Risiko dar. Vor allem das Bipper Hochtal ist randlich gefährdet durch Vergandung und anschliessendes<br />
Vordringen des Waldes.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Siedlungs- und Verkehrsinfrastrukturen sind hauptsächlich im Teilgebiet 2 vorhanden. Die Nähe zur Autobahn<br />
und die gut erschlossenen Gebiete entlang der Aare erzeugen einen Druck durch Private und Firmen auf den<br />
Raum, was die Tendenz zur Zersiedlung erhöhen könnte.<br />
Auch der Druck durch Erholungssuchende auf den Raum ist zeitweise gross. Unkontrolliert und nicht kanalisiert<br />
kann er zu einer Banalisierung gewisser Teilräume führen.<br />
Von der Landwirtschaft geht insofern eine Gefahr aus, als dass gewisse „störende“ Objekte wie Dolinen oder<br />
Kammern im Sinne der Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />
Mit der Energiewende wird der überregionale Transport von Elektrizität wichtiger. Da das Gebiet bereits heute<br />
vorbelastet ist, besteht ein gewisses Risiko von zusätzlichen Leitungen und Masten.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Schmidematt X X X X X X<br />
2 Farnern-<br />
Rumisberg<br />
X X X<br />
3 Dettenbühl X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
traditionelle Alp- und Gastwirtschaft,<br />
Naherholung, Tektonik,<br />
Trockenstandorte, Wildeinstandsgebiete,<br />
Aussichtslagen<br />
geologische Besonderheit mit<br />
Aufschlüssen, attraktive Lage<br />
der Dörfer, Wildtierkorridor,<br />
Gewässer<br />
Mosaik aus Hecken und Wiesen,<br />
Flora, idyllische Landschaft,<br />
Wildtierkorridor, Trockenstandorte<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Da es sich um einen wichtigen Abschnitt der ersten Jurakette handelt, ist die Fernwirkung der Landschaft gross.<br />
Die vorgelagerten Ebenen gehören zu den dynamischen Entwicklungsgebieten des Mittellandes, entsprechend<br />
intensiv sind deren Nutzung und der damit verbundene Druck auf die Landschaft. Ein intaktes Hinterland ist sehr<br />
wichtig und das allgemeine Ziel heisst Erhalten desselben.<br />
Insgesamt handelt es sich um eine schutzwürdige Landschaft, deren Potenziale vor allem im geologischen Aufbau<br />
und den damit verbundenen Besonderheiten der Topographie und der Vegetation liegen. Eingriffe in die<br />
Landschaft sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen, sind aber aufgrund der Exponiertheit und Empfindlichkeit<br />
des Raumes äusserst sorgfältig zu planen. Im Vordergrund steht die angepasste Weiterentwicklung der nutzbaren<br />
Kulturlandschaft. Weitergehende Nutzungen und Bauten sind nur unter einer umfassenden Interessensabwägung<br />
zu verantworten. Aus kultureller Sicht gilt es, die traditionelle land- und forstwirtschaftliche Nutzung, aber<br />
auch die Gastbetriebe mit ihren Nebennutzungen aufrecht zu erhalten.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Schmidematt Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Auf Eingriffe sehr empfindliches Teilgebiet. Sorgfältiger Umgang mit der<br />
landwirtschaftlichen Nutzung: Aufrechterhalten der Alpwirtschaft und Verhindern<br />
der drohenden Verbuschung sowie von Eingriffen in geologische<br />
Objekte (Dolinen). Wichtig ist das Freihalten von Aussichtspunkten;<br />
Gewisse Besucherlenkungs-Massnahmen sind erwünscht;<br />
Hochspannungsleitungen stören das Landschaftsbild, weitere Eingriffe nur<br />
unter umfassenden Abwägungen und mit Ersatzmassnahmen, Sorgfältige<br />
Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen Nutzung von<br />
Windenergie.<br />
2 Farnern-Rumisberg Erhalten, Fördern Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung. Eine weitere Zersiedlung soll<br />
verhindert werden. Infrastrukturbauten müssen dem lebhaften Landschaftscharakter<br />
gerecht werden. Die geologischen Aufschlüsse sind zu erhalten.<br />
Das Gebiet kann gegebenenfalls noch besser in regionale und überregionale<br />
Tourismus- und Freizeitangebote eingebunden werden (gilt auch für<br />
Teilgebiet 1).<br />
3 Dettenbühl Erhalten, Fördern Landschaftlich sehr wertvolles Teilgebiet. Im Zentrum stehen Erhaltungsmassnahmen<br />
der Kleinstrukturen wie Hecken, Steinhaufen und Kammern.<br />
In lokalen Planungen als Schutzgebiete ausscheiden, Pflege der Landschaft<br />
fördern.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Bargen, Finsterhennen, Gampelen,<br />
Ins, Kallnach (Niederried), Müntschemier,<br />
Siselen, Treiten, Walperswil<br />
Grosses Moos<br />
Objekt Nr. M1<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
seeland.biel/bienne<br />
8 Landwirtschaftlich geprägte Ebenen des Mittellandes<br />
Weite Ebene, geometrisch angelegtes System von Entwässerungsgräben und Flurwegen,<br />
grossflächige landwirtschaftliche Nutzgebiete (Ackerbau und Gemüse) und ökologische<br />
Ausgleichsflächen, Windschutzstreifen (Gehölze)<br />
1: Witzwilermoos, 2: Heumoos, 3: Östliches Grosses Moos<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Grosse Moos ist eine weite Ebene zwischen dem Bieler-, Neuenburger- und Murtensee. Flurwege, Gehölze<br />
und Baumreihen teilen sie in einzelne Landschaftskammern ein. Die Grenze zwischen den <strong>Kanton</strong>en <strong>Bern</strong> und<br />
Freiburg verläuft mitten durch die Gegend, welche auch als "Gemüsegarten" der Schweiz bezeichnet wird. Die<br />
intensive landwirtschaftliche Nutzung (Acker- und Gemüsebau) ist eng mit der durch den Menschen gesteuerten<br />
Landschaftsgeschichte verbunden.<br />
Das Grosse Moos wurde nach der letzten Eiszeit mehrfach überflutet, eingestaut und umgestaltet. Zahlreiche<br />
Flussmäander prägten das Landschaftsbild bis zur ersten Juragewässerkorrektion JGK (1868 – 1891). Relikte<br />
davon sind insbesondere im Teilgebiet 1 (Witzwilermoos) zu finden. Kernelement der JGK war der Bau der vier<br />
Kanäle Hagneck-Kanal, Nidau-Büren-Kanal, Zihl-Kanal und Broye-Kanal. Das Ziel war, den Seespiegel um mehr<br />
als 2 m zu senken und so das Grosse Moos trocken zu legen. Aufgrund des Landdrucks (Nutzung von tiefer<br />
gelegenen Gebieten) und der einsetzenden Sackung der ehemaligen Moorböden häuften sich aber bis Mitte des<br />
20. Jahrhunderts die Überschwemmungen wieder und machten eine zweite JGK (1962 – 1973) notwendig. Diese<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
umfasste den Ausbau der Kanäle und den Bau weiterer Infrastrukturanlagen wie Brücken, Wehre, Pump- und<br />
Kraftwerke. Im Rahmen von Gesamtmeliorationen erfolgten parallel dazu der Bau eines umfassenden Flurwegnetzes<br />
und Wasserbaumassnahmen (Drainage und Bau von Gräben, Bewässerungsmöglichkeiten), welche der<br />
Landschaft ihr heutiges Gesicht geben. Als Schutz gegen die Winderosion wurden diverse Feldgehölze und<br />
Baumreihen angepflanzt. Im Teilgebiet 2 (Heumoos) zeugen die beiden Staatswälder von Aufforstungen des<br />
<strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> um 1890.<br />
Der Charakter der landschaftlichen Weite ohne grössere Überbauungen ist in allen drei Teilgebieten erlebbar,<br />
insbesondere aber im Teilgebiet 3 (Östliches Grosses Moos).<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
1 Witzwilermoos<br />
2 Heumoos<br />
3 Östliches Grosses Moos<br />
Hauptnutzungen<br />
Landwirtschaft (Ackerbau Gemüse), Freizeit/Erholung<br />
Der Anteil des Ackerlandes an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist mit rund 90% im gesamtschweizerischen<br />
Vergleich ausserordentlich hoch. Auf rund 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird Gemüse als Hauptkultur<br />
angebaut. Die Strafanstalt Witzwil (Teilgebiet 1) unterhält einen grossflächigen Landwirtschaftsbetrieb mit ausgedehnten<br />
ökologischen Ausgleichsflächen.<br />
Das Dorf Ins (ausserhalb des Perimeters) ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Strassen von Ins in Richtung<br />
Sugiez (FR) und Kerzers (FR) führen wie die Eisenbahnlinie quer durch das Grosse Moos, ebenso wie die<br />
Umfahrungsstrasse T10.<br />
In den letzten Jahren erfolgten verschiedene ökologische Aufwertungsmassnahmen, welche die Wiederherstellung<br />
des ursprünglichen Charakters des Grossen Mooses zum Ziel hatten. Verschiedene Gebiete stehen unter<br />
Naturschutz, so das Gebiet Ziegelmoos/Iselerendüne (Relikt der traditionellen Seeländer Kulturlandschaft mit<br />
Sanddüne) und der Birkenhofweiher (künstlich erstellt als Beispiel eines Mäanders) im Teilgebiet 1 (Witzwilermoos)<br />
oder der Fräschels-Weiher (alte Lehmgrube) im Teilgebiet 3 (Östliches Grosses Moos). Die beiden Naturschutzgebiete<br />
im Teilgebiet 1 sind Kerngebiete des Objektes M12 aus dem kantonalen Geotopinventar (Objektblatt<br />
M12). Der gesamte Objektperimeter ist im kantonalen Geotopinventar verzeichnet.<br />
2<br />
Das Flurwegnetz dient Erholungsuchenden für die Freizeitnutzungen Velofahren und Inlineskaten. Während der<br />
Expo.02 wurde das Routennetz ausgebaut. Es ist heute eines der Standbeine im Bereich des Agrotourismus (mit<br />
nationalen Routen der Stiftung SchweizMobil).<br />
Das Elektrizitätswerk und die ehemalige Karbidfabrik (heute Maschinenfabrik und Eisengiesserei) von Kallnach<br />
sind im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS verzeichnet (nationale Bedeutung). Als Träger<br />
von elektrischer Energie wurden mehrere, das Grosse Moos durchquerende Hochspannungsleitungen errichtet.<br />
Gefährdung<br />
Die intensive landwirtschaftliche Nutzung zieht eine Reihe von Problembereichen nach sich. Dazu zählen u.a. die<br />
Verdichtung und der stärkere Abbau des Bodens, die Belastung von Gewässern, Boden, Luft und Nahrungsmitteln<br />
durch Dünger und Pestizide, der weitere Rückgang des Artenreichtums in der Tier- und Pflanzenwelt oder<br />
die Beeinträchtigung von Gestaltungsqualität und Erholungseignung der Landschaft.<br />
Sichtbare Veränderungen in der Landschaft ergeben sich u.a. durch die Abnahme von Naturwiesen, einen vermehrten<br />
Einsatz von Plastik- und Vliesabdeckungen sowie den Bau von Gewächshäusern. Andere Gefährdungen<br />
gehen von der Bautätigkeit aus. Projekte zur Ausdehnung von Industrie- und Gewerbegebieten sowie zum<br />
Ausbau der landwirtschaftlichen Infrastruktur (Wegnetz, Be- und Entwässerungssystem, Hochwasserschutz, etc.)<br />
könnten das Landschaftsbild wesentlich beeinflussen.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Die einmalige Weite der Landschaft könnte schliesslich durch den Bau von Windenergieanlagen negativ beeinflusst<br />
werden. Die Teilgebiete 2 (Heumoos) und 3 (Östliches Grosses Moos) gehören zum kantonalem Windenergieprüfraum<br />
P1 gemäss Richtplananpassung 2012.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Witzwilermoos X X X X<br />
2 Heumoos X X X X<br />
3 Östliches Grosses<br />
Moos<br />
X X X<br />
Spezialfall aufgrund der für den<br />
<strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> einmaligen landschaftlichen<br />
Offenheit und Weite<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
In der Schweiz sind unverbaute, grossflächige Ebenen eine Seltenheit. Hauptziele sind daher die Erhaltung der<br />
landschaftlichen Weite, der Schutz und periodische Unterhalt der bestehenden naturnahen (Vernetzungs-) Strukturen<br />
sowie die Abstimmung der verschiedenen Nutzungsansprüche (Landwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz,<br />
Freizeit/Erholung, Energie).<br />
Das Grosse Moos ergänzt die bedeutenden Vogelschutzreservate Fanel und Grande Cariçaie am Neuenburgersee.<br />
Die Funktion als übergeordneter Rastplatz für Zugvögel von internationaler Bedeutung ist zu erhalten.<br />
Grossflächige Ausscheidungen von Arbeitszonen und der Ausbau von Gewächshäusern sowie anderer landwirtschaftlicher<br />
Infrastruktur sind zu vermeiden. Aus landschaftlicher Sicht ist auch die Nutzung der Windenergie<br />
kritisch zu beurteilen. Sie ist allenfalls auf das Teilgebiet 3 (Östliches Grosses Moos zu beschränken) und mit<br />
Aspekten der Umweltbildung bzw. bestehenden agrotouristischen Angeboten zu verbinden (bspw. Ausbau Gemüsepfad<br />
mit Informationen zu erneuerbaren Energien).<br />
3<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Witzwilermoos Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />
Strukturen (Naturschutzgebiete, naturnahe Elemente auf dem Landwirtschaftsbetrieb<br />
der Strafanstalt Witzwil und Ersatzmassnahmen im Zusammenhang<br />
mit dem Bau der T10), Strukturierung und Pflege der Windschutzstreifen,<br />
Erhalten des offenen Landschaftscharakters (insb. Gebiet Erlehof);<br />
Fördern des ökologischen Ausgleichs in der Landwirtschaft und der naturnahen<br />
Gewässerbewirtschaftung (Gräben und Kanäle, insb. Isleren-, Seeboden-,<br />
Ziegeleikanal, Schwarz- und Brüelgraben);<br />
2 Heumoos Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Besucherlenkung auf dem landwirtschaftlich genutzten Flurwegnetz<br />
Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />
Strukturen (bspw. naturnahe Elemente im Obermoos, Aufwertungsflächen<br />
entlang des Hauptkanals), Strukturierung und Pflege der Staatswälder,<br />
Erhalten des offenen Landschaftscharakters;<br />
Fördern des ökologischen Ausgleichs in der Landwirtschaft und der naturnahen<br />
Gewässerbewirtschaftung (Gräben und Kanäle, insb. Haupt- und<br />
Räckeldornekanal, Münzgraben);<br />
Besucherlenkung auf dem landwirtschaftlich genutzten Flurwegnetz;<br />
Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />
Nutzung von Windenergie<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
3 Östliches Grosses<br />
Moos<br />
Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />
Strukturen (Naturschutzgebiete, Aufwertungsflächen entlang des Hauptkanals),<br />
Strukturierung und Pflege der Windschutzstreifen, Erhalten des offenen<br />
Landschaftscharakters;<br />
Fördern des ökologischen Ausgleichs in der Landwirtschaft (bspw. im Gebiet<br />
Bargenmoos und entlang des Unterwasserkanals) und der naturnahen<br />
Gewässerbewirtschaftung (Gräben und Kanäle, insb. Haupt-, Usser-, Stägematte-,<br />
Halematte- und Unterwasserkanal, Bräste- und Länggraben);<br />
Besucherlenkung auf dem landwirtschaftlich genutzten Flurwegnetz;<br />
Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />
Nutzung von Windenergie<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Kirchlindach, Meikirch,<br />
Seedorf, Wohlen<br />
Frienisberg Süd<br />
Objekt Nr. M2<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />
12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Mosaiklandschaft mit Aussichtslagen, regionaltypische Bauten, klare Siedlungsbegrenzung<br />
1: Südliche Abdachung, 2: Östliche Abdachung, 3: Wahlendorf<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Frienisberg erhebt sich als sanft gewellte Hügellandschaft zwischen dem Wohlensee, der Ebene des Lyssbachs<br />
und dem Seeland. Die Landschaft zeichnet sich durch ein vielfältiges Erscheinungsbild aus. Wichtigste<br />
Elemente sind das bewegte Relief und die Waldflächen. Über unterschiedlich ausgeprägte Zwischenstufen mit<br />
Plateaucharakter erhebt sich das Gebiet Frienisberg Süd am nördlichen Rand des Perimeters zum höchsten<br />
Punkt auf 820 m ü.M.<br />
Die zum Wohlensee hin entwässernde Südflanke des Frienisbergs (Teilgebiet 1) zeigt eine stärkere Neigung und<br />
Zerklüftung als das Gebiet des Krebsbaches, welcher die südöstlich exponierte Seite entwässert (Teilgebiet 2).<br />
Dazwischen finden sich kleinräumige Plateaus und spektakuläre Aussichtslagen über die Agglomeration <strong>Bern</strong>.<br />
Durch einen hohen Wald- und Heckenanteil ist die Landschaft reich strukturiert und ermöglicht Sichtbeziehungen<br />
mittlerer Distanz zwischen den Siedlungen, welche auf harmonische Weise als getrennte Teilräume wahrgenommen<br />
werden. Charakteristisch ist ein Mosaik von unterschiedlichen Siedlungsformen, landwirtschaftlich genutzten<br />
Offenflächen und Wald.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Die Weiler Möriswil und Illiswil (Teilgebiet 1) sind als zusammenhängende Strassendorfbebauungen aus dem<br />
18./19. Jahrhundert im Inventar der schützenswerten Ortsbilder ISOS (nationale Bedeutung) erfasst. Daneben<br />
finden sich weitere Weiler und Einzelhöfe in traditioneller Bauweise. Verschiedene Dorfkerne sind geprägt von<br />
stattlichen Bauernhäusern und alten Einzelbäumen, insbesondere das in einer Waldlichtung liegende Wahlendorf<br />
(Teilgebiet 3).<br />
Das stark bultige Gross-Seggenried "Wildi" bei Grächwil (Teilgebiet 2) ist ein Naturschutzgebiet von kantonaler<br />
Bedeutung. Das Flachmoor mit Weiher umfasst 2.6 ha und liegt an einem feucht-schattigen Waldrand.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1: Südliche Abdachung Landwirtschaft (Ackerbau und Milchwirtschaft), Forstwirtschaft, Erholung<br />
2: Östliche Abdachung Landwirtschaft (Ackerbau und Milchwirtschaft), Forstwirtschaft, Erholung, Verkehrsachse<br />
3: Wahlendorf Landwirtschaft (Ackerbau und Milchwirtschaft), Forstwirtschaft, Erholung<br />
Neben den forstwirtschaftlich genutzten Waldflächen nimmt die intensive Landwirtschaft einen grossen Teil des<br />
Gebietes in Anspruch. Vorherrschend sind Ackerbau und Milchwirtschaft.<br />
Aufgrund der Vielzahl von Siedlungen durchziehen zahlreiche Verkehrswege die Landschaft. Einige von ihnen<br />
sind von historischer Bedeutung und im Inventar der historischen Verkehrswege IVS verzeichnet (Klosterweg bei<br />
Wahlendorf: nationale Bedeutung mit viel Substanz). Über den Frienisberg führt die direkte Verbindung von der<br />
Stadt <strong>Bern</strong> nach Aarberg.<br />
Als gut erreichbarer Höhenzug zwischen der Stadt <strong>Bern</strong> und dem Seeland stellt der bewaldete Frienisberg ein<br />
beliebtes Naherholungsgebiet dar. Erwähnenswert sind die Aussichtslagen, welche sich im gesamten Gebiet<br />
finden und den Blick gleichzeitig in Richtung Grossraum <strong>Bern</strong>, in die Alpen und in das Seeland und den Jura<br />
öffnen.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Die Nähe zur Stadt <strong>Bern</strong> und die gute Erschliessung führen zu einem hohen Siedlungsdruck, was den ländlichen<br />
Charakter und den Erholungswert des Gebiets einschränken kann.<br />
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft steigt der Bedarf an funktionaler Infrastruktur. Moderne landwirtschaftliche<br />
Grossbauten ausserhalb des Siedlungsraumes können das Landschaftsbild beeinträchtigen.<br />
Das Teilgebiet 2 (Östliche Abdachung) und ein Grossteil des Teilgebietes 1 (Südliche Abdachung) gehören zum<br />
kantonalen Windenergieprüfraum P7 gemäss Richtplananpassung 2012. Als Folge der guten Einsehbarkeit der<br />
für die Windnutzung prädestinierten Hang- und Gratlagen entwickelt sich ein Interessenskonflikt zwischen Landschaftsschutz<br />
und Energiegewinnung.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiet<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1: Südliche Abdachung<br />
X X X<br />
Mosaik unterschiedlicher Siedlungsformen,<br />
Wald und Landwirtschaftsflächen;<br />
Aussichtslagen<br />
und Hecken; Ortsbilder<br />
Möriswil und Illiswil<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiet<br />
hinsichtlich<br />
2: Östliche Abdachung<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
X X X<br />
3: Wahlendorf X X X<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Mosaik unterschiedlicher Siedlungsformen,<br />
Wald und Landwirtschaftsflächen;<br />
Aussichtslagen<br />
und Hecken<br />
störungsarme Landschaftseinheit,<br />
mehrheitlich intakte<br />
Dorfstruktur, Obstbäume, Hecken<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das stadtnahe Gebiet Frienisberg Süd bietet mit einer harmonisch ausgeprägten Vereinigung von offener Landschaft,<br />
Siedlung und Wald sowie Naherholungsmöglichkeiten attraktive Wohnlagen. Die Hauptzielsetzungen<br />
liegen in der Erhaltung der traditionellen Dorfbilder und der Wahrung der bestehenden Siedlungsgrenzen. Siedlungserweiterungen<br />
sind äusserst sorgfältig zu planen und unter Einbezug der Entwicklungen in den Nachbargemeinden<br />
zu beurteilen.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1: Südliche Abdachung<br />
Erhalten, Lenken<br />
2: Östliche Abdachung<br />
Erhalten, Lenken<br />
Eine sorgfältige Siedlungsplanung soll dazu beitragen, dass die Dorfstrukturen<br />
erhalten bleiben. Landwirtschaftliche Nutzbauten ausserhalb der<br />
Bauzone sind bestmöglich in die Umgebung einzugliedern.<br />
Mit zusätzlichen Struktur- und Vernetzungselementen kann der ökologische<br />
Wert der Landschaft verbessert werden. Sorgfältige Interessenabwägung<br />
im Zusammenhang mit der möglichen Nutzung von Windenergie.<br />
3: Wahlendorf Erhalten Die ungestörte Einheit der besiedelten Waldlichtung soll mit umsichtiger<br />
Bautätigkeit erhalten werden.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden <strong>Bern</strong>, Frauenkappelen,<br />
Mühleberg, Wohlen<br />
Wohlensee<br />
Objekt Nr. M3<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
<strong>Bern</strong> Mittelland<br />
36 Flusslandschaft<br />
12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Verlandungsprozesse, bewaldete Steilhänge und Flachufer, Nutzungsvielfalt<br />
1: Steinisweg / Oberei, 2: Wohlei<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Wohlensee entstand 1920 durch den Bau der Stauanlage des Wasserkraftwerks Mühleberg. Das Kraftwerk<br />
fand als Spezialfall Eingang in das Inventar der schützenswerten Ortsbilder ISOS (nationale Bedeutung). Der<br />
künstliche See bildet das prägendste Element in der Schichtstufenlandschaft des Aaretals nordwestlich von <strong>Bern</strong>.<br />
Er erstreckt sich über eine Distanz von knapp 10 km von Hinterkappelen (Kappelenbrücke) bis zum Stauwehr<br />
und lässt durch seine gewundene Gestalt den ehemaligen Aarelauf erahnen. Steile Hänge säumen die Südseite<br />
des Wohlensees. Im Gegensatz zur Nordseite sind viele Abschnitte nicht begehbar und die Siedlungen sind<br />
spärlich. Als Kontrast zu den abfallenden Hangflanken finden sich ausgeprägte Flachzonen unmittelbar am Wasser,<br />
welche besiedelt und landwirtschaftlich genutzt sind. Verbreitet sind wertvolle Strukturelemente wie Obstbaumwiesen,<br />
Feldgehölze, Hecken, Einzelbäumen und Flurwege anzutreffen.<br />
Die Weiler Hofen und Wohlei sind im ISOS (nationale Bedeutung) erfasst. Die beiden Siedlungen sowie die Einzelhöfe<br />
am See sind durch Geländestufen und Waldflächen deutlich von den städtisch geprägten Orten ausserhalb<br />
des Objektperimeters getrennt. Die umgebenden Hänge formen eine in sich geschlossene Landschaftseinheit<br />
und wirken insbesondere nach Süden wie ein schützender Riegel gegenüber der Autobahn und der Ag-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
glomeration <strong>Bern</strong>. Dass die Seeufer nicht für motorisierte Fahrzeuge befahrbar sind, stärkt den Erholungswert<br />
und den Eindruck einer abgeschiedenen Landschaft.<br />
Im Uferbereich des Sees finden sich vereinzelt Röhricht- und Riedgebiete von kantonaler Bedeutung, welche als<br />
seltene Lebensräume für gefährdete Pflanzen und Tiere von grossem Wert sind. Ökologisch bedeutsam und<br />
schweizweit einzigartig sind die natürlichen Verlandungsprozesse, welche durch die Sedimentablagerungen im<br />
See erfolgen. Durch ständige Ab- und Umlagerungen von Geschiebe entstehen Inseln, Untiefen und Flachwasserzonen,<br />
welche in einem natürlichen Sukzessionsprozess durch Pionierpflanzen besiedelt werden. Diese Situation<br />
ist von grossem floristischen und faunistischen Interesse.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1: Steinisweg / Oberei Naherholungsgebiet, extensiv bewirtschaftete Wälder in steilem und schlecht zugänglichem<br />
Gelände, mässig bis intensive Landwirtschaft, Wasserkraftnutzung<br />
2: Wohlei Intensiv genutztes Naherholungsgebiet, mässig bis intensive Land- und Forstwirtschaft,<br />
Wasserkraftnutzung<br />
Die glazial geformten Hügel und die flachen Uferzonen werden mässig bis intensiv landwirtschaftlich genutzt.<br />
Ackerbau und regionaler Obstanbau sind die häufigsten Nutzungsformen. Das Gebiet ist geprägt von der landwirtschaftlichen<br />
Nutzung, Siedlungen, Verkehrswegen und Energieübertragungsleitungen.<br />
Für die Stadt und die Agglomeration <strong>Bern</strong> stellt der Wohlensee mitsamt seiner Umgebung ein wichtiges und beliebtes<br />
Naherholungsgebiet dar. Die Faszination und der Erholungswert der Flusslandschaft sind auf Uferwegen<br />
zu Fuss oder mit dem Fahrrad erlebbar. Eine national vermarktete Veloroute (SchweizMobil) verläuft entlang des<br />
Nordufers. Der See kann mit Booten befahren werden und ist für den Rudersport von Bedeutung. Wildromantische<br />
Rastplätze können von Kennern auf dem Wasserweg erreicht werden.<br />
Gefährdung<br />
Die gute Erreichbarkeit (direkte Zufahrt) bewirkt insbesondere im Teilgebiet 2 (Wohlei) eine konzentrierte Nutzung.<br />
Der Druck auf den Erholungsraum Wohlensee ist bedingt durch die stadtnahe Lage gross und wird künftig<br />
noch zunehmen. Wie andernorts geht die Erholungsnutzung oftmals einher mit Parkplatzproblemen und dem<br />
Liegenlassen von Abfällen sowie der Störung von sensiblen Lebensräumen. Eine Übernutzung kann die Naturwerte<br />
und den Erholungswert beeinträchtigen. Gross ist die Gefährdung der einzigartigen Pionierlebensräume<br />
auf den Verlandungsflächen (Inseln). Diese sensiblen Ökosysteme sind relativ gut zugänglich.<br />
2<br />
Eine Intensivierung der Landwirtschaft birgt die Gefahr einer Monotonisierung der Nutzflächen. Auch ist ein weiterer<br />
Verlust von Hecken, Einzelbäumen und Obstbaumwiesen zu befürchten. Auf den kleinräumigen Landwirtschaftsflächen<br />
unmittelbar am See sind Strukturelemente eher spärlich. Eine zunehmende "Ausräumung" bedeutet<br />
landschaftliche und ökologische Verluste.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiet<br />
hinsichtlich<br />
1: Steinisweg/ Oberei<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
X X X X X X X<br />
2: Wohlei X X X X X<br />
Stichworte<br />
Röhricht, Ufer-und Riedlandbereiche,<br />
punktuelle Besiedlung<br />
(Einzelhöfe)<br />
Ortsbilder Hofen und Wohlei,<br />
Hochstammobstbäume<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Wohlensee und die umgebenden Ufergebiete sind eine schützenswerte Landschaft. Trümpfe sind die landschaftliche<br />
Vielfalt, ungestörte Siedlungsstrukturen, einzigartige Werte hinsichtlich Ökologie und Naherholung.<br />
Mit der Förderung von natürlichen Strukturelementen (Baumgruppen, Hecken, etc.) können innerhalb der landwirtschaftlich<br />
genutzten Offenflächen am Seeufer Trittsteinbiotope sowie landschaftliche Akzente gesetzt werden.<br />
Landschaftsschonende Nutzungsaktivitäten und die Förderung der Biodiversität sind zu unterstützen.<br />
Die künftige Wasserkraftnutzung gemäss Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s sollte unter Berücksichtigung<br />
der Landschaftsqualitätsziele und Entwicklungsziele erfolgen.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1: Steinisweg / Oberei<br />
Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Erhalten des aktuellen Zustandes, Fördern der Biodiversität / Strukturelemente,<br />
Lenken der Erholungsnutzung.<br />
2: Wohlei Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Erhalten und Fördern von Strukturelementen (Hecken, Einzelbäume, Obstbaumwiesen).<br />
Unterstützen von landschaftsschonenden Nutzungsaktivitäten.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Madiswil, Melchnau, Reisiswil<br />
Melchnau<br />
Objekt Nr. M4<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Oberaargau<br />
14 Stark geformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Vielfalt, Topographie, Kulturlandschaft, hügeliger Übergang zwischen Wässermatten<br />
der Rot und Langete<br />
1: Melchnau, 2: Reisiswil<br />
Gesamtcharakter<br />
Die Region Oberaargau verbindet die beiden Grosslandschaften Jura und Napf. Der höher gelegene Teil besteht<br />
aus einem weiten Sandsteinplateau, das durch zahlreiche Rinnen fein ziseliert ist. Der tiefere ist geprägt von den<br />
Moränen der ehemaligen Gletscher und der Aare. Das Gebiet ist sowohl Hügelland wie auch Ebene. Die geologischen<br />
Ursprünge sind in der Landschaft und in deren Nutzung abgebildet. In den Hügelgebieten haben sich in<br />
verschiedenen Rodungsinseln Einzelhöfe entwickelt, in den Tallagen die Dörfer.<br />
Das Plateau südlich von Langenthal wird durch zwei grössere Flusssysteme zerschnitten. Sowohl die Langete<br />
wie die Rot entspringen im Napfgebirge und strömen nordwärts der Aare zu. Schon in frühen Zeiten wurden in<br />
diesen relativ flachen Tälern durch die Zisterzienser die berühmten Wässermatten mit dem feingliedrigen Kanalnetz<br />
angelegt. Das Objekt Melchnau verbindet das Tal der Rot mit jenem der Langete und hat damit auch die<br />
Funktion als Korridor zwischen den beiden Ästen des BLN-Gebietes 1312 Wässermatten.<br />
Das Teilgebiet 1 (Melchnau) grenzt an die Rot und zieht dann über die stark zerfurchte Kuppe der Blängge zu<br />
einem markanten Sandsteinhügel mit den beiden Ruinen Grünenberg und Langenstein. Diese überblicken und<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
wachen über die Ortschaft Melchnau, die sich nordwestlich am Fuss des Hügels ausbreitet. Nur wenige Höfe<br />
haben sich in diesem bewegten Relief behaupten und entwickeln können.<br />
Das daran anschliessende Teilgebiet 2 (Reisiswil) ist West-Ost orientiert und schafft eine Verbindung zum Langetental.<br />
Es handelt sich um offenes Kulturland, das mit zahlreichen Einzelhöfen durchsetzt ist. Die Hohwacht<br />
bildet mit 780 m ü.M. den höchsten Punkt. Reisiswil und Mättenbach sind zwei Kleindörfer. Das Teilgebiet 2<br />
schliesst im Westen an einen Wildtierkorridor an.<br />
Beide Teilgebiete weisen ein sehr lebendiges Relief auf. Diese topographische Vielfalt wird unterstützt durch<br />
zahlreiche Einzelbäume und Kleinlebensräume. Mit den beiden Burgstellen hat das Gebiet auch kulturhistorische<br />
Bedeutung.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Melchnau Einzelhofsiedlung, Milchwirtschaft, Obstgärten, Einzelbäume, wenig Ackerland, Naherholungsgebiet<br />
von Melchnau, Verbindungsstrasse Melchnau-Altbüron<br />
2 Reisiswil Kleinsiedlungen, Viehwirtschaft und Ackerbau, Obstgärten und Einzelbäume, lokale und<br />
regionale Verbindungsstrassen, Schiessstand Adlihubel<br />
Das Gebiet Melchnau wird vorwiegend land- und forstwirtschaftlich genutzt. Auf Grund der lebhaften Topografie<br />
ist die Besiedlung zurückhaltend. Abgesehen von der Ortschaft Melchnau, die als regionales Kleinzentrum wirkt,<br />
sind vorwiegend Einzelhöfe in Streusiedlung anzutreffen.<br />
Als Folge der Nähe zu den grösseren Ortschaften Langenthal und Huttwil hat das Gebiet eine wichtige Funktion<br />
als Naherholungsgebiet. Die Burgstellen führen zu einem gewissen Tourismus, der regionalwirtschaftlich Potenzial<br />
aufweist.<br />
Gefährdung<br />
Das Gebiet ist reich an Kleinstrukturen. Solange die Abgeltungen für die Pflege und den Unterhalt derselben für<br />
die Bewirtschaftenden attraktiv sind, werden die Strukturen gepflegt und unterhalten. Sollten diesbezüglich aus<br />
finanziellen Gründen jedoch Änderungen erfolgen, dürfte deren Existenz mittelfristig gefährdet sein. Damit kämen<br />
wichtige Kleinlebensräume zum Verschwinden, was sich negativ auf die Struktur und die Biodiversität des Raumes<br />
auswirken würde. In diesem Zusammenhang ist auch die Mechanisierung der Landwirtschaft zu erwähnen.<br />
Elemente der Naturlandschaft stehen oft in einem Konflikt mit modernen Bewirtschaftungsmethoden. Andererseits<br />
könnten Randzonen unternutzt und damit vernachlässigt werden.<br />
2<br />
Ein gewisser Druck ist im Umfeld der Burgstellen zu beobachten. Diese werden nicht nur von Schulen oder von<br />
kulturgeschichtlich interessierten Personen aufgesucht. Zunehmend wird das Gebiet auch für Feste und<br />
Zusammenkünfte benutzt, was zeitweilig zu Litteringproblemen führt.<br />
Generell sind die beiden Teilgebiete jedoch relativ wenig gefährdet. Eine weitere Zersiedelung ist, abgesehen<br />
von landwirtschaftlich notwendigen Bauten, weder zu erwarten noch erwünscht.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Melchnau X X X X X<br />
Vielfältiger und bewegter Raum,<br />
auch in Bezug auf seinen geschichtlichen<br />
Hintergrund<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
2 Reisiswil X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Wichtiger Raum für die Verbindung<br />
der beiden Flusslandschaften<br />
der Rot und der Langete;<br />
Wildwechsel<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Gebiet nimmt eine bedeutende Funktion als Verbindung zwischen den beiden Wässermattenlandschaften<br />
der Rot und der Langete ein. Die Teilräume stellen in der sonst stark bewaldeten Hügellandschaft einen offenen<br />
Korridor dar, der auch von Wildtieren genutzt wird. Der Wert des Gebietes wird unterstrichen durch eine relativ<br />
hohe Biodiversität, die eine Folge der zahlreichen Kleinstrukturen und Elemente der Naturlandschaft ist. Abgesehen<br />
von diesen ökologischen Qualitäten ist der Raum auch ästhetisch und kulturgeschichtlich ansprechend.<br />
Aufgrund der Burgstellen Grünenberg und Langenstein hat das Gebiet eine wichtige Funktion als Bildungs-, Exkursions-<br />
und Naherholungsstätte.<br />
Das allgemeine Ziel ist, die bestehenden Strukturen als solche zu erhalten, zu pflegen und bei Bedarf zu fördern.<br />
Der heute noch tragbare Nutzungsdruck auf das Umfeld der beiden Burgen ist zu beobachten. Bei Bedarf sind in<br />
diesem Zusammenhang Interventionen notwendig.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Melchnau Erhalten, Fördern Landwirtschaft, Nutzung erhalten, keine Intensivierung, Burgen als Naherholungsgebiet<br />
fördern, allfällige Entwicklungen und damit verbundene Nutzungskonflikte<br />
beobachten und bei Bedarf Massnahmen zur Lenkung der<br />
Besucher einleiten.<br />
2 Reisiswil Erhalten Die Offenheit des Raumes ist für die Korridorwirkung zwischen den beiden<br />
Gewässerlandschaften wichtig. Die Strukturen sollen nach Möglichkeit<br />
erhalten bleiben. Allfällig notwendige landwirtschaftliche Bauten sind sorgfältig<br />
in die Landschaft einzugliedern und nach Möglichkeit mit bestehenden<br />
Eingriffen zu kombinieren.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Ersigen, Oberösch<br />
Oberösch<br />
Objekt Nr. M5<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Emmental<br />
12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Ackerterrassen im Mittelland<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Bei den Ackerterrassen von Oberösch handelt es sich um ein Relikt einer Nutzungsform, die im Mittelland nur<br />
noch selten anzutreffen ist.<br />
Der Ort Oberösch befindet sich am Übergang zwischen der weiten Ebene von Kirchberg und Koppigen und den<br />
hügeligen Vorboten der Wynigenberge. Die Geländeterrassen wurden im Rahmen der Landkultivierung in einer<br />
arenaartigen Waldrodung an einem gegen Westen orientieren Hang angelegt. Das Ziel dieser Massnahme war<br />
eine möglichst kompakte und ressourcenschonende Nutzung der Hanglage. Mit dem stufenförmigen Aufbau kann<br />
der Oberflächenabfluss zurückgehalten, die Erosion eingedämmt und der Zugang zu den Äckern optimiert werden.<br />
Das schutzwürdige Objekt wird einerseits durch den Wald im Osten und andererseits durch die Strasse im<br />
Westen begrenzt. Bauliche Eingriffe konzentrieren sich auf das Dorf Oberösch und im Süden auf einzelne Siedlungsstrukturen<br />
der Gemeinde Ersigen.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Ackerbau und Graswirtschaft, Terrassennutzung, Hecken und Obstbäume<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Die kleine, gut erhaltene Terrassenlandschaft südöstlich von Oberösch zeugt von der ehemaligen traditionellen<br />
Bewirtschaftung. Wurde früher auf den Terrassen vorwiegend Ackerbau betrieben, nimmt die Graswirtschaft von<br />
Jahr zu Jahr zu. Die relativ kleinen Parzellen und die Stufen entsprechen den Anforderungen der modernen<br />
Landwirtschaft nicht mehr, die zunehmend auf eine maschinelle und grossflächige Bearbeitung angewiesen ist.<br />
Einige Hecken und Baumreihen entlang der Geländestufen dienen als Wind- und Erosionsschutz. Diese Elemente<br />
sind floristisch und faunistisch sehr wertvoll, vor allem wenn sie in Kombination mit extensiv genutzten Flächen<br />
auftreten. Die angrenzenden Waldflächen werden forstwirtschaftlich genutzt.<br />
Obwohl das Gebiet in der Nähe einer stark frequentierten Verkehrsachse (Zürich-<strong>Bern</strong>-Strasse) sowie am Rande<br />
des intensiv genutzten Mittellandes liegt, konnte der ländlich und ursprünglich geprägte Charakter einer traditionellen<br />
Landwirtschaft beibehalten werden.<br />
Für gastronomische Belange oder für Fachtagungen/Seminare bieten sich die Lokalitäten des Rudswilbades an.<br />
Verschiedene Wander- und Velorouten führen durch die abwechslungsreiche Landschaft, die als Naherholungsgebiet<br />
beliebt ist.<br />
Gefährdung<br />
Das grösste Risiko der Ackerterrassen von Oberösch droht von Seiten der modernen Landwirtschaft. Setzt man<br />
auf grossflächige und intensive Produktion, sind die kleinkammerigen Strukturen nicht mehr zeitgemäss. Zudem<br />
ziehen die Pflege und der Unterhalt der traditionellen Stein- und Geländestrukturen Aufwand nach sich, der nicht<br />
kostendeckend abgegolten werden kann.<br />
Die Hauptrisiken für die Landschaft liegen sowohl in einer Unternutzung (natürlicher Zerfall der Strukturen) wie in<br />
der Übernutzung (gezielte Eingriffe zur Intensivierung der Landwirtschaft). Ohne bewussten Umgang mit der<br />
traditionellen Nutzung und dem Einleiten von Gegenmassnahmen wird die Terrassenbewirtschaftung von<br />
Oberösch den Entwicklungen der mechanisierten Landwirtschaft allmählich zum Opfer fallen.<br />
2<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
sorgfältiger Umgang mit landwirtschaftlicher<br />
Nutzung, idyllische<br />
und im Mittelland seltene<br />
Landschaft<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Ackerterrassen sind im <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> selten, im Mittelland sogar sehr selten. Aus diesem Grunde liegt die Hauptzielsetzung<br />
in der langfristigen Erhaltung des Objektes. Die Erhaltung der Strukturen bedingt, dass sie genutzt<br />
und unterhalten werden. Dieser Aufwand muss abgegolten werden.<br />
Das Potential der schutzwürdigen Landschaft liegt in der Einzigartigkeit der ehemaligen Bewirtschaftungsform.<br />
Die traditionelle Landwirtschaft führt erwiesenermassen zu den vielfältigsten und ökologisch wertvollsten Landschaften.<br />
Die Ackerterrassen sind daher nicht nur ästhetisch sehr ansprechend, sondern erfüllen wichtige Funktionen<br />
in Bezug auf die Biodiversität. Die Gemeinde Oberösch hat in ihrer Ortsplanung für die Terrassenlandschaft<br />
ein kommunales Schutzgebiet ausgeschieden.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Eingriffe, die diesen empfindlichen Raum negativ beeinflussen, sind nach Möglichkeit zu unterlassen. Auch aus<br />
kultureller-historischer Sicht gilt es, diese traditionelle Landbewirtschaftung für die Zukunft zu sichern und die<br />
extensive Nutzung aufrecht zu halten.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten, Fördern Beibehalten der ökologischen Ausgleichszahlungen, Motivation der Bewirtschafter<br />
für die Aufrechterhaltung der extensiven Nutzung. Sensibilisierung<br />
für weitere Massnahmen in Richtung Aufwertung und Erhaltung der Anlage;<br />
beispielsweise würden sich vereinzelte Buntbrachen als Elemente der<br />
Terrassenlandschaft sehr gut eignen.<br />
Aufrechterhalten und Fördern der Pflegemassnahmen, Abgeltungen für<br />
zusätzliche Hecken- und Baumpflanzungen prüfen und einführen. Beschreibung<br />
der Ackerterrassen in einer populär-wissenschaftlichen Arbeit<br />
(als seltener Zeuge einer traditionellen Bewirtschaftung im sonst intensiv<br />
genutzten Mittelland).<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinde Köniz<br />
Mängistorfberg<br />
Objekt Nr. M6<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />
12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Hügelige Agrarlandschaft mit den geschützten Weilern Mengestorf, Liebewil und Herzwil<br />
im periurbanen Raum<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Die halboffene Hügellandschaft des Mängistorfbergs wird geprägt durch die drei geschützten Weiler Mengestorf,<br />
Liebewil und Herzwil (nationale Bedeutung gemäss ISOS) sowie durch die intensive Landwirtschaft mit Wiesland<br />
und Ackerbau. Die bewaldete Kuppe des Mängistorfbergs dominiert den Raum. Als wichtigstes topografisches<br />
Element bildet er eine Art Kegel, um den sich die Weiler und Einzelhöfe anordnen. Während im Westen des Perimeters<br />
das von der Autobahn und der Eisenbahnlinie belastete Wangental anschliesst, grenzt südlich und östlich<br />
die Hügellandschaft des Schwarzenburgerlandes an. Im Norden befindet sich das Siedlungsgebiet der Gemeinde<br />
Köniz (Agglomeration <strong>Bern</strong>).<br />
Als glaziale Zeugen sind bei Herzwil und Mengestorf Moränenwälle erhalten. Eine Reihe kleiner Fliessgewässer<br />
gliedert die Landschaft. Von landschaftlicher Bedeutung sind besonders der Gaselbach am Südrand des Perimeters<br />
und der teilweise naturnah fliessende Herzwilbach im Tälchen zwischen Herzwil und dem Mängistorfberg.<br />
Quer durch das Gebiet führt von Nord nach Süd der Wildtierkorridor gemäss kantonalem Landschaftsentwicklungskonzept<br />
(KLEK).<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Mengestorf, Liebewil und Herzwil sind homogene Siedlungen aus dem 18. Jahrhundert mit hoher Lagequalität.<br />
Mengestorf gilt als wichtiges Zeugnis der reichen ackerbaulichen Geschichte. Die Siedlung mit sieben gut erhaltenen<br />
Gruppenhöfen wurde in den letzten hundert Jahren nur unwesentlich erweitert. Auch die ursprüngliche<br />
Struktur des Weilers Liebewil ist noch weitgehend erhalten. Von Bedeutung sind die orthogonale Anordnung der<br />
Haupt- und Nebengebäude an drei Strassenästen und die Käserei, welche von der aufkommenden Milchwirtschaft<br />
im 19. Jahrhundert zeugt. Die kompakte Bebauung von Herzwil schliesslich besteht aus sechs grossen<br />
Höfen mit zahlreichen Nebengebäuden, gruppiert um ein Strassenkreuz.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerbau und Weide-/Wiesland, Forstwirtschaft<br />
Das Gebiet um den Mängistorfberg umfasst mit Ausnahme der drei Weiler Mengestorf, Liebewil und Herzwil<br />
kaum Bauzonen und liegt fast vollständig im Perimeter von Fruchtfolgeflächen. Die landwirtschaftliche Nutzung<br />
ist daher intensiv und auf Ackerbau sowie Weide- und Graswirtschaft ausgerichtet. Ökologische Ausgleichsflächen<br />
befinden sich mehrheitlich an den Waldrändern und in der Umgebung der Weiler und Höfe. Bei Mengestorf<br />
besteht eine Damhirschzucht.<br />
Aufgrund der Nähe zur Agglomeration <strong>Bern</strong> dient das attraktive Gebiet als Ausgleichsraum für Naherholungsund<br />
Freizeitnutzungen der Bevölkerung (wandern, joggen, biken).<br />
Elektrische Hochspannungsleitungen im Süden und Westen (Wattenwil-Mühleberg) und im Osten des Perimeters<br />
beeinflussen das Landschaftsbild.<br />
Etwas ausserhalb des Weilers Mengestorf besteht ein Werkhof mit einem Baumaterialdepot. Eine homogene<br />
Doppelreihe von Einfamilienhäusern aus den 1950er- und 1960er-Jahre prägt das Bild entlang der Mengestorfstrasse.<br />
Diese wird oft als Ausweichroute für den Strassenverkehr vom Wangental in die obere Gemeinde<br />
Köniz genutzt.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Aufgrund der vorherrschenden landwirtschaftlichen Nutzung ergibt sich ein Druck auf die bestehenden naturnahen<br />
Landschaftselemente. Die moderne Landwirtschaft ist zunehmend auf grosse und zweckmässige Nutzbauten<br />
angewiesen. Die bestehende Bausubstanz in den geschützten Weilern entspricht diesen Ansprüchen nur<br />
zum Teil, was u.a. Neubauten bzw. den Umbau von Nebenbauten erforderlich macht (Ställe, Futtersilos, etc.).<br />
Das Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Erholung ist aufgrund der intensiven Nutzung als gross einzustufen.<br />
Der Durchgangsverkehr auf der Strasse Gasel – Thörishaus Station hat besonders für Mengestorf und<br />
Liebewil negative Auswirkungen.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Prägung des Landschaftsbildes<br />
durch die drei geschützten Weiler,<br />
harmonische Strukturen,<br />
hohe Empfindlichkeit gegenüber<br />
Eingriffen<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Von grosser landschaftlicher Bedeutung sind bei den drei Weilern Mengestorf, Liebewil und Herzwil die Zwischenbereiche<br />
der Gebäude. In einem lebhaften Dialog finden sich hier Bauerngärten, Hochstammobstgärten,<br />
Kastanienbäume und Linden, Werkplätze mit Naturbelag oder Pflästerung, etc. Die Erhaltung dieser Elemente<br />
wirkt sich wesentlich auf die Bewahrung des Landschaftsbildes aus. Eingriffe in die Umgebung der drei Weiler<br />
sind daher möglichst zu unterbinden bzw. zu minimieren. Zudem kommt den drei Weilern eine hohe Lagequalität<br />
mit einer ungestörten Beziehung zwischen Siedlung und offener Landschaft zu. Teilweise sind eindrückliche<br />
Durchblicke in die Landschaft möglich.<br />
Die landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerbau und Milchwirtschaft ist zu erhalten, soll aber nicht weiter intensiviert<br />
werden. Sie soll auch in Zukunft die gestaltende Kraft bleiben. Anlagen der Intensivlandwirtschaft (Gewächshäuser,<br />
Tiermastbetriebe, etc.) sollten <strong>aller</strong>dings nicht zugelassen werden. Zusätzliche ökologische Ausgleichsflächen<br />
können zur Strukturierung der Landschaft beitragen und sind erwünscht.<br />
Insgesamt ist der Charakter der halboffenen Landschaft zu erhalten.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten, Fördern,<br />
Beheben<br />
Erhalten der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, keine Intensivlandwirtschaftszonen<br />
und Aussiedlungen; Erhalten der traditionellen Bausubstanz<br />
(Schutz der Silhouette der drei Weiler, Verwendung von traditionellen Bedachungsmaterialen<br />
bei Sanierungen, etc.);<br />
Fördern des ökologischen Ausgleichs (Erhaltung und Ergänzung Hochstammobstgärten<br />
um die drei Weiler, Förderung der ökologischen Vernetzung<br />
gemäss KLEK, Renaturierung Fliessgewässer, Waldrandaufwertungen,<br />
etc.);<br />
Prüfung der Erdverlegung von elektrischen Hochspannungsleitungen<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Belp, Gelterfingen,<br />
Gerzensee, Kirchdorf, Mühledorf<br />
Belpberg<br />
Objekt Nr. M7<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
<strong>Bern</strong> Mittelland<br />
13 Futterbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Endmoräne, Seeplatte, Hecken- und Obstwiesenlandschaft, Fernsicht<br />
1: Belpberg, 2: Sädel, 3: Gerzensee<br />
Gesamtcharakter<br />
Als markanter Molasserundhöcker erhebt sich der Belpberg zwischen dem Aare- und dem Gürbetal mit spektakulären<br />
Ausblicken auf die Agglomeration <strong>Bern</strong> und Fernsicht in Richtung Alpen. Charakteristisch ist die glaziale<br />
Formenvielfalt, welche zusammen mit einer mosaikartigen Landnutzung eine sehr abwechslungsreiche Landschaft<br />
ergibt. Verbreitet sind Hecken und Obstgärten, welche das Landschaftsbild massgeblich prägen und als<br />
ökologisch wertvolle Verbindungskorridore und Trittsteinbiotope wirken.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Den höchsten Punkt des Belpbergs (Teilgebiet 1) bildet die Erhebung des Chutzen mit 893 m ü.M. Die Umgebung<br />
ist geprägt durch zahlreiche Einzelhöfe und Weiler. Darunter finden sich viele stattliche Bauernhäuser aus<br />
dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Kleinstweiler Vordere Chlapf ist aufgrund seines harmonischen Nebeneinanders<br />
von grossen und kleinen Giebelfronten (Höfe, Stöckli und Speicher) im ISOS als von nationaler Bedeutung<br />
erfasst.<br />
Steile Flanken und eine liebliche Plateaulandschaft auf einer Höhe von ca. 600 m ü. M. bilden den Raum Sädel<br />
(Teilgebiet 2) am Übergang zwischen den Teilgebieten 1 und 3. Zentrales Element der Plateaulandschaft des<br />
Belpbergs ist der unverbaute Gerzensee (Teilgebiet 3), ein Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung mit<br />
knapp 80 ha Fläche. Das Schutzgebiet umfasst die Wasserfläche und einen Pufferstreifen von ungefähr 200 m<br />
Breite.<br />
Das gesamte Gebiet ist Teil des regionalen Naturparks Gantrisch.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
1 Belpberg<br />
2 Sädel<br />
3 Gerzensee<br />
Hauptnutzungen<br />
Landwirtschaft (Milchwirtschaft, Futterbau), Erholung<br />
Die plateauartige Ebene um den Gerzensee und die wenig steilen Hänge am oberen Belpberg werden mehrheitlich<br />
intensiv landwirtschaftlich genutzt (Milchwirtschaft und Futterbau). Verbreitet sind um die Einzelhöfe oder in<br />
Siedlungsnähe Obstgärten anzutreffen.<br />
Der gesamte Belpberg ist gut erschlossen und über Fahrstrassen aus verschiedenen Richtungen zugänglich.<br />
Das Gebiet wird als Naherholungsgebiet für die Agglomeration <strong>Bern</strong> geschätzt, insbesondere aufgrund der Aussichtlagen,<br />
des Wanderwegnetzes mit Gasthäusern und dem Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Besonders<br />
beliebt sind Ausflüge im Herbst, wenn sich der Belpberg über die Nebelgrenze hinaus erhebt.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Die Nähe zur Stadt <strong>Bern</strong> und die aussichtsreiche Lage über der Nebelgrenze können den Siedlungsdruck erhöhen,<br />
was den ländlichen Charakter, die harmonische Einbettung der Siedlung in die Umgebung und den Erholungswert<br />
des Gebiets einschränken kann.<br />
Die Aufgabe der Landwirtschaft und damit einhergehend eine Vernachlässigung der Obstanlagen und der Gehölze<br />
stellen eine Gefährdung für das Gebiet dar. Mit dem Verlust dieser charakteristischen Strukturelemente kann<br />
sich das Landschaftsbild massgeblich verändern. Landschaftsrelevante Beeinträchtigungen können auch durch<br />
die Erneuerung und den Neubau von Ökonomiebauten ausserhalb der Bauzonen erfolgen.<br />
Der Gerzensee ist ein Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung. Neben der offenen Wasserfläche gehört<br />
auch ein ausgedehnter Uferstreifen zum Perimeter, der eine wichtige ökologische Funktion als Lebensraum und<br />
Nährstoffpuffer hat. Redimensionierung und Eingriffe im Ufergürtel stellen eine Gefährdung des Ökosystems<br />
Gerzensee dar.<br />
Der gesamte Perimeter ist Teil des kantonalen Windenergieprüfraums P13 gemäss Richtplananpassung 2012.<br />
Die gute Einsehbarkeit der für die Windnutzung prädestinierten Lagen führt zu einem Interessenskonflikt zwischen<br />
Landschaftsschutz und Energiegewinnung.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Belpberg X X X X X<br />
2 Sädel X X X X<br />
3 Gerzensee X X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Streusiedlungen, stattliche Bauernhöfe,<br />
Obstgärten, Erholung,<br />
Aussichtslagen<br />
Streusiedlungen, begrünte Siedlungsränder,<br />
Erholung, Aussichtslagen<br />
Naturschutzgebiet von kantonaler<br />
Bedeutung, Erholungsnutzung,<br />
Heckenlandschaft<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die vielfältige Hügellandschaft ist aufgrund der mosaikartigen Nutzung und dem grossen Anteil an wertvollen<br />
Strukturelementen (Hecken, Obstgärten, etc.) schützenswert. Ein zentrales Ziel ist der Erhalt dieses Heckenlandschaftscharakters.<br />
Es gilt, die Pflege und den Unterhalt von Gehölzen und damit die landschaftsästhetischen und<br />
ökologischen Werte langfristig zu sichern.<br />
Die begrünten Siedlungsränder sind eine Qualität, welche es ebenfalls zu erhalten gilt. Nur eine umsichtig geplante<br />
Siedlungsentwicklung (insbesondere im Raum Gerzensee Dorf) führt zu angepassten, ins Landschaftsbild<br />
eingegliederten Bauformen. Das Naturschutzgebiet Gerzensee stellt einen regionalen Naturwert dar, welcher<br />
uneingeschränkten Schutz und eine schonende Nutzung erfordert.<br />
3<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Gantrisch abzustimmen.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Belpberg Erhalten Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung und der Gehölzpflege.;<br />
Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />
Nutzung von Windenergie.<br />
2 Sädel Erhalten, Lenken Grüne Siedlungsränder erhalten und fördern, Bauten ausserhalb der<br />
Bauzone visuell in die Umgebung einfügen;<br />
Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />
Nutzung von Windenergie.<br />
3 Gerzensee Erhalten Wertvolles Teilgebiet mit hohen Naturwerten;<br />
Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />
Nutzung von Windenergie.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Belp, Burgistein, Gelterfingen,<br />
Kaufdorf, Kirchdorf, Kirchenthurnen,<br />
Lohnstorf, Mühledorf, Mühlethurnen,<br />
Noflen, Rümligen, Seftigen, Toffen<br />
Gürbetal<br />
Objekt Nr. M8<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />
Landwirtschaftlich geprägte Ebenen des Mittellandes<br />
Offene, weite Ebene, Meliorations- und Kulturlandschaft<br />
1: Unteres Gürbetal, 2: Oberes Gürbetal<br />
Gesamtcharakter<br />
Als Gürbetal wird die offene und weite Ebene zwischen den beiden Molassekuppen des Längen- und Belpbergs<br />
bezeichnet. Früher ein oft versumpftes Gebiet, präsentiert sich das Tal heute als eine der intensivst genutzten<br />
Kulturlandschaften des <strong>Bern</strong>er Mittellandes. Mit der Bändigung der Gürbe, die als wildes Wasser den Flysch-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
schichten des Gurnigels entspringt und vor Wattenwil nach Norden in Richtung Aare abdreht, wurde das weite<br />
Land für die Bewirtschaftung attraktiv. Nördlich von Kaufdorf nimmt die Gürbe ein weiteres Gewässer auf: Die<br />
weitaus ruhigere Müsche hat ihren Ursprung im Längenbühlwald und tritt bei Gurzelen in die Ebene. Auch dieser<br />
Fluss ist kanalisiert und gezähmt worden.<br />
Die Einflüsse der Eiszeiten sind allgegenwärtig. Vor allem in Hanglagen sind zahlreiche Moränen zu finden. An<br />
den Randzonen ist die Topographie bewegt. Verschiedene Schuttkegel zwingen die Strassen zu ihrem kurvenreichen<br />
Verlauf entlang der Hangkanten. Die Ebene des Gürbetals selbst besteht aus Lehm, Ton und Schotter.<br />
Die Böden sind fruchtbar und für die mechanische Bewirtschaftung bestens geeignet.<br />
Die Siedlungen haben sich am Westrand des Tals entwickelt (ausserhalb des Perimeters). Auch die Hauptverkehrslinien<br />
von Strasse und Bahn verlaufen mehrheitlich hier. Aufgrund der geographischen Lage haben sich<br />
uneinheitliche Haustypen entwickelt. Es sind sowohl Einflüsse des <strong>Bern</strong>er Oberlandes, des Mittellandes und<br />
sogar des Schwarzenburgerlandes zu beobachten.<br />
Das Teilgebiet 21 (Oberes Gürbetal) erstreckt sich zwischen den Ortschaften Seftigen und Kaufdorf. Es hat eine<br />
Breite von ca. 1.5 km und ist von einem geometrischen Muster aus Bewirtschaftungswegen, Entwässerungsgräben,<br />
Flussläufen und Strasse durchsetzt. Das Teilgebiet 12 (Unteres Gürbetal) dehnt sich von Kaufdorf bis fast<br />
an den Rand von Belp aus. Dieser Teil ist etwas schmaler und mit mehr Infrastrukturen und Bauten durchsetzt.<br />
Zusammen mit dem Belpberg bildet das Gürbetal den nordöstlichen Abschluss des Regionalen Naturparks Gantrisch.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Unteres Gürbetal Ackerbau und Gemüseanbau, etwas Freizeitnutzung, Verkehr<br />
2 Oberes Gürbetal Ackerbau und Gemüseanbau, Freizeitnutzung (Velo, Spazieren)<br />
2<br />
Auf dem maximal zwei Kilometer breiten, flachen Talgrund des Gürbetals wird vorwiegend Intensivlandwirtschaft<br />
betrieben. Die dunklen, fruchtbaren Böden erlauben Ackerbau und Gemüsebau. Es wird hauptsächlich Weisskohl<br />
(Chabis) angebaut, der in den Fabriken in Burgistein und Mühlethurnen zu Sauerkraut verarbeitet wird. Dieser<br />
Industrie hat das Gürbetal seinen Spitznamen „Chabisland“ zu verdanken.<br />
Gefährdung<br />
Der Raum wird weitgehend und intensiv landwirtschaftlich genutzt. Solange diese Nutzung Bestand hat, sind die<br />
Weite und Offenheit und die Landschaft selber relativ wenig gefährdet. Hingegen bestehen bei einer Weiterentwicklung<br />
der Landwirtschaft eine gewisse Gefahr durch die Übernutzung der Böden und der Trend zu neuen<br />
landwirtschaftlichen Bauten in der Ebene. Als ehemalige Überschwemmungsflächen mit gewissen Moorelementen<br />
ist der Untergrund empfindlich. Durch die zunehmende Belastung durch Maschinen und den Einsatz von<br />
Düngemittel droht mittelfristig ein Verlust der Bodenfruchtbarkeit.<br />
Ökologisch wertvolle Objekte sind noch selten, die Biodiversität ist entsprechend tief.<br />
Ein Risiko stellt die Siedlungsentwicklung dar, speziell im nördlichen Teilgebiet 2. Weil hier die Bahnlinie in der<br />
Ebene verläuft, wurden die Bauzonen im Umfeld der Haltestellen ausgedehnt. Mit dem Bau von Gebäuden und<br />
Anlagen sowie Aussiedlerhöfen werden die Offenheit und die Möglichkeit der ungehinderten Sicht eingeschränkt.<br />
Das Gürbetal verliert damit seinen einmaligen Charakter als „Präsentationstableau“.<br />
Vor allem das Teilgebiet 12 im Norden ist gewissen Einflüssen durch den nahen Flughafen Belpmoos ausgesetzt.<br />
Hingegen erträgt das Gebiet den Druck durch Naherholende gut. Die Kombination zwischen Freizeitnutzung und<br />
Landwirtschaft funktioniert gut.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
12 Unteres Gürbetal X X X<br />
21 Oberes Gürbetal X X X<br />
2 Unteres Gürbetal X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Engnis zwischen Längenberg<br />
und Belpberg, Durchblick in den<br />
Alpenraum, Entstehung und<br />
Landschaftsgeschichte<br />
Offenheit und Weite als Charakteristikum;<br />
wenig Störelemente,<br />
Einmaligkeit durch menschliche<br />
Tätigkeiten und Durchblick<br />
Engnis zwischen Längenberg<br />
und Belpberg, Durchblick in den<br />
Alpenraum, Entstehung und<br />
Landschaftsgeschichte<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die beiden Teilgebiete zeichnen sich weder durch herausragende ökologische noch landschaftsästhetische Qualitäten<br />
aus. Der Wert des Raumes besteht jedoch in erster Linie in seiner Offenheit und dem damit verbundenen<br />
Weitblick. Besonders bei klaren Wetterverhältnissen ist die unbehinderte Sicht aus dem Gebiet Belp in den Alpenraum<br />
einmalig. Aus diesem Grunde gilt als übergeordnetes Ziel, die Weite und Offenheit des Gürbetals zu<br />
erhalten.<br />
Dies geschieht einerseits durch das Aufrechterhalten der landwirtschaftlichen Nutzung. Andererseits können<br />
spezifische Vorschriften und Massnahmen für das Erstellen oder Ergänzen von Bauten und Anlagen formuliert<br />
werden. Im Grundsatz soll das Gürbetal von neuen Infrastrukturen freigehalten werden. Die Weiterentwicklung<br />
der Siedlungen soll sorgfältig und im Hinblick auf deren Wirkung auf das Landschaftsbild geplant werden.<br />
3<br />
Der aktuelle Zustand des Gürbetals bzw. dessen Nutzung müssen jedoch nicht konserviert werden. Weitere<br />
ökologische Aufwertungen sind durchaus erwünscht, auch die Revitalisierung der Flussläufe würde den Wert der<br />
Landschaft erhöhen. Der ökologische Ausgleich in der Fläche wäre mit zusätzlichen Elementen wie Bunt- und<br />
Rotationsbrachen, extensiv genutzten Wiesen sowie mit Einzelbäumen zu erreichen.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Gantrisch abzustimmen.<br />
In beiden Teilgebieten bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
12 Unteres Gürbetal Erhalten, Fördern,<br />
Beheben<br />
Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Tendenz zum ökologischen<br />
Ausgleich fördern, Gürbe mit Uferbereichen revitalisieren, flächige Extensivierung<br />
der Landschaft, gezielte Baumpflanzungen, Start an Kreuzungen<br />
von Infrastrukturen (Wege, Strassen und Gräben), Attraktivität für Naherholung<br />
erhalten und bei Bedarf fördern, Siedlungsentwicklung in die Ebene<br />
unterbinden, keine neuen Hochbauten vorsehen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
21 Oberes Gürbetal Erhalten, Beheben Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Tendenz zum ökologischen<br />
Ausgleich fördern, Gürbe und Müsche mit Uferbereichen revitalisieren,<br />
flächige Extensivierung der Landschaft, gezielte Baumpflanzungen; Start an<br />
Kreuzungen von Infrastrukturen (Wege, Strassen und Gräben);<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
2 Unteres Gürbetal Erhalten, Fördern,<br />
Beheben<br />
Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Tendenz zum ökologischen<br />
Ausgleich fördern, Gürbe mit Uferbereichen revitalisieren, flächige Extensivierung<br />
der Landschaft, gezielte Baumpflanzungen, Start an Kreuzungen<br />
von Infrastrukturen (Wege, Strassen und Gräben), Attraktivität für Naherholung<br />
erhalten und bei Bedarf fördern, Siedlungsentwicklung in die Ebene<br />
unterbinden, keine neuen Hochbauten vorsehen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Affoltern i.E., Heimiswil,<br />
Ochlenberg, Oeschenbach, Seeberg,<br />
Thörigen, Ursenbach, Wynigen<br />
Wynigenberge<br />
Objekt Nr. H1<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Emmental-Oberaargau<br />
14 Starkgeformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Hügellandschaft, Streusiedlung, glaziale und fluviatile Formenvielfalt, lebendiges Relief<br />
1: Mistleberg, 2: Rüedisbach, 3: Ochlenberg<br />
Gesamtcharakter<br />
Das als „Wynigenberge“ bezeichnete Hügelland liegt zwischen dem in der Eiszeit entstandenen Wynigental und<br />
dem Langetental. Das schutzwürdige Gebiet besteht aus drei Teilgebieten, die den zentralen Bereich der Wynigenberge<br />
abdecken.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Die Schmelzwasser des ehemaligen Aaregletschers flossen durch das Unterbergental, nahmen bei Burgdorf<br />
Emmewasser auf und zogen als starker Strom durch das Wynigental Richtung Herzogenbuchsee. Vom Napfgebirge<br />
her deponierten Seitenbäche im Umland ihre Schwemmfächer und gliederten das Wynigental in mehrere<br />
Abschnitte. Ursprünglich hatte das Gebiet südwestlich des Wynigentals eher Plateaucharakter. Durch Ablagerungen<br />
und Erosionstätigkeiten der zahlreichen Gewässer ist das Gebiet heute aber stark fluviatil überprägt und<br />
coupiert.<br />
Der Chappelenbach teilt sich im Dorf Wynigen (ausserhalb des Perimeters) als hydrologische Besonderheit in<br />
einen nördlichen (Önz) und südlichen (Wynigenbach) Ast auf (Bifurkation). Mit rund 890 m ü.M. ist die Lueg (Teilgebiet<br />
1) der höchste Punkt dieser Landschaft. Wie der Napf bildet dieser Aussichtspunkt eine Art orografisches<br />
Zentrum.<br />
Als nördlicher Ausläufer des Napfgebirges zählen die Wynigenberge zu den stark geformten Hügellandschaften<br />
des bernischen Mittellandes. Der Untergrund besteht aus Molasse, vorwiegend aus Sandsteinen. Ein lebendiger<br />
Wechsel zwischen Weiden und Wiesen, Äcker und Wälder (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen<br />
Waldnaturschutz-Inventar) führt zu einer ästhetisch ansprechenden, abwechslungsreichen Landschaft. Der gesamte<br />
Perimeter ist im kantonalen Richtplan als Streusiedlungsgebiet ausgeschieden.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiete<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Mistleberg Weide- und Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, Streusiedlung mit einzelnen Dörfern, Freizeit<br />
und Erholung, Aussicht (Lueg), Hochspannungsleitungen<br />
2 Rüedisbach Weide- und Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, Streusiedlung mit einzelnen Dorfstrukturen,<br />
Freizeit und Erholung, randlich Hochspannungsleitungen<br />
3 Ochlenberg Weide- und Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, Streusiedlung, einzelne Dörfer und Weiler,<br />
Freizeit und Erholung<br />
Das Gebiet wird nach wie vor hauptsächlich land- und forstwirtschaftlich genutzt. Neben den topographischen<br />
Eigenschaften ist es denn auch diese Nutzungsform, die den Reiz dieser Landschaft ausmacht. Im typischen<br />
Emmentaler Streusiedlungsgebiet herrschen Einzelhöfe vor, an verkehrstechnisch günstigen Lagen haben sich<br />
Weiler oder sogar kleine Dörfer entwickelt. Als Beispiel sei hier der Ort Brechershäusern erwähnt, der als Schauplatz<br />
von Gotthelffilmen (Glungge) nationale Berühmtheit erlangt hat. Vier Weiler sind im ISOS-Inventar verzeichnet<br />
(nationale Bedeutung): Guetisberg (Teilgebiet 1), Wäckerschwend, Breitenegg (Teilgebiet 2), Ochlenberg<br />
(Teilgebiet 3).<br />
2<br />
Die grossen zusammenhängenden Waldflächen bilden einen landschaftlichen Kontrast zu den Weiden und Wiesen.<br />
Das ganze Gebiet ist mit einem dichten Netz aus Strassen, Wegen und Pfaden durchzogen, die zunehmend<br />
von Erholungssuchenden entdeckt werden. Vor allem für Wanderer und Velofahrende sind die Wynigenberge<br />
attraktiv. Die zahlreichen traditionellen Gasthöfe sorgen für das leibliche Wohl der Einheimischen und der Gäste.<br />
Höher gelegene Standorte erlauben eindrückliche Fernsichten in den Jura und die Alpen. Als touristische Sehenswürdigkeit<br />
gilt der Mutzbachfall. Das Wasser fällt in den 14 m tiefer liegenden Mutzgraben (Teilgebiet 2),<br />
bevor der gleichnamige Bach an der Perimetergrenze bei Riedtwil in die Önz fliesst. Auch die Lueg ist ein beliebtes<br />
Ausflugsziel, das mit dem Kav<strong>aller</strong>iedenkmal zudem einen kulturhistorischen Hintergrund aufweist.<br />
Gefährdung<br />
Abgesehen von gewissen Ideen zur Nutzung der Emmentaler Hügel als Standorte für Windenergieprojekte (ausserhalb<br />
des Perimeters) hält sich der Druck auf die Wynigenberge in Grenzen. Die traditionelle Bewirtschaftung<br />
der Wiesen, Wälder und Ackerflächen ist stabil und stellt auch in Zukunft die bewährte Nutzungsform dar. Aufgrund<br />
der planungsrechtlichen Situation wird die Siedlungsentwicklung konzentriert erfolgen, sodass das Streusiedlungsgebiet<br />
der Wynigenberge seinen ursprünglichen Charakter behalten wird.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Ein gewisses Risiko für die Erhaltung der Landnutzung stellt das weitverzweigte Erschliessungsnetz dar. Dessen<br />
Unterhalt ist kostenintensiv, dies dürfte in einigen Gemeinden längerfristig zu Problemen führen. Eine vernachlässigte<br />
Erschliessung kann zur Nutzungsaufgabe gewisser Gebiete führen. Dies wiederum zieht ein Vorrücken<br />
des Waldes sowie Verbuschungen nach sich. Noch ist diese Entwicklung nur punktuell zu beobachten. Solange<br />
die traditionelle Landwirtschaft das Gebiet flächenmässig dominiert, ist der Verlust der mosaikartigen Landschaftsstrukturen<br />
ein untergeordnetes Thema. Das stellenweise Vordringen des Waldes verlangt aber nach einer<br />
periodischen Überprüfung der Entwicklungsstrategien und Entscheide zur Priorisierung des Mitteleinsatzes.<br />
Die Wynigenberge sind ein beliebtes Naherholungsgebiet. Dies erzeugt Verkehr und führt an Schönwettertagen<br />
stellenweise zu wildem Parkieren. Der Druck auf die Landschaft ist heute noch verkraftbar. Doch auch in Bezug<br />
auf die Naherholung müssen die Entwicklungen beobachtet und allenfalls Massnahmen geprüft werden.<br />
Zu erwähnen sind die Hochspannungsleitungen, welche die Landschaft stellenweise durchziehen. Die Weiterentwicklung<br />
der Unterstation Bickigen (ausserhalb des Perimeters) mit ihren zu- und wegführenden Leitungen<br />
muss landschaftsverträglich erfolgen.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Mistleberg X X X X X<br />
2 Rüedisbach X X X X X<br />
3 Ochlenberg X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Mosaiklandschaft, Land- und<br />
Forstwirtschaft, Freizeit und<br />
Erholung, Gastrobetriebe<br />
Mosaiklandschaft, traditionelle<br />
Bewirtschaftung, Naherholung,<br />
Einzelhöfe, Wasserfall<br />
Naherholung, Mosaiklandschaft,<br />
traditionelle Bewirtschaftung,<br />
Freizeit und Erholung<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die Wynigenberge bilden das Verbindungsglied zwischen den Regionen Emmental und Oberaargau. Mit ihrem<br />
lebhaften Relief und der typischen Streusiedlung können sie als einmalige Landschaft bezeichnet werden. Ihre<br />
Werte liegen in der Schönheit und Vielfalt, die vor allem auf die traditionelle Nutzung zurückzuführen sind. In<br />
diesem Zusammenhang ist das wichtigste Entwicklungsziel die Aufrechterhaltung der heutigen land- und forstwirtschaftlichen<br />
Nutzung. Die Nutzung ist abhängig von einer funktionierenden Erschliessung. Daher ist auch der<br />
Unterhalt des weitverzweigten Strassen- und Wegnetzes zu sichern.<br />
Eng mit der Erschliessung verbunden ist die Bedeutung der Wynigenberge als Naherholungsgebiet. Die Attraktivität<br />
liegt in diesem Zusammenhang im Wechsel zwischen bewohnten und unbewohnten Gebieten. Die Gastbetriebe<br />
erfüllen in dieser Hinsicht wichtige Funktionen.<br />
Obwohl die Wynigenberge als Landschaft nicht stark gefährdet sind, müssen die Entwicklungen beobachtet werden.<br />
Dies insbesondere im Zusammenhang mit der Nutzung als Naherholungsgebiete und dem Druck auf gewisse<br />
Aussichtslagen und weitere, besonders attraktive Räume (Parkierung, Besucherlenkung). Die Eignung für<br />
grössere Windkraftanlagen wurde geprüft, wobei nur ausserhalb des Gebietes gewisse Potenziale ermittelt wurden.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Die Erhaltung der heutigen Situation kann als wichtigstes Ziel definiert werden. Die traditionelle Landwirtschaft<br />
mit der kleinstrukturierten Anbaukultur gilt als kulturelles Erbe der Region Wynigenberge. Bauliche Eingriffe sind<br />
möglichst zu vermeiden oder falls landwirtschaftlich notwendig, einer umfassenden Interessensabwägung zu<br />
unterziehen.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Mistleberg Erhalten, Lenken sorgfältiger Umgang mit der landwirtschaftlichen Nutzung;<br />
Freihalten von Aussichtspunkten; Naherholungsdruck beobachten und<br />
allenfalls Besucherlenkungsmassnahmen prüfen; Lueg als Aussichtspunkt<br />
sichern;<br />
Ortsbild Guetisberg pflegen<br />
2 Rüedisbach Erhalten, Lenken sorgfältiger Umgang mit der landwirtschaftlichen Nutzung;<br />
Freihalten von Aussichtspunkten, Besucherlenkungsmassnahme prüfen;<br />
Wasserfall als Attraktion schützen und pflegen;<br />
Ortsbilder Breitenegg und Wäckerschwend pflegen<br />
3 Ochlenberg Erhalten sorgfältiger Umgang mit der landwirtschaftlichen Nutzung;<br />
Freihalten von Aussichtspunkten, Naherholungstendenzen beobachten,<br />
bauliche Eingriffe nach Möglichkeit vermeiden;<br />
Ortsbild Ochlenberg pflegen<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Langnau i.E., Lauperswil,<br />
Lützelflüh, Rüderswil, Sumiswald,<br />
Trachselwald, Trub<br />
Napfbergland<br />
Objekt Nr. H2<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Emmental<br />
15 Berglandschaft des Mittellandes<br />
Gräben und Eggen, Flussdichte, Einzelhof- und Streusiedlung<br />
1: Rotebüel, 2: Gohl<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Napfbergland ist das typische Gebiet der Eggen und Gräben. Der Napf ist aus einer riesigen Schuttmasse<br />
der Ur-Aare entstanden. Die Schichten sind teilweise aus Flussablagerungen, teilweise aus Meeresschuttfächern<br />
zusammen gesetzt. Das höhere Napfbergland war während der grossen Eiszeiten praktisch eisfrei. Die harten,<br />
widerstandsfähigen Molasseschichten wie Nagelfluh oder Sandsteine bilden die Eggen. Die weicheren wurden zu<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gräben erodiert. Die Flussdichte ist hoch, der Abtrag der Gewässer hat zur fiederartigen Feingliederung des<br />
Napfberglandes mit dem typischen Kleinrelief geführt.<br />
Der Perimeter des schutzwürdigen Gebietes erstreckt sich über das Hügelland zwischen dem BLN-Gebiet 1311<br />
Napfbergland und den Flüssen Grüene, Emme und Ilfis. Die vom Napf strahlenförmig ausgehenden Täler entwässern<br />
in die genannten Vorfluter (Teilgebiet 1: Gohlgrabe und Obere Frittebachgraben, Witebachgrabe, Twäregrabe;<br />
Teilgebiet 2: Undere Frittebachgraben, Hemisbach, Liechtguetgrabe, Latärnegrabe, Binzgrabe, Sürisguetgrabe).<br />
Die flacheren Abschnitte der Täler werden stellenweise ackerbaulich genutzt. Die steilen Lagen und<br />
Kuppen sind der Weide- und Waldnutzung vorbehalten. Die Höhenlage und die relativ hohe Niederschlagsmenge<br />
begünstigen einen natürlichen Tannen-Buchenwald. Der mosaikartige Wechsel zwischen Wald und Weiden ist<br />
prägend für das heutige Landschaftsbild. Die weitläufige und gut vernetzte Landschaft hat eine wichtige Funktion<br />
als Wildwechsel- und Einstandsgebiet.<br />
Das Gebiet ist im Richtplan als Streusiedlungsgebiet vermerkt. Als Folge der extrem starken Gliederung in Eggen<br />
und Gräben hat sich als Siedlungsform der Einzelhof entwickelt. In den Tälern verlaufen die grösseren Strassen,<br />
die einzelnen Betriebe sind mit einem feingliedrigen und im Unterhalt aufwändigen Netz von Nebenstrassen erschlossen.<br />
Der Emmentaler Hof, in der Regel ganz aus Holz gebaut, vereint unter seinem riesigen Dach alle<br />
landwirtschaftlichen Nutzungen. Er wird ergänzt durch Nebenbauten wie Speicher, Stöckli und andere Ökonomiegebäude.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Rotebüel Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, wenig Ackerbau, Freizeit und Erholung, einzelne<br />
Gastbetriebe<br />
2 Gohl Weidewirtschaft, Käsereien, wenig Ackerbau in Tallagen, Freizeit und Erholung, einzelne<br />
Gastbetriebe<br />
2<br />
Im Napfbergland wird vorwiegend Milchwirtschaft betrieben. Berühmt ist der Emmentaler Käse, der in lokalen<br />
Käsereien produziert und bis zur Reife gelagert wird. Als Waldregion erhält das Gebiet im Zusammenhang mit<br />
der Energiewende eine zunehmende Bedeutung für die Forstwirtschaft. Die Waldflächen konzentrieren sich auf<br />
die Hügelkanten und Kuppen, wo eine rentable Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. Die Einzelhöfe haben sich<br />
traditionell in Lichtungen entwickelt, das nutzbare Land war im nahen Umfeld gut erreichbar. Oft stand in der<br />
Nähe eines Hofes auf einer Kuppe eine Linde oder ein Ahorn. Diese Wahrzeichen konnten da und dort bis heute<br />
erhalten werden und sind weit herum sichtbar. Die Sömmerung der Tiere findet in den höheren Lagen des Napf<br />
statt. Damit konnte sich ein regional geschlossener Kreislauf entwickeln.<br />
Das relativ verkehrsarme Napfbergland ist heute vor allem bei Wandernden und Velofahrenden als Freizeitregion<br />
beliebt. Das weitverzweigte Wander- und Velowegnetz bildet die Grundlage für die sportliche Erholung. Das Freizeitangebot<br />
ist attraktiv und abwechslungsreich. Weit über die Region hinaus bekannt sind auch die einzelnen<br />
Gasthöfe mit ihrem kulinarischen Angebot und der traditionellen Gastfreundschaft des Personals. Die Hügellandschaft<br />
erlaubt an einigen Standorten eindrückliche Ausblicke über das Emmental.<br />
Gefährdung<br />
Solange die traditionelle Landwirtschaft fortgesetzt wird, ist das Napfbergland als Landschaft wenig gefährdet.<br />
Ein gewisses Risiko stellt das ausgedehnte Erschliessungsnetz dar. Der Aufwand zu dessen Unterhalt und Erneuerung<br />
dürfte in der nächsten Zukunft in verschiedenen Gemeinden ein Thema sein. Mit dem Wandel in der<br />
Landwirtschaft wird auch die Grösse einzelner Betriebe an kritische Grenzen stossen. Zusammen mit der Frage<br />
nach einer lückenlosen Erschliessung der Streusiedlung wird auch die zukünftige Nutzung einzelner Bauten und<br />
Anlagen zu diskutieren sein. In diesem Zusammenhang sind dann auch die Pflege der Kulturlandschaft bzw. das<br />
allmähliche Vordringen des Waldes zu beachten. Die Diskussion über den Sinn und Zweck der Aufrechterhaltung<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
einer lückenlosen Besiedlung des Hügellandes wird heute noch kontrovers geführt. Die Gemeinden, Regionen<br />
und der <strong>Kanton</strong> werden sich dieser Frage jedoch zwingend annehmen müssen.<br />
An schönen Tagen und Wochenenden wird das Napfbergland von zahlreichen Besuchern frequentiert. Der hier<br />
betrachtete Perimeter hat die Funktion einer Durchgangsregion. Die meisten Biker, Wanderer und andere Freizeitnutzende<br />
wollen höher hinaus und belasten das Gebiet nur in geringer Weise.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Rotebüel X X X X Mosaiklandschaft, Kulturlandschaft,<br />
2 Gohl X X X X X X<br />
Streusiedlung, Täler,<br />
Gräben mit Fliessgewässer, Wild<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Napfbergland grenzt an das gleichnamige BLN-Gebiet 1311. Die bekannte Kulturlandschaft ist ein Abbild<br />
einer angepassten Nutzung, die optimal auf die lebhafte Topographie abgestimmt ist. Die Land- und Forstwirtschaft<br />
sorgen für die notwendige Pflege der Landschaft. Im Vordergrund steht denn auch die Fortsetzung dieser<br />
Jahrhunderte alten Landschaftspflege. Das Wander- und Freizeitgebiet mit den sanften Hügeln und Tälern gehört<br />
heute zum kulturellen Erbe der Schweizer Landschaften. Wesentliches Merkmal des tieferen Emmentals ist die<br />
Streusiedlung, die unbedingt zu erhalten ist. Der traditionelle, ländliche Charakter ist attraktiv und vermag vor<br />
allem die sportlich orientieren Erholungssuchenden anzusprechen.<br />
3<br />
Grössere Eingriffe in die Landschaft sind nicht zu erwarten. Zwingend notwendige Bauten und Anlagen für die<br />
Landwirtschaft müssen mit der Landschaft zu vereinbaren sein. Der Um- und Ausbau leer werdender oder ungenutzter<br />
Objekte muss ebenfalls sorgfältig unter Berücksichtigung von Objekt- und Landschaftsschutz erfolgen.<br />
Bei allen Eingriffen sind eine sorgfältige Planung und der Einbezug von kulturellen und landschaftlichen Aspekten<br />
zwingend. Bei kommunalen Planungen soll die Ausscheidung von Schutzgebieten geprüft werden.<br />
Im Gohlgraben (Teilgebiet 2) bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Rotebüel Erhalten, Fördern Aktuelles Nutzungsmuster und Intensität sind zweckmässig, Erhaltung im<br />
Vordergrund, allfällige Eingriffe in empfindlichen Gebieten sorgfältig prüfen;<br />
Siedlungsentwicklung zurückhaltend fördern, Biodiversität mit weiteren<br />
Vernetzungsstrukturen nach Möglichkeit erhöhen;<br />
Einzelhofsiedlungsstruktur aufrechterhalten, Unterstützung von Umbauten<br />
und Umnutzungen.<br />
2 Gohl Erhalten Erhalten der Eggen und Gräben steht im Vordergrund, Pflege der Kulturlandschaft<br />
garantieren, Forstwirtschaft fördern, Räume als Wildeinstandsgebiete<br />
und Wildtierkorridore sichern;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Trub, Trubschachen<br />
Blappach<br />
Objekt Nr. H3<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Emmental<br />
Berglandschaft des Mittellandes<br />
Hügellandschaft, Eggen und Gräben, kleinere Moorflächen<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet Blappach umfasst das Hügelgebiet südlich der Ilfis zwischen den Ortschaften Langnau, Eggiwil und<br />
Trubschachen. Wie das Napfbergland im Norden von Langnau wird der Untergrund zum tertiären Molassebecken<br />
im Vorland der Alpen gerechnet, wobei vor allem Sandsteine und Nagelfluh als typische Sedimentgesteine vorkommen.<br />
Weil das Gebiet während der letzten Eiszeit (Würm) grösstenteils eisfrei blieb, konnte die Erosion früher<br />
als im Mittelland einsetzen. Die Folge dieser Abtragungstätigkeit ist ein feingliedriges Relief mit Tälern, Kuppen<br />
und Grate (Eggen und Gräben). Ein dichtes Netz von Wasserläufen durchzieht die Landschaft, sie alle entwässern<br />
in die Ilfis.<br />
Die Topographie des Hügellandes ist relativ sanft und harmonisch. Wald- und offene Weideflächen wechseln sich<br />
ab und bilden so das typische Mosaik der höheren Emmentaler Landschaft.<br />
Die etwas intensiver ausgerichtete Landwirtschaft mit vereinzelten Äckern konzentriert sich auf die Tallagen und<br />
einige sanft ansteigende Hänge mit ausreichend flachen Böden. Steilere Abschnitte und Hügelkämme sind von<br />
Waldflächen bedeckt. Im dünnbesiedelten Perimeter sind über die Jahrhunderte hauptsächlich Einzelhofsiedlungen<br />
entstanden. Gemäss kantonalem Richtplan gehört der gesamte Perimeter zum Streusiedlungsgebiet. Im<br />
Westen des Gebietes ist gemäss KLEK ein Wildtierkorridor vorhanden, was die Bedeutung dieser Region als<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Durchzugs- und Einstandgebiet für Wildtiere unterstreicht. In höheren, plateauartigen Lagen sind Feuchtgebiete<br />
und Moore entstanden. Vor allem diese ökologisch wertvollen Gebiete bilden die Übergangszone in das südlich<br />
angrenzende BLN-Gebiet 1321 Emmentallandschaft mit Räbloch, Schopfgraben und Rämisgummen.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, wenig Ackerbau, vereinzelte Reste der ehemaligen<br />
Naturlandschaft, Einzelhöfe, Freizeit und Erholung<br />
Der grösste Teil der Landschaft wird forst- und landwirtschaftlich genutzt. Während im stark bewaldeten und nur<br />
spärlich besiedelten Hangfuss die forstliche Nutzung vorherrscht, hat sich in höheren Lagen eine typisch emmentalische<br />
Einzelhofnutzung entwickelt. Das Gebiet ist durchzogen mit kurvenreichen Strassen, teilweise bilden sie<br />
historische Übergänge in das südlich angrenzende Eggiwil. Auf dem Kamm verläuft zwischen dem Hüpfeboden<br />
und Rämisgummen eine Querstrasse, die alle Talerschliessungen aufnimmt und untereinander verbindet. Von<br />
dieser Höhenlage sind teilweise eindrückliche Ausblicke ins Mittelland bis hin zu den Alpen möglich. Hier haben<br />
sich auch einige Gastbetriebe angesiedelt. In dieser kontrastreichen Landschaft konnten sich ökologisch wertvolle<br />
Lebensräume für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln.<br />
Die Verbindungsstrassen zwischen den Tälern der Ilfis und der Emme wurden schon in früheren Zeiten genutzt.<br />
Sie bildeten sichere Übergänge aus dem Napfgebiet in den Raum Thunersee. Heute sind diese Strassen vor<br />
allem bei Velofahrenden sehr beliebt. Das Gebiet wird auch gerne von Wanderern und anderen Freizeitnutzenden<br />
aufgesucht. Es handelt sich um ein sanft genutztes Naherholungsgebiet.<br />
Gefährdung<br />
Die aktuell vorherrschende Land- und Forstwirtschaft lässt eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebietes zu.<br />
Die Nutzung ist relativ stabil, sodass auch die Gefährdung der Landschaft als gering zu bezeichnen ist. Einem<br />
gewissen Risiko sind die wertvollen Biotope (Feuchtgebiete) ausgesetzt. Die Intensivierung der Bewirtschaftung<br />
sowie die Mechanisierung können als Folge der relativ guten Erschliessung zunehmend in entlegene Gebiete<br />
vordringen, was sich langfristig auf die ökologische Situation auswirken dürfte.<br />
2<br />
Aufgrund der Attraktivität als beliebtes Naherholungsgebiet ist ein gewisser Druck durch Erholungssuchende auf<br />
den Raum festzustellen. Dieser hält sich in Grenzen, muss jedoch beobachtet werden. Wie überall in abgelegenen<br />
Gebieten besteht eine Tendenz zur Unternutzung gewisser Flächen, was das Vordringen des Waldes begünstigt.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Ausgedehnte Wälder, typische<br />
Mosaiklandschaft, gut gepflegte<br />
Kulturlandschaft, wenig besiedelt,<br />
Flora und Fauna, traditionelle<br />
Gastbetriebe<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der hauptsächliche Wert der Landschaft liegt in ihrer geologischen Struktur, verbunden mit einer optimal angepassten<br />
Nutzung. Die kulturlandschaftlichen Elemente werden da und dort ergänzt durch Biotope. Aufgrund der<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Nordorientierung weisen diese Lebensräume einen vorwiegend feuchten Charakter auf. Die Streusiedlung mit<br />
den Einzelhöfen und der feingliedrigen Erschliessung sollen erhalten werden, dasselbe gilt für die Biotope.<br />
Die Hügellandschaft mit der typischen Verflechtung von Wald- und Landwirtschaftsflächen bildet einen Übergang<br />
zwischen den zwei BLN-Gebieten Napfbergland und Emmentallandschaft mit Räbloch, Schopfgraben und Rämisgummen<br />
und hat somit einen Verbindungscharakter. Das Gebiet ist recht gut erschlossen, vor allem in den<br />
Tallagen sind wichtige Verbindungsstrassen vorhanden. Dieses Netz ermöglicht eine Nutzung der Landschaft als<br />
Naherholungsgebiet. In Kombination mit den Gasthöfen entsteht so ein Potenzial, das noch zu fördern ist. Die<br />
Bedeutung der Hügellandschaft für den Tagestourismus ist schon heute gross und stellt für die Region ein wichtiges<br />
ökonomisches Standbein dar. Die Schutzwürdigkeit ergibt sich auch aus der kulturlandschaftlichen Symbiose<br />
von Mensch und Natur. Aufgrund künftiger Nutzungsentwicklungen ist die Landschaft einer gewissen Gefährdung<br />
ausgesetzt. Die Hauptgründe liegen beim Strukturwandel in der Landwirtschaft.<br />
Es liegt nahe, dass aus den erwähnten Gründen die Erhaltung des heutigen, intakten Landschaftsbildes oberste<br />
Priorität geniesst. Kleinere, umweltverträgliche Eingriffe im touristischen Umfeld (Wanderwege, Grillstellen, usw.)<br />
sind denkbar. Jedes Vorhaben muss in den Kontext des Raumes einbezogen und äusserst sorgfältig geplant und<br />
umgesetzt werden. Eine umfassende Interessensabwägung ist in jedem Fall erforderlich.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten, Lenken Erhalt und Förderung der landwirtschaftlichen Nutzung, keine weitere Zersiedlung,<br />
auf Eingriffe empfindliches Teilgebiet, vor allem in Bezug auf die<br />
Biotope; in lokalen Planungen als Schutzgebiet ausscheiden, Besucherlenkungsmassnahmen<br />
sind bei zunehmender Intensität des Freizeittourismus<br />
erwünscht; Pflege und Unterhalt der Kulturlandschaft durch Vereinbarungen<br />
und Abgeltungen garantieren, Freihalten von Aussichtspunkten.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Eggiwil, Röthenbach i.E.,<br />
Signau, Wachseldorn<br />
Schallenberg / Chapf<br />
Objekt Nr. H4<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiet<br />
Emmental<br />
14 Stark geformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
Relikte der Naturlandschaft, voralpiner Charakter, Hügellandschaft, Naherholung<br />
1: Chapf; 2: Schallenberg, 3 Röthenbach<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet Schallenberg / Chapf ist in drei Teilgebiete gegliedert. Das Tal des Rötebaches (Teilgebiet 3) mit der<br />
Verbindungsstrasse zwischen den Orten Oberei, Röthenbach und Eggiwil teilt die Hügellandschaft in zwei Teile.<br />
Obwohl die Hügelgebiete tektonisch ähnlichen Ursprung aufweisen, sind sie in Bezug auf das Landschaftsbild<br />
unterschiedlich. Der Untergrund besteht zu einem grossen Teil aus Nagelfluh, was typisch für die aufgeschüttete<br />
Molasse rund um den Napf ist. Die beiden Hügelgebiete 1 und 2 sind vorwiegend randlich mit einem feinen Netz<br />
aus Bächen und Gerinnen durchzogen. Im Teilgebiet 3 werden diese Wasserläufe im Rötebach vereint.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Über die nördliche Kuppe, den Chapf, verläuft eine Verbindungsstrasse zwischen den Orten Signau und Eggiwil.<br />
Das Gebiet ist sanft in Hügel und Täler geformt, gehört aber nicht mehr zur typischen Eggen- und Grabenstruktur<br />
des nordöstlich angrenzenden Emmentals. Auf den Höhen sind relativ flache Plateaus zu beobachten, die teilweise<br />
sogar etwas Ackerbau erlauben. Da und dort haben sich auch Feuchtgebiete entwickelt, die den ökologischen<br />
Wert der Landschaft erhöhen. Das südliche Gebiet im Umfeld des Schallenbergs ist insgesamt etwas<br />
höher gelegen. Typisch für diesen Raum ist ein relativ flacher Höhenzug, der sich vom Schallenberg Richtung<br />
Nordwesten erstreckt. Hier hat sich – ähnlich wie im höheren Napfgebiet – eine Alpwirtschaft entwickelt, die bereits<br />
voralpinen Charakter zeigt. Randlich ist auch dieses Gebiet intensiv durch Flüsse geprägt und dadurch recht<br />
fruchtbar. Der mosaikartige Aufbau aus Offenland, Alpen und Waldflächen macht diese Gegend zu einem beliebten<br />
Ausflugsziel. Es handelt sich um eher ruhige, unscheinbare Landschaften, die ihre Werte erst bei einem direkten<br />
Besuch offenbaren.<br />
Einzig das Teilgebiet 3 wirkt dynamischer. Der Fluss folgt dem Talverlauf, die Strasse folgt dem Fluss. Ab und zu<br />
trifft man Siedlungen, mehrheitlich haben sich in der Nähe des Gewässers jedoch Wiesen entfaltet. Von der<br />
Strasse zweigen da und dort Seitenäste ab, welche die einzelnen Höfe auf den Hügeln erschliessen.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Chapf Weide- und etwas Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, lockere Einzelhofsiedlung<br />
2 Schallenberg Weide- und Alpwirtschaft, Forstwirtschaft, Alpen, Freizeit und Erholung, Armee<br />
3 Röthenbach Erschliessungsachse, Weiden und Wiesen, Flusslauf, Siedlung<br />
Alle drei Teilgebiete weisen ähnliche Nutzungsstrukturen auf, wobei im oberen Schallenberg die Berglandwirtschaft<br />
vorherrscht. Die Land- und Forstwirtschaft zählen nach wie vor zu den Haupterwerbsquellen der ansässigen<br />
Bevölkerung. Dank den teilweise überraschend flachen Standorten kann stellenweise sogar ein einfacher<br />
Ackerbau betrieben werden. Sowohl die beiden Hügelgebiete als auch das Röthenbachtal sind wichtige Durchgangsachsen,<br />
wobei der Schallenberg mit der direkten Verbindung zwischen Thun und Luzern sogar überregionalen<br />
Charakter aufweist. Dieser Pass liegt auf 1'167 m ü.M. und ist dank der gut ausgebauten Strasse vor allem<br />
im Sommer ein beliebtes Ziel für Motorrad- und Radfahrende.<br />
2<br />
Gemäss kantonalem Richtplan liegt der gesamte Perimeter im Streusiedlungsgebiet. Im Gegensatz zu anderen<br />
Emmentaler Gebieten ist der Raum relativ dünn besiedelt. Die Distanzen zwischen den einzelnen Betrieben sind<br />
relativ gross.<br />
Als Grundlage für die Nutzung als Naherholungsgebiet ist ein gut ausgebautes Wanderwegnetz vorhanden. In<br />
höheren Lagen bieten sich Weitblicke in die Voralpen und Alpen an. Der ländliche Charme, die Ruhe und Abgeschiedenheit<br />
und die dennoch gute Zugänglichkeit machen das Gebiet zu einem Geheimtipp für den sanften<br />
Tourismus und die Naherholung. Die Fahrrad- und Motorradszene konzentriert sich auf die Strassen über den<br />
Schallenberg und jene zwischen Eggiwil und Bowil. Hier ist punktuell ein relativ intensiver Zweiradverkehr zu<br />
beobachten. Auf dem Schallenberg-Pass findet der Besuchende ein gut frequentiertes Restaurant direkt an der<br />
Strasse.<br />
Gefährdung<br />
Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung des Gebietes hat sich über Jahrhunderte entwickelt und ist den natürlichen<br />
Gegebenheiten optimal angepasst. Die Landschaft ist entsprechend stabil und wirkt gegenüber Veränderungen<br />
wenig gefährdet. Der Druck durch Erholungssuchende auf den Raum ist zeitlich und örtlich eingeschränkt<br />
und kann gut verkraftet werden. Ansonsten ist die Nutzung als Naherholungsgebiet zurückhaltend und den natürlichen<br />
Gegebenheiten angepasst.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Das Gebiet weist hohe Qualitäten für den Wandertourismus auf. Dieser findet heute in einer verträglichen, sanften<br />
Form statt. Betrachtet man die landwirtschaftlichen und gastronomischen Infrastrukturen als Teil der Kulturlandschaft,<br />
weist das Gebiet Schallenberg keine einschneidenden, störenden Bauten auf.<br />
Wie in anderen Gebieten des Emmentals muss auch hier mit einer Zunahme der Waldfläche auf Kosten des<br />
offenen Landes gerechnet werden. Diese Tendenz dürfte vor allem abgelegene Teilräume betreffen. Die ästhetisch<br />
ansprechenden Höhenzüge sind durch diese Entwicklungen weniger betroffen.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Chapf X X X X X<br />
2 Schallenberg X X X X X<br />
3 Röthenbach X X X<br />
Unterschiede zum sonstigen<br />
Emmental durch flache Teilgebiete,<br />
Vernässungen, Ruhe und<br />
Abgeschiedenheit, wenig besiedelt<br />
überraschend flacher Höhenzug,<br />
wenig dicht besiedelt, Übergang<br />
in das Waldgebiet der Honegg,<br />
beliebter Ausflugs- und Naherholungsort<br />
geschwungenes Tal mit Gewässer<br />
und Verkehrsachse, Ausgangspunkt<br />
für Erschliessung<br />
der Einzelhöfe und des Naherholungsgebiets,<br />
Siedlungen<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Gebiet Schallenberg / Chapf bildet die westliche Fortsetzung des BLN-Gebiets 1321 Emmentallandschaft<br />
Rebloch. Abgesehen von dieser Funktion als Pufferzone weist die Landschaft jedoch auch eigene Qualitäten und<br />
Werte auf. Die Schutzwürdigkeit ist insbesondere durch die lockere Besiedlung, die zurückhaltende Nutzung und<br />
die damit verbundene Ruhe und Abgeschiedenheit der Teilräume gegeben. Das Hauptgewicht der Entwicklung<br />
muss daher auf den Erhalt sowohl der Nutzung wie der kultur- und naturräumlichen Strukturen gelegt werden.<br />
Bauliche Eingriffe sollten höchstens zum Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzung oder zur Optimierung eines<br />
sanften, landschaftsverträglichen Tourismus in Betracht gezogen werden. Jeder damit verbundene Eingriff ist<br />
sorgfältig zu planen und nur im Kontext der spezifischen Gegebenheiten der Umgebung umzusetzen. Der Erhaltung<br />
der traditionellen Landwirtschaft ist besonderes Gewicht beizumessen. Das Gebiet wäre prädestiniert, um in<br />
kommunalen Planungen als Schutzgebiet aufgenommen zu werden.<br />
Beim Röthenbach (Teilgebiet 3) bestehen zwischen dem Dorf Röthenbach und der Perimetergrenze in Richtung<br />
Eggiwil Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Chapf Erhalten, Fördern Erhalt und Förderung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung, keine<br />
weitere Siedlungsentwicklung, Erschliessung im Bestand erhalten, jedoch<br />
nicht ausbauen, Freihalten von Aussichtspunkten, Pflegemassnahmen und<br />
Abgeltung ökologischer Leistungen<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
2 Schallenberg Erhalten, Lenken Berglandwirtschaft erhalten, lockere Besiedlung nicht ausdehnen, allfällige<br />
weitere Bauten nur im Verband mit bestehenden, kein Ausbau der verkehrstechnischen<br />
Infrastruktur;<br />
Besucherlenkungsmassnahmen bei Bedarf prüfen und realisieren.<br />
3 Röthenbach Erhalten Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzung, Erschliessung im Bestand erhalten,<br />
Eingriffe am Rötebach unter ökologischen Aspekten, Übergänge zurückhaltend<br />
und der Umgebung angepasst erweitern, keine weitere Zersiedlung;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Eriz, Fahrni, Homberg,<br />
Horrenbach-Buchen, Oberlangenegg,<br />
Sigriswil, Teuffenthal, Unterlangenegg<br />
Eriz / Zulg<br />
Objekt Nr. H5<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiet<br />
Thun<br />
15 Berglandschaft des Mittellandes<br />
Hügellandschaft, Täler, voralpiner Fluss<br />
1: Eriz, 2: Zulg<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet Eriz / Zulg liegt nördlich des Thunersees, am Schnittpunkt der zwei Regionalkonferenzen Emmental<br />
und <strong>Bern</strong>-Mittelland und des Entwicklungsraumes Thun. Auch aus geologisch-tektonischer Sicht bildet das Gebiet<br />
eine Schlüsselstelle, es liegt am Übergang vom tertiären Molassebecken zur subalpinen Molasse. Die Teilräume<br />
sind in Bezug auf die naturräumliche Ausprägung und die Besiedlung sehr unterschiedlich. Während in<br />
den nordwestlichen Teilen plateauartige Schotterfelder etwas Ackerbau erlauben, sind die südlichen und vor<br />
allem östlichen Gebiete stark zerfurcht und bewaldet (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar).<br />
Landschaftsprägend ist die Zulg, welche im Laufe der Jahre tiefe Kerben in die Molasse gegraben hat. Der bergbachartige<br />
Fluss strebt nach Westen der Aare zu. Das Teilgebiet 1 (Eriz) ist sehr grossflächig. Als Verbindungstal<br />
zwischen dem Emmental und dem Oberland verleiht das Eriz dem Gebiet einen beinahe voralpinen Charakter.<br />
Als Nachbargebiet zur Moorlandschaft 38 Rotmoos/Eriz weist der Raum vereinzelt Relikte von Vernässungen<br />
auf.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Das Eriz ist schwer zugänglich und abgelegen, vor allem gegen Norden wirkt der scharfe Nagelfluhgrat der Honegg<br />
als dominanter Abschluss gegenüber dem Emmental. Die Abgeschiedenheit wird dadurch unterstrichen,<br />
dass Verkehrswege im Eriz spärlich sind und keinen Durchgangscharakter aufweisen.<br />
Ein grosser Anteil der Landschaft ist gemäss kantonalem Richtplan als Streusiedlungsgebiet ausgeschieden.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Eriz Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Freizeit und Erholung, etwas Tourismus, Streusiedlung<br />
und einzelne Dörfer<br />
2 Zulg Natur- und Flusslandschaft, Wald, wenig intensive Landwirtschaft<br />
Die hauptsächlichen Nutzungen im Gebiet sind die Land- und Forstwirtschaft. Die Intensität ist dabei stark abhängig<br />
von der Topographie. Während in den nordwestlichen Gebieten ein wenig Ackerbau betrieben werden<br />
kann, nimmt die Milchwirtschaft gegen Süden und Osten zu. Entlang der Fliessgewässer und teilweise auch auf<br />
den plateauartigen Feldern haben sich grössere Waldflächen entwickelt, die ebenfalls mehr oder weniger intensiv<br />
genutzt werden.<br />
Der Übergangscharakter des Gebietes spiegelt sich auch in der Besiedlung. Der Haustyp wechselt vom Oberländer<br />
zum Emmentaler Bauernhaus. Neben Einzelhofsiedlungen haben sich an günstigen Lagen entlang der Strassen<br />
kleinere Dörfer entwickelt. Das Gebiet wurde vor allem früher als bedeutende Transportverbindung zwischen<br />
dem Thunerseegebiet und dem Emmental benutzt.<br />
Durch die Nähe zu den Städten <strong>Bern</strong> und Thun sowie zu den Siedlungen im Aaretal ist das Gebiet prädestiniert<br />
für die Naherholung. An gewissen Tagen ist ein relativ intensiver Besucherstrom festzustellen. Dies vor allem in<br />
der Umgebung der geschützten Moore (vor allem ausserhalb des Perimeters in der Moorlandschaft) sowie im<br />
Eriz. Im Sommer sind Aktivitäten wie Wandern, Canyoning und Biken gefragt, im Winter gibt es Möglichkeiten<br />
zum Skifahren und Langlaufen. Verteilt über den gesamten Perimeter bieten einzelne Landgasthöfe Verpflegung<br />
und Unterkunft an, wobei diese mehrheitlich auf einen sanften Tourismus ausgelegt sind. An einigen Stellen<br />
erlaubt die Hügellandschaft eindrückliche Ausblicke über das Aaretal und den Thunersee.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Solange die extensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung aufrechterhalten werden kann, hält sich die Gefährdung<br />
der Landschaft in Grenzen. Trotz der Nähe zu regionalen Zentren sowie der Hauptstadtregion und der<br />
Attraktivität der Landschaft kann der Druck durch Naherholende verkraftet werden. Die kurvenreichen Strassen<br />
und die coupierten Geländeabschnitte stellen eine gewisse Herausforderung dar, die vor allem von Velofahrenden<br />
und Motorradfreunden gerne angenommen werden.<br />
Bei guten Verhältnissen und vor allem an Wochenenden wird das Hügelgebiet bei Eriz durch zahlreiche Erholungssuchende<br />
frequentiert. Das kann gelegentlich zu einer erhöhten Belastung auf den Raum beziehungsweise<br />
auf die Umwelt führen. Nimmt dieser Druck zu, könnte dies negative Auswirkungen auf die Natur haben, was zu<br />
einer ökologischen und schliesslich auch ökonomische Wertverminderung der Gebiete führen würde.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Eriz X X X X X X<br />
2 Zulg X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
abgeschiedene Talschaft, eingeschränkte<br />
Zugänglichkeit, zurückhaltende<br />
Besiedlung, Aussichtslagen<br />
wilde unzugängliche Flusslandschaft,<br />
Hochwasser, Schutzmassnahmen,<br />
Wald und Weiden<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der Wert dieser Landschaft liegt in ihrem Charakter als Übergangsraum. Als Gesamtheit verfügt sie über zahlreiche<br />
verschiedene Formen der Natur und der Kultur und wirkt damit sehr vielfältig. Wichtige Voraussetzungen für<br />
die Schutzwürdigkeit sind einerseits die spezielle geologisch-tektonische Situation, andererseits die seit Jahrhunderten<br />
kultivierte Landschaft. Das Zusammenwirken von Wasser, Wald, Fels und Offenland führt zu wertvollen<br />
Lebensräumen, deren ökologische Bedeutung durch die extensive Besiedlung noch unterstrichen wird.<br />
Das Gebiet ist für eine Naherholungsnutzung prädestiniert und gut erschlossen. Die Attraktivität und Voraussetzungen<br />
für Freizeitangebote sind vorhanden. Die Naturverbundenheit, die Ruhe und der zumindest stellenweise<br />
vorhandene Wildnischarakter sind wichtige Qualitätsfaktoren.<br />
Im Vordergrund steht die Erhaltung der Landschaftswerte. Vereinzelt besteht ein gewisses Risiko der Übernutzung<br />
durch Besuchende. Hier sind allenfalls lenkende Massnahmen zu prüfen. Die Nachbarschaft zu Moorlandschaften<br />
macht das Gebiet in gewisser Hinsicht empfindlich auf Eingriffe.<br />
3<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Eriz Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Streusiedlung, Erhalt und Förderung der landwirtschaftlichen Nutzung,<br />
Pflege und lenkende Massnahmen für Lebensräume (Besucher, PP), Erschliessung<br />
im Bestand erhalten, jedoch nicht ausbauen, idyllische Landschaft<br />
als Naherholungsgebiet erhalten<br />
Freizeit und Sportnutzung gezielt im Einvernehmen mit den natürlichen<br />
Voraussetzungen fördern;<br />
Pufferfunktion zu Moorlandschaften und anderen Lebensräumen beachten.<br />
2 Zulg Erhalten Naturnaher Wasserlauf, kann teilweise zu Hochwasserereignissen führen,<br />
notwendige Massnahmen sorgfältig und im Einvernehmen mit der Natur<br />
planen und umsetzen; Erschliessung und Nutzung im Bestand erhalten.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Guggisberg, Rüschegg,<br />
Schwarzenburg<br />
Guggisberg<br />
Objekt Nr. H6<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />
14 Stark geformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
Aussichtslagen, Waldmosaik, Moore, Weiler und Streusiedlungen<br />
1: Kriesbaumen, 2: Guggershorn, 3: Brönnti Egg<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet liegt in einer ländlichen Region mit einer schwachen Wirtschaftsstruktur und einer besonders vielfältigen<br />
Kulturlandschaft. Es ist Teil des regionalen Naturparks Gantrisch. Im Osten grenzt es an die Moorlandschaft<br />
163 Gurnigel/Gantrisch und im Westen an das BLN-Gebiet 132 Schwarzenburgerland mit Sense- und Schwarzwasserschluchten.<br />
Aufgrund des kleinräumig stark ausgeprägten Reliefs mit Hügelkämmen, steilen, bewaldeten<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Hängen (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), tief eingeschnittenen Bächen<br />
und des mosaikartigen Landnutzungsmusters ergibt sich eine äusserst vielfältige Landschaft.<br />
Das relativ flache Teilgebiet 1 (Kriesbaumen) befindet sich am südlichen Rand der Gemeinde Schwarzenburg<br />
und weist über der Ebene des Dorfbaches Einzelhöfe und kleine Weiler auf. Die Landschaft ist geprägt von einem<br />
Mosaik aus Weiden, Mähwiesen, Äckern, kleinflächigen Wäldern, Einzelbäumen und einem abwechslungsreichen<br />
Relief.<br />
Teilgebiet 2 (Guggershorn) befindet sich auf einer Geländeterrasse oberhalb von Kriesbaumen. Es handelt sich<br />
um eine gepflegte Kulturlandschaft mit Weiden, Mähwiesen und kleinen Wäldern auf den Hügelkuppen. Das<br />
Siedlungsbild besteht aus Weilern, Streusiedlungen und teilweise abgelegenen Einzelhöfen. Besonders erwähnenswert<br />
ist das am Südhang unterhalb des markanten Nagelfluhfelsens Guggershörnli gelegene Dorf Guggisberg,<br />
welches Eingang in das ISOS-Inventar gefunden hat (nationale Bedeutung).<br />
Die Landschaft im Teilgebiet 3 (Brönnti Egg) umfasst ein grossflächiges, waldreiches Gebiet mit geringer Besiedlungsdichte.<br />
Es ist geprägt durch den gleichnamigen Kamm, welcher den schattigen Wald südlich des Dorfes<br />
Guggisberg von den sonnigen Hängen gegen die Kalte Sense hinunter trennt. Diese werden von bewaldeten<br />
Gräben in Kammern unterteilt, wodurch ein Mosaik aus Wald, Flachmooren, Trockenstandorten und Offenland<br />
entsteht. In topographisch ruhigeren Gebieten werden verschiedene grosse Flachmoore als Streuewiesen genutzt.<br />
In den tieferen Hanglagen liegen vereinzelt ganzjährig bewohnte Höfe. Der übrige Raum wird alpwirtschaftlich<br />
genutzt. Die Gebäude stehen auf erhöhten Standorten wie Geländerücken und Kreten.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiete<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Kriesbaumen Viehwirtschaft, Forstwirtschaft, Siedlungen<br />
2 Guggershorn Viehwirtschaft, Gasthöfe, Holzverarbeitung<br />
3 Brönnti Egg Extensive zweistufige Alp- und Weidewirtschaft, Forstwirtschaft<br />
2<br />
Das gesamte Gebiet wird landwirtschaftlich genutzt, wobei in den Teilgebieten 2 und 3 Vieh- und Milchwirtschaft<br />
dominieren.<br />
Das Teilgebiet 2 (Guggershorn) ist von Streusiedlungen entlang der Strassen geprägt. In Riffenmatt befinden sich<br />
ein Landgasthof, ein Skilift sowie ein grösserer Holzverarbeitungsbetrieb. In den höheren Lagen der Teilregion 3<br />
(Brönnti Egg) wird Vieh gesömmert.<br />
Gefährdung<br />
Abwanderung gefährdet die Sicherstellung der arbeitsintensiven Kulturlandschaftspflege. Insbesondere im Teilgebiet<br />
Brönnti Egg ist eine zunehmende Vergandung der Wiesen und Weiden zu beobachten.<br />
Aufgrund der schönen Aussichtslagen und der intakten Landschaft nimmt die Belastung durch Freizeitverkehr<br />
und -nutzungen laufend zu.<br />
Im Teilgebiet 2 (Guggershorn) befindet sich der kantonale Windenergieprüfraum P10 Guggisberg gemäss Richtplananpassung<br />
2012. Als Folge der guten Einsehbarkeit der für die Windnutzung prädestinierten Hang- und Gratlagen<br />
manifestiert sich ein Interessenskonflikt zwischen Landschaftsschutz und Energiegewinnung.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilräume<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Kriesbaumen X X<br />
2 Guggershorn X X X X X<br />
3 Brönnti Egg X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Ebene, Hügel, Einzelhöfe,<br />
Waldmosaik, Einzelbäume<br />
Aussichtslage, Ortsbild Guggisberg,<br />
Hügellandschaft, Waldmosaik,<br />
Geotop von nat. Bedeutung<br />
Aussichtslage, extensive Nutzung,<br />
Wälder, Flachmoore,<br />
Trockenstandorte<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die naturnahen sowie die bewirtschafteten Kultur- und Alplandschaften sollen in ihrem ökologischen und landschaftsästhetischen<br />
Wert gefördert und von landschaftsverändernden Nutzungen entlastet werden, ohne dabei<br />
eine massvolle nachhaltige Entwicklung der betroffenen Gemeinden zu verhindern.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Gantrisch abzustimmen.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Kriesbaumen Lenken Lenken und Abwägen von Bauvorhaben in Abstimmung mit den Zielen des<br />
regionalen Naturparks Gantrisch.<br />
2 Guggershorn Lenken, Erhalten Lenkung von Bauvorhaben in Abstimmung mit den Zielen des regionalen<br />
Naturparks Gantrisch sowie den angrenzenden Bundesinventaren (Moorlandschaft,<br />
BLN).<br />
Erhalten des einmaligen Ortsbildes von Guggisberg sowie den landschaftsbildenden<br />
Strukturen wie Einzelbäume, Hecken, Lesesteine, etc.<br />
Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />
Nutzung von Windenergie.<br />
3 Brönnti Egg Erhalten, Lenken Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />
und artenreichen Wald- und Wiesenflächen.<br />
Lenken von Bauvorhaben in Abstimmung mit den Zielen des regionalen<br />
Naturparks Gantrisch.<br />
Besucherlenkung in Abstimmung mit dem regionalen Naturpark Gantrisch.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Blumenstein, Boltigen,<br />
Därstetten, Erlenbach i.S., Guggisberg,<br />
Niederstocken, Oberstocken, Oberwil i.S.,<br />
Pohlern, Reutigen, Rüeggisberg,<br />
Rüschegg, Wimmis<br />
Gantrisch / Stockhorn<br />
Objekt Nr. H7<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Entwicklungsraum Thun, <strong>Bern</strong> – Mittelland<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
Markante Gipfel, Aussichtslage, Alpwirtschaft, kulturhistorische Elemente, Bäche und<br />
Wasserfälle<br />
1: Gantrischkette, 2: Sonnseite Niedersimmental, 3: Stockhorn<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet umfasst die Gantrisch- und die Stockhornkette sowie die südexponierte Flanke des Simmentals. Es<br />
liegt zum Teil im regionalen Naturpark Gantrisch (Teilgebiet 1).<br />
Der nördliche Teil des Gebietes (Teilgebiet 1) wird begrenzt durch den Wasserfall des Fallbachs in Blumenstein<br />
und die steilabfallenden, grösstenteils bewaldeten, unzugänglichen Hänge unterhalb der Gipfel Ochse, Gantrisch,<br />
Nüneneflue und Möntschelespitz. Diese bilden die Gantrischkette und grenzen an die Moorlandschaft 163 Gurnigel<br />
/ Gantrisch.<br />
Etwas versetzt ragen die eng gepressten, aufrechten Falten und steilen Kalksteinzüge der Klippendecke hervor,<br />
deren markantester Gipfel das mit einer Luftseilbahn erschlossene Stockhorn (Teilgebiet 3) bildet. Zwischen der<br />
Gantrisch- und Stockhornkette befinden sich ausgedehnte, seit dem Mittelalter genutzte Alpen. Auf zahlreichen<br />
Sömmerungsbetrieben wird heute noch Alpkäse produziert. Alpine Flora und Fauna, kleinräumige Karstflächen,<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Felsformationen und Geröllhalden, extensiv genutzte Weiden und Magerwiesen sowie Gehölz, meist entlang der<br />
naturbelassenen Bäche, prägen diese abwechslungs-, artenreiche und in sich weitgehend geschlossene Landschaftskammer.<br />
Steile Felsbänder an den südexponierten Hängen des Niedersimmentals (Teilgebiet 2) begleiten von der Simmenfluh<br />
bis zu den Flühen an den Stiereschatten die Waldgrenze und bieten mit ihren sonnigen Trockenstandorten<br />
Lebensräume für wärmeliebende Pflanzen und Brutplätze für Vögel. Darunter schliesst sich im steilen, kaum<br />
begehbaren Gelände dichter Wald an, der in weniger steilen Lagen in ein vielfältiges Mosaik aus Wald, Gehölz,<br />
Wiesen, Weiden und Felsbändern übergeht. Wie archäologische Funde nachweisen, sind die Höhlen und Balmen<br />
in diesen Kalksteinbändern in der Steinzeit von Menschen bewohnt gewesen. Heute sind sie – abgesehen<br />
von ihrem touristischen Interesse – wichtige Brutplätze für Vögel und Lebensräume für Reptilien.<br />
Inmitten des Teilgebietes 2 befinden sich das wilde, schlecht zugängliche Buuschetal und das abgeschiedene,<br />
von urwaldähnlichen Wäldern umgebene Buuschli, welches durch einen imposanten Wasserfall des Morgetebachs<br />
abgeschlossen wird. Unterhalb der Buuscheschlucht liegen die Ruinen des Grands Hotel Weissenburgbad,<br />
ein letztes Zeugnis der einst bedeutenden Bäderkultur im Niedersimmental.<br />
Auf sanft abfallenden Terrassen oberhalb des Talgrundes befinden sich inmitten von grossflächigen Wiesen und<br />
Weiden verschiedene Streusiedlungen und Vorsass-Weiler, die aufgrund ihres gut erhaltenen und ortstypischen<br />
Baubestands teilweise Aufnahme ins ISOS-Inventar gefunden haben (nationale Bedeutung). Entlang des alten<br />
Simmentalerwegs liegen schliesslich auf den Schwemmkegeln der Bergbäche die von Streusiedlungen umgebenen<br />
Ortskerne der Talsiedlungen mit Kirchenbezirk und prächtigen Simmentaler Häusern. Verschiedene dieser<br />
Siedlungen sind ebenfalls im ISOS-Inventar verzeichnet (nationaler Bedeutung), liegen aber teilweise ausserhalb<br />
des Objektperimeters.<br />
Das gesamte Gebiet ist durchsetzt mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar.<br />
2<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiete<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Gantrischkette Landwirtschaft (Alpwirtschaft), Naherholung, Infanterieschiessplätze Gantrisch und<br />
Hengstschlund<br />
2 Sonnseite Niedersimmental Landwirtschaft (Milch-und Viehwirtschaft), Gewerbe, kulturhistorischer Tourismus<br />
3 Stockhorn Tourismus, Naherholung, Landwirtschaft (Alpwirtschaft)<br />
Das gesamte Gebiet wird vieh- und alpwirtschaftlich genutzt, wovon nicht nur die überwiegend gute Bausubstanz<br />
der Simmentaler Bauernhäuser, sondern auch die in der Landschaft gut erkennbaren Vorsasse und Alphütten<br />
zeugen. Im Teilgebiet 2 (Sonnseite Niedersimmental) befinden sich unterhalb der ganzjährig bewohnten bäuerlichen<br />
Siedlungen kleinere Holzverarbeitungs- und Gewerbebetriebe.<br />
Das Teilgebiet 1 (Gantrischkette) ist über die begehbaren Passübergänge mit schönster Aussichtslage gut mit<br />
Bergwegen erschlossen. Allerdings sind vor allem jene Gegenden, welche mit Auto und ÖV erschlossen und zu<br />
Fuss in kurzer Zeit erreichbar sind, ganzjährig beliebte Ziele für Erholungssuchende. Abgesehen von agrotouristischen<br />
Angeboten auf den Sömmerungsalpen und dem Klettersteig Gantrisch, weist das Teilgebiet keine nennenswerte<br />
touristische Infrastruktur auf. Das Gebiet ist von Oktober bis Juni unbewohnt. Entlang der Gantrischkette<br />
befinden sich neben aufgelassenen Reduit-Bunkern aus dem 2. Weltkrieg die Infanterieschiessplätze Gantrisch<br />
und Hengstschlund.<br />
Die Erschliessung mit einer Luftseilbahn, die einmalige Aussichtslage, das vielfältige Angebot an Wander- und<br />
Themenwegen während des Sommers sowie die von Schneeschuhtrails über Iglus bis zu Skitouren reichenden<br />
Attraktionen während der Wintersaison machen das Teilgebiet 3 (Stockhorn) zu einem fast ganzjährig stark besuchten<br />
Ziel von Erholungssuchenden und Tagestouristen.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Mit dem ausgedehneten Wander- und Bergwegnetz, dem Simmentaler Häuserweg, dem Museum im alten Agensteinhaus,<br />
der Erschliessung des Schnurrelochs in der Gsässflue, agrotouristischen Angeboten und Gasthöfen<br />
wird im den Teilgebiet 2 (Sonnseite Niedersimmental) ein sanfter Tourismus mit Bezug zur kulturhistorischen<br />
Landschaft und traditioneller Lebensweise verfolgt. Dieses Teilgebiet umfasst auch kleinere Bauzonen.<br />
Gefährdung<br />
Im Teilgebiet 3 (Stockhorn) wird das touristische Angebot laufend ausgebaut. Dadurch besteht die Gefahr, dass<br />
weitere Infrastruktur erstellt wird, welche das Landschaftsbild stören könnten und der Druck von Erholungssuchenden<br />
auf den Raum weiter zunimmt. Letzteres trifft auch auf die beliebten Wandergebiete des Teilgebietes 2<br />
(Gantrischkette) zu.<br />
Durch Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe, Umnutzungen von Gebäuden besteht im Teilgebiet 2 (Sonnseite<br />
Niedersimmental) die Gefahr, dass die historisch gewachsene Kulturlandschaft schleichend verloren geht. Dieses<br />
Teilgebiet weist zudem verschiedene inventarisierte, aber auch weitgehend unbekannte kulturhistorisch einmalige<br />
Bauten, Wege und Landschaftselemente auf, die von Verfall, Wissensverlust und Zerstörung bedroht sind.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Gantrischkette X X X X<br />
2 Sonnseite<br />
Niedersimmental<br />
Einsehbarkeit<br />
X X X X X X<br />
3 Stockhorn X X X X X X<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Aussichtslagen, Naherholungsraum,<br />
Alpwirtschaft, Bäche<br />
ISOS-Dörfer und Weiler, kulturhistorisch<br />
interessante Landschaft,<br />
Trockenstandorte, kaum<br />
zugängliche Waldstandorte,<br />
Wasserfall<br />
Aussichtslage, markanter Gipfel,<br />
abwechslungsreiche Landschaft,<br />
Bergseen, touristisch gut erschlossener<br />
Erholungsraum,<br />
Bäche<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die naturnahen sowie die bewirtschafteten Kultur- und Alplandschaften sollen in ihrem ökologischen und landschaftsästhetischen<br />
Wert gefördert und von landschaftsverändernden Nutzungen entlastet werden, ohne dabei<br />
eine massvolle nachhaltige Entwicklung der betroffenen Gemeinden zu verhindern.<br />
In allen drei Teilgebieten bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Gantrischkette Erhalten, Fördern Die aktuelle Situation ist in Nutzung und Ausprägung zu sichern und zu<br />
schützen. Die Alpwirtschaft ist aufrecht zu erhalten und agrotouristische<br />
Angebote, die der Alpwirtschaft dienen, sind zu fördern. Abgeltung für landschaftliche<br />
Pflege und Unterhaltsleistungen.<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
2 Sonnseite Erhalten, Fördern<br />
Niedersimmental<br />
Erhaltung des landwirtschaftlichen Nutzungssystems. Vermeiden von landschaftsstörenden<br />
Umnutzungen und Eingriffen. Abgeltung für landschaftliche<br />
Pflege und Unterhaltsleistungen.<br />
Erweiterung des touristischen Angebots mit kulturhistorischen Themen,<br />
Geschichten und lokalen Produkten.<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3 Stockhorn Lenken Nutzungen und Aktivitäten, welche die Umwelt belasten, sind gezielt zu<br />
planen und mittels Massnahmen zu kanalisieren (Besucherlenkung). Die<br />
touristische Nutzung ist aber nicht einzuschränken.<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Boltigen, Saanen,<br />
Zweisimmen<br />
Jaunpass / Hundsrügg<br />
Objekt Nr. A1<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Obersimmental – Saanenland<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />
Gastlosen, Jaunpass, Sömmerungsgebiete, Flachmoore<br />
1: Jaunpass, 2: Hundsrügg / Sparenmoos, 3: Gastlosen, 4: Rellerligrat<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet umfasst die Berglandschaft am Übergang vom Simmental zum Saanenland entlang der <strong>Kanton</strong>sgrenze<br />
(BE-FR). Im Relief erscheinen zwei parallel verlaufende Gebirgszüge, welche sich von Boltigen in südöstlicher<br />
Richtung nach Saanen erstrecken. Am Jaunpass (Teilgebiet 1) ermöglicht ein topografischer Einschnitt die<br />
Überquerung der Gebirgsketten.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Von den Talböden aus erheben sich steile, relativ gleichmässig geneigte Flanken auf Höhen von rund 2'000 m<br />
ü.M. Die Kulturlandschaft besteht aus einem vielfältigen Mosaik aus Wald (mit verschiedenen Objekten aus dem<br />
kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), Weiden und Streusiedlungen. In den höheren Lagen wird Vieh gesömmert.<br />
Charakteristisch sind jahreszeitlich genutzte Anlagen und Nutzbauten (Ställe, Zäune, Brunnen), welche die<br />
traditionellen Beziehungen zwischen Bauten, Landschaft und Nutzung erkennen lassen. Am Jaunpass befinden<br />
sich Artilleriewerke und verbunkerte Sperrstellen. Sie zeugen von der militärischen Schlüsselstellung im Reduit<br />
der Schweiz des 2. Weltkriegs.<br />
Die rund 10 km lange Kette der Gastlosen (Teilgebiet 3) bildet die <strong>Kanton</strong>sgrenze, sie wirkt mit charakteristischen<br />
Felsformationen beidseitig identitätsstiftend. Höchster Punkt dieses Geotops von nationaler Bedeutung ist der<br />
Dent de Ruth mit einer Höhe von 2236 m ü.M. Parallel zum Felskamm der Gastlosen verläuft der Hundsrügg<br />
(Teilgebiet 2), ein Bergrücken hoch über dem Simmental. Zwischen dem Hundsrügg und den Gastlosen liegt das<br />
Hochtal von Abländschen. Das abgeschiedene Tal mit Streusiedlung befindet sich im Einzugsgebiet des Jaunbachs,<br />
welcher nach Jaun (FR) hin entwässert.<br />
Faktoren wie Steilheit, Klima und Geologie haben strukturreiche und vielfältige Waldgesellschaften hervorgebracht.<br />
Ökologisch wertvoll sind die Flachmoore von nationaler Bedeutung (teilweise unter kantonalem Naturschutz),<br />
welche sich vom Fuss des Bäderhores entlang der Flanke des Hundsrüggs bis nach Schönried erstrecken.<br />
Unterhalb des Gipfels des Hundsrüggs (Teilgebiet 2) liegt die Moorlandschaft von nationaler Bedeutung<br />
118 Sparenmoos / Neuenberg.<br />
Der Rellerligrat (Teilraum 4) bildet die Fortsetzung des Hundsrüggs. Der Gebirgszug bildet die Wasserscheide<br />
zwischen Grischbach und der kleinen Simme und endet mit steilen Hängen oberhalb von Saanen. Das Sömmerungsgebiet<br />
an der Hangflanke oberhalb Schönried besteht aus einem Mosaik von Wald und Weideflächen und<br />
wird ganzjährig touristisch genutzt. Die steil zum Grischbach abfallende Hangflanke wird extensiv genutzt und ist<br />
mit baumbestandenen Bachläufen zerfurcht.<br />
2<br />
Mit der Konzentration der Besiedlung auf den Talgrund wird die Landschaft ausserhalb des Siedlungsraumes als<br />
ruhig und abgeschieden wahrgenommen. Charakteristisch für das Gebiet sind die vielfältigen Sichtbeziehungen<br />
und Weitsichten. Ein dichtes Wanderwegnetz im gesamten Gebiet deutet auf den hohen Erholungswert hin.<br />
Abschnitte der alten Simmentalstrasse (Teilgebiet 2) fanden Aufnahme in das Inventar der historischen Verkehrswege<br />
der Schweiz IVS (nationale Bedeutung mit viel Substanz).<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Jaunpass Verkehrsachse, Tourismus, Landwirtschaft (mit Sömmerungsgebiet)<br />
2 Hundsrügg / Sparenmoos Landwirtschaft (mit Sömmerungsgebiet), Freizeit und Erholung<br />
3 Gastlosen Freizeit und Erholung<br />
4 Rellerligrat Landwirtschaft (mit Sömmerungsgebiet), Tourismus<br />
Die Bandbreite zwischen den unterschiedlichen Nutzungsintensitäten im Gebiet ist enorm: Der Talgrund ist von<br />
einem vielfältigen Mix aus Siedlungen, Verkehrsachsen, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe geprägt. Der<br />
Grossteil des Gebietes gehört jedoch zum Sömmerungsgebiet, wo die Nutzung nur temporär oder gar nicht stattfindet.<br />
Auf dem Jaunpass (Teilgebiet 1) befindet sich ein Campingplatz mit Massenlager / Doppelzimmer im Betriebsgebäude.<br />
Im Raum Schönried (Teilraum 4) ist eine Tourismusinfrastruktur vorhanden, welche im Sommer und im<br />
Winter in Betrieb ist (Sesselbahn Rellerli).<br />
Gute Erschliessung, ein weites Wanderwegnetz und vielseitige Freizeit- und Erholungsangebote verleihen dem<br />
gesamten Gebiet eine hohe touristische Attraktivität.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gefährdung<br />
Mit Ausnahme der touristischen Infrastruktur und des Passverkehrs ist ein Grossteil des Gebietes von Störfaktoren<br />
und störende Eingriffe verschont geblieben.<br />
Eine Gefährdung liegt in der Aufgabe oder Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung von Steillagen,<br />
was zu einer Vergandung / Verbuschung der Sömmerungsgebiete führen kann.<br />
Ein gewisses Risiko stellt zudem die Siedlungsentwicklung in den touristisch attraktiven Lagen und die Ausbreitung<br />
der Bautätigkeiten vom Talgrund in die Hanglagen dar. Werden die Hangflanken bebaut, ändert sich das<br />
Landschaftsbild massgeblich. Die Gefährdung durch weitere Bautätigkeit betrifft in erster Linie das Teilgebiet 4,<br />
das aufgrund seiner Nähe zur renommierten und entwicklungsstarken Ortschaft Gstaad am stärksten unter Siedlungsdruck<br />
steht. Damit einher geht die Beeinflussung des Landschaftsbildes durch eine mögliche Erweiterung<br />
der touristischen Infrastrukturen (z.B. Bergbahnen).<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Jaunpass X X X X X X X Flachmoore, Passübergang<br />
2 Hundsrügg / Sparenmoos<br />
X X X X X X Flachmoore, Sömmerungsgebiet<br />
3 Gastlosen X X X X<br />
Identitätsstiftende Felsformationen,<br />
Geotop von nationaler<br />
Bedeutung<br />
Strukturvielfalt, Gräben / Bachbette<br />
4 Rellerligrat X X X X X<br />
/ Grat, Aussichtspunkte,<br />
Wasserscheide Simme / Grischbach,<br />
Mosaik Wald-Offenland<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die Abgeschiedenheit, Ruhe und hohe Erholungsqualität trotz Siedlungsnähe verleihen dieser Landschaft ihren<br />
Schutzwert. Um diese Qualitäten zu erhalten, sind umsichtige Planungen im Bereich der einfach zugänglichen<br />
Orte und Ausflugsziele sowie im Bereich der Siedlungsgrenzen erforderlich. Bei der Erneuerung von Ökonomiebauten<br />
ausserhalb der Bauzonen sind angepasste, ins Landschaftsbild eingegliederte Bauweisen zu fördern.<br />
In allen vier Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Jaunpass Lenken, Erhalten Unterstützen von landschaftsschonenden Nutzungsaktivitäten, nachhaltigem<br />
Tourismus mit Besucherlenkung;<br />
Bewahren der Flachmoore;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />
der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
2 Hundsrügg / Sparenmoos<br />
Erhalten<br />
Erhalten der Offenflächen / Flachmoore im Sömmerungsgebiet;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />
der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3 Gastlosen Erhalten, Lenken Erhalten der bestehenden Werte;<br />
Fördern von nachhaltigen Tourismusangeboten;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />
der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
4 Rellerligrat Lenken Fördern umsichtiger Planungen zum Erhalt des Landschaftsbildes;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />
der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinde Lauenen, Lenk, Saanen,<br />
St. Stephan<br />
Turbachtal<br />
Objekt Nr. A2<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Obersimmental – Saanenland<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />
Seitental mit traditioneller Streusiedlung, Trockenwiesen, Flachmoore<br />
1: Streusiedlung Turbach, 2: Talflanke Simmental, 3: Giferspitz<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Turbachtal liegt zwischen dem Lauenental und dem Simmental. Es verläuft auf einer Länge von knapp<br />
10 km um den Fuss des Giferspitz. Bei Gstaad öffnet sich das Turbachtal zum Lauenental hin. Mehr als die Hälfte<br />
des Tals ist unbesiedelt bzw. lediglich mit einzelnen Alphütten belegt.<br />
Ein vielfältiges Mosaik aus Felsen, Schutthalden, alpinen Trockenrasen und -weiden, Quellfluren und Mooren<br />
prägt die Teilgebiete 2 und 3. Nur der unterste Talabschnitt (Teilgebiet 1) ist dauerhaft besiedelt. Er zählt ca. 200<br />
Einwohner und ist mit einer Strasse erschlossen. Diese sticht als einzige versiegelte Fläche in der sonst praktisch<br />
infrastrukturfreien Landschaft ins Auge. Die Häuser sind mehrheitlich in traditionellem, regionaltypischem Holzbaustil<br />
erstellt. Bei Sattler haben sich Ansätze eines Dorfkerns gebildet, ansonsten ist die Talflanke geprägt durch<br />
eine Streusiedlung mit Wohn- und landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden sowie zahlreichen Nebengebäuden<br />
und Speichern.<br />
Das Teilgebiet 1 wird zudem geprägt von Bergwiesen und -weiden. An den südexponierten Flanken finden sich in<br />
den obersten Partien grossflächige Trockenwiesen, welche extensiv bewirtschaftet werden. Am Übergang zum<br />
Simmental (Teilgebiet 2) breitet sich eine grossflächige und vielgestaltige Berglandschaft der Nordalpen aus. Die<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landnutzung bildet ein Mosaik aus Wald (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-<br />
Inventar) und Weiden mit relativ gleichmässigen und steil abfallenden Hängen. Prägend sind die hangwassergespiesenen<br />
Lebensräume (Flachmoore) von nationaler Bedeutung im Einzugsgebiet des Rüwlisbachs, welcher in<br />
die Simme mündet.<br />
Der Perimeter grenzt im Teilgebiet 3, welches topografisch durch den Giferspitz (2'542 m ü.M.) dominiert wird, an<br />
zwei Moorlandschaften (19 Lauenensee und 119 Haslerberg / Betelberg) sowie an das BLN-Gebiet 1501 Gelten-<br />
Iffigen und bildet dadurch eine Ergänzung bestehender nationaler Landschaftsschutzgebiete. Es umfasst einen<br />
Teil des Einzugsgebiets der Balmquelle Lenk, dem Objekt A11 aus dem kantonalen Geotopinventar.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Streusiedlung Turbach Siedlung, Landwirtschaft (Beweidung), Forstwirtschaft, einzelne Gasthöfe, Erholung<br />
2 Talflanke Simmental Zwei- bis dreistufige Alpwirtschaft, Forstwirtschaft<br />
3 Kalkgebirgslandschaft Giferspitz<br />
Extensive Alpwirtschaft, Freizeit und Erholung<br />
Das gesamte Gebiet wird in den Sommermonaten beweidet. In den tieferen und produktiveren Lagen werden die<br />
Flächen dem Gelände entsprechend maschinell bearbeitet und gedüngt.<br />
Mit einem ausdehnten Wanderwegnetz bietet das Tal im Sommer und im Winter touristische Attraktionen. Besonders<br />
beworben wird dabei der 5.5 km lange Wanderweg, welcher von Gstaad-Oberbort als Höhenweg oder<br />
dem Turbach entlang bis zuhinterst ins Tal führt und teilweise auch im Winter begangen werden kann. Über die<br />
gesamte Länge des Tals führt entlang des Turbachs eine nationale Wanderroute von SchweizMobil (Via Alpina<br />
von Vaduz nach Montreux).<br />
Gefährdung<br />
Das Gebiet ist relativ frei von Störungen und lässt den gewachsenen Zusammenhang von Landschaft und Nutzung<br />
erkennen. Eingriffe in diese langsam gewachsenen Strukturen können sich einschneidend auswirken. Eine<br />
gewisse Gefährdung durch Bautätigkeit betrifft in erster Linie das Teilgebiet 1, das aufgrund seiner Nähe zum<br />
renommierten und entwicklungsstarken Tourismuszentrum Gstaad / Saanen Ortschaft Gstaad am ehesten unter<br />
Siedlungsdruck steht.<br />
2<br />
Eine weitere Gefährdung liegt in der Aufgabe bzw. Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung<br />
von Steillagen, was zu einer Vergandung / Verbuschung der Sömmerungsgebiete führen kann.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Streusiedlung<br />
Turbach<br />
2 Talflanke Simmental<br />
3 Kalkgebirgslandschaft<br />
Giferspitz<br />
X X X X X<br />
X X X X X X X<br />
X X X X X X X<br />
Traditionelle Holzbauten, Trockenwiesen,<br />
Turbach<br />
Historische Verkehrsverbindung<br />
ins Simmental (Rüwlispass),<br />
vielgestaltige Berglandschaft,<br />
Flachmoore, Trockenwiesen<br />
Abwechslungsreiche Topografie,<br />
grosse Formenvielfalt, Flachmoore,<br />
Trockenwiesen, minimale<br />
Infrastruktur<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die Hauptzielsetzung liegt in der Erhaltung der bestehenden Werte. Eingriffe sind aufgrund der Empfindlichkeit<br />
des Raumes unter einer umfassenden Interessensabwägung äusserst sorgfältig zu planen. Zudem gilt es, die<br />
traditionelle land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu erhalten.<br />
In allen drei Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Streusiedlung<br />
Turbach<br />
Erhalten, Fördern Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Pflege der siedlungsnahen<br />
Trockenwiesen und Schutz vor Vergandung; Fördern der traditionellen<br />
Holzbauten;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
2 Talflanke Simmental<br />
3 Kalkgebirgslandschaft<br />
Giferspitz<br />
Erhalten<br />
Erhalten<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Erhalten der mehrstufigen landwirtschaftlichen Nutzung; Pflege von Trocken-<br />
und Feuchtbiotopen; Vergandung vorbeugen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Erhalten der Sömmerungswirtschaft; Pflege von Trocken- und Feuchtbiotopen;<br />
Vergandung vorbeugen; Bewahren einer extensiven touristischen<br />
Nutzung und Fördern von Erholungswerten ohne zusätzlichen Bedarf an<br />
Infrastruktur;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinde Lenk<br />
Wildstrubel<br />
Objekt Nr. A3<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilräume<br />
Obersimmental-Saanen<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />
Gletscher, Kalkgebirge, Hydrologie (Verkarstung, Quellen)<br />
1: Wildstrubel, 2: Rezliberg, 3: Plaine Morte<br />
Gesamtcharakter<br />
Wo die Dichte der Siedlung im Gebiet Zälg südlich der Ortschaft Lenk allmählich lockerer wird, erhebt sich unmittelbar<br />
aus den Wiesen und Wäldern die Hochgebirgsmauer des Wildstrubelmassivs. Auf engstem Raum wechseln<br />
sich Matten, Felsbastionen, Schuttkegel und Gletscherflächen ab. Das ganze Gebiet erstreckt sich über eine<br />
Fläche von rund 35 km 2 und liegt zwischen 1'100 m ü.M. und 3'244 m ü.M. (Wildstrubel). Es besteht aus drei<br />
markant unterschiedlichen Teilgebieten.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Das südliche Teilgebiet 3 (Plaine Morte), ein eigentliches Hochgebirgsplateau, ist praktisch lückenlos vergletschert.<br />
Das nördliche Teilgebiet 2 (Rezliberg), dessen landschaftliche Juwele die Karstquellen und die enge Pforte<br />
der Simmenfälle ausmachen, ist stark coupiert und bildet ein abwechslungsreiches Muster aus Wald (mit verschiedenen<br />
Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar) und Weiden. Dazwischen liegt das mächtige<br />
Felsmassiv des Wildstrubels (Teilgebiet 1), dessen Hauptgipfel zu den meist besuchten Bergen der Schweizer<br />
Alpen zählt.<br />
Die gebänderten, plattigen Kalkschichten der helvetischen Sedimente prägen die Geologie des Wildstrubels. Auf<br />
rund 2'800 m ü.M. befindet sich die Plaine Morte. Dieser Plateaugletscher wies 2005 noch eine Fläche von 8.4<br />
km 2 auf, hat jedoch in den letzten 50 Jahren 18 % seines Volumens verloren. Das gesamte Wildstrubelmassiv ist<br />
stark verkarstet. Entsprechend sind im höhergelegenen, felsigen Bereich wenig Oberflächengewässer vorhanden.<br />
Runsen und einige Bergseen sind punktförmig in die „wild“ wirkende Landschaft verstreut. Am nördlichen<br />
Fuss des Wildstrubels tritt das Wasser aus Karstquellen wieder an die Oberfläche und bildet von nun an das<br />
vorherrschende Element. Bei den sogenannten Siebenbrünnen handelt es sich um eine Felsspalte, aus der das<br />
Wasser der Simme in sieben Strahlen austritt.<br />
Das Gebiet wird randlich teilweise von touristischen Anlagen berührt, wird aber bis heute (mit Ausnahme des<br />
Alpinismus) touristisch nicht sehr intensiv genutzt. Im Sommer bilden die zahlreichen Pfade und Klettermöglichkeiten<br />
die attraktive Grundlage zur sanften Freizeitnutzung. Der Raum ist umgegeben von den modernen, gut<br />
ausgebauten Infrastrukturen der Skiarena Adelboden-Lenk. Das nur spärlich besiedelte Gebiet im Teilgebiet 2<br />
gehört zum Temporärsiedlungsgebiet.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Wildstrubel Naturlandschaft, teilweise Freizeit und Erholung<br />
2 Rezliberg Alp- und Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung<br />
3 Plaine Morte Naturlandschaft, etwas Tourismus<br />
2<br />
Im Teilgebiet 2 (Rezliberg) herrscht ein traditionelles Bewirtschaftungsmuster vor. Zum einen werden die Waldflächen<br />
forstwirtschaftlich genutzt, zum anderen wird Alpwirtschaft betrieben. In den beiden Teilgebieten 1 und 3<br />
verhindern topografische und klimatische Bedingungen eine aktive Bewirtschaftung der Böden. Der Wildstrubel<br />
ist als Gebiet für Bergwanderungen und Klettertouren berühmt. Ein Klettergarten sowie eine Boulderwand zählen<br />
zu den touristischen Magneten der Umgebung der Wildstrubelhütte, die ausserhalb des Perimeters im BLN-<br />
Gebiet liegt.<br />
Besiedelt und für den motorisierten Verkehr erschlossen ist nur das Teilgebiet 2, wo auf nur wenigen Höfen<br />
Alpwirtschaft betrieben wird. Das Teilgebiet 1 (Wildstrubel) ist karg und wird nur durch vereinzelte Bergpfade<br />
durchzogen. Die Pässe des Wildstrubels waren in früheren Zeiten wichtige Verbindungswege zwischen dem<br />
<strong>Bern</strong>biet und dem Wallis. Auf einer Höhe von 2'793 m ü.M. lädt heute die Wildstrubelhütte die Berggänger zur<br />
Rast ein. Die Aussicht auf das <strong>Bern</strong>er Oberland und die Walliseralpen ist eindrücklich und einmalig.<br />
Das Teilgebiet 3 umfasst den Plaine-Morte-Gletscher. Dieser Plateaugletscher weist im Flachbereich wenig Spalten<br />
auf, wodurch er sich für Skilanglauf eignet. Skilifte am Südrand des Gletschers ermöglichen, den Skibetrieb<br />
auch im Sommer aufrecht zu erhalten. Von Crans Montana führt ein Funitel auf die Pointe Plaine Morte.<br />
Die touristischen Infrastrukturen auf dem Gletscher ermöglichen eine bescheidene wirtschaftliche Nutzung, wirken<br />
jedoch aus landschaftsästhetischer Sicht in der wohltuenden Monotonie der flachen Firnkappe etwas fehl am<br />
Platz.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gefährdung<br />
Insgesamt ist das Wildstrubelmassiv als Landschaft heute wenig gefährdet. Die touristischen Anlagen konzentrieren<br />
sich auf Gebiete ausserhalb des Perimeters. Bisher konnten entsprechende Eingriffe in das Gebiet selber<br />
verhindert werden. Der karstige Untergrund der höheren Lagen erlaubt Eingriffe für die Wasserkraftnutzung nur<br />
bedingt. Zudem hat der Raum aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung und der vielfältigen Landschaftsstrukturen<br />
für die lokale Bevölkerung einen hohen, kulturell-ethischen Erhaltungswert. Touristische Aktivitäten in der<br />
freien Natur nehmen jedoch dramatisch zu. Aus diesem Grunde darf der wachsende Druck auf das Gebiet Wildstrubel<br />
nicht unbeachtet bleiben.<br />
Als Folge der globalen Erwärmung konzentriert sich der Schneesport auf immer weniger Fläche. Wie andere<br />
Gletscher reagieren auch die Firnmassen der Plaine Morte auf das Klima. Der Druck des Schneesports auf höher<br />
gelegene Gebiete steigt in gleichem Masse an. Touristische Infrastrukturen erschliessen bisher karge Gebirgslandschaften,<br />
neue Formen von Outdooraktivitäten konkurrenzieren mit der Ruhe und Abgeschiedenheit alpiner<br />
Räume. Auch das Wildstrubelgebiet wird in den Strudel solcher Überlegungen gelangen. Allfällige Projekte müssen<br />
grundsätzlich hinterfragt, nachhaltig geplant und abgewogen werden. Nur so kann einer Banalisierung des<br />
Gebietes Wildstrubel entgegen gewirkt werden.<br />
Durch den karstigen Untergrund entwässert der Gletscher in verschiedene tieferliegende Bäche. Diese Karstquellen<br />
sind von hohem ästhetischem Wert und daher von grosser Bedeutung für die Region. Projektideen zur intensiveren<br />
Nutzung dieser Gewässer bedrohen diese wertvollen Landschaftselemente.<br />
In den tieferen Lagen stellt die Verbuschung nicht mehr genutzter Landwirtschaftsflächen ein gewisses landschaftliches<br />
Risiko dar, dem jedoch mit gezielten Bewirtschaftungsmassnahmen begegnet werden kann. Von der<br />
Vergandung und anschliessendem Vordringen des Waldes sind nur wenige Flächen des Teilgebiets 2 betroffen.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
3<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Wildstrubel X X X X X X<br />
2 Rezliberg X X X X X X<br />
3 Plaine Morte X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
karge Landschaft, historische<br />
Übergänge<br />
traditionelle Alpwirtschaft, Karstquellen,<br />
idyllische Landschaft<br />
geohydrologische Besonderheit,<br />
Aussichtslagen, Firnkappe<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das grosse Potential dieser schutzwürdigen Landschaft sind die relative Unberührtheit und die Strukturvielfalt.<br />
Die Übergänge von grünen, landwirtschaftlich genutzten Wiesen zu kargen Felswänden und mächtigen Eisschichten<br />
erfolgen abrupt und überraschend. Als Folge des karstigen Untergrundes hat sich eine spezielle geohydrologische<br />
Situation entwickelt, die in der Schweiz in dieser Ausprägung einmalig ist. Die an der Oberfläche<br />
nicht sichtbaren Abflüsse der Firnmassen der Plaine Morte speisen bedeutende Quellen im Unterland (Siebenbrünnen).<br />
Die Schutzwürdigkeit ergibt sich aus diesen einmaligen Landschaftselementen und der Verbindungs- und Pufferfunktion<br />
zu bereits bestehenden Schutzgebieten in der Nachbarschaft. Die Bedeutung des Gebietes für Freizeit<br />
und Tourismus ist zwar hoch, hat sich jedoch nicht im Bau von Anlagen manifestiert. Im Vordergrund der zukünftigen<br />
Entwicklung sollte eine von Infrastrukturen unabhängige Wintersportnutzung und Sommernutzung sein. Das<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Wildstrubelgebiet eignet sich ideal als Raum für einen sanften, nachhaltigen Hochgebirgstourismus, der auf der<br />
Ruhe und Wildheit der Naturlandschaft aufbaut.<br />
Aufgrund der Empfindlichkeit des Gebietes und der Exponiertheit einiger Teilgebiete ist als Hauptziel für diese<br />
Landschaft die langfristige Erhaltung anzustreben. Weitere Eingriffe, speziell im touristisch-intensiven Umfeld,<br />
sollen nach Möglichkeiten unterbunden werden. Sind Eingriffe unausweichlich, muss jedes Vorhaben im Kontext<br />
des Raumes analysiert und sorgfältig geplant werden. Eine umfassende Interessensabwägung ist in jedem Fall<br />
erforderlich.<br />
In den Teilgebieten 1 und 2 bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Wildstrubel Erhalten, Lenken Wildheit und natürlichen Charakter sichern;<br />
Kein Bau von Infrastrukturanlagen, Outdooraktivitäten beobachten und bei<br />
Bedarf Besucherlenkungsmassnahmen einführen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
2 Rezliberg Erhalten, Fördern Erhalt und Förderung der landwirtschaftlichen extensiven Nutzung; Bewirtschaftungsmassnahmen<br />
prüfen;<br />
Keine weitere Zersiedlung, Erschliessung im Bestand erhalten, jedoch nicht<br />
ausbauen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3 Plaine Morte Erhalten, Lenken Auf Eingriffe sehr empfindliches Teilgebiet. In lokalen Planungen als<br />
Schutzgebiet ausscheiden, kein Ausbau der touristischen Infrastruktur,<br />
Besucherlenkungsmassnahmen sind erwünscht.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Diemtigen, Lenk, St. Stephan,<br />
Wimmis, Zweisimmen<br />
Diemtigtal<br />
Objekt Nr. A4<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Entwicklungsraum Thun, Obersimmental – Saanenland<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />
Berglandwirtschaft, Trockenwiesen, Niesenkette, Regionaler Naturpark<br />
1: Niesenkette und Wiriehorn, 2: Oberes Diemtigtal / Grimmialp, 3: Unteres Diemtigtal,<br />
4: Menigtal, 5: Färmeltal<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gebiet setzt sich aus verschiedenen voralpinen Talschaften zusammen und grenzt an Kalksgebirgszüge der<br />
Alpen. Weite Teile können als grossflächige und vielgestaltige Berglandschaft der Nordalpen mit charakteristischem<br />
Mosaik aus Wald(mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), Weiden<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
und Streusiedlung bezeichnet werden. Vom Talgrund über Alpweiden bis zu vegetationslosen Fels- und Schuttzonen<br />
finden sich verschiedene Landschaftstypen mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten.<br />
Mit Ausnahme des Färmeltals (Teilgebiet 5) befindet sich das gesamte Gebiet im regionalen Naturpark Diemtigtal.<br />
Fast das gesamte Diemtigtal ist besiedelt, wobei die Siedlung in direktem Zusammenhang mit dem Relief steht:<br />
Der Taleingang (Teilgebiete 1 und 3) ist grossflächig mit Streusiedlungen und Weilern in traditioneller Bauweise<br />
belegt. Diese sanfte Hangflanke der Niesenkette wird durch Hecken und baumbestandene Bachläufe in idyllische<br />
Geländekammern gegliedert. Entlang des Fildrich-Baches (Teilgebiet 2) ist die Besiedlung aufgrund der steilen,<br />
bewaldeten Flanken stärker auf den Talgrund konzentriert. Eine mehrstufige landwirtschaftliche Nutzung (Talbetrieb,<br />
Voralp und Sömmerung) führt insgesamt zu einem hohen Anteil an landwirtschaftlicher Infrastruktur (Ställen,<br />
Alphütten) auf verschiedenen Höhenstufen.<br />
Im Vergleich zu den Nachbartälern Simmental und Frutigtal wirkt das Diemtigtal störungsarm, authentisch und<br />
bildet eine in sich geschlossene Einheit. Zwar finden sich am Wiriehorn (Teilgebiet 1) und im Gebiet Grimmialp –<br />
Stiereberg (Teilgebiet 2) touristische Infrastrukturen und Freizeitangebote, die aber in überschaubarer Dimension<br />
sowie räumlich konzentriert sind und die übrigen Teilgebiete nicht beeinträchtigen. Der intakte Charakter der<br />
Landschaft wird durch den hohen Anteil traditioneller Holzbauten mitgeprägt.<br />
Im gesamten Perimeter, aber insbesondere an den südexponierten Hängen des Seitentals des Menigbachs<br />
(Teilgebiet 4), finden sich Trockenwiesen und -weiden. Die lockeren Bestände aus Einzelbäumen (Bergahorn) an<br />
den waldfreien Flanken verleihen der Landschaft einen ausgesprochen harmonischen Charakter und sind von<br />
hohem ökologischem Wert. Durch das Tal führt der Zugang zum Seebergsee (ausserhalb des Perimeters), einem<br />
landschaftlichen Idyll mit Flachmooren auf 1'800 m ü.M. Der See ist Teil des ausgedehnten kantonalen Naturschutzgebietes<br />
Spillgerten, welches an die Teilgebiete 2, 4 und 5 grenzt.<br />
2<br />
Das Färmeltal grenzt nördlich an die Moorlandschaft 339 Albrist. Ställe, Scheunen und Wohngebäude sind gut<br />
eingepasst und prägen das Tal. Der Färmelbach verleiht der offenen Kulturlandschaft Lebendigkeit. Er verläuft<br />
leicht mäandrierend mit einzelnen Kiesbänken durch das Tal. Baumgruppen und Bergahorn-Einzelbäume sowie<br />
strukturierte Übergänge zwischen Wiese/Weide (mit Trockenelementen) und Wald zeugen von einem vielfältigen<br />
Nutzungsmuster und wirken wie eine Parklandschaft.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Niesenkette und Wiriehorn Landwirtschaft (Sömmerung), alpiner Tourismus, z.T. Forstwirtschaft<br />
2 Oberes Diemtigtal / Grimmialp Landwirtschaft (Sömmerung), Tourismus (Ski- und Sessellifte), Parahotellerie<br />
3 Unteres Diemtigtal Wohnen und Gewerbe, Landwirtschaft (Milch- und Weidewirtschaft)<br />
4 Menigtal Landwirtschaft (Sömmerung), Freizeit und Erholung<br />
5 Färmeltal Landwirtschaft (Sömmerung), Freizeit und Erholung<br />
Die vorherrschende Nutzung im Gebiet ist die Landwirtschaft. Diese ist mehrstufig organisiert mit Talgut, Voralp<br />
und Alp. Es wird vorwiegend Weidewirtschaft betrieben, teilweise kommt auch Futterbau vor. Grosse Teile des<br />
Gebietes zählen zum Sömmerungsgebiet und werden nur temporär genutzt.<br />
Bei den Bächen Fildrich und Chirel besteht in den Teilgebieten 2 und 3 eine Wasserkraftnutzung.<br />
Der Tourismus und die Freizeit- und Erholungsnutzung sind im Diemtigtal etabliert. Die Infrastruktur ermöglicht<br />
Sommer- und Wintertourismus. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark wird die Angebotspalette mit Fokus auf<br />
einem nachhaltigen Tourismus laufend erweitert. Mit der Zertifizierung als Regionaler Naturpark von nationaler<br />
Bedeutung verfügt die Region über ein offizielles Label zur Vermarktung von Leistungen und Produkten aus dem<br />
Diemtigtal.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gefährdung<br />
Eine gewisse Gefährdung des Landschaftsbildes liegt in der Siedlungsentwicklung, resp. in Bauten, welche sich<br />
schlecht in die gewachsene Umgebung einfügen (insbesondere in den Teilgebieten 2 und 3). Es kann sich dabei<br />
um die Dimensionierung der Bauten sowie um den Baustil handeln.<br />
Die Aufgabe oder der Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzung kann die bestehenden Naturwerte gefährden.<br />
Sobald sie nicht mehr regelmässig gepflegt werden, sind die extensiv bewirtschafteten Trockenwiesen und –<br />
weiden sowie die Feuchtgebiete von der Verbuschung bedroht.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
1 Niesenkette und<br />
Wiriehorn<br />
2 Oberes Diemtigtal<br />
/ Grimmialp<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
X X X X X<br />
Empfindlichkeit<br />
X X X X X<br />
3 Unteres Diemtigtal X X X X<br />
4 Menigtal X X X X X X<br />
5 Färmeltal X X X X X X<br />
Stichworte<br />
Steillagen oberhalb der Waldgrenze;<br />
Feuchtgebiete von nationaler<br />
Bedeutung, Aussicht<br />
Traditionelle Berglandwirtschaft,<br />
Sömmerungsgebiet; Ausgeprägter<br />
Talcharakter mit Übergang<br />
zur Kalkgebirgslandschaft; Traditionelle<br />
Bauweise<br />
Traditionelle Berglandwirtschaft,<br />
Landschaftsmosaik mit Wald,<br />
Weiden und Offenfläche<br />
Einzelbäume, Trockenwiesen<br />
und Feuchtgebiete von nationaler<br />
Bedeutung; Traditionelle<br />
Berglandwirtschaft<br />
Trockenwiesen von nationaler<br />
Bedeutung. Typische Ausprägung<br />
einer Waldgrenzenlandschaft<br />
mit Übergang von alpinen<br />
Rasen und Weiden zu Fels- und<br />
Schuttlandschaft<br />
3<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Die Hauptzielsetzung liegt in der Erhaltung der bestehenden Werte. Eingriffe sind aufgrund der Empfindlichkeit<br />
des Raumes unter einer umfassenden Interessensabwägung äusserst sorgfältig zu planen. Zudem gilt es, die<br />
traditionelle land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu erhalten. Wo wertvolle Strukturelemente in Form von Gehölzen<br />
vorkommen (Ostflanke Niesen) sind diese zu erhalten.<br />
Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Diemtigtal<br />
abzustimmen.<br />
In allen fünf Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Niesenkette und<br />
Wiriehorn<br />
Erhalten<br />
Erhalten der Schutzobjekte (Feuchtgebiete, Amphibienlaichgebiet, Trockenwiesen);<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
2 Oberes Diemtigtal /<br />
Grimmialp<br />
Erhalten, Lenken<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Entwicklungen / Projektierungen unter Einbezug verschiedener Interessen<br />
sorgfältig planen; Bautätigkeiten an das Landschaftsbild anpassen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3 Unteres Diemtigtal Erhalten Erhalten der Strukturelemente (Gehölze), Eingriffe optimal in das Landschaftsbild<br />
einfügen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4 Menigtal Erhalten, Fördern Auf Eingriffe sehr empfindliches Gebiet; Erhalten und fördern einer landschaftsschonenden<br />
landwirtschaftlichen Nutzung; Erhalten der Schutzobjekte<br />
(Feuchtgebiete, Trockenwiesen);<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
5 Färmeltal Erhalten, Fördern Erhalten der Schutzobjekte (Trockenwiesen), Erhalten und fördern einer<br />
landschaftsschonenden landwirtschaftlichen Nutzung;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Beatenberg, Horrenbach-<br />
Buchen, Sigriswil<br />
Justistal<br />
Objekt Nr. A5<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Entwicklungsraum Thun<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />
Markantes Hängetal, steile Talflanken, Berglandwirtschaft mit Käseteilet<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Das trogförmige Justistal wird durch zwei markante Gebirgskämme begrenzt. Im Nordwesten befindet sich der<br />
Sigriswilergrat, der gleichzeitig die Grenze zwischen den helvetischen Decken und der subalpinen Molasse bildet.<br />
Im Südosten erhebt sich der Güggisgrat mit dem Nieder- und dem Gemmenalphorn. Das Justistal wird durch den<br />
Grönbach entwässert, der bei Merligen in den Thunersee mündet. Der Untergrund besteht aus vorwiegend kalkigen<br />
Gesteinen der Kreide und des Flyschs. Am Nordende schliesst die Gebirgskette der Sieben Hengste das<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
formschöne und regelmässige Tal ab. Namensgeber für das Tal war Justus, ein Wegbegleiter des heiligen<br />
Beatus. Während Beatus in einer Höhle oberhalb des Thunersees hauste, verschlug es Justus der Sage nach ins<br />
benachbarte Gebirgstal.<br />
Das Justistal ist im oberen Teil eingebettet in die Moorlandschaften 13 Habkern/Sörenberg und 38 Rotmoos/Eriz<br />
sowie das BLN-Gebiet 1505 Hohgant. Verschiedene Trockenstandorte an den Talflanken, Feuchtgebiete in der<br />
Talsohle sowie Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar machen dieses Gebiet zu einem ökologisch<br />
wertvollen Lebensraum für Fauna und Flora.<br />
Die wenigen Bauten im Justistal dienen der Alp- und Weidewirtschaft. Als nach wie vor gelebte Tradition sei als<br />
Besonderheit die Kästeilet erwähnt. Die im Sommer hergestellten Käselaiber werden in einem Losverfahren an<br />
die Viehbesitzer verteilt. Der Alpabzug der Tiere beendet mit einem grossen Fest den jeweiligen Alpsommer.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Alp- und Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, extensive Freizeit- und Erholungsnutzung<br />
Im Gegensatz zu den benachbarten Gebieten Habkern und Beatenberg konnte sich im Justistal keine Dauerbesiedlung<br />
entwickeln. Die wenigen Bauten im Justistal dienen fast ausschliesslich der traditionellen Alpwirtschaft<br />
mit Schwerpunkt Käseherstellung. Obwohl der Talboden stellenweise bis zu 300 Meter breit ist, lassen die steilen<br />
Flanken nur eine extensive Nutzung zu. Insgesamt verteilen sich neun Alpen auf das weitflächige Gebiet. Mit<br />
dem „Chästeilet“ findet diese Verwurzelung auch im örtlichen Brauchtum ihre Entsprechung. Speziell im unteren<br />
Teil des Tals finden sich grosse Waldflächen. Diese werden forstwirtschaftlich bewirtschaftet.<br />
Das Justistal war lange Zeit nur schwer zu erreichen, wohl aus diesem Grunde konnte es seinen ruhigen und<br />
abgeschiedenen Charakter bewahren. Heute ist das eindrückliche Tal oberhalb von Merligen ein beliebtes Ausflugsziel<br />
für Outdooraktivisten wie Wanderer, Boulderer, Biker. Die touristische Nutzung ist jedoch eher extensiv,<br />
Anlagen sind – abgesehen von der Bahn auf das Niederhorn (ausserhalb des Perimeters) – keine zu finden. Der<br />
Talboden, die Grate und vereinzelt auch die Flanken sind durchzogen mit Pfaden und Wegen. Bei der Sichle und<br />
im Gebiet Oberberg sind Übergänge in die Nachbartäler Eriz und Habkern vorhanden, diese hatten jedoch nie<br />
eine mit anderen Voralpenpässen vergleichbare Bedeutung. Vom Sigriswilergrat wie auch vom Niederhorn und<br />
Gemmenalphorn bieten sich je nach Wetterlage eindrückliche Aussichten in die Berg- und Seenlandschaft des<br />
<strong>Bern</strong>er Oberlandes.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Die Gefährdung des Gebietes hält sich aktuell in Grenzen, was sich jedoch aufgrund veränderter Entwicklungsstrategien<br />
schlagartig ändern kann.<br />
Beobachtet werden müssen die zunehmenden Outdoor-Aktivitäten. Biker, Wanderer, Boulderer und Langläufer<br />
kommen mit der landwirtschaftlichen Nutzung bis heute nicht in Konflikt. Solange es sich um extensive und punktuelle<br />
Nutzungen handelt, sind auch die Werte der Landschaft wenig gefährdet. Wie in anderen Gebieten stellen<br />
nicht mehr genutzte Landwirtschaftsflächen ein gewisses landschaftliches Risiko dar. So sind einige, vorwiegend<br />
tiefer gelegene Abschnitte durch Vergandung gefährdet. Mit der Vergandung verbunden ist ein allmähliches Vordringen<br />
des Waldes.<br />
Im Justistal hat sich eine beachtliche Hirschpopulation angesiedelt. Die Auswirkungen auf die Landschaft sind<br />
verkraftbar, müssen jedoch beobachtet werden.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Tallandschaft, Wildtierkorridor,<br />
Alpwirtschaft, Tradition der Käseherstellung<br />
mit „Chästeilet“<br />
und Alpabzug (viel beachtetes<br />
Volksfest)<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Justistal verbindet national bedeutende Moorlandschaften, ein BLN-Gebiet und ein Naturschutzgebiet. Abgesehen<br />
von dieser Funktion als Vernetzungsgebiet hat das Justistal aber auch eigene Qualitäten. Als regelmässig<br />
ausgebildetes Trogtal wirkt es ruhig, majestätisch und einladend. Seinen wahren Wert erhält das Tal aber<br />
durch seine Ursprünglichkeit, die sich sowohl in der Landnutzung wie auch im Volkstum manifestiert. Das Justistal<br />
wird zwar bewirtschaftet, im Vergleich zu anderen Gebieten fehlen hier aber praktisch jegliche störenden<br />
Eingriffe.<br />
Die Gründe für die Aufnahme ins Inventar liegen einerseits in der speziellen Topografie, andererseits in der Unberührtheit<br />
der Talschaft. Diese Werte gilt es nachhaltig zu erhalten. Das Landschaftsbild störende Eingriffe sollten<br />
vermieden werden.<br />
Im Gebiet Justistal bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
3<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten Erhalten sowohl der Landschaft als auch der traditionellen Nutzung. Das<br />
Justistal entfaltet seine Wirkung als relativ abgeschiedenes, schön ausgebildetes<br />
Hochtal, in dem sich eine extensive Alpwirtschaft entwickelt und<br />
erhalten hat. Die Nutzung der Alpen ist für das Bild der Landschaft wichtig.<br />
Die Bewirtschaftung ist jedoch auch aus kulturhistorischer Sicht von Bedeutung.<br />
Allfällige Nutzungsüberlegungen sollen sorgfältig und unter Beachtung<br />
der hohen Schutzwerte beurteilt werden;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinde Kandersteg<br />
Üschinental<br />
Objekt Nr. A6<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Kandertal<br />
21 steile Berglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Nordalpen<br />
32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />
Hochgebirge, abgelegene Sömmerungsgebiete<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Üschinental südwestlich von Kandersteg ist der weniger bekannte Nachbar der Engstligenalp, des Schwarenbachs<br />
und des Gasterntals. Das Hochtal ist bei Usser Üschine nur über eine Felsstufe mit dem Haupttal der<br />
Kander verbunden und relativ schwer zugänglich. Eine weitere Stufe trennt die Alp Innere Üschine vom hochalpinen<br />
Tälli, einer unwirtlichen arenaartigen Felsbastion mit Gletscherabschluss. Das Üschinental wird an der Süd-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
grenze dominiert durch die beiden Kuppen des Steghorns und des Roten Totz. Im oberen Teil des Tales liegt auf<br />
rund 2'400 m ü.M. das bei Bergwanderern beliebte Tälliseeli. Das Tal umfasst eine Fläche von rund 18 km 2 und<br />
steigt von rund 1'500 m.ü.M. auf eine Höhe von 3'146 m ü.M. (Steghorn). Im Osten wird das Tal vom Üschinengrat<br />
und im Westen vom Engstligengrat sowie dem Massiv des Gross-Lohners begrenzt. Das Üschinental wirkt<br />
sehr einheitlich, abgeschlossen und karg.<br />
Der Alpbach entwässert das Tal und mündet bei Kandersteg in die Kander. Entlang des Baches finden sich kleinere<br />
Feuchtgebiete, während sich an den Talflanken Trockenstandorte ausgebildet haben. Unterhalb des<br />
Gällihore wurden zwei kleine Flächen dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar zugewiesen.<br />
Der Untergrund des Üschinentals setzt sich aus mesozoischen Sedimenten zusammen und gehört zur helvetischen<br />
Decke. Die Nähe dieser Decke zum Kristallin des Aaremassivs zeigt, dass sie während ihrer Entstehung<br />
nicht weit transportiert wurde.<br />
Durch die Abgeschiedenheit, die weitläufig unbebauten Areale und den extensiven Tourismus hat sich im Üschinental<br />
eine bedeutende Fauna und Flora entwickeln und erhalten können. Diese Bestände sind für die Region<br />
von grosser Bedeutung.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Naturlandschaft, Alpwirtschaft, Outdooraktivitäten, Klettersteig<br />
Die wenigen ebenen Flächen des Üschinentals werden in traditioneller Weise alpwirtschaftlich genutzt. Grosse<br />
zusammenhängende Waldflächen sind aus klimatischen Gründen im Tal nicht zu finden, was eine forstwirtschaftliche<br />
Nutzung dieser Region ausschliesst. Im Talkessel befinden sich einige wenige Alpbetriebe, die über eine<br />
befestigte Strasse erschlossen sind. Ansonsten ist das Gebiet unverbaut.<br />
2<br />
Das praktisch unbesiedelte Tal im <strong>Bern</strong>er Oberland bietet vor allem in den Sommermonaten eine einzigartige<br />
Kulisse für Bergwanderungen. Zudem wird es dank der Erschliessungsstrasse zunehmend bei Velofahrenden<br />
beliebt. Fernab der grossen Tourismusströme kommen hier sportliche Besucher zum Zuge, die vor allem Ruhe<br />
und Abgeschiedenheit suchen. Sie werden belohnt mit einem intakten Landschaftsbild und einer vielfältigen Flora<br />
und Fauna. Ein kleiner Gasthof bietet den Touristen Verpflegungsmöglichkeiten.<br />
Der Bau von Infrastrukturen ist sehr zurückhaltend erfolgt. Das Kraftwerk Alpbach im untersten Abschnitt des<br />
Perimeters ist seit dem Herbst 2009 in Betrieb.<br />
Gefährdung<br />
Die Naturlandschaft des Üschinentals ist aufgrund der Abgeschlossenheit wenig gefährdet. Die Nutzung ist angepasst<br />
und folgerichtig. Die wenigen Eingriffe sind bis heute verträglich erfolgt und stören wenig. Allfällige Ansprüche,<br />
die aufgrund der zunehmenden Benutzung der Naturlandschaft entstehen können, müssen jedoch frühzeitig<br />
erkannt und beurteilt werden.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Naturlandschaft, idyllische, ruhige<br />
Alplandschaft, Tektonik,<br />
Aussichtslagen, Flora und Fauna<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Der geologische Aufbau mit den damit verbundenen Besonderheiten der Topografie und der Vegetation sowie<br />
die Abgeschiedenheit des Tals stellen das Potential des Üschinentals dar.<br />
Die Erhaltung der heutigen Landschaft muss das primäre Ziel sein. Aufgrund der Empfindlichkeit der Natur sind<br />
keine Eingriffe vorzunehmen. Das Schwergewicht liegt in der Erhaltung des aktuellen Zustandes. Nur die alpwirtschaftliche<br />
Nutzung und der sanfte Tourismus sollen im Rahmen der zukünftigen Entwicklung erhalten und bei<br />
Bedarf gefördert werden.<br />
Im Üschinental besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> (Ausbau des bestehenden<br />
Wasserkraftwerks Alpbach).<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten Erhalten sowohl der Landschaft als auch der traditionellen Alpnutzung. Das<br />
Üschinental entfaltet seine Wirkung als abgeschiedenes, schön ausgebildetes<br />
Hochtal, in dem sich eine extensive Alpwirtschaft entwickelt und erhalten<br />
hat. Die Nutzung ist für das Bild der Landschaft wichtig. Die Bewirtschaftung<br />
ist jedoch auch aus kulturhistorischer Sicht von Bedeutung;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Aeschi bei Spiez, Kandersteg,<br />
Reichenbach im Kandertal<br />
Kiental<br />
Objekt Nr. A7<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Kandertal<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />
Tschingelsee, Griesschlucht, Wasserfälle, extensive Weiden, sanfter Tourismus<br />
1: Dünde / Andrist, 2: Gorneregrund / Kiental, 3: Arisberg / Scharnachtal<br />
Gesamtcharakter<br />
Der Zugang zum Kiental führt durch eine Verengung, welche nicht erahnen lässt, welch vielgestaltige Landschaft<br />
sich dahinter verbirgt. Durch das typische Streusiedlungsgebiet Arisberg / Scharnachtal im Frutigtal (Teilgebiet 3)<br />
führt die Strasse entlang der Chiene in das ca. 10 km lange Seitental mit dem gleichnamigen Dörfchen (Teilgebiet<br />
2). Über verschiedene Geländestufen erstreckt sich das Tal bis zum Fuss des Blüemlisalpmassivs (Teilgebiet<br />
1). Ein prächtiger Blick auf das Hochgebirge eröffnet sich schon am Taleingang.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Das Gornerwasser und der Spiggebach (Teilgebiet 2) führen Gletscher- und Quellwasser aus dem Blüemlisalpmassiv<br />
in die Kander. Nach dem Zusammenfluss fliessen sie als Chiene talwärts. Der stellenweise mäandrierende<br />
Gewässerlauf erweckt den Eindruck einer lieblichen, verträumten Landschaft, welche im starken Kontrast zu<br />
den umgebenden steilen Bergflanken steht. Schuttkegel mit moosüberwachsenen Felsblöcken queren stellenweise<br />
das Tal und sind Zeugen von gewaltigen Naturereignissen.<br />
Der Tschingelsee, 1972 nach einem Murgang aufgestaut, liegt am Fuss einer markanten Geländestufe am Ausgang<br />
der Griesschlucht. Er ist ein Auengebiet von nationaler Bedeutung (und kantonales Naturschutzgebiet) und<br />
verdeutlicht auf imposante Weise die Dynamik der Bergbäche und den Wasserreichtum des Tals am Fusse des<br />
Bergmassivs. Die Griesalp liegt rund 250 m höher als der Tschingelsee und ist nur auf der engen und schmalen<br />
Strasse durch die Griesschlucht erreichbar.<br />
Die Landschaft um die Griesalp und den Spiggegrund wirkt ungestört und intakt, sie hat einen hohen Erholungswert.<br />
Die touristische Infrastruktur begrenzt sich auf eine überschaubare Zahl von Ferienhäusern sowie Gastronomie-<br />
und Beherbergungsbetriebe bei der Griesalp. Unter Naturfreunden wird das Kiental aufgrund seiner intakten<br />
und naturnahen Kulturlandschaft sowie ausgedehnten Wandermöglichkeiten als Geheimtipp gehandelt. Von<br />
hoher Attraktivität sind die zahlreichen Wasserfälle (drei bei der Griesalp und vier im Spiggegrund).<br />
Das Kiental ist umrandet von Bergketten mit Höhen von 2'500 bis über 3'000 m ü.M. Die höchsten Gipfel liegen<br />
im grossflächigen BLN-Gebiet 1507 <strong>Bern</strong>er Hochalpen, welches an das Teilgebiet 1 grenzt.<br />
Das ganze Gebiet ist durchsetzt mit verschiedenen grossflächigen, kantonal geschützten Trockenstandorten und<br />
Objekten des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Dünde / Andrist Landwirtschaft (Alpen, Sömmerungsweiden), temporäre Besiedlung, alpiner Tourismus<br />
2 Gorneregrund / Kiental Landwirtschaft (Weidewirtschaft, Sömmerungsgebiete), sanfter Tourismus<br />
3 Arisberg / Scharnachtal intensive Landwirtschaft, Dauersiedlung<br />
2<br />
Die höheren Lagen des Kientals werden als Sömmerungsweiden genutzt und sind nur temporär besiedelt. Alle<br />
drei Teilgebiete eignen sich nur begrenzt für die Futterproduktion und es wird Weidewirtschaft betrieben. Im Dorf<br />
Kiental und auf der Griesalp wird Alpkäse produziert.<br />
Der Wandertourismus hat im Kiental eine grosse Bedeutung. Verschiedene Routen mit unterschiedlichem<br />
Schwierigkeitsgrad, die nationale Route Via Alpina (SchweizMobil von Vaduz nach Montreux) und der bekannte<br />
Übergang "Hohtürli" bringen während den Sommermonaten zahlreiche Gäste. Im Winter ist das Gebiet nur begrenzt<br />
zugänglich, eignet sich aber bestens für Skitouren und bietet mit dem Sessellift in Kiental verschiedene<br />
Aktivitäten.<br />
Die Teilgebiete 2 und 3 sind dauerhaft besiedelt und gut erschlossen. Es wird vorwiegend Weidewirtschaft betrieben.<br />
Gefährdung<br />
Aktuell findet eine sanfte und nachhaltige Tourismusnutzung statt und der Anteil an Ferienhäusern ist überschaubar.<br />
Eine Intensivierung des Tourismus und eine unangemessene Erweiterung der Infrastrukturen könnten den<br />
Erholungswert und das intakte Landschaftsbild gefährden.<br />
Das Abschmelzen des Permafrosts und als Folge davon Murgänge nach Starkniederschlägen stellen eine Gefährdung<br />
für die Landschaft und die Infrastrukturen dar. Diese Naturgefahren können das Landschaftsbild und die<br />
Nutzung verändern. Die Siedlungen Scharnachtal und Kiental sind diesbezüglich einer geringen bis mittleren<br />
Gefährdung ausgesetzt, für die Griesalp besteht eine erhebliche bis mittlere Gefährdung.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Dünde / Andrist X X X X<br />
2 Gorneregrund /<br />
Kiental<br />
3 Arisberg / Scharnachtal<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
X X X X X X<br />
X X X<br />
Stichworte<br />
Kalkgebirgslandschaft, Passübergänge,<br />
Alpenflora<br />
Tschingelsee, Wasserfälle,<br />
Griesschlucht, Alpwirtschaft,<br />
Aussichtspunkte, Schutzwald,<br />
Trockenstandorte<br />
Taleingang, Weidewirtschaft,<br />
Trockenstandorte<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Potenzial des Kientals liegt in der intakten und naturnahen Kulturlandschaft. Die schwache Besiedlung im<br />
hinteren Bereich des Tals, die mit der Höhenlage zunehmende Abgeschiedenheit und der Übergang zum Hochgebirge<br />
üben eine grosse Faszination auf Besuchende aus. Um diese Werte angesichts eines generell zunehmenden<br />
Erholungsdruckes zu erhalten, gilt es angemessen zu reagieren. Die Hauptziele sind die Erhaltung und<br />
die Förderung der aktuellen Bewirtschaftungsformen sowie der Siedlungsstrukturen.<br />
In den Teilgebieten 2 und 3 bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Dünde / Andrist Erhalten Die temporäre Besiedlung und Sömmerungsweiden sind eine traditionelle<br />
und zutreffende Nutzungs- und Pflegeart dieses Teilgebiets. Erhaltung der<br />
Bewirtschaftung dieser hochgelegenen und meist schwer zugänglichen<br />
Gebiete.<br />
2 Gorneregrund /<br />
Kiental<br />
3 Arisberg / Scharnachtal<br />
Erhalten, Fördern,<br />
Lenken<br />
Erhalten<br />
Unterstützung einer landschaftsschonenden Nutzungsaktivität und Förderung<br />
der Biodiversität; Pflege und Sicherung der Schutzwälder und Naturschutzgebiete;<br />
Gezielte Lenkung und Förderung einer sanften Tourismusnutzung;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Unterstützung einer landschaftsschonenden Nutzungsaktivität und Förderung<br />
der Biodiversität;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Aeschi bei Spiez,<br />
Lauterbrunnen, Saxeten, Wilderswil<br />
Sous-, Saxetental<br />
Objekt Nr. A8<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Oberland-Ost<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
21 steile Berglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Nordalpen<br />
32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />
Berglandschaft in der Kalkdecke der Alpen, Berglandwirtschaft und Alpwirtschaft,<br />
Waldweiden, Wasserfälle, Bäche, Seen, Aussichtslagen, Wildtiere und Alpenflora,<br />
Tourismus<br />
1: Saxetental, 2: Sulstal, 3: Soustal<br />
Gesamtcharakter<br />
Die markanten Kalktürme von Schilthorn, Schwalmere, Morgenberghorn und die verbindenden Kämme trennen<br />
die Wasser von Kander und Lütschine. Östlich dieser Linie breiten sich die Täler des Sous- und Saxetenbachs<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
aus. Die beiden Einzugsgebiete münden über eine Steilstufe in das klassische Trogtal von Lauterbrunnen. Zwischen<br />
dem Saxeten- und dem Soustal (Teilgebiete 1 und 3) erheben sich die Kalkberge und -grate der Lobhörner<br />
und der Sulegg. Der Perimeter umfasst Höhenlagen zwischen rund 1'000 m ü.M und 2'970 m ü.M. (Schilthorn).<br />
Zahlreiche Kleinseen, Bäche, Wasserfälle und Tobel prägen die Landschaft. Diese besteht sowohl aus Natur- wie<br />
auch aus Kulturelementen. Die grossen Alpkammern werden mehrheitlich noch genutzt, deren attraktive Waldweiden<br />
bilden abwechslungsreiche, gepflegte Landschaften. Das Gebiet gehört geologisch zu den helvetischen<br />
Decken, wobei die Gebirge aus harten Kalken, die Täler aus weicheren Flyschschichten gebildet sind.<br />
Das Saxetental (Teilgebiet 1) wird gegen Norden durch den Därliggrat, gegen Westen durch die Pyramide des<br />
Morgenberghorns und die Schwalmere begrenzt. Das Dorf Saxeten befindet sich ausserhalb des Perimeters. Das<br />
Sulstal (Teilgebiet 2) ist ein abgelegenes, stellenweise parkähnliches Hochtal, das im Kalkgebiet eine grosse<br />
Mulde bildet. An deren tiefster Stelle liegt der stille, abflusslose Sulssee. Das noch höher gelegene Soustal (Teilgebiet<br />
3) hat einen ausgesprochenen Gebirgscharakter. Dieses Teilgebiet präsentiert sich praktisch frei von Bauten<br />
und Anlagen und wirkt dadurch weitgehend unberührt. Durch die abgeschiedene und relativ intakte Natur<br />
bietet das Gebiet einen idealen Lebensraum für Steinbock- und Gemskolonien.<br />
Verschiedene Feucht- und Trockenstandorte zeugen von der ehemaligen Naturlandschaft. Neben seinem hohen<br />
ökologischen Wert hat der ruhige Raum auch Qualitäten in Bezug auf den Tourismus. Das Gebiet ist bekannt für<br />
alpine Wanderungen mit einzigartigen Aussichtslagen auf das Panorama der <strong>Bern</strong>er Hochalpen. Zu erwähnen ist<br />
auch die reiche Alpenflora (Türkenbund, weisse Berglilien, Alpenrosen). Grosse Teile der Forstfläche gehören<br />
zum kantonalen Waldnaturschutz-Inventar.<br />
Von geologischem Interesse sind die zahlreichen Faltungen und die Karrenbildung. Der Raum ist durchsetzt mit<br />
langgezogenen Runsen, Schuttkegeln und Bergspitzen. Dazwischen haben sich an einigen Stellen Moorböden<br />
entwickelt (Sulstal). Die Bachläufe verlaufen weitgehend natürlich.<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Saxetental Land-, Forst- und Alpwirtschaft, Streusiedlungsansätze, Freizeit und Erholung, Erschliessung<br />
2 Sulstal Alpwirtschaft, etwas Forstwirtschaft, extensive Freizeitnutzung, Wandern<br />
3 Soustal Wenig Alpwirtschaft Naturlandschaft, Bergwandern, Klettern (Lobhörner), Skitouren<br />
2<br />
Wo es Höhenlage und Topographie ermöglicht, hat sich in diesem Gebiet eine traditionelle Alpwirtschaft mit Käseherstellung<br />
entwickelt. Oberhalb der Baumgrenze nehmen die anthropogenen Einflüsse auf die Landschaft<br />
markant ab und es herrschen naturnahe Bedingungen vor. Bis auf wenige Sömmerungsbetriebe ist die Landschaft<br />
weitgehend unbebaut.<br />
Das übrige Gebiet bildet für verschiedene Freizeitnutzungen eine weitgehend unberührte Landschaftskulisse und<br />
ist damit für den sanften Tourismus prädestiniert. Zu den beliebtesten Aktivitäten zählen das Wandern, Biken,<br />
Klettern und Canyoning im Sommer, Tourenskifahren sowie Langlauf in den Wintermonaten. Vor allem der<br />
Saxetenbach ist als Rafting-Eldorado berühmt. Die beiden höher gelegenen Teilgebiete werden vor allem von<br />
sportlichen Bergsteigenden besucht. Die Schwalmere (2'777 m ü.M), das Morgenberghorn (2'249 m ü.M.) und<br />
das Schilthorn (2'970 m ü.M.) sind beliebte Berggipfel mit einmaligen Aussichten in die Alpenkette und die Oberländer<br />
Seen. An seinem Südrand ist das Gebiet mit der Schilthornbahn erschlossen.<br />
Gefährdung<br />
Die aktuelle Nutzung der Landschaft ist herkömmlich und kann als nachhaltig bezeichnet werden. Die Alpwirtschaft<br />
und der sanfte Tourismus sind den natürlichen Gegebenheiten angepasst und stören das Ökosystem<br />
kaum. Eine Gefährdung ist demzufolge auch nicht aufgrund von Nutzungsintensivierungen zu erwarten, sondern<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
vielmehr von allfälligen Nutzungsaufgaben. Die traditionelle Bewirtschaftung als Bestandteil des Landschaftsbildes<br />
kann unter Umständen dezimiert werden.<br />
Der Erhalt der traditionellen und attraktiven Kulturlandschaft ist abhängig von deren Nutzung, das heisst von<br />
einer lokal ansässigen Bevölkerung. Die Erschliessung des Dorfes Saxeten ist zwar vorhanden und verbindet<br />
den Ort mit der Talgemeinde Wilderswil. Der Unterhalt der Strasse ist jedoch aufwändig, zudem hält sich das<br />
Angebot des öffentlichen Verkehrs in Grenzen.<br />
Die zahlreichen Wasserfälle und ihre Wasserführung in einer natürlichen Umgebung stellen ein wichtiges Landschaftselement<br />
dar. Durch eine allfällige Nutzung der Wasserkraft könnten diese in Bedrängnis geraten.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Saxetental X X X X X<br />
2 Sulstal X X X X X X X<br />
3 Soustal X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Traditionelle Bergland- und<br />
Forstwirtschaft<br />
Alpwirtschaft, geologische Besonderheit,<br />
Bergseen<br />
Tektonik, Aussichtslagen, Wildvorkommen<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Trotz der relativen Nähe zu den Ortschaften des Bödeli wirken das Saxetental und seine Nachbarn erstaunlich<br />
unberührt und urtümlich. Diese Tatsache ist auf die erschwerte Zugänglichkeit zurückzuführen, die eine Folge der<br />
Steilstufe zwischen dem Talboden der Lütschine und der Terrassenlage von Saxeten ist. Aufgrund dieser Abgeschiedenheit<br />
verbunden mit einer angepassten Nutzung haben sich attraktive Landschaften entwickelt, die für die<br />
Naherholung und den sanften Tourismus von grosser Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang heisst das<br />
Hauptziel für den Umgang mit der Landschaft „Erhalten“. Dies in Bezug auf die Schönheit, Vielfalt und auf die<br />
Nutzungsstrukturen. Eingriffe sind nicht generell auszuschliessen, sollten aber in Bezug auf deren Einpassung in<br />
die Landschaft mit grosser Sorgfalt erfolgen.<br />
3<br />
Die Gefahr eines ausufernden Erholungstourismus ist heute noch klein, könnte aber bei einem Rückgang der<br />
Attraktivität anderer Landschaften in der Umgebung zunehmen. Dieser Gefahr muss bereits heute Beachtung<br />
geschenkt werden, um rechtzeitig mit geeigneten Regulierungsmassnahmen entgegenwirken zu können (Verkehrs-<br />
und Parkplatzmanagement).<br />
In allen drei Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Saxetental Erhalten, Lenken Erhaltung der Wald-Weidegliederung und der traditionellen Bewirtschaftungsformen;<br />
Siedlungserweiterung in Saxeten im Einklang mit nachhaltiger Ortsplanung;<br />
aktuelle Erschliessung und öV-Angebot aufrecht erhalten, Gastbetriebe<br />
unterstützen; Flur- und Waldwege bei Bedarf nur zurückhaltend ausbauen;<br />
Besucherlenkungsmassnahmen nicht im Vordergrund, bei Bedarf jedoch<br />
einführen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
2 Sulstal Erhalten Diesen wertvollen Landschaftsraum gilt es möglichst ungeschmälert zu<br />
erhalten. Dies bedingt eine angepasste alpwirtschaftliche Nutzung mit Pflegeeingriffen;<br />
flächendeckende extensive Nutzung (Schafe) sowie Unterhalt<br />
des Wegnetzes garantieren;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3 Soustal Erhalten Für die Erhaltung dieser Landschaft sind keine besonderen Massnahmen<br />
notwendig; keine touristischen Infrastrukturen zulassen, geologische Aufschlüsse<br />
erhalten, Unterhalt und Pflege des Wegnetzes garantieren;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Grindelwald, Meiringen,<br />
Schattenhalb<br />
Reichenbachtal / Rosenlaui<br />
Objekt Nr. A9<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Oberland-Ost<br />
20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />
21 steile Berglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Nordalpen<br />
32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />
Alpental, Nordalpen<br />
1: Wellhorn, 2: Engelhörner, 3: Breitenboden, 4: Rosenlaui<br />
Gesamtcharakter<br />
Beim Reichenbachtal handelt es sich um ein alpines Längstal, das in die helvetischen Schiefer eingetieft ist.<br />
Randlich wird es beherrscht von kalkigen Felsbastionen, im Süden von Wellhorn und Engelhörner (Teilgebiete 1<br />
und 2), im Norden vom Wildgärstmassiv (Teilgebiet 3). Das auch als Rosenlaui bekannte Tal liegt etwas zurück-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
versetzt westlich von Innertkirchen und ist durch eine Steilstufe vom nördlich angrenzenden Aaretal abgesetzt.<br />
Das Gebiet weist eine Fläche von rund 30 km 2 auf und besteht aus vier Teilgebieten. Die Höhendifferenz innerhalb<br />
des Perimeters ist mit 1'500 m bemerkenswert, dieser Unterschied wirkt sich auch auf die unterschiedlichen<br />
Lebens- und Nutzungsräume aus. Das Tal selbst ist ein überregionaler Wildtierkorridor und entsprechend wichtig<br />
für die heimische Tierwelt. Der grösste Teil des Perimeters ist als Jagdbanngebiet ausgeschieden und ist mit<br />
verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar durchsetzt.<br />
Während das Tal im Süden (Teilgebiet 2) in die schroffen Felsbastionen der Engelhörner übergeht, ist die Nordflanke<br />
(Teilgebiet 3) etwas flacher ausgebildet. Hier haben sich in Karkesseln grossflächige und bedeutende<br />
Alpen entwickelt: Breitenboden, Alp Grindel, Tschingel. Auch dieser Bereich ist durch Gebirgskämme abgeschlossen,<br />
speziell ist die Nähe zu den Hochmooren bei Chaltenbrunnen zu erwähnen. Rosenlaui (Teilgebiet 4)<br />
gilt als kleinste Ortschaft der Schweiz. Während der Gründerzeiten des Tourismus wurde der Ort als beliebtes<br />
Zentrum inmitten der wilden Bergwelt berühmt. Aus dieser Zeit stammt auch die gut ausgebildete Strasse über<br />
die grosse Scheidegg nach Grindelwald (eingetragen im IVS als von nationaler Bedeutung).<br />
Das schutzwürdige Gebiet ist eine beliebte Ausflugsdestination. Entlang des Reichenbachs, aber auch an den<br />
Talflanken gibt es ein gut ausgebautes Wanderwegnetz, das sich durch das ganze Tal zieht. Im Laufe der Zeit<br />
hat sich die Gastronomie entwickelt und sich den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Weitere Attraktionen wie<br />
die Gletscherschlucht (Teilgebiet 4) oder der Rosenlauigletscher (ausserhalb des Perimeters) wirken als Magneten<br />
für Touristen, unterstreichen aber auch die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Gegend. In höheren Lagen<br />
finden Alpinisten Herausforderungen in verschiedenen Klettergebieten. Auch als Ausgangspunkt für alpine Hochtouren<br />
ist das Gebiet bekannt.<br />
Der Perimeter verbindet eine Reihe von geschützten Landschaften: BLN-Gebiete 1506 Chaltenbrunnenmoor-<br />
Wandelalp, 1507 <strong>Bern</strong>er Hochalpen und 1511 Giessbach, Moorlandschaften 11 Chaltenbrunnen und 391 Grosse<br />
Scheidegg sowie die kantonalen Naturschutzgebiete Chaltenbrunnen-Wandelalp und Hinterburg-Oltscheren.<br />
2<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiete<br />
1Wellhorn<br />
Hauptnutzungen<br />
Naturlandschaft, Outdoor- und Hochgebirgsaktivitäten, Klettertourismus Engelhörner,<br />
SAC-Hütten<br />
2 Engelhörner Naturlandschaft, Outdoor- und Hochgebirgsaktivitäten, Klettertourismus<br />
3 Breitenboden Alpwirtschaft, Käseherstellung, Wandern und Hochgebirgstouren<br />
4 Rosenlaui Alpwirtschaft, etwas Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung, Verkehr, Tourismus<br />
Die wichtigsten Nutzungen sind die Landwirtschaft und der Tourismus. Obwohl die Blütezeit des Fremdenverkehrs<br />
vorbei ist, erfreut sich das Reichenbachtal nach wie vor einer grossen Beliebtheit. Ein gut ausgebautes<br />
Wanderwegnetz, Hochtourenmöglichkeiten sowie zahlreiche Attraktionen sorgen für einen regen Besuch des<br />
unversehrten Tales. Die Erschliessung sowie die lokalen Gaststätten sind intakt und erlauben einen saisonalen<br />
Betrieb in den Sommermonaten.<br />
Die wichtigste Grundlage und Attraktion des Tales ist die Naturnähe der Landschaft. Zahlreiche Bäche, Wasserfälle,<br />
Gletscher, Felsen bilden die Kulissen für die mehrheitlich sportlichen Besucher. Das Rosenlaui ist ein unversehrtes<br />
Tal mit grosser touristischer und alpwirtschaftlicher Geschichte.<br />
Die Besiedlung ist spärlich und konzentriert sich auf die Tallagen und die Alpen. Vereinzelt sind Schutzhütten für<br />
Alpinisten anzutreffen. Es besteht viel Raum zur Ausbreitung für die Fauna und Flora. Das weitgehend intakte<br />
Gebiet bietet beste Voraussetzungen für einen sanften und naturverbundenen Tourismus.<br />
Störende Infrastrukturen sind nicht vorhanden. Das ehrwürdige Hotel Rosenlaui und die verstreuten Alphütten<br />
haben kulturhistorische Bedeutung und prägen die Kulturlandschaft. Die Strasse von Reichenbach zur grossen<br />
Scheidegg gehört ebenfalls zum Tal und ist ein Zeuge aus der Blütezeit des Tourismus.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gefährdung<br />
Schon heute wird die Wasserkraft des Reichenbachs lokal genutzt. Im Zuge der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer<br />
Energie entsteht ein gewisser Druck auf bisher unberührte Landschaften. Konflikte dürften auch zwischen<br />
wirtschaftlichen Interessen und jenen des Tourismus entstehen.<br />
Sowohl die alpwirtschaftliche wie touristische Nutzung sind den lokalen Gegebenheiten bestens angepasst. Zukünftige<br />
Eingriffe müssen in diesem Kontext sehr gut geprüft und in Bezug auf die Einmaligkeit der Landschaft<br />
abgewogen werden.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
1 Wellhorn X X X X Naturlandschaft, Aussichtslagen<br />
2 Engelhörner X X X X Schroffe Felswände, Landmarks<br />
3 Breitenboden X X X X X X<br />
traditionelle Alpwirtschaft, Übergangsgebiete<br />
Hochmoore<br />
traditionelle Alpwirtschaft, Trockenstandorte,<br />
4 Rosenlaui X X X X<br />
Hotel und Er-<br />
schliessung<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Eingebettet in wertvollste Nachbarlandschaften stellt das Reichenbachtal selbst einen äusserst reizvollen und<br />
hochstehenden Raum dar. Das Potenzial dieser schutzwürdigen Landschaft liegt in ihrer einzigartigen Naturlandschaft.<br />
Diese Qualitäten wurden schon früh erkannt und auch für den Tourismus erschlossen. Abgesehen von<br />
der Verbindungsstrasse nach Grindelwald und einigen Hotelbauten kommt das Tal jedoch ohne Infrastrukturvorhaben<br />
aus, vor allem das Fehlen von Liften und Bahnen ist für den Wert der Landschaft bedeutsam.<br />
3<br />
Das Rosenlauital wurde in früheren Zeiten von Dichtern und Malern als „wildromantische Schönheit“ bezeichnet.<br />
Trotz den Entwicklungen im Umfeld verdient das Gebiet diese Auszeichnung nach wie vor. Die Verzahnung zwischen<br />
einer eindrücklichen Naturlandschaft und einem zurückhaltenden Tourismus ist einmalig und sollte für die<br />
Zukunft des Rosenlaui wegweisend sein.<br />
Oberste Priorität hat deshalb die Erhaltung der heutigen Landschaft. Für notwendige Eingriffe sind umfangreiche<br />
Abklärungen und umfassende Interessensabwägungen durchzuführen. Auch den Tourismus gilt es in der heutigen<br />
nachhaltigen Form zu erhalten.<br />
In den Teilgebieten 3 und 4 bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>. Allfällige<br />
Nutzungsintensivierungen würden sich auch auf die Hochgebirgsregionen der Teilgebiete 1 und 2 auswirken.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Wellhorn Erhalten Die Klettergebiete der Engelhörner und des Wellhorns werden durch Wanderer<br />
und Alpinisten genutzt. Mit Schwerpunkt auf dem Naturschutz kann<br />
diese sanfte Nutzung auch in Zukunft aufrechterhalten werden. Eingriffe<br />
baulicher Art sind nicht zu erwarten und falls doch notwendig, nur unter<br />
Auflagen möglich. Bei Bedarf sind zeitliche und lokale Einschränkungen für<br />
den Kletterbetrieb zu prüfen.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
2 Engelhörner Erhalten Felsbastionen sind wenig gefährdet; allenfalls aus Naturschutzgründen<br />
saisonale Einschränkungen prüfen und umsetzen. Klettersteige und Eingriffe<br />
durch Bohrhakenrouten zurückhaltend anbringen.<br />
3 Breitenboden Erhalten, Fördern Die Alpbewirtschaftung erhalten. Ausbauten nur im Zusammenhang mit der<br />
Viehhaltung und der Käseherstellung. Übergangsgebiete zu Hochmooren<br />
besonders beobachten und pflegen. Pflege und Unterhaltsbeiträge prüfen;<br />
zusätzlich kann die Entwicklung von Kleinstrukturen wie Hecken, Steinhaufen,<br />
Totholz gefördert werden;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4 Rosenlaui Erhalten, Fördern Erhalten der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung und Strukturen. Eine<br />
Zersiedelung soll verhindert werden. Die touristische Infrastruktur nach<br />
Möglichkeit erhalten und bei Bedarf erneuern und geringfügig ausbauen;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Gadmen, Guttannen,<br />
Innertkirchen<br />
Gadmental<br />
Objekt Nr. A10<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Oberland-Ost<br />
21 Steile Berglandschaft der Nordalpen<br />
32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />
Grossartige Berglandschaft in abgeschlossenem Hochtal<br />
1: Gadmental, 2: Radlefshorn, 3: Susten, 4: Oberi Trift<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Perimeter umfasst mit Ausnahme der Siedlungsflächen einen grossen Teil des Gemeindegebiets von Gadmen<br />
mit Tal-, Pass- und Hochgebirgslandschaften.<br />
Die Linie zwischen Granitgneismasse und Sedimenthülle lässt sich auf der rechten Talseite in den oberen Hängen<br />
des Gadmentals (Teilgebiet 1) gut verfolgen. Hier türmen sich die schroffen, hellen Kalkmauern der Gadmen-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
fluh über dem Wald- und Weidegelände der Urgesteinsunterlage. Die linke, vollständig im Granit und Gneis liegende<br />
Talseite (Teilgebiet 2) ist dagegen in Bezug auf Neigung und Bodenbedeckung eher uniform, der Waldgürtel<br />
geht ohne wesentliche Gefällswechsel nach oben in die Weideregion über. Besonders deutlich sind die glazial<br />
geprägten Felsformen. In der Nähe der heute noch existierenden Gletscher finden sich rezente Moränen, so<br />
beispielsweise die gut erhaltenen Exemplare des Steingletschers bei Stein (Teilgebiet 3), welche beim Vorstoss<br />
von 1850 deponiert wurden.<br />
Neben den gesteinsbedingten Bodenunterschieden führt auch der Föhneinfluss zu unterschiedlichen Gunstlagen,<br />
welche sich in der Vegetation widerspiegeln. Am rechten Hang stehen Buchen bis nach Gadmen, am Schattenhang<br />
wachsen fast reine Nadelholz-, namentlich Fichtenbestände. Eine beachtliche Arvengruppe findet sich<br />
heute noch bei Stein.<br />
Der Perimeter umfasst nur wenige Alpweiden, da über dem Wald (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen<br />
Waldnaturschutz-Inventar) oft direkt die felsigen, unproduktiven Flächen anschliessen. Eine davon ist Wenden,<br />
eine Parklandschaft mit schönen Waldweiden und interessanten Glazialformen. Mit dem Bau der Sustenstrasse<br />
während des zweiten Weltkriegs nahm die Bedeutung des Gadmentals auch als touristische Destination<br />
mit Rasthäusern, Verkaufsstellen und Parkplätzen zu, was sich auch auf das Landschaftsbild, namentlich im<br />
Gebiet Steingletscher auswirkte. Der historische Passweg wurde ins Inventar der historischen Verkehrswege der<br />
Schweiz (IVS) aufgenommen und wird von zahlreichen Wandernden immer noch gerne begangen.<br />
Der Susten im Teilgebiet 3 ist eine Passlandschaft inmitten einer eindrücklichen Hochgebirgskulisse. Die grossartige,<br />
glazial überformte Landschaft Hublen mit zahlreichen kleinen Seen, ausgeprägten Gletscherformen (Steingletscher<br />
und Wendengletscher) und teilweise lockeren Arvenbeständen umfasst auch die Moorlandschaft 419<br />
Steingletscher.<br />
Die Oberi Trift (Teilgebiet 4) ist eine einmalige Gletscherlandschaft. Sie gehört zu den eindrücklichsten des <strong>Bern</strong>er<br />
Oberlands. Mit einer abenteuerlichen Seilbrücke, eine der längsten und höchsten Europas, wurde die Landschaft<br />
vor wenigen Jahren einem weiteren Kreis von abenteuerlustigen Touristen erschlossen. Von dieser Brücke<br />
aus ist der Gletscherrückgang anschaulich zu beobachten, zudem wurde mit ihr den Bergsteigern der Zugang zur<br />
Trifthütte wieder eröffnet. Das Teilgebiet 4 grenzt im Süden an die grossflächigen BLN-Gebiete 1507/1706 <strong>Bern</strong>er<br />
Hochalpen und Aletsch-Bietschorn-Gebiet.<br />
2<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Hauptnutzungen<br />
1 Gadmental Land- und Forstwirtschaft, sanfter Tourismus, Elektrizitätsproduktion<br />
2 Radlefshorn Forstwirtschaft, Bergwandern<br />
3 Susten Bergsteiger- und Klettertourismus, Skitouren, Passstrasse<br />
4 Oberi Trift Bergsteiger- und Klettertourismus, Skitouren<br />
Das Gadmental ist heute, wenn auch weniger als das Grimselgebiet, durch Anlagen der Kraftwerke Oberhasli AG<br />
geprägt. So wird das Wasser zahlreicher Bäche aus dem Gletschereinzugsgebiet gefasst und in die Stauseen im<br />
Haslital geleitet. Im Kraftwerk Furen (ausserhalb des Perimeters) wird zusätzlich Wasser aus dem Gental verarbeitet.<br />
Das Gadmental lebt auch vom (Sommer-)Tourismus und von der Landwirtschaft. Während des Winterhalbjahres,<br />
wenn die Passstrasse geschlossen ist, wird das Tal abgesehen von Skitourengängern wenig besucht.<br />
Gefährdung<br />
Die Gefahr eines überbordenden Tourismus im Gadmental ist angesichts der Naturgefahren relativ gering. Eine<br />
zusätzliche Nutzung von Wasser für die Stromproduktion ist denkbar, müsste aber durch entsprechende Ersatzund<br />
Ausgleichsmassnahmen abgegolten werden. Eine Veränderung des Landschaftscharakters wird sich lang-<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
fristig durch den Gletscherrückgang und das Schmelzen von Firn bemerkbar machen. Als Sekundäreffekt werden<br />
insbesondere die nordexponierten Talhänge durch die Folgen des auftauenden Permafrosts betroffen sein.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
1 Gadmental X X X X X X<br />
2 Radlefshorn X X X X<br />
3 Susten X X X X X X<br />
4 Oberi Trift X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Traditionelle Bergland- und<br />
Forstwirtschaft mit Trockenstandorten,<br />
Feldmooshubel<br />
(bewaldeter Hügel mit Hochmoorteilen<br />
und schönen Bergkieferbeständen)<br />
Alpwirtschaft, Bergwander- und<br />
Bergsteigergebiet<br />
Gletscher, Moor-, Hochgebirgslandschaft<br />
Gletscher, Hochgebirgslandschaft<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Gesamtbild und der Charakter einer grossräumig zusammenhängenden Landschaft sind zu erhalten und zu<br />
pflegen. Besonderes Augenmerk ist den natürlichen Gestaltungselementen und den kulturhistorischen Zeugen zu<br />
widmen. Sie haben die Funktion als Lebensgrundlagen und ruhige Ausgleichsräume zu den intensiv genutzten<br />
Gebieten.<br />
3<br />
In allen vier Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
1 Gadmental Erhalten, Lenken Erhaltung des Landschaftscharakters und Stärkung der Landwirtschaft;<br />
Lenkung der Entwicklung, so dass die Kulturlandschaft nicht banalisiert wird<br />
und die Wald-Weide-Gliederung möglichst erhalten bleibt;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
2 Radlefshorn Erhalten Erhaltung im heutigen Zustand;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3 Susten Erhalten, Lenken Erhaltung im heutigen Zustand;<br />
Verkehrs- und Besucherlenkung mit Abstimmung der entsprechenden<br />
Angebote für Durchreisende;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
4 Oberi Trift Erhalten Erhaltung im heutigen Zustand;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Gemeinden Hasliberg, Innertkirchen<br />
Gental<br />
Objekt Nr. A11<br />
Karte<br />
1<br />
Übersicht<br />
Region<br />
Landschaftstyp gemäss ARE<br />
Schlüsselelemente<br />
Teilgebiete<br />
Oberland-Ost<br />
21 Steile Berglandschaft der Nordalpen<br />
29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />
32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />
Grossartige Berglandschaft in abgeschlossenem Hochtal<br />
keine<br />
Gesamtcharakter<br />
Das Gental steigt vom Kirchet bei Innertkirchen bis zum Jochpass (2'207 m ü.M.) in der Titlisregion auf und bildet<br />
in der Schieferzone der helvetischen Decken den nördlichsten Rand des Aarmassivs. Das Tal mit dem Naturschutzgebiet<br />
Engstlensee-Jungibächi-Achtelsass als zentralem Teil ist dank seiner Abgeschiedenheit und eingeschränkten<br />
Erreichbarkeit gut erhalten geblieben.<br />
Das Gebiet weist den wohl schönsten Fichten- und Arvenwald der subalpinen Zone im <strong>Bern</strong>er Oberland und<br />
verschiedene weitere Objekte aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar auf. Eine Vielzahl von besonderen<br />
und seltenen Pflanzen, Trockenstandorten, bedeutende Murmeltier- sowie Steinbockkolonien weisen auf seine<br />
ökologischen Qualitäten hin.<br />
Die Arnialpen, ein von Felsbändern durchsetztes Gebiet mit Wäldern und Alpweiden über dem Kirchet und am<br />
rechten Hang des Gentals, weisen besonders schöne Aussichtslagen auf.<br />
Am oberen Ende des Schwarzenbergs, in der Nähe von Schwarzental, brechen aus der Gadmenfluh ganzjährig<br />
die Jungibäche aus. Je nach Wasserführung sind bis zu neun Quellaustritte zu beobachten, aus welchen das<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Wasser ca. 20 m in die Tiefe stürzt. Weil sich die Jungibäche in einer „mystischen“ Umgebung befinden, wurden<br />
sie früher als Jungbrunnen angesehen und als heilig verehrt. Die Bäche entspringen an einer tektonischen<br />
Schwachstelle mit lehrbuchartigem Quellhorizont zwischen verschiedenen Malmkalkschichten. Bei der Spycherfluh<br />
ist ein weiterer Wasserfall zu beobachten.<br />
Am oberen Hang des Gentals wurde an der Planplatte, am Balmegghorn, an der Erzegg und weiter bis zur Spycherfluh<br />
vom 14. bis 19. Jahrhundert Erz abgebaut. Damit einher ging eine unvergleichliche Waldvernichtungsaktion<br />
zur Gewinnung des für die Erzverarbeitung notwendigen Brennholzes. Das Gebiet ist heute Bestandteil des<br />
kantonalen Geotopinventars.<br />
Der unterhalb der Engstlenalp liegende Abschnitt Möser des Alpweges über den Jochpass fand Aufnahme in das<br />
Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS (nationale Bedeutung mit viel Substanz).<br />
Aktuelle Nutzung<br />
Teilgebiet<br />
Gesamtperimeter<br />
Hauptnutzungen<br />
Alpwirtschaft und Wandergebiet<br />
Auf der Engstlenalp besteht ein Hotel aus der Zeit der Belle Epoque. Ausgehend vom Hotel und Restaurant stehen<br />
ganzjährig viele Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung (Wandern, Biken, Angeln im Engstlensee, Skitouren,<br />
Schneeschuhwandern). Als abgeschlossenes Tal ist das Gebiet frei von Durchgangsverkehr. Das Gental ist zu<br />
Fuss über die zahlreichen Wanderwege der Umgebung, per Postauto von Innertkirchen aus oder mit dem Auto<br />
über die Alp Gental erreichbar.<br />
Die Alp Gental gehört zu den modernsten Alpbetrieben im <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong>. In der Alpkäserei werden pro Sommer<br />
rund 11 t Käse produziert.<br />
Ein Druckstollen führt Wasser aus dem Gebiet Birchlaui ins Kraftwerk Furen im Gadmental. Das Gentalwasser<br />
wird ausserhalb des Perimeters mit einem Druckstollen nach Innertkirchen geführt.<br />
2<br />
Gefährdung<br />
Das Kerngebiet des Gentals, der Engstlensee mit seiner Umgebung, steht unter Naturschutz. Deshalb ist eine<br />
intensive touristische Entwicklung in diesem Gebiet wenig wahrscheinlich. Hingegen kann die schleichende Zunahme<br />
der Zahl von Erholungssuchenden, insbesondere bei erhöhtem Verkehrsaufkommen auf der gebührenpflichtigen<br />
Privatstrasse, zu unerwünschten Belastungen der ruhigen Landschaftskammer führen.<br />
Schutzwürdigkeit<br />
Schutzwürdigkeit<br />
der Teilgebiete<br />
hinsichtlich<br />
Vielfalt<br />
Eigenart<br />
Schönheit<br />
geschichtlicher /<br />
kultureller Wert<br />
ökologische<br />
Bedeutung<br />
gesundheitlicher /<br />
Erholungswert<br />
Gesamtperimeter X X X X X X X<br />
Einsehbarkeit<br />
Empfindlichkeit<br />
Stichworte<br />
Traditionelle Bergland- und<br />
Forstwirtschaft, ökologische<br />
Werte, Wasserfälle<br />
Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />
Allgemeine Ziele<br />
Das Gesamtbild und der Charakter einer grossräumig zusammenhängenden Landschaft sind zu erhalten und zu<br />
pflegen. Besonderes Augenmerk ist den natürlichen Gestaltungselementen und den kulturhistorischen Zeugen zu<br />
widmen. Sie haben die Funktion als Lebensgrundlagen und ruhige Ausgleichräume zu den intensiv genutzten<br />
Gebieten.<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013
<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />
Es bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />
Ziele pro Teilgebiet<br />
Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />
Gesamtperimeter Erhalten, Lenken ungeschmälerte Erhaltung des wertvollen Landschaftsraums; Lenkung der<br />
alpwirtschaftlichen Nutzung;<br />
Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />
Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />
3<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013