mediation in pLanen und bauen - Bundesverband Mediation eV
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als die teilnehmende Polizist<strong>in</strong> am ausgang<br />
von Jugendlichen aus dem viertel, die nicht<br />
zur Gruppe gehörten, angegriffen wurde <strong>und</strong><br />
ihren chef darum bat, nicht mehr mitarbeiten<br />
zu müssen – obwohl die Polizei zugesagt<br />
hatte, das Projekt ohne Wenn <strong>und</strong> aber zu<br />
unterstützen<br />
als der Bürgermeister persönlich von uns<br />
forderte, e<strong>in</strong>en Jugendlichen auszuschließen,<br />
nachdem ihm bekannt wurde, dass er e<strong>in</strong><br />
der Polizei bekannter Del<strong>in</strong>quent sei (was<br />
e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> war, ihn überhaupt e<strong>in</strong>zuladen).<br />
Diese ereignisse standen stellvertretend für die<br />
Probleme zwischen den Bevölkerungsgruppen<br />
<strong>und</strong> offiziellen Stellen im viertel <strong>und</strong> hätten das<br />
Projekt zum Scheitern br<strong>in</strong>gen können. Sie<br />
bewusst anzugehen, gehört allerd<strong>in</strong>gs zu den<br />
entscheidenden aspekten der thérapie Sociale.<br />
Der von ihr vorgegebene rahmen <strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dung<br />
mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen haltung, niemanden zu<br />
bewerten, allen Personen une<strong>in</strong>geschränkt mit<br />
Wertschätzung gegenüber zu treten <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e<br />
klare e<strong>in</strong>haltung der geme<strong>in</strong>samen Spielregeln<br />
zu sorgen, haben schließlich immer ermöglicht,<br />
diese Krisen geme<strong>in</strong>sam zu überw<strong>in</strong>den. Dazu<br />
trug auch bei, <strong>in</strong> solchen Momenten e<strong>in</strong>e Phase<br />
des herumirrens im nebel zuzulassen, <strong>in</strong> der<br />
wirklich ke<strong>in</strong>er weiter wusste – <strong>und</strong> auch die leitung<br />
dies nicht wegmoderiert, sondern achtsam<br />
begleitet hat, aus der dann aber wirklich authentische<br />
erkenntnisse, verständigungen <strong>und</strong> ideen<br />
entstanden s<strong>in</strong>d.<br />
Ke<strong>in</strong>e W<strong>und</strong>erlösungen, aber Welten, die<br />
anfangen, sich aufe<strong>in</strong>ander zu zubewegen...<br />
Die teilnahme war für alle, wie sie sagten, e<strong>in</strong><br />
reichhaltiges abenteuer außerhalb dessen,<br />
was sie kannten. Die Gruppe war durch Phasen<br />
der Depression, der entmutigung <strong>und</strong> der Ohnmacht<br />
gegangen. Man hatte dann aber <strong>in</strong>tensive<br />
Momente der Kreativität, der Befriedigung,<br />
der verb<strong>und</strong>enheit mite<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> des persönlichen<br />
Wachstums erlebt. Symbolische Grenzen<br />
zwischen bestimmten <strong>in</strong>stitutionen <strong>und</strong> Bevölkerungsgruppen<br />
konnten überw<strong>und</strong>en werden.<br />
e<strong>in</strong> Beispiel für die ungewöhnlichen ideen, die<br />
der Prozess ermöglichte: <strong>in</strong> dem Moment, als<br />
e<strong>in</strong> Jugendlicher aus dem Park beschloss, nicht<br />
mehr zu kommen – aus angst, von se<strong>in</strong>er clique<br />
als e<strong>in</strong>e art verräter gesehen zu werden – überlegte<br />
die sehr heterogene Gruppe kurzerhand,<br />
den Spieß herumzudrehen: es war nämlich sofort<br />
klar, dass man den Kontakt zu den „Problemträger<strong>in</strong>nen”<br />
aufrecht erhalten muss, damit der Park<br />
nicht wieder zu e<strong>in</strong>er no-Go-area wird <strong>und</strong> die<br />
Jugendlichen e<strong>in</strong>bezogen bleiben. So verabredete<br />
die Gruppe sich also spät abends im Park,<br />
Spektrum der <strong>Mediation</strong> 21/2006<br />
Berichte aUS aller Welt<br />
um die Jugendlichen zu treffen. es entstand dort<br />
e<strong>in</strong> sehr ernsthaftes Gespräch darüber, wie die<br />
Jugendlichen das leben <strong>und</strong> ihre lage im viertel<br />
wahrnehmen, aber auch darüber, wie die<br />
anwohner<strong>in</strong>nen die Situation im Park erleben.<br />
Die Ergebnisse des Projekts<br />
am ende der <strong>in</strong>haltlichen arbeit stand e<strong>in</strong> Konsens<br />
über konkrete vorschläge, wie man den Park<br />
zu e<strong>in</strong>em für alle sicheren <strong>und</strong> lebenswerten Platz<br />
im herzen des viertels machen könnte. Sie wurden<br />
öffentlich den entscheidungsträger<strong>in</strong>nen<br />
übergeben.<br />
zur erhöhung des Sicherheitsgefühls sollten z. B.<br />
e<strong>in</strong>e verbesserung der Beleuchtung <strong>und</strong> der<br />
öffentlichen verkehrsanb<strong>in</strong>dung sowie die e<strong>in</strong>richtung<br />
von K<strong>in</strong>derspielplätzen beitragen. Gleichzeitig<br />
sollte der Park die freie entfaltung der Jugendlichen<br />
ermöglichen, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> areal bestimmt<br />
werden sollte, auf dem Jugendliche sich treffen<br />
<strong>und</strong> sozusagen offiziell ‚herumhängen’ dürfen.<br />
Über den Park h<strong>in</strong>aus entwarf die Kooperationsgruppe<br />
e<strong>in</strong>e sehr detaillierte vision e<strong>in</strong>es „haus<br />
des täglichen lebens”, <strong>in</strong> dem die sozialen Kontakte,<br />
die <strong>in</strong> der Gruppe entstanden waren, auf<br />
das viertel ausgedehnt werden sollten. zum Beispiel<br />
sollten eltern hier dr<strong>in</strong>gend nötige Unterstützung<br />
bekommen können.<br />
auch wenn man während des Projekts die Bereitschaft<br />
der beteiligten <strong>in</strong>stitutionen, verantwortung<br />
zu übernehmen, spüren konnte, muss man<br />
gleichzeitig selbstkritisch konstatieren, dass<br />
nur e<strong>in</strong>ige vorschläge umgesetzt wurden <strong>und</strong><br />
es <strong>in</strong>zwischen, drei Jahre später, immer noch<br />
Ärger um den Park gibt. Die lehre daraus ist, die<br />
Gruppe der entscheidungsträger<strong>in</strong>nen noch stärker<br />
<strong>in</strong> den aushandlungsprozess der Konfliktklärung<br />
zu <strong>in</strong>volvieren <strong>und</strong> auch die Umsetzung<br />
der Beschlüsse noch mehr zu begleiten.<br />
Die wertvollsten ergebnisse des Projektes bestanden<br />
sicherlich <strong>in</strong> den zwischenmenschlichen<br />
entwicklungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe, <strong>in</strong> der man sich<br />
anfangs sehr misstrauisch <strong>und</strong> verschüchtert<br />
betrachtete. Die erfahrung brachte ganz normale<br />
Menschen auf e<strong>in</strong>e persönliche art <strong>und</strong> Weise <strong>in</strong><br />
Bewegung, um verantwortung für ihre lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu übernehmen <strong>und</strong> die aufteilung<br />
der Welt <strong>in</strong> „Wir guten Opfer” <strong>und</strong> „die bedrohlichen<br />
anderen” aufzuweichen. Das dürfte über<br />
die konkrete Gestaltung e<strong>in</strong>es Parks weit h<strong>in</strong>aus<br />
wirken.<br />
Sébastien Weill <strong>und</strong> Stefan Zech<br />
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KONTAKT<br />
Sébastien Weill,<br />
Sebastien.weill@relayance.fr<br />
Stefan Zech,<br />
Stefan.zech@gmx.de<br />
Im Park<br />
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