59. Winterfortbildungskongress - Zahnärztekammer Niedersachsen
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BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Krankenkassenreport<br />
Frauen häufiger beim Zahnarzt<br />
Zahnärztlicher Versorgungsreport der Barmer GEK:<br />
Ost-West-Unterschiede auffällig<br />
Gesetzlich krankenversicherte Frauen sind offenbar vorsorgebewusster als Männer. Zudem<br />
nehmen Einwohner der neuen Bundesländer regelmäßiger an der Zahnprophylaxe teil als<br />
Männer und als Westdeutsche. Dies ist die Quintessenz des ersten »Zahnreports« der größten<br />
deutschen gesetzlichen Krankenkasse, der Barmer GEK, der in Berlin vorgestellt wurde<br />
Professor Dr. med.<br />
Thomas Schäfer, Direktor<br />
des Instituts<br />
für Sozialmedizin,<br />
Epidemiologie und<br />
Gesundheitssystemforschung<br />
(ISEG) der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover,<br />
erklärte im Rahmen seiner<br />
Studie zur Versorgungsfor-<br />
Dr. Harald Clade schung im zahnärztlichen<br />
Sektor die Behandlungsschwerpunkte<br />
und Unterschiede zwischen Ost und<br />
West: Der Unterschied in den Zahnarztkonsultationen<br />
und den Kassenausgaben<br />
im vertragszahnärztlichen<br />
Bereich beginnt kurz vor dem zehnten<br />
Lebensjahr und beträgt bis zu 14 Prozentpunkte.<br />
Besonders nachlässig im<br />
Hinblick auf die Zahnprophylaxe sind<br />
junge Männer in der Altersgruppe der<br />
20 bis 25-Jährigen. Lediglich 55 Prozent<br />
dieser Gruppe suchten einen Zahnarzt<br />
auf (Basis: 2009). Zum Vergleich: Die<br />
Behandlungsquote gleichaltriger Frauen<br />
lag vor zwei Jahren noch bei 67 Prozent<br />
und in der Gesamtbevölkerung<br />
bei 69 Prozent. Von den 40-jährigen<br />
Frauen suchten 78 Prozent mindestens<br />
einmal jährlich einen Zahnarzt auf,<br />
Männer erreichten erst mit 70 bis 74<br />
Jahren eine ähnlich hohe zahnärztliche<br />
Konsultationsrate.<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
Ost-West-Unterschiede<br />
Besonders auffällig ist der Ost-West-<br />
Unterschied bei der Inanspruchnahme<br />
von Zahnärzten. Während 2009 in den<br />
neuen Bundesländern jeder Einwohner<br />
im Durchschnitt zwischen 2,44-<br />
272 · ZKN MitteiluNgeN 5 | 2011<br />
mal (Sachsen-Anhalt) und 2,31-mal<br />
(Brandenburg) zum Zahnarzt ging,<br />
wurden beispielsweise in Rheinland-<br />
Pfalz mit 1,9 Kontakten und im Saarland<br />
(1,8 Kontakte) der Studie zufolge<br />
besonders selten Zahnarztbesuche<br />
festgestellt. Im Durchschnitt hatte jeder<br />
Bundesbürger 2,15 Zahnarztkontakte<br />
im Jahr. Bei der Inanspruchnahme<br />
von Prophylaxeleistungenliegen<br />
die neuen Bundesländer<br />
gleichfalls vorn.<br />
Dabei ist ein Ost-West-<br />
Gefälle bereits im Kindesund<br />
Jugendalter feststellbar:<br />
Im Osten nahmen<br />
rund 36 Prozent der Kleinkinder<br />
unter sechs Jahren<br />
an einer zahnärztlichen<br />
Untersuchung teil, im<br />
Westen waren es nur<br />
knapp 30 Prozent. Das<br />
Schlusslicht mit 25,9 Prozent<br />
bildet wiederum das<br />
Saarland. Bei den 6- bis<br />
18-Jährigen betrug die Inanspruchnahmerate<br />
hingegen 72 Prozent (Ost) und<br />
67 Prozent (West), wobei in Thüringen<br />
79 Prozent der Schulkinder an einer<br />
prophylaktischen Früherkennungsuntersuchung<br />
teilnahmen, im Saarland<br />
hingegen lediglich 59,9 Prozent.<br />
Es ist offenbar in Vergessenheit geraten,<br />
dass die Krankenkassen seit 1989<br />
Gruppen- und Individualprophylaxeprogramme<br />
im Bereich der zahnärztlichen<br />
Versorgung bei Kindern und Jugendlichen<br />
finanzieren. Bei der Barmer<br />
GEK ist die Präventions- und Prophy-<br />
Die Gruppenprophylaxe<br />
muss<br />
weiter ausgebaut,<br />
die Intensivbetreuung<br />
in<br />
Vorschulkindergärten<br />
und zu<br />
Beginn der<br />
Grundschulpflicht<br />
weiter forciert<br />
werden<br />
laxeakzeptanz im zahnärztlichen Sektor<br />
vergleichsweise hoch: Während bei<br />
den 6- bis unter 18-Jährigen zu 68,8<br />
Prozent Prophylaxeuntersuchungen<br />
nachfragten und schon bei 2- bis 5-Jährigen<br />
der Anteil bei 31,8 Prozent lag, lag<br />
die Inanspruchnahmefrequenz bei der<br />
Gesamtbevölkerung im Bereich der<br />
Zahnprophylaxe bei 52<br />
Prozent (mindestens einmal<br />
eine Vorsorgeuntersuchung<br />
je Jahr). 47,6 Prozent<br />
ließen sich mindestens<br />
einmal im Jahr (Regelleistung)<br />
Zahnstein<br />
entfernen. Eine Auswertung<br />
der Bonushefte von<br />
Krankenversicherten der<br />
Barmer GEK dokumentiert,<br />
warum die Behandlungsrate<br />
im letzten<br />
Quartal mit 37 Prozent<br />
um rund zehn Prozentpunkte<br />
höher lag als in<br />
den ersten drei Quartalen<br />
des Jahres 2009 (zwischen<br />
26 und 28 Prozent). Gleichwohl<br />
gibt es Verbesserungsmöglichkeiten,<br />
so Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender<br />
Vorsitzender der Barmer GEK.<br />
»Wenn fast jeder dritte Krankenversicherte<br />
im Jahr keinen Zahnarzt konsultiert,<br />
so deutet dies auf eine unbegründete<br />
Zahnarztphobie oder die Befürchtung<br />
hin, immer höher werdende private<br />
Zuzahlungen in Kauf nehmen zu<br />
müssen.« Dabei ist die Zahnprophylaxe<br />
für gesetzlich Versicherte zuzahlungsfrei(<br />
keine Praxisgebühr!).<br />
Festgestellt wurde auch, dass die