mediation in pLanen und bauen - Bundesverband Mediation eV
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32 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />
Roland Schüler,<br />
Parteiloser<br />
Kommunalpolitiker,<br />
Mediator BM <strong>und</strong><br />
Ausbilder BM,<br />
Geschäftsführer<br />
Friedensbildungswerk<br />
Foto: Kai Queetz<br />
Kommen (Kommunal)politik <strong>und</strong><br />
<strong>Mediation</strong> zusammen?<br />
Persönlicher Erfahrungsbericht e<strong>in</strong>es<br />
Mediators <strong>und</strong> Kommunalpolitikers<br />
Kommen Kommunalpolitik <strong>und</strong> <strong>Mediation</strong><br />
zusammen? Mit dieser Fragestellung werde<br />
ich mich auf der Gr<strong>und</strong>lage me<strong>in</strong>er 11-jährigen<br />
Tätigkeit als Mediator sowie me<strong>in</strong>er<br />
16-jährigen Erfahrung <strong>in</strong> der Kommunalpolitik,<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Bereichen Stadtentwicklung-<br />
<strong>und</strong> Verkehrsplanung, befassen.<br />
In dem Artikel berichte ich von me<strong>in</strong>en<br />
Erfahrungen als Kommunalpolitiker <strong>und</strong><br />
Mediator <strong>und</strong> von den Entscheidungswegen<br />
der Politik <strong>und</strong> der öffentlichen Verwaltung<br />
<strong>und</strong> den Möglichkeiten des Ausgleichs <strong>in</strong><br />
Konfliktfällen. Die HauptakteurInnen werden<br />
als InteressensvertreterInnen betrachtet.<br />
Alle wirken am Geme<strong>in</strong>wohl mit, aber zufrieden<br />
mit der Interessensentscheidung s<strong>in</strong>d<br />
immer wenige. <strong>Mediation</strong> ist e<strong>in</strong> naheliegendes<br />
Verfahren für die Kommunalpolitik, im<br />
S<strong>in</strong>ne des Geme<strong>in</strong>wohls aller.<br />
Kommunalpolitiker<strong>in</strong>nen werden gewählt, um<br />
das Geme<strong>in</strong>wohl zu gestalten bzw. es zu ermöglichen.<br />
nach me<strong>in</strong>er auffassung ist das Geme<strong>in</strong>wohl<br />
als Größtes Geme<strong>in</strong>sames <strong>in</strong>teresse aller<br />
(GGia) zu def<strong>in</strong>ieren. Das GGia ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen<br />
<strong>und</strong> transparenten Prozess entwickelt. Mit<br />
Unterstützung der <strong>Mediation</strong> kann als ergebnis<br />
e<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-lösung erzielt werden.<br />
Welche unterschiedlichen „Interessen Aller”<br />
gibt es <strong>in</strong> der Kommunalpolitik?<br />
BürgerInnen<br />
Die Politiker<strong>in</strong>nen erleben sich als Mittler zwischen<br />
verwaltung <strong>und</strong> Bürgerschaft. Sie wurden von Bürger<strong>in</strong>nen<br />
gewählt <strong>und</strong> sollen deren <strong>in</strong>teressen<br />
vertreten. nach me<strong>in</strong>er erfahrung s<strong>in</strong>d die Politiker<strong>in</strong>nen<br />
jedoch nicht der „verlängerte arm” der<br />
Bürger<strong>in</strong>nenschaft. Sie stehen vor <strong>und</strong> mitten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressensgewirr. es gibt selten e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches<br />
Bürger<strong>in</strong>teresse, welches sie dann energisch<br />
vertreten können. Sie müssen sich für e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>teresse entscheiden. als Politiker erlebe ich tagtäglich,<br />
dass Bürger<strong>in</strong>nen mit Planungen nicht<br />
e<strong>in</strong>verstanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bürger<strong>in</strong>nen<strong>in</strong>itiative<br />
organisieren. Sie müssen Druck auf<strong>bauen</strong>,<br />
um sich überhaupt Gehör zu verschaffen.<br />
Verwaltung<br />
Die städtische verwaltung unterstützt die entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />
der Politik. Die verwaltung bereitet<br />
ca. 90 % der von den Kommunalpolitikern zu<br />
treffenden entscheidungen vor. es ist aufgabe<br />
der verwaltung, die unterschiedlichen <strong>in</strong>teressen<br />
der <strong>in</strong>ternen Fachbereiche zu bündeln. Das<br />
kann zu folgendem Szenarium führen:<br />
Die Umweltverwaltung möchte e<strong>in</strong>e Freifläche<br />
als Frischluftschneise erhalten, die Kämmerei<br />
das Gr<strong>und</strong>stück teuer verkaufen, die Wirtschaftsförderung<br />
e<strong>in</strong>en Standort für e<strong>in</strong> technologiezentrum,<br />
das K<strong>in</strong>deramt braucht dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e<br />
Freifläche für e<strong>in</strong>en Spielplatz, die Stadtplanung<br />
unterstützt die Wirtschaftsförderung, obwohl ihre<br />
<strong>in</strong>ternen Fachpläne dort e<strong>in</strong>e Freifläche vorsehen.<br />
zuerst e<strong>in</strong>igt sich die verwaltung <strong>in</strong>tern <strong>und</strong><br />
formuliert dann e<strong>in</strong>e gut begründete Beschlussvorlage.<br />
nach me<strong>in</strong>en erfahrungen wird diese<br />
amts<strong>in</strong>terne abstimmung nach Macht<strong>in</strong>teresse<br />
entschieden. es wäre e<strong>in</strong> zufall, wenn die so<br />
erzeugte Me<strong>in</strong>ung das GGia darstellen würde.<br />
Die ergebnisse der <strong>in</strong>ternen verwaltungsabstimmungen<br />
werden den Politikern zur entscheidung<br />
<strong>und</strong> eventuell den Bürgern zur Diskussion vorgelegt.<br />
Wenn die Politik sich nicht als der „verlängerte<br />
arm” der verwaltung sieht <strong>und</strong> eigene <strong>in</strong>teressen<br />
hat, dann kann es zu e<strong>in</strong>er Konfliktsituation<br />
kommen.<br />
<strong>in</strong> der ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Politik wird die<br />
verwaltung nun zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressengeleiteten<br />
akteur <strong>und</strong> verlässt damit die neutrale, dienende<br />
Funktion. Die gleiche Situation ergibt sich bei den<br />
vorgeschriebenen Bürger<strong>in</strong>nenbeteiligungsverfahren.<br />
verwaltungs<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> Bürger<strong>in</strong>nen<strong>in</strong>teressen<br />
treffen aufe<strong>in</strong>ander. Die verwaltung jedoch<br />
ist per Gesetz verpflichtet, die Bürger<strong>in</strong>nen<strong>in</strong>teressen<br />
mit den <strong>in</strong>teressen der Politik <strong>und</strong> verwaltung<br />
abzuwägen, obwohl sie offensichtlich e<strong>in</strong> eigen<strong>in</strong>teresse<br />
hat.<br />
Parteipolitik<br />
Die Politiker<strong>in</strong>nen bef<strong>in</strong>den sich im entscheidungsdreieck<br />
zwischen ihren eigenen <strong>in</strong>teressen, den<br />
Partei<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> den Fraktions<strong>in</strong>teressen. Sie<br />
haben auf e<strong>in</strong>er Parteiliste kandidiert <strong>und</strong> müssen<br />
deren programmatische <strong>in</strong>teressen vertreten.<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Partei gibt es aber ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen<br />
<strong>in</strong>teressen, sondern e<strong>in</strong>e vielzahl von auslegungen<br />
der Programmatik (Stichworte aus der<br />
Grünen Welt realo oder F<strong>und</strong>i oder normalo).<br />
Jede Fraktion setzt sich aus e<strong>in</strong>er vielzahl von<br />
<strong>in</strong>teressen zusammen (Fraktions<strong>in</strong>teresse bis Frak-<br />
Spektrum der <strong>Mediation</strong> 21/2006