Leseprobe "Rätsel-aktuell" Juni 2018

Radontherapie
Radioaktivität nimmt Schmerzen
Heilwasser mit schwacher Radioaktivität kann Schmerzen bei chronischentzündlichen
und degenerativen Erkrankungen anhaltend lindern.
VON SASKIA FECHTE
Klingt ungewöhnlich, ist jedoch
eine bewährte Therapie bei
Rheuma und Skeletterkrankungen:
Gerhard Geiger, Leiter des
Kurmittelhauses Sibyllenbad in
Neualbenreuth, setzt auf die
Wirkweise von Radon.
Wie wirkt Radon?
G. Geiger: Das schwach radioaktive
Gas mit einer Halbwertszeit von 3,8 Tagen
ist natürlicherweise im Heilwasser
gelöst. Im Radonbad wird es durch die
Haut und die Atmung aufgenommen
und über die Lunge wieder abgegeben.
Während dieses sogenannten Radontransfers
entstehen Zerfallsprodukte
mit biopositiver Wirkung auf die Zellen.
Entzündungshemmende Stoffe werden
freigesetzt, Entzündungen gestoppt.
Gelenkschwellungen gehen zurück, das
Immunsystem wird angeregt. Erstaunlicherweise
erreichen diese positiven
Resultate nicht nur die mit Radon direkt
in Kontakt stehenden Einzelzellen,
sondern zusätzlich Zellen in der Umgebung.
Die lindernden Effekte halten
noch Monate nach der Radontherapie
an. Die Strahlendosis von maximal
2 Millisievert (mSv) gilt als unbedenklich
und ist vergleichbar mit der mittleren
jährlichen effektiven Dosis für die Bevölkerung
in Deutschland.
Wie läuft die
Radontherapie ab?
G. Geiger: Ob sechs oder bis zu zwölf
Bäder sinnvoll sind, entscheiden wir
für jeden Patienten individuell. Das
tägliche Bad dauert etwa 20 Minuten
plus Ruhephase. Wir arbeiten hauptsächlich
mit einer Kombinationstherapie
aus zwei Heilwässern: Kohlensäure
und Radon werden durch Zu- und
Überlauf allmählich vermischt. Durch
Fotos: Kurmittelhaus Sibyllenbad
Hintergrund: kras99/stock.adobe.com; Illustration: konstan/stock.adobe.com; Foto: RFBSIP/stock.adobe.com
das vorbereitende Bad in Kohlensäure-
Mineralheilwasser verbessert sich die
Durchblutung der Haut – und mehr
Radon wird aufgenommen. Für Herz-
Kreislauf-Patienten ist es so außerdem
schonender.
Wann ist die Radon-
Therapie sinnvoll?
G. Geiger: Bei allem, was landläufig
»Rheuma« genannt wird: Arthritis, Arthrosen,
Fibromyalgie, Morbus Bechterew
sowie Wirbelsäulenerkrankungen
und Nervenschädigungen wie Polyneuropathie.
Durch die Förderung der
Wundheilung außerdem bei Hauterkrankungen
wie Psoriasis. Erfahrungen von
Patienten mit Restless Legs Syndrom,
darunter auch die Selbsthilfegruppe in
Passau, zeigen, dass auch hier Besserung
eintreten kann. Bisher liegen dazu
jedoch keine wissenschaftlich fundierten
Daten vor.
Infos und Kliniken finden Sie unter:
www.deutscher-heilbaederverband.de
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