1 - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.
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<strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, erweist sich zunehmend als Irrtum. Staatliche Allzuständigkeit führt<br />
unweigerlich zu staatlicher Allmacht und Arroganz, die durch immer weiter um sich<br />
greifende finanzielle und rechtliche Entmachtung <strong>der</strong> einzelnen gespeist werden müs-<br />
sen. Freiheit, Würde und Wohlstand des Individuums gehen nicht mit einem Schlag<br />
verloren, sie werden schleichend kleiner. Die säkularisierten Heilsenwartungen, die<br />
wir an den Staat adressieren, richten sich letztlich gegen uns selbst; denn <strong>der</strong> Staat<br />
besitzt kein Füllhorn, aus dem er mehr verteilen könnte als das, was wir ihm zum Ver-<br />
teilen geben. staatliche Leistungen sind immer umverteilte Leistungen. 70% <strong>der</strong> Steu-<br />
ern zahlenden Haushalte sind zugleich Empfänger finanzieller Trans ferzahlungen. Wir<br />
selbstkontrahieren ständig. Dabei geht in <strong>der</strong> komplizierten Uberkreuzverflechtung<br />
von Leistungen und Belastungen im mo<strong>der</strong>nen Wohlfahrtsstaat die Ubersicht dar-<br />
über, wer letztlich gibt und wer erhält, fast völlig verloren. Doch ein je<strong>der</strong> trägt Teile <strong>der</strong><br />
Die gedankliche Trennung von Bürger und Staat schwächt die Identifikation, die<br />
menschliches Gemeinwesen erst begründet. Schon lmmanuel Kant hat die Verbin-<br />
dung vieler zu einer demokratischen Gemeinschaft als eine Gesamtheit höherer Ord-<br />
nung erklärt, die für sich und um ihrer selbst willen, nicht aber bloß als Mittel zum<br />
Zweck errichtet wird. 3, Nur mit einem so verstandenen ,,gemeinen Wesen " ist staats-<br />
bürgerliche Identifikation möglich. Sonst geht sie verloren. Dann steigen Menschen<br />
aus, wenden sich ab, protestieren o<strong>der</strong> resignieren. Für viele an<strong>der</strong>e wird <strong>der</strong> Staat zu<br />
einer ihnen unverbundenen fremden Institution, <strong>der</strong> man ungeniert alle individuellen<br />
und kollektiven Schwieriglteiten zur Lösung überantwortet. Sie gelten dann im Zweifel<br />
als ,,Sache des Staates".<br />
Kennedys Wort ,,Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann, fragt vielmehr, was<br />
Ihr für Euer Land tun könnt!" hat zu Besinnung und Umkehr aufgerufen: Die Bekun-<br />
dung guter politischer Absichten muß ihre Zielrichtung än<strong>der</strong>n, das personale Defizit