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Objektblätter aller Teilregionen - Kanton Bern

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<strong>Kanton</strong>ale Landschaften<br />

<strong>Kanton</strong>ales Inventar der<br />

schutzwürdigen Landschaften<br />

(KIsL) - Entwurf<br />

Beilage 2: <strong>Objektblätter</strong><br />

Fassung für die<br />

Vernehmlassung<br />

und die Mitwirkung<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung<br />

April 2013


Impressum<br />

Auftraggeber:<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung<br />

Fachgremium: Flurin Baumann Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abt. <strong>Kanton</strong>splanung<br />

(Gesamtprojektleitung)<br />

Katharina Dobler Amt für Gemeinden und Raumordnung, <strong>Kanton</strong>splanerin<br />

Erich Linder Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abt. <strong>Kanton</strong>splanung<br />

Rolf Wohlfahrt Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abt. Orts- und Regionalplanung<br />

Irene Roth Amt für Umweltkoordination und Energie, Fachstelle Nachhaltige Entwicklung<br />

Markus Graf Amt für Landwirtschaft und Natur, Abt. Naturförderung<br />

Daniel Fasching Amt für Landwirtschaft und Natur, Abt. Naturförderung<br />

Autoren:<br />

Thomas Frei, Katja Jucker, Regula Schild & Ulrich Roth, Sigmaplan AG, Thunstrasse 91, 3006 <strong>Bern</strong><br />

Jörg Wetzel & Pierre Masson, atelier georegio, Oberburgstrasse 12, 3400 Burgdorf<br />

Mitarbeit: Daphné Rüfenacht, Landschaftswerk Biel-Seeland AG, Postfach, 2501 Biel<br />

Version Datum Inhalt / Autor(en)<br />

1.0 31.01.2013 Entwurf <strong>Objektblätter</strong> / TF, JW<br />

2.0 13.02.2013 Überarbeitung Entwurf<br />

3.0 01.03.2013 Bereinigung Entwurf für Vernehmlassung / TF, JW<br />

3.1 12.04.2013 Durch Fachgremium für Vernehmlassung und Mitwirkung verabschiedete Fassung / TF


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen<br />

Landschaften (KIsL)<br />

Beilage 2: <strong>Objektblätter</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

J1<br />

J2<br />

J3<br />

J4<br />

J5<br />

J6<br />

J7<br />

J8<br />

J9<br />

M1<br />

M2<br />

M3<br />

M4<br />

M5<br />

M6<br />

M7<br />

M8<br />

H1<br />

H2<br />

H3<br />

H4<br />

H5<br />

H6<br />

H7<br />

A1<br />

A2<br />

A3<br />

A4<br />

A5<br />

A6<br />

A7<br />

A8<br />

A9<br />

A10<br />

A11<br />

Haut du Vallon de Saint-Imier<br />

La Chaux d'Abel<br />

Est du massif de Chasseral / Mont-Sujet<br />

Centre du Vallon de Saint-Imier<br />

Petit Val / Moron<br />

Montoz / Vallon des Oiseaux<br />

Graitery<br />

Grandval / La Scheulte / Raimeux<br />

Schmidematt / Hällchöpfli<br />

Grosses Moos<br />

Frienisberg Süd<br />

Wohlensee<br />

Melchnau<br />

Oberösch<br />

Mängistorfberg<br />

Belpberg<br />

Gürbetal<br />

Wynigenberge<br />

Napfbergland<br />

Blappach<br />

Schallenberg / Chapf<br />

Eriz / Zulg<br />

Guggisberg<br />

Gantrisch / Stockhorn<br />

Jaunpass / Hundsrügg<br />

Turbachtal<br />

Wildstrubel<br />

Diemtigtal<br />

Justistal<br />

Üschinental<br />

Kiental<br />

Sous-, Saxetental<br />

Reichenbachtal / Rosenlaui<br />

Gadmental<br />

Gental


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden La Ferrière, Renan,<br />

Saint-Imier, Sonvilier<br />

Haut Vallon de Saint Imier<br />

Objekt Nr. J1<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Centre Jura<br />

1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

3 Plateaulandschaft des Faltenjuras<br />

Wytweiden, Baumreihen, Heckenlandschaft, Trockenmauern, wenig beeinträchtigte<br />

Suze, Moorbiotope, Holzzäune<br />

1 Envers des Convers, 2 Montagne de l’Envers, 3 Les Pontins<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Objekt umfasst den höher gelegenen Teil des St. Immer-Tals mit sanften Erhöhungen auf der Südseite des<br />

Perimeters sowie Bereiche der Plateaulandschaft bei Renan. Im Osten schliesst der Perimeter an das Naturschutzgebiet<br />

Combe Grède und das BLN-Gebiet 1002 Le Chasseral an. Die Siedlungsgebiete von Renan und<br />

Sonvilier liegen ausserhalb des Perimeters. Das gesamte Gebiet befindet sich im regionalen Naturpark<br />

Chasseral.<br />

Prägendes Landschaftselement des Teilgebietes 1 (Envers des Convers, 900 bis 1'100 m ü.M.) ist die Suze,<br />

welche zum grossen Teil wenig beeinträchtigt fliesst und verschiedene naturnahe Zuflüsse aufnimmt (Le Mont<br />

Suze, La Juillarde aus dem Teilgebiet 2). Der Talgrund wird landwirtschaftlich intensiv genutzt, mehrheitlich für<br />

den Futterbau. Neben den Dörfern hat sich eine typische Streusiedlung entwickelt. Die steileren Hänge auf der<br />

Nord- und Südseite des Tals sind bewaldet (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-<br />

Inventar), vorwiegend mit Tannen-Buchenwäldern. An südexponierten Waldrändern finden sich Trockenweiden.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Im südlichen Bereich des Teilgebiets 1 befindet sich eine höher gelegene Ebene mit charakteristischen Einzelhöfen<br />

aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Wege mit Baumreihen verbinden die einzelnen Höfe und landschaftsprägende,<br />

regionaltypische Trockenmauern trennen die Weideflächen. Ähnliche Strukturen finden sich auch im Teilgebiet<br />

2 (Montagne de l’Envers). Ein kleiner Abschnitt der Talstrasse zwischen Renan und Sonvilier (Teilgebiet 1)<br />

hat Eingang in das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS gefunden (nationale Bedeutung mit<br />

viel Substanz).<br />

Das Teilgebiet 3 wird geprägt durch das kantonale Naturschutzgebiet (und Moorlandschaft 27) Les Pontins, mit<br />

national geschützten Hoch- und Flachmooren sowie deren Pufferzonen.<br />

Charakteristisch für das Gebiet ist das lebhafte Mosaik unterschiedlichster Strukturen. Einzelhöfe, Weiler, Verkehrsachsen<br />

– die Bahnlinie Biel-La-Chaux-de-Fonds führt durch das Tal – und naturnahe Landschaftselemente<br />

wie die Suze, Trockenmauern, Holzzäune, Wiesen, Wälder, Hecken, Baumreihen, Weiden und Wytweiden sowie<br />

typischen Elemente von Karstgebieten wie Dolinen und Hochmoore stehen in einer spannenden Wechselwirkung<br />

zueinander und machen den Reiz der Landschaft aus.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Envers des Convers Ackerbau, wenig Forstwirtschaft, eine Wohn- und Beschäftigungsstätte, einzelne Gastwirtschaften<br />

2 Montagne de l’Envers Mehrheitlich extensive Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft<br />

3 Les Pontins Mehrheitlich extensive Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft, einzelne Gastwirtschaften<br />

Die Landwirtschaft nimmt den grössten Teil der Fläche in Anspruch. In den tieferen Lagen wird intensiv Ackerbau<br />

betrieben. Die höher gelegenen Ebenen werden mehrheitlich extensiv bewirtschaftet. Einige Landwirtschaftsbetriebe<br />

im Teilgebiet 3 haben auch die Funktion von Gastwirtschaften übernommen.<br />

Mit dem Hospice "Le Pré-aux-Boeufs“ befindet sich im Teilgebiet 1 bei Renan eine soziale Institution, die Wohnund<br />

Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit sozialpsychiatrischen Problemen anbietet. Das Ferienzentrum La<br />

Cibourg (ebenfalls in der Gemeinde Renan und im Teilgebiet 1) bietet Unterkunftsmöglichkeiten an.<br />

2<br />

Die Region ist bekannt für ihr sanftes, touristisches Angebot. So ist der gesamte Perimeter durchzogen von einem<br />

Netz von Wander- und Bikerouten. Im Winter werden in den Teilgebieten 2 und 3 Langlaufloipen gespurt.<br />

Aufgrund der Nähe zum Skigebiet „Les Savagnières“ (ausserhalb des Objektperimeters) sind im Winter ebenfalls<br />

Schneeschuhwanderer anzutreffen.<br />

Gefährdung<br />

Die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die wenigen Wytweiden, die im Teilgebiet 3 noch vorhanden sind.<br />

Das Risiko besteht in der Entfernung der für die Bewirtschaftung störenden Bäume sowie in der Verbuschung der<br />

nur extensiv nutzbaren Flächen.<br />

Von der Landwirtschaft geht eine weitere Gefahr aus, indem „störende“ Objekte wie Dolinen im Zug der weiteren<br />

Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />

Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />

der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />

saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt. Schliesslich besteht die<br />

Gefahr, dass die landschaftsprägenden Baumreihen bei Überalterung der Bestände nicht ersetzt werden.<br />

Der Druck der Erholungssuchenden ist im Teilgebiet 3 vor allem im Winter gross. Er kann vor allem aus Sicht des<br />

Artenschutzes problematisch sein.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

1 Envers des Convers<br />

2 Montagne de<br />

l’Envers<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

X X X X<br />

X X X<br />

3 Les Pontins X X X X X<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Einzelhöfe mit Hochstammfeldobstkulturen,<br />

Suze<br />

Mosaik aus Baumreihen, Hecken,<br />

Trockenmauern, Weiden<br />

und Dolinen<br />

Mosaik aus Baumreihen, Hecken,<br />

Trockenmauern, Wytweiden,<br />

Weiden, Dolinen sowie<br />

äusserst empfindlichen Hochund<br />

Flachmooren<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Es handelt sich um eine schutzwürdige Landschaft, deren Qualität vor allem in ihrer grossen Vielfalt liegt. Namentlich<br />

sollten die naturnahen und landschaftsprägenden Hecken, Baumreihen und Trockenmauern, Holzzäune<br />

sowie die Flach- und Hochmoore erhalten werden. Weiter soll die Bewirtschaftung der traditionellen Wytweiden<br />

sichergestellt werden.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Chasseral<br />

abzustimmen.<br />

Im Teilgebiet 1 besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

3<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Envers des Convers<br />

Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Ausdehnung Siedlungsgebiete verhindern.<br />

Aufwertung der Suze (stark beeinträchtigte Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie<br />

der Fliessgewässer). Daraus resultiert ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie<br />

des <strong>Kanton</strong>s.<br />

2 Montagne de Erhalten<br />

Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

l’Envers<br />

3 Les Pontins Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Traditionelle Bewirtschaftung der Wytweiden erhalten; ökologisch wertvolle<br />

Hoch- und Flachmoore erhalten.<br />

Gezielte Lenkung des teilweise intensiven Wintertourismus.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden La Ferrière, Renan,<br />

Saint-Imier, Sonvilier<br />

La Chaux d'Abel<br />

Objekt Nr. J2<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Centre Jura<br />

3 Plateaulandschaft des Faltenjuras<br />

Streusiedlung, kleinstrukturiertes Landschaftsmosaik der Freiberge<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet La Chaux d'Abel gehört zu den sogenannten Freibergen, einer typischen plateauartigen Landschaft<br />

des Juras auf einer Höhe von 1'000 bis 1'100 m ü. M. mit sanften Synklinalen und Antiklinalen. Die kleinstrukturierte<br />

Landschaft ist geprägt von einem vielfältigen Mosaik aus Einzelhöfen (Streusiedlung), Wäldern, Wytweiden<br />

und offenen Weiden, Trockenmauern, Hecken, Baumreihen, Einzelbäumen sowie typischen Karstelementen<br />

(Dolinen).<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Mit Ausnahme kleiner Windenergieanlagen im Umfeld der Moorlandschaft sind im gesamten Perimeter kaum<br />

störende Eingriffe zur verzeichnen.<br />

Der <strong>Bern</strong>er Teil der Moorlandschaft 35 La Chaux d'Abel liegt innerhalb des Perimeters. Sie umfasst eine weite<br />

Senke mit Hoch- und Flachmooren sowie verschiedenen Weihern. Die Ruinen einer ehemaligen Ziegelei weisen<br />

auf eine frühere Nutzung dieses Schutzgebietes hin und sind ein Sinnbild für die Veränderungen unserer Kulturlandschaften.<br />

Die Wegpartie Les Etoblons – L'Horloge – La Balance an der Gemeindegrenze zwischen La Ferrière und Renan<br />

hat Eingang in das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS gefunden (nationale Bedeutung mit<br />

viel Substanz). Sie befindet sich noch heute mehrheitlich in einem traditionellen Zustand.<br />

Das gesamte Gebiet befindet sich zudem innerhalb der Grenzen der beiden regionalen Naturparks Chasseral<br />

und Doubs.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Landwirtschaft, sanfter Tourismus, Elemente der Naturlandschaft<br />

Das Gebiet wird zum grossen Teil landwirtschaftlich genutzt. Das Schwergewicht liegt in der Weidewirtschaft,<br />

wobei sich offene Weiden und Wytweiden mit unterschiedlichem Bestockungsgrad abwechseln. Kleinere, gut<br />

geeignete Flächen werden sogar ackerbaulich genutzt. Das Gebiet ist durchzogen von traditionellen und landschaftsprägenden<br />

Trockenmauern und Hecken.<br />

Verschiedene Gastwirtschaften und kleinere Gasthöfe bieten touristische Aktivitäten wie Reitsport, wandern und<br />

biken an.<br />

Bei La Ferrière verläuft die Bahnlinie La Chaux-de-Fonds – Saignelégier durch den Perimeter. In der Moorlandschaft<br />

(562635/225405) und bei Grande Coronelle (562540/223630) sind kleine Windkraftanlagen in Betrieb.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Die Kleinstrukturierung der Landschaft steht aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck. Vor<br />

allem für die typischen Wytweiden droht als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft eine gewisse Gefahr.<br />

Einerseits besteht das Risiko, dass diese typischen Landschaftselemente aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />

mehr oder nur ungenügend genutzt werden. Andererseits werden besser gelegene Flächen intensiver genutzt.<br />

Damit verbunden ist ein Rückgang von natürlichen und traditionellen Landschaftselementen (Dolinen, Trockenmauern,<br />

Hecken, Baumreihen, Einzelbäume, etc.).<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Mosaik von typischen Wytweiden,<br />

Weiden, Trockenmauern,<br />

Hecken, Baumreihen, Einzelbäumen<br />

und Waldrändern sowie<br />

Dolinen<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Perimeter umfasst eine typische Plateaulandschaft des Faltenjuras mit einer überdurchschnittlichen Strukturvielfalt<br />

auf engstem Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation<br />

sowie die traditionelle landwirtschaftliche Bewirtschaftung führen zu einer hohen Landschaftsqualität. Das<br />

Hauptziel ist die Erhaltung der Vielfalt der natürlichen und traditionellen Landschaftselemente.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit Zielen der regionalen Naturparks Chasseral und<br />

Doubs abzustimmen.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Traditionelle Bewirtschaftung der Wytweiden erhalten; ökologisch wertvolle<br />

Hoch- und Flachmoore erhalten.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Corgémont, Cortébert,<br />

Courtelary, Diesse, Lamboing, Nods,<br />

Orvin, Sonceboz-Sombeval<br />

Est du massif de Chasseral / Mont Sujet<br />

Objekt Nr. J3<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Centre Jura, Jura-Bienne<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

7 Berglandschaft des Faltenjuras<br />

Wytweiden, Weiden, Wälder, Métairies (Einzelhöfe)<br />

1 Mont Sujet, 2 Les Prés-d’Orvin, 3 Nordosten des Chasseral<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Perimeter umfasst von Süden nach Norden den Mont Sujet (Teilgebiet 1), die Südhänge westlich von Les<br />

Prés-d’Orvin (Teilgebiet 2) und das Plateau hinter der Krete der östlichen Chasseral-Kette (Teilgebiet 3). Im Westen<br />

grenzt der Perimeter an das Naturschutzgebiet Combe Grède und das BLN-Gebiet 1002 Le Chasseral. Das<br />

gesamte Gebiet befindet sich im regionalen Naturpark Chasseral.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Das Gebiet liegt in einer Höhe von rund 1'000 bis 1'500 m ü.M. Der Strukturreichtum ist auf die jahrhundertealte,<br />

landwirtschaftliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Die steilen Hänge sind bewaldet. Das Gebiet ist durchsetzt<br />

mit verschiedenen grossflächigen, kantonal geschützten Trockenstandorten und Objekten des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars<br />

(Wytweiden). Charakteristisch für den gesamten Perimeter sind die zahlreichen Métairies,<br />

welche von der traditionellen Weidewirtschaft zeugen.<br />

Auf verschiedenen Wytweiden haben sich eindrückliche alte Einzelbäume, meist Buchen oder Ahorne, behaupten<br />

können. Im Frühjahr bilden die blühenden Narzissenfelder (Narcissus pseudonarcissus) einen gelben Teppich<br />

in der Landschaft, insbesondere im Teilgebiet 3.<br />

Das Gebiet gehört zu den beliebtesten Naherholungszielen der Agglomeration Biel, und zwar in allen Jahreszeiten.<br />

Der Mont Sujet bietet eine einmalige Aussicht auf das Mittelland, die Alpen sowie den Chasseral und weite<br />

Teile des Juras.<br />

Charakteristisch für das Gebiet und ein Abbild der traditionellen Juralandschaft ist das wertvolle Mosaik aus weitläufigen<br />

Wytweiden, Einzelhöfen, Trockenmauern, Hecken und Wäldern sowie typischen Karstelementen wie<br />

Dolinen.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilraum<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Mont Sujet Alpwirtschaft, meist Weidewirtschaft, einzelne Gastwirtschaften, Wintertourismus, Forstwirtschaft<br />

2 Les Prés-d’Orvin Alp- und Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft, Gastwirtschaften, Wintertourismus<br />

3 Nordosten des Chasseral Alp- und Landwirtschaft, meist Weidewirtschaft, Gastwirtschaften, Wintertourismus, wenig<br />

Forstwirtschaft<br />

Die Alp- und Waldwirtschaft macht die Hauptnutzung des Gebietes aus. Aufgrund der Höhe werden die Flächen<br />

ausschliesslich beweidet oder gemäht, Ackerbau ist sehr selten. Landschaftsprägend sind die traditionellen jurassischen<br />

Wytweiden. Dies sind über Jahrhunderte gewachsene Landschaftsformen, die durch eine spezielle<br />

landwirtschaftliche Nutzung entstanden sind. Der Bestockungsgrad der Wytweiden kann sehr unterschiedlich<br />

sein.<br />

2<br />

Wytweiden zeichnen sich durch eine grosse strukturelle Vielfalt aus. Sie bieten unter anderem ein vielfältiges<br />

Futterangebot mit gutem Nährwert. Bäume und Baumgruppen gewähren dem Vieh Schutz, beeinflussen den<br />

Wasserhaushalt positiv und leisten einen Beitrag an die Versorgung mit Brenn- und Nutzholz. Als traditionelle<br />

Abgrenzungen der Wytweiden dienen feste Elemente wie Trockenmauern oder dauerhafte Holzzäune.<br />

Die Mehrheit der Bauernhöfe wird ganzjährig betrieben, einige werden nur für die Sömmerung genutzt. Traditionellerweise<br />

wird bei vielen Métairies neben der Landwirtschaft auch ein Gastronomiebetrieb geführt.<br />

Das Gebiet ist für die Bewohner der Agglomeration Biel gut zu erreichen, dadurch ist die touristische Nutzung vor<br />

allem im Teilgebiet 2 ebenfalls ausgeprägt. Es besteht ein umfassendes Angebot an Wanderwegen, Bike- und<br />

Reitrouten sowie einem Seilpark. Im Winter werden Wanderwege und Langlaufloipen präpariert. Die Liftanlagen<br />

des kleinen Skigebietes von Les Prés-d’Orvin führen zum Mont Sujet und damit in den Objektperimeter hoch.<br />

Gefährdung<br />

Die Kleinstrukturierung der Landschaft, das Mosaik der extensiv bewirtschafteten Wiesen, Weiden und Wytweiden,<br />

Hecken sowie Trockenmauern steht aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck. Vor<br />

allem für die ökologisch wertvollen Trockenstandorte und die typischen Wytweiden besteht als Folge der Intensivierung<br />

der Landwirtschaft eine gewisse Gefährdung. Einerseits droht das Risiko einer Strukturverarmung, indem<br />

wertvolle, alte Einzelbäume (Buchen, Ahorne) nicht mehr ersetzt werden. Der Aufwand, junge Einzelbäume auf<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

einer Weide zu schützen, ist sehr gross. Andererseits können wenig genutzte Flächen innert wenigen Jahren<br />

verbuschen.<br />

Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />

der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />

saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt.<br />

Von der Landwirtschaft geht insofern eine gewisse Gefahr aus, dass „störende“ Objekte wie Dolinen im Zuge<br />

einer weiteren Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />

Der Druck auf den Raum durch Erholungssuchende ist sehr gross. Vor allem im Winter kann er aus Sicht des<br />

Artenschutzes problematisch sein. Aufgrund der grossen touristischen Nachfrage besteht ebenfalls die Gefahr,<br />

dass die Infrastruktur, namentlich das Strassen- und Wegnetz übermässig ausgebaut wird.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilräume<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Mont Sujet X X X X X<br />

2 Les Prés-d’Orvin X X X X<br />

3 Nordosten des<br />

Chasseral<br />

X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Wytweiden und Weiden.<br />

Skulpturenweg von Lamboing<br />

zum Mont Sujet.<br />

Aussichtslage und traditionelle<br />

Alpwirtschaft.<br />

Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />

Wytweiden, Weiden<br />

markante Einzelbäume.<br />

Aussichtslage und traditionelle<br />

Alpwirtschaft<br />

Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />

Wytweiden, Weiden,<br />

markante Einzelbäume oder<br />

Baumgruppen (Fichten).<br />

Traditionelle Alpwirtschaft.<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Es handelt sich um eine schutzwürdige Landschaft, deren Qualität vor allem in ihrer grossen Strukturvielfalt liegt.<br />

Grundlage für diesen Reichtum sind das besondere Relief und die Elemente der Vegetation. Das Hauptziel liegt<br />

eindeutig in der Erhaltung dieser typischen Juralandschaft. Zu den schutzwürdigen Elementen zählen neben<br />

Wytweiden auch Trockenstandorte, prägende Einzelbäume, Trockenmauern und Holzzäune sowie Narzissenfelder.<br />

Die Erhaltung der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung stellt eine wichtige Voraussetzung für die Bewahrung<br />

der Kulturlandschaft und der ökologischen Vielfalt dar. Die Weiterführung der Gastbetriebe bei den<br />

Métairies erlaubt einen Nebenverdienst und ist ein wichtiges Standbein für den sanften Tourismus. Dieser sollte<br />

aber, vor allem im Teilraum 2, gezielt gelenkt werden.<br />

Neue, notwendige und begründete Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen<br />

Naturparks Chasseral abzustimmen.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Mont Sujet Erhalten Aufrechterhaltung der extensiven Bewirtschaftung (Verhinderung der Verbuschung);<br />

Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Traditionelle Bewirtschaftung der Wytweiden erhalten; ökologisch wertvolle<br />

Trockenweiden erhalten.<br />

2 Les Prés-d’Orvin Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />

3 Nordosten des<br />

Chasseral<br />

Erhalten<br />

Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Corgémont, Cortébert,<br />

Sonceboz-Sombeval<br />

Centre du Vallon de Saint-Imier<br />

Objekt Nr. J4<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Jura-Bienne<br />

1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />

Wytweiden, Weiden, Waldränder, Trockenstandorte, Holzzäune, Bäche Suze und Le<br />

Bez<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Perimeter umfasst ausgedehnte Weideflächen in den Gemeinden Cortébert, Corgément und Sonceboz-<br />

Sombeval in der Mitte des Vallon de Saint-Imier (rund 700 bis 800 m ü.M.). Die Siedlungsflächen liegen ausserhalb<br />

des Perimeters. Dieser umfasst eine Synklinale mit dem südexponierten Hang an der Montagne du Droit<br />

zwischen Cortébert und Sonceboz-Sombeval und einen Teil des nordexponierten Gegenhangs bei Corgémont.<br />

Landschaftsprägend ist die Suze, welche zwischen Cortébert und Corgémont zum Teil in einer naturnahen, mäandrierenden<br />

Form fliesst.<br />

Charakteristisch für das Gebiet ist das wertvolle Mosaik aus naturnahen Landschaftselementen wie Trockenmauern,<br />

Wiesen, Waldrändern, Hecken, Baumreihen, Weiden und Wytweiden sowie Fliessgewässern (Suze, Le<br />

Bez). Am Südrand des Forêt du Droit befinden sich ausgedehnte Trockenwiesen- und –weiden.<br />

Die "Pâturage du Droit" bei Corgémont gehört zu den eindruckvollsten Landschaften des <strong>Bern</strong>er Juras. Das gesamte<br />

Gebiet befindet sich im regionalen Naturpark Chasseral.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Landwirtschaft, Wassernutzung<br />

Das Gebiet wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Das Hauptgewicht bilden offene Weiden und Wytweiden<br />

mit unterschiedlichem Bestockungsgrad. Vereinzelt sind noch traditionelle und landschaftsprägende Trockenmauern<br />

und Hecken erhalten. Die Dörfer und Einzelhöfe sind umgeben von Hochstammfeldobstkulturen.<br />

Die Suze wird bei Corgémont (ausserhalb des Perimeters) zur Stromerzeugung genutzt. Zu diesem Zweck wurden<br />

ein Wehr und ein Seitenkanal erstellt. Auf diesem Abschnitt bildet die Suze eine Restwasserstrecke. Auch<br />

am Bach Le Bez besteht ein Kleinwasserkraftwerk (Stollen, Bach als Restwasserstrecke).<br />

Gefährdung<br />

Die Kleinstrukturierung der Landschaft und das Mosaik mit Weiden, Hecken sowie Trockenmauern und Baumreihen<br />

stehen aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck. Vor allem die ökologisch wertvollen<br />

Trockenstandorte und die typischen Wytweiden sind als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet.<br />

Einerseits besteht die Gefahr, dass diese typischen Landschaftselemente aus wirtschaftlichen Gründen nicht<br />

mehr oder nur ungenügend genutzt werden. Andererseits werden besser gelegene Flächen intensiver genutzt,<br />

womit ein Rückgang von traditionellen Landschaftselementen (Trockenmauern, Hecken, Einzelbäume, etc.) verbunden<br />

ist.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

2<br />

Gesamtperimeter X X X X<br />

Mosaik aus Wytweiden, Weiden,<br />

Trockenmauern, Baumreihen,<br />

Hecken und Waldrändern<br />

Fliessgewässer<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Perimeter umfasst eine typische Tallandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />

Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />

landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />

der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume<br />

und Hecken.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Chasseral<br />

abzustimmen.<br />

Im Gebiet besteht ein Konflikt in Bezug auf die Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Aufwerten der Suze und ihrer Zuflüsse (eingedolte und stark beeinträchtigte<br />

Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie der Fliessgewässer). Daraus resultiert<br />

ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Champoz, Châtelat,<br />

Loveresse, M<strong>aller</strong>ay, Monible, Perrefitte,<br />

Pontenet, Saicourt, Saules, Sornetan,<br />

Souboz<br />

Petit Val / Moron<br />

Objekt Nr. J5<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Jura-Bienne<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

Hügellandschaft, Wytweiden, Weiden, Wälder, Trockenmauern und Holzzäune, Bäche<br />

Sorne und Tchaibez, Siedlungen, Tour de Moron<br />

1 Châtelat, 2 Sornetan, 3 Moron-Dorf, 4 Petit Val, 5 Moron-Berg<br />

Gesamtcharakter<br />

Es handelt sich um eine typische Landschaft des Faltenjuras. Teilgebiete bilden der Bergrücken Moron (Teilgebiet<br />

5) und der Côte du Droit (Teilgebiet 4) als markante Antiklinale. Diese Erhebungen grenzen nördlich an die<br />

Täler der Sorne (Teilgebiet 2) und des Tchaibez (Teilgebiet 4) als Synklinale sowie an weitere sanfte Hügel (Teilgebiete<br />

1 und 3). Die beiden Bäche Sorne und Tchaibez vereinen sich am Eingang zur Gorges du Pichoux (BLN-<br />

Gebiet 1009). Dieses Gebiet liegt ausserhalb des Objektperimeters. Im Südwesten geht das Gebiet in die Moorlandschaft<br />

16 von Bellelay über.<br />

Der Südhang der Côte du droit (Teilraum 4) ist von den für den Jura typischen, weissen Kalkfelsen geprägt.<br />

Die strukturreiche Landschaft ist in höheren Lagen stark von Wäldern, Wytweiden, offenen Weiden, Trockenmauern<br />

sowie typischen Karstelementen (Dolinen) durchsetzt. Neben den Weilern Moron und Monible besteht<br />

die Siedlung vorwiegend aus Einzelhöfen. In der offenen Tallandschaft der Sorne und des Petit Val befinden sich<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

die Dörfer Châtelat und Souboz (im ISOS als Ortsbild von nationaler Bedeutung verzeichnet) sowie das Dorf<br />

Sornetan. Alle drei Dörfer verfügen über Bauzonen.<br />

Die steileren Hänge sind bewaldet (meist Buchen-Tannen-Fichten-Wälder), während die übrigen Gebiete vorwiegend<br />

landwirtschaftlich genutzt werden. Das Gebiet ist durchsetzt mit verschiedenen kantonal geschützten<br />

Feucht- und Trockenstandorten sowie Flächen des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars.<br />

Der Perimeter dehnt sich von rund 700 m ü.M. bis rund 1'350 m ü.M. aus. Auf dem höchsten Punkt steht der<br />

Turm von Moron, der eine eindrückliche Aussicht über den Faltenjura bis zu den Alpen bietet. Der markante Turm<br />

wurde von Mario Botta entworfen und 2004 eingeweiht.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Châtelat Landwirtschaft, Waldreservat<br />

2 Sornetan Landwirtschaft, wenig Forstwirtschaft<br />

3 Moron-Dorf Landwirtschaft, Waldreservat<br />

4 Petit Val Landwirtschaft, wenig Forstwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />

5 Moron-Berg Landwirtschaft, wenig Forstwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />

Das Gebiet wird mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt. Die höheren Lagen werden beweidet. In den tiefer gelegenen<br />

Teilgebieten 2 und 4 wird auch Futterbau und wenig Ackerbau betrieben. Dabei sind offene Weiden und<br />

Wytweiden mit unterschiedlichem Bestockungsgrad zu verzeichnen. Vereinzelt sind noch traditionelle und landschaftsprägende<br />

Trockenmauern und Hecken erhalten. Die Dörfer und Einzelhöfe der tieferen Lagen sind umgeben<br />

von Hochstammfeldobstkulturen.<br />

Zahlreiche Einzelhöfe, meist Ganzjahresbetriebe, führen traditionellerweise neben der Landwirtschaft einen Gastronomiebetrieb.<br />

Seit dem Bau des Aussichtsturms wird der Moron (Teilgebiet 5) zunehmend von Erholungssuchenden<br />

besucht. Das touristische Angebot besteht zudem aus einem gut ausgebauten Netz an Wanderwegen<br />

und Bikerouten für die Sommermonate sowie einem Skilift und Skitourenmöglichkeiten im Winter. Ein weiteres<br />

touristisches Nischenangebot bilden mehrere Klettergärten im Felsband an der Côte du droit (Teilraum 4).<br />

2<br />

Die <strong>Kanton</strong>sstrasse von Bellelay nach Undervelier (JU) führt durch den Perimeter.<br />

Gefährdung<br />

Die Kleinstrukturierung der Landschaft und das Mosaik aus charakteristischen Dörfern, Weilern und Einzelhöfen<br />

mit Weiden, Hecken sowie Trockenmauern und Baumreihen stehen als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels<br />

unter Druck. Vor allem die ökologisch wertvollen Trockenstandorte und die typischen Wytweiden sind<br />

wegen der Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet. Einerseits besteht die Gefahr, dass diese typischen<br />

Landschaftselemente aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr oder nur ungenügend genutzt werden. Andererseits<br />

werden besser gelegene Flächen intensiver genutzt, womit ein Rückgang von traditionellen Landschaftselementen<br />

(Trockenmauern, Hecken, Einzelbäume, etc.) verbunden ist.<br />

Auf dem Moron (Teilraum 5) wird der Druck durch Erholungssuchende zunehmen. Vor allem im Winter kann er<br />

aus Sicht des Artenschutzes problematisch sein. Weiter besteht hier ein gewisses Risiko, dass bei einer vernachlässigten<br />

Pflege die bestehenden Feuchtgebiete verbuschen.<br />

Bei Sornetan (Teilgebiet 2) besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s. Der unterste Abschnitt<br />

der Sorne wird gemäss Ökomorphologie der Fliessgewässer mehrheitlich als wenig beeinträchtigt oder<br />

naturnah klassiert.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilräume<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Châtelat X X X X X<br />

2 Sornetan X X<br />

3 Moron-Dorf X X X<br />

4 Petit Val X X X X<br />

5 Moron-Berg X X X X<br />

Mosaik von Einzelhöfen, charakteristische<br />

Dörfer und Weiler,<br />

typische Wytweiden, Hecken und<br />

Wälder<br />

Wenig beeinträchtigter Bach<br />

Typische vielfältige Faltenjuratallandschaft<br />

mit ökomorphologisch<br />

wenig beeinträchtigter<br />

Sorne<br />

Mosaik von typischen Wytweiden,<br />

Weiden, Trockenmauern,<br />

Baumreihen, Hecken und Wäldern<br />

Typische, vielfältige Faltenjuratallandschaft<br />

mit Mosaik von<br />

Einzelhöfen, charakteristischen<br />

Dörfern und Weilern, Kalkfelsen,<br />

typischen Wytweiden, Hecken<br />

und Wäldern sowie naturnah<br />

fliessender Bach Tchaibez.<br />

Aussichtslagen, Erholung, Gastwirtschaft<br />

und Mosaik von Einzelhöfen,<br />

typischen Wytweiden,<br />

Weiden, Trockenmauern sowie<br />

Hecken und Wäldern<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />

Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />

landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohe Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />

dieser Strukturvielfalt mit folgenden typischen Landschaftselementen: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune,<br />

Einzelbäume, Hecken und Hochstammfeldobstkulturen an den Siedlungsrändern.<br />

Der sich entwickelnde Tourismus, vor allem auf dem Moron (Teilgebiet 5), sollte gezielt gelenkt werden.<br />

Im Teilgebiet 2 besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Châtelat Erhalten, Fördern Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden) und des charakteristischen<br />

Dorfes Châtelat.<br />

Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Aufwertung des Baches Le Pichoux (Zufluss der Sorne): stark beeinträchtigte,<br />

künstliche und eingedolte Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie der<br />

Fliessgewässer.<br />

2 Sornetan Erhalten Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

3 Moron-Dorf Erhalten Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

4 Petit Val Erhalten, Fördern Erhalten des charakteristischen Dorfes Souboz.<br />

Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Aufwertung der Zuflüsse der Tchaibez (stark beeinträchtigte, künstliche und<br />

eingedolte Teilabschnitte gemäss Ökomorphologie der Fliessgewässer).<br />

5 Moron-Berg Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Bévilard, Court, La Heutte,<br />

M<strong>aller</strong>ay, Péry, Plagne, Reconvillier,<br />

Romont, Soncebeoz-Sombeval, Sorvilier,<br />

Tavannes, Vauffelin<br />

Montoz / Vallon des Oiseaux<br />

Objekt Nr. J6<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Jura-Bienne<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

7 Berglandschaft des Faltenjuras<br />

Wytweiden, Weiden, Wälder, Einzelhöfe, Tal mit naturnah fliessendem Bach, Holzzäune<br />

1 Vallon des Oiseaux, 2 Montoz<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Perimeter umfasst zwei nicht zusammenhängende Teilgebiete: einerseits die Südhänge des Vallon des Oiseaux<br />

um die Dörfer Plagne und Vauffelin (mit Hochstammobstbäumen in Siedlungsnähe) und andererseits den<br />

Bergrücken Montoz mit dem für den Faltenjura atypisch engen Tal Le Terbez. Beide Teilgebiete liegen mit Ausnahme<br />

des Nordhangs des Montoz im regionalen Naturpark Chasseral und weisen diverse, grossflächige Trockenstandorte<br />

sowie Flächen des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars auf.<br />

Im Frühjahr sind die weiten Ebenen der Teilgebiete 1 und 3 mit gelb blühenden Narzissenfeldern (Narcissus<br />

pseudonarcissus) übersät.<br />

Das Teilgebiet 2 (Montoz) dehnt sich vom tiefsten Punkt im Tal Le Terbez mit rund 700 m ü.M. auf bis knapp<br />

1'300 m ü.M. aus und ist kleinräumig strukturiert. Kleine Erhöhungen mit Hecken, Weiden, Wytweiden, Trockenmauern<br />

und typische Karstelemente wie Dolinen wechseln sich auf engem Raum ab. Charakteristisch sind auch<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

die Einzelhöfe, sogenannte Métairies. Die steile Südflanke des Montoz ist bewaldet (meist Tannen-Buchenwäler).<br />

Der Bach im Tal Le Turbez fliesst weitgehend naturnah bzw. wenig beeinträchtigt.<br />

Auf dem Montoz sind Findlinge abgelagert, die im kantonalen Geotop-Inventar verzeichnet sind. Diese markanten<br />

erratischen Blöcke stammen ursprünglich aus der Dent-Blanche-Decke und wurden während einer grossen Vergletscherung<br />

an ihren heutigen Standort transportiert.<br />

Der Montoz bietet eine hervorragende Aussicht über das gesamte Mittelland und die Alpen, das Seeland, den<br />

Chasseral sowie weite Teile des Juras.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Vallon des Oiseaux Landwirtschaft<br />

2 Montoz Landwirtschaft, Gastwirtschaft, Tourismus, wenig Forstwirtschaft<br />

Hauptnutzung des Gebiets ist die Landwirtschaft. Mit wenigen Ausnahmen werden die landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />

aufgrund der Höhenlage hauptsächlich beweidet oder gemäht. Dadurch ist über die Jahrhunderte ein<br />

mosaikartiges Landschaftsbild entstanden. Extensive Weiden und Wiesen stehen in einem lebendigen Wechsel<br />

mit Wytweiden, Hecken sowie Trockenmauern. Der Bestockungsgrad der Wytweiden ist unterschiedlich.<br />

Das Tal Le Terbez ist relativ eng, nur der Talboden wird landwirtschaftlich genutzt.<br />

Die meisten Landwirtschaftsbetriebe werden ganzjährig bewirtschaftet, nur wenige werden ausschliesslich für die<br />

Sömmerung genutzt. Einige Métairies betreiben neben der Landwirtschaft einen Gastronomiebetrieb.<br />

Das Vallon des Oiseaux und der Montoz sind von der Agglomeration Biel aus gut erreichbar und werden als<br />

Erholungsorte besucht. Auf dem Montoz finden Besuchende neben einer schönen Aussicht auch ein vielfältiges<br />

Angebot an Wanderwegen und Bikerouten sowie im Winter Pfade für Schneeschuhwanderungen.<br />

2<br />

Wo es die Erschliessung und das Gelände ermöglichen, werden die Wälder am Montoz forstwirtschaftlich genutzt.<br />

Gefährdung<br />

Die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die bestehenden Wytweiden (Entfernung der für die Bewirtschaftung<br />

störenden Bäume, daneben Verbuschung der nur extensiv nutzbaren Trockenwiesen und -weiden).<br />

Von der Landwirtschaft geht zudem insofern eine gewisse Gefahr aus, dass „störende“ Objekte wie Dolinen im<br />

Zug der weiteren Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />

Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />

der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />

saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt. Schliesslich besteht die<br />

Gefahr, dass die landschaftsprägenden Baumreihen bei Überalterung der Bestände nicht ersetzt werden.<br />

Der Druck durch Erholungssuchende auf den Raum nimmt in Zukunft zu. Vor allem im Winter kann er aus Sicht<br />

des Artenschutzes problematisch sein. Zudem besteht die Gefahr, dass die Infrastruktur, namentlich das Strassen-<br />

und Wegnetz, ausgebaut wird.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilräume<br />

hinsichtlich<br />

1 Vallon des Oiseaux<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

X X X X X<br />

2 Montoz X X X X X X X<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />

Wytweiden, Métairies<br />

und Weiden.<br />

Aussichtslage und traditionelle<br />

Alp- und Gastwirtschaft<br />

Findlinge ursprünglich aus der<br />

Dent-Blanche-Decke.<br />

Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />

Wytweiden, Métairies<br />

und Weiden.<br />

Aussichtslage und traditionelle<br />

Alp- und Gastwirtschaft.<br />

Idyllisch fliessender Bach Le<br />

Terbez in kleinem Tal<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />

Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />

landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />

der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume,<br />

Hecken und Narzissenfelder sowie Hochstammfeldobstkulturen am Siedlungsrand.<br />

3<br />

Der sich entwickelnde Tourismus, vor allem auf dem Montoz (Teilgebiet 2), sollte gezielt gelenkt werden.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Chasseral<br />

abzustimmen.<br />

Im Teilgebiet 2 besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Vallon des Oiseaux Erhalten, Lenken Erhalten der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (Verhinderung<br />

Verbuschung); Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden);<br />

prägende Landschaftselemente wie Einzelbäume, Baumgruppen, Hecken,<br />

Holzzäune, Trockenmauern, etc.<br />

Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />

2 Montoz Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Erhalten der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (Verhinderung<br />

Verbuschung); Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden);<br />

prägende Landschaftselemente wie Einzelbäume, Baumgruppen, Hecken,<br />

Holzzäune, Trockenmauern, etc.<br />

Erhalten des naturnah fliessenden Baches Le Terbez. Daraus resultiert ein<br />

Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s. Erwünscht wäre<br />

zudem eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, vor allem in<br />

der Nähe des Baches.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Court, Crémines, Eschert,<br />

Grandval, Moutier<br />

Graitery<br />

Objekt Nr. J7<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Jura-Bienne<br />

1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

Markante Antiklinale, Wytweiden, Wald und Bergbauernhöfe, Trockenmauern, Holzzäune<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Perimeter umfasst die Antiklinale der Graiterykette, die sich zwischen den charakteristischen Juraklusen von<br />

Court und Gänsbrunnen erhebt. Die Klus von Court befindet sich nicht im Perimeter, da das Gebiet überwiegend<br />

bewaldet und durch Verkehrswege belastet ist. Der höchste Punkt des Graitery befindet sich auf 1'280 m ü.M.<br />

Die offenen, höher gelegenen Kuppen sind weitläufig und eher flach. Im Gebiet sind verschiedene Quellen anzutreffen,<br />

die entsprechenden Bäche haben auf der Nord- und Südseite des Graitery Kluften in den Kalk gebildet.<br />

Auffällig sind zudem die weissen Kalkbänder im Wald auf der Nordseite.<br />

Die Landschaft in den höheren Lagen ist als Folge der langjährigen Bewirtschaftung sehr strukturreich. Während<br />

die steilen Hänge in der Regel bewaldet sind (meist Buchen-Tannen-Fichten-Wälder mit zwei Objekten aus dem<br />

kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), wird das übrige Gebiet landwirtschaftlich genutzt. Auf der Graitery haben<br />

sich mehrere zerstreute Bergbauernhöfe, sogenannte Bergeries, entwickelt. Die weitläufigen Wytweiden und<br />

Weiden sind durchsetzt mit Trockenmauern, Trockenwiesen und Beständen alter, eindrücklicher Buchen oder<br />

Ahorne. Im Frühjahr sind auch gelb blühende Narzissenfelder (Narcissus pseudonarcissus) anzutreffen.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Der Graitery bietet eine hervorragende Aussicht über das gesamte Mittelland und die Alpen, das Seeland, den<br />

Chasseral sowie weite Teile des Juras.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Alpwirtschaft, Tourismus und Gastwirtschaft, wenig Forstwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft (meist Sömmerungsbetriebe mit einer Gastwirtschaft) macht die Hauptnutzung des Gebietes<br />

aus. Aufgrund der Höhenlage werden die Flächen ausschliesslich beweidet oder gemäht. Landschaftsprägend<br />

sind die traditionellen jurassischen Wytweiden. Hierbei handelt es sich um über Jahrhunderte gewachsene Landschaftsformen,<br />

entstanden durch die landwirtschaftliche Nutzung. Der Bestockungsgrad der Wytweiden kann<br />

sehr unterschiedlich sein.<br />

Wytweiden zeichnen sich durch eine grosse Vielfalt aus. Sie weisen ein vielfältiges Futterangebot mit gutem<br />

Nährwert auf. Bäume und Baumgruppen gewähren dem Vieh Schutz, beeinflussen den Wasserhaushalt positiv<br />

und leisten einen Beitrag an die Versorgung mit Brenn- und Nutzholz. Als traditionelle Abgrenzungen der Wytweiden<br />

dienen feste Elemente wie Trockenmauern oder dauerhafte Holzzäune.<br />

Die einmalige landschaftliche Reichhaltigkeit wird von Erholungssuchenden ganzjährig geschätzt. Das Gebiet<br />

bietet verschiedene touristische Angebote, unter anderen Wanderwege und Bikerouten. Weiter sind mehrere<br />

Kletterrouten geplant. Im Winter zieht das kleine Skigebiet Grandval eine Vielzahl an Erholungssuchenden und<br />

Sportlern an. Weiter sind im Winter Schneeschuhwanderer anzutreffen.<br />

Gefährdung<br />

Die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet die bestehenden Wytweiden (Entfernung der für die Bewirtschaftung<br />

störenden Bäume, Verbuschung der nur extensiv nutzbaren Trockenwiesen und -weiden).<br />

2<br />

Von der Landwirtschaft geht eine weitere Gefahr aus, indem „störende“ Objekte wie Dolinen im Zug der weiteren<br />

Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />

Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist sehr aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und<br />

der Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht<br />

saniert werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt. Schliesslich besteht die<br />

Gefahr, dass die landschaftsprägenden Baumreihen bei Überalterung der Bestände nicht ersetzt werden.<br />

Der Druck der Erholungssuchenden ist im Gebiet Grandval relativ gross. Vor allem im Winter kann er aus Sicht<br />

des Artenschutzes problematisch sein.<br />

In den Kalkbändern im Nordhang des Gratery sind Kletterrouten geplant.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />

Wytweiden, Weiden,<br />

markanten Einzelbäumen oder<br />

Baumgruppen (Fichten).<br />

Traditionelle Alpwirtschaft<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />

Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />

landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />

der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume<br />

und Hecken sowie Narzissenfelder.<br />

Der sich entwickelnde Tourismus sollte gezielt gelenkt werden.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten, Lenken Erhalten der extensiven landwirtschaftlichen Bewirtschaftung (Verhinderung<br />

Verbuschung); Erhalten der traditionellen Beweidung im Wald (Wytweiden)<br />

Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Belprahon, Corcelles,<br />

Crémines, Grandval, Schelten, Seehof<br />

Grandval / La Scheulte / Raimeux<br />

Objekt Nr. J8<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Jura-Bienne<br />

1 Tal- und Beckenlandschaft des Faltenjuras<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

Hügellandschaft, Wytweiden, Weiden, Wälder, Bäche, Hochebene, Trockenmauern,<br />

Holzzäune<br />

1 Le Cornet, 2 Mont Raimeux, 3 Seehof, 4 Schelten<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras, den Mont Raimeux als charakteristische<br />

Antiklinale mit Hochebene im Nordwesten (Teilgebiet 2), dessen Südflanke Le Cornet (Teilgebiet 1) sowie zwei<br />

hügelige Teilgebiete im Osten des Perimeters. Es dehnt sich von rund 550 m ü.M. bis rund 1'300 m ü.M. aus.<br />

Das Teilgebiet 2 grenzt im Westen an das BLN-Gebiet 1021 Gorges de Moutier.<br />

Die strukturreiche Landschaft wird auf dem Mont Raimeux, wo Einzelhöfe die Besiedlung dominieren, stark von<br />

Wytweiden und Weiden, Hecken und Baumgruppen, Wäldern, Trockenmauern sowie typischen Karstelementen<br />

wie Dolinen geprägt. Die Wytweiden sind durchsetzt mit alten, eindrücklichen Einzelbäumen, meist Buchen oder<br />

Ahorne. Im Frühjahr prägt das Gelb der Narzissenfelder (Narcissus pseudonarcissus) das Landschaftsbild. Die<br />

tieferen Lagen des Teilgebietes 1 und die Teilgebiete 3 und 4 umfassen offene Tallandschaften mit sanften Hügeln,<br />

Bächen, Dörfern (ausserhalb des Perimeters) und Einzelhöfen.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Die steilen Lagen sind zusammenhängend bewaldet (meist Buchen-Tannen-Fichten-Wälder), während die übrigen<br />

Gebiete landwirtschaftlich genutzt werden. Weiter umfasst der Perimeter verschiedene Feucht- und Trockenstandorte<br />

sowie ein Waldreservat.<br />

Am Südhang des Mont Raimeux stechen die für den Jura typischen weissen Kalkfelsen hervor. Durch diese<br />

Felsen haben Bäche kleine Schluchten in den Kalk gefressen.<br />

Abschnitte der Fahrwege Crémines – Raimeux de Crémines sowie Grandval – Raimeux de Grandval (beide im<br />

Teilgebiet 1) haben Eingang in das Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS gefunden (nationale<br />

Bedeutung mit viel Substanz). Ausserhalb des Perimeters befinden sich die Siedlungsgebiete der charakteristischen<br />

Dörfer Grandval und Crémines. Beide sind im ISOS als Ortsbilder von nationaler Bedeutung bezeichnet.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Le Cornet Landwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />

2 Mont Raimeux Landwirtschaft, wenige Gastwirtschaften und Tourismus<br />

3 Seehof Landwirtschaft, Forstwirtschaft, wenig Tourismus<br />

4 Schelten Landwirtschaft, Forstwirtschaft, wenige Gastwirtschaften<br />

Die Landwirtschaft macht die Hauptnutzung des Gebietes aus. Die höheren Lagen werden entweder extensiv<br />

gemäht oder beweidet. Landschaftsprägend sind die traditionellen jurassischen Wytweiden. Dies sind über Jahrhunderte<br />

gewachsene Landschaftsformen, entstanden durch die landwirtschaftliche Nutzung. Deren Bestockungsgrad<br />

kann sehr unterschiedlich sein. Wytweiden zeichnen sich durch eine grosse Vielfalt aus. Sie weisen<br />

ein vielfältiges Futterangebot mit gutem Nährwert auf. Bäume und Baumgruppen gewähren dem Vieh Schutz,<br />

beeinflussen den Wasserhaushalt positiv und leisten einen Beitrag an die Versorgung mit Brenn- und Nutzholz.<br />

Als traditionelle Abgrenzungen der Wytweiden dienen feste Elemente wie Trockenmauern oder dauerhafte Holzzäune.<br />

2<br />

Rund um die Streusiedlungen und an den Siedlungsrändern sind Hochstammfeldobstkulturen anzutreffen. Im<br />

tiefer gelegenen Teilgebiet 1 wird auch Futterbau und wenig Ackerbau betrieben.<br />

Der sanfte Tourismus wird gefördert; in der Gemeinde Seehof (Teilgebiet 3) sind neue Kletterrouten geplant.<br />

Auch der Mont Raimeux (Teilgebiet 2) ist bei Erholungssuchenden beliebt. Mehrere Wanderwege führen auf die<br />

Hochebene sowie zu den Gastronomiebetrieben. Auf dem Gipfel des Mont Raimeux bietet ein Beobachtungsturm<br />

aus dem ersten Weltkrieg eine eindrückliche Aussicht über den Faltenjura bis zu den Alpen.<br />

Gefährdung<br />

Die Kleinstrukturierung der Landschaft und das Mosaik aus extensiv bewirtschafteten Wiesen, Weiden und Wytweiden,<br />

Hecken sowie Trockenmauern stehen als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels unter Druck.<br />

Vor allem die ökologisch wertvollen Trockenstandorte und die typischen Wytweiden sind wegen der Intensivierung<br />

der Landwirtschaft gefährdet. Einerseits besteht die Gefahr, dass Einzelbäume (Buchen, Ahorne) nicht<br />

ersetzt werden. Der Aufwand, junge Einzelbäume auf einer Weide zu schützen, ist sehr gross. Andererseits besteht<br />

ein Risiko, dass wenig genutzte Flächen verbuschen.<br />

Der Unterhalt der traditionellen Trockenmauern ist aufwändig. Wie in den anderen Gebieten des Juras und der<br />

Alpen ist daher damit zu rechnen, dass die bestehenden Trockenmauern nicht mehr bzw. nicht fachgerecht saniert<br />

werden. Weiter werden Holzzäune zunehmend durch Kunststoffmaterial ersetzt.<br />

Von der Landwirtschaft geht zudem eine weitere Gefahr aus, indem „störende“ Objekte wie Dolinen im Zug der<br />

Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Auf dem Mont Raimeux nimmt der Druck durch Erholungssuchenden zu und ist vor allem im Winter aus Sicht des<br />

Artenschutzes problematisch.<br />

Im Teilgebiet 1 besteht aufgrund der Nähe zu Moutier die Gefahr einer Zersiedelung.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Le Cornet X X<br />

2 Mont Raimeux X X X X X X X<br />

3 Seehof X X X X<br />

4 Schelten X X X X<br />

Südhang, Kalkfelsen mit<br />

Schluchten, naturnahe Bäche.<br />

Mosaik aus Hecken, Ackerbau,<br />

Weiden und Hochstammobstkulturen<br />

Mosaik aus Hecken, Trockenmauern,<br />

Wytweiden, Weiden,<br />

markanten Einzelbäumen oder<br />

Baumgruppen (Fichten).<br />

Traditionelle Bewirtschaftung.<br />

Beobachtungsturm aus dem<br />

ersten Weltkrieg<br />

Mosaik aus sanften Hügeln,<br />

Wäldern, Weiden und Wiesen,<br />

Hofsiedlungen, naturnahen<br />

Bächen, Hecken und Trockenmauern.<br />

Traditionelle Bewirtschaftung<br />

Mosaik aus sanften Hügel, Wäldern,<br />

Weiden und Wiesen, Hofsiedlungen,<br />

naturnahen Bächen,<br />

Hecken und Trockenmauern<br />

sowie Hochstammobstkulturen.<br />

Traditionelle Bewirtschaftung<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Perimeter umfasst eine typische Hügellandschaft des Faltenjuras mit einer grossen Strukturvielfalt auf engem<br />

Raum. Der geologische Aufbau mit dem damit verbundenen spezifischen Relief, die Vegetation sowie die traditionelle<br />

landwirtschaftliche Bewirtschaftung führten zu einer hohen Landschaftsqualität. Das Hauptziel ist die Erhaltung<br />

der Vielfalt folgender typischer Landschaftselemente: Wytweiden, Trockenmauern, Holzzäune, Einzelbäume,<br />

Hecken und Hochstammfeldobstkulturen am Siedlungsrand.<br />

Der sich entwickelnde Tourismus, vor allem auf dem Mont Raimeux (Teilgebiet 2), sollte gezielt gelenkt werden.<br />

In den Teilgebieten 1 und 3 bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Le Cornet Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Ausdehnung Siedlungsgebiet verhindern.<br />

Erhalten der bestehenden Qualität, aufwerten bzw. ausdolen der Seitenbäche<br />

von La Rauss; beim Bach Le Gore Virat ergibt sich daraus ein Konflikt<br />

mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

2 Mont Raimeux Erhalten, Lenken Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Gezielte Lenkung des Tourismus.<br />

3 Seehof Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Aufwertung von ökologisch beeinträchtigten Bachabschnitten; beim Rohrgraben<br />

und beim Bach La Gabiare ergeben sich daraus ein Konflikt mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s<br />

4 Schelten Erhalten, Fördern Erhalten der landschaftlichen Vielfalt (vgl. allgemeine Ziele).<br />

Aufwertung von ökologisch beeinträchtigten Bachabschnitten.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp,<br />

Rumisberg, Wiedlisbach, Wolfisberg<br />

Schmidematt / Hällchöpfli<br />

Objekt Nr. J9<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Oberaargau<br />

2 Hügellandschaft des Faltenjuras<br />

7 Berglandschaft des Faltenjuras<br />

Einzigartige Tektonik der ersten Jurakette, Fossilien, Aussichtslagen<br />

1: Schmidematt, 2: Farnern-Rumisberg, 3: Dettenbühl<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet Schmidematt / Hällchöpfli liegt leicht nördlich zurückversetzt von den Siedlungen und Infrastrukturbauten<br />

des Jurasüdfuss und der Aareebene. Zwischen Balmberg und der Klus weicht der geologische Aufbau<br />

markant von den sonst steilen und waldreichen Hängen der ersten Jurakette ab. Durch Sackungen gewaltiger<br />

Gesteinspakete ist hier eine Landschaft entstanden, die sich in Wellen, Kuppen, Tälchen, Grate und Terrassen<br />

auflöst. Dieser mosaikartige Aufbau zeigt sich auch in der Vegetation: Waldpartien (mit verschiedenen Objekten<br />

aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar) und karge Felsen stehen in einem lebhaften Wechsel mit Weiden,<br />

Hecken und trockenen Wiesen. Die Gesteinsschichten enthalten zahlreiche Fossilien, welche in tektonischen<br />

Aufschlüssen sichtbar sind.<br />

Die am Fuss abgelagerten Schuttfächer führten zur Ausprägung von Terrassen und sogenannten Nackentälern,<br />

welche die Besiedlung und Bewirtschaftung der Hanglagen überhaupt ermöglicht haben (Teilgebiete 2 und 3).<br />

Etwas versteckt hinter Wäldern und Kuppen haben sich die Bergdörfer Farnern, Rumisberg und (ausserhalb des<br />

Perimeters) Wolfisberg entwickelt. Als Folge der vorherrschenden Mergelschichten sowie der glazialen Überprägung<br />

sind die siedlungsnahen Gebiete relativ wasserreich und fruchtbar. Über die Jahrhunderte haben sich stel-<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

lenweise wertvolle Trockenstandorte mit seltenen Pflanzenbeständen entwickelt. Zu erwähnen ist auch die Bedeutung<br />

des Raumes als Wildwechsel- und Einstandsgebiet.<br />

Landschaftlich gänzlich unterschiedlich zu den Hangzonen präsentieren sich die Kuppenlagen der ersten Jurakette<br />

(Teilgebiet 1). Das ursprüngliche Gewölbe der Faltung wurde aufgerissen, wobei sich durch die Erosion ein<br />

Flankental ausgebildet hat. Die entblössten Mergelhorizonte führten zur Entstehung der beinahe alpin anmutenden<br />

Weidehochtäler von Buechmatt, Hinteregg und Schmidematt. Die für den Jura typischen Dolinen und Verwitterungstrichter<br />

sind hier zahlreich anzutreffen, sie sind auf den kalkigen Untergrund zurückzuführen.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Schmidematt Alp- und Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, einzelne Gastbetriebe, Freizeit und Erholung,<br />

Bergsport, Wandern und Biken<br />

2 Farnern-Rumisberg Siedlungen, herkömmliche Landwirtschaft mit etwas Ackerbau, Erschliessungsinfrastrukturen<br />

3 Dettenbühl Einzelhöfe, extensive Landwirtschaft, Naherholung, Erschliessung<br />

Vorherrschend ist ein traditionelles Bewirtschaftungsmuster. Neben den forstwirtschaftlich genutzten Waldflächen<br />

nimmt die Landwirtschaft einen grossen Teil der Fläche in Anspruch. Während in den tieferen Lagen (vor allem<br />

Teilgebiet 2) Ackerbau betrieben wird, dominiert gegen oben (Teilgebiet 1) die Viehwirtschaft. Das Bipper-Hochtal<br />

auf der Krete wird nach wie vor alpwirtschaftlich genutzt - als Besonderheit werden auf der Schmidematt Fohlen<br />

gesömmert.<br />

Abgesehen von den Dörfern in Terrassenlage ist das Gebiet dünn besiedelt. Hangaufwärts sind einzelne Aussiedlerhöfe<br />

entstanden. Auf der Jurahöhe haben sich in Sichtweite zueinander einige Alpbetriebe entwickelt.<br />

Einzelne traditionelle Berggasthöfe sind für die lokale Gastwirtschaft von Bedeutung. Sie sind zudem wichtige<br />

Voraussetzung für das Funktionieren eines sanften Tourismus. Auf der Kuppe verläuft der Höhenwanderweg<br />

zwischen Basel und Genf. Dieser Juraabschnitt ist besonders bei Wandernden, Velofahrenden, Langläuferinnen<br />

und Bergsteigern als Naherholungsgebiet beliebt. Die steilen Kalkplatten bei der „Bättlerchuchi“, einem künstlichen<br />

Durchbruch zur Erschliessung des Hochtals aus der Zeit des ersten Weltkriegs, werden wie auch das Rüttelhorn<br />

als Kletterfelsen genutzt. Topografisch bedingt bieten sich an einigen Stellen eindrückliche Ausblicke weit<br />

über das Mittelland an.<br />

2<br />

Der Bau von Infrastrukturen ist zurückhaltend erfolgt. Als einschneidende, landschaftliche Störelemente sind die<br />

verschiedenen Hochspannungsleitungen im Umfeld des Rüttelhorns zu nennen.<br />

Gefährdung<br />

Zumindest gewisse Teilbereiche sind aufgrund von Nutzungsentwicklungen einer gewissen Gefährdung ausgesetzt.<br />

Die Gründe dafür liegen in der Siedlungsentwicklung, dem Druck auf die Landschaft durch alternative<br />

Energieformen (Windenergie) sowie durch allenfalls ausufernde Erholungsnutzungen. Das Teilgebiet 1 ist als<br />

Windenergieprüfraum P16 gemäss Richtplananpassung 2012 ausgeschieden.<br />

Die Südanflüge auf den Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg führen über die Region Schmidematt / Hällchöpfli.<br />

Der stetig wachsende Flugverkehr und die damit verbundenen Emissionen werden von der Bevölkerung als störend<br />

wahrgenommen. Sie schmälern den Erlebniswert der naturnahen Landschaft.<br />

Die fortschreitende Verbuschung nicht mehr genutzter Landwirtschaftsflächen stellt besonders in höheren Lagen<br />

ein landschaftliches Risiko dar. Vor allem das Bipper Hochtal ist randlich gefährdet durch Vergandung und anschliessendes<br />

Vordringen des Waldes.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Siedlungs- und Verkehrsinfrastrukturen sind hauptsächlich im Teilgebiet 2 vorhanden. Die Nähe zur Autobahn<br />

und die gut erschlossenen Gebiete entlang der Aare erzeugen einen Druck durch Private und Firmen auf den<br />

Raum, was die Tendenz zur Zersiedlung erhöhen könnte.<br />

Auch der Druck durch Erholungssuchende auf den Raum ist zeitweise gross. Unkontrolliert und nicht kanalisiert<br />

kann er zu einer Banalisierung gewisser Teilräume führen.<br />

Von der Landwirtschaft geht insofern eine Gefahr aus, als dass gewisse „störende“ Objekte wie Dolinen oder<br />

Kammern im Sinne der Rationalisierung aufgefüllt werden könnten.<br />

Mit der Energiewende wird der überregionale Transport von Elektrizität wichtiger. Da das Gebiet bereits heute<br />

vorbelastet ist, besteht ein gewisses Risiko von zusätzlichen Leitungen und Masten.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Schmidematt X X X X X X<br />

2 Farnern-<br />

Rumisberg<br />

X X X<br />

3 Dettenbühl X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

traditionelle Alp- und Gastwirtschaft,<br />

Naherholung, Tektonik,<br />

Trockenstandorte, Wildeinstandsgebiete,<br />

Aussichtslagen<br />

geologische Besonderheit mit<br />

Aufschlüssen, attraktive Lage<br />

der Dörfer, Wildtierkorridor,<br />

Gewässer<br />

Mosaik aus Hecken und Wiesen,<br />

Flora, idyllische Landschaft,<br />

Wildtierkorridor, Trockenstandorte<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Da es sich um einen wichtigen Abschnitt der ersten Jurakette handelt, ist die Fernwirkung der Landschaft gross.<br />

Die vorgelagerten Ebenen gehören zu den dynamischen Entwicklungsgebieten des Mittellandes, entsprechend<br />

intensiv sind deren Nutzung und der damit verbundene Druck auf die Landschaft. Ein intaktes Hinterland ist sehr<br />

wichtig und das allgemeine Ziel heisst Erhalten desselben.<br />

Insgesamt handelt es sich um eine schutzwürdige Landschaft, deren Potenziale vor allem im geologischen Aufbau<br />

und den damit verbundenen Besonderheiten der Topographie und der Vegetation liegen. Eingriffe in die<br />

Landschaft sind nicht grundsätzlich ausgeschlossen, sind aber aufgrund der Exponiertheit und Empfindlichkeit<br />

des Raumes äusserst sorgfältig zu planen. Im Vordergrund steht die angepasste Weiterentwicklung der nutzbaren<br />

Kulturlandschaft. Weitergehende Nutzungen und Bauten sind nur unter einer umfassenden Interessensabwägung<br />

zu verantworten. Aus kultureller Sicht gilt es, die traditionelle land- und forstwirtschaftliche Nutzung, aber<br />

auch die Gastbetriebe mit ihren Nebennutzungen aufrecht zu erhalten.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Schmidematt Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Auf Eingriffe sehr empfindliches Teilgebiet. Sorgfältiger Umgang mit der<br />

landwirtschaftlichen Nutzung: Aufrechterhalten der Alpwirtschaft und Verhindern<br />

der drohenden Verbuschung sowie von Eingriffen in geologische<br />

Objekte (Dolinen). Wichtig ist das Freihalten von Aussichtspunkten;<br />

Gewisse Besucherlenkungs-Massnahmen sind erwünscht;<br />

Hochspannungsleitungen stören das Landschaftsbild, weitere Eingriffe nur<br />

unter umfassenden Abwägungen und mit Ersatzmassnahmen, Sorgfältige<br />

Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen Nutzung von<br />

Windenergie.<br />

2 Farnern-Rumisberg Erhalten, Fördern Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung. Eine weitere Zersiedlung soll<br />

verhindert werden. Infrastrukturbauten müssen dem lebhaften Landschaftscharakter<br />

gerecht werden. Die geologischen Aufschlüsse sind zu erhalten.<br />

Das Gebiet kann gegebenenfalls noch besser in regionale und überregionale<br />

Tourismus- und Freizeitangebote eingebunden werden (gilt auch für<br />

Teilgebiet 1).<br />

3 Dettenbühl Erhalten, Fördern Landschaftlich sehr wertvolles Teilgebiet. Im Zentrum stehen Erhaltungsmassnahmen<br />

der Kleinstrukturen wie Hecken, Steinhaufen und Kammern.<br />

In lokalen Planungen als Schutzgebiete ausscheiden, Pflege der Landschaft<br />

fördern.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Bargen, Finsterhennen, Gampelen,<br />

Ins, Kallnach (Niederried), Müntschemier,<br />

Siselen, Treiten, Walperswil<br />

Grosses Moos<br />

Objekt Nr. M1<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

seeland.biel/bienne<br />

8 Landwirtschaftlich geprägte Ebenen des Mittellandes<br />

Weite Ebene, geometrisch angelegtes System von Entwässerungsgräben und Flurwegen,<br />

grossflächige landwirtschaftliche Nutzgebiete (Ackerbau und Gemüse) und ökologische<br />

Ausgleichsflächen, Windschutzstreifen (Gehölze)<br />

1: Witzwilermoos, 2: Heumoos, 3: Östliches Grosses Moos<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Grosse Moos ist eine weite Ebene zwischen dem Bieler-, Neuenburger- und Murtensee. Flurwege, Gehölze<br />

und Baumreihen teilen sie in einzelne Landschaftskammern ein. Die Grenze zwischen den <strong>Kanton</strong>en <strong>Bern</strong> und<br />

Freiburg verläuft mitten durch die Gegend, welche auch als "Gemüsegarten" der Schweiz bezeichnet wird. Die<br />

intensive landwirtschaftliche Nutzung (Acker- und Gemüsebau) ist eng mit der durch den Menschen gesteuerten<br />

Landschaftsgeschichte verbunden.<br />

Das Grosse Moos wurde nach der letzten Eiszeit mehrfach überflutet, eingestaut und umgestaltet. Zahlreiche<br />

Flussmäander prägten das Landschaftsbild bis zur ersten Juragewässerkorrektion JGK (1868 – 1891). Relikte<br />

davon sind insbesondere im Teilgebiet 1 (Witzwilermoos) zu finden. Kernelement der JGK war der Bau der vier<br />

Kanäle Hagneck-Kanal, Nidau-Büren-Kanal, Zihl-Kanal und Broye-Kanal. Das Ziel war, den Seespiegel um mehr<br />

als 2 m zu senken und so das Grosse Moos trocken zu legen. Aufgrund des Landdrucks (Nutzung von tiefer<br />

gelegenen Gebieten) und der einsetzenden Sackung der ehemaligen Moorböden häuften sich aber bis Mitte des<br />

20. Jahrhunderts die Überschwemmungen wieder und machten eine zweite JGK (1962 – 1973) notwendig. Diese<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

umfasste den Ausbau der Kanäle und den Bau weiterer Infrastrukturanlagen wie Brücken, Wehre, Pump- und<br />

Kraftwerke. Im Rahmen von Gesamtmeliorationen erfolgten parallel dazu der Bau eines umfassenden Flurwegnetzes<br />

und Wasserbaumassnahmen (Drainage und Bau von Gräben, Bewässerungsmöglichkeiten), welche der<br />

Landschaft ihr heutiges Gesicht geben. Als Schutz gegen die Winderosion wurden diverse Feldgehölze und<br />

Baumreihen angepflanzt. Im Teilgebiet 2 (Heumoos) zeugen die beiden Staatswälder von Aufforstungen des<br />

<strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> um 1890.<br />

Der Charakter der landschaftlichen Weite ohne grössere Überbauungen ist in allen drei Teilgebieten erlebbar,<br />

insbesondere aber im Teilgebiet 3 (Östliches Grosses Moos).<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

1 Witzwilermoos<br />

2 Heumoos<br />

3 Östliches Grosses Moos<br />

Hauptnutzungen<br />

Landwirtschaft (Ackerbau Gemüse), Freizeit/Erholung<br />

Der Anteil des Ackerlandes an der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist mit rund 90% im gesamtschweizerischen<br />

Vergleich ausserordentlich hoch. Auf rund 10% der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird Gemüse als Hauptkultur<br />

angebaut. Die Strafanstalt Witzwil (Teilgebiet 1) unterhält einen grossflächigen Landwirtschaftsbetrieb mit ausgedehnten<br />

ökologischen Ausgleichsflächen.<br />

Das Dorf Ins (ausserhalb des Perimeters) ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Strassen von Ins in Richtung<br />

Sugiez (FR) und Kerzers (FR) führen wie die Eisenbahnlinie quer durch das Grosse Moos, ebenso wie die<br />

Umfahrungsstrasse T10.<br />

In den letzten Jahren erfolgten verschiedene ökologische Aufwertungsmassnahmen, welche die Wiederherstellung<br />

des ursprünglichen Charakters des Grossen Mooses zum Ziel hatten. Verschiedene Gebiete stehen unter<br />

Naturschutz, so das Gebiet Ziegelmoos/Iselerendüne (Relikt der traditionellen Seeländer Kulturlandschaft mit<br />

Sanddüne) und der Birkenhofweiher (künstlich erstellt als Beispiel eines Mäanders) im Teilgebiet 1 (Witzwilermoos)<br />

oder der Fräschels-Weiher (alte Lehmgrube) im Teilgebiet 3 (Östliches Grosses Moos). Die beiden Naturschutzgebiete<br />

im Teilgebiet 1 sind Kerngebiete des Objektes M12 aus dem kantonalen Geotopinventar (Objektblatt<br />

M12). Der gesamte Objektperimeter ist im kantonalen Geotopinventar verzeichnet.<br />

2<br />

Das Flurwegnetz dient Erholungsuchenden für die Freizeitnutzungen Velofahren und Inlineskaten. Während der<br />

Expo.02 wurde das Routennetz ausgebaut. Es ist heute eines der Standbeine im Bereich des Agrotourismus (mit<br />

nationalen Routen der Stiftung SchweizMobil).<br />

Das Elektrizitätswerk und die ehemalige Karbidfabrik (heute Maschinenfabrik und Eisengiesserei) von Kallnach<br />

sind im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS verzeichnet (nationale Bedeutung). Als Träger<br />

von elektrischer Energie wurden mehrere, das Grosse Moos durchquerende Hochspannungsleitungen errichtet.<br />

Gefährdung<br />

Die intensive landwirtschaftliche Nutzung zieht eine Reihe von Problembereichen nach sich. Dazu zählen u.a. die<br />

Verdichtung und der stärkere Abbau des Bodens, die Belastung von Gewässern, Boden, Luft und Nahrungsmitteln<br />

durch Dünger und Pestizide, der weitere Rückgang des Artenreichtums in der Tier- und Pflanzenwelt oder<br />

die Beeinträchtigung von Gestaltungsqualität und Erholungseignung der Landschaft.<br />

Sichtbare Veränderungen in der Landschaft ergeben sich u.a. durch die Abnahme von Naturwiesen, einen vermehrten<br />

Einsatz von Plastik- und Vliesabdeckungen sowie den Bau von Gewächshäusern. Andere Gefährdungen<br />

gehen von der Bautätigkeit aus. Projekte zur Ausdehnung von Industrie- und Gewerbegebieten sowie zum<br />

Ausbau der landwirtschaftlichen Infrastruktur (Wegnetz, Be- und Entwässerungssystem, Hochwasserschutz, etc.)<br />

könnten das Landschaftsbild wesentlich beeinflussen.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Die einmalige Weite der Landschaft könnte schliesslich durch den Bau von Windenergieanlagen negativ beeinflusst<br />

werden. Die Teilgebiete 2 (Heumoos) und 3 (Östliches Grosses Moos) gehören zum kantonalem Windenergieprüfraum<br />

P1 gemäss Richtplananpassung 2012.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Witzwilermoos X X X X<br />

2 Heumoos X X X X<br />

3 Östliches Grosses<br />

Moos<br />

X X X<br />

Spezialfall aufgrund der für den<br />

<strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> einmaligen landschaftlichen<br />

Offenheit und Weite<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

In der Schweiz sind unverbaute, grossflächige Ebenen eine Seltenheit. Hauptziele sind daher die Erhaltung der<br />

landschaftlichen Weite, der Schutz und periodische Unterhalt der bestehenden naturnahen (Vernetzungs-) Strukturen<br />

sowie die Abstimmung der verschiedenen Nutzungsansprüche (Landwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz,<br />

Freizeit/Erholung, Energie).<br />

Das Grosse Moos ergänzt die bedeutenden Vogelschutzreservate Fanel und Grande Cariçaie am Neuenburgersee.<br />

Die Funktion als übergeordneter Rastplatz für Zugvögel von internationaler Bedeutung ist zu erhalten.<br />

Grossflächige Ausscheidungen von Arbeitszonen und der Ausbau von Gewächshäusern sowie anderer landwirtschaftlicher<br />

Infrastruktur sind zu vermeiden. Aus landschaftlicher Sicht ist auch die Nutzung der Windenergie<br />

kritisch zu beurteilen. Sie ist allenfalls auf das Teilgebiet 3 (Östliches Grosses Moos zu beschränken) und mit<br />

Aspekten der Umweltbildung bzw. bestehenden agrotouristischen Angeboten zu verbinden (bspw. Ausbau Gemüsepfad<br />

mit Informationen zu erneuerbaren Energien).<br />

3<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Witzwilermoos Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />

Strukturen (Naturschutzgebiete, naturnahe Elemente auf dem Landwirtschaftsbetrieb<br />

der Strafanstalt Witzwil und Ersatzmassnahmen im Zusammenhang<br />

mit dem Bau der T10), Strukturierung und Pflege der Windschutzstreifen,<br />

Erhalten des offenen Landschaftscharakters (insb. Gebiet Erlehof);<br />

Fördern des ökologischen Ausgleichs in der Landwirtschaft und der naturnahen<br />

Gewässerbewirtschaftung (Gräben und Kanäle, insb. Isleren-, Seeboden-,<br />

Ziegeleikanal, Schwarz- und Brüelgraben);<br />

2 Heumoos Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Besucherlenkung auf dem landwirtschaftlich genutzten Flurwegnetz<br />

Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />

Strukturen (bspw. naturnahe Elemente im Obermoos, Aufwertungsflächen<br />

entlang des Hauptkanals), Strukturierung und Pflege der Staatswälder,<br />

Erhalten des offenen Landschaftscharakters;<br />

Fördern des ökologischen Ausgleichs in der Landwirtschaft und der naturnahen<br />

Gewässerbewirtschaftung (Gräben und Kanäle, insb. Haupt- und<br />

Räckeldornekanal, Münzgraben);<br />

Besucherlenkung auf dem landwirtschaftlich genutzten Flurwegnetz;<br />

Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />

Nutzung von Windenergie<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

3 Östliches Grosses<br />

Moos<br />

Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />

Strukturen (Naturschutzgebiete, Aufwertungsflächen entlang des Hauptkanals),<br />

Strukturierung und Pflege der Windschutzstreifen, Erhalten des offenen<br />

Landschaftscharakters;<br />

Fördern des ökologischen Ausgleichs in der Landwirtschaft (bspw. im Gebiet<br />

Bargenmoos und entlang des Unterwasserkanals) und der naturnahen<br />

Gewässerbewirtschaftung (Gräben und Kanäle, insb. Haupt-, Usser-, Stägematte-,<br />

Halematte- und Unterwasserkanal, Bräste- und Länggraben);<br />

Besucherlenkung auf dem landwirtschaftlich genutzten Flurwegnetz;<br />

Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />

Nutzung von Windenergie<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Kirchlindach, Meikirch,<br />

Seedorf, Wohlen<br />

Frienisberg Süd<br />

Objekt Nr. M2<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />

12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Mosaiklandschaft mit Aussichtslagen, regionaltypische Bauten, klare Siedlungsbegrenzung<br />

1: Südliche Abdachung, 2: Östliche Abdachung, 3: Wahlendorf<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Frienisberg erhebt sich als sanft gewellte Hügellandschaft zwischen dem Wohlensee, der Ebene des Lyssbachs<br />

und dem Seeland. Die Landschaft zeichnet sich durch ein vielfältiges Erscheinungsbild aus. Wichtigste<br />

Elemente sind das bewegte Relief und die Waldflächen. Über unterschiedlich ausgeprägte Zwischenstufen mit<br />

Plateaucharakter erhebt sich das Gebiet Frienisberg Süd am nördlichen Rand des Perimeters zum höchsten<br />

Punkt auf 820 m ü.M.<br />

Die zum Wohlensee hin entwässernde Südflanke des Frienisbergs (Teilgebiet 1) zeigt eine stärkere Neigung und<br />

Zerklüftung als das Gebiet des Krebsbaches, welcher die südöstlich exponierte Seite entwässert (Teilgebiet 2).<br />

Dazwischen finden sich kleinräumige Plateaus und spektakuläre Aussichtslagen über die Agglomeration <strong>Bern</strong>.<br />

Durch einen hohen Wald- und Heckenanteil ist die Landschaft reich strukturiert und ermöglicht Sichtbeziehungen<br />

mittlerer Distanz zwischen den Siedlungen, welche auf harmonische Weise als getrennte Teilräume wahrgenommen<br />

werden. Charakteristisch ist ein Mosaik von unterschiedlichen Siedlungsformen, landwirtschaftlich genutzten<br />

Offenflächen und Wald.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Die Weiler Möriswil und Illiswil (Teilgebiet 1) sind als zusammenhängende Strassendorfbebauungen aus dem<br />

18./19. Jahrhundert im Inventar der schützenswerten Ortsbilder ISOS (nationale Bedeutung) erfasst. Daneben<br />

finden sich weitere Weiler und Einzelhöfe in traditioneller Bauweise. Verschiedene Dorfkerne sind geprägt von<br />

stattlichen Bauernhäusern und alten Einzelbäumen, insbesondere das in einer Waldlichtung liegende Wahlendorf<br />

(Teilgebiet 3).<br />

Das stark bultige Gross-Seggenried "Wildi" bei Grächwil (Teilgebiet 2) ist ein Naturschutzgebiet von kantonaler<br />

Bedeutung. Das Flachmoor mit Weiher umfasst 2.6 ha und liegt an einem feucht-schattigen Waldrand.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1: Südliche Abdachung Landwirtschaft (Ackerbau und Milchwirtschaft), Forstwirtschaft, Erholung<br />

2: Östliche Abdachung Landwirtschaft (Ackerbau und Milchwirtschaft), Forstwirtschaft, Erholung, Verkehrsachse<br />

3: Wahlendorf Landwirtschaft (Ackerbau und Milchwirtschaft), Forstwirtschaft, Erholung<br />

Neben den forstwirtschaftlich genutzten Waldflächen nimmt die intensive Landwirtschaft einen grossen Teil des<br />

Gebietes in Anspruch. Vorherrschend sind Ackerbau und Milchwirtschaft.<br />

Aufgrund der Vielzahl von Siedlungen durchziehen zahlreiche Verkehrswege die Landschaft. Einige von ihnen<br />

sind von historischer Bedeutung und im Inventar der historischen Verkehrswege IVS verzeichnet (Klosterweg bei<br />

Wahlendorf: nationale Bedeutung mit viel Substanz). Über den Frienisberg führt die direkte Verbindung von der<br />

Stadt <strong>Bern</strong> nach Aarberg.<br />

Als gut erreichbarer Höhenzug zwischen der Stadt <strong>Bern</strong> und dem Seeland stellt der bewaldete Frienisberg ein<br />

beliebtes Naherholungsgebiet dar. Erwähnenswert sind die Aussichtslagen, welche sich im gesamten Gebiet<br />

finden und den Blick gleichzeitig in Richtung Grossraum <strong>Bern</strong>, in die Alpen und in das Seeland und den Jura<br />

öffnen.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Die Nähe zur Stadt <strong>Bern</strong> und die gute Erschliessung führen zu einem hohen Siedlungsdruck, was den ländlichen<br />

Charakter und den Erholungswert des Gebiets einschränken kann.<br />

Mit der Intensivierung der Landwirtschaft steigt der Bedarf an funktionaler Infrastruktur. Moderne landwirtschaftliche<br />

Grossbauten ausserhalb des Siedlungsraumes können das Landschaftsbild beeinträchtigen.<br />

Das Teilgebiet 2 (Östliche Abdachung) und ein Grossteil des Teilgebietes 1 (Südliche Abdachung) gehören zum<br />

kantonalen Windenergieprüfraum P7 gemäss Richtplananpassung 2012. Als Folge der guten Einsehbarkeit der<br />

für die Windnutzung prädestinierten Hang- und Gratlagen entwickelt sich ein Interessenskonflikt zwischen Landschaftsschutz<br />

und Energiegewinnung.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiet<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1: Südliche Abdachung<br />

X X X<br />

Mosaik unterschiedlicher Siedlungsformen,<br />

Wald und Landwirtschaftsflächen;<br />

Aussichtslagen<br />

und Hecken; Ortsbilder<br />

Möriswil und Illiswil<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiet<br />

hinsichtlich<br />

2: Östliche Abdachung<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

X X X<br />

3: Wahlendorf X X X<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Mosaik unterschiedlicher Siedlungsformen,<br />

Wald und Landwirtschaftsflächen;<br />

Aussichtslagen<br />

und Hecken<br />

störungsarme Landschaftseinheit,<br />

mehrheitlich intakte<br />

Dorfstruktur, Obstbäume, Hecken<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das stadtnahe Gebiet Frienisberg Süd bietet mit einer harmonisch ausgeprägten Vereinigung von offener Landschaft,<br />

Siedlung und Wald sowie Naherholungsmöglichkeiten attraktive Wohnlagen. Die Hauptzielsetzungen<br />

liegen in der Erhaltung der traditionellen Dorfbilder und der Wahrung der bestehenden Siedlungsgrenzen. Siedlungserweiterungen<br />

sind äusserst sorgfältig zu planen und unter Einbezug der Entwicklungen in den Nachbargemeinden<br />

zu beurteilen.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1: Südliche Abdachung<br />

Erhalten, Lenken<br />

2: Östliche Abdachung<br />

Erhalten, Lenken<br />

Eine sorgfältige Siedlungsplanung soll dazu beitragen, dass die Dorfstrukturen<br />

erhalten bleiben. Landwirtschaftliche Nutzbauten ausserhalb der<br />

Bauzone sind bestmöglich in die Umgebung einzugliedern.<br />

Mit zusätzlichen Struktur- und Vernetzungselementen kann der ökologische<br />

Wert der Landschaft verbessert werden. Sorgfältige Interessenabwägung<br />

im Zusammenhang mit der möglichen Nutzung von Windenergie.<br />

3: Wahlendorf Erhalten Die ungestörte Einheit der besiedelten Waldlichtung soll mit umsichtiger<br />

Bautätigkeit erhalten werden.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden <strong>Bern</strong>, Frauenkappelen,<br />

Mühleberg, Wohlen<br />

Wohlensee<br />

Objekt Nr. M3<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

<strong>Bern</strong> Mittelland<br />

36 Flusslandschaft<br />

12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Verlandungsprozesse, bewaldete Steilhänge und Flachufer, Nutzungsvielfalt<br />

1: Steinisweg / Oberei, 2: Wohlei<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Wohlensee entstand 1920 durch den Bau der Stauanlage des Wasserkraftwerks Mühleberg. Das Kraftwerk<br />

fand als Spezialfall Eingang in das Inventar der schützenswerten Ortsbilder ISOS (nationale Bedeutung). Der<br />

künstliche See bildet das prägendste Element in der Schichtstufenlandschaft des Aaretals nordwestlich von <strong>Bern</strong>.<br />

Er erstreckt sich über eine Distanz von knapp 10 km von Hinterkappelen (Kappelenbrücke) bis zum Stauwehr<br />

und lässt durch seine gewundene Gestalt den ehemaligen Aarelauf erahnen. Steile Hänge säumen die Südseite<br />

des Wohlensees. Im Gegensatz zur Nordseite sind viele Abschnitte nicht begehbar und die Siedlungen sind<br />

spärlich. Als Kontrast zu den abfallenden Hangflanken finden sich ausgeprägte Flachzonen unmittelbar am Wasser,<br />

welche besiedelt und landwirtschaftlich genutzt sind. Verbreitet sind wertvolle Strukturelemente wie Obstbaumwiesen,<br />

Feldgehölze, Hecken, Einzelbäumen und Flurwege anzutreffen.<br />

Die Weiler Hofen und Wohlei sind im ISOS (nationale Bedeutung) erfasst. Die beiden Siedlungen sowie die Einzelhöfe<br />

am See sind durch Geländestufen und Waldflächen deutlich von den städtisch geprägten Orten ausserhalb<br />

des Objektperimeters getrennt. Die umgebenden Hänge formen eine in sich geschlossene Landschaftseinheit<br />

und wirken insbesondere nach Süden wie ein schützender Riegel gegenüber der Autobahn und der Ag-<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

glomeration <strong>Bern</strong>. Dass die Seeufer nicht für motorisierte Fahrzeuge befahrbar sind, stärkt den Erholungswert<br />

und den Eindruck einer abgeschiedenen Landschaft.<br />

Im Uferbereich des Sees finden sich vereinzelt Röhricht- und Riedgebiete von kantonaler Bedeutung, welche als<br />

seltene Lebensräume für gefährdete Pflanzen und Tiere von grossem Wert sind. Ökologisch bedeutsam und<br />

schweizweit einzigartig sind die natürlichen Verlandungsprozesse, welche durch die Sedimentablagerungen im<br />

See erfolgen. Durch ständige Ab- und Umlagerungen von Geschiebe entstehen Inseln, Untiefen und Flachwasserzonen,<br />

welche in einem natürlichen Sukzessionsprozess durch Pionierpflanzen besiedelt werden. Diese Situation<br />

ist von grossem floristischen und faunistischen Interesse.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1: Steinisweg / Oberei Naherholungsgebiet, extensiv bewirtschaftete Wälder in steilem und schlecht zugänglichem<br />

Gelände, mässig bis intensive Landwirtschaft, Wasserkraftnutzung<br />

2: Wohlei Intensiv genutztes Naherholungsgebiet, mässig bis intensive Land- und Forstwirtschaft,<br />

Wasserkraftnutzung<br />

Die glazial geformten Hügel und die flachen Uferzonen werden mässig bis intensiv landwirtschaftlich genutzt.<br />

Ackerbau und regionaler Obstanbau sind die häufigsten Nutzungsformen. Das Gebiet ist geprägt von der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung, Siedlungen, Verkehrswegen und Energieübertragungsleitungen.<br />

Für die Stadt und die Agglomeration <strong>Bern</strong> stellt der Wohlensee mitsamt seiner Umgebung ein wichtiges und beliebtes<br />

Naherholungsgebiet dar. Die Faszination und der Erholungswert der Flusslandschaft sind auf Uferwegen<br />

zu Fuss oder mit dem Fahrrad erlebbar. Eine national vermarktete Veloroute (SchweizMobil) verläuft entlang des<br />

Nordufers. Der See kann mit Booten befahren werden und ist für den Rudersport von Bedeutung. Wildromantische<br />

Rastplätze können von Kennern auf dem Wasserweg erreicht werden.<br />

Gefährdung<br />

Die gute Erreichbarkeit (direkte Zufahrt) bewirkt insbesondere im Teilgebiet 2 (Wohlei) eine konzentrierte Nutzung.<br />

Der Druck auf den Erholungsraum Wohlensee ist bedingt durch die stadtnahe Lage gross und wird künftig<br />

noch zunehmen. Wie andernorts geht die Erholungsnutzung oftmals einher mit Parkplatzproblemen und dem<br />

Liegenlassen von Abfällen sowie der Störung von sensiblen Lebensräumen. Eine Übernutzung kann die Naturwerte<br />

und den Erholungswert beeinträchtigen. Gross ist die Gefährdung der einzigartigen Pionierlebensräume<br />

auf den Verlandungsflächen (Inseln). Diese sensiblen Ökosysteme sind relativ gut zugänglich.<br />

2<br />

Eine Intensivierung der Landwirtschaft birgt die Gefahr einer Monotonisierung der Nutzflächen. Auch ist ein weiterer<br />

Verlust von Hecken, Einzelbäumen und Obstbaumwiesen zu befürchten. Auf den kleinräumigen Landwirtschaftsflächen<br />

unmittelbar am See sind Strukturelemente eher spärlich. Eine zunehmende "Ausräumung" bedeutet<br />

landschaftliche und ökologische Verluste.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiet<br />

hinsichtlich<br />

1: Steinisweg/ Oberei<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

X X X X X X X<br />

2: Wohlei X X X X X<br />

Stichworte<br />

Röhricht, Ufer-und Riedlandbereiche,<br />

punktuelle Besiedlung<br />

(Einzelhöfe)<br />

Ortsbilder Hofen und Wohlei,<br />

Hochstammobstbäume<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Wohlensee und die umgebenden Ufergebiete sind eine schützenswerte Landschaft. Trümpfe sind die landschaftliche<br />

Vielfalt, ungestörte Siedlungsstrukturen, einzigartige Werte hinsichtlich Ökologie und Naherholung.<br />

Mit der Förderung von natürlichen Strukturelementen (Baumgruppen, Hecken, etc.) können innerhalb der landwirtschaftlich<br />

genutzten Offenflächen am Seeufer Trittsteinbiotope sowie landschaftliche Akzente gesetzt werden.<br />

Landschaftsschonende Nutzungsaktivitäten und die Förderung der Biodiversität sind zu unterstützen.<br />

Die künftige Wasserkraftnutzung gemäss Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s sollte unter Berücksichtigung<br />

der Landschaftsqualitätsziele und Entwicklungsziele erfolgen.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1: Steinisweg / Oberei<br />

Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Erhalten des aktuellen Zustandes, Fördern der Biodiversität / Strukturelemente,<br />

Lenken der Erholungsnutzung.<br />

2: Wohlei Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Erhalten und Fördern von Strukturelementen (Hecken, Einzelbäume, Obstbaumwiesen).<br />

Unterstützen von landschaftsschonenden Nutzungsaktivitäten.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Madiswil, Melchnau, Reisiswil<br />

Melchnau<br />

Objekt Nr. M4<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Oberaargau<br />

14 Stark geformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Vielfalt, Topographie, Kulturlandschaft, hügeliger Übergang zwischen Wässermatten<br />

der Rot und Langete<br />

1: Melchnau, 2: Reisiswil<br />

Gesamtcharakter<br />

Die Region Oberaargau verbindet die beiden Grosslandschaften Jura und Napf. Der höher gelegene Teil besteht<br />

aus einem weiten Sandsteinplateau, das durch zahlreiche Rinnen fein ziseliert ist. Der tiefere ist geprägt von den<br />

Moränen der ehemaligen Gletscher und der Aare. Das Gebiet ist sowohl Hügelland wie auch Ebene. Die geologischen<br />

Ursprünge sind in der Landschaft und in deren Nutzung abgebildet. In den Hügelgebieten haben sich in<br />

verschiedenen Rodungsinseln Einzelhöfe entwickelt, in den Tallagen die Dörfer.<br />

Das Plateau südlich von Langenthal wird durch zwei grössere Flusssysteme zerschnitten. Sowohl die Langete<br />

wie die Rot entspringen im Napfgebirge und strömen nordwärts der Aare zu. Schon in frühen Zeiten wurden in<br />

diesen relativ flachen Tälern durch die Zisterzienser die berühmten Wässermatten mit dem feingliedrigen Kanalnetz<br />

angelegt. Das Objekt Melchnau verbindet das Tal der Rot mit jenem der Langete und hat damit auch die<br />

Funktion als Korridor zwischen den beiden Ästen des BLN-Gebietes 1312 Wässermatten.<br />

Das Teilgebiet 1 (Melchnau) grenzt an die Rot und zieht dann über die stark zerfurchte Kuppe der Blängge zu<br />

einem markanten Sandsteinhügel mit den beiden Ruinen Grünenberg und Langenstein. Diese überblicken und<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

wachen über die Ortschaft Melchnau, die sich nordwestlich am Fuss des Hügels ausbreitet. Nur wenige Höfe<br />

haben sich in diesem bewegten Relief behaupten und entwickeln können.<br />

Das daran anschliessende Teilgebiet 2 (Reisiswil) ist West-Ost orientiert und schafft eine Verbindung zum Langetental.<br />

Es handelt sich um offenes Kulturland, das mit zahlreichen Einzelhöfen durchsetzt ist. Die Hohwacht<br />

bildet mit 780 m ü.M. den höchsten Punkt. Reisiswil und Mättenbach sind zwei Kleindörfer. Das Teilgebiet 2<br />

schliesst im Westen an einen Wildtierkorridor an.<br />

Beide Teilgebiete weisen ein sehr lebendiges Relief auf. Diese topographische Vielfalt wird unterstützt durch<br />

zahlreiche Einzelbäume und Kleinlebensräume. Mit den beiden Burgstellen hat das Gebiet auch kulturhistorische<br />

Bedeutung.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Melchnau Einzelhofsiedlung, Milchwirtschaft, Obstgärten, Einzelbäume, wenig Ackerland, Naherholungsgebiet<br />

von Melchnau, Verbindungsstrasse Melchnau-Altbüron<br />

2 Reisiswil Kleinsiedlungen, Viehwirtschaft und Ackerbau, Obstgärten und Einzelbäume, lokale und<br />

regionale Verbindungsstrassen, Schiessstand Adlihubel<br />

Das Gebiet Melchnau wird vorwiegend land- und forstwirtschaftlich genutzt. Auf Grund der lebhaften Topografie<br />

ist die Besiedlung zurückhaltend. Abgesehen von der Ortschaft Melchnau, die als regionales Kleinzentrum wirkt,<br />

sind vorwiegend Einzelhöfe in Streusiedlung anzutreffen.<br />

Als Folge der Nähe zu den grösseren Ortschaften Langenthal und Huttwil hat das Gebiet eine wichtige Funktion<br />

als Naherholungsgebiet. Die Burgstellen führen zu einem gewissen Tourismus, der regionalwirtschaftlich Potenzial<br />

aufweist.<br />

Gefährdung<br />

Das Gebiet ist reich an Kleinstrukturen. Solange die Abgeltungen für die Pflege und den Unterhalt derselben für<br />

die Bewirtschaftenden attraktiv sind, werden die Strukturen gepflegt und unterhalten. Sollten diesbezüglich aus<br />

finanziellen Gründen jedoch Änderungen erfolgen, dürfte deren Existenz mittelfristig gefährdet sein. Damit kämen<br />

wichtige Kleinlebensräume zum Verschwinden, was sich negativ auf die Struktur und die Biodiversität des Raumes<br />

auswirken würde. In diesem Zusammenhang ist auch die Mechanisierung der Landwirtschaft zu erwähnen.<br />

Elemente der Naturlandschaft stehen oft in einem Konflikt mit modernen Bewirtschaftungsmethoden. Andererseits<br />

könnten Randzonen unternutzt und damit vernachlässigt werden.<br />

2<br />

Ein gewisser Druck ist im Umfeld der Burgstellen zu beobachten. Diese werden nicht nur von Schulen oder von<br />

kulturgeschichtlich interessierten Personen aufgesucht. Zunehmend wird das Gebiet auch für Feste und<br />

Zusammenkünfte benutzt, was zeitweilig zu Litteringproblemen führt.<br />

Generell sind die beiden Teilgebiete jedoch relativ wenig gefährdet. Eine weitere Zersiedelung ist, abgesehen<br />

von landwirtschaftlich notwendigen Bauten, weder zu erwarten noch erwünscht.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Melchnau X X X X X<br />

Vielfältiger und bewegter Raum,<br />

auch in Bezug auf seinen geschichtlichen<br />

Hintergrund<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

2 Reisiswil X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Wichtiger Raum für die Verbindung<br />

der beiden Flusslandschaften<br />

der Rot und der Langete;<br />

Wildwechsel<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Gebiet nimmt eine bedeutende Funktion als Verbindung zwischen den beiden Wässermattenlandschaften<br />

der Rot und der Langete ein. Die Teilräume stellen in der sonst stark bewaldeten Hügellandschaft einen offenen<br />

Korridor dar, der auch von Wildtieren genutzt wird. Der Wert des Gebietes wird unterstrichen durch eine relativ<br />

hohe Biodiversität, die eine Folge der zahlreichen Kleinstrukturen und Elemente der Naturlandschaft ist. Abgesehen<br />

von diesen ökologischen Qualitäten ist der Raum auch ästhetisch und kulturgeschichtlich ansprechend.<br />

Aufgrund der Burgstellen Grünenberg und Langenstein hat das Gebiet eine wichtige Funktion als Bildungs-, Exkursions-<br />

und Naherholungsstätte.<br />

Das allgemeine Ziel ist, die bestehenden Strukturen als solche zu erhalten, zu pflegen und bei Bedarf zu fördern.<br />

Der heute noch tragbare Nutzungsdruck auf das Umfeld der beiden Burgen ist zu beobachten. Bei Bedarf sind in<br />

diesem Zusammenhang Interventionen notwendig.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Melchnau Erhalten, Fördern Landwirtschaft, Nutzung erhalten, keine Intensivierung, Burgen als Naherholungsgebiet<br />

fördern, allfällige Entwicklungen und damit verbundene Nutzungskonflikte<br />

beobachten und bei Bedarf Massnahmen zur Lenkung der<br />

Besucher einleiten.<br />

2 Reisiswil Erhalten Die Offenheit des Raumes ist für die Korridorwirkung zwischen den beiden<br />

Gewässerlandschaften wichtig. Die Strukturen sollen nach Möglichkeit<br />

erhalten bleiben. Allfällig notwendige landwirtschaftliche Bauten sind sorgfältig<br />

in die Landschaft einzugliedern und nach Möglichkeit mit bestehenden<br />

Eingriffen zu kombinieren.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Ersigen, Oberösch<br />

Oberösch<br />

Objekt Nr. M5<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Emmental<br />

12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Ackerterrassen im Mittelland<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Bei den Ackerterrassen von Oberösch handelt es sich um ein Relikt einer Nutzungsform, die im Mittelland nur<br />

noch selten anzutreffen ist.<br />

Der Ort Oberösch befindet sich am Übergang zwischen der weiten Ebene von Kirchberg und Koppigen und den<br />

hügeligen Vorboten der Wynigenberge. Die Geländeterrassen wurden im Rahmen der Landkultivierung in einer<br />

arenaartigen Waldrodung an einem gegen Westen orientieren Hang angelegt. Das Ziel dieser Massnahme war<br />

eine möglichst kompakte und ressourcenschonende Nutzung der Hanglage. Mit dem stufenförmigen Aufbau kann<br />

der Oberflächenabfluss zurückgehalten, die Erosion eingedämmt und der Zugang zu den Äckern optimiert werden.<br />

Das schutzwürdige Objekt wird einerseits durch den Wald im Osten und andererseits durch die Strasse im<br />

Westen begrenzt. Bauliche Eingriffe konzentrieren sich auf das Dorf Oberösch und im Süden auf einzelne Siedlungsstrukturen<br />

der Gemeinde Ersigen.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Ackerbau und Graswirtschaft, Terrassennutzung, Hecken und Obstbäume<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Die kleine, gut erhaltene Terrassenlandschaft südöstlich von Oberösch zeugt von der ehemaligen traditionellen<br />

Bewirtschaftung. Wurde früher auf den Terrassen vorwiegend Ackerbau betrieben, nimmt die Graswirtschaft von<br />

Jahr zu Jahr zu. Die relativ kleinen Parzellen und die Stufen entsprechen den Anforderungen der modernen<br />

Landwirtschaft nicht mehr, die zunehmend auf eine maschinelle und grossflächige Bearbeitung angewiesen ist.<br />

Einige Hecken und Baumreihen entlang der Geländestufen dienen als Wind- und Erosionsschutz. Diese Elemente<br />

sind floristisch und faunistisch sehr wertvoll, vor allem wenn sie in Kombination mit extensiv genutzten Flächen<br />

auftreten. Die angrenzenden Waldflächen werden forstwirtschaftlich genutzt.<br />

Obwohl das Gebiet in der Nähe einer stark frequentierten Verkehrsachse (Zürich-<strong>Bern</strong>-Strasse) sowie am Rande<br />

des intensiv genutzten Mittellandes liegt, konnte der ländlich und ursprünglich geprägte Charakter einer traditionellen<br />

Landwirtschaft beibehalten werden.<br />

Für gastronomische Belange oder für Fachtagungen/Seminare bieten sich die Lokalitäten des Rudswilbades an.<br />

Verschiedene Wander- und Velorouten führen durch die abwechslungsreiche Landschaft, die als Naherholungsgebiet<br />

beliebt ist.<br />

Gefährdung<br />

Das grösste Risiko der Ackerterrassen von Oberösch droht von Seiten der modernen Landwirtschaft. Setzt man<br />

auf grossflächige und intensive Produktion, sind die kleinkammerigen Strukturen nicht mehr zeitgemäss. Zudem<br />

ziehen die Pflege und der Unterhalt der traditionellen Stein- und Geländestrukturen Aufwand nach sich, der nicht<br />

kostendeckend abgegolten werden kann.<br />

Die Hauptrisiken für die Landschaft liegen sowohl in einer Unternutzung (natürlicher Zerfall der Strukturen) wie in<br />

der Übernutzung (gezielte Eingriffe zur Intensivierung der Landwirtschaft). Ohne bewussten Umgang mit der<br />

traditionellen Nutzung und dem Einleiten von Gegenmassnahmen wird die Terrassenbewirtschaftung von<br />

Oberösch den Entwicklungen der mechanisierten Landwirtschaft allmählich zum Opfer fallen.<br />

2<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

sorgfältiger Umgang mit landwirtschaftlicher<br />

Nutzung, idyllische<br />

und im Mittelland seltene<br />

Landschaft<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Ackerterrassen sind im <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong> selten, im Mittelland sogar sehr selten. Aus diesem Grunde liegt die Hauptzielsetzung<br />

in der langfristigen Erhaltung des Objektes. Die Erhaltung der Strukturen bedingt, dass sie genutzt<br />

und unterhalten werden. Dieser Aufwand muss abgegolten werden.<br />

Das Potential der schutzwürdigen Landschaft liegt in der Einzigartigkeit der ehemaligen Bewirtschaftungsform.<br />

Die traditionelle Landwirtschaft führt erwiesenermassen zu den vielfältigsten und ökologisch wertvollsten Landschaften.<br />

Die Ackerterrassen sind daher nicht nur ästhetisch sehr ansprechend, sondern erfüllen wichtige Funktionen<br />

in Bezug auf die Biodiversität. Die Gemeinde Oberösch hat in ihrer Ortsplanung für die Terrassenlandschaft<br />

ein kommunales Schutzgebiet ausgeschieden.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Eingriffe, die diesen empfindlichen Raum negativ beeinflussen, sind nach Möglichkeit zu unterlassen. Auch aus<br />

kultureller-historischer Sicht gilt es, diese traditionelle Landbewirtschaftung für die Zukunft zu sichern und die<br />

extensive Nutzung aufrecht zu halten.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten, Fördern Beibehalten der ökologischen Ausgleichszahlungen, Motivation der Bewirtschafter<br />

für die Aufrechterhaltung der extensiven Nutzung. Sensibilisierung<br />

für weitere Massnahmen in Richtung Aufwertung und Erhaltung der Anlage;<br />

beispielsweise würden sich vereinzelte Buntbrachen als Elemente der<br />

Terrassenlandschaft sehr gut eignen.<br />

Aufrechterhalten und Fördern der Pflegemassnahmen, Abgeltungen für<br />

zusätzliche Hecken- und Baumpflanzungen prüfen und einführen. Beschreibung<br />

der Ackerterrassen in einer populär-wissenschaftlichen Arbeit<br />

(als seltener Zeuge einer traditionellen Bewirtschaftung im sonst intensiv<br />

genutzten Mittelland).<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinde Köniz<br />

Mängistorfberg<br />

Objekt Nr. M6<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />

12 Ackerbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Hügelige Agrarlandschaft mit den geschützten Weilern Mengestorf, Liebewil und Herzwil<br />

im periurbanen Raum<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Die halboffene Hügellandschaft des Mängistorfbergs wird geprägt durch die drei geschützten Weiler Mengestorf,<br />

Liebewil und Herzwil (nationale Bedeutung gemäss ISOS) sowie durch die intensive Landwirtschaft mit Wiesland<br />

und Ackerbau. Die bewaldete Kuppe des Mängistorfbergs dominiert den Raum. Als wichtigstes topografisches<br />

Element bildet er eine Art Kegel, um den sich die Weiler und Einzelhöfe anordnen. Während im Westen des Perimeters<br />

das von der Autobahn und der Eisenbahnlinie belastete Wangental anschliesst, grenzt südlich und östlich<br />

die Hügellandschaft des Schwarzenburgerlandes an. Im Norden befindet sich das Siedlungsgebiet der Gemeinde<br />

Köniz (Agglomeration <strong>Bern</strong>).<br />

Als glaziale Zeugen sind bei Herzwil und Mengestorf Moränenwälle erhalten. Eine Reihe kleiner Fliessgewässer<br />

gliedert die Landschaft. Von landschaftlicher Bedeutung sind besonders der Gaselbach am Südrand des Perimeters<br />

und der teilweise naturnah fliessende Herzwilbach im Tälchen zwischen Herzwil und dem Mängistorfberg.<br />

Quer durch das Gebiet führt von Nord nach Süd der Wildtierkorridor gemäss kantonalem Landschaftsentwicklungskonzept<br />

(KLEK).<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Mengestorf, Liebewil und Herzwil sind homogene Siedlungen aus dem 18. Jahrhundert mit hoher Lagequalität.<br />

Mengestorf gilt als wichtiges Zeugnis der reichen ackerbaulichen Geschichte. Die Siedlung mit sieben gut erhaltenen<br />

Gruppenhöfen wurde in den letzten hundert Jahren nur unwesentlich erweitert. Auch die ursprüngliche<br />

Struktur des Weilers Liebewil ist noch weitgehend erhalten. Von Bedeutung sind die orthogonale Anordnung der<br />

Haupt- und Nebengebäude an drei Strassenästen und die Käserei, welche von der aufkommenden Milchwirtschaft<br />

im 19. Jahrhundert zeugt. Die kompakte Bebauung von Herzwil schliesslich besteht aus sechs grossen<br />

Höfen mit zahlreichen Nebengebäuden, gruppiert um ein Strassenkreuz.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerbau und Weide-/Wiesland, Forstwirtschaft<br />

Das Gebiet um den Mängistorfberg umfasst mit Ausnahme der drei Weiler Mengestorf, Liebewil und Herzwil<br />

kaum Bauzonen und liegt fast vollständig im Perimeter von Fruchtfolgeflächen. Die landwirtschaftliche Nutzung<br />

ist daher intensiv und auf Ackerbau sowie Weide- und Graswirtschaft ausgerichtet. Ökologische Ausgleichsflächen<br />

befinden sich mehrheitlich an den Waldrändern und in der Umgebung der Weiler und Höfe. Bei Mengestorf<br />

besteht eine Damhirschzucht.<br />

Aufgrund der Nähe zur Agglomeration <strong>Bern</strong> dient das attraktive Gebiet als Ausgleichsraum für Naherholungsund<br />

Freizeitnutzungen der Bevölkerung (wandern, joggen, biken).<br />

Elektrische Hochspannungsleitungen im Süden und Westen (Wattenwil-Mühleberg) und im Osten des Perimeters<br />

beeinflussen das Landschaftsbild.<br />

Etwas ausserhalb des Weilers Mengestorf besteht ein Werkhof mit einem Baumaterialdepot. Eine homogene<br />

Doppelreihe von Einfamilienhäusern aus den 1950er- und 1960er-Jahre prägt das Bild entlang der Mengestorfstrasse.<br />

Diese wird oft als Ausweichroute für den Strassenverkehr vom Wangental in die obere Gemeinde<br />

Köniz genutzt.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Aufgrund der vorherrschenden landwirtschaftlichen Nutzung ergibt sich ein Druck auf die bestehenden naturnahen<br />

Landschaftselemente. Die moderne Landwirtschaft ist zunehmend auf grosse und zweckmässige Nutzbauten<br />

angewiesen. Die bestehende Bausubstanz in den geschützten Weilern entspricht diesen Ansprüchen nur<br />

zum Teil, was u.a. Neubauten bzw. den Umbau von Nebenbauten erforderlich macht (Ställe, Futtersilos, etc.).<br />

Das Konfliktpotenzial zwischen Landwirtschaft und Erholung ist aufgrund der intensiven Nutzung als gross einzustufen.<br />

Der Durchgangsverkehr auf der Strasse Gasel – Thörishaus Station hat besonders für Mengestorf und<br />

Liebewil negative Auswirkungen.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Prägung des Landschaftsbildes<br />

durch die drei geschützten Weiler,<br />

harmonische Strukturen,<br />

hohe Empfindlichkeit gegenüber<br />

Eingriffen<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Von grosser landschaftlicher Bedeutung sind bei den drei Weilern Mengestorf, Liebewil und Herzwil die Zwischenbereiche<br />

der Gebäude. In einem lebhaften Dialog finden sich hier Bauerngärten, Hochstammobstgärten,<br />

Kastanienbäume und Linden, Werkplätze mit Naturbelag oder Pflästerung, etc. Die Erhaltung dieser Elemente<br />

wirkt sich wesentlich auf die Bewahrung des Landschaftsbildes aus. Eingriffe in die Umgebung der drei Weiler<br />

sind daher möglichst zu unterbinden bzw. zu minimieren. Zudem kommt den drei Weilern eine hohe Lagequalität<br />

mit einer ungestörten Beziehung zwischen Siedlung und offener Landschaft zu. Teilweise sind eindrückliche<br />

Durchblicke in die Landschaft möglich.<br />

Die landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerbau und Milchwirtschaft ist zu erhalten, soll aber nicht weiter intensiviert<br />

werden. Sie soll auch in Zukunft die gestaltende Kraft bleiben. Anlagen der Intensivlandwirtschaft (Gewächshäuser,<br />

Tiermastbetriebe, etc.) sollten <strong>aller</strong>dings nicht zugelassen werden. Zusätzliche ökologische Ausgleichsflächen<br />

können zur Strukturierung der Landschaft beitragen und sind erwünscht.<br />

Insgesamt ist der Charakter der halboffenen Landschaft zu erhalten.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten, Fördern,<br />

Beheben<br />

Erhalten der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung, keine Intensivlandwirtschaftszonen<br />

und Aussiedlungen; Erhalten der traditionellen Bausubstanz<br />

(Schutz der Silhouette der drei Weiler, Verwendung von traditionellen Bedachungsmaterialen<br />

bei Sanierungen, etc.);<br />

Fördern des ökologischen Ausgleichs (Erhaltung und Ergänzung Hochstammobstgärten<br />

um die drei Weiler, Förderung der ökologischen Vernetzung<br />

gemäss KLEK, Renaturierung Fliessgewässer, Waldrandaufwertungen,<br />

etc.);<br />

Prüfung der Erdverlegung von elektrischen Hochspannungsleitungen<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Belp, Gelterfingen,<br />

Gerzensee, Kirchdorf, Mühledorf<br />

Belpberg<br />

Objekt Nr. M7<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

<strong>Bern</strong> Mittelland<br />

13 Futterbaugeprägte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Endmoräne, Seeplatte, Hecken- und Obstwiesenlandschaft, Fernsicht<br />

1: Belpberg, 2: Sädel, 3: Gerzensee<br />

Gesamtcharakter<br />

Als markanter Molasserundhöcker erhebt sich der Belpberg zwischen dem Aare- und dem Gürbetal mit spektakulären<br />

Ausblicken auf die Agglomeration <strong>Bern</strong> und Fernsicht in Richtung Alpen. Charakteristisch ist die glaziale<br />

Formenvielfalt, welche zusammen mit einer mosaikartigen Landnutzung eine sehr abwechslungsreiche Landschaft<br />

ergibt. Verbreitet sind Hecken und Obstgärten, welche das Landschaftsbild massgeblich prägen und als<br />

ökologisch wertvolle Verbindungskorridore und Trittsteinbiotope wirken.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Den höchsten Punkt des Belpbergs (Teilgebiet 1) bildet die Erhebung des Chutzen mit 893 m ü.M. Die Umgebung<br />

ist geprägt durch zahlreiche Einzelhöfe und Weiler. Darunter finden sich viele stattliche Bauernhäuser aus<br />

dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Kleinstweiler Vordere Chlapf ist aufgrund seines harmonischen Nebeneinanders<br />

von grossen und kleinen Giebelfronten (Höfe, Stöckli und Speicher) im ISOS als von nationaler Bedeutung<br />

erfasst.<br />

Steile Flanken und eine liebliche Plateaulandschaft auf einer Höhe von ca. 600 m ü. M. bilden den Raum Sädel<br />

(Teilgebiet 2) am Übergang zwischen den Teilgebieten 1 und 3. Zentrales Element der Plateaulandschaft des<br />

Belpbergs ist der unverbaute Gerzensee (Teilgebiet 3), ein Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung mit<br />

knapp 80 ha Fläche. Das Schutzgebiet umfasst die Wasserfläche und einen Pufferstreifen von ungefähr 200 m<br />

Breite.<br />

Das gesamte Gebiet ist Teil des regionalen Naturparks Gantrisch.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

1 Belpberg<br />

2 Sädel<br />

3 Gerzensee<br />

Hauptnutzungen<br />

Landwirtschaft (Milchwirtschaft, Futterbau), Erholung<br />

Die plateauartige Ebene um den Gerzensee und die wenig steilen Hänge am oberen Belpberg werden mehrheitlich<br />

intensiv landwirtschaftlich genutzt (Milchwirtschaft und Futterbau). Verbreitet sind um die Einzelhöfe oder in<br />

Siedlungsnähe Obstgärten anzutreffen.<br />

Der gesamte Belpberg ist gut erschlossen und über Fahrstrassen aus verschiedenen Richtungen zugänglich.<br />

Das Gebiet wird als Naherholungsgebiet für die Agglomeration <strong>Bern</strong> geschätzt, insbesondere aufgrund der Aussichtlagen,<br />

des Wanderwegnetzes mit Gasthäusern und dem Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Besonders<br />

beliebt sind Ausflüge im Herbst, wenn sich der Belpberg über die Nebelgrenze hinaus erhebt.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Die Nähe zur Stadt <strong>Bern</strong> und die aussichtsreiche Lage über der Nebelgrenze können den Siedlungsdruck erhöhen,<br />

was den ländlichen Charakter, die harmonische Einbettung der Siedlung in die Umgebung und den Erholungswert<br />

des Gebiets einschränken kann.<br />

Die Aufgabe der Landwirtschaft und damit einhergehend eine Vernachlässigung der Obstanlagen und der Gehölze<br />

stellen eine Gefährdung für das Gebiet dar. Mit dem Verlust dieser charakteristischen Strukturelemente kann<br />

sich das Landschaftsbild massgeblich verändern. Landschaftsrelevante Beeinträchtigungen können auch durch<br />

die Erneuerung und den Neubau von Ökonomiebauten ausserhalb der Bauzonen erfolgen.<br />

Der Gerzensee ist ein Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung. Neben der offenen Wasserfläche gehört<br />

auch ein ausgedehnter Uferstreifen zum Perimeter, der eine wichtige ökologische Funktion als Lebensraum und<br />

Nährstoffpuffer hat. Redimensionierung und Eingriffe im Ufergürtel stellen eine Gefährdung des Ökosystems<br />

Gerzensee dar.<br />

Der gesamte Perimeter ist Teil des kantonalen Windenergieprüfraums P13 gemäss Richtplananpassung 2012.<br />

Die gute Einsehbarkeit der für die Windnutzung prädestinierten Lagen führt zu einem Interessenskonflikt zwischen<br />

Landschaftsschutz und Energiegewinnung.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Belpberg X X X X X<br />

2 Sädel X X X X<br />

3 Gerzensee X X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Streusiedlungen, stattliche Bauernhöfe,<br />

Obstgärten, Erholung,<br />

Aussichtslagen<br />

Streusiedlungen, begrünte Siedlungsränder,<br />

Erholung, Aussichtslagen<br />

Naturschutzgebiet von kantonaler<br />

Bedeutung, Erholungsnutzung,<br />

Heckenlandschaft<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die vielfältige Hügellandschaft ist aufgrund der mosaikartigen Nutzung und dem grossen Anteil an wertvollen<br />

Strukturelementen (Hecken, Obstgärten, etc.) schützenswert. Ein zentrales Ziel ist der Erhalt dieses Heckenlandschaftscharakters.<br />

Es gilt, die Pflege und den Unterhalt von Gehölzen und damit die landschaftsästhetischen und<br />

ökologischen Werte langfristig zu sichern.<br />

Die begrünten Siedlungsränder sind eine Qualität, welche es ebenfalls zu erhalten gilt. Nur eine umsichtig geplante<br />

Siedlungsentwicklung (insbesondere im Raum Gerzensee Dorf) führt zu angepassten, ins Landschaftsbild<br />

eingegliederten Bauformen. Das Naturschutzgebiet Gerzensee stellt einen regionalen Naturwert dar, welcher<br />

uneingeschränkten Schutz und eine schonende Nutzung erfordert.<br />

3<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Gantrisch abzustimmen.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Belpberg Erhalten Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung und der Gehölzpflege.;<br />

Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />

Nutzung von Windenergie.<br />

2 Sädel Erhalten, Lenken Grüne Siedlungsränder erhalten und fördern, Bauten ausserhalb der<br />

Bauzone visuell in die Umgebung einfügen;<br />

Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />

Nutzung von Windenergie.<br />

3 Gerzensee Erhalten Wertvolles Teilgebiet mit hohen Naturwerten;<br />

Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />

Nutzung von Windenergie.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Belp, Burgistein, Gelterfingen,<br />

Kaufdorf, Kirchdorf, Kirchenthurnen,<br />

Lohnstorf, Mühledorf, Mühlethurnen,<br />

Noflen, Rümligen, Seftigen, Toffen<br />

Gürbetal<br />

Objekt Nr. M8<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />

Landwirtschaftlich geprägte Ebenen des Mittellandes<br />

Offene, weite Ebene, Meliorations- und Kulturlandschaft<br />

1: Unteres Gürbetal, 2: Oberes Gürbetal<br />

Gesamtcharakter<br />

Als Gürbetal wird die offene und weite Ebene zwischen den beiden Molassekuppen des Längen- und Belpbergs<br />

bezeichnet. Früher ein oft versumpftes Gebiet, präsentiert sich das Tal heute als eine der intensivst genutzten<br />

Kulturlandschaften des <strong>Bern</strong>er Mittellandes. Mit der Bändigung der Gürbe, die als wildes Wasser den Flysch-<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

schichten des Gurnigels entspringt und vor Wattenwil nach Norden in Richtung Aare abdreht, wurde das weite<br />

Land für die Bewirtschaftung attraktiv. Nördlich von Kaufdorf nimmt die Gürbe ein weiteres Gewässer auf: Die<br />

weitaus ruhigere Müsche hat ihren Ursprung im Längenbühlwald und tritt bei Gurzelen in die Ebene. Auch dieser<br />

Fluss ist kanalisiert und gezähmt worden.<br />

Die Einflüsse der Eiszeiten sind allgegenwärtig. Vor allem in Hanglagen sind zahlreiche Moränen zu finden. An<br />

den Randzonen ist die Topographie bewegt. Verschiedene Schuttkegel zwingen die Strassen zu ihrem kurvenreichen<br />

Verlauf entlang der Hangkanten. Die Ebene des Gürbetals selbst besteht aus Lehm, Ton und Schotter.<br />

Die Böden sind fruchtbar und für die mechanische Bewirtschaftung bestens geeignet.<br />

Die Siedlungen haben sich am Westrand des Tals entwickelt (ausserhalb des Perimeters). Auch die Hauptverkehrslinien<br />

von Strasse und Bahn verlaufen mehrheitlich hier. Aufgrund der geographischen Lage haben sich<br />

uneinheitliche Haustypen entwickelt. Es sind sowohl Einflüsse des <strong>Bern</strong>er Oberlandes, des Mittellandes und<br />

sogar des Schwarzenburgerlandes zu beobachten.<br />

Das Teilgebiet 21 (Oberes Gürbetal) erstreckt sich zwischen den Ortschaften Seftigen und Kaufdorf. Es hat eine<br />

Breite von ca. 1.5 km und ist von einem geometrischen Muster aus Bewirtschaftungswegen, Entwässerungsgräben,<br />

Flussläufen und Strasse durchsetzt. Das Teilgebiet 12 (Unteres Gürbetal) dehnt sich von Kaufdorf bis fast<br />

an den Rand von Belp aus. Dieser Teil ist etwas schmaler und mit mehr Infrastrukturen und Bauten durchsetzt.<br />

Zusammen mit dem Belpberg bildet das Gürbetal den nordöstlichen Abschluss des Regionalen Naturparks Gantrisch.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Unteres Gürbetal Ackerbau und Gemüseanbau, etwas Freizeitnutzung, Verkehr<br />

2 Oberes Gürbetal Ackerbau und Gemüseanbau, Freizeitnutzung (Velo, Spazieren)<br />

2<br />

Auf dem maximal zwei Kilometer breiten, flachen Talgrund des Gürbetals wird vorwiegend Intensivlandwirtschaft<br />

betrieben. Die dunklen, fruchtbaren Böden erlauben Ackerbau und Gemüsebau. Es wird hauptsächlich Weisskohl<br />

(Chabis) angebaut, der in den Fabriken in Burgistein und Mühlethurnen zu Sauerkraut verarbeitet wird. Dieser<br />

Industrie hat das Gürbetal seinen Spitznamen „Chabisland“ zu verdanken.<br />

Gefährdung<br />

Der Raum wird weitgehend und intensiv landwirtschaftlich genutzt. Solange diese Nutzung Bestand hat, sind die<br />

Weite und Offenheit und die Landschaft selber relativ wenig gefährdet. Hingegen bestehen bei einer Weiterentwicklung<br />

der Landwirtschaft eine gewisse Gefahr durch die Übernutzung der Böden und der Trend zu neuen<br />

landwirtschaftlichen Bauten in der Ebene. Als ehemalige Überschwemmungsflächen mit gewissen Moorelementen<br />

ist der Untergrund empfindlich. Durch die zunehmende Belastung durch Maschinen und den Einsatz von<br />

Düngemittel droht mittelfristig ein Verlust der Bodenfruchtbarkeit.<br />

Ökologisch wertvolle Objekte sind noch selten, die Biodiversität ist entsprechend tief.<br />

Ein Risiko stellt die Siedlungsentwicklung dar, speziell im nördlichen Teilgebiet 2. Weil hier die Bahnlinie in der<br />

Ebene verläuft, wurden die Bauzonen im Umfeld der Haltestellen ausgedehnt. Mit dem Bau von Gebäuden und<br />

Anlagen sowie Aussiedlerhöfen werden die Offenheit und die Möglichkeit der ungehinderten Sicht eingeschränkt.<br />

Das Gürbetal verliert damit seinen einmaligen Charakter als „Präsentationstableau“.<br />

Vor allem das Teilgebiet 12 im Norden ist gewissen Einflüssen durch den nahen Flughafen Belpmoos ausgesetzt.<br />

Hingegen erträgt das Gebiet den Druck durch Naherholende gut. Die Kombination zwischen Freizeitnutzung und<br />

Landwirtschaft funktioniert gut.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

12 Unteres Gürbetal X X X<br />

21 Oberes Gürbetal X X X<br />

2 Unteres Gürbetal X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Engnis zwischen Längenberg<br />

und Belpberg, Durchblick in den<br />

Alpenraum, Entstehung und<br />

Landschaftsgeschichte<br />

Offenheit und Weite als Charakteristikum;<br />

wenig Störelemente,<br />

Einmaligkeit durch menschliche<br />

Tätigkeiten und Durchblick<br />

Engnis zwischen Längenberg<br />

und Belpberg, Durchblick in den<br />

Alpenraum, Entstehung und<br />

Landschaftsgeschichte<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die beiden Teilgebiete zeichnen sich weder durch herausragende ökologische noch landschaftsästhetische Qualitäten<br />

aus. Der Wert des Raumes besteht jedoch in erster Linie in seiner Offenheit und dem damit verbundenen<br />

Weitblick. Besonders bei klaren Wetterverhältnissen ist die unbehinderte Sicht aus dem Gebiet Belp in den Alpenraum<br />

einmalig. Aus diesem Grunde gilt als übergeordnetes Ziel, die Weite und Offenheit des Gürbetals zu<br />

erhalten.<br />

Dies geschieht einerseits durch das Aufrechterhalten der landwirtschaftlichen Nutzung. Andererseits können<br />

spezifische Vorschriften und Massnahmen für das Erstellen oder Ergänzen von Bauten und Anlagen formuliert<br />

werden. Im Grundsatz soll das Gürbetal von neuen Infrastrukturen freigehalten werden. Die Weiterentwicklung<br />

der Siedlungen soll sorgfältig und im Hinblick auf deren Wirkung auf das Landschaftsbild geplant werden.<br />

3<br />

Der aktuelle Zustand des Gürbetals bzw. dessen Nutzung müssen jedoch nicht konserviert werden. Weitere<br />

ökologische Aufwertungen sind durchaus erwünscht, auch die Revitalisierung der Flussläufe würde den Wert der<br />

Landschaft erhöhen. Der ökologische Ausgleich in der Fläche wäre mit zusätzlichen Elementen wie Bunt- und<br />

Rotationsbrachen, extensiv genutzten Wiesen sowie mit Einzelbäumen zu erreichen.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Gantrisch abzustimmen.<br />

In beiden Teilgebieten bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

12 Unteres Gürbetal Erhalten, Fördern,<br />

Beheben<br />

Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Tendenz zum ökologischen<br />

Ausgleich fördern, Gürbe mit Uferbereichen revitalisieren, flächige Extensivierung<br />

der Landschaft, gezielte Baumpflanzungen, Start an Kreuzungen<br />

von Infrastrukturen (Wege, Strassen und Gräben), Attraktivität für Naherholung<br />

erhalten und bei Bedarf fördern, Siedlungsentwicklung in die Ebene<br />

unterbinden, keine neuen Hochbauten vorsehen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

21 Oberes Gürbetal Erhalten, Beheben Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Tendenz zum ökologischen<br />

Ausgleich fördern, Gürbe und Müsche mit Uferbereichen revitalisieren,<br />

flächige Extensivierung der Landschaft, gezielte Baumpflanzungen; Start an<br />

Kreuzungen von Infrastrukturen (Wege, Strassen und Gräben);<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

2 Unteres Gürbetal Erhalten, Fördern,<br />

Beheben<br />

Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Tendenz zum ökologischen<br />

Ausgleich fördern, Gürbe mit Uferbereichen revitalisieren, flächige Extensivierung<br />

der Landschaft, gezielte Baumpflanzungen, Start an Kreuzungen<br />

von Infrastrukturen (Wege, Strassen und Gräben), Attraktivität für Naherholung<br />

erhalten und bei Bedarf fördern, Siedlungsentwicklung in die Ebene<br />

unterbinden, keine neuen Hochbauten vorsehen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Affoltern i.E., Heimiswil,<br />

Ochlenberg, Oeschenbach, Seeberg,<br />

Thörigen, Ursenbach, Wynigen<br />

Wynigenberge<br />

Objekt Nr. H1<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Emmental-Oberaargau<br />

14 Starkgeformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Hügellandschaft, Streusiedlung, glaziale und fluviatile Formenvielfalt, lebendiges Relief<br />

1: Mistleberg, 2: Rüedisbach, 3: Ochlenberg<br />

Gesamtcharakter<br />

Das als „Wynigenberge“ bezeichnete Hügelland liegt zwischen dem in der Eiszeit entstandenen Wynigental und<br />

dem Langetental. Das schutzwürdige Gebiet besteht aus drei Teilgebieten, die den zentralen Bereich der Wynigenberge<br />

abdecken.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Die Schmelzwasser des ehemaligen Aaregletschers flossen durch das Unterbergental, nahmen bei Burgdorf<br />

Emmewasser auf und zogen als starker Strom durch das Wynigental Richtung Herzogenbuchsee. Vom Napfgebirge<br />

her deponierten Seitenbäche im Umland ihre Schwemmfächer und gliederten das Wynigental in mehrere<br />

Abschnitte. Ursprünglich hatte das Gebiet südwestlich des Wynigentals eher Plateaucharakter. Durch Ablagerungen<br />

und Erosionstätigkeiten der zahlreichen Gewässer ist das Gebiet heute aber stark fluviatil überprägt und<br />

coupiert.<br />

Der Chappelenbach teilt sich im Dorf Wynigen (ausserhalb des Perimeters) als hydrologische Besonderheit in<br />

einen nördlichen (Önz) und südlichen (Wynigenbach) Ast auf (Bifurkation). Mit rund 890 m ü.M. ist die Lueg (Teilgebiet<br />

1) der höchste Punkt dieser Landschaft. Wie der Napf bildet dieser Aussichtspunkt eine Art orografisches<br />

Zentrum.<br />

Als nördlicher Ausläufer des Napfgebirges zählen die Wynigenberge zu den stark geformten Hügellandschaften<br />

des bernischen Mittellandes. Der Untergrund besteht aus Molasse, vorwiegend aus Sandsteinen. Ein lebendiger<br />

Wechsel zwischen Weiden und Wiesen, Äcker und Wälder (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen<br />

Waldnaturschutz-Inventar) führt zu einer ästhetisch ansprechenden, abwechslungsreichen Landschaft. Der gesamte<br />

Perimeter ist im kantonalen Richtplan als Streusiedlungsgebiet ausgeschieden.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiete<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Mistleberg Weide- und Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, Streusiedlung mit einzelnen Dörfern, Freizeit<br />

und Erholung, Aussicht (Lueg), Hochspannungsleitungen<br />

2 Rüedisbach Weide- und Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, Streusiedlung mit einzelnen Dorfstrukturen,<br />

Freizeit und Erholung, randlich Hochspannungsleitungen<br />

3 Ochlenberg Weide- und Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, Streusiedlung, einzelne Dörfer und Weiler,<br />

Freizeit und Erholung<br />

Das Gebiet wird nach wie vor hauptsächlich land- und forstwirtschaftlich genutzt. Neben den topographischen<br />

Eigenschaften ist es denn auch diese Nutzungsform, die den Reiz dieser Landschaft ausmacht. Im typischen<br />

Emmentaler Streusiedlungsgebiet herrschen Einzelhöfe vor, an verkehrstechnisch günstigen Lagen haben sich<br />

Weiler oder sogar kleine Dörfer entwickelt. Als Beispiel sei hier der Ort Brechershäusern erwähnt, der als Schauplatz<br />

von Gotthelffilmen (Glungge) nationale Berühmtheit erlangt hat. Vier Weiler sind im ISOS-Inventar verzeichnet<br />

(nationale Bedeutung): Guetisberg (Teilgebiet 1), Wäckerschwend, Breitenegg (Teilgebiet 2), Ochlenberg<br />

(Teilgebiet 3).<br />

2<br />

Die grossen zusammenhängenden Waldflächen bilden einen landschaftlichen Kontrast zu den Weiden und Wiesen.<br />

Das ganze Gebiet ist mit einem dichten Netz aus Strassen, Wegen und Pfaden durchzogen, die zunehmend<br />

von Erholungssuchenden entdeckt werden. Vor allem für Wanderer und Velofahrende sind die Wynigenberge<br />

attraktiv. Die zahlreichen traditionellen Gasthöfe sorgen für das leibliche Wohl der Einheimischen und der Gäste.<br />

Höher gelegene Standorte erlauben eindrückliche Fernsichten in den Jura und die Alpen. Als touristische Sehenswürdigkeit<br />

gilt der Mutzbachfall. Das Wasser fällt in den 14 m tiefer liegenden Mutzgraben (Teilgebiet 2),<br />

bevor der gleichnamige Bach an der Perimetergrenze bei Riedtwil in die Önz fliesst. Auch die Lueg ist ein beliebtes<br />

Ausflugsziel, das mit dem Kav<strong>aller</strong>iedenkmal zudem einen kulturhistorischen Hintergrund aufweist.<br />

Gefährdung<br />

Abgesehen von gewissen Ideen zur Nutzung der Emmentaler Hügel als Standorte für Windenergieprojekte (ausserhalb<br />

des Perimeters) hält sich der Druck auf die Wynigenberge in Grenzen. Die traditionelle Bewirtschaftung<br />

der Wiesen, Wälder und Ackerflächen ist stabil und stellt auch in Zukunft die bewährte Nutzungsform dar. Aufgrund<br />

der planungsrechtlichen Situation wird die Siedlungsentwicklung konzentriert erfolgen, sodass das Streusiedlungsgebiet<br />

der Wynigenberge seinen ursprünglichen Charakter behalten wird.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Ein gewisses Risiko für die Erhaltung der Landnutzung stellt das weitverzweigte Erschliessungsnetz dar. Dessen<br />

Unterhalt ist kostenintensiv, dies dürfte in einigen Gemeinden längerfristig zu Problemen führen. Eine vernachlässigte<br />

Erschliessung kann zur Nutzungsaufgabe gewisser Gebiete führen. Dies wiederum zieht ein Vorrücken<br />

des Waldes sowie Verbuschungen nach sich. Noch ist diese Entwicklung nur punktuell zu beobachten. Solange<br />

die traditionelle Landwirtschaft das Gebiet flächenmässig dominiert, ist der Verlust der mosaikartigen Landschaftsstrukturen<br />

ein untergeordnetes Thema. Das stellenweise Vordringen des Waldes verlangt aber nach einer<br />

periodischen Überprüfung der Entwicklungsstrategien und Entscheide zur Priorisierung des Mitteleinsatzes.<br />

Die Wynigenberge sind ein beliebtes Naherholungsgebiet. Dies erzeugt Verkehr und führt an Schönwettertagen<br />

stellenweise zu wildem Parkieren. Der Druck auf die Landschaft ist heute noch verkraftbar. Doch auch in Bezug<br />

auf die Naherholung müssen die Entwicklungen beobachtet und allenfalls Massnahmen geprüft werden.<br />

Zu erwähnen sind die Hochspannungsleitungen, welche die Landschaft stellenweise durchziehen. Die Weiterentwicklung<br />

der Unterstation Bickigen (ausserhalb des Perimeters) mit ihren zu- und wegführenden Leitungen<br />

muss landschaftsverträglich erfolgen.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Mistleberg X X X X X<br />

2 Rüedisbach X X X X X<br />

3 Ochlenberg X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Mosaiklandschaft, Land- und<br />

Forstwirtschaft, Freizeit und<br />

Erholung, Gastrobetriebe<br />

Mosaiklandschaft, traditionelle<br />

Bewirtschaftung, Naherholung,<br />

Einzelhöfe, Wasserfall<br />

Naherholung, Mosaiklandschaft,<br />

traditionelle Bewirtschaftung,<br />

Freizeit und Erholung<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die Wynigenberge bilden das Verbindungsglied zwischen den Regionen Emmental und Oberaargau. Mit ihrem<br />

lebhaften Relief und der typischen Streusiedlung können sie als einmalige Landschaft bezeichnet werden. Ihre<br />

Werte liegen in der Schönheit und Vielfalt, die vor allem auf die traditionelle Nutzung zurückzuführen sind. In<br />

diesem Zusammenhang ist das wichtigste Entwicklungsziel die Aufrechterhaltung der heutigen land- und forstwirtschaftlichen<br />

Nutzung. Die Nutzung ist abhängig von einer funktionierenden Erschliessung. Daher ist auch der<br />

Unterhalt des weitverzweigten Strassen- und Wegnetzes zu sichern.<br />

Eng mit der Erschliessung verbunden ist die Bedeutung der Wynigenberge als Naherholungsgebiet. Die Attraktivität<br />

liegt in diesem Zusammenhang im Wechsel zwischen bewohnten und unbewohnten Gebieten. Die Gastbetriebe<br />

erfüllen in dieser Hinsicht wichtige Funktionen.<br />

Obwohl die Wynigenberge als Landschaft nicht stark gefährdet sind, müssen die Entwicklungen beobachtet werden.<br />

Dies insbesondere im Zusammenhang mit der Nutzung als Naherholungsgebiete und dem Druck auf gewisse<br />

Aussichtslagen und weitere, besonders attraktive Räume (Parkierung, Besucherlenkung). Die Eignung für<br />

grössere Windkraftanlagen wurde geprüft, wobei nur ausserhalb des Gebietes gewisse Potenziale ermittelt wurden.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Die Erhaltung der heutigen Situation kann als wichtigstes Ziel definiert werden. Die traditionelle Landwirtschaft<br />

mit der kleinstrukturierten Anbaukultur gilt als kulturelles Erbe der Region Wynigenberge. Bauliche Eingriffe sind<br />

möglichst zu vermeiden oder falls landwirtschaftlich notwendig, einer umfassenden Interessensabwägung zu<br />

unterziehen.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Mistleberg Erhalten, Lenken sorgfältiger Umgang mit der landwirtschaftlichen Nutzung;<br />

Freihalten von Aussichtspunkten; Naherholungsdruck beobachten und<br />

allenfalls Besucherlenkungsmassnahmen prüfen; Lueg als Aussichtspunkt<br />

sichern;<br />

Ortsbild Guetisberg pflegen<br />

2 Rüedisbach Erhalten, Lenken sorgfältiger Umgang mit der landwirtschaftlichen Nutzung;<br />

Freihalten von Aussichtspunkten, Besucherlenkungsmassnahme prüfen;<br />

Wasserfall als Attraktion schützen und pflegen;<br />

Ortsbilder Breitenegg und Wäckerschwend pflegen<br />

3 Ochlenberg Erhalten sorgfältiger Umgang mit der landwirtschaftlichen Nutzung;<br />

Freihalten von Aussichtspunkten, Naherholungstendenzen beobachten,<br />

bauliche Eingriffe nach Möglichkeit vermeiden;<br />

Ortsbild Ochlenberg pflegen<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Langnau i.E., Lauperswil,<br />

Lützelflüh, Rüderswil, Sumiswald,<br />

Trachselwald, Trub<br />

Napfbergland<br />

Objekt Nr. H2<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Emmental<br />

15 Berglandschaft des Mittellandes<br />

Gräben und Eggen, Flussdichte, Einzelhof- und Streusiedlung<br />

1: Rotebüel, 2: Gohl<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Napfbergland ist das typische Gebiet der Eggen und Gräben. Der Napf ist aus einer riesigen Schuttmasse<br />

der Ur-Aare entstanden. Die Schichten sind teilweise aus Flussablagerungen, teilweise aus Meeresschuttfächern<br />

zusammen gesetzt. Das höhere Napfbergland war während der grossen Eiszeiten praktisch eisfrei. Die harten,<br />

widerstandsfähigen Molasseschichten wie Nagelfluh oder Sandsteine bilden die Eggen. Die weicheren wurden zu<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gräben erodiert. Die Flussdichte ist hoch, der Abtrag der Gewässer hat zur fiederartigen Feingliederung des<br />

Napfberglandes mit dem typischen Kleinrelief geführt.<br />

Der Perimeter des schutzwürdigen Gebietes erstreckt sich über das Hügelland zwischen dem BLN-Gebiet 1311<br />

Napfbergland und den Flüssen Grüene, Emme und Ilfis. Die vom Napf strahlenförmig ausgehenden Täler entwässern<br />

in die genannten Vorfluter (Teilgebiet 1: Gohlgrabe und Obere Frittebachgraben, Witebachgrabe, Twäregrabe;<br />

Teilgebiet 2: Undere Frittebachgraben, Hemisbach, Liechtguetgrabe, Latärnegrabe, Binzgrabe, Sürisguetgrabe).<br />

Die flacheren Abschnitte der Täler werden stellenweise ackerbaulich genutzt. Die steilen Lagen und<br />

Kuppen sind der Weide- und Waldnutzung vorbehalten. Die Höhenlage und die relativ hohe Niederschlagsmenge<br />

begünstigen einen natürlichen Tannen-Buchenwald. Der mosaikartige Wechsel zwischen Wald und Weiden ist<br />

prägend für das heutige Landschaftsbild. Die weitläufige und gut vernetzte Landschaft hat eine wichtige Funktion<br />

als Wildwechsel- und Einstandsgebiet.<br />

Das Gebiet ist im Richtplan als Streusiedlungsgebiet vermerkt. Als Folge der extrem starken Gliederung in Eggen<br />

und Gräben hat sich als Siedlungsform der Einzelhof entwickelt. In den Tälern verlaufen die grösseren Strassen,<br />

die einzelnen Betriebe sind mit einem feingliedrigen und im Unterhalt aufwändigen Netz von Nebenstrassen erschlossen.<br />

Der Emmentaler Hof, in der Regel ganz aus Holz gebaut, vereint unter seinem riesigen Dach alle<br />

landwirtschaftlichen Nutzungen. Er wird ergänzt durch Nebenbauten wie Speicher, Stöckli und andere Ökonomiegebäude.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Rotebüel Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, wenig Ackerbau, Freizeit und Erholung, einzelne<br />

Gastbetriebe<br />

2 Gohl Weidewirtschaft, Käsereien, wenig Ackerbau in Tallagen, Freizeit und Erholung, einzelne<br />

Gastbetriebe<br />

2<br />

Im Napfbergland wird vorwiegend Milchwirtschaft betrieben. Berühmt ist der Emmentaler Käse, der in lokalen<br />

Käsereien produziert und bis zur Reife gelagert wird. Als Waldregion erhält das Gebiet im Zusammenhang mit<br />

der Energiewende eine zunehmende Bedeutung für die Forstwirtschaft. Die Waldflächen konzentrieren sich auf<br />

die Hügelkanten und Kuppen, wo eine rentable Landwirtschaft nicht mehr möglich ist. Die Einzelhöfe haben sich<br />

traditionell in Lichtungen entwickelt, das nutzbare Land war im nahen Umfeld gut erreichbar. Oft stand in der<br />

Nähe eines Hofes auf einer Kuppe eine Linde oder ein Ahorn. Diese Wahrzeichen konnten da und dort bis heute<br />

erhalten werden und sind weit herum sichtbar. Die Sömmerung der Tiere findet in den höheren Lagen des Napf<br />

statt. Damit konnte sich ein regional geschlossener Kreislauf entwickeln.<br />

Das relativ verkehrsarme Napfbergland ist heute vor allem bei Wandernden und Velofahrenden als Freizeitregion<br />

beliebt. Das weitverzweigte Wander- und Velowegnetz bildet die Grundlage für die sportliche Erholung. Das Freizeitangebot<br />

ist attraktiv und abwechslungsreich. Weit über die Region hinaus bekannt sind auch die einzelnen<br />

Gasthöfe mit ihrem kulinarischen Angebot und der traditionellen Gastfreundschaft des Personals. Die Hügellandschaft<br />

erlaubt an einigen Standorten eindrückliche Ausblicke über das Emmental.<br />

Gefährdung<br />

Solange die traditionelle Landwirtschaft fortgesetzt wird, ist das Napfbergland als Landschaft wenig gefährdet.<br />

Ein gewisses Risiko stellt das ausgedehnte Erschliessungsnetz dar. Der Aufwand zu dessen Unterhalt und Erneuerung<br />

dürfte in der nächsten Zukunft in verschiedenen Gemeinden ein Thema sein. Mit dem Wandel in der<br />

Landwirtschaft wird auch die Grösse einzelner Betriebe an kritische Grenzen stossen. Zusammen mit der Frage<br />

nach einer lückenlosen Erschliessung der Streusiedlung wird auch die zukünftige Nutzung einzelner Bauten und<br />

Anlagen zu diskutieren sein. In diesem Zusammenhang sind dann auch die Pflege der Kulturlandschaft bzw. das<br />

allmähliche Vordringen des Waldes zu beachten. Die Diskussion über den Sinn und Zweck der Aufrechterhaltung<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

einer lückenlosen Besiedlung des Hügellandes wird heute noch kontrovers geführt. Die Gemeinden, Regionen<br />

und der <strong>Kanton</strong> werden sich dieser Frage jedoch zwingend annehmen müssen.<br />

An schönen Tagen und Wochenenden wird das Napfbergland von zahlreichen Besuchern frequentiert. Der hier<br />

betrachtete Perimeter hat die Funktion einer Durchgangsregion. Die meisten Biker, Wanderer und andere Freizeitnutzende<br />

wollen höher hinaus und belasten das Gebiet nur in geringer Weise.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Rotebüel X X X X Mosaiklandschaft, Kulturlandschaft,<br />

2 Gohl X X X X X X<br />

Streusiedlung, Täler,<br />

Gräben mit Fliessgewässer, Wild<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Napfbergland grenzt an das gleichnamige BLN-Gebiet 1311. Die bekannte Kulturlandschaft ist ein Abbild<br />

einer angepassten Nutzung, die optimal auf die lebhafte Topographie abgestimmt ist. Die Land- und Forstwirtschaft<br />

sorgen für die notwendige Pflege der Landschaft. Im Vordergrund steht denn auch die Fortsetzung dieser<br />

Jahrhunderte alten Landschaftspflege. Das Wander- und Freizeitgebiet mit den sanften Hügeln und Tälern gehört<br />

heute zum kulturellen Erbe der Schweizer Landschaften. Wesentliches Merkmal des tieferen Emmentals ist die<br />

Streusiedlung, die unbedingt zu erhalten ist. Der traditionelle, ländliche Charakter ist attraktiv und vermag vor<br />

allem die sportlich orientieren Erholungssuchenden anzusprechen.<br />

3<br />

Grössere Eingriffe in die Landschaft sind nicht zu erwarten. Zwingend notwendige Bauten und Anlagen für die<br />

Landwirtschaft müssen mit der Landschaft zu vereinbaren sein. Der Um- und Ausbau leer werdender oder ungenutzter<br />

Objekte muss ebenfalls sorgfältig unter Berücksichtigung von Objekt- und Landschaftsschutz erfolgen.<br />

Bei allen Eingriffen sind eine sorgfältige Planung und der Einbezug von kulturellen und landschaftlichen Aspekten<br />

zwingend. Bei kommunalen Planungen soll die Ausscheidung von Schutzgebieten geprüft werden.<br />

Im Gohlgraben (Teilgebiet 2) bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Rotebüel Erhalten, Fördern Aktuelles Nutzungsmuster und Intensität sind zweckmässig, Erhaltung im<br />

Vordergrund, allfällige Eingriffe in empfindlichen Gebieten sorgfältig prüfen;<br />

Siedlungsentwicklung zurückhaltend fördern, Biodiversität mit weiteren<br />

Vernetzungsstrukturen nach Möglichkeit erhöhen;<br />

Einzelhofsiedlungsstruktur aufrechterhalten, Unterstützung von Umbauten<br />

und Umnutzungen.<br />

2 Gohl Erhalten Erhalten der Eggen und Gräben steht im Vordergrund, Pflege der Kulturlandschaft<br />

garantieren, Forstwirtschaft fördern, Räume als Wildeinstandsgebiete<br />

und Wildtierkorridore sichern;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Trub, Trubschachen<br />

Blappach<br />

Objekt Nr. H3<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Emmental<br />

Berglandschaft des Mittellandes<br />

Hügellandschaft, Eggen und Gräben, kleinere Moorflächen<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet Blappach umfasst das Hügelgebiet südlich der Ilfis zwischen den Ortschaften Langnau, Eggiwil und<br />

Trubschachen. Wie das Napfbergland im Norden von Langnau wird der Untergrund zum tertiären Molassebecken<br />

im Vorland der Alpen gerechnet, wobei vor allem Sandsteine und Nagelfluh als typische Sedimentgesteine vorkommen.<br />

Weil das Gebiet während der letzten Eiszeit (Würm) grösstenteils eisfrei blieb, konnte die Erosion früher<br />

als im Mittelland einsetzen. Die Folge dieser Abtragungstätigkeit ist ein feingliedriges Relief mit Tälern, Kuppen<br />

und Grate (Eggen und Gräben). Ein dichtes Netz von Wasserläufen durchzieht die Landschaft, sie alle entwässern<br />

in die Ilfis.<br />

Die Topographie des Hügellandes ist relativ sanft und harmonisch. Wald- und offene Weideflächen wechseln sich<br />

ab und bilden so das typische Mosaik der höheren Emmentaler Landschaft.<br />

Die etwas intensiver ausgerichtete Landwirtschaft mit vereinzelten Äckern konzentriert sich auf die Tallagen und<br />

einige sanft ansteigende Hänge mit ausreichend flachen Böden. Steilere Abschnitte und Hügelkämme sind von<br />

Waldflächen bedeckt. Im dünnbesiedelten Perimeter sind über die Jahrhunderte hauptsächlich Einzelhofsiedlungen<br />

entstanden. Gemäss kantonalem Richtplan gehört der gesamte Perimeter zum Streusiedlungsgebiet. Im<br />

Westen des Gebietes ist gemäss KLEK ein Wildtierkorridor vorhanden, was die Bedeutung dieser Region als<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Durchzugs- und Einstandgebiet für Wildtiere unterstreicht. In höheren, plateauartigen Lagen sind Feuchtgebiete<br />

und Moore entstanden. Vor allem diese ökologisch wertvollen Gebiete bilden die Übergangszone in das südlich<br />

angrenzende BLN-Gebiet 1321 Emmentallandschaft mit Räbloch, Schopfgraben und Rämisgummen.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, wenig Ackerbau, vereinzelte Reste der ehemaligen<br />

Naturlandschaft, Einzelhöfe, Freizeit und Erholung<br />

Der grösste Teil der Landschaft wird forst- und landwirtschaftlich genutzt. Während im stark bewaldeten und nur<br />

spärlich besiedelten Hangfuss die forstliche Nutzung vorherrscht, hat sich in höheren Lagen eine typisch emmentalische<br />

Einzelhofnutzung entwickelt. Das Gebiet ist durchzogen mit kurvenreichen Strassen, teilweise bilden sie<br />

historische Übergänge in das südlich angrenzende Eggiwil. Auf dem Kamm verläuft zwischen dem Hüpfeboden<br />

und Rämisgummen eine Querstrasse, die alle Talerschliessungen aufnimmt und untereinander verbindet. Von<br />

dieser Höhenlage sind teilweise eindrückliche Ausblicke ins Mittelland bis hin zu den Alpen möglich. Hier haben<br />

sich auch einige Gastbetriebe angesiedelt. In dieser kontrastreichen Landschaft konnten sich ökologisch wertvolle<br />

Lebensräume für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln.<br />

Die Verbindungsstrassen zwischen den Tälern der Ilfis und der Emme wurden schon in früheren Zeiten genutzt.<br />

Sie bildeten sichere Übergänge aus dem Napfgebiet in den Raum Thunersee. Heute sind diese Strassen vor<br />

allem bei Velofahrenden sehr beliebt. Das Gebiet wird auch gerne von Wanderern und anderen Freizeitnutzenden<br />

aufgesucht. Es handelt sich um ein sanft genutztes Naherholungsgebiet.<br />

Gefährdung<br />

Die aktuell vorherrschende Land- und Forstwirtschaft lässt eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebietes zu.<br />

Die Nutzung ist relativ stabil, sodass auch die Gefährdung der Landschaft als gering zu bezeichnen ist. Einem<br />

gewissen Risiko sind die wertvollen Biotope (Feuchtgebiete) ausgesetzt. Die Intensivierung der Bewirtschaftung<br />

sowie die Mechanisierung können als Folge der relativ guten Erschliessung zunehmend in entlegene Gebiete<br />

vordringen, was sich langfristig auf die ökologische Situation auswirken dürfte.<br />

2<br />

Aufgrund der Attraktivität als beliebtes Naherholungsgebiet ist ein gewisser Druck durch Erholungssuchende auf<br />

den Raum festzustellen. Dieser hält sich in Grenzen, muss jedoch beobachtet werden. Wie überall in abgelegenen<br />

Gebieten besteht eine Tendenz zur Unternutzung gewisser Flächen, was das Vordringen des Waldes begünstigt.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Ausgedehnte Wälder, typische<br />

Mosaiklandschaft, gut gepflegte<br />

Kulturlandschaft, wenig besiedelt,<br />

Flora und Fauna, traditionelle<br />

Gastbetriebe<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der hauptsächliche Wert der Landschaft liegt in ihrer geologischen Struktur, verbunden mit einer optimal angepassten<br />

Nutzung. Die kulturlandschaftlichen Elemente werden da und dort ergänzt durch Biotope. Aufgrund der<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Nordorientierung weisen diese Lebensräume einen vorwiegend feuchten Charakter auf. Die Streusiedlung mit<br />

den Einzelhöfen und der feingliedrigen Erschliessung sollen erhalten werden, dasselbe gilt für die Biotope.<br />

Die Hügellandschaft mit der typischen Verflechtung von Wald- und Landwirtschaftsflächen bildet einen Übergang<br />

zwischen den zwei BLN-Gebieten Napfbergland und Emmentallandschaft mit Räbloch, Schopfgraben und Rämisgummen<br />

und hat somit einen Verbindungscharakter. Das Gebiet ist recht gut erschlossen, vor allem in den<br />

Tallagen sind wichtige Verbindungsstrassen vorhanden. Dieses Netz ermöglicht eine Nutzung der Landschaft als<br />

Naherholungsgebiet. In Kombination mit den Gasthöfen entsteht so ein Potenzial, das noch zu fördern ist. Die<br />

Bedeutung der Hügellandschaft für den Tagestourismus ist schon heute gross und stellt für die Region ein wichtiges<br />

ökonomisches Standbein dar. Die Schutzwürdigkeit ergibt sich auch aus der kulturlandschaftlichen Symbiose<br />

von Mensch und Natur. Aufgrund künftiger Nutzungsentwicklungen ist die Landschaft einer gewissen Gefährdung<br />

ausgesetzt. Die Hauptgründe liegen beim Strukturwandel in der Landwirtschaft.<br />

Es liegt nahe, dass aus den erwähnten Gründen die Erhaltung des heutigen, intakten Landschaftsbildes oberste<br />

Priorität geniesst. Kleinere, umweltverträgliche Eingriffe im touristischen Umfeld (Wanderwege, Grillstellen, usw.)<br />

sind denkbar. Jedes Vorhaben muss in den Kontext des Raumes einbezogen und äusserst sorgfältig geplant und<br />

umgesetzt werden. Eine umfassende Interessensabwägung ist in jedem Fall erforderlich.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten, Lenken Erhalt und Förderung der landwirtschaftlichen Nutzung, keine weitere Zersiedlung,<br />

auf Eingriffe empfindliches Teilgebiet, vor allem in Bezug auf die<br />

Biotope; in lokalen Planungen als Schutzgebiet ausscheiden, Besucherlenkungsmassnahmen<br />

sind bei zunehmender Intensität des Freizeittourismus<br />

erwünscht; Pflege und Unterhalt der Kulturlandschaft durch Vereinbarungen<br />

und Abgeltungen garantieren, Freihalten von Aussichtspunkten.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Eggiwil, Röthenbach i.E.,<br />

Signau, Wachseldorn<br />

Schallenberg / Chapf<br />

Objekt Nr. H4<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiet<br />

Emmental<br />

14 Stark geformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

Relikte der Naturlandschaft, voralpiner Charakter, Hügellandschaft, Naherholung<br />

1: Chapf; 2: Schallenberg, 3 Röthenbach<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet Schallenberg / Chapf ist in drei Teilgebiete gegliedert. Das Tal des Rötebaches (Teilgebiet 3) mit der<br />

Verbindungsstrasse zwischen den Orten Oberei, Röthenbach und Eggiwil teilt die Hügellandschaft in zwei Teile.<br />

Obwohl die Hügelgebiete tektonisch ähnlichen Ursprung aufweisen, sind sie in Bezug auf das Landschaftsbild<br />

unterschiedlich. Der Untergrund besteht zu einem grossen Teil aus Nagelfluh, was typisch für die aufgeschüttete<br />

Molasse rund um den Napf ist. Die beiden Hügelgebiete 1 und 2 sind vorwiegend randlich mit einem feinen Netz<br />

aus Bächen und Gerinnen durchzogen. Im Teilgebiet 3 werden diese Wasserläufe im Rötebach vereint.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Über die nördliche Kuppe, den Chapf, verläuft eine Verbindungsstrasse zwischen den Orten Signau und Eggiwil.<br />

Das Gebiet ist sanft in Hügel und Täler geformt, gehört aber nicht mehr zur typischen Eggen- und Grabenstruktur<br />

des nordöstlich angrenzenden Emmentals. Auf den Höhen sind relativ flache Plateaus zu beobachten, die teilweise<br />

sogar etwas Ackerbau erlauben. Da und dort haben sich auch Feuchtgebiete entwickelt, die den ökologischen<br />

Wert der Landschaft erhöhen. Das südliche Gebiet im Umfeld des Schallenbergs ist insgesamt etwas<br />

höher gelegen. Typisch für diesen Raum ist ein relativ flacher Höhenzug, der sich vom Schallenberg Richtung<br />

Nordwesten erstreckt. Hier hat sich – ähnlich wie im höheren Napfgebiet – eine Alpwirtschaft entwickelt, die bereits<br />

voralpinen Charakter zeigt. Randlich ist auch dieses Gebiet intensiv durch Flüsse geprägt und dadurch recht<br />

fruchtbar. Der mosaikartige Aufbau aus Offenland, Alpen und Waldflächen macht diese Gegend zu einem beliebten<br />

Ausflugsziel. Es handelt sich um eher ruhige, unscheinbare Landschaften, die ihre Werte erst bei einem direkten<br />

Besuch offenbaren.<br />

Einzig das Teilgebiet 3 wirkt dynamischer. Der Fluss folgt dem Talverlauf, die Strasse folgt dem Fluss. Ab und zu<br />

trifft man Siedlungen, mehrheitlich haben sich in der Nähe des Gewässers jedoch Wiesen entfaltet. Von der<br />

Strasse zweigen da und dort Seitenäste ab, welche die einzelnen Höfe auf den Hügeln erschliessen.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Chapf Weide- und etwas Ackerwirtschaft, Forstwirtschaft, lockere Einzelhofsiedlung<br />

2 Schallenberg Weide- und Alpwirtschaft, Forstwirtschaft, Alpen, Freizeit und Erholung, Armee<br />

3 Röthenbach Erschliessungsachse, Weiden und Wiesen, Flusslauf, Siedlung<br />

Alle drei Teilgebiete weisen ähnliche Nutzungsstrukturen auf, wobei im oberen Schallenberg die Berglandwirtschaft<br />

vorherrscht. Die Land- und Forstwirtschaft zählen nach wie vor zu den Haupterwerbsquellen der ansässigen<br />

Bevölkerung. Dank den teilweise überraschend flachen Standorten kann stellenweise sogar ein einfacher<br />

Ackerbau betrieben werden. Sowohl die beiden Hügelgebiete als auch das Röthenbachtal sind wichtige Durchgangsachsen,<br />

wobei der Schallenberg mit der direkten Verbindung zwischen Thun und Luzern sogar überregionalen<br />

Charakter aufweist. Dieser Pass liegt auf 1'167 m ü.M. und ist dank der gut ausgebauten Strasse vor allem<br />

im Sommer ein beliebtes Ziel für Motorrad- und Radfahrende.<br />

2<br />

Gemäss kantonalem Richtplan liegt der gesamte Perimeter im Streusiedlungsgebiet. Im Gegensatz zu anderen<br />

Emmentaler Gebieten ist der Raum relativ dünn besiedelt. Die Distanzen zwischen den einzelnen Betrieben sind<br />

relativ gross.<br />

Als Grundlage für die Nutzung als Naherholungsgebiet ist ein gut ausgebautes Wanderwegnetz vorhanden. In<br />

höheren Lagen bieten sich Weitblicke in die Voralpen und Alpen an. Der ländliche Charme, die Ruhe und Abgeschiedenheit<br />

und die dennoch gute Zugänglichkeit machen das Gebiet zu einem Geheimtipp für den sanften<br />

Tourismus und die Naherholung. Die Fahrrad- und Motorradszene konzentriert sich auf die Strassen über den<br />

Schallenberg und jene zwischen Eggiwil und Bowil. Hier ist punktuell ein relativ intensiver Zweiradverkehr zu<br />

beobachten. Auf dem Schallenberg-Pass findet der Besuchende ein gut frequentiertes Restaurant direkt an der<br />

Strasse.<br />

Gefährdung<br />

Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung des Gebietes hat sich über Jahrhunderte entwickelt und ist den natürlichen<br />

Gegebenheiten optimal angepasst. Die Landschaft ist entsprechend stabil und wirkt gegenüber Veränderungen<br />

wenig gefährdet. Der Druck durch Erholungssuchende auf den Raum ist zeitlich und örtlich eingeschränkt<br />

und kann gut verkraftet werden. Ansonsten ist die Nutzung als Naherholungsgebiet zurückhaltend und den natürlichen<br />

Gegebenheiten angepasst.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Das Gebiet weist hohe Qualitäten für den Wandertourismus auf. Dieser findet heute in einer verträglichen, sanften<br />

Form statt. Betrachtet man die landwirtschaftlichen und gastronomischen Infrastrukturen als Teil der Kulturlandschaft,<br />

weist das Gebiet Schallenberg keine einschneidenden, störenden Bauten auf.<br />

Wie in anderen Gebieten des Emmentals muss auch hier mit einer Zunahme der Waldfläche auf Kosten des<br />

offenen Landes gerechnet werden. Diese Tendenz dürfte vor allem abgelegene Teilräume betreffen. Die ästhetisch<br />

ansprechenden Höhenzüge sind durch diese Entwicklungen weniger betroffen.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Chapf X X X X X<br />

2 Schallenberg X X X X X<br />

3 Röthenbach X X X<br />

Unterschiede zum sonstigen<br />

Emmental durch flache Teilgebiete,<br />

Vernässungen, Ruhe und<br />

Abgeschiedenheit, wenig besiedelt<br />

überraschend flacher Höhenzug,<br />

wenig dicht besiedelt, Übergang<br />

in das Waldgebiet der Honegg,<br />

beliebter Ausflugs- und Naherholungsort<br />

geschwungenes Tal mit Gewässer<br />

und Verkehrsachse, Ausgangspunkt<br />

für Erschliessung<br />

der Einzelhöfe und des Naherholungsgebiets,<br />

Siedlungen<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Gebiet Schallenberg / Chapf bildet die westliche Fortsetzung des BLN-Gebiets 1321 Emmentallandschaft<br />

Rebloch. Abgesehen von dieser Funktion als Pufferzone weist die Landschaft jedoch auch eigene Qualitäten und<br />

Werte auf. Die Schutzwürdigkeit ist insbesondere durch die lockere Besiedlung, die zurückhaltende Nutzung und<br />

die damit verbundene Ruhe und Abgeschiedenheit der Teilräume gegeben. Das Hauptgewicht der Entwicklung<br />

muss daher auf den Erhalt sowohl der Nutzung wie der kultur- und naturräumlichen Strukturen gelegt werden.<br />

Bauliche Eingriffe sollten höchstens zum Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzung oder zur Optimierung eines<br />

sanften, landschaftsverträglichen Tourismus in Betracht gezogen werden. Jeder damit verbundene Eingriff ist<br />

sorgfältig zu planen und nur im Kontext der spezifischen Gegebenheiten der Umgebung umzusetzen. Der Erhaltung<br />

der traditionellen Landwirtschaft ist besonderes Gewicht beizumessen. Das Gebiet wäre prädestiniert, um in<br />

kommunalen Planungen als Schutzgebiet aufgenommen zu werden.<br />

Beim Röthenbach (Teilgebiet 3) bestehen zwischen dem Dorf Röthenbach und der Perimetergrenze in Richtung<br />

Eggiwil Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Chapf Erhalten, Fördern Erhalt und Förderung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung, keine<br />

weitere Siedlungsentwicklung, Erschliessung im Bestand erhalten, jedoch<br />

nicht ausbauen, Freihalten von Aussichtspunkten, Pflegemassnahmen und<br />

Abgeltung ökologischer Leistungen<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

2 Schallenberg Erhalten, Lenken Berglandwirtschaft erhalten, lockere Besiedlung nicht ausdehnen, allfällige<br />

weitere Bauten nur im Verband mit bestehenden, kein Ausbau der verkehrstechnischen<br />

Infrastruktur;<br />

Besucherlenkungsmassnahmen bei Bedarf prüfen und realisieren.<br />

3 Röthenbach Erhalten Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzung, Erschliessung im Bestand erhalten,<br />

Eingriffe am Rötebach unter ökologischen Aspekten, Übergänge zurückhaltend<br />

und der Umgebung angepasst erweitern, keine weitere Zersiedlung;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Eriz, Fahrni, Homberg,<br />

Horrenbach-Buchen, Oberlangenegg,<br />

Sigriswil, Teuffenthal, Unterlangenegg<br />

Eriz / Zulg<br />

Objekt Nr. H5<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiet<br />

Thun<br />

15 Berglandschaft des Mittellandes<br />

Hügellandschaft, Täler, voralpiner Fluss<br />

1: Eriz, 2: Zulg<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet Eriz / Zulg liegt nördlich des Thunersees, am Schnittpunkt der zwei Regionalkonferenzen Emmental<br />

und <strong>Bern</strong>-Mittelland und des Entwicklungsraumes Thun. Auch aus geologisch-tektonischer Sicht bildet das Gebiet<br />

eine Schlüsselstelle, es liegt am Übergang vom tertiären Molassebecken zur subalpinen Molasse. Die Teilräume<br />

sind in Bezug auf die naturräumliche Ausprägung und die Besiedlung sehr unterschiedlich. Während in<br />

den nordwestlichen Teilen plateauartige Schotterfelder etwas Ackerbau erlauben, sind die südlichen und vor<br />

allem östlichen Gebiete stark zerfurcht und bewaldet (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar).<br />

Landschaftsprägend ist die Zulg, welche im Laufe der Jahre tiefe Kerben in die Molasse gegraben hat. Der bergbachartige<br />

Fluss strebt nach Westen der Aare zu. Das Teilgebiet 1 (Eriz) ist sehr grossflächig. Als Verbindungstal<br />

zwischen dem Emmental und dem Oberland verleiht das Eriz dem Gebiet einen beinahe voralpinen Charakter.<br />

Als Nachbargebiet zur Moorlandschaft 38 Rotmoos/Eriz weist der Raum vereinzelt Relikte von Vernässungen<br />

auf.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Das Eriz ist schwer zugänglich und abgelegen, vor allem gegen Norden wirkt der scharfe Nagelfluhgrat der Honegg<br />

als dominanter Abschluss gegenüber dem Emmental. Die Abgeschiedenheit wird dadurch unterstrichen,<br />

dass Verkehrswege im Eriz spärlich sind und keinen Durchgangscharakter aufweisen.<br />

Ein grosser Anteil der Landschaft ist gemäss kantonalem Richtplan als Streusiedlungsgebiet ausgeschieden.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Eriz Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Freizeit und Erholung, etwas Tourismus, Streusiedlung<br />

und einzelne Dörfer<br />

2 Zulg Natur- und Flusslandschaft, Wald, wenig intensive Landwirtschaft<br />

Die hauptsächlichen Nutzungen im Gebiet sind die Land- und Forstwirtschaft. Die Intensität ist dabei stark abhängig<br />

von der Topographie. Während in den nordwestlichen Gebieten ein wenig Ackerbau betrieben werden<br />

kann, nimmt die Milchwirtschaft gegen Süden und Osten zu. Entlang der Fliessgewässer und teilweise auch auf<br />

den plateauartigen Feldern haben sich grössere Waldflächen entwickelt, die ebenfalls mehr oder weniger intensiv<br />

genutzt werden.<br />

Der Übergangscharakter des Gebietes spiegelt sich auch in der Besiedlung. Der Haustyp wechselt vom Oberländer<br />

zum Emmentaler Bauernhaus. Neben Einzelhofsiedlungen haben sich an günstigen Lagen entlang der Strassen<br />

kleinere Dörfer entwickelt. Das Gebiet wurde vor allem früher als bedeutende Transportverbindung zwischen<br />

dem Thunerseegebiet und dem Emmental benutzt.<br />

Durch die Nähe zu den Städten <strong>Bern</strong> und Thun sowie zu den Siedlungen im Aaretal ist das Gebiet prädestiniert<br />

für die Naherholung. An gewissen Tagen ist ein relativ intensiver Besucherstrom festzustellen. Dies vor allem in<br />

der Umgebung der geschützten Moore (vor allem ausserhalb des Perimeters in der Moorlandschaft) sowie im<br />

Eriz. Im Sommer sind Aktivitäten wie Wandern, Canyoning und Biken gefragt, im Winter gibt es Möglichkeiten<br />

zum Skifahren und Langlaufen. Verteilt über den gesamten Perimeter bieten einzelne Landgasthöfe Verpflegung<br />

und Unterkunft an, wobei diese mehrheitlich auf einen sanften Tourismus ausgelegt sind. An einigen Stellen<br />

erlaubt die Hügellandschaft eindrückliche Ausblicke über das Aaretal und den Thunersee.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Solange die extensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung aufrechterhalten werden kann, hält sich die Gefährdung<br />

der Landschaft in Grenzen. Trotz der Nähe zu regionalen Zentren sowie der Hauptstadtregion und der<br />

Attraktivität der Landschaft kann der Druck durch Naherholende verkraftet werden. Die kurvenreichen Strassen<br />

und die coupierten Geländeabschnitte stellen eine gewisse Herausforderung dar, die vor allem von Velofahrenden<br />

und Motorradfreunden gerne angenommen werden.<br />

Bei guten Verhältnissen und vor allem an Wochenenden wird das Hügelgebiet bei Eriz durch zahlreiche Erholungssuchende<br />

frequentiert. Das kann gelegentlich zu einer erhöhten Belastung auf den Raum beziehungsweise<br />

auf die Umwelt führen. Nimmt dieser Druck zu, könnte dies negative Auswirkungen auf die Natur haben, was zu<br />

einer ökologischen und schliesslich auch ökonomische Wertverminderung der Gebiete führen würde.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Eriz X X X X X X<br />

2 Zulg X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

abgeschiedene Talschaft, eingeschränkte<br />

Zugänglichkeit, zurückhaltende<br />

Besiedlung, Aussichtslagen<br />

wilde unzugängliche Flusslandschaft,<br />

Hochwasser, Schutzmassnahmen,<br />

Wald und Weiden<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der Wert dieser Landschaft liegt in ihrem Charakter als Übergangsraum. Als Gesamtheit verfügt sie über zahlreiche<br />

verschiedene Formen der Natur und der Kultur und wirkt damit sehr vielfältig. Wichtige Voraussetzungen für<br />

die Schutzwürdigkeit sind einerseits die spezielle geologisch-tektonische Situation, andererseits die seit Jahrhunderten<br />

kultivierte Landschaft. Das Zusammenwirken von Wasser, Wald, Fels und Offenland führt zu wertvollen<br />

Lebensräumen, deren ökologische Bedeutung durch die extensive Besiedlung noch unterstrichen wird.<br />

Das Gebiet ist für eine Naherholungsnutzung prädestiniert und gut erschlossen. Die Attraktivität und Voraussetzungen<br />

für Freizeitangebote sind vorhanden. Die Naturverbundenheit, die Ruhe und der zumindest stellenweise<br />

vorhandene Wildnischarakter sind wichtige Qualitätsfaktoren.<br />

Im Vordergrund steht die Erhaltung der Landschaftswerte. Vereinzelt besteht ein gewisses Risiko der Übernutzung<br />

durch Besuchende. Hier sind allenfalls lenkende Massnahmen zu prüfen. Die Nachbarschaft zu Moorlandschaften<br />

macht das Gebiet in gewisser Hinsicht empfindlich auf Eingriffe.<br />

3<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Eriz Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Streusiedlung, Erhalt und Förderung der landwirtschaftlichen Nutzung,<br />

Pflege und lenkende Massnahmen für Lebensräume (Besucher, PP), Erschliessung<br />

im Bestand erhalten, jedoch nicht ausbauen, idyllische Landschaft<br />

als Naherholungsgebiet erhalten<br />

Freizeit und Sportnutzung gezielt im Einvernehmen mit den natürlichen<br />

Voraussetzungen fördern;<br />

Pufferfunktion zu Moorlandschaften und anderen Lebensräumen beachten.<br />

2 Zulg Erhalten Naturnaher Wasserlauf, kann teilweise zu Hochwasserereignissen führen,<br />

notwendige Massnahmen sorgfältig und im Einvernehmen mit der Natur<br />

planen und umsetzen; Erschliessung und Nutzung im Bestand erhalten.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Guggisberg, Rüschegg,<br />

Schwarzenburg<br />

Guggisberg<br />

Objekt Nr. H6<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

<strong>Bern</strong>-Mittelland<br />

14 Stark geformte Hügellandschaft des Mittellandes<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

Aussichtslagen, Waldmosaik, Moore, Weiler und Streusiedlungen<br />

1: Kriesbaumen, 2: Guggershorn, 3: Brönnti Egg<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet liegt in einer ländlichen Region mit einer schwachen Wirtschaftsstruktur und einer besonders vielfältigen<br />

Kulturlandschaft. Es ist Teil des regionalen Naturparks Gantrisch. Im Osten grenzt es an die Moorlandschaft<br />

163 Gurnigel/Gantrisch und im Westen an das BLN-Gebiet 132 Schwarzenburgerland mit Sense- und Schwarzwasserschluchten.<br />

Aufgrund des kleinräumig stark ausgeprägten Reliefs mit Hügelkämmen, steilen, bewaldeten<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Hängen (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), tief eingeschnittenen Bächen<br />

und des mosaikartigen Landnutzungsmusters ergibt sich eine äusserst vielfältige Landschaft.<br />

Das relativ flache Teilgebiet 1 (Kriesbaumen) befindet sich am südlichen Rand der Gemeinde Schwarzenburg<br />

und weist über der Ebene des Dorfbaches Einzelhöfe und kleine Weiler auf. Die Landschaft ist geprägt von einem<br />

Mosaik aus Weiden, Mähwiesen, Äckern, kleinflächigen Wäldern, Einzelbäumen und einem abwechslungsreichen<br />

Relief.<br />

Teilgebiet 2 (Guggershorn) befindet sich auf einer Geländeterrasse oberhalb von Kriesbaumen. Es handelt sich<br />

um eine gepflegte Kulturlandschaft mit Weiden, Mähwiesen und kleinen Wäldern auf den Hügelkuppen. Das<br />

Siedlungsbild besteht aus Weilern, Streusiedlungen und teilweise abgelegenen Einzelhöfen. Besonders erwähnenswert<br />

ist das am Südhang unterhalb des markanten Nagelfluhfelsens Guggershörnli gelegene Dorf Guggisberg,<br />

welches Eingang in das ISOS-Inventar gefunden hat (nationale Bedeutung).<br />

Die Landschaft im Teilgebiet 3 (Brönnti Egg) umfasst ein grossflächiges, waldreiches Gebiet mit geringer Besiedlungsdichte.<br />

Es ist geprägt durch den gleichnamigen Kamm, welcher den schattigen Wald südlich des Dorfes<br />

Guggisberg von den sonnigen Hängen gegen die Kalte Sense hinunter trennt. Diese werden von bewaldeten<br />

Gräben in Kammern unterteilt, wodurch ein Mosaik aus Wald, Flachmooren, Trockenstandorten und Offenland<br />

entsteht. In topographisch ruhigeren Gebieten werden verschiedene grosse Flachmoore als Streuewiesen genutzt.<br />

In den tieferen Hanglagen liegen vereinzelt ganzjährig bewohnte Höfe. Der übrige Raum wird alpwirtschaftlich<br />

genutzt. Die Gebäude stehen auf erhöhten Standorten wie Geländerücken und Kreten.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiete<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Kriesbaumen Viehwirtschaft, Forstwirtschaft, Siedlungen<br />

2 Guggershorn Viehwirtschaft, Gasthöfe, Holzverarbeitung<br />

3 Brönnti Egg Extensive zweistufige Alp- und Weidewirtschaft, Forstwirtschaft<br />

2<br />

Das gesamte Gebiet wird landwirtschaftlich genutzt, wobei in den Teilgebieten 2 und 3 Vieh- und Milchwirtschaft<br />

dominieren.<br />

Das Teilgebiet 2 (Guggershorn) ist von Streusiedlungen entlang der Strassen geprägt. In Riffenmatt befinden sich<br />

ein Landgasthof, ein Skilift sowie ein grösserer Holzverarbeitungsbetrieb. In den höheren Lagen der Teilregion 3<br />

(Brönnti Egg) wird Vieh gesömmert.<br />

Gefährdung<br />

Abwanderung gefährdet die Sicherstellung der arbeitsintensiven Kulturlandschaftspflege. Insbesondere im Teilgebiet<br />

Brönnti Egg ist eine zunehmende Vergandung der Wiesen und Weiden zu beobachten.<br />

Aufgrund der schönen Aussichtslagen und der intakten Landschaft nimmt die Belastung durch Freizeitverkehr<br />

und -nutzungen laufend zu.<br />

Im Teilgebiet 2 (Guggershorn) befindet sich der kantonale Windenergieprüfraum P10 Guggisberg gemäss Richtplananpassung<br />

2012. Als Folge der guten Einsehbarkeit der für die Windnutzung prädestinierten Hang- und Gratlagen<br />

manifestiert sich ein Interessenskonflikt zwischen Landschaftsschutz und Energiegewinnung.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilräume<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Kriesbaumen X X<br />

2 Guggershorn X X X X X<br />

3 Brönnti Egg X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Ebene, Hügel, Einzelhöfe,<br />

Waldmosaik, Einzelbäume<br />

Aussichtslage, Ortsbild Guggisberg,<br />

Hügellandschaft, Waldmosaik,<br />

Geotop von nat. Bedeutung<br />

Aussichtslage, extensive Nutzung,<br />

Wälder, Flachmoore,<br />

Trockenstandorte<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die naturnahen sowie die bewirtschafteten Kultur- und Alplandschaften sollen in ihrem ökologischen und landschaftsästhetischen<br />

Wert gefördert und von landschaftsverändernden Nutzungen entlastet werden, ohne dabei<br />

eine massvolle nachhaltige Entwicklung der betroffenen Gemeinden zu verhindern.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Gantrisch abzustimmen.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Kriesbaumen Lenken Lenken und Abwägen von Bauvorhaben in Abstimmung mit den Zielen des<br />

regionalen Naturparks Gantrisch.<br />

2 Guggershorn Lenken, Erhalten Lenkung von Bauvorhaben in Abstimmung mit den Zielen des regionalen<br />

Naturparks Gantrisch sowie den angrenzenden Bundesinventaren (Moorlandschaft,<br />

BLN).<br />

Erhalten des einmaligen Ortsbildes von Guggisberg sowie den landschaftsbildenden<br />

Strukturen wie Einzelbäume, Hecken, Lesesteine, etc.<br />

Sorgfältige Interessenabwägung im Zusammenhang mit der möglichen<br />

Nutzung von Windenergie.<br />

3 Brönnti Egg Erhalten, Lenken Erhalten und Pflegen der bestehenden, zum Teil grossflächigen naturnahen<br />

und artenreichen Wald- und Wiesenflächen.<br />

Lenken von Bauvorhaben in Abstimmung mit den Zielen des regionalen<br />

Naturparks Gantrisch.<br />

Besucherlenkung in Abstimmung mit dem regionalen Naturpark Gantrisch.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Blumenstein, Boltigen,<br />

Därstetten, Erlenbach i.S., Guggisberg,<br />

Niederstocken, Oberstocken, Oberwil i.S.,<br />

Pohlern, Reutigen, Rüeggisberg,<br />

Rüschegg, Wimmis<br />

Gantrisch / Stockhorn<br />

Objekt Nr. H7<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Entwicklungsraum Thun, <strong>Bern</strong> – Mittelland<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

Markante Gipfel, Aussichtslage, Alpwirtschaft, kulturhistorische Elemente, Bäche und<br />

Wasserfälle<br />

1: Gantrischkette, 2: Sonnseite Niedersimmental, 3: Stockhorn<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet umfasst die Gantrisch- und die Stockhornkette sowie die südexponierte Flanke des Simmentals. Es<br />

liegt zum Teil im regionalen Naturpark Gantrisch (Teilgebiet 1).<br />

Der nördliche Teil des Gebietes (Teilgebiet 1) wird begrenzt durch den Wasserfall des Fallbachs in Blumenstein<br />

und die steilabfallenden, grösstenteils bewaldeten, unzugänglichen Hänge unterhalb der Gipfel Ochse, Gantrisch,<br />

Nüneneflue und Möntschelespitz. Diese bilden die Gantrischkette und grenzen an die Moorlandschaft 163 Gurnigel<br />

/ Gantrisch.<br />

Etwas versetzt ragen die eng gepressten, aufrechten Falten und steilen Kalksteinzüge der Klippendecke hervor,<br />

deren markantester Gipfel das mit einer Luftseilbahn erschlossene Stockhorn (Teilgebiet 3) bildet. Zwischen der<br />

Gantrisch- und Stockhornkette befinden sich ausgedehnte, seit dem Mittelalter genutzte Alpen. Auf zahlreichen<br />

Sömmerungsbetrieben wird heute noch Alpkäse produziert. Alpine Flora und Fauna, kleinräumige Karstflächen,<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Felsformationen und Geröllhalden, extensiv genutzte Weiden und Magerwiesen sowie Gehölz, meist entlang der<br />

naturbelassenen Bäche, prägen diese abwechslungs-, artenreiche und in sich weitgehend geschlossene Landschaftskammer.<br />

Steile Felsbänder an den südexponierten Hängen des Niedersimmentals (Teilgebiet 2) begleiten von der Simmenfluh<br />

bis zu den Flühen an den Stiereschatten die Waldgrenze und bieten mit ihren sonnigen Trockenstandorten<br />

Lebensräume für wärmeliebende Pflanzen und Brutplätze für Vögel. Darunter schliesst sich im steilen, kaum<br />

begehbaren Gelände dichter Wald an, der in weniger steilen Lagen in ein vielfältiges Mosaik aus Wald, Gehölz,<br />

Wiesen, Weiden und Felsbändern übergeht. Wie archäologische Funde nachweisen, sind die Höhlen und Balmen<br />

in diesen Kalksteinbändern in der Steinzeit von Menschen bewohnt gewesen. Heute sind sie – abgesehen<br />

von ihrem touristischen Interesse – wichtige Brutplätze für Vögel und Lebensräume für Reptilien.<br />

Inmitten des Teilgebietes 2 befinden sich das wilde, schlecht zugängliche Buuschetal und das abgeschiedene,<br />

von urwaldähnlichen Wäldern umgebene Buuschli, welches durch einen imposanten Wasserfall des Morgetebachs<br />

abgeschlossen wird. Unterhalb der Buuscheschlucht liegen die Ruinen des Grands Hotel Weissenburgbad,<br />

ein letztes Zeugnis der einst bedeutenden Bäderkultur im Niedersimmental.<br />

Auf sanft abfallenden Terrassen oberhalb des Talgrundes befinden sich inmitten von grossflächigen Wiesen und<br />

Weiden verschiedene Streusiedlungen und Vorsass-Weiler, die aufgrund ihres gut erhaltenen und ortstypischen<br />

Baubestands teilweise Aufnahme ins ISOS-Inventar gefunden haben (nationale Bedeutung). Entlang des alten<br />

Simmentalerwegs liegen schliesslich auf den Schwemmkegeln der Bergbäche die von Streusiedlungen umgebenen<br />

Ortskerne der Talsiedlungen mit Kirchenbezirk und prächtigen Simmentaler Häusern. Verschiedene dieser<br />

Siedlungen sind ebenfalls im ISOS-Inventar verzeichnet (nationaler Bedeutung), liegen aber teilweise ausserhalb<br />

des Objektperimeters.<br />

Das gesamte Gebiet ist durchsetzt mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar.<br />

2<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiete<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Gantrischkette Landwirtschaft (Alpwirtschaft), Naherholung, Infanterieschiessplätze Gantrisch und<br />

Hengstschlund<br />

2 Sonnseite Niedersimmental Landwirtschaft (Milch-und Viehwirtschaft), Gewerbe, kulturhistorischer Tourismus<br />

3 Stockhorn Tourismus, Naherholung, Landwirtschaft (Alpwirtschaft)<br />

Das gesamte Gebiet wird vieh- und alpwirtschaftlich genutzt, wovon nicht nur die überwiegend gute Bausubstanz<br />

der Simmentaler Bauernhäuser, sondern auch die in der Landschaft gut erkennbaren Vorsasse und Alphütten<br />

zeugen. Im Teilgebiet 2 (Sonnseite Niedersimmental) befinden sich unterhalb der ganzjährig bewohnten bäuerlichen<br />

Siedlungen kleinere Holzverarbeitungs- und Gewerbebetriebe.<br />

Das Teilgebiet 1 (Gantrischkette) ist über die begehbaren Passübergänge mit schönster Aussichtslage gut mit<br />

Bergwegen erschlossen. Allerdings sind vor allem jene Gegenden, welche mit Auto und ÖV erschlossen und zu<br />

Fuss in kurzer Zeit erreichbar sind, ganzjährig beliebte Ziele für Erholungssuchende. Abgesehen von agrotouristischen<br />

Angeboten auf den Sömmerungsalpen und dem Klettersteig Gantrisch, weist das Teilgebiet keine nennenswerte<br />

touristische Infrastruktur auf. Das Gebiet ist von Oktober bis Juni unbewohnt. Entlang der Gantrischkette<br />

befinden sich neben aufgelassenen Reduit-Bunkern aus dem 2. Weltkrieg die Infanterieschiessplätze Gantrisch<br />

und Hengstschlund.<br />

Die Erschliessung mit einer Luftseilbahn, die einmalige Aussichtslage, das vielfältige Angebot an Wander- und<br />

Themenwegen während des Sommers sowie die von Schneeschuhtrails über Iglus bis zu Skitouren reichenden<br />

Attraktionen während der Wintersaison machen das Teilgebiet 3 (Stockhorn) zu einem fast ganzjährig stark besuchten<br />

Ziel von Erholungssuchenden und Tagestouristen.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Mit dem ausgedehneten Wander- und Bergwegnetz, dem Simmentaler Häuserweg, dem Museum im alten Agensteinhaus,<br />

der Erschliessung des Schnurrelochs in der Gsässflue, agrotouristischen Angeboten und Gasthöfen<br />

wird im den Teilgebiet 2 (Sonnseite Niedersimmental) ein sanfter Tourismus mit Bezug zur kulturhistorischen<br />

Landschaft und traditioneller Lebensweise verfolgt. Dieses Teilgebiet umfasst auch kleinere Bauzonen.<br />

Gefährdung<br />

Im Teilgebiet 3 (Stockhorn) wird das touristische Angebot laufend ausgebaut. Dadurch besteht die Gefahr, dass<br />

weitere Infrastruktur erstellt wird, welche das Landschaftsbild stören könnten und der Druck von Erholungssuchenden<br />

auf den Raum weiter zunimmt. Letzteres trifft auch auf die beliebten Wandergebiete des Teilgebietes 2<br />

(Gantrischkette) zu.<br />

Durch Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe, Umnutzungen von Gebäuden besteht im Teilgebiet 2 (Sonnseite<br />

Niedersimmental) die Gefahr, dass die historisch gewachsene Kulturlandschaft schleichend verloren geht. Dieses<br />

Teilgebiet weist zudem verschiedene inventarisierte, aber auch weitgehend unbekannte kulturhistorisch einmalige<br />

Bauten, Wege und Landschaftselemente auf, die von Verfall, Wissensverlust und Zerstörung bedroht sind.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Gantrischkette X X X X<br />

2 Sonnseite<br />

Niedersimmental<br />

Einsehbarkeit<br />

X X X X X X<br />

3 Stockhorn X X X X X X<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Aussichtslagen, Naherholungsraum,<br />

Alpwirtschaft, Bäche<br />

ISOS-Dörfer und Weiler, kulturhistorisch<br />

interessante Landschaft,<br />

Trockenstandorte, kaum<br />

zugängliche Waldstandorte,<br />

Wasserfall<br />

Aussichtslage, markanter Gipfel,<br />

abwechslungsreiche Landschaft,<br />

Bergseen, touristisch gut erschlossener<br />

Erholungsraum,<br />

Bäche<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die naturnahen sowie die bewirtschafteten Kultur- und Alplandschaften sollen in ihrem ökologischen und landschaftsästhetischen<br />

Wert gefördert und von landschaftsverändernden Nutzungen entlastet werden, ohne dabei<br />

eine massvolle nachhaltige Entwicklung der betroffenen Gemeinden zu verhindern.<br />

In allen drei Teilgebieten bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Gantrischkette Erhalten, Fördern Die aktuelle Situation ist in Nutzung und Ausprägung zu sichern und zu<br />

schützen. Die Alpwirtschaft ist aufrecht zu erhalten und agrotouristische<br />

Angebote, die der Alpwirtschaft dienen, sind zu fördern. Abgeltung für landschaftliche<br />

Pflege und Unterhaltsleistungen.<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

2 Sonnseite Erhalten, Fördern<br />

Niedersimmental<br />

Erhaltung des landwirtschaftlichen Nutzungssystems. Vermeiden von landschaftsstörenden<br />

Umnutzungen und Eingriffen. Abgeltung für landschaftliche<br />

Pflege und Unterhaltsleistungen.<br />

Erweiterung des touristischen Angebots mit kulturhistorischen Themen,<br />

Geschichten und lokalen Produkten.<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3 Stockhorn Lenken Nutzungen und Aktivitäten, welche die Umwelt belasten, sind gezielt zu<br />

planen und mittels Massnahmen zu kanalisieren (Besucherlenkung). Die<br />

touristische Nutzung ist aber nicht einzuschränken.<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Boltigen, Saanen,<br />

Zweisimmen<br />

Jaunpass / Hundsrügg<br />

Objekt Nr. A1<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Obersimmental – Saanenland<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />

Gastlosen, Jaunpass, Sömmerungsgebiete, Flachmoore<br />

1: Jaunpass, 2: Hundsrügg / Sparenmoos, 3: Gastlosen, 4: Rellerligrat<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet umfasst die Berglandschaft am Übergang vom Simmental zum Saanenland entlang der <strong>Kanton</strong>sgrenze<br />

(BE-FR). Im Relief erscheinen zwei parallel verlaufende Gebirgszüge, welche sich von Boltigen in südöstlicher<br />

Richtung nach Saanen erstrecken. Am Jaunpass (Teilgebiet 1) ermöglicht ein topografischer Einschnitt die<br />

Überquerung der Gebirgsketten.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Von den Talböden aus erheben sich steile, relativ gleichmässig geneigte Flanken auf Höhen von rund 2'000 m<br />

ü.M. Die Kulturlandschaft besteht aus einem vielfältigen Mosaik aus Wald (mit verschiedenen Objekten aus dem<br />

kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), Weiden und Streusiedlungen. In den höheren Lagen wird Vieh gesömmert.<br />

Charakteristisch sind jahreszeitlich genutzte Anlagen und Nutzbauten (Ställe, Zäune, Brunnen), welche die<br />

traditionellen Beziehungen zwischen Bauten, Landschaft und Nutzung erkennen lassen. Am Jaunpass befinden<br />

sich Artilleriewerke und verbunkerte Sperrstellen. Sie zeugen von der militärischen Schlüsselstellung im Reduit<br />

der Schweiz des 2. Weltkriegs.<br />

Die rund 10 km lange Kette der Gastlosen (Teilgebiet 3) bildet die <strong>Kanton</strong>sgrenze, sie wirkt mit charakteristischen<br />

Felsformationen beidseitig identitätsstiftend. Höchster Punkt dieses Geotops von nationaler Bedeutung ist der<br />

Dent de Ruth mit einer Höhe von 2236 m ü.M. Parallel zum Felskamm der Gastlosen verläuft der Hundsrügg<br />

(Teilgebiet 2), ein Bergrücken hoch über dem Simmental. Zwischen dem Hundsrügg und den Gastlosen liegt das<br />

Hochtal von Abländschen. Das abgeschiedene Tal mit Streusiedlung befindet sich im Einzugsgebiet des Jaunbachs,<br />

welcher nach Jaun (FR) hin entwässert.<br />

Faktoren wie Steilheit, Klima und Geologie haben strukturreiche und vielfältige Waldgesellschaften hervorgebracht.<br />

Ökologisch wertvoll sind die Flachmoore von nationaler Bedeutung (teilweise unter kantonalem Naturschutz),<br />

welche sich vom Fuss des Bäderhores entlang der Flanke des Hundsrüggs bis nach Schönried erstrecken.<br />

Unterhalb des Gipfels des Hundsrüggs (Teilgebiet 2) liegt die Moorlandschaft von nationaler Bedeutung<br />

118 Sparenmoos / Neuenberg.<br />

Der Rellerligrat (Teilraum 4) bildet die Fortsetzung des Hundsrüggs. Der Gebirgszug bildet die Wasserscheide<br />

zwischen Grischbach und der kleinen Simme und endet mit steilen Hängen oberhalb von Saanen. Das Sömmerungsgebiet<br />

an der Hangflanke oberhalb Schönried besteht aus einem Mosaik von Wald und Weideflächen und<br />

wird ganzjährig touristisch genutzt. Die steil zum Grischbach abfallende Hangflanke wird extensiv genutzt und ist<br />

mit baumbestandenen Bachläufen zerfurcht.<br />

2<br />

Mit der Konzentration der Besiedlung auf den Talgrund wird die Landschaft ausserhalb des Siedlungsraumes als<br />

ruhig und abgeschieden wahrgenommen. Charakteristisch für das Gebiet sind die vielfältigen Sichtbeziehungen<br />

und Weitsichten. Ein dichtes Wanderwegnetz im gesamten Gebiet deutet auf den hohen Erholungswert hin.<br />

Abschnitte der alten Simmentalstrasse (Teilgebiet 2) fanden Aufnahme in das Inventar der historischen Verkehrswege<br />

der Schweiz IVS (nationale Bedeutung mit viel Substanz).<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Jaunpass Verkehrsachse, Tourismus, Landwirtschaft (mit Sömmerungsgebiet)<br />

2 Hundsrügg / Sparenmoos Landwirtschaft (mit Sömmerungsgebiet), Freizeit und Erholung<br />

3 Gastlosen Freizeit und Erholung<br />

4 Rellerligrat Landwirtschaft (mit Sömmerungsgebiet), Tourismus<br />

Die Bandbreite zwischen den unterschiedlichen Nutzungsintensitäten im Gebiet ist enorm: Der Talgrund ist von<br />

einem vielfältigen Mix aus Siedlungen, Verkehrsachsen, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe geprägt. Der<br />

Grossteil des Gebietes gehört jedoch zum Sömmerungsgebiet, wo die Nutzung nur temporär oder gar nicht stattfindet.<br />

Auf dem Jaunpass (Teilgebiet 1) befindet sich ein Campingplatz mit Massenlager / Doppelzimmer im Betriebsgebäude.<br />

Im Raum Schönried (Teilraum 4) ist eine Tourismusinfrastruktur vorhanden, welche im Sommer und im<br />

Winter in Betrieb ist (Sesselbahn Rellerli).<br />

Gute Erschliessung, ein weites Wanderwegnetz und vielseitige Freizeit- und Erholungsangebote verleihen dem<br />

gesamten Gebiet eine hohe touristische Attraktivität.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gefährdung<br />

Mit Ausnahme der touristischen Infrastruktur und des Passverkehrs ist ein Grossteil des Gebietes von Störfaktoren<br />

und störende Eingriffe verschont geblieben.<br />

Eine Gefährdung liegt in der Aufgabe oder Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung von Steillagen,<br />

was zu einer Vergandung / Verbuschung der Sömmerungsgebiete führen kann.<br />

Ein gewisses Risiko stellt zudem die Siedlungsentwicklung in den touristisch attraktiven Lagen und die Ausbreitung<br />

der Bautätigkeiten vom Talgrund in die Hanglagen dar. Werden die Hangflanken bebaut, ändert sich das<br />

Landschaftsbild massgeblich. Die Gefährdung durch weitere Bautätigkeit betrifft in erster Linie das Teilgebiet 4,<br />

das aufgrund seiner Nähe zur renommierten und entwicklungsstarken Ortschaft Gstaad am stärksten unter Siedlungsdruck<br />

steht. Damit einher geht die Beeinflussung des Landschaftsbildes durch eine mögliche Erweiterung<br />

der touristischen Infrastrukturen (z.B. Bergbahnen).<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Jaunpass X X X X X X X Flachmoore, Passübergang<br />

2 Hundsrügg / Sparenmoos<br />

X X X X X X Flachmoore, Sömmerungsgebiet<br />

3 Gastlosen X X X X<br />

Identitätsstiftende Felsformationen,<br />

Geotop von nationaler<br />

Bedeutung<br />

Strukturvielfalt, Gräben / Bachbette<br />

4 Rellerligrat X X X X X<br />

/ Grat, Aussichtspunkte,<br />

Wasserscheide Simme / Grischbach,<br />

Mosaik Wald-Offenland<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die Abgeschiedenheit, Ruhe und hohe Erholungsqualität trotz Siedlungsnähe verleihen dieser Landschaft ihren<br />

Schutzwert. Um diese Qualitäten zu erhalten, sind umsichtige Planungen im Bereich der einfach zugänglichen<br />

Orte und Ausflugsziele sowie im Bereich der Siedlungsgrenzen erforderlich. Bei der Erneuerung von Ökonomiebauten<br />

ausserhalb der Bauzonen sind angepasste, ins Landschaftsbild eingegliederte Bauweisen zu fördern.<br />

In allen vier Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Jaunpass Lenken, Erhalten Unterstützen von landschaftsschonenden Nutzungsaktivitäten, nachhaltigem<br />

Tourismus mit Besucherlenkung;<br />

Bewahren der Flachmoore;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />

der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

2 Hundsrügg / Sparenmoos<br />

Erhalten<br />

Erhalten der Offenflächen / Flachmoore im Sömmerungsgebiet;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />

der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3 Gastlosen Erhalten, Lenken Erhalten der bestehenden Werte;<br />

Fördern von nachhaltigen Tourismusangeboten;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />

der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

4 Rellerligrat Lenken Fördern umsichtiger Planungen zum Erhalt des Landschaftsbildes;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit<br />

der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinde Lauenen, Lenk, Saanen,<br />

St. Stephan<br />

Turbachtal<br />

Objekt Nr. A2<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Obersimmental – Saanenland<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />

Seitental mit traditioneller Streusiedlung, Trockenwiesen, Flachmoore<br />

1: Streusiedlung Turbach, 2: Talflanke Simmental, 3: Giferspitz<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Turbachtal liegt zwischen dem Lauenental und dem Simmental. Es verläuft auf einer Länge von knapp<br />

10 km um den Fuss des Giferspitz. Bei Gstaad öffnet sich das Turbachtal zum Lauenental hin. Mehr als die Hälfte<br />

des Tals ist unbesiedelt bzw. lediglich mit einzelnen Alphütten belegt.<br />

Ein vielfältiges Mosaik aus Felsen, Schutthalden, alpinen Trockenrasen und -weiden, Quellfluren und Mooren<br />

prägt die Teilgebiete 2 und 3. Nur der unterste Talabschnitt (Teilgebiet 1) ist dauerhaft besiedelt. Er zählt ca. 200<br />

Einwohner und ist mit einer Strasse erschlossen. Diese sticht als einzige versiegelte Fläche in der sonst praktisch<br />

infrastrukturfreien Landschaft ins Auge. Die Häuser sind mehrheitlich in traditionellem, regionaltypischem Holzbaustil<br />

erstellt. Bei Sattler haben sich Ansätze eines Dorfkerns gebildet, ansonsten ist die Talflanke geprägt durch<br />

eine Streusiedlung mit Wohn- und landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden sowie zahlreichen Nebengebäuden<br />

und Speichern.<br />

Das Teilgebiet 1 wird zudem geprägt von Bergwiesen und -weiden. An den südexponierten Flanken finden sich in<br />

den obersten Partien grossflächige Trockenwiesen, welche extensiv bewirtschaftet werden. Am Übergang zum<br />

Simmental (Teilgebiet 2) breitet sich eine grossflächige und vielgestaltige Berglandschaft der Nordalpen aus. Die<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landnutzung bildet ein Mosaik aus Wald (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-<br />

Inventar) und Weiden mit relativ gleichmässigen und steil abfallenden Hängen. Prägend sind die hangwassergespiesenen<br />

Lebensräume (Flachmoore) von nationaler Bedeutung im Einzugsgebiet des Rüwlisbachs, welcher in<br />

die Simme mündet.<br />

Der Perimeter grenzt im Teilgebiet 3, welches topografisch durch den Giferspitz (2'542 m ü.M.) dominiert wird, an<br />

zwei Moorlandschaften (19 Lauenensee und 119 Haslerberg / Betelberg) sowie an das BLN-Gebiet 1501 Gelten-<br />

Iffigen und bildet dadurch eine Ergänzung bestehender nationaler Landschaftsschutzgebiete. Es umfasst einen<br />

Teil des Einzugsgebiets der Balmquelle Lenk, dem Objekt A11 aus dem kantonalen Geotopinventar.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Streusiedlung Turbach Siedlung, Landwirtschaft (Beweidung), Forstwirtschaft, einzelne Gasthöfe, Erholung<br />

2 Talflanke Simmental Zwei- bis dreistufige Alpwirtschaft, Forstwirtschaft<br />

3 Kalkgebirgslandschaft Giferspitz<br />

Extensive Alpwirtschaft, Freizeit und Erholung<br />

Das gesamte Gebiet wird in den Sommermonaten beweidet. In den tieferen und produktiveren Lagen werden die<br />

Flächen dem Gelände entsprechend maschinell bearbeitet und gedüngt.<br />

Mit einem ausdehnten Wanderwegnetz bietet das Tal im Sommer und im Winter touristische Attraktionen. Besonders<br />

beworben wird dabei der 5.5 km lange Wanderweg, welcher von Gstaad-Oberbort als Höhenweg oder<br />

dem Turbach entlang bis zuhinterst ins Tal führt und teilweise auch im Winter begangen werden kann. Über die<br />

gesamte Länge des Tals führt entlang des Turbachs eine nationale Wanderroute von SchweizMobil (Via Alpina<br />

von Vaduz nach Montreux).<br />

Gefährdung<br />

Das Gebiet ist relativ frei von Störungen und lässt den gewachsenen Zusammenhang von Landschaft und Nutzung<br />

erkennen. Eingriffe in diese langsam gewachsenen Strukturen können sich einschneidend auswirken. Eine<br />

gewisse Gefährdung durch Bautätigkeit betrifft in erster Linie das Teilgebiet 1, das aufgrund seiner Nähe zum<br />

renommierten und entwicklungsstarken Tourismuszentrum Gstaad / Saanen Ortschaft Gstaad am ehesten unter<br />

Siedlungsdruck steht.<br />

2<br />

Eine weitere Gefährdung liegt in der Aufgabe bzw. Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung<br />

von Steillagen, was zu einer Vergandung / Verbuschung der Sömmerungsgebiete führen kann.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Streusiedlung<br />

Turbach<br />

2 Talflanke Simmental<br />

3 Kalkgebirgslandschaft<br />

Giferspitz<br />

X X X X X<br />

X X X X X X X<br />

X X X X X X X<br />

Traditionelle Holzbauten, Trockenwiesen,<br />

Turbach<br />

Historische Verkehrsverbindung<br />

ins Simmental (Rüwlispass),<br />

vielgestaltige Berglandschaft,<br />

Flachmoore, Trockenwiesen<br />

Abwechslungsreiche Topografie,<br />

grosse Formenvielfalt, Flachmoore,<br />

Trockenwiesen, minimale<br />

Infrastruktur<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die Hauptzielsetzung liegt in der Erhaltung der bestehenden Werte. Eingriffe sind aufgrund der Empfindlichkeit<br />

des Raumes unter einer umfassenden Interessensabwägung äusserst sorgfältig zu planen. Zudem gilt es, die<br />

traditionelle land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu erhalten.<br />

In allen drei Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Streusiedlung<br />

Turbach<br />

Erhalten, Fördern Erhalten der landwirtschaftlichen Nutzung, Pflege der siedlungsnahen<br />

Trockenwiesen und Schutz vor Vergandung; Fördern der traditionellen<br />

Holzbauten;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

2 Talflanke Simmental<br />

3 Kalkgebirgslandschaft<br />

Giferspitz<br />

Erhalten<br />

Erhalten<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Erhalten der mehrstufigen landwirtschaftlichen Nutzung; Pflege von Trocken-<br />

und Feuchtbiotopen; Vergandung vorbeugen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Erhalten der Sömmerungswirtschaft; Pflege von Trocken- und Feuchtbiotopen;<br />

Vergandung vorbeugen; Bewahren einer extensiven touristischen<br />

Nutzung und Fördern von Erholungswerten ohne zusätzlichen Bedarf an<br />

Infrastruktur;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinde Lenk<br />

Wildstrubel<br />

Objekt Nr. A3<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilräume<br />

Obersimmental-Saanen<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />

Gletscher, Kalkgebirge, Hydrologie (Verkarstung, Quellen)<br />

1: Wildstrubel, 2: Rezliberg, 3: Plaine Morte<br />

Gesamtcharakter<br />

Wo die Dichte der Siedlung im Gebiet Zälg südlich der Ortschaft Lenk allmählich lockerer wird, erhebt sich unmittelbar<br />

aus den Wiesen und Wäldern die Hochgebirgsmauer des Wildstrubelmassivs. Auf engstem Raum wechseln<br />

sich Matten, Felsbastionen, Schuttkegel und Gletscherflächen ab. Das ganze Gebiet erstreckt sich über eine<br />

Fläche von rund 35 km 2 und liegt zwischen 1'100 m ü.M. und 3'244 m ü.M. (Wildstrubel). Es besteht aus drei<br />

markant unterschiedlichen Teilgebieten.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Das südliche Teilgebiet 3 (Plaine Morte), ein eigentliches Hochgebirgsplateau, ist praktisch lückenlos vergletschert.<br />

Das nördliche Teilgebiet 2 (Rezliberg), dessen landschaftliche Juwele die Karstquellen und die enge Pforte<br />

der Simmenfälle ausmachen, ist stark coupiert und bildet ein abwechslungsreiches Muster aus Wald (mit verschiedenen<br />

Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar) und Weiden. Dazwischen liegt das mächtige<br />

Felsmassiv des Wildstrubels (Teilgebiet 1), dessen Hauptgipfel zu den meist besuchten Bergen der Schweizer<br />

Alpen zählt.<br />

Die gebänderten, plattigen Kalkschichten der helvetischen Sedimente prägen die Geologie des Wildstrubels. Auf<br />

rund 2'800 m ü.M. befindet sich die Plaine Morte. Dieser Plateaugletscher wies 2005 noch eine Fläche von 8.4<br />

km 2 auf, hat jedoch in den letzten 50 Jahren 18 % seines Volumens verloren. Das gesamte Wildstrubelmassiv ist<br />

stark verkarstet. Entsprechend sind im höhergelegenen, felsigen Bereich wenig Oberflächengewässer vorhanden.<br />

Runsen und einige Bergseen sind punktförmig in die „wild“ wirkende Landschaft verstreut. Am nördlichen<br />

Fuss des Wildstrubels tritt das Wasser aus Karstquellen wieder an die Oberfläche und bildet von nun an das<br />

vorherrschende Element. Bei den sogenannten Siebenbrünnen handelt es sich um eine Felsspalte, aus der das<br />

Wasser der Simme in sieben Strahlen austritt.<br />

Das Gebiet wird randlich teilweise von touristischen Anlagen berührt, wird aber bis heute (mit Ausnahme des<br />

Alpinismus) touristisch nicht sehr intensiv genutzt. Im Sommer bilden die zahlreichen Pfade und Klettermöglichkeiten<br />

die attraktive Grundlage zur sanften Freizeitnutzung. Der Raum ist umgegeben von den modernen, gut<br />

ausgebauten Infrastrukturen der Skiarena Adelboden-Lenk. Das nur spärlich besiedelte Gebiet im Teilgebiet 2<br />

gehört zum Temporärsiedlungsgebiet.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Wildstrubel Naturlandschaft, teilweise Freizeit und Erholung<br />

2 Rezliberg Alp- und Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung<br />

3 Plaine Morte Naturlandschaft, etwas Tourismus<br />

2<br />

Im Teilgebiet 2 (Rezliberg) herrscht ein traditionelles Bewirtschaftungsmuster vor. Zum einen werden die Waldflächen<br />

forstwirtschaftlich genutzt, zum anderen wird Alpwirtschaft betrieben. In den beiden Teilgebieten 1 und 3<br />

verhindern topografische und klimatische Bedingungen eine aktive Bewirtschaftung der Böden. Der Wildstrubel<br />

ist als Gebiet für Bergwanderungen und Klettertouren berühmt. Ein Klettergarten sowie eine Boulderwand zählen<br />

zu den touristischen Magneten der Umgebung der Wildstrubelhütte, die ausserhalb des Perimeters im BLN-<br />

Gebiet liegt.<br />

Besiedelt und für den motorisierten Verkehr erschlossen ist nur das Teilgebiet 2, wo auf nur wenigen Höfen<br />

Alpwirtschaft betrieben wird. Das Teilgebiet 1 (Wildstrubel) ist karg und wird nur durch vereinzelte Bergpfade<br />

durchzogen. Die Pässe des Wildstrubels waren in früheren Zeiten wichtige Verbindungswege zwischen dem<br />

<strong>Bern</strong>biet und dem Wallis. Auf einer Höhe von 2'793 m ü.M. lädt heute die Wildstrubelhütte die Berggänger zur<br />

Rast ein. Die Aussicht auf das <strong>Bern</strong>er Oberland und die Walliseralpen ist eindrücklich und einmalig.<br />

Das Teilgebiet 3 umfasst den Plaine-Morte-Gletscher. Dieser Plateaugletscher weist im Flachbereich wenig Spalten<br />

auf, wodurch er sich für Skilanglauf eignet. Skilifte am Südrand des Gletschers ermöglichen, den Skibetrieb<br />

auch im Sommer aufrecht zu erhalten. Von Crans Montana führt ein Funitel auf die Pointe Plaine Morte.<br />

Die touristischen Infrastrukturen auf dem Gletscher ermöglichen eine bescheidene wirtschaftliche Nutzung, wirken<br />

jedoch aus landschaftsästhetischer Sicht in der wohltuenden Monotonie der flachen Firnkappe etwas fehl am<br />

Platz.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gefährdung<br />

Insgesamt ist das Wildstrubelmassiv als Landschaft heute wenig gefährdet. Die touristischen Anlagen konzentrieren<br />

sich auf Gebiete ausserhalb des Perimeters. Bisher konnten entsprechende Eingriffe in das Gebiet selber<br />

verhindert werden. Der karstige Untergrund der höheren Lagen erlaubt Eingriffe für die Wasserkraftnutzung nur<br />

bedingt. Zudem hat der Raum aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung und der vielfältigen Landschaftsstrukturen<br />

für die lokale Bevölkerung einen hohen, kulturell-ethischen Erhaltungswert. Touristische Aktivitäten in der<br />

freien Natur nehmen jedoch dramatisch zu. Aus diesem Grunde darf der wachsende Druck auf das Gebiet Wildstrubel<br />

nicht unbeachtet bleiben.<br />

Als Folge der globalen Erwärmung konzentriert sich der Schneesport auf immer weniger Fläche. Wie andere<br />

Gletscher reagieren auch die Firnmassen der Plaine Morte auf das Klima. Der Druck des Schneesports auf höher<br />

gelegene Gebiete steigt in gleichem Masse an. Touristische Infrastrukturen erschliessen bisher karge Gebirgslandschaften,<br />

neue Formen von Outdooraktivitäten konkurrenzieren mit der Ruhe und Abgeschiedenheit alpiner<br />

Räume. Auch das Wildstrubelgebiet wird in den Strudel solcher Überlegungen gelangen. Allfällige Projekte müssen<br />

grundsätzlich hinterfragt, nachhaltig geplant und abgewogen werden. Nur so kann einer Banalisierung des<br />

Gebietes Wildstrubel entgegen gewirkt werden.<br />

Durch den karstigen Untergrund entwässert der Gletscher in verschiedene tieferliegende Bäche. Diese Karstquellen<br />

sind von hohem ästhetischem Wert und daher von grosser Bedeutung für die Region. Projektideen zur intensiveren<br />

Nutzung dieser Gewässer bedrohen diese wertvollen Landschaftselemente.<br />

In den tieferen Lagen stellt die Verbuschung nicht mehr genutzter Landwirtschaftsflächen ein gewisses landschaftliches<br />

Risiko dar, dem jedoch mit gezielten Bewirtschaftungsmassnahmen begegnet werden kann. Von der<br />

Vergandung und anschliessendem Vordringen des Waldes sind nur wenige Flächen des Teilgebiets 2 betroffen.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

3<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Wildstrubel X X X X X X<br />

2 Rezliberg X X X X X X<br />

3 Plaine Morte X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

karge Landschaft, historische<br />

Übergänge<br />

traditionelle Alpwirtschaft, Karstquellen,<br />

idyllische Landschaft<br />

geohydrologische Besonderheit,<br />

Aussichtslagen, Firnkappe<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das grosse Potential dieser schutzwürdigen Landschaft sind die relative Unberührtheit und die Strukturvielfalt.<br />

Die Übergänge von grünen, landwirtschaftlich genutzten Wiesen zu kargen Felswänden und mächtigen Eisschichten<br />

erfolgen abrupt und überraschend. Als Folge des karstigen Untergrundes hat sich eine spezielle geohydrologische<br />

Situation entwickelt, die in der Schweiz in dieser Ausprägung einmalig ist. Die an der Oberfläche<br />

nicht sichtbaren Abflüsse der Firnmassen der Plaine Morte speisen bedeutende Quellen im Unterland (Siebenbrünnen).<br />

Die Schutzwürdigkeit ergibt sich aus diesen einmaligen Landschaftselementen und der Verbindungs- und Pufferfunktion<br />

zu bereits bestehenden Schutzgebieten in der Nachbarschaft. Die Bedeutung des Gebietes für Freizeit<br />

und Tourismus ist zwar hoch, hat sich jedoch nicht im Bau von Anlagen manifestiert. Im Vordergrund der zukünftigen<br />

Entwicklung sollte eine von Infrastrukturen unabhängige Wintersportnutzung und Sommernutzung sein. Das<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Wildstrubelgebiet eignet sich ideal als Raum für einen sanften, nachhaltigen Hochgebirgstourismus, der auf der<br />

Ruhe und Wildheit der Naturlandschaft aufbaut.<br />

Aufgrund der Empfindlichkeit des Gebietes und der Exponiertheit einiger Teilgebiete ist als Hauptziel für diese<br />

Landschaft die langfristige Erhaltung anzustreben. Weitere Eingriffe, speziell im touristisch-intensiven Umfeld,<br />

sollen nach Möglichkeiten unterbunden werden. Sind Eingriffe unausweichlich, muss jedes Vorhaben im Kontext<br />

des Raumes analysiert und sorgfältig geplant werden. Eine umfassende Interessensabwägung ist in jedem Fall<br />

erforderlich.<br />

In den Teilgebieten 1 und 2 bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Wildstrubel Erhalten, Lenken Wildheit und natürlichen Charakter sichern;<br />

Kein Bau von Infrastrukturanlagen, Outdooraktivitäten beobachten und bei<br />

Bedarf Besucherlenkungsmassnahmen einführen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

2 Rezliberg Erhalten, Fördern Erhalt und Förderung der landwirtschaftlichen extensiven Nutzung; Bewirtschaftungsmassnahmen<br />

prüfen;<br />

Keine weitere Zersiedlung, Erschliessung im Bestand erhalten, jedoch nicht<br />

ausbauen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3 Plaine Morte Erhalten, Lenken Auf Eingriffe sehr empfindliches Teilgebiet. In lokalen Planungen als<br />

Schutzgebiet ausscheiden, kein Ausbau der touristischen Infrastruktur,<br />

Besucherlenkungsmassnahmen sind erwünscht.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Diemtigen, Lenk, St. Stephan,<br />

Wimmis, Zweisimmen<br />

Diemtigtal<br />

Objekt Nr. A4<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Entwicklungsraum Thun, Obersimmental – Saanenland<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />

Berglandwirtschaft, Trockenwiesen, Niesenkette, Regionaler Naturpark<br />

1: Niesenkette und Wiriehorn, 2: Oberes Diemtigtal / Grimmialp, 3: Unteres Diemtigtal,<br />

4: Menigtal, 5: Färmeltal<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gebiet setzt sich aus verschiedenen voralpinen Talschaften zusammen und grenzt an Kalksgebirgszüge der<br />

Alpen. Weite Teile können als grossflächige und vielgestaltige Berglandschaft der Nordalpen mit charakteristischem<br />

Mosaik aus Wald(mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar), Weiden<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

und Streusiedlung bezeichnet werden. Vom Talgrund über Alpweiden bis zu vegetationslosen Fels- und Schuttzonen<br />

finden sich verschiedene Landschaftstypen mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten.<br />

Mit Ausnahme des Färmeltals (Teilgebiet 5) befindet sich das gesamte Gebiet im regionalen Naturpark Diemtigtal.<br />

Fast das gesamte Diemtigtal ist besiedelt, wobei die Siedlung in direktem Zusammenhang mit dem Relief steht:<br />

Der Taleingang (Teilgebiete 1 und 3) ist grossflächig mit Streusiedlungen und Weilern in traditioneller Bauweise<br />

belegt. Diese sanfte Hangflanke der Niesenkette wird durch Hecken und baumbestandene Bachläufe in idyllische<br />

Geländekammern gegliedert. Entlang des Fildrich-Baches (Teilgebiet 2) ist die Besiedlung aufgrund der steilen,<br />

bewaldeten Flanken stärker auf den Talgrund konzentriert. Eine mehrstufige landwirtschaftliche Nutzung (Talbetrieb,<br />

Voralp und Sömmerung) führt insgesamt zu einem hohen Anteil an landwirtschaftlicher Infrastruktur (Ställen,<br />

Alphütten) auf verschiedenen Höhenstufen.<br />

Im Vergleich zu den Nachbartälern Simmental und Frutigtal wirkt das Diemtigtal störungsarm, authentisch und<br />

bildet eine in sich geschlossene Einheit. Zwar finden sich am Wiriehorn (Teilgebiet 1) und im Gebiet Grimmialp –<br />

Stiereberg (Teilgebiet 2) touristische Infrastrukturen und Freizeitangebote, die aber in überschaubarer Dimension<br />

sowie räumlich konzentriert sind und die übrigen Teilgebiete nicht beeinträchtigen. Der intakte Charakter der<br />

Landschaft wird durch den hohen Anteil traditioneller Holzbauten mitgeprägt.<br />

Im gesamten Perimeter, aber insbesondere an den südexponierten Hängen des Seitentals des Menigbachs<br />

(Teilgebiet 4), finden sich Trockenwiesen und -weiden. Die lockeren Bestände aus Einzelbäumen (Bergahorn) an<br />

den waldfreien Flanken verleihen der Landschaft einen ausgesprochen harmonischen Charakter und sind von<br />

hohem ökologischem Wert. Durch das Tal führt der Zugang zum Seebergsee (ausserhalb des Perimeters), einem<br />

landschaftlichen Idyll mit Flachmooren auf 1'800 m ü.M. Der See ist Teil des ausgedehnten kantonalen Naturschutzgebietes<br />

Spillgerten, welches an die Teilgebiete 2, 4 und 5 grenzt.<br />

2<br />

Das Färmeltal grenzt nördlich an die Moorlandschaft 339 Albrist. Ställe, Scheunen und Wohngebäude sind gut<br />

eingepasst und prägen das Tal. Der Färmelbach verleiht der offenen Kulturlandschaft Lebendigkeit. Er verläuft<br />

leicht mäandrierend mit einzelnen Kiesbänken durch das Tal. Baumgruppen und Bergahorn-Einzelbäume sowie<br />

strukturierte Übergänge zwischen Wiese/Weide (mit Trockenelementen) und Wald zeugen von einem vielfältigen<br />

Nutzungsmuster und wirken wie eine Parklandschaft.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Niesenkette und Wiriehorn Landwirtschaft (Sömmerung), alpiner Tourismus, z.T. Forstwirtschaft<br />

2 Oberes Diemtigtal / Grimmialp Landwirtschaft (Sömmerung), Tourismus (Ski- und Sessellifte), Parahotellerie<br />

3 Unteres Diemtigtal Wohnen und Gewerbe, Landwirtschaft (Milch- und Weidewirtschaft)<br />

4 Menigtal Landwirtschaft (Sömmerung), Freizeit und Erholung<br />

5 Färmeltal Landwirtschaft (Sömmerung), Freizeit und Erholung<br />

Die vorherrschende Nutzung im Gebiet ist die Landwirtschaft. Diese ist mehrstufig organisiert mit Talgut, Voralp<br />

und Alp. Es wird vorwiegend Weidewirtschaft betrieben, teilweise kommt auch Futterbau vor. Grosse Teile des<br />

Gebietes zählen zum Sömmerungsgebiet und werden nur temporär genutzt.<br />

Bei den Bächen Fildrich und Chirel besteht in den Teilgebieten 2 und 3 eine Wasserkraftnutzung.<br />

Der Tourismus und die Freizeit- und Erholungsnutzung sind im Diemtigtal etabliert. Die Infrastruktur ermöglicht<br />

Sommer- und Wintertourismus. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark wird die Angebotspalette mit Fokus auf<br />

einem nachhaltigen Tourismus laufend erweitert. Mit der Zertifizierung als Regionaler Naturpark von nationaler<br />

Bedeutung verfügt die Region über ein offizielles Label zur Vermarktung von Leistungen und Produkten aus dem<br />

Diemtigtal.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gefährdung<br />

Eine gewisse Gefährdung des Landschaftsbildes liegt in der Siedlungsentwicklung, resp. in Bauten, welche sich<br />

schlecht in die gewachsene Umgebung einfügen (insbesondere in den Teilgebieten 2 und 3). Es kann sich dabei<br />

um die Dimensionierung der Bauten sowie um den Baustil handeln.<br />

Die Aufgabe oder der Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzung kann die bestehenden Naturwerte gefährden.<br />

Sobald sie nicht mehr regelmässig gepflegt werden, sind die extensiv bewirtschafteten Trockenwiesen und –<br />

weiden sowie die Feuchtgebiete von der Verbuschung bedroht.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

1 Niesenkette und<br />

Wiriehorn<br />

2 Oberes Diemtigtal<br />

/ Grimmialp<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

X X X X X<br />

Empfindlichkeit<br />

X X X X X<br />

3 Unteres Diemtigtal X X X X<br />

4 Menigtal X X X X X X<br />

5 Färmeltal X X X X X X<br />

Stichworte<br />

Steillagen oberhalb der Waldgrenze;<br />

Feuchtgebiete von nationaler<br />

Bedeutung, Aussicht<br />

Traditionelle Berglandwirtschaft,<br />

Sömmerungsgebiet; Ausgeprägter<br />

Talcharakter mit Übergang<br />

zur Kalkgebirgslandschaft; Traditionelle<br />

Bauweise<br />

Traditionelle Berglandwirtschaft,<br />

Landschaftsmosaik mit Wald,<br />

Weiden und Offenfläche<br />

Einzelbäume, Trockenwiesen<br />

und Feuchtgebiete von nationaler<br />

Bedeutung; Traditionelle<br />

Berglandwirtschaft<br />

Trockenwiesen von nationaler<br />

Bedeutung. Typische Ausprägung<br />

einer Waldgrenzenlandschaft<br />

mit Übergang von alpinen<br />

Rasen und Weiden zu Fels- und<br />

Schuttlandschaft<br />

3<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Die Hauptzielsetzung liegt in der Erhaltung der bestehenden Werte. Eingriffe sind aufgrund der Empfindlichkeit<br />

des Raumes unter einer umfassenden Interessensabwägung äusserst sorgfältig zu planen. Zudem gilt es, die<br />

traditionelle land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu erhalten. Wo wertvolle Strukturelemente in Form von Gehölzen<br />

vorkommen (Ostflanke Niesen) sind diese zu erhalten.<br />

Neue Bauten, Infrastrukturanlagen und Nutzungen sind mit den Zielen des regionalen Naturparks Diemtigtal<br />

abzustimmen.<br />

In allen fünf Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Niesenkette und<br />

Wiriehorn<br />

Erhalten<br />

Erhalten der Schutzobjekte (Feuchtgebiete, Amphibienlaichgebiet, Trockenwiesen);<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

2 Oberes Diemtigtal /<br />

Grimmialp<br />

Erhalten, Lenken<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Entwicklungen / Projektierungen unter Einbezug verschiedener Interessen<br />

sorgfältig planen; Bautätigkeiten an das Landschaftsbild anpassen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3 Unteres Diemtigtal Erhalten Erhalten der Strukturelemente (Gehölze), Eingriffe optimal in das Landschaftsbild<br />

einfügen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4 Menigtal Erhalten, Fördern Auf Eingriffe sehr empfindliches Gebiet; Erhalten und fördern einer landschaftsschonenden<br />

landwirtschaftlichen Nutzung; Erhalten der Schutzobjekte<br />

(Feuchtgebiete, Trockenwiesen);<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

5 Färmeltal Erhalten, Fördern Erhalten der Schutzobjekte (Trockenwiesen), Erhalten und fördern einer<br />

landschaftsschonenden landwirtschaftlichen Nutzung;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Beatenberg, Horrenbach-<br />

Buchen, Sigriswil<br />

Justistal<br />

Objekt Nr. A5<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Entwicklungsraum Thun<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />

Markantes Hängetal, steile Talflanken, Berglandwirtschaft mit Käseteilet<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Das trogförmige Justistal wird durch zwei markante Gebirgskämme begrenzt. Im Nordwesten befindet sich der<br />

Sigriswilergrat, der gleichzeitig die Grenze zwischen den helvetischen Decken und der subalpinen Molasse bildet.<br />

Im Südosten erhebt sich der Güggisgrat mit dem Nieder- und dem Gemmenalphorn. Das Justistal wird durch den<br />

Grönbach entwässert, der bei Merligen in den Thunersee mündet. Der Untergrund besteht aus vorwiegend kalkigen<br />

Gesteinen der Kreide und des Flyschs. Am Nordende schliesst die Gebirgskette der Sieben Hengste das<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

formschöne und regelmässige Tal ab. Namensgeber für das Tal war Justus, ein Wegbegleiter des heiligen<br />

Beatus. Während Beatus in einer Höhle oberhalb des Thunersees hauste, verschlug es Justus der Sage nach ins<br />

benachbarte Gebirgstal.<br />

Das Justistal ist im oberen Teil eingebettet in die Moorlandschaften 13 Habkern/Sörenberg und 38 Rotmoos/Eriz<br />

sowie das BLN-Gebiet 1505 Hohgant. Verschiedene Trockenstandorte an den Talflanken, Feuchtgebiete in der<br />

Talsohle sowie Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar machen dieses Gebiet zu einem ökologisch<br />

wertvollen Lebensraum für Fauna und Flora.<br />

Die wenigen Bauten im Justistal dienen der Alp- und Weidewirtschaft. Als nach wie vor gelebte Tradition sei als<br />

Besonderheit die Kästeilet erwähnt. Die im Sommer hergestellten Käselaiber werden in einem Losverfahren an<br />

die Viehbesitzer verteilt. Der Alpabzug der Tiere beendet mit einem grossen Fest den jeweiligen Alpsommer.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Alp- und Weidewirtschaft, Forstwirtschaft, extensive Freizeit- und Erholungsnutzung<br />

Im Gegensatz zu den benachbarten Gebieten Habkern und Beatenberg konnte sich im Justistal keine Dauerbesiedlung<br />

entwickeln. Die wenigen Bauten im Justistal dienen fast ausschliesslich der traditionellen Alpwirtschaft<br />

mit Schwerpunkt Käseherstellung. Obwohl der Talboden stellenweise bis zu 300 Meter breit ist, lassen die steilen<br />

Flanken nur eine extensive Nutzung zu. Insgesamt verteilen sich neun Alpen auf das weitflächige Gebiet. Mit<br />

dem „Chästeilet“ findet diese Verwurzelung auch im örtlichen Brauchtum ihre Entsprechung. Speziell im unteren<br />

Teil des Tals finden sich grosse Waldflächen. Diese werden forstwirtschaftlich bewirtschaftet.<br />

Das Justistal war lange Zeit nur schwer zu erreichen, wohl aus diesem Grunde konnte es seinen ruhigen und<br />

abgeschiedenen Charakter bewahren. Heute ist das eindrückliche Tal oberhalb von Merligen ein beliebtes Ausflugsziel<br />

für Outdooraktivisten wie Wanderer, Boulderer, Biker. Die touristische Nutzung ist jedoch eher extensiv,<br />

Anlagen sind – abgesehen von der Bahn auf das Niederhorn (ausserhalb des Perimeters) – keine zu finden. Der<br />

Talboden, die Grate und vereinzelt auch die Flanken sind durchzogen mit Pfaden und Wegen. Bei der Sichle und<br />

im Gebiet Oberberg sind Übergänge in die Nachbartäler Eriz und Habkern vorhanden, diese hatten jedoch nie<br />

eine mit anderen Voralpenpässen vergleichbare Bedeutung. Vom Sigriswilergrat wie auch vom Niederhorn und<br />

Gemmenalphorn bieten sich je nach Wetterlage eindrückliche Aussichten in die Berg- und Seenlandschaft des<br />

<strong>Bern</strong>er Oberlandes.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Die Gefährdung des Gebietes hält sich aktuell in Grenzen, was sich jedoch aufgrund veränderter Entwicklungsstrategien<br />

schlagartig ändern kann.<br />

Beobachtet werden müssen die zunehmenden Outdoor-Aktivitäten. Biker, Wanderer, Boulderer und Langläufer<br />

kommen mit der landwirtschaftlichen Nutzung bis heute nicht in Konflikt. Solange es sich um extensive und punktuelle<br />

Nutzungen handelt, sind auch die Werte der Landschaft wenig gefährdet. Wie in anderen Gebieten stellen<br />

nicht mehr genutzte Landwirtschaftsflächen ein gewisses landschaftliches Risiko dar. So sind einige, vorwiegend<br />

tiefer gelegene Abschnitte durch Vergandung gefährdet. Mit der Vergandung verbunden ist ein allmähliches Vordringen<br />

des Waldes.<br />

Im Justistal hat sich eine beachtliche Hirschpopulation angesiedelt. Die Auswirkungen auf die Landschaft sind<br />

verkraftbar, müssen jedoch beobachtet werden.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Tallandschaft, Wildtierkorridor,<br />

Alpwirtschaft, Tradition der Käseherstellung<br />

mit „Chästeilet“<br />

und Alpabzug (viel beachtetes<br />

Volksfest)<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Justistal verbindet national bedeutende Moorlandschaften, ein BLN-Gebiet und ein Naturschutzgebiet. Abgesehen<br />

von dieser Funktion als Vernetzungsgebiet hat das Justistal aber auch eigene Qualitäten. Als regelmässig<br />

ausgebildetes Trogtal wirkt es ruhig, majestätisch und einladend. Seinen wahren Wert erhält das Tal aber<br />

durch seine Ursprünglichkeit, die sich sowohl in der Landnutzung wie auch im Volkstum manifestiert. Das Justistal<br />

wird zwar bewirtschaftet, im Vergleich zu anderen Gebieten fehlen hier aber praktisch jegliche störenden<br />

Eingriffe.<br />

Die Gründe für die Aufnahme ins Inventar liegen einerseits in der speziellen Topografie, andererseits in der Unberührtheit<br />

der Talschaft. Diese Werte gilt es nachhaltig zu erhalten. Das Landschaftsbild störende Eingriffe sollten<br />

vermieden werden.<br />

Im Gebiet Justistal bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

3<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten Erhalten sowohl der Landschaft als auch der traditionellen Nutzung. Das<br />

Justistal entfaltet seine Wirkung als relativ abgeschiedenes, schön ausgebildetes<br />

Hochtal, in dem sich eine extensive Alpwirtschaft entwickelt und<br />

erhalten hat. Die Nutzung der Alpen ist für das Bild der Landschaft wichtig.<br />

Die Bewirtschaftung ist jedoch auch aus kulturhistorischer Sicht von Bedeutung.<br />

Allfällige Nutzungsüberlegungen sollen sorgfältig und unter Beachtung<br />

der hohen Schutzwerte beurteilt werden;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinde Kandersteg<br />

Üschinental<br />

Objekt Nr. A6<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Kandertal<br />

21 steile Berglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Nordalpen<br />

32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />

Hochgebirge, abgelegene Sömmerungsgebiete<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Üschinental südwestlich von Kandersteg ist der weniger bekannte Nachbar der Engstligenalp, des Schwarenbachs<br />

und des Gasterntals. Das Hochtal ist bei Usser Üschine nur über eine Felsstufe mit dem Haupttal der<br />

Kander verbunden und relativ schwer zugänglich. Eine weitere Stufe trennt die Alp Innere Üschine vom hochalpinen<br />

Tälli, einer unwirtlichen arenaartigen Felsbastion mit Gletscherabschluss. Das Üschinental wird an der Süd-<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

grenze dominiert durch die beiden Kuppen des Steghorns und des Roten Totz. Im oberen Teil des Tales liegt auf<br />

rund 2'400 m ü.M. das bei Bergwanderern beliebte Tälliseeli. Das Tal umfasst eine Fläche von rund 18 km 2 und<br />

steigt von rund 1'500 m.ü.M. auf eine Höhe von 3'146 m ü.M. (Steghorn). Im Osten wird das Tal vom Üschinengrat<br />

und im Westen vom Engstligengrat sowie dem Massiv des Gross-Lohners begrenzt. Das Üschinental wirkt<br />

sehr einheitlich, abgeschlossen und karg.<br />

Der Alpbach entwässert das Tal und mündet bei Kandersteg in die Kander. Entlang des Baches finden sich kleinere<br />

Feuchtgebiete, während sich an den Talflanken Trockenstandorte ausgebildet haben. Unterhalb des<br />

Gällihore wurden zwei kleine Flächen dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar zugewiesen.<br />

Der Untergrund des Üschinentals setzt sich aus mesozoischen Sedimenten zusammen und gehört zur helvetischen<br />

Decke. Die Nähe dieser Decke zum Kristallin des Aaremassivs zeigt, dass sie während ihrer Entstehung<br />

nicht weit transportiert wurde.<br />

Durch die Abgeschiedenheit, die weitläufig unbebauten Areale und den extensiven Tourismus hat sich im Üschinental<br />

eine bedeutende Fauna und Flora entwickeln und erhalten können. Diese Bestände sind für die Region<br />

von grosser Bedeutung.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Naturlandschaft, Alpwirtschaft, Outdooraktivitäten, Klettersteig<br />

Die wenigen ebenen Flächen des Üschinentals werden in traditioneller Weise alpwirtschaftlich genutzt. Grosse<br />

zusammenhängende Waldflächen sind aus klimatischen Gründen im Tal nicht zu finden, was eine forstwirtschaftliche<br />

Nutzung dieser Region ausschliesst. Im Talkessel befinden sich einige wenige Alpbetriebe, die über eine<br />

befestigte Strasse erschlossen sind. Ansonsten ist das Gebiet unverbaut.<br />

2<br />

Das praktisch unbesiedelte Tal im <strong>Bern</strong>er Oberland bietet vor allem in den Sommermonaten eine einzigartige<br />

Kulisse für Bergwanderungen. Zudem wird es dank der Erschliessungsstrasse zunehmend bei Velofahrenden<br />

beliebt. Fernab der grossen Tourismusströme kommen hier sportliche Besucher zum Zuge, die vor allem Ruhe<br />

und Abgeschiedenheit suchen. Sie werden belohnt mit einem intakten Landschaftsbild und einer vielfältigen Flora<br />

und Fauna. Ein kleiner Gasthof bietet den Touristen Verpflegungsmöglichkeiten.<br />

Der Bau von Infrastrukturen ist sehr zurückhaltend erfolgt. Das Kraftwerk Alpbach im untersten Abschnitt des<br />

Perimeters ist seit dem Herbst 2009 in Betrieb.<br />

Gefährdung<br />

Die Naturlandschaft des Üschinentals ist aufgrund der Abgeschlossenheit wenig gefährdet. Die Nutzung ist angepasst<br />

und folgerichtig. Die wenigen Eingriffe sind bis heute verträglich erfolgt und stören wenig. Allfällige Ansprüche,<br />

die aufgrund der zunehmenden Benutzung der Naturlandschaft entstehen können, müssen jedoch frühzeitig<br />

erkannt und beurteilt werden.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Naturlandschaft, idyllische, ruhige<br />

Alplandschaft, Tektonik,<br />

Aussichtslagen, Flora und Fauna<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Der geologische Aufbau mit den damit verbundenen Besonderheiten der Topografie und der Vegetation sowie<br />

die Abgeschiedenheit des Tals stellen das Potential des Üschinentals dar.<br />

Die Erhaltung der heutigen Landschaft muss das primäre Ziel sein. Aufgrund der Empfindlichkeit der Natur sind<br />

keine Eingriffe vorzunehmen. Das Schwergewicht liegt in der Erhaltung des aktuellen Zustandes. Nur die alpwirtschaftliche<br />

Nutzung und der sanfte Tourismus sollen im Rahmen der zukünftigen Entwicklung erhalten und bei<br />

Bedarf gefördert werden.<br />

Im Üschinental besteht ein Konflikt mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong> (Ausbau des bestehenden<br />

Wasserkraftwerks Alpbach).<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten Erhalten sowohl der Landschaft als auch der traditionellen Alpnutzung. Das<br />

Üschinental entfaltet seine Wirkung als abgeschiedenes, schön ausgebildetes<br />

Hochtal, in dem sich eine extensive Alpwirtschaft entwickelt und erhalten<br />

hat. Die Nutzung ist für das Bild der Landschaft wichtig. Die Bewirtschaftung<br />

ist jedoch auch aus kulturhistorischer Sicht von Bedeutung;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Aeschi bei Spiez, Kandersteg,<br />

Reichenbach im Kandertal<br />

Kiental<br />

Objekt Nr. A7<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Kandertal<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />

Tschingelsee, Griesschlucht, Wasserfälle, extensive Weiden, sanfter Tourismus<br />

1: Dünde / Andrist, 2: Gorneregrund / Kiental, 3: Arisberg / Scharnachtal<br />

Gesamtcharakter<br />

Der Zugang zum Kiental führt durch eine Verengung, welche nicht erahnen lässt, welch vielgestaltige Landschaft<br />

sich dahinter verbirgt. Durch das typische Streusiedlungsgebiet Arisberg / Scharnachtal im Frutigtal (Teilgebiet 3)<br />

führt die Strasse entlang der Chiene in das ca. 10 km lange Seitental mit dem gleichnamigen Dörfchen (Teilgebiet<br />

2). Über verschiedene Geländestufen erstreckt sich das Tal bis zum Fuss des Blüemlisalpmassivs (Teilgebiet<br />

1). Ein prächtiger Blick auf das Hochgebirge eröffnet sich schon am Taleingang.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Das Gornerwasser und der Spiggebach (Teilgebiet 2) führen Gletscher- und Quellwasser aus dem Blüemlisalpmassiv<br />

in die Kander. Nach dem Zusammenfluss fliessen sie als Chiene talwärts. Der stellenweise mäandrierende<br />

Gewässerlauf erweckt den Eindruck einer lieblichen, verträumten Landschaft, welche im starken Kontrast zu<br />

den umgebenden steilen Bergflanken steht. Schuttkegel mit moosüberwachsenen Felsblöcken queren stellenweise<br />

das Tal und sind Zeugen von gewaltigen Naturereignissen.<br />

Der Tschingelsee, 1972 nach einem Murgang aufgestaut, liegt am Fuss einer markanten Geländestufe am Ausgang<br />

der Griesschlucht. Er ist ein Auengebiet von nationaler Bedeutung (und kantonales Naturschutzgebiet) und<br />

verdeutlicht auf imposante Weise die Dynamik der Bergbäche und den Wasserreichtum des Tals am Fusse des<br />

Bergmassivs. Die Griesalp liegt rund 250 m höher als der Tschingelsee und ist nur auf der engen und schmalen<br />

Strasse durch die Griesschlucht erreichbar.<br />

Die Landschaft um die Griesalp und den Spiggegrund wirkt ungestört und intakt, sie hat einen hohen Erholungswert.<br />

Die touristische Infrastruktur begrenzt sich auf eine überschaubare Zahl von Ferienhäusern sowie Gastronomie-<br />

und Beherbergungsbetriebe bei der Griesalp. Unter Naturfreunden wird das Kiental aufgrund seiner intakten<br />

und naturnahen Kulturlandschaft sowie ausgedehnten Wandermöglichkeiten als Geheimtipp gehandelt. Von<br />

hoher Attraktivität sind die zahlreichen Wasserfälle (drei bei der Griesalp und vier im Spiggegrund).<br />

Das Kiental ist umrandet von Bergketten mit Höhen von 2'500 bis über 3'000 m ü.M. Die höchsten Gipfel liegen<br />

im grossflächigen BLN-Gebiet 1507 <strong>Bern</strong>er Hochalpen, welches an das Teilgebiet 1 grenzt.<br />

Das ganze Gebiet ist durchsetzt mit verschiedenen grossflächigen, kantonal geschützten Trockenstandorten und<br />

Objekten des kantonalen Waldnaturschutz-Inventars.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Dünde / Andrist Landwirtschaft (Alpen, Sömmerungsweiden), temporäre Besiedlung, alpiner Tourismus<br />

2 Gorneregrund / Kiental Landwirtschaft (Weidewirtschaft, Sömmerungsgebiete), sanfter Tourismus<br />

3 Arisberg / Scharnachtal intensive Landwirtschaft, Dauersiedlung<br />

2<br />

Die höheren Lagen des Kientals werden als Sömmerungsweiden genutzt und sind nur temporär besiedelt. Alle<br />

drei Teilgebiete eignen sich nur begrenzt für die Futterproduktion und es wird Weidewirtschaft betrieben. Im Dorf<br />

Kiental und auf der Griesalp wird Alpkäse produziert.<br />

Der Wandertourismus hat im Kiental eine grosse Bedeutung. Verschiedene Routen mit unterschiedlichem<br />

Schwierigkeitsgrad, die nationale Route Via Alpina (SchweizMobil von Vaduz nach Montreux) und der bekannte<br />

Übergang "Hohtürli" bringen während den Sommermonaten zahlreiche Gäste. Im Winter ist das Gebiet nur begrenzt<br />

zugänglich, eignet sich aber bestens für Skitouren und bietet mit dem Sessellift in Kiental verschiedene<br />

Aktivitäten.<br />

Die Teilgebiete 2 und 3 sind dauerhaft besiedelt und gut erschlossen. Es wird vorwiegend Weidewirtschaft betrieben.<br />

Gefährdung<br />

Aktuell findet eine sanfte und nachhaltige Tourismusnutzung statt und der Anteil an Ferienhäusern ist überschaubar.<br />

Eine Intensivierung des Tourismus und eine unangemessene Erweiterung der Infrastrukturen könnten den<br />

Erholungswert und das intakte Landschaftsbild gefährden.<br />

Das Abschmelzen des Permafrosts und als Folge davon Murgänge nach Starkniederschlägen stellen eine Gefährdung<br />

für die Landschaft und die Infrastrukturen dar. Diese Naturgefahren können das Landschaftsbild und die<br />

Nutzung verändern. Die Siedlungen Scharnachtal und Kiental sind diesbezüglich einer geringen bis mittleren<br />

Gefährdung ausgesetzt, für die Griesalp besteht eine erhebliche bis mittlere Gefährdung.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Dünde / Andrist X X X X<br />

2 Gorneregrund /<br />

Kiental<br />

3 Arisberg / Scharnachtal<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

X X X X X X<br />

X X X<br />

Stichworte<br />

Kalkgebirgslandschaft, Passübergänge,<br />

Alpenflora<br />

Tschingelsee, Wasserfälle,<br />

Griesschlucht, Alpwirtschaft,<br />

Aussichtspunkte, Schutzwald,<br />

Trockenstandorte<br />

Taleingang, Weidewirtschaft,<br />

Trockenstandorte<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Potenzial des Kientals liegt in der intakten und naturnahen Kulturlandschaft. Die schwache Besiedlung im<br />

hinteren Bereich des Tals, die mit der Höhenlage zunehmende Abgeschiedenheit und der Übergang zum Hochgebirge<br />

üben eine grosse Faszination auf Besuchende aus. Um diese Werte angesichts eines generell zunehmenden<br />

Erholungsdruckes zu erhalten, gilt es angemessen zu reagieren. Die Hauptziele sind die Erhaltung und<br />

die Förderung der aktuellen Bewirtschaftungsformen sowie der Siedlungsstrukturen.<br />

In den Teilgebieten 2 und 3 bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Dünde / Andrist Erhalten Die temporäre Besiedlung und Sömmerungsweiden sind eine traditionelle<br />

und zutreffende Nutzungs- und Pflegeart dieses Teilgebiets. Erhaltung der<br />

Bewirtschaftung dieser hochgelegenen und meist schwer zugänglichen<br />

Gebiete.<br />

2 Gorneregrund /<br />

Kiental<br />

3 Arisberg / Scharnachtal<br />

Erhalten, Fördern,<br />

Lenken<br />

Erhalten<br />

Unterstützung einer landschaftsschonenden Nutzungsaktivität und Förderung<br />

der Biodiversität; Pflege und Sicherung der Schutzwälder und Naturschutzgebiete;<br />

Gezielte Lenkung und Förderung einer sanften Tourismusnutzung;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Unterstützung einer landschaftsschonenden Nutzungsaktivität und Förderung<br />

der Biodiversität;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Aeschi bei Spiez,<br />

Lauterbrunnen, Saxeten, Wilderswil<br />

Sous-, Saxetental<br />

Objekt Nr. A8<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Oberland-Ost<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

21 steile Berglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Nordalpen<br />

32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />

Berglandschaft in der Kalkdecke der Alpen, Berglandwirtschaft und Alpwirtschaft,<br />

Waldweiden, Wasserfälle, Bäche, Seen, Aussichtslagen, Wildtiere und Alpenflora,<br />

Tourismus<br />

1: Saxetental, 2: Sulstal, 3: Soustal<br />

Gesamtcharakter<br />

Die markanten Kalktürme von Schilthorn, Schwalmere, Morgenberghorn und die verbindenden Kämme trennen<br />

die Wasser von Kander und Lütschine. Östlich dieser Linie breiten sich die Täler des Sous- und Saxetenbachs<br />

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<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

aus. Die beiden Einzugsgebiete münden über eine Steilstufe in das klassische Trogtal von Lauterbrunnen. Zwischen<br />

dem Saxeten- und dem Soustal (Teilgebiete 1 und 3) erheben sich die Kalkberge und -grate der Lobhörner<br />

und der Sulegg. Der Perimeter umfasst Höhenlagen zwischen rund 1'000 m ü.M und 2'970 m ü.M. (Schilthorn).<br />

Zahlreiche Kleinseen, Bäche, Wasserfälle und Tobel prägen die Landschaft. Diese besteht sowohl aus Natur- wie<br />

auch aus Kulturelementen. Die grossen Alpkammern werden mehrheitlich noch genutzt, deren attraktive Waldweiden<br />

bilden abwechslungsreiche, gepflegte Landschaften. Das Gebiet gehört geologisch zu den helvetischen<br />

Decken, wobei die Gebirge aus harten Kalken, die Täler aus weicheren Flyschschichten gebildet sind.<br />

Das Saxetental (Teilgebiet 1) wird gegen Norden durch den Därliggrat, gegen Westen durch die Pyramide des<br />

Morgenberghorns und die Schwalmere begrenzt. Das Dorf Saxeten befindet sich ausserhalb des Perimeters. Das<br />

Sulstal (Teilgebiet 2) ist ein abgelegenes, stellenweise parkähnliches Hochtal, das im Kalkgebiet eine grosse<br />

Mulde bildet. An deren tiefster Stelle liegt der stille, abflusslose Sulssee. Das noch höher gelegene Soustal (Teilgebiet<br />

3) hat einen ausgesprochenen Gebirgscharakter. Dieses Teilgebiet präsentiert sich praktisch frei von Bauten<br />

und Anlagen und wirkt dadurch weitgehend unberührt. Durch die abgeschiedene und relativ intakte Natur<br />

bietet das Gebiet einen idealen Lebensraum für Steinbock- und Gemskolonien.<br />

Verschiedene Feucht- und Trockenstandorte zeugen von der ehemaligen Naturlandschaft. Neben seinem hohen<br />

ökologischen Wert hat der ruhige Raum auch Qualitäten in Bezug auf den Tourismus. Das Gebiet ist bekannt für<br />

alpine Wanderungen mit einzigartigen Aussichtslagen auf das Panorama der <strong>Bern</strong>er Hochalpen. Zu erwähnen ist<br />

auch die reiche Alpenflora (Türkenbund, weisse Berglilien, Alpenrosen). Grosse Teile der Forstfläche gehören<br />

zum kantonalen Waldnaturschutz-Inventar.<br />

Von geologischem Interesse sind die zahlreichen Faltungen und die Karrenbildung. Der Raum ist durchsetzt mit<br />

langgezogenen Runsen, Schuttkegeln und Bergspitzen. Dazwischen haben sich an einigen Stellen Moorböden<br />

entwickelt (Sulstal). Die Bachläufe verlaufen weitgehend natürlich.<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Saxetental Land-, Forst- und Alpwirtschaft, Streusiedlungsansätze, Freizeit und Erholung, Erschliessung<br />

2 Sulstal Alpwirtschaft, etwas Forstwirtschaft, extensive Freizeitnutzung, Wandern<br />

3 Soustal Wenig Alpwirtschaft Naturlandschaft, Bergwandern, Klettern (Lobhörner), Skitouren<br />

2<br />

Wo es Höhenlage und Topographie ermöglicht, hat sich in diesem Gebiet eine traditionelle Alpwirtschaft mit Käseherstellung<br />

entwickelt. Oberhalb der Baumgrenze nehmen die anthropogenen Einflüsse auf die Landschaft<br />

markant ab und es herrschen naturnahe Bedingungen vor. Bis auf wenige Sömmerungsbetriebe ist die Landschaft<br />

weitgehend unbebaut.<br />

Das übrige Gebiet bildet für verschiedene Freizeitnutzungen eine weitgehend unberührte Landschaftskulisse und<br />

ist damit für den sanften Tourismus prädestiniert. Zu den beliebtesten Aktivitäten zählen das Wandern, Biken,<br />

Klettern und Canyoning im Sommer, Tourenskifahren sowie Langlauf in den Wintermonaten. Vor allem der<br />

Saxetenbach ist als Rafting-Eldorado berühmt. Die beiden höher gelegenen Teilgebiete werden vor allem von<br />

sportlichen Bergsteigenden besucht. Die Schwalmere (2'777 m ü.M), das Morgenberghorn (2'249 m ü.M.) und<br />

das Schilthorn (2'970 m ü.M.) sind beliebte Berggipfel mit einmaligen Aussichten in die Alpenkette und die Oberländer<br />

Seen. An seinem Südrand ist das Gebiet mit der Schilthornbahn erschlossen.<br />

Gefährdung<br />

Die aktuelle Nutzung der Landschaft ist herkömmlich und kann als nachhaltig bezeichnet werden. Die Alpwirtschaft<br />

und der sanfte Tourismus sind den natürlichen Gegebenheiten angepasst und stören das Ökosystem<br />

kaum. Eine Gefährdung ist demzufolge auch nicht aufgrund von Nutzungsintensivierungen zu erwarten, sondern<br />

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vielmehr von allfälligen Nutzungsaufgaben. Die traditionelle Bewirtschaftung als Bestandteil des Landschaftsbildes<br />

kann unter Umständen dezimiert werden.<br />

Der Erhalt der traditionellen und attraktiven Kulturlandschaft ist abhängig von deren Nutzung, das heisst von<br />

einer lokal ansässigen Bevölkerung. Die Erschliessung des Dorfes Saxeten ist zwar vorhanden und verbindet<br />

den Ort mit der Talgemeinde Wilderswil. Der Unterhalt der Strasse ist jedoch aufwändig, zudem hält sich das<br />

Angebot des öffentlichen Verkehrs in Grenzen.<br />

Die zahlreichen Wasserfälle und ihre Wasserführung in einer natürlichen Umgebung stellen ein wichtiges Landschaftselement<br />

dar. Durch eine allfällige Nutzung der Wasserkraft könnten diese in Bedrängnis geraten.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Saxetental X X X X X<br />

2 Sulstal X X X X X X X<br />

3 Soustal X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Traditionelle Bergland- und<br />

Forstwirtschaft<br />

Alpwirtschaft, geologische Besonderheit,<br />

Bergseen<br />

Tektonik, Aussichtslagen, Wildvorkommen<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Trotz der relativen Nähe zu den Ortschaften des Bödeli wirken das Saxetental und seine Nachbarn erstaunlich<br />

unberührt und urtümlich. Diese Tatsache ist auf die erschwerte Zugänglichkeit zurückzuführen, die eine Folge der<br />

Steilstufe zwischen dem Talboden der Lütschine und der Terrassenlage von Saxeten ist. Aufgrund dieser Abgeschiedenheit<br />

verbunden mit einer angepassten Nutzung haben sich attraktive Landschaften entwickelt, die für die<br />

Naherholung und den sanften Tourismus von grosser Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang heisst das<br />

Hauptziel für den Umgang mit der Landschaft „Erhalten“. Dies in Bezug auf die Schönheit, Vielfalt und auf die<br />

Nutzungsstrukturen. Eingriffe sind nicht generell auszuschliessen, sollten aber in Bezug auf deren Einpassung in<br />

die Landschaft mit grosser Sorgfalt erfolgen.<br />

3<br />

Die Gefahr eines ausufernden Erholungstourismus ist heute noch klein, könnte aber bei einem Rückgang der<br />

Attraktivität anderer Landschaften in der Umgebung zunehmen. Dieser Gefahr muss bereits heute Beachtung<br />

geschenkt werden, um rechtzeitig mit geeigneten Regulierungsmassnahmen entgegenwirken zu können (Verkehrs-<br />

und Parkplatzmanagement).<br />

In allen drei Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Saxetental Erhalten, Lenken Erhaltung der Wald-Weidegliederung und der traditionellen Bewirtschaftungsformen;<br />

Siedlungserweiterung in Saxeten im Einklang mit nachhaltiger Ortsplanung;<br />

aktuelle Erschliessung und öV-Angebot aufrecht erhalten, Gastbetriebe<br />

unterstützen; Flur- und Waldwege bei Bedarf nur zurückhaltend ausbauen;<br />

Besucherlenkungsmassnahmen nicht im Vordergrund, bei Bedarf jedoch<br />

einführen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

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<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

2 Sulstal Erhalten Diesen wertvollen Landschaftsraum gilt es möglichst ungeschmälert zu<br />

erhalten. Dies bedingt eine angepasste alpwirtschaftliche Nutzung mit Pflegeeingriffen;<br />

flächendeckende extensive Nutzung (Schafe) sowie Unterhalt<br />

des Wegnetzes garantieren;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3 Soustal Erhalten Für die Erhaltung dieser Landschaft sind keine besonderen Massnahmen<br />

notwendig; keine touristischen Infrastrukturen zulassen, geologische Aufschlüsse<br />

erhalten, Unterhalt und Pflege des Wegnetzes garantieren;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

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<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Grindelwald, Meiringen,<br />

Schattenhalb<br />

Reichenbachtal / Rosenlaui<br />

Objekt Nr. A9<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Oberland-Ost<br />

20 Kalkberglandschaft der Nordalpen<br />

21 steile Berglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Nordalpen<br />

32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />

Alpental, Nordalpen<br />

1: Wellhorn, 2: Engelhörner, 3: Breitenboden, 4: Rosenlaui<br />

Gesamtcharakter<br />

Beim Reichenbachtal handelt es sich um ein alpines Längstal, das in die helvetischen Schiefer eingetieft ist.<br />

Randlich wird es beherrscht von kalkigen Felsbastionen, im Süden von Wellhorn und Engelhörner (Teilgebiete 1<br />

und 2), im Norden vom Wildgärstmassiv (Teilgebiet 3). Das auch als Rosenlaui bekannte Tal liegt etwas zurück-<br />

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versetzt westlich von Innertkirchen und ist durch eine Steilstufe vom nördlich angrenzenden Aaretal abgesetzt.<br />

Das Gebiet weist eine Fläche von rund 30 km 2 auf und besteht aus vier Teilgebieten. Die Höhendifferenz innerhalb<br />

des Perimeters ist mit 1'500 m bemerkenswert, dieser Unterschied wirkt sich auch auf die unterschiedlichen<br />

Lebens- und Nutzungsräume aus. Das Tal selbst ist ein überregionaler Wildtierkorridor und entsprechend wichtig<br />

für die heimische Tierwelt. Der grösste Teil des Perimeters ist als Jagdbanngebiet ausgeschieden und ist mit<br />

verschiedenen Objekten aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar durchsetzt.<br />

Während das Tal im Süden (Teilgebiet 2) in die schroffen Felsbastionen der Engelhörner übergeht, ist die Nordflanke<br />

(Teilgebiet 3) etwas flacher ausgebildet. Hier haben sich in Karkesseln grossflächige und bedeutende<br />

Alpen entwickelt: Breitenboden, Alp Grindel, Tschingel. Auch dieser Bereich ist durch Gebirgskämme abgeschlossen,<br />

speziell ist die Nähe zu den Hochmooren bei Chaltenbrunnen zu erwähnen. Rosenlaui (Teilgebiet 4)<br />

gilt als kleinste Ortschaft der Schweiz. Während der Gründerzeiten des Tourismus wurde der Ort als beliebtes<br />

Zentrum inmitten der wilden Bergwelt berühmt. Aus dieser Zeit stammt auch die gut ausgebildete Strasse über<br />

die grosse Scheidegg nach Grindelwald (eingetragen im IVS als von nationaler Bedeutung).<br />

Das schutzwürdige Gebiet ist eine beliebte Ausflugsdestination. Entlang des Reichenbachs, aber auch an den<br />

Talflanken gibt es ein gut ausgebautes Wanderwegnetz, das sich durch das ganze Tal zieht. Im Laufe der Zeit<br />

hat sich die Gastronomie entwickelt und sich den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Weitere Attraktionen wie<br />

die Gletscherschlucht (Teilgebiet 4) oder der Rosenlauigletscher (ausserhalb des Perimeters) wirken als Magneten<br />

für Touristen, unterstreichen aber auch die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Gegend. In höheren Lagen<br />

finden Alpinisten Herausforderungen in verschiedenen Klettergebieten. Auch als Ausgangspunkt für alpine Hochtouren<br />

ist das Gebiet bekannt.<br />

Der Perimeter verbindet eine Reihe von geschützten Landschaften: BLN-Gebiete 1506 Chaltenbrunnenmoor-<br />

Wandelalp, 1507 <strong>Bern</strong>er Hochalpen und 1511 Giessbach, Moorlandschaften 11 Chaltenbrunnen und 391 Grosse<br />

Scheidegg sowie die kantonalen Naturschutzgebiete Chaltenbrunnen-Wandelalp und Hinterburg-Oltscheren.<br />

2<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiete<br />

1Wellhorn<br />

Hauptnutzungen<br />

Naturlandschaft, Outdoor- und Hochgebirgsaktivitäten, Klettertourismus Engelhörner,<br />

SAC-Hütten<br />

2 Engelhörner Naturlandschaft, Outdoor- und Hochgebirgsaktivitäten, Klettertourismus<br />

3 Breitenboden Alpwirtschaft, Käseherstellung, Wandern und Hochgebirgstouren<br />

4 Rosenlaui Alpwirtschaft, etwas Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung, Verkehr, Tourismus<br />

Die wichtigsten Nutzungen sind die Landwirtschaft und der Tourismus. Obwohl die Blütezeit des Fremdenverkehrs<br />

vorbei ist, erfreut sich das Reichenbachtal nach wie vor einer grossen Beliebtheit. Ein gut ausgebautes<br />

Wanderwegnetz, Hochtourenmöglichkeiten sowie zahlreiche Attraktionen sorgen für einen regen Besuch des<br />

unversehrten Tales. Die Erschliessung sowie die lokalen Gaststätten sind intakt und erlauben einen saisonalen<br />

Betrieb in den Sommermonaten.<br />

Die wichtigste Grundlage und Attraktion des Tales ist die Naturnähe der Landschaft. Zahlreiche Bäche, Wasserfälle,<br />

Gletscher, Felsen bilden die Kulissen für die mehrheitlich sportlichen Besucher. Das Rosenlaui ist ein unversehrtes<br />

Tal mit grosser touristischer und alpwirtschaftlicher Geschichte.<br />

Die Besiedlung ist spärlich und konzentriert sich auf die Tallagen und die Alpen. Vereinzelt sind Schutzhütten für<br />

Alpinisten anzutreffen. Es besteht viel Raum zur Ausbreitung für die Fauna und Flora. Das weitgehend intakte<br />

Gebiet bietet beste Voraussetzungen für einen sanften und naturverbundenen Tourismus.<br />

Störende Infrastrukturen sind nicht vorhanden. Das ehrwürdige Hotel Rosenlaui und die verstreuten Alphütten<br />

haben kulturhistorische Bedeutung und prägen die Kulturlandschaft. Die Strasse von Reichenbach zur grossen<br />

Scheidegg gehört ebenfalls zum Tal und ist ein Zeuge aus der Blütezeit des Tourismus.<br />

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<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gefährdung<br />

Schon heute wird die Wasserkraft des Reichenbachs lokal genutzt. Im Zuge der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer<br />

Energie entsteht ein gewisser Druck auf bisher unberührte Landschaften. Konflikte dürften auch zwischen<br />

wirtschaftlichen Interessen und jenen des Tourismus entstehen.<br />

Sowohl die alpwirtschaftliche wie touristische Nutzung sind den lokalen Gegebenheiten bestens angepasst. Zukünftige<br />

Eingriffe müssen in diesem Kontext sehr gut geprüft und in Bezug auf die Einmaligkeit der Landschaft<br />

abgewogen werden.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

1 Wellhorn X X X X Naturlandschaft, Aussichtslagen<br />

2 Engelhörner X X X X Schroffe Felswände, Landmarks<br />

3 Breitenboden X X X X X X<br />

traditionelle Alpwirtschaft, Übergangsgebiete<br />

Hochmoore<br />

traditionelle Alpwirtschaft, Trockenstandorte,<br />

4 Rosenlaui X X X X<br />

Hotel und Er-<br />

schliessung<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Eingebettet in wertvollste Nachbarlandschaften stellt das Reichenbachtal selbst einen äusserst reizvollen und<br />

hochstehenden Raum dar. Das Potenzial dieser schutzwürdigen Landschaft liegt in ihrer einzigartigen Naturlandschaft.<br />

Diese Qualitäten wurden schon früh erkannt und auch für den Tourismus erschlossen. Abgesehen von<br />

der Verbindungsstrasse nach Grindelwald und einigen Hotelbauten kommt das Tal jedoch ohne Infrastrukturvorhaben<br />

aus, vor allem das Fehlen von Liften und Bahnen ist für den Wert der Landschaft bedeutsam.<br />

3<br />

Das Rosenlauital wurde in früheren Zeiten von Dichtern und Malern als „wildromantische Schönheit“ bezeichnet.<br />

Trotz den Entwicklungen im Umfeld verdient das Gebiet diese Auszeichnung nach wie vor. Die Verzahnung zwischen<br />

einer eindrücklichen Naturlandschaft und einem zurückhaltenden Tourismus ist einmalig und sollte für die<br />

Zukunft des Rosenlaui wegweisend sein.<br />

Oberste Priorität hat deshalb die Erhaltung der heutigen Landschaft. Für notwendige Eingriffe sind umfangreiche<br />

Abklärungen und umfassende Interessensabwägungen durchzuführen. Auch den Tourismus gilt es in der heutigen<br />

nachhaltigen Form zu erhalten.<br />

In den Teilgebieten 3 und 4 bestehen Konflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>. Allfällige<br />

Nutzungsintensivierungen würden sich auch auf die Hochgebirgsregionen der Teilgebiete 1 und 2 auswirken.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Wellhorn Erhalten Die Klettergebiete der Engelhörner und des Wellhorns werden durch Wanderer<br />

und Alpinisten genutzt. Mit Schwerpunkt auf dem Naturschutz kann<br />

diese sanfte Nutzung auch in Zukunft aufrechterhalten werden. Eingriffe<br />

baulicher Art sind nicht zu erwarten und falls doch notwendig, nur unter<br />

Auflagen möglich. Bei Bedarf sind zeitliche und lokale Einschränkungen für<br />

den Kletterbetrieb zu prüfen.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

2 Engelhörner Erhalten Felsbastionen sind wenig gefährdet; allenfalls aus Naturschutzgründen<br />

saisonale Einschränkungen prüfen und umsetzen. Klettersteige und Eingriffe<br />

durch Bohrhakenrouten zurückhaltend anbringen.<br />

3 Breitenboden Erhalten, Fördern Die Alpbewirtschaftung erhalten. Ausbauten nur im Zusammenhang mit der<br />

Viehhaltung und der Käseherstellung. Übergangsgebiete zu Hochmooren<br />

besonders beobachten und pflegen. Pflege und Unterhaltsbeiträge prüfen;<br />

zusätzlich kann die Entwicklung von Kleinstrukturen wie Hecken, Steinhaufen,<br />

Totholz gefördert werden;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4 Rosenlaui Erhalten, Fördern Erhalten der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung und Strukturen. Eine<br />

Zersiedelung soll verhindert werden. Die touristische Infrastruktur nach<br />

Möglichkeit erhalten und bei Bedarf erneuern und geringfügig ausbauen;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4<br />

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<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Gadmen, Guttannen,<br />

Innertkirchen<br />

Gadmental<br />

Objekt Nr. A10<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Oberland-Ost<br />

21 Steile Berglandschaft der Nordalpen<br />

32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />

Grossartige Berglandschaft in abgeschlossenem Hochtal<br />

1: Gadmental, 2: Radlefshorn, 3: Susten, 4: Oberi Trift<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Perimeter umfasst mit Ausnahme der Siedlungsflächen einen grossen Teil des Gemeindegebiets von Gadmen<br />

mit Tal-, Pass- und Hochgebirgslandschaften.<br />

Die Linie zwischen Granitgneismasse und Sedimenthülle lässt sich auf der rechten Talseite in den oberen Hängen<br />

des Gadmentals (Teilgebiet 1) gut verfolgen. Hier türmen sich die schroffen, hellen Kalkmauern der Gadmen-<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

fluh über dem Wald- und Weidegelände der Urgesteinsunterlage. Die linke, vollständig im Granit und Gneis liegende<br />

Talseite (Teilgebiet 2) ist dagegen in Bezug auf Neigung und Bodenbedeckung eher uniform, der Waldgürtel<br />

geht ohne wesentliche Gefällswechsel nach oben in die Weideregion über. Besonders deutlich sind die glazial<br />

geprägten Felsformen. In der Nähe der heute noch existierenden Gletscher finden sich rezente Moränen, so<br />

beispielsweise die gut erhaltenen Exemplare des Steingletschers bei Stein (Teilgebiet 3), welche beim Vorstoss<br />

von 1850 deponiert wurden.<br />

Neben den gesteinsbedingten Bodenunterschieden führt auch der Föhneinfluss zu unterschiedlichen Gunstlagen,<br />

welche sich in der Vegetation widerspiegeln. Am rechten Hang stehen Buchen bis nach Gadmen, am Schattenhang<br />

wachsen fast reine Nadelholz-, namentlich Fichtenbestände. Eine beachtliche Arvengruppe findet sich<br />

heute noch bei Stein.<br />

Der Perimeter umfasst nur wenige Alpweiden, da über dem Wald (mit verschiedenen Objekten aus dem kantonalen<br />

Waldnaturschutz-Inventar) oft direkt die felsigen, unproduktiven Flächen anschliessen. Eine davon ist Wenden,<br />

eine Parklandschaft mit schönen Waldweiden und interessanten Glazialformen. Mit dem Bau der Sustenstrasse<br />

während des zweiten Weltkriegs nahm die Bedeutung des Gadmentals auch als touristische Destination<br />

mit Rasthäusern, Verkaufsstellen und Parkplätzen zu, was sich auch auf das Landschaftsbild, namentlich im<br />

Gebiet Steingletscher auswirkte. Der historische Passweg wurde ins Inventar der historischen Verkehrswege der<br />

Schweiz (IVS) aufgenommen und wird von zahlreichen Wandernden immer noch gerne begangen.<br />

Der Susten im Teilgebiet 3 ist eine Passlandschaft inmitten einer eindrücklichen Hochgebirgskulisse. Die grossartige,<br />

glazial überformte Landschaft Hublen mit zahlreichen kleinen Seen, ausgeprägten Gletscherformen (Steingletscher<br />

und Wendengletscher) und teilweise lockeren Arvenbeständen umfasst auch die Moorlandschaft 419<br />

Steingletscher.<br />

Die Oberi Trift (Teilgebiet 4) ist eine einmalige Gletscherlandschaft. Sie gehört zu den eindrücklichsten des <strong>Bern</strong>er<br />

Oberlands. Mit einer abenteuerlichen Seilbrücke, eine der längsten und höchsten Europas, wurde die Landschaft<br />

vor wenigen Jahren einem weiteren Kreis von abenteuerlustigen Touristen erschlossen. Von dieser Brücke<br />

aus ist der Gletscherrückgang anschaulich zu beobachten, zudem wurde mit ihr den Bergsteigern der Zugang zur<br />

Trifthütte wieder eröffnet. Das Teilgebiet 4 grenzt im Süden an die grossflächigen BLN-Gebiete 1507/1706 <strong>Bern</strong>er<br />

Hochalpen und Aletsch-Bietschorn-Gebiet.<br />

2<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Hauptnutzungen<br />

1 Gadmental Land- und Forstwirtschaft, sanfter Tourismus, Elektrizitätsproduktion<br />

2 Radlefshorn Forstwirtschaft, Bergwandern<br />

3 Susten Bergsteiger- und Klettertourismus, Skitouren, Passstrasse<br />

4 Oberi Trift Bergsteiger- und Klettertourismus, Skitouren<br />

Das Gadmental ist heute, wenn auch weniger als das Grimselgebiet, durch Anlagen der Kraftwerke Oberhasli AG<br />

geprägt. So wird das Wasser zahlreicher Bäche aus dem Gletschereinzugsgebiet gefasst und in die Stauseen im<br />

Haslital geleitet. Im Kraftwerk Furen (ausserhalb des Perimeters) wird zusätzlich Wasser aus dem Gental verarbeitet.<br />

Das Gadmental lebt auch vom (Sommer-)Tourismus und von der Landwirtschaft. Während des Winterhalbjahres,<br />

wenn die Passstrasse geschlossen ist, wird das Tal abgesehen von Skitourengängern wenig besucht.<br />

Gefährdung<br />

Die Gefahr eines überbordenden Tourismus im Gadmental ist angesichts der Naturgefahren relativ gering. Eine<br />

zusätzliche Nutzung von Wasser für die Stromproduktion ist denkbar, müsste aber durch entsprechende Ersatzund<br />

Ausgleichsmassnahmen abgegolten werden. Eine Veränderung des Landschaftscharakters wird sich lang-<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

fristig durch den Gletscherrückgang und das Schmelzen von Firn bemerkbar machen. Als Sekundäreffekt werden<br />

insbesondere die nordexponierten Talhänge durch die Folgen des auftauenden Permafrosts betroffen sein.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

1 Gadmental X X X X X X<br />

2 Radlefshorn X X X X<br />

3 Susten X X X X X X<br />

4 Oberi Trift X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Traditionelle Bergland- und<br />

Forstwirtschaft mit Trockenstandorten,<br />

Feldmooshubel<br />

(bewaldeter Hügel mit Hochmoorteilen<br />

und schönen Bergkieferbeständen)<br />

Alpwirtschaft, Bergwander- und<br />

Bergsteigergebiet<br />

Gletscher, Moor-, Hochgebirgslandschaft<br />

Gletscher, Hochgebirgslandschaft<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Gesamtbild und der Charakter einer grossräumig zusammenhängenden Landschaft sind zu erhalten und zu<br />

pflegen. Besonderes Augenmerk ist den natürlichen Gestaltungselementen und den kulturhistorischen Zeugen zu<br />

widmen. Sie haben die Funktion als Lebensgrundlagen und ruhige Ausgleichsräume zu den intensiv genutzten<br />

Gebieten.<br />

3<br />

In allen vier Teilgebieten bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

1 Gadmental Erhalten, Lenken Erhaltung des Landschaftscharakters und Stärkung der Landwirtschaft;<br />

Lenkung der Entwicklung, so dass die Kulturlandschaft nicht banalisiert wird<br />

und die Wald-Weide-Gliederung möglichst erhalten bleibt;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

2 Radlefshorn Erhalten Erhaltung im heutigen Zustand;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3 Susten Erhalten, Lenken Erhaltung im heutigen Zustand;<br />

Verkehrs- und Besucherlenkung mit Abstimmung der entsprechenden<br />

Angebote für Durchreisende;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

4 Oberi Trift Erhalten Erhaltung im heutigen Zustand;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Gemeinden Hasliberg, Innertkirchen<br />

Gental<br />

Objekt Nr. A11<br />

Karte<br />

1<br />

Übersicht<br />

Region<br />

Landschaftstyp gemäss ARE<br />

Schlüsselelemente<br />

Teilgebiete<br />

Oberland-Ost<br />

21 Steile Berglandschaft der Nordalpen<br />

29 Kalkgebirgslandschaft der Alpen<br />

32 Hochgebirgslandschaft der Alpen<br />

Grossartige Berglandschaft in abgeschlossenem Hochtal<br />

keine<br />

Gesamtcharakter<br />

Das Gental steigt vom Kirchet bei Innertkirchen bis zum Jochpass (2'207 m ü.M.) in der Titlisregion auf und bildet<br />

in der Schieferzone der helvetischen Decken den nördlichsten Rand des Aarmassivs. Das Tal mit dem Naturschutzgebiet<br />

Engstlensee-Jungibächi-Achtelsass als zentralem Teil ist dank seiner Abgeschiedenheit und eingeschränkten<br />

Erreichbarkeit gut erhalten geblieben.<br />

Das Gebiet weist den wohl schönsten Fichten- und Arvenwald der subalpinen Zone im <strong>Bern</strong>er Oberland und<br />

verschiedene weitere Objekte aus dem kantonalen Waldnaturschutz-Inventar auf. Eine Vielzahl von besonderen<br />

und seltenen Pflanzen, Trockenstandorten, bedeutende Murmeltier- sowie Steinbockkolonien weisen auf seine<br />

ökologischen Qualitäten hin.<br />

Die Arnialpen, ein von Felsbändern durchsetztes Gebiet mit Wäldern und Alpweiden über dem Kirchet und am<br />

rechten Hang des Gentals, weisen besonders schöne Aussichtslagen auf.<br />

Am oberen Ende des Schwarzenbergs, in der Nähe von Schwarzental, brechen aus der Gadmenfluh ganzjährig<br />

die Jungibäche aus. Je nach Wasserführung sind bis zu neun Quellaustritte zu beobachten, aus welchen das<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Wasser ca. 20 m in die Tiefe stürzt. Weil sich die Jungibäche in einer „mystischen“ Umgebung befinden, wurden<br />

sie früher als Jungbrunnen angesehen und als heilig verehrt. Die Bäche entspringen an einer tektonischen<br />

Schwachstelle mit lehrbuchartigem Quellhorizont zwischen verschiedenen Malmkalkschichten. Bei der Spycherfluh<br />

ist ein weiterer Wasserfall zu beobachten.<br />

Am oberen Hang des Gentals wurde an der Planplatte, am Balmegghorn, an der Erzegg und weiter bis zur Spycherfluh<br />

vom 14. bis 19. Jahrhundert Erz abgebaut. Damit einher ging eine unvergleichliche Waldvernichtungsaktion<br />

zur Gewinnung des für die Erzverarbeitung notwendigen Brennholzes. Das Gebiet ist heute Bestandteil des<br />

kantonalen Geotopinventars.<br />

Der unterhalb der Engstlenalp liegende Abschnitt Möser des Alpweges über den Jochpass fand Aufnahme in das<br />

Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz IVS (nationale Bedeutung mit viel Substanz).<br />

Aktuelle Nutzung<br />

Teilgebiet<br />

Gesamtperimeter<br />

Hauptnutzungen<br />

Alpwirtschaft und Wandergebiet<br />

Auf der Engstlenalp besteht ein Hotel aus der Zeit der Belle Epoque. Ausgehend vom Hotel und Restaurant stehen<br />

ganzjährig viele Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung (Wandern, Biken, Angeln im Engstlensee, Skitouren,<br />

Schneeschuhwandern). Als abgeschlossenes Tal ist das Gebiet frei von Durchgangsverkehr. Das Gental ist zu<br />

Fuss über die zahlreichen Wanderwege der Umgebung, per Postauto von Innertkirchen aus oder mit dem Auto<br />

über die Alp Gental erreichbar.<br />

Die Alp Gental gehört zu den modernsten Alpbetrieben im <strong>Kanton</strong> <strong>Bern</strong>. In der Alpkäserei werden pro Sommer<br />

rund 11 t Käse produziert.<br />

Ein Druckstollen führt Wasser aus dem Gebiet Birchlaui ins Kraftwerk Furen im Gadmental. Das Gentalwasser<br />

wird ausserhalb des Perimeters mit einem Druckstollen nach Innertkirchen geführt.<br />

2<br />

Gefährdung<br />

Das Kerngebiet des Gentals, der Engstlensee mit seiner Umgebung, steht unter Naturschutz. Deshalb ist eine<br />

intensive touristische Entwicklung in diesem Gebiet wenig wahrscheinlich. Hingegen kann die schleichende Zunahme<br />

der Zahl von Erholungssuchenden, insbesondere bei erhöhtem Verkehrsaufkommen auf der gebührenpflichtigen<br />

Privatstrasse, zu unerwünschten Belastungen der ruhigen Landschaftskammer führen.<br />

Schutzwürdigkeit<br />

Schutzwürdigkeit<br />

der Teilgebiete<br />

hinsichtlich<br />

Vielfalt<br />

Eigenart<br />

Schönheit<br />

geschichtlicher /<br />

kultureller Wert<br />

ökologische<br />

Bedeutung<br />

gesundheitlicher /<br />

Erholungswert<br />

Gesamtperimeter X X X X X X X<br />

Einsehbarkeit<br />

Empfindlichkeit<br />

Stichworte<br />

Traditionelle Bergland- und<br />

Forstwirtschaft, ökologische<br />

Werte, Wasserfälle<br />

Landschaftsqualitätsziele / Entwicklungsziele<br />

Allgemeine Ziele<br />

Das Gesamtbild und der Charakter einer grossräumig zusammenhängenden Landschaft sind zu erhalten und zu<br />

pflegen. Besonderes Augenmerk ist den natürlichen Gestaltungselementen und den kulturhistorischen Zeugen zu<br />

widmen. Sie haben die Funktion als Lebensgrundlagen und ruhige Ausgleichräume zu den intensiv genutzten<br />

Gebieten.<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013


<strong>Kanton</strong>ales Inventar der schutzwürdigen Landschaften<br />

Es bestehen Zielkonflikte mit der Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s <strong>Bern</strong>.<br />

Ziele pro Teilgebiet<br />

Teilgebiet Stichworte Erklärungen<br />

Gesamtperimeter Erhalten, Lenken ungeschmälerte Erhaltung des wertvollen Landschaftsraums; Lenkung der<br />

alpwirtschaftlichen Nutzung;<br />

Abwägen von Schutz- und Nutzungsinteressen im Zusammenhang mit der<br />

Wassernutzungsstrategie des <strong>Kanton</strong>s.<br />

3<br />

Amt für Gemeinden und Raumordnung April 2013

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