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ARCONDIS UPDATE No. 02|2018: The smarter solution

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Kolumne / Column<br />

Dr. Felix Brugger hat mehr<br />

als drei Jahrzehnte für die<br />

Pharmaindustrie gearbeitet<br />

und war hierbei für einen<br />

globalen Konzern wie auch<br />

für ein Biotech-Start-up<br />

tätig. Der promovierte<br />

Neurobiologe legte seinen<br />

Schwerpunkt in das Management<br />

internationaler<br />

Projekte in der Produkteentwicklung,<br />

verfügt aber<br />

auch über direkte Erfahrung<br />

in den Bereichen Clinical<br />

Operations, Continuous<br />

Process Improvement,<br />

Risk Management und Projektmanagement-Training.<br />

Seit seiner Pensionierung<br />

im Jahr 2015 unterstützt<br />

Brugger mehrere lokale wie<br />

auch internationale Projekte<br />

als Berater.<br />

Dr. Felix Brugger worked<br />

for the pharmaceutical<br />

industry for over three<br />

decades, for both a global<br />

corporation and a biotech<br />

startup. <strong>The</strong> neurologist<br />

focused on managing<br />

international projects in<br />

product development, but<br />

also has direct experience<br />

in the areas of clinical<br />

operations, continuous<br />

process improvement, risk<br />

management and project<br />

management training.<br />

Retired since 2015, Brugger<br />

now supports multiple local<br />

and international projects as<br />

a consultant.<br />

Brugger über ... Verloren im Projektalltag?<br />

Brugger about... Lost in your day-to-day projects?<br />

D_Erst kürzlich erhielt ich einen telefonischen<br />

„<strong>No</strong>truf“ eines Geschäftspartners: Ein Projekt<br />

war in Schwierigkeiten geraten und über Monate<br />

im Verzug.<br />

Ob ich mit meiner Erfahrung unterstützen könne, es<br />

wieder auf Kurs zu bringen? Ich sagte zu und fand<br />

mich wenige Tage später in der ersten Projektsitzung<br />

wieder. Bei Projektrettungen gibt es keine Zeit<br />

zu verlieren, also galt eine meiner ersten Fragen<br />

dem Plan: „Wo genau stehen wir heute?“ Anstatt<br />

jedoch auf den erfragten Plan schaute ich die nächsten<br />

Minuten in betretene Gesichter. Denn einen aktuellen<br />

Projektplan gab es nicht. „Die Projektarbeit<br />

verschlingt uns, wir hatten keine Zeit für Planung“,<br />

argumentierte das Team.<br />

Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Im Laufe<br />

meiner Karriere musste ich feststellen, dass das<br />

Arbeiten ohne aktuellen Projektplan keine Ausnahme,<br />

sondern oftmals risikoreiche Realität ist. Mich<br />

erstaunt, wie viele Unternehmen dies akzeptieren,<br />

denn in den meisten Fällen wird die„Planlosigkeit“<br />

teuer bezahlt: mit Projektverzug, Budgetübertritten<br />

und mangelhaften Ergebnissen.<br />

Je mehr ein Team unter Druck kommt, desto<br />

weniger Zeit nimmt es sich, überlegt zu handeln.<br />

Stattdessen arbeiten viele Teams einfach härter, viel<br />

härter, dabei aber wenig koordiniert und zielgerichtet.<br />

Die Konsequenz: Trotz des beachtlichen<br />

Einsatzes verringert sich die Chance auf einen<br />

erfolgreichen Projektabschluss. Gerade in schwierigen<br />

Phasen des Projekts ist es wichtig, das Team im<br />

„Denkmodus“ zu halten und nicht in blinde Betriebsamkeit<br />

überzugehen. Was hilft dabei? Genau, die<br />

Planung. Zu einem guten Plan zu kommen muss<br />

gar nicht zeitintensiv sein. Wichtig ist, dass er nicht<br />

vom Projektleiter im stillen Kämmerlein, sondern<br />

gemeinsam mit dem Team erstellt wird. Mein Rat:<br />

Lassen Sie die Person die Aktivität schätzen, die sie<br />

auch ausführt, denn sie ist die Expertin/der Experte.<br />

Und tappen Sie nicht in die Falle, bereits jede<br />

Aufgabe kürzen zu wollen, bevor der kritische Pfad<br />

überhaupt feststeht.<br />

Vernünftige Projektpläne sind kein starres Korsett,<br />

sondern lassen auch Raum für Unvorhergesehenes.<br />

Gerade bei innovativen Vorhaben ist das wichtig,<br />

denn ohne Erfahrungswerte ist es unumgänglich,<br />

sich erst einmal auf eine Vermutung, ein Bauchgefühl<br />

zu verlassen.<br />

Im Schach sagt man: „Ein schlechter Plan ist besser<br />

als kein Plan“, und das gilt auch für Projekte. Wichtig<br />

ist, dass der Plan nicht in der Schublade verschwindet.<br />

Sorgen Sie dafür, dass ihn jedes Projektmitglied<br />

kennt, und passen Sie ihn regelmässig im Team auf<br />

die neuen Erkenntnisse im Projektverlauf an.<br />

English<br />

E_Just recently, I received an “emergency call”<br />

from a business partner having difficulties with<br />

a project that was months behind.<br />

<strong>The</strong> question was whether I could put it back on<br />

track with my experience. I agreed, and just a few<br />

days later I found myself in my first meeting with<br />

the team. When saving projects, there is no time to<br />

lose, so one of the first things I asked was “Where<br />

are we at in the project plan today?” But instead<br />

of the plan I requested, I saw embarrassed faces.<br />

<strong>The</strong>re was no current project plan. “We’re drowning<br />

in work and didn’t have any time for planning,”<br />

argued the team.<br />

Does this situation seem familiar to you? Over<br />

the course of my career, I have come to realize<br />

that working without a current project plan is no<br />

exception, but often a risky reality. I am astounded<br />

by how many companies accept this fact, since in<br />

most cases they pay dearly for their lack of planning:<br />

project delays, going over budget and unsatisfactory<br />

results.<br />

<strong>The</strong> more pressure a team faces, the less time<br />

there is to act with reason. Instead, many teams<br />

simply work harder, much harder, but less coordinated<br />

and without an aim. <strong>The</strong> result: Despite all this<br />

dedication, the chances of completing the process<br />

successfully are low. In difficult project phases especially,<br />

it is important to keep the team in “thinking<br />

mode” and not to transition into mindless working.<br />

What helps in this case? Exactly – planning. Coming<br />

up with a good plan does not have to be time-consuming.<br />

It is important that it doesn’t come from<br />

the project manager alone, instead created together<br />

with the team. My advice: Let the people assess<br />

the activities they perform, after all they are the<br />

experts. And don’t walk into the trap of wanting to<br />

cut every task short before a critical path has even<br />

been determined.<br />

Sound project plans are no straightjacket. <strong>The</strong>y are a<br />

guide that allows for unforeseen events. This is important<br />

for innovative projects in particular. Without<br />

empirical values, it is essential to rely on a hunch,<br />

on a gut feeling.<br />

In chess, there is a saying “a bad plan is better<br />

than no plan,” and this applies to projects too. It is<br />

important to stick to the plan. Make sure that each<br />

member of the project is familiar with it, and regularly<br />

adapt it to new insights over the course of the<br />

project in collaboration with the team.<br />

Die Life Sciences brauchen<br />

einen neuen digitalen Boost<br />

– Wie Sie jetzt aktiv werden können!<br />

<strong>The</strong> life sciences need a digital boost<br />

– Get involved now!<br />

D_Die Digitalisierungswelle geht durch<br />

alle Branchen und als Vorreiter gelten<br />

Medien, Banken, Versicherungen, Telekommunikation<br />

und Einzelhandel. In der<br />

verarbeitenden Industrie, dort insbesondere<br />

im Automotive, hält das <strong>The</strong>ma unter<br />

dem Begriff „Industry 4.0“ ebenso rasant<br />

Einzug. Was mit Musik-Streaming begonnen<br />

hat, hat sich fortgesetzt in neuen<br />

Zahlungsmethoden, neuen Dienstleistungen<br />

bis hin zu neuen Währungen – und<br />

ist Bestandteil unseres Alltags geworden.<br />

Doch wenn wir einen Blick auf die Life<br />

Sciences Branche werfen, stellen wir fest,<br />

dass hier die Uhren derzeit noch etwas zu<br />

langsam gehen.<br />

Sichtbar wird dies beispielsweise dadurch,<br />

dass kleine Start-ups die Felder besetzen,<br />

die von den traditionellen Playern vernachlässigt<br />

werden. So entwickelt das in Baltimore<br />

ansässige Start-up Insilico Medicine mit<br />

Artificial Intelligence höchst innovativ neue<br />

Medikamente. Auch Technologieriesen wie<br />

Google und Amazon – quasi Wegbereiter<br />

der Digitalisierung – erkennen die enormen<br />

Chancen, ihre natürliche Stärke in die Life<br />

Sciences Branche einzubringen, und sorgen<br />

mit ihren Leistungen schon jetzt für Furore.<br />

Wir müssen uns also fragen, warum die<br />

Branche in ihrer Breite noch hinter ihren<br />

Möglichkeiten zurücksteht und so Neuen<br />

oder bislang Branchenfremden das Spiel<br />

überlässt.<br />

Warum die Branche nicht in<br />

Schwung kommt<br />

Nicht überall ist die Zeit stehen geblieben<br />

und globale Leader wie Roche und <strong>No</strong>vartis<br />

haben längst Initiativen gestartet. Diese<br />

drehen sich vorwiegend um personalisierte<br />

Medizin, Digital Patient Engagements,<br />

Wirksamkeitsnachweise, Effizienz und viele<br />

andere. <strong>No</strong>vartis hat sich ausserdem einen<br />

neuen Chief Digital Officer ins Boot geholt.<br />

Dieser kommt aus dem Einzelhandel und soll<br />

wohl für einen frischen Blickwinkel sowie<br />

neue Expertise sorgen. Ein gutes Beispiel,<br />

wohin für die Branche die Reise geht: hin<br />

zum Patienten – per Direktansprache und<br />

-kontakt.<br />

Aber auch Unternehmen, die bereits aktiv<br />

geworden sind in der digitalen Transformation,<br />

stossen auf eine wesentliche Barriere:<br />

Die Datengrundlage (Gesundheitsdaten)<br />

sowie die entsprechenden Standards und<br />

Schnittstellen sind in der stark regulierten<br />

Industrie noch nicht ausreichend geschaffen.<br />

Hinzu kommt der Trend, dass die Healthcare<br />

(Gesundheitswesen und Versicherungen)<br />

und Life Sciences Branche sich immer<br />

stärker vernetzen. Die Komplexität und<br />

damit auch die Anforderungen an Integration<br />

und Datenschutz, sowie die regulatorischen<br />

Hürden nehmen dabei stark zu.<br />

Durch das Bedürfnis der Endkunden, sich<br />

jederzeit und überall zu informieren, entsteht<br />

ausserdem neuer Bedarf an professionellem<br />

und zugleich individualisiertem medizinischem<br />

Content sowie der Erfassung und<br />

Verwaltung persönlicher Gesundheitsdaten.<br />

Längst konkret geht es beispielsweise in<br />

Estland zu. Dort sind digitale Patientenakten<br />

(sogar mit Blockchain) bereits Alltag, was in<br />

der Schweiz seit Jahren ein zähes Unterfangen<br />

ohne Ergebnis ist.<br />

Die Regularien und die Komplexität allein<br />

sind es jedoch nicht – woran also liegt es<br />

noch, dass die Branche hinterherhinkt?<br />

Sicher auch am fehlenden Druck zur Transformation.<br />

Denn das Geschäftsumfeld ist<br />

nach wie vor auch ohne grosse Anstrengungen<br />

zur digitalen Transformation positiv.<br />

Beispielsweise gelten Medizinprodukte als<br />

einer der grössten Wachstumsmärkte. Und<br />

so kommt es, dass sich derzeit weit weniger<br />

als die Hälfte der Unternehmen von der<br />

Digitalisierung betroffen sieht.<br />

Auch zwischen Forschung, Bildung, Politik<br />

und der Life Sciences Industrie ist das<br />

Engagement weiter ausbaufähig. In der<br />

Schweiz fördert der Bund beispielsweise<br />

Initiativen wie „Swiss Personalized Health<br />

Network“ (SPHN), um die Digitalisierung<br />

voranzutreiben. Diese sind jedoch auf das<br />

Gesundheitswesen fokussiert. Das ist nachvollziehbar,<br />

da dieser Bereich stark reguliert<br />

ist (woraus hohe Eintrittsbarrieren resultieren)<br />

und teilweise in öffentlicher Hand liegt.<br />

Es ist allerdings essenziell, auch die Industrie<br />

einzubinden, denn diese ist für die klinische<br />

Forschung und Entwicklung auf die Daten<br />

angewiesen.<br />

Um es deutlich zu machen: Der Startschuss<br />

ist gefallen, aber nur wenige beteiligen sich<br />

bislang am Lauf. Wer auch erfolgreich ins Ziel<br />

kommen will, muss mitlaufen und Ausdauer<br />

haben – und sollte schon gar nicht auf andere<br />

oder die Politik warten.<br />

Was konkret unternommen<br />

werden sollte<br />

Um die Erfolgsbranche weiter auf Kurs zu<br />

halten, haben wir eigentlich alle Karten in<br />

der Hand: eine führende Position im Life<br />

Sciences Weltmarkt, Top-Universitäten und<br />

-Spitäler, den Status als eine der innovativsten<br />

Regionen der Welt, hervorragende<br />

Forschung und Entwicklung sowie ein global<br />

renommiertes Gesundheitswesen. Nutzen<br />

wir sie, denn zu gross ist die Bedeutung der<br />

Branche in der DACH-Region, als dass der<br />

Wandel zur Digitalen Life Sciences verpasst<br />

werden dürfte.<br />

Fortsetzung<br />

Continuation

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