Martin Crimp „Auf dem Land“ Martin Crimp, 1956 in Dartford/Kent ...
Martin Crimp „Auf dem Land“ Martin Crimp, 1956 in Dartford/Kent ...
Martin Crimp „Auf dem Land“ Martin Crimp, 1956 in Dartford/Kent ...
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<strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong> <strong>„Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Land“</strong><br />
<strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong>, <strong>1956</strong> <strong>in</strong> <strong>Dartford</strong>/<strong>Kent</strong> geboren, studierte <strong>in</strong> Cambridge englische Literatur.<br />
Se<strong>in</strong>e ersten Stücke wurden am Orange Tree Theatre <strong>in</strong> Richmond/London uraufgeführt: Auf<br />
se<strong>in</strong> Debüt „Liv<strong>in</strong>g Rema<strong>in</strong>s“ (1982) folgten dort 1984 „Four Attempted Acts“, 1987 „Def<strong>in</strong>itely<br />
the Bahamas“, 1988 „Der Handel mit Clair“ e<strong>in</strong>e verstörende Satire auf das Maklergeschäft<br />
und 1989 „Spiel mit Wiederholungen“, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> der Wunsch, Gewesenes noch e<strong>in</strong>mal zu<br />
leben, e<strong>in</strong> changierendes Zeit- und Handlungsgeflecht herbeiführt. Mit „No One Sees the<br />
Video“ das <strong>in</strong> der unwirklichen Welt der Marktforschung angesiedelt ist und auf eigene<br />
Erfahrungen zurückg<strong>in</strong>g, schrieb <strong>Crimp</strong> 1990 se<strong>in</strong> erstes Stück für das Londoner Royal Court<br />
Theatre, das auch die Uraufführung se<strong>in</strong>er weiteren Stücke zeigte: 1991 „Das stille K<strong>in</strong>d“,<br />
das bereits 1987 entstanden war und <strong>in</strong> <strong>dem</strong> <strong>Crimp</strong> anhand des Themas<br />
K<strong>in</strong>desmisshandlung erstmals das atomisierte, flüchtige Großstadtleben untersucht, 1993<br />
Der Dreh, für das er den John Whit<strong>in</strong>g-Dramatikpreis erhielt, Weitere Werke: Angriffe auf<br />
Anne (1997), Auf <strong>dem</strong> Land (200), Sanft und grausam (2004), Weniger Notfälle (2005).<br />
<strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong> lebt mit se<strong>in</strong>er Frau, e<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong>, und se<strong>in</strong>en drei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Nähe vom<br />
London.<br />
Vier mögliche Figuren<br />
Das Theater<br />
Das Theater packt mich <strong>in</strong> Flugzeuge, begrüßt mich an Flughäfen, fährt mich <strong>in</strong> fremde<br />
Städte. Das Theater gibt mir e<strong>in</strong>en aus und br<strong>in</strong>gt mich um 2 Uhr morgens zurück <strong>in</strong>s Hotel.<br />
Drei Stunden später schaltet es direkt vor me<strong>in</strong>en Augen e<strong>in</strong>e helle Lampe an, lässt mich<br />
aufstehen und kotzen.<br />
Das Theater isst mit mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ruhigen Restaurant am Wasser der Hamburger<br />
Außenalster zu abend, oder tr<strong>in</strong>kt e<strong>in</strong>en Kaffee mit mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorort von Florenz. Es reicht<br />
mir e<strong>in</strong> Mikrophon. Es bittet mich zu sprechen. Es verstärkt me<strong>in</strong>e Stimme. Es fliegt mich<br />
nach New York, wo gegen Abend der Stundenzeiger me<strong>in</strong>er Uhr unter <strong>dem</strong> Glas zu zucken<br />
beg<strong>in</strong>nt wie e<strong>in</strong> Insekt. Draußen vor der reichen glitzernden Party wartet e<strong>in</strong> Taxi im<br />
Februarregen, das mich geradewegs nach Bukarest br<strong>in</strong>gt, wo die losen Dollars <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
Hosentasche ausreichen, um das Monatsgehalt me<strong>in</strong>es Gastgebers zu bezahlen. Das
Theater zeigt auf e<strong>in</strong> rötliches Gemäuer, das im Kugelhagel aufgeplatzt ist. „Wo sie jetzt<br />
stehen“, sagt es, „floss Blut auf der Straße.“<br />
Es würde mich gerne den Schauspielern vorstellen. Wir gehen <strong>in</strong> das Labyr<strong>in</strong>th, das e<strong>in</strong>em<br />
Krankenhaus gleicht, und klopfen an ihre Türen. Jede öffnet sich <strong>dem</strong> Blick auf die gleiche<br />
hell erleuchtete Szene. Die Schauspieler drehen sich von ihren Spiegeln und Lampen weg,<br />
von ihren Papiertüchern, Plastikbechern, Postkarten, Zetteln, Blumen Aschenbechern. Wer<br />
kommt da? Me<strong>in</strong> Gott – sie s<strong>in</strong>d also der Autor!“ Der Raum wird zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Theater, <strong>in</strong><br />
<strong>dem</strong> wir improvisieren: Freude, Bescheidenheit, Besorgnis, gegenseitigen Respekt – mit<br />
wechseln<strong>dem</strong> Erfolg.<br />
Der Autor<br />
E<strong>in</strong>es Nachts – ich liege <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiten Bett – höre ich jemanden atmen. Ich erschrecke,<br />
ich b<strong>in</strong> doch alle<strong>in</strong> hier. Bewegungslos lausche ich und stelle fest, dass das Geräusch<br />
vermutlich vom fließen<strong>dem</strong> Kühlmittel im Eisschrank kommt. Ich drehe mich auf die andere<br />
Seite, um weiter zu schlagen, und da entdecke ich den Autor. Er liegt neben mir im Bett,<br />
lächelt, die Augen weit geöffnet und schwarz, wie die offene L<strong>in</strong>se e<strong>in</strong>er Kamera. Das ist<br />
ke<strong>in</strong>e erfreuliche Überraschung. Als ich ihn frage, was er sich dabei denke, was er sich<br />
eigentlich dabei denke, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bett zu liegen, erhalte ich ke<strong>in</strong>e sehr beruhigende<br />
Antwort. „Ich b<strong>in</strong> gekommen, me<strong>in</strong> Leben mit dir zu verbr<strong>in</strong>gen“, sagt er. Er fährt fort und<br />
erklärt. Dass gewisse Menschen, Menschen wie ich zum Beispiel, auserwählt s<strong>in</strong>d von<br />
Autoren bewohnt zu werden. Ich gestehe, dass mir dieses Wort „bewohnt“ missfällt. „Was<br />
soll das heißen?“ „Nun“, sagt der Autor, „wir Autoren erkennen Menschen, die nichts <strong>in</strong> sich<br />
haben, die <strong>in</strong>nen tot s<strong>in</strong>d – wenn Sie mir das zu sagen gestatten – und wir kriechen <strong>in</strong> sie<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> wie e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedlerkrebs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e leere Muschel e<strong>in</strong>zieht.“ „Warum denken Sie, ich sei<br />
<strong>in</strong>nen tot“, frage ich. „Warum wäre ich sonst hier“, sagt der Autor und streichelt me<strong>in</strong>e<br />
Wange. Das ist e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong> schlechter Traum Ich drehe mich von se<strong>in</strong>er widerwärtigen<br />
Hand weg und falle <strong>in</strong> tiefen Schlaf.<br />
Am Morgen b<strong>in</strong> ich wieder alle<strong>in</strong>, Gott sei Dank, nur e<strong>in</strong> schwaches Brummen kommt aus<br />
<strong>dem</strong> Badezimmer. Ich öffne die Tür: Da steht der Autor- Und er benützt me<strong>in</strong>e elektrische<br />
Zahnbürste.<br />
Als erstes stellt er me<strong>in</strong>e Möbel um. Er zieht e<strong>in</strong>en Tisch zum Schreiben ans Fenster. Er<br />
reißt den Teppich heraus („spießig)“), damit er mit se<strong>in</strong>en großen, hässlichen Stiefeln über<br />
die Dielen auf und ab gehen kann. Er amüsiert sich über me<strong>in</strong>e alphabetisch geordneten<br />
Bücher („anal“) und leert se<strong>in</strong>e eigenen direkt aus den Kartons auf den Boden. Er macht sich<br />
über me<strong>in</strong> schönes altes Klavier lustig („bürgerlich“), das ich für teures Geld erstanden hatte,<br />
und lässt während se<strong>in</strong>er brutalen melodielosen Improvisationen(„die Tonalität ist tot“) gerne<br />
brennende Zigaretten auf den fe<strong>in</strong> geäderten Tastenliegen. Warum habe ich jemals<br />
geglaubt, Autoren seien ruhig und fe<strong>in</strong>fühlig? Was immer er tut, ist grob, ord<strong>in</strong>är und böse.<br />
Und von mir wird erwartet, e<strong>in</strong> Spiegel se<strong>in</strong>er Stimmungen zu se<strong>in</strong>. Wenn er am Fenster mit<br />
se<strong>in</strong>er kostbaren Schreiberei beschäftigt6 ist, muss ich mich absolut still verhalten („Stell den<br />
Fernseher ab, oder ich br<strong>in</strong>g dich um“). Wenn er ausgeht, muss ich beim Tr<strong>in</strong>ken mithalten,<br />
über se<strong>in</strong>e zynischen Witze lachen und sogar bei se<strong>in</strong>en verzweifelten Aufreißereien<br />
mitspielen. Das Schlimmste ist jedoch, dass ich die halbe Nacht bei ihm sitzen muss, um<br />
mich um se<strong>in</strong> bodenloses Selbstmitleid zu kümmern, das er selber verherrlichend „Qual“ und<br />
„Verzweiflung“ nennt. Damit verglichen s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e anderen Pflichten ziemlich e<strong>in</strong>fach: Das<br />
Telefon beantworten, se<strong>in</strong>e langen weißen Haare schneiden.<br />
Wenn er alle<strong>in</strong>e weggeht, um Zigaretten oder Eier zu holen, habe ich Gelegenheit, die<br />
häuslichen Arbeiten nachzuholen. Ich wechsle die Bettwäsche, sauge soviel Staub, Asche<br />
und abgebissene F<strong>in</strong>gernägel wie möglich weg und versuche, die Bücher säuberlich auf<br />
kle<strong>in</strong>e Stapel zu leben. E<strong>in</strong>ige davon s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e – also <strong>in</strong> <strong>dem</strong> S<strong>in</strong>n, dass der Autor sie
schrieb – also <strong>in</strong> doppelten S<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>e. Und sieh da: auf der Umschlagklappe ist se<strong>in</strong> Foto.<br />
Ich frage mich, wie viele Filmrollen sie verbrauchten bis sie endlich e<strong>in</strong> Bild hatten, das<br />
akzeptabel genug nach Mensch ausssah. Manchmal werde ich gefragt, was ich von der<br />
Arbeit des Autors halte, besonders jetzt, da er sich allem Ansche<strong>in</strong> nach e<strong>in</strong>en Namen<br />
macht. Aber warum sollte die Muschel irgende<strong>in</strong> Interesse am Geschreibsel des Krebses<br />
haben? Ich habe e<strong>in</strong> paar Sachen darüber gehört, was er so macht, habe <strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar Seiten<br />
geblättert, und es kl<strong>in</strong>gt nicht so, als sei es me<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g, offen gestanden. Wie kann jemand,<br />
der so viele Stunden damit verbr<strong>in</strong>gt, den Bäumen beim Wechsel der Farbe und K<strong>in</strong>dern<br />
beim Herumhüpfen zuzusehen, sich so viel Schmerz und Brutalität ausdenken. Ist das<br />
nichtpervers? Mag se<strong>in</strong>, dass ich <strong>in</strong>nen tot b<strong>in</strong>, aber wenn ich an se<strong>in</strong>em Fenster säße,<br />
würde ich die Welt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Licht sehen. Ich würde nicht spotten oder wüten. Ich<br />
würde schlicht bleiben. Ich würde e<strong>in</strong>en ganzen Tag, e<strong>in</strong>e ganze Woche, wenn es se<strong>in</strong> muss,<br />
damit verbr<strong>in</strong>gen, die Flugbahn e<strong>in</strong>es fallenden Blattes zu beschreiben – oder die Art, wie e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d, anders als e<strong>in</strong> Erwachsener, losrennt, nur so, und zum eigenen Vergnügen.<br />
Der Direktor<br />
E<strong>in</strong>es Nachts, auf <strong>dem</strong> Weg vom Theater nach Hause beschließt der Direktor, mich<br />
anzurufen. Das ganze vergangene Jahr über habe ich versucht, Kontakt mit ihm<br />
aufzunehmen. Erst kl<strong>in</strong>gelte das Telefon noch, und kl<strong>in</strong>gelte und kl<strong>in</strong>gelte, aber im Lauf der<br />
Monate hörte das Kl<strong>in</strong>geln auf und wurde durch e<strong>in</strong>e automatische Ansage ersetzt – KEIN<br />
ANSCHLUSS – ke<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung. Das war nicht nur seltsam, weil der Direktor, e<strong>in</strong> alter<br />
Freund, wie vom Erdboden verschwunden zu se<strong>in</strong> schien, sondern weil das Wort<br />
ANSCHLUSS für die Okkupation Österreichs, wo der Direktor jetzt lebt, benutzt worden war.<br />
Der Direktor ist e<strong>in</strong> großer Mann, arrogant und warm. Wenn man ihn trifft, wird man <strong>in</strong> die<br />
Arme genommen und se<strong>in</strong>e Bartstoppeln kratzen an der Wange.<br />
„Ich gehe gerade nach Hause“, sagt er, „ich war sehr beschäftigt.“ Beschäftigt? Das sche<strong>in</strong>t<br />
nicht ganz zu e<strong>in</strong>em Jahr der Stille zu passen. Ich versuche mir vorzustellen, wie der<br />
beschäftigte Direktor durch die nächtlichen Strassen se<strong>in</strong>er Stadt nach Hause geht, aber –<br />
nicht zum ersten Mal – verlässt mich me<strong>in</strong>e Vorstellungskraft. Ich sehe nur die Donau an<br />
e<strong>in</strong>em Sonntagmorgen – oder ne<strong>in</strong>, es muss e<strong>in</strong> Wochentag se<strong>in</strong>, weil die kle<strong>in</strong>e<br />
Schmalspurbahn mit den malerischen Waggons und der wunderschön restaurierten<br />
Holze<strong>in</strong>richtung („die steilste Eisenbahnstrecke der Welt?“) Schulk<strong>in</strong>der heimbr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> ihre<br />
tadellos sauberen Vororte auf den umliegenden Hängen, die nach Süden auf e<strong>in</strong> ehemaliges<br />
Konzentrationslager blicken. Auf fünfhundersiebenunddreißig Meter Höhe erreicht der Zug<br />
die Bergstation, wo schmale, erdbedeckte Strassen, um e<strong>in</strong>e Kirche mit zwei Türmen<br />
kreisen. Es ist Oktober. Die Restaurants und Terrassen, die e<strong>in</strong>en prächtigen breiten<br />
Ausblick auf den Fluss bieten, sehen aus als seien sie geschlossen. In Wirklichkeit s<strong>in</strong>d sie<br />
e<strong>in</strong>fach nur leer. Das Licht ist gelb und niedrig. Die Bäume s<strong>in</strong>d von der Seite beleuchtet.<br />
Wie banal auch immer man „Zufälle“ f<strong>in</strong>den mag, man muss zugeben, dass es seltsam ist,<br />
wenn der Direktor gerade jenen Moment für se<strong>in</strong>en Anruf wählt, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> ich das Vorwort zu<br />
diesen Stücken schreiben muss. Denn das Bild auf <strong>dem</strong> E<strong>in</strong>band ist e<strong>in</strong> Foto von e<strong>in</strong>er<br />
se<strong>in</strong>er Inszenierungen. „Was werden Sie schreiben?“ sagt er und weiß ganz genau, dass die<br />
Frage auf mich die gleiche Wirkung hat, wie das Geräusch e<strong>in</strong>es Bohrers beim Zahnarzt und<br />
der Zahnsplitter, wenn sie auf die Schutzbrille spritzen. „Ich habe ke<strong>in</strong>e Ahnung“, sage ich,<br />
„vielleicht etwas darüber, dass Stücke wie K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d – e<strong>in</strong> Teil von mir selber ist <strong>in</strong> jeder<br />
Zelle ihres Körpers abgebildet, und man hört nicht auf, sich für sie verantwortlich zu fühlen –<br />
<strong>in</strong> Wahrheit s<strong>in</strong>d sie ganz eigenständige Gebilde, die e<strong>in</strong> eigenes Leben führen. Was me<strong>in</strong>en<br />
Sie dazu?“ „Wissen Sie, <strong>Mart<strong>in</strong></strong>,“ sagt der Direktor auf se<strong>in</strong>em Heimweg durch gut<br />
beleuchtete und restaurierte Strassen, „Ich glaube Sie sollten sich von diesem<br />
metaphorischen Zeug fernhalten. Sie nehmen mir das nicht übel, wenn ich das sage, oder?“
„Ne<strong>in</strong>, natürlich nicht. Absolut nicht.“ „Die Leute wollen wissen, wie das ist, wenn e<strong>in</strong>er<br />
Stücke schreibt, sie wollen nichts über die Stücke wissen – das werden die Stücke,<br />
hoffentlich, schon selber leisten – lassen Sie den Leser mal für e<strong>in</strong>e Weile <strong>in</strong> Ihren Kopf“. „In<br />
me<strong>in</strong>en Kopf.“ „In Ihren Kopf. Genau. Führen Sie ihn e<strong>in</strong> wenig dar<strong>in</strong> herum.“<br />
Die Schauspieler<strong>in</strong><br />
Der Autor ist vor e<strong>in</strong>em Schaufenster <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sonnigen Druchgangsstrasse stehen<br />
geblieben. Im Schaufenster h<strong>in</strong>ter Gitterstäben s<strong>in</strong>d verschiedene Wecker ausgestellt, solche<br />
mit zwei Schellen und e<strong>in</strong>em Klöppel dazwischen. Der Autor ist <strong>in</strong> den Anblick der Wecker so<br />
versunken, dass er die Schauspieler<strong>in</strong> erst wahrnimmt als sie neben ihm steht und ihn<br />
anspricht. „Wir können kaum glauben, dass Sie wirklich existieren.“ Die Schauspieler<strong>in</strong> sagt<br />
das ohne zu lächeln – oder wenn sie doch lächeln sollte – und, ja sie lächelt tatsächlich –<br />
aber wenn sie lächelt, dann ist es das ernste, verschattete Lächeln e<strong>in</strong>es Menschen, dessen<br />
Leben gezeichnet ist von diesem zerstörerischen Apparat aus Kontrolle und Geheimnis, der<br />
jetzt schmerzhaft <strong>dem</strong>ontiert wird.<br />
Der Autor will gerade e<strong>in</strong>e witzige Antwort über se<strong>in</strong>e eigene Existenz oder die Existenz im<br />
Allgeme<strong>in</strong>en geben, oder – noch schlimmer – e<strong>in</strong>e belanglose Bemerkung über die<br />
komischen Wecker machen, hält sich aber zurück, als er <strong>dem</strong> Blick der Schauspieler<strong>in</strong><br />
begegnet und sich an das Zimmer im Theater er<strong>in</strong>nert, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> sie und die anderen<br />
Schauspieler wohnen und auf Matratzen auf <strong>dem</strong> Boden schlafen.<br />
<strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong><br />
Interview mit <strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong> anlässlich der deutschsprachigen Erstaufführung des<br />
Stückes <strong>in</strong> Zürich<br />
Theater: Cor<strong>in</strong>ne sagt am Ende etwas, das vielleicht die Wahrheit dieses Paares ist: “to<br />
simulate love”.<br />
<strong>Crimp</strong>: Es wird oft die Wahrheit gesagt, weil oft gelogen wird. Es wird sehr viel gelogen.<br />
Denn die Wahrheit ist of schwer zu ertragen. E<strong>in</strong>mal sagt Richard zu Rebecca, dass wir nicht<br />
genug Worte haben, um die Wahrheit auszudrücken, und sie antwortet ihm, wir haben die<br />
Worte aber wir wollen sie nicht benutzen, weil es zu schmerzhaft wäre.<br />
Bondy: Noch etwas anderes, was ich Sie fragen wollte. Ich f<strong>in</strong>de <strong>in</strong> diesem Stück e<strong>in</strong>e Welt<br />
von Menschen, die ich nicht e<strong>in</strong>fach klassifizieren kann. Ich kann nicht sagen, was Richard<br />
für e<strong>in</strong> Arzt ist. E<strong>in</strong> Arzt, der auf <strong>dem</strong> Land arbeitet, der außer<strong>dem</strong> e<strong>in</strong> Junkie ist. Die<br />
Menschen haben ke<strong>in</strong>e genaue Klassenzugehörigkeit: arm oder reich, bürgerlich oder nicht<br />
bürgerlich. Wir leben heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>in</strong> der man nicht ausmachen kann, wo<br />
jemand herkommt, weil alles so vermischt ist. Sehe ich das richtig?<br />
<strong>Crimp</strong>: Das ist etwas, das mich stark berührt und betrifft: diese soziale Mobilität. Ich nehme<br />
an, ich selbst b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Teil davon. Me<strong>in</strong>e Eltern haben ke<strong>in</strong>e Universität besucht. Ich b<strong>in</strong> jetzt<br />
Schriftsteller, me<strong>in</strong>e Stücke werden <strong>in</strong> verschiedenen Ländern aufgeführt. Das ist für sie<br />
etwas Merkwürdiges. Diese Art Klassenlosigkeit ist etwas, das mir nahe geht, das mich im<br />
Kern betrifft und mir am Herzen liegt. Das ist auch der Grund, weshalb ich me<strong>in</strong> Stück „Der<br />
Dreh“ („The Treatment“) „amerikanisch“ gemacht habe. In Großbritannien s<strong>in</strong>d die Menschen<br />
immer noch ziemlich durch Klassenunterschiede geprägt, sie s<strong>in</strong>d an Akzente und der Art,<br />
wie sei sprechen erkennbar. Ich habe immer versucht, mich darauf nicht e<strong>in</strong>zulassen, auch<br />
weil es mich persönlich nicht betrifft. Mich <strong>in</strong>teressiert, wenn man die Herkunft von Personen<br />
nicht kennt. Ich glaube, das kommt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Arbeiten immer wieder vor. Oft gibt es Treffen<br />
zwischen Fremden. So <strong>in</strong> diesem Stück, wenn Cor<strong>in</strong>ne mit Rebecca konfrontiert ist. Zwei
Menschen aus vollkommen verschiedenen Welten, die den H<strong>in</strong>tergrund des Anderen völlig<br />
missverstehen. Cor<strong>in</strong>ne nimm an, e<strong>in</strong>fach weil Rebecca e<strong>in</strong> junges Mädchen ist, das<br />
bewusstlos re<strong>in</strong>getragen wurde, müsste sie dumm se<strong>in</strong>. Es stellt sich aber heraus, dass sie<br />
e<strong>in</strong>e Student<strong>in</strong> ist, Late<strong>in</strong> kann und sehr <strong>in</strong>telligent ist.<br />
Bondy: Sie ist für mich e<strong>in</strong>e von den jungen gebildeten Amerikanern, die auf e<strong>in</strong>e lange<br />
Europareise gehen. Die Mischung aus Junkie und <strong>in</strong>tellektuellem H<strong>in</strong>tergrund verstört.<br />
Cor<strong>in</strong>ne ersche<strong>in</strong>t mir verglichen mit Rebecca primitiver.<br />
<strong>Crimp</strong>: Ich würde Cor<strong>in</strong>ne nicht primitiv nennen; aber sie kommt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gebiet, e<strong>in</strong>e Situation,<br />
wo sie sich nicht auskennt. Sie sieht sich mit e<strong>in</strong>er Kraft konfrontiert, wie ihr noch nie<br />
vorgekommen ist. In der britischen Kultur, ich weiß nicht, ob es <strong>in</strong> der deutschen oder<br />
schweizerischen Kultur das gleiche bedeutet, sehe ich <strong>in</strong> Rebecca die Wahrheitsträger<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>er Wahrheit, die man ungern hat, der man aber nicht entkommen kann. Das ist ihre<br />
Funktion und das macht ihre Kraft aus. Sie ist diejenige, die die Illusion platzen lässt: die<br />
Illusion, <strong>in</strong> der Cor<strong>in</strong>ne lebt, dass alles gut ist, und dass sie dorth<strong>in</strong> kamen, um auf <strong>dem</strong> Land<br />
zu leben. Aber Rebecca zerstört auch die Illusion, <strong>in</strong> der Richard lebt, dass sie etwas für ihn<br />
empf<strong>in</strong>det; denn am Ende erklärt sie ihm doch irgendwie, dass sie das nicht wirklich tut, -<br />
oder nicht mehr tut. Sie kann sehr gut Menschen bestrafen.<br />
Theater: Woher kommt dieser Arzt, Richard, der jetzt auf <strong>dem</strong> Land lebt?<br />
<strong>Crimp</strong>: Ich sehe Richard als e<strong>in</strong>en städtischen praktischen Arzt, der anfängt, aus<br />
verschiedenen Gründen Hero<strong>in</strong> zu spritzen. Viele Ärzte und Zahnärzte s<strong>in</strong>d süchtig, weil sie<br />
Zugang zu purem Stoff haben. Der Beruf e<strong>in</strong>es praktischen Arztes, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> England, ist<br />
sehr anstrengend. Man hat durchschnittlich alle vier M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>en neuen Patienten vor sich.<br />
Hero<strong>in</strong> ist sehr entspannend. Als wir das Stück <strong>in</strong> London machten, gab es e<strong>in</strong>en Arzt, der<br />
mit den Schauspielern gesprochen hat. Sie hatten die Vorstellung, dass Junkies immer arm<br />
s<strong>in</strong>d und auf der Strasse liegen. Alle waren sehr erstaunt, als der Arzt sagte, dass Hero<strong>in</strong>,<br />
wenn es pures Hero<strong>in</strong> ist, nicht schädlich sei. Man kann es regelmäßig nehmen, aber<br />
natürlich schadet es <strong>in</strong> anderer Weise, weil man sich seltsam verdächtig benimmt, man<br />
versteckt etwas, man lügt, weil man nicht will, dass andere davon erfahren. Und jenseits der<br />
Tatsache, dass es die Libido verm<strong>in</strong>dert, gibt es zunächst ke<strong>in</strong>en Grund, warum es e<strong>in</strong>en<br />
zerstören sollte.<br />
Bondy: Warum Schreiben Sie nie die Personen vor die Dialoge?<br />
<strong>Crimp</strong>: Es gibt zwei Gründe. Erstens, dieses Stück besteht aus Paaren – Richard und<br />
Cor<strong>in</strong>ne s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Paar, und Richard und Rebecca s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> Paar. E<strong>in</strong> Paar ist für mich<br />
immer wie e<strong>in</strong> Tier. Die Laute kommen aus e<strong>in</strong> und <strong>dem</strong>selben Tier, und ich wollte sie nicht<br />
zu sehr trennen. Der andere Grund ist nur e<strong>in</strong> praktischer: Ich wollte nicht auf je<strong>dem</strong> Blatt<br />
ständig diese Namen lesen. Man braucht sie auch nicht, denn es s<strong>in</strong>d ja wirklich Dialoge und<br />
man muss nicht erklären, wer was sagt.<br />
Theater: Kommt e<strong>in</strong> Stück zu Ihnen oder projektieren Sie es, denken über e<strong>in</strong> Thema nach<br />
usw.<br />
<strong>Crimp</strong>: Ich wünschte, ich könnte es ausdenken, ich wünschte, ich könnte kalkulieren, wie ich<br />
das Stück schreibe, aber ich kann nicht. Ich muss warten, bis es geht. Von diesem Stück<br />
„The Country“ hatte ich irgendwann e<strong>in</strong>mal anderthalbe Seiten Dialoge geschrieben, e<strong>in</strong>ige<br />
Jahre bevor ich dann wirklich das Stück schrieb. E<strong>in</strong> Mann ruft se<strong>in</strong>e Frau und sagt ihr, dass<br />
er e<strong>in</strong> Mädchen auf der Strasse gefunden hat. Dann sah ich, wie gesagt, Jahre später me<strong>in</strong>e<br />
Papiere durch, und traf wieder auf diesen Dialog, und dachte: aha, und auf e<strong>in</strong>mal begann es<br />
zu passieren. Es ist e<strong>in</strong> sehr arbiträrer Prozess.
Theater: Was bedeutet Land, vielleicht auch als Mythos Land oder Landleben <strong>in</strong> der heutigen<br />
englischen Kultur?<br />
<strong>Crimp</strong>: Ich glaube, es löst nicht mehr so viel Phantasie aus wie früher, aber viele Leute, die<br />
<strong>in</strong> London leben, haben das Bedürfnis, aus der Stadt wegzuziehen und auf <strong>dem</strong> Land zu<br />
leben. Die Leute bekommen ihre K<strong>in</strong>der und dann bekommen sie die Sehnsucht auf <strong>dem</strong><br />
Land zu leben. Ich f<strong>in</strong>de das sehr eigenartig. Ich habe me<strong>in</strong>e Pubertät auf <strong>dem</strong> Land<br />
verbracht; ich habe alles über das Land vergessen, und ich fühle mich <strong>dem</strong> Land überhaupt<br />
nicht verbunden. Me<strong>in</strong>e Eltern s<strong>in</strong>d später <strong>in</strong> das kle<strong>in</strong>e Städtchen, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> ich zur Schule<br />
gegangen b<strong>in</strong>, zurückgezogen, und ich war wirklich erschrocken, dass dieser kle<strong>in</strong>e Ort<br />
damals me<strong>in</strong>e ganze Welt war. Nun kam ich zurück, und ich brauchte fünf M<strong>in</strong>uten, um vom<br />
e<strong>in</strong>en Ende zum anderen zu gehen. Das habe ich noch nachträglich übel genommen. Wie<br />
kann man e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>mitten von Nichts ganz isoliert aufwachsen lassen. Und ich denke, e<strong>in</strong><br />
Teil dieser sehr persönlichen Erfahrung steckt dah<strong>in</strong>ter, dass ich bei der Arbeit an <strong>dem</strong> Stück<br />
e<strong>in</strong> sehr genaues Bild hatte, wie es ist, ganz isoliert und von allem abgeschnitten zu se<strong>in</strong>.<br />
Wenn Sie so wollen, ist das me<strong>in</strong>e persönliche Geschichte. Ich habe me<strong>in</strong>e persönliche<br />
Landschaft <strong>in</strong> dieses Stück gebracht, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> ich Menschen sehe, die wirklich sehr sehr<br />
isoliert s<strong>in</strong>d. Wenn wir etwas allgeme<strong>in</strong>er über das Land reden wollen – me<strong>in</strong>e<br />
Geschichtskenntnisse s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht besonders gut – aber ich glaube, dass<br />
Großbritannien oder das Vere<strong>in</strong>igte Königreich, als erstes europäisches Land die ländliche<br />
Struktur verloren hat. Die Industrialisierung der Landwirtschaft fand <strong>in</strong> England früher statt.<br />
Und so wurde sehr bald das Land für die Städter e<strong>in</strong> Gegenstand der Phantasie: es wurde<br />
zur Imag<strong>in</strong>ation der Städtebewohner. Für mich bedeutet Land dunkle Strassen und<br />
Menschen <strong>in</strong> sehr großen Wagen und ke<strong>in</strong>e Bürgersteige. Sehr schön, aber auch sehr<br />
beängstigend; e<strong>in</strong> Teil von mir f<strong>in</strong>det die Natur erschreckend, ich weiß nicht warum ... ich<br />
fühle mich immer viel besser, wenn Gebäude <strong>in</strong> der Nähe s<strong>in</strong>d oder Flugzeuge drüber<br />
fliegen. Wenn mir Leute erzählen, sie würden jetzt aus der Stadt mir ihren K<strong>in</strong>dern aufs Land<br />
ziehen, dann denke ich mir immer: Wisst ihr eigentlich, dass ihr ab heute e<strong>in</strong>e Menge<br />
Taxifahrten bezahlen werdet, weil es ke<strong>in</strong>e öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Das Land <strong>in</strong><br />
England ist e<strong>in</strong> sehr, sehr merkwürdiger Ort. Für mich hat es etwas Unwirkliches.<br />
Theater: Gibt es <strong>in</strong> England wie <strong>in</strong> Deutschland und auch der Schweiz diese alternative<br />
Landverherrlichung, so e<strong>in</strong>e Art Neo-Rousseauismus? Bei Cor<strong>in</strong>ne kl<strong>in</strong>gt das an, wenn sie<br />
davon schwärmt, den Nachmittag unter e<strong>in</strong>em Baum gesessen zu haben.<br />
<strong>Crimp</strong>: Das gibt es irgendwie auch, aber die Liebe zum Land hat eher mit den bourgeoisen<br />
Wünschen von Leuten zu tun. Auf <strong>dem</strong> Land zu leben, heißt e<strong>in</strong>fach, dass man mehr Land<br />
kaufen kann und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em viel größeren Haus wohnen kann, usw. Es ist <strong>in</strong>teressant, dass die<br />
Vorstellung vom Land <strong>in</strong> jeder Kultur unterschiedlich ist. In England bedeutet Land natürlich<br />
die grünen Hügel, das Gras, die Wolken.<br />
Theater: In Ihrem Stück wird das Land auch zu etwas, das mit Geschichte gefüllt ist, etwas<br />
das mit historischen Überresten zu tun hat, diese Funde sche<strong>in</strong>en Fossile von Emotionen zu<br />
se<strong>in</strong>. Und das Land beg<strong>in</strong>nt also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er viel städtischern Weise zu leben, als wir zuerst<br />
annehmen. Es wird zu etwas, das sich bewegt, das nicht immer gleich ist.<br />
<strong>Crimp</strong>: Ich glaube, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Kopf ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachere Vorstellung, die so ähnlich ist wie<br />
Kavafis´ Gedicht „Die Stadt“, die besagt, dass, wo immer du h<strong>in</strong>gehst, du de<strong>in</strong>e Probleme<br />
mitnimmst. Denn du kannst de<strong>in</strong>en eigenen Kopf nicht verlassen und de<strong>in</strong> Netz von<br />
Beziehungen auch nicht. Obwohl me<strong>in</strong> Stück ke<strong>in</strong> moralisierendes Stück ist, enthält es<br />
dieses moralische Element. Wichtig für mich war, die Parallele zwischen <strong>dem</strong> Abstraktum<br />
Geschichte, repräsentiert durch Fundstücke im Land, und der Geschichte der Personen und<br />
der mediz<strong>in</strong>ischen Bedeutung des Wortes Geschichte. (Wenn man <strong>in</strong> England zum Arzt<br />
geht, und erzählt, welche Beschwerden man <strong>in</strong> letzter Zeit hatte, dann heißt das „tak<strong>in</strong>g a
Spieltheoretische Muster <strong>in</strong> <strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong>s ” Auf <strong>dem</strong> <strong>Land“</strong><br />
Alexander Mehlmann<br />
Institut für Ökonometrie, OR und Systemtheorie, TU Wien<br />
Das Auftauchen spieltheoretischer Muster <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bühnenspiel kommt ke<strong>in</strong>eswegs überraschend.<br />
Der englische Mathematiker Nigel Howard geht sogar so weit, se<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />
spieltheoretischer Grundregeln als Dramatheorie zu bezeichnen. Im exemplarischen Bühnenstück<br />
” The Caretaker“ (Der Hausmeister) läßt Harold P<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>en ständigen Wechsel von Koalitionen<br />
jeweils zweier Bühnenfiguren zu, die gegen die dritte Front machen. Offenbar hatte <strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong><br />
mit se<strong>in</strong>em Stück etwas Ähnliches vor. Im Unterschied zu P<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Szenen jedoch stets Nullsummenspiele:<br />
d.h. alles was e<strong>in</strong>e Person zu gew<strong>in</strong>nen sche<strong>in</strong>t, geht zu Ungunsten des Gegenspielers<br />
(der Gegenspieler<strong>in</strong>) aus.<br />
<strong>Crimp</strong>s ” Auf <strong>dem</strong> <strong>Land“</strong> verwendet das altbekannte K<strong>in</strong>derspiel ” Schere–Ste<strong>in</strong>–Papier“ als Generatrix<br />
se<strong>in</strong>er dramatischen Szenenfolge, jedoch ke<strong>in</strong>eswegs als re<strong>in</strong> konstruktive Beschränkung,<br />
die den künstlerischen Schöpfungsakt beh<strong>in</strong>dert und ihm gerade dadurch e<strong>in</strong>en besonderen Reiz<br />
erteilt.<br />
Folgt man beim Versuch, den dramaturgischen Schwerpunkt des Bühnenspiels auszuloten, den<br />
Vorschlägen des mathematischen L<strong>in</strong>guistikers Solomon Marcus, so läßt sich vorerst e<strong>in</strong>e Matrix<br />
aufstellen, deren Aufgabe es ist, die atomistische Inzidenz der handelnden Personen <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die szenische Reihenfolge festzuhalten.<br />
P/A 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
Richard 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Cor<strong>in</strong>ne 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />
Rebecca 1 1 1 1<br />
(Szene) i i i ii ii ii ii ii ii ii ii iii iii iii iv iv v v v v<br />
Dieses zugegeben eigenartige Bild e<strong>in</strong>es Bühnenspiels kann (bei e<strong>in</strong>iger Phantasie) als die beschränkte<br />
E<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>es tauben Zuschauers <strong>in</strong>terpretiert werden, <strong>dem</strong> die Dialoge der handelnden<br />
Personen letztlich verschlossen bleiben und der nur das Auf- respektive Abtreten der Protagonisten<br />
beobachten kann. Für e<strong>in</strong>en derartigen Beobachter zerfällt somit e<strong>in</strong> Theaterstück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne<br />
isolierte Zeite<strong>in</strong>heiten (Atome), die durch e<strong>in</strong>e jeweils im Zeitrahmen nicht veränderliche szenische<br />
Population gekennzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>Crimp</strong> kommt <strong>in</strong> ” Auf <strong>dem</strong> <strong>Land“</strong> mit der äußerst sparsamen personellen Austattung e<strong>in</strong>es<br />
klassischen Beziehungsdreiecks aus und schränkt im Verlauf der Handlung die Bevölkerungsdichte<br />
jeweils so e<strong>in</strong>, dass maximal zwei Protagonisten die Szene beherrschen. Richten wir nunmehr unsere<br />
Aufmerksamkeit auf das szenische Beziehungsgeflecht, so kann ke<strong>in</strong>e der handelnden Personen als<br />
dom<strong>in</strong>ant oder dom<strong>in</strong>iert angesehen werden.
Cor<strong>in</strong>ne<br />
Rebecca<br />
Richard<br />
Der szenische Graph für Auf <strong>dem</strong> Land<br />
E<strong>in</strong>e graphische Darstellung dieser Situation – der szenische Graph des Bühnenspiels – verb<strong>in</strong>det<br />
zwei Personen genau dann, wenn sie <strong>in</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>em szenischen Atom geme<strong>in</strong>sam auf der Bühne<br />
stehen; diese Darstellung kann jedoch erst dann zu e<strong>in</strong>er seriösen Analyse herangezogen werden,<br />
wenn man die grundsätzlichen Impulse und Handlungsweisen der Protagonisten berücksichtigt.<br />
<strong>Crimp</strong> hat die Abfolge der fünf Szenen als Echo des Durchspielens von ” Schere-Ste<strong>in</strong>-Papier“<br />
angelegt. Dieses Nullsummenspiel kann mittels e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Tabelle beschrieben weden, deren<br />
Felder die Auszahlungswerte für Sieg (1), Niederlage (-1) und Unentschieden (0) aus <strong>dem</strong> Blickw<strong>in</strong>kel<br />
des ersten Spielers (des Zeilenspielers) für jede eigene und gegnerische Spielweise enthalten.<br />
Schere Ste<strong>in</strong> Papier<br />
Schere 0 −1 1<br />
Ste<strong>in</strong> 1 0 −1<br />
Papier −1 1 0<br />
In e<strong>in</strong>em derartigen Konflikt versucht jedermann se<strong>in</strong>e wahren Absichten vor <strong>dem</strong> Gegner zu<br />
verbergen, da er stets mit <strong>dem</strong> Schlimmsten rechnen muß. Der zum Scheitern verurteilte Versuch,<br />
den Gegner (e<strong>in</strong> negatives Spiegelbild se<strong>in</strong>er selbst) zu durchschauen: ” wenn er denkt, dass ich Ste<strong>in</strong><br />
spiele, dann sollte er Papier spielen; doch wenn er denkt, dass ich denke, dass er denkt, dass ich<br />
Ste<strong>in</strong> spiele, dann sollte er Ste<strong>in</strong> spielen.“ kann (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Theorie) durch den Zufall ersetzt<br />
werden. Folgt e<strong>in</strong> Spieler diesem optimalen Muster, so nimmt er (autistisch) nur sich selbst und<br />
se<strong>in</strong>e eigenen Ziele wahr.<br />
Letztlich erweist sich jedoch auch der Zufall als untauglicher Lehrmeister. Die mathematisch<br />
begründbare Lösung ( ” spiele ohne auf den Gegner zu achten, stets gleichwahrsche<strong>in</strong>lich de<strong>in</strong>e Strategien“<br />
) läßt sich aus <strong>dem</strong> Spielverlauf nicht unmittelbar erreichen. Wenn man dieses (eher kryptisch<br />
kl<strong>in</strong>gende) mathematische Resultat durch e<strong>in</strong>e (allgeme<strong>in</strong> verständliche) Metapher ersetzen will: das<br />
Spiel Schere-Ste<strong>in</strong>-Papier steht letztlich für den Teufelskreis menschlicher Beziehungen, für den es<br />
ke<strong>in</strong>e Lösung gibt und aus <strong>dem</strong> ke<strong>in</strong> Weg h<strong>in</strong>ausführt.<br />
Die Tatsache, dass <strong>Crimp</strong> jeder Szene – sei es im Dialog, als Requisite oder letztlich als abschließende<br />
Regieanweisung – e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges ” Objekt“ : Schere, Ste<strong>in</strong>, Papier zuordnet, kann andererseits<br />
von verschiedenen Gesichtspunkten aus gewertet werden. Die e<strong>in</strong>gehaltene Reihenfolge<br />
(Schere, Ste<strong>in</strong>, Papier, Schere, Ste<strong>in</strong>) stellt e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>nzyklus dar. Ste<strong>in</strong> (Szene ii) schlägt Schere<br />
(Szene i), Papier (Szene iii) schlägt Ste<strong>in</strong> (Szene ii), Schere (Szene iv) schlägt Papier (Szene iii) und<br />
letztlich Ste<strong>in</strong> (Szene v) schlägt Schere (Szene iv). Dieses e<strong>in</strong>fache Muster sche<strong>in</strong>t jedoch nur e<strong>in</strong><br />
erster flüchtiger F<strong>in</strong>gerzeig für den Spielausgang der e<strong>in</strong>zelnen Konfrontationen im Stück zu se<strong>in</strong>.
Richard<br />
Ste<strong>in</strong> (5)<br />
Schere (1)<br />
Ste<strong>in</strong> (2)<br />
Rebecca<br />
Cor<strong>in</strong>ne<br />
Schere (4) Papier (3)<br />
Dom<strong>in</strong>ante Spielstrategien <strong>in</strong> Auf <strong>dem</strong> Land<br />
Ordnen wir nunmehr jeder Person e<strong>in</strong>en Knoten <strong>in</strong> der obigen graphischen Darstellung zu. E<strong>in</strong><br />
Pfeil verb<strong>in</strong>det jeweils die Protagonisten der zugehörigen Szene. Die je<strong>dem</strong> Pfeil beigeordnete Zahl<br />
<strong>in</strong> Klammern entspricht der Szene, <strong>in</strong> der die jeweilige Spielstrategie von Schere-Ste<strong>in</strong>-Papier sich<br />
als dom<strong>in</strong>ant erweist. Die Pfeilrichtung bestimmt den Spielausgang der szenischen Konfliktsituation.<br />
E<strong>in</strong>e aus diesem Diagramm ableitbare umgangssprachliche Interpretation der Impulse, Motive und<br />
Muster der dramatischen Handlungsweisen unterstreicht letztlich die spieltheoretischen Aspekte<br />
von <strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong>s ” Auf <strong>dem</strong> <strong>Land“</strong>.<br />
• In der ersten Szene wird Cor<strong>in</strong>ne durch das e<strong>in</strong>schneidende Erlebnis verletzt, das unerklärliche<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen Rebeccas <strong>in</strong> ihre verme<strong>in</strong>tliche Idylle mit Richard h<strong>in</strong>nehmen zu müssen. Die<br />
Schere steht dabei für Richards Rücksichtslosigkeit Cor<strong>in</strong>ne gegenüber.<br />
• Der Ste<strong>in</strong> ist das bestimmende Symbol der zweiten Szene. Um sich e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> anzuschauen,<br />
soll Rebecca zu Richard <strong>in</strong> den Wagen gestiegen se<strong>in</strong>. Die Assoziationskette führt uns vom<br />
” stone“ zu stoned“, zur Sucht, die Richard und Rebecca ane<strong>in</strong>anderkettet. Der Ste<strong>in</strong> (das<br />
”<br />
Wissen um diese Sucht) ist Cor<strong>in</strong>nes Strategie, um Richard <strong>in</strong> die Enge zu treiben.<br />
• Diese Interpretation des Ste<strong>in</strong>es als Abbild der Sucht sche<strong>in</strong>t auch <strong>in</strong> Rebeccas Erzählung<br />
am Anfang der dritten Szene durch. Ihre Strategie, um aus dieser Abhängigkeit (vor allem<br />
Richard gegenüber) auszubrechen, besteht dar<strong>in</strong>, Cor<strong>in</strong>ne mit der Wahrheit zu konfrontieren.<br />
Die Wahrheit das ist das Papier: Richards Briefe an Rebecca.<br />
• Die vierte Szene läßt Rebecca nunmehr die Schere als Symbol des Verletzens und der Verletzbarkeit<br />
<strong>in</strong>s Spiel br<strong>in</strong>gen. Gegen wen sich diese Strategie letztlich richtet, bleibt unausgesprochen.<br />
• Gegen Schluß blickt Cor<strong>in</strong>ne h<strong>in</strong>ter <strong>dem</strong> Vorhang: ” Menschen stehen nicht für irgendwas, sie<br />
existieren.“; im Orig<strong>in</strong>al noch deutlicher: ” people don’t stand for th<strong>in</strong>gs. They simply exist.“<br />
Das Stück endet mit e<strong>in</strong>em hoffnungslosen Patt zwischen Richard und Cor<strong>in</strong>ne, das der strategischen<br />
Spielweise: Ste<strong>in</strong> gegen Ste<strong>in</strong> des ” Schere-Ste<strong>in</strong>-Papier Spiels“ entspricht. ” Dieser<br />
Ste<strong>in</strong> verschl<strong>in</strong>gt me<strong>in</strong> Herz.“ me<strong>in</strong>t Cor<strong>in</strong>ne. Und tatsächlich stehen die Protagonisten, was<br />
ihr gegenseitiges emotionales Verhältnis betrifft, durchaus für ihre Strategien, e<strong>in</strong>ander als<br />
Ste<strong>in</strong>e gegenüber, zu ke<strong>in</strong>em ehrlichen Gefühl mehr fähig; zur Ehe im Ste<strong>in</strong>bruch verurteilt.
history“) So gab es für mich drei Bedeutungen von Geschichte <strong>in</strong> <strong>dem</strong> Stück: Die<br />
Geschichte, die man studiert, <strong>in</strong><strong>dem</strong> man Bücher liest, die persönliche Geschichte und die<br />
mediz<strong>in</strong>ische Geschichte.
Co-Abhängigkeit<br />
Der Begriff Co-Abhängigkeit ist abgeleitet von „Co-Dependency“ und wird häufig<br />
undifferenziert benutzt. In erster L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d Personen geme<strong>in</strong>t, die e<strong>in</strong> zwanghaftes Bedürfnis<br />
nach Zuwendung, Aufmerksamkeit und Bestätigung haben und ihr gesamtes<br />
Selbstwertgefühl von ihrer Umwelt abhängig machen.<br />
Häufig wird er im Bereich der Abhängigkeitserkrankungen verwendet, dort bezieht er sich auf<br />
Menschen, die mit Abhängigen zu tun haben, als Angehöriger, Freund oder professioneller<br />
Helfer. In Fachkreisen wird auch von „Angehörigen von Suchtkranken“ gesprochen.<br />
Psychologisches Phänomen – ist es Co-Abhängigkeit und/oder das Helfersyndrom?<br />
Der Weg <strong>in</strong> die Co-Abhängigkeit ist ähnlich schleichend, wie der Weg <strong>in</strong> die Abhängigkeit.<br />
Parallel zu der Wesensänderung des suchtkranken Menschen gleitet der Co-Abhängige <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> ebenso festgefahrenes Verhaltensmuster ab, das ihn am Ende genau so krank machen<br />
wird, wie es der Suchtkranke selbst ist. [...]<br />
In vielen Fällen hat e<strong>in</strong> Co-Abhängiger bereits e<strong>in</strong>e längere „Kariere“ als Helfer für alle und<br />
alles h<strong>in</strong>ter sich. Er hat gelernt, immerzu gebraucht und ausgenutzt zu werden – und er<br />
empf<strong>in</strong>det diesen Zustand als „Normal“. [...]<br />
• Der oder die Co-Abhängige ist <strong>in</strong> der Regel unangemessen stark an andere<br />
Menschen, nach Außen orientiert<br />
• Ohne Beziehung empf<strong>in</strong>det sich diese Person als „Nichts“<br />
• Deshalb wird an der Beziehung um jeden Preis festgehalten<br />
• Der oder die Co-Abhängige ist meist nicht <strong>in</strong> der Lage, sich als „eigenständig“ von<br />
anderen Menschen abzugrenzen<br />
• Diese Person reflektiert die Gefühle anderer und empf<strong>in</strong>det sich als „eigene“ [...]<br />
• E<strong>in</strong>/e Co-Abhängige/r glaubt, e<strong>in</strong> anerkennenswerter Mensch ist nur der, der<br />
gebraucht wird; oder besser noch der, der e<strong>in</strong>e so schwere Aufgabe bewältigt, die<br />
sonst ke<strong>in</strong> anderer schaffen kann<br />
• E<strong>in</strong>/e Co-Abhängige/r ist absolut sicher, dass er/sie auf ke<strong>in</strong>en Fall um se<strong>in</strong>er/ihrer<br />
selbst willen geliebt werden kann, sondern nur dann, wenn er/sie e<strong>in</strong>e Leistung dafür<br />
erbr<strong>in</strong>gt<br />
• Deshalb opfern sich Co-Abhängige deutlich sichtbar für den Suchtkranken und für<br />
ihre Sache auf und machen sich auf diese Weise unentbehrlich [...]<br />
• Co-Abhängige suchen bei allen unangenehmen D<strong>in</strong>gen sofort die Schuld bei sich<br />
selbst [...]<br />
Textnachweise:<br />
<strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong>: Four Imag<strong>in</strong>ary Characters. Vorwort zu <strong>Mart<strong>in</strong></strong> Crim, Plays 1 Faber& Faber,<br />
London 2000, Übersetzung von Stephan Wetzel
Das Gespräch mit <strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong> und Luc Bondy führten Stafanie Carp und Stephan Wetzel<br />
für das Programmheft der Deutschsprachigen Erstaufführung von Auf <strong>dem</strong> Land <strong>in</strong> Zürich,<br />
Zürich 2001<br />
Professor Andreas Mehlmann: Spieltheoretische Muster <strong>in</strong> <strong>Mart<strong>in</strong></strong> <strong>Crimp</strong>s Auf <strong>dem</strong> Land<br />
Co-Abhängigkeit: www.wikipedia.org und www.aida-selbsthilfe.de