STEIGT DER HYPOZINS? KEINE ANGST VOR ... - Mieterverband
STEIGT DER HYPOZINS? KEINE ANGST VOR ... - Mieterverband
STEIGT DER HYPOZINS? KEINE ANGST VOR ... - Mieterverband
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WIE WEITER MIT <strong>DER</strong><br />
MIETRECHTSREVISION?<br />
Die während Jahren umkämpfte<br />
Reform des Schweizer Mietrechts<br />
erlitt am Schluss Schiffbruch:<br />
64% oder fast zwei Drittel der Stimmenden<br />
lehnten den Vorschlag des<br />
Parlaments ab. Der SMV/D hatte dagegen<br />
das Referendum ergriffen, weil<br />
die Interessen der Mieterschaft unge-<br />
nügend berücksichtigt worden waren.<br />
Zankapfel war die umstrittene Vergleichsmiete.<br />
Diese Abstimmung<br />
war ein grosser Sieg für den<br />
MV. Sie zeigte auf, dass sich die<br />
Mieterschaft an der Urne mit<br />
Erfolg zu wehren weiss, wenn ihre<br />
Anliegen auf dem Spiel stehen. In der<br />
Miet- und Wohnpolitik geht politisch<br />
kein Weg mehr am MV vorbei.<br />
Blockierte Situation<br />
Nun sind allerdings bereits zwei Reformversuche<br />
im Mietrecht gescheitert.<br />
Am 18. Mai 2003 wurde auch die<br />
MV-Initiative «Ja zu fairen Mieten»<br />
abgelehnt. Sie strebte eine Entkopplung<br />
der Mieten vom variablen Hypozins<br />
an. Somit ist eine Patt-Situation<br />
entstanden. Die Mieten sind immer<br />
noch an den Hypozins gebunden, was<br />
vielfach kritisiert wird. Und ein anderes<br />
Regime zur Mietzinsanpassung<br />
ist nicht in Sicht. Es stellt sich die<br />
Frage, wie es mit dem Mietrecht weiter<br />
geht. Ist eine Reform noch möglich<br />
oder bleibt die Situation blockiert?<br />
> Der SMV/D hat kurz nach der Abstimmung<br />
eine Reform verlangt, die<br />
mieterfreundlicher ist. Konkret: Die<br />
Mieten sollen vom Hypozins entkop-<br />
rh | Am 8. Februar 2004 wurde die vom Parlament ausgearbeitete Mietrechtsrevision<br />
vom Volk klar abgelehnt. Seither ist in Bern Funkstille.<br />
Wie geht es weiter?<br />
pelt und massvoll an die Teuerung gebunden<br />
werden. Anstelle der Vergleichsmiete,<br />
die hohe Mietsteigerungen<br />
bringt, soll ein Mietzinsmodell<br />
gelten, das sich an den realen Kosten<br />
des Vermieters orientiert.<br />
> Der HEV hingegen sieht keinen Bedarf<br />
mehr für eine Revision. Nach der<br />
Abstimmung erklärte der abtretende<br />
Präsident Toni Dettling, dass das Volk<br />
mit dem bestehenden Mietrecht zufrieden<br />
sei. Es bestehe gar kein Handlungsbedarf.<br />
Dabei beruft er sich auf<br />
die Vox-Analyse der Abstimmung. Aus<br />
dieser ist jedoch vor allem heraus zu<br />
lesen, dass aus Angst vor Mietzinserhöhungen<br />
Nein gestimmt wurde und<br />
nicht, weil man mit dem jetzigen Regime<br />
rundum zufrieden wäre.<br />
Laut Regula Mühlebach, Geschäftsleiterin<br />
des SMV/D, haben in<br />
der Zwischenzeit Sondierungsgespräche<br />
stattgefunden. Daran beteiligt waren<br />
die Mieter- und Hauseigentümerverbände,<br />
das zuständige Departement<br />
Deiss mit dem Bundesamt für<br />
Wohnungswesen sowie der Dachverband<br />
der Immobilienorganisationen.<br />
«Es gab eine allgemeine Auslegeordnung,<br />
und es wurden die Möglichkeiten<br />
für einen weiteren Reformschritt<br />
abgeklärt», sagt Regula Mühlebach.<br />
Allerdings lägen die Positionen<br />
weit auseinander. Namentlich der<br />
HEV wolle, wenn überhaupt, weiterhin<br />
ein Mietrechtsmodell mit mehr<br />
Markt.<br />
Kein Konsens in Sicht<br />
Bis jetzt hat Bundesrat Deiss keine eigene<br />
Initiative ergriffen, um aus der<br />
festgefahrenen Situation herauszu-<br />
kommen. Er möchte sich am liebsten<br />
auf einen Konsens der «Sozialpartner»<br />
stützen, der ihm einen minimalen<br />
politischen Erfolg garantiert. Doch<br />
davon ist zur Zeit wenig zu sehen.<br />
Allerdings könnte Bewegung in die<br />
Sache kommen, wenn die Hypozinsen<br />
nach dem historischen Tief wieder<br />
zu steigen beginnen. Dann gerät<br />
der Bundesrat unter Druck. Er hat es<br />
nämlich gemäss Gesetz in der Hand,<br />
in Zeiten hoher Hypozinssteigerungen<br />
durch eine Drosselung der Überwälzungssätze<br />
dämpfend in die Entwicklung<br />
einzugreifen. Dieser Punkt<br />
dürfte dann erreicht sein, wenn der<br />
Hypozins plötzlich wieder auf vier<br />
und mehr Prozent steigt. Regula<br />
Mühlebach verspricht: «Sobald diese<br />
Entwicklung eintritt, werden wir beim<br />
Bundesrat vorstellig.»<br />
> NEWS<br />
Verdrängung in<br />
Downtown CH<br />
Gemäss einer Studie des Geographischen<br />
Instituts der Universität Zürich<br />
hat sich in der Innenstadt von Zürich<br />
in den letzten zehn Jahren eine neue,<br />
gut verdienende urbane Mittelschicht<br />
niedergelassen. Diese hat die weniger<br />
gut verdienenden Schichten in die<br />
Stadtrandquartiere abgedrängt. Die<br />
einstmals vorausgesagte «Verelendung»<br />
der City hat somit nicht stattgefunden.<br />
Überdies herrscht in der<br />
Stadt ein individualisierter Lebensstil<br />
mit vielen Einpersonenhaushalten,<br />
während in der Agglomeration eher<br />
die bürgerlich-traditionelle Familie zu<br />
finden ist. Die Studie ergab ausserdem,<br />
dass sich Migranten ins soziale<br />
Muster einpassen: Ausländer-<br />
Innen in Berufen mit hohem Status<br />
wohnen in den Gebieten der reichen<br />
Schweizer, während solche mit wenig<br />
qualifizierten sich dort niederlassen,<br />
woch auch die Schweizer Kleinverdiener<br />
zu finden sind. Gettos nach<br />
Nationen wie in New York gibt es bei<br />
uns nicht. Die Studie kann unter<br />
www.sotomo.geo.unizh.ch heruntergeladen<br />
werden.<br />
MIETEN & WOHNEN 6 | 04 3