15.12.2012 Aufrufe

Die Rothenburgsorter Wasserkunstinsel Kaltehofe und die ...

Die Rothenburgsorter Wasserkunstinsel Kaltehofe und die ...

Die Rothenburgsorter Wasserkunstinsel Kaltehofe und die ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Kaltehofe</strong>-Info. v.i.S.d.P: Hanne_hollstegge@web.de, Glashüttenstr. 101, 20357 HH, Kontakt <strong>und</strong> Hinweise: 040-4392 912<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Schöpfen, Vorklären, Filtern, Pumpen = ein Wasserwerk<br />

Das Elbwasser-Schöpf- <strong>und</strong> Vorklärwerk auf der Billwerder Insel bildet mit dem Filterwerk<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> dem Pumpwerk am Billhorner Deich am "<strong>Rothenburgsorter</strong> Wasserturm" von<br />

1848, ein Wasserwerk. Im Vorklärwerk Billwerder Insel wurde das Wasser aus der Norderelbe<br />

bzw. aus den Flachbrunnen – in Absetzbecken von Schwebstoffen etc. geklärt. <strong>Die</strong><br />

Verdüsungsanlage verminderte u.a. den Mangan- <strong>und</strong> Eisengehalt. Nach Kalkzugabe<br />

(1970/80er) floss <strong>die</strong>ses sogenannte Rohwasser durch <strong>die</strong> Absetzbecken <strong>und</strong> danach durch<br />

einen 2,60 m weiten Kanal <strong>und</strong> ein 1,60 m weites Rohr nach <strong>Kaltehofe</strong> jeweils in ein<br />

Filterbecken. <strong>Die</strong> Kontrollschächte der Leitungen sind entlang des Hauptdeichs zu sehen.<br />

Von den ehemals 22 Filterbecken auf <strong>Kaltehofe</strong> (davon 21 mit 110x83 m) sind heute noch<br />

ca. 17 mit Wasser gefüllt. An den Filterbecken stehen sich jeweils ein Zuflussbrunnenhaus für<br />

Rohwasser <strong>und</strong> ein Abflussbrunnenhaus für Reinwasser gegenüber. Während über ein<br />

Brunnenhaus – auch Schieber- oder Regulierhäuschen genannt – das Rohwasser<br />

eingelassen wurde, konnte durch das anderen Brunnenhaus, das unterhalb der Sandschicht<br />

zusammenlaufende gefilterte Reinwasser “abgezapft” werden. Durch einen Düker<br />

(unterirdisches Rohr) gelangte es durch <strong>die</strong> Billwerder Bucht zum Pumpwerk am Billhorner<br />

Röhrendamm/Billhorner Deich. <strong>Die</strong> Filterreinigung auf <strong>Kaltehofe</strong>, der Abtrag der<br />

verschmutzten, „dichten“ Sandschichten, geschah in harter Knochenarbeit per Hand (1980er<br />

min. 2x/Jahr); der Transport zur „Hamburger Sandwäsche“ per Karren, mithilfe von Pferden<br />

<strong>und</strong> einer Werkbahn. (<strong>Die</strong> letzte <strong>Kaltehofe</strong> Feldbahn<strong>die</strong>sellok für 60 cm Gleisbreite wurde<br />

1972 gebaut <strong>und</strong> steht in Siek.) Nach Abtrag der verschmutzten Sandschichten wurden <strong>die</strong><br />

Filter gespült <strong>und</strong> das Spülwasser in <strong>die</strong> Billwerder Bucht befördert <strong>und</strong> zwar mittels zweier<br />

Entleerungspumpwerke. Eines davon steht noch am nördlichen Hinterdeich. Es besitzt<br />

eine achteckige Gr<strong>und</strong>fläche wie auch bei Kirchenbauten nicht unüblich. 1960 arbeiteten<br />

auf der Billwerder Insel <strong>und</strong> <strong>Kaltehofe</strong> noch 17 HWW-Angestellte <strong>und</strong> 40 Arbeiter.<br />

5. Kulturdenkmal – ohne Denkmalschutz <strong>und</strong> ausreichende<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Das Denkmalschutzamt empfiehlt seit 1992 <strong>die</strong> Aufnahme des Ensembles Filterwerk<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> Schöpf-<strong>und</strong> Vorklärwerk Billwerder Insel in <strong>die</strong> Denkmalschutzliste. Schließlich<br />

handelte es sich – nach derzeitigem Kenntnisstand – um ein innerhalb Deutschlands in<br />

Ausdehnung <strong>und</strong> Art ein einzigartiges Wasserindustrie-Denkmal. Allerdings sind<br />

mittlerweile <strong>die</strong> Brunnenhäuser auf beiden Inseln stark beschädigt (<strong>und</strong>ichte Dächer, ausgehängte<br />

Türen etc.). Instandsetzungsmaßnahmen sind dringend erforderlich!<br />

Anhand von <strong>Kaltehofe</strong> kann Architektur-<strong>und</strong> Technikgeschichte des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

Hamburger Politik <strong>und</strong> Stadtentwicklung erzählt werden. <strong>Die</strong> (Franz) Andreas Meyer<br />

Straße erinnert an den verantwortlichen Architekten, der <strong>die</strong> „Hannoversche<br />

Backsteinneugotik“ mit einer Vorliebe für schmiedeeiserne Details vertrat, wie sie auch in<br />

der Speicherstadt zu sehen ist. Vergleichanlagen, wie <strong>die</strong> Filterbecken in<br />

Friedrichshagen in Ost-Berlin am Müggelsee (1893) sind wegen des dort strengeren<br />

Winters überwölbt, <strong>die</strong> offenen Filterbecken in Rotterdam-Kralingen größtenteils<br />

trockengelegt. Altonas r<strong>und</strong> 50 Jahre älteren Filterbecken auf dem Baursberg haben<br />

keine Brunnenhäuser.<br />

<strong>Kaltehofe</strong>s zylindrische Brunnenhäuser mit dem Kegeldach sind im historistischen Stil<br />

(quasi <strong>die</strong> Postmoderne des 19. Jh.) gehalten. <strong>Die</strong> halbkugeligen Brunnenhäuser auf der<br />

Billwerder Insel scheinen orientalische Vorbilder zu haben oder Jule-Verne-Ideen<br />

nachzuempfinden. Im heute leerstehenden <strong>Kaltehofe</strong>r gelben “Märchenschloss” wie es<br />

<strong>Rothenburgsorter</strong> Kinder nennen, im Stil einer Fabrikantenvilla waren das Labor des<br />

Hygienischen Instituts, ein Teil der HWW-Verwaltung, sowie drei <strong>Die</strong>nstwohnungen<br />

untergebracht (Architektur: Bauinspektor J.H.W. Wulff). Zu den Gebäuden auf <strong>Kaltehofe</strong> aus<br />

den 1940er bis 1970er Jahren zählen: Brunnenhäuser am Hinterdeich, das Sozialgebäude<br />

neben der Villa, <strong>die</strong> Schnellfilteranlage im Norden.<br />

Eine Eintragung in <strong>die</strong> Denkmalschutzliste, böte einen gewissen Erhaltungsschutz, der<br />

dringend erforderlich ist. Aber <strong>die</strong> Finanzbehörde wandte sich dagegen: Der Verkaufswert<br />

<strong>Kaltehofe</strong>s soll durch Denkmalschutz nicht einschränkt werden.<br />

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 3 / 10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!