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Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des 19. bis ...

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Aus dem Institut <strong>für</strong> Tierernährung<br />

der Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />

<strong>Krippenfuttermittel</strong> <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, <strong>Entwicklungen</strong> <strong>vom</strong> <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>19.</strong> <strong>bis</strong> Mitte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und<br />

Nordamerika)<br />

INAUGURAL-DISSERTATION<br />

zur Erlangung <strong>des</strong> Gra<strong>des</strong> einer Doktorin der Veterinärmedizin<br />

(Dr. med. vet.)<br />

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

Vorgelegt von<br />

Ulrike Bernemann, geb. Weitkamp<br />

aus Coesfeld<br />

Hannover 2005


Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h. c. H. Meyer<br />

1.Gutachter: Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h. c. H. Meyer<br />

2.Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. J. Schäffer<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 24. Mai 2005


In Erinnerung an meine Mutter.<br />

Meiner Familie


Inhaltsverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Einführung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1.1 Einleitung und Fragestellung 1<br />

1.2 Material 2<br />

1.2.1 Quellen 2<br />

1.2.2 Maße und Gewichte 4<br />

1.2.3 Zahl, Nutzung und Haltung der <strong>Pferde</strong> im <strong>19.</strong> und beginnenden 20. Jahrhundert 6<br />

Ergebnisse<br />

2. Getreide und andere Körner<br />

2.1 Hafer 8<br />

2.2 Gerste 19<br />

2.3 Sonstige Getreidekörner (Weizen, Roggen, Hirse, Reis, Buchweizen) 25<br />

2.4 Mais 33<br />

2.5 Hülsenfruchtkörner 45<br />

3. Wurzeln und Knollen<br />

3.1 Kartoffeln 51<br />

3.2 Rüben, Mohrrüben und Topinambur 60<br />

3.3 Rückstände aus der Zuckerproduktion und Zucker 66<br />

4. Rückstände aus Brauereien, Brennereien und Müllereigewerbe 87<br />

5. Ölsamen und Rückstände aus der Ölproduktion 92<br />

Seite


6. Futtermittel tierischer Herkunft<br />

6.1 Fleisch, Fleischmehl, Blut 96<br />

6.2 Fleisch- Blut- Panseninhalt- Gemische 100<br />

7. Futterkonzentrate und Mischfutter 103<br />

8. Ergänzungsfuttermittel<br />

8.1 Mineralische und andere Ergänzungen 126<br />

8.2 Roborierende Futtermittel, Tonika 127<br />

9. Not- und Ersatzfuttermittel<br />

9.1 Strohkraftfutter, Holzmehl und Zellulose 135<br />

9.2 Laub und Reisig 141<br />

9.3 Eicheln, Kastanien und Bucheckern 145<br />

9.4 Speiseabfälle 147<br />

9.5 Sonstige Notfuttermittel 148<br />

Diskussion 150<br />

Zusammenfassung 161<br />

Summary 164<br />

Literaturverzeichnis 167


Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Bücher mit dem Schwerpunkt Futtermittel 3<br />

Tab. 2: Maisfütterungsversuche bei <strong>Pferde</strong>bahngesellschaften und Militär 34<br />

Tab. 3: Berichte über den Einsatz von Torfmelasse 72<br />

Tab. 4: Blutzuckerspiegel der Tiere in dem Zuckerfütterungsversuch von<br />

ELLENBERGER und WAENTIG (1916) 84<br />

Tab. 5: Zusammensetzung der drei Futterkuchen (in %), die 1872 von<br />

MANTEUFFEL in der deutschen Okkupationsarmee in Frankreich<br />

getestet wurden (nach KÖNIG 1896) 108<br />

Tab. 6: chemische Zusammensetzung von zwei Futterkuchen, 1873 getestet<br />

von der deutschen Armee, im Vergleich zum Hafer nach MÜLLER (1873) 110<br />

Tab. 7: Versuche mit Robur und Roborinprodukten 128<br />

Tab. 8: Anbauflächen verschiedener Ackerpflanzen (%) in Deutschland<br />

(ACHILLES 1993) 151<br />

Tab. 9: Einführung von <strong>Krippenfuttermittel</strong>, zeitlicher Ablauf 157<br />

Tab.10:Umfang der thematischen Behandlung der einzelnen Haferersatzfuttermittel<br />

<strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> in den einschlägigen Büchern 159<br />

Seite


Abkürzungsverzeichnis<br />

allg. allgemein<br />

ANON. anonymer Autor<br />

Aufl. Auflage<br />

bzw. beziehungsweise<br />

Ca Kalzium<br />

et al. et altera<br />

evtl. eventuell<br />

FM Futtermittel<br />

g Gramm<br />

Kap. Kapitel<br />

kg Kilogramm<br />

KH Kohlenhydrate<br />

KM Körpermasse<br />

l.c. locatio citato (am angeführten Ort)<br />

LM Lebendmasse<br />

Milit. Militär<br />

Mio. Millionen<br />

N- frei stickstofffrei<br />

Omnibusges. Omnibusgesellschaft<br />

P Phosphor<br />

Pfd. Pfund<br />

<strong>Pferde</strong>bahnges. <strong>Pferde</strong>bahngesellschaft<br />

Rp Rohprotein<br />

s. siehe<br />

S. Seite / en<br />

sog. sogenannten<br />

Straßenbahnges. Straßenbahngesellschaft<br />

Tab. Tabelle<br />

teilw. teilweise<br />

TS Trockensubstanz<br />

u.a. unter anderem<br />

u.ä. und ähnliches<br />

z. B. zum Beispiel<br />

verd. oder v verdaulich<br />

z. T. zum Teil<br />

< vor<br />

> nach


Einführung<br />

1.1 Einleitung und Fragestellung<br />

1<br />

Die Fütterung der <strong>Pferde</strong> veränderte sich in Europa und Nordamerika im Laufe <strong>des</strong> <strong>19.</strong> und<br />

beginnenden 20. Jahrhunderts nachhaltig.<br />

Diese Entwicklung wurde einerseits begünstigt durch Änderungen in der landwirtschaftlichen<br />

Produktion (Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur Fruchtfolgewirtschaft, vermehrter<br />

Anbau von Kartoffeln und Rüben), zum anderen durch eine teilweise Konzentrierung von<br />

<strong>Pferde</strong>n in den Städten und beim Militär. Zu den traditionellen Futtermitteln wie Heu, Stroh,<br />

Laub, Hafer und Leguminosen kamen Kartoffeln, Rüben, Rückstände der Getreide-,<br />

Ölfrüchte- und Zuckerrübenverarbeitung sowie Futtermittel tierischer Herkunft. Schließlich<br />

gab es Versuche zur Herstellung von Konzentraten, Misch- und Alleinfuttern. Diese neuen<br />

<strong>Krippenfuttermittel</strong> sollten die Futterkosten senken, teilweise auch den Arbeitsaufwand bei<br />

der Fütterung verringern.<br />

Nachdem in früheren Arbeiten über die Forschungsarbeiten zur Verdauungsphysiologie sowie<br />

über den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel der <strong>Pferde</strong> von KLINGEBERG-<br />

KRAUS 2001 und über den Mineralstoff- und Vitaminstoffwechsel 1998 von<br />

OHLENDORF zusammenfassend berichtet wurde, sollen in der vorliegenden Arbeit anhand<br />

internationaler Literaturrecherchen (mit dem Schwerpunkt Europa und Nordamerika)<br />

Versuche und Beobachtungen über Prüfung und Einsatz der wichtigsten <strong>Krippenfuttermittel</strong><br />

der <strong>Pferde</strong> kritisch beurteilt und zusammenfassend dargestellt werden. Dabei werden die<br />

„neuen“ Futtermittel <strong>für</strong> die Zeit von 1800 <strong>bis</strong> 1950 besonders berücksichtigt. Eine zeitliche<br />

Begrenzung <strong>bis</strong> 1950 erschien angebracht, da nach dem Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen<br />

Misch- und Ergänzungsfutter weiter entwickelt und perfektioniert wurden, aber keine neuen<br />

Einzelfuttermittel eingeführt wurden.<br />

Bisher fehlen detaillierte Übersichten zu diesem Thema. KRAUSE 1933 behandelt diese<br />

Fragen nur sehr pauschal, während NABER 1990 sowie STEFFENS 1996 nur schmale<br />

Sektoren (Gestüte in Niedersachsen bzw. Militär) abdecken. Übersichten aus den USA<br />

(SQUIBB, 1958; HINTZ, 1990) erstrecken sich vorrangig auf das 20. Jahrhundert. Bei ihnen,<br />

wie auch bei der älteren hervorragenden Übersicht von OLSSON und RUUDVERE (1955)<br />

aus Schweden fehlen viele Details, insbesondere aber Angaben über die stimulierenden Kräfte<br />

in der Entwicklung der <strong>Pferde</strong>fütterung.


1.2 Material<br />

2<br />

Für die vorliegende Arbeit wurden Publikationen über die Prüfung und Verwendung von<br />

<strong>Krippenfuttermittel</strong>n chronologisch zusammengestellt. Bis etwa 1800 existieren nur wenige<br />

Einzelpublikationen, die sorgfältige Beobachtungen oder gar eigene Experimente zum Inhalt<br />

haben.<br />

Die <strong>bis</strong> zu diesem Zeitpunkt publizierten Bücher enthalten Angaben zur Verwendung<br />

verschiedener Futtermittel, die allein auf Beobachtungen und subjektiven Eindrücken<br />

beruhen. Diese Aussagen genügen aus heutiger Sicht zweifellos nicht wissenschaftlichen<br />

Kriterien, bleiben aber aufgrund jahrhundertelanger Erfahrungen, die teilweise <strong>bis</strong> in die<br />

Antike reichen, und der Vielzahl der Berichte mit überwiegend übereinstimmenden<br />

Ergebnissen eine wichtige Informationsquelle. Den einzelnen Kapiteln zu den verschiedenen<br />

Futtermitteln werden nur die bedeutendsten älteren Buchpublikationen vorangestellt.<br />

Auch im <strong>19.</strong> Jahrhundert enthalten Fachbücher noch wichtige persönliche Erfahrungen oder<br />

auch eigene, an anderer Stelle nicht publizierte Ergebnisse. Diese Resultate werden – soweit<br />

erkennbar – in die Übersichten mit aufgenommen. Im übrigen basieren die Aussagen auf<br />

Einzelpublikationen. Die wissenschaftliche Bewertung dieser Arbeiten bereitete zum Teil<br />

Schwierigkeiten. Handelte es sich ausschließlich um Beobachtungen (Empirie), so waren Zahl<br />

und Sorgfalt der Beobachtungen Kriterien <strong>für</strong> ihre Aussagekraft. Bei Experimenten mit<br />

exakten Angaben über Versuchsbedingungen und weitgehend quantitativen Aussagen zu den<br />

Ergebnissen fiel die Beurteilung leichter.<br />

1.2.1 Quellen<br />

Für die Sammlung der Daten standen die nachfolgend genannten Referateblätter und<br />

Literatursammlungen zur Verfügung, im <strong>19.</strong> Jahrhundert auch Registerbände von<br />

wissenschaftlichen Zeitschriften sowie verschiedene Periodika:<br />

• KUERS, F. A.: Jahresbericht über die Fortschritte und critische Uebersicht der<br />

gesammten in- und ausländischen Literatur im Gebiet der Wissenschaft der Viehzucht<br />

und Thierheilkunde <strong>des</strong> Jahres 1834, Berlin 1835<br />

• Magazin <strong>für</strong> die gesamte Thierheilkunde<br />

Bd. 1 (1835) – Bd. 40 (1874)<br />

• Repertorium der Thierheilkunde<br />

Bd. 1 (1840) – Bd. 40 (1879)<br />

• Mitteilungen aus der thierärztlichen Praxis im preussischen Staate<br />

Bd. 1 (1852/53) – Bd. 12 (1863/64) und Bd. 19 (1870/71) – Bd. 22 (1874/75)<br />

• Journal <strong>für</strong> die Landwirtschaft<br />

Bd. 1 (1853) – Bd. 90 (1944)<br />

• Berichte über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen<br />

Bd. 1 (1856/57) – Bd. 63 (1920)<br />

• Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen<br />

Bd. 1 (1859)- Bd. 33 (1878)


• Pflüger´s Archiv <strong>für</strong> die gesamte Physiologie <strong>des</strong> Menschen und der Thiere<br />

Bd. 1 (1868) – Bd. 2. 1869; Bd. 4 (1878) – Bd. 131 (1910)<br />

• Landwirtschaftliche Jahrbücher<br />

Bd. 1 (1872) – Bd. 50 (1920)<br />

• FALKE: Thierärztliche Jahrbücher<br />

Bd. 1 (1878) <strong>bis</strong> Bd. 4 (1881)<br />

• Biedermann´s Centralblatt <strong>für</strong> Agriculturchemie und rationelle Landwirthschaft<br />

Bd. 1 (1879) – Bd. 24 (1895)<br />

• Jahresberichte über die Leistungen auf dem Gebiet der Veterinär-Medizin<br />

Bd. 1 (1881) – Bd. 47 (1928), redigiert von ELLENBERGER und SCHÜTZ<br />

3<br />

Bei den in diesen Zusammenstellungen erfassten Arbeiten wurden die in deren<br />

Schriftumsverzeichnis aufgeführten Publikationen zusätzlich berücksichtigt. Zur Kontrolle<br />

und Ergänzung dienten weiterhin Bücher oder Buchbeiträge mit einem umfangreichen<br />

Schrifttumsnachweis – auch aus der 2. Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts. In Tab. 1 sind die Bücher<br />

mit dem Schwerpunkt Futtermittel chronologisch aufgelistet.<br />

Tab. 1: Bücher mit dem Schwerpunkt Futtermittel<br />

Autor Erscheinungsjahr Titel<br />

GIBBONS 1780 Abhandlung von den Krankheiten der <strong>Pferde</strong> und ihrer<br />

Heilung<br />

CLARK 1790 Abhandlung von der Verhuetung der <strong>Pferde</strong>krankheiten,<br />

welche ihren Grund in fehlerhafter Beschaffenheit der<br />

Staelle, <strong>des</strong> Futters, <strong>des</strong> Wassers, der Luft und der<br />

Bewegung haben.<br />

KUERS 1839 Die Diätetik oder Gesundheitslehre <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s, Schafes<br />

und Rin<strong>des</strong><br />

MAGNE u. 1844 Grundlagen der Veterinär-Hygiene, Allgemeine Diätetik<br />

FUCHS<br />

der Haustiere<br />

HAUBNER 1845 Die Gesundheitspflege der landwirthschaftlichen<br />

Haussäugethiere, 1. Aufl.<br />

FALKE 1850 Lehrbuch der Diätetik und Gesundheitspflege der<br />

landwirtschaftlichen Haussäugethiere<br />

KOERBER 1858 Die Ernährung, Wartung und Pflege der Hausthiere<br />

WOLFF 1861 Die landwirtschaftliche Fütterungslehre und die<br />

Therorie der menschlichen Ernährung<br />

ZÜRN 1875 Von der Ernährung der Hausthiere<br />

HAUBNER 1881 Die Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen<br />

Haussäugethiere<br />

LUDEWIG 1906 Handbuch der Hygiene und Diätetik <strong>des</strong> Truppenpfer<strong>des</strong><br />

KARIGER 1963 Die Entwicklung der Mischfutterindustrie in<br />

Deutschland<br />

BECKER u.<br />

NEHRING<br />

1965 Handbuch der Futtermittel, Bd. 1-3<br />

ZIEGER 1973 Das deutsche Veterinärwesen im Zweiten Weltkrieg


4<br />

Weitere Buchveröffentlichungen aus dieser Zeit, die sich unter anderem auch mit<br />

Futtermitteln beschäftigen, sind bei OHLENDORF (1998 S. 13-22) aufgeführt.<br />

Der größte Teil der Arbeiten konnte im Original gelesen werden. Nicht erreichbare Quellen –<br />

auch per Fernleihe – werden mit Angaben der Herkunft zitiert. Bei den auf diese Weise<br />

erfassten Veröffentlichungen wurden jeweils die im Schrifttumsverzeichnis aufgeführten<br />

Literaturhinweise weiter verfolgt. Dadurch wurde eine weitgehend vollständige Erfassung der<br />

verfügbaren Arbeiten zum Thema der Dissertation möglich. Wenn einzelne Publikationen aus<br />

weniger bekannten Zeitschriften oder bestimmten Ländern nicht erfasst wurden, so sind sie –<br />

bei ausbleibender Zitierung in der erfassten Literatur – vermutlich von geringerer Relevanz<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung der <strong>Pferde</strong>ernährung gewesen.<br />

Die einzelnen Kapitel zu den <strong>Krippenfuttermittel</strong>n sind thematisch und innerhalb der<br />

einzelnen Futtermittel weitgehend chronologisch aufgebaut.<br />

In vielen Veröffentlichungen werden alte Maße und Gewichte angegeben. Dazu wird hier eine<br />

Auswahl von relevanten Maß- und Gewichtsangaben aus der jeweiligen Zeit nachfolgend<br />

aufgeführt:<br />

1.2.2 Maße und Gewichte (nach HELLWIG, 1979)<br />

Faß 1. altes Hohlmaß <strong>für</strong> Flüssigkeiten, auch <strong>für</strong> Getreide; regional unterschiedlich:<br />

Bayer (Bier) 17,1 hl<br />

Dänemark 8,98 hl<br />

Hamburg (Wein) 8,7 hl<br />

(Getr.) 0,53 hl<br />

Hannover 2,02 hl<br />

Lübeck (Bier) 1,45 hl<br />

Österreich (Wein) 5,8 hl<br />

Oldenburg 2,13 hl<br />

Preußen (Bier) 2,3 hl<br />

Sachsen (Wein) 4,0 hl<br />

2. metrisches Körpermaß der Maß- u. Gewichtsordnung <strong>für</strong> den Norddt. Bund:<br />

1 Faß = 1 hl<br />

Grad Réamur (°R), Temperatureinheit nach der Réamur-Skala mit 80° zwischen Gefrierund<br />

Siedepunkt <strong>des</strong> Wassers (0°- 80° R).<br />

Gran [lat. granum „Samenkorn“], altes Apothekergewicht (Medizinalgewicht) von der<br />

Schwere eines Pfefferkorns; regional unterschiedlich:<br />

Baden 0,065 g<br />

Bayern 0,0625g<br />

Hannover 0,0625g<br />

Mecklenburg 0,061 g<br />

Österreich 0,073 g<br />

Preußen 0,061 g<br />

Sachsen 0,061 g


Himten, Himpten, altes Getreidehohlmaß von regional unterschiedlicher Wertigkeit:<br />

Braunschweig 31,15 l<br />

Hannover 31,15 l<br />

Schlesw.-Holstein 34,78 l<br />

5<br />

Lot, 1. alte mittel- u. nordeurop. Gewichts- bzw. Masseeinheit; regional unterschiedlich,<br />

meist 1/32, später 1/30 Pfund: 1 Lot = 15,6-17,5 g; altes Edelsteingewicht.<br />

2. als Qualitätsangabe bei silbernen Stücken, wieviel Sechszehntel der Gesamtmasse<br />

aus reinem Silber bestehen (Lötigkeit);<br />

16lötiges Silber = reines Silber,<br />

8lötiges Silber = Anteil <strong>des</strong> reinen Silber an der Gesamtmasse (50%)<br />

3. alte russ. Gewichts- u. Masseeinheit: 1 Lot = 3 Solotnik = 288 Dolja = 12,8 g.<br />

Metze 1. altes Hohlmaß von regional sehr unterschiedlicher Größe:<br />

Bayern 37 l<br />

Österreich 61,5 l<br />

Preußen 3,4 l<br />

2. altes sächsisches Feldmaß: 1 Metze = etwa 2,46 a<br />

Metzen, Metze, altes Hohlmaß in Österreich- Ungarn: 1 Metzen = 53,3 bzw. 61,49 bzw. 80 l<br />

Pfund:1. eine nicht gesetzliche, in Deutschland <strong>bis</strong> 1935 zugelassene Masse- und<br />

Gewichtseinheit: 1 Pfund = 500 g = 0,5 kg<br />

2. altes deutsches Krämergewicht; die Pfundgewichte wurden unterteilt in 32 Lot zu 4<br />

Quentchen zu 4 Pfenniggewichten zu 2 Hellergewichten;<br />

1 Pfund = 32 Lot = 128 Quentchen = 512 Pfenniggewichte = 1024 Hellergewichte;<br />

regional unterschiedlich: das Pfund betrug zwischen 467,6 – 561,9 g. Seit 1858 galt im<br />

Dt. Zollverein 1 Pfund = 500 g.<br />

3. Apothekerpfund, altes Apotheker- und Medizinalgewicht; Einteilung regional<br />

unterschiedlich: 1 Pfund = 12 Unzen = 96 Drachmen = 288 Skrupel = 5760 Gran =<br />

350,78 <strong>bis</strong> 420 g<br />

Quart (4°), 1. altes Flüssigkeitshohlmaß, urspr. dem vierten Teil eines größeren Maßes<br />

entsprechend; regional unterschiedlich:<br />

Bayern 0,27 l<br />

Braunschweig 0,94 l<br />

Bremen 0,8 l<br />

Hamburg 0,9 l<br />

Hannover 0,97 l<br />

Lübeck 0,9 l<br />

Preußen 1,145 l<br />

2. altes Schweizer Hohlmaß: 1 grand quart 19,73 l<br />

1 petit quart 4,95 l<br />

3. (qt.), Raummaß <strong>des</strong> Englischen Systems;<br />

1 Quart = 2 pints; von unterschiedl. Größe:<br />

brit. Flüssigkeitsmaß: 1,14 l<br />

US-amerik. Flüssikeitsmaß 0,946 l<br />

brit. Trockenhohlmaß 1.14 l<br />

US-amerik. Trockenhohlm.: 1,12 l


6<br />

Scheffel: 1. Altes Hohlmaß <strong>für</strong> trockenes Schüttgut; regional sehr unterschiedlich:<br />

Bayern 222,36 l<br />

Österr.-Schlesien 76,36 l<br />

Preußen 54,96 l<br />

Sachsen 103,82 l<br />

2. metrisches Körpermaß der Maß- und Gewichtsordnung <strong>für</strong> den Norddt.<br />

Bund; von 1872 <strong>bis</strong> 1884 Maßeinheit <strong>des</strong> Deutschen Reiches: 1 Scheffel = 50 l<br />

Solotnik alte russische Gewichtseinheit: 1 Solotnik = 96 Dolja = 4,265 g<br />

1.2.3 Zahl, Nutzung und Haltung der <strong>Pferde</strong> im <strong>19.</strong> und beginnenden 20. Jahrhundert<br />

Im Mittelalter wurden <strong>Pferde</strong> nur auf großen landwirtschaftlichen Gütern genutzt, in den<br />

kleinbäuerlichen Familienbetrieben waren Ochsen die bevorzugten Zugtiere. Reit- oder<br />

Kutschpferde konnte sich nur die oberste Gesellschaftsschicht leisten.<br />

Während <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts nahm die <strong>Pferde</strong>population in der Welt – vorrangig in Europa<br />

und Nordamerika – nachhaltig zu. Wird ihre Zahl um 1800 noch mit etwa 50 Mio. angesetzt,<br />

kommt man <strong>für</strong> 1910 <strong>bis</strong> 1920 auf etwa 110 Mio. <strong>Pferde</strong> weltweit (BARCLAY, 1980, S. 339).<br />

BITTERMANN (1956, S. 42) beziffert die Zahl der <strong>Pferde</strong> in Deutschland <strong>für</strong> das Jahr 1800<br />

auf 2,7 Mio. und 100 Jahre später auf 4,2 Mio.<br />

Laut PAROW (1908) verteilen sich die in Deutschland gehaltenen 4,33 Mio. <strong>Pferde</strong><br />

folgendermaßen:<br />

- 50.000 im Brauereigewerbe - 2,5 Mio. in der Landwirtschaft<br />

- 105.000 als Militärpferde - 750.000 sind Fohlen.<br />

- 925.000 in der Industrie und Stadt<br />

Ab den dreißiger Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts verdrängt die Entwicklung der Dieselmotoren<br />

die <strong>Pferde</strong> nach und nach in der Landwirtschaft und im Transportwesen (BARCLAY 1980,<br />

S. 339). Vor dem 2. Weltkrieg gab es nach FAO-Berichten weltweit noch ca. 95 Mio. <strong>Pferde</strong>,<br />

im Jahr 1951/52 waren es ca. 75 Mio. (FAO 1956, S. 113). Bis zum Jahre 2000 ging ihre Zahl<br />

<strong>bis</strong> auf rd. 58 Mio. zurück (2001, FAO Production Yearbook, 55, S. 209).<br />

Der Anstieg der <strong>Pferde</strong>haltung (unterstützt durch die Gründung von Staatsgestüten Ende <strong>des</strong><br />

18. Jahrhunderts, GOLTZ, 1902, S.465) während <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts hatte mehrere Gründe<br />

und nachhaltige Folgen <strong>für</strong> den Einsatz verschiedener Futtermittel. Der wichtigste Impuls<br />

ging von dem Nahverkehr in den Städten aus. Der Bau von Eisenbahnen in den ersten<br />

Dezennien <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts brachte einerseits den Fernverkehr mit <strong>Pferde</strong>kraft<br />

vollständig zum Erliegen, förderte andererseits aber nachhaltig den Personen- und<br />

Güterverkehr im Nahbereich und begründete so die industrielle Revolution. Den Transport<br />

der nun in großen Mengen benötigten Waren und Güter zu und von den Bahnhöfen<br />

übernahmen ausschließlich pferdebespannte Fahrzeuge (NIPPERDEY, 1983, S. 190-193).<br />

1816 gab es in Preußen 8440 <strong>Pferde</strong> im Frachtgewerbe, 1867 hatte sich ihre Zahl schon auf<br />

27.464 verdreifacht (JÄHNS, 1872, S. 456-457).<br />

Mit dem Wachstum der Städte stieg zusätzlich per se der innerstädtische Verkehr, mit<br />

<strong>Pferde</strong>omnibussen aber auch mit Einzelfahrzeugen (Cabs, Droschken, Kremser, Kutschen),<br />

später auch mit <strong>Pferde</strong>bahnen (Mitte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts erste <strong>Pferde</strong>bahnen in Amerika,<br />

1865 erste <strong>Pferde</strong>eisenbahn in Deutschland, PARIS, 1942, S. 32-35). In den Großstädten<br />

entstanden Verkehrsgesellschaften, die teilweise mehrere Tausend <strong>Pferde</strong> hielten, so 1910 in


7<br />

New York eine <strong>Pferde</strong>bahn mit 128.000 Tieren (FOX, 1987). Bei dieser Massierung von<br />

<strong>Pferde</strong>n war der Wunsch nach möglichst preisgünstiger Fütterung und arbeitssparender<br />

Fütterungstechnik verständlich. Daher wurden alle neuen Futtermittel, die entsprechende<br />

Vorteile versprachen, ausprobiert und eingesetzt. Diese Überlegungen galten <strong>für</strong> sämtliche<br />

im Transportgewerbe tätigen Unternehmen.<br />

Auch bei den Armeen nahm die Zahl der <strong>Pferde</strong> durch die Vergrößerung der stehenden Heere<br />

noch zu (GOLTZ, 1902, S. 464). Im Deutsch-Französischen Krieg 1870 standen dem<br />

Deutschen Bund eine Viertelmillion Kriegspferde (Reiter, Artillerie, Trains und Infanterie)<br />

zur Verfügung, durch Kriegsbeute erhöhte sich die Zahl <strong>bis</strong> 1871 noch einmal um 15.000<br />

<strong>Pferde</strong> (JÄHNS, 1872, S. 438). In den Jahren 1899 <strong>bis</strong> 1901 wurden allein 330.000<br />

Militärpferde nach Deutschland importiert, um den Bedarf decken zu können (ANON. 1906).<br />

Neben preisgünstigen und risikoarmen Futtermitteln waren beim Militär zur Erleichterung der<br />

Logistik leicht handhabbare und konzentrierte Futtermittel erwünscht. Diese Bestrebungen<br />

begünstigten die Entwicklung von Brot-, Misch- und schließlich auch Alleinfuttern. In<br />

Krisenzeiten, wie während <strong>des</strong> 1. Weltkrieges, wurden Untersuchungen über Not- und<br />

Ersatzfuttermittel gefördert.<br />

Die Dampfmaschine hat in der Industrie alsbald den Antrieb von stationären Maschinen durch<br />

<strong>Pferde</strong> verdrängt, doch in einem Bereich wurde das Pferd noch in erheblichem Umfang<br />

gebraucht: Im Bergbau waren noch in den ersten Dezennien <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts Tausende<br />

von <strong>Pferde</strong>n unter Tage eingesetzt, z.B. im britischen Steinkohlebergbau 1930 noch 52.000<br />

(SPÄH, 1931). Hier bestanden bezüglich der Fütterung ähnliche Bestrebungen wie in anderen<br />

Industriebereichen.<br />

Einen nachhaltigen Einfluss auf die <strong>Pferde</strong>fütterungspraxis hatte die Entwicklung in der<br />

Landwirtschaft. Mit Ablösung der Dreifelder- durch die Fruchtfolgewirtschaft nahm der<br />

Anbau an Hackfrüchten (Kartoffeln, Rüben) zu (GOLTZ 1903, S. 235) und damit das<br />

Angebot an potenziellen <strong>Pferde</strong>futtermitteln. Nachhaltige Auswirkungen hatte auch der<br />

Anfang <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts einsetzende Anbau von Zuckerrüben. Bei sechs Prozent<br />

Zuckergehalt in der Zuckerrübe wurden 1836/37 1.000 t, 1850/51 49.300 t und 1870/71<br />

24.100 t Zucker im nichtösterreichischen Deutschland produziert (NIPPERDEY, 1983, S.<br />

153). Die Nebenprodukte der Zuckergewinnung wie Schnitzel oder Melasse wurden wichtige<br />

Futtermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>. Für diese intensive Bodennutzung waren starke <strong>Pferde</strong> zur<br />

Bodenbereitung notwendig. Ende <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts setzten sich die Kaltblutrassen in der<br />

Landwirtschaft durch. Diese großen <strong>Pferde</strong> brauchten viel und möglichst kostengünstiges<br />

Futter.<br />

Weiterhin beeinflusste die Konzentration im Mühlen-, Brauerei- und Brennereigewerbe den<br />

Futtermittelmarkt. Nachprodukte wie Kleien, Nachmehle, Treber, Schlempe, Hefen,<br />

Malzkeime etc. konnten – soweit handelsfähig - in größeren Mengen auf den Markt gebracht<br />

werden (GOLTZ, 1903, S. 253, 337). Zusätzlich hatte der verstärkte internationale Handel<br />

mit Agrarprodukten Einfluß auf den Futtermittelmarkt, vor allem durch die Einfuhr von<br />

Rückständen aus der Verarbeitung von Ölfrüchten oder Seetieren (KLEMME, 2003, S. 161).


Ergebnisse<br />

2. Getreide und andere Körner<br />

2.1 Hafer<br />

Anfänge<br />

8<br />

In dem Kikkuli-Text (EHRENBERG, 1943), der aus dem 14. Jahrhundert vor Christus<br />

stammt, wird über Fütterung und Training der hethitischen Kriegspferde durch den<br />

Großstallmeister <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Mittani (KIKKULLI) berichtet. In dem 169 Tage umfassenden<br />

Fütterungs- und Trainingsplan wird zwar Gerste und Weizen als Futtermittel erwähnt, nicht<br />

jedoch Hafer.<br />

Nach BARANSKI (1886, S. 187) war der Hafer als <strong>Pferde</strong>futtermittel im Altertum<br />

unbekannt. Als Kraftfuttermittel wurde statt <strong>des</strong>sen Gerste verwendet, außerdem vereinzelt<br />

Spelt (eine dem weizen ähnliche getreideart, triticum spelta , GRIMM u. GRIMM 1854, S.<br />

2139) und Weizen, in besonderen Fällen auch in Wasser gequollene Erbsen, Bohnen und<br />

Kichererbsen.<br />

Laut MOORE-COLYER(1995, S.331) brachten die Römer den Hafer nach Nordeuropa und<br />

Britannien. Sie fütterten damit ihre <strong>Pferde</strong> und verlangten Hafer als Tributzahlungen.<br />

Erst im Hochmittelalter fand Hafer als <strong>Pferde</strong>futter in Mitteleuropa Verbreitung. Um 1150<br />

erscheint er bei PETRUS DE CRESCENTIIS als Futter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> (KRAUSE 1933, S. 8).<br />

ALBERTUS MAGNUS (ca. 12. Jahrhundert, II/ S. 104) beurteilt den Hafer als das<br />

schmackhafteste Getreide <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong> und er nähre am besten.<br />

ABILDGAARD (1771, S. 125) ist der Meinung, dass das gewöhnliche Futter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> aus<br />

Heu, Halm oder Stroh und Haber besteht. Auch GIBSON (1780, S. 13) hielt den Hafer <strong>für</strong><br />

das geeigneteste <strong>Pferde</strong>futtermittel.<br />

Nach WOLFF (1861, S. 625-626) ebenso wie nach den Recherchen von STEFFENS (1996)<br />

erhielten die Armeepferde in Frankreich und Preußen Hafer, Heu und Stroh. Laut LUDEWIG<br />

(1906a, S, 87-96) war der Haferbedarf in Deutschland so groß, dass, obwohl der Hafer die<br />

zweitgrößte Anbaufläche einnahm, Hafer aus Rußland, Schweden, Österreich- Ungarn,<br />

Rumänien und Nordamerika importiert werden musste.<br />

Die Zuträglichkeit von Hafer <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> war unbestritten. In vielen Publikationen geht es<br />

allein um die Art der Zuteilung (heil, gequetscht oder gekocht), um die hygienische Qualität<br />

oder Ersatzmöglichkeiten <strong>für</strong> Hafer.<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

Für die Gestüte <strong>des</strong> Hannoverschen Königshauses wurden bereits 1788 grobsinnlichen<br />

Qualitätskontrollen beim Ankauf von Hafer erlassen (NABER, 1990, S. 71-77). Danach sollte<br />

eine Probe als Gemisch der Gesamtcharge gezogen werden, wenn der größte Teil <strong>des</strong> Korns<br />

schon auf dem Boden eingelagert ist. Diese sollte dann nach folgenden Kriterien untersucht<br />

werden:<br />

1. Korn von außen nach Form und Farbe<br />

2. Geruch<br />

3. Mehlgeschmack und Geruch<br />

4. Korn von innen<br />

5. Gesamtbeurteilung<br />

6. Gewicht eines Himten (nicht unter 28 Pfd.)


9<br />

CLARK (1790, S. 46) hielt Hafer <strong>für</strong> ein stopfen<strong>des</strong> und erhitzen<strong>des</strong> Futtermittel, weshalb er<br />

bei reiner Haferfütterung einmal wöchentlich die Gabe von Kleientrank empfahl.<br />

Nach AMMON (1804, S. 58-59) war abgelagerte Hafer guter Qualität (großkörnig,<br />

dünnhülsig, schwer und geruchlos) das beste <strong>Pferde</strong>futter.<br />

ROHLWES schreibt 1805 (S. 15) die beste Fütterung der <strong>Pferde</strong> während der Stallhaltung sei<br />

der Hafer. ANON. (1807) setzt sich <strong>für</strong> mehrfaches Füttern bei Transportpferden und auch in<br />

der Landwirtschaft ein. Häufigeres Fressen von kleinen Portionen Hafer mit Häckerling aus<br />

einem Futtersack anstelle der Mittagsportion halte die <strong>Pferde</strong> leistungsfähiger und es müsste<br />

auch insgesamt nicht so viel Hafer gefüttert werden.<br />

Erste Untersuchungen über die Zusammensetzung <strong>des</strong> Hafers stammen von WALDINGER<br />

(1808, S. 53-56), allerdings arbeitet er noch mit primitiven Methoden. Beim Vergleich <strong>des</strong><br />

Hafers mit anderen Körnergattungen heißt es: Wenn man den gemeinen Hafer, und andere<br />

Körnergattungen, jede besonders, mit einer gleichen Menge Wasser dem Gewicht nach, unter<br />

einerley Wärmegrad, nicht geschroten, sondern ganz, zu gleicher Zeit einweichet, so<br />

entwickelt sich aus ihm die meiste Wärme, er säuert am spätesten, und geht langsam in die<br />

Fäulnis über. Die folgende Untersuchung wurden mit je 4 Loth guten und 4 Loth schlechten<br />

Hafers gemacht. Insgesamt sog der Hafer von allen Körnern das meiste Wasser ein, der<br />

schlechte nahm 2 Loth und 20 Grane Wasser auf und der gute 2 Loth, 2 Quintl und 4 Grane.<br />

Vier Loth eines alten, nicht besten Hafers gaben 6 Quintl <strong>des</strong> getrockneten Mehls, wenn man<br />

den Hafer im Wasser ganz weich werden lässt und dann das Mehl herausknetet.<br />

WALDINGER kommt zu dem Schluss, dass in 4 Loth Hafer 1 Quintl 35 Grane thierischer<br />

Kleister ist und Zweidrittel <strong>des</strong> Hafers verdaut werden können (Ich nahm 4 Loth eines guten<br />

alten Hafers, stieß ihn zu Pulver, machte ein Leintuch bey einer gleichen Wärme von 24<br />

Graden nach Reaumûr trocken, bestimmte das Gewicht <strong>des</strong> Leintuches und knetete so lange<br />

alles mit immer erneuertem Wasser durch, <strong>bis</strong> das Wasser hell blieb. Ich erhielt bey obiger<br />

Wärme der getrockneten Spreu 5 Quintl 35 Grane. Das eben so getrocknete Leintuch hatte<br />

eine Zunahme von 1 Quintl 26 Granen, welche mit Essig ausgewaschen das Leintuch ohne<br />

Gewichtszunahme ließen. Es war folglich thierischer Kleister. ... Die Menge <strong>des</strong> Eiweißstoffes<br />

war zu geringe, als daß man sie hätte besonders abscheiden sollen. ... Zwanzig Grane waren<br />

Verlust, folglich kann man annehmen, daß zwei Dritttheile <strong>des</strong> Hafers nahrungsfähig sind..<br />

Der Verfasser beschreibt auch einen besonderen Geruch <strong>des</strong> Eiweiß-Auszuges (dem Vagnilie-<br />

Gewürze ähnlich). Später wird diesem besonderen Aromastoff <strong>des</strong> Hafers immer wieder eine<br />

verdauungsfördernde Eigenschaft zugeschrieben.<br />

BUCHMÜLLER (1829, S. 86) nennt als Inhaltsstoffe <strong>des</strong> Hafes: Stärkemehl, Schleimzucker,<br />

Kleister, Keimstoff.<br />

Frühere Arbeiten zur Verdaulichkeit <strong>des</strong> Hafers von WALDINGER (1808, S. 75-79), der<br />

einem Pferd ein Knochenbüchse mit Hafer eingab und den Inhalt überprüfte, nachdem das<br />

Pferd die Büchse wieder ausgeschieden hatte, knüpfen noch an die Methoden von<br />

SPALLANZANI (ALEXY, 1998, S. 41) an.<br />

WALDINGER (1808, S. 72-73) empfiehlt, <strong>Pferde</strong>n möglichst ganze Haferkörner zu<br />

verfüttern, weil Haferschrot nicht so gut gekaut und <strong>des</strong>halb auch nicht so gut eingespeichelt<br />

würde, das Schrot im Magen früher säuert und auch eher zu Gasentwicklung neigt. Dies führe<br />

dann schneller zu einer Kolik mit Magendurchbruch 1 . Bei der Untersuchung von <strong>Pferde</strong>n, die<br />

an Überfütterungskolik verendeten, beobachtete WALDINGER in den aufgeblähten oder<br />

bereits geborstenen Mägen dieser Tiere besonders saure Mageninhalte mit widrigem Geruch.<br />

1 sog. Magenmeteorismus: sek. Gasansammlung infolge von Fehlgärung


10<br />

ANON. (1831a) warnt vor der Verfütterung mulstrigen Hafers, da Durchfall und<br />

Appetitlosigkeit häufig und insbesondere bei warmer Witterung die Folge ist. Der Verfasser<br />

sieht sogar den Feldzug der Franzosen gegen Algier gefährdet, da im nördlichen Deutschland<br />

schlechter Hafer in großen Mengen zu diesem Zweck aufgekauft wurde und die Versorgung<br />

der <strong>Pferde</strong> vor Ort mit anderen Futtermitteln in diesem Umfang nicht möglich sein wird.<br />

1835 (S. 61) ebenso wie 1837 empfiehlt KUERS, Hafer mit langsam zu zerkauenden und<br />

schwer verdaulichen Substanzen (wie Strohhäcksel) zu vermischen, um eine gute Verdauung<br />

der ganzen Haferkörner zu erreichen. KUERS hat bei dieser Fütterung keinen Abgang von<br />

unverdauten Haferkörner beobachtet. 1835 gibt KUERS (S. 61-62) die Berichte folgender<br />

anderer Autoren *1 wieder: LEBLANC hat festgestellt, dass bei der Verfütterung von<br />

Haferkörnern ohne Beimischungen 1/20 <strong>bis</strong> 1/22 der Körner unverdaut wieder ausgeschieden<br />

wird. Die Haferkörner vor der Verfütterung aufzuweichen, wie ein anonymer Autor<br />

empfiehlt, hält KUERS <strong>für</strong> unzweckmäßig, da dann die Einwirkung <strong>des</strong> Magensaftes als<br />

Grundlage der Verdauung eingeschränkt sei. Zur Umwandlung <strong>des</strong> Stärkemehls in den<br />

Körnern in „Gummi“ und Zucker sei ein sehr saurer Magensaft notwendig. Hinzu komme,<br />

dass die <strong>Pferde</strong> die aufgequollenen Körner nur ungern fressen.<br />

DICKINSON beschreibt eine Vorrichtung in der Krippe, welche die <strong>Pferde</strong> zum Erreichen<br />

der Haferration bei jedem Bissen verschieben müssen, um sie am hastigen Fressen und damit<br />

ungenügendem Kauen zu hindern.<br />

Chemische Analysen <strong>des</strong> Hafers führte als erster BOUSSINGAULT (1836) durch.<br />

TIEDEMANN und GMELIN (1837) untersuchten die Verdaulichkeit <strong>des</strong> Hafers an zwei<br />

<strong>Pferde</strong>n. Nach der Passage <strong>des</strong> kompletten Magen-Darm-Traktes war er vollständig verdaut.<br />

STEWART (1839, S. 254-260) berichtet von im Ofen getrocknetem Hafer, der häufig zu<br />

Harnruhr führt. Er vertritt aber die Ansicht, dass der getrocknete Hafer schon vor dem<br />

Trocknen verdorben war und die Harnruhr nicht durch das Trocknen <strong>des</strong> Hafers ausgelöst<br />

würde. Der Autor beschreibt die Harnruhr als Krankheit, die nach dem Verfüttern von<br />

muffigem Hafer oder brandigem Heu auftritt und zu massivem Harndrang bei den <strong>Pferde</strong>n<br />

führt. Unterbleibt eine Änderung der Fütterung wird zunächst das Haarkleid struppig und bei<br />

einer Erkältung kommt es häufig zur Druseerkrankung. STEWART (1839, S. 254) berichtet<br />

auch über geräucherten Hafer, der dem Dunst von glühendem Schwefel ausgesetzt wurde, um<br />

die Farbe <strong>des</strong> Hafers zu verbessern. Durch Reiben <strong>des</strong> Hafers in den warmen Händen sei diese<br />

Manipulation aber leicht zu entdecken.<br />

LEBLANC berichtet (nach HAUBNER 1845, S. 303 *2 ) 1840 über seine Fütterungsversuche<br />

bei Militärpferden mit unterschiedlich schwerem Dienst. Die in 24 Stunden aufgenommene<br />

Hafermenge wurde mit der in der gleichen Zeit abgehenden Körnerzahl in Relation gesetzt.<br />

Bei dem ersten Pferd im harten Dienst ging ein Zehntel der Körner unverdaut ab. Ein zweites<br />

Pferd, dass seit längerer Zeit gar nicht gebraucht wurde, verdaute nur den 22. Teil seiner<br />

Ration nicht. Nach Umstellung auf Gerste ging beinahe der sechste Teil der Körner<br />

unverdaut ab. Außerdem wurden drei <strong>Pferde</strong> mit genau der gleichen Ration gefüttert und der<br />

Kot dann gewogen, wobei der Verfasser die sehr verschiedenen Gewichte (29, 59 und 35<br />

Pfd.) mit unterschiedlichem Verdauungsvermögen erklärt. Auch HÜBNER (1840) berichtet<br />

über diesen Fütterungsversuch.<br />

COWIE (1842) berichtet von einem <strong>Pferde</strong>halter der 12 <strong>Pferde</strong> mit dem gleichen Futter (16<br />

Pfd. Körner: Haber, Gerste, Bohnen, daneben Haberstroh) versorgte. Die Hälfte der Tiere<br />

*1 Originalquellen waren nicht angegeben<br />

*2 Originalquelle war nicht eruierbar


11<br />

erhielt die Ration gekocht, 4 <strong>Pferde</strong> roh und 2 <strong>Pferde</strong> roh, aber gerissen. Der Versuch dauerte<br />

die Monate Merz und April, während welchen die Feldgeschäfte im Gange sind.<br />

Die <strong>Pferde</strong>, welche die gekochte Ration bekommen hatten, verloren im Schnitt 70 Pfd., die<br />

mit rohem Futter gefütterten durchschnittlich 60 Pfd. KM. Nur von den beiden mit<br />

gerissenem Korn gefütterten <strong>Pferde</strong>n behielt das eine sein Gewicht, während das andere noch<br />

10 Pfd. zugenommen hatte.<br />

ANON. (1842) teilt einen Vorschlag an die französische Armee mit, die <strong>Pferde</strong> nur noch mit<br />

gequetschtem Haferkorn zu füttern, da angeblich bei jungen <strong>Pferde</strong>n ¼, bei alten <strong>Pferde</strong>n<br />

sogar die Hälfte der Körner unzerkaut abgeschluckt werden und unverdaut wieder abgehen.<br />

Daraufhin wurden Versuche mit gequetschtem und ungequetschtem Hafer in der<br />

veterinairische(n) Versuchsanstalt zu Lamirault angestellt, wobei der gerissene Hafer die<br />

Tiere zwar wohlbeleibter gemacht habe, die Energie und Muskelkraft jedoch beeinträchtigt<br />

worden sei, so dass die <strong>Pferde</strong> zum aktiven Dienst unbrauchbar wurden.<br />

Außerdem wurden von einem zwölf- und einem sechsjährigen Pferd 3 Tage lang die<br />

unversehrten Haferkörner aus dem Kot gesammelt, beide Tiere waren mit ganzem Hafer<br />

gefüttert worden. Bei dem älteren Pferd belief sich der Körnerverlust auf 1/69 (1,45%), bei<br />

dem jüngeren Pferd auf 1/46 (2,17%, letzteres fraß mit grösserer Gier), wobei auffällig war,<br />

dass sich im Kot viele Haferkörner befanden, die unbeschädigt aussahen, in denen aber doch<br />

der Kern verdaut war.<br />

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 101) empfiehlt den <strong>Pferde</strong>n alle Körner nicht in Mehlform zu<br />

verabreichen, weil diese Art der Verabreichung zwar mäste aber keine Arbeitsleistung<br />

erwarten lasse und weil die Gefahr bestehe, dass das Futter im Magen säuere und zu<br />

Verstopfung und Kolik führe. Wenn Mehl gefüttert würde, müsse es zumin<strong>des</strong>t angefeuchtet<br />

und mit Häcksel oder Kaff vermengt werden.<br />

FALKE (1850, S. 73) warnte vor der Verfütterung frischen Hafers, da es zu Aufblähungen<br />

und Diarrhoe führen könne.<br />

1851 untersuchte BOUSSINGAULT (S. 215-218) bei einem Pferd die Stoffabgabe eines<br />

<strong>Pferde</strong>s über einen Zeitraum von 72 Stunden und verglich sie in diesem frühen Bilanzversuch<br />

mit den aufgenommenen Futtermitteln (tägliche Ration: 7,5 kg Heu, 2,27 kg Hafer und 16 kg<br />

Wasser). Des weiteren fütterte BOUSSINGAULT (1851, S. 257-258) zwei Gespanne mit vier<br />

<strong>Pferde</strong>n elf Tage lang mit einer Ration aus 5 kg Heu, 5 kg Stroh und 5,54 kg Hafer, ohne dass<br />

sich das Gewicht der <strong>Pferde</strong> veränderte. Er zieht daraus den Schluss, dass diese Ration den<br />

Energiebedarf der Tiere deckt.<br />

BOUSSINGAULT (1854, S. 183-188) berichtet von Fütterungsversuchen in der<br />

französischen Armee mit sechs <strong>Pferde</strong>n (je 900-950 Pfd. KM), die im Versuchszeitraum ihren<br />

normalen Dienst verrichten mußten. Die übliche Ration <strong>für</strong> je<strong>des</strong> Pferd bestand<br />

durchschnittlich aus 24,2 Pfd. lufttrockener Futtermasse, nämlich 6 Pfd. Heu; 10 Pfd. Stroh<br />

und 8,2 Pfd. Hafer. Diese drei Futtermittel sollten sich in gleicher Gewichtsmengen<br />

gegenseitig vertreten. Die Versuche dauerten 14 <strong>bis</strong> 24 Tage lang. WOLFF (1861, S. 627)<br />

kritisiert zu Recht, dass alle Versuche, über die auch er berichtet, von zu kurzer Dauer waren,<br />

um aussagekräftige Resultate zu erhalten. Bemerkenswert ist jedoch, dass zwei <strong>Pferde</strong>, die 14<br />

Tage lang ausschließlich mit Hafer ernährt werden sollten, nur 9 der angebotenen 12 Pfd.<br />

täglich fraßen. Sie wurden bei dieser Fütterung niedergeschlagen und muthlos. Außerdem<br />

hätten sie von der Streustroh gefressen, hätte man ihnen nicht nach der Mahlzeit die Mäuler<br />

zugebunden. Daneben berichtet BOUSSINGAULT (1854, S. 190-191) auch noch über einen<br />

Fütterungsversuch <strong>des</strong> französischen Miltärs mit 3,2 kg neuen Hafers anstelle der gleichen<br />

Menge abgelagerten Hafers an vier <strong>Pferde</strong>. Nachdem eine zweimonatige Fütterung keinerlei<br />

Nachteile gebracht hatte, wurde der Fütterungsversuch auf fünf Regimenter ausgeweitet.


12<br />

Auch bei dieser größeren <strong>Pferde</strong>menge zeigte die Fütterung mit neuem Hafer keinerlei<br />

nachteilige Wirkung.<br />

Unter Verwendung einer Haferschrotmühle wurden 1852 auf dem Remontedepot<br />

Westerschondorf Fütterungsversuche durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, ob eine<br />

geringere Menge geschrotenen Hafers (3 Pfd.) <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>ernährung ebenso viel leistet, wie<br />

die größere ungeschrotene Ration (4 Pfd.). Die mit Schrot gefütterten <strong>Pferde</strong> nahmen ab,<br />

bekamen aber glänzenderes Haar. Also ersetzen 3 Pfd. Haferschrot in der Nährkraft nicht 4<br />

Pfd. unbehandelten Hafer. Allerdings hatte sich auch gezeigt, dass sich kranke Tiere bei<br />

Fütterung mit geschrotenem Hafer schneller erholen (STEFFENS 1996).<br />

MÜLLER (1855) bestimmte den Gehalt der Haferkörner an hygroskopischem Wasser,<br />

unverbrennlichen mineralischen Bestandtheilen (Asche), Holzfaser, eiweißartigen<br />

Bestandtheilen, Fett, Wachs, Zucker und Dextrine. Nach Einführung der Weender Analyse<br />

durch HENNEBERG und STOHMANN (1864) erscheinen zunehmend Analysen <strong>vom</strong> Hafer,<br />

die bei DIETRICH und KÖNIG (1874), KELLNER (1908) sowie HONCAMP 1929<br />

zusammengestellt sind und hier nicht mehr repetiert werden sollen.<br />

Im Landgestüt Celle wurden den Hengsten von Ende Juni <strong>bis</strong> Ende Februar täglich 10 Pfd.<br />

Hafer, 7 Pfd. Heu und 10 Pfd. Stroh gegeben. Der Hafer musste beim Ankauf frei von<br />

Geruch, sehr trocken und rein sein und min<strong>des</strong>tens ein Gewicht von 30 Pfd. pro Himten 2<br />

haben. In der Vordecksaison (Oktober-Februar) erhielten die <strong>Pferde</strong> zusätzliche noch eine<br />

Haferzulage. Die in den Jahren zuvor gegebene Zulage aus Gerste und Rohweizen hatte sich<br />

als schädlich erwiesen. Der Hafer wird nur abgelagert und staubfrei verfüttert (SANDER<br />

1857).<br />

WELDLAKE (1857) verbreitete in England und Amerika eine Schrift (50 000 Exemplare),<br />

in der er behauptet, durch Quetschen die Körnerration auf ein Viertel kürzen zu können, ohne<br />

Nachteil <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>, wenn die Ration aus 1 Theil zerquetschten Hafer oder Gerste, 1 Theil<br />

Heu und 2 Theilen Stroh, letztere zerschnitten, zusammen zu setzen, diese in warmen Wasser<br />

einzuweichen und innig zu mischen... bestehe. Weiterhin behauptet er, dass dieses<br />

Fütterungssystem von einem <strong>Pferde</strong>besitzer in London, der 30 <strong>Pferde</strong> hält, eingeführt wurde.<br />

Die <strong>Pferde</strong> seien in gutem Zustande, gesund und leistungsfähig. Außerdem würden die <strong>Pferde</strong><br />

eines anerkannten Bierbrauereibesitzers in London auf die gleiche Weise gefüttert.<br />

RENAULT (1857) berichtet von ETHERINGTON, der ein Pferd mit 15 Pfd. gequetschtem<br />

Hafer und ein zweites Pferd mit 18 Pfd. ganzem Hafer fütterte. Nach einem Monat sah das<br />

erste Pferd besser aus, als das zweite. Er kehrte nun den Versuch um und erhielt das gleich<br />

Resultat. So fuhr er 6 Monate fort und fütterte dann alle seine <strong>Pferde</strong> (360) mit gequetschtem<br />

Hafer.<br />

Nach RENAULT (1857) bekamen die <strong>Pferde</strong> der General- Omnibus- Compagnie in London<br />

(5940 <strong>Pferde</strong>) 16 Pfd. gequetschten Hafer, gemengt mit 7,5 Pfd. geschnittenem Heu und 2,5<br />

Pfd. geschnittenem Stroh, statt 19 Pfd. Hafer und 13 Pfd. Heu (und 3 Pfd. Streustroh). 450<br />

<strong>Pferde</strong> mit härterem Dienst erhielten 3 Pfd. Haferzulage. Mit der neuen Fütterung ergab sich<br />

eine Ersparnis von 2-3 Pence pro Pferd und Tag. Monatlich verendeten 61 <strong>Pferde</strong> - zum<br />

größten Teil an Kolik. 1896 wird in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse (S. 457-458)<br />

noch einmal von diesem Versuch berichtet: Hier heißt es, dass, wenn sich ein Unterschied in<br />

Futterzustand und Leistungsfähigkeit zwischen den beiden Gruppen der <strong>Pferde</strong> überhaupt<br />

erkennen ließ, dieser dann zu Gunsten <strong>des</strong> mit gequetschtem Hafer und geschnittenem Heu<br />

und Stroh ausfiel.<br />

2 Getreidehohlmaß, in Hannover: 31,5 l


13<br />

REY machte 1858 (b) zwei Monate lang Fütterungsversuche mit 440 <strong>Pferde</strong>n der Omnibus-<br />

Gesellschaft von Lyon sowie 59 Percheron- Hengsten mit folgender Fütterung (kg/d):<br />

Kontrolltiere (n =440) Versuchstiere (Percheron-Hengste)<br />

im 1. Monat im 2. Monat<br />

Hafer 8 7 7,25 (jeweils gequetscht)<br />

Heu 8 6 5 (jeweils geschnitten)<br />

Stroh 4 3 3 „ „<br />

Gerstenschrot 0,16 - -<br />

Kleie 0,5 0,5 0,5<br />

Als Einstreustroh wurden zuerst 2 kg, später 3 kg gegeben.<br />

Während der ganzen Versuchsdauer kam es zu keiner Kolik oder sonstigen Erkrankung.<br />

Allerdings magerten die meisten Versuchspferde schon im ersten Monat bedeutend ab,<br />

nahmen im zweiten Monat wieder etwas zu, behielten aber ein schlaffes Fleisch und waren so<br />

kraftlos, dass die Hengste nicht mehr wieherten, die Köpfe hängen ließen und keine Lust zur<br />

Arbeit zeigten. Gegen Ende <strong>des</strong> zweiten Monats hatten die meisten <strong>Pferde</strong> spitze Hüften,<br />

legten sich häufig, und 14 bekamen Diarrhoe. Bei den 440 <strong>Pferde</strong>n, die mit der alten Ration<br />

gefüttert worden waren, wurde nichts dergleichen beobachtet.<br />

REY (1858 b) erwähnt auch die Erfahrungen eines Postmeisters, der eine Zeitlang 8 kg<br />

gequetschten Hafer, 5 kg geschnittenes Heu, 3 kg geschnittenes Stroh und eine Hand voll<br />

geschrotener Bohnen fütterte. Dieser sparte mit dieser Ration 50 Cent. Später ersetzte er 2 kg<br />

<strong>des</strong> Hafers durch 2 kg gequetschter Gerste. Die <strong>Pferde</strong> sahen gut aus.<br />

In Paris wurden von einer Compagnie 600 <strong>Pferde</strong> mit sogenanntem geschnittenen Futter<br />

gefüttert und RENAULT, als Leiter der Commission zur Beurteilung der Ergebnisse,<br />

veröffentlichte folgende Resultate: Die <strong>Pferde</strong> hatten zunächst ihr gutes Aussehen verloren,<br />

später zwar wieder zugelegt, aber insgesamt waren sie weniger lebhaft und mehrere <strong>Pferde</strong><br />

erkrankten an Rotz (REY 1858 b).<br />

REY (1858 b) kommt zu dem Schluss, dass sich durch mechanische Bearbeitung keine<br />

Einsparung <strong>des</strong> Futters bewerkstelligen lässt, ohne dass die Tiere an Lebhaftigkeit verlieren.<br />

WOLFF (1861, S. 635-636) zitiert die schon 1854 von BOUSSINGAULT (S. 190-191)<br />

beschriebenen Fütterungsversuche mit altem und neuem Hafer, veranlaßt <strong>vom</strong> französischen<br />

Kriegsministerium. 180 <strong>Pferde</strong> wurden <strong>vom</strong> 9. August <strong>bis</strong> zum 15. September mit 6,8 Pfd.<br />

neuem (anstelle von altem) Hafer gefüttert. Dabei wurden keinerlei besonderen<br />

physiologischen Erscheinungen beobachtet Der neue Hafer kann also auch ohne Lagerzeit<br />

bedenkenlos gefüttert werden. DAMMANN (1886, S.473-478) kritisiert, dass ein einziger<br />

Versuch diesen Rückschluss nicht rechtfertige. Er führt als Gegenbeispiel die Erfahrung von<br />

WÖRZ (1874, S. 29) an, der nach plötzlicher Verfütterung von frischem Hafer im Oktober<br />

1866 in einem Stall mit 60 <strong>Pferde</strong>n nach 8 Tagen bei fast allen Tieren gastrische<br />

Erkrankungen beobachtete, z. T. verweigerten die Tiere mehrere Tage lang das Futter, obwohl<br />

es in einwandfreiem Zustand war.<br />

Klassische Verdauungsversuche beim Pferd begannen mit HOFMEISTER (1865). Er machte<br />

1864 einen siebentägigen Verdauungs- und Bilanzversuch mit einem 7–8 Jahre alten<br />

gesunden Wallach. Nach ausreichender Gewöhnung an die Versuchsration (Erhaltungsfutter<br />

6,18 Pfd. Hafer, 2,53 Pfd. Heu und 1 Pfd. Strohhäcksel) wurden an zwei Tagen sämtliche<br />

Ausscheidungen <strong>des</strong> Tieres aufgesammelt, analysiert und mit dem aufgenommenen Futter<br />

verglichen. Beim Vergleich seiner Ergebnisse mit denen BOUSSINGAULTS


14<br />

(HOFMEISTER, 1865), der ein Pferd mit einen größeren Heuanteil fütterte, zieht der<br />

Verfasser den Schluss, dass das Eiweiß im Hafer verdaulicher ist als im Heu.<br />

1865 wiederholte HOFMEISTER (1866) diesen Versuch noch einmal mit einem anderen<br />

Pferd. Die übrigen Verdauungsversuche mit Hafer sind bei KLINGEBERG-KRAUS (2001,<br />

S. 119) aufgeführt, so dass sich eine Wiederholung erübrigt. Ergänzend zu ihrer Aufstellung<br />

wird auf die Versuche von GAY (1896), SANSON und GAY (1896) und JORDAN und<br />

HALL (1905) hingewiesen, welche die Verdaulichkeit von ganzem, gequetschtem und<br />

geschrotenem Hafer untersucht haben.<br />

GARREAU (1869) fand heraus, dass bei ganz gefütterten Körnern der Abgang der<br />

unverdauten Körner nur 1/350 (0,29%) der gefütterten Haferration beträgt.<br />

KOENIG (1896, S. 200-201) berichtet von Fütterungsversuchen mit einer Futterkonserve aus<br />

geschältem Hafer in der preußischen Armee im Anschluss an den Deutsch-Französischen<br />

Krieg (1870/71). In der Annahme, mit dem Hafer würden Bestandteile verzehrt, die keinen<br />

hohen Nährwert haben, wurde der Hafer gequetscht, von groben Schalen befreit, gepresst und<br />

den <strong>Pferde</strong>n gefüttert. Die Ration <strong>des</strong> so aufbereiteten Hafers betrug jedoch immer noch zwei<br />

Drittel <strong>vom</strong> Volumen und Gewicht der normalen Körnerration. Außerdem wurde bei den<br />

Versuchen deutlich, dass die Spelzen <strong>des</strong> Hafers offenbar von Bedeutung <strong>für</strong> die Verdauung<br />

sind, obwohl sie eigentlich keinen hohen Nährwert haben, weshalb die so hergestellte<br />

Futterkonserve nicht weiter verwendet wurde.<br />

1874 warnt WÖRZ (S. 29-32) vor der Verfütterung neuen Hafers, weil es zu<br />

Verdauungsstörungen führen könnte. Falls es, z. B. im Krieg, unumgänglich sein sollte,<br />

empfiehlt er den neuen Hafer zunächst im Ofen oder in der Sonne zu trocknen. Die<br />

Verfütterung von mulstrigem oder Schiffshafer führe zu gastrisch-nervösen Leiden<br />

(Abdominal-Typhus), Harnruhr (sog. Lauterstall), in höheren Graden Blutharnen, fördere<br />

sodannnn häufig auch den Dampf (Asthma)... ja selbst Rotz und Wurm. Durch Reinigung,<br />

Trocknen, Rösten und Vermischen mit Salz soll die schädliche Wirkung <strong>des</strong> mulstrigen<br />

Hafers gemildert werden. Auch das Vermischen mit Holzkohle und Reinigung <strong>des</strong> Hafers von<br />

der Holzkohle nach 14 Tagen soll den mulstrigen Geruch mindern.<br />

Obwohl WÖRZ (1874, S. 31) einige Beispiele <strong>für</strong> Futterersparnis durch Quetschen <strong>des</strong> Hafers<br />

bei englischen und französischen Fuhrunternehmen angibt, empfiehlt er die Fütterung von<br />

gequetschtem Hafer lediglich <strong>für</strong> junge und alte <strong>Pferde</strong> mit schlechtem Ge<strong>bis</strong>s. Bei<br />

zahngesunden <strong>Pferde</strong>n erachtet er das Einspeicheln der ganzen Körner, vermischt mit<br />

Häckerling, zur besseren Ausnutzung <strong>des</strong> Korns und zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit <strong>für</strong><br />

wichtig.<br />

ANON. (1878 a) teilt die Ergebnisse der Versuche einer französischen Militär- Commission<br />

zur Gesundheitsschädlichkeit von frischem Heu und Hafer mit, auf die sich offenbar auch<br />

HAUBNER (1881 S. 310) bezieht. 150 vier- <strong>bis</strong> dreizehnjährige <strong>Pferde</strong> wurden mit neuem<br />

Heu, aber altem Hafer und Stroh gefüttert, davon gewannen 37 an Beleibtheit, 18 an Kraft<br />

und Ausdauer, 79 blieben unverändert und nur 18 verloren an Beleibtheit und 8 an Kraft. 74<br />

<strong>Pferde</strong> wurden ausschließlich mit neuem Heu gefüttert- diese <strong>Pferde</strong> fraßen das neue Heu<br />

zwar lieber als das alte, aber Schwäche und Appetitlosigkeit stellten sich ein.<br />

Der Fütterungsversuch mit neuem Hafer bei 1800 <strong>Pferde</strong>n zeigte, dass sämtliche <strong>Pferde</strong><br />

zunahmen.<br />

HAUBNER (1881, S. 313) berichtet von den Ergebnissen seiner Versuche über den Abgang<br />

unverdauter Haferkörner. Danach betrug der Verlust durch unverdaute Körner bei


15<br />

Haferfütterung mit Häcksel (zu gleichen Raumteilen) 1/500 <strong>bis</strong> 1/1000 (0,1-0,2%) der Ration<br />

und bei Verfütterung ohne Häcksel 1/64 (1,56%) <strong>bis</strong> höchstens 1/46 (2,17%).<br />

HAUBNER erwähnt (l.c. S. 322) auch, in Frankreich mit Militärpferden angestellte, Versuche<br />

mit reiner Haferfütterung ohne jegliches Beifutter. Dabei wurden von den angebotenen 24<br />

Pfd. ungequetschten Hafers nur 14 Pfd. und von den vorgelegten 12 Pfd. gequetschten Hafers<br />

nur 9 Pfd. gefressen, wobei sich in letzterem Falle auch noch eine große Begierde zum<br />

Streustrohaufnahme einstellte. Die Versuchstiere blieben zwar gesund, gingen aber im<br />

Ernährungszustande zurück und waren dabei träge, matt und speziell bei der Fütterung mit<br />

gequetschtem Hafer verloren sie ganz ihren Mut. HAUBNER zieht daraus den Schluß, dass<br />

zu dem Hafer immer ein voluminöses Futter, zur Raumerfüllung und als Reizmittel<br />

erforderlich ist, aber der Hafer selbst keine Gesundheitsstörungen hervorruft.<br />

SANSON (1884) berichtet über den erregenden Einfluß auf die Nerven und Muskeln durch<br />

Avenin. Dieser Stoff ist nicht in allen Hafersorten gleichermaßen enthalten.<br />

DAMMANN (1886, S. 473- 478) empfiehlt den Hafer als das bekömmlichste Kraftfutter <strong>für</strong><br />

<strong>Pferde</strong> und begründet diese Ansicht mit seiner reichlichen Kleber- und Leguminmenge und<br />

seinem relativ hohen Gehalt an Fett. Er erwähnt in diesem Zusammenhang auch einen<br />

bitteren Extraktivstoff, - im Geruch und Geschmack der Vanille ähnlich - der seinen Sitz in<br />

der Samenhaut hat. Der Verfasser weist auch auf das sehr stark schwankende<br />

Hektolitergewicht der einzelnen Hafervarietäten hin und empfiehlt <strong>des</strong>halb immer nach<br />

Gewicht und nie nach Raummaß zu füttern. Die zu verfütternde Hafermenge richtet sich nach<br />

Alter, Gewicht und Dienstleistung der <strong>Pferde</strong> und schwankt, wenn kein anderes Kraftfutter<br />

gegeben wird, zwischen 6 und 18 (durchschnittlich 10) Pfd. täglich.<br />

DAMMANN (1886, S. 473-478) hält das Quetschen <strong>des</strong> Hafers <strong>für</strong> gesunde <strong>Pferde</strong> <strong>für</strong><br />

unwirtschaftlich, da selbst bei geringer Körnereinsparung die Kosten <strong>für</strong> das Quetschen<br />

diesen vermeintlichen Gewinn wieder zu einem Verlust werden lassen. Außerdem vertragen<br />

<strong>Pferde</strong>, die an gequetschten Hafer gewöhnt sind plötzliche Umstellungen auf ganzen Hafer<br />

nicht. Er führt eine Mitteilung BREYMANNs an, nach der er pro Tag und Pferd mit 3 Pfd.<br />

Hafer weniger auskommt, wenn dieser gequetscht ist, wobei er <strong>für</strong> seine 45 <strong>Pferde</strong> im Jahr<br />

3430 Mark Haferkosten erspart, bei Quetschkosten von 427 Mark. Darüber hinaus sollen sich<br />

die <strong>Pferde</strong> selbst bei der schwersten Arbeit besser gehalten haben und Koliken seltener<br />

vorgekommen sein. DAMMANN bezeichnet diesen Fall als Einzelfall, der vielen negativen<br />

Beispielen gegenübersteht.<br />

GRANDEAU und LECLERC versuchten 1888 drei <strong>Pferde</strong> ausschließlich mit Hafer zu<br />

ernähren. Dabei befand sich ein Pferd in Ruhe, ein Pferd leistete Zugarbeit und ein Pferd legte<br />

ohne Belastung den gleichen Weg zurück, wie das Pferd mit der Zugarbeit. Schon nach kurzer<br />

Zeit stellten sich Verdauungsstörungen ein, die Tiere versagten zeitweise das Futter zum Teil<br />

oder sogar die ganze Ration. Ein Pferd starb bald an Pericarditis, ein zweites an akuter<br />

Enteritis, die nach der Sektion der Fütterung zugeschrieben wurde (es wurde eine<br />

beträchtliche Verengung <strong>des</strong> Dünndarms diagnostiziert).<br />

Das ruhende Pferd behielt im ersten Versuchsmonat sein Gewicht, nahm aber danach ab. Das<br />

Pferd mit der Zugarbeit verlor anfangs 50 kg Gewicht, weil es kränkelte, hielt dann sein<br />

Gewicht eine Zeitlang und nahm dann weiter ab. Das dritte Pferd, bei welchem die<br />

Haferfütterung ohne Gefahr <strong>für</strong> das Leben am längsten durchgeführt werden konnte, verlor in<br />

8 Monaten 20% seines Körpergewichts. GRANDEAU und LECLERC (1888) kommen zu<br />

dem Schluß, dass <strong>Pferde</strong> mit ausschließlicher Haferfütterung nicht erhalten werden können.<br />

Als Beweis führen sie an, dass sie dieselben <strong>Pferde</strong> durch Beigabe von Haferstrohhäcksel zu<br />

einer verminderten Haferration wieder auf ursprüngliches Gewicht heranfüttern konnten.


16<br />

WOLFF (1886) verglich die Verdaulichkeit von Hafer bei Pferd und Hammel, um die<br />

Rechtmäßigkeit der <strong>bis</strong> dahin üblichen Übertragung der Verdauungskoeffizienten <strong>vom</strong><br />

Hammel auf das Pferd zu überprüfen. Der Hafer wurde <strong>vom</strong> Hammel und Pferd etwa gleich<br />

gut verdaut.<br />

Bei der Dresdener Straßenbahn erhalten erhitzte <strong>Pferde</strong>, wenn sie von einer anstrengenden<br />

Tour zurückkommen, drei <strong>bis</strong> vier Liter einer Hafersuppe. Der gequetschte Hafer wird in<br />

Wasser gekocht und etwas Salz zugegeben. Die Suppe wird von den Tieren sehr gern<br />

genommen. Auch die übrigbleibenden Haferschalen werden als Häckselersatz der Ration<br />

zugegeben (HÜBNER 1889).<br />

VUIBERT (1890) bestreitet, dass frischer Hafer den <strong>Pferde</strong>n schädlich sei und begründet<br />

diese Ansicht mit der Beobachtung, dass in Wirtschaften, in denen die <strong>Pferde</strong> erst im Januar<br />

den neuen Hafer erhalten, die Kolikhäufigkeit im Oktober genauso steigt, wie in<br />

Wirtschaften, die schon im Oktober neuen Hafer füttern.<br />

1892 brachte eine Wiener Firma Preßhafer in den Handel, wie KOENIG (1896, S. 257-258)<br />

berichtet. Der gut gereinigte Hafer wurde auf geschliffenen Walzen gequetscht, mit<br />

kleberhaltigen Substanzen vermischt und auf die Hälfte seines Volumens heruntergepresst.<br />

Nach Trocknung stelle die Masse in fertigem Zustand ziemlich feste Scheiben bzw. Würfel<br />

dar. Dieses Präparat soll einen höheren Nährwert (bedingt durch eine bessere Ausnutzung) als<br />

roher Hafer haben. KOENIG (1896, S. 257-258) glaubt nicht daran und das geringere<br />

Volumen nütze im Kriegsfall auch nicht viel, solange nicht gleichzeitig auch das Gewicht<br />

reduziert wird. Außerdem ist die Aufbewahrung dieses Produkts schwieriger als die <strong>des</strong><br />

normalen Hafers und die Qualitätskontrolle erschwert.<br />

1892 beschäftigt sich MARLOT mit der Frage, ob man <strong>Pferde</strong> vor oder nach dem Füttern<br />

tränken soll. Er gab einem Pferd 4 l Hafer und tränkte es unmittelbar darauf, um es im<br />

Anschluss zu töten und zu obduzieren. Im Magen selbst fand man kaum 1 l Hafer in einigen<br />

Litern Wasser schwimmend, die restlichen 3 l Hafer waren bereits von dem Wasser in den<br />

Verdauungskanal gespült worden, wo der Hafer nach Auffassung <strong>des</strong> Versuchstellers nicht in<br />

dem Maße aufgeschlossen werden kann, wie im Magen. Ein zweites Pferd wurde zuerst<br />

getränkt, dann mit 4 l Hafer gefüttert und dann nach einer Viertelstunde getötet und obduziert.<br />

Der Hafer fand sich vollständig im Magen und war schon anverdaut. Der Hafer wird also<br />

besser ausgenutzt, wenn vor dem Füttern getränkt wird. Eine Bestätigung sieht MARLOT<br />

(1892) darin, dass bei weiteren Versuchen immer, wenn nach dem Füttern getränkt wurde, die<br />

Zahl der unverdauten Körner im Kot höher war, als wenn das Tränken vor der Fütterung statt<br />

fand.<br />

SANSON und GAY berichten 1896 über Verdauungsversuche mit geschrotenem und<br />

gequetschtem Hafer bei Schafen und <strong>Pferde</strong>n. Danach ist der Verdauungskoeffizient bei<br />

ganzem Hafer 64,5%, bei gequetschtem Hafer 68,6% und bei geschrotenem Hafer 72,7%. Die<br />

Versuchsleiter betonen, dass die Ersparnis von 8% durch bessere Verdauung durch die<br />

Schrotkosten wieder verbraucht werden.<br />

Auch JORDAN und HALL (1905) fanden dass gemahlener Hafer besser verdaut wird als<br />

ganze Haferkörner. Von der Gesamtenergie <strong>des</strong> Hafers werden 54,8% verwertet, <strong>für</strong> das Pferd<br />

enthält 1 kg Hafer rd. 2260 Kalorien verwertbare Energie. Außerdem stellten sie fest, dass<br />

das Hektolitergewicht in keinem Zusammenhang zur chemischen Zusammensetzung steht.<br />

Um 1900 berichtet IWANOW über Veränderungen <strong>des</strong> Hafers beim Schimmeln. Proportional<br />

zur Schimmelmenge entwickeln sich alkaloidhaltige Substanzen, mit denen er die Giftigkeit<br />

verschimmelten Hafers erklärt.


17<br />

KORBULY und WEISER (1905) prüften die Verdaulichkeit <strong>des</strong> Hafers bei 2 <strong>Pferde</strong>n und<br />

beim Schaf. Der Hafer wird <strong>vom</strong> Schaf besser ausgenützt als <strong>vom</strong> Pferd.<br />

LUDEWIG (1906 a, S, 87- 96) postuliert <strong>für</strong> die Einlagerung in die Militärmagazine ein<br />

Min<strong>des</strong>tgewicht <strong>des</strong> Hafers von 44,8 kg pro Hektoliter. 100 Körner sollen im Mittel 2,75-<br />

3,30 g wiegen, der Spelzanteil darf, laut Magazinvorschrift maximal 30% betragen.<br />

Das Quetschen <strong>des</strong> Hafers oder jede andere Präparation <strong>des</strong> Futters hält der Verfasser<br />

insbesondere <strong>für</strong> das Truppenpferd aus folgenden Gründen <strong>für</strong> verwerflich: Im Feld ist eine<br />

Bearbeitung der Ration nicht möglich und wenn die <strong>Pferde</strong> gequetschten oder geschrotenen<br />

Hafer gewohnt sind, vertragen sie keinen plötzlichen Übergang zur Fütterung mit ganzem<br />

Hafer. Außerdem wird durch die Zerkleinerung <strong>des</strong> Futters zwar die Freßzeit verkürzt, aber<br />

die <strong>Pferde</strong> speicheln das Futter auch nicht mehr so gründlich ein und dadurch tritt die<br />

Amylolyse nur mangelhaft ein. Zusätzlich geht den <strong>Pferde</strong>n, die mit gequetschtem Hafer<br />

gefüttert werden, Ausdauer und Energie verloren, obwohl sie wohlgenährter aussehen.<br />

Von LUDEWIG (1906 b) angestellte Fütterungsversuche sollten die Frage klären, ob die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>des</strong> Truppenpfer<strong>des</strong> durch Abzug von Hafer bei gleichzeitiger Zulage von<br />

Heu beeinflusst wird. Dazu wurden 2 Versuchsgruppen mit je 2 <strong>Pferde</strong>n gebildet und unter<br />

definierten Bedingungen (Temperatur, Reitarbeit, Aufstallung, etc.) gehalten. In dem Versuch<br />

wurden die Futtermittel u. a. wie folgt variiert (Mengenangaben in kg / Pferd / d.):<br />

Hafer Heu Strohhäcksel<br />

4,7 2,5 1<br />

3,5 5,0 1<br />

4,0 3,75 1<br />

5,5 2,5 1<br />

Die einseitige Erhöhung der Heuration bei anstrengender Tätigkeit befriedigte das<br />

Sättigungsgefühl der <strong>Pferde</strong> besser und führte zu einer höheren Ausnutzung <strong>des</strong> Hafers ohne<br />

Leistungseinbußen zu verursachen.<br />

WATKINS (1921) berichtet, dass <strong>Pferde</strong>, die gekochtes Futter (Hafer, Kleie und Heu)<br />

erhielten, bei gleicher Arbeit und gleicher Haltung im Vergleich zu <strong>Pferde</strong>n, welche die<br />

gleiche Ration ungekocht erhielten, nach kurzer Zeit erheblich zunahmen. WATKINS spricht<br />

sich trotz dieser positiven Ergebnisse gegen eine Verwendung im Felde aus, da sie nicht<br />

praktikabel ist, jedoch regt er diese spezielle Fütterung <strong>für</strong> kranke und rekonvaleszente <strong>Pferde</strong><br />

an.<br />

In weiteren Versuchsserien wurden <strong>Pferde</strong> bei gleicher Arbeit und gleicher Wartung in der<br />

einen Gruppe mit gequetschtem Hafer und in der anderen Gruppe mit ungequetschtem Hafer<br />

gefüttert. Auch hier nahm die erste Gruppe geringfügig zu, allerdings behielt diese Gruppe ihr<br />

Gewicht auch nachdem die Fütterung gewechselt hatte (WATKINS, 1921).<br />

Die in 24 Stunden abgesetzten Fäzes wurden auf Gartenstücken ausgesät und die aufgehenden<br />

Keime gezählt. Bei gesunden Tieren war die Zahl der aufgegangenen Keime nur klein und<br />

schwankte zwischen 10 und 120. Der Anteil an Haferkörnern, die - ohne verdaut zu werden -<br />

durch den Magendarmkanal hindurchgehen, betrug 0,097 <strong>bis</strong> 2,2% (WATKINS, 1921).<br />

Der Verfasser argumentiert, geschrotener Hafer sei schlechter zu beurteilen, um 10% teurer,<br />

beanspruche mehr Raum und verderbe schneller, da er mehr Feuchtigkeit aufsauge. So stieg<br />

der Wassergehalt bei Haferschrot während normaler Lagerung von 10,2% auf 31,8%,<br />

während er sich bei ganzen Haferkörnern in derselben Zeit nur auf 14,5% erhöhte. WATKINS<br />

(1921) empfiehlt daher geschrotenen Hafer nur <strong>für</strong> zahnkranke <strong>Pferde</strong> und während <strong>des</strong><br />

Zahnwechsels.


18<br />

Gibt man 4 Pfd. Hafer und 2 Pfd. Heuhäcksel, dann braucht das Pferd durchschnittlich 47<br />

Minuten zum Verzehr, gibt man ihm hingegen allein Hafer, so dauert die Mahlzeit nur 20<br />

Minuten. Es wird also durch die Häcksel ein besseres Kauen und Einspeicheln erreicht.<br />

Bewegung nach der Futteraufnahme soll den Durchgang <strong>des</strong> Inhalts durch den<br />

Magendarmkanal beschleunigen (WATKINS, 1921).<br />

KRIEGER (1925) berichtet über seine Untersuchungen an 100 Truppenpferden eines<br />

Eskadrons, bei denen 3 Monate lang dreimal wöchentlich der Kot gesammelt und untersucht<br />

wurde, um die bestmögliche Haferverwertung herauszufinden. Dabei stellte er fest, dass der<br />

Haferkörnerverlust bei den gegenwärtigen Rauhfuttermengen in der Ration 0,25 <strong>bis</strong> 0.96%<br />

der Ration betragen. Bei einer Kürzung der Rauhfutterration um 1750 g stieg der<br />

Körnerverlust auf 2 <strong>bis</strong> 10% an.<br />

Des weiteren fand er heraus, dass das Hungergefühl entscheidend <strong>für</strong> die Ausnutzung <strong>des</strong><br />

Hafers verantwortlich ist: Hungrige <strong>Pferde</strong> verwerten den mit Häcksel vermischten Hafer um<br />

das Doppelte schlechter als gesättigte den puren Hafer. Wenn den <strong>Pferde</strong>n der Hafer ohne<br />

Häcksel gegeben wird, das Rauhfutter aber in Zwischenmahlzeiten trotzdem den Hunger<br />

stillt, so ist die Haferverwertung um das sechsfache schlechter. Die Haferration sollte also<br />

immer mit Häcksel vermischt werden und ansonsten sollte auf jede erdenkliche Art der<br />

Hunger der <strong>Pferde</strong> gestillt werden: Grasen lassen bei jeder Gelegenheit, ständig mögliche<br />

Aufnahme von Streustroh, Zwischenmahlzeiten.<br />

Über die Erfahrungen mit der Haferfütterung im 1. Weltkrieg (1914-1918) berichtet ANON.<br />

1929 (S. 405-406). Der Hafer war das beste Kraftfuttermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> und konnte durch<br />

kein anderes Futtermittel vollständig ersetzt werden, selbst wenn er von minderer Qualität<br />

war. Den gesunden <strong>Pferde</strong>n sollte der Hafer in ganzen Körner, mit Häcksel vermischt gegeben<br />

werden. Das Quetschen <strong>des</strong> Hafers kann bei kranken <strong>Pferde</strong>n vorteilhaft sein und bei kleinen<br />

Mengen Hafer in Futtergemischen, z. B. Kleie sollte der Hafer immer gequetscht werden. Im<br />

Feld ist der Hafer das bequemste Kraftfuttermittel, da er ohne weitere Vorbereitung gefüttert<br />

werden kann.<br />

FRISCHBIER (1933) wies nach, dass die im Kot enthaltenen mikroskopisch unverdaut<br />

erscheinenden Haferkörner kaum noch keimfähig waren und untersuchte daraufhin die<br />

Aleuronzellen mikroskopisch. Die Fettvakuolenbildung in den Aleuronzellen, ausgelöst durch<br />

die Passage <strong>des</strong> Verdauungstrakts deutet er als Beweis der Eiweißverdauung auch in<br />

scheinbar unverdaut ausgeschiedenen Haferkörnern, selbst bei chemisch prozentual gleichem<br />

Eiweißgehalt der im Kot enthaltenen und der gefütterten Körner.<br />

HÖTZEL und MÜLLER (1933) veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Fütterungsversuche<br />

zum Ersatz von Hafer durch Gerste (siehe Kap. Gerste, S. 34).


2.2 Gerste<br />

Anfänge<br />

19<br />

In dem Kikkuli-Text (EHRENBERG, 1943), der aus dem 14. Jahrhundert vor Christus<br />

stammt, wird über Fütterung und Training der hethitischen Kriegspferde durch den<br />

Großstallmeister <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Mittani (KIKKULLI) berichtet. Darin heißt es, dass die <strong>Pferde</strong><br />

neben Luzerneweide und Luzerneheuhäcksel auch händeweise Gersten- und etwas weniger<br />

Weizenkörner erhielten.<br />

Für ALBERTUS MAGNUS (ca. 12 Jahrhundert, II/ S. 103) ist die Gerste kein geeignetes<br />

<strong>Pferde</strong>futter (gerst ist jn nit guet).<br />

RUSIUS (1300) und CARACCIOLO (1566) befanden nach KRAUSE (1933, S. 11) die<br />

Gerste durchaus als geeignetes <strong>Pferde</strong>futter. Die <strong>Pferde</strong> bleiben widerstandsfähig und gesund,<br />

wenn man das ganze Jahr über Stroh und Gerste füttert, meint RUSIUS und CARACCIOLO<br />

schreibt, dass die Gerste den Körper gesund erhalte und <strong>für</strong> alle Temperamente passe.<br />

Nechst dem Habern ist die Gersten am meisten gebraeuchlich/ und zwar das nuetzlichste<br />

Futter meint PINTER VON DER AU (1688, S. 48).<br />

Über die schon in der Antike bekannte Beziehung zwischen Gerstenfütterung und Hufrehe<br />

(„Krithian“ = an der Gerste krank sein, WEIDENHÖFER 2004) haben jüngst KRONFELD<br />

und HARRIS (2003), sowie WEIDENHÖFER (2004) ausführlich berichtet.<br />

Nach CLARK (1790, S.45), ABILDGAARD und VIBORG (1805, S. 25) wirkt die Gerste<br />

abführend.<br />

ABILDGAARD (1771, S. 127), ABILDGARD und VIBORG (1805, S. 24) und BUCH-<br />

MÜLLER (1829, S.88) halten die Gerste <strong>für</strong> erhitzend. PINTER VON DER AU (1688, S.48)<br />

beurteilt die Gerste dagegen als vorteilhaft, weil sie keinen Schweiß treibt.<br />

Beobachtungen aus der Fütterung und Fütterungsversuche<br />

CLARK (1790, S. 45) gibt an, dass in England gekochte Gerste häufig an kranke <strong>Pferde</strong> mit<br />

Erfolg gefüttert wird. BUSSON (nach CLARK l.c.) will beobachtet haben, dass die<br />

ara<strong>bis</strong>chen <strong>Pferde</strong> nur nachts und ausschließlich mit Gerste gefüttert würden, während die<br />

persischen <strong>Pferde</strong> lediglich Häcksel bei der Gerstenfütterung erhalten.<br />

In einem Fütterungsversuch bei dem Gerste mit Hafer von guter oder schlechter Qualität im<br />

Gestüt Herrenhausen 1790/91 vermischt wurde, stellte man fest, dass beide Mischungen ohne<br />

Schaden <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong> gegeben werden konnten (NABER, 1990, S. 82-84).<br />

Nach AMMON (1804, S. 59) ist Gerste in Deutschland zwar nicht so gebräuchlich als<br />

<strong>Pferde</strong>futter aber genauso bekömmlich wie Hafer, solange der größere Nährwert der Gerste<br />

in der Ration berücksichtigt wird. 1805 schreibt ROHLWES (S. 15), dass die Gerste ein<br />

gesun<strong>des</strong> und nahrhaftes Futter ist.<br />

Über die frühen Versuche von WALDINGER (1808, S. 74-75) zur Verdauung gilt Ähnliches<br />

wie bereits beim Hafer (S. 12-13) ausgeführt. Erwähnenswert sind seine Versuche nach<br />

zwölfstündiger Nahrungskarenz. Die <strong>Pferde</strong> erhielten dabei ein Gemisch aus je 5 Loth Hafer,<br />

Gerste, Roggen, Weizen , Wicken, Erbsen, Bohnen, Linsen, Heidekorn und Mais (ohne<br />

Heuzulage). Post mortem war die Gerste 2 Stunden postprandial nur wenig angegriffen, nach<br />

4 Stunden schon weicher und nach 8 Stunden war die zer<strong>bis</strong>sene Gerste ...sehr weich,<br />

breyartig, die annoch ganze etwas fest.<br />

Zu den ersten Analysen von Gerste zählt BUCHMÜLLERS (1829, S. 88). Danach sind<br />

enthalten in 25 Loth:


20<br />

Gerste Hafer<br />

6,5 Loth 3 Gran Spreu<br />

12,25 Loth 9 Gran Stärkemehl 12 Loth 22 Gran Stärkemehl<br />

4,75 Loth 50 Gran Schleimzucker 3,5 Loth 20 Gran Schleimzucker<br />

0,5 Loth 22 Gran Eyweiß 0,5 Loth 2 Gran Kleister<br />

0,5 Loth 36 Gran Keimmaterie 0,25 Loth Keimstoff ohne Spreu und Hülsen<br />

Er zieht daraus den Schluss, dass die Gerste nährender und stärkender, aber auch schwerer<br />

verdaulich als der Hafer ist.<br />

FALKE (1850, S. 74) gibt folgende Inhaltsstoffe <strong>für</strong> die wasserfreie Gerste an: 14,96 Kleber,<br />

0,35 Eiweiß, 55,8 Stärkemehl, 4,5 Gummi, 4,36 Zucker, 0,40 Oel, 15,5 Faser, 4,13<br />

Aschenbestandtheile.<br />

WEECH erwähnt nach KUERS 1835 (S. 55) in seinem „Bericht über seine Reise über<br />

England und Portugal nach Brasilien und den vereinigten Staaten“ den angeblich allgemein<br />

bekannten Sachverhalt, dass, in den südlichen Ländern, der Hafer <strong>für</strong> ein zu hitziges<br />

<strong>Pferde</strong>futter angesehen wird, die Gerste dagegen ein wohlthätigeres Futter der <strong>Pferde</strong><br />

darstelle. KUERS (l.c.) hat bei seinen Recherchen keine genaueren Angaben über die<br />

angebliche hitzige Wirkung <strong>des</strong> Hafers im südlichern Klima gefunden und zweifelt <strong>des</strong>halb an<br />

der Richtigkeit dieser Behauptung. Zumal eigentlich die Gerste mehr Hitze erzeugt. Um diese<br />

These zu untermauern verweist er auf die Veröffentlichung von CAVENDYSCH im 17.<br />

Jahrhundert, der nach der Verfütterung von Gerste Blutharnen beobachtet hat (KUERS l.c.).<br />

Auch KUERS hat dieses Phänomen nach der Verfütterung von Gerste beobachtet, kann aber<br />

nicht beweisen, dass die Gerstenfütterung die Ursache da<strong>für</strong> war (KUERS l.c.).<br />

STEWART (1839, S. 260-262) berichtet, dass in England bei einigen <strong>Pferde</strong>haltern Gerste<br />

einen Teil oder sogar die ganze Haferration ersetzt. Er vertritt die Ansicht, dass ein<br />

Gerstenanteil in der Ration ohne Gesundheitsschäden die Fütterung verbilligt. Noch besser<br />

vertragen wird die Gerste, wenn sie gekocht wird.<br />

Nach HÜBNER (1840) schied ein ruhen<strong>des</strong> Pferd 1/6 der gefütterten Gerstenkörner<br />

unverdaut aus.<br />

LÜPKE (1841) meint einen Beweis <strong>für</strong> die bessere Nahrhaftigkeit der Gerste im Vergleich<br />

zum Hafer in der Beobachtung gefunden zu haben, dass die von Gerstenfütterung fett<br />

gewordenen <strong>Pferde</strong> durch anschließende Haferfütterung abmagern. Er berichtet, dass in dem<br />

Freiheitskampfe von 1812-15 russische, preußische und auch französische <strong>Pferde</strong> anhaltend<br />

mit Gerste gefüttert wurden und ihre Kräfte sc. entsprachen ganz vollkommen den starken<br />

Anforderungen ihres Dienstes. Im kalischen Manöver von 1835 erfuhr er, dass auch die<br />

Tscherkessen ihre <strong>Pferde</strong>, welche sich durch schnelles Laufen, Schwimmen sc. so sehr<br />

auszeichnen, mit Gerste füttern.<br />

LÜPKE (l.c.) fütterte vierjährigen <strong>Pferde</strong>n frisch von der Weide statt 3 Metzen Hafer 2,25<br />

Metzen Gerste, mit Häcksel vermischt, plus 12 Pfd. Heu täglich. In den ersten acht Tagen<br />

stellte sich dauern<strong>des</strong> dünneres Misten ein; wobei aber unverdaute Gerstenkörner nicht<br />

abgingen. Das Laxieren verlor sich aber nach und nach, z. T. schon in den ersten 14 Tagen.<br />

Nach LÜBKE (l.c.) bekam die preußische Kavallerie in Ermangelung <strong>des</strong> Hafers auch wohl<br />

13 Metzen Gerste, statt 16 Metzen Hafer, ohne dass man einen Nachteil davon gesehen hätte.<br />

Er warnt allerdings davor, Gerste ohne Häcksel zu verfüttern und, falls dies unumgänglich ist,<br />

wie im Krieg, dann sollte man immer vor dem Füttern tränken und keine zu großen Portionen<br />

auf einmal geben.


21<br />

BOURGELAT machte in Frankreich den Versuch, die Gerste anstelle <strong>des</strong> Hafers zu<br />

verwenden, aber seine Versuche sind nicht glücklich ausgefallen (MAGNE und FUCHS<br />

1844, S. 304).<br />

Nach MAGNE und FUCHS (1844, S. 304) wurde im Süden Europas die Gerste häufig zur<br />

<strong>Pferde</strong>fütterung verwendet, die nördlichen Schläge vertrugen diese Ernährung aber weniger<br />

gut.<br />

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 98) empfahl, Gerste nur gequetscht oder geschroten, mit viel Häcksel<br />

vermischt, nach langsamer Gewöhnung an <strong>Pferde</strong> zu verfüttern. FALKE (1850, S. 74)<br />

berichtet, dass die Gerste landläufig nur selten an <strong>Pferde</strong> verfüttert wurde und gewöhnlich<br />

durch quetschen, schroten, quellen oder kochen zubereitet oder als Malz.<br />

BOUSSINGAULT (1854, S. 186-189) fütterte an drei Versuchspferde 47 Tage lang folgende<br />

Ration: 2 kg Gerste, 2 kg Hafer, 8 kg Stroh. Die Tiere nahmen im Schnitt 3 kg KM ab. Im<br />

Anschluß erhielten die <strong>Pferde</strong> 29 Tage lang die doppelte Menge (4 kg) Gerste und legten<br />

durchschnittlich 29 kg KM wieder zu. Bei einer 20 Tage dauernden Fütterung mit 4,1 kg<br />

Gerstenmehl neben 5 kg Stroh und 3 kg Heu verloren sie wieder im Schnitt 8 kg KM.<br />

Im Landgestüt Celle wurde die Gerstenzulage in der Vordecksaison nach schlechten<br />

Erfahrungen wieder durch Hafer ersetzt, in der Decksaison wurde aber, neben Rohweizen und<br />

Erbsen, weiterhin Gerste als Zulage verwendet (SANDER, 1857).<br />

Aus Mangel und Vertheuerung <strong>des</strong> Hafers (1858) fütterte ein französischer <strong>Pferde</strong>besitzer an<br />

vier <strong>Pferde</strong> Gerste in gequetschtem Zustand. Die <strong>Pferde</strong> erhielten ein geringeres Volumen<br />

Gerste, als zuvor Hafer. Nach drei Monaten dieser Fütterung hatten alle <strong>Pferde</strong> sich im<br />

besten Zustande ihrer Kraft und Gesundheit und bei vollkommenem Glanze <strong>des</strong> Haares<br />

erhalten. Im Kot fand sich keine Spur von unverdauter Gerste, was der Verfasser als Folge<br />

<strong>des</strong> Quetschens deutet (NIKERLE, 1859).<br />

MAGNE berichtet 1860 über Fütterungsversuche an je 50 Militärpferden, bei denen Kleeheu,<br />

Kleie, Gerste u. dgl. neben einer Grundration aus Hafer und Wiesenheu gefüttert wurden. Nur<br />

wenn die Ration etwa die gleiche Menge Fett enthielt, wie eine gewöhnliche Heu/Hafer-<br />

Ration nährte sie auch ebenso gut. Als der Hafer in der Ration vollständig durch Gerste<br />

ersetzt wurde (neben Heu), zeigte sich, dass die Versuchspferde ihre Leistungsfähigkeit<br />

einbüßten und anfälliger <strong>für</strong> Krankheiten wurden. MAGNE (1860) unterstreicht das<br />

unterschiedliche Verdauungsvermögen in bezug auf Gerste von südlichen und nördlichen<br />

<strong>Pferde</strong>schlägen. Als Beweis führt er die Fütterung in einem nicht näher benannten Betrieb an,<br />

wo die Substitution von 3 kg Hafer durch 3,5 kg Gerste bei jeweiliger Gabe von 9 kg Heu bei<br />

den südfranzösischen <strong>Pferde</strong>n keinen Nachtheil hatte, während die aus nord-französischen<br />

Gegenden angekauften dabei nicht erhalten werden konnten und statt der Gerste wieder Hafer<br />

bekommen mußten. MAGNE (1860) berichtet auch von ähnlichen Versuchen der<br />

Militärverwaltung, wo sich die leichten und kleinen Reitpferde bei der Gerste ganz wohl<br />

befanden, die größeren der Linie und die der schweren Cavallerie vertrugen sie nach dem<br />

Berichte der eingesetzten Commission um so weniger, je schwerer sie waren und aus je<br />

nördlicheren Gegenden sie stammten.<br />

WOLFF berichtet 1861 (S. 625-630) von einem Fütterungsversuch in der französischen<br />

Armee bei dem je drei <strong>Pferde</strong> die Standartration (6 Pfd. Heu; 10 Pfd. Stroh und 8,2 Pfd.<br />

Hafer) erhielten oder Rationen in denen der Hafer teilweise durch Gerste, Roggen und Kleie


22<br />

ersetzt wurde: Die mit Gerste gefütterten <strong>Pferde</strong> hatten mehr Kraft und Mut als die mit<br />

Roggen gefütterten. Die Versuchspferde fraßen Gerste lieber als Roggen oder Kleie.<br />

Nach RASSE (1867) bezeichnete die französische Commission <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>-Hygiene den<br />

Futterwert von Heu mit der Zahl Zehn. 10 Pfd. Heu entsprechen in ihrem Nährwert etwa 34<br />

Pfd. Stroh oder 6 Pfd. Hafer. Der mittlere Nährwert der Gerste stellt sich auf 4,3, d. h. Gerste<br />

ist nahrhafter als Hafer. Die französische <strong>Pferde</strong>-Gesundheits-Commission zur Erforschung<br />

<strong>des</strong> Effekts der Gerstenfütterung stellte eine Reihe von Versuchen an. Demnach kann bei<br />

Mangel an Hafer die Gerste gute Dienste leisten.<br />

VERHEYEN verfolgte (nach RASSE 1867) in den Jahren 1840 und 1846 die Wirkungen der<br />

Gerstenfütterung durch mehrere Monate; zu keiner Zeit bekamen die <strong>Pferde</strong> ein glänzenderes<br />

Haar und festere Muskeln. RASSE (l.c.) spricht sich <strong>für</strong> eine Einführung der Gerstenfütterung<br />

(0,75 kg Gerste mit Häcksel vermengt an stelle von 1,5 kg Heu) bei den Truppen aus. Die<br />

Ration betrüge dann 1,5 kg Heu, 4 kg Stroh, 5 kg Hafer und 0,75 kg Gerste <strong>für</strong> die schweren<br />

<strong>Pferde</strong> und <strong>für</strong> die leichten <strong>Pferde</strong>: 1 kg Heu, 4 kg Stroh, 4,5 kg Hafer und 0,75 kg Gerste.<br />

KÜHNERT (1870, S. 28) beschreibt die Gerste als schwer verdaulich und <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> wenig<br />

gebräuchlich, wenn überhaupt wurde sie als Gerstenschrot verfüttert.<br />

Nach WÖRZ (1874, S. 32-35) gibt Gerste den <strong>Pferde</strong>n weniger Kraft als Hafer, sondern<br />

macht sie, gequollenen gefüttert, lediglich wohlbeleibt. Er empfiehlt nur ¼ <strong>bis</strong> ½ der<br />

Haferration durch die schwer verdauliche Gerste zu ersetzen. Insbesondere säugende Stuten,<br />

wachsende Fohlen und Hengste während der Beschälzeit profitieren von einer Gerstenzulage.<br />

In Damaskus erhielten die <strong>Pferde</strong>, WÖRZ (1874, S. 34) zufolge, ausschließlich Gerste (12<br />

Pfd. mit 7-8 Pfd. Stroh täglich).<br />

WOLFF (1886, S. 47-52) veröffentlicht das Ergebnis eines Verdaulichkeitsversuchs mit<br />

Gerste bei einem Pferd aus dem Jahr 1879 (%):<br />

Trocken- Organ. RohRohRoh- Stickstofffr.<br />

substanz Substanz proteinfettfaser Extraktst.<br />

83,5 87,0 80,3 42,4 100 87,3<br />

Weitere Verdauungsversuche mit Gerste hat KLINGEBERG-KRAUS (2001, S. 119, Tab.9)<br />

zusammengestellt.<br />

HAUBNER (1881, S. 326) schreibt, dass seit jeher im Orient und auch im südlichen Europa<br />

die <strong>Pferde</strong> ausschließlich mit Gerste gefüttert werden. Trotzdem ist er der Auffassung, dass<br />

die hiesigen <strong>Pferde</strong> höchstens die Hälfte der Körnerration als Gerste erhalten dürfen. Er<br />

berichtet auch von einem in neuester Zeit in Belgien angestellten Versuch mit 50<br />

Militärpferden, wobei der Hafer durch gleiche Gewichtsteile Gerste ersetzt wurde. Dabei habe<br />

sich ergeben, daß die Thiere an Muth und Kraft verloren, weichlich, schlaff wurden, bei der<br />

geringsten Anstrengung leicht schwitzten, öfter Kolik mit Diarrhöe sich einstellte, und weil<br />

man ernste Krankheitsfälle <strong>für</strong>chtete, wurde nach 3 Monaten die Gerstenfütterung wieder<br />

eingestellt.<br />

DAMMANN (1886, S. 181-482) schreibt, die Gerste sei als alleiniges Körnerfutter den<br />

<strong>Pferde</strong>n nicht zuträglich. Um Kosten zu senken könne, aber ein Viertel, im Höchstfall die<br />

Hälfte der Körnerration durch Gerste ersetzt werden. Es müsse aber immer genügend Häcksel<br />

mitgegeben werden, damit die harten Gerstenkörner genügend gekaut und eingespeichelt<br />

werden.


23<br />

STRAUBE (1893) ermittelte in seinem Fütterungsversuch an 7 Militärpferden, dass Gerste<br />

ein gutes Haferersatzmittel darstellt, zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit benötigen die<br />

<strong>Pferde</strong> 5,5-6,5 kg täglich.<br />

Nach HÜBNER (1894) kam es nach Gerstenfütterung bei der Dresdener Straßenbahn<br />

vermehrt zu schweren Kolikerscheinungen.<br />

HAMBRO (1896, S. 247) macht eine Mitteilung über einen Versuch mit der Fütterung von<br />

Gerste im Winter 1894 durch die „Birmingham Corporation“ (Gerste war gerade sehr billig).<br />

Die 120 <strong>Pferde</strong> der Corporation, die meistens sehr schwere Arbeit zu leisten hatten, wurden in<br />

2 Gruppen zu je 60 Tieren aufgeteilt. Alle <strong>Pferde</strong> erhielten 13 Pfd. Heu, 8 Pfd. Mais und 3<br />

Pfd. Bohnen, außerdem 8 Pfd. Hafer bzw. 8 Pfd. Gerste. Die Versuche begannen am 1.<br />

Oktober und am 1. Januar hatten die mit Hafer gefütterten Tiere 18 Pfd. Gewicht verloren, die<br />

mit Gerste gefütterten <strong>Pferde</strong> sogar 28 Pfd. Daraufhin wurde allen <strong>Pferde</strong>n je 1 Pfd. Bohnen<br />

und 1 Pfd. Heu zugelegt. Nach weiteren drei Monaten hatten die Haferpferde 3 Pfd., die<br />

Gerstenpferde aber 18 Pfd. zugenommen.<br />

HENDRICKX (1897) fütterte 30 <strong>Pferde</strong> je zur Hälfte mit 9 kg Hafer, bzw. mit 5 kg Hafer<br />

plus 4 kg Gerste. Die ersten hatten nach sechs Monaten 6 kg, die anderen 29 kg zugenommen.<br />

Verdauungsstörungen wurden bei keinem der Versuchstiere beobachtet.<br />

PELZ (1915) aus Stollberg gibt eine Ration an, bei der sich schwere Belgier und Oldenburger<br />

auch nach der Haferrationierung bei täglicher schwerer Arbeit gut in der Leistung erhalten<br />

haben: 3 Pfd. gequetschter Hafer, 3 Pfd. gequetschte Gerste, 5 Pfd. Torfmelasse, 5 Pfd.<br />

Rübenschnitzel, 3 Pfd. Kartoffelflocken, 2 Pfd. Reisfuttermehl, 5 Pfd. Häcksel und<br />

Schlemmkreide, 15 Pfd. Heu.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) schreibt, dass der ausschließliche Ersatz <strong>des</strong><br />

Hafers durch Gerste nur kurze Zeit sinnvoll ist. Bei dem Ersatz von eine Viertel <strong>bis</strong> zur Hälfte<br />

der Haferration habe sich die Gerste sehr gut bewährt. Bei andauernd arbeitenden <strong>Pferde</strong>n<br />

treten die ge<strong>für</strong>chteten Kolik- und Verschlagerkrankungen selten auf. Nach Möglichkeit sollte<br />

die Gerste vor dem Verfüttern geschroten, gequetscht oder gequellt werden.<br />

ANON. (1929, S. 408-409) berichtet über den Einsatz der Gerste im 1. Weltkrieg als<br />

teilweiser Haferersatz. Wegen der harten Spelzen sei sie schwerer verdaulich, als der Hafer<br />

und sollte kurz vor dem Verfüttern angebrochen, geschroten oder eingequollen werden. Eine<br />

Bearbeitung der Gerste vor dem Transport zu den Truppen erwies sich als unzweckmäßig, da<br />

die Gerste dann zu schnell verdarb. Nach der Verfütterung von reiner Gerste wurden schwere<br />

Kolikerkrankungen beobachtet, die um so zahlreicher waren, je schroffer der Übergang von<br />

Hafer- auf Gerstenfütterung war. Einige Berichterstatter sahen auch plötzliche Fütterung mit<br />

reiner Gerste als Ursache <strong>für</strong> Hufrehe. Andere Beobachter berichten, dass die Gerste mit<br />

Hafer vermischt ein gutes und unschädliches Futtermittel sei. Auch wurde von weiteren<br />

Berichterstattern der vorzügliche Futterzustand von schweren <strong>Pferde</strong>n auf reine<br />

Gerstenfütterung zurückgeführt. Dabei wurden die angefeuchtete Gerste gern genommen, die<br />

trockene hingegen verweigert. Empfohlen wird die Gerstenfütterung als teilweiser<br />

Haferersatz, wenn die <strong>Pferde</strong> andauernd arbeiten.<br />

1933 veröffentlichen HÖTZEL und MÜLLER die Ergebnisse ihrer Fütterungsversuche zum<br />

Vergleich von Gersten- und Haferfütterung an sechs ca. 600 kg schweren Arbeitspferden. Die<br />

<strong>Pferde</strong> sollten den „Kellnerschen Normen“ entsprechend <strong>für</strong> 1000 kg Lebendgewicht bei<br />

schwacher Arbeit: 1,0 verd. Eiweiß u. 9,2 Stärkewert und bei mittlerer Arbeit: 1,4 verd.<br />

Eiweiß u. 11,6 Stärkewert erhalten. Das Grundfutter bestand aus 7,5 kg Heu, 3,0 kg


24<br />

Haferspreu und 1,5 kg Melasse. Zusätzlich erhielten sie unterschiedliche Mengen Hafer und<br />

Gerstenfuttermehl. Nach Abschluss <strong>des</strong> Versuches postulieren HÖTZEL und MÜLLER<br />

(1933), dass 4 kg eines stärkereichen und spelzenarmen Gerstenfuttermehls (ein Poliermehl,<br />

dem nur die feineren Schalenteile der Gerste beigemengt sind) in der Lage sind, 5 kg Hafer zu<br />

ersetzen. Die Nährstoffe von Hafer und Gerste stehen im Verhältnis von 1:1,25. Der<br />

Stärkewert <strong>für</strong> das Gerstenfuttermehl in diesem Versuch beträgt 55,36 kg je 100 kg bei<br />

Fütterung an Arbeitspferde.<br />

Erkrankungen durch die Gerstenmehlfütterung kamen während <strong>des</strong> Versuchs nicht vor.<br />

Wichtig ist, dass genügend Rauhfutter bzw. Häcksel zugefüttert wird, um eine Verklumpung<br />

im Magen zu vermeiden.


2.3 Sonstige Getreidekörner (Weizen, Roggen, Hirse, Reis, Buchweizen)<br />

Weizen<br />

Anfänge<br />

25<br />

Der Großstallmeister <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Mittani (KIKKULLI, siehe EHRENBERG, 1943) berichtet,<br />

dass die hethitischen Kriegspferde im 14. Jahrhundert vor Christus neben Luzerneweide und<br />

Luzerneheuhäcksel auch händeweise Gersten- und etwas weniger Weizenkörner erhielten.<br />

Im Mittelalter und später wurde das Brotgetreide Weizen offenbar selten an <strong>Pferde</strong> verfüttert.<br />

Bis 1900 finden sich nur wenig Erfahrungsberichte über den Einsatz von Weizen in der<br />

<strong>Pferde</strong>fütterung. Im Handbuch der Futtermittelkunde, Bd. 2 (BECKER und NEHRING, 1965)<br />

sind keine Untersuchungen zitiert.<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

CLARK (1790, S. 45) empfiehlt, Weizen nur geschrotet oder mit Häcksel vermischt zu geben<br />

und hält ihn <strong>für</strong> ein gutes, wenn auch zu teures <strong>Pferde</strong>futter.<br />

Nach AMMON (1804, S. 60) ist Weizen das ideale <strong>Pferde</strong>futter, wird aber wegen seines<br />

hohen Preises in erster Linie geschrotet an chronisch kranke <strong>Pferde</strong> gefüttert.<br />

WALDINGER (1808, S. 60) untersuchte Weizen auf seine Wärmeentwicklung beim<br />

Einweichen. Er entwickelt ebensoviel Wärme wie Hafer, aber er säuert bald, wird widrig,<br />

stinkend und fault. Außerdem bestimmte er den Gehalt von Setzmehl, tierischem Kleister,<br />

Schleim und Eiweiß. Der Kleister war im Magensaft schlecht löslich und daher ist Weizen<br />

nach WALDINGERs Ansicht nicht als <strong>Pferde</strong>futter geeignet. Erst durch den Prozeß <strong>des</strong><br />

Backens wird der Weizen <strong>für</strong> den Menschen verdaulich, seine Verwendung als<br />

<strong>Pferde</strong>futtermittel ist nicht zu empfehlen. Diese Meinung <strong>des</strong> Verfassers wird noch durch<br />

einen weiteren Versuch unterstützt. WALDINGER (1808, S. 74-75) übergoss zerschnittene<br />

Körner mit der sechsfachen Menge Magensaft <strong>vom</strong> Pferd. Der Weizen zeigte bei diesem<br />

Versuch nach 8 Stunden Einwirkzeit einige Veränderungen, das Gemisch roch allerdings sehr<br />

widrig, wogegen der Hafer nach 8 Stunden soweit aufgelöst war, dass das Gemisch einer<br />

dünnen Milch ähnlich war.<br />

Nach BUCHMÜLLER (1829, S. 90) enthalten 25 Loth Weizensamen: 15,25 Loth Stärkemehl,<br />

3 Loth Schleimzucker und 1,75 Loth Kleister. KUERS (1839, S. 284-285) beurteilt die<br />

Gefahren der Weizenfütterung ähnlich wie bei der Roggenfütterung (Verschlag und Rehe).<br />

Daneben führe die Fütterung aber auch noch zu weichem Kot, der Weizen lasse den<br />

Darmschlauch erschlaffen. Im Allgemeinen wurde Weizen aber nicht an <strong>Pferde</strong> verfüttert,<br />

sondern <strong>für</strong> die menschliche Ernährung benötigt.<br />

STEWART (1839, S. 262-264) berichtet, dass Weizenfütterung sehr schnell Kolik auslöse<br />

und es schon zu vielen To<strong>des</strong>fällen nach Weizenfütterung gekommen sein. Die Höchstmenge<br />

sei 4 Pfd. Weizen (mit Häckerling vermischt auf 5 Tagesportionen verteilt) in der Ration, die<br />

4 <strong>bis</strong> 4 ½ Pfd. Hafer ersetzen könnten. Häufiger würde gekochter Roggen mit Häckerling<br />

vermischt als Abendration gegeben.<br />

Dagegen meint HAUBNER (1845, S. 324), dass der Weizen auch als einziges Körnerfutter an<br />

<strong>Pferde</strong> gefüttert werden könne, solange ausreichend Häcksel gegeben und die Weizenkörner<br />

vor der Verfütterung gequetscht oder gekocht werden. Bei Stuten soll Weizen (geschroten<br />

und gekocht) neben anderen Körnern in der Ration die Milchproduktion fördern.


26<br />

Nach FALKE (1850, S. 75) hat der wasserfreie Weizen folgende chemische<br />

Zusammensetzung: Kleber 23,05, Eiweiß 1,12, Stärkemehl 54,0, Gummi 1,79, Traubenzucker<br />

1,76, Oel 1,02, Faser 14,49, Aschenbestandtheile 2,77.<br />

Im Landgestüt Celle wurde die Rohweizenzulage in der Vordecksaison nach schlechten<br />

Erfahrungen wieder durch Hafer ersetzt, in der Decksaison wurde aber, neben Gerste und<br />

Erbsen, weiterhin Rohweizen als Zulage verwendet (SANDER, 1857).<br />

1893 versuchte STRAUBE erfolgreich Militärpferde mit Weizen anstelle <strong>des</strong> Hafers zu<br />

füttern.<br />

1908 berichtet KELLNER (S. 102), dass der Weizen, wie der Roggen wegen seines hohen<br />

Preises nur selten verfüttert wird, meistens gelangen nur die schlechten, verkümmerten oder<br />

ausgewachsenen Körner ins Viehfutter.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfahl 1918 nur die Hälfte der Haferration durch<br />

Weizen zu ersetzen. Außerdem sollte kein frisch geernteter Weizen verfüttert werden.<br />

ANON. (1929, S. 409) berichtet, dass im 1. Weltkrieg einige deutsche Truppenteile Weizen in<br />

großen Mengen vorfanden und als <strong>Pferde</strong>futter verwendeten. Diese plötzliche und maßlose<br />

Fütterung hatte schwere Kolik- und Kreuzverschlagerkrankungen zur Folge. Im Übrigen<br />

waren in diesem Krieg die notwendigen Zubereitungen <strong>des</strong> Weizens (Quetschen, Kochen,<br />

Brühen oder Einquellen) vor dem Verfüttern nur selten möglich.<br />

KRONACHER, KLIESCH und DEISSMANN berichten 1935, dass infolge der schlechten<br />

Haferernte den „städtischen Fuhrwerksbetrieben“ Eosinweizen als Ersatz <strong>für</strong> Hafer zur<br />

Verfügung gestellt wurde. Das Eosin färbt den Weizen rot und kennzeichnet ihn somit als<br />

Futterweizen. Die Verfasser stellten Fütterungsversuche mit Eosinweizen an insgesamt 9<br />

Zugpferden in 3 Gespannen an. Die ursprüngliche Tagesration der <strong>Pferde</strong> bestand aus: 2,5 kg<br />

Hafer, 6 kg Heu und 25 kg Futterrüben. Ab dem 5. März 1935 wurde täglich ½ kg Hafer<br />

durch die gleiche Menge Eosinweizen ersetzt. Ab dem 6. Versuchstag wurde die<br />

Futterrübengabe eingeschränkt und täglich ½ kg Eosinweizen mehr gegeben, <strong>bis</strong> die <strong>Pferde</strong> ab<br />

dem 13. Versuchstag folgende Ration erhielten: 6 kg Eosinweizen<br />

6 kg Heu.<br />

Zwei Gespanne wurden noch 10 Tage mit dieser Ration gefüttert, bei dem dritten Gespann<br />

wurde die Weizenration <strong>bis</strong> auf 8 kg Eosinweizen täglich gesteigert.<br />

Alle Versuchspferde fraßen ihre Ration anstandslos. Während <strong>des</strong> Versuchs konnten keine<br />

gesundheitliche Beeinträchtigungen der <strong>Pferde</strong> festgestellt werden. Auch ihre<br />

Leistungsfähigkeit und das Aussehen ließen nichts zu wünschen übrig. Die Verfasser<br />

schließen aus den Ergebnissen ihres Versuchs, dass Weizen ein einwandfreies <strong>Pferde</strong>futter<br />

darstellt und bei arbeitenden <strong>Pferde</strong>n auch die ganze Haferration ersetzen kann. Dabei muß<br />

aber berücksichtigt werden, dass der Weizen etwa um ein Siebtel nährstoffreicher ist, als der<br />

Hafer. Das Eosin, das zur Rotfärbung <strong>des</strong> Weizens verwendet wird, beeinträchtigt die<br />

Freßlust der <strong>Pferde</strong> in keiner Weise.


Roggen<br />

Allgemein<br />

27<br />

Roggen wurde im Allgemeinen, wie Weizen als Brotgetreide verwendet, gelangte aber etwas<br />

häufiger in die <strong>Pferde</strong>futterkrippen als Weizen. 1908 berichtet KELLNER (S. 102), dass<br />

meistens nur die schlechten, verkümmerten oder ausgewachsenen Körner verfüttert wurden.<br />

Roggen erzeugt im Pferd eher Kraft und Ausdauer als Wohlbeleibtheit. Er führt aber auch<br />

besonders schnell zu Verdauungsstörungen und Dickblütigkeit 3 . Besonders in frischem<br />

Zustand ist der Roggen die am meisten gesundheitsgefährdende Getreideart. Der Roggen wird<br />

gekocht, aber unzerkleinert höchstens <strong>bis</strong> zur Hälfte der Ration gegeben.<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

Nach AMMON (1804, S. 59-60) verursacht die Roggenfütterung Lungenentzündung, Koller,<br />

Staar, Mondblindheit u. s. f., lediglich schwer arbeitende Zugpferde vertragen sowohl<br />

ausschließliche Roggenfütterung als auch ein Gemisch aus Hafer und Roggen ohne Schaden.<br />

1805 schreibt ROHLWES (S. 15) über die Roggenfütterung an <strong>Pferde</strong>, dass nur die alten<br />

<strong>Pferde</strong> damit gefüttert werden dürfen, niemals aber die jungen.<br />

WALDINGER übergoss 1808 (S. 74-75) verschiedene halbierte Körner mit der sechsfachen<br />

Menge <strong>Pferde</strong>magensaft. Nach 8 Stunden Einwirkzeit war der Roggen kaum angegriffen, das<br />

Gemisch verströmte aber einen ganz widrigen Geruch. Die Haferkörner hatten sich in der<br />

gleichen Zeit zu einer milchigen Flüssigkeit in dem Magensaft aufgelöst. WALDINGER<br />

(1808, S. 61) untersuchte den Roggen auf seine Wärmeentwicklung beim Einweichen. Er<br />

entwickelt sehr wenig Wärme und säuert sehr schnell. Außerdem bestimmte er den Gehalt<br />

von Setzmehl, tierischem Kleister, Schleim und Eiweiß.<br />

BUCHMÜLLER (1829, S. 89) hält den Roggen <strong>für</strong> sehr schwer verdaulich und gibt als<br />

Inhaltsstoffe von 25 Loth Roggen: 14,75 Loth Stärkemehl, 5,25 Loth Schleimzucker und 0,75<br />

Loth Kleister an.<br />

STEWART (1839, S. 267) schreibt, dass der Roggen in Nordamerika grob gemahlen und mit<br />

Häckerling vermischt sehr viel an <strong>Pferde</strong> verfüttert wird und gibt als Beispiel die<br />

Fuhrmannspferde in Pensylvania an. KUERS (1839, S. 282-284) empfahl die<br />

Roggenfütterung nur bei Einhaltung einiger Vorsichtsmaßregeln (Fütterung nur mit viel<br />

Häcksel an ausgewachsene Arbeitspferde zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit <strong>bis</strong> zu<br />

einem Drittel der Körnerration), um die Erkrankung der Tiere an Verschlag und Rehe zu<br />

vermeiden.<br />

In einem anonymen Bericht von 1841 über die Fütterung <strong>des</strong> „Postmeisters zu St. Brix“ heißt<br />

es, dass er bei seinen 60 <strong>bis</strong> 80 <strong>Pferde</strong>n den Hafer durch ein Gemisch aus Gerste und Roggen<br />

zu ersetzen suchte. Zunächst ließ er die beiden Getreidearten im Wasser aufquellen. Nach<br />

Verfütterung <strong>des</strong> Gemischs kam es aber häufig zu Unverdaulichkeit und Huf-Entzündungen.<br />

Auch ein Schroten der Körner verbesserte die Verträglichkeit nur geringfügig. Deshalb kochte<br />

er Roggen und Gerste und gab den <strong>Pferde</strong>n dasselbe Volumen von diesem gekochten<br />

Körnergemisch, wie von dem unbehandelten Hafer (schwere Wagenpferde: 20 Litres,<br />

Postpferde: 15 Litres). Mit diesem Kochwasser ließen sich die <strong>Pferde</strong> gut tränken. Durch das<br />

Kochen verdoppelt sich das Volumen der Gerste und das Volumen <strong>des</strong> Roggens vermehrt<br />

sich sogar um das 2 ½ - 3 fache. Alle <strong>Pferde</strong> hielten sich bei dieser Fütterung bei guter<br />

3 Kreuzverschlag, paralytische Myoglobinurie


28<br />

Gesundheit, Wohlbeleibtheit und Lebhaftigkeit, obwohl sie in der gebirgigen Gegend einen<br />

schweren Dienst verrichteten. Auch der plötzliche Übergang zur Haferfütterung, der durch die<br />

Einrichtung <strong>des</strong> Relais bei allen <strong>Pferde</strong>n regelmäßig vorkommt, hatte keine nachteiligen<br />

Folgen. Diese neu eingeführte Fütterung kostete etwa die Hälfte, wie die alte Haferfütterung<br />

(ANON. 1841).<br />

Nach HAUBNER (1845, S. 320) wurde beim Arbeitspferd bei starker Leistung ein Viertel <strong>bis</strong><br />

zur Hälfte der Haferration durch Roggen ersetzt, möglich ist aber auch die ausschließliche<br />

Fütterung mit Roggen, solange der Roggen gekocht oder gequellt und mit reichlich Häcksel<br />

verfüttert wird.<br />

BÖHM (Bd. 1, S. 99) empfahl 1849 die Roggenfütterung beim Arbeitspferd, da sie die<br />

Muskeln fest und derb macht und die <strong>Pferde</strong> zu ausdauernden und anstrengenden Leistungen<br />

befähigt. Allerdings müssen die <strong>Pferde</strong> langsam an die Roggenfütterung gewöhnt werden. Um<br />

Erkrankungen wie Kolik, Verschlag, Koller u. dergl. zu vermeiden muss der gequollene<br />

Roggen mit viel Häcksel vermischt in nicht zu großen Mengen unter die Haferration verteilt<br />

werden und die <strong>Pferde</strong> müssen nach der Mahlzeit ausreichend Zeit zur Verdauung haben.<br />

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 99) warnte auch vor der Verfütterung frisch geernteten Roggens, weil<br />

sie sehr leicht bläht und zu Magenzerreißungen führen kann.<br />

Nach der Einführung von 1,5 Litern Roggen in die Körnerration litten einige <strong>Pferde</strong><br />

(ausschließlich Hengste) bei einigen Pariser Omnibusunternehmen unter einer Typhusähnlichen<br />

Erkrankung, die nach Absetzen der neuen Fütterung wieder abklang (HUZARD<br />

1849). HUZARD (l.c.) berichtet auch über Fütterungsversuche bei der <strong>Pferde</strong>post von Paris,<br />

bei denen allerdings nie mehr als die Hälfte der Heu- und ein Drittel der Haferration durch<br />

andere Futtermittel ersetzt wurden. 1841 <strong>bis</strong> 1843 erhielten die <strong>Pferde</strong> 720 Tage lang<br />

gekochten Roggen. Dabei wurde Hafer und Heu in der Ration eingespart, und zwar wurden 3<br />

Liter gekochter Roggen <strong>für</strong> 6 Liter (ca. 5 Pfd.) Hafer oder ein Bund Heu gegeben. Diese<br />

Fütterung war zufriedenstellend, <strong>bis</strong> auf die Tatsache, dass anfangs einige gute Fresser an<br />

Hufentzündung litten.<br />

Bei FALKE (1850, S. 77) findet sich eine Aufstellung der chemischen Zusammensetzung <strong>des</strong><br />

Roggens. Er bezeichnete den Roggen aufgrund seines hohen Gehalts an Protein und Satzmehl<br />

als schwer verdaulich aber kräftig nährend und empfahl ihn <strong>des</strong>halb nur bei schwerer Arbeit<br />

oder zu Brot verbacken zu füttern. Gemischt mit Hafer sollte der Roggen in jedem Fall nur<br />

gequellt, gekocht oder geschroten verabreicht werden.<br />

BOUSSINGAULT (1851, S. 263) fütterte 1,89 kg Roggen gekocht als Ersatz <strong>für</strong> 2,5 kg Hafer<br />

in einer Ration mit 10 kg Heu an zwei <strong>Pferde</strong>. In elf Versuchstagen verloren sie jeweils 19 kg<br />

KM. Bei der Fütterung von 2 kg Roggen neben 2 kg Hafer und 8 kg Stroh an drei<br />

Versuchspferde nahmen diese in 47 Tagen im Schnitt 14 kg KM ab. Als die Roggenration auf<br />

4 kg täglich verdoppelt wurde, nahmen die Versuchstiere innerhalb von 29 Tagen im Schnitt<br />

7 kg KM zu (BOUSSINGAULT 1854, S. 186-189).<br />

1859 berichtet JAMAR über die Fütterung von 14 Arbeitspferden, die seit 16 Monaten mit 5<br />

kg Roggen, gekocht in 15 l Wasser (sogen. schwere Ration) ernährt werden (kochen <strong>bis</strong> die<br />

Körner stark aufgequollen sind und anschließend warten, <strong>bis</strong> die Körner das überstehende<br />

Wasser aufgesogen haben). Die teigähnliche Roggenmasse wurde mit 1 kg Roggen- oder<br />

Gerstenmehl, 1 kg Heu und 3 kg geschnittenem Stroh vermischt und außerdem täglich 2 kg<br />

Heu und 7 kg Stroh (teils als Streustroh) gefüttert. Es empfiehlt sich ein Zusatz von Kochsalz.<br />

Die 14 <strong>Pferde</strong> blieben gesund, ihre Leistungsfähigkeit wurde gesteigert und Koliken wurden


29<br />

durch die Roggenfütterung nicht verursacht. HUSSON (1859) empfiehlt, 3 kg Hafer durch 2<br />

kg gekochten Roggen zu ersetzen. Wichtig sei, die <strong>Pferde</strong> allmählich an die neuen Fütterung<br />

zu gewöhnen. Zu reichliche Roggenfütterung führe zu Plethora, Congestionen nach dem<br />

Rückenmark und den Hüfen 4 . Bei einer zu kleinen Roggenration werden die Tiere schlaff und<br />

ermüden rasch. Roggenfütterung ohne den Zusatz von Salz und Häcksel führt, HUSSON<br />

zufolge, zu einer Verfettung der <strong>Pferde</strong>.<br />

Bei Fütterungsversuchen der französischen Armee war der teilweise oder vollständige Ersatz<br />

von Hafer durch Roggen nicht so zuträglich wie der Ersatz durch Gerste (WOLFF, 1861, S.<br />

625-630).<br />

SCHUTT (1865) berichtet von Verstopfungskoliken, die nach der Fütterung mit reichlich<br />

Roggen oder Roggenschrot und zu kurzem Häckselstroh auftraten.<br />

KÜHNERT (1870, S. 28) empfahl den Roggen nur als Futter <strong>für</strong> Arbeitspferde und dann auch<br />

nur zum Ersatz eines Teils der Haferration oder bei vollständigem Ersatz nur in gequelltem<br />

oder gekochtem Zustand. JACOBI beschreibt die Erkrankung und den Tod von 16 <strong>Pferde</strong>n in<br />

einem <strong>Pferde</strong>bestand von 25 Tieren nach der Verfütterung von täglich 2 Metzen gekochten<br />

Roggens mit Kleeheu ad libitum bei wenig Arbeit (WÖRZ 1874, S. 36). Auch WÖRZ (1874,<br />

S. 35-37) warnt vor der Roggenfütterung an edle <strong>Pferde</strong> und empfiehlt sie lediglich <strong>für</strong> stark<br />

und langsam arbeitende <strong>Pferde</strong> als Teil der Körnerration, solange ihnen genug Zeit zur<br />

Verdauung gegeben wird. Zu starke Roggenfütterung, Verfütterung von frischem Roggen<br />

und/oder zu schneller Übergang zur Fütterung mit Roggen können zu Voll- und<br />

Dickblütigkeit,...Verschlagen führen. Zur Verbesserung der Zeugungskraft bei Hengsten und<br />

<strong>für</strong> eine bessere Milchleistung bei säugenden Stuten empfiehlt WÖRZ (1c.) allerdings eine<br />

Zulage von 1 ½ - 2 Pfd. gekochtem Roggen täglich. Ein Trank aus Roggenmehl wurde<br />

erfolgreich als Diätetikum bei schwächenden Durchfällen gegeben. Zuletzt warnt WÖRZ<br />

(l.c.) noch vor dem Befall <strong>des</strong> Roggens mit Mutterkorn, das tragende Stuten verfohlen lässt.<br />

STRAUBE (1893) prüfte die Möglichkeit <strong>des</strong> Haferersatzes durch Roggen an Militärpferden.<br />

Roggen ist demnach ein gutes Ersatzmittel <strong>für</strong> Hafer, wird aber als Mischfutter gemeinsam<br />

mit Hafer besser vertragen, als allein gefüttert.<br />

ANON. (1894g) berichtet über die Verfütterung von Mehlwasser, bestehend aus Roggenmehl,<br />

vermischt mit Wasser. Dieses Reisepferdefutter wird in der Schweiz und in Italien anstelle der<br />

in Deutschland üblichen Brotfütterung verwendet und der Autor hält diese Fütterung <strong>für</strong><br />

praktischer und bekömmlicher.<br />

Verdauungsversuche zum Roggen wurden von einem unbekanntem Schüler KNIERIEM‘s<br />

1894 auf der russischen Versuchsfarm „Peterhof“ mit zwei <strong>Pferde</strong>n durchgeführt. Seine<br />

beiden Versuchspferde erhielten täglich je 10 kg Kleeheu und 6 kg Hafer bzw. Roggen (vier<br />

Stunden vor der Fütterung in heißem Wasser eingequollen). Zunächst wurde eine Mischung<br />

aus Hafer und Roggen gegeben und dann bei einem Pferd pfundweise Roggen durch Hafer<br />

ersetzt, bei dem anderen Hafer durch eingequellten Roggen. In zwei jeweils zehntägigen<br />

Hauptperioden erhielt je<strong>des</strong> Pferd einmal ausschließlich Roggen und einmal ausschließlich<br />

Hafer neben dem Heu. Das Futter wurde während <strong>des</strong> gesamten Versuchszeitraums gut<br />

aufgenommen und es wurden auch keinerlei Verdauungsstörungen beobachtet.<br />

Am Schluss der beiden Hauptperioden wurde auch die Verdaulichkeit der beiden Körnerarten<br />

bestimmt. Das Roggenpferd wies dabei immer eine allgemeine Verdauungsdepression auf.<br />

4 Vermehrung der Blutmenge, Kreuzverschlag und Rehe


30<br />

Vor allem das Rohfett wurde schlechter verdaut, als bei dem Haferpferd. Das Haferpferd wog<br />

auch mehr als das jeweilige Roggenpferd. Die N-freien Extraktstoffe wurden allerdings von<br />

dem jeweiligen Roggenpferd besser verdaut, als von dem Haferpferd (TESCHNER 1927).<br />

CARMICHAEL (1910) verglich die Roggen- mit der Haferfütterung und beurteilte die<br />

Roggenfütterung als der Haferfütterung ebenbürtig, solange gutes Heu in der Ration enthalten<br />

ist.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfiehlt 1918 Roggen erst nach langsamer<br />

Gewöhnung und höchstens ein Viertel, später <strong>bis</strong> zur Hälfte der Körnerration, mit viel<br />

Häcksel vermischt, einzusetzen. Brühen oder Kochen der Körner sei vorteilhaft.<br />

REICHERT (1926) berichtet aus dem Raum Celle, wo auf trockenem Hei<strong>des</strong>and in erster<br />

Linie Kartoffeln und Roggen angebaut werden, dass in den Jahreszeiten, in denen keine<br />

gedämpften Kartoffeln zur Verfügung stehen 10 – 12 (<strong>bis</strong> zu 15) Pfd. Roggen täglich an die<br />

schweren Arbeitspferde gefüttert werden. Auch tragende Stuten und Fohlen erhalten Roggen<br />

ohne nachteilige Wirkung.<br />

TESCHNER prüfte 1927, ob Roggen gefahrlos an schwere Arbeitspferde verfüttert werden<br />

kann. Dazu erhielten von 2 Gespannen je ein Pferd Hafer, das andere Roggen (täglich <strong>bis</strong> 4<br />

bzw. 5 kg) neben anderen Futtermitteln. TESCHNER beurteilt nach diesem Versuch den<br />

Roggen als nicht schwerer verdaulich als Hafer. Die beschriebenen schlechten Erfahrungen<br />

mit Roggenfütterung führt er auf mangelnde hygienische Qualität <strong>des</strong> Roggens zurück. Er<br />

empfiehlt beim Kaltblut-Arbeitspferd 1,20-1,25 kg Hafer durch 1 kg Roggen zu ersetzen. Die<br />

Gewichte der <strong>Pferde</strong> veränderten sich im Versuchszeitraum, bedingt durch Arbeit und<br />

Temperatur, waren aber bei den Roggenpferden durchweg günstiger als bei den Haferpferden.<br />

Im Anschluss an die beschriebene Versuchsreihe wurde elf Wochen lang frisch geernteter<br />

Roggen verfüttert, ohne dass Gesundheitsstörungen eingetreten wären. Auch eine Ration von<br />

6 kg Roggen täglich wurde problemlos von den <strong>Pferde</strong>n vertragen. Während der<br />

anstrengenden Herbstbestellung, sollen die Roggenpferde weniger geschwitzt haben als die<br />

Haferpferde.<br />

Hirse, Reis, Buchweizen u. a. Körner<br />

Hirse<br />

Hirse ist STRAUBE (1893) zufolge ein sehr nahrhaftes, aber schwer verdauliches Futtermittel<br />

<strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>. Bei seiner Versuchsfütterung an Militärpferde wurde die Hirse nur dann leidlich<br />

ausgenützt, wenn nicht mehr als ein Drittel <strong>bis</strong> ein Viertel der Haferration durch Hirse ersetzt<br />

wurde. Die Akzeptanz <strong>des</strong> Futters war sehr schlecht.<br />

TANGL (1905) fütterte 1898/99 zwei Zugpferde mehrere Monate lang mit Besenhirse. Die<br />

Akzeptanz war schlecht, bei reiner Hirsefütterung verweigerten die Tiere das Futter ganz. Er<br />

gibt auch die Zusammensetzung und die Verdauungskoeffizienten <strong>für</strong> Hirse beim Pferd an,<br />

empfiehlt aber Hirse nur mit Hafer, höchstens im Verhältnis 1:3 zu verfüttern.


Reis<br />

31<br />

Als erster erwähnte SCHWAN (1855) die Fütterung von <strong>Pferde</strong>n mit Reis. Gekocht und mit<br />

Häcksel vermischt sollen 4 Pfd. Reis ¼ Scheffel guten Hafer ersetzen können. Auch nach<br />

WICKE (1858) ist die Fütterung von Reis an <strong>Pferde</strong> möglich. WÖRZ (1874, S. 41) erwähnt<br />

Versuche mit Reisfütterung beim Pferd, ohne Ergebnisse zu nennen.<br />

Bei den Fütterungsversuchen STRAUBE´s (1893), Reis als Ersatzfutter <strong>für</strong> Hafer bei<br />

Militärpferden einzusetzen, wurde der Reis von den Tieren schlecht akzeptiert und selbst<br />

wenn nur die Hälfte der Ration ersetzt wurde, litten die <strong>Pferde</strong> an Durchfall.<br />

FLAUHAUT (1896) berichtet über die Fütterung von Reismehl. Die <strong>Pferde</strong> fraßen es nur<br />

ungern und es kam zu Verstopfungen.<br />

PELZ (1915) aus Stollberg (Sachsen) gibt eine Ration mit Reisfuttermehl an, bei der sich<br />

schwere Belgier und Oldenburger bei täglicher schwerer Arbeit trotz der Haferrationierung<br />

gut in der Leistung erhalten haben: 3 Pfd. gequetschter Hafer, 3 Pfd. gequetschte Gerste, 5<br />

Pfd. Torfmelasse, 5 Pfd. Rübenschnitzel, 3 Pfd. Kartoffelflocken, 2 Pfd. Reisfuttermehl, 5<br />

Pfd. Häcksel, 15 Pfd. Heu und Schlemmkreide.<br />

HANSSON (1929, S. 110) erwähnt eine Mischung aus Reisfuttermehl (40%) und Haferkleie<br />

(60%), die unter dem Namen Göta vertrieben wurde. In geringen Mengen hat sich dieses<br />

Futtermittel bei Arbeitspferden bewährt.<br />

Buchweizen<br />

BUCHMÜLLER (1829, S. 91) erwähnt den Buchweizen als einjährige Pflanze, die grün von<br />

<strong>Pferde</strong>n gern gefressen wird. KUERS (1839, S. 177-180) berichtet von verbreiteter<br />

Buchweizenfütterung in Verbindung mit schwerem Korn im Winter an <strong>Pferde</strong>.<br />

Gesundheitsschädliche Auswirkungen entwickelten sich in Form von Ausschlägen erst im<br />

Januar oder Februar. Die <strong>Pferde</strong> wurden bei dieser Fütterung fleischig und kräftig, schwitzen<br />

aber bei heiterem Wetter schnell und stark, nach KUERS (l.c.) eine Überfunktion der Haut,<br />

die durch die Buchweizenfütterung ausgelöst wird. Er gibt auch die chemische<br />

Zusammensetzung der Buchweizenkörner nach ZENNEK an: 0,23 Eiweiß; 10,47 Kleber;<br />

52,3 Stärke; 2,8 Schleim und Gummi; 5,6 Extractivstoff mit Zucker; 26,9 Faser; 0,4 Harz und<br />

vergleicht ihren Futterwert mit dem der Gerste (KUERS 1839, S. 287).<br />

Nach HAUBNER (1845, S. 325-327) steht der Nähreffekt <strong>des</strong> Buchweizens zwischen Hafer<br />

und Gerste. Er warnt aber vor der längerandauernden Verfütterung an <strong>Pferde</strong> mit weißen<br />

Haarpartien, wenn sie bei gutem Wetter draußen laufen, da es unter diesen Umständen zu<br />

Hautausschlägen kommen kann, die bei weiterer Fütterung- selten - auch zu einem evtl.<br />

tödlichen kongestiv-entzündlichen Krankheitszustand <strong>des</strong> Kopfes führen kann.<br />

FALKE (1950, S. 76) gibt die chemische Zusammensetzung von luftrockenem Buchweizen<br />

oder Haidekorn an (Kleber 10,5; Eiweiß 0,23; Stärkemehl 52,3; Gummi 2,8; Extractivstoff<br />

2,5; Traubenzucker 3,1; Harz 0,4; Faser 26,9; Aschenbestandtheile 0,7; Wasser 0,6). Der<br />

Nähreffekt <strong>des</strong> Buchweizens sollte etwa dem der Gerste entsprechen. Wegen der ungünstigen<br />

Nebenwirkung, welche die Fütterung bei Schweinen und Schafen hat, wurde diese Körnerart<br />

in erster Linie geschroten und nicht über längere Zeit an Rinder und <strong>Pferde</strong> gefüttert. FALKE<br />

(1850, S. 76-77) bemerkt weiterhin ganz richtig, dass die Fütterung mit Buchweizen<br />

gefährlich ist, sobald die Tiere der Sonne ausgesetzt sind.<br />

WÖRZ (1874, S. 40) berichtet, dass in manchen Gegenden die <strong>Pferde</strong> mit Buchweizen,<br />

vermengt mit Hafer und Dinkel gefüttert werden.


32<br />

STRAUBE versucht 1893 Militärpferde ausschließlich mit Buchweizen als Krippenfutter zu<br />

ernähren. Bei zu starker Fütterung litten die <strong>Pferde</strong> zwar an Verdauungsstörungen (Durchfall<br />

und Kolik), aber Taumel, Schwindel oder Tobsuchtsanfälle wurden nicht einmal bei dem zu<br />

den Versuchspferden zählenden Schimmel beobachtet, der täglich mehrere Stunden in der<br />

Sonne seinen Dienst versah. Der Nähreffekt <strong>des</strong> Buchweizens war besser als der <strong>des</strong> Hafers in<br />

der Kontrollration, ohne das die Leistungsfähigkeit nachließ.


2.4 Mais<br />

Anfänge<br />

33<br />

Der Mais kam 1493 nach Mitteleuropa und wurde dort zunächst nur in Nutz- und Ziergärten<br />

angebaut. Seine größte Verbreitung fand er jedoch im Mittelmeerraum und in Afrika als<br />

Ackerpflanze. Über die Türkei gelangte er auf den Balkan <strong>bis</strong> Ungarn und Österreich. Daran<br />

erinnert noch der Name „Türkisch Korn“ oder „Kukuruz“ (oder „Guguruz“, HEHN 1911, S.<br />

508). Nach Deutschland kam er über Norditalien, wo er jedoch nur in der Oberrheinischen<br />

Tiefebene als Körnerfrucht Fuß faßte. Als <strong>Pferde</strong>futter hat der Kornmais in Europa zunächst<br />

offenbar nur auf dem Balkan Bedeutung gehabt. In einer Anmerkung über die stets zu<br />

beobachtende Conversation der Dienstpferde wird er 1750 erwähnt (STEFFENS, 1996, S.<br />

130). WOLSTEIN und SICKLER (1805, S 28) empfehlen den Mais vor der Verfütterung zu<br />

schroten oder quellen zu lassen.<br />

In den Akten über die Gestüte <strong>des</strong> hannoverschen Königshauses wird im 18. und <strong>19.</strong><br />

Jahrhundert Mais als Futtermittel nicht erwähnt (NABER, 1990). Auch in den Rezepten <strong>für</strong><br />

die Standartrationen der Militärpferde in Deutschland und Österreich im <strong>19.</strong> Jahrhundert ist<br />

der Mais nicht zu finden (STEFFENS, 1996, S. 184-205), obwohl Maisfütterung in der<br />

zweiten Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts immer wieder in unterschiedlichen Truppenteilen getestet<br />

wurde. KUERS (1839) zählt den Mais nicht zu den konventionellen Nahrungsmitteln der<br />

<strong>Pferde</strong> in Deutschland (S. 272), schon weil die Maispflanzen hier meistens gar nicht reif<br />

werden, macht aber eine kurze Bemerkung (S. 288), dass Mais eher zur Fütterung von<br />

schweren, als von leichten <strong>Pferde</strong>n geeignet ist. In Amerika werden die <strong>Pferde</strong> insbesondere<br />

zur Mast mit Mais gefüttert (KUERS 1839, S. 288). Von HAUBNER (1845, S. 297) wird der<br />

Mais als <strong>Pferde</strong>futter nicht aufgeführt ebenso wenig wie von WOLFF (1861, S. 536). Erst in<br />

der zweiten Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts begannen erste vorsichtige Versuchsfütterungen in<br />

Mitteleuropa mit dem Mais, ausgehend insbesondere von städtischen Betrieben mit großen<br />

<strong>Pferde</strong>beständen, um Futterkosten zu senken.<br />

Über die Beurteilung von Maiskörnern liegen nur wenige Publikationen vor.<br />

LUDEWIG (1906 a, S. 110-118) beschreibt die einzelnen Maissorten und die verschiedenen<br />

Möglichkeiten einer Qualitätsminderung dieses Futtermittels. Als Maßgewicht gibt er an, dass<br />

groß- und mittelkörnige Sorten 70 – 78 kg pro Hektoliter wiegen und kleinkörnige Sorten 74<br />

– 87 kg pro Hektoliter. Das Korngewicht der verschiedenen Sorten variiert aufgrund der<br />

unterschiedlichen Korngröße sehr stark. Das durchschnittliche Gewicht von 100 Körnern<br />

beträgt:<br />

31,4 g bei amerikanischem gemischten <strong>Pferde</strong>zahnmais 21,4 g bei Donaumais<br />

37,7 g bei amerikanischem weißen <strong>Pferde</strong>zahnmais 26,8 g bei türkischem Mais<br />

19,2 g bei rumänischem<strong>Pferde</strong>zahnmais 25,0 g bei gelbem La Plata- Mais<br />

21,1 g bei gelbem badischen Mais 12,5 g bei Cinquantino<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

In einer österreichischen Dienstanweisung <strong>für</strong> Militärpferde von 1750 wird vor der<br />

Verfütterung von Mais gewarnt. Sollte die Maisfütterung aber unvermeidlich sein, so wird<br />

empfohlen, den Mais zu schroten oder zwölf Stunden vor der Fütterung einzuweichen<br />

(STEFFENS, 1996, S. 130).


34<br />

WALDINGER (1808) fütterte drei Versuchspferde mit jeweils 5 Loth verschiedener Körner,<br />

ohne Heubeigabe, nachdem diese 12 Stunden gehungert hatten. Nach zwei Stunden wurde das<br />

erste Pferd getötet und der Mageninhalt untersucht. Die Maiskörner waren fast unangetastet.<br />

Nach vier Stunden zeigte sich im Mageninhalt <strong>des</strong> zweiten <strong>Pferde</strong>s, dass von den zer<strong>bis</strong>senen<br />

Maiskörnern nur noch die Schale übrig war, während ganze Maiskörner noch immer<br />

unverändert im Magen weilten. Acht Stunden nach der Fütterung wurde das dritte Pferd<br />

getötet und hier war der Mais ziemlich weich. Die ersten chemischen Analysen von<br />

Maiskörnern stammen von BOUSSINGAULT (1836) und KOERBER (1858, S. 109-110).<br />

In der Société impériale et centrale d`Agriculture wurde lebhaft darüber debattiert und u.a.<br />

bemerkt, dass in Mexiko die französischen <strong>Pferde</strong> täglich 4 kg, die afrikanischen <strong>Pferde</strong> 3 kg<br />

Mais mit 5 kg Raufenfutter erhalten haben und sich sehr gut dabei hielten (MAGNE, 1870).<br />

Nach BORN (1880) erhielten im amerikanischen Konföderationskriege (1861/62) die <strong>Pferde</strong><br />

der Kavallerie Mais. Die Ration bestand aus etwa 1/3 Faß haltenden Menge grob<br />

gequetschten Maiskornes, welches mit etwas langgeschnittenem Heu vermischt und<br />

angefeuchtet gegeben wurde. Häufig wurde etwas Salz in die Ration gegeben. BORN (l.c.) ist<br />

der Ansicht, dass diese Art der <strong>Pferde</strong>fütterung da<strong>für</strong> verantwortlich ist, dass in Amerika<br />

magere <strong>Pferde</strong> sehr selten sind.<br />

Nach ASCHE-BERG (1863) sollen bei amerikanischen <strong>Pferde</strong>n, die mit Mais gefüttert<br />

werden, häufig Darmsteine gefunden werden, die er auf den hohen Gehalt der Hülsen an<br />

Magnesium-Phosphat zurückführt.<br />

Mit <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> letzten Viertels <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts wurden bei verschiedenen <strong>Pferde</strong>bahn-<br />

Gesellschaften und auch beim Militär Maisfütterungsversuche mit großen Tierzahlen<br />

unternommen, die in Tab. 2 aufgelistet sind. Die Zielsetzung war in der Regel eine Senkung<br />

der Futterkosten.<br />

Tab. 2: Maisfütterungsversuche bei <strong>Pferde</strong>bahngesellschaften und Militär (mit vielen <strong>Pferde</strong>n)<br />

Versuchs- Institution Autor (Jahr der Bemerkungen<br />

jahr<br />

Veröffentlichung)<br />

1868 Londoner<br />

Omnibusges.<br />

MAGNE (1870) 1,35 kg Mais, später mehr<br />

1875 Italienisches Militär BORN (1880) Leistung ↓, Versuche abgebrochen<br />

1876 Österreichisches BRUCKMÜLLER 5000 <strong>Pferde</strong><br />

Militär<br />

(1878)<br />

1876 Große Berliner KLEIN (1877) Einführung der Maisfütterung<br />

<strong>Pferde</strong>bahn AG<br />

5800 Zugpferde (nach POTT, 1907)<br />

1878 Wiener Tramway- BRUCKMÜLLER Maisfütterung führte zu starkem<br />

Gesellschaft<br />

(1878) Schwitzen<br />

1878 Pariser Omnibusges. MOREAU-<br />

CHASLON<br />

10.000 <strong>Pferde</strong>, zweijährige Fütterung<br />

1880 Franz. Militär BORN Leistung ↓, schlechte Beurteilung<br />

1880 Berliner Post PARIS (1942) teilw. Ersatz von Hafer durch Mais<br />

1880 Pariser Omnibusges. MÜNZ Maiskörnerkolbenschrot besser als<br />

POTT (1907) Maiskörner<br />

1886 Dresdener Straßen- HARTENSTEIN schlechte Akzeptanz, Polydypsie,<br />

bahnges.<br />

Polyurie und vermehrtes Schwitzen


35<br />

Versuchs- Institution Autor (Jahr der Bemerkungen<br />

jahr<br />

Veröffentlichung<br />

1887 Militärpferde in<br />

Niederländisch-<br />

Indien<br />

MARS positiver Bericht<br />

1889 <strong>Pferde</strong>bahnges.<br />

Dublin<br />

POTT 1000 <strong>Pferde</strong><br />

1893 Deutsches Militär STRAUBE Mais/Hafer – Gemisch vorteilhaft<br />

1893 Leipziger<br />

<strong>Pferde</strong>bahnges.<br />

DRACHE Einführung der Maisfütterung<br />

1893 10 große englische DRACHE 50% Mais in der Körnerration<br />

<strong>Pferde</strong>bahnges.<br />

erfolgreich gefüttert<br />

1894 22 europ. KLOEPFER- Mais mit gutem Erfolg gefüttert<br />

<strong>Pferde</strong>bahnen KETWIG<br />

1894 4 europ.<br />

<strong>Pferde</strong>bahnen<br />

„ Mais mit schlechtem Erfolg gefüttert<br />

1894/95 Allg. Berliner POTT (1907) ausschließlich Mais, kranke Tiere<br />

Omnibus-AG<br />

erhalten auch Hafer<br />

1895 Deutsches Militär BÄCKSTÄDT Kolikhäufigkeit nimmt zu<br />

1894 Dresdener HÜBNER bei 100 <strong>Pferde</strong>n ausschließlich Mais<br />

Straßenbahnges.<br />

ohne Nachteil gefüttert<br />

1886 Londoner LAVALARD 8000 <strong>Pferde</strong> seit mehr als 25 Jahren<br />

Omnibusges.<br />

mit gequetschtem Mais gefüttert<br />

1901 Englisches Militär LAVALARD keine Leistungseinbußen<br />

1907 Generalomnibus- POTT 1500 <strong>Pferde</strong> (Hafer/Mais-Ration)<br />

Ges. Wien<br />

→ später ausschließlich Mais<br />

1907 Pariser<br />

„ 362 Zugpferde<br />

Omnibuskompagnie<br />

Percherons<br />

1907 Berlin-<br />

Charlottenburger<br />

Straßenbahn<br />

„ 2/3 Mais in der Körnerration<br />

1907 Neue Berliner<br />

<strong>Pferde</strong>bahnges.<br />

„ überwiegend Mais in der Ration<br />

1907 Spediteur-Vereins-<br />

AG<br />

„ belgische und französische <strong>Pferde</strong><br />

1907 Brüsseler<br />

Transportges.<br />

„ 120 <strong>Pferde</strong> (Mais mit Melasse)<br />

1907 Berliner Posthalterei „ Mais mit etwas Erbsen<br />

1907 Berliner<br />

Dampfstraßenbahn<br />

„ Mais mit Roggenstrohhäcksel<br />

1907 Berliner Paketfahrt-<br />

AG<br />

„ ausschließlich Mais<br />

1907 Gr. Berl.<br />

Omnibusges.<br />

„ ausschließlich Mais<br />

1907 Österr. Postmeister „ 60 <strong>Pferde</strong>, ausschließlich Mais<br />

MAGNE (1870) berichtet über die großen Ersparnisse, welche die Omnibusgesellschaft von<br />

London im zweiten Semester <strong>des</strong> Jahres 1868 durch Maisfütterung erzielte. Es wurden neben


36<br />

Haber, Bohnen, Kleie und Kleeheu täglich 1,35 kg Mais gefüttert und später der Maisanteil<br />

sogar noch erhöht.<br />

WÖRZ (1874, S. 40) weist darauf hin, dass bei Obduktionen von dauernd mit Mais gefütterter<br />

<strong>Pferde</strong> häufig Darmsteine gefunden wurden, was er dem hohen Gehalt der Maishülsen an<br />

phosphorsaurem Magnesia zuschreibt.<br />

BORN (1880) berichtet auch von einem kriegsministeriellen Zirkular <strong>vom</strong> 21. November<br />

1875 in Italien. Danach mussten in den Kavallerie- und Feldartillerie- Regimentern Versuche<br />

zur Maisfütterung angestellt werden, die aber nach wenigen Wochen abgebrochen wurden.<br />

Als Grund wird angesehen, dass bei den letzten Manövern die mit Mais gefütterten <strong>Pferde</strong><br />

sehr stark schwitzten und schnell schlaff wurden.<br />

Bei der „Großen Berliner <strong>Pferde</strong>eisenbahn AG“ wurde aus Kostengründen versuchsweise von<br />

Ende 1875 <strong>bis</strong> Ende 1876 Hafer in der Ration durch langsam steigende Mengen Mais (<strong>bis</strong> zu<br />

7,5 kg Mais und 1,5 kg Hafer) ersetzt. Die <strong>Pferde</strong> hielten sich gut bei dieser Fütterung und ab<br />

1876 erhielten alle <strong>Pferde</strong> der Gesellschaft in der Körnerration halb Mais und halb Hafer, je<br />

nach Preis auch 2/3 Mais (KLEIN, 1877; ANON. 1881; POTT 1907; PARIS, 1942, S. 116-<br />

117). Auch bei der Berliner Post wurden ab 1880 Fütterungsversuche mit Mais<br />

vorgenommen, um be<strong>für</strong>chtete Gesundheitsstörungen, wie Koliken, Magenrupturen und<br />

Erkältungskrankheiten infolge vermehrten Schwitzens, abzuschätzen. Als Ergebnisse dieser<br />

Versuche wurden den <strong>Pferde</strong>n im Winter 3 kg und im Sommer nur 2 kg (um übermäßiges<br />

Schwitzen der <strong>Pferde</strong> zu vermeiden) der Haferration durch die gleiche Menge Mais ersetzt.<br />

1874 erhielten die Postpferde folgende Ration: 9,3 kg Hafer, 0,1 kg Erbsen, 0,1 kg Kleie, 4 kg<br />

Heu und 4,5 kg Stroh (inkl. Streustroh). 1892/93 war die Tagesration insgesamt schon<br />

mäßiger und bestand aus 5,53 kg Hafer, 1,96 kg Mais, 0,68 kg Erbsen, 0,15 kg Leinkuchen,<br />

0,27 kg Kleie, 3,5 kg Heu und 3,5 kg Stroh (inkl. Streustroh; PARIS, 1942, S. 118-121).<br />

MÜNZ (1877/79) ersetzte in Frankreich mit gutem Erfolg bei mehr als 1000 Omnibuspferden<br />

einen Teil der Haferration durch Mais.<br />

Der Stall- und Fourageinspektor der Pariser Omnibusgesellschaft MOREAU-CHASLON<br />

berichtet 1878 über einen Fütterungsversuch mit Mais (Welschkorn) bei 10.000 <strong>Pferde</strong>n zur<br />

Kostenersparnis. Es wurde Mais von der vorjährigen Ernte gequetscht und am ersten Tag 2 kg<br />

Hafer durch die gleiche Menge Mais ersetzt, alle acht Tage um weitere 2 kg gesteigert, <strong>bis</strong> die<br />

gewöhnliche Haferration von 8,5 kg komplett durch Mais abgelöst war. Anfangs<br />

verschmähten die <strong>Pferde</strong> den Mais und suchten sich den Hafer aus der Ration heraus. Bis die<br />

<strong>Pferde</strong> sich an die neue Fütterung gewöhnt hatten, vergingen 5-6 Monate. Die<br />

Fütterungsversuche ergaben als angemessene Ration <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong> der Omnibusgesellschaft 5<br />

kg Hafer mit 3 kg Mais, wobei ein Zusatz von Salz viele <strong>Pferde</strong> dazu bewog, ihre Ration<br />

lieber zu fressen. Durch diese Fütterung wurde eine deutliche Ersparnis erreicht. Nachteilige<br />

Folgen wurden in der zweijährigen Fütterung nicht beobachtet. Die <strong>Pferde</strong> sind wohlgenährt,<br />

aber etwas weniger feurig als früher. Auch bei MAGNE (1881) ist zu lesen, dass die 12.000<br />

<strong>Pferde</strong> der Pariser Omnibusgesellschaft im Jahr 1878 eine Ration aus 50% Hafer, ca. 40%<br />

Mais und ca. 10% Bohnen erhielten und diese Fütterung auch beibehalten wurde, als der<br />

Haferpreis sank.<br />

Unter der Leitung von MÜNZ (1880) wurden bei der „Pariser Omnibusgesellschaft“ auch<br />

noch Fütterungsversuche mit Maiskörnerkolbenschrot ausgeführt und dieses <strong>für</strong> ein besseres<br />

Futtermittel befunden als der Maiskörnerschrot.<br />

Auch die „Tramway-Gesellschaft“ in Wien hat versuchsweise Mais gefüttert (ohne<br />

Zeitangabe). Dabei ließ sich kein Unterschied in der Arbeitsleistung beobachten, jedoch


37<br />

führte das starke Schwitzen der <strong>Pferde</strong> dazu, die Maisfütterung wieder aufzugeben<br />

(BRUCKMÜLLER, 1878).<br />

Derselbe Autor berichtet 1878 von umfangreichen Maisfütterungsversuchen im k.u.k. Heer,<br />

angeordnet <strong>vom</strong> Reichskriegsministerium in Wien im Mai 1876.<br />

Dabei wurde bei 5000 <strong>Pferde</strong>n (Kavallerie, Feldartillerie und Fuhrwesen) von Juli <strong>bis</strong> Ende<br />

Dezember ein Teil der Haferration durch Mais ersetzt. Bei der einen Hälfte der <strong>Pferde</strong> wurden<br />

gefüttert:<br />

im Juli und August: 2830 g Hafer und 1420 g Mais (also im Verhältnis 2:1)<br />

im September und Oktober: 2550 g Hafer und 1700 g Mais (also im Verhältnis 5:3)<br />

im November und Dezember: 2125 g Hafer und 2115 g Mais (also im Verhältnis 1:1).<br />

Die andere Hälfte der <strong>Pferde</strong> erhielt die ersten drei Monate Hafer und Mais im Verhältnis 2:1<br />

und die letzten drei Monate im Verhältnis 1:1, bei gleichen Mengen, wie in der ersten<br />

Versuchsgruppe. Der Mais wurde in ganzen Körnern und unaufgeweicht verfüttert.<br />

In den Hauptberichten der beteiligten Truppenteile (n=60) wurden aufgrund einer<br />

commissionellen Berathung (Kommandant, sämtliche Offiziere und Tierarzt der betreffenden<br />

Abteilung) Ernährungszustand, Leistungsfähigkeit, Freßlust, Muskelkraft, Freiheit der<br />

Respirationsorgane und Gesundheitszustand unter Angabe der lokalen Klima- und<br />

Witterungsverhältnisse beschrieben; außerdem die Verwendungsarten und Übungen der<br />

<strong>Pferde</strong>.<br />

Nach Ablauf der Versuchsperiode wurde wieder die normale Haferfütterung aufgenommen<br />

und Ende März von den Kommandanten Nachtragsberichte (n= 58) über die Wirkungen <strong>des</strong><br />

Übergangs von der teilweisen Maisfütterung auf die generelle Haferfütterung abgefaßt.<br />

Zwei Symptome traten übereinstimmend bei fast allen mit Mais gefütterten <strong>Pferde</strong>n auf.:<br />

- der gute Ernährungszustand der <strong>Pferde</strong>, bei geringen Dienstleistungen <strong>bis</strong> zum<br />

Fettansatz (58 von 60 Berichten),<br />

- eine frühere und stärkere Schweißbildung. Dieses Symptom trat um so stärker auf, je<br />

mehr Mais gefüttert wurde und je anstrengender der Dienst war. (46 von 60 Berichten)<br />

Der Autor folgert aus der vermehrten Schweißbildung, dass mehr Stoffumsatz stattfindet, bei<br />

der mehr Wärme produziert wird, vergleichbar mit der Dampfmaschine. Er geht davon aus,<br />

dass der Körper dann auch schneller ermüdet, also nicht so ausdauernd ist, was sich mit den<br />

Erfahrungen aus der Maisfütterung deckt. Die Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate der <strong>Pferde</strong><br />

änderte sich im Versuchsjahr nicht, obwohl immerhin 5000 <strong>Pferde</strong> teilweise mit Mais<br />

gefüttert wurde. BRUCKMÜLLER (1878) kommt zu dem Schluss, dass die Maisfütterung <strong>für</strong><br />

<strong>Pferde</strong>, die zu gleichmäßiger Zugarbeit gebraucht werden kostengünstiger sei, aber <strong>für</strong><br />

Soldatenpferde nicht in Betracht kommt, da das Temperament und die Ausdauer der Tiere<br />

unter dieser Fütterung leide.<br />

Der Franzose SANSON (1878) räumt dem Mais als <strong>Pferde</strong>futter nur den Vorzug der<br />

Preiswertigkeit gegenüber Hafer ein. Der Proteingehalt <strong>des</strong> Mais sei derselbe wie im Hafer,<br />

sein Nähreffekt nicht größer als der anderer Körnerfrüchte. Allerdings fehle dem Mais das<br />

aromatische Prinzip <strong>des</strong> Hafers, so dass die mit Mais gefütterten <strong>Pferde</strong> nicht so feurig seien.<br />

Der hohe Fettanteil im Mais habe außer dem Rückgang der Lebhaftigkeit keine Resultate<br />

gehabt. SANSON betont abschließend, dass der Proteingehalt der Futtermittel die Grundlage<br />

der Rationsberechnung und der Werteinschätzung sein muß.<br />

BORN (1880) zufolge wurden in der französischen Armee in verschiedenen Regimentern mit<br />

einem möglichst unterschiedlichem <strong>Pferde</strong>material Versuche zur Maisfütterung angestellt.<br />

Gleichgültig, wie die Ration beschaffen war, ob Mais mit oder ohne Hafer gegeben wurde,<br />

das Ergebnis war je<strong>des</strong>mal nicht befriedigend. Die Gutachten sprachen sich ohne Ausnahme<br />

gegen die Maisfütterung aus, da sie die <strong>Pferde</strong> mit der Zeit in Muskeln und Energie<br />

herunterbringt, sie aufschwemmt, sie übermäßig schwitzen lässt und die Ausdauer schwächt.


38<br />

BORN (1880) hebt hervor, dass der Mais bei gutgenährten <strong>Pferde</strong>n, die gleichmäßige<br />

Zugarbeit leisten sollen, einen Teil <strong>des</strong> Hafers ohne Nachteil ersetzen kann, wie durch<br />

zahlreiche Versuche und Erfahrungen festgestellt wurde. Nach MÄRKER (BORN 1880)<br />

erscheint eine Ration von 3 kg Mais und 5,5 kg Hafer am geeignetsten, die <strong>Pferde</strong> verlieren<br />

anscheinend an Energie, wenn man mehr als 4 kg Mais füttert.<br />

Jahreszeit, Leistung und Temperament der Tiere müssen bei der Rationsgestaltung<br />

berücksichtigt werden. Im Sommer kann ein Drittel <strong>des</strong> Hafers, im Winter sogar die Hälfte<br />

<strong>des</strong> Hafers durch Mais ersetzt werden. Frischer Mais erhitzt sich zu leicht, erst wenn er ein<br />

Jahr gelagert wurde, ist er an die <strong>Pferde</strong> zu verfüttern. Die vermehrte Schweißbildung bei<br />

Maisfütterung kann BORN (1880) zufolge auf ein unbedenkliches Niveau herabgesetzt<br />

werden, indem die <strong>Pferde</strong> im heißen Sommer eine geringere Menge Mais in der Ration<br />

erhalten.<br />

BORN (l.c.) weist auch auf nicht näher ausgeführte Literaturstellen hin, die im Mais die<br />

Ursache <strong>für</strong> Verstopfungskoliken und Verschlag sehen.<br />

Bei der „Pariser Omnibusgesellschaft“ wurden unter der Leitung von MÜNZ (1880)<br />

Fütterungsversuche mit Maiskörnerkolbenschrot ausgeführt und <strong>für</strong> ein besseres Futtermittel<br />

befunden als der Maiskörnerschrot. Diese Erfahrungen werden auch von POTT (1901)<br />

referiert.<br />

WEBER (1884) bemerkt, dass Maisfütterung die <strong>Pferde</strong> zwar schwerer aber nicht<br />

leistungsfähiger macht.<br />

HARTENSTEIN (1886) berichtet von den Folgen der Maisfütterung in der Dresdener<br />

Straßenbahngesellschaft. Die <strong>Pferde</strong> bekommen als tägliche Ration 2 kg gebrochenen<br />

<strong>Pferde</strong>zahnmais, 5,5 kg Hafer und 2 kg Häcksel. Die <strong>Pferde</strong> verschmähten die Ration anfangs<br />

und selbst nach allmählicher Gewöhnung nahmen auch die guten Fresser die Mischung nur<br />

langsam auf. Es hatte den Anschein, dass das Kauen zu Beschwerden führt. Weiterhin fiel<br />

dem Autor auf, dass der Durst der <strong>Pferde</strong>, so wie ihre Schweiß- und Harnsekretion stieg.<br />

Abnahme der Leistungsfähigkeit oder eine größere Disposition zu Lahmheiten oder anderen<br />

Krankheiten konnte nicht beobachtet werden. HARTENSTEIN hat keine Bedenken, bei<br />

hohen Haferpreisen oben genannte Ration an <strong>Pferde</strong> zu verfüttern. Nach HÜBNER (1894)<br />

wurde an 100 <strong>Pferde</strong> bei der Dresdener Straßenbahngesellschaft ohne Nachteile<br />

ausschließlich Mais gefüttert. Neben dem Mais wurde auch noch 1 kg <strong>Pferde</strong>bohnen als<br />

Kraftfutter in der regulären Ration gegeben.<br />

Im „statistischen Veterinär-Sanitäts-Bericht über die preußische Armee“ (1887) betonten<br />

verschiedene Referenten die auffällig große Zahl von Lahmheiten, die bei ausschließlicher<br />

Maisfütterung auftraten. Insgesamt sei der Mais nicht in der Lage, die Haferfütterung zu<br />

ersetzen, da er auch bei Rationen mit größerem Haferanteil den Truppenpferden nicht die<br />

gleiche Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Widerstandskraft gegen Krankheiten verleihe, wie<br />

es bei reiner Haferfütterung der Fall ist. Außerdem stieg die Zahl und Schwere der<br />

Kolikerkrankungen (KOENIG, 1996, S. 244).<br />

Dagegen rühmt MARS (1887) die Verfütterung von Mais an Militärpferde in Niederländisch-<br />

Indien.<br />

WOLFF et al. verglichen 1887 Hafer- mit Maisfütterung bei einem Pferd. Bei 3,5 kg Mais<br />

pro Tag schwitzte und trank das Versuchspferd mehr als bei der Haferfütterung.<br />

MORETTI (1887) berichtet von Fütterungsversuchen an 2 <strong>Pferde</strong>n in der „Thierarzneischule<br />

zu Modena“. Sie erhielten über einen Zeitraum von 5 Monaten insgesamt 45 kg <strong>des</strong><br />

Maispilzes. In der ganzen Zeit zeigte sich an den Tieren keinerlei Störung <strong>des</strong>


39<br />

Allgemeinbefindens; insbesondere die Harn- und Verdauungsorgane funktionierten tadellos.<br />

Der Kot war normal geformt und gut verdaut, nur ein wenig glänzend an der Peripherie und<br />

schwärzlich.<br />

Die „<strong>Pferde</strong>bahngesellschaft Dublin“, mit ca. 1000 <strong>Pferde</strong>n fütterte erfolgreich 10 Pfd. Mais,<br />

7 Pfd. Hafer, ½ Pfd. Kleie und 12 Pfd. Heu (POTT 1889, S. 407-410). POTT gibt auch<br />

günstige Erfahrungsberichte verschiedener Landwirte mit der Maisfütterung wieder.<br />

Allerdings gibt er zu bedenken, dass bei reiner Maisfütterung die mechanischen Reize <strong>des</strong><br />

Hafers (spitze Körner und hoher Rohfasergehalt) im Verdauungstrakt fehlen könnten.<br />

Deshalb empfiehlt er reichliche Häckselgaben oder die Verfütterung der ganzen Maiskolben,<br />

einschließlich Spindeln, in geschrotener Form (POTT 1889, S. 407-410).<br />

In einem anonymen Bericht wird die Fütterung heiler Maiskörner statt <strong>des</strong> Maisschrotes<br />

empfohlen. Zu den Maiskörnern sollen 10% Häckselzusatz und 0,5 <strong>bis</strong>- 0,75% Viehsalz<br />

gegeben werden, außerdem zumin<strong>des</strong>t zu <strong>Beginn</strong> der Fütterung noch 250 g Natrium<br />

bicarbonicum. An den verschiedenen Nachteilen der Maisfütterung, insbesondere an den<br />

Verdauungsstörungen und der weniger guten Ausnutzung, sei der im Vergleich zum Hafer<br />

geringere Salzgehalt schuld (ANON. 1894 c).<br />

Nach LORSCH (1892), der sich 20 Jahre lang mit der Mais- und Haferfütterung bei den<br />

großen europäischen Transportgesellschaften beschäftigte, sollte grob gemahlener Mais mit<br />

Stroh- und Heuhäcksel gemischt werden. Angefangen mit einer täglichen Menge von 0,5 kg<br />

wurde sie in 1 ½ Monaten auf 3 kg gesteigert, unter Abzug von 3 kg Hafer. Der Mais wurde<br />

nur abends verfüttert. Die Fütterung bewährte sich: Die <strong>Pferde</strong> wurden nicht träger, obwohl<br />

sie im Nährzustand zunahmen. LORSCH (der auch als LORGE (1891) zitiert wird) formuliert<br />

darin aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit der Maisfütterung bei verschiedenen<br />

europäischen <strong>Pferde</strong>bahnen folgende Leitlinien:<br />

1. Mais kann einen Teil der Haferration ersetzen und damit die Gesamtration verbessern,<br />

solange er keine Anzeichen von Gärung aufweist.<br />

2. Die zweckmäßigste Verabreichung ist, den Mais genügend zerkleinert und mit Hafer<br />

vermischt zur Abendmahlzeit zu geben.<br />

3. Im schwarzen Hafer ist mehr Avenin enthalten als im weißen Hafer, daher sollte immer<br />

schwarzer Hafer gefüttert werden, wenn Mais in der Ration enthalten ist.<br />

4. In der Ration müssen min<strong>des</strong>tens soviel Kilogramm schwarzer Hafer enthalten sein, wie<br />

das Pferd Stunden im Dienst zu traben hat.<br />

STRAUBE (1893) testete die Maisfütterung bei Militärpferden, will sich aber wegen der<br />

kurzen Versuchsdauer kein Urteil über die Zweckmäßigkeit <strong>des</strong> Haferersatzes durch Mais<br />

erlauben. Mais mit Hafer gemischt wurde in jedem Verhältnis gern verzehrt und gut<br />

vertragen. Pure Maiskörner wurden jedoch häufig nicht aufgefressen. Bei einer täglichen<br />

Ration mit 6 <strong>bis</strong> 7 kg Mais (= 9 ¼ - 10 ½ l) sollten 5 Pfd. Heu und 7 Pfd. Stroh pro Pferd<br />

zugefüttert werden. Als Grund <strong>für</strong> einen Futterwechsel gibt er die damit mögliche<br />

Kostenersparnis an.<br />

DRACHE (1893) zitiert verschiedene Beispiele, wo zwei Drittel <strong>bis</strong> drei Viertel der<br />

Haferration durch Mais in Verbindung mit proteinreichen Kraftfuttermitteln erfolgreich<br />

ersetzt wurden. Die durchschnittliche Kraftfutterration bei den zehn bedeutendsten<br />

<strong>Pferde</strong>bahngesellschaften Englands betrug 9,1 Pfd. Mais; 4,8 Pfd. Hafer; 2,4 Pfd. Bohnen und<br />

Erbsen und 0,3 Pfd. Kleie und nach ANON (1891) zusätzlich 11,3 Pfd. Heu und 1,2 Pfd.<br />

Stroh.<br />

Die Leipziger <strong>Pferde</strong>bahngesellschaft fütterte meistens 11 Pfd. Mais und 3 Pfd. Hafer ohne<br />

Leistungsabfall gegenüber reiner Haferfütterung bei gleichzeitig besserem Ernährungszustand


40<br />

sowie glatterem und glänzenderem Haar (DRACHE 1893). Sehr gute Ergebnisse soll nach<br />

DRACHE (1893) bei reiner Maisfütterung die Zugabe von Fleischfuttermehl mit 73-75%<br />

Eiweiß und 12-14% Fett bringen. Ein norddeutscher Landwirt verabreichte seinen<br />

Arbeitspferden 8 Pfd. Maisschrot, ½ Pfd. Fleischfuttermehl, 4 Pfd. Häcksel und 10 Pfd. Heu.<br />

Er erreichte damit bessere und billigere Ergebnisse, als mit der üblichen Ration aus 12 Pfd.<br />

Hafer, 3 Pfd. Häcksel und 8 Pfd. Heu (DRACHE 1893).<br />

Aus eigener Erfahrung hält DRACHE (1893) Mais und Biertreber <strong>für</strong> zweckmäßige<br />

Ersatzfuttermittel <strong>für</strong> Hafer. Er fütterte mit Erfolg auf einem Gut 15 <strong>Pferde</strong> fünf Monate lang<br />

wie folgt: Der Mais quillt zwei Tage vor dem Verfüttern in frischem Brunnenwasser. Je<strong>des</strong><br />

Pferd erhält pro Tag 12 Pfd. <strong>des</strong> gequollenen Maises vermischt mit 8 Pfd. Häcksel und 3 Pfd.<br />

gedörrten und trockenen Biertreber. Bei regelmäßigen Kotuntersuchungen wurden nur<br />

vereinzelte unverdaute Maiskörner gefunden und kein saurer Geruch bemerkt. Wird der Mais,<br />

nur einen Tag eingeweicht, so wird er weniger gut gekaut und verdaut.. Die Quellgefäße<br />

wurden nach jedem Durchgang mit Kalkmilch ausgepinselt, um einer Säuerung vorzubeugen.<br />

Nach BÖTTCHER (DRACHE 1893) muss der Übergang von der Haferfütterung zur<br />

Maisfütterung langsam geschehen. Der Mais sollte gebrochen verfüttert werden. Je<strong>des</strong> Pferd<br />

sollte seine dritte Ration <strong>für</strong> sich erhalten, da bei Maisfütterung der Unterschied zwischen<br />

langsamen und schnellen Fressern noch deutlicher wird, als bei Haferfütterung. Die<br />

Körnerration sollte erst nach dem Tränken verabreicht werden.<br />

KLOEPFER-KETWIG (1894) faßt die Erfahrungen mit der Fütterung von Mais bei 26<br />

<strong>Pferde</strong>bahngesellschaften in Europa und Nordamerika zusammen. 22 der<br />

<strong>Pferde</strong>bahngesellschaften fütterten den Mais mit gutem Erfolg. Die schlechten Erfahrungen<br />

der vier anderen <strong>Pferde</strong>bahngesellschaften führt KLOEPFER-KETWIG auf die Art und<br />

Weise der Maisfütterung zurück. Diese vier Gesellschaften weichten den Mais nicht 24<br />

Stunden vor der Verfütterung ein. Außerdem verteilten sie die Rationen gleichmäßig auf den<br />

Tag, während die anderen Gesellschaften darauf achteten, tagsüber nicht zuviel, und den<br />

<strong>Pferde</strong>n die größte Menge Mais und Rauhfutter erst zum Abend zu geben. Nach Ansicht <strong>des</strong><br />

Autors macht die schwere Verdaulichkeit <strong>des</strong> Mais diese Vorsichtsmaßnahme notwendig, da<br />

die Körpertemperatur der Tiere durch den Verdauungsvorgang etwas ansteigt (nicht<br />

quantifiziert) und bei zusätzlicher Arbeitsleistung die Schweißbildung nicht ausbleibt, wie bei<br />

den vier <strong>Pferde</strong>bahngesellschaften mit gleichmäßiger Maisfütterung beobachtet.<br />

Bezirkstierarzt FAMBACH (1894) sah bei Maisfütterung, die wegen der hohen Haferpreise<br />

zugenommen hatte, vielfach schwere Verdauungsstörungen, gebrochener Mais mit viel<br />

Häcksel wurde besser vertragen. Auch die Fütterung mit Mais, Hafer und Biertreber zu<br />

gleichen Teilen bewährte sich nach FREYTAG (1894).<br />

Zur Klärung der Frage, ob bei Maisfütterung die Kolikhäufigkeit zunimmt, wurden im<br />

„Kürassier-Regiment Graf Geßler“ in fünf Eskradons Fütterungsversuche über zwei Jahre<br />

vorgenommen (BÄCKSTÄDT 1895). Mais wurde <strong>bis</strong> zur Hälfte <strong>des</strong> Geldwertes der<br />

Haferration gefüttert. Die erste Eskadron fütterte zeitweise noch etwas mehr. Bei gleichen<br />

Haltungsverhältnissen und unverändertem Dienst veränderte sich die Kolikhäufigkeit bei<br />

Maisfütterung gravierend. Die Kolikfälle pro Jahr verteilten sich folgendermaßen:


41<br />

Eskadron I II III IV V ∑<br />

1891 (keine Maisfütterung) 34<br />

!892 ( ″ ″ ) 21<br />

1893( teilweise Maisfütterung) 14 9 5 6 14 48<br />

1894 (1/3 d. Ration Mais) 3 6 13 24 7 53<br />

Die erste und die fünfte Eskadron hatte im ersten Jahr der Maisfütterung unverhältnismäßig<br />

mehr Kolikfälle, als die anderen drei Eskadrons ohne Maisfütterung. Außerdem nahm die<br />

Kolikhäufigkeit insgesamt bei der Maisfütterung bedeutend zu. Möglicherweise gewöhnen<br />

die <strong>Pferde</strong> sich an die Maisfütterung, denn die Kolikhäufigkeit war bei beiden Eskadrons im<br />

zweiten Jahr der Maisfütterung bedeutend niedriger als im ersten Jahr und auch niedriger als<br />

bei den drei anderen Eskadrons im ersten Jahr der Maisfütterung.<br />

Die Kolikerkrankungen waren charakteristisch: Plötzliche hochgradige Aufblähungen<br />

verbunden mit Schweißausbrüchen, großer Hinfälligkeit und bedeutenden Schmerzen.<br />

Entweder war die Ursache eine primäre Verstopfung oder diese schloß sich sekundär direkt an<br />

die Tympanie an. Die Verluste waren entsprechend der höheren Krankheitshäufigkeit hoch.<br />

Bei allen Sektionen wurden Verstopfungen im Dickdarm nachgewiesen. Im Anschluß daran<br />

kam es entweder zu Torsionen oder Darmzerreißung mit jeweils intensiver Darmentzündung.<br />

Die betroffene Schleimhaut war stark geschwollen, fleckig, dunkel- <strong>bis</strong> schwarzrot gefärbt<br />

und sehr trüb. In allen Darmabschnitten, wie auch in den Exkrementen wurde eine bedeutende<br />

Zahl an unverdauten Maiskörnern gefunden.<br />

Auf der anderen Seite war eine bedeutende Besserung <strong>des</strong> Ernährungszustan<strong>des</strong> der <strong>Pferde</strong><br />

unter Maisfütterung auffällig. Das Haar war glänzend und zeigte, ähnlich wie das Hufhorn<br />

ein verstärktes Wachstum.<br />

Das Tränken der <strong>Pferde</strong> direkt nach der Futteraufnahme ist nach BÄCKSTÄDT´s<br />

Erfahrungen bei Maisfütterung noch weniger zu empfehlen, als bei anderen Körnerarten, da<br />

sonst bei der geringen Größe <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>magens ein Teil <strong>des</strong> noch unverdauten Futters aus<br />

dem Magen in den Darm gespült und der Magensaft zu stark verdünnt wird, wodurch leicht<br />

eine saure Gärung mit Aufblähung, Anschoppung und daraus resultierender Kolik entstehen<br />

kann. Optimal ist es, die Tiere eine Dreiviertelstunde vor dem Füttern und zwei Stunden<br />

danach zu tränken. Stärkeres Schwitzen und eine Abnahme der Leistungsfähigkeit wurde<br />

nicht beobachtet, jedoch auch keine Zunahme der Leistung.<br />

Die zweckmäßigste Darreichungsform <strong>des</strong> Mais sei die gequetschte Form. Die <strong>Pferde</strong> fressen<br />

ihn dann lieber und die Futterhygiene ist einfacher zu gewährleisten als bei eingeweichtem<br />

Mais. Grobe Brechung <strong>des</strong> Mais ist in jedem Fall angezeigt, da sonst die Zähne zu stark<br />

abgenutzt werden und auch vermehrt ganze Körner unverdaut abgehen. Hafer ist nach<br />

BÄCKSTÄDT (1895) zweifelsohne das bessere und gesündere Futter <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>, jedoch<br />

teurer als Mais.<br />

HENDRICKX (1897) erwähnte, dass in Frankreich die Maisfütterung erfahrungsgemäß zu<br />

Koliken und anderen Verdauungsbeschwerden führt.<br />

LAVALARD (1901) stellte bei Versuchen mit Artillerie- und Kavalleriepferden fest, dass<br />

Maisfutterung anstelle von Haferfütterung die Leistungsfähigkeit und das Temperament der<br />

<strong>Pferde</strong> nicht beeinträchtigt.<br />

Roßarzt ROHDE berichtet 1902 von Fütterungsversuchen mit einem besonderen<br />

Maispräparat, hergestellt von einer Mannheimer Firma. Dabei wird bei dem Maiskorn die<br />

Schale und der Keim (der <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> schädliche Stoffe enthalten soll) entfernt. Zurück bleiben<br />

erbsengroße, weiße, harte Körner. Die Körner quellen in warmem Wasser so gut, dass ein zu<br />

¾ gefüllter Stalleimer schon nach sechs Stunden vollständig ausgefüllt ist. Allerdings tritt


42<br />

schon nach zwölfstündigem Stehenlassen (anders als bei ganzen Körnern) eine starke<br />

Säuerung ein, so dass das Präparat nicht mehr von den <strong>Pferde</strong>n gefressen wird.<br />

Bei einem siebenwöchigen Versuch mit sechs <strong>Pferde</strong>n, bei dem festgestellt werden sollte, ob<br />

dieser zubereitete Mais einen Teil der Haferration ersetzen könnte, um Kosten zu sparen,<br />

zeigte sich, dass mit 5 Pfd. Maispräparat über die Hälfte der Haferration ersetzt werden<br />

konnte, die <strong>Pferde</strong> das Maispräparat gut aufnahmen und sich ihr Nährzustand kaum<br />

veränderte. Bei Arbeit wurde allerdings leichtere Ermüdung und stärkerer Schweißausbruch<br />

beobachtet, obwohl in der Jahreszeit, in der die Versuche stattfanden, die geringsten<br />

Leistungen von den <strong>Pferde</strong>n verlangt werden. Vermutlich würden die Leistungsunterschiede<br />

in der Exerzierzeit noch deutlicher auffallen. Die Fütterung gleicher Mengen Maiskörner hatte<br />

das gleich Ergebnis wie bei dem Maispräparat. Der präparierte Mais war also in keiner Weise<br />

dem gewöhnlichen Mais vorzuziehen (nur teurer). Als Haferersatzmittel sind beide nicht<br />

erfolgreich zu verwenden, jedoch als Zulage zu der gewöhnlichen Haferration zu empfehlen.<br />

Einem schlechten Futterverwerter wurde das Maispräparat mit gutem Erfolg gegeben<br />

POTT (1901) propagiert, angesichts drohender Futternot, die <strong>bis</strong>her ungenutzten<br />

Maiskolbenspindeln als Strohersatz bei der Viehfütterung, insbesondere bei Rindern und<br />

<strong>Pferde</strong>n einzusetzen. Da <strong>bis</strong>her ein hoher Zoll <strong>für</strong> die Maiskörnereinfuhr verlangt wird,<br />

empfiehlt er, die ganzen Maiskolben zu vermahlen und dieses Maiskolbenschrot zollfrei zu<br />

importieren. Die Zusammensetzung <strong>des</strong> Maiskolbenkörnerschrotes ist nach seinen<br />

Untersuchungen im Mittel folgende: 87,1% Trockensubstanz, 7,7% Stickstoffsubstanz, 3,7%<br />

Rohfett, 66,8% N-freie Extraktstoffe, 7,6% Holzfaser, 1,3% Asche.<br />

POTT fütterte zwei Arbeitspferde 3 Monate lang erfolgreich mit einem Mischfuttermittel, das<br />

35% Maiskolbenkörnerschrot und 30% Maiskolbenschrot enthielt (s.a. Kap.:<br />

Futterkonzentrate).<br />

Ein anonymer Autor (1904 b) fütterte seine 24 belgischen Arbeitspferde acht Wochen lang<br />

mit frisch geernteten Maiskolben, die Mitte Oktober nicht ausgereift waren. Er ersetzte 7 kg<br />

Hafer durch 9 kg der Maiskolben und die vorher mageren <strong>Pferde</strong> wurden runder und bekamen<br />

ein glänzenderes Haarkleid.<br />

ODERSKY (1905) fütterte an Zugpferde statt 3 kg Maisschrot und 1 kg Kleie 4 kg<br />

Maiskörnerkolbenschrot und beurteilte das Aussehen seiner <strong>Pferde</strong> bei dieser Fütterung als<br />

besser.<br />

POTT (1907, S. 479-486) zählt mehrere <strong>Pferde</strong>bahngesellschaften und andere Großbetriebe<br />

auf, bei denen Mais zur Verbilligung der Ration eingesetzt wird. Dabei wird der Hafer ohne<br />

nachteilige Wirkung z. T. vollständig durch Mais ersetzt (s. Tab. 2).<br />

In der Versuchsstation <strong>des</strong> Staates Iowa, USA, wurde nach MATENAERS (1911) wegen<br />

einer schlechten Haferernte Mais, Ölmehl, Baumwollsaatmehl und Glutenmehl auf ihren Wert<br />

als Haferersatz untersucht. Bei dem ersten Fütterungsversuch wurden bei drei Gespannen (die<br />

zu gewöhnlichen landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen wurden) über 100 Tage ein<br />

Pferd <strong>des</strong> Gespanns mit Hafer und Mais zu gleichen Gewichtsanteilen, der Gespannpartner<br />

mit Mais und Ölmehl im Gewichtsverhältnis von 15:1 gefüttert. Damit war in beiden<br />

Rationen das Nährstoffverhältnis nahezu identisch. Alle <strong>Pferde</strong> erhielten zusätzlich<br />

Timotheeheu und etwas Kleeheu (gelegentlich <strong>bis</strong> zu 25%). Nach fünf Wochen wurde der<br />

Eiweißgehalt der Ration gesteigert: Das Verhältnis von Mais zu Ölmehl auf 10:1 bemessen.<br />

Diese Ration führte zu starkem Durchfall, so dass <strong>für</strong> den Rest der Versuchszeit eine Ration<br />

aus 4 Teilen Hafer, 12 Teilen Mais und 1 Teil Ölmehl verfüttert wurde. Diese Ration erzielte<br />

die gleichen guten Resultate wie die Hafer : Mais – Ration 1:1.<br />

Im zweiten Versuch (über 90 Tage) sollten Glutenmehl und Ölmehl als Futtermittel<br />

verglichen werden. Dabei wurde Mais und Glutenmehl im Verhältnis 8:1 an die eine Hälfte


43<br />

der Gespanne verfüttert, während die jeweiligen Gespannpartner Mais und Ölmehl im<br />

Verhältnis 15:1 erhielten. Die Ration mit dem Glutenmehl wurde von den <strong>Pferde</strong>n nicht gern<br />

gefressen und kommt daher als Haferersatzmittel nicht in Frage, obwohl auch keine direkt<br />

schädigende Wirkung festgestellt wurde.<br />

Die dritte Versuchsperiode erstreckte sich über 154 Tage und sollte den Futterwert von<br />

Baumwollsaatmehl und Ölmehl klären. Dabei bestand die Ration <strong>für</strong> die eine Gespannhälfte<br />

aus 79% Mais, 15% Hafer und 6% Baumwollsaatmehl, während die andere Hälfte folgende<br />

Ration erhielt: 77% Mais, 15% Hafer und 8% Ölmehl. Bei beiden Rationen wurden Hafer und<br />

Mais als Mehl gefüttert. Im letzten Teil <strong>des</strong> Versuchs wurde der Haferanteil in beiden<br />

Rationen <strong>bis</strong> auf ein Drittel der Kraftfutterration gesteigert.<br />

Aus den Ergebnissen dieser Versuche wurden folgende allgemeine Schlussfolgerungen<br />

abgeleitet:<br />

1. Die Gesundheit, Lebhaftigkeit und Ausdauer der Arbeitspferde verändert sich nicht, wenn<br />

man Mais mit einem geringen Zusatz von Ölmehl, Glutenfutter oder Baumwollsaatmehl<br />

anstelle von Mais und Hafer füttert, solange das Nährstoffverhältnis übereinstimmt.<br />

2. Die Ration aus Mais und Ölmehl ernährte die <strong>Pferde</strong> billiger, als die im<br />

Nährstoffverhältnis gleiche Ration aus Hafer und Mais, wobei die Erhaltung von Gewicht,<br />

Fleisch und der äußeren Erscheinung bei beiden Fütterungsarten gleichwertig erschien.<br />

3. Ein teilweiser Ersatz von Hafer und Mais in der Ration kann diese bei hohen Preisen sehr<br />

verbilligen.<br />

4. Das Glutenmehl wird von den <strong>Pferde</strong>n nicht so gut verdaut wie das Ölmehl.<br />

5. Baumwollsaatmehl wurde ebenso gut verdaut, wie Ölmehl und nährte die <strong>Pferde</strong> auch<br />

ebenso gut. Dabei hatte es aber nicht die abführende Wirkung <strong>des</strong> Ölmehls.<br />

(MATENAERS, 1911).<br />

In den USA wurde 1912 mehr als doppelt soviel Mais (9,3 Mio. t) wie Hafer (4,1 Mio. t) an<br />

<strong>Pferde</strong> gefüttert (MURRAY 1914).<br />

Der CHEFVETERINÄR OST <strong>des</strong> deutschen Heeres empfiehlt 1918 Mais als guten Ersatz der<br />

halben Haferration, im Notfall auch der ganzen Haferration. Die <strong>Pferde</strong> sollten vor der<br />

Fütterung getränkt werden. Das sehr harte Maiskorn sollte direkt vor dem Verfüttern<br />

zerkleinert oder gequellt werden.<br />

1929 berichtet ANON. (S. 413-415), dass Mais im 1. Weltkrieg (1914-18) das am häufigsten<br />

verwendete Ersatzfuttermittel <strong>für</strong> Hafer war. Vor allem bei <strong>Pferde</strong>n, von denen Arbeit im<br />

Schritt verlangt wurde, konnte die halbe, ja selbst die ganze Haferration durch Mais ersetzt<br />

werden. Bestand die gesamte Körnerration aus Mais, schwitzten die <strong>Pferde</strong> schneller. Bei<br />

Reitpferden durfte die Haferration nicht durch Mais ersetzt werden, wenn man ihr<br />

Temperament erhalten wollte. In Italien hat sich ein Hartfutter bestehend aus zwei Dritteln<br />

Hafer und einem Drittel Mais bewährt.<br />

Als beste Vorbereitung der Maisration erwies sich, den Mais kurz vor der Ausgabe zu<br />

brechen und dann trocken mit viel Häcksel zu verfüttern. Zerkleinerter Mais wird schnell<br />

ranzig. Mußte der Mais ungebrochen nachgeführt werden, so sollte er eingequollen oder<br />

gekocht werden, bevor er verfüttert wurde.<br />

Auf dem Balkan wurde meist stark verschmutzter grobkörniger Donaumais, Kukuruz,<br />

verfüttert. Er wurde nach Möglichkeit grob geschroten und nicht länger als zwei <strong>bis</strong> drei Tage<br />

lang aufbewahrt. Trotzdem gärte er bei großer Hitze, was zu vielen Darmerkrankungen mit<br />

tödlichem Ausgang führte. Die Verluste waren um so größer, je weniger Rauhfutter gegeben<br />

wurde. Auch die Verfütterung von frischem Mais hat zu <strong>Pferde</strong>verlusten geführt.<br />

Maisfütterung bei gleichzeitigem Weidegang erwies sich als schädlich, weil die <strong>Pferde</strong> an<br />

Durchfall erkrankten und der Mais unverdaut mit dem Kot ausgeschieden wurde.


44<br />

Außerdem wurde beobachtet, dass häufiger tödlich verlaufende Erkrankungen der <strong>Pferde</strong><br />

auftraten, wenn diese unmittelbar nach dem Verfüttern von Maisschrot getränkt wurden.<br />

Sieben Verdauungs- und Bilanzuntersuchungen mit Mais wurden von KLINGEBERG-<br />

KRAUS (2001, S.119, Tab. 9) zusammengestellt. Der Verdauungsversuch von WOLFF<br />

(1886) und der Respirationsversuch von ZUNTZ und HAGEMANN (1898) mit Mais sind in<br />

dieser Tabelle nicht enthalten und werden <strong>des</strong>halb kurz angesprochen.<br />

1886 teilt WOLFF (S. 47-52) die Ergebnisse seiner vergleichenden Verdaulichkeitsuntersuchungen<br />

von Mais (im Einzelversuch) beim Pferd und Hammel (zwei Versuche) mit.<br />

Die Verdaulichkeitskoeffizienten (in %) <strong>für</strong> Mais beim Pferd waren demnach folgende:<br />

Trocken- Organ. Roh- RohRoh- Stickstofffr.<br />

substanz Substanz Protein fettfaser Extraktst.<br />

90,3 90,9 77,6 63,0 100 93,9<br />

Der Mais ist also besonders reich an leicht verdaulichen Kohlehydraten, die Verdaulichkeit<br />

liegt sogar höher als beim Hammel. Nur das Fett wurde <strong>vom</strong> Hammel etwas besser verdaut.<br />

ZUNTZ, der nach KÖNIG (1896, S. 245) Respirationsversuche mit <strong>Pferde</strong>n unter den<br />

verschiedensten Fütterungsbedingungen anstellte, beobachtete, dass bei der Zugabe von Mais<br />

25% mehr Sauerstoff verbraucht wurde als in den Rationen mit Heu oder Hafer. Dieser<br />

Mehrverbrauch von Sauerstoff war mit einer erheblich erhöhten Wärmeproduktion<br />

verbunden. Diese Tatsache erklärt – nach KOENIG (1896, S.245) – das leichtere Schwitzen<br />

der <strong>Pferde</strong> bei Maisfütterung, wie es bei fast allen Versuchen festgestellt wurde. ZUNTZ und<br />

HAGEMANN (1898, S.259-260) allerdings begründeten den erhöhten Sauerstoffbedarf, die<br />

damit vermehrte Atmung und die vermehrte Schweißbildung <strong>des</strong> Versuchspferds bei<br />

Maisfütterung mit einer evtl. im Mais enthaltenen toxische Substanz.<br />

1906 werden die Ergebnisse verschiedener Verdauungsuntersuchungen mit Mais bei post<br />

mortem Analyse von SCHEUNERT und GRIMMER veröffentlicht. Demnach verläuft die<br />

Verdauung <strong>des</strong> Mais ganz anders, als die Haferverdauung. Der Mais bleibt weniger lang in<br />

den einzelnen Teilen Verdauungsabschnitten und reagiert viel schneller sauer als der Hafer.<br />

Auffällig ist, dass bei der Maisverdauung neben der Milchsäuregärung auch immer andere<br />

Gärungsvorgänge mit bedeutenden Gasentwicklungen stattfinden. Diese können bei<br />

entsprechender Disposition der <strong>Pferde</strong> zu schweren Koliken und Magen- und<br />

Darmzerreißungen führen. Die Proteinverdauung im Magen ist insgesamt bei Maisfütterung<br />

bedeutend umfangreicher als bei Haferfütterung. Nach ungefähr fünf <strong>bis</strong> sechs Stunden sind<br />

bei beiden Futtermitteln etwa die Hälfte der vorhandenen Proteine verdaut. Danach übersteigt<br />

die Proteinverdauung bei Mais die Proteinverdauung bei Hafer.<br />

1940 veröffentlicht WINKLER die Ergebnisse seiner Fütterungsversuche mit Maisschrot an<br />

vier landwirtschaftlich genutzten Kaltblutpferden. Die auf dem Gute übliche<br />

Krippenfutterration bestand aus 2 kg Hafer und 2,5 kg Trockenschnitzeln. Dementsprechend<br />

wurde die Maisration auf 3,5 kg Maisschrot berechnet, um in der Versuchsration den gleichen<br />

Energiegehalt zu haben, wie in der Kontrollration. Außerdem erhielten die <strong>Pferde</strong><br />

Luzerneheu ad libitum, so dass in beiden Rationen in jedem Fall genügend Eiweiß enthalten<br />

war. Alle <strong>Pferde</strong> nahmen im Verlauf <strong>des</strong> Versuchs ab, vermutlich wegen verstärkter<br />

Arbeitsleistung. Eine vermehrte Wasseraufnahme oder vermehrtes Schwitzen bei den mit<br />

Mais gefütterten Versuchspferden wurde nicht festgestellt.


2.5 Hülsenfruchtkörner<br />

Allgemeines<br />

45<br />

WALDINGER (1808, S. 59-60) untersuchte Erbsen, Linsen und Wicken auf ihre<br />

Wärmeentwicklung beim Einweichen. Sie entwickeln weniger Wärme als Gerste. Außerdem<br />

bestimmte er den Gehalt von Setzmehl, tierischem Kleister, Schleim und Eiweiß.<br />

BUCHMÜLLER (1829, S. 91) beschrieb die Samen der Futterwicke <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> als leichter<br />

verdaulich als die Samen der anderen Leguminosen, warnt aber vor der blähenden Wirkung.<br />

Die Futterbohnen (Vicia faba major) sollen eingeweicht den <strong>Pferde</strong>n gut bekommen sein,<br />

wurden aber mehr in der Rinder- und Schweinemast eingesetzt. Die Schneidebohne<br />

(Phaseolus vulgaris) wurde in England gequetscht, mit Hafer vermengt, an <strong>Pferde</strong> verfüttert<br />

(BUCHMÜLLER, S. 92). Linsen wurden in erster Linie zur menschlichen Ernährung<br />

eingesetzt (KUERS 1839, S. 285).<br />

Um die Leistungsfähigkeit der schweren Arbeitspferde zu verbessern, erhielten sie häufig ein<br />

Viertel <strong>bis</strong> zur Hälfte der Ration aus Leguminosenkörnern. Sie können sogar ausschließlich<br />

verwendet werden. In England wurde in erster Linie die <strong>Pferde</strong>- oder Saubohne gefüttert, in<br />

Deutschland waren Erbsen die meistgefütterten Hülsenfruchtkörner. Vor der Verfütterung von<br />

Bohnen, Erbsen oder Wicken an tragende oder säugende Stuten warnt HAUBNER (1845, S.<br />

330).<br />

Nach PRANGE führte die <strong>Pferde</strong>post von Paris in den Jahren 1838 <strong>bis</strong> 1839<br />

Fütterungsversuche durch, in denen ein Teil <strong>des</strong> Hafers durch Bohnen, Wicken und Erbsen<br />

ersetzt wurde. Diese Fütterung hatte aber einige Fälle akuter Hirn–Entzündung zur Folge<br />

(HUZARD 1849).<br />

BÖHM (1849, Bd. 1, S. 100) empfahl gequollene, gerissene oder wenigstens angefeuchtete<br />

Bohnen, Wicken oder Erbsen als Ersatz von einem Viertel <strong>bis</strong> zur Hälfte der Haferration bei<br />

schweren grobknochigen leistungsstarken Arbeitspferden. Größere Mengen Leguminosen in<br />

der Ration führten zu Verstopfung, weshalb dann Kleie in der Ration enthalten sein solle.<br />

FALKE (1850, S. 81-82) macht Angaben über die chemische Zusammensetzung von<br />

Felderbsen, Linsen und Saubohnen. Er hält von diesen Leguminosen aber nur die Saubohne<br />

<strong>für</strong> nahrhaft, ansonsten empfiehlt er lediglich die Fütterung <strong>des</strong> Grünschnitts oder Heus dieser<br />

Pflanzen.<br />

Nach KÜHNERT (1870, S. 29-30) wurden Zugpferden Erbsen und Bohnen als Beifutter<br />

gegeben, in der Regel eingequollen oder geschrotet. Wicken wurden schwer arbeitenden<br />

<strong>Pferde</strong>n als Kraftfutter verabreicht, Lupinen wurden wegen ihres bitteren Geschmacks von<br />

den Tieren nicht gefressen. WÖRZ (1874, S. 47) empfahl Erbsen und Bohnen als Beifutter <strong>für</strong><br />

Beschäler, um den Geschlechtstrieb und die Samenbildung anzuregen und als Beifutter <strong>für</strong><br />

Fohlen, die zu schnell in die Höhe wachsen. MAREK (1876, S. 42) untersuchte die chemische<br />

Zusammensetzung von <strong>Pferde</strong>bohnen und Erbsen.<br />

KELLNER schreibt 1908 (S. 103) über die Leguminosen, dass sie die eiweißreichsten Körner<br />

sind. Sojabohnen und Lupinen zeichnen sich auch durch einen hohen Fettgehalt aus, während<br />

die anderen Hülsenfrüchte keinen höheren Fettgehalt haben als die Getreidekörner.<br />

Alle Leguminosenarten führen bei ungenügender Zerkleinerung oder mangelhafter<br />

Zubereitung leicht zu Blähungen und Verstopfungen, bei hohen Gaben auch zu<br />

Dickblütigkeit 5 . Diese Wirkung entfalten in erster Linie die Wicken, etwas weniger die Erbsen<br />

5 Kreuzverschlag, Myoglobinurie


46<br />

und am wenigsten die Ackerbohnen. Deshalb sollten die Leguminosen nur an angestrengt<br />

arbeitende <strong>Pferde</strong>n verfüttert werden und auch dann nur zu 1/5 <strong>bis</strong> 1/3 der Ration,<br />

allerhöchstens zur Hälfte.<br />

ANON. (1929, S. 411-413) berichtet, dass im 1. Weltkrieg die eiweißreichen Erbsen und<br />

Bohnen nur in Ausnahmefällen verfüttert wurden, da sie in erster Linie zur Ernährung der<br />

Bevölkerung benötigt wurden. Wicken wurden als Wickenmischfutter in Verbindung mit<br />

kleinen Mengen Hafer ausgegeben und in aufgequelltem Zustand verfüttert. Der<br />

Etappenveterinär 10 beurteilte die Wickenfütterung als durchaus günstig, solange nur ein<br />

kleiner Teil der Ration aus Wicken besteht.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) empfahl zum Einsatz von Bohnen und Erbsen<br />

als <strong>Pferde</strong>futter, anfangs 500 g Hafer durch die gleiche Menge Bohnen und Erbsen zu<br />

ersetzen. Später sollten dann 1500 g Bohnen und Erbsen anstelle von 2000 g Hafer gegeben<br />

werden. Bei reichlich Arbeit und Gewöhnung der Tiere an das Futter können Bohnen und<br />

Erbsen <strong>bis</strong> zur Hälfte der Haferration im Verhältnis 3 : 4 gegeben werden. Ungewohnte,<br />

reichliche Gaben von Bohnen und Erbsen können stopfend und blähend wirken und bei<br />

ruhenden <strong>Pferde</strong>n zu Verschlag führen. Die Verfütterung von Kichererbsen oder Platterbsen<br />

führt zu schweren Vergiftungen. Daher sollte eine Verwechslung vermieden werden.<br />

Bohnen<br />

In England erhielten v.a. Zugpferde (nicht näher bezeichnete) Bohnen, um sie zu schwerer<br />

Arbeit zu befähigen (GIBSON, 1780, S. 15). Nach CLARK (1790, S. 46-47) erhielten Postund<br />

andere Zugpferde ein Krippenfutter, das zur Hälfte aus Bohnen und Hafer besteht. Den<br />

Ackerpferden wurden auch nur Bohnen gegeben, dann kam es aber auch zu Blähungen.<br />

AMMON (1804, S. 61) beurteilt die Bohnen als sehr nahrhaftes <strong>Pferde</strong>futter, das allerdings<br />

leicht Koliken hervorruft. Zur Prophylaxe werden sie mit Kleie vermengt gegeben.<br />

Laut WALDINGER (1808, S 60) wurden Bohnen in Deutschland selten an <strong>Pferde</strong> gefüttert,<br />

während die Engländer Bohnen zerquetscht und mit Hafer vermischt einsetzten.<br />

STEWART (1839, S. 267-271) warnt vor der Verfütterung frischer Bohnen, weil sie blähend<br />

wirken und zu Kolik und Rehe führen. Sie sollen wenigstens ein Jahr gelagert sein. Die<br />

Bohnen waren in der Ration von schwer arbeitenden <strong>Pferde</strong>n kaum wegzudenken, ihnen<br />

wurde ein krafterzeugende Wirkung zugesprochen. Gewöhnlich erhielten die <strong>Pferde</strong> 3 <strong>bis</strong> 6<br />

Pfd. Bohnen täglich, in einigen Kutschställen wurden noch mehr Bohnen gefüttert, aber da<strong>für</strong><br />

ein Teil der Haferration abgezogen. <strong>Pferde</strong> neigen bei der Fütterung mit Bohnen leicht zu<br />

Verstopfung, weshalb Karrenpferden, die oft ausschließlich Bohnen als Krippenfutter<br />

erhielten, abführend wirkende Weizenkleie unter die Bohnen gemischt wurde.<br />

Nach KUERS (1939, S. 195-196) wurde die Saubohne (Vicia faba), auch <strong>Pferde</strong>bohne<br />

genannt, v. a. in England vielfach an Arbeitspferde gefüttert. Dort wurden 100 Pfd. Hafer<br />

durch 80 Pfd. Bohnen ersetzt.<br />

WOLFF veröffentlicht 1886 (S. 15-16) die Ergebnisse seiner Bilanzuntersuchungen mit<br />

eingeweichten Ackerbohnen. Die Versuchsration bestand aus 7,5 kg Wiesenheu und 2 ½ , 4<br />

bzw. 5 ½ kg Ackerbohnen (lufttrockene Substanz).<br />

Nach STRAUBEs (1893) Beobachtungen ist die Saubohne <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> schmackhafter, als die<br />

<strong>Pferde</strong>- oder weiße Bohne. Dennoch stellen alle drei Arten ein sehr gutes Haferersatzmittel<br />

dar, welches sowohl im Gemisch mit Hafer als auch als einziges <strong>Krippenfuttermittel</strong> von den<br />

Militärpferden sehr gut vertragen wurde.


47<br />

Bei der Dresdener Straßenbahn erhielten die <strong>Pferde</strong> 1 kg <strong>Pferde</strong>bohnen zu ihrer Maisration,<br />

bei der sie sich gut hielten (HÜBNER, 1896).<br />

JÖRSS (1898) berichtet, dass es bei der Verfütterung reinen Bohnenschrotes (12 <strong>bis</strong> 15 Pfd.<br />

pro Tier und Tag) durch den Zusatz von Torf- bez. Palmkernmelasse zu keiner Kolik kam, der<br />

Mist war stets gleichmäßig weich.<br />

Oberveterinär BETZLER (1922) berichtet von einem Bohnen enthaltenden geschrotenen<br />

Mischfutter, das die <strong>Pferde</strong> auch nach acht Hungertagen nicht fraßen. Auch bei Versuchen der<br />

landwirtschaftlichen Versuchsstation in Königsberg blieb die Akzeptanz der enthaltenen<br />

Brasilbohne sowohl roh als auch gekocht konsequent aus.<br />

Erbsen<br />

In England erhielten Ackerpferde in Gegenden mit viel Erbsenanbau auch Erbsen (GIBSON,<br />

1780, S. 15). BUSSON schreibt, dass die <strong>Pferde</strong> der Engländer in Indien Erbsen mit Zucker<br />

und Butter gekocht als Futter anstelle von Gerste oder Hafer erhalten (CLARK 1790, S.49-<br />

50). Nach AMMON (1804, S. 61) wurden in Deutschland Erbsen in erster Linie an<br />

heruntergekommene <strong>Pferde</strong> zur Verbesserung <strong>des</strong> Allgemeinbefindens gegeben.<br />

KUERS (1839, S. 191-192) beschreibt die Erbse als ein sehr intensiv nähren<strong>des</strong> Futter. Die<br />

Körner müssen vor der Verfütterung gequellt werden, um ein Abschlucken unzerkauter<br />

Körner zu verhindern. Höchstens ein Viertel der Körnerration sollte aus Erbsen bestehen<br />

(KUERS 1839, S. 287).<br />

Nach der Verfütterung von Erbsen erscheint der Harn der <strong>Pferde</strong> häufig blutrot, wie beim<br />

Blutharnen (Verschlag), allerdings ohne weitere Krankheitsanzeichen (HAUBNER 1845, S.<br />

329)<br />

Im Landgestüt Celle wurden in der Hauptdecksaison, neben Rohweizen und Gerste, auch<br />

Erbsen als Zulage zur Haferration verwendet (SANDER, 1857).<br />

Ein französischer Autor (VERRIER 1869) berichtet über Gesundheitsstörungen nach<br />

längerandauernder Verfütterung von geringen Mengen (1-2 Liter pro Tag, neben 10-12 Liter<br />

Hafer) Kichererbsen an 50 Omnibuspferde, die bei der Hälfte der Tiere auftraten. Die <strong>Pferde</strong><br />

litten auch nach einem Futterwechsel noch monatelang an Hartschnaufigkeit <strong>bis</strong> zu<br />

Erstickungsfällen bei Bewegung. VERRIER vermutet einen toxischen Bestandteil in den<br />

Kichererbsen, der das verlängerte Mark und den Nervus recurrens schädigt.<br />

1881 untersuchten WOLFF et al. die Verdaulichkeit von Erbsen bei einem Pferd im Vergleich<br />

zum Hammel (s.a. WOLFF 1886, S. 47-52).<br />

Bei den Fütterungsversuchen STRAUBEs (1893) erwies sich die Verfütterung von Erbsen in<br />

jedem Verhältnis mit Hafer oder auch allein als gutes Futtermittel <strong>für</strong> Militärpferde.<br />

ROMMEL und HAMMOND (1912) untersuchten den Futterwert von Erbsenmehl und<br />

verwendeten es erfolgreich als Haferersatz, 1 kg Erbsenmehl <strong>für</strong> 2 kg Hafer. Sie empfahlen es<br />

zur Fütterung der Jungtiere und der Arbeitspferde.


Wicken<br />

48<br />

Nach KUERS (1839, S. 194) waren Wicken (v.a. die Feldwicke, Vicia sativa) ein allgemein<br />

gebräuchliches <strong>Pferde</strong>futter als Teil der Ration. Etwa 85 Pfd. Wicken ersetzen ihrem<br />

Nährwert zufolge 100 Pfd. Hafer.<br />

STÖHR (1892) berichtet von Gesundheitsstörungen, die nach der Verfütterung von Wicken<br />

an <strong>Pferde</strong> auftraten. 1890/91 fütterten einige Betriebe nahezu ausschließlich Wicken an ihre<br />

<strong>Pferde</strong>. Die Tiere verweigerten das Futter, verloren ihre Haare und ein Teil der <strong>Pferde</strong> starb an<br />

Dünn- und Dickdarmentzündung. Ist die Wicke nur ein kleiner Bestandteil der Ration, so<br />

treten diese Gesundheitsstörungen STÖHR (1892) zufolge nicht auf. Nach STRAUBE (1893)<br />

wurden die Wicken bei seinen Versuchen an Militärpferde gut vertragen und er empfiehlt sie<br />

als vorzügliches Haferersatzmittel.<br />

Von anderer Seite wurde von Erkrankungs- und To<strong>des</strong>fällen nach der Verfütterung<br />

verdorbenen Wickenschrotes berichtet. Der CHEFVETERINÄR OST <strong>des</strong> deutschen Heeres<br />

schreibt 1918, dass Wicken meist ungern genommen werden und nur in Mengen <strong>bis</strong> zu 1 kg<br />

als Ersatz <strong>für</strong> die gleiche Hafermenge gegeben werden sollen. Dabei sollten nach Möglichkeit<br />

Kleie, Mohr- oder Futterrüben gefüttert werden, um Verstopfungen zu vermeiden.<br />

Lupinenkörner<br />

Lupinen wurden <strong>bis</strong> zum Anfang <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts nur als Gründünger genutzt, erst später<br />

als Viehfutter (GOLTZ, 1902, Bd. I, S. 454). Nach KUERS (1839, S. 203) werden Lupinen<br />

von allen Tieren verschmäht. HAUBNER (1845, S. 328-332) erwähnt sie in seinem Kapitel<br />

über Hülsenfrüchte nicht. GÜNTHER, Direktor der Tierärztlichen Hochschulze Hannover,<br />

empfahl 1857 ihre Verfütterung auch an <strong>Pferde</strong>.<br />

RICHTER (1857) hielt, aufgrund der Erfahrungen einiger <strong>Pferde</strong>besitzer, die ungeschrotene<br />

gelbe Lupine <strong>für</strong> ein nahrhaftes Futtermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Nach ANON. (1863a) sollten Lupinenkörner geschrotet und nur <strong>bis</strong> zu 1/3 der Haferration<br />

beigemischt werden, weil die Ration sonst von den <strong>Pferde</strong>n verschmäht würde. Kochen oder<br />

Quellen erhöhe ihre Akzeptanz. Bei verschimmelten Lupinen empfiehlt ANON. (1863a), sie<br />

zunächst mittels Kohle zu reinigen, in salzsäurehaltigem Wasser einzuweichen und dann drei<br />

Tage lang mit frischem Wasser nachzuspülen. Nach der Reinigung mit Kohle können die<br />

Lupinen auch mit Salzsäure gekocht werden, beim Sieden wird dann solange Soda zugegeben<br />

<strong>bis</strong> das Wasser nicht mehr schäumt; die Lupinen müssen noch am gleichen Tag verfüttert<br />

werden. Eine vollständige Entbitterung sei aber auch durch das Kochen nicht möglich.<br />

SIEWERDT untersuchte 1869 die lufttrockenen Körner der gelben Lupine. Das Verhältnis<br />

von stickstoffhaltigen zu stickstofflosen Nahrungsbestandteilen war demnach wie 1 : 0,9,<br />

<strong>des</strong>halb sollten Lupinen nur als stickstoffreiches Beifutter angewendet werden. Die Bitterkeit<br />

wird SIEWERDT (1869) zufolge durch zwei oder vier enthaltene Alkaloide (0,6% der TS)<br />

verursacht. Er entbitterte sie vollständig durch Extraktion mit verdünnter Schwefel- bzw.<br />

Salzsäure und wusch sie anschließend mit Wasser. Durch diese Behandlung verloren die<br />

Lupinen 15% fester Substanz, davon 7,3% Proteinsubstanz. 4-8 Pfd. dieser entbitterten<br />

Lupinen (2-4 Pfd. TS) wurden zwei und drei Wochen an <strong>Pferde</strong> verfüttert, die sie begierig<br />

aufnahmen und keinerlei Gesundheitsstörungen zeigten. Auch die blauen Lupinen wurden<br />

von SIEWERDT (1869) chemisch analysiert. Nach HAUBNER (1881, S. 347) ist dieses<br />

Entbitterungsverfahren mit Salzsäure schon 1861 von KETTE durchgeführt worden. LÖBE<br />

(1875, S. 376) zählt mehrere Beispiele von gelungener Lupinenfütterung an <strong>Pferde</strong> mittels<br />

Entbitterung oder Mischen mit anderen Futtermitteln auf.


49<br />

Bei den von der Armee in Frankreich 1872 konzipierten Futtermischungen fielen die<br />

lupinenhaltigen durch geringere Akzeptanz auf (KÖNIG 1996, S. 203).<br />

Verdaulichkeitsbestimmungen <strong>für</strong> entbitterte Lupinen führte WOLFF (1886 S. 47-52) in den<br />

Jahren 1881 und 1883 in vergleichenden Versuchen mit Pferd und Hammel aus.<br />

Bei STRAUBEs Fütterungsversuchen (1893) mit der unbehandelten gelben Lupine<br />

akzeptierten die <strong>Pferde</strong> das Futter nur, wenn maximal ein Viertel der Körnerration aus<br />

Lupinen und der Rest aus Hafer bestand.<br />

Nach KELLNER (1908, S. 78) müssen die Lupinenkörner nach dem Auslaugen gequetscht<br />

werden, weil sie sonst zu schlüpfrig zum Kauen sind. Von den entbitterten Lupinen kann man<br />

den <strong>Pferde</strong>n <strong>bis</strong> zu 5 kg täglich füttern.<br />

Die Verfütterung von Lupinen gestaltete sich im Ersten Weltkrieg an der Front überwiegend<br />

schwierig, da die Entbitterungsverfahren (von KELLNER, 1908, S. 78 ausführlich<br />

geschildert) nicht ausreichten, den <strong>Pferde</strong>n dieses Futtermittel schmackhaft zu machen. In<br />

einer Verfügung <strong>des</strong> Preußischen Kriegsministeriums <strong>vom</strong> 31.05.1915 heißt es, dass sich die<br />

Beimischung von Lupinen als Ersatzfuttermittel <strong>für</strong> Hafer nicht bewährt hat (ANON. 1929, S.<br />

411-413). 1918 wurden Lupinen wieder als <strong>Pferde</strong>futter ausgegeben. Trotz Entbitterung durch<br />

Kochen und Wässern wurden sie nach einem Bericht <strong>des</strong> Korpsveterinär <strong>vom</strong> Gen. Kdo. 53<br />

bei Stallfütterung von den meisten <strong>Pferde</strong>n, bei Weidehaltung von allen <strong>Pferde</strong>n verschmäht.<br />

Bei den <strong>Pferde</strong>n, die Lupinen aufnahmen, wurden anschließend Kolikerscheinungen mit<br />

eingetrübtem Sensorium beobachtet. Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfahl 1918<br />

nur <strong>bis</strong> zu 1000 g täglich als Ersatz <strong>für</strong> Hafer zu verfüttern. Dazu müßten die Lupinen<br />

entbittert, der Übergang sehr langsam vorgenommen und ausreichend Häcksel beigefüttert<br />

werden.<br />

Nach GIESECKE (1920) wurden 1 ½ Jahre lang teilweise entbitterte Lupinen an 1500<br />

Posthaltereipferde verfüttert. Zur Entbitterung wurden die Lupinen 48 Stunden lang<br />

gewässert. Die <strong>Pferde</strong> erhielten eine Ration aus 1 Pfd. Lupinen und 3 Pfd. Hafer und der<br />

Ernährungszustand und die Leistungsfähigkeit der <strong>Pferde</strong> besserte sich deutlich. Die<br />

Erhöhung der täglichen Lupinenration auf 2 Pfd. führte zu keiner weiteren augenfälligen<br />

Verbesserung <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>. Der Gesundheitszustand der <strong>Pferde</strong> war gut, es wurden keine<br />

Fälle von Lupinose beobachtet.<br />

SCHEUNERT und BRAHM (1923) empfehlen die nach dem Bergelschen Verfahren<br />

entbitterten und getrockneten Lupinen wegen ihres hohen Eiweißgehaltes als ausgezeichnetes<br />

Futtermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> <strong>bis</strong> zu 3-4 Pfd. in der Ration.<br />

Der Amerikaner KNOWLES (1923) beschreibt die Erkrankung an Lupinose bei <strong>Pferde</strong>n einer<br />

Farm, ohne näher auf die Symptome einzugehen. Bei Schafen verläuft die „Lupinose“, auch<br />

als Lupinenvergiftung bezeichnet, unter zentralnervösen Störungen mit tonisch-klonischen<br />

Krämpfen. Die Vergiftungserscheinungen werden durch die in den Lupinen enthaltenen<br />

Bitterstoffe (Alkaloide) ausgelöst (BOSTEDT und DEDIE 1996, S. 178).<br />

FÜSSEL (1927) berichtet von zweijähriger erfolgreicher Fütterung mit unentbitterten<br />

geschrotenen gelben Lupinen an Arbeitspferde (2 Pfd. pro Tier und Tag). Bei der<br />

Verfütterung von blauen Lupinen in der gleichen Weise traten allerdings<br />

Verdauungsstörungen auf.


50<br />

In den Jahren 1927/29 wurden pflanzenzüchterisch Lupinenarten ohne<br />

gesundheitsschädigende Bitterstoffe (Alkoloide) entwickelt, herauskristallisiert hat sich dann<br />

eine Sorte: die sog. Süßlupine (BECKER und NEHRING, 1965, S. 221).<br />

TOEPSCH (1937) stellte einen viermonatigen Fütterungsversuch an und ermittelte in<br />

Bilanzversuchen die Verdauungskoeffizienten <strong>für</strong> die Süßlupine beim Pferd. Er bewertet die<br />

Süßlupine, bei guter Akzeptanz, als wertvolles eiweißreiches auf deutscher Scholle<br />

gewachsenes Futtermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.


3. Wurzeln und Knollen<br />

3.1 Kartoffeln<br />

Anfänge<br />

51<br />

Die Kartoffel ist ein ursprünglich in Amerika beheimatetes Nachtschattengewächs. Ende <strong>des</strong><br />

16. Jahrhunderts brachten RALEIGH (1584), DRAKE (1586) u. a. sie nach England, Spanien<br />

und Italien (GOLTZ 1902, S. 455-459). Zunächst wurde sie nur in Ziergärten angebaut und<br />

gelangte allenfalls auf den Tisch der reichen Leute. In Preußen, etwas später als in England,<br />

propagierte Friedrich d. Gr. (1712-1786) den Kartoffelanbau in der Mitte <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts<br />

durch Erlasse. Nach Getreidemißernten in den Jahren 1770-1772 wurde der Kartoffelanbau<br />

auf dem <strong>bis</strong> dahin ungenutztem Brachland (Übergang der Dreifelderwirtschaft auf die<br />

ertragreichere Fruchtfolgewirtschaft) sehr unterstützt (GOLTZ, 1902, S. 455-459). Die<br />

Kartoffelanbaufläche vergrößerte sich in Deutschland von 300.000 ha im Jahre 1800 auf 1,4<br />

Mio. ha am Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts. Die Energie der auf 1 ha geernteten Kartoffeln war 3,6<br />

mal so hoch wie die <strong>des</strong> Getrei<strong>des</strong> (NIPPERDEY, 1983, S. 153-154). Ihr Anbau hat sich<br />

besonders auf den sandigen Böden Nord- und Ostdeutschlands durchgesetzt. Sie war und ist<br />

eine Grundlage der menschlichen und zum Teil auch tierischen Ernährung. Schon 1747 wurde<br />

in Schlesien die Kartoffel als geeignetes Futtermittel <strong>für</strong> alle Tiere beschrieben (NEWERLA<br />

u. MÜLLER, 1943a). Um die Haltbarkeit der Kartoffeln zu steigern, wurden sie seit dem<br />

Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts getrocknet. Die Kartoffelflocken sind gedämpfte Kartoffeln, die zu<br />

dünnen Schichten ausgewalzt und getrocknet werden. Bei den Trockenkartoffeln oder<br />

Kartoffelschnitzeln handelt es sich um rohe geschnitzelte Kartoffeln, die getrocknet werden<br />

(BECKER und NEHRING, 1969, S. 377).<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

1805 schreibt WOLSTEIN (S. 32), dass Kartoffeln durchaus in rohem Zustand verfüttert<br />

werden können, wenn man sie kleinstößt und mit Häcksel vermischt. Dabei sollten nur so<br />

viele Kartoffeln auf einmal zerkleinert werden, wie auch sofort gefressen werden (ohne<br />

nähere Mengenangabe), da sie sonst ihren Geschmack verlieren und verschmäht werden.<br />

Nach WÖRZ (1874, S. 86) erhielten viele Postpferde im Hungerjahr 1817 lediglich<br />

gedämpfte Kartoffeln ohne Körnerzulage.<br />

ANON. (1830) steht auf dem Standpunkt, dass Kartoffeln vor dem Verfüttern nicht erst<br />

gekocht werden müssen. Die rohen Kartoffeln sollten zunächst kleingestoßen werden, dann<br />

das schädliche Wasser, welches Laxieren und Bauchgrimmen erzeugen könnte mit den<br />

Händen solange ausgedrückt werden <strong>bis</strong> sich weißes Mehlwasser zeigt. Zum Schluß solle das<br />

doppelte Volumen an Häcksel zugefügt und mit den Kartoffeln vermischt werden, um die <strong>für</strong><br />

die Verdauung schädliche Feuchtigkeit der Kartoffeln aufzusaugen. Die Kartoffelration müsse<br />

ohne Häckselbeimischung das doppelte Volumen der Haferration betragen. Der Verfasser<br />

empfiehlt die Tiere vor der Kartoffelfütterung zu tränken, weil sich das nachträgliche Tränken<br />

schädlich auswirke.


52<br />

TENNEKER (1833, S. 525) bewertet Knollengewächse <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>ernährung als bei<br />

weitem nicht so nahrhaft und gesund wie Körner. Die Kartoffeln mästen zwar, geben aber<br />

keine Kraft. Wenn allerdings doch Kartoffeln verfüttert werden, dann lieber in gekochtem<br />

Zustand, da sie dann verdaulicher und nährender sind und außerdem lieber gefressen werden.<br />

Diese Zubereitungsform ist aber nach TENNEKER’s Meinung in der Kavallerie nicht<br />

realisierbar.<br />

KÜPPERS (1834, S. 91) hat ein gutes Gedeihen der <strong>Pferde</strong> unter Kartoffelfütterung<br />

beobachtet, weist aber auf das schnellere Eintreten <strong>des</strong> Schwitzens sogar bei leichter Arbeit<br />

hin. Außerdem schildert er die verminderte Ausdauer der <strong>Pferde</strong> im Vergleich zu den mit<br />

Körnern gefütterten <strong>Pferde</strong>n.<br />

Der Autor betrachtet das Dämpfen, anschließende Stampfen und Vermengen mit der gleichen<br />

Menge Häcksel und ein paar Händen voll Mehl als die vorteilhafteste Zubereitung.<br />

KUERS (1835, S. 54-57) gibt die Berichte verschiedener Autoren zur Kartoffelfütterung<br />

wieder * :<br />

CHRISTIANI versuchte bereits <strong>Pferde</strong> mit Kartoffeln in trockener Form (gemeint sind<br />

gekochte Kartoffeln) zu füttern. Dieser kleine Fütterungsversuch führte zu befriedigenden<br />

Ergebnissen, die KUERS (l.c.) auch so erwartet hätte, weil er rohe Kartoffeln aufgrund <strong>des</strong><br />

hohen Wasseranteils <strong>für</strong> ungeeignet zur <strong>Pferde</strong>fütterung hält.<br />

HOLLEFREUND fütterte acht starke <strong>Pferde</strong> mit zwei Haufscheffel(n) rohe(r) Kartoffeln, vier<br />

Metzen Gerstenschroot, zwei Bund Roggenstroh. Nach Meinung von KUERS bestand die von<br />

HOLLEFREUND getestete Ration aus 110 l rohen Kartoffeln, 13,6 l Gerste und 2 Bund<br />

Roggenstroh. Die <strong>Pferde</strong> blieben trotz täglicher schwerer Arbeit in guter Kondition. KUERS<br />

(l.c.) hält dem entgegen, dass in allen Wirtschaften, in denen rohe Kartoffeln verfüttert<br />

wurden, diese Fütterung zu einer Entkräftung der Tiere, bei längerer Anwendung auch zu<br />

lymphatischen Leiden der <strong>Pferde</strong> geführt habe. Er hält die Fütterung von rohen Kartoffeln <strong>für</strong><br />

<strong>Pferde</strong> ungeeignet. Der Fütterungsversuch HOLLEFREUNDs wurde seiner Meinung nach<br />

nicht lange genug durchgeführt, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.<br />

KUERS (l.c.) erwähnt auch die Ration der Karrenpferde <strong>des</strong> Lord BALCARRES. Sie<br />

befördern Kohlen aus Liverpool und erhielten täglich:<br />

Gedämpfte Kartoffeln .......................................... 41 Pfd. 3 ½ Lth. (ca. 20,6 kg)<br />

Fein geschrotene Gerste ....................................... 8 „ 17 „ (ca. 4,8 kg)<br />

„ „ Bohnen ...................................... 8 „ 17 „ (ca. 4,8 kg)<br />

Geschnittenes Heu zur Mengung mit Kartoffeln .. 25 „ 6 „ (ca. 12,6 kg)<br />

Ungeschnittenes Heu ............................................ 15 „ 16 „ (ca. 7,6 kg)<br />

BLOCK (KUERS 1839, S. 297) behauptet, gedämpfte, dann getrocknete und geschrotene<br />

Kartoffeln könnten die Körner in der <strong>Pferde</strong>fütterung komplett ersetzen.<br />

STEWART (1839, S. 248-250) berichtet von Fütterungsversuchen mit Kartoffeln bei <strong>Pferde</strong>n,<br />

nach denen in 15 Pfd. rohe Kartoffeln soviel Nahrungsstoff enthalten sein soll, wie in 4 ½ Pfd.<br />

Hafer. Gekocht oder gedämpft, mit Strohhäcksel vermischt, würden sie von den <strong>Pferde</strong>n aber<br />

besser vertragen.<br />

In den 30er Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts wurden in einem größeren Poststall<br />

Norddeutschlands versuchsweise rohe unzerkleinerte Kartoffeln gefüttert. Die Akzeptanz war<br />

sehr schlecht und die <strong>Pferde</strong>, die rohe Kartoffeln frassen, schwitzten bei der Arbeit stärker als<br />

zuvor (WÖRZ, 1874, S. 84). Zur gleichen Zeit wurden ähnliche Erfahrungen in einer<br />

* die Originalquellen waren nicht erreichbar


53<br />

Cavallerie-Eskadron mit der Verfütterung von rohen ganzen Kartoffeln gemacht. Außerdem<br />

kam es hier auch noch zu Schlundverstopfungen mit To<strong>des</strong>folge (WÖRZ, 1874, S. 85).<br />

Der „Postmeister zu St. Brix“ fütterte seine <strong>Pferde</strong> mit Roggen und Gerste als Haferersatz. Im<br />

Winter ersetzte er die Rauhfutterration, bestehend aus 20 Pfd. Heu, durch 40 Pfd. gekochte<br />

Kartoffeln und die <strong>Pferde</strong> behielten ein gutes Aussehen (ANON. 1841).<br />

1843 beschreibt LÜPKE (S. 255-259) seine Erfahrungen mit der Verfütterung von Kartoffeln.<br />

Seiner Meinung nach begünstigen sie - gekocht und ohne Schale, mit Häcksel vermischt, mit<br />

Wasser breiartig gemacht - den Appetit, stärken die Verdauung und fördern das Fettwerden in<br />

kurzer Zeit. Er gibt drei Fallbeispiele an, wo er mit dieser Fütterung abgemagerte<br />

Schlachtpferde wieder arbeitsfähig machte.<br />

LÜPKE (1843) weist auch darauf hin, dass sich nach der Verfütterung von rohen Kartoffeln<br />

häufig anhalten<strong>des</strong> Laxieren einstellt. Er führt diese Tatsache auf die wäßrigen Bestandteile<br />

der Kartoffeln zurück und auf den darin enthaltenen narkotischen Stoff, Solanin genannt.<br />

Sogar die gefrorenen Kartoffeln lassen sich nach LÜPKE noch an <strong>Pferde</strong> verfüttern, wenn sie<br />

während <strong>des</strong> Frostes abgekocht, abgeschält, klein gequetscht und mit Gerstenschrot, Häcksel<br />

und Wasser gemengt werden. Nur aufgetaute Kartoffeln ergeben, auch wenn man sie kocht,<br />

ein ungesun<strong>des</strong> Nahrungsmittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Rohe Kartoffeln dürfen höchstens in Mengen von 2-3 Metzen (=6,8-10,2 l) täglich als Ersatz<br />

<strong>für</strong> ein Viertel <strong>bis</strong> ein Drittel der Körnerration an Arbeitspferde gegeben werden. Ausgelaugte<br />

oder gekochte Kartoffeln können in doppelter Menge verfüttert werden (HAUBNER, 1845, S.<br />

343).<br />

HAUBNER (1845, S. 285) gibt folgende Vorsichtsmaßregeln, wenn gekochte Kartoffeln das<br />

Hauptfutter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> bilden sollen: Nach dem Kochen muß das überschüssige Wasser<br />

abgegossen und das Futter zum Verdampfen frei hingestellt werden, da sonst die Kartoffeln in<br />

dem Wasser weich werden und unschmackhaft werden. Umrühren oder Durchkneten<br />

(Zerquetschen) ist zu vermeiden, weil die Kartoffeln sonst klitschig, seifig, kleistrig und<br />

schwer verdaulich werden. Nach 24 Stunden müssen die gekochten Kartoffeln verfüttert sein<br />

und eine neue Portion gekocht werden, da ein längeres Stehen das Futter säuerlich werden<br />

und zuletzt verderben ließe. Eine geringe Ansäuerung ist aber akzeptabel. Wichtig ist auch die<br />

peinliche Reinlichkeit der Krippen und Reservoir - Gefäße; zeigt sich in ihnen eine<br />

Ansäuerung, sollten sie mit Kalkmilch ausgepinselt werden.<br />

Nach PRANGE (HUZARD 1849) führte die <strong>Pferde</strong>post von Paris verschiedene<br />

Fütterungsversuche durch, allerdings wurde dabei nie mehr als die Hälfte der Heu- und ein<br />

Drittel der Haferration durch andere Futtermittel ersetzt. Von November 1843 <strong>bis</strong> Februar<br />

1844 erhielten ohne Nachteil zwei Omnibuspferde 68 Tage lang in Dampf gekochte<br />

Kartoffeln als Teil der Ration.<br />

1851 ersetzte BOUSSINGAULT (S. 255-256) bei acht Zugpferden mit starker Arbeit einige<br />

Tage lang 5 kg Heu durch 14 kg gedämpfte Kartoffeln mit Häcksel vermischt. Die<br />

Versuchsration bestand aus 5 kg Heu, 2,5 kg Stroh, 3,29 kg Hafer und 14 kg Kartoffeln. Die<br />

Ration schien zu gering bemessen, da die Tiere an Gewicht verloren. Bei gewöhnlicher Arbeit<br />

hielten die Arbeitspferde ihr Gewicht bei dieser Ration, wie BOUSSINGAULT (1854, S.<br />

259) in einem weiteren 63 Tage andauernden Versuch nachwies.<br />

Außerdem ersetzte BOUSSINGAULT (1851, S. 257-258) acht <strong>Pferde</strong>n bei leichter Arbeit 5<br />

kg Heu durch 14 kg Kartoffeln, die im Dampf leicht gesotten wurden und nach dem Erkalten<br />

mit Häcksel vermengt in die Krippen gegeben wurden. Die Ration bestand aus 12,1 kg Heu<br />

und 14 kg Kartoffeln. Während der 14-tägigen Fütterung nahmen alle <strong>Pferde</strong> zusammen 25<br />

kg zu. Auch 12 Reitpferde hielten sich bei dieser Ration gut, allerdings waren die


54<br />

Fütterungszeiten durch das voluminöse Futter sehr lang. KÖRBER (1858) geht davon aus,<br />

dass die Zunahme der <strong>Pferde</strong> bei BOUSSINGAULT´s Versuch (1854, S. 257-258) auf<br />

Fetteinlagerung zurückzuführen ist und bemängelt diese als der Arbeit nicht zuträglich. Er<br />

empfiehlt daher, wenn man bei Arbeitspferden einen Teil <strong>des</strong> Heus durch Kartoffeln ersetzten<br />

will, gleichzeitig Hafer, oder besser noch Hülsenfrüchte zu füttern. Damit soll der geringe<br />

Proteingehalt der Kartoffeln ausgeglichen werden.<br />

KAUMANN (1858) beobachtete plötzliche und heftige Kolikanfälle, nachdem auf mehreren<br />

Domänen längere Zeit gedämpfte Kartoffeln anstelle von Hafer gefüttert wurden. Nach<br />

Futterumstellung nahm die Zahl der Kolikfälle drastisch ab.<br />

GROS-CLAUDE (1858) berichtet, dass Stuten erfolgreich mit gekeimten Kartoffeln zur<br />

Steigerung der Milchmenge gefüttert wurden. Allerdings erkrankten die Fohlen daraufhin<br />

vermehrt an Kolik, einige starben sogar. Daneben beobachtete er auch vermehrt und in<br />

stärkerer Ausprägung den Frühlingsausschlag bei <strong>Pferde</strong>n die mit reichlich Kartoffeln<br />

gefüttert wurden. Auch nach WÖRZ (1874, S. 86) kommt es bei reichlicher<br />

Kartoffelfütterung vermehrt zu Hautausschlägen, dem sog. Frühlingsausschlag.<br />

Erste Analysen von Kartoffeln stammen offenbar von FRESENIUS. Er gibt Mittelwerte von<br />

zahlreicher Analysen an und betont, dass der höchste Eiweißgehalt 2,5%, der niedrigste 0,7%<br />

(wahrscheinlich falsch), der höchste Stärkegehalt 23%, der niedrigste 10%, der höchste<br />

Wassergehalt 81%, der niedrigste 68% in den Kartoffeln beträgt (KOERBER 1858, S. 174).<br />

HORSFORD und KROCKER aus Gießen überprüften die Inhaltsstoffe von (weißen u.<br />

blauen) Kartoffeln (KOERBER 1858, S. 175).<br />

Weitere Untersuchungen nach dem Verfahren der Weender Analyse (durch HENNEBERG<br />

und STOHMANN entwickelt), die ab 1864 zur Routine wurden, und insbesondere bei<br />

Verdauungs- und Bilanzuntersuchungen notwendig waren, sollen hier nicht aufgeführt<br />

werden.<br />

ZÜRN (1875, S. 73-74) empfiehlt neben der Verabreichung roher Kartoffeln zu Heilzwecken<br />

auch Kartoffeln in kleinen Portionen - neben trockenem proteinreichen Futter - an<br />

gewöhnliche Arbeitspferde und ältere Fohlen. Rohe Kartoffeln sollten von einer Futterzeit zur<br />

anderen eingeweicht, gut gereinigt und geschnitten und evtl. mit etwas übergestreutem Salz<br />

gewürzt <strong>für</strong> sich allein verfüttert werden, ebenso die anderen nötigen Futtermittel.<br />

Gekochte oder gedämpfte Kartoffeln mit Häckerling und vielem gutem Heu oder Kartoffeln<br />

mit Roggen oder Futtermehl werden oft und erfolgreich gefüttert, solange die Kartoffeln nur<br />

einen kleinen Teil der täglichen Ration ausmachen. ZÜRN warnt vor<br />

Verdauungsbeschwerden, Verstopfungen und Koliken bei übermäßiger Kartoffelfütterung<br />

und zu schroffem Übergang von Körner- auf Kartoffelfütterung.<br />

In einen anonymen Bericht von 1871 wird von dem großen Nutzen der folgenden Ration<br />

berichtet: Gut gewaschene Kartoffeln wurden gedämpft und noch heiß zerstampft, dann in<br />

eine Tonne (<strong>für</strong> 4 <strong>Pferde</strong> ein Scheffel, = 54,96 l) gebracht und mit Futtermehl und Wasser zu<br />

einem Brei angerührt und verdickt. Für 20 <strong>Pferde</strong> wurden täglich: 1 ½ Zentner Heu, 5<br />

Scheffel gedämpfte Kartoffeln, ½ Zentner Futtermehl und 5 Säcke Strohhäcksel verbraucht.<br />

Die Krippen wurden durch ausscheuern gut rein gehalten (ZÜRN 1875, S. 73-74).<br />

HAUBNER vertritt 1881 (S. 358-360), 36 Jahre nach seinen ersten Angaben (s.o.), die<br />

Ansicht, dass Kartoffeln bei gewöhnlichen Arbeitspferden, die langsame und leichte Arbeit<br />

verrichten sollen, problemlos einen Teil der Körnerration ersetzen können, solange reichlich<br />

und gutes Heu beigefüttert wird. Im Winter kann sogar das ganze Erhaltungsfutter aus<br />

Kartoffeln und Heu bestehen. Rohe Kartoffeln können nach HAUBNER (l.c.) täglich ¼ <strong>bis</strong> 1 /3<br />

der Körnerration (10 - 15 Pfd.) ersetzen. Gewöhnlich werden sie aber als Beifutter (häufig <strong>für</strong>


55<br />

die Nacht) verwendet, um einen Teil der Heuration einzusparen: <strong>für</strong> 5 Pfd. Heu 12 Pfd.<br />

Kartoffeln.<br />

Ausgelaugte oder gekochte Kartoffeln sind besser verträglich und im Höchstfall in der<br />

doppelten Menge zu verfüttern. Die gekochten Kartoffeln müssen mit der gleichen<br />

Raummenge Häcksel (ca. 10% <strong>des</strong> Gewichts) vermischt werden. Als Hauptfutter muss man<br />

auf 15 – 20 Pfd. Kartoffeln mit Häcksel vermischt pro Tag 4 -5 Pfd. Roggen oder 3 - 4 Pfd.<br />

Erbsen verabreichen. Ein Zusatz von ½ <strong>bis</strong> ¾ Pfd. Oelkuchen wird empfohlen. Die<br />

erforderliche Menge Rauhfutter darf niemals fehlen.<br />

HAUBNER (l.c.) berichtet auch von unterschiedlichen Ansichten über den Nahrungswert von<br />

gekochten im Vergleich zu rohen Kartoffeln. Sie schwanken, abhängig <strong>vom</strong> Beifutter, von<br />

einer Werterhöhung um ¼ durch das Kochen <strong>bis</strong> zu keinerlei Unterschied bei Mengen <strong>bis</strong> zu<br />

12 Pfd.. HAUBNER (l.c.) neigt selbst zu der Ansicht, dass das Kochen keine Werterhöhung<br />

der Kartoffeln bewirkt, hält aber gekochte Kartoffeln <strong>für</strong> besser verträglich.<br />

Verdauungs- und Bilanzuntersuchungen mit Kartoffeln wurden bereits 1884 von WOLFF et<br />

al., später von WREDE (1932), ENGLER (1933), NIESCHLING (1934), sowie NAUMANN<br />

(1940) durchgeführt (siehe KLINGEBERG-KRAUS 2001 S. 119). Weitere<br />

Verdauungsversuche stammen von NIESEL-LESSENTHIN (1938) sowie NEWERLA und<br />

MÜLLER (1943a).<br />

WOLFF et al. fütterten 1884 ein Pferd mit Kartoffeln und stellten Bilanzuntersuchungen an.<br />

Die Versuchsration bestand aus 6 kg Wiesenheu, 3,6 kg Hafer und 10 kg roher Kartoffeln. Das<br />

Tier verendete während der Versuchsfütterung an Kolik.<br />

Auf einer Versammlung kleinerer Landwirte in Mecklenburg bestand die allgemeine<br />

Auffassung, dass gedämpfte Kartoffeln den <strong>Pferde</strong>n sehr gut bekommen und auch Kropf,<br />

Kolik und andere Krankheiten vermeiden könnten. Ein Futter <strong>für</strong> vier <strong>Pferde</strong> bestehend aus 20<br />

Pfd. Hafer, 17 Pfd. Erbsen und 60 Pfd. Kartoffeln habe sich sehr gut bewährt (ANON. 1892).<br />

WODARG (1894) berichtet, dass er ab Oktober seine acht Gespanne von je vier <strong>Pferde</strong>n<br />

täglich <strong>für</strong> 32 Mark fütterte, indem er pro Gespann 90 Pfd. Kartoffeln, 10 Pfd. Mais, 3 Pfd.<br />

Kleie und 7 Pfd. Bohnenschrot vorsah. Die Kartoffeln wurden am Vormittag gedämpft und<br />

am Abend, bzw. am nächsten Morgen zerdrückt und mit Häcksel gemengt verfüttert. Das<br />

Mittagsfutter bestand aus reinem Korn, wegen der kurzen Zeit, die <strong>für</strong> das Verzehren blieb.<br />

Nach WODARG (l.c.) waren, solange auf peinliche Sauberkeit geachtet wurde, keinerlei<br />

Nachteile durch die Kartoffelfütterung entstanden. Die <strong>Pferde</strong> blieben leistungsfähig und ein<br />

vermehrtes Schwitzen fiel auch nicht auf.<br />

WALTER * (1894) fütterte seine <strong>Pferde</strong> schon neun Jahre lang erfolgreich im Winter mit 20<br />

Pfd. gedämpften Kartoffeln, 2 ½ Pfd. Kleie und je nach Arbeitsstärke 3-7 ½ Pfd. Hafer pro<br />

Pferd und Tag. Bei Verabreichung von 15 Pfd. gedämpfter Kartoffeln zur Nacht ging der<br />

Heuverbrauch drastisch zurück.<br />

Ein privater Versuchssteller berichtet 1907, dass er bei drei mäßig schweren, acht Jahre alten<br />

<strong>Pferde</strong>n belgischer Rasse 2,2 kg Hafer zunächst durch die gleiche Menge getrocknete<br />

Kartoffelschnitzel ersetzte, nach 15 Tagen die Kartoffelgabe verdoppelte und so noch 30 Tage<br />

weiterfütterte. Alle drei <strong>Pferde</strong>, die zu <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> Versuchs im Vergleich zu den anderen 20<br />

<strong>Pferde</strong>n in einem schlechten Futterzustand waren, nahmen in der Versuchsperiode zu (20, 12<br />

und 29 Pfd.; ANON. 1907). Der Verfasser beurteilt die Gewichtszunahme aber eher als<br />

* ref. ELLENBERGER/SCHÜTZ, Originalquelle nicht auffindbar


56<br />

Ergebnis <strong>des</strong> gründlicheren Kauens und Einspeichelns <strong>des</strong> Hafers, der durch die Zugabe der<br />

trockenen und harten Kartoffelschnitzel veranlaßt wurde.<br />

LUDEWIG erwähnt 1908 in einem Artikel die Trockenkartoffeln, die von den <strong>Pferde</strong>n<br />

begierig gefressen werden und in Maßen gegeben sogar dieselbe Menge Hafer ersetzen<br />

können sollen. Die Fütterung mit Trockenkartoffeln hat eine günstige Wirkung auf den<br />

Nährzustand und die Leistungsfähigkeit der <strong>Pferde</strong>. In jedem Fall hält er die Fütterung damit<br />

<strong>für</strong> besser als mit häufig gekauften minderwertigen und verdorbenen Erbsen und Bohnen.<br />

PAROW (1908) gibt in seinem Artikel mehrere Beispiele von <strong>Pferde</strong>haltern (zumeist<br />

Gutsbesitzer), die einen Teil der Futterration durch Trockenkartoffeln ersetzt haben und damit<br />

sehr zufrieden sind. PAROW plädiert <strong>für</strong> einen generellen Einsatz der Trockenkartoffel in der<br />

<strong>Pferde</strong>fütterung zur Senkung der Futterkosten <strong>für</strong> den Besitzer und gleichzeitig zu einer<br />

erhöhten Kartoffelproduktion in der Landwirtschaft. Außerdem käme der industriellen<br />

Trocknung der Kartoffeln auch eine größere Rolle zu. Als vorteilhaft hat sich nach PAROW<br />

ein Ersatz von 4 Pfd. Hafer durch 4 Pfd. Trockenkartoffeln bewährt. Bei dieser Ration<br />

könnten in Deutschland bei einem Preisunterschied von 1 Mark zwischen Hafer und<br />

Trockenkartoffeln jährlich 52 Mio. Mark erspart werden. Der Bedarf an Rohkartoffeln zur<br />

Herstellung <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>futters würde jährlich rund 210 Mio. Zentner betragen, also rund ¼ der<br />

jährlichen Kartoffelernte in Deutschland.<br />

KELLNER (1909 b) gibt einen Überblick über die von ihm projektierten an vier<br />

verschiedenen Stellen angestellten Versuche über den Ersatz von Hafer und Mais durch<br />

Trockenkartoffeln. Beteiligt waren SCHMIEDER und NEUBAUER von der<br />

landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Bonn, GISEVIUS und HANGEN von dem<br />

landwirtschaftlichen Institut zu Gießen, KUHNERT und PREETZ von der Probsteier<br />

Ackerbauschule zu Schönberg (Holstein) und UNGER und ZIELSTORFF von der<br />

landwirtschaftlichen Versuchstation zu Insterburg. Die nach SCHMIDT et al (1939) 100 Tage<br />

andauernden Versuche mit insgesamt 156 <strong>Pferde</strong>n bestätigen übereinstimmend, dass<br />

getrocknete Kartoffeln geeignet sind, ein Drittel der sonst in Form von Mais und Hafer<br />

gegebenen Kraftfutterration zu ersetzen. Solange die Ration durch ein proteinreiches Futter<br />

ergänzt wird, bleiben seiner Meinung nach Ernährungs- und Gesundheitszustand, sowie<br />

Leistungsfähigkeit auf dem selben hohen Niveau. In zwei der vier Versuchsreihen<br />

überstanden die <strong>Pferde</strong> im Frühjahr den Haarwechsel besser. Getrocknete Kartoffelschnitzel<br />

und Kartoffelflocken sind als <strong>Pferde</strong>futter gleichwertig.<br />

WEISSERMEL (1909) weist nach Inkrafttreten <strong>des</strong> neuen Spiritusgesetzes in Deutschland auf<br />

eine alternative Nutzung der Kartoffel als Futtermittel hin, auch <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>. Er gibt an, seine<br />

26 Gespanne à vier <strong>Pferde</strong> seit drei Jahren fast ausschließlich mit Kartoffeln zu füttern. Die<br />

gedämpften oder (im Sommer) getrockneten Kartoffeln werden in einer verschließbaren<br />

Tonne mit Wasser vermischt, verrührt und direkt in die Krippen auf soviel Roggenhäcksel<br />

gegossen, wie die <strong>Pferde</strong> nur fressen. Im Sommer erhalten die <strong>Pferde</strong> zur Nacht außerdem<br />

Grünfutter (Grünwicke, Luzerne oder Wiesengras), im Winter Heu. Ist genügend Grünfutter<br />

vorhanden, werden die <strong>Pferde</strong> bereits zur Mittagsration damit gefüttert. Dann genügen 50 kg<br />

rohe Kartoffeln <strong>für</strong> ein Gespann, sonst werden 75 kg rohe Kartoffeln <strong>für</strong> 4 <strong>Pferde</strong> pro Tag<br />

gefüttert. Außerdem hat WEISSERMEL (l.c.) festgestellt, dass die Kolikrate entschieden<br />

höher ist, wenn Körner und Kartoffeln gleichzeitig verfüttert werden, als bei getrennter<br />

Verfütterung. Deshalb empfiehlt er eine reine Kartoffelration auf Roggenhäcksel mit<br />

genügend Rauhfutter.


57<br />

LOHNHARDT 1910 berichtet über den teilweisen Ersatz der Haferration durch<br />

Trockenkartoffeln. Bei vier schweren <strong>Pferde</strong>n, die tägliche Lasten von 100 Zentner zu ziehen<br />

haben, wurde nach und nach ein Teil der Haferration durch Trockenkartoffeln ersetzt <strong>bis</strong> die<br />

schweren <strong>Pferde</strong> 8 Pfd. und die leichten 6 Pfd. Trockenkartoffeln täglich erhielten. Die <strong>Pferde</strong><br />

gewöhnten sich nach kurzer Zeit an das neue Futtermittel und fraßen es schließlich sehr gern.<br />

Vier Monate später hatten die <strong>Pferde</strong> pro Kopf 8 <strong>bis</strong> 14 kg zugenommen bei unveränderter<br />

Leistungsfähigkeit. Es gab in dem Versuchszeitraum keine Koliken oder andere<br />

Verdauungsstörungen. Das sonst bei Kartoffelfütterung üblich vermehrte Schwitzen wurde<br />

nicht beobachtet. Vorteilhaft ist auch die einfache Handhabung der Trockenkartoffel ohne die<br />

sonst bei Kartoffelfütterung üblichen Zubereitungen, wie Kochen, Schneiden usw.<br />

BERNHARDI (1911) gab seinen <strong>Pferde</strong>n während der Frühjahrsbestellung gedämpfte<br />

Kartoffeln ohne jede Körnerbeigabe mit 6 <strong>bis</strong> 8 Pfd. Heu. Er empfiehlt bei starken <strong>Pferde</strong>n,<br />

reichlicher Arbeit und langen Tagen 50 Pfd. Kartoffeln (gedämpft verfüttert) pro Pferd und<br />

Tag zum Ersatz von 15 Pfd. Hafer. Leichten <strong>Pferde</strong>n gibt er bei Winterarbeit 35 Pfd.<br />

Kartoffeln statt 11 <strong>bis</strong> 12 Pfd. Hafer. BERNHARDI (1.c) hält die stärkereichen<br />

Kartoffelsorten <strong>für</strong> die nahrhaftesten. Er unterstreicht, dass die Kartoffelfütterung nur dann<br />

erfolgreich sein kann, wenn die Kartoffeln vor dem Dämpfen gründlich gereinigt wurden, die<br />

Krippen peinlich sauber gehalten werden und in Verbindung mit den gedämpften Kartoffeln<br />

ausschließlich Roggenhäcksel verfüttert wird. Er bevorzugt etwas längeren Häcksel, als er<br />

gewöhnlich zur <strong>Pferde</strong>fütterung verwendet wird. Auf diese Weise kann man nach<br />

BERNHARDI (l.c.) neun Monate <strong>des</strong> Jahres füttern, solange <strong>bis</strong> die gelagerten Kartoffeln<br />

anfangen zu keimen und welk sind. Dann muß man Körner oder Kartoffelflocken geben,<br />

letztere sind aber seiner Meinung nach zu teuer, gemessen an den Inhaltsstoffen. Die<br />

Kostenersparnis liegt dann bei rund 120 Mark pro Pferd und Jahr durch die<br />

Kartoffelfütterung.<br />

Der Administrator von Koszickowski auf Gut Groß-Lübars ersetzte vier Monate lang bei 20<br />

<strong>Pferde</strong>n in der <strong>bis</strong>her eingesetzten Tagesration (6,0 kg Hafer, 3,0 kg Trockenkartoffeln, 7,5 kg<br />

Mohrrüben, 3,0 kg Heu) den Hafer durch das gleiche Gewicht an Trockenkartoffeln und gab<br />

den <strong>Pferde</strong>n soviel Kleie, wie sie fressen wollten. Die einzelnen <strong>Pferde</strong> bekamen die<br />

Trockenkartoffel entweder trocken oder aufgeweicht angeboten, je nach Vorliebe. Die<br />

meisten <strong>Pferde</strong> bevorzugten die trockene Mahlzeit.<br />

Die <strong>Pferde</strong> nahmen im Durchschnitt 40 kg zu, einige Tiere verloren jedoch Gewicht.<br />

Bemerkenswert fand der Versuchssteller, dass sein ältestes und fast unbrauchbar gewordenes<br />

Pferd sich unter dieser Fütterung soweit erholte, dass es noch ein weiteres Jahr arbeiten<br />

können wird (BERNHARDI 1911).<br />

VÖLTZ (1911) berichtet von einer großen Brauerei, deren <strong>Pferde</strong> (650 <strong>bis</strong> 700 kg) pro 1000<br />

kg Gewicht täglich folgende Ration erhielten: 9,25 kg Hafer, 7 kg Mais, 0,19 kg Leinkuchen,<br />

0,74 kg Weizenschalen , 1,1 kg Melasse 2,2 kg Häcksel, 4,4 kg Heu. In dieser Ration wurde<br />

rund ein Viertel der Körnerration, 3 kg Hafer durch 2,2 kg Trockenkartoffeln und 0,4 kg<br />

Trockenhefe ersetzt. Verdauliches Rohprotein und der Stärkewert entsprechen dabei den<br />

Inhaltsstoffen <strong>des</strong> Hafers: Bei dieser Ration werden 9 Pfennig pro Tag und pro 1000 kg Pferd<br />

eingespart.<br />

Außerdem berichtet VÖLTZ von den Fütterungsversuchen mit etwa 650 kg schweren <strong>Pferde</strong>n<br />

auf der Versuchs- und Lehrbrauerei, die ursprünglich täglich pro 1000 kg Gewicht folgende<br />

Futtermittel erhielten: 9,0 kg Hafer, 3,0 kg Trockenkartoffeln, 3,3 kg Gerste, 7,7 kg Heu, 4,6<br />

kg Häcksel. In dieser Ration wurde zunächst 2 kg Gerste und 1 kg Hafer durch die gleiche<br />

Nährstoffmenge in Form von Trockenkartoffeln und Hefe ersetzt, später weitere 0,8 kg Gerste<br />

und 2,5 kg Hafer, so dass zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Berichts seit 6 Monaten erheblich mehr als die


58<br />

Hälfte <strong>des</strong> Körnerfutters durch Trockenkartoffeln und Hefe ausgetauscht worden war. Mit<br />

dieser Fütterungsweise wurden 24 Pf. pro 1000 kg <strong>Pferde</strong> und Tag eingespart.<br />

Während der sechsmonatigen Versuchsdauer blieb das Lebendgewicht konstant, die<br />

Leistungen der Versuchstiere unterschieden sich nicht von den Kontrolltieren, die statt der<br />

Hefe und der Kartoffelschnitzel Hafer und Gerste erhalten hatten.<br />

VÖLTZ ist der Ansicht, dass etwa die Hälfte der Körnerration durch die gleiche<br />

Nährstoffmenge in Form von Trockenhefe und Trockenkartoffeln ersetzt werden kann, bei<br />

gleichbleibenden Leistungen und Lebendgewichten der Tiere.<br />

WEISSERMEL (1915) berichtet, dass er im Krieg 4,5 kg Hafer durch 6 kg selbst hergestellte<br />

Kartoffelflocken ohne eine besondere Eiweißzugabe ersetzt habe. Auch Remonten, Reit- und<br />

Wagenpferde <strong>für</strong> die Front wurden so gefüttert. Einen Rückgang der Leistungsfähigkeit<br />

bemerkte er nicht .<br />

ANON. (1929, S. 415-146) berichtet über die Erfahrungen mit der Kartoffelfütterung im 1.<br />

Weltkrieg. Im Ostheer wurden im futterarmen Winter 1915/16 Kartoffeln in großen Mengen<br />

verfüttert. Kartoffeln mit Schale waren ein brauchbares Ersatzfuttermittel v. a. bei schweren<br />

<strong>Pferde</strong>n, allerdings aufgrund ihrer Eiweiß- und Fettarmut niemals ein vollwertiger Ersatz <strong>für</strong><br />

Hafer. Erdbeimengungen mussten vor dem Verfüttern unbedingt entfernt werden. Rohe<br />

Kartoffeln wurden in Mengen <strong>bis</strong> zu 10 kg täglich, vermischt mit reichlich Häcksel, verfüttert.<br />

Allerdings traten bei Verfütterung von größeren Mengen roher Kartoffeln (ca. 5 kg täglich)<br />

über einen längeren Zeitraum sehr schmerzhafte Durchfälle auf, die nach einem Futterwechsel<br />

schnell aufhörten. Je mehr Rauhfutter neben den rohen Kartoffeln gegeben wurde, <strong>des</strong>to<br />

besser wurde diese Fütterung von den <strong>Pferde</strong>n vertragen.<br />

Gekochte oder gedämpfte Kartoffeln sind bekömmlicher und werden in Mengen <strong>bis</strong> zu 15 kg<br />

täglich mit Häcksel vermischt von den <strong>Pferde</strong>n gut vertragen. Ließ bei andauernder<br />

Verfütterung die Freßlust der <strong>Pferde</strong> nach, wurde der Appetit durch Zugabe von Kochsalz<br />

wieder geweckt.<br />

Auch gefrorene Kartoffeln, die <strong>für</strong> den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignet waren,<br />

wurden ohne Schaden roh, besser jedoch gekocht, gedämpft oder angeröstet an die <strong>Pferde</strong><br />

verfüttert. Bei stark gefrorenen Kartoffeln steigt angeblich der Solaningehalt, weshalb der<br />

Gesundheitszustand bei Verfütterung solcher Kartoffeln genauestens überwacht werden<br />

sollte.<br />

Faulige Kartoffeln und Kartoffelteile erwiesen sich als gesundheitsschädlich und mußten vor<br />

dem Verfüttern unbedingt entfernt werden.<br />

Trockenkartoffeln (Flocken und Schnitzel) waren ein brauchbarer Futterersatz, wenn sie in<br />

gleichen Mengen, wie Hafer gegeben wurden. Am besten sollten sie gut angefeuchtet und mit<br />

Häcksel vermischt den <strong>Pferde</strong>n vorgelegt werden.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfiehlt 1918 außerdem bei Verfütterung großer<br />

Kartoffelmengen zusätzlich Schlemmkreide (etwa 2-3 Eßl. täglich) zu geben. Insbesondere<br />

bei länger andauernder Kartoffelfütterung muß ein mittleres, leicht arbeiten<strong>des</strong> Pferd neben<br />

der Kartoffelration noch min<strong>des</strong>tens 1 ½ kg Körnerfutter oder die doppelte Menge Kleeheu<br />

erhalten, um die Eiweiß- und Fettarmut der Kartoffeln auszugleichen. Er weist außerdem auf<br />

Nachteile der Kartoffelfütterung hin (vermehrtes Schwitzen; Darmkatarrh, Durchfall oder<br />

Kolik, v.a. bei rohen Kartoffeln; nässende Hautausschläge auf der Kruppe und um die<br />

Schwanzwurzel).<br />

HOFFMANN (1918) empfiehlt auf 1000 kg KM entweder 25 kg rohe Kartoffeln oder 60 kg<br />

gedämpfte Kartoffeln oder 30 kg eingesäuerte, gedämpfte Kartoffeln oder 15 kg getrocknete<br />

Kartoffeln zu verfüttern. Er weist auch auf den geringen Gehalt an Kalk und Phosphorsäure


59<br />

der Kartoffeln hin und empfiehlt die Zufütterung von je 50 g phosphor- und kohlensaurem<br />

Kalk und 50 g Kochsalz pro Pferd und Tag.<br />

KREMP vertritt 1922 die Ansicht, dass bei warmblütigen <strong>Pferde</strong>n mit geringer<br />

Arbeitsleistung ein kleiner Teil der Haferration durch Trockenkartoffeln ersetzt werden kann.<br />

Sobald die <strong>Pferde</strong> größere Anstrengungen leisten müssen, ist die Zweckmäßigkeit dieser<br />

Fütterung mehr als fraglich.<br />

Stabsveterinär KLABE berichtet 1924 über die Fütterung mit Kartoffelflocken bei <strong>Pferde</strong>n in<br />

schlechtem Futterzustand und schlechten Fressern. Hierzu wurden 60 Pfd. Hafer gegen 100<br />

Pfd. Kartoffelflocken von einwandfreier Qualität eingetauscht. Morgens und mittags bekamen<br />

die <strong>Pferde</strong> nur Kartoffelflocken leicht angefeuchtet und mit Häcksel vermischt, abends die<br />

zuständige Hafermenge. Nach zwei Monaten dieser Fütterung waren die <strong>Pferde</strong> der gesamten<br />

Batterie in einem gleichmäßig guten Futterzustand, besonders die älteren <strong>Pferde</strong> sahen besser<br />

aus. Allerdings fiel auf, dass die <strong>Pferde</strong> zum Ende der Trainingsstunden vermehrt schwitzten.<br />

Auch die Krippenhygiene ließ sich mit dem Kartoffelbrei schlechter aufrecht erhalten und der<br />

Autor be<strong>für</strong>chtet <strong>für</strong> die warme Jahreszeit zu schnelles Sauerwerden. Insgesamt empfiehlt<br />

KLABE die Kartoffelflockenfütterung nicht <strong>für</strong> die Militärpferde, weil sie dann nicht mehr in<br />

dem Maße zu höchster Kraftanstrengung fähig seien.<br />

Nach HANSSON (1929, S. 95) sind Kartoffeln ein gutes <strong>Pferde</strong>futter und können einen<br />

großen Teil <strong>des</strong> Krippenfutters ausmachen. In schwedischen Versuchen konnten ohne<br />

Schaden 12-15 kg gekochte Kartoffeln pro Pferd und Tag gefüttert werden. Von rohen<br />

Kartoffeln sollten allerdings nicht mehr als 5-7 kg täglich gegeben werden.<br />

NIESEL-LESSENTHIN 1938 fütterte drei Monate Kartoffelflocken an Arbeitspferde<br />

(tragende Stuten). Vier <strong>Pferde</strong> erhielten die jeweilige Versuchsration, zwei <strong>Pferde</strong> die<br />

Kontrollration, bestehend aus 6 kg Gersthafer, 8,7 kg Heu, 0,6 kg Häcksel und 1,5 kg Flocken<br />

(0,822 kg Verdaul. Eiweiß und 6,75 kg Stärkewert).<br />

NEWERLA u. MÜLLER (1943a) fütterten 1940 an vier Versuchspferde sechs Wochen lang<br />

rohe Kartoffeln mit Süßlupinen als Haferersatzfuttermittel. Während der achttägigen<br />

Bilanzfütterung erhielten die <strong>Pferde</strong> je 2 kg Süßlupinenschrot, 4 kg Heu, 4 kg Spreu.<br />

GUNNING berichtet 1950 über eine tödliche Solaninvergiftung bei einem Pony nach dem<br />

Genuss roher gekeimter Kartoffeln.


3.2 Rüben, Mohrrüben, Topinambur<br />

Anfänge<br />

60<br />

Ein anonymer Autor berichtet 1784 über die Fütterung eines englischen Ökonomen, der den<br />

Hafer in der Ration seiner <strong>Pferde</strong> durch 24 Pfd. gelbe Rüben, 72 Loth Buchweizenmehl und 12<br />

Loth Salz ersetzte. Er empfahl weiterhin, bei Ermangelung <strong>des</strong> Buchweizens diesen durch 90<br />

Loth Roggen zu ersetzen. ANON. (1820) berichtet, dass Möhren in einem Anbaugebiet in<br />

Suffolk das Hauptfutter der <strong>Pferde</strong> im Winter darstellen. Er gibt einige Beispiele aus dem 18.<br />

Jahrhundert an, in denen die Landwirte ihren <strong>Pferde</strong>n nur bei außergewöhnlich starker Arbeit<br />

zusätzlich Getreide füttern. Die <strong>Pferde</strong> erhielten bei dieser Fütterung auch nur wenig Heu.<br />

Die Topinamurknolle wurde im 17. Jahrhundert von Nordamerika nach Frankreich,<br />

Deutschland und Belgien gebracht und wurde vor allem in Frankreich als Gemüse- und<br />

Futterpflanze kultiviert. In Deutschland konnte sie sich nie richtig durchsetzen (PÄTZOLD o.<br />

J.).<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

Nach AMMON (1804, S. 61) wurden Möhren zuweilen auch in Deutschland als <strong>Pferde</strong>futter<br />

verwendet, bei Arbeitstieren mussten aber zusätzlich Körner gefüttert werden, um ihre<br />

Leistungsfähigkeit zu erhalten. Von der Fütterung werden die <strong>Pferde</strong> fleischig und bekommen<br />

ein schönes Haar.<br />

1829 hielt BUCHMÜLLER (S. 93) sämtliche Wurzel- und Knollengewächse in der<br />

<strong>Pferde</strong>fütterung <strong>für</strong> ungeeignet.<br />

Nach DEGORCE (1831) wurde Topinambour in Frankreich in großer Menge angebaut, weil<br />

die Wurzeln deutlich frostunempfindlicher sind als die Kartoffelknollen. Sie wird von <strong>Pferde</strong>n<br />

gerne gefressen und in großen Mengen gefüttert wirkt sie erhitzend und bringt einen der<br />

Trunkenheit ähnlichen Zustand hervor, außerdem löst sie <strong>bis</strong>weilen Rehe aus.<br />

KUERS (1839, S. 208-210) berichtet von einem Fütterungsversuch mit 3 Metzen<br />

Topinambourknollen täglich von Mitte November <strong>bis</strong> Mitte Februar an <strong>Pferde</strong>. Die <strong>Pferde</strong><br />

fraßen die Knollen lieber pur, als mit Korn gemengt und blieben bei dieser Fütterung gesund.<br />

Die Knollen der süßen Wurzeln (Topinamur) sollen bei wochenlanger Fütterung heilende<br />

Wirkung bei Druse und Rotz haben, bei monatelanger Fütterung an edle <strong>Pferde</strong> aber zu<br />

unheilbarer Schlaffheit führen, die sich u. a. in Gallenbildung äußert. Bei ausschließlicher<br />

Ernährung mit Rüben ist immer auf eine ausreichende Heu- oder Haferstrohgabe zu achten<br />

(KUERS 1839, S. 298).<br />

STEWART (1839, S. 231) schreibt, dass die <strong>Pferde</strong> in England mit Heu, Gras und Wurzeln<br />

(gemeint sind Rüben, Runkeln und Kartoffeln) gefüttert werden ...und viele Leute thun, als ob<br />

man sie mit nichts anderm füttern könnte.... Gekochte schwedische Runkelrüben wurden<br />

häufig <strong>für</strong> Acker-, Karren- und Kutschpferde verwendet wobei sie bei langsamer Arbeit die<br />

Körner in der Ration ersetzen und bei schneller Arbeit einen Teil <strong>des</strong> Heus (STEWART,<br />

1839, S. 250). Mohrrüben wurden gewöhnlich roh gefüttert und therapeutisch bei chronischen<br />

Atemwegserkrankungen, Blähungen und Hautproblemen eingesetzt. 6-8 Pfd. Wurzeln sollten


61<br />

4 Pfd. Hafer in der Ration ersetzen, u. a. weil Mohrrüben in der Ration die Ausnutzung <strong>des</strong><br />

Hafers verbessern sollte. Jedoch durfte bei <strong>Pferde</strong>n <strong>für</strong> schnelle Arbeiten nicht die komplette<br />

Körnerration durch Mohrrüben ersetzt werden. Auch gekochte Pastinaken... Mangoldwurzeln<br />

(Rüben), Yamswurzeln und Kohlrabi oder Kohlrüben wurden in England an <strong>Pferde</strong> verfüttert<br />

(STEWART, 1839, S. 251-253).<br />

HAUBNER (1845, S. 333) gibt die chemische Zusammensetzung von Topinamur und<br />

Runkelrüben im Vergleich zur Kartoffel an, betont aber, dass die Inhaltsstoffe in<br />

Abhängigkeit ihres Standorts beträchtlich schwanken können. Das wird auch in der Tabelle<br />

deutlich, in der HAUBNER (1845, S. 334) die Heuäquivalente <strong>für</strong> Mohrrüben, Kohlrüben und<br />

Runkelrüben nach verschiedenen Untersuchern (BLOCK, KOPPE, PAPST, SCHWEITZER,<br />

VEIT und BOUSSINGAULT) auflistet. Bis zu 60-80 Pfd. Rüben täglich empfiehlt<br />

HAUBNER (1845, S. 355-356) lediglich <strong>für</strong> Arbeitspferde als Erhaltungsfutter im Winter als<br />

Ersatz eines Teils der Körnerration, besser noch der Heuration.<br />

BOUSSINGAULT (1851, S. 255-263) stellte Fütterungsversuche mit Topinambour,<br />

Runkelrüben, Rutabaga und Mohrrüben bei seinen Arbeitspferden an. Die ursprüngliche<br />

Ration der <strong>Pferde</strong> bestand aus 10 kg Heu, 2,5 kg Stroh und 3,29 kg Hafer und die Tiere waren<br />

in einem ausgezeichneten Zustand. Die Wägungen bei den Fütterungsversuchen wurden erst<br />

nach 8-14 Tagen Fütterung mit dem neuen Futtermittel vorgenommen.<br />

Er ersetzte bei acht <strong>Pferde</strong>n über elf Tage die Hälfte der Heuration durch 14 kg Topinambour<br />

und bei vier <strong>Pferde</strong>n über 16 Tage. Die <strong>Pferde</strong> behielten bei dieser Fütterung ihre Kraft und<br />

auch ihre Körpermasse.<br />

Ein Pferd, das die Welle einer Schleifmaschine antrieb, wurde 14 Tage lang mit 20 kg<br />

Runkelrüben anstelle von 5 kg Heu gefüttert. Es ergaben sich keine Nachteile aus dieser<br />

Fütterung. Es nahm sogar 8 Pfd. Körpermasse zu.<br />

Bei zwei <strong>Pferde</strong>n wurden 5 kg Heu in der Ration durch 14 kg Rutabaga (Brassica<br />

napobrassica, Rüben mit 9,1% Trockensubstanz) ersetzt. Die Tiere verloren innerhalb von<br />

neun Tagen jeweils 48 Pfd. Gewicht. Daraufhin wurde die Rutabaga- Ration auf 20 kg täglich<br />

heraufgesetzt. Bei dieser Ration erlangten die <strong>Pferde</strong> innerhalb von 13 weiteren<br />

Versuchstagen ihr ursprüngliches Gewicht zurück. BOUSSINGAULT (l.c.) fütterte 17,5 kg<br />

Mohrrüben anstelle von 5 kg Heu und die <strong>Pferde</strong> wurden bei dieser Fütterung ungenügend<br />

ernährt.<br />

RATHUSIUS hat von Februar <strong>bis</strong> April 1854 Topinambour mit günstigem Erfolg an <strong>Pferde</strong><br />

gefüttert. Die ursprüngliche Ration seiner Wirtschaftspferde bestand aus 12 Pfd. Hafer, 10<br />

Pfd. Heu und Strohhäcksel. Die Hälfte <strong>des</strong> Hafers wurde nun durch gewaschene, aber<br />

unzerkleinerte Topinambour ersetzt. Daraufhin fraßen die <strong>Pferde</strong> auch nur noch etwa 6 Pfd.<br />

Heu täglich und dem Hafer mußte weniger Strohhäcksel zugegeben werden, wenn die <strong>Pferde</strong><br />

ihn ausfressen sollten. Die <strong>Pferde</strong> hielten sich sehr gut bei dieser Fütterung, was bei der<br />

Rückkehr zur ursprünglichen Ration noch deutlicher wurde. Bei den dreijährigen <strong>Pferde</strong>n und<br />

einigen Mutterstuten, die im Winter nicht arbeiten, erwies sich eine Ration aus 25 Pfd.<br />

Topinambour und 10 Pfd. Heu als ausreichen<strong>des</strong> Erhaltungsfutter (WOLFF 1861, S. 632-<br />

633).<br />

ERDT (1854) bezeichnete die Mohrrübe als zweckmäßiges Unterstützungsfutter <strong>für</strong><br />

Arbeitspferde und lediglich <strong>für</strong> alte <strong>Pferde</strong> mit schlechtem Ernährungszustand und <strong>für</strong> Fohlen<br />

empfahl er sie als leicht verdauliches Krippenfutter, um sie schnell zu stärken und bei den<br />

Fohlen das Wachstum zu fördern. BURMEISTER (1856) beobachtete vermehrt Koliken nach<br />

der Verfütterung der gesamten Tagesration (von 1-1,5 Scheffel, d.h. 54-81 l pro Gespann)<br />

Mohrrüben zur Abendmahlzeit. Den Futterwert der Möhren veranschlagt BURMEISTER


62<br />

(1856) als deutlich niedriger als den <strong>des</strong> Hafers, die <strong>Pferde</strong> könnten bei der Fütterung mit<br />

Mohrrüben keine Arbeit leisten, selbst wenn sie nur einen kleinen Teil der Krippenfutterration<br />

ausmacht.<br />

MEINIKE (1855) hielt die von ihm beobachtete Verfütterung gekochter Runkelrüben an<br />

<strong>Pferde</strong> <strong>für</strong> ungeeignet, da das Futtermittel leicht säuert und zu Verdauungsstörungen führt.<br />

Außerdem schwitzen die <strong>Pferde</strong> schneller und respiratorische Erkrankungen bleiben nicht aus.<br />

Nach KÜHNERT (1870, S. 32) werden dem Pferd höchstens Mohrrüben gefüttert, wenn eine<br />

extensivere Ernährung als mit Hafer erwünscht ist.<br />

Im Elsaß wurden die Toupinambourknollen häufig als <strong>Pferde</strong>futter in ähnlicher Weise wie<br />

Kartoffeln verwendet (WÖRZ 1874, S. 87).<br />

Nach LÖBE (1875, S. 380) wurden von den verschiedenen Rübenarten in erster Linie die<br />

Möhren an <strong>Pferde</strong> gefüttert.<br />

1884 untersuchten MÜNZ und GIRARD die Verdaulichkeit roher Topinamurknollen beim<br />

Pferd. Demnach wurden verdaut: 18,1% der TS, 81% <strong>des</strong> Rp, 90% der Rohfaser, 55% <strong>des</strong><br />

Fetts und 97% der N-freien Extraktstoffe.<br />

WOLFF et al. fütterten 1884 ein Pferd mit Möhren (8 kg), neben Wiesenheu und Hafer und<br />

stellten auch Bilanzuntersuchungen an. Die Verdaulichkeit erschien den Versuchsanstellern<br />

recht günstig, zumal die Verdaulichkeit der anderen Futtermittel in der Ration durch die<br />

Möhrengabe verbessert wurde.<br />

Zuckerrübenschnitzel sind getrocknete, geschnitzelte Zuckerrüben und haben einen<br />

vorzüglichen diätetischen Wert. Bei der Verfütterung muss darauf geachtet werden, die <strong>Pferde</strong><br />

vorher zu tränken oder die Schnitzel in der dreifachen Wassermenge einige Minuten vor der<br />

Verfütterung quellen zu lassen und sie dann mit dem Trockenfutter zusammen zu geben. Von<br />

den Zuckerschnitzeln kann man den <strong>Pferde</strong>n 2-3 kg pro Tag geben (LUDEWIG, 1908).<br />

KELLNER (1909a, S. 31-32) berechnete, dass der Ertrag von 1 ha Acker bei dem Anbau von<br />

Zuckerrüben größer ist, als beim Anbau von Futterrüben. Daher wurden auch Zuckerrüben<br />

nur <strong>für</strong> Futterzwecke angebaut. An <strong>Pferde</strong> wurden <strong>bis</strong> zu 3,4 kg getrocknete<br />

Zuckerrübenschnitzel täglich als Ersatz eines Teils der Körnerration mit Erfolg gefüttert.<br />

Nach HANSSON (1909) können Zuckerübenschnitzel problemlos einen Teil <strong>des</strong> Kraftfutters<br />

in der Ration ersetzen. Die Schnitzel haben denselben Wert, wie die gleiche Gewichtsmenge<br />

Mischsaatschrot.<br />

Bei der Fütterung mit Zuckerrübenschnitzeln im 1. Weltkrieg stellte sich jedoch heraus, dass<br />

nicht alle <strong>Pferde</strong> die Schnitzel dauerhaft akzeptieren. Täglich können 1000 g der Tagesration<br />

Hafer durch die gleiche Menge Zuckerrübenschnitzel ersetzt werden. Die Schnitzel sollten<br />

angefeuchtet werden und auf drei Mahlzeiten täglich verteilt werden. Bei dieser Fütterung<br />

kam es zu Durchfällen (OHLER, 1915).<br />

Nach einem anonymen Autor (1929, S. 417) wurden im 1. Weltkrieg Zuckerrübenschnitzel<br />

durch Übergießen mit heißem Wasser gut aufgeweicht und dann mit reichlich Häcksel<br />

verfüttert. Bei großen Mengen erkrankten die <strong>Pferde</strong> an Durchfall. Auch Schlundverstopfung<br />

mit anschließender Aspirationspneumonie wurde bei dieser Fütterung beobachtet.<br />

Im 1. Weltkrieg wurden Zuckerrüben, aber auch Runkelrüben v. a. im Westheer in großen<br />

Mengen verfüttert. Sie wurden von den <strong>Pferde</strong>n gern aufgenommen, in rohem Zustand lieber,<br />

als gedämpft. Allerdings sind Zuckerrüben kein vollwertiger Haferersatz (ANON., 1929, S.<br />

417). HAINBACH erwähnt 1918 die Fütterung mit Topinambourknollen als seltenes


63<br />

<strong>Pferde</strong>futtermittel, das ein Nährstoffverhältnis von 1 : 8 hat. Roh und zerschnitten können sie<br />

<strong>bis</strong> zu 12,5 kg mit 5 kg Heu oder Stroh an <strong>Pferde</strong> gefüttert werden.<br />

Nach ANON (1918a) wurde aus Erdkohlraben oder Wrucken (Steckrüben) durch Trocknen<br />

und Mahlen und unter Zusatz von 30% gemahlener Kartoffeln Rübenmischmehl<br />

(Dorschenmehl) hergestellt. Nach der chemischen Zusammensetzung ähnelt es dem Hafer<br />

oder der Futtergerste. Allerdings enthielt es nur 4% v. Eiweiß, weshalb bei der Fütterung an<br />

<strong>Pferde</strong> der Zusatz eines eiweißreichen Futtermittel notwendig war.<br />

ASAM (1924) fütterte ein Arbeitsgespann drei Monate lang mit Futterrüben und verglich<br />

diese Fütterung mit der Haferfütterung bei einem zweiten Gespann auf dem gleichen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb. Die Versuchspferde erhielten folgende Ration: 24 kg Runkeln,<br />

2,5 kg geschrotenen Hafer, 3,5 kg Erbsstroh, 3,5 kg Heu und 5 kg Roggenstrohhäcksel, die<br />

Vergleichspferde erhielten 7,2 kg geschrotenen Hafer, 3,5 kg Erbsstroh, 3,5 kg Hafer und 6<br />

kg Roggenstrohhäcksel. In der Hauptbestellzeit erhielten alle <strong>Pferde</strong> eine Zulage von 3 Pfd.<br />

Hafer und 7 kg Heu pro Tag. Nach Abschluss <strong>des</strong> Versuchs hatte das Hafergespann 44,5 kg<br />

zugenommen, das Versuchsgespann 11,5 kg abgenommen, wobei durch einen Schrittzähler<br />

auch eine erhebliche Mehrarbeit <strong>für</strong> das Versuchsgespann ermittelt worden war und die<br />

Versuchsration nach den chem. Untersuchungen bedeutend weniger Energie und Eiweiß<br />

enthielt, als zuvor berechnet war. ASAM (1924) postulierte, dass 5 kg hochwertige Runkeln 1<br />

kg Hafer in der Ration <strong>für</strong> mittlere und starke Arbeit von Arbeitspferden ersetzen können, <strong>bis</strong><br />

zu 20 kg in der Ration. Wichtig sei bei dieser Fütterung, das Rauhfutter abends, nach dem<br />

Verzehr der Rüben, zu geben, damit die Verweildauer <strong>des</strong> Heus im Verdauungstrakt eine<br />

längere ist und die Bakterien das Heu besser aufschließen können.<br />

An die Arbeit von ASAM (1924) schloss sich die von BARTSCH (1926) an. Er verfütterte<br />

von Oktober <strong>bis</strong> November 1923 frische, geschälte Zuckerrübenköpfe, die bei der gleichzeitig<br />

stattfindenden Rübenernte abfielen, an je ein Kaltblutpferd von drei, schweren Zug leistenden<br />

Gespannen. Das jeweils andere Gespannpferd erhielt eine Vergleichsration aus 7,5 kg<br />

gequetschtem Hafer, 5 kg Wiesenheu und 4,5 kg Roggenstroh. Die Versuchsration bestand<br />

aus 20,5 kg Zuckerrübenköpfe, 3,5 kg gequetschtem Hafer, 7 kg Luzerneheu und 3,5 kg<br />

Roggenstroh. Trotz erheblicher Gewichtsschwankungen der <strong>Pferde</strong>, die BARTSCH mit dem<br />

zwischenzeitlich stattfindenden Haarwechsel begründet, nahmen die Rübenpferde insgesamt<br />

innerhalb der Versuchsdauer 23 kg zu, während die Haferpferde 5 kg abnahmen. Die<br />

Unterschiede im Lebendgewicht sind laut BARTSCH auf die reichhaltigere,<br />

bedarfsgerechtere Rübenration zurückzuführen. Er bestätigte die These von ASAM (1924),<br />

dass der Ersatz von 1 kg Hafer durch 5 kg geschälte und geschnittene Zuckerrübenköpfe <strong>bis</strong><br />

zu 20 kg täglich möglich ist, auch bei <strong>Pferde</strong>n, die anhaltend stärkste Zugleistungen<br />

verrichten müssen, solange genügend Eiweiß (z. B. durch Verfütterung von Luzernheu) in der<br />

Ration enthalten ist.<br />

HANSSON (1923) fand, dass die Verdaulichkeit der Zuckerrübe besser ist, wenn täglich nicht<br />

mehr als 10-12 kg gegeben werden.<br />

TEMPER (1927) fütterte im Anschluss an die Arbeiten von ASAM (1924) und BARTSCH<br />

(1926) sechs Monate lang (Okt. 1925 <strong>bis</strong> April 1926) drei Kaltblutgespanne zunächst mit<br />

frischen Zuckerrübenköpfen und -blättern, später mit getrockneten Rübenblättern samt<br />

anhängiger Zuckerrübenköpfe. Die Tiere verrichteten ihren normalen Dienst in dem<br />

landwirtschaftlichen Betrieb. Er postulierte, dass 5 kg rohe Zuckerrübenköpfe mit Blättern 1<br />

kg Hafer (bezüglich <strong>des</strong> Stärkewerts) in der Ration ersetzen können. Die Zugabe einer<br />

eiweißreichen Komponente (z. B. Luzerneheu) wird empfohlen. Nach allmählicher


64<br />

Gewöhnung nehmen die Tiere <strong>bis</strong> zu 20 kg der Zuckerrübenköpfe auf. Gleichzeitig sollte<br />

Schlämmkreide zugegeben werden, um die giftige Oxalsäure in den Rüben zu binden.<br />

Fabrikmäßig getrockneten Zuckerrübenköpfe mit den anhängige Blättern können das gleiche<br />

Gewicht Hafer ersetzen (<strong>bis</strong> zur Hälfte der Haferration). TEMPER (l.c.) stellte auch<br />

Bilanzuntersuchungen bei der Fütterung mit getrockneten Rübenblättern an. Die Ersparnis bei<br />

dem Ersatz eines Teils <strong>des</strong> Hafers in der Ration durch getrocknete Rübenblätter und –köpfe<br />

betrug dabei 8,15%.<br />

HANSSON (1929, S.93-95) empfiehlt die Fütterung von 15-20 kg Futterrüben an<br />

Arbeitspferde mit einer eiweißreichen Komponente in der Ration und dem Zusatz von Kreide<br />

oder Futterphosphat. Außerdem sollte immer auf eine ausreichende Rauhfutterversorgung<br />

geachtet werden, um der abführenden Wirkung der Futterrüben entgegenzuwirken. Er<br />

empfiehlt nur die abgeschlagenen Köpfe der Zuckerrüben an <strong>Pferde</strong> zu verfüttern. Das<br />

anhängige Kraut wirkt zu stark abführend.<br />

Nach dem Ergebnis eines 80-tägigen Fütterungsversuchs von RICHTER * (1931) an zwei<br />

Arbeitspferden können 20 kg geschnittener Zuckerrüben bedenkenlos gefüttert werden,<br />

solange genügend Eiweiß in der Ration enthalten ist. In einem weiteren Versuch fütterten<br />

RICHTER et al. (1932a) erfolgreich drei Monate lang nur Zuckerrüben mit<br />

Sojaextraktionsschrot als <strong>Krippenfuttermittel</strong>. Allerdings müsse an Ruhetagen die<br />

Zuckerrübengabe eingeschränkt werden, damit die <strong>Pferde</strong> nicht an Verschlag erkranken. Die<br />

Fütterung mit vollwertigen Zuckerschnitzeln (getrocknete Zuckerrüben) untersuchten<br />

RICHTER et al. (1932b) im Anschluss an den gleichen <strong>Pferde</strong>n. Auch die Zuckerschnitzel<br />

wurden nach dem dreieinhalb Monate dauernden Versuch als günstiges Haferersatzmittel<br />

beurteilt, solange eine andere eiweißreiche Komponente in der Ration enthalten ist.<br />

EHRENBERG (1932, S. 73) erwähnt die in Ostpreußen gelegentlich angepflanzte<br />

Pastinakenwurzel und beurteilt ihre Futterwirkung als der Mohrrübe ähnlich. Sie enthält<br />

seinen Angaben zufolge 0,4% verd. Eiweiß und 10,6% Stärkewert bei einer Trockenmasse<br />

von 19%. Topinambour sollen ähnlich wie rohe Kartoffeln zu füttern sein, wenn sie tadellos<br />

frisch sind.<br />

Des weiteren untersuchte SCHOLZ (1933) in einem sechsmonatigen Fütterungsversuch mit<br />

sechs Arbeitspferden die Futterwirkung von rohen Zuckerrüben und Trockenschnitzeln im<br />

Vergleich zu Gerste (je 2 <strong>Pferde</strong>). Er stellte fest, dass 24 kg rohe Zuckerrüben, bzw. 6,3 kg<br />

eingequollene Trockenschnitzel pro Pferd und Tag ohne gesundheitliche Störungen oder<br />

Leistungseinbußen verfüttert werden können. Die Zuckerrübenpferde bekamen auffällig<br />

glänzen<strong>des</strong> Haar. Er wies darauf hin, dass bei dem Ersatz von 1 kg Hafer durch 3 kg<br />

Zuckerrüben bzw. 1 kg Trockenschnitzel der geringere Mineralstoff-, Eiweiß- und<br />

Vitamingehalt in der Ration ausgeglichen werden muss. SCHOLZ (1933) bemerkte eine<br />

bessere Verdaulichkeit der Rohfaser und der N-freien Extraktstoffe der übrigen Futtermittel in<br />

der Ration bei der Zuckerrüben- und Trockenschnitzelfütterung.<br />

GÜNTHER (1934) versuchte drei Arbeitspferde im landwirtschaftlichen Betrieb vier Monate<br />

lang mit frischen geschnittenen gelben Kohlrüben (Steckrüben) zu füttern. Die Tiere<br />

gewöhnten sich nur langsam an die Fütterung, behielten aber ihre Leistungsfähigkeit bei.<br />

Mehr als 26 kg der Kohlrüben täglich nahmen die <strong>Pferde</strong> nicht auf. Er empfiehlt eine<br />

Tagesration bestehend aus 23 kg gelber Kohlrüben, 2 kg grüne Melasse, 1200 g Kraftfutter<br />

und 7 kg Heu.<br />

* zit.: RICHTER et al. (1932a), a.a.O. aber nicht auffindbar


65<br />

OLSSON (1945) berichtet über Trelleborg-Schnitten, die aus getrockneten Zuckerrüben mit<br />

einem eiweißhaltigen Zusatz bestehen, so dass sie 10,6% Eiweiß enthalten. 1 kg dieses neuen<br />

Futtermittels kann 0,9 kg Hafer in der <strong>Pferde</strong>ration ersetzen.<br />

In Russland wurde empfohlen, nicht mehr als 6-8 kg Möhren oder andere Wurzeln täglich an<br />

Arbeitspferde zu füttern, maximal 15-20 kg (POPOV, 1946 nach OLSSON und RUUDVERE<br />

1955). Nach JESPERSEN (1949) kann die Hälfte der Krippenration <strong>für</strong> Arbeitspferde aus<br />

Zuckerrüben bestehen, solange ausreichend Eiweiß in der Ration enthalten ist.<br />

Aus den USA erschienen keine Versuchsberichte über den Einsatz von Rüben, Möhren und<br />

Topinamur in der <strong>Pferde</strong>fütterung.


66<br />

3.3 Rückstände aus der Zuckerfabrikation und Zucker<br />

Anfänge<br />

Anbau und Verarbeitung von Zuckerrüben begannen Ende <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts, doch konnte<br />

sich die erste Zuckerrübenfabrik 1798 nicht durchsetzen (GOLTZ, 1902, S. 472). Erst 1830<br />

folgte die nächste, erfolgreiche Gründung bei Glatz, der jedoch in rascher Folge viele weitere<br />

folgten, so dass 1851/52 im Gebiet <strong>des</strong> deutschen Zollvereins bereits 254<br />

Zuckerrübenfabriken existierten (GOLTZ, 1903, S. 254). Ihre Zahl stieg von 1850 <strong>bis</strong> 1900<br />

um 70%. Im Jahr 1900/01 wurden 1,87 Mio. t Rohzucker produziert (GOLTZ, 1903, 338-<br />

340) und davon etwa drei Fünftel exportiert. Da die Rübenzuckerproduktion auch in<br />

Österreich, Russland und enorm gestiegen war, fiel der Rohzuckerpreis auf ein Drittel im<br />

Verlauf der letzten Dekade <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts.<br />

Bei der Verarbeitung von Zuckerrüben bleiben zwei <strong>für</strong> die Fütterung wertvolle Abfälle<br />

zurück: Rübenschnitzel und Melasse. Die Rübenschnitzel (auch Diffusionsschnitzel und nach<br />

Trocknung Trockenschnitzel genannt) bestehen aus der ausgelaugten Rübensubstanz und<br />

enthalten nur noch geringe Zuckermengen. Sie werden gepreßt oder ungepresst in frischem<br />

Zustand, eingesäuert oder getrocknet verfüttert.<br />

Die Melasse ist der letzte Rückstand, der bei der Verarbeitung <strong>des</strong> Rübensaftes auf Zucker<br />

übrigbleibt. Ihr Hauptbestandteil ist Rohrzucker (KELLNER, 1908, S. 114-115).<br />

Neben diesen Rückständen aus der Zuckerproduktion wurde in Notzeiten auch brauner<br />

Zucker an <strong>Pferde</strong> verfüttert (GOLTZ, 1903, S. 392-393 ).<br />

DAMMANN beschreibt 1886 (S. 553) die Rückstände der Zuckerproduktion, erwähnt aber<br />

nicht den möglichen Einsatz in der <strong>Pferde</strong>fütterung, sondern beschränkt seine<br />

Fütterungsempfehlungen auf Wiederkäuer.<br />

3.3.1 Melasse<br />

A. Allgemein<br />

Nach RAMM wurden 1899 im Deutschen Reich 848.000 Zentner Melasse gewonnen, im<br />

selben Jahr aber rund 40 Mio. Zentner Kraftfutter aus dem Ausland importiert. RAMM meint,<br />

dass bei einem Verbrauch der anfallenden Melasse zu Futterzwecken ca. ein Sechstel der<br />

Kraftfutterimporte eingespart werden könnte.<br />

Die Rübenmelasse ist eine zähe, dunkelbraune, eigentümlich riechende Flüssigkeit mit einem<br />

Wassergehalt von 15,5-32%. Von dem Wassergehalt ist die Haltbarkeit abhängig, je dünner<br />

die Melasse, <strong>des</strong>to schneller wird sie sauer und damit verdorben. Wegen dieser Eigenschaften<br />

wurde Melasse meistens gebunden an Trägerstoffe (Torf, Schnitzel, Häcksel, Schrote etc.)<br />

verfüttert Von den Melassemischungen war die gebräuchlichste die Torfmelasse. RAMM<br />

(1899) ist der Auffassung, dass man von der Verwendung anderer Melasseträger, wie<br />

Ölkuchen, Malzkeime, Biertreber etc. wieder abgekommen ist, da die Melasse in dieser Form<br />

weniger bekömmlich und außerdem die Wertbestimmung der Futtermittel mittels Analyse<br />

sehr schwierig sei.<br />

Eine Ausnahme bilden Blutmelasse und Magermilchmelasse, die beim Milchvieh zu guten<br />

Leistungen führen sollen. Die Blutmelasse besteht aus 20 Teilen Melasse und 80 Teilen Blut<br />

und wird mit soviel Kleie vermischt, dass sie völlig aufgesogen wird. Über die


67<br />

Zusammensetzung der Melasse wurde wiederholt berichtet (VOIGT 1897, RAMM 1899,<br />

WEISER 1906, GAGNY 1906, KELLNER 1908, S. 114-115 u. a) Auf die Veränderungen der<br />

Gehalte an Salzen in Abhängigkeit von dem Herstellungsverfahren macht ein anonymer<br />

Autor (ANON. 1898 b) aufmerksam.<br />

RAMM (1899) ist der Ansicht, dass die Bestandteile der Asche <strong>für</strong> die Ernährung nicht von<br />

Belang sind, ein großer Teil der Stoffgruppe der stickstoffhaltigen Bestandteile keinerlei<br />

Nährwert hat und der Wert der Melasse ausschließlich in seinem Zuckergehalt liegt, aus dem<br />

die N-freien Inhaltsstoffe zum größten Teil bestehen.<br />

Nach KELLNER 1908 (S. 115) sind in der flüssigen Melasse im Durchschnitt 48%<br />

Rohrzucker vorhanden. Die N-haltigen Stoffe der Melasse beinhalten durchschnittlich nur<br />

0,5% Eiweiß, der Rest besteht aus Amiden, die nach ... vorliegenden Untersuchungen keinen<br />

Nährwert haben. Die Asche der Rübenschnitzel und der Melasse ist sehr reich an Kalium,<br />

aber fast frei von Phosphorsäure und enthält nur wenig Kalk.<br />

Die gewöhnlichen Melassen sind in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich, unabhängig <strong>vom</strong><br />

Zuckergewinnungsverfahren. Anders dagegen die Restmelasse (72-80% Gesamtzucker in der<br />

TS), die in den Melasseentzuckerungsanstalten zuletzt übrig bleibt.<br />

Oberveterinär JARMATZ (1905) erwähnt, das Interesse an den zuckerhaltigen Melassearten<br />

sei durch die Erkenntnis geweckt worden, daß die N-reichen Muskelfasern bei den<br />

Funktionen <strong>des</strong> Tierkörpers auch nicht annähernd so verbraucht werden, wie die<br />

Kohlenhydrate. So wurde zunächst versucht, die unzersetzte sog. grüne Melasse als ein<br />

eigenständiges Futtermittel einzuführen und zu verwerten. Aber bei der Fütterung traten<br />

vielerlei Verdauungsstörungen (Durchfall und verminderte Freßlust) auf, die auf den hohen<br />

Gehalt an Kali- und Natronsalzen sowie an organischen Säuren zurückgeführt wurden.<br />

Außerdem war die Konsistenz <strong>des</strong> Futtermittels <strong>für</strong> den Versand schlecht geeignet. Auch die<br />

schlechte Dosierbarkeit und Unsauberkeit beim Füttern führte zu den verschiedenen<br />

Versuchen die Melasse mit anderen Futtermitteln zu vermischen und damit gleichzeitig ihre<br />

diätetischen Eigenschaften zu verbessern.<br />

B. Verwendung der Melasse ohne Trägerstoff<br />

1845 erwähnt HAUBNER (S. 412) die Möglichkeit der Melassefütterung an <strong>Pferde</strong> nur sehr<br />

kurz. 1881 schreibt er (S. 456-458) über den Nahrungswert der Melasse, dass dieser noch<br />

nicht ausreichend festgestellt ist. Im Allgemeinen wird 1 Pfd. Melasse gleich 2 Pfd. Heu<br />

gesetzt; allerdings auch höher, aber auch viel niedriger veranschlagt.<br />

Bei reichlicher Verwendung der Melasse kommt es zu Durchfall und auch reichlich<br />

Harnabsatz. Bei andauernder Verwendung, v. a. ohne reichliche Heuzugabe tritt eine<br />

eigenthümliche(n) Dyskrasie mit großer Muskel- und Nerven- (Kreuz-) Schwäche,<br />

Anschwellen der Füße sc. auf. Diese Krankheit kann schon innerhalb von 6-8 Tagen zum Tod<br />

führen. Die Melasse fördert den Appetit, gegen diese Wirkung stumpfen die Tiere jedoch<br />

nach einiger Zeit ab. Sie wirkt auch als Laxiermittel.<br />

Im vierten Quartal 1897 wurden in der Armee umfangreiche Fütterungsversuche mit<br />

unterschiedlichen Melasseprodukten vorgenommen. ANON. fasst im Juni 1898 (a) die<br />

Berichte über die Ergebnisse zusammen:<br />

Seine Versuche im Leib-Kürassier-Regiment überzeugten Oberroßarzt HUCH nicht von der<br />

vorteilhaften Wirkung der Melassefütterung. Die Melasse wurden z. T. als Torfmelasse und z.<br />

T. als reine Melasse, verdünnt mit 2 Teilen Wasser und mit Häcksel vermischt, verabreicht.<br />

Die Fütterung mit 1 Pfd. Torfmelasse dreimal täglich hatte zwar keine nachteiligen Folgen,<br />

die erwarteten Vorzüge blieben jedoch auch aus.


68<br />

Oberroßarzt KUTTKOWSKI beurteilt die Melasse nach seinen Versuchen als ein Mastfutter,<br />

das sich nicht zur allgemeinen Einführung bei den Dienstpferden eignet. Die<br />

Melassefütterung hat dieselben Nachteile wie die Maisfütterung, nämlich vermehrtes<br />

Schwitzen und schnelleres Abfallen der Kondition der <strong>Pferde</strong> bei größeren Anforderungen. Er<br />

bevorzugt <strong>für</strong> evtl. mögliche Zulagen zur normalen Ration intensiver nährende Futtermittel,<br />

wie Erbsen und <strong>Pferde</strong>bohnen. Auch Korpsroßarzt STRAUCH vertritt diese Ansicht.<br />

Unterroßarzt HEINISCH führte die Versuche beim "2. Pommerschen Feldartillerie-Regiment<br />

Nr. 17“ mit reiner Melasse durch. Die Melasse wurde mit Wasser verdünnt und dem Hafer in<br />

Quantitäten von zunächst ½ Pfd., später <strong>bis</strong> zu 4 Pfd., beigemischt. Die <strong>Pferde</strong> gewöhnten<br />

sich bald an die Fütterung, wenn sie es nicht von vorneherein gerne nahmen. Während der<br />

Versuchsdauer hatten alle <strong>Pferde</strong> breiige Fäzes, z. T. sogar Diarrhoe. Bei Anstrengungen hatte<br />

der Referent den Eindruck, dass die <strong>Pferde</strong> leichter schwitzten. Eine Besserung im<br />

Nährzustand wurde nicht wahrgenommen, auch die Zahl der Koliken veränderte sich nicht.<br />

Bei einer Batterie wurde die Restmelasse zur Kolikprophylaxe über die Weihnachtsfeiertage<br />

gegeben und es erkrankten fünf Tiere an Leibschmerzen, die jedoch nicht behandelt werden<br />

mußten.<br />

Über die Versuche im „1. Pommerschen Feldartillerie-Regiment Nr. 2“ berichtet Roßarzt<br />

KRAMELL. Die <strong>Pferde</strong> erhielten zunächst ½ Pfd., später je 1 Pfd. reine Melasse als Zulage<br />

zum Morgen-, Mittag- und Abendfutter. Nach anfänglich teilweise vorhandenem Widerwillen<br />

gewöhnten sich alle <strong>Pferde</strong> an das Futter und fraßen es schließlich sehr gern. Schlechte<br />

Fresser hatten bald einen regen Appetit und besserten sich auffällig im Nährzustand. Die<br />

Kolikanzahl nahm beträchtlich ab. Aber die mit Melasse gefütterten <strong>Pferde</strong> schwitzten<br />

leichter.<br />

Außerdem berichtet der anonyme Verfasser (1898a) <strong>des</strong> Artikels, dass kürzlich das<br />

„Königliche Kriegsministerium“ Berichte von den Generalkommandos eingefordert habe über<br />

den Umfang der Verfütterung von Melasse an Dienstpferde im Etatsjahre 1897/98 und die<br />

damit verbundenen Erfolge. Aus den Berichten läßt sich schließen, dass die Melassefütterung<br />

in einem großen Teil der berittenen Truppen aller Armeekorps Eingang gefunden hat und<br />

teilweise große Mengen Melasse verfüttert wurden. Aus den Erfahrungen ergibt sich, dass die<br />

Melasse als Ersatzfutter <strong>für</strong> Hafer nicht in Frage kommt, jedoch als Beifutter und als<br />

diätetisches Mittel unter Umständen zu empfehlen ist. Dies gilt besonders <strong>für</strong> die Zeit nach<br />

den Herbstübungen, um die Kolikrate zu senken; insbesondere in den Fällen, wo eine<br />

Erhöhung der Heuration nicht möglich ist (ANON, 1898a).<br />

Auch in einem Breslauer Kürassierregiment wurde Melasse (2 Pfd. pro Tag mit Häcksel<br />

vermischt) erfolgreich an <strong>Pferde</strong> gefüttert (KUNTZE-DELITSCH 1898 nach SCHMOEGER<br />

1904).<br />

Gaben von 2-3 Pfd. Melasse an <strong>Pferde</strong> haben sich nach RAMM’s (1899) Angaben<br />

außerordentlich gut bewährt. Schlechte Fresser bessern sich, die <strong>Pferde</strong> fallen in der<br />

arbeitsreichen Zeit nicht mehr so ab und die Kolikerkrankungen werden seltener und<br />

verlaufen leichter. Die Melasse kann dasselbe Gewicht Hafer in der Ration ersetzen.<br />

DECHAMBRE (1903) empfiehlt zur Ernährung von <strong>Pferde</strong>n bei einem Gewicht von 500 –<br />

600 kg bei üblichen Rationen <strong>bis</strong> 1,5 kg Melasse täglich.<br />

1904 (a) faßt ANON. verschiedene Berichte zur Melassefütterung aus Südamerika zusammen.<br />

Schon seit 70 Jahren wird auf (nicht näher bezeichneten) Zuckerplantagen Melasse an <strong>Pferde</strong><br />

verfüttert. Dort stellt diese Fütterung eine sinnvolle Verwertung der Abfälle der<br />

Zuckerproduktion dar. Neuerdings wird der Wert der Melasse als <strong>Pferde</strong>futter in allen<br />

Erdteilen diskutiert. Dieser Autor berichtet über einen Fütterungsversuch an 100 Zugpferden


69<br />

mit Rohrzuckermelasse, die bei schwerer, langsamer, täglich zehnstündiger Arbeit folgende<br />

Ration pro Pferd und Tag erhielten:<br />

morgens und abends: 1 Quart 6 Melasse vermischt mit 3 Quart Wasser<br />

und diese Mischung vermengt mit 6 Pfd. gutem geschnittenem Heu,<br />

1 ½ Quart Maismehl und 2 ½ Quart grober Kleie;<br />

mittags wurden 5 Quarts Hafer verabreicht,<br />

nachts wurden neben dem obigen Melassegewicht 11 Pfd. Heu lang gegeben.<br />

Bei dieser Fütterung hatten die <strong>Pferde</strong> die gleiche Arbeitsleistung, wie bei der gewohnten<br />

Ration aus Hafer, Kleie und Heu, aber sie legten Gewicht zu und ihr Aussehen besserte sich.<br />

Das Allgemeinbefinden war ausgezeichnet und die Anzahl akuter Verdauungsstörungen und<br />

Koliken ging mit der Melassediät zurück.<br />

In Frankreich wurde ein ähnlicher Versuch, allerdings mit weniger <strong>Pferde</strong>n, mit<br />

Rübenzuckermelasse durchgeführt. Die Resultate waren gleichermaßen befriedigend.<br />

ANON. (1904 a) berichtet auch von den Erfahrungen <strong>des</strong> Tierarztes Dr. GRIFFIN, der<br />

Armeepferde in Portorico mit Melasse fütterte. Die <strong>Pferde</strong> gediehen zwar bei der Fütterung,<br />

aber die Melasse lockte Insekten, v.a. Fliegen und Ameisen herbei. Außerdem klebte die<br />

Melasse am Haarkleid der Tiere und beschmutzte Kopf und Brust der <strong>Pferde</strong>, sowie Halfter<br />

und Zaum, Kleidung und Ausrüstung der Wärter.<br />

Oberveterinär KREMP (1904) fasst die Berichte über die versuchsweise Melassefütterung<br />

(0,25-0,5 l in der Ration) zur Kolikprophylaxe in der deutschen Armee zusammen:<br />

Die Anzahl der Kolikfälle nach den Herbstübungen sei im Vergleich zum vorigen Quartal und<br />

auch im Vergleich zum gleichen Quartal <strong>des</strong> vorigen Jahres entschieden geringer geworden<br />

durch Bewegung der <strong>Pferde</strong>, Rauhfutter- und Melassezulage. Die Melasse wirkte leicht<br />

abführend, bei einigen Tieren kam es auch zu Durchfall, so dass die Melassefütterung bei<br />

diesen Tieren vorübergehend wieder eingestellt werden mußte. Auch Unterveterinär<br />

NEUMANN berichtet über den Erfolg der gleichen Maßnahmen zur Kolikprophylaxe.<br />

Über den Erfolg der Kolikprophylaxe-Maßnahmen im einzelnen berichtet Stabsveterinär<br />

MEIER etwas genauer. Die Zahl der Kolikerkrankungen im vorausgegangenen Quartal<br />

beziffert er als sehr hoch, obwohl nach dem Manöver <strong>für</strong> täglich ausgiebige Bewegung und<br />

eine genügende Heuzulage gesorgt wurde. Zusätzlich bekamen die <strong>Pferde</strong> einige Wochen<br />

lang tägliche Gaben von Kochsalz zur Anregung der Verdauung. Außer bei einem Pferd mit<br />

einer Sandkolik gelang es nicht, die Ursache der Kolikerkrankungen herauszufinden. Seit<br />

Mitte November erhielten die <strong>Pferde</strong> eine kleine Portion Melasse mit dem Futter gereicht und<br />

durch diese Maßnahme ging die Zahl der Kolikerkrankungen rapide zurück. Seit Mitte<br />

November war kein ernster Kolikfall mehr zu verzeichnen.<br />

Stabsveterinär SCHULZ gibt den jungen Remonten im Regiment seit drei Jahren täglich ½<br />

<strong>bis</strong> 1 kg Melasse. Diese Fütterung hat sich zur Vorbeuge von Kolikerkrankungen bewährt,<br />

denn seit diese Fütterung eingeführt ist, erkrankte kein Pferd mehr an Kolik (KREMP 1904).<br />

1905 berichten FISH und SEAMAN über Fütterungsversuche mit Melasse an drei älteren<br />

ruhenden <strong>Pferde</strong>n an der Veterinärschule <strong>des</strong> Staates New York. Gewicht und Stoffwechsel<br />

wurden nach der Aufstallung zu den Versuchen über eine Woche lang kontrolliert. Dann<br />

bekamen die Versuchstiere über mehrere Monate verschiedene Futtergemenge bestehend aus:<br />

Melasse, Heu, Hafer und Kleie. Die Versuchspferde leisteten während <strong>des</strong> Versuchs keine<br />

Arbeit.<br />

Bei allen drei <strong>Pferde</strong>n wurde bei den Harnanalysen Zucker gefunden, bei zwei Tieren auch<br />

intermittierend Albumin. Die Gegenwart dieser beiden Parameter im Urin galten als<br />

Indikatoren <strong>für</strong> eine Stoffwechselschädigung. Allerdings war das Wohlbefinden der <strong>Pferde</strong> in<br />

6 Quart: US-amerik. Flüssigkeitsmaß: 0,946 l; US-amerik. Trockenhohlmaß: 1,12 l


70<br />

keiner Weise gestört. Des weiteren sank der Harnstoffwert im Urin während <strong>des</strong> Versuchs bei<br />

allen Tieren ganz beträchtlich unter die Norm. Die Menge der Phosphate und Sulfate<br />

schwankte, nahm aber mit fortschreitender Versuchsdauer tendenziell ab, ebenso die<br />

Chloride. Nach dem Fütterungsversuch wurde eines der <strong>Pferde</strong> getötet und obduziert. Die<br />

histologische Untersuchung ergab eine akute Nephritis und eine akute parenchymatose<br />

Hepatitis.<br />

Abschließend vertreten FISH und SEAMAN (1905) die Ansicht, dass der Wert der Melasse<br />

als Futtermittel unumstritten sei. Jedoch muss zur Bemessung der zulässigen Melassemenge<br />

in der Ration Alter, Größe und Arbeitsleistung der <strong>Pferde</strong> berücksichtigt werden. Außerdem<br />

muss das Nährstoffverhältnis einer Ration mit Melasse überprüft werden.<br />

GAGNY berichtet 1906 über die Versuche LAVALARD’s, der über einen Zeitraum von drei<br />

Jahren an 1400 <strong>Pferde</strong> der Omnibusgesellschaft in Paris Melasse verfüttert hat in allmählich<br />

steigender Menge. Das Gewicht der <strong>Pferde</strong> blieb in dem Versuchszeitraum konstant.<br />

Die Melasse wurde meistens zu gleichen Teilen mit anderen Futtermitteln (Malzkeime, Kleie,<br />

Maiskeime usw.) vermischt, da die Handhabung der reinen Melasse zu umständlich ist.<br />

Nach KELLNER (1808, S. 115) können <strong>bis</strong> 3 Pfd. Melasse pro Tag pro 1000 Pfd. KGW<br />

ohne Nachteile verfüttert werden, nach LUDEWIG (1906 a, S. 160-168) ist es möglich,<br />

Melasse 1:1 gegen Hafer auszutauschen. LUDEWIG (1.c.) betont, dass die Gefäße und <strong>Pferde</strong><br />

extrem sauber gehalten werden müssen, um den Fliegenbefall zu beschränken.<br />

1908 vertritt LUDEWIG die Ansicht, dass die bequemste und billigste Methode, den <strong>Pferde</strong>n<br />

Kohlenhydrate zuzuführen, die Melassefütterung sei. Die Fütterung mit Rohmelasse wirke<br />

sich durch den darin enthaltenen Zucker und die leicht löslichen organischen Salze günstig<br />

aus. Sie regt den Appetit an und ist ein vorzügliches diätetisches Futtermittel.<br />

Vier Teile Melasse können fünf Teile Hafer in einer Ration <strong>für</strong> schwere Arbeitspferde<br />

ersetzen <strong>bis</strong> zu einer Gesamtmenge von 2,5 kg Melasse (HOFMAN-BANG, 1917 nach<br />

OLSSON u. RUUDVERE 1955).<br />

Melasse ist nach ANON. (1929, S. 425-426) kein geeignetes Kriegsfutter. Die Aufbewahrung<br />

ist schwierig, die Belästigung durch Fliegen wird unerträglich und ein langsames Gewöhnen<br />

an diese Fütterung ist im Feld kaum möglich. Wurde den <strong>Pferde</strong> im 1. Weltkrieg mehr als 1 ½<br />

<strong>bis</strong> 3 Pfd. Melasse täglich gegeben oder Melasse neben Weidegang oder Grünfutter, erkrankte<br />

ein Teil der <strong>Pferde</strong> an Durchfall. Auch bei der Fütterung von Hafer mit Melasse ohne<br />

genügende Häckselbeigaben kam es zu Erkrankungen. Stellenweise wurde beobachtet, dass<br />

bei starker Melassefütterung im Sommer besonders häufig Mauke, mit z. T. brandigem<br />

Charakter, bei den <strong>Pferde</strong>n auftrat. Nach einem Futterwechsel trat Heilung ein.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) rät, die Melasse nur sehr frisch zu verfüttern,<br />

da sie leicht verdirbt. Ein Wassergehalt von über 25% begünstige die gesundheitsgefährdende<br />

Verderbnis. Kadavermehl, Sägemehl und andere wenig schmackhafte Ersatzfuttermittel<br />

werden nach Melassezusatz von den <strong>Pferde</strong>n lieber gefressen. Je nach Größe der <strong>Pferde</strong><br />

sollten nicht mehr als 0,5 <strong>bis</strong> 2 kg Melasse täglich gegeben werden, da es sonst zu<br />

fütterungsbedingten Durchfällen und Darmkatarrhen kommen kann. Bei hochtragenden<br />

Tieren kann Melassefütterung zu Aborten führen. Es sollte bei Melassefütterung kein Salz<br />

zugegeben werden. Auch gleichzeitige Kartoffelfütterung ist von Nachteil.


71<br />

AXELSSON empfahl 1943 (nach OLSSON und RUUDVERE 1955), nicht mehr als 1,5-2 kg<br />

Melasse täglich zu füttern, weil die <strong>Pferde</strong> sonst vermehrt schwitzten und die Fäzes zu<br />

dünnbreiig würden.<br />

C. Verwendung der Melasse mit Trägerstoffen<br />

Wegen der Unhandlichkeit der reinen Melasse wurde sie zunehmend mit sog. Trägerstoffen<br />

vermischt. Als Melasseträger wurde das frische auf den Schlachthöfen aufgefangene Blut,<br />

Torfmoos, Malzkeime, Biertreber, Rübenschnitzel und andere Stoffe verwendet (JARMATZ<br />

1905). KELLNER (1909, S. 24) gibt einen Überblick über zu die dieser Zeit im Handel<br />

befindlichen Futtermischungen mit nur einem Melasseträger und deren Gehalt an Melasse:<br />

Futtermittel Melasseanteil<br />

Melasseschnitzel ............... 30-60%<br />

Biertrebermelasse ............. 50-60%<br />

Palmkernmelasse .............. 60-70%<br />

Maiskeimmelasse ............. 60%<br />

Kokosnussmelasse ............ 60%<br />

Kleiemelasse ..................... 50%<br />

Getrei<strong>des</strong>chlempemelasse . 50%<br />

Torfmelasse ...................... 70-75%<br />

KELLNER (1909, S. 24) warnt vor der Verfütterung von Melassemischfuttern mit mehr als<br />

einem Melasseträger, da die Bewertung eines solchen Futtermittels äußerst schwerfalle und<br />

die chemische Zusammensetzung nichts über die Verdaulichkeit der einzeln Inhaltsstoffe<br />

aussage. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Eisenbahnen<br />

1910 auf Anregung <strong>des</strong> „Verban<strong>des</strong> Süd- und Westdeutscher Melassefabriken“ <strong>für</strong><br />

Melassefutter mit nur einem Trägerstoff einen günstigeren Spezialtarif einführten (KARIGER<br />

1963, S. 54).<br />

C.1 Torf als Trägerstoff<br />

ANON. geht 1898 (b) von der Annahme aus, dass das Melassetorfmehl folgende<br />

Zusammensetzung hat:<br />

6% stickstoffhaltige Stoffe oder Rohprotein, wovon die Hälfte aus Amiden besteht,<br />

0% verdauliches Fett und<br />

39% verdauliche N-freie Extraktstoffe.<br />

Der Autor hält aufgrund dieser Nährstoffzusammensetzung die Bezeichnung „Kraftfutter“ <strong>für</strong><br />

unzulässig, da insgesamt nur etwas mehr als 40% verdauliche Nährstoffe enthalten sind und<br />

diese auch noch in einem viel zu weiten Nährstoffverhältnis stehen.<br />

JARMATZ beschreibt 1905 das Melasse-Torfmehlfutter als eine dunkelbraune, fest-weiche,<br />

etwas krümelige Masse, die einen an Sirup erinnernden Geschmack und Geruch hat. Das<br />

verwendete Torfmoos enthält nach JARMATZ (1905) zu etwa 70% Humose, Gerbsäure<br />

enthaltende Stoffe, welche die in der Melasse enthaltenen Kali- und Natronsalze binden und<br />

damit neutralisieren. Bei der Torfmelasse wird dem Torf mittels eines besonderen Verfahren<br />

Melasse beigemischt, so dass in dem Produkt 20% Torf und 80% Melasse enthalten sind<br />

(LUDEWIG 1906a, S. 160-168). Nach SCHREIBER (1906) ist Torfmelasse durch ein<br />

Reichspatent geschützt und besteht zu 75-80 % aus unverdauter Rübenmelasse und zu 20-<br />

25% aus sandfreiem Moostorf. Es enthält 36-40 % Zucker. Der Moostorf, der keinerlei<br />

Ähnlichkeit mit dem bekannten Brenntorf hat, enthält freie Humussäuren und Gerbsäuren, so


72<br />

daß er hemmend auf das Wachstum von Bakterien und Schimmelpilzen wirkt. Hinzu kommt<br />

seine Fähigkeit die Melasse aufzusaugen.<br />

Die Torfmelasse darf nach JARMATZ (1905) nicht als Kraftfutter bewertet werden, sondern<br />

kann höchstens als Zulage zur normalen Hafer- und Heu- Ration aus diätetischen Gründen<br />

gegeben werden. Der Ersatz eines Teils der Haferration durch Melassepräparate wird bei<br />

längerer Fütterung die Kraft und Ausdauer <strong>des</strong> Truppenpfer<strong>des</strong> beeinträchtigen.<br />

Der Wert der Torfmelasse als diätetischer Zusatz zur normalen Ration ist aber nicht<br />

abzustreiten. Sie regt bei schlechten Fressern den Appetit an, das Haarkleid wird glänzender<br />

und die Zahl der Kolikerkrankungen wird durch die Fütterung mit Torfmelasse herabgesetzt.<br />

Ähnliche Erfahrungen machte auch LUDEWIG (1906a, S. 160-168): Die in der Torfmelasse<br />

enthaltenen Salze (durch den Gerbsäuregehalt <strong>des</strong> Torfes neutralisiert) fördern die Verdauung<br />

und erhöhen außerdem das Durstgefühl und beleben die Darmtätigkeit. Daher sei es<br />

empfehlenswert, Torfmelasse zusätzlich zur normalen Ration zu geben und zwar immer dann,<br />

wenn die Kolikrate erfahrungsgemäß am höchsten ist, wie im Herbst nach dem Manöver oder<br />

im Frühjahr zur Zeit <strong>des</strong> Haarwechsels.<br />

Nach JARMATZ (1905) Ansicht ist die Anregung <strong>des</strong> Appetits durch die Torfmelasse und<br />

damit die erwünschte Verbesserung <strong>des</strong> Nährzustands nur zu erreichen, wenn gleichzeitig<br />

auch mehr Heu gegeben wird. Ein <strong>bis</strong> zwei Tage dauert es, <strong>bis</strong> sich die <strong>Pferde</strong> an die neue<br />

Fütterung gewöhnt haben. Die <strong>Pferde</strong> von diesem Beifutter wieder zu entwöhnen sei<br />

schwierig. Bei einem plötzlichen Wegfall der Torfmelasse-Zulage gehe die Freßlust der<br />

<strong>Pferde</strong> zurück und es dauere fünf <strong>bis</strong> sechs Tage, <strong>bis</strong> der Appetit der <strong>Pferde</strong> wieder der<br />

Gleiche ist, wie vor der Zulage. Dieser Umstand ist im Manöver oder bei einer<br />

Mobilmachung hinderlich. Ein weiterer Nachteil der Melassefütterung ist, dass die<br />

Fliegenplage in den Stallungen stark zunimmt. Außerdem fällt auf, dass die <strong>Pferde</strong> ihre<br />

Ration bei Melassebeigabe weniger sorgfältig kauen (JARMATZ 1905).<br />

JARMATZ (1905) empfiehlt, sich beim Ankauf <strong>des</strong> Melasse-Torfmehls <strong>vom</strong> Fabrikanten den<br />

Wassergehalt <strong>des</strong> Futtermittels, sowie den Zucker- und Salzgehalt garantieren zu lassen. Der<br />

Wassergehalt darf nicht mehr als 24 <strong>bis</strong> 25% betragen, sonst verdirbt das Futtersurrogat zu<br />

leicht. Bei 48% Zucker darf der Salzgehalt nicht höher als 8% sein. Je geringer der<br />

Zuckergehalt, <strong>des</strong>to höher ist die Menge an enthaltenen Salzen und umgekehrt.<br />

Gibt man mehr als 2-3 Pfd. Torfmelasse, treten häufig Durchfälle ein. Deshalb sollte man<br />

auch die Melassegabe bei den geringsten Anzeichen von Diarrhoe einschränken oder absetzen<br />

(JARMATZ, 1905).<br />

Über die Verwendung der Torfmelasse liegen zahlreiche Berichte (Tab. 3) vor, die in den<br />

letzten Dezennien <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts beginnen und besonders zahlreich um die<br />

Jahrhundertwende waren.


73<br />

Tab. 3: Berichte über den Einsatz von Torfmelasse<br />

Jahr Land Autor/Versuchsansteller<br />

Ration,<br />

empfohlene<br />

Tagesmenge<br />

Tierzahl, soweit angegeben und<br />

Beobachtungen<br />

1889 DK GOLDSCHMIDT, 1,5 kg 15 Zugpferde, Verbilligung der Ration<br />

priv.<br />

durch Ersatz von Hafer und Mais<br />

1896- D TETZNER, Milit. O,5-1,5 kg 1 Regiment, gut gefressen, guter<br />

97<br />

Futterzustand, keine Koliken<br />

1897 D BEIER, Milit. 1,5 kg keine Koliken, guter Futterzustand<br />

1897 D BÖHLAND, Milit. 0,5-1,5 kg 2 Eskadrons, z. T. Diarrhoe, keine<br />

Koliken, guter Futterzustand<br />

1897 D KUNZE, Milit. 1,5 kg 1 Regiment, guter Futterzustand,<br />

vermehrtes Schwitzen,<br />

Leistungsfähigkeit ↓<br />

1897 D PÄTZ, Milit. 1,5 kg 20 <strong>Pferde</strong>, guter Futterzustand, z. T.<br />

Diarrhoe<br />

1897 D WANDERSLEBEN 3 kg keine Diarrhoe<br />

1897 D JÖRSS, priv. 1,5 kg <strong>für</strong><br />

0,5 kg<br />

Schrot<br />

Verbilligung der Ration<br />

1897 CH SCHWENDIMANN, 1,5 kg gute Erfahrungen, ständige Fütterung<br />

Milit.<br />

im Kavallerie-Zentral-Remontedepot<br />

1898 D JÖRSS, priv. 1,5 kg Freßlust ↑, verbessertes Haarkleid bei<br />

gleicher Leistung<br />

1898c D ANON., Milit. 1,2 kg 18 <strong>Pferde</strong>, Vergleichsfütterung mit<br />

Heu → Heu ebenso gut<br />

1902 F LAVALARD, priv. 1 kg 1 kg Torfmelasse ersetzt 1 kg Hafer<br />

1902 F GRANDEAU u. 0,85-1,7 kg Fütterungsversuch an 3 <strong>Pferde</strong>n mit<br />

ALEKAN<br />

Bilanzversuch <strong>für</strong> Kalium<br />

1903 F LESBRE, Milit. 1,5 kg 2 <strong>Pferde</strong>, <strong>für</strong> Rekonvaleszenten<br />

empfohlen<br />

1903 F DECHAMBRE, priv. <strong>bis</strong> 3,5 kg Fütterungsempfehlung<br />

1905 S SMIDT keine schlechte Akzeptanz, wertloses<br />

Angabe Futtermittel (gen. Molasin)<br />

1905 A LATSCHENBERGER 1-1,5 kg gute Akzeptanz, appetitanregend, aber<br />

u. POLANSKY<br />

kein Haferersatzprodukt (gen.<br />

Molasin)<br />

1906 D SCHREIBER, priv. 1/3 der<br />

Haferration<br />

400 g pro Tier/Tag empfohlen<br />

1910 S HANSSON, priv. Torf hat keine Futterwirkung<br />

1915 D PELZ, priv. 2,5 kg Leistungserhalt trotz<br />

Haferrationierung<br />

Wie aus der Tabelle 3 hervorgeht waren die Erfahrungen meistens positiv. Ergänzende<br />

Untersuchungen über die Verdaulichkeit von Torfmelasse stammen von diesen und weiteren<br />

Autoren, die nachfolgend abgehandelt werden.


74<br />

GOLDSCHMIDT (1889) berichtet über mehrmonatige Fütterungsversuche mit Torfmelasse<br />

an 15 <strong>Pferde</strong>n der Kopenhagener <strong>Pferde</strong>bahngesellschaft. 1 kg Hafer und 0,5 kg Mais wurden<br />

durch die gleiche Gewichtsmenge Melasse ersetzt und die <strong>Pferde</strong> hielten sich gut dabei.<br />

GRANDEAU und ALEKAN (1902) stellten fünfmonatige Fütterungsversuche in der<br />

„Compagnie Générale <strong>des</strong> Voitures in Paris“ an. Dieses Fuhrunternehmen besitzt ca. 13 000<br />

<strong>Pferde</strong> und einen Versuchsstall mit Einrichtungen <strong>für</strong> die genaue Aufsammlung von Kot und<br />

Harn der Versuchstiere. Sie prüften:<br />

1. Hat das Torfmehl im Gemisch mit Melasse thatsächlich einen die Verdauung der übrigen<br />

Stoffe herabsetzenden Einfluß?<br />

2. Macht das Torfmehl die Alkalisalze der Melasse unschädlich?<br />

Drei <strong>Pferde</strong> wurden sowohl bei Stallruhe als auch bei Arbeit mit Haferstroh und Mais<br />

gefüttert und erhielten verschiedene Zulagen von Torfmelasse.<br />

Der Torf in den Torfmehlzulagen setzte die Verdaulichkeit der übrigen Futtermittel herab und<br />

der Versuch bestätigte damit die Ergebnisse, die zuvor schon KELLNER (1900a) bei<br />

Versuchen an Schafen auf der Versuchsstation in Möckern erzielt hatte. Die mittlere<br />

Verminderung der Verdaulichkeit berechnet aus den beiden Versuchsreihen beläuft sich <strong>für</strong><br />

das Rohprotein <strong>des</strong> Mais- und Haferstrohes auf 15%, <strong>für</strong> das Fett auf 42% und <strong>für</strong> die<br />

Zellulose auf 40%.<br />

Zur Beantwortung der zweiten Fragestellung, welche die Wirkung <strong>des</strong> Torfmehls auf die<br />

Alkalisalze der Melasse klären sollte, wurde der Kaliumgehalt der Futterstoffe, <strong>des</strong><br />

Tränkewassers und <strong>des</strong> Kotes bestimmt. Wenn das Torfmehl die Kalisalze der Melasse<br />

unlöslich macht, wie von einigen Seiten behauptet wird, dann müßten sich die Kalisalze im<br />

Kot wiederfinden und nicht in den Harn übergehen.<br />

Im Bilanzversuch verminderten sich die Ausscheidungswege <strong>des</strong> Kaliums durch den<br />

Torfmehlzusatz in keiner Weise. Bei beiden Rationen wurde das Kalium zu etwa 70% über<br />

den Harn und zu etwa 30% über den Kot ausgeschieden. Das Torfmehl kann die Kalisalze<br />

also nicht binden.<br />

In zahlreichen Versuchen mit verschiedenen Melassen ohne Torfmehlzusatz haben die beiden<br />

Verfasser (GRANDEAU und ALEKAN 1902) bei vorsichtigem Futterwechsel keine<br />

laxierende Wirkung <strong>des</strong> Futtermittels beobachtet, aber auch keine Kolikfälle. Der Torf hat<br />

also auch mit der günstigen diätetischen Wirkung der Melasse nichts zu tun.<br />

Nach STUTZER (1912) ist Torf ein guter Melasseträger und zwar in erster Linie, wenn die<br />

Melasse nicht sauer ist und somit die Schimmelbildung vermieden werden kann. Der Zusatz<br />

von Natron bei der Melasseproduktion neutralisiert die Säuren. Die wertbestimmenden<br />

Inhaltsstoffe der Melasse leiden dadurch nicht.<br />

C.2 sonstige Trägerstoffe<br />

Neben Torf wurden zahlreiche andere Trägerstoffe verwendet wie Stroh, Häcksel, Kleie,<br />

Malzkeime, Ölrückstände, Trockenschnitzel etc.<br />

In einem sehr frühen Bericht (ANON. 1843) heißt es, der Besitzer einer chemischen<br />

Producten-Fabrik in der Nähe von Lyon habe mit Stroh mit Sirup (von Rohrzucker oder<br />

Runkelrüben) das Heu und sogar einen Teil <strong>des</strong> Hafers ersetzt. Nach 24-stündigem<br />

Einweichen von Stroh setzte er Sirup hinzu. Ein Pferd erhielt täglich 36-48 Pfd. Strohhäcksel,<br />

die mit 2 Pfd. Sirup angemacht wurden.<br />

Auch LUDEWIG (1906 a, S. 167-168) erwähnt die Strohmelasse, aus 60 Teilen Strohhäcksel<br />

und 40 Teilen Melasse bestehend.


75<br />

ALQUIER fütterte an seine Dienst- wie Reitpferde seit 1900 täglich <strong>bis</strong> zu 1 ½ kg Pail-mêl<br />

(paille mélassé)= Strohmelasse. Seinen Angaben zufolge enthält die besagte Melasse 40%<br />

Zucker, so dass die <strong>Pferde</strong> täglich ca. 500 g Zucker aufnehmen. ALQUIER empfiehlt, die<br />

Tagesdosis wegen der stark abführend wirkenden mineralischen Stoffe in der Strohmelasse<br />

nicht weiter zu erhöhen (BARTHEL 1910). GRANDEAU (1903) fütterte Strohmelasse<br />

(60,5% Melasse und 27,5% Stroh) an ein Versuchspferd und kommt zu dem Schluss, dass sie<br />

dem Nährwert <strong>des</strong> Hafers kaum nachsteht.<br />

Die Klimaxmelasse besteht nach KELLNER aus 25% Laubholzmehl, 5% Kastanienmehl und<br />

70% Melasse und ist wie die Torfmelasse zu beurteilen (LUDEWIG, 1906 a, S. 167).<br />

KARIGER (1963, S. 43) beurteilt dieses Futtermittel als Versuch, ein geringes Futter durch<br />

einen Phantasienamen aufzuwerten.<br />

Auch das Klimax-Malzkeim-Melassefutter war als <strong>Pferde</strong>futter recht beliebt. Es müsste<br />

wegen der hohen Verdaulichkeit guter Malzkeime einen positiven Nähreffekt haben.<br />

Tatsächlich zeichnet sich das Klimax-Malzkeim-Melassefutter durch einen hohen<br />

Eiweißgehalt neben etwas Fett aus. Die Erfahrungen mit diesem Futtermittel sind durchweg<br />

gut. Trotzdem ist auch dieses nicht als Hafersurrogat zu empfehlen. Neben der normalen<br />

Haferration können 3 <strong>bis</strong> 4 Pfd. <strong>des</strong> Klimax-Malzkeim-Melassefutter(s) gegeben werden, die<br />

<strong>Pferde</strong> fressen es sehr gern (JARMATZ, 1905).<br />

Die Hopfenmelasse besteht aus ausgenutztem Hopfen, der mit Melasse vermischt wurde.<br />

LUDEWIG (1906 a, S. 167-168) beurteilt den Nutzen dieses Futtermittels als sehr<br />

zweifelhaft.<br />

Von einer Blutfuttermehlfabrik in Kiel stammt das von LILIENTHAL (1899) untersuchte<br />

Blutfuttermehl. Es besteht aus Blut, Zuckermelasse und ein oder mehreren Futtermitteln zum<br />

Aufsaugen der Blutmelasse (gemahlenes Stroh, Kaff, Hirsespelzen usw.). Das Blutfuttermehl<br />

enthält nach Herstellerangaben: 17% Eiweiß und ca. 1% Amide, 2,5 - 3,5% Fett und 55 –<br />

60% N-freie Extraktstoffe, davon 22 – 23% Zucker. Seit dem 1. Januar 1898 füttert er mit<br />

Erfolg an vier mittelschwere <strong>Pferde</strong> täglich 4 Pfd. Blutmehlmelasse. Die alte Ration aus 12<br />

Pfd. Hafer und einer ausreichenden Menge Heu wurde teilweise durch Blutmehlmelasse (2<br />

Pfd. anstelle von 3 Pfd. Hafer, max. 4 Pfd.) ersetzt.<br />

Mit dieser Ration aus Hafer und Blutfuttermehl werden bei nahezu gleichem Nährstoffwert<br />

ca. 72 M pro Jahr und Pferd Futterkosten eingespart. Die <strong>Pferde</strong> müssen allerdings erst<br />

langsam mit steigenden Mengen an die Blutmehlfütterung gewöhnt werden. Der<br />

Gesundheitszustand der <strong>Pferde</strong> in dem Versuchsjahr war gut. Es wurden auch keine<br />

Durchfälle oder Polyurie beobachtet, wie man es sonst von der Melassefütterung kennt. Die<br />

<strong>Pferde</strong> sind wohlbeleibt, ohne in der Leistungsfähigkeit nachzulassen, wie es bei der<br />

Maisfütterung der Fall ist. Harn- und Kotabsatz waren unauffällig und unverdaute<br />

Haferkörner oder Stärkekörner wurden nicht gefunden.<br />

Nach SCHREIBER (1906) waren die Erfahrungen mit Blutmelasse nicht gut. Das Blut muß<br />

sterilisiert werden, dabei gerinnt das Eiweiß und die Verdaulichkeit wird herabgesetzt. Die<br />

Blutmelasse kommt in Form von Kuchen und Pulver in den Handel, aber beide Produkte<br />

besitzen nur eine geringe Haltbarkeit. Frisch sind sie klebrig und schimmeln bei<br />

unvorsichtiger Aufbewahrung, lagert man sie aber trocken, wird sie knochenhart und läßt sich<br />

nur noch schwer zuteilen.<br />

1918 veröffentlicht ANON. die Zusammensetzung der Blutmelasse nach E. POTT. Zur<br />

Herstellung der Blutmelasse wird frisches Blut mit etwa 25% Melasse vermischt und diese so<br />

haltbar gemachte Masse dann mit Getrei<strong>des</strong>preu, Kleie und anderen geeigneten aufsaugenden


76<br />

Materialien vermischt, getrocknet und dann in Kuchen- oder Pulverform verkauft. Die<br />

Zusammensetzung der so gewonnenen Futtermittel schwankt:<br />

Trockensubstanz ......................... 80,6 - 92,9, im Mittel 84,2%<br />

Protein ........................................ 13,3 -27,8, „ „ 18,1%<br />

Fett ............................................. 0,5 - 3,1, „ „ 1,6%<br />

Rohfaser ...................................... 7,7 -35,5, „ „ 16,2%<br />

stickstofffr. Extraktstoffe ............. 82,8 -45,7, „ „ 40,5%<br />

Asche ................................................................................. 7,8%<br />

Der anonyme Verfasser berichtet auch, dass MONTINI nach umfangreichen Versuchen bei<br />

<strong>Pferde</strong>n mit 1 kg Blutmelasse 1,5 kg Hafer vorteilhaft ersetzt hat (ANON. 1918).<br />

Außerdem berichtet JARMARTZ (1905) von einem weiteren Blutpräparat, dem<br />

Blutkraftfutter, hergestellt von der „Deutschen Futterstoffabrik“. Das frische, auf den<br />

Schlachthöfen aufgefangene Blut wird durch überhitzen Dampf sterilisiert, getrocknet und mit<br />

Melasse und Kleie vermischt (s. a. Kap. 2.5 „roborierende Futtermittel).<br />

Die Maiskeimmelasse wurde von den <strong>Pferde</strong>n gern gefressen und gut vertragen. Auffällig<br />

war der schnelle und gute Verlauf <strong>des</strong> Frühjahr-Haarwechsels. Als normale Dosis pro Tag<br />

und Pferd empfiehlt SCHREIBER (1906) 300g. Während <strong>des</strong> fast ein Jahr lang dauernden<br />

Fütterungsversuchs trat keine Kolik oder sonstige Unverträglichkeit auf. Auch LUDEWIG<br />

(1906 a, S. 167-168) erwähnt die Maiskeimmelasse (69% Melasse enthaltend).<br />

Bei der Verfütterung verschiedener Kleienmelassen traten, trotz vorsichtiger Dosierungen,<br />

Koliken und Unverdaulichkeiten mit Gärungserscheinungen auf. Nur die<br />

Weizenschalenmelasse, wurde besser vertragen (SCHREIBER, 1906). Mit etwa 300g dieses<br />

Melassefuttermittels kann man beim Pferd etwa 375 g Hafer pro Mahlzeit einsparen. Auch in<br />

den Versuchen von WEISER und ZAITSCHECK (1908) mit einer sehr großen Zahl von<br />

schweren Arbeitspferden (1000 <strong>bis</strong> 1400 kg) einer Budapester Transportgesellschaft an der<br />

„königl. ungarischen tierphysiologischen Versuchstation zu Budapest“, wurde die Melasse in<br />

einer Mischmaschine mit Kleie vermischt und anschließend mit anderen Futtermitteln<br />

vermengt. Die Versuche wurden in drei größeren Gruppen im Verlauf eines Jahres<br />

durchgeführt. Die Ration bestand aus: Heu ad libitum; 3,25 kg Mais; 3,2 kg Kleie und 2,3 kg<br />

Melasse. Die <strong>Pferde</strong> blieben trotz anstrengender Arbeiten in guter Kondition, ihre<br />

Leistungsfähigkeit war in keiner Weise eingeschränkt. Die Tiere schwitzten auch in den<br />

heißen Monaten Juli und August nur sehr wenig. Es zeigte sich, dass 4 kg Melasse pro 1000<br />

kg Pferd gut vertragen werden. Auch 5 <strong>bis</strong> 5,5 kg Melasse pro 1000 kg Pferd beeinträchtigen<br />

selbst bei langer Fütterung Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Tiere nicht. Allerdings<br />

wird die Ration dann sehr klebrig und die <strong>Pferde</strong> gewöhnen sich nicht so schnell daran und<br />

fressen es auch nicht so gerne.<br />

Remontepferde eines Feldarillerie-Regiments erhielten Melasse mit Palmkernmehl in<br />

steigender Dosis <strong>bis</strong> zu 3 Pfd. täglich Das Futter wurde von allen <strong>Pferde</strong>n gut vertragen und<br />

von den meisten am ersten Tag, von wenigen erst am dritten Tag gern genommen. Bei dieser<br />

Fütterung hörten die Kolikerscheinungen, die bei mehren Tieren nach dem Manöver<br />

beobachtet wurden, auf (WANDERSLEBEN, 1897). Auch einige schlechte Fresser nahmen<br />

die Melasse gern auf und besserten sich im Nährzustand .<br />

VOIGT (1897) berichtet über Kokos- und Palmkuchenmehl- Melasse (siehe: D. Melasse in<br />

Mischfuttermitteln). Auch JÖRSS fütterte seine <strong>Pferde</strong> 1898 mit Palmkernmelasse. Nach<br />

FRIDERICI-CZERLEINO (1904) bewährte sich die Fütterung mit Kokosnuss- und


77<br />

Palmkernmelasse bei der Omnibusgesellschaft in Breslau. Schrittpferde sollen bei schwerer<br />

Arbeit maximal 10 Pfd., <strong>Pferde</strong> mit schnellerer Gangart höchstens 5 Pfd. pro Tag erhalten.<br />

Die Melassetrester werden aus Melasse und den nach dem Auspressen der Weintrauben<br />

übriggebliebenen Trestern hergestellt.. Eingehende Versuche wurden nach JARMATZ (1905)<br />

<strong>bis</strong>her in der Armee nicht angestellt. Erfahrungsgemäß nehmen die <strong>Pferde</strong> die Melassetrester<br />

aber bald und gerne auf und die Fütterung verbessert Leistungsfähigkeit und Nährzustand der<br />

Tiere.<br />

ANON. berichtet 1903, Tumelin bestehe aus dem schwammigen Inneren der Maisstengel, das<br />

als Melasseträger leicht 40% Zuckerrübenmelasse aufsaugt. LUDEWIG (1906 a, S. 160-168)<br />

beurteilt diese Präparate als zu teuer und von zu zweifelhafter Wirkung, als das sie verbreitet<br />

in der <strong>Pferde</strong>fütterung zur Anwendung kommen sollten.<br />

Oberroßarzt FELDTMANN beschreibt 1902 die Zusammensetzung und Wirkung eines<br />

Milchmelassefutter(s). Es entstand aus der Notwendigkeit, große Mengen Magermilch zu<br />

nutzen. Kasein und das übrige Eiweiß wurden mittels eines speziellen Verfahrens aus der<br />

erhitzten Magermilch abgeschieden und erkaltet mit den trockenen Futterstoffen vermischt.<br />

Das Futter enthält Sonnenblumenkuchenmehl, etwa 40% Melasse und Reiskleie, bzw.<br />

Erdnußkleie als Melasseträger.<br />

Das Futter konnte monatelang gelagert werden ohne in der Qualität nachzulassen. Die<br />

Fütterung sei eine sehr reinliche. Die <strong>Pferde</strong> nehmen das Futter begierig auf.<br />

Sechs schlechte Fresser mit in einem dürftigen Ernährungszustand bekamen täglich 2 Pfd.<br />

Milchmelassefutter zusätzlich zu ihrer Ration. Der Ernährungszustand, die Freßlust, das<br />

Aussehen und die Leistungsfähigkeit dieser <strong>Pferde</strong> besserten sich in kurzer Zeit erheblich.<br />

Nach vierwöchiger Fütterung mit dem Milchmelassefutter war eine Gewichtszunahme der<br />

einzelnen <strong>Pferde</strong> von 8 <strong>bis</strong> 15 kg festzustellen. Bei dem letzten Ausbruch der Brustseuche<br />

wurde das Futtermittel in Verbindung mit Hafer auch von schwerkranken <strong>Pferde</strong>n noch gern<br />

aufgenommen und hielt die <strong>Pferde</strong> bei Appetit und Kräften. SCHMOEGER (1904) gibt die<br />

chemische Zusammensetzung der Milchmelasse an.<br />

Melasseschnitzel entstehen, wenn die aus dem Preßtrichter kommenden Schnitzel mit 16%<br />

Melasse vermischt werden (nasse Melasseschnitzel) und dann getrocknet werden<br />

(Trockenschnitzel; RAMM 1899).<br />

Nach KARIGER (1963) wurden Melassetrockenschnitzel schon in großem Umfang im<br />

letztem Dezennium <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts produziert und zeitgleich mit der Torfmelasse<br />

entwickelt, um durch einen Melasseträger die Melasse handlicher zu machen. Melasse und<br />

Rübenschnitzel wurden in dem Verhältnis gemischt, wie sie auch bei der Zuckerproduktion<br />

abfielen, so dass ein Viertel <strong>bis</strong> ein Drittel der Trockensubstanz der Melassetrockenschnitzel<br />

aus der Melasse stammte (SCHMOEGER 1904).<br />

In der Armee wurden <strong>bis</strong> 1905 keine größer angelegten Fütterungsversuche mit<br />

Melassetrockenschnitzel angestellt, die Erfahrung zeigt aber, dass die <strong>Pferde</strong> dieses<br />

Futtermittel nach einiger Zeit verschmähen (JARMATZ, 1905).<br />

Melassetrockenschnitzel enthalten etwa 30-40% Melasse, da die Trockenschnitzel etwa zwei<br />

Drittel ihres Gewichts an Melasse aufnehmen können. Sie sollen angeblich bei <strong>Pferde</strong>n eine<br />

vorzügliche Arbeitsleistung bewirken und gleichzeitig eine hohe diätetische Wirkung zeigen.<br />

Auch nasse Schnitzel wurden als Melasseträger verwendet, über die Wirkung dieses<br />

Futtermittels war LUDEWIG (1906 a, S. 160-168) jedoch nichts bekannt.


D. Melasse in Mischfuttermitteln mit mehr als einem Melasseträger<br />

78<br />

Im Jahre 1895 brachte die Firma „Lüdemann & Jäckel zu Schönebeck a. E.“ erstmals ein<br />

Melassemischfutter auf den Markt, das neben Melasse Palmkernschrot, Kokoskuchenmehl,<br />

Kleie, Haferschlamm u. a. Stoffe enthielt (JARMATZ 1905). Über einen Fütterungsversuch<br />

an 16 Omnibuspferden mit Melasse-<strong>Pferde</strong>futter der Firma „Ursin & Jaekel in Schönebeck“<br />

aus den Endprodukten der Zuckerrübenverarbeitung vermischt mit Kokos- und<br />

Palmkuchenmehl berichtet VOIGT (1897). Die Futterwerteinheit dieses Futters war nach<br />

Analysen der LUFAs in Braunschweig und Hil<strong>des</strong>heim nur halb so teuer wie die <strong>des</strong> Hafers.<br />

Die Versuchspferde, in einem ziemlich herabgekommenem Zustand, gingen täglich 25-30<br />

km. Überanstrengung und Übermüdung, die Verdauungsstörungen nach sich ziehen könnten,<br />

wurden vermieden. Ab August 1896 wurde täglich 1 Pfd. Mais durch 1 Pfd. Melasse-<br />

<strong>Pferde</strong>futter ersetzt, so dass am zehnten Versuchstag die Ration neben Heu, Häcksel und<br />

Streuhstroh aus 10 Pfd. Melasse-<strong>Pferde</strong>futter und 8 Pfd. Mais bestand. Da sich jetzt bei<br />

einigen Tieren Durchfall einstellte, reduzierte man die Melassegabe und gab da<strong>für</strong> mehr<br />

Häcksel: 5 Pfd. Melasse- <strong>Pferde</strong>futter, 8 Pfd. Mais, 8 Pfd. Heu, 10 Pfd. Häcksel 2 Pfd.<br />

Streustroh.<br />

Die Futteraufnahme war anfangs gering, aber am zweiten Versuchstag schon gut. Später<br />

verweigerten die Versuchstiere teilweise die Aufnahme von Futter ohne Melassezusatz.<br />

Magere <strong>Pferde</strong> legten Gewicht zu, bei schlechten Fressern besserte sich der Appetit. Kein<br />

Pferd verlor an Gewicht, bei einzelnen <strong>Pferde</strong>n stieg es während der Übergangsfütterung um<br />

<strong>bis</strong> zu 30 kg, zwei <strong>Pferde</strong> behielten ihr Gewicht. Indigestionen, besonders Koliken traten<br />

während der sechswöchigen Versuchszeit nicht auf. Die Fäzes waren etwas weicher und<br />

feuchter als gewöhnlich, jedoch ohne unverdaute Maiskörner, wie es bei der alten Ration<br />

häufiger vorkam. Die <strong>Pferde</strong> waren munter und wurden besonders glatt im Haar.<br />

Nach dem Versuch wurde bei allen 850 <strong>Pferde</strong>n der Omnibusgesellschaft die<br />

Melassefütterung eingeführt und sie dauert <strong>bis</strong> 1897 an. Allerdings darf eine bestimmte<br />

Menge Melasse in der Ration nicht überschritten werden, da sonst bei den <strong>Pferde</strong>n ein starkes<br />

Durstgefühl eintritt und sie infolge der hohen Wasseraufnahme Durchfall bekommen. Diese<br />

oberste Grenze <strong>für</strong> den Melasseanteil liegt <strong>für</strong> Schrittpferde bei schwerer Arbeit um 10 Pfd.<br />

und <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> mit schneller Gangart um 5 Pfd. pro Tag (VOIGT, 1897).<br />

Das Schönebecker Original- Melassefutter ohne jeden Torfmehlzusatz beurteilt<br />

MAERCKER als in seiner chemischen Beschaffenheit so gut, wie man es sich nur wünschen<br />

kann und außerdem vorzüglich haltbar (LUDEWIG, 1906 a, S. 160-168).<br />

Ab Ende Oktober 1901 erhielten 64 Remonten <strong>des</strong> „Vorwerks Erichsburg“ statt 4 kg Hafer<br />

ansteigend mit 3 ½ <strong>bis</strong> 4 ½ kg Baupels Melassefutter. Erst 4 ½ kg Melassefutter brachten die<br />

Remonten in einen ähnlich guten Ernährungszustand, wie 4 kg Hafer. Allerdings hatten die<br />

Melassepferde ein glanzloses, langes Haar, während die Haferpferde ein kurz anliegen<strong>des</strong>,<br />

glänzen<strong>des</strong> Haar vorweisen konnten. Auch die mit dem Melassefutter gefütterten dürftigen<br />

und schlecht fressenden <strong>Pferde</strong>n besserten sich nicht alle in ihrem Ernährungszustand. Bei<br />

den Fohlen mußte die Melassefütterung schon bald eingestellt werden, weil sie bei dieser<br />

Fütterung zu sehr im Aussehen herabkamen. Auch die angebliche Seuchenfestigkeit, die<br />

durch die Melassefütterung hervorgerufen werden soll, wurde in diesem Versuch nicht<br />

bestätigt. Im Oktober brach auf dem Remontedepot die Druse aus und die ersten <strong>Pferde</strong>, die<br />

erkrankten, waren die mit Melasse gefütterten Versuchspferde (ANON. 1902).<br />

LILIENTHAL veröffentlicht im April 1899 seine Erfahrungen mit Blutmelasse. Blut verdirbt<br />

sehr schnell. Durch einen Zufall wurde entdeckt, dass der Zusatz von Melasse das Blut über<br />

Monate haltbar macht. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung LILIENTHAL’s sind seinen<br />

Angaben zufolge auf den meisten großen Schlachthöfen Blutmelassefabriken errichtet


79<br />

worden, um das Blut mit seinem hohen Eiweißgehalt <strong>für</strong> die Viehfütterung nutzbar zu<br />

machen. Durch das notwendige Sterilisieren (Erhitzen auf 102 °C) zur Vermeidung von<br />

Ansteckungen, wird die Verdaulichkeit der Proteine herabgesetzt. Zusätzlich enthält das<br />

Futtermittel durch die Melasse leicht verdauliche Kohlenhydrate. Er ersetzte in der<br />

Futterration der <strong>Pferde</strong> 6 Pfd. Hafer durch 4 Pfd. Blutmelasse. Die Tiere blieben bei dieser<br />

kostengünstigeren Ration gesund und leistungsfähig. Darüber berichtet auch SCHMOEGER<br />

(1904).<br />

Blutkraftfutter von der „Deutschen Futterstoffabrik“ hergestellt (s.a. Kap: tierische Produkte)<br />

bestand aus Melasse, Kleie und Blut und wurde wegen seines angeblich hohen Eiweißgehalts<br />

gelobt. Das Präparat ist braunrot und etwas krümelig. Die in vielen Regimentern<br />

vorgenommen Fütterungsversuche mit diesem Präparat ergaben, dass das Futtermittel von den<br />

<strong>Pferde</strong>n gern aufgenommen wurde, aber besondere Vorteile im Vergleich zu den anderen<br />

Melassearten nicht aufweisen konnte (LUDEWIG 1906 a, S. 160-168). Ein anonymer -Autor<br />

veröffentlicht 1916 die Zusammensetzung von Blutfutter. Dieses Präparat wurde 1916 unter<br />

Aufsicht <strong>des</strong> „Kriegsausschusses <strong>für</strong> Ersatzfutter GmbH, Berlin S.“ von der Hannoverschen<br />

Kraftfutterfabrik hergestellt. Es besteht aus 53 Teilen Heidemehl, 35 Teilen Melasse und 12<br />

Teilen Blutmehl. Es enthält 7,21 v. H. Asche, davon 1,78 v. H. Sand, 19,69 v. H. Rohprotein,<br />

davon 17,03 v. H. Reineiweiß, 5,15 v. H. Fett, 9,94 v. H. Rohfaser und 42,77 v. H. N-freie<br />

Extraktstoffe, davon 20,20 v. H. Zucker. Der Verfasser hält das Futtermittel <strong>für</strong> ansprechend,<br />

was den Inhalt und die äußere Beschaffenheit angeht, aber es ist zu teuer.<br />

Sachsenroß (auch ein „Blutkraftfutter“) wurde mit viel Reklame als <strong>Pferde</strong>futter<br />

angepriesen. Versuche in alle Teilen der preußischen Armee ergaben, dass Sachsenroß<br />

keinerlei Vorteile gegenüber anderen Melassearten bietet. Es traten nach der Verfütterung<br />

keine Verbesserung <strong>des</strong> Nährzustan<strong>des</strong>, kein schnelleres Abhaaren, keine Zunahme <strong>des</strong><br />

Körpergewichts und auch keine Zunahme der Leistungsfähigkeit ein. Auch der hohe Preis<br />

verbietet den Einsatz von Sachsenroß als Ersatzfuttermittel (LUDEWIG, 1906 a, S. 160-168).<br />

Das sog. Roborin-Kraftfutter ist ein braunes, locker zusammengeballtes, trockenes Pulver<br />

von angenehmen, kommißbrotartigem Geschmack und Geruch. Dieses Blutpräparat besteht<br />

aus Roborin (ein Hämoglobinpräparat, welches Kalzium in organischer Verbindung mit<br />

Hämalbumin enthält), Weizenkleie und Melasse (JARMATZ, 1905, s.a. Kap.: tierische<br />

Produkte).<br />

Die Fütterungsversuche mit dem Roborin-Kraftfutter zeigten, dass die <strong>Pferde</strong> sich ein <strong>bis</strong><br />

zwei Tage an die neue Fütterung gewöhnen mußten, <strong>bis</strong> sie das neue Futter akzeptierten. Es<br />

nährt die <strong>Pferde</strong> eher schlechter als der Hafer und ist viel teurer. Deshalb kann das Präparat<br />

nicht als Haferersatzmittel eingesetzt werden (JARMATZ, 1905).<br />

Versuche mit Melassemischfuttern wurden von LATSCHENBERGER und POLANSKY über<br />

186 Tage mit 8 ausgemusterten <strong>Pferde</strong>n durchgeführt (STIFT 1905). Die Melassegemische<br />

hatten folgende Zusammensetzung (die prozentuale Verteilung der Inhaltsstoffe war bei dem<br />

Melassegemisch III unbekannt):<br />

Melassegemisch I Melassegemisch II Melassegemisch III<br />

50% Melasse 26% getrockn. Biertreber Melasse<br />

30% Palmkernkuchenmehl 23% Palmkernkuchenmehl Kleie<br />

20% Kokoskuchenmehl 5% Bassiamehl Malzkeime<br />

46% Melasse Trockentreber<br />

Mit den Gemischen I u. II konnte ohne Bedenken Hafer 1 : 1 ersetzt werden.


80<br />

Bei der Verfütterung <strong>des</strong> Melassegemisch III , vermutlich mit hohem Melasseanteil wurden<br />

schlechte Erfahrungen gemacht. Der <strong>Pferde</strong> nahmen es nur ungern auf und bekamen bei<br />

Ersatz der halben Haferration Diarrhoe.<br />

Cibus soll ein Kraftfutter darstellen, das aus chemisch aufgeschlossener Zellulose und zur<br />

Gärung gebrachter Melasse besteht. Nach Herstellerangaben soll das Futter sowohl leicht<br />

verdaulich als auch haltbar sein und die Hälfte der ursprünglichen Körnerration ersetzen<br />

können. Bei einer Verfütterung von 3 Pfd. pro Tag soll sich das Wohlbefinden und die<br />

Leistungsfähigkeit der <strong>Pferde</strong>, bei einer Kostenersparnis, verbessern. LUDEWIG (1906 a, S.<br />

160-168) hat in der Literatur keine Angaben über praktische Erfahrungen mit Cibus gefunden.<br />

Aus Frankreich kam die Empfehlung Melassebrote zu verfüttern (LUDEWIG, 1906, S. 160-<br />

168). Nach GRANDEAU (1903) fütterte die Pariser „Compagnie générale <strong>des</strong> voitures“ ihre<br />

13000 <strong>Pferde</strong> sechs Monate lang mit Melassebrot, einem Gemisch aus 60% pflanzlichen<br />

Abfällen und 40% Melasse, das zu Futterbroten verarbeitet wurde. Die 13000 <strong>Pferde</strong> der<br />

<strong>Pferde</strong>bahn erhielten täglich 1,8 kg Melassebrot.<br />

Melassekuchen besteht aus einem Gemisch von Melasse mit Kartoffelpülpe und<br />

Roggenkleie, das vorsichtig gedörrt und <strong>bis</strong> auf einen Wasserrest von etwa 6% getrocknet<br />

wird (LUDEWIG, 1906, S. 160-168).<br />

Derby-Melasse enthält l:50 Teile Melasse, 25 Teile Weizenkleie, 15 Teile Leinsamenkuchen<br />

und 20 Teile getrocknete Rübenschnitzel. Nach ZAITSCHEK und KORBULY (1903) betrug<br />

der Energiegehalt 2483 Cal/ kg, wovon 2370 Cal. verwertet werden. ( Hafer 2422 Cal. pro kg<br />

davon 2264 Cal. verwertet.). Die Derby-Melasse kann also Hafer in der Fütterung ersetzen.<br />

KÄPPELI (1906) fütterte sechs Wochen lang Knorr´s Zuckerhafermehl an neun<br />

Arbeitspferde. Es bestand aus Haferabfällen (Mehl, Kleie, Schalen) und Zuckermelasse. Die<br />

versprochene Anregung der Fresslust konnte von KÄPPELI nicht beobachtet werden und im<br />

übrigen rät er von der Verfütterung ab, weil das Futtermittel <strong>für</strong> seinen Futterwert zu teurer<br />

bezahlt werden müsste.


81<br />

3.3.2 Rübenschnitzel (Naß- oder Trockenschnitzel)<br />

1845 sieht HAUBNER (S. 410) noch keinerlei Verwendungsmöglichkeiten <strong>für</strong> die<br />

Rübenpressrückstände in der <strong>Pferde</strong>fütterung. Nach HOFFMANN (1862) lassen sich keine<br />

allgemeinen Angaben über die Gehalte der Rübenschnitzel machen, weil die verwendeten<br />

Zuckerrüben je nach Anbaugebiet und Sorte unterschiedlich zusammengesetzt sind. LÖBE<br />

(1875, S. 193-196) beschreibt zwar die Zusammensetzung der Rübenschnitzel (Preßling,<br />

macerirte Rübenschnitte und Centrifugenrückstände) und die Fütterung an Rindvieh sehr<br />

ausführlich, erwähnt aber eine Verwendung <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> nicht.<br />

DAMMANN gibt 1886 (S. 553) <strong>für</strong> die Preßlinge einen Trockensubstanzgehalt von 30% und<br />

ein Nährstoffverhältnis von 1:10-12, evtl. sogar noch weiter, an. Die Preßlinge entstehen bei<br />

der Zuckergewinnung. Dazu werden die Rüben unter Zugabe der erforderlichen Wassermenge<br />

zu einem feinen Brei zerrieben, dem durch hydraulisches Pressen der größte Teil <strong>des</strong><br />

Zuckersaftes entzogen wird. Die Rückstände sind die Preßlinge in Form von dünnen<br />

zusammenhängenden Kuchen. Wird der Saft dagegen durch Ausschleudern <strong>des</strong> Breis<br />

gewonnen, so bleiben die Centrifugen-Rückstände über, die nur etwa 16-18%<br />

Trockensubstanz aufweisen, aber ein ähnliches Nährstoffverhältnis besitzen, wie die<br />

Preßlinge.<br />

Nach DAMMANN ist das Verfahren der Diffusions- Zuckergewinnung seit ca. 1875 flächendeckend<br />

eingeführt. Die Rüben werden in feine Streifen zerschnitten und diese Schnitzel<br />

werden dann mit mäßig warmem Wasser extrahiert. Sie geben also ihren Zuckergehalt auf<br />

dem Weg der Diffusion ab und die schwer zu extrahierenden Eiweißstoffe bleiben in größerer<br />

Menge in den Schnitzeln zurück, als es bei den älteren Verfahren (pressen oder<br />

zentrifugieren) der Fall war. Die Diffusionsschnitzel haben einen Wassergehalt von 94-95%,<br />

aber ein engeres Nährstoffverhältnis von 1:5,5-7.<br />

BUCHER (1896) beschreibt getrocknete Rübenschnitzel (Rübentrockenschnitzel) und<br />

berichtet, dass die Akzeptanz bei Fütterung an <strong>Pferde</strong> nachlässt.<br />

Die nassen Rübenschnitzel enthalten etwa 90% Wasser, geringe Mengen Rohfaser und Nfreie<br />

Extraktivstoffe, sehr wenig Protein und Spuren von Fett und Asche. Der Versand der<br />

schweren nassen Schnitzel war sehr umständlich. Daraufhin wurden die Schnitzel durch<br />

erwärmte Luft getrocknet und damit gleichzeitig nahezu keimfrei gemacht. Diese<br />

Trockenschnitzel haben eine graubraune Farbe und sind von angenehmem Geruch. Durch den<br />

Zusatz von 16% Melasse zu den nassen Rübenschnitzeln und die anschließende Trocknung<br />

nach dem oben genannten Verfahren entstehen die Melassetrockenschnitzel (DAMMANN<br />

1886, S. 553).<br />

KELLNER schreibt 1908 (S. 114-115) über die Fütterung mit nassen Rübenschnitzeln an<br />

<strong>Pferde</strong>, dass nur ruhende oder wenig beschäftigte <strong>Pferde</strong> zeitweise eine kleinere Menge ohne<br />

Nachteil erhalten dürfen. Tragende Tiere und Jungvieh dürfen nur ganz frische<br />

Rübenschnitzel in kleinen Mengen bekommen. Sind nämlich die nassen Schnitzel schon in<br />

Zersetzung übergegangen, so erzeugen sie leicht Verdauungsstörungen und schwere<br />

Krankheitserscheinungen, die unter dem Begriff Schnitzelkrankheit bekannt wurden.<br />

Getrocknete Schnitzel werden allgemein besser vertragen. Die Trockenschnitzel sind lange<br />

haltbar (LUDEWIG, 1908).<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST empfiehlt 1918 Trocken(rüben)schnitzel nur gut<br />

eingeweicht und mit Häcksel vermischt zu verfüttern, um Schlundverstopfungen zu<br />

vermeiden.<br />

KLOSE (1929) fütterte jeweils an ein Pferd von drei Gespannen von April <strong>bis</strong> September<br />

1927 <strong>bis</strong> 4 kg Trockenschnitzel. Er betont, dass die Versuchspferde keinesfalls mehr


82<br />

geschwitzt hätten, als die mit Hafer gefütterten. KLOSE schließt aus seinem Versuch, dass 4<br />

kg Hafer in der Ration bedenkenlos durch 4 kg Trockenschnitzel ersetzt werden können,<br />

solange das fehlende Eiweiß durch ein anderes Futtermittel ersetzt wird (Luzernheu, Erbsenoder<br />

<strong>Pferde</strong>bohnenschrot, Erdnusskuchenmehl, Leinschrot oder Reisfuttermehl). Er empfiehlt<br />

die Trockenschnitzel sechs <strong>bis</strong> zwölf Stunden vor dem Füttern im Einweichwasser<br />

durchzurühren und 15-20 g Kochsalz beizufügen.<br />

SCHOLZ (1933) stellte bei seinem Verdauungs- und Bilanzversuch fest, dass 6,3 kg<br />

eingequollene Trockenschnitzel pro Pferd und Tag ohne gesundheitliche Störungen oder<br />

Leistungseinbußen verfüttert werden können. Bei dem Ersatz von 1 kg Hafer durch 1 kg<br />

Trockenschnitzel muss der geringere Mineralstoff-, Eiweiß- und Vitamingehalt in der Ration<br />

ausgeglichen werden. SCHOLZ (1933) bemerkte eine bessere Verdaulichkeit der Rohfaser<br />

und der N-freien Extraktstoffe der übrigen Futtermittel in der Ration bei der<br />

Trockenschnitzelfütterung (s.a.: Kap. Wurzeln und Knollen).


3.3 Futterzucker<br />

83<br />

LATSCHENBERGER und POLANSKY (STIFT, 1905) wollten in Fütterungsversuche an der<br />

„k. u. k. Tierärztlichen Hochschule in Wien“ herauszufinden, in welcher Form von den<br />

<strong>Pferde</strong>n die größte Menge Zucker aufgenommen wird, wie groß diese Menge ist und ob<br />

nachteilige Folgen <strong>für</strong> die Gesundheit der Tiere zu beobachten waren. Sie verwendeten aber<br />

nur vier <strong>Pferde</strong>, so dass ihre Ergebnisse (3 kg Zucker täglich von den <strong>Pferde</strong>n gern und ohne<br />

Nachteile aufgenommen) nur eine begrenzte Aussagekraft haben.<br />

Je nach Preisverfall von Zucker oder einer Verknappung von Hafer wurde auch<br />

unbehandelter Zucker an <strong>Pferde</strong> verfüttert. Der erste Bericht stammt offenbar von dem<br />

französischen Distanzreiter BEAUSIL, der seinem Dienstpferd täglich neben Heu, Hafer,<br />

Kleie und Melasse <strong>bis</strong> zu 3 kg Zucker zur Leistungssteigerung gegeben hatte. Er führte die<br />

hervorragenden Leistungen seines <strong>Pferde</strong>s auf die Zuckerfütterung zurück (LUDEWIG 1908).<br />

BEAUSIL behauptet, dass der Zucker weder mit dem Kot noch mit dem Harn wieder<br />

ausgeschieden wird, gibt aber keine chemischen Nachweismethoden an, mit denen die<br />

Exkremente getestet wurden. Während der letzten acht Tage der Vorbereitung <strong>für</strong> den<br />

Distanzritt „Paris- Rouen- Deauville“ 1903, hat er dem da<strong>für</strong> trainierten Pferd täglich 1 ½ kg<br />

Melasse und 3 kg Kristallzucker mit der Ration gegeben. Diese Fütterung führte zu keinen<br />

Beschwerden. BEAUSIL empfiehlt die Gabe von Zuckerwasser (100 g Zucker auf 1 l<br />

Wasser) während eines Distanzrittes (1. Tag 4,3 kg, 2. Tag 1,0 kg Zucker in Wasser gelöst),<br />

damit die zur Lösung <strong>des</strong> Zuckers notwendige Flüssigkeitsmenge nicht dem Körper entzogen<br />

werden muss. In den Jahren 1903 <strong>bis</strong> 1905 gewannen verschiedene <strong>Pferde</strong> unter<br />

verschiedenen Reitern diverse Distanzritte. Gemeinsam war ihnen, dass sie nach BARTHEL<br />

(1910) unter BEAUSILs Aufsicht gefüttert und trainiert wurden. BEAUSIL zieht daraus den<br />

Schluß, dass Zucker das beste Nährmittel <strong>für</strong> die Arbeit ist und der größtmöglichen<br />

Kraftentfaltung bei den <strong>Pferde</strong>n dient.<br />

Nach der Veröffentlichung von BEAUSIL Erfahrungen wurden auch in der deutschen Armee,<br />

insbesondere an der Reitschule Hannover, Versuche mit Zuckerfütterung angestellt. Den<br />

Berichten zufolge sind die Versuche günstig ausgefallen (LUDEWIG, 1908).<br />

Oberstabsveterinär STIEGLER hat BARTHEL (1910) mündlich mitgeteilt, dass im Jahre<br />

1906 an der Militär-Reitanstalt zu Dresden an sechs Stammpferde drei Monate lang Zucker<br />

gefüttert wurde. Nach einer mehrtägigen Gewöhnungsphase wurde die tägliche Zuckermenge<br />

<strong>bis</strong> auf 1 ½ Pfd. pro Pferd (einmal am Tag nachmittags zwischen den gewöhnlichen<br />

Futterzeiten, mit Häcksel und Wasser zu einem dicklichen Brei angerührt) erhöht. Die <strong>Pferde</strong><br />

waren in einem guten Futterzustand und sehr leistungsfähig. Nachteilige Folgen dieser<br />

Fütterung wurden nicht beobachtet.<br />

In einem Feldversuch sollte nun geprüft werden, ob die Dienstpferde, wie von BEAUSIL<br />

behauptet, tatsächlich 3 kg Zucker täglich vertragen. Sechs <strong>Pferde</strong> verschiedenen Alters und<br />

Geschlechts erhielten täglich (mittags, mit Körnern gemischt) steigende Mengen von klarem<br />

kristallisiertem Speisezucker (<strong>bis</strong> 3 kg). Später wurden auch 3 kg Rohzucker (ein Gemisch aus<br />

Rohzucker und Reismehl im Verhältnis 5 : 1) eingesetzt. In zehn Tagen wurden<br />

durchschnittlich 650 g Zucker pro Tag gefüttert. Bis auf ein Pferd (schlechter Fresser)<br />

nahmen alle <strong>Pferde</strong> zu. Bei regelmäßigen Untersuchungen konnte im Harn der <strong>Pferde</strong> kein<br />

Zucker nachgewiesen werden.<br />

BARTHEL (1910) beurteilt die Zuckerfütterung als günstig. Sie erhöht den Appetit ohne ein<br />

vermehrtes Durstgefühl auszulösen. 500 g Zucker als Anfangsgabe vertragen die <strong>Pferde</strong><br />

unbeschadet und Höchstmengen von 3 kg täglich können sogar als Einzeldosis gegeben<br />

werden. Klarer Speisezucker wird von den <strong>Pferde</strong>n dem Rohzucker vorgezogen. Störungen<br />

der Gesundheit, insbesondere Diarrhöe und Polyurie traten während <strong>des</strong> ganzen


84<br />

Versuchszeitraums nicht auf. Der plötzliche Wegfall der Zuckerbeigabe führte bei den Tieren<br />

zu keinerlei Veränderung im Verhalten.<br />

LUDEWIG (1908) beurteilt die Ergebnisse sehr skeptisch. Als Tierarzt mit den<br />

Verdauungsvorgängen <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s vertraut, glaubt er nicht, dass <strong>Pferde</strong> eine so große<br />

Zuckermenge vertragen. Er fütterte zwei ihm zur Verfügung stehende Versuchspferde mit<br />

Zucker. Schon nach einer täglichen Gabe von 400 g Zucker litten die Tiere an so starkem<br />

Durchfall, dass eine weitere Fütterung mit Zucker nicht mehr in Frage kam. Deshalb ist seine<br />

Empfehlung <strong>Pferde</strong>n nicht mehr als ein 1/2 Pfd. Zucker pro Tag zu füttern, wenn man<br />

Verdauungsstörungen vermeiden will.<br />

Im 1. Weltkrieg diente das „Luxusgut“ Zucker teilweise als Haferersatz (BARTSCH, 1926,<br />

S. 157-158). Nach Umfragen von GERLACH und STÖRMER war die Zuckerfütterung an<br />

<strong>Pferde</strong> schon 1915 weit verbreitet. Durchschnittlich wurden pro Tier und Tag 3-4 Pfd., in<br />

Einzelfällen sogar <strong>bis</strong> zu 8 Pfd. täglich gegeben. Der Zucker wurde nach einigen Tagen gut<br />

gefressen, die <strong>Pferde</strong> sahen wohlgenährt und glatt im Fell aus, die Leistungsfähigkeit blieb<br />

erhalten. Allerdings wurde auch über Verdauungsstörungen berichtet, die BARTSCH (1926)<br />

auf nicht näher erläuterte ungünstig zusammengestellte Futterrationen zurückführt.<br />

SCHNEIDEWIND (1915) empfiehlt die Melasse- und Zuckerfuttermittel als im Vergleich zu<br />

anderen Futtermittel als außerordentlich preiswürdig. Für <strong>Pferde</strong> habe sich diese Fütterung<br />

bewährt und es können bedenkenlos täglich 3 kg Zucker pro 1000 kg KM gefüttert werden.<br />

FREYTAG (1915) aus Plauen schlägt Fütterungsrationen vor, in denen der Hafer nach der<br />

Rationierung durch Zucker und andere Futtermittel ersetzt wurde. Die <strong>Pferde</strong> arbeiteten<br />

genauso gut und blieben in einem guten Ernährungszustand bei folgender Ration: 2 Pfd.<br />

Zucker, 3 Pfd. gequetschten Hafer, 3 Pfd. gerissener Mais und ½ Eimer aufgeweichte, mit<br />

reichlichen Mengen Häcksel vermischte Rübenschnitzel, genügende Mengen guten Heus.<br />

Schwere Spediteurpferde erhielten: 3 Pfd. Zucker, 3 Pfd. Hafer, 3 Pfd. Mais, 3 Pfd.<br />

getrocknete Biertreber, 3 Pfd. Melasse und entsprechende Mengen Häcksel und Heu.<br />

Krankheitserscheinungen wurden bei den so gefütterten <strong>Pferde</strong>n nicht beobachtet. Der<br />

Ernährungszustand ging nur wenig zurück, obwohl die Tiere mehr leisten müssen, als in<br />

Friedenszeiten.<br />

OHLER berichtet 1915 von Fütterungsversuchen an 32 volljährigen Schwadronspferden und<br />

jungen Remonten. 1000 g Hafer ihrer Ration wurden durch 1500 g Rohzucker ersetzt.<br />

Dem Futtergemisch aus Hafer und Rohzucker wurde langgeschnittener Häcksel beigemischt.<br />

Nach zweitägiger Gewöhnungsphase, in der die <strong>Pferde</strong> das Futter nur ungern nahmen, fraßen<br />

sie es später gierig. Alle Tiere nahmen beträchtlich an Gewicht zu. Die Bewegungslust wurde<br />

nicht beeinträchtigt. Auffällig war, besonders zu <strong>Beginn</strong> der Fütterung, dass die Tiere<br />

schneller schwitzten. Zucker im Harn konnte nicht nachgewiesen werden.<br />

Weiterhin berichtet OHLER über die Fütterung von Rohzucker an Zivilpferde. Diese erhalten<br />

täglich nur 3 Pfd. Hafer. Einigen <strong>Pferde</strong>n wurde statt <strong>des</strong>sen 9 Pfd. Zuckermelasse oder <strong>bis</strong> zu<br />

6 Pfd. Rohzucker gegeben. Diese <strong>Pferde</strong> sind bei der Arbeit rasch ermüdet, schwitzten<br />

schneller und zeigten eine beschleunigte Atmung. Außerdem litten sie unter mehr oder<br />

weniger starkem Durchfall. Der Referent sieht die Ursache <strong>des</strong> Durchfalls bei der<br />

Verfütterung der Torfzuckermelasse eher in der mechanischen Reizung <strong>des</strong> Darmes durch den<br />

Torf als in der physikalisch-chemischen Wirkung <strong>des</strong> Zuckers. Die Durchfälle der<br />

Versuchspferde verschwanden, sobald die Verfütterung von Melasse oder Rohzucker<br />

abgebrochen wurde.<br />

Bekamen die <strong>Pferde</strong> aber nur 3 <strong>bis</strong> 4 Pfd. Zuckermelasse oder Rohzucker täglich und dazu viel<br />

Kleeheuhäcksel und Heu, wurden keine nachteiligen Folgen der Fütterung beobachtet,<br />

solange den Tieren genügend Zeit zur Rauhfutteraufnahme zur Verfügung stand.


85<br />

Bei anhaltender Fütterung mit Rohzucker oder Zuckermelasse verweigerten einige der Tiere<br />

die Futteraufnahme. Der Appetit stellte sich jedoch nach einem Futterwechsel sofort wieder<br />

ein. Sämtliche Versuchspferde tranken gieriger und mehr Wasser als bei der gewohnten<br />

Fütterung.<br />

HAUBOLD (1915) aus Meißen schreibt, dass durch die staatlichen Beschlagnahmungen die<br />

fehlende tägliche Haferration von 4-5 kg in der Hauptsache durch ...Zuckerfutter<br />

(Zuckerhäcksel, Melasse, Häckselmelasse)... und durch Robos (Zucker-Bluteiweiß-Futter)...<br />

ersetzt wurde.<br />

ELLENBERGER und WAENTIG führten 1916 Fütterungsversuche mit Zucker durch, um<br />

festzustellen, ob diese Fütterung zu Hyperglykämie und/oder Glykosurie führt. Nach<br />

verschiedenen Berichten, die von einer schlechten Wundheilung bei <strong>Pferde</strong>n, die mit Zucker<br />

gefüttert wurden, handelten, wollten die beiden Versuchsansteller auch diesen prüfen. Die<br />

kleinsten Wunden oder Hautabschürfungen zeigten den Berichten zufolge eine große Neigung<br />

zur Bildung schwammiger oder fibröser Granulation. Auch Hautentzündungen an den<br />

Extremitäten (Phlegmonen u. ä.) sollen nach monatelanger Zuckerfütterung eine größere<br />

Neigung zu Exsudation als bei normaler Fütterung zeigen. Diese verzögerte und schlechte<br />

Wundheilung hat demnach Ähnlichkeit mit den Wunden bei Menschen, die an Diabetes<br />

mellitus erkrankt sind. Einige Kollegen hatten auch die Beobachtung mitgeteilt, dass die<br />

Wundheilung durch eine Futterumstellung auf eine Hafer- Heu- und Häckselfütterung<br />

entschieden verbessert wurde. Andere Berichterstatter suchten die Ursache <strong>für</strong> die schlechtere<br />

Wundheilung auch in den, <strong>vom</strong> Zucker angelockten Fliegen, Wespen und Hornissen, von<br />

denen die <strong>Pferde</strong> belästigt wurden.<br />

Als Versuchspferde dienten Armeepferde, die sich nach überstandenen Operationen als<br />

Rekonvalszenten in der Klinik befanden und ansonsten völlig gesund waren. Für die Dauer<br />

<strong>des</strong> Versuchs genossen die Tiere Stallruhe.<br />

Die zu verfütternde Zuckermenge wurde so gewählt, wie sie üblicherweise in der Praxis<br />

angewendet wird. Also nur so hoch, dass keine Verdauungsstörungen auftreten oder ein<br />

Eiweißmangel zustande kommt. Durch den bestehenden Futtermangel und den damit<br />

verbundenen Beschaffungsschwierigkeiten konnte nicht über die ganze Versuchsdauer<br />

dasselbe Futter verfüttert werden.<br />

Zunächst erhielten vier Versuchspferde (Gruppe A) vor <strong>Beginn</strong> der Zuckerfütterung außer<br />

Heu und Häcksel täglich: 3 Pfd. Kleie, 3 Pfd. Mais und 5 ½ Pfd. Hafer. Der Hafer wurde<br />

durch 6 Pfd. Häckselzucker mit einem Gehalt von ca. 70% Rohrzucker ersetzt.<br />

Bei zwei weiteren Versuchspferden (Gruppe B) wurde ein Teil <strong>des</strong> Mais und auch <strong>des</strong> Hafers<br />

zeitweise durch Gerste ersetzt. Während der Zuckerfütterungsperiode erhielten diese <strong>Pferde</strong><br />

minderwertigen Häckselzucker mit nur 50% Rohrzuckergehalt. Um diesen <strong>Pferde</strong> etwa die<br />

gleiche Menge Rohrzucker zu verabreichen, wie den vier anderen Versuchspferden, bekamen<br />

sie 9 Pfd. <strong>des</strong> Häckselzuckers. Die drei täglichen Mahlzeiten der Versuchstiere bestanden also<br />

aus: 700 bzw. 750 g Rohrzucker, 500 g Kleie und 800 g Mais bzw. Gerste.<br />

Die Heuration wurde in den vier <strong>bis</strong> 5 Wochen dauernden Versuch nicht verändert.<br />

Das Körpergewicht der <strong>Pferde</strong> betrug 400 <strong>bis</strong> 600 kg. Dementsprechend war die tägliche<br />

Zuckergabe pro kg KM sehr verschieden und schwankte zwischen 3,6 und 5,7 g pro kg<br />

Körpergewicht.<br />

Die Blutentnahme zur Untersuchung auf Zucker fand zwischen 10 und 10:30 Uhr, ca. drei <strong>bis</strong><br />

dreieinhalb Stunden nach der Fütterung statt. Das Ziel der Untersuchung war, festzustellen,<br />

ob es bei der Zuckerfütterung zu einer andauernden Veränderung <strong>des</strong> Blutzuckerspiegels<br />

kommt. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in Tab. 4 dargestellt.


86<br />

Tab. 4: Blutzuckerspiegel der Tiere in dem Zuckerfütterungsversuch von ELLENBERGER<br />

und WAENTIG (1916)<br />

Veränderung <strong>des</strong> Blutzuckerspiegels (in 100 cm 3 Plasma in mg)<br />

Zeitpunkt der Pferd<br />

Analyse I II III IV V VI<br />

vor dem Versuch 99 110 106 100 91 106<br />

3. Tag - - 93 95 - -<br />

9./10. Tag 113 - - - 99 97<br />

11./12. Tag 136 175 129 128 - -<br />

14./15. Tag - - 120 116 107 117<br />

17./18./<strong>19.</strong> Tag - 136 128 121 123 -<br />

20./21. Tag 95 126 - - 112 107<br />

26./27./28. Tag 96 142 - - 106 106<br />

33. Tag<br />

∅Blutzuckerspiegel<br />

- - 117 115 - -<br />

während der 110 145 117 115 147 107<br />

Versuchsfütterung<br />

nach Ende <strong>des</strong><br />

Versuchs 94 99 105 101 93 -<br />

Die Blutzuckermengen schwanken individuell und auch temporär erheblich. Durch die<br />

Zuckerfütterung kam es bei einigen Tieren zu einer deutlichen Steigerung <strong>des</strong><br />

Blutzuckergehaltes. Es handelt sich bei diesen Tieren also um eine leichte alimentäre<br />

Hyperglykämie.<br />

Diesem Befund entsprachen auch die im Harn gefundenen Zuckerwerte (Mengen <strong>bis</strong> zu 1%<br />

bei zwei der sechs Versuchstiere, bei zwei weiteren nur eine geringe Glykosurie und<br />

schließlich bei zwei <strong>Pferde</strong>n kein Zucker im Harn). Auffällig war allerdings, dass die beiden<br />

mit Häckselzucker (Zuckergehalt nur 50%) gefütterten <strong>Pferde</strong> renal keinen Zucker<br />

ausschieden. Möglicherweise ist die Ursache da<strong>für</strong> die Verteilung <strong>des</strong> Zuckers auf eine<br />

größere Menge Häcksel (die Gesamtzuckermenge war schließlich größer als bei den anderen<br />

vier Versuchstieren).<br />

Aus dieser Untersuchung geht weiterhin hervor, dass der normalerweise alkalische Harn der<br />

<strong>Pferde</strong> bei der Mais- Kleie- Hafer- Fütterung sauer reagieren kann. Außerdem wurde dieser<br />

Harn, der bei gemischter, aber zuckerfreier Fütterung sauer reagiert, bei der Zuckerfütterung<br />

wieder alkalisch und nach Beendigung der Zuckerfütterung wieder sauer.<br />

Daraus ergibt sich <strong>für</strong> ELLENBERGER und WAENTIG, dass die Kohlenhydrate in der<br />

Fütterung nicht mittels einer verstärkten Gärung <strong>für</strong> die saure Reaktion <strong>des</strong> Harns<br />

verantwortlich sind, sondern die Säuren- und Basenäquivalente in den einzelnen<br />

Futtermitteln. Da<strong>für</strong> spricht auch, dass der Harn bei Kartoffelfütterung alkalisch ist und bei<br />

Maisfütterung sauer, obwohl der Kohlenhydratgehalt der beiden Futtermittel fast identisch ist.<br />

Im Übrigen sei in mehreren Fällen festgestellt worden, dass durch Verabreichung von<br />

geringen Mengen kohlensauren Kalkes in Form von Schlemmkreide zu der gemischten<br />

Fütterung die saure Reaktion <strong>des</strong> Harns schnell und dauerhaft in eine alkalische umgewandelt<br />

werden kann. Über einen Einfluss der Zuckerfütterung auf die Wundheilung wird nicht<br />

berichtet.<br />

Nach Ende <strong>des</strong> Krieges gingen Anbauflächen und der Ertrag der Zuckerrüben zurück. Für<br />

die <strong>Pferde</strong> stand der Zucker nicht mehr zur Verfügung (BARTSCH, 1926, S. 160). 1931<br />

fütterte RICHTER noch einmal erfolgreich Zucker an schwere Arbeitspferde (RICHTER et<br />

al. 1932b).


4. Rückstände der Müllerei, Brauerei, Brennerei, Stärkeverarbeitung<br />

87<br />

Rückstände bei der Verarbeitung von Getreidekörnern entstanden bei der Müllerei, aber auch<br />

bei Brauerei, Brennerei und Stärkegewinnung.<br />

Müllereirückstände<br />

Unter den Müllereirückständen haben die Kleien die größte Bedeutung in der <strong>Pferde</strong>fütterung<br />

erlangt. In England wurden Kleietränke eher zur Heilung von Krankheiten und zum allgemein<br />

zur Verbesserung <strong>des</strong> Aussehens verabreicht. GIBSON (1780, S. 16) warnt aber vor einer<br />

langfristigen Fütterung mit Kleie, roh oder gebrüht, weil es die <strong>Pferde</strong> zwar gutgenährt<br />

aussehen lässt, aber ihre Kraft nachlässt. Nach CLARK (1790, S. 46-48) erhielten <strong>Pferde</strong><br />

gekochte Kleie bei Krankheit oder zur Vorbeugung von Verstopfung bei Hafer/Bohnen-<br />

Rationen. Auch ein anonymer Autor (1827, S. 106-107) zählt die Kleien zu den Diätetika.<br />

BUCHMÜLLER (1829, S. 92) bezeichnet die Kleien als ein leicht verdauliches, aber wenig<br />

nahrhaftes Futter, insbesondere <strong>für</strong> junge <strong>Pferde</strong> oder solche mit schlechtem Ge<strong>bis</strong>s.<br />

STEWART (1839, S. 259) schreibt, dass Haferkleie nicht viel Nahrungsstoff enthalte und die<br />

Akzeptanz bei den <strong>Pferde</strong>n schlecht sei. Weizenkleie hingegen wird von den <strong>Pferde</strong>n gern<br />

gefressen. Bei einer Ration aus Bohnen und Erbsen regt hinzugefügte Weizenkleie zum<br />

Kauen und Einspeicheln der Ration an. Meistens wurde die Weizenkleie jedoch als<br />

Kleienschlempe, gekocht oder in Wasser eingerührt als Abführmittel gegeben. Teilweise<br />

erhielten die Straßen- und Karrenpferde in Schottland am Samstagabend Kleienschlempe<br />

anstatt der Körnerration, um das Auftreten von Kreuzverschlag durch den folgenden Ruhetag<br />

zu vermeiden.<br />

NABER (1990, S. 84-85) dokumentiert, dass 1844 Weizenkleie ein fester Bestandteil der<br />

<strong>Pferde</strong>fütterung in den Gestüten <strong>des</strong> Hannoverschen Königshauses war. Stuten erhielten Kleie<br />

in den ersten Tagen nach der Geburt, Fohlen während der Stallhaltungsperiode wöchentlich<br />

zweimal und Hengste erhielten täglich Kleie, soweit sie in ausreichender Menge vorhanden<br />

war.<br />

Bei HAUBNER (1845, S. 324) und FALKE (1850, S. 75) wird die Weizenkleie als so leicht<br />

und reizlos beschrieben, dass sie selbst zu Verdauungsschwäche und Kraftlosigkeit führt,<br />

weshalb beide Autoren die Weizenkleie wegen ihrer abführenden Wirkung nur zu diätetischen<br />

Zwecken empfiehlt. Nach HAUBNER (1845, S. 324) nehmen die <strong>Pferde</strong> bei Fütterung mit<br />

Weizenkleie zwar an Körpermasse zu, sie verlieren aber gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit.<br />

In der Ration <strong>für</strong> französische Postpferde aus dem Jahr 1854 waren neben Hafer und Heu<br />

auch 4-7 Pfd. Kleie enthalten (DOTEZAC 1854).<br />

Nach BOUSSINGAULT (1854, S. 186-189) nahmen drei Versuchspferde bei einer<br />

zwanzigtägigen Versuchsfütterung mit 4,1 kg Kleie, 5 kg Stroh und 3 kg Heu im Schnitt 20<br />

kg KM zu. WOLFF berichtet 1861 (S. 625-630) auch von einem Fütterungsversuch in der<br />

französischen Armee bei denen der Hafer in der Ration teilweise durch Kleie ersetzt wurde.<br />

Die Akzeptanz der Kleie war nicht so gut wie die der gleichzeitig getesteten Gerste.<br />

WÖRZ (1874, S. 38, 43-45) bezeichnet die Weizenkleie als ein gutes und wohlbeleibt<br />

machen<strong>des</strong> Nahrungsmittel und gibt Fütterungsbeispiele an, wo ein Teil der Haferration


88<br />

erfolgreich durch Weizenkleie ersetzt wurde. Er empfiehlt sogar die Fütterung der Fohlen mit<br />

Kleie, da sie Phosphorsäure und Kalk zur guten Knochenausbildung enthält.<br />

DAMMANN (1902, S. 413) berichtet von Veröffentlichungen aus den letzten 30 Jahren,<br />

denen zufolge <strong>Pferde</strong> bei monate- <strong>bis</strong> jahrelanger Fütterung mit Kleie und wenig Heu<br />

chronische Darmkatarrhe und Auftreibungen an den Knochen entwickeln, die zu<br />

unterschiedlichen Lahmheiten führen. Die Tiere werden bei dieser einseitigen Fütterung<br />

schwach und verlieren auch Zähne, wodurch die Futteraufnahme noch erschwert wird. Schuld<br />

sei der hohe Phosphorgehalt der Kleie.<br />

HAGEMANN (1911) fütterte Finalmehlkuchen (aus nass vermahlener Kleie) an ein Pferd<br />

und bescheinigte diesen Kuchen (durch den mechanischen Aufschluss der Kleie) eine höhere<br />

Verdaulichkeit als den aus der gleichen Kleie hergestellten Kleiekuchen.<br />

LORSCHEID (1916) berichtet über Kleievergiftungen in einem <strong>Pferde</strong>lazarett. Diese gingen<br />

mit schweren Koliken und großen Verlusten einher. Der Grund war die Verabreichung von<br />

verdorbener Kleie, die grobsinnlich nicht als verdorben zu erkennen war. Auch HERBST<br />

(1916) berichtet über ein gesundheitsschädliches Futtermittel, dass als Haferkleie deklariert<br />

zur Front geliefert wurde. Den eingeleiteten Untersuchungen zufolge besteht das Futter aus<br />

gequetschten Gerstenkörnern, (verdorbenen) Haferkörnern, Haferspelzen und Unkrautsamen.<br />

Ein anonymer Autor (1929, S. 423) berichtet, dass Weizenkleie als behelfsmäßiger<br />

Haferersatz <strong>bis</strong> zu einem Drittel der Körnerration im 1. Weltkrieg gegeben wurde. Außerdem<br />

erhielten magere <strong>Pferde</strong> nach großen Anstrengungen zusätzlich zur Haferration Kleie, um<br />

Verdauungsstörungen vorzubeugen oder zu therapieren. Der Nährstoffgehalt der Kleie<br />

schwankte, war aber in der Regel aufgrund der stärkeren Ausmahlung niedriger als in<br />

Friedenszeiten.<br />

POPP (1922) untersuchte aus Chicago importiertes Bim Feed und stellte fest, dass es sich um<br />

Haferkleie handelt, die im Übrigen nicht so gehaltvoll war, wie deutsche Haferkleie.<br />

Nach HANSSON (1929, S. 107-109) hatte die Weizenkleie in (nicht näher beschriebenen)<br />

<strong>Pferde</strong>fütterungsversuchen nahezu den gleichen Futterwert wie Hafer und kann <strong>bis</strong> zu einem<br />

Drittel der Kraftfutterration an <strong>Pferde</strong> gegeben werden. Auch die Haferkleie kann mit anderen<br />

Kraftfutter gemischt zweckmäßig an <strong>Pferde</strong> verfüttert werden.<br />

Rückstände der Brauerei<br />

CLARK (1790, S. 45) bezeichnet die Gabe von Malz, gelegentlich unter das Futter gemischt<br />

als Arznei, um den Leib offen zu erhalten. Auch KUERS (1839, S. 281) berichtet von der<br />

Fütterung mit Gerstenmalz in England. WÖRZ (1874, S. 34) empfiehlt leicht verdauliches<br />

geröstetes Gerstenmalz <strong>für</strong> brustkranke, an schwerem Athem leidende ... geschwächte <strong>Pferde</strong>.<br />

Über die Fütterung von Dienstpferden mit ausgebrautem Gerstenmalz wird 1887 von einem<br />

anonymen Autor berichtet.<br />

Nach WÖRZ (1874, S. 34) wurden Malzkeime, die früher als Dünger verwendet wurden, nun<br />

auch als teilweiser Haferersatz gefüttert. Die <strong>Pferde</strong> eines Gutsbesitzers, der seinen<br />

Arbeitspferden 4 Pfd. Hafer und 6 Pfd. Malzkeime gab, litten weniger unter Druse als bei<br />

reiner Haferfütterung. Ein anonymer Autor (1887) empfiehlt die damals mit der Zunahme der<br />

Brauereien im größeren Maße angebotenen Malzkeime als kostengünstige und nach eigenen<br />

Erfahrungen sinnvolle Futterzulage <strong>für</strong> Dienstpferde in der deutschen Armee.


89<br />

RÖDER (1889) ersetzt ohne Nachteil 2 l Hafer durch eine entsprechende Menge an<br />

Malzkeimen, die zuvor gebrüht und mit Häcksel gemischt gern gefressen wurden. ANON.<br />

(1904) berichtet über einen Fütterungsversuch in North-Dakota, bei dem 4 Arbeitspferde<br />

periodenweise abwechselnd mit gemalzter Gerste und mit Hafer, jeweils mit Haferheu als<br />

Rauhfutter gefüttert wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die <strong>Pferde</strong> bei der<br />

Gerstenmalzfütterung täglich ca. ¾ Pfd. verloren und bei der Haferfütterung wieder ½ Pfd.<br />

täglich zunahmen.<br />

CRAMPTON (1945) fütterte <strong>Pferde</strong> mit Abfallprodukten aus dem Brennerei- und<br />

Brauereiwesen. Er betont, dass alle getrockneten Produkte einen höheren Proteingehalt als der<br />

Hafer haben. Bis auf die Malzkeime wurden alle Produkte anstandslos gefressen und<br />

CRAMPTON meinte, sie könnten den Hafer in der Ration 1:1 ersetzen. Die Malzkeime<br />

wurden nur gefressen, wenn sie mit Hafer gemischt wurden.<br />

VÖLTZ (1911) berichtete von zwei Fütterungsversuchen an Brauereipferden mit<br />

Trockenkartoffeln und Bierhefe als Haferersatz (siehe Kap. Kartoffeln). DELBRÜCK (1910)<br />

empfahl die Trockenhefe als Eiweißkomponente in einer Haferersatzration. Er ersetzte<br />

erfolgreich 8 kg Hafer und 2 kg Trockenkartoffeln durch eine Ration aus 3 kg Hafer, 0,64 kg<br />

Hefe und 6,35 kg Trockenkartoffeln. CZADEK (1915) verfütterte getrocknete Bierhefe<br />

erfolgreich als teilweisen Haferersatz an <strong>Pferde</strong>. Im 1. Weltkrieg wurde in Deutschland<br />

Trockenhefe, als Ersatz der eiweißreichen nicht mehr importierten Ölkuchen, fabriziert (aus<br />

Luftstickstoff, Melasse und Hefebakterien, HANSSON, 1929, S. 111) und in Notfuttermitteln<br />

auch an <strong>Pferde</strong> verfüttert. Auch getrocknete Hefe lässt sich (nicht näher beschriebenen<br />

Fütterungsversuchen zufolge) an <strong>Pferde</strong> verfüttern (HANSSON, 1929, S. 99-101).<br />

NEUMANN-KLEINPAUL und GRASSNICKEL (1930) setzten Hefe therapeutisch bei<br />

hartnäckigen, mit den damals üblichen Behandlungsmethoden nicht heilbaren,<br />

Blinddarmverstopfungen mit Erfolg ein.<br />

Da die Brauereihefe ein gutes und wegen der hohen B-Vitamingehalte gesun<strong>des</strong> Eiweißfutter<br />

war, wurde in der 1. Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts versucht, Hefe zunächst <strong>für</strong> die menschliche<br />

Ernährung und schließlich auch <strong>für</strong> die tierische Ernährung industriell aus Zucker und<br />

Ammoniak herzustellen. EHRENBERG und NIETSCH (1936) untersuchten die Fütterung<br />

und Verdaulichkeit von Holzzuckerhefe an 6 Gespannpferden über 3 Monate. Die<br />

Holzzuckerhefe wurde neben Trockenschnitzeln und Weizenschalen bzw. Kartoffelflocken<br />

als Eiweißkomponente gefüttert und konnte bei leichter Arbeit den Hafer in der Ration<br />

ersetzen. Die <strong>Pferde</strong> akzeptierten dieses neue Futtermittel anfangs nur durch<br />

Melassebeigaben, die aber später weggelassen wurden. Den sechstägigen<br />

Bilanzuntersuchungen zufolge enthält die Holzzuckerhefe <strong>für</strong> das Pferd 41,4% verdauliches<br />

Rohprotein und 33,3% verdauliches Reineiweiß, bei einem Trockensubstanzgehalt von<br />

89,6%. Während <strong>des</strong> 2. Weltkriegs wurde die Sulfitlauge aus den Zellulosefabriken nicht<br />

mehr nur zur Spiritusherstellung genutzt, sondern auch zur Produktion von Futterhefe. Unter<br />

Zusatz von Ammoniak und Phosphorsäure konnten aus 2 kg Zucker 1 kg Hefeeiweiß<br />

gewonnen werden. Allerdings war diese Form der Proteinbeschaffung doppelt so teuer, wie<br />

das Sojaeiweiß in Friedenszeiten (HÄGGLUND, 1942).<br />

STEWART (1839, S. 262) berichtet, dass Biertreber zuweilen an <strong>Pferde</strong> verfüttert wurden,<br />

warnt aber davor, nur Biertreber als Krippenfutter zu verwenden, weil diese Fütterung zu<br />

Leberkrankheit ... Schwindel und Rehe führen könne.<br />

Bei der Verfütterung von Biertrebern hielten sich die <strong>Pferde</strong> sehr gut (KUERS 1839, S. 225).<br />

Nach HAUBNER (1845, S. 410) wurde Biertreber an <strong>Pferde</strong> nicht verfüttert.<br />

WÖRZ (1874, S. 90) propagiert dagegen Biertreber als gutes Nebenfutter.


90<br />

Nach BÖTTCHER (POTT 1893) kann die Hälfte der Haferration durch frisch getrockneten,<br />

unverdorbenen Biertreber ersetzt werden, solange der Übergang allmählich geschieht.<br />

POTT (1893) empfiehlt, nicht mehr als die Hälfte der Haferration durch Biertreber zu<br />

ersetzen, weil sie weniger verwertbare Energie <strong>für</strong> das Pferd enthält. Er ermittelte bei<br />

Fütterungsversuchen eine mittlere Verdaulichkeit von 53% <strong>für</strong> die N-freien Extraktstoffe in<br />

getrockneten Biertrebern. DRACHE (1893) empfahl, Mais mit Biertreber als Haferersatz zu<br />

füttern. Nach FAMBACH et al (1895) bewährte sich ein Ration, die zu gleichen Teilen aus<br />

Mais, Hafer und Biertreber bestand.<br />

HÜBNER (1894) dagegen berichtet von dem Misserfolg der Fütterung von getrocknetem<br />

Biertreber bei der Dresdener Straßenbahngesellschaft. Die <strong>Pferde</strong> pusteten das Futtermittel<br />

aus den Krippen und der Biertreber gärte angefeuchtet in den Krippen viel zu schnell.<br />

HANSSON (1929, S. 99-101) erwähnt die Biertreber als mögliches <strong>Pferde</strong>futter (<strong>bis</strong> zu 10 kg<br />

täglich).<br />

Rückstände der Brennerei<br />

Im Verlauf <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts wird die Kartoffel immer mehr auch zum Brennen von<br />

Branntwein (Spiritus) genutzt. Von 1830 <strong>bis</strong> 1865 verdoppelte sich die Menge der von<br />

Brennereien verbrauchten Kartoffeln im preußischen Staat, während die <strong>des</strong> verbrauchten<br />

Getrei<strong>des</strong> auf gleicher Höhe blieb (GOLTZ, 1903, S. 253). 1880 wurden im Deutschen Reich<br />

1,9 Mio. t Kartoffeln in den Brennereien verarbeitet, 1900 waren es 2,79 Mio. t (GOLTZ,<br />

1903, S. 337).<br />

Alte <strong>Pferde</strong>, die mit Branntweinschlämpe und etwas Hafer gefüttert werden, können schwere<br />

Arbeit nur langsam verrichten, eine mehrjährige Nutzung der <strong>Pferde</strong> ist auf diese Weise nicht<br />

möglich (KUERS 1839, S. 308) Nach LÜPKE (1843, S. 255-259) kann man<br />

Brandweinschlämpe... den <strong>Pferde</strong>n aufs Futter, oder während sie das Rauhfutter verzehren, in<br />

reichlicher Quantität in die Krippe geben und die <strong>Pferde</strong> werden schnell fett davon.<br />

Allerdings muss man wegen der schnellen Säuerung strengste Reinlichkeit walten lassen.<br />

HAUBNER (1845, S. 408) begrenzt die Menge der zur Anfeuchtung <strong>des</strong> Häckselfutters zu<br />

verwendenden Branntweinschlämpe auf 10-15 Quart (ca. 15 l) täglich. Lediglich ältere<br />

herabgekommene Tiere vertragen etwas mehr davon.<br />

Nach MÜLLER (1931) vertragen <strong>Pferde</strong> <strong>bis</strong> zu 40 l Branntweinschlempe täglich. Bei seinen<br />

Versuchen mit drei <strong>Pferde</strong>gespannen konnten 8 l Kartoffelschlempe 1 kg Hafer in der Ration<br />

ersetzen.<br />

Rückstände der Stärkegewinnung<br />

Schon Friedrich d. Gr. weist in einer Zirkularverfügung 1765 auf die Möglichkeit hin, aus<br />

Kartoffeln Stärke zu produzieren, die der Weizenstärke nicht nachstehe. Bis zum Ende <strong>des</strong> 18.<br />

Jahrhunderts war die Kartoffelstärkefabrikation dann schon sehr verbreitet (GOLTZ, 1902, S.<br />

472).<br />

Die Rückstände aus den Stärkefabriken haben KUERS (1839, S. 297) zufolge einen so<br />

geringen Futterwert, dass sie nicht an <strong>Pferde</strong> verfüttert wurden.<br />

Ein anonymer Autor berichtet 1893 über getrocknete Kartoffelpülpe, die 7,1% Wasser, 3,6%<br />

Protein, 0,2% Fett, 69,8% Kohlehydrate, 12,2% Rohfaser und 7,1% Asche enthielt. <strong>Pferde</strong><br />

erhielten <strong>bis</strong> zu 7 Pfd. dieser Kartoffelpülpe in der Ration. Nachteile traten bei dieser<br />

Fütterung nicht auf. KELLNER berichtet 1908 (S.113), dass von der getrockneten und<br />

gemahlenen, kalkhaltigen Kartoffelpülpe 2,5-3,5 kg pro Tag an <strong>Pferde</strong> ohne Nachteil


91<br />

verfüttert wurde. Auch im skandinavischen Raum wird getrocknete Kartoffelpülpe zur<br />

<strong>Pferde</strong>fütterung verwendet (HANSSON, 1929, S. 99-101).<br />

BIZER (1940) fütterte acht Kaltblutpferde 112 Tage im landwirtschaftlichen Betrieb mit<br />

getrockneter Kartoffelpülpe. Nach langsamer Gewöhnung nahmen die Tiere maximal <strong>bis</strong> zu<br />

5,6 kg/Pferd/Tag auf. BIZER (1940) ermittelte auch in einwöchigen Bilanzversuchen an vier<br />

<strong>Pferde</strong>n Verdauungskoeffizienten <strong>für</strong> die verwendete Kartoffelpülpe. Er empfiehlt die<br />

Fütterung von 4 kg getrockneter Kartoffelpülpe in der Ration <strong>für</strong> Arbeitspferde als<br />

energiereiche Komponente.<br />

EHRENBERG und LACHMANN testeten <strong>vom</strong> Februar <strong>bis</strong> Mai 1942 Eiweißpülpe (in den<br />

Stärkefabriken aus dem sog. Fruchtwasser der Kartoffeln gewonnen und getrocknet) als<br />

Ersatz <strong>für</strong> die Trockenhefe als Eiweißlieferant <strong>für</strong> Arbeitspferde.<br />

Die Eiweißpülpe wurde besser aufgenommen, als die Trockenhefe. Nach Meinung der beiden<br />

Versuchsteller ist die drei- <strong>bis</strong> dreieinhalbfache Menge Eiweißpülpe durchaus in der Lage, die<br />

Trockenhefe vollständig zu ersetzen. Die Versuchspferde hielten sich sowohl bei<br />

ausschließlicher Fütterung mit Eiweißpülpe als auch mit Trockenhefe besser als die <strong>Pferde</strong>,<br />

die mit der üblichen haferhaltigen Ration gefüttert wurden. Einziger Vorzug der Trockenhefe<br />

gegenüber der Eiweißpülpe ist ihr Gehalt an B-Vitaminen, weshalb die Trockenhefe bei der<br />

Verfütterung von schlechtem Heu vorteilhafter ist. Die Haltbarkeit der getrockneten<br />

Eiweißpülpe ist gut. Da die Eiweißpülpe sowohl im Stärkewert (65,1%) als auch im Gehalt an<br />

verdaulichem Eiweiß (12,4%) den Hafer übertrifft, kann die Eiweißpülpe den Hafer ohne<br />

weiteres ersetzen. Solange sie mit ausreichend daumenlangen Strohhäckseln vermischt wird,<br />

ist sie auch sehr bekömmlich. 4 kg Eiweißpülpe pro Tier und Tag wurden im Versuch gut<br />

vertragen, die Verfasser gehen aber davon aus, dass auch 6 kg je Tier und Tag verträglich<br />

sind. Der Zusatz von Mineralstoffen (10 g Viehsalz, 10 g Schlämmkreide und 10 g<br />

phosphorsaurer Futterkalk je Tier und Tag) wird empfohlen, v. a. wenn nicht ausgiebig Heu<br />

gefüttert wird.<br />

NEWERLA u. MÜLLER veröffentlichen 1943 (b) Fütterungsversuche mit Kartoffelpülpe an<br />

vier Arbeitspferden auf „Gut Stiebendorf“. Sie gaben den <strong>Pferde</strong>n nach einer zweiwöchigen<br />

Anfütterungsphase neben 1,5 kg Süßlupinen <strong>bis</strong> zu 8 kg getrockneter Kartoffelpülpe, der zur<br />

Geschmacksverbesserung vollwertige Zuckerschnitzel und 1 kg Wirtschaftsfutter (bestehend<br />

aus 60% Hafer, 20% Weizenkleie und 20% Trockenschnitzel) untergemischt wurde. Die<br />

Zusammensetzung dieser Pülpe war etwas anders, als die von EHRENBERG u.<br />

LACHMANN (1942) verwendete. Der von NEWERLA u. MÜLLER (l.c.) angegebene<br />

Stärkewert von 65,2 entspricht dem Wert von EHRENBERG u. LACHMANN. Die vier<br />

Versuchspferde leisteten die anfallenden Frühjahrsarbeiten ebensogut, wie die anderen<br />

Wirtschaftspferde, die pro Tier und Tag 6 kg Hafer, 1 kg Weizenkleie und 1 kg<br />

Trockenschnitzel erhielten.


92<br />

5. Ölsamen und Rückstände aus der Ölgewinnung<br />

Ölsamen<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

KUERS (1839, S. 171) gibt die chemische Zusammensetzung von Leinsamen an. Die<br />

Verfütterung empfiehlt er hauptsächlich an säugende Tiere. In den Futterkuchenmischungen,<br />

die 1872 in der deutschen Okkupationsarmee in Frankreich getestet wurden war nach KÖNIG<br />

(1896) auch Leinsamenmehl enthalten. Auch in den von der russischen Armee 1878<br />

getesteten Futterzwiebäcken war nach POTT (1878) Leinsamenmehl enthalten (s. a. Kap. 7.<br />

Futterkonzentrate und Mischfutter). Nach WÖRZ (1874, S. 42) nährt Leinsamen gut und lässt<br />

das Haarkleid glänzen. Auch DAMMANN (1886) zufolge wurden Leinsamen vorzugsweise<br />

schwächlichen Fohlen und säugenden Stuten zur besseren Versorgung gefüttert. Außerdem<br />

sollen die Leinsamen das Abhaaren erleichtern, das Haar glatt und glänzend machen,<br />

abführend und reizmildernd auf die irritierte Schleimhaut der Verdauungsorgane und der<br />

Respirationsorgane wirken, auch der Infektionsstoff der Druse gelangt(e) nicht in dem<br />

sonstigen Grade zur Geltung. 1930 empfiehlt KEINERT die Fütterung von Leinsamen (<strong>bis</strong> zu<br />

500 g pro Tag) an Mutterstuten und Fohlen. Insbesondere während der Absetzphase führe<br />

diese Fütterung zu einem besseren Aussehen, als die reine Haferfütterung.<br />

Hanfsamen wurde gelegentlich den Beschälern und Stuten zur Steigerung <strong>des</strong><br />

Geschlechtstriebes als Beifutter oder herabgekommenen <strong>Pferde</strong>n wegen der guten<br />

Nährwirkung gegeben (WÖRZ, 1874, S. 42).<br />

In der französischen Armee wurden 1892 fünf <strong>Pferde</strong> einen Monat lang versuchsweise mit<br />

Kokosnussmehl anstelle eines Teils <strong>des</strong> Hafers in der Ration gefüttert. Sie nahmen im<br />

Vergleich zu den Kontrollen trotz starker Arbeit bei der Fütterung zu (ANON. 1892a).<br />

ROMMEL und HAMMOND (1912) untersuchten den Futterwert von Cocosnussmehl und<br />

verwendeten es erfolgreich als Haferersatz, 1 kg Cocosnussmehl <strong>für</strong> 2 kg Hafer. Sie<br />

empfahlen es zur Fütterung der Jungtiere und der Arbeitspferde.<br />

Rückstände aus der Ölfabrikation<br />

Allgemeines<br />

Das Ausgangsprodukt, das zur Ölfabrikation dient, wurde in der Regel erst durch Siebe,<br />

Windfegen usw. von fremden Beimengungen gereinigt. Dann werden die größeren Samen<br />

geschält und daraufhin auf Quetsch- oder Schrotmaschinen zerkleinert. So vorbereitet wurde<br />

das Material, entweder kalt oder warm, zwischen Tüchern unter starkem Druck gepresst,<br />

wobei der größte Teil <strong>des</strong> Öles abfließt. Die Rückstände werden noch ein- <strong>bis</strong> zweimal<br />

zerkleinert und abermals gepreßt. Ein anderes Verfahren ist die Extraktion <strong>des</strong> Fettes der<br />

geschrotenen oder gequetschten Frucht durch fettlösende Flüssigkeiten, wie<br />

Schwefelkohlenstoff, Petroläther oder Benzin. Auch diese Prozedur wird ein- <strong>bis</strong> zweimal<br />

wiederholt. Gelegentlich wird das gepreßte Material hinterher noch dem Extraktionsverfahren<br />

unterworfen.<br />

Das Preßverfahren liefert durchweg erheblich fettreichere Rückstände als das<br />

Extraktionsverfahren, bei dem oft nur 2-3% Fett in dem extrahierten Material zurückbleiben.<br />

Die Rückstände nach dem Extraktionsverfahren nennt man Mehle oder Schrot; die


93<br />

Rückstände die bei dem Preßverfahren übrigbleiben heißen Ölkuchen, die in gemahlenem<br />

Zustand Ölkuchenmehle. „Leinkuchenmehl“ enthält also mehr Fett als „Leinmehl“.<br />

Die Abfälle der Ölfabrikation sind sehr einfach zu verfälschen. Es werden den Rückständen<br />

der Ausputz zugefügt, aber auch billige Mohn- und Rapsabfälle, ja selbst giftige Stoffe, wie<br />

Rizinusmehl und Ackersenf (KELLNER, 1908, S. 107-108).<br />

In erster Linie wurden die Rückstände aus der Ölfabrikation zur Milcherzeugung bei den<br />

Kühen eingesetzt (KLEMME, 2003, S. 49). Manchmal bildeten sie aber auch einen Teil der<br />

<strong>Pferde</strong>ration. Zunächst wurden nur einheimische Bucheckern-, Raps-, Rübsen- und<br />

Leinölkuchen verwendet, ab den 60er Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts dann zunehmend Palmkern,<br />

Sesamkern, Kokosnuß, Erdnuß, Rizinus u. a. ausländische Ölkuchen (1878 gab es noch ein<br />

Gleichgewicht zwischen Im- und Export von Ölkuchen, 1900 wurden 360.000 t Ölkuchen und<br />

Ölkuchenmehle importiert, GOLTZ, 1903, S. 333).<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

GIBSON (1780, S.5) berichtet von Gegenden in Holland, wo die <strong>Pferde</strong> Rübölkuchen zur<br />

Verbesserung ihres Haarklei<strong>des</strong> erhielten.<br />

HERTWIG berichtet 1858 über mehrere Fälle von Vergiftungen mit Bucheckern, bzw.<br />

Bucheckernkuchen, die schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegen:<br />

1824 beschreibt BRAUN tödliche Vergiftungen durch Bucheckernkuchen bei drei <strong>Pferde</strong>n.<br />

Daraufhin fütterte er drei Versuchspferde mit unterschiedlichen Mengen <strong>des</strong> selben<br />

Bucheckernkuchens, worauf alle <strong>Pferde</strong> mit Anzeichen von zentralnervösen Störungen,<br />

tonisch-klonischen Krämpfen und Lähmungen der Hinterhand innerhalb von Stunden <strong>bis</strong><br />

Tagen (je nach verabreichter Menge) starben. Bei der Sektion der <strong>Pferde</strong> wurden keine<br />

Krankheitserscheinungen oder Vergiftungsanzeichen festgestellt. Die Verfütterung dieser<br />

Bucheckernkuchen an Hunde und Katzen führte lediglich zu Erbrechen, Rindvieh, Schafe und<br />

Schweine zeigten auch bei der Gabe großer Mengen keinerlei Gesundheitsstörungen.<br />

BRAUN hielt es <strong>für</strong> wahrscheinlich, dass das Samenhäutchen der Bucheckern ein Gift<br />

enthält, obwohl auch das Erhitzen der Bucheckern zur Ölgewinnung als Ursache angesehen<br />

wurde (HERTWIG 1858). Auch KNIERIM beschreibt 1824 Vergiftungen von <strong>Pferde</strong>n durch<br />

Bucheckernkuchen (HERTWIG 1858). Des weiteren berichtet BLEICHER in dem Jahr über<br />

plötzliche To<strong>des</strong>fälle von zwei <strong>Pferde</strong>n nach der Verfütterung von Bucheckernölkuchenmehl<br />

(Büchel-Oelkuchenmehl). Daraufhin wurden auch diese Bucheckernkuchen an ein<br />

Versuchspferd gefüttert, welches mit gleichen Symptomen (unter <strong>für</strong>chterlichen<br />

convulsivischen Zuckungen) verstarb. Bei der Sektion fiel die starke Füllung der Gefäße im<br />

Gehirn und den Hirnhäuten, wie bei einer Hirnentzündung, auf. Die Buckeckernkuchen<br />

wurden dann ohne Ergebnis auf die Beimengung von Tollbeersamen oder anderer<br />

Giftpflanzen untersucht (HERTWIG 1858).<br />

TSCHEULIN, Veterinärlehrer und Hoftierarzt in Karlsruhe, fütterte aufgrund <strong>des</strong> Berichts<br />

von BLEICHER 1824 fünf Versuchspferde mit Bucheckernkuchen (Büchelölkuchen). Die<br />

Tiere nahmen das Futter nur mit Widerwillen auf, die krankmachende, selbst tödliche<br />

Wirkung trat gleichermaßen bei der Fütterung mit Kuchen von geschälten, ungeschälten, alten<br />

oder frischen Bucheckern auf (HERTWIG 1858).<br />

1825 führte HERTWIG (1858) dann insgesamt 19 Fütterungsversuche mit geschälten und z.<br />

T. gebrühten Bucheckernkernen, Bucheckernhülsen, Bucheckernöl, warm und kalt gepressten<br />

Bucheckernkuchen und den von KNIERIM aus Westfalen zugesandten Bucheckernkuchen<br />

durch, die schon zu Vergiftungen geführt hatten. Nach der Eingabe von<br />

Bucheckernsamenhäutchen kam es zu keinerlei Gesundheitsstörungen. Die Fütterung<br />

unterschiedlicher Mengen geschälter Bucheckernkerne oder Bucheckernöl führte zu


94<br />

Appetitstörungen und Koliksymptomen. Nach der Fütterung von warm oder kalt gepreßten<br />

Ölkuchen und den aus Westfalen gesandten Ölkuchen kam es zu Kolikerscheinungen,<br />

klonisch-tonischen Krämpfen, Taumeln, Lähmungen in der Hinterhand und ab einer Menge<br />

von 4 Pfd. auch zum Tod. Bei der Sektion fielen dunkelrote Flecken in der Schleimhaut <strong>des</strong><br />

Dickdarms und ungewöhnliche Blutfülle im Gehirn und im Rückenmark sowie epidurale<br />

Blutungen im Lendenwirbelbereich auf. Blausäure konnte in keinem der getesteten<br />

Futtermittel nachgewiesen werden.<br />

HERING versuchte 1825 ohne Erfolg den verantwortlichen Stoff aus den giftigen Ölkuchen<br />

zu extrahieren. Die Verfütterung von Mandelölkuchen, Kuchen von Muskatnüssen oder<br />

Mohnsamenkuchen führten zu keinerlei gesundheitlichen Beeinträchtigung (HERTWIG<br />

1858). 1826 veröffentlicht WIRTH die Ergebnisse seiner Fütterungsversuche mit Bucheckern.<br />

Nach der Verfütterung von angebrühten Bucheckern zeigte das Pferd Koliksymptome, nach<br />

der Gabe von Bucheckernöl außerdem taumelnden Gang und Durchfall. Nach der Fütterung<br />

mit 3 Pfd. gebrühter Bucheckernölkuchen taumelte das Pferd, nach der Verfütterung von 6<br />

Pfd. gebrühter frischer Bucheckernölkuchen verendete das Tier mit zentralnervösen<br />

Störungen (HERTWIG 1858).<br />

HAUBNER (1845, S. 403) zitiert HERING, wonach Bucheckernkuchen <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> giftig und<br />

Bucheckern ungiftig sind.<br />

Leinsamenkuchen sei ein extensiv aber sehr reichlich ernähren<strong>des</strong> Futter, das aber nur als<br />

Beifutter gegeben werden sollte, z. B. um die abführende Wirkung der Kartoffelfütterung<br />

diätetisch aufzufangen, behauptet KUERS (1839, S. 172).<br />

BÖHM (1849, S. 103) empfahl die Ölkuchen im <strong>Pferde</strong>futter lediglich, um den<br />

Ernährungszustand zu verbessern oder den Haarwechsel zu beschleunigen. Nach HAUBNER<br />

(1845, S. 400) war ein weitere diätetischer Fütterungszweck <strong>für</strong> Ölkuchen (¼ - ½ Pfd.<br />

Leinölkuchen, evtl. auch Rübölkuchen) die Verwendung als Nebenfutter um die stopfenden<br />

Eigenschaften einer anderen Rationskomponente (z. B. Hülsenfruchtkörner) aufzufangen.<br />

Nach der Verfütterung von Bucheckernkuchen an <strong>Pferde</strong> kam es nach HAUBNER (1845, S.<br />

403) häufig zu Vergiftungen, wobei unklar war, ob es nur am Alter der Kuchen liegt, oder ob<br />

Bucheckern allgemein giftig <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> sind. Die Vergiftungen äußern sich in heftigen<br />

Kolikzufällen, Zittern am genzen Leibe, Schwankem mit dem Hintertheile, Convulsionen sc.<br />

Bei größeren Gaben (ab ½ - 1 Pfd.) tritt der Tod innerhalb von 10-16 Stunden ein.<br />

KAISER (1859) berichtet von Kolikerscheinungen und zentralnervösen Störungen nach dem<br />

Tränken der <strong>Pferde</strong> mit Bucheckernölkuchen in Wasser gelöst.<br />

Der französische Landwirt LEBEL fütterte versuchsweise Mohnkuchen, neben Weizenkleie,<br />

Gerstenschrot oder Topinambour und zusätzlich Hafer. Die <strong>Pferde</strong> verloren zwar kaum<br />

Gewicht, allerdings nahm die Arbeitskraft beträchtlich ab, so dass nach drei Monaten die<br />

Mohnkuchenfütterung eingestellt wurde (WOLFF 1861, S. 633-634). WOLFF (l.c.) macht<br />

einen im Mohnkuchen vorhandenen narkotischen Stoff <strong>für</strong> die mangelnde Leistungsfähigkeit<br />

der <strong>Pferde</strong> verantwortlich.<br />

WÖRZ (1874, S. 87-89) berichtet, dass in England häufig und mit gutem Erfolg<br />

Leinsamenölkuchen gefüttert wurden, während man in Deutschland Leinsamen und – kuchen<br />

in erster Linie zu diätetischen Zwecken bei Krankheit, Verstopfung und während <strong>des</strong><br />

Haarwechsels gab.


95<br />

HAUBNER empfiehlt 1881 (S. 358-360) bei der Fütterung von Kartoffeln die gleichzeitige<br />

Gabe von ½ <strong>bis</strong> ¾ Pfd. Ölkuchen.<br />

1886 ersetzte DIKOF unter der Leitung von KNIERIEM bei zwei Arbeitspferde zunächst<br />

einen Teil, später die ganze Haferration durch Hanfkuchen. Die Akzeptanz der Futterkuchen<br />

war gut, jedoch ging die Leistungsfähigkeit bei ausschließlicher Hanfkuchenfütterung deutlich<br />

zurück. Auch bei einem teilweisen Haferersatz durch die Kuchen nahm die Körpermasse der<br />

Versuchstiere ab. KNIERIEM (1898) vermutete eine den Stoffwechsel anregende Substanz in<br />

den Hanfkuchen, die das Verdauungsvermögen der gesamten Ration stört und warnt vor der<br />

Verfütterung als Haferersatz.<br />

REGENBOGEN (1888) berichtet über die Erkrankung von 35 <strong>Pferde</strong>n nach der Verfütterung<br />

von Leinkuchen, der mit Rizinussamen verunreinigt war. Drei Tiere starben.<br />

Bei der Verfütterung eines Roggen / Hafer- Gemisches fütterte KNIERIEM (1898) jahrelang<br />

erfolgreich ½ Pfd. Kokoskuchen als Zulage bei der harten Frühjahrs- und Herbstarbeit. Er<br />

betont die leichte Fettverdaulichkeit bei diesen Kuchen.<br />

KELLNER gibt 1908 (S. 108) folgende Richtwerte <strong>für</strong> die Verfütterung von Rückständen aus<br />

der Ölfabrikation an <strong>Pferde</strong>:<br />

Baumwollsaatmehl: nicht mehr als 1 kg / Tier / Tag<br />

Erdnußkuchen und Erdnußmehl: <strong>bis</strong> zu 1,5 kg / Tier / Tag<br />

Sesamkuchen: weniger als 1,5 kg / Tier / Tag<br />

Leinsamenrückstände: als Diät bei schwachen Tieren als warme Suppe<br />

Sonnenblumensaatkuchenmehl: an <strong>Pferde</strong> unbedenklich zu verfüttern<br />

Mohnkuchen: nicht an <strong>Pferde</strong>, wegen Restgehalt von Opium<br />

Hanfkuchen: <strong>bis</strong> zu 1,5 kg / Tier / Tag an männliche Arbeitspferde (Hanf führt leicht<br />

zum Verwerfen<br />

Nach MATENAERS (1911) wurden in der Versuchsstation <strong>des</strong> Staates Iowa, USA wegen<br />

einer schlechten Haferernte Mais, Ölmehl, Baumwollsaatmehl und Glutenmehl an drei<br />

landwirtschaftlich genutzten Gespannen auf ihren Wert als Haferersatzmittel getestet. Dabei<br />

bewährte sich Ölmehl besser als Glutenmehl und Baumwollsaatmehl fehlte bei gleich guter<br />

Futterwirkung die abführende Wirkung <strong>des</strong> Ölmehls (siehe auch Kap. 2.1.4 „Mais“).<br />

1945 berichtet McCUNN von teilweise tödlich verlaufenden Vergiftungen mit Rizinussamen<br />

in einem Stall mit 49 Arbeitspferden durch versehentliche Verunreinigung <strong>des</strong> gelieferten<br />

Getrei<strong>des</strong>.<br />

KUZNECOV et al. (1945) stellten Fütterungsversuche mit Baumwollsaatkuchen an 134<br />

<strong>Pferde</strong>n in der russischen Armee an. Die <strong>Pferde</strong> erhielten drei bzw. fünf Monate lang<br />

unterschiedliche Rationen von 1 kg <strong>bis</strong> zu 4,5 kg Baumwollsaatkuchen täglich (mit einem<br />

Gossypol-Gehalt von 0,085-0,15%). Es wurde keinerlei Gesundheitsschädigung oder<br />

Veränderung im Urin oder Blut beobachtet. GRIGORJEV und FEODOROV (1946) fütterten<br />

täglich <strong>bis</strong> zu 40% der Körnerration in Form von Baumwollsaatkuchen (6-10 kg) über sechs<br />

Monate ohne Schaden <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>.


6. Futtermittel tierischer Herkunft<br />

Anfänge<br />

96<br />

Im folgenden Kapitel werden Futtermittel tierischer Herkunft behandelt, sofern sie als<br />

Einzelprodukte unmittelbar an <strong>Pferde</strong> verfüttert wurden. Über den Zusatz dieser Futtermittel<br />

zu Mischfutter wird im Kapitel 7 „Futterkonzentrate und Mischfutter“ berichtet. Mischungen<br />

von Futtermitteln tierischer Herkunft mit Melasse und anderen Komponenten werden im<br />

Abschnitt 3.3 „Rückstände aus der Zuckerrübenverarbeitung“ zusammengefasst.<br />

MAGNE und FUCHS (1844, S. 468) geben die Angaben von LACHEZE wieder. Demnach<br />

backen die Araber Kuchen aus Gerste, Salz und Pulver von getrocknetem Fleisch. Dieses<br />

Nahrungsmittel ließe sich gut transportieren und sei aufgrund <strong>des</strong> Salzgehaltes gut haltbar.<br />

Auch FALKE (1850, S. 88) hielt Fische, Fleisch, sowie Eingeweide und Blut <strong>für</strong> gedeihliche<br />

Nahrungsmittel bei den Pflanzenfressern, wenn sie daran gewöhnt werden und die tierischen<br />

Produkte vor dem Verfüttern gekocht, getrocknet oder in Brot verbacken neben pflanzlichem<br />

Futter gegeben werden.<br />

6.1 Fleisch, Fleischmehl, Blut<br />

Im Jahre 1831 wird von einem Wasenmeister berichtet, der seinem Pferd das Fleisch<br />

krepierter Tiere verfütterte. Es soll Schweinefleisch lieber als <strong>Pferde</strong>fleisch gefressen haben<br />

(ANON. 1831b).<br />

KUERS (1839, S. 226) schreibt von <strong>Pferde</strong>n, die, nach Gewöhnung, auf ihrer Überfahrt von<br />

Dünkirchen nach Island ausschließlich mit Fischen gefüttert wurden.<br />

Nach STEWART (1839, S. 275-276) nahmen verschiedene <strong>Pferde</strong> Fleisch oder Blut gern auf.<br />

Außerdem würden in Ostindien den <strong>Pferde</strong>n zubereitete Fleischklösse gewaltsam eingegeben.<br />

Den Beschälern würden ein <strong>bis</strong> zwei rohe Eier mit Löchern in der Schale wie Pillen<br />

verabreicht, um ihre Deckbereitschaft zu steigern. Die Gefahr der tödlichen<br />

Schlundverstopfung verbiete diese Verabreichungsart aber nach seiner Meinung. Besser sei es<br />

sie roh oder gekocht unter das Futter zu mischen. Auch Milch wurde mit Kleie, gemahlenem<br />

Leinkuchen und auch Molken vermischt den Hengsten zur Steigerung der Deckleistung<br />

gegeben. Nach MAGNE und FUCHS (1844, S. 468) wurden in Schweden Futterbrot aus<br />

Hafer und Roggen mit ein wenig Salz und Branntwein, manchmal auch Bierhefe, Oelkuchen,<br />

und selbst Blut zubereitet.<br />

1864 empfiehlt VARNELL, durch Krankheit ausgezehrten <strong>Pferde</strong>n, Fleischbrühe zu geben,<br />

damit sie sich erholen. Eines seiner Patienten bekam zwei <strong>bis</strong> drei Wochen lang täglich<br />

Fleischbrühe und nahm diese sehr gern.<br />

HOFMEISTER 1873 fütterte Fleischmehl an eine achtjährige Stute, und machte Verdauungsund<br />

Bilanzuntersuchungen. 5 Pfd. Kleie wurden zunächst mit 1 Pfd. Fleischmehl (in dem die<br />

Fleischsalze Chlorkalium und posphorsaures Natron enthalten waren) gemischt und<br />

Wiesenheuhäcksel untergemischt. Die Endration bestand aus täglich 4 Pfd. Kleie, 3 Pfd.<br />

Fleischmehl und 6 Pfd. Heu. HOFMEISTER konnte eine hohe Verdaulichkeit <strong>des</strong><br />

Fleischmehls beim Pferd nachweisen. Der Harn war hell und klar, bernsteingelb, fast<br />

geruchlos und reagierte stark sauer, hatte also die Eigenschaften eines Fleischfresserharns<br />

angenommen. Nach 35 Tagen verweigerte allerdings die Stute die Futteraufnahme.<br />

Anonym wird 1874 über die Ernährung der <strong>Pferde</strong> während der Belagerung von Metz<br />

berichtet. Die <strong>Pferde</strong> <strong>des</strong> „zweiten Garde-Jäger-Regiments“ wurden wegen <strong>des</strong> herrschenden


97<br />

Futtermangels mit dem Fleisch gefallener <strong>Pferde</strong> gefüttert. Das Fleisch wurde roh oder<br />

gekocht fein gehackt und mit Baumlaub, Traubenblättern, Heu, Stroh, Ginster, Körnern<br />

verschiedener Art, Oelkuchen, Kleie etc. vermengt. Dann wurde noch etwas Meersalz<br />

hinzugefügt und mit Mehl bestreut. Zunächst wurden nur kleine Mengen verfüttert, um den<br />

Geruch und Geschmack <strong>des</strong> Fleisches zu überdecken. Nach und nach wurde die Tagesration<br />

auf 2 – 3 kg erhöht. Diese Fütterung dauerte drei Wochen und den <strong>Pferde</strong>n bekam sie sehr<br />

gut.<br />

Nach ZÜRN (1875, S. 118-120) fressen die <strong>Pferde</strong> in Island gedörrten Fisch. Rohes,<br />

gehacktes Fleisch wird sehr herabgekommenen und geschwächten <strong>Pferde</strong>n gegeben.<br />

ZECHNER (1878) machte gute Erfahrung mit der Verfütterung von Fleischmehl bei <strong>Pferde</strong>n<br />

in bezug auf die zunehmende Leistungsfähigkeit der Tiere.<br />

POTT schreibt 1879 über die erfolgreiche Verwendung von Fleischmehl in Futterkuchen (s.a.<br />

Kap. 7).<br />

Die Entwicklung <strong>des</strong> Heinson Huch’sche(n) Blutfutter(s) (s.a. Kap. 7) führte ab 1875 zu<br />

Fütterungsversuchen in der Armee, die nach einer Futterkonserve suchte, die leichter auf dem<br />

Pferd transportierbar war, als der Hafer (KOENIG, 1896, S. 206). Nach POTT (KOENIG,<br />

1896, S. 206) sollte in England schon seit einigen Jahren ein Futterkuchen mit dem Namen<br />

Heinson Huchs Kraftfutter erfolgreich in der Armee verwendet worden sein. Nach einer<br />

chemischen Untersuchung dieses Kraftfutters von 1878 enthielt es: 91,8% TS, 33,1% Rp,<br />

0,99% Rohfett, 4,2% Holzfaser, 39,7% N-freie Extraktstoffe, 12,1% Asche und 1,7% Sand.<br />

Mit ähnlichen Blutfutterkuchen wurden im „1. Württembergischen Artillerieregiment“<br />

Fütterungsversuche angestellt. Die <strong>Pferde</strong> erhielten 0,375-1,5 kg neben Hafer, Heu und Stroh.<br />

Die Versuchspferde nahmen deutlich an Körpermasse zu, an Influenza erkrankte Tiere<br />

erholten sich bei dieser Fütterung rasch (POTT 1909, S. 517).<br />

Diese Informationen führten dazu, zunächst mit dem ähnlich lautenden Heinson Huch’schen<br />

Blutfutter als Haferersatz in der Armee zu experimentieren (KÖNIG, 1896, S. 210).<br />

Es besteht, nach Firmenangabe aus Blut von Schlachtvieh vermischt mit Sägespänen, Kleie<br />

oder Mehl von Roggen, Weizen, Mais, Hafer usw. So kann der Nährstoffgehalt <strong>des</strong> Futters<br />

variiert werden. Dieses Futter wurde speziell <strong>für</strong> den Krieg erdacht, da es leicht zu<br />

transportieren ist und bei einem hohen Nährwert ein kleines Volumen hat. Nach Empfehlung<br />

<strong>des</strong> Fabrikanten sollte es den Hafer ganz ersetzen können (KÖNIG, 1896, S. 206).<br />

FRÜHLING und SCHULZ veröffentlichen 1875 die Ergebnisse ihrer Analyse <strong>des</strong><br />

Blutfuttermehles ... von Huch in Braunschweig. Das schwarzgraue Mehl besteht aus harten,<br />

glänzenden Körnchen. Das homogene staubfeine Pulver enthält 73,3% organische Stoffe mit<br />

11,7% Stickstoff, 14,5% Asche mit 11,1% kohlensaurem Kalk, 12,2% Feuchtigkeit. Das<br />

Präparat wird nach einem geheimen Verfahren zubereitet und besteht ausschließlich aus den<br />

Bestandteilen <strong>des</strong> frischen, getrockneten Blutes und Kalk. Wird die Masse mit kaltem oder<br />

warmem Wasser übergossen, quillt sie allmählich auf, wird weich und lässt sich zerdrücken.<br />

Sie ist völlig geruchlos und gibt keinen Blutfarbstoff mehr ab. Alle Haustiere nehmen es<br />

bereitwillig auf, entweder trocken unter die anderen Futtermittel gemischt oder in den Trank<br />

gerührt. Zwei stark beanspruchte Kutschpferde bekamen ein halbes Jahr lang ausreichend<br />

Heu, 5 Pfd. Hafer, 5 Pfd. eines Gemisches von gleichen Teilen Roggenkleie und Blutmehl.<br />

Praktische Versuche mit dem Heinson-Huchschen Blutfutter waren vereinzelt vorgenommen<br />

worden, z. B. im „Husaren-Regiment Nr. 17“ mit zwei <strong>Pferde</strong>n. Der zuständige Roßarzt<br />

Daubenkropf berichtet, dass die <strong>Pferde</strong> das Futter gern fraßen und in 24 Tagen 70 bzw. 30<br />

Pfd. zunahmen. Außerdem wurde ein 1 ½-jähriges Hengstfohlen im Fürstlich Lippeschen


98<br />

Sennergestüt zu Lopshorn mit dieser Mischung gefüttert. Das heruntergekommene Tier<br />

entwickelte sich im Laufe der fünfwöchigen Fütterung gut, es bekam glänzen<strong>des</strong> Haar und<br />

zeigte mehr Lebhaftigkeit. Die <strong>für</strong> umfangreichere Versuche an den königlichen<br />

Dienstpferden zur Verfügung gestellten Proben bestanden aus schwarzroten, glänzenden,<br />

erbsengroßen und kleineren Stücken geronnen Blutes, die in Kleiepulver eingehüllt waren.<br />

Nach der chemischen Untersuchung enthielt das Futter die Abbauprodukte <strong>des</strong><br />

Blutfarbstoffes, weitere Blutbestandteile, Eiweißsubstanzen, Stärke (von der Kleie) und<br />

reichlich Kochsalz (KÖNIG, 1896, S. 207). Obwohl dieses Futter die Nährstoffe nicht in<br />

einem Verhältnis aufweisen konnte, wie der Hafer (hoher Eiweißgehalt, kaum Fette und<br />

Kohlehydrate bei fehlendem Volumen und mechanischen Reizstoffen) und <strong>des</strong>halb kaum zur<br />

ausschließlichen Ernährung der <strong>Pferde</strong> geeignet war, wurden Ende 1875 bzw. Anfang 1876<br />

Fütterungsversuche in der preußischen Armee angestellt. KOENIG (1896, S. 207-210)<br />

Dazu sollten aus drei Regimentern je sechs <strong>Pferde</strong> von unterschiedlichem Alter ausgewählt<br />

werden (schlechte Fresser, gute Fresser, magere und gutgenährte und solche, die<br />

erfahrungsgemäß leicht an Kolik erkranken). 300 g Blutfutter sollten nach und nach 500 g<br />

Hafer ersetzen, <strong>bis</strong> 1,5 kg Blutfutter (am 9. Versuchstag) in der Ration neben Heu und Stroh<br />

und Hafer enthalten war und die Ration aus 2,5 kg Hafer und 1,5 kg Blutfutter bestand. Nach<br />

zwei Wochen erhielten die <strong>Pferde</strong> über 14 Tage 2 kg Hafer und 1,8 kg Blutfutter.<br />

Die Versuche sollten zeigen, ob die <strong>Pferde</strong> die Fütterung mit dem Blutfutter über einen<br />

längeren Zeitraum ohne Nachteile vertragen und welchen Einfluss diese Fütterung auf die<br />

verschiedenen <strong>Pferde</strong>kategorien hat.<br />

Nach KOENIG (1896, S. 207-210) sollten in einer weiteren Versuchsreihe vergleichende<br />

Untersuchungen angestellt wurden in Bezug auf Kraft, Gewicht und Temperament. Dazu<br />

wurden je 5 <strong>Pferde</strong> aus den Regimentern ausgewählt, die sich in möglichst gleicher<br />

Konstitution bei ähnlichem Temperament befinden. Sie bekamen zwei Wochen neben<br />

Rauhfutter allmählich nur noch das Blutfutter unter Zugrundelegung <strong>des</strong> Gewichts der<br />

Haferration (4,8 kg) und der Annahme, dass das Blutfutter den dreifachen Futterwert <strong>des</strong><br />

Hafers besitzt.<br />

Die Berichte der Roßärzten der betreffenden Regimenter zeigten, dass sich nach drei <strong>bis</strong> vier<br />

Tagen alle <strong>Pferde</strong> an das neue Futter gewöhnt hatten. Das Allgemeinbefinden blieb gut, die<br />

Gesundheit ungestört. Allerdings gingen alle <strong>Pferde</strong> im Nährzustand zurück und zwar um so<br />

mehr, als das Blutfutter in der Ration gesteigert wurde. Das Haar wurde lang, rauh und<br />

glanzlos. Die <strong>Pferde</strong> verloren <strong>bis</strong> zu 25 kg Körpergewicht. Auch Energie und Muskelkraft<br />

ließen nach. Neigung zu Kolik wurde bei keinem der <strong>Pferde</strong> beobachtet, auch nicht bei den<br />

da<strong>für</strong> disponierten.<br />

Die schwach sauer reagierenden Fäzes nahmen während der Versuche eine schwarzrote Farbe<br />

an, die nach LIEBREICH’s Untersuchung <strong>vom</strong> Hämatin herrührte (KOENIG, 1896, S. 207-<br />

210). Veränderungen <strong>des</strong> Urins wurden nicht beobachtet. Unverdaute Futterreste konnten in<br />

den Fäzes nicht nachgewiesen werden, demnach wurde das Futter sehr gut ausgenutzt. Die<br />

Tiere zeigten keinen vermehrten Durst. Der Leibesumfang nahm bei allen Tieren ab,<br />

proportional zur gefütterten Menge Blutfutter.<br />

Alle Berichterstatter hoben hervor, dass das Blutfutter eine hohe Haltbarkeit habe und unter<br />

verschiedenen äußeren Bedingungen eine gute Beschaffenheit beibehalte. Ein Rossarzt<br />

berichtete über Beimengungen von kohlensaurem Kalk in Form von feinem Pulver <strong>bis</strong> hin zu<br />

haselnussgroßen Stücken in der Blutfutterprobe.<br />

Das Heinson Huch’sche Blutfutter war also nicht als Kriegskonserve geeignet, da es den<br />

<strong>Pferde</strong>n nicht die nötige Kraft verlieh und die Leistungsfähigkeit der Tiere abnimmt. Von<br />

weiteren Versuchen mit diesem Blutfutter wurde Abstand genommen (KOENIG, 1896, S.<br />

210).


99<br />

LAQUERRIÈRE fasst 1881 verschiedene Berichte über die Fleischfütterung zusammen. Das<br />

Fleisch sollte gekocht und zu einem Fleischbrei verarbeitet und mit anderen Futtermitteln<br />

gemischt verabreicht werden. <strong>Beginn</strong>end mit kleinen Mengen kann die tägliche Fleischration<br />

<strong>bis</strong> auf 2-3 kg gesteigert werden. Für den Fall, dass die <strong>Pferde</strong> auch gekochtes Fleisch ganz<br />

verweigern, bleibt die Möglichkeit das gekochte und pulverisierte Fleisch mit Mehl zu<br />

mischen und zu Brot zu verbacken. SCHEURER-KESTNER berichtet dass das Fleisch mit<br />

Mehl zu Brot verbacken auch nach sieben Jahren Lagerung unverändert erhalten war. Er<br />

vertritt die Ansicht, dass man das Fleisch aller getöteten und verendeten Tiere auf diese Weise<br />

nutzen kann, da eine Ansteckung durch das Kochen <strong>des</strong> Fleisches unterbunden wird<br />

(LAQUERRIÈRE 1881).<br />

DRACHE berichtet 1893 von einem norddeutschen Landwirt, der Mais (8 Pfd.) ergänzt durch<br />

geringe Zugaben von Fleischfuttermehl ½ Pfd. (73-75% Eiweiß und 12-14% Fett), erfolgreich<br />

und kostengünstig fütterte. Übers Jahr gesehen sparte er fast 100 Mark und die <strong>Pferde</strong> halten<br />

sich besser als bei der vorher üblichen Ration aus 12 Pfd. Hafer, 3 Pfd. Häcksel und 8 Pfd.<br />

Heu.<br />

Die Aufnahme von Kadavermehl (aus den Tierkörperbeseitigungsanstalten) verweigerten<br />

<strong>Pferde</strong> konsequent (SCHENKE, 1903b).<br />

WALDECK (1915) schreibt, dass es vor der Getreiderationierung ein Blutbrot gegeben habe,<br />

das vorwiegend bei rekonvaleszenten Tieren gefüttert wurde, damit sie schneller wieder zu<br />

Kräften kamen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung mußte auf Getreide als Bindemittel<br />

aufgrund der Kriegsrationierung verzichtet werden. WALDECK ist es gelungen, das Blut in<br />

statu nativum in eine feste Dauerform zu bringen. Dieses Blutpräparat soll die<br />

zweieinhalbfache Menge Eiweiß enthalten, wie der Hafer. Durch den Zusatz von Futterzucker<br />

und Hefe seien alle Nährstoffe enthalten, v. a. aber Eiweiß.<br />

GREVE berichtet 1915 über einen Fütterungsversuch an 15 <strong>Pferde</strong>n mit einer Ration aus<br />

Fleischmehl und Zucker (mit Rübenschnitzeln vergällt) zum Ersatz <strong>des</strong> knapp gewordenen<br />

Hafers. Das verwendete Fleischmehl enthielt nach POPP (GREVE 1915): 57% Rp, 15% Ca,<br />

10% P. Die zur Verfügung stehenden Versuchspferde aus dem Marstall <strong>des</strong> Großherzogs von<br />

Oldenburg bekamen vor dem Versuch täglich 4 <strong>bis</strong> 6 kg Hafer (je nach Größe) und 4 kg Heu.<br />

Außerdem fraßen sie von der Streustroh. Die <strong>Pferde</strong> wurden täglich morgens 1 ½ <strong>bis</strong> 2<br />

Stunden gefahren oder geritten und außerdem zu Touren- und Spazierfahrten genutzt. Sie<br />

erhielten 150 g Fleischmehl und 1 kg Zucker als Ersatz <strong>für</strong> 1 kg Hafer. Sämtliche <strong>Pferde</strong> mit<br />

einer Ausnahme fraßen das Futter mit gutem Appetit. Das Haar blieb glatt und glänzend. Die<br />

Verdauung und der Kotabsatz waren normal, nur der Kot selber zeigte ein dunklere Färbung.<br />

Die Wasseraufnahme und der Harnabsatz waren normal. Die <strong>Pferde</strong> zeigten bei der<br />

Versuchsfütterung keinen Leistungsabfall und auch keine größere Neigung zum Schwitzen.<br />

Aus allen drei Gruppen hatten alle <strong>Pferde</strong> (mit jeweils einer Ausnahme pro Versuchsgruppe)<br />

3 <strong>bis</strong> 29 kg im zwei- <strong>bis</strong> sechswöchigen Versuchszeitraum zugenommen.<br />

Oberstabsveterinär WESTMATTELMANN berichtet 1916 von Fütterungsversuchen im „VII<br />

Armeekorps“ mit Fleisch- und Blutmehl bei Dienstpferden.<br />

Das Fleischmehl wird aus den Kadavern gefallener Tiere gewonnen. Das Versuchsmehl<br />

wurde nach dem Benzinextraktivverfahren der Firma Grotkaß in Bremen hergestellt. Den<br />

Kadavern wird dabei durch mehrstündiges Kochen bei 120 °C und ca. 5 Atmosphärendruck<br />

mittels Benzin der Fettgehalt entzogen. Im Fleische verbleiben Nährsalze und etwa 3% Fett.<br />

Das in den Versuchen verfütterte Fleischmehl wurde durch die „Königliche Militär-Veterinär-<br />

Akademie Berlin“ analysiert:


100<br />

1. Analyse 2. Analyse<br />

a) Wasser .......................... 11,90 7,76%<br />

b) Protein ......................... 49,22 50,31%<br />

c) N-freie Extraktivstoffe. 1,73 dazu 4,03%<br />

Rohfaser<br />

d) Asche .......................... 31,14 31,06%<br />

e) Fett ............................. 6,17 5,30%<br />

Das Fleischmehl hielt sich auch nach 1 ½ <strong>bis</strong> 4 Monate langer Lagerung einwandfrei.<br />

Das Ergebnis der Versuchsfütterung war, dass ein mittelschweres Pferd bei folgender<br />

Tagesration seine Leistungsfähigkeit beibehält: 2 Pfd. Fleischmehl, 2 Pfd. Hafer, 3 Pfd.<br />

Zucker und 3 ½ Pfd. Kleie. In den ersten 14 Tagen nach der Futterumstellung auf Fleischmehl<br />

gewöhnten sich die <strong>Pferde</strong> allmählich an das neue Futter, verloren in dieser Zeit Gewicht,<br />

bekamen aber ein glänzenderes Deckhaar. Nachdem sie das Futter dann vollständig fraßen (10<br />

Pfd.), legten sie wieder zu. Bei anstrengenden Übungsritten und –fahrten zusammen mit<br />

normal gefütterten Kontrollpferden wurde deutlich, dass die Versuchspferde leistungsfähiger<br />

und ausdauernder waren, als die Kontrollpferde (WESTMATTELMANN, 1916).<br />

Ein anonymer Autor (1929, S. 419) berichtet, dass im 1. Weltkrieg Blutmehl ein sehr<br />

konzentriertes Kraftfutter darstellte, das mit viel Häcksel <strong>bis</strong> zu 1 ½ kg täglich gegeben<br />

werden konnte.<br />

ELLENBERGER und GRIMMER (1916) fütterten Scheidemandel-Eiweiß-Ersatz, ein<br />

Präparat aus Knochen mit 85% Rp. als Eiweißsparfutter erfolgreich an Schweine und<br />

Milchkühe. Auch <strong>Pferde</strong> gewöhnten sich an dieses Futter. Außerdem fütterten sie entfettetes<br />

Leimleder an <strong>Pferde</strong>, die es nach langsamer Gewöhnung auch fraßen. Nach ELLENBERGER<br />

(1918) enthielt das Eiweißersatzfutter 80% Leimfutter, 10% gemahlene und entfettete<br />

Knochen, 10% aufgeschlossenes Horn und das Eiweißsparfutter 80% gemahlenen<br />

Knochenleim und 20% aufgeschlossene gemahlene entfettete Knochen. Beide Futtermittel<br />

wurden aufgeschlossenem Stroh und Holzmehl als Eiweißzulage beigegeben, um damit einen<br />

Teil der Hafer- und Heurationen der <strong>Pferde</strong> zu ersetzen.<br />

GEUER (1921) fütterte Leimgallertefutter <strong>bis</strong> zu der 2 ½ kg pro Tag (mehr nahmen die<br />

<strong>Pferde</strong> nicht auf) und es traten keine Gesundheitsstörungen auf.<br />

6.2 Fleisch- Blut- Panseninhalt- Gemische<br />

Ein Vorläufer der im 1. Weltkrieg produzierten Panseninhalt-Gemische war das Peptonfutter.<br />

Es bestand meistens aus dem halbverdauten Panseninhalt von Wiederkäuern, dem<br />

Mageninhalt von Schweinen und getrocknetem Blut. Es hat nach JARMARTZ (1905) einen<br />

fraglichen Nährwert und kommt <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>fütterung bei der Armee eigentlich nicht in<br />

Betracht. LUDEWIG (1906 a, S. 164-166) beschreibt das Peptonfutter als ein Gemisch aus<br />

40-60% Melasse, die mit halbverdautem Heu und etwas getrocknetem Blut vermischt wird.<br />

Die Zusammensetzung wechselt stark und den Untersuchungen von SCHULZ und<br />

KELLNER (LUDEWIG, 1906 a, S. 165) zufolge ist häufig gar kein Pepton enthalten und das<br />

Futtermittel schwer verdaulich. SCHMID (1901) fütterte Peptonfutter erfolgreich an seine<br />

Arbeitspferde und sparte damit einen Teil der Hafer- bzw. Maisration ein. SCHMOEGER<br />

(1904) gibt die Zusammensetzung von Peptonfutter I an: 83% Trockensubstanz, 26,6%<br />

Rohprotein, 22,1% Reineiweiß, 0,7% Rohfett, 39% N-freie Extraktstoffe davon 24,4% Zucker,<br />

8,1% Rohfaser und 8,6% Asche.


101<br />

Ein anonymer Autor berichtet 1915 (a) über ein Pansenmischfutter als Haferersatz <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Auf dem Schlachthof in Düsseldorf wurde es aus folgenden Zutaten hergestellt: 10 kg<br />

getrockneter Panseninhalt, 10 kg gekochtes und hierauf gemahlenes Fleisch beanstandeter<br />

Tiere, 10 kg Blut, 3,5 kg Futterzucker, 0,25 kg Kochsalz, 1,25 kg nasse Hefe.<br />

Der Panseninhalt wurde in Säcken aufgehangen, damit das Wasser abfließt, dann zwischen<br />

Rollen gepresst und in Hürden-Trockenschränken getrocknet. Die Hefe wird zugegeben, um<br />

dem Futter einen angenehmen würzigen Geruch zu verleihen. 1 kg dieses Pansenmischfutters<br />

soll in der Lage sein, 1 kg Hafer in der <strong>Pferde</strong>ration zu ersetzen, wie schon aus der<br />

chemischen Analyse hervorgehe. Ein von ANON. (1915 a) nicht näher beschriebener<br />

Fütterungsversuch an 100 <strong>Pferde</strong>n hat ergeben, dass die Tiere bei der ausschließlichen<br />

Ernährung mit Pansenmischfutter vollkommen leistungsfähig blieben. Der Autor hebt hervor,<br />

dass das Pansenmischfutter reicher an verdaulichem Eiweiß ist, als Hafer. Damit ist es ein<br />

Kraftfuttermittel, das auch hervorragend als Beifutter zu eiweißarmen Futtermitteln, wie<br />

Kartoffeln und Rüben gegeben werden kann.<br />

Die ersten Versuche zur Herstellung eines Pansenmischfutters bei den deutschen Truppen<br />

wurden von BOLLE an der deutschen Westfront gemacht. Es wurden Panseninhalt mit<br />

gekochten Schlachtabfällen, Kadavern und Rinderblut gemischt und dann in Trockenöfen<br />

gedörrt. Das entstandene braune Mehl konnte <strong>für</strong> die Mitnahme auf dem Pferd auch gepresst<br />

werden (ANON. 1929, S. 418).<br />

Seit März 1915 wurden nach WESTMATTELMANN (1916) Fütterungsversuche mit<br />

Blutmehl, dem sogen. Eckardt’schen Futter an 100 <strong>bis</strong> 300 <strong>Pferde</strong>n durchgeführt. Die<br />

Ergebnisse waren so zufriedenstellend, dass seitdem diese Fütterung beibehalten wurde. Das<br />

Eckardt’sche Futter wird hergestellt aus: 20 Pfd. trockener Panseninhalt, 20 Pfd. Blut, 20<br />

Pfd. Fleisch, 2 Ltr. Nasse Brauereihefe, 7 Pfd. Zucker und 1 Pfd. Kochsalz, dazu 30 Pfd.<br />

geschrotener Hafer. Zur Herstellung <strong>des</strong> Blutmehls wurden getrockneter Panseninhalt,<br />

gekochte Fleischabfälle, Blut, Salz, Zucker und Brauereihefe vermischt und bei einer<br />

Temperatur von 36 °C getrocknet. Die Trocknungstemperatur darf 40 °C nicht überschreiten,<br />

weil sonst das Blut unverdaulich wird. Durch die Trocknung verliert der Blutkuchen den<br />

stärksten Geruch, der Zusatz von Brauereihefe gibt dem Futtermittel einen angenehmeren<br />

Geruch und die <strong>Pferde</strong> fressen es besser. Die trockene Masse wird dann gemahlen und 15 <strong>bis</strong><br />

30% Hafer zugesetzt.<br />

In den ersten 14 Tagen nach der Futterumstellung auf Blutmehl gewöhnten sich die <strong>Pferde</strong><br />

allmählich an das neue Futter, verloren in dieser Zeit Gewicht, bekamen aber ein glänzenderes<br />

Deckhaar. Nachdem sie das Futter dann vollständig fraßen (10 Pfd.), legten sie wieder zu.<br />

Bei anstrengenden Übungsritten und –fahrten zusammen mit normal gefütterten<br />

Kontrollpferden wurde deutlich, dass die Versuchspferde leistungsfähiger und ausdauernder<br />

waren, als die Kontrolltiere (WESTMATTELMANN, 1916). 1917 berichtet OPPERMANN,<br />

dass die von WESTMATTELMANN beschriebene Anlage (wie in Goßlar) zur Fett- und<br />

Futtergewinnung aus Tierkadavern und Konfiskaten aus den Feldschlächtereien jetzt an 40<br />

Stellen, über die ganze West- und Ostfront verteilt, in Betrieb ist. Das Mischfutter aus<br />

Fleischbrei, Blutkuchen und getrocknetem Panseninhalt wird in Apparaturen hergestellt, die<br />

einzeln auf Wagen montiert sind und mit Lokomotiven betrieben werden. Eine einzige dieser<br />

Anlagen liefert im Monat ca. 1500 kg Fett und etwa 12000-15000 kg Mischfutter. Das<br />

hergestellte Fleisch- bzw. Kadavermehl ist keimfrei. Das Mischfutter wird von <strong>Pferde</strong>n und<br />

Schweinen gut gefressen und verwertet.<br />

BALLA (1917) ließ beim Schlachtviehdepot einer Division, bei der täglich im Schnitt 40<br />

Rinder geschlachtet werden, von jedem Rind 7 kg Blut mit Häcksel, feuchtem Panseninhalt<br />

(1 : 2 : 5) und Salz (3% der Blutmenge) mischen. Das Blut muß <strong>bis</strong> zur Abkühlung ständig


102<br />

gerührt werden. Der Panseninhalt wird in Säcken gepreßt und mit den Füßen gestampft, damit<br />

er Wasser verliert. Zuerst wird Häcksel mit dem Panseninhalt gemischt, dann das Blut in<br />

kleinen Portionen dazugegeben. Das Gemisch wird in 5 cm dicken Schichten 24 <strong>bis</strong> 48<br />

Stunden lang eingetrocknet, wodurch es den Pansengeruch verliert. Dieses eingetrocknete<br />

Blut-Panseninhalt- Mischfutter kann 10 Tage lang als Alleinfuttermittel an <strong>Pferde</strong> verabreicht<br />

werden, ohne dass diese Schaden nehmen. Anfangs sollte das neue Futtermittel mit Hafer<br />

verschnitten werden: 1 l Hafer und 4 l Blut-Panseninhalt. Nach vier Wochen haben sich die<br />

<strong>Pferde</strong> ganz gut an das Futter gewöhnt und nehmen es besser aus der Krippe, als aus dem<br />

Hafersack. Die Fütterung mit dem Blut-Panseninhalt hat sich nach BALLA’s Meinung<br />

bewährt.


7. Futtermischungen, Mischfutter<br />

103<br />

Neben Einzelfuttermitteln wurden auch Futtermischungen eingesetzt. Im Kapitel über<br />

Rückstände der Zuckerrübenverarbeitung wird über Melassefutter berichtet, eine spezielle<br />

Form von Futtermischung. Als Mischfutter gelten nachfolgend Mischungen mit drei und mehr<br />

Futterkomponenten.<br />

Schon im 15. Jahrhundert sollen in England <strong>Pferde</strong> mit Brot gefüttert worden sein (WÖRZ,<br />

1874, S. 51). Seit dem 18. Jahrhundert wurden Brote anscheinend zur Fütterung an <strong>Pferde</strong><br />

hergestellt (nach KUERS 1835 S. 57-69 erstmals 1735 erwähnt), die zu den ersten<br />

Futtergemischen gezählt werden können. Eine generelle Anwendung scheint jedoch noch<br />

nicht vorgelegen zu haben. GIBSON (1780) erwähnt unter den Futtermitteln <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> keine<br />

Brote. Bei den <strong>Pferde</strong>n, die <strong>für</strong> Distanzritte trainierten, wurde jedoch schon seit dem 17.<br />

Jahrhundert Brot neben Hafer gefüttert. Das Brot wurde – je nach Trainingsphase – aus<br />

unterschiedlichen Anteilen Weizen- und Bohnenmehl gebacken (HARRIS, 1999). Nach<br />

CLARK (1790, S. 51) war es in England im 18. Jahrhundert üblich, <strong>Pferde</strong> auch mit Brot<br />

(<strong>Pferde</strong>brot) anstelle von Hafer oder anderen Körnern zu füttern.<br />

Im Laufe <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts kamen neben Broten auch Zwiebäcke, Kuchen, Biskuits,<br />

schließlich Pressfutter und selbst Alleinfutter zum Einsatz, die aus mehreren Komponenten<br />

zusammengesetzt waren. Die Intentionen aus ernährungsphysiologischer Sicht waren bei<br />

diesen Mischungen heterogen (Ergänzung von Energie, Eiweiß, seltener Mineralien,<br />

Erhöhung der Verdaulichkeit und Verträglichkeit) ebenso die fütterungstechnischen<br />

Überlegungen (Erleichterung von Transport, Lagerung, Zuteilung).<br />

Eine Einteilung dieser Futtermitteln nach diesen Gesichtspunkten ist schwierig. Neben einer<br />

chronologischen Untergliederung wird daher zusätzlich nach <strong>Entwicklungen</strong> im militärischen<br />

und zivilen Bereich unterteilt.<br />

1800 – 1850 Militärischer Bereich<br />

1815/16 führte die preußische Armee erste Fütterungsversuche mit Futterbroten, dem sog.<br />

russischen Zwieback, durch (KOENIG, 1896, S. 198). Die <strong>Pferde</strong> erhielten 6 Pfd. Zwieback<br />

anstelle von 3 Metzen Hafer, neben der normalen Heu- und Strohration. Die Ergebnisse<br />

lauten zwar übereinstimmend günstig, aber über Dauer und Zweck der Versuche liegen keine<br />

weiteren Mitteilungen vor.<br />

Spätere Versuche bei der deutschen „Garde Kavallerie“ folgten 1832 und 1834 mit Erbsenund<br />

Roggenkuchen, der in Mengen von 3 <strong>bis</strong> 4 ½ Pfd. gegen Hafer ausgetauscht wurde<br />

(KOENIG 1896, S. 198; LUDEWIG 1906 a, S. 201). Dabei wurde abwechselnd die volle<br />

Stroh- und Heuration, bzw. kein Rauhfutter gegeben. KOENIG ist der Ansicht, dass die<br />

ungünstigen Ergebnisse dieser Versuche daher rührten, dass man mit den Futterkuchen den<br />

Hafer vollständig ersetzen wollte.<br />

Drei Militärpferde in „Alfort“ erhielten Brot (tourteaux), das Pariser Bäcker aus sehr viel<br />

Hafermehl und wenig Gersten- und Bohnenmehl herstellten. Die Ausgangskomponenten<br />

wurden in speziellen Maschinen (pantriteurs) zerrieben, bevor sie verbacken werden<br />

(KUERS 1835, S. 57-69). KUERS (l.c.) meint durch den Backvorgang würden die<br />

Inhaltsstoffe der Getreidekörner zwar aufgeschlossen und damit leichter verdaulich, aber die<br />

Leistungsfähigkeit der <strong>Pferde</strong> leide darunter. Deshalb sollte man <strong>Pferde</strong>n, die schwere Arbeit<br />

verrichten oder großen Strapazen ausgesetzt werden (Militärpferde) kein Brot zu füttern.


104<br />

Schon 1839 bemühte sich KUERS (S. 290-292), den Wert von Brot mit Hafer zu vergleichen.<br />

Er zitiert KIRCHHOFs Entdeckung nach der beim Backen ein Teil der Stärke in Gummi<br />

übergeht und ein anderer in Zucker, ohne das sich das Gesamtgewicht verändert und berichtet<br />

über GAUFFUREs Nachforschungen, wonach beim Backen die gleichen Bestandteile<br />

entstehen wie beim Keimen und zwar wandelten sich 6 Teile Stärke in 3,5 Teile Gummi und<br />

2,5 Teile Zucker<br />

Nach VOGELs Analysen wird die absolute Menge der nährenden Bestandteile <strong>des</strong> Weizens<br />

durch das Backen gemindert, andererseits diese Bestandteile aber möglicherweise durch den<br />

Backvorgang aufgeschlossen, so das im Endergebnis nach KUERS (1839, S. 290-292)<br />

Meinung evtl. das Brot doch besser als das Korn nährt, weil weniger Energie <strong>für</strong> den<br />

Aufschluss der nährenden Substanzen verbraucht werde.<br />

BAILLIF (HUZARD 1849) schlägt vor, den Militärpferden als Abendfutter das gleiche<br />

Gewicht, das sie jetzt als Hafer bekommen, als Weizen- oder Gerstenbrot zu geben, welches<br />

aus einem Teil Mehl und zwei Teilen Kleie oder Nachmehl mit etwas Salz zubereitet wird.<br />

HUZARD (1849) ist jedoch der Ansicht, dass Brotfütterung nicht <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> zum schnellen<br />

Gebrauch taugt und die Zubereitung in der Armee viel zu aufwendig sei.<br />

In einigen französischen Regimentern wurden Versuche mit teilweiser Brotfütterung gemacht.<br />

Dabei kam es zu mehr Indigestionen und Aufblähen. Auch der Rotz soll sich verstärkt<br />

ausgebreitet haben (HUZARD 1849).<br />

1800 – 1850 Ziviler Bereich<br />

PLANK (1828, S. 38) schreibt, Brot sei kein gewöhnliches Futtermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> und<br />

Wiederkäuer, wohl aber als Zwischenmahlzeit auf Reisen und Märschen, bei ungewöhnlicher<br />

Lebensart und Fütterung zu verwenden. Zur Beförderung der Verdauung wird es mit Salz<br />

bestreut.<br />

HUDOFFSKY macht 1834 den Vorschlag nur einen Teil der Haferration durch Brot zu<br />

ersetzen (KUERS 1835, S. 57-59).<br />

KUERS (1835, S. 57-69) berichtet über Fütterungsversuche mit Brot in einer der größten<br />

(aber nicht näher bezeichneten) Transport-Anstalten zu Paris. Das Brot bestand zu einem<br />

Drittel aus Abfällen der Getreidefabriken und zu zwei Dritteln aus schlechtem Mehl. Die 292<br />

<strong>Pferde</strong> im Postdienst wurden mit diesem Brot, statt mit Körnern gefüttert und verrichteten<br />

ihren Dienst genauso gut. Die <strong>Pferde</strong> allerdings, die sehr schwere Arbeit verrichten mussten,<br />

wurden bei der Brotfütterung mager und weichlich.<br />

Im Etablissement <strong>des</strong> Dames-Blanches wurde bemerkt, dass die <strong>Pferde</strong> bei vermehrter<br />

Brotfütterung stärker zum Schwitzen neigten. In der Verwaltung <strong>des</strong> Eaux clarifiés wurde an<br />

130 große <strong>Pferde</strong> Brot gefüttert. Sie wurden etwas magerer dabei, arbeiteten jedoch gut und<br />

schwitzten auch nicht vermehrt. Die besten Erfolge mit der Brotfütterung wurde bei alten<br />

<strong>Pferde</strong>n erzielt, die die Diligences zogen. Sie hielten sich bei der Brotfütterung besser, als bei<br />

der Haferfütterung und nahmen z. T. sogar Gewicht zu (KUERS 1835, S. 57-69).<br />

FEULARD gibt in seiner Veröffentlichung an, dass 8 Pfd. <strong>des</strong> von ihm produzierten Brotes<br />

die <strong>Pferde</strong> genauso gut ernährt, wie 12 Pfd. Hafer (KUERS 1835, S. 59).<br />

KUERS bestätigt 1839 (S. 290-292) seine Auffassung von 1835, dass Brot nicht in der Lage<br />

ist, schwer arbeitende <strong>Pferde</strong> zu ernähren. Er erwähnt aber die Möglichkeit, <strong>für</strong> solche <strong>Pferde</strong><br />

ein gehaltvolleres Brot aus Erbsenmehl zu backen. Bei weniger hart arbeitenden <strong>Pferde</strong>n<br />

könne Brotfütterung durchaus ökonomische Vorteile bieten.


105<br />

STEWART (1839, S. 271-273) berichtet aus England von einem <strong>Pferde</strong>besitzer der seine<br />

sieben <strong>Pferde</strong> täglich mit 12 Pfd. Brot (mit Häckerling vermischt) auf drei Mahlzeiten<br />

verteilt, vier Jahre lang fütterte und damit die Haferration ersetzte. Das Brot wurde aus 20<br />

Scheffel Hafermehl, 20 Scheffel Roggenmehl, 6 Scheffel gekochter Kartoffeln und Hefe<br />

gebacken. Außerdem behauptet ein anonymer Autor 1837, dass 1 t Hafer zu Brot verbacken 6<br />

t rohen Hafer ersetzen könne (STEWART 1839, S. 272). STEWART (l.c.) hält diese Aussage<br />

<strong>für</strong> maßlos übertrieben. Gleichwohl würde in Schweden ein Brot aus gleichen Teilen Haferund<br />

Roggenmehl gebacken an <strong>Pferde</strong> verfüttert. Nach MAGNE und FUCHS (1844, S. 468)<br />

wird diesem schwedischen Brot ein wenig Salz und Branntwein zugegeben, manchmal auch<br />

Bierhefe, Oelkuchen, ja selbst Blut zugesetzt.<br />

Ein anonymer französischer Autor berichtet 1843 über die verbreitete Futterpraxis, die in den<br />

letzten Jahren außergewöhnlich teuren <strong>Pferde</strong>futtermittel (Hafer, Heu und Stroh) durch<br />

Brotfütterung zu ersetzen. Dabei hat sich gezeigt, dass zusätzlich zu dem meist geringen<br />

Brote unbedingt noch Rauhfutter gegeben werden muss, damit die Tiere zu den gleichen<br />

Leistungen fähig sind, wie bei Hafer- und Heufütterung. Als Beispiel gibt er das von einer<br />

Boulangerie générale in Paris angebotene Brot aus schwarzem (geringem) Weizenmehl an,<br />

wobei ein Laib Brot (3 kg) 60 Centimes kostet und ca. 5 kg Heu ersetzen soll. Die Ersparnis<br />

bei den gegenwärtigen Heupreisen läge bei einem Viertel der Kosten. Allerdings könnte nur<br />

ein Teil der gewöhnlichen Ration durch das Brot ersetzt werden.<br />

MAGNE und FUCHS (1844, S. 468-471) zitieren verschiedene französische Autoren und ihre<br />

Erfahrungen mit Brotfütterung * :<br />

Nach LACHEZE backten Araber Kuchen aus Gerste, Salz und dem Pulver von getrocknetem<br />

Fleisch. Solche Kuchen lassen sich gut transportieren und erweichen durch den Salzgehalt<br />

nicht so schnell. DARBLAY hat sich mit den Vorteilen der Brotbereitung auseinandergesetzt.<br />

Aus 75 kg Schwarzmehl und 25 kg Bohnenmehl erhielt er 146,5 kg Brot. Von diesem Brot<br />

ernährten 4 ½ kg besser, als 5 ¾ kg Hafer. Der Hafer kostete 1 Franken und 16 Cent., das<br />

Brot aber nur 72 Centimes. Schlechte <strong>Pferde</strong> behielten bei der Brotfütterung noch lange die<br />

Kraft im Post- und Personenverkehr ihren Dienst zu verrichten. Nach DARBLAY empfiehlt<br />

sich als ein besonders nahrhaftes und dabei kostengünstiges Futtermittel Brot, das jeweils zu<br />

einem Drittel aus kleinen Bohnen, Weizen und Gerste besteht.<br />

DAYLLY ließ sich von den Bäckern der Hauptstadt Paris Brot von schlechter Qualität<br />

zubereiten. Davon gab er seinen <strong>Pferde</strong>n 3 kg statt 5-6 kg Heu. Diese Fütterung war billig und<br />

zuträglich <strong>für</strong> die Tiere (1 kg Brot kostet 19 Cent. und ersetzte 2 kg Heu, das einen Kilopreis<br />

von 38-40 Cent. hatte). LOKATELLI ließ aus Roggen und Kartoffeln Brot backen, das in<br />

Betreff seiner Güte und <strong>des</strong> Preises vollkommen ausreicht. GIRODOT nahm 3 Teile<br />

gemahlenen Hafer, 3 Teile gemahlen Roggen, 3 Teile Kleie, 3 Teile gemahlenes Strohhäcksel<br />

und 1 Teil Melasse. Daraus machte er einen Teig und formte daraus Brote von 8 Zentimeter<br />

Dicke. Nach dem Backen bewahrt er sie <strong>für</strong> den Gebrauch auf. Dieses Brot ersetzt den Hafer,<br />

wenn 2 kg täglich nach dem Saufen gegeben werden. Von BELISSEN stammt das Rezept zu<br />

einem ähnlichen Brot.<br />

* die Originalquellen konnten nicht erreicht werden


106<br />

Das Bulletin <strong>des</strong> FERUSSAC befasst sich mit einer in Schlesien gebräuchlichen Brotmischung<br />

(10 Teile Hafer- und Roggenmehl, 3 Teile Kartoffelbrei, Sauerteig), die billig und gut<br />

verträglich ist. Von diesem Brot gibt man einem Pferd täglich 6 kg auf 3 Mahlzeiten verteilt,<br />

in Stücke gebrochen, mit Häcksel vermischt und etwas angefeuchtet (MAGNE und FUCHS<br />

1844, S. 468-471).<br />

Fuhrleute, die Kohlen aus den Vogesen fuhren, versuchten, Hafer durch das einfacher zu<br />

transportierende Brot (aus Weizenmehl schlechter Gattung, Roggen- oder Gerstenmehl und<br />

1kg Salz pro 60 kg Teig ) zu ersetzen. 1,5 kg von diesem Brot (zu 20 Centimen) ersetzten 5 l<br />

Hafer (zu 30 Centimen). Die <strong>Pferde</strong>, die mit Brot gefüttert wurden, sahen besser aus und<br />

hatten mehr Kraft als die mit Hafer gefütterten. Sie waren sogar folgsamer, was die Verfasser<br />

darauf zurückführen, dass sie aus der Hand der Fuhrleute gefüttert wurden (MAGNE und<br />

FUCHS 1844, S. 468-471).<br />

MAGNE und FUCHS (1844, S.468-471) ebenso wie HAUBNER 1845 (S. 295-296),<br />

diskutieren die Vor- und Nachteilen der Brotfütterung. Es sei ein überaus leicht und<br />

vollständig verdauliches bekömmliches Nahrungsmittel, leicht zu lagern, zu transportieren<br />

und kostengünstig, wenn neben Getreide auch Kartoffeln verbacken würden Es ließe sich von<br />

den Domestiken auch schwerer illegal verkaufen als Hafer. <strong>Pferde</strong> mit schlechten Zähnen<br />

blieben bei Brotfütterung besser bei Kräften, und kranke <strong>Pferde</strong> erholten sich schneller, wenn<br />

man sie mit Brot füttere. Allerdings soll die Brotfütterung die <strong>Pferde</strong> auch weichlich mache(n)<br />

sie schwitzen leicht und wenn sie schwere Arbeit zu verrichten haben, kommen sie von Fleisch<br />

und Kräften. Es wird zu schnell verdaut und füllt den Magen nicht genug. Nach der Erfahrung<br />

der Autoren treten diese Übelstände aber nur auf, wenn der Brotanteil in der Ration zu groß<br />

wird (über 4-6 Pfd. pro Tag). Bei <strong>Pferde</strong>n auf Reisen oder bei anderen Gelegenheiten, wo<br />

wenig Zeit zum Fressen ist, wird gerne Brot gefüttert.<br />

MAGNE gibt folgende Richtwerte <strong>für</strong> einen möglichen Futterersatz durch bestimmte<br />

Brotzubereitungen an: 3 Pfd. Brot aus schlechtem Weizenmehl und aus Roggen- und<br />

Gerstenmehl mit Salz (auf 60 Pfd. Teig 1 Pfd. Salz) ersetzen ungefähr 4 ½ Pfd. ( 5 Liter)<br />

Hafer. 6 Pfd. Brot schlechter Qualität ersetzen täglich ca. 10-12 Pfd. Heu (HAUBNER 1845,<br />

S. 296).<br />

HOCHSTETTER (1845, S. 359) rät, Brot aus 42 Pfd. Mehl vermischt mit 2 ½ Pfd. fein<br />

geschnittenem Häcksel von Roggenstroh zu backen. Damit ist das Futterbrot <strong>für</strong> den<br />

menschlichen Verzehr ungeeignet. Neben dem Brot muss Hafer und Gerste die Ration<br />

ergänzen. Das Brot muss min<strong>des</strong>tens vier Tage alt sein, bevor es in Stücke geschnitten und<br />

mit Häcksel vermischt den <strong>Pferde</strong>n in die Krippe gegeben wird. Getreidekörner sollten<br />

morgens und abends, ebenfalls mit Häcksel vermischt, gefüttert werden.<br />

Nach BAILLIF ist Brot am besten in der Lage, einen Teil der Haferration zu ersetzen. Er führt<br />

die Erfahrung eines französischen Posthalters an, der 30 <strong>bis</strong> 35 <strong>Pferde</strong> hält und sie mit einer<br />

Ration von täglich 10 Pfd. Brot und Heu ad libitum füttert. Das Brot besteht aus einem<br />

Gemisch aus Weizen, Roggen und Gerste - je nach Preis der einzelnen Getrei<strong>des</strong>orten. Diese<br />

Fütterung wird seit acht Jahren beibehalten und nur die fünf <strong>bis</strong> sechs <strong>Pferde</strong>, die den<br />

Postwagen über das Gebirge ziehen müssen, erhalten etwas Hafer (HUZARD 1849).<br />

Ein anderer Unternehmer aus Frankreich gibt seinen <strong>Pferde</strong>n 6 Pfd. Weizenbrot, 5 Liter Kleie,<br />

2,5 Liter Mais und 10 Pfd. Heu und spart im Vergleich zu der früher gefütterten Ration aus 20<br />

Liter Hafer und Heu ad libitum erheblich (HUZARD 1849).


107<br />

Einige Fuhrunternehmer in Paris, die Brot fütterten, sahen darin die Ursache <strong>für</strong> große<br />

Verluste durch Rotz. So ein Postmeister der andererseits durch teilweise Brotfütterung (neben<br />

4-6 Litern Hafer) eine Ersparnis von 40.000 Franken im Jahr erreichte. Andere<br />

Omnibusunternehmer sahen die <strong>Pferde</strong> bei der Brotfütterung zwar herabkommen, jedoch<br />

nicht eine gleichzeitig vermehrte Ausbreitung von Rotz (HUZARD 1849).<br />

Nach PRANGE wurde in Fütterungsversuchen bei der <strong>Pferde</strong>post von Paris nie mehr als die<br />

Hälfte der Heu- und ein Drittel der Haferration durch andere Futtermittel ersetzt. Demnach<br />

hat die <strong>Pferde</strong>post zu Paris von 1834 <strong>bis</strong> 1841 bei 200 <strong>Pferde</strong>n über 1000 Tage die<br />

gewöhnliche Ration von 18 Litern Hafer, 1 Bund (zu 10 Pfd.) Heu und 1 Bund Stroh durch<br />

folgende Ration ersetzt: 12 Liter Hafer, ½ Bund Heu, 6 Bund Stroh und 3 Pfd. Brot. Das Brot<br />

bestand z. T. aus Mehl der 3ten und 4ten Qualität, z. T. aus einem Gemisch aus Bohnen-,<br />

Gerste-, Roggen- und Weizenmehl (HUZARD 1849). Brot enthält nach LASSAIGNE 38%<br />

Wasser. Anhand <strong>des</strong> Stickstoffanteils in Brot, Hafer und Heu glaubt er bewiesen zu haben,<br />

dass das Brot Hafer und Heu nicht in dem Maße ersetzen kann, wie es in der Pariser<br />

<strong>Pferde</strong>post von 1834 <strong>bis</strong> 1841 versucht wurde. Das Brot bestand z. T. aus Mehl der 3ten und<br />

4ten Qualität und z. T. aus einem Gemisch aus Bohnen-, Gerste-, Roggen- und Weizenmehl<br />

(HUZARD 1849).<br />

1850 – 1900 Militärischer Bereich<br />

Der französische Militärthierarzt NAUDIN beschreibt einen von ihm hergestellten Zwieback<br />

(<strong>bis</strong>cuit-fourage) als ein Nahrungsmittel, das leicht zu verdauen sei und viel Nährstoff bei<br />

wenig Volumen enthalte. Deshalb eigne es sich besonders <strong>für</strong> Post- und Fiakerpferde, sowie<br />

<strong>für</strong> Militärpferde in Kriegszeiten (ANON. 1858). Nach ZÜRN (1875, S. 127-128) ist<br />

Naudin´s Bisquit Fourage in Form kleiner Brote im Handel, wobei die Zusammensetzung<br />

geheimgehalten wird. Nach REY (1858 a) ist dieses Futtermittel nur dann von Vorteil, wenn<br />

es auf ein möglichst kleines Volumen <strong>des</strong> Futters ankommt, wie z. B. im Kriegszeiten zur<br />

Ernährung der Militärpferde (leichteres Mitführen der Tagesration). Die Brot seien<br />

nährkräftig, leicht verdaulich und gut zu konservieren.<br />

Auf einer Londoner Industrieausstellung demonstrierte der Aussteller DAVIS (ANON. 1863)<br />

ein gepresstes Futter aus Heu und anderen Futtern, dass infolge seines geringe Volumens<br />

einfach transportiert werden könne. Es wogen:<br />

2 Kubikfuss 10 Zoll gepresstes Heu 122 Pfd. engl.,<br />

2 ″ 2 ″ ″ Heu mit Kleie 125 Pfd. engl.,<br />

3 ″ - ″ ″ Stroh 120 Pfd. engl.,<br />

2 ″ 8 ″ ″ Heu mit Schrot 172 Pfd. engl.<br />

(jedenfalls Haferschrot)<br />

Das Pressfutter hatte einen gesunden Geruch und Geschmack und sah auch nicht verdorben<br />

aus. Der Verfasser ist der Ansicht, dass <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, die gequetschte Körner mit Heuhäckseln<br />

trocken in die Krippe gewöhnt sind (wie in England üblich), diese gepreßte Fourage im Felde<br />

jede Arbeit erspart und einfach mitgeführt werden kann. Es soll sich im Krieg mit China<br />

(vermutlich 1840/42 Opiumkrieg zwischen England und China, PLOETZ 1950, S. 538,625)<br />

sehr bewährt haben.


108<br />

LUDEWIG (1906 a, S. 204-205) berichtet über Fütterungsversuche mit Konserven während<br />

<strong>des</strong> deutsch-französischen Krieges 1870/71, ebenso wie KOENIG (1896, S. 200-201). Sie<br />

sollten den Kavalleristen ermöglichen, eine Ration <strong>für</strong> drei Tage auf den <strong>Pferde</strong>n mitzuführen.<br />

Die Konserve sollte nur das Volumen und Gewicht einer Tageshaferration haben. Die<br />

Versuche führten zu keinen eindeutigen Resultaten und wurden erst nach dem Krieg<br />

fortgesetzt.<br />

In der Annahme, mit dem Hafer würden Bestandteile verzehrt, die keinen hohen Nährwert<br />

haben, wurde der Hafer gequetscht, von groben Schalen befreit, gepresst und den <strong>Pferde</strong>n<br />

gefüttert. Die Ration <strong>des</strong> so aufbereiteten Hafers betrug jedoch immer noch zwei Drittel <strong>vom</strong><br />

Volumen und Gewicht der normalen Körnerration. Außerdem wurde bei den Versuchen<br />

deutlich, dass die Spelzen <strong>des</strong> Hafers offenbar von Bedeutung <strong>für</strong> die Verdauung sind,<br />

obwohl sie eigentlich keinen hohen Nährwert haben.<br />

Deshalb wurden 1872 auf Anregung <strong>des</strong> Oberbefehlshaber der Okkupationsarmee in<br />

Frankreich, General der Kavallerie v. MANTEUFFEL, weitere Kuchen aus nährstoffreicheren<br />

Ausgangsprodukten hergestellt und getestet (siehe Tab. 5).<br />

Die Konserve Nr. 1 bestand aus Erbsenmehl, das durch Kondensation <strong>des</strong> aus den<br />

Hülsenfrüchten gewonnen Mehles derart in seinem Nährwert gesteigert wurde, dass 54 Pfd.<br />

<strong>des</strong> kondensierten Mehls 100 Pfd. <strong>des</strong> gewöhnlichen Mehls entsprachen. Daraus wurden<br />

Kuchen gebacken.<br />

Die Konserve Nr. 2 stellte nach KOENIG (1896, S.200-201) Thorley food aus gemahlenem<br />

Heu, Stroh, Erbsen, Bohnen, Linsen, Brot, Mais, Gerste, Hafer, Kochsalz und Leinsamen<br />

dar. Es handelte sich aufgrund der Heu- und Strohzugaben bereits um ein Alleinfutter<br />

Die Konserve Nr. 3 war die Weiterentwicklung <strong>des</strong> gebackenen Thorley food´s in dem Heu<br />

und Stroh weggelassen und mehr Hülsenfrüchte verwendet wurden, um den Nährwert <strong>des</strong><br />

Brotes zu erhöhen. Volumen und Gewicht der Konserve machte kaum ein Drittel einer<br />

Haferration gleichen Nährwertes aus (KOENIG 1896, S. 200-201).<br />

Die drei von MANTEUFFEL getesteten Mischungen bestanden nach KOENIG (1896, S.200-<br />

201) aus den in Tab. 5 aufgeführten Bestandteilen.<br />

Tab. 5: Zusammensetzung der drei Futterkuchen (in %), die 1872 von MANTEUFFEL in der<br />

deutschen Okkupationsarmee in Frankreich getestet wurden (nach KÖNIG 1896, S.200-201)<br />

Futtermittel Futterkuchen I Futterkuchen II Futterkuchen III<br />

Hafermehl 30 40 -<br />

Dextriniertes Erbsenmehl 30 40 20<br />

Leinsamenmehl 10 20 10<br />

Dextriniertes Weizenmehl - - 20<br />

Dextriniertes Maismehl - - 20<br />

Roggenmehl 30 - 20<br />

Geriebenes Brot - - 10<br />

Nach Ludwig (1906 a, S.204) und POTT (1889, S. 159-161) war die Zusammensetzung der<br />

verschiedenen <strong>Pferde</strong><strong>bis</strong>kuits, die in der Konservenfabrik von WARNICKE in Frankfurt am<br />

Main hergestellt wurden dieselbe, wie die in Tab. 5 aufgeführten Mischungen. Ein anonymer<br />

Autor (1878c) berichtet, dass WARNICKE aus Frankfurt am Main die Versuchsanstalt der<br />

deutschen Okkupationsarmee in Nancy leitete und die in Tab. 5 aufgeführten<br />

Futtermischungen entwickelte.


109<br />

Im Juli 1872 wurden <strong>für</strong> die Versuche 53 gut genährte <strong>Pferde</strong> ausgewählt und allmählich an<br />

die Konserven gewöhnt (jeweils bei einem Drittel der <strong>Pferde</strong>). Dabei stellte sich heraus, dass<br />

Konserve 1 (Erbsmehlkuchen) zu brüchig <strong>für</strong> den Transport war und nicht gern gefressen<br />

wurde, ähnlich wie Konserve 2 (Thorley´s food) vermutlich wegen ihres sandigen<br />

Geschmacks. Daher wurde von nun an nur noch die Konserve Nr. 3 (KÖNIG 1896) und nach<br />

LUDEWIG (1906, S. 204) Warnike´s <strong>Pferde</strong><strong>bis</strong>kuits erfolgreich getestet. Vermutlich<br />

beziehen sich die Angaben der beiden Autoren auf das gleiche Produkt. Während <strong>des</strong> Monats<br />

Juli wurden die <strong>Pferde</strong> intensiv belastet, z.B. in vier aufeinanderfolgenden Märsche von<br />

insgesamt 19 deutschen Meilen (1 dt. Meile = 7,5 km). Dabei wurde zweimal biwakiert, ohne<br />

Heu, Stroh oder Gras. In dieser Periode erhielten die <strong>Pferde</strong> ein Drittel der Haferration, das<br />

übrige Futter in Form von Kuchen.<br />

Weiterhin mussten sie Dauermärsche mit forcirter Schnelligkeit bewältigen (22 dt. Meilen in<br />

2 Tagen) bei einer Durchschnittstemperatur von 36°C. Während <strong>des</strong> Tages fraßen die <strong>Pferde</strong><br />

schlecht, was der hohen Hitze zugeschrieben wurde, da sie in der Morgenfrische gut fraßen.<br />

Nur einmal wurde grüner Klee gefüttert in kleinen Mengen. Die Tiere hatten nichts von ihrer<br />

Leistungsfähigkeit eingebüßt und konnten die verhältnismäßig großen Strapazen leicht<br />

ertragen. Die Versuche zeigten, dass die <strong>Pferde</strong> mit der Konserve Nr. 3 eine Zeit lang<br />

kriegstüchtig blieben. Damit war es auch dem Reiter möglich, Futter <strong>für</strong> mehrere Tage auf<br />

dem Pferd mitzuführen (KÖNIG 1896, S. 200-201).<br />

Weitere Fütterungsversuche sollten nun die Mängel der <strong>bis</strong>her gefundenen Konserve so weit<br />

wie möglich beseitigen. Zu diesem Zweck wurden in der Konservenfabrik bei Nancy neun<br />

verschiedene Futtermischungen zusammengestellt. In allen Präparaten waren Leguminosen<br />

(Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicken, Lupinen) enthalten. Zum Teil enthielten sie auch Ölsamen<br />

(Lein, Raps) in reichlicher Menge. Hafer war zu 15-40% Bestandteil der Mischungen. Die<br />

verschiedenen Inhaltsstoffe wurden durch Schroten, Backen und andere Vorbereitungen auf<br />

ein möglichst geringes Volumen gebracht und dann in Kuchenform verfüttert. 3 ½ Pfd.<br />

Kuchen sollten 11 ¼ Pfd. Hafer entsprechen. 26 <strong>bis</strong> 30 Kuchen bildeten eine Ration.<br />

Eine 26-tägige Prüfung (täglich drei <strong>bis</strong> fünf deutsche Meilen) im April 1873 mit 25 <strong>Pferde</strong>n<br />

machte deutlich, dass auch bei diesen Konserven die Tiere erst an das Futter gewöhnt werden<br />

mussten. Die <strong>Pferde</strong> hielten sich gut im Nährzustand, behielten das Aussehen <strong>des</strong> Haarklei<strong>des</strong><br />

und machten trotz schlechten Wetters (Regen und Schnee) auch nach den Märschen noch<br />

einen frischen Eindruck. Während der Versuchsperiode kontrollierte ein Roßarzt die <strong>Pferde</strong>.<br />

Es erkrankte keines, die Verdauung blieb normal. Von den getesteten Präparaten wurden nur<br />

zwei <strong>für</strong> brauchbar erklärt, da die Akzeptanz bei den übrigen - insbesondere den<br />

lupinenhaltigen Futterkuchen - doch nicht ausreichend war (KOENIG 1896, S. 200-201).<br />

Die beiden brauchbar erscheinenden Konserven bestanden aus 30 bzw. 40% Hafer und im<br />

übrigen aus Leguminosen, Brotmehl und Ölsamen sowie einem Heuextrakt (als Backwasser),<br />

um die aromatischen Bestandteile <strong>des</strong> natürlichen Futters zu ersetzen. Die chemische<br />

Zusammensetzung der beiden Kuchen im Vergleich zum Hafer geht aus Tabelle 6 hervor.


110<br />

Tab. 6: chemische Zusammensetzung von zwei Futterkuchen, 1873 getestet von der<br />

deutschen Armee, im Vergleich zum Hafer nach MÜLLER (1873):<br />

Kuchen 1 Kuchen 2 Hafer<br />

Wasser 10,30 10,20 13,70<br />

Protein 17,31 17,38 12,00<br />

Fett 7,28 7,16 6,00<br />

Kohlehydrate 55,58 53,91 56,60<br />

Holzfaser 6,14 7,73 9,00<br />

Asche 3,39 4,62 2,70<br />

Die Fütterungsversuche mit diesen beiden Kuchen mit 306 <strong>Pferde</strong>n der Okkupationsarmee im<br />

Juli 1873 verliefen insgesamt zufriedenstellend (KÖNIG 1896, S. 202).<br />

1874 schlossen sich weitere Versuche beim Dragoner- Regiment Nr. 3 in Treptow a. R. an.<br />

Alle Versuchspferde befanden sich in einem guten Nährzustand. Hafer, Heu und Stroh wurde<br />

ihnen <strong>für</strong> die Versuchsdauer gänzlich entzogen. Die 1 ½ Jahre alten Futterkuchen waren<br />

immer noch von guter Qualität. Mit Ausnahme von zwei <strong>Pferde</strong>n gewöhnten sich alle <strong>Pferde</strong><br />

innerhalb einiger Tage an die Futterkuchen. Am vierten Tag wurden auf dem Marsch zur<br />

Aufnahme <strong>des</strong> Mittagsfutters, (1/6 der Tagesration = 5 Kuchen), inklusive Auf- und<br />

Abkandarren, nur fünf Minuten gebraucht. Für die Aufnahme einer 1/3 Tagesration im Stall<br />

wurden sieben Minuten gemessen. Nach Beendigung der Versuche machten die <strong>Pferde</strong> einen<br />

frischen und gesunden Eindruck. Alle <strong>Pferde</strong> hatten an Bauch verloren, aber nur einige<br />

zeigten eingefallene Flanken. Den <strong>Pferde</strong>n wurde während der Versuche keine großen<br />

Anstrengungen zugemutet. Es ging lediglich darum, zu entscheiden, welche der beiden<br />

Konserven von den <strong>Pferde</strong>n besser gefressen wird und einen größeren Nährwert hat. Der<br />

Kuchen Nr. 1 war in dieser Hinsicht der geeignetere (KOENIG 1896, S. 203-205).<br />

Als weitere Verbesserungen der Konserve wurde nun eine Erhöhung <strong>des</strong> Proteingehaltes auf<br />

20% und <strong>des</strong> Fettgehaltes auf 10% angestrebt, damit das Verhältnis dieser beiden<br />

Hauptnährstoffe in der Konserve dem Verhältnis im Hafer möglichst weit angeglichen war.<br />

Den Holzfasergehalt unter 7,7% kommen zu lassen (wie in Kuchen Nr. 1), schien aus<br />

diätetischen Gründen nicht sinnvoll zu sein. Daher ging man dazu über, den Proteinanteil in<br />

der Konserve durch den Zusatz von amerikanischem Fleischmehl zu erhöhen, bei geringer<br />

Steigerung <strong>des</strong> Gewichtes. HOFMEISTER (1873) hatte schon Untersuchungen über die<br />

Fleischmehlfütterung an <strong>Pferde</strong> veröffentlicht, aus denen hervorging, dass die <strong>Pferde</strong> das<br />

Fleischmehl in Verbindung mit vegetabilischen Futtermitteln nicht verschmähen.<br />

Wenn Fleischmehl in der Konserve mit verbacken wird, kann auch ein Teil der Leguminosen<br />

durch den fettreicheren, aber proteinärmeren Mais ersetzt werden. So wurde von MÜLLER<br />

(zit. nach KOENIG, 1896, S. 205-206) eine Konserve aus folgenden Inhaltsstoffen<br />

vorgeschlagen: 15 <strong>bis</strong> 20 Pfd. Fleischmehl, 10 Pfd. Lein (theilweise Raps), 40 Pfd. Hafer, 25<br />

bzw. 20 Pfd. Mais, 10 Pfd. Erbsen (theilweise Wicken). Bei der Zubereitung sollte jegliche<br />

Rösthitze vermieden werden, um Zersetzungen vorzubeugen. Durch mechanische<br />

Komprimierung der frischgebackenen Ware sollte eine größere Haltbarkeit und Handlichkeit<br />

erzielt werden.<br />

Die parallele Entwicklung eines Heinson Huch’sche(n) Blutfutter(s) stoppte zunächst die<br />

Versuche in dieser Richtung (KOENIG, 1896, S. 206), denn nach POTT sollte in England<br />

schon seit einigen Jahren ein Futterkuchen mit dem Namen Heinson Huchs Kraftfutter<br />

erfolgreich in der Armee verwendet worden sein. Diese Informationen führten dazu, zunächst


111<br />

mit dem ähnlich lautenden Heinson Huch´schen Blutfutter zu experimentieren (KÖNIG,<br />

1896, S. 210).<br />

Es besteht, nach Firmenangabe aus Blut von Schlachtvieh vermischt mit Sägespänen, Kleie<br />

oder Mehl von Roggen, Weizen, Mais, Hafer usw. So kann der Nährstoffgehalt <strong>des</strong> Futters<br />

variiert werden. Dieses Futter wurde speziell <strong>für</strong> den Krieg erdacht, da es leicht zu<br />

transportieren ist und bei einem hohen Nährwert ein kleines Volumen hat. Nach Empfehlung<br />

<strong>des</strong> Fabrikanten sollte es den Hafer ganz ersetzen können (KÖNIG, 1896, S. 206, siehe auch<br />

Kap. 2.5 „roborierende“ Futtermittel).<br />

Nach KOENIG (1896, S. 250) wurden die Versuche mit Futterkuchen beim deutschen Militär<br />

nach den Mißerfolgen mit dem Blutmehl (1875/76) im Jahr 1880 wieder aufgenommen. Die<br />

Kuchen wurden in der „Mainzer Konservenfabrik“ hergestellt, meistenteils nach den schon<br />

kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) erprobten Rezepten.<br />

In zwei Regimentern wurden Versuche mit zehn verschiedenen Futterkonserven angestellt.<br />

Daraus verlautete, dass einige der Konserven nicht so gut akzeptiert wurden, wie andere,<br />

insbesondere die Konserven mit reichlich Fleischmehl wurden verschmäht. Ansonsten wurde<br />

keine Meinung <strong>für</strong> oder gegen die Futterkuchen geäußert (KOENIG, 1896, S. 250).<br />

Zwei Gebäcksorten, die sich 1880 bei preußischen Manövern als Nebenfutter sehr bewährt<br />

haben sollen, bestanden aus 30% Roggenmehl, 30% Haferschrot, 30% Wicken und 10%<br />

Leinsamen oder 40% Haferschrot, 40% Erbsen und 20% Leinsamen. Beide Mischungen<br />

wurden mit wässrigem Heuextrakt zu Teig angerührt und gebacken. Die erste Mischung<br />

wurde (wegen ihres geringeren Ölgehaltes) von den Tieren vorgezogen. Sie bekam den<br />

<strong>Pferde</strong>n den Berichten zufolge vorzüglich. Die mit Nebenfutter gefütterten <strong>Pferde</strong>, konnten<br />

den erhöhten Anforderungen <strong>des</strong> Dienstes in jeder Hinsicht genügen (LUDEWIG 1906 a, S.<br />

207).<br />

Nach KOENIG (1896, S. 250) wurde während der Herbstübungen 1880 versuchsweise ein<br />

Futterkuchen eingeführt, der aus 25% Ölsaat, 40% Hafer und Mais, 35% Erbsen bestand und<br />

mit Heuextrakt als Backwasser gebacken wurde. Die Kuchen wurden im I., III., IV. und XV.<br />

Armeekorps verfüttert. Dabei wollte man herauszufinden, ob es möglich ist, Kavallerie und<br />

Artillerie im Felde rücksichtlich der Verpflegung einige Zeit hindurch selbständig zu machen.<br />

Im Großen und Ganzen wurde dieses Ziel auch erreicht, obgleich einige der <strong>Pferde</strong> die<br />

Futterkuchen vollständig verweigerten (KOENIG 1896, S. 250). Das I. Armeekorps<br />

berichtete, die Kriegsbrauchbarkeit der <strong>Pferde</strong> sei nicht in Frage gestellt. Das III.<br />

Armeekorps resümierte, die Versuche seien durchaus günstig ausgefallen. Das IV.<br />

Armeekorps war der Ansicht, die Konserven gäben ein gutes Nothfutter ab. Das XV.<br />

Armeekorps vertrat die Meinung, dass die <strong>Pferde</strong> im Stande waren, den erhöhten<br />

Anforderungen <strong>des</strong> Dienstes zu genügen. Als problematisch wurde allgemein der Transport<br />

der Futterkuchen angesehen. Die Kuchen scheuerten die Futtersäcke bald durch, zerkleinerte<br />

man sie jedoch vor dem Transport, so zerrieben sich die Stücke in den Futtersäcken zu Mehl.<br />

Bei Regenwetter wurden sie klebrig und schmierig und bei verschiedenen Regimentern fand<br />

man das Futter mit Maden durchsetzt. Häufig wurde beobachtet, dass die <strong>Pferde</strong> beim Fressen<br />

wunde Mäuler bekamen (KOENIG 1896, S. 250).


112<br />

In einem kriegsministeriellen Erlaß <strong>vom</strong> 23. Januar 1883, wurde angeordnet, dass alle<br />

<strong>Pferde</strong> der Kavallerie und Feldartillerie ein Jahr ums andere an drei Tagen mit Futterkuchen<br />

zu verpflegen seien. Später wurde diese Anordnung noch erweitert, so dass alljährlich bei<br />

sämmtlichen Kavallerie- und Feldartillerie-Regimentern – ausgenommen die Armeekorps,<br />

welche große Herbstübungen hatten - drei volle Rationen Futterkuchen pro Pferd an Stelle<br />

der reglementsmäßigen Rationen verfüttert werden sollten. Diese Fütterung sollte in der<br />

Garnison nach Beendigung <strong>des</strong> Eskadronexerzierens bzw. zur Zeit der Felddienstübungen<br />

eingehalten werden. Dabei wurde empfohlen, die <strong>Pferde</strong> vor dem Füttern zu tränken,<br />

versuchsweise Grünfutter zu den Kuchen zu verabreichen und das Durchscheuern der<br />

Futtersäcke beim Transport durch vorheriges Zerkleinern der Kuchen in erbsengroße Stücke<br />

zu vermeiden. Die Berichte über die im Jahr 1884 vorgenommenen Versuche zeigten, dass:<br />

1. ein gewisser Prozentsatz der <strong>Pferde</strong> die Kuchen hartnäckig verweigerte,<br />

2. Erkrankungen durch dieselben in einigen Fällen hervorgerufen wurden,<br />

3. noch keine Form gefunden sei, in welcher die Kuchen den Einflüssen <strong>des</strong> Transports und<br />

der Witterung gegenüber widerstandsfähig seien,<br />

4. die Kuchen schon bei der Anfertigung unter geregelten friedlichen Verhältnissen<br />

verschieden ausfielen, und eine Kontrolle über ihre Beschaffenheit nicht von der Truppe,<br />

sondern nur durch besondere Sachverständige ausgeübt werden könnte (KÖNIG 1896, S.<br />

251).<br />

Nach diesen Ergebnissen wurden im Jahre 1885 noch einmal Versuche in Berlin mit 36<br />

ausrangierten <strong>Pferde</strong>n angestellt. Danach wurde durch einen weiteren kriegsministeriellen<br />

Erlass (<strong>vom</strong> 31. Dez. 1885) verfügt, dass von einer weiteren Verwendung der<br />

<strong>Pferde</strong>futterkuchen in ihrer <strong>bis</strong>herigen Zusammensetzung abzusehen sei. Die Frage der<br />

Verwendung eines komprimirten Futtermittels sei erst dann wieder aufzunehmen, wenn es<br />

gelingen würde, eine Zusammensetzung zu finden, welche bei höherem Nährwerth und<br />

geringerem Volumen die <strong>Pferde</strong> genügend bei Kraft erhalte, ausreichend deren Magen und<br />

Darmkanal fülle, sich gut transportiren lasse, aus den Freßbeuteln verfüttert und ohne<br />

kostspielige, maschinelle Einrichtungen von Seiten der Verwaltung in großen Mengen leicht<br />

hergestellt werden könne.<br />

Diese Ziele waren nach KÖNIG auch 1896 (S. 250-252) nicht erreicht.<br />

Seit 1876 hat man auch in Rußland die Verwendung von Futterbroten in Zwiebackform <strong>für</strong><br />

die Militärpferde versuchsweise eingeführt. Eine Petersburger Fabrik produzierte täglich 1000<br />

Pfd. <strong>Pferde</strong>brot aus 30-40% Hafer, 30-50% Erbsenmehl, 10-20% Gerstenmehl, 15-20%<br />

Leinsamenmehl und 1,5% Salz. Die Bestandteile werden zu einem Teig gemengt, geknetet<br />

und in Platten von etwa Fingerdicke ausgerollt. Daraus werden runde Kuchen (Durchmesser 8<br />

cm, 2 cm dick) geschlagen und gebacken. 26 <strong>bis</strong> 28 dieser Kuchen werden auf einen dünnen<br />

Draht gefädelt und bilden einen 4 Pfd. schweren Zylinder, die Tagesration eines <strong>Pferde</strong>s, die<br />

10 ½ Pfd. Hafer ersetzen soll. Die zwiebackartigen Kuchen müssen vor dem Verfüttern in<br />

Wasser aufgeweicht werden (POTT 1878).<br />

In derselben Fabrik werden auch Kuchen aus Haferschrot und Mehl von grauen Erbsen mit<br />

etwas Hanföl und Salz hergestellt. Aus verschiedenen Berichten geht hervor, das die Resultate<br />

dieser Fütterung günstig waren. Die <strong>Pferde</strong>, die kein anderes Futter neben den Kuchen<br />

erhielten, wurden zwar etwas schlanker, verloren aber nichts von ihrer Kraft (POTT 1878).<br />

Nach ANON. (1878c) wurde WARNICKE, nachdem er in Nancy die Futterkuchen <strong>für</strong> die<br />

preußische Armee entwickelt hatte, nach St. Petersburg beordert und produzierte auch dort<br />

seine <strong>Pferde</strong><strong>bis</strong>quits.


113<br />

1877 sollen drei Mischfutterfirmen – rund um St. Petersburg – Biskuits aus Hafer-, Erbsen-,<br />

Roggenmehl und Leinsamen hergestellt haben (VAN DER MERVE 1974).<br />

In der französischen Armee wurden, nach den vermeintlichen Erfolgen der deutschen Armee<br />

mit den Futterkonserven von WARNICKE, Fütterungsversuche mit Futter-Zwieback <strong>für</strong><br />

<strong>Pferde</strong> angestellt, die vermutlich eine ähnliche Zusammensetzung hatten (ANON. 1878 d).<br />

Ergebnisse dieses Versuchs sind aber nicht bekannt.<br />

POTT schreibt 1879 ebenso wie LUDEWIG (1906, S. 206) über Fütterungsversuche mit Brot,<br />

in dem Fleischmehl verbacken wurde, in einem Schwadron eines Kürassierregiment zu Deutz.<br />

Aus 42,0 kg Maismehl, 12,5 kg Fleischmehl, 15 g Chlorkalium, 70,5 g phosphorsaurem<br />

Kalium, 7,59 g phosphorsaurem Magnesia wurden Kuchen von 1/8 kg gebacken. Dem<br />

Fleischmehl wurde noch Kochsalz und Fenchel zugegeben, um den Geruch zu überdecken.<br />

Die anderen Salze sollten die bei der Fleischextraktion dem Fleischmehl entzogenen<br />

Mineralien ersetzen.<br />

Die Kuchen wurden anfangs zerkleinert und mit Hafer vermischt den <strong>Pferde</strong>n vorgelegt. Sie<br />

wurden mit einigen Ausnahmen sofort aufgenommen und nach kurzer Zeit von allen <strong>Pferde</strong>n<br />

gefressen. Als endgültige Tagesration wurden 1 ¾ kg Fleischmehlkuchen, 3 kg Heu und 5 kg<br />

Stroh gegeben. Diese entsprach der gewöhnlichen schweren Tagesration von 5 kg Hafer, 1 ½<br />

kg Heu und 1 ¾ kg Stroh, sparte aber bedeutend an Futterkosten ein.<br />

Acht <strong>Pferde</strong>, die bei der gewöhnlichen Haferration schlecht aussahen und bei Anstrengungen<br />

das Futter ganz versagten, erhielten sechs Wochen vor einer strengen Exerzierperiode täglich<br />

½ kg Fleischmehlkuchen vor dem Hafer, den sie dann z.T. nicht mehr ausfraßen. In der<br />

folgenden Exerzierperiode hielten sich diese acht <strong>Pferde</strong>, wie überhaupt das ganze<br />

Fleischmehl- Schwadron, ganz vorzüglich.<br />

FINDEISEN (1882) berichtet über Fütterungsversuche mit dem Huch’schen Kraftfutter mit<br />

Blutmehl an wenigen <strong>Pferde</strong>n <strong>des</strong> I. württ. Feldartillerie-Regiments Nr. 13. Das Mehl kostete<br />

per Ctr. 12 Mark. Ein Gehalt von 36% Proteinstoff und 1,23% Fett wird garantiert.<br />

WACKER untersuchte das Mehl und fand, außerordentlich viel Knochenleim, 38% in Wasser<br />

lösliche Substanzen. Die 62% unlöslicher Bestandteile hält er <strong>für</strong> Erbsen, Ackerbohnen etc<br />

(FINDEISEN 1882). Das Blutmehl wurde dem Hafer mit einer Handvoll Häcksel beigegeben<br />

und mit Wasser befeuchtet. In den ersten Tagen verzehrten die Versuchstiere ihre Ration<br />

langsam, gewöhnten sich aber an die neue Kost und nahmen sie dann mit großem Appetit zu<br />

sich. GEMMINGEN äußerte sich sehr zufrieden über die Versuchsergebnisse und empfiehlt<br />

das Blutfutter <strong>für</strong> herabgekommene und rekonvaleszente <strong>Pferde</strong>, wie FINDEISEN (1882)<br />

berichtet.<br />

FINDEISEN (1882) gab einigen <strong>Pferde</strong>n in der Rekonvaleszenzphase nach einer<br />

Influenzainfektion mehrere Tage lang eine Blutmehlzulage (solange die Vorräte reichten) und<br />

nach seiner Beobachtung erholten sich diese <strong>Pferde</strong> viel schneller, als die <strong>Pferde</strong> ohne<br />

Blutmehlzulage.<br />

1850-1900 Ziviler Bereich<br />

1854 fütterte Postmeister von WELCK (nach WOLFF 1861, S. 634) 20 Postpferde<br />

versuchsweise mit Roggenbrod, weil 1 Pfd. Brot nur etwa 2/3 von 1 Pfd. Hafer kostete. Aus<br />

93 Pfd. Mehl zweiter und dritter Qualität entstanden 135 Pfd. Brot. Der Brotteig musste stark<br />

gesäuert werden und bei mäßiger Hitze langsam gebacken.


114<br />

Die gewöhnliche Ration der <strong>Pferde</strong> bestand aus 16 Pfd. Hafer, neben Heu und Häcksel.<br />

Innerhalb von zwei Monaten wurde ein Teil der Haferration durch unterschiedliche Mengen<br />

Roggenbrot ersetzt. Die Tiere blieben ausdauernd und leistungsfähig, magerten jedoch ab.<br />

Auch nach der Berechnung der Inhaltsstoffe der jeweiligen Rationen konnte die Brotfütterung<br />

die Haferfütterung in der ausgeführten Weise nicht ersetzen. Daraufhin wurde die<br />

Brotfütterung wieder aufgegeben.<br />

Die schlechte Ernte 1857/58 nötigte (nach LÜDERSDORF 1860) den deutschen Gutsbesitzer<br />

OCHERN ein billiges und nähren<strong>des</strong> Ersatzfuttermittel <strong>für</strong> den Hafer zu finden. Er behalf sich<br />

mit Roggen, den er vermahlen und zu Brot backen ließ. Anfangs wurde das Mahlprodukt von<br />

einem Scheffel Roggen mit der ganzen Kleie verbacken. Später wurde die Zusammensetzung<br />

nach und nach dahingehend verändert, dass schließlich das Mahlprodukt von einem Scheffel<br />

Roggen mit seiner eigenen Kleie und zusätzlich mit einem Zentner weiterer Kleie verbacken<br />

wurde. Dieses Brot war zu schwer und zu feucht.<br />

Als die beste Mischung erwies sich, das Brot von einem Scheffel Roggenmehl mit Zusatz von<br />

30 <strong>bis</strong> 40 Pfd. Kleie zu backen und an Tagen mit schwerer Arbeit außerdem der Ration noch<br />

etwas Kleie beizufügen. Die <strong>Pferde</strong> wurden ohne Nachteile sieben Monate mit Roggenbrot<br />

gefüttert. Das Brot wurde von den <strong>Pferde</strong>n gern genommen, nachdem es vier <strong>bis</strong> sechs Tage<br />

gelegen hat, in grobe Bissen zerschnitten wurde, mit Kleie und Häckerling gemengt, etwas<br />

Kochsalz aufgestreut und dann in der Krippe angefeuchtet wurde. Für den Hafer (à 10 Pfd.)<br />

wurde das gleiche Gewicht Kleienbrot gegeben. Dabei ergeben 3 Pfd. Mehl 4 ½ Pfd.<br />

Kleienbrot, während herkömmliches Brot aus 3 Pfd. Mehl nur 4 Pfd. wiegt. Am<br />

gedeihlichsten erwies sich die Brotfütterung, wenn sie aus ¾ Teilen Brot und ¼ Teil roher<br />

Kleie bestand.<br />

1858 berichtet ein anonymer Autor aus Frankreich über die gestiegene Verwendung von<br />

Futtermischungen aus Körnerfrüchten, Bohnen, Kleie und Häcksel in der <strong>Pferde</strong>fütterung. So<br />

empfiehlt der Postmeister NOEL FILS diese Fütterung, die er seit 6 Monaten eingeführt hat,<br />

wegen der damit verbundenen Kostenersparnis und der besseren Ernährung der <strong>Pferde</strong><br />

(ANON. 1863).<br />

Nach LEHMANN enthält Kleienbrot <strong>vom</strong> Mahlprodukt <strong>des</strong> Getrei<strong>des</strong> gebacken 8,9%<br />

Proteinstoff während im gewöhnlichen Brot nur 7% vorhanden sind (LÜDERSDORFF 1860).<br />

LÜDERSDORFF (l.c.) erwähnt auch die Möglichkeit ausgewachsenes Getreide zur<br />

Brotbereitung zu verwenden. Denn das so hergestellte Brot ist nach den Untersuchungen der<br />

Versuchsstation zu Weidlitz sowie der Militärbäckerei zu Dresden durch Zusatz von<br />

Kochsalz unschädlich. Durch die Beigabe von Häckerling oder einen anderen unschädlicher<br />

Inhaltsstoff wird das Brot ungenießbar <strong>für</strong> den Menschen.<br />

Joseph THORLEY baute 1856 in Hull eine Futterfabrik und ging 1857 nach London<br />

(PERREN 2000). Thorley´s Feed wurde ab 1860 von London in die USA exportiert und<br />

enthielt Bohnen, Gerste, Leinsamen und etwas Chinin. Es wurde trotz <strong>des</strong> völlig überzogenen<br />

Preises <strong>bis</strong> zur Jahrhundertwende in den USA verkauft (HINTZ und SCHRYVER 1975).<br />

Thorley’s Viehfutter besteht nach LEYDOLT aus scharf gedörrter, teilweise mit braun<br />

gewordenen Hülsen versehener, gestoßener Hafergrütze (ZÜRN 1875, S. 127-128).


115<br />

Ein französischer <strong>Pferde</strong>besitzer (PANILLOT 1861, siehe auch POUILLOT 1861) fütterte<br />

zwei <strong>Pferde</strong> ein halbes Jahr lang erfolgreich täglich mit einem selbsthergestellten<br />

Futtergemenge aus 5 Pfd. Heuhäcksel, 10 Pfd. Strohhäcksel, 3 Pfd. Stroh, 2,5 Pfd.<br />

Gerstenmehl, 2,5 Pfd. Kleie und 5 Litre gequetschter Hafer. Die Komponenten wurden in<br />

einem zylindrischen Trog gemischt, angefeuchtet und stark beschwert. Nach kurzer<br />

Gewöhnung nahmen die <strong>Pferde</strong> das Futter gern auf und der Verfasser vertritt die Ansicht,<br />

dass die Futtermittel durch die erfolgte Behandlung nährender wirken und <strong>des</strong>halb die <strong>Pferde</strong><br />

bei einem Viertel der ursprünglichen Hafermenge in der Ration besser aussehen als vorher.<br />

Billiger sei die Ration außerdem.<br />

STÖCKHARDT (zit. nach WOLFF 1861, S. 634) analysierte ein Roggenbrod und fand 5,1<br />

Proc. stickstoffhaltige und 52,6 Proc. stickstofffreie Nährstoffe. Dagegen sind im guten<br />

Mittelhafer von den ersteren 9,4 Proc., von den letzteren 65,0 Proc.<br />

1866 empfiehlt HINESON Brot als <strong>Pferde</strong>futter bei Schiffs- oder Eisenbahntransporten. Das<br />

Getreide wurde gemahlen, mit 1/7 Wasser gemischt, geknetet, gewalzt und noch vor dem<br />

Backen mit Einschnitten versehen, um später die Zuteilung zu erleichtern.<br />

Nach ZÜRN (1875 S. 124) wird <strong>Pferde</strong>brot aus dem Mehl verschiedener Körnerarten und<br />

Hülsenfrüchten gebacken, evtl. mit Zusatz von Kartoffeln, Rosskastanien und dergleichen<br />

mehr. Besser waren Brote aus Roggen- und Weizenmehl (2:1). Am häufigsten wurden<br />

Brotreste, die eigentlich <strong>für</strong> den menschlichen Verzehr oder verdorben waren an das Vieh<br />

verfüttert. 6 Pfd. guten Roggenbrotes haben ungefähr den Nährwert von 10-12 Pfd. Heu.<br />

ZÜRN (1c.) hält das Brot als eigentliches Futtermittel <strong>für</strong> ungeeignet, da es bei Brotfütterung<br />

schnell zu Verdauungsstörungen und Windkoliken kommt. Außerdem nährt das Brot auch<br />

nur extensiv, es lässt die <strong>Pferde</strong> zwar schnell wohlbeleibt aussehen, gibt den <strong>Pferde</strong>n aber<br />

keine Kraft. ZÜRN (1c.) gibt die Erfahrungen <strong>des</strong> Herrn VON WELT wieder, nach denen die<br />

<strong>Pferde</strong>, die hauptsächlich mit Brot ernährt wurden, bedeutend im Ernährungs- und<br />

Kraftzustand zurückgingen. Sie schwitzten leicht und waren zu schneller und schwerer Arbeit<br />

nicht mehr zu gebrauchen. Nur <strong>für</strong> erschöpfte Tiere und Rekonvaleszenten ist das Brot, mit<br />

Salz bestreut und mit Wein oder Branntwein angefeuchtet, bzw. in Bier gekocht, ein günstiges<br />

Futtermittel. Auch als Zwischenfutter bei anstrengenden Touren oder auf weiten<br />

Entfernungen, so wie auf Reisen und <strong>für</strong> Kavalleriepferde im Feld kann das Brot nützlich<br />

sein. Alte <strong>Pferde</strong> mit schlechten Zähnen können mit Brot besser ernährt werden.<br />

Neben dem Brot, das eigentlich <strong>für</strong> den menschlichen Verzehr gedacht war, gab es nach<br />

ZÜRN (1875, S. 127) im Handel noch Brodkuchen <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> aus Roggen- und Haferstroh,<br />

das zu Häcksel geschnitten und mit Kartoffeln und Mehl versetzt wurde. Der Masse gab man<br />

noch etwas Salz und Sauerteig zu, bevor sie zu einem Teig vermengt wurde. Daraus wurden<br />

Brote geformt und wie gewöhnliches Brot gebacken. Pro Pferd und Tag werden 6 Pfd. mit<br />

etwas Bier angefeuchtet oder aufgeweicht mit Häcksel gegeben. Das Brot kann auch wie<br />

Schiffszwieback getrocknet und geschnitten werden, so dass es lange konserviert werden<br />

kann. Außerdem gab es Heukuchen <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, aus Heu- und Strohhäcksel, die mit<br />

gequetschtem Hafer oder Roggen vermengt und mit Leinsamenabsud übergossen, dann<br />

durchgeknetet und in ölkuchenähnliche flache Tafeln gepresst werden. Obwohl dieser<br />

Heuzwieback vor Jahren sehr gelobt wurde, ist er nach ZÜRN (1875, S. 127) nicht allgemein<br />

eingeführt worden.<br />

Auch in Buenos- Ayres (Südamerika) wurden Heu- Biscuits hergestellt (ANON. 1896). Um es<br />

leichter transportieren zu können, wurde Heu und andere Komponenten auf ein Zehntel ihres<br />

Volumens zusammengepresst zu 48 cm breiten und 2 cm dicken Biskuit von 500 g. Das Heu<br />

hält sich auf diese Weise auf unbestimmte Zeit, ohne an Nährwert oder Geschmack zu


116<br />

verlieren. Der Autor verweist auf die Nützlichkeit solcher Heu- Biscuits bei der Verpflegung<br />

der <strong>Pferde</strong> der berittenen Truppen im Manöver und im Felde.<br />

POTT berichtet 1878 von einem Brot, das aus 10 Teilen Hafer-, 10 Teilen Roggenmehl und 3<br />

Teilen Kartoffelbrei besteht. Es wird von den <strong>Pferde</strong>n gern gefressen und gut verdaut. Sieben<br />

<strong>Pferde</strong> erhielten über 24 Tage je 6 kg von diesem Brot (in nußgroßen Stücken vermischt mit<br />

Häcksel) unter Abzug von Hafer. Die <strong>Pferde</strong> blieben bei voller Kraft und Gesundheit. POTT<br />

gibt zu bedenken, dass die anhaltende Fütterung nur mit Brot, ohne Körnerbeigabe schließlich<br />

zu Magenleiden führen könnte.<br />

VIERING mischte (nach POTT 1878) 200 Pfd. Mais- und Roggenmehl mit 300 Pfd.<br />

Torfmehl (wegen seines hohen Stickstoffgehaltes) und 5 Pfd. Salz. Das daraus gebackene<br />

Brot wurde von den <strong>Pferde</strong>n gern gefressen. VIERING ist der Ansicht, dass bei einer<br />

Verringerung <strong>des</strong> Torfanteils auf die Hälfte oder sogar ein Viertel immer noch eine<br />

bedeutende Ersparnis möglich ist und ein Brot entsteht, welches die <strong>Pferde</strong> ernähren kann,<br />

wie er es bei zwei seiner <strong>Pferde</strong> ausprobiert hat.<br />

POTT (1878) ist der Meinung, dass der Stickstoff im Torf nicht von den <strong>Pferde</strong>n verwertet<br />

werden kann. Trotzdem hat der Torfanteil einen diätetischen Effekt, weil z. B. eine mögliche<br />

Ballenbildung im Magen verhindert wird. Dazu passt die Erfahrung, dass Brote mit<br />

eingebackenem Strohäcksel besser vertragen werden, als Brote ohne Rauhfutterzusatz.<br />

POTT (1878) ist der Ansicht, dass in der landwirtschaftlichen <strong>Pferde</strong>haltung Futterbrote den<br />

Zwiebäcken vorzuziehen sind, weil sie vor dem Verzehr nicht noch einmal eingeweicht<br />

werden müssen. Außerdem betont er, dass minderwertige und leicht verdorbene Futtermittel<br />

durch den Backvorgang doch noch genießbar werden. So vereinfacht seiner Meinung nach<br />

die Brotfütterung die Verwendung von Afterkorn, gewöhnlichen <strong>Pferde</strong>bohnen, Kleien, Mais,<br />

evtl. auch Kartoffeln und Strohhäcksel sowie von dumpfigem Hafer oder anderen mulstrigen<br />

Körnerfrüchten. Wenn das Brot mit Häcksel vermischt wird und nur einen Teil der<br />

eigentlichen Körnerration ersetzt, erwartet POTT keinerlei nachteilige Wirkung von dieser<br />

Fütterung. Er verweist auch auf die in vielen Städten übliche teilweise Fütterung der<br />

Droschkenpferde mit ordinärem Roggenbrot.<br />

Nach einem anonymen Autor (1878b) enthält das Brot aufgrund wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen nicht mehr Nahrungsstoffe als die zum Brot verbackenen<br />

Ursprungssubstanzen. Dennoch führt die Gärung <strong>des</strong> Brotteiges dazu, dass das Brot weniger<br />

eingespeichelt werden muß und insbesondere das Fressen beschleunigt wird. Der Autor<br />

bezweifelt aber, dass die Wirkung <strong>des</strong> Speichels durch die Vorbereitung der Mahlzeit<br />

(Backen) ersetzt werden kann. Dass die Brotfütterung der Verdauung nicht so zuträglich ist,<br />

sieht man seiner Meinung nach auch an den festen Exkrementen der Tiere, die einen<br />

widerlichen fauligen Geruch haben. Auch sollen diese <strong>Pferde</strong> einen größere Schlaffheit<br />

gezeigt haben. Der Autor ist der Ansicht, das höchstens alte <strong>Pferde</strong>, die nicht mehr so gut<br />

kauen können, regelmäßig mit Brot gefüttert werden dürfen. In arbeitsreichen Zeiten, wie bei<br />

der Ernte, kann Brot gefüttert werden, um Zeit zu sparen.<br />

WEBER berichtet 1883 aus Frankreich über einen Fütterungsversuch, in dem Hafer- mit<br />

Brotfütterung verglichen werden sollte. In einer Abteilung mit acht <strong>Pferde</strong>n wurde zwei<br />

Wochen lang 5 kg Stroh, 5 kg Heu und 3 kg Brot gefüttert, in der zweiten achtköpfigen<br />

Abteilung in der gleichen Zeit statt <strong>des</strong> Brotes 3 kg Hafer. Die <strong>Pferde</strong> wurden in dem<br />

Versuchszeitraum nicht zum Dienst gebraucht. Bei der anschließenden Wägung waren die<br />

<strong>Pferde</strong> der ersten Abteilung insgesamt um 91 kg schwerer geworden, die <strong>Pferde</strong> der zweiten<br />

Abteilung nur um 43 kg. WEBER (1883) stellt aber in Frage, ob das Resultat dieser<br />

Brotfütterung bei arbeitenden <strong>Pferde</strong>n auch so aussähe.


117<br />

1886 erscheint eine Anzeige in der nordamerikanischen „Breeders Gazette“ <strong>für</strong> Blatchford´s<br />

Royal Stock Food – The most complete feeding cake. Es sollte ein Alleinfuttermittel <strong>für</strong><br />

Kälber, Fohlen, Ferkel und Lämmer darstellen. In einer weiteren Werbeanzeige werden als<br />

Inhaltsstoffe Bohnen, Weizen, Leinsamenmehl, Baumwollsamenmehl und „fenugreek“<br />

(Trigonella foenumgraecum) angegeben (HINTZ und SCHRYVER 1975). Allerdings<br />

fütterten nach HINTZ und SCHRYVER (1975) vor 1900 nur wenige <strong>Pferde</strong>besitzer<br />

<strong>Pferde</strong>mischfutter.<br />

SANSON (1888) gibt die chemische Zusammensetzung von Haferkuchen (Wasser 14,12;<br />

Eiweiss 5,32; in Aether lösliche Substanzen 3,36; Kohlehydrate 48,73, Cellulose 21,68,<br />

Aschebestandtheile 6,73) und Kleienkuchen (Wasser 34,35; Eiweiss 4,51; in Aether lösliche<br />

Substanzen 0,72; Kohlehydrate 33,48; Cellulose 22,45, Aschebestandtheile 4,49) an.<br />

Nach POTT (1889, S. 162) enthielt Salm´s Pressfutter: 4 kg Hafer oder Maisschrot, 1,5 kg<br />

Heuhäcksel, 0,5 kg Bohnenschrot, 0,2 kg Roggenmehl und 10 g Viehsalz. Die Inhaltsstoffe<br />

wurden vermischt, angefeuchtet, gepresst und bei 30°C getrocknet. POTT beurteilte das<br />

Pressfutter positiv, es hätte sich aber wegen <strong>des</strong> hohen Preises nicht durchgesetzt. Außerdem<br />

wurde von Kubala ein Holzbrot <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> vertrieben, das aus 50% Holzmehl, 30%<br />

Haferschrot, 10% schwarzes Weizenmehl, 5% schwarzes Roggenmehl, 3% Salz und 2%<br />

Leinkuchenmehl bestand (POTT 1889, S. 162).<br />

SCHEURER-KESTNER (zit. nach LAQUERRIÈRE 1881) berichtet, dass das Fleisch mit<br />

Mehl zu Brot verbacken auch nach sieben Jahren Lagerung unverändert erhalten war. Er<br />

vertritt die Ansicht, dass man das Fleisch aller getöteten und verendeten Tiere auf diese Weise<br />

nutzen kann, da eine Ansteckung durch das Kochen <strong>des</strong> Fleisches unterbunden wird.<br />

1881 geht HAUBNER (S. 303-306) nochmals mit ähnlichen Aussagen wie 1845 auf die<br />

Brotzubereitung und Verfütterung ein. Es sei ein sehr beliebtes Nahrungsmittel auf Reisen,<br />

wenn die <strong>Pferde</strong> ihre normalen Mahlzeiten nicht einhalten können und wenig Zeit zum<br />

Fressen bleibt. Zu empfehlen sei die Brotfütterung bei rekonvaleszenten Tieren, entweder<br />

allein oder mit Bier als Suppe.<br />

Bei der Aufbewahrung <strong>des</strong> Brotes trocknet dieses aus und der Wasseranteil vermindert sich. 6<br />

Pfd. Roggenbrot ersetzen, je nach Qualität, 4 ½ - 5 Pfd., höchstens 6 Pfd. Hafer oder 10-12<br />

Pfd. Heu. Es rechnet sich die Brotfütterung sobald der Preis <strong>vom</strong> Hafer zum Roggen im<br />

Verhältnis 3 : 4 steht. Der Zusatz von Hülsenfruchtmehl beim Backen <strong>des</strong> Brotes steigert die<br />

Nahrhaftigkeit und 6 Pfd. eines solchen Brotes ersetzen etwa 8 Pfd. Hafer.<br />

HAUBNER (1881, S. 303-306) schenkt Angaben, nach denen 6 Pfd. Brot aus Roggen- und<br />

Hülsenfrüchtemehl <strong>bis</strong> zu 11 Pfd. Hafer ersetzen können, keinen Glauben, sondern unterstellt<br />

den Beobachtern, sich durch die Wohlbeleibtheit der <strong>Pferde</strong> blenden haben zu lassen.<br />

Ähnliche Aussagen finden sich bei DAMMANN (1886, S. 535-537).<br />

In Österreich wurde 1884 ein neues <strong>Pferde</strong>futter unter dem Namen Haferklösse vorgestellt. Es<br />

bestand aus Haferschrot, Hafermehl und einigen nicht näher erläuterten anderen<br />

Ingredienzien, die in Kuchenform gut gedörrt wurden. 3 ½ kg dieser Haferklösse sollten 5 ½<br />

kg Hafer ersetzen und weitere 1 ½ kg dieses Futtermittels an die <strong>Pferde</strong> gegeben ersetzt sogar<br />

die Gabe von Heu (ANON. 1884).


118<br />

Nach DAMMANN (1886, S. 535-537) wird in einer <strong>Pferde</strong>brotbäckerei in Rummelsburg bei<br />

Berlin ein Brot aus 1/3 Hafer- und 2/3 Roggenschrot hergestellt, in der „Actienbäckerei zu<br />

Marienfelde“ <strong>Pferde</strong>brot aus Kleie und Abgangsmehl. Der Commerzienrath Boch in Mettlach<br />

lässt Brot herstellen aus 150 Pfd. Mischfrucht (ein Gemenge aus Roggen und Weizen) und 50<br />

Pfd. Kleie. Häufig wird auch Häcksel zugesetzt, um die Brote <strong>für</strong> den menschlichen Verzehr<br />

ungenießbar zu machen.<br />

DAMMANN (1886, S. 535-537) weist auf die wiederholt an Postpferden ausgeführten<br />

Versuche hin, die zeigten, dass 15 Pfd. Hafer die Tiere besser ernährten, als 8 Pfd. Hafer- und<br />

8 Pfd. Roggenbrot zusammen. <strong>Pferde</strong>, die nur in langsamem Dienst verwendet werden und<br />

solche mit schlechtem Ge<strong>bis</strong>s können mit einer Ration, die zum großen Teil aus Brot oder<br />

sogar nur aus Brot besteht, gefüttert werden, solange genug Heu zu Volumenauffüllung<br />

gegeben wird.<br />

In jedem Fall muss das Brot aber gut ausgebacken sein und darf nicht frisch verfüttert werden,<br />

da sonst heftige Magenkatarrhe entstehen können. Stammt das Mehl von stark<br />

ausgewachsenem Roggen, so empfiehlt es sich mehr Kochsalz hinzuzugeben - ca. 1 Pfd. auf<br />

50 Pfd. Mehl.<br />

Nach ANON. (1894 a) werden bei Herstellung von Kartoffelbrot die Kartoffeln gedämpft,<br />

dann zerstampft und mit Getreidemehl vermengt. Anschließend werden Brote von je 2 kg<br />

geformt, die 15 <strong>bis</strong> 18 Stunden im Ofen gebacken werden. Ein Pferd, das täglich 12 Stunden<br />

arbeitet, bekommt täglich 4 solcher Brote in drei Mahlzeiten: morgens 1 ¾ Brot, mittags in<br />

der zweistündigen Ruhepause die gleiche Menge und den Rest abends. Außerdem gibt man<br />

dem Pferd 5 kg Heu pro Tag. <strong>Pferde</strong>, die weniger arbeiten, und Zuchtstuten bekommen<br />

täglich zwei <strong>bis</strong> drei Brote und 5 kg Heu. Allen <strong>Pferde</strong>n sollte man während der Ruhepausen<br />

etwas Stroh geben.<br />

In Frankreich wurde ein Brot aus Schwarzmehl und Kleie hergestellt, von dem 6 Pfd. in der<br />

Lage sind, 3 Pfd. Hafer und 5 Pfd. Heu zu ersetzen (ANON. 1894 b). Auch in Deutschland<br />

wurde zum Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts Brot verfüttert, um teurere Futtermittel einzusparen. So<br />

brachte die Hammer Brodfabrik ein Schrotbrot aus Roggen, Hafer und Mais in den Handel<br />

(ANON. 1894 b).<br />

GRANDEAU (1895) berichtet über wiederholte, längere Zeit hindurch fortgesetzte Versuche<br />

mit Roggenbrot, die ergaben, dass die <strong>Pferde</strong> auch bei der Fütterung mit Roggenbrot anstatt<br />

mit Hafer gesund und kräftig blieben. Bei den hohen Haferpreisen und günstigen<br />

Roggenpreisen spricht also nichts gegen die Fütterung mit Roggenbrot. GRANDEAU (1895)<br />

verglich den Nährstoffgehalt von Roggenbrot und Hafer. Mit 27% war das Brot wasserreicher<br />

als Hafer (12%), aber ärmer an Rohfaser (3,3%) und Asche (1,9%).<br />

Bei der Leipziger <strong>Pferde</strong>bahngesellschaft wurde ein kuchenförmiges Patentkraftfutter der<br />

Firma Pallas u. Co. mit 14,4% Rohprotein und 5,8% Rohfett versuchsweise gefüttert. Nach<br />

PRIETSCH (1889) kann es empfohlen werden <strong>für</strong> ältere <strong>Pferde</strong>, solche mit schlechtem Ge<strong>bis</strong>s<br />

und allgemein <strong>für</strong> schlechte Fresser. Auch ROEDER (1892) fütterte das<br />

Pallas´Patentkraftfutter an 3 <strong>Pferde</strong>. Er begann mit einer Gabe von 4 Litern einmal täglich<br />

und steigerte die Menge, <strong>bis</strong> die <strong>Pferde</strong> nach 3 Wochen ausschließlich Pallas Patentkraftfutter<br />

fraßen. Die Leistungsfähigkeit der Tiere wurde schlechter, sie wurden immer magerer und<br />

schwächer, die Fütterung musste eingestellt werden.


119<br />

FLAUHAUT (1896) berichtet von der Verfütterung von Weizenbrod, das sich bei sorgfältiger<br />

Zubereitung 2 Wochen lang hält und in Mengen von 2 ½ <strong>bis</strong> 3 ½ kg mit Erfolg an <strong>Pferde</strong><br />

verfüttert wird. Auch ein Brot aus Weizen-, Gersten-, Roggen-, Saubohnen- und Bohnenmehl<br />

erwies sich als gutes Futtermittel in Zeiten knapper Futtermittel. Nach der Verfütterung von<br />

schimmeligem Brot kam es zu To<strong>des</strong>fällen. Bei der Verfütterung von Fleisch- und Blutkuchen<br />

an Zugpferde magerten diese ab und die Mortalität nahm zu.<br />

1897 fütterte POTT (1901) wegen Futternot an zwei Arbeitspferde drei Monate lang ein<br />

<strong>Pferde</strong>alleinfutter (12 kg + ½ kg Strohhäcksel), bestehend aus 30% Maiskolbenschrot, 35%<br />

Maiskolben-Körnerschrot, 10% gereinigtem Baumwollsaatmehl und Hanfkuchenschrot zu<br />

gleichen Teilen, 10% Weizenkleie, 5% Malzkeimen, 5% Melasse und 5% Johannisbrotschrot.<br />

Zugesetzt wurden 0,1% Kochsalz, 0,1% Schlämmkreide und 0,2% griechische Heusamen. Es<br />

enthielt rd. 10% Rohprotein, 2,9% Rohfett und 19,2% Holzfaser.<br />

Bei diesem Futter verrichteten die Pferd die Feldarbeit ohne Gewichtsverlust zur vollsten<br />

Zufriedenheit, ohne das Nachteile dieser Fütterung zu Tage traten.<br />

1900-1950 Militärischer Bereich<br />

LUDEWIG 1906 (a, S. 211-213) veröffentlicht die Inhaltsstoffe von Roßpain, ein <strong>Pferde</strong>brot<br />

das dem Kriegsministerium im Jahr 1905 von einer Firma angeboten wurde. Das Präparat<br />

bestand aus kleinen trapezförmigen Kuchen, deren Gewicht zwischen 70 und 100 g<br />

schwankte. Das Brot enthielt: 8% Wasser, 8% Salze, etwa 10% Protein, 2% Fett, 5%<br />

Rohfaser und 66% stickstofffreie Extraktivstoffe. Gersten- und Haferkörner waren in einer<br />

kommisbrotähnlichen, harten Masse enthalten. Das Brot schmeckte angenehm aromatisch,<br />

aber sehr salzig. Unter dem Mikroskop zeigte sich, dass die braune Masse der Kuchen zum<br />

größten Teil aus Weizenkleie besteht, in der zahllose Brandsporen enthalten waren. Die<br />

Fütterungsversuche an vier <strong>Pferde</strong>n (auf Befehl <strong>des</strong> Kriegsministeriums durchgeführt)<br />

ergaben, dass alle vier Tiere das Futter nach kurzer Zeit sehr gern aufnahmen. Aber bei<br />

Fütterung der <strong>Pferde</strong> ausschließlich mit 1300g Roßpain (das nach der Empfehlung <strong>des</strong><br />

Fabrikanten 6500 g Hafer ersetzen sollte) magerten die Tiere sehr bald ab, wurden matt und<br />

zeigten ein erhöhtes Durstgefühl. LUDEWIG (1906 a, S. 211-213) beurteilt dieses <strong>Pferde</strong>brot<br />

als absolut ungeeignet, im Tropendienst ein Ersatzfuttermittel <strong>für</strong> Hafer zu sein, wie <strong>vom</strong><br />

Hersteller angepriesen. Des weiteren sei das Roßpain unter Umständen in der Lage, kurzzeitig<br />

den Hafer zu ersetzen, als Kraftfuttermittel ist es jedoch nicht zu verwenden.<br />

ROSENBERG machte 1907 Versuche in Rußland mit Mehlfladen, die in drei Sorten von der<br />

Fabrik „Blikhan und Robinson“ in St. Petersburg hergestellt wurden. Die Mehlfladen im<br />

Versuch hatten folgende Zusammensetzung: 30% durchgesiebtes Hafermehl, 30%<br />

dextriniertes Erbsenmehl, 30% Roggenmehl und 10% Leinsamen. Darin enthalten waren noch<br />

1% Kochsalz und 7% Wasser. Die Fladen hatten die Form von viereckigen, durchlöcherten<br />

Platten mit einer Kantenlänge von 4 Zoll und einer Dicke von ½ Zoll. Sie waren 16 - 19<br />

Solotnik schwer (= 68-81g). Eine Tagesration besteht aus 25 - 30 Fladen, die auf Draht gereiht<br />

sind und 5 Pfd. wiegen. Die Fladen waren gut ausgebacken und leicht brüchig, hatten einen<br />

angenehmen Brotgeruch und enthielten z. T. reichlich Hülsen von Leinköpfchen.<br />

124 <strong>Pferde</strong> eines Dragonerregiments erhielten über 10 Tage je 5 Pfd. dieser Mehlfladen mit<br />

10 Pfd. Heu. Die Ration wurde abrupt umgestellt. Morgens und mittags bekamen die <strong>Pferde</strong> 1<br />

½ Pfd., abends den Rest der zerbröckelten Mehlfladen. An den ersten Tagen fraßen die <strong>Pferde</strong><br />

ihre Ration nicht auf, aber ab dem dritten Tage nach der Futterumstellung wurden die<br />

Mehlfladen von allen <strong>Pferde</strong>n gut gefressen. Nach 10 Tagen dieser Fütterung bei<br />

gewöhnlicher Arbeit hatte die Arbeitsfähigkeit der <strong>Pferde</strong> nicht abgenommen, allerdings


120<br />

merkte man ihnen eine deutliche Einziehung <strong>des</strong> Bauches an. Das Gewicht der Versuchstiere<br />

nahm etwas ab, während die Kontrolltiere zulegten. Die Versuchstiere nahmen an den<br />

Arbeitstagen ab, legten aber an den Ruhetagen wieder zu.<br />

ROSENBERG zieht aus den Ergebnissen seiner Versuche folgende Schlüsse:<br />

1. Das Körnerfutter ist nicht die einzige Möglichkeit, ein Pferd zu ernähren.<br />

2. Die Energie und Arbeitsfähigkeit hängt nicht, wie <strong>bis</strong>her in der Kavallerie angenommen,<br />

ab von dem Füllungsgrad <strong>des</strong> Bauches.<br />

3. Es sind jetzt Futterkonserven im Handel, die bei erhöhter Ration das Körnerfutter<br />

vollständig ersetzen können, ohne die Arbeitsleistung einzuschränken, obwohl die <strong>Pferde</strong><br />

an Gewicht verlieren.<br />

4. Die Futterkonserven haben nur ein Viertel <strong>des</strong> Volumens der normalen Körnerration, was<br />

bei größeren Märschen ein unschätzbarer Vorteil wäre (ROSENBERG, 1907).<br />

AUREGGIO (1908) berichtet über Fütterungsversuche beim französischen Militär mit<br />

Nucleinmehl (enthält 33% Nuclein), das sich als günstiges und effektives Haferersatzmittel<br />

herausstellte. Außerdem erwähnt er Heckel´sche Bisquits, die gemahlene Colanuss enthalten<br />

und die <strong>Pferde</strong> vorrübergehende starke Strapazen besser ertragen lassen soll.<br />

Zu <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> 1. Weltkriegs wurden im deutschen Heer Fütterungsversuche mit<br />

Preßmischfutter angestellt (ANON., 1929, S. 409-410), das aus: 32% Heu, 31% Hafer, 6%<br />

Malzkeime, 7% Biertreber, 4% Stroh, 7% Gerste, 2% Sesamkuchen, 2% Sojamehl, 4%<br />

Erdnußkuchen bestand Auf 100 kg Mischfutter wurden 5 kg Salz und etwas Wacholderbeeren<br />

zugesetzt. Das Gemisch wurde auf 6,25% seines Ursprungsvolumens zu rechteckigen 9 <strong>bis</strong><br />

10 kg schweren Kuchen gepreßt. Das Futtermittel sollte dem Hafer gleichwertig sein und<br />

auch das Doppelte seines Gewichts an Rauhfutter ersetzen können. Vor dem Verfüttern sollte<br />

es in nuß- <strong>bis</strong> apfelgroße Stücke zerbrochen werden. In zwei Berichten von der Westfront<br />

wurde es günstig beurteilt. Nach dem deutschen Chefveterinär Ost erhöhte das Preßfutter das<br />

Durstgefühl (5% Salz, s.o.). Es verdarb bei Nässe schneller als Körner und Rauhfutter.<br />

Im 1. Weltkrieg wurden in Deutschland neben Alleinfuttern auch Ergänzungskraftfutter<br />

hergestellt, da der Chefveterinär Ost darauf hingewiesen hatte, dass die Truppen im<br />

Operationsgebiet häufig Heu, Stroh und Grünfutter vorfänden, so dass ausschließlich der<br />

Kraftfutternachschub gewährleistet sein musste, bei einem Preßfutter dagegen auch der<br />

Rauhfutteranteil transportiert werden muss (ANON. 1929, S. 410). Er empfiehlt das<br />

Preßfutter nur bei Futternot an Kriegspferde zu verfüttern daher wurde Ergänzungsfutter<br />

(Preßfutter einfacherer Zusammensetzung) von Fabriken produziert, die <strong>vom</strong> Preußischen<br />

Kriegsministerium errichtet wurden. Auch mit diesem Futter wurden Versuche angestellt, die<br />

im Juni 1917 wieder abgebrochen wurden. Das preußische Kriegsministerium ordnete an, die<br />

Haferration nur in Mengen <strong>bis</strong> zu 75% durch Preßfutter zu ersetzen. Auch sollten die so<br />

gefütterten <strong>Pferde</strong> dauernd überwacht werden und bei einem Nachlassen der Kräfte die Ration<br />

wieder umgestellt werden. Es wurde mehrfach über Schlundverstopfung nach Aufnahme <strong>des</strong><br />

Preßfutters berichtet. Im September 1917 wurde eine Verfügung <strong>vom</strong> preußischen<br />

Kriegsministerium erlassen, wonach in den Preßfutterfabriken täglich 300 t Preßfutter<br />

hergestellt wurden, wovon zwei Drittel im Feldheer verfüttert wurden und ein Drittel im<br />

Heimatheer. Es sollte nur noch die Hälfte der Hartfutterration durch Preßfutter ersetzt werden<br />

(ANON. 1929, S. 410-411).<br />

Im Januar 1918 bemerkt das Preußische Kriegsministerium zu den von den Truppen vielfach<br />

geäußerten Klagen über das Preßfutter, dass die Fehleinschätzung <strong>des</strong> Preßfutters auf<br />

Sinnestäuschungen beruhen müsse. Das Preßfutter bestünde zu je 1 /3 aus gequetschtem Hafer,<br />

Strohkraftmehl (aufgeschlossenem Stroh mit Melasse und Eiweißzusatz), sowie gehäckseltem<br />

Heu und Stroh. Das Strohkraftmehl (dem bald Hefe, statt Leimkraftfutter als Eiweißzusatz


121<br />

beigegeben würde) habe ein schmutziggraues, staub- und pappeähnliches Aussehen, wodurch<br />

beim Zerkleinern der Eindruck von der Verarbeitung schlechter Materialien entstehe. Auch<br />

der gequetschte Hafer mache mit seinen Mehlteilchen und leeren Haferhülsen den Eindruck<br />

von Schimmelbildung und der Verwendung von wertlosen Haferrückständen.<br />

Insgesamt beurteilt ANON. (1929, S. 409-411), nach den überwiegend negativen Berichten<br />

aus dem Feldheer, die Preßmischfutter als nicht brauchbare Kriegsfutter. Im Bewegungskrieg<br />

konnten diese Futtermittel häufig nicht genügend vorbereitet zur Anwendung kommen und<br />

führten dann zu Durchfall, der in Verbindung mit gleichzeitiger Kälte bei Biwak und Regen<br />

sogar zur Bewegungsunfähigkeit der Truppe führte.<br />

Ab 1937 wurde das Pressfutter aus dem 1. Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht<br />

weiterentwickelt zu einer Heeresfutterkonserve, die 1940 als Bestandteil der Futterration im<br />

Heer eingeführt wurde. Ein Block wog zunächst 4,8 kg und bestand aus 2 kg Hafer, 0,4 kg<br />

Futterhefe, 1,3 kg Kartoffelflocken, 0,6 kg Heu- und 0,5 kg Strohhäcksel. Die Futtermittel<br />

wurden unter starkem Druck gepresst und als Block verpackt. Mit 11 MJ verd. Energie/kg<br />

und 10% verd. Rohprotein erreichte die Heeresfutterkonserve eine ähnliche Energiedichte wie<br />

Hafer, war jedoch mit 13% Rohfaser strukturreicher. Ab 1943 wurden 5 kg schwere<br />

Heeresfutterkonserven hergestellt, um die Zuteilung zu vereinfachen. Die Kuchen ersetzten<br />

entweder das gleiche Gewicht in Hafer oder aber das doppelte Gewicht Heu (ZIEGER, 1973,<br />

S. 443-444). BOHM entwickelte 1943 ein Untersuchungsverfahren zur Beurteilung der<br />

Qualität der Heeresfutterkonserven. Ihm zufolge war <strong>bis</strong> zu diesem Zeitpunkt in erster Linie<br />

der Hafergehalt als wertbestimmender Anteil untersucht worden. Die <strong>bis</strong> dahin untersuchten<br />

Proben enthielten sehr schwankende Anteile der einzelnen Futtermittel (Hafer: 1-60%, Heuund<br />

Strohhäcksel: 10-40%, Kartoffelflocken und Hefe: 30-80%). Nach EARLE (1950)<br />

enthielt eine Probe <strong>des</strong> im 2. Weltkrieg verwendeten deutschen gepressten Alleinfutters den<br />

amerikanischen Untersuchungen zufolge 33% Stroh, 17% Wiesenheu, 35% Hafer, 5% Stärke<br />

und Zucker und 10% andere Anteile inkl. etwas Fleisch. Das Rauhfutter war gerollt, mit<br />

Zuckerwasser und Gelantine besprüht und dann abwechselnd mit dem Körnerfutter<br />

geschichtet worden.<br />

SOROKIN (1936) beschreibt russische Alleinfuttermittel, die aus Rauh- und<br />

<strong>Krippenfuttermittel</strong>, zu Briquettes gepresst, bestehen. Die Briquettes mussten vor dem Füttern<br />

eingeweicht werden. DYAKOV et a. (1937) stellten Fütterungsversuche mit einem Pressfutter<br />

aus 50% Heu, 25% Hafer, 12,5% Rübenschnitzel und 12,5% Melasse an. Das Ergebnis beim<br />

Vergleich mit einer Heu-Hafer-Ration war so zufriedenstellend, dass dieses Pressfutter im<br />

russischen Transportsystem und bei den landwirtschaftlichen Brigaden an die <strong>Pferde</strong> gefüttert<br />

wurde.<br />

KOOZNETZOV (1942) fütterte 7 Monate lang Futterkuchen an 4000 Militärpferde. Sie<br />

enthielten 40% Heu, 30% Hafer, 10% Mais, 13% Weizenkleie, 7% Melasse und auf 1 t Futter<br />

2,5 kg Salz. Die Versuchspferde schwitzten und tranken mehr als die Vergleichspferde,<br />

behielten jedoch die gleiche Leistungsfähigkeit. Außerdem war das Gewicht der<br />

Versuchspferde höher und sie litten weniger an Verdauungsstörungen.


122<br />

In den USA wurde im 1. Weltkrieg zunächst komprimiertes Heu (Preßheu) bei Übersee-<br />

Schiffstransporten von <strong>Pferde</strong>n eingesetzt. Daneben kam es auch zu einem begrenzten Einsatz<br />

von Alleinfuttermitteln in Schrotform (gemischt aus Rauhfutter und Futterkonzentraten) bei<br />

Arbeitspferden. Im 2. Weltkrieg wurden sowohl Pellets aus Rauhfutter als auch aus<br />

<strong>Krippenfuttermittel</strong>n hergestellt. Diese konzentrierten Pellets wurden dann zu einer Ration<br />

(mit 40-50% Rauhfutterpellets) gemischt und erste Fütterungsversuche in Beltsville mit leicht<br />

arbeitenden <strong>Pferde</strong>n waren erfolgreich. Das Rauhfutter in diesen Pellets war aber nicht<br />

strukturiert und EARLE (1950) stellte Versuche an, um Kuchen oder Briquetts mit<br />

strukturierter Rohfaser herzustellen. Luzerneheu in der Ration mit Körnern ergab als einziges<br />

Rauhfutter zufriedenstellende Ergebnisse bei einem bestimmten Herstellungverfahren.<br />

1900-1950 Ziviler Bereich<br />

In den USA wurden kommerzielle Mischfutter erst nach 1900 in größerem Umfang verfüttert.<br />

Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Mischungen, die roborierende Wirkungen<br />

entfalten sollten. Viele dieser Futtermischungen enthielten minderwertige Abfallprodukte,<br />

sogar Sägemehl (HINTZ 1885).<br />

VOLLER berichtet 1901 über Fleischmehlzwiebäcke. Das Fleischfuttermehl (früher aus<br />

Amerika eingeführt) übertrifft in seinem Nährwert (79% Stickstoff) alle anderen Futtermittel.<br />

Deshalb genügen kleine Mengen zur Fütterung, wie bei den Fleischmehlzwiebäcken, die bei<br />

Reitpferden sehr beliebt sind. Diese werden aber - <strong>des</strong> hohen Wertes wegen - häufiger<br />

verfälscht. So ergab eine Untersuchung nach SOXHLET (VOLLER, 1901), dass die<br />

Fleischbestandteile darin fehlten und statt <strong>des</strong>sen Gerberleime, Weizenmehl, Alaun, Kochsalz<br />

und gemahlenes Leder alter Handschuhe und Kalbsfelle enthalten waren. In jüngster Zeit<br />

würden auch die konfiszierten Schlachtkadaver auf größeren Schlachthöfen nach Abziehen<br />

<strong>des</strong> Fells zu Fleischfuttermehl verarbeitet. Die Wirkung bei der Verfütterung bleibe<br />

abzuwarten.<br />

Ein mit Melassebrot (aus geringen Mehlsorten und Melasse gebackenes Brot) gefüttertes<br />

Pferd hielt sich sehr gut und GRANDEAU (1903) spricht Melassebrot einen annähernd so<br />

guten Nährwert zu, wie Hafer.<br />

LUDEWIG berichtet 1906 (a, S. 208) von MALET, der auf seinem Gut Brot statt Hafer<br />

fütterte (allerdings ohne eine Zeitangabe). Das Brot bestand aus 33 kg Melasse, 33 kg Schrot,<br />

11 kg Nachmehl, 11 kg Kleie und 12 kg Wasser. Die <strong>Pferde</strong> erhielten davon <strong>bis</strong> zu 3 kg<br />

täglich plus 2 kg Hafer, 825 g Möhren, 900 g Kleie und 15-18 kg Häcksel. Sowohl das<br />

Aussehen, als auch die Leistungsfähigkeit der <strong>Pferde</strong> soll bei dieser Fütterung gut gewesen<br />

sein.


123<br />

BEDDIES (1907) aus Gotha beschreibt das Futtermittel Haferwert (produziert von der<br />

„Deutschen Haferwertgesellschaft in Gotha“). Es bestehe aus gerösteten Zerealien,<br />

Blutpepton, Zuckerverarbeitungsrückständen, Leinsamenmehl, Trockenbiertrebern, Maizena,<br />

Weizenkleie und dergleichen, enthalte 22% Protein und Fett und mehr Nährwerteinheiten als<br />

der Hafer. LOGES (1907) gibt die chemische Zusammensetzung von Haferwert an und<br />

bezweifelt die Futterwirkung dieses Futtermittels, abgesehen davon, dass die Inhaltsstoffe<br />

nach seinen Untersuchungen viel zu teuer bezahlt werden.<br />

1908 beschreibt LUDEWIG einen in Frankreich produzierten gepreßten Kuchen aus Hafer,<br />

Häcksel und getrockneten Schnitzeln aus frischen zerschnittenen Rüben, sog. Darrüben.<br />

Angeblich soll dieses Präparat den gleichen Nährwert haben wie Hafer.<br />

Vielfach wurde nach der Erhöhung <strong>des</strong> Haferzolls 1908 und der Missernte 1911 in<br />

Deutschland Mischfutter mit nur 40% Haferanteil hergestellt. So z.B. im Rheinland der<br />

Höveler Reformhafer, bestehend aus 40% gewalztem Hafer, 20% Melasse, 20% gerissenem<br />

Spelzspreu als Melasseträger, 10% Weizenkleie und 10% Haferschälkleie (KARIGER 1963,<br />

S. 51).<br />

Um 1910 vertrieb „Bertels Futterkuchen-Gesellschaft“ größere Mengen (17.000 t pro Jahr)<br />

Haferbrot und (4.500 t pro Jahr) Vollfutter. Das Haferbrot bestand aus 25% schwedischem<br />

Haferfuttermehl, 20% Maisfuttermehl, 12% Melasse, 10% Erdnusskuchen, 9% Häcksel, 7%<br />

Sonnenblumenkuchen und 7% Leinkuchen und das Vollfutter hatte die gleiche<br />

Zusammensetzung, nur war der Häckselanteil durch Heu ersetzt worden (KARIGER 1963, S.<br />

45).<br />

Nach MORGAN (1910) wurde in den USA ein patentirtes <strong>Pferde</strong>futter mit gutem Erfolg<br />

gefüttert.<br />

RIEMANN (1911) beurteilt das vermutlich schwedische Götafuttermehl, das Hafer ersetzen<br />

soll, als zu teuer bezahltes Futtermittel. MACH (1911) untersuchte eine Probe <strong>des</strong><br />

Götafuttermittels, welches nach Herstellerangaben Hafer, gemahlenes Kraftkorn, Weizen,<br />

Roggen, Gerste, Bruchreis, Bohnen, Wicken und Erbsen enthalten soll, fand aber lediglich<br />

feingemahlenes Haferfuttermehl, geringe Mengen von Reismehl und Reispelzen sowie einige<br />

vermahlene Unkrautsamen.<br />

Der schwedische Forscher HANSSON (1918) verglich den Nahrungswert <strong>des</strong> Mischfutters<br />

Göta (60% Haferkleie und 40% Reisfuttermehl) mit dem von Mischsaaatgetreide (1,5 kg<br />

Göta ersetzten 1,1 kg Mischsaatgetreide). Die acht Versuchspferde erhielten 80 Tage lang<br />

3,85 kg Göta pro Tier und Tag. In der Versuchsgruppe hatten die <strong>Pferde</strong> etwas mehr Gewicht<br />

zugelegt aber sonst waren beide Futtermittel gleichwertig.<br />

Die Futterbrote der deutschen „Haferfutterbrotwerke“ enthielten Melasse, Hafer, Mais,<br />

Gerste, Weizen und Erdnusskleie und 1912 wurden 4500 Waggonladungen davon versandt<br />

(KARIGER 1963, S. 46).<br />

LEBEDEW berichtet 1912 von seinen Fütterungsversuchen mit Futterkuchen aus Roggen,<br />

Gerste und Erbsen. Die Versuche dauerten 2 Monate und eine Kontrollgruppe wurde die<br />

ganze Zeit mit Hafer gefüttert. Beide Gruppen bekamen zu den jeweiligen Kraftfuttermitteln<br />

weiterhin die normale Heugabe. Die <strong>Pferde</strong> der Versuchsgruppe ermüdeten viel schneller bei<br />

der Arbeit. Außerdem verursachten die Futterkuchen oft Störungen der Magendarmtätigkeit.


124<br />

Schätzungen zufolge wurden vor dem 1. Weltkrieg in Deutschland zwischen 80.0000 und<br />

100.000 t Futterbrote <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> produziert (GROTE 1993).<br />

ELLENBERGER UND GRIMMER (1916) fütterten Bajabrot von Sonnenfeldt an schwere<br />

Arbeitspferde. Das gebackene Mischfutter aus eiweißhaltigen Futtermitteln tierischen und<br />

pflanzlichen Ursprungs ersetzte 3 Pfd. Hafer und 4 Pfd. Mais ohne Leistungs- oder<br />

Körpergewichtseinbußen fast vollständig.<br />

Nach HINTZ (1985) wurden in den USA schon ab 1917 kleinere Mengen pelletiertes Futter<br />

an <strong>Pferde</strong> gefüttert.<br />

1919 berichtet ein anonymer Autor über ein Futterbrot <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> und Ziegen, das unter<br />

Mitwirkung der Veterinär-Wissenschaft im Auftrag <strong>des</strong> Städtischen Lebensmittelamtes<br />

Dresden entwickelt wurde. Zwei fast identische Artikel, zur Anpreisung <strong>des</strong> Futterbrotes,<br />

erschienen am <strong>19.</strong> Oktober 1919 in der „Tierärztlichen Rundschau“ und am 4. November in<br />

der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“. Das Brot wurde in letzter Zeit in der<br />

Zusammensetzung und Beschaffenheit wesentlich verbessert und hat 95% <strong>des</strong><br />

Nährstoffgehaltes von Hafer und erheblich mehr als Wiesenheu. Der Gehalt an verdaulichem<br />

Eiweiß ist sogar höher als bei Hafer. Wegen seiner würzigen und animalischen Beschaffenheit<br />

wird es von den <strong>Pferde</strong>n gern gefressen. Es wird den Tieren zerkleinert, am besten mit den<br />

übrigen Futtermitteln vermischt gegeben. Es wird jetzt zum Preis von 33,50 Mark pro Zentner<br />

von der Dresdener Brotfabrik Ernst Wilhelm verkauft.<br />

Am 29. Juni 1920 erschien in der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ ein Artikel über<br />

„Ausnutzungsversuche mit Futterbrot an der Dresdener Tierärztlichen Hochschule“ (ANON.<br />

1920). Die Versuche hatten ergeben, dass das Futterbrot einen hohen Gehalt an verdaulichem<br />

Eiweiß hat, der dem eines guten Körnerfutters nicht nachsteht. Die hohe Verdaulichkeit <strong>des</strong><br />

Futterbrotes zeigte sich, in dem die darin enthaltenen Nährstoffe restlos verdaut wurden. Die<br />

Freßlust wird durch Beigabe <strong>des</strong> Futterbrotes stark angeregt, schlechte Fresser nehmen an<br />

Gewicht zu und haben ein besseres Aussehen. Schwere Koliken, wie sie bei allzu reichlicher<br />

Haferfütterung zu beobachten sind, kommen bei dieser Fütterung seltener oder gar nicht mehr<br />

vor.<br />

Ein anonymer Autor veröffentlicht 1918(a) die Zusammensetzung einiger deutscher<br />

Mischfuttermittel aus dem Krieg 1914-18. Das Maggimischfutter bestand aus Bohnen- und<br />

Erbsenabfällen, hauptsächlich Schalen, Getreideabfällen in erster Linie <strong>vom</strong> Spelzweizen und<br />

etwas Kartoffelabfällen. Ein <strong>Pferde</strong>mischfutter bestand aus Haferkleie, Roggen- und<br />

Weizenkleie, etwas Gerstenabfällen, etwas Maismehl, etwas Strohkraftfutter mit entbitterten<br />

Lupinensamen. Das Heidemehl-Tierkörper-Melassefutter sollte 14,5% stickstoffhaltige Stoffe<br />

und Fett sowie 24% Zucker enthalten. Gewährleistet wurden 13% Protein und 15% Zucker.<br />

Der in einer Probe gefundene Gehalt an Zucker entsprach rund 40% Melasse in diesem<br />

Futtermittel.<br />

Aufgrund der minderwertigen Inhaltsstoffe in Mischfuttermitteln wurde 1920 in Deutschland<br />

eine Verordnung erlassen, wonach nur noch Melassemischfutter mit nur einem Melasseträger<br />

gehandelt werden durften. 1927 wurde diese Verordnung mit Inkrafttreten <strong>des</strong><br />

Futtermittelgesetzes wieder außer Kraft gesetzt (POENITZ 1977).


125<br />

1937 waren im Dritten Reich <strong>Pferde</strong>mischfutter mit und ohne Melassezusatz auf dem Markt<br />

(es wurden nach GROTE (1993) insgesamt 161.300 t produziert), während <strong>des</strong> zweiten<br />

Weltkriegs ausschließlich ein <strong>Pferde</strong>mischfutter.<br />

1940 wurde in Deutschland, unter staatlicher Aufsicht, ein <strong>Pferde</strong>mischfutter im<br />

„Generalgouvernement“ hergestellt und vertrieben, dass aus 40% Hafer, Melasse, Kleie, und<br />

anderen verfügbaren Futtermitteln bestand. Der Eiweißgehalt sollte bei 11-12% liegen<br />

(KARIGER 1963, S. 107). Ein deutscher anonymer Autor (1942) berichtet über die weitere<br />

Errichtung von Mischfutterfabriken im „Generalgouvernement“. Schon seit 1940 produzieren<br />

drei Fabriken hauptsächlich <strong>Pferde</strong>mischfutter. Weitere Mischfutterfabriken sollen die<br />

Abfallstoffe aus der Getreideverarbeitung, Reste aus den Getreidelagern, Melasse, Hafer und<br />

Gerste verwerten. Während im „Deutschen Reich“ nur drei, maximal fünf, verschiedene<br />

Rohstoffe in einem Mischfutter verarbeitet werden durften, konnten im Generalgouvernement<br />

auch acht <strong>bis</strong> zehn Komponenten zu einem Mischfutter verarbeitet werden.<br />

PARIS (1942, S. 123) berichtet, dass 1942 bei den Berliner Fuhrunternehmen neben Hafer,<br />

Heu und Stroh auch sog. Mischfutter und Trockenpressen gefüttert wurden.<br />

Über die quantitative Seite der Mischfutterverwendung liegen keine sicheren Unterlagen vor.<br />

Nach Schätzungen (GROTE 1993) sollen vor dem ersten Weltkrieg in Deutschland jährlich<br />

etwa 80 <strong>bis</strong> 100 000 t abgesetzt worden sein, überwiegend als Brote. Während <strong>des</strong> 1.<br />

Weltkrieges ging die Produktion durch Materialmangel zweifellos zurück. Doch auch in den<br />

20er und 30er Jahren scheint sie nicht sehr hoch gewesen zu sein , 19 <strong>bis</strong> 43 000 t werden <strong>für</strong><br />

Deutschland 1930-33 genannt (GROTE 1993). Diese Entwicklung erklärt sich durch die<br />

Abnahme der <strong>Pferde</strong>zahl allgemein, vor allem im gewerblichen städtischen Bereich.<br />

Ländliche <strong>Pferde</strong>halter bevorzugten selbst erzeugte Futtermittel. In den Zwischenkriegsjahren<br />

fallen verstärkt Untersuchungen über solche Futtermittel auf wie Rüben, Trockenschnitzel<br />

oder Lupinen. Diese Tendenz wurde durch die Autarkiebestrebungen im dritten Reich noch<br />

verstärkt. Über die Produktion von <strong>Pferde</strong>mischfuttern unmittelbar nach dem zweiten<br />

Weltkrieg liegen keine Unterlagen vor (GROTE 1993).<br />

In den USA kamen Mischfutter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> erst nach 1900 verstärkt auf den Markt, meistens<br />

als Ergänzungsfutter. Obwohl schon seit 1917 pelletierte Futter hergestellt werden konnte,<br />

wird über das erste Futter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> erst 1950 berichtet (HINTZ und SCHRYVER 1975).<br />

Diese Zubereitungsform setzte sich in den USA erst in den 60er Jahren durch, als die<br />

Mischfutterproduktion <strong>für</strong> Sport- und Freizeitpferde zunahm (HINTZ 1985).


8. Ergänzungsfuttermittel<br />

126<br />

In der <strong>Pferde</strong>fütterung sind seit 1800 auch verschiedene Ergänzungsfuttermittel bekannt, die<br />

teilweise sinnvoll erscheinen, andererseits aber auch keine rationale Basis haben.<br />

8.1 Mineralische und andere Ergänzungen<br />

Schon vor 1800 wurde Salz als Geschmacksverbesserer zur besseren Akzeptanz eines sonst<br />

verschmähten Futters verwendet. Im <strong>19.</strong> Jahrhundert herrschte die Meinung vor, dass Salz zu<br />

den Würzen zähle und lediglich zur Futterkonservierung, Ersatz ausgewaschener Salze,<br />

Verhinderung nachteiliger Wirkung von feuchtem oder schlechtem Futter und / oder zur<br />

Förderung von Speichelsekretion und Verdauung diene (OHLENDORF 1998, S. 69).<br />

In der preußischen Armee wurde nach den Herbstübungen Salz zur Anregung der Verdauung<br />

und somit zur Kolikprophylaxe gegeben (KREMP 1904), es kamen aber auch Vergiftungen<br />

vor, wie LÖBE (1875, S. 237) berichtet.<br />

Als in Europa um die Mitte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts erste vereinzelte Skeletterkrankungen, die<br />

mit einem Mineralstoffmangel in Verbindung gebracht wurden, auftraten wurden<br />

Mineralstoffe eingesetzt, insbesondere Knochenmehl (OHLENDORF 1998, S. 38).<br />

HAUBNER (1854) empfahl die Zufütterung von Kalzium an Fohlen, COHEN (1870) die<br />

Beifütterung von phosphorsaurem Futterkalk in der Fohlenaufzucht.<br />

In den USA war die big head disease massiv verbreitet (CAMPBELL 1934). BITTING<br />

schlug 1894 vor, <strong>Pferde</strong>n, die daran leiden, neben Weidegang etwas Futterkalk in der Ration<br />

zu ergänzen. Kommerziellen Futtermitteln in den USA wurde seit den 30er Jahren <strong>des</strong> 20.<br />

Jahrhunderts Futterkalk zugesetzt (HINTZ und SCHRYVER 1975).<br />

1881 bezeichnet HAUBNER (S. 303-306) ähnlich wie DAMMANN (1886) und schon ZÜRN<br />

(1875, S. 127-128) den Knochenmehlzwieback als gedeihliches Ergänzungsfutter, welches<br />

aber zu teuer sei. Er wird aus fein geschrotenem Hafer und Roggenkleie zu gleichen Teilen<br />

unter Zusatz von 12 Pfd. Sauerteig auf 2 Zentner Getreide wie gewöhnlicher Brotteig<br />

zubereitet. Zuletzt wird noch gedämpftes feines Knochenmehl (ca. 14 Pfd. auf 1 Zentner)<br />

zugegeben. Die Brote werden nach dem Backen durchgeschnitten und wie Zwieback geröstet.<br />

HAUBNER (1881, S. 303-306) erklärt die durch diese Zubereitungsform erhöhte Löslichkeit<br />

<strong>des</strong> Knochenmehls mit dem Aufschluss <strong>des</strong> Knochenmehls durch die Wärme und der<br />

besseren Löslichkeit im sauren Milieu der Milchsäuregärung. Allerdings ist der gleiche<br />

Zweck, nämlich die Versorgung mit phosphorsauren Kalk zu sichern, billiger durch die<br />

Verabreichung von löslichen Präparaten, wie z. B. Superphosphaten zu erreichen. Diese<br />

Präparate kamen 1867 etwa zeitgleich mit den Knochenmehl-Zwiebäcken auf den Markt und<br />

verdrängten diese auch zügig.<br />

1887 empfiehlt CHLUDSINSKI 1 kg dreibasischen phosphorsauren Kalk auf 1000 kg KM <strong>für</strong><br />

Jungtiere der Arbeitsrassen und SMAGIN und NIKIFOROW erhielten 1887 durch Beigabe<br />

von Phosphaten zum Futter bei einjährigen Fohlen stärker entwickelte Extremitätenknochen<br />

als bei den Muttertieren (beide Angaben in einem Referat in ELLENBERGER/SCHÜTZ, 6,<br />

S. 124 * ).<br />

Einige Firmen in den USA setzten ihren <strong>Pferde</strong>futtermitteln im ersten Dezennium <strong>des</strong> 20.<br />

Jahrhunderts hohe Dosen Vitamin B zu. In den 1920er Jahren wurden vitaminreiche<br />

Ergänzungsfuttermittel schon bei vielen Firmen in die <strong>Pferde</strong>futtermittel eingemischt (HINTZ<br />

* Originalquelle konnte nicht erreicht werden


127<br />

u. SCHRYVER 1975). Nach ZORN und FREIDT (1944, S. 248) wurden in einigen Ställen<br />

z.T. gekeimter Hafer der Ration beigemischt, weil die Keime Vitamin E enthalten. Damit<br />

sollte die Befruchtungsrate der Hengste verbessert werden und das Aussehen von Fohlen,<br />

sowie kranken und abgemagerten <strong>Pferde</strong>n gehoben werden.<br />

8.2 Roborierende Futtermittel, Tonika<br />

Allgemeines<br />

Neben den eigentlichen Futtermitteln wurden auch immer wieder Geheimpulver,<br />

Roborantien oder andere angeblich leistungssteigernde und/oder futtersparende Mittel<br />

angeboten.<br />

Im letzten Dezennium <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts kamen verschiedene Produkte mit der<br />

Bezeichnung Robur oder Robos auf den Markt. Sie enthielten vor allem Fleischmehl<br />

und/oder Blut und sollten spezifische Wirkungen entfalten. Das Interesse an diesen Produkten<br />

war seitens <strong>des</strong> Militärs und auch der zivilen <strong>Pferde</strong>halter groß und sie wurden in den<br />

folgenden Jahren immer wieder getestet.<br />

Ein anonymer amerikanischer Autor (1905, zit. nach HINTZ und SCHRYVER 1975 * )<br />

beurteilt diese Pulver als zu teuer und formulierte den Leitsatz: Wenn die Tiere gesund sind,<br />

brauchen sie keine zusätzlichen Tonika und wenn sie krank sind, ist es billiger den Tierarzt zu<br />

konsultieren.<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

Schon KUERS (1839, S. 268) erwähnt den Gebrauch von Arsen als Geheimpulver. Nach<br />

LÖBE (1875, S. 77-78), der die Giftigkeit dieser Substanz betont, wurde den Wiener<br />

Wagenpferde etwas Arsen bei zunehmendem Mond gegeben, damit sie besser aussahen. Auch<br />

Fuhrleute in den Gebirgen Österreichs reichten ihren <strong>Pferde</strong> vor starken Anstrengungen etwas<br />

Arsen.<br />

Als Stärkungsmittel wurde Thorley´s Feed ab 1860 von London in die USA exportiert. Es<br />

enthielt neben Bohnen, Gerste und Leinsamen auch peruanische Rinde und Chinin. Trotz <strong>des</strong><br />

völlig überzogenen Preises wurde es als Tonikum <strong>bis</strong> zur Jahrhundertwende in den USA<br />

verkauft (HINTZ und SCHRYVER 1975). Andere Roborantien, die in den USA auf dem<br />

Markt waren, enthielten Leinsamenmehl oder Getreide als Basis und waren angereichert mit<br />

Fenchel, Holzkohle, Sulfat, Anis, Lakritzwurzel, Walnussrinde, Eisenoxid u. ä. (HINTZ und<br />

SCHRYVER 1975).<br />

1902 empfiehlt GOLDBECK (S. 114), den Militärpferden zur kurzfristigen<br />

Leistungssteigerung Kaffee (60-80 g auf 1 l Wasser) zu verabreichen. Nach der Gabe von<br />

Alkohol (Wein, Cognac mit Wasser vermischt) würden die Tiere zwar zunächst lebhaft, doch<br />

schon nach kurzer Zeit trete eine größere Erschöpfung als zuvor ein. Nach GOLDBECK<br />

(1902, S. 114) verabreichte WOLF geschwächten Tieren erfolgreich täglich ein <strong>bis</strong> drei<br />

Kolanüsse. Sie ertrugen einen anstrengenden Marsch bei Reisfutter deutlich besser, als die<br />

<strong>Pferde</strong>, die keine Kolanüsse erhielten. AUREGGIO (1908) erwähnt Heckel´sche Bisquits, die<br />

auch gemahlene Kolanuss enthalten und <strong>des</strong>halb die <strong>Pferde</strong> vorrübergehende starke Strapazen<br />

besser ertragen lassen soll.<br />

* Originalquelle konnte nicht erreicht werden


128<br />

Nach LUDEWIG (1906a) kamen aus England zahlreiche Geheimmittel unter<br />

vielversprechenden Namen nach Deutschland, z.B. Fanedons Mehlfutter und Champion<br />

Spice, die aber 1906 wegen der mangelhaften Wirkung bei dem hohen Preis wieder<br />

verschwunden waren. Da<strong>für</strong> gab es nach LUDEWIG (1906a) aber neuere Mittel wie<br />

<strong>Pferde</strong>pulver, Pulvis equorum, Huchs patentierte Futtermittel, Bowicks Fresspulver, Sana<br />

(Mehl von aromatischen Samen, Sand, Kalziumphosphat und Kochsalz), Ackermanns<br />

Fresspulver (enthielt größtenteils Viehsalz, Kalziumphosphat, Spießglanz), Sussagin<br />

(Futterkalk, Viehsalz, Glaubersalz, Spießglanz, Fenchel und verschiedene Wurzelpulver). Er<br />

verurteilt diese Futterzusätze als minderwertig und überteuert.<br />

Eine besondere Bewandtnis hatte es mit den sog. Robur- oder Robos-Produkten, die im<br />

letzten Dezennium <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts vermarktet wurden und Fleischmehl und/oder<br />

Blutmehl enthielten. Sie wiesen z.T. auch energieliefernde Komponenten auf, z.B. Zucker<br />

und dienten dann auch als Haferersatz. Da aber ihre Hauptwirkung mit den namengebenden<br />

Wirkungen <strong>des</strong> Zusatzes Robur in Verbindung gebracht wurde, sollen sie hier gemeinsam<br />

behandelt werden.<br />

Es handelt sich um folgende Produkte.<br />

Rp-Gehalt (%) Hersteller<br />

Robur I (<strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>) ........................................... 60-70 Kaiserstein, Wien<br />

Robur IIIa (Mastfutterzusatz)............................ 29 „ „<br />

Armee-Robur .................................................... 13,5 „ „<br />

Roburzwieback (Kraftfuttergebäck <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>). 19,4 „ „<br />

Roborin (defribiniertes Rinderblut).................... 87 „ „<br />

Robuszucker (20% Robus, 80% Zucker)........... Lingner, Dresden<br />

Robuskuchen ..................................................... „ „<br />

Roborin-Kraftfutter bzw. –pulver.................... 24 Dietrich, Berlin<br />

Robur I ist ein geruchloses Fleischmehl, das sehr fein gemahlen ist. Robur IIIa besteht aus<br />

Fleischfuttermehl und Getrei<strong>des</strong>chrot mit vielen Gerstenschalen, von denen der hohe<br />

Rohfasergehalt (rd. 29%) <strong>des</strong> Futtermittels ausgeht.<br />

Armeerobur besteht aus einem Gemenge von Fleischfuttermehl und Getrei<strong>des</strong>chrot mit einem<br />

großen Anteil von Gerste mit unreiner Beschaffenheit (verkümmerte Körner und viele<br />

Unkrautsamen).<br />

Roburzwieback ist ein Kuchen, gebacken aus Getreidemehl und Fleischfuttermehl (LOGES,<br />

1895).<br />

Roborin ist ein Eisenkalziumalbuminat, welches zu der Zeit den höchsten Gehalt an Eisen in<br />

Form von Hämoglobin besaß und außerdem das einzige Hämoglobinpräparat, welches<br />

Kalzium in organischer Verbindung mit Hämalbumin enthält. Hergestellt wurde das Präparat,<br />

indem Blut mit 10% gebranntem Kalk, phosphorsaurem Kalk oder Thomasschlacke<br />

eingetrocknet wurde. Dieses Trockenblut wird dann mit einer Füllmasse, bestehend aus<br />

Weizenschalen und Melasse versetzt (JARMARTZ 1905, LUDEWIG 1906 a, S. 164).<br />

Robuskuchen mit 10% Robus, 30% Melasse und 60% Stohhäcksel ist aufgrund seines hohen<br />

Häckselanteils rohfaserreich und kommt einem Alleinfutter nahe.<br />

Robuszucker ist aufgrund <strong>des</strong> hohen Zuckeranteils eiweißärmer. Es diente vor allem als<br />

Haferersatz (ELLENBERGER, 1915).<br />

Robuskraftfutter ist ein Gemisch aus Blut und Kleie mit 24% Rohprotein und 10%<br />

Mineralstoffen (Analyse von AUFRECHT nach STRAUBE, 1901).<br />

Analysen dieser Produkten finden sich bei ANON. (1894e), LOGES (1895), AUFRECHT<br />

(STRAUBE 1901 und FRICK 1901), KRÖNING (1911), SCHADE (1913), LEBBIN<br />

(ANON. 1914), ELLENBERGER (1915) und BAESSLER (1915).


129<br />

Mit den verschiedenen Produkten wurden zahlreiche Versuche ausgeführt, die zunächst in<br />

Tabelle 7 zusammengestellt sind:<br />

Tab. 7: Versuche mit Robur und Roborinprodukten<br />

Jahr Land Autor Produkt <strong>Pferde</strong>- Menge Versuchsansteller<br />

zahl in Pfd.<br />

1894 A POLANSKY und<br />

KORNAUTH<br />

Robur 1 <strong>bis</strong> 1 Wissenschaftler<br />

1894 D KRILL Armeerobur 5 <strong>bis</strong> 2 Militär<br />

1901 D STRAUBE Roborin-<br />

Kraftf.<br />

6 1-3 „<br />

1901 D FRICK „ ? ½ - 1 „<br />

„ D „ konz. Roborin ? 50 g „<br />

1902 D ACKERMANN Roborin- 8 2 „<br />

(und KRÜGER) Kraftf.<br />


130<br />

POLANSKY und KORNAUTH führten 1894 Bilanzversuche mit Robur (Futterrobur und<br />

Reinrobur) an einem achtjährigen Wallach durch. Das Robur stammt von dem<br />

Fabrikunternehmen <strong>des</strong> Herrn Kaiserstein aus Wien. Es besteht aus einem Gemenge von<br />

Blut, Fleisch, Gerste, Häcksel und etwas Pepsin.<br />

Die Verdaulichkeit der verfütterten Nährstoffe nahm durch die Robur- Fütterung nicht ab. Die<br />

Zugabe von 200 g Reinrobur zur Hafer- und Heuration wirkte eiweißsparend. Reinrobur<br />

enthält viel leichtverdauliches Eiweiß und zudem noch appetitanregende, unschädliche Salze.<br />

Daher ist es zu empfehlen, um herabgekommene <strong>Pferde</strong> in kurzer Zeit wieder leistungsfähig<br />

zu machen oder auch als Zugabe bei erhöhten Anforderungen an die Tiere. Es dürfte sich<br />

auch zur Aufzucht der Fohlen eignen, weil es reich an phosphorsauren Salzen ist.<br />

Das Futterrobur ist ein guter und vollständiger Haferersatz. Es zeichnet sich durch ein<br />

konstantes und engeres Nährstoffverhältnis im Vergleich zum Hafer aus. Allerdings<br />

empfehlen die beiden Versuchsleiter, nur die halbe Haferration durch Futterrobur zu ersetzen.<br />

Außerdem ist die Zufütterung von Heu in jedem Fall notwendig, damit die Ration ein<br />

gewisses Volumen erreicht und die <strong>Pferde</strong> nicht <strong>des</strong> Kauens entwöhnt werden.<br />

KOENIG (1896, S. 255-256) berichtet über eine Mitteilung von KRILL (1894), der fünf<br />

<strong>Pferde</strong> <strong>des</strong> „1. Badischen Feldartillerie-Regiments Nr. 14“ mit Robur fütterte. Die<br />

Versuchsdauer betrug 4 Wochen. Die Ration war folgende:<br />

a) Morgens 400 g Hafer, 400 g Robur,<br />

b) Mittags 600 g ″ 600 g ″<br />

c) Abends 1000 g ″ 1000 g ″<br />

Dieses Futter wurde von zwei <strong>Pferde</strong>n sofort genommen, die anderen drei fraßen aber auch<br />

schon am zweiten Tag ihre Ration anstandslos. Die fünf Versuchspferde mussten die gleiche<br />

Arbeit leisten, wie die übrigen <strong>Pferde</strong> der Batterie. Die Versuchspferde zeigten dabei stets<br />

eine gute Leistung. Auffällig war, dass nach etwa 14 Tagen der Robur- Fütterung bei den<br />

Versuchspferden der Schweißausbruch deutlich später und nicht mehr so stark einsetzte. Alle<br />

fünf Versuchspferde hatten an Körpergewicht verloren (4 <strong>bis</strong> 23 kg). KRILL führt diesen<br />

Gewichtsverlust einmal auf die doch relativ knapp bemessenen Rationen zurück und<br />

außerdem auf die starken Belastungen beim Exerzieren. Vergleichswägungen der übrigen<br />

Batteriepferde wurden leider nicht vorgenommen. Verdauungsstörungen traten in keiner<br />

Weise auf.<br />

Eingespart wurden 9 Zentner Hafer und 2,7 Zentner Erbsen zum Preis von 97 Mark.<br />

Verbraucht wurden 6 Zentner Robur zum Preis von 96 Mark und 22 Pfennigen.<br />

KRILL schließt aus seinen Beobachtungen, dass das Robur als Beifutter zum Hafer den<br />

anderen möglichen Beifuttern nicht nachsteht. Jedoch sollte sich seine Anwendung auf edle<br />

<strong>Pferde</strong> beschränken, da es <strong>für</strong> schwere <strong>Pferde</strong> nicht genug Volumen besitzt. Um Robur als<br />

Haferersatzmittel gelten zu lassen, müssten erst noch weitere Versuche unternommen werden.<br />

Nach STRAUBE (1901) wurde Roborin-Kraftfutter schnell von den <strong>Pferde</strong>n aufgenommen<br />

und gut vertragen. Der Nähreffekt ist jedoch nicht besser, als der <strong>des</strong> Hafers, obwohl es teurer<br />

ist. Auffällig ist jedoch, dass die schweren Zugpferde mit ihrer geringeren Hafer- aber<br />

größeren Heuration besser aussahen, als die leichteren Reitpferde, bei denen das Verhältnis in<br />

der Ration umgekehrt war.<br />

FRICK (1901) schließt aus seinen Versuchen, dass 1000g <strong>des</strong> gewöhnlichen<br />

Roborinkraftfutters 3 kg Hafer in der Ration ersetzen könne. Genauso sind 50 g <strong>des</strong><br />

konzentrierten Roborinkraftfutters in der Lage 3 kg Hafer in der Ration zu ersetzen. Damit<br />

wäre die Roborinfütterung bei den aktuellen Preisen entschieden günstiger als die<br />

Haferfütterung. Außerdem bemerkt er noch, dass Roborin von den <strong>Pferde</strong>n gern gefressen


131<br />

wird und bei herabgekommenen Tieren das Allgemeinbefinden und den Nährzustand<br />

erheblich verbessert. FRICK (l.c.) behauptet die Zugabe von Roborin zur Ration verbessere<br />

die Ausnutzung der übrigen Futtermittel.<br />

SCHULZE BRESLAU erwidert 1902 auf FRICK’s Veröffentlichung, dass bei Versuchen mit<br />

Futtermitteln größte Objektivität gewahrt werden müsse. Sonst bestehe die Gefahr, dass man<br />

dem getesteten Futtermittel eine Wirkung zuschreibt, die in Wirklichkeit eine ganz andere<br />

Ursache hat. Nach Angaben der Fabrik enthält das concentrirte Roborinkraftfutter ein<br />

Gemisch von 15% Weizenschalen, 75% Blutmelasse und 10% Melasse. Die<br />

Herstellerempfehlung lautet, täglich 50 g <strong>des</strong> concentirten Roborinkraftfutters zu füttern.<br />

Damit werden dem Pferd 37,5 g Trockenblut, 7,5 g Weizenschalen und 5 g Melasse<br />

verabreicht. SCHULZE BRESLAU (l.c.) vertritt die Ansicht, dass mit so geringen Mengen<br />

ein nennenswerter Fütterungserfolg nicht zu erzielen ist.<br />

Nach BASS (1902) ist Roborin in der Lage bei geschwächten <strong>Pferde</strong>n das Allgemeinbefinden<br />

und den Ernährungszustand zu verbessern, die Abwehrkräfte zu mobilisieren, den Appetit<br />

anzuregen und die Verdauung zu fördern. Bei gesunden <strong>Pferde</strong>n könne 1 Pfd.<br />

Roborinkraftfutter 2 ½ Pfd. Hafer ersetzen. Täglich sollte nicht mehr als 1 <strong>bis</strong> 2 Pfd. verfüttert<br />

werden. Bei dem konzentrierten Roborinkraftfutter reiche die Tagesdosis von 50 g aus, um 2<br />

½ Pfd. Hafer zu ersetzen.<br />

ACKERMANN und KRÜGER (1902) haben nach der Fütterung von 1 kg konzentriertem<br />

Roborin an Batteriepferde in den ersten vier Wochen Gewichtszunahmen, danach<br />

Gewichtskonstanz beobachtet. Das Temperament der Tiere wurde bei der Roborinfütterung<br />

gesteigert. ACKERMANN und KRÜGER (l.c.) beobachteten außerdem bei der Fütterung von<br />

konzentriertem Roborin an Privatpferde eine geringere Akzeptanz <strong>des</strong> Futtermittels.<br />

Rossarzt KRÜGER (


132<br />

Fast alle gesunden <strong>Pferde</strong> nahmen das Futter sofort auf, einige <strong>Pferde</strong> brauchten ein <strong>bis</strong> zwei<br />

Tage Eingewöhnungszeit, danach fraßen auch sie mit gutem Appetit. Die schlechten Fresser<br />

besserten ihr Aussehen und ihren Futterzustand. Die Gewichtszunahme der <strong>Pferde</strong> im<br />

Versuchszeitraum veranlasste KRÖNING (l.c.) zu der Behauptung, 50 g konzentriertes<br />

Roborinkraftftfutter wären tatsächlich in der Lage 2 kg Hafer in der Ration zu ersetzen.<br />

Bei den Schießübungen und auch während <strong>des</strong> Herbstmanövers wurden Tagesportionen von<br />

50 g konzentriertes Roborinkraftfutter abgeteilt und in Wachspapierbeuteln transportiert. Das<br />

Futtermittel hielt sich bei allen Witterungsverhältnissen tadellos. Allerdings mussten die<br />

Papierbeutel durch Leinenbeutel ersetzt werden. Nach Ablauf <strong>des</strong> anstrengenden Tages<br />

erhielten die <strong>Pferde</strong> ihre Tagesportion konzentriertes Roborinkraftfutter mit wenig Hafer und<br />

viel Häcksel gleich nach dem Einrücken gefüttert. Sämtliche <strong>Pferde</strong> verzehrten dieses Futter<br />

gern. Zur Nacht wurde reichlich Heu zur Sättigung gegeben. Die erzielte Haferersparnis kam<br />

den <strong>Pferde</strong>n während der Ruhetage zugute. Die <strong>Pferde</strong> in den beiden Versuchsbatterien<br />

zeigten gute Leistungen (KRÖNING 1911).<br />

In zwei anderen Batterien waren einige <strong>Pferde</strong> an der Brustseuche erkrankt. Die Fütterung <strong>des</strong><br />

konzentrierten Roborinkraftfutters hatte keinerlei Wirkung auf den Verlauf der Erkrankung.<br />

Abschließend beurteilt KRÖNING (1911) das konzentrierte Roborinkraftfutter als ein<br />

Futtermittel, in dem leicht verdauliches Eiweiß und Kohlenhydrate in höchst konzentrierter<br />

Form zur Verfügung stehen. Da 50 g dieses Futtermittels 2 kg Hafer, ohne Nachteile <strong>für</strong><br />

Leistungsfähigkeit oder Aussehen der <strong>Pferde</strong>, ersetze, könne die eiserne Ration um 2 kg pro<br />

Kopf verringert werden. Diese Gewichtsersparnis sei im Manöver oder Krieg von Vorteil.<br />

SCHADE berichtet 1913 über das von den „Lingner-Werken in Dresden“ vermarktete<br />

Roborin. Die Zusammensetzung, die er <strong>für</strong> dieses Futtermittel angibt, ist die Gleiche wie bei<br />

dem von KRÖNING verfütterten konzentrierten Roborin, von <strong>des</strong>sen Erfahrungen mit der<br />

Roburfütterung er im weiteren berichtet. Es ist ein sehr feinkörniges, tief dunkelrotes, in<br />

Wasser unlösliches Pulver ohne spezifischen Geruch und Geschmack. Nach Angaben der<br />

Herstellerfirma wird aus reinem defibriniertem Rinderblut durch Behandlung mit<br />

Kalziumhydroxyd, Trocknen, wiederholtem Auslaugen und Trocknen hergestellt. Diesem<br />

äußerst haltbaren Bluteiweißpräparat wird dann Stärke, Weizengries, Zucker und<br />

phosphorsaurer Kalk zugesetzt. Die entstandene zähe Masse wird dann getrocknet und zu<br />

einer bestimmten Korngröße vermahlen. SCHADE (1913) empfiehlt die Roborinfütterung bei<br />

rekonvaleszenten Tieren. HAUBOLD (1915) schreibt über das Lingnersche Robosfutter, dass<br />

das an Eiweiß hochprozentige Blutpräparat ein leicht verdauliches kräftiges Nahrungsmittel<br />

ist. Es kann in Mengen <strong>bis</strong> zu 200 g täglich gegeben werden, wenn die <strong>Pferde</strong> mit kleinsten<br />

Mengen an diese Fütterung gewöhnt wurden. Ohne langsame Gewöhnung weigern sie sich, es<br />

zu fressen.<br />

Im November 1915 veröffentlicht ILLING seine Erfahrungen mit der Fütterung von<br />

Roboszucker , das von der Lingner-Aktiengesellschaft in Dresden vertrieben wird.<br />

Aufgrund der negativen Berichte über die intensive Fütterung reinen Zuckers<br />

(BERGEMANN beobachtete Kreuzlähmungen und auch über schlechte Wundheilung wird<br />

berichtet) verfütterte ILLING den Roboszucker, eine Mischung aus Bluteiweiß und Zucker.<br />

Es enthält ILLING zufolge doppelt soviel verdauliches Eiweiß wie der Durchschnittshafer.<br />

Ein Teil der Versuchspferde wurde ausschließlich mit Roboszucker, Häcksel und Heu ohne<br />

je<strong>des</strong> Körnerfutter gefüttert. Je<strong>des</strong> Pferd erhielt einige Tage lang täglich 3 Pfd. Hafer, ½ Pfd.<br />

Roboszucker und reichlich Häcksel und Heu. Anschließend wurden die <strong>Pferde</strong> nur noch mit<br />

Häcksel, Heu und Roboszucker in steigenden Mengen <strong>bis</strong> zu 6 Pfd. täglich ernährt. Bei den<br />

Tieren wurden keinerlei Krankheitserscheinungen beobachtet. Einige der Versuchstiere hatte<br />

schwere Operationswunden nach Hufknorpelextirpation, Kryptorchidenkastration u.ä.. Die<br />

Wunden heilten ohne Komplikationen.


133<br />

ILLING vertritt die Ansicht, dass bei der Zuckerfütterung verdauliches Eiweiß, wie beim<br />

Roboszucker, in der Ration enthalten sein muss. Nach seinen Erfahrungen gibt er folgende<br />

Fütterungsempfehlung: 3 Pfd. Hafer und Heu, Häcksel und (eine nicht quantifizierte Menge)<br />

Roboszucker täglich. Nach vier Wochen sollte eine achttägige Pause der Zuckerfütterung<br />

eingehalten werden. In dieser Zeit sollten andere, nicht zuckerhaltige Ersatzfuttermittel<br />

gegeben werden. Eine große Dresdener Transportfirma gibt ihren <strong>Pferde</strong>n außerdem täglich<br />

25 g Futterkalk.<br />

ILLING sowie ELLENBERGER führten (beide 1915) erfolgreich Fütterungsversuche mit<br />

Roboszucker bei <strong>Pferde</strong>n der „Dresdener Düngeexportgesellschaft“, die im schweren Zug<br />

arbeiteten, durch. Auch bei einigen Klinikpferden mit schweren Operationswunden heilten die<br />

Wunden bei Fütterung mit Roboszucker ohne Komplikationen. Die tägliche Gabe von 25 g<br />

Futterkalk unterstützt das Wohlbefinden der <strong>Pferde</strong> bei dieser Fütterung.<br />

Der Kot der Versuchstiere veränderte sich, abgesehen von einer dunkleren Färbung, nicht.<br />

Durchfall oder andere Verdauungsstörungen wurden bei keinem Tier beobachtet. Der Harn<br />

wurde nach einiger Zeit klarer und etwas schwächer alkalisch, das spezifische Gewicht blieb<br />

normal. Es wurde kein Zucker oder Eiweiß mit dem Harn ausgeschieden.<br />

Das Allgemeinbefinden der <strong>Pferde</strong> blieb bei der Versuchsfütterung ungestört, die <strong>Pferde</strong><br />

waren arbeitskräftig und leistungsfähig. ELLENBERGER empfiehlt als Ergebnis dieser<br />

Feldversuche den Roboszucker als ein gutes Haferersatzmittel.<br />

LUND (1916) hat 6 Wochen Roboszucker an 10 <strong>Pferde</strong> eines landwirtschaftlichen Betriebes<br />

mit sehr starker Arbeit eingesetzt. Sie legten trotzdem während der Erntezeit Gewicht zu.<br />

Eine schnellere Ermüdung oder frühzeitig eintretender Schweißausbruch wurde nicht<br />

beobachtet. Durchfall, Verstopfung oder Kolik trat im Versuchszeitraum nicht auf. LUND<br />

beurteilt den Roboszucker aufgrund seines Fütterungsversuchs als vollwertigen Haferersatz.<br />

Außerdem ist mit diesem Futtermittel eine gute Verwertung der Schlachtblutabfälle gefunden<br />

worden, die <strong>bis</strong> dahin als Düngemittel Verwendung fanden<br />

Auf dem Rittergut „Vixow“ wurden von HEHN (1916) Fütterungsversuche an zwölf<br />

Arbeitspferden vorgenommen. Der Roboszucker stellte sich als ein adäquater Haferersatz<br />

sowohl in Bezug auf das Körpergewicht als auch auf das Wohlbefinden der Tiere heraus.<br />

Die Eiweißgabe mittels Robos zur Kartoffelfütterung hat sich in diesem Versuch nicht so gut<br />

bewährt. Trotzdem hält der Verfasser diese Fütterung (9,5 kg gek. Kartoffeln, 560g Robos)<br />

bei reichlich und günstig vorhandenen Kartoffeln <strong>für</strong> rentabel (HEHN 1916).<br />

FLEISCHHAUER (1916) füttert sein Pferd seit 1 ½ Jahren mit 50 g Roborin-Kraftpulver der<br />

Firma „Lingner“. Das Tier sieht rund und wohlgenährt aus. FLEISCHHAUER schreibt das<br />

gute Aussehen, im Vergleich zu anderen <strong>Pferde</strong>n in diesen Kriegsjahren, der Wirkung <strong>des</strong><br />

Roborins zu. Dieses Präparat soll eine Erhöhung <strong>des</strong> Stoffumsatzes bewirken und damit zu<br />

einer besseren Ausnutzung der übrigen Ration führen.<br />

1918 empfiehlt der Chefveterinär Ost in seinem „Merkblatt über Ersatzfuttermittel“ <strong>bis</strong> zu<br />

300 g der mit Kartoffeln, Sägemehl und dergleichen vermischten Blutrückstände pro Pferd<br />

und Tag zu verfüttern (ANON., 1929, S. 931).<br />

SCHEUNERT veröffentlicht 1920 die Ergebnisse seiner Fütterungsversuche mit<br />

Roboskuchen (Brikettform) an 20 Zugpferde der „Düngerhandelsaktiengesellschaft in<br />

Dresden“, die anstelle von 2 Pfd. Hafer und 2 Pfd. Lupinenschrot 4 Pfd. Roboskuchen<br />

erhielten. Drei Wochen später wurden zusätzlich 2 Pfd. Kohlrübenmehl durch 2 Pfd.<br />

Roboskuchen ersetzt. Die Versuchsration bestand aus: 6 Pfd. Roboskuchen, 4 Pfd. Hafer, 1<br />

Pfd. Serradellamehl, 1 Pfd. Melasse, 1 Pfd. Pansenmischfutter, 3 Pfd. Rübenschnitzel, 10<br />

Pfd. Heu, 10 Pfd. Strohkraftfutter.


134<br />

Später wurden 6 Pfd. Hafer, 1 Pfd. Lupinenschrot und 1 ½ Pfd. Kohlrübenmehl durch 8 Pfd.<br />

Roboskuchen ersetzt. Und schließlich die Robuskuchenfütterung auf 10 Pfd. gesteigert<br />

Arbeitsleistung und Allgemeinbefinden der Versuchstiere war genauso zufriedenstellend wie<br />

bei den Kontrolltieren.<br />

Die Versuchsansteller folgerten, dass Robuskuchen einen erheblichen Teil der Haferration,<br />

jedoch nicht die ganze Haferration ersetzen kann, weil gewisse Aromastoffe im Hafer <strong>für</strong> die<br />

Verdauung wichtig sind und auch die N-freien Stoffe im Roboskuchen nicht so reichlich<br />

vorhanden sind, wie im Hafer.<br />

Neben diesen Robosprodukten wurde auch ein Präparat aus den Rückständen der<br />

Fleischextrakt-Fabrikation mit Abfällen der Stärkefabrikation, Kleber und anderem<br />

Pflanzeneiweiß gen. Tropon von Oberrossarzt MIERSWA (1900) getestet. Das in den<br />

„Troponwerken Mühlheim a. Rhein“ hergestellte Eiweißpräparat wurde entwickelt zur<br />

billigen Versorgung <strong>des</strong> Menschen mit Eiweiß. Es stellte sich jedoch heraus, dass es in der<br />

Ernährung von kranken Menschen außerordentliche Dienste leistet, um den geschwächten<br />

Allgemeinzustand der Patienten zu heben. Nach der Analyse von LICHTENFELDT enthält<br />

das Tropon: 90,57% Rp., 8,41% Wasser, 0,87% Asche und 0,15% Fett (MIERSWA l.c.).<br />

Das Futtermittel ist ein graugelbes Pulver, geruch- und geschmacklos, unbeschränkt haltbar,<br />

nicht hygroskopisch und unlöslich. Es wird erst durch die Verdauung aufgeschlossen.<br />

MIERSWA (l.c.) gab einem sehr herabgekommenen Pferd mit Muskelatrophie täglich 100 g<br />

Tropon, sobald das Pferd das erkrankte Bein kurzzeitig belastete und ließ es bewegen. Die<br />

Muskulatur hatte sich in vier Wochen wieder soweit herangebildet, dass kein Unterschied<br />

mehr in der Kruppenmuskulatur ausgemacht werden konnte. Auch der allgemeine<br />

Ernährungszustand <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s hatte sich erheblich gebessert.


9. Not- und Ersatzfuttermittel<br />

135<br />

Unter dieser Überschrift werden sehr heterogene Substanzen zusammengestellt, die<br />

insbesondere während <strong>des</strong> 1. Weltkriegs in Deutschland verwendet wurden. KLING (1918)<br />

hat diese Kriegsfuttermittel in einer Übersicht zusammengestellt unter Berücksichtigung aller<br />

Tierarten. Unter Notfuttermittel werden subsummiert:<br />

aufgeschlossenes Stroh<br />

Holzmehl und Zellulose<br />

Laub und Reisig<br />

Eicheln und Kastanien<br />

Küchenabfälle<br />

Sonstiges<br />

9.1 Strohkraftfutter, Holzmehl und Zellulose<br />

1902 erarbeitete LEHMANN ein Verfahren, bei dem gehäckseltes Stroh mit Natronlauge<br />

unter Druck gekocht wurde, um die Komplexbindungen zwischen Lignin und Zellulose zu<br />

brechen. COLSMAN modifizierte dieses Verfahren 1916, in dem er auf die Anwendung von<br />

Druck verzichtete, um die Herstellung von Kraftstroh auch im Feld zu ermöglichen (nach<br />

LUDEWIG 1921). BECKMANN (1921) entwickelte daraus ein „Tauch-Wasch-Verfahren“,<br />

in dem er auf das Kochen zugunsten einer längeren Einwirkzeit verzichtete. Während das<br />

nach LEHMANN aufgeschlossene Stroh noch fast den gleichen Stärkewert besaß, wie reine<br />

Stärke, hatten die Produkte, die nach COLSMAN und BECKMANN aufgeschlossen waren,<br />

noch den Charakter von Rauhfutter (ENGELS 1948, S. 69). Durch den Zusatz von<br />

Eiweißpräparaten erhielt man sog. Eiweißkraftstroh, welches im 1. Weltkrieg vertrieben<br />

wurde (ANON. 1929 S. 417-418).<br />

Daneben gab es auch Versuche, Stroh mittels Salzsäure (Verfahren nach SCHWALBE 1918)<br />

oder auch mit Ätzkalk aufzuschließen. Das Steffen´sche Verfahren erwähnt KLING (1918),<br />

aber Einzelheiten über dieses Aufschließungsverfahren werden in der Literatur nicht<br />

angegeben. Nach HAUBOLD waren die Anlagen zur Aufschließung <strong>des</strong> Strohs sowie zur<br />

Herstellung <strong>des</strong> Strohkraftfutters 1920 im Regierungsbezirk Meißen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen (Kohlen- und Strohpreise, Löhne) größtenteils nicht mehr in Betrieb.<br />

Genauso wurden auch Versuche mit ähnlich „aufgeschlossenem“ Holzmehl angestellt. Die<br />

Verfahren stammten ursprünglich aus der Papierherstellung, so dass vor, während und nach<br />

dem 1. Weltkrieg die Zellulose als Pappkarton aus den Fabriken nach einer weiteren, meist<br />

mechanischen, Zubereitung zur Verfütterung kam. Zusätzlich zu den aus dem Strohaufschluss<br />

bekannten Verfahren wurde Holzmehl mit schweflige Säure enthaltender Kalziumsulfitlauge<br />

(ENGELS, 1849 S. 42-43), nach CLASSEN (1917) mit Salzsäure und schwefeliger Säure<br />

behandelt. Das Verfahren nach SCHOLLER-TORNESCH (1937) lieferte durch die<br />

Behandlung der Holzhäcksel mit heißer Schwefelsäure unter Druck Futterzucker, der dann<br />

weiter verarbeitet werden kann zur Hefe- oder Spiritusproduktion (ENGELS 1948, S. 46-47).<br />

Das Verfahren nach HERBST ergab sehr stark aufgeschlossenen Futterzellulosegries<br />

(BECKER und NEHRING, 1965, S. 110-111).


136<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

Strohkraftfutter<br />

Als erster beschreibt BIX (1837) gehacktes Stroh, das, mit verdünnter Schwefelsäure<br />

bespritzt, von den <strong>Pferde</strong>n gierig gefressen wurde. Bei den Schafen sollte die Schwefelgabe in<br />

dieser Form auch gegen den Egelbefall helfen.<br />

ANDERSON (1863) untersuchte die chemische Zusammensetzung der Auszüge von<br />

verschiedenen Strohsorten nach dem Dämpfen.<br />

LEHMANN (ANON. 1916a) hatte Stroh mittels Ätznatron in Druckgefäßen gekocht und es<br />

somit aufgeschlossen. Die Ausbeute bei verschiedenen Verfahren war folgende:<br />

Ätznatron<br />

Vergleichswert<br />

in der Lauge Ausbeute Verdaulichkeit <strong>des</strong> Futters<br />

6% 90% 60% mittleres Wiesenheu<br />

8% 80% 66% bestes Heu<br />

10% 70% 73% beste Kleie<br />

HEIDE et al. führten im Herbst 1916 Verdauungsversuche und Respirationsversuche bei<br />

einem Pferd mit dem Öxmann´schen Kraftstroh durch. Es bestand aus 80% aufgeschlossenem<br />

Strohstoff und 20% Melasse und war ein handliches und wohlschmecken<strong>des</strong> Trockenfutter.<br />

Die Versuchsration, bestehend aus 4 kg Strohstoff, 1,875 kg Heu, 250 g Kleber, 2 kg Hafer<br />

und 1 kg Zucker sollte einen Großteil <strong>des</strong> Heus ersetzen (die Vergleichsration bestand aus<br />

8,435 kg Heu, 2 kg Hafer und 1 kg Zucker). Die Autoren postulieren als Ergebnisse ihres<br />

Versuchs, dass, auch durch den geringeren Aufwand <strong>für</strong> die Verdauungsarbeit, 1 kg<br />

Kraftstroh (mit 20% Melasse) 2,55 kg Heu oder 0,92 kg Hafer ersetzen kann. Dabei genügt<br />

ein Nährstoffverhältnis in der Ration von 1: 14.<br />

ELLENBERGER führte 1916 (b) ebenfalls Fütterungsversuche mit dem Öxmann´schen<br />

Strohstoffkraftfutter durch, das aber weniger aufgeschlossenes Stroh (70%) und da<strong>für</strong> mehr<br />

Melasse (30%) enthielt, als das von HEIDE et al. getestete. Die chemische Untersuchung<br />

ergab folgende Inhaltsstoffe: 9,7% Wasser, 3,3% Protein, 0,4% Fett, 29,9% Kohlenhydrate,<br />

51,7% Rohfaser und 5,2% Asche. Die Versuche wurden an zwölf ruhenden und neun schwer<br />

arbeitenden <strong>Pferde</strong>n, sowie an vier schwer arbeitenden Kontrolltieren über einen Zeitraum<br />

von 15 Wochen durchgeführt. Ein Teil der Körnerration wurde durch Strohkraftfutter ersetzt.<br />

Die <strong>Pferde</strong> gewöhnten sich innerhalb einiger Tage an die neue Fütterung. Ein Ersatz von 2 ½<br />

kg Körnerfutter durch das Öxmann´sche Strohstoffkraftfutter (in welcher Menge ist nicht<br />

angegeben) war ohne Einbußen von Leistungsfähigkeit oder Körpergewicht möglich, solange<br />

eine ausreichende Eiweißmenge in der Ration vorhanden ist.<br />

Um den Eiweißanteil in der Ration heraufzusetzen versuchte ELLENBERGER (1916b) den<br />

<strong>Pferde</strong>n mit Hefe versetztes Öxmann´sches Strohstoffkraftfutter zu geben, die Akzeptanz war<br />

jedoch sehr schlecht. Der Zusatz von 200 g Robos wurde besser akzeptiert.<br />

KAMMEIER (1992, S. 146-147) berichtet, dass die „Westfälische Zentralgenossenschaft in<br />

Münster (WCG)“ ab 1916 ein Eiweiß-Strohkraftfutter vertrieb, welches etwa den halben<br />

Nährwert <strong>des</strong> herkömmlichen Körnerfutters haben sollte. Das Eiweiß-Strohkraftfutter bestand<br />

nach ELLENBERGER und WAENTIG (1917) aus 70% aufgeschlossenem Stroh, 20%<br />

Melasse und 10% eiweißreiche Stoffe (Mineralhefe, Leimleder, Lupinenmehl, Blutmehl,<br />

Fischmehl, Fleisch- und Kadavermehl, Robos etc.).


137<br />

1917 testeten ELLENBERGER und WAENTIG unbehandeltes Stroh, ein mit Säuredämpfen<br />

behandeltes Strohmehl, mit Säuredämpfen behandelte Strohhäcksel und mit dem<br />

Steffen´schen Verfahren behandeltes Stroh. In insgesamt 14 Ausnutzungsversuchen beim<br />

Pferd ergab sich mittlerer Verdauungskoeffizient der Rohfaser und N-freien Extraktstoffen<br />

von 20-30%. Bei Ausnutzungsversuchen mit Strohstoff (von Laugen aufgeschlossenes Stroh)<br />

hingegen wurde im Durchschnitt von vier Versuchen die Rohfaser zu 87,5% verdaut.<br />

ELLENBERGER und WAENTIG (1917) geben den Wert <strong>des</strong> aufgeschlossenen Strohs als<br />

etwa so verdaulich wie (vermutlich rohe) Kartoffeln an. Das Eiweißstrohkraftfutter kann<br />

seiner chemischen Zusammensetzung nach zwar als Körnerersatz gelten, nichts<strong>des</strong>totrotz<br />

sollte noch etwas Hafer und Heu in der Ration enthalten sein. HAUBOLD (1917) berichtet,<br />

dass sich die <strong>Pferde</strong> im Bezirksregierungskreis Meißen durch die Fütterung mit Stroheiweiß-<br />

Kraftfutter trotz der Futtermittelrationierung noch ganz gut gehalten haben. Allerdings<br />

mussten einige ältere <strong>Pferde</strong> dennoch infolge Unterernährung getötet werden.<br />

FINGERLING (1917) fütterte ein Militärpferd zwei Monate lang mit Öxmann´schen<br />

Kraftstroh. Es nahm deutlich zu, während ein anderes Militärpferd in der gleichen Zeit mit<br />

einem Kraftfuttergemisch keine Gewichtszunahme hatte. Außerdem wurden 27 Ackerpferde<br />

41 Tage lang mit Öxmann´schen Kraftstroh gefüttert. Es zeigte sich, dass die damals<br />

gesetzlich zugestandene Haferration von 2,25 kg <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong> ausreichend war, wenn<br />

Kraftstroh zugefüttert wurde. Das aufgeschlossene Stroh habe etwa 70% <strong>des</strong> Nährwertes von<br />

Kartoffelflocken.<br />

FILTER (1917) untersuchte das Einheitspferdekraftfutter. Es bestand zum größeren Teil aus<br />

Öxmann´schen Strohkraftfutter. Des weiteren waren enthalten: Torfmelasse, Haferspelzen und<br />

Biertreber oder kleine Mengen anderer Protein- bzw N-freicher Substanzen wie<br />

Leimledermehl (Leimkraftfutter,) entbitterte Lupinen usw. Nach FILTER (1917) kommt es<br />

dem Wert der Gerste gleich.<br />

ANON. (1929, S. 417-418) berichtet über die Herstellung und Verfütterung von<br />

Strohkraftfutter 1914-18. Im 1. Weltkrieg entstanden Kraftstrohanlagen, die mit<br />

unterschiedlichen Verfahren das Stroh aufschlossen. Dieses Strohkraftfutter enthielt aber kein<br />

Eiweiß, so dass es lediglich die N-freien Nährstoffe aus dem Hafer <strong>bis</strong> zur Hälfte der Ration<br />

ersetzen konnte. Es eignete sich jedoch gut zur Herstellung von Futtergemischen mit<br />

Fleischmehl, Häcksel aus Heidekraut, Kleemehl, Moos usw. (ANON. 1929, S. 417-418).<br />

Bei Verfütterung großer Mengen Kraftstrohs musste den <strong>Pferde</strong>n 50 g phosphorsaurer Kalk<br />

täglich gegeben werden, da bei der Herstellung <strong>des</strong> Kraftstrohs beträchtliche Mengen<br />

Mineralstoffe aus dem Stroh ausgelaugt werden.<br />

Zeitweilig wurde aufgeschlossenes Strohfutter ausgegeben, das einen so hohen Wassergehalt<br />

hatte, dass es nicht mehr als Kraftfuttermittel bezeichnet werden konnte. Es schimmelte leicht<br />

und die <strong>Pferde</strong> fraßen es schlecht. Der Transport <strong>des</strong> Strohkraftfutters an die Front gestaltete<br />

sich sehr schwierig.<br />

Strohkraftmehl, aufgeschlossenes Stroh mit Melasse und Eiweißzusatz, ergab ein brauchbares<br />

Ersatzkraftfutter, wenn es mit gehäckseltem Heu und Stroh zusammen verfüttert wurde<br />

(ANON. 1929, S. 417-418).<br />

1918 verglichen ELLENBERGER und WAENTIG die Verdaulichkeit von Kalkstroh mit der<br />

Verdaulichkeit von Strohstoff. Demnach war bei Fütterungsversuchen an fünf <strong>Pferde</strong>n die<br />

Verdaulichkeit <strong>des</strong> Kalkstrohs eine etwas schlechtere als die <strong>des</strong> Strohstoffs (hier Natronstroh<br />

genannt). Die Akzeptanz <strong>des</strong> Kalkstrohs von 20 <strong>Pferde</strong>n in zwei <strong>Pferde</strong>beständen war nach<br />

Gewöhnung gut. Des weiteren wurden zwei <strong>Pferde</strong> mit einer Ration aus 375 g Hafer, 750 g


138<br />

Heu, 600 g Tierkörpermehl und 15 Pfd. feuchtes Kalkstroh (50% TS) dreieinhalb Monate<br />

lang gefüttert. Die Tiere hielten sich gut bei dieser Ration, die sie nach langsamer Gewöhnung<br />

gerne fraßen.<br />

1919 fütterten ELLENBERGER und WAENTIG ein Pferd mit sog. Beckmannstroh (Tauch-<br />

Wasch-Verfahren) und untersuchten die Verdaulichkeit.<br />

Aufgeschlossenes Kraftstroh mit 4 ½ Pfd. Hafer in der Ration hielten die <strong>Pferde</strong> in<br />

„Lindenberg“ während <strong>des</strong> 1. Weltkriegs leistungsfähig (KLING, 1918, S. 60). Außerdem<br />

wurde im 1. Weltkrieg Eiweißstrohkraftfutter oder Strohkraftfutter I ausgegeben. Es bestand<br />

aus Strohkraftfutter (aufgeschlossenes Stroh mit Melasse) und zunächst aus getrockneter<br />

Hefe, später auch entbitterten Lupinensamen und Leimkraftfutter als Eiweißträger. Da es den<br />

Analysen zufolge häufig nicht mehr als 2-3% Protein enthielt, empfahl KLING andere<br />

eiweißreiche Komponenten der Ration hinzuzufügen (KLING 1918, S. 56-58).<br />

1919 veröffentlichen HONCAMP und BLANCK die Ergebnisse ihrer Untersuchungen von<br />

mit Salzsäure aufgeschlossenem Stroh. Demzufolge wurde die Verdaulichkeit <strong>des</strong> Strohs<br />

durch diese Behandlung nicht verbessert.<br />

1921 stellten WEISER und ZAITSCHEK in Ungarn Verdaulichkeitsuntersuchungen an zwei<br />

<strong>Pferde</strong>n mit Rohstroh, aufgeschlossenem Stroh (mittels 1,5% Ätznatron) und gedämpftem<br />

Stroh an. Demnach erhöhte das Dämpfen die Verdaulichkeit <strong>des</strong> Stroh deutlich, jedoch nicht<br />

so stark, wie die Behandlung mit Lauge. Auffällig waren bei den beiden aufgeschlossenen<br />

Stroharten die negative N-Bilanz.<br />

1941 fütterte der Amerikaner WILLIANSON acht Wochen lang nach dem Beckmann´schen<br />

Verfahren (Tauch-Wasch-Behandlung) aufgeschlossenes Stroh ad libitum an drei Ponys. Bei<br />

zwei Versuchstieren ermittelte er auch die Verdaulichkeit. Das aufgeschlossene Stroh hatte<br />

etwa die Verdaulichkeit von schlechtem Wiesenheu. Die <strong>Pferde</strong> nahmen während der<br />

Versuchsperiode kaum noch Wasser auf, gaben aber fast die doppelte Menge Harn ab, wie bei<br />

der Kontrollfütterung mit trockenem Stroh. Nach vier Wochen entwickelten zwei<br />

Versuchstiere Ödeme an Brust und Unterbauch, die der Verfasser auf die hohe<br />

Wasseraufnahme im aufgeschlossenen Stroh zurückführte.<br />

HVIDSTEN (1946) berichtet, dass täglich nicht mehr als 20-25 kg aufgeschlossenes Stroh<br />

(mit 18-19% Trockensubstanz) gefüttert werden sollte, sonst verlieren die <strong>Pferde</strong> die Fresslust<br />

und ihre Leistungsfähigkeit.<br />

Holzmehl und Zellulose<br />

1887 empfiehlt BÜRSTENBINDER Holzwolle nicht nur zur Einstreu, sondern auch als<br />

Futtermittel zu verwenden. Dazu eignen sich seiner Meinung nach alle Holzarten, die Eiche<br />

jedoch am wenigsten. Durch Behandlung mit Viehsalz, verdünnter Salzsäure, Chlorkalk und<br />

Soda werden die Sägespäne aufgeschlossen und schmackhafter gemacht, allerdings konnte<br />

die Proteinverdaulichkeit nicht verbessert werden. Günstige Resultate ergab die Fütterung von<br />

<strong>Pferde</strong>n mit einem Brot aus 75% Holzmehl mit 25% Roggenfuttermehl verbacken. Es<br />

konnten 5 Pfd. Hafer durch die gleiche Menge Brot (mit Häcksel vermischt) ersetzt werden.<br />

SANSON (1888) ermittelt die chemische Zusammensetzung von als Nahrungs-Präparat<br />

bezeichneten Sägespänen (Kohlenhydrate 19,54; Zellulose 23,13). Nach der Fütterung mit 5<br />

Pfd. Holzspänen pro Pferd und Tag (Zusammensetzung der übrigen Ration ist unbekannt)


139<br />

über ein Jahr durch JENA (1888) zeigten die <strong>Pferde</strong> lediglich vermehrtes Schwitzen.<br />

POLANSKY und KORNAUTH (1889) ermittelten bei ihren Fütterungsversuchen mit<br />

Holzmehl in Brotform sowohl eine gute Akzeptanz <strong>des</strong> Holzmehls als auch eine geringe<br />

Verdaulichkeit der Rohfaser. KRAUSE (1923) untersuchte verschiedene Holzsorten auf ihren<br />

Stickstoffgehalt und kommt zu dem Schluss, dass sich unbehandeltes Sägemehl nicht als<br />

Eiweißträger <strong>für</strong> Viehfutter eignet.<br />

Aufgeschlossenes Holzmehl wurde im 1. Weltkrieg als brauchbarer Ersatz <strong>für</strong> Stroh und Heu<br />

verfüttert (ANON. 1929, S. 428-429). Angeblich besaß es eine Verdaulichkeit von <strong>bis</strong> zu<br />

40%. Nach langsamer Gewöhnung wurde den <strong>Pferde</strong>n <strong>bis</strong> zu 2,5 kg täglich gegeben. Wenn<br />

etwas Salz oder Melasse beigemischt wurde, fraßen sie es lieber. Die <strong>Pferde</strong> machten bei<br />

dieser Fütterung den Eindruck ausreichender Sättigung, denn sie unterließen das Benagen der<br />

Krippen und anderer Holzteile im Stall. Voraussetzung <strong>für</strong> die Bekömmlichkeit <strong>des</strong><br />

aufgeschlossenen Holzmehls war, dass es von Laubhölzern stammte oder zumin<strong>des</strong>t gut entölt<br />

und entharzt wurde. Der deutsche CHEFVETERINÄR OST gab 1918 an, dass es sich zum<br />

Vermischen mit anderen Futtermitteln, wie Kadavermehl, Kartoffeln, etc. gut eignet.<br />

Daneben wurde auch noch Fichtenraspelholz verfüttert, dass zwar gedämpft aber nicht<br />

aufgeschlossen war (ANON., 1929, S. 429). Es eignete sich jedoch nur als Notfutter zur<br />

Streckung <strong>des</strong> Strohs. Wurde es längerfristig verfüttert, kam es zu Reizungen der Harnwege.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST gibt 1918 in seinem „Merkblatt über<br />

Ersatzfuttermittel“ außerdem an, dass 1 kg gedämpftes Fichtenraspelholz anstelle von 1 kg<br />

Stroh zur Sättigung gegeben werden soll.<br />

Sägemehl und Holzschliff diente während <strong>des</strong> 1. Weltkriegs bei großem Futtermangel als<br />

Füllmaterial <strong>für</strong> die Verdauungsorgane und zur Dämpfung <strong>des</strong> Hungergefühls der <strong>Pferde</strong><br />

(ANON. 1929, S. 429-430). Täglich wurden 1 <strong>bis</strong> 1 ½ kg Sägemehl angefeuchtet und, mit<br />

dem Hafer vermischt, verfüttert. Auch hier führte die Verfütterung von Nadelhölzern zu einer<br />

Nierenreizung, die sich durch Polyurie bemerkbar machte. Die Verfütterung von Sägemehl<br />

blieb ein Notbehelf, war dem Hungern gegenüber aber das kleinere Übel.<br />

ELLENBERGER (1916a) untersuchte die Verdaulichkeit von Fichtenholz-Naßschliff beim<br />

Pferd und stellte fest, das Holzmehl keinerlei Futterwert hat und zusätzlich noch die<br />

Verdaulichkeit v. a. <strong>des</strong> Eiweißes in der Ration verschlechtert. Er ging aber davon aus, das<br />

Holzmehl von weichen Holzarten besser verdaulich sei.<br />

WAENTIG (1916/17) fütterte Fichtenholzbraunschliff (mit gespanntem Wasserdampf<br />

behandeltes und dadurch gebräuntes Holzmehl) an ein Pferd. Das Tier erhielt täglich 2700 g<br />

der luftgetrockneten und gemahlenen Pappe. Die Verdaulichkeit der Rohfaser betrug 10,3%.<br />

ELLENBERGER und WAENTIG (1917 a) fütterten erfolgreich drei <strong>Pferde</strong> mit durch<br />

Natronlauge aufgeschlossenem Kiefernholzmehl und Tierkörpermehl, um den Eiweissbedarf<br />

der <strong>Pferde</strong> zu decken. 1918 veröffentliche ELLENBERGER als Ergebnis seiner<br />

Fütterungsversuche mit Hefeholzmehl-Mischfutter, dass 4 Pfd. dieses Futtermittels 4 ½ Pfd.<br />

Hafer in der Ration ersetzen kann. Auch Tierkörpermehl in Verbindung mit aufgeschlossenem<br />

Holzmehl sei in der Lage, einen erheblichen Teil der Heu- und Haferration zu ersetzen.<br />

Das Aufgeschlossene Holzmehl I, sog. „Holzzuckerfutter“, hergestellt durch Kochen <strong>des</strong><br />

Holzes mit Säure und das Aufgeschlossenen Holzmehl II, <strong>des</strong>sen Herstellungsverfahren<br />

KLING (1918, S. 64) nicht bekannt war, wurden von ELLENBERGER und WAENTIG<br />

(1917a) auf ihre Verdaulichkeit beim Pferd geprüft. Beide Futtermittel waren sehr schlecht<br />

verdaulich. Der schwedische Professor HÄGGLUND berichtet 1942, dass eine dort im 1.<br />

Weltkrieg erbaute Holzmehlfabrik ihren Betrieb wieder einstellen musste, weil die <strong>Pferde</strong> das<br />

hergestellte Holzmehl wegen der bei der Salzsäure-Behandlung entstandenen Giftstoffe nicht<br />

vertrugen.


140<br />

ELLENBERGER und WAENTIG (1917a) fütterten auch Sulfit-Zellulose an zwei <strong>Pferde</strong> und<br />

fanden als Verdauungskoeffizienten <strong>für</strong> Rohfaser 80%.<br />

Der Norweger ISAACKSEN (1919) beschreibt die Herstellung von Sulfit- und<br />

Sulfatzellulose. Er empfahl 2-3 (4) kg Zellulose/Tag, allerdings gewöhnten sich die <strong>Pferde</strong><br />

nur schwer an dieses Futtermittel. An der landwirtschaftlichen Hochschule in Kristiania<br />

erhielten Arbeitspferde (500-550 kg) eine Ration aus 3 kg Heu, 3 kg Zellulose, 1,5-2 kg<br />

Hackfrüchten und 2 kg Kraftfutter (das Heringsmehl enthielt).<br />

Zwanzig Jahre später, 1940 (b), fütterten RICHTER und GAFERT wieder Sulfit-Zellulose.<br />

Die nach einem Verfahren von LIEBSCHER und DANNINGER aus Wien gekollerte, mit<br />

30% Melasse versetzte und getrocknete Sulfit-Zellulose wurde 10 Wochen lang (4-5 kg<br />

täglich) an 2 Arbeitspferde gefüttert. Die <strong>Pferde</strong> behielten das gleiche Gewicht wie die beiden<br />

Kontrollpferde bei der selben Arbeitsleistung.<br />

Nach den Fütterungsversuchen von EDIN, et al. (1942) stellt Sulfitcellulose in geriebener<br />

Form ein sehr brauchbares Futtermittel in Mengen von 3-4,5 kg / Tag / Pferd dar, solange<br />

Eiweiß und Mineralstoffe in der Ration ergänzt werden. Auch GRANT (1943), ein weiterer<br />

schwedischer Forscher, empfahl die Gabe von 3-4 kg Zellulose in Verbindung mit<br />

Holzzucker. Der Norweger HUIDSTEN (1941) betonte, dass bei der Fütterung von Zellulose<br />

an <strong>Pferde</strong> keine größeren Mengen Stroh in der Ration enthalten sein sollten.<br />

OLSSON (1945) stellte Verdauungsversuche mit 8 Versuchspferden an. Die Kontrollration<br />

bestand aus 10 kg Kleeheu und 3 kg Körnermix aus Gerste und Hafer, die Versuchsration aus<br />

5 kg Kleeheu, 1,5 kg Körnermix aus Gerste und Hafer, 1 kg Sojabohnenmehl und 4 kg Sulfitoder<br />

Sulfat-Zellulose. Die Verdauungskoeffizienten waren folgende: 81% der organischen<br />

Masse, 72% der N-freien Extraktstoffe und 91% der Rohfaser. Die Rohfaser in der<br />

Kontrollration wurde nur zu 28% verdaut. Die Verdaulichkeit von Sulfit- und Sulfat-Zellulose<br />

unterschied sich nicht. Auffällig waren individuelle Schwankungen der <strong>Pferde</strong> bei dem<br />

Verdauungsvermögen <strong>für</strong> Zellulose. Bei einem Fütterungsversuch mit 88 <strong>Pferde</strong>n stellte sich<br />

heraus, dass <strong>bis</strong> zu 4,7 kg Zellulose in der Ration vertragen werden, solange die Gesamtration<br />

dem Nährstoffbedarf <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s gerecht wird. Die Zugabe von Hefe oder Mineralstoffen<br />

(Kalzium und Phosphor) hatte keinen Einfluss auf die Verträglichkeit der Zellulose. Nach<br />

JESPERSEN (1946) konnte Zellstoff erfolgreich <strong>bis</strong> zu 3 kg in der Tagesration bei<br />

ausreichender Proteinversorgung gegeben werden.<br />

SCHMIDT und KLIESCH (1940) fanden in ihrem Fütterungsversuch mit (nach dem<br />

Herbst´schen Verfahren gewonnen) Zellmehl an 11 <strong>Pferde</strong>n in einem Zeitraum von neun<br />

Wochen, dass dieses Futtermittel als teilweiser Haferersatz geeignet sei. Zur Herstellung<br />

dieses Zellmehls wurde die gelieferte Pappe mittels Schlageisen oder Hammermühlen in ein<br />

feinfaseriges Material überführt. LIEBSCHER (1940) fütterte drei Monate lang gekollerte<br />

melassierte und getrocknete Zellulose (3 kg/Tier/Tag) und die <strong>Pferde</strong> blieben trotz schwerer<br />

Arbeit leistungsfähig und zeigten keinerlei Gesundheitsstörungen. Auch SCHMIDT und<br />

KLIESCH (1940) fütterten die gekollerte melassierte und getrocknete Zellulose erfolgreich<br />

<strong>bis</strong> zur Hälfte der Kraftfutterration.<br />

Nach RICHTER und GAFERT (1940a), die vier Kaltblutgespanne bei landwirtschaftlicher<br />

Arbeit 10 bzw. 16 Wochen einem Fütterungsversuch mit einer Holzmehlfuttermischung<br />

unterzogen, ist ein Futtergemisch mit 50% nach dem Herbst´schen Verfahren<br />

aufgeschlossenem Holzmehl durchaus in der Lage, eine dem Nährwert gleiche<br />

Krippenfutterration zu ersetzen, wie die unterschiedslosen Körpermasseentwicklungen der<br />

Versuchs- und Vergleichspferde zeigten.


141<br />

1941 fütterten RICHTER und GAFERT zehn Wochen lang täglich 5,6 kg<br />

Natroncellulosefutter in der Ration an vier Arbeitspferde. Das Versuchsfutter bestand zu<br />

70% aus Natronzellulose, die mit etwas Molke und verdünnter Melasse vor dem Zerreißen<br />

befeuchtet wurde, 25% gewalztem Hafer und 5% Trockenhefe. Bei starker Arbeit erhielten<br />

die Versuchspferde zusätzlich noch 2,8 kg gequetschten Hafer und sonst 0,2 kg<br />

Sojaextraktionsschrot. Die <strong>Pferde</strong> behielten ihre Leistungsfähigkeit und auch die Körpermasse<br />

stand den Vergleichspferden nicht nach.<br />

Der Däne HVIDSTEN (1946) berichtete über die Versuchsfütterung auf 34<br />

landwirtschaftlichen Betrieben und dem Versuchsgut der Universität mit Zellulose.<br />

Normalerweise werden 3 <strong>bis</strong> 4 kg Zellulose mit 10 <strong>bis</strong> 12 kg Heu und Stroh gefüttert. Bei<br />

starker Arbeitsleistung benötigen die <strong>Pferde</strong> außerdem noch konzentrierte Futtermittel. Mehr<br />

als 5 kg Zellulose sollten nicht in der Ration enthalten sein, weil sonst die Gefahr besteht,<br />

dass die Tiere ihre Fresslust und Leistungsfähigkeit einbüßen.<br />

Aus den Sulfitablaugen bei der Zellstoffherstellung wird nach KÖNIG (1916) ein<br />

kohlehydratreicher Sirup (Zucker, Dextrin, Lignin) gewonnen. Mit Kleie, Malzkeimen,<br />

Trockenschnitzeln oder Biertrebern vermischt und getrocknet, ergibt sich ein Futter, das halb<br />

aus Holzextrakt und halb aus Trockenfutter besteht (Kleieholzextrakt, Malzkeimeholzextrakt,<br />

Trockenschnitzelholzextrakt oder Trockentreberholzextrakt). Von diesem Futtermittel kann<br />

<strong>Pferde</strong>n 1,5-2 Pfd. täglich gegeben werden (ENGELS, 1948, S. 68). RICHARDSON (1917)<br />

verabreichte seinen <strong>Pferde</strong>n 4 Pfd. Treberholzextrakt ohne dass Störungen <strong>des</strong><br />

Allgemeinbefindens auftraten.<br />

9.2 Laub und Reisig<br />

Laub und Reisig wurden in früheren Zeiten insbesondere bei Futternot an <strong>Pferde</strong> verfüttert.<br />

Im Berichtszeitraum wird v.a. während <strong>des</strong> 1. Weltkrieges ausführlicher über diese<br />

Futtermittel berichtet.<br />

Im 1. Weltkrieg (1914-1918) wurden Laub und Reisig der Laubbäume, mit Ausnahme der <strong>für</strong><br />

die <strong>Pferde</strong> giftigen Arten, als Rauhfutterersatz verfüttert. Um diese Futtermittel bekömmlicher<br />

zu machen, mussten sie vor der Fütterung auf unterschiedlichste Weise zubereitet werden.<br />

Teilweise dienten sie, in Verbindung mit anderen Futtermitteln zu Kuchen verarbeitet, auch<br />

als Haferersatz (ANON., 1929, S. 420). Um den Mangel an Rauhfutter auszugleichen, wurden<br />

auch verschiedene andere Notfuttermittel, wie Unkräuter und Kartoffelkraut gefüttert<br />

(ANON. 1929, S.426-427).<br />

Laub<br />

WALDINGER (1808, S. 66) bewertet das Laub von Wein und Hopfen, sowie von Erlen,<br />

Birken und Ahorn als etwas nahrhaft, aber nicht gut zur <strong>Pferde</strong>fütterung geeignet. Außerdem<br />

fressen einige <strong>Pferde</strong> das Laub gerne, andere aber verschmähen dieses Futtermittel. Ihr herber<br />

Bestandtheil belebt die Thätigkeit der Verdauungswerkzeuge.<br />

Nach BIX (1837) gehört im August und September gestreiftes Laub, wie Heu getrocknet und<br />

zu 1/3 mit Heu gemischt, vielerorts zur Winterfütterung. Den chemischen Untersuchungen<br />

SPRENGELs zufolge enthält das Laub verschiedener Bäume folgende nährende Theile in 100<br />

Theilen:


142<br />

Esche 81 2/3 Eiche 80 Rothbuche 76 ½<br />

Ulme 81 Akazie 78 ½ Pappel 72 ½<br />

Linde 81 ½ Ahorn 77 Birke 72 1/3<br />

Weide 80 1/3 Weißbuche 76 ½ Erle 71 ½<br />

Das frisch gefütterte Laub der Erle führe allerdings bei allen Tierarten zu Durchfall (BIX<br />

1837).<br />

KUERS berichtet 1839 (S. 222) von einem schwedischen Gutsbesitzer, der aufgrund der<br />

herrschenden Futternot zwei Teile Tannenreisig mit einem Teil Stroh und schlechtem Heu<br />

mischte und ohne Schaden <strong>für</strong> die Gesundheit an <strong>Pferde</strong> verfüttert habe (verfütterte Mengen<br />

wurden nicht angegeben). Nach HAUBNER (1845, S. 397) wurde Laubheu nur in Notzeiten<br />

an <strong>Pferde</strong> gegeben, regulär wurden Schafe damit gefüttert.<br />

GIELEN (1846) beobachtete Rektumbluten bei einem Pferd nach übermäßiger Aufnahme von<br />

Tannennadeln. Daraufhin fütterte er ein Schlachtpferd vier Wochen lang versuchsweise mit<br />

Tannennadeln. Bei der Sektion nach der Schlachtung fand er mechanisch ausgelöste<br />

Verletzungen durch die Tannennadeln im Rektum. Dieser Sektionsbefund passte zu dem<br />

vorher beobachteten blutigen Kot. GIELEN (1846) schloss damit eine chemische Reizung<br />

durch die Tannennadeln aus.<br />

WÖHLER (1895) berichtet, dass bei versuchsweiser Fütterung von zehn <strong>Pferde</strong>n einer<br />

Eskadron mit Futterlaub (bestehend aus Eichenlaub) anstelle <strong>des</strong> Heus, das Futtermittel nicht<br />

akzeptiert wurde und es selbst bei mäßiger Aufnahme <strong>des</strong> Eichenlaubs zu Freßunlust und<br />

Durchfällen kam.<br />

GIRARD (1895) untersuchte den Nährwert <strong>des</strong> Laubes und stellte fest, dass lediglich die<br />

Blattspreiten einen Nährwert haben, während die Blattstiele und das zwangsläufig<br />

mitgeerntete Reisig keinerlei Nahrungswert haben. Der Gehalt der Blattspreiten an Stickstoff<br />

und Kohlenhydraten übertrifft im Allgemeinen den der Luzerne. In Ulme, Pappel, Linde,<br />

Weide und Erle sind 6-8% Stickstoff enthalten. In Fütterungsversuchen wurde auch die gute<br />

Verdaulichkeit der Blattspreiten nachgewiesen. Dennoch sei die Laubfütterung nicht zu<br />

empfehlen, weil im zwangsläufig mitverfütterten Reisig nicht nur keine Nährstoffe enthalten<br />

sind, sondern auch eventuell nachteilig wirkende Stoffe wie Gerbsäure.<br />

ANON. berichtet 1917 über die Herstellung von Grünfutterkuchen nach einem Verfahren von<br />

Oberjäger MÜLLER, der im zivilen Leben Bäckermeister war. Das Ziel war, die im Sommer<br />

und Herbst anfallenden Gemüseabfälle, Unkräuter und anderes Grünfutter durch einen<br />

Backprozess in dauerhaft haltbare Produkte umzuwandeln. Zum Binden <strong>des</strong> Teiges sollten<br />

abfallende Kartoffelschalen dienen. BÖMER und SCHOLL (ANON. 1917) führten<br />

verschiedene Versuche durch. Die Ergebnisse führten zu folgendem Herstellungsverfahren:<br />

Das Grünzeug, bestehend aus Gemüseabfällen, Rübenblättern, Gras und Laub, wird feucht<br />

durch einen Fleischwolf gedreht oder vorgetrocknet mittels Feinschnitt in einer<br />

Häckselmaschine möglichst fein zerkleinert. Das Gleiche geschieht mit den rohen<br />

Kartoffelschalen. Daraus wird ein Teig bereitet, der zu etwa drei Teilen aus Kartoffelschalen<br />

und zu sieben Teilen aus Grünzeug besteht. Daraus werden Kuchen geformt, die etwa 20 cm<br />

lang, 15 cm breit und 3 cm dick sind. Diese werden auf einem mit Sägemehl oder mit<br />

gemahlenem kohlensauren Kalk bestreuten Backblech so lange gebacken, <strong>bis</strong> sie fest und<br />

knusprig geworden sind.


143<br />

Diese Brote mit ihrem angenehmen Brotgeruch werden trocken und zerkleinert sehr gern von<br />

<strong>Pferde</strong>n gefressen (ANON. 1917).<br />

Im Verlauf <strong>des</strong> 1. Weltkriegs wurde Baumlaub zu Laubheu verarbeitet und den <strong>Pferde</strong>n als<br />

Rauhfutterersatz gegeben (ANON. 1929, S. 419-421). Auch grün wurde es an die <strong>Pferde</strong><br />

verfüttert. In den verabfolgten kleinen Mengen erwies sich das Laubfutter als ein gut<br />

bekömmliches Futter. Allerdings mussten verschiedene giftige Pflanzen von der<br />

Laubgewinnung ausgeschlossen werden (...Goldregen, Traubenkirsche, Faulbaum, Eibe<br />

(Taxus baccata), Oleander, Sadebaum, Buchsbaum, Akazie, Efeu. Vorsicht war bei Eiche und<br />

Birke geboten). Das Laubheu musste dort getrocknet werden, wo es auch verfüttert wurde, da<br />

beim Transport die Blätter wegbröselten. Aus diesem Grund konnten die kämpfenden<br />

Truppen kaum Laubheu als brauchbaren Rauhfutterersatz füttern, da den Soldaten keine Zeit<br />

zum Laubsammeln blieb.<br />

Der Kriegsausschuß <strong>für</strong> Ersatzfuttermittel organisierte das Laubsammeln in der Heimat durch<br />

die Schulkinder. Das gesammelte Laub wurde zu Laubmehl vermahlen und mit Melasse zu<br />

Laubfutterkuchen verarbeitet. Diese Kuchen waren einfach zu transportieren und zu<br />

verfüttern. Ihr Nährwert entsprach dem mittleren Hafers (ANON. 1929, S.420). Nach<br />

KAMMEIER (1998, S. 192) sammelten und pflückten die Schulkinder das frische Laub mit<br />

Ausnahme der Blätter bestimmter Bäume und Sträucher, um es anschließend vorsichtig zu<br />

trocknen, in Papiersäcke abzufüllen und zur Weiterverarbeitung abzugeben.<br />

Der deutsche Leitende Chefveterinär erließ eine Verfügung über die Verwendung von<br />

Laubheufutterkuchen (ANON. 1929, S. 420, siehe auch Kap.: Futterkonzentrate). Demnach<br />

sollten Laubheufutterkuchen als Ersatz <strong>für</strong> Hartfutter gegeben werden. Sie bestanden aus<br />

grünen, von Laubhölzern gesammelten Blättern, die getrocknet, gemahlen und unter Zusatz<br />

von Ölkuchen, Melasse, Öltrestern usw. in Formen gepreßt wurden. Nach der chemischen<br />

Analyse haben sie eine ähnliche Zusammensetzung wie der Hafer:<br />

Wasser Protein<br />

verdaul.<br />

Protein Fett<br />

N-freie<br />

Extraktstoffe<br />

Rohfaser<br />

Asche<br />

Laubheufutterkuchen<br />

8,4% 18,8% 7,3% 9,6% 41,2% 20,2% 6,79%<br />

Hafer 13,8% 10,3% 8,0% 4,8% 58,2% 10,3% 3,1%<br />

Der Stärkewert der Laubheukuchen beträgt 42,4%, der <strong>des</strong> Hafers 59,7%. Als<br />

Erhaltungsfutter <strong>für</strong> ein 500 kg schweres Pferd wurden 5 kg Laubheukuchen ausgegeben.<br />

Allerdings mussten die <strong>Pferde</strong> zunächst mit kleinen Portionen an das neue Futtermittel<br />

gewöhnt werden. Die Kuchen ließen sich gut zerkleinern und wurden am zweckmäßigsten mit<br />

Stroh- oder Heuhäcksel verfüttert. Der Autor bewertete die Verfütterung von Laubheukuchen<br />

als eine im Feld bewährte Fütterung.<br />

Der deutsche „Generalintendant“ erließ im September 1918 eine Verfügung über die<br />

Herstellung und Verwertung von Sauerlaub zur Ergänzung der unzureichenden<br />

Rauhfutterernte (ANON., 1929, S. 421). Es sollten Blätter und junge(n) Triebe sämtlicher<br />

deutscher Laubhölzer, ausgenommen einige Giftpflanzen, sowie Quecken, Kartoffelkraut,<br />

Gras und Unkraut gesammelt werden. Die Ausbeute sollte in Gruben festgetreten, mit einer<br />

Lage Stroh bedeckt und mit einer 50- 60 cm dicken Erdschicht von der Luft abgeschlossen<br />

werden. Nach etwa vier Wochen sei die Säuerung beendet und das Laub wäre um 35 – 40%<br />

zusammengesackt, bilde eine dunkelbraune feste Masse, die mäßig feucht ist und sich<br />

lamellenartig auseinanderlöst. Das Futter ließe sich wie Torf abstechen. Dem Sauerlaub<br />

entströmt nach der Entnahme aus der Grube ein starker sauer-aromatischer Duft


144<br />

(Milchsäuregeruch). Dieser Geruch ist den <strong>Pferde</strong>n so unangenehm, dass sie die<br />

Futteraufnahme verweigern. Deshalb sollte das Sauerlaub vor der Verfütterung einige<br />

Stunden an der Luft ausgebreitet werden, damit sich der Geruch verliert. Danach nähmen die<br />

<strong>Pferde</strong> es pur oder gemischt mit Hafer gern auf. Innerhalb der geöffneten Grube hält sich das<br />

Sauerlaub mehrere Tage, außerhalb der Grube tritt am zweiten Tag Schimmelbildung auf. Die<br />

geschlossenen Gruben halten sich lange Zeit ohne Verderbnis.<br />

Die chemische Untersuchung <strong>des</strong> Inhalts einer Versuchsgrube ergab folgende<br />

Zusammensetzung <strong>für</strong> das Sauerlaub:<br />

Gesäuertes Laub Frisches Laub<br />

Wasser ........................................ 78,1% 84,0%<br />

Rohprotein ................................. 4,3% 3,4%<br />

Rohfett ....................................... 1,1% 0,6%<br />

N-freie Extraktstoffe ........ 8,3% 6,6%<br />

Rohasche ................................... 5,9% 3,3%<br />

Asche ........................................ 2,3% 2,1%<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST gibt 1918 als Futterwert <strong>für</strong> Laubheu an, das 2,5 kg<br />

Laubheu entweder das gleiche Gewicht Heu ersetzen kann oder 1 kg Hartfutter.<br />

Reisig<br />

1808 (S. 66) schreibt WALDINGER, dass einige <strong>Pferde</strong> im Frühjahr die zarteren Zweige der<br />

Nadelgehölze fressen, ein ordentliches <strong>Pferde</strong>futter stelle das Reisig aber nicht dar. Das<br />

bittere, herbe, harzige Gewürz unterstütze die Verdauung und fördere den Harnabsatz.<br />

RUSCHEWEYH (1895) berichtet über Fütterungsversuche in einem Husarenregiment, den<br />

<strong>Pferde</strong>n statt Strohhäcksel in der Haferration gemahlenes oder gehäckseltes Laubreisig von<br />

Eichen, Weiden und Birken zu geben. Die Akzeptanz <strong>des</strong> Laubreisigs war sehr schlecht. Drei<br />

<strong>Pferde</strong>, die das Laubreisig nach Gewöhnung akzeptiert hatten, wurden vier Wochen mit<br />

Laubreisig anstelle von Strohhäcksel gefüttert und das Aussehen und das Gewicht der <strong>Pferde</strong><br />

veränderte sich nicht.<br />

Im Januar 1916 wies der deutsche Oberveterinär Ost (ANON., 1929, S. S. 421) seine<br />

Truppen auf die Möglichkeit <strong>des</strong> Rauhfutterersatzes durch die Verfütterung von gesammeltem<br />

Reisig von Laubbäumen und Sträuchern hin. Am nährstoffreichsten sei das Reisig, wenn es<br />

im Frühling kurz vor dem Austreiben der Blätter gesammelt wird. Vor dem Verfüttern müsse<br />

das Reisig aber möglichst stark zerkleinert werden.<br />

Außerdem kam es, ANON. (1929, S. 420-421) zufolge, im 1. Weltkrieg auch zur<br />

Verfütterung von Laubreisig, das aus ein- <strong>bis</strong> zweijährigem Holz und Rinde mit möglichst<br />

vielen Blättern gewonnen wurde. Nach der Zubereitung <strong>des</strong> Laubreisigs durch Häckseln,<br />

Schroten oder Stampfen, hatte es etwa den Nährwert von Stroh.<br />

Bei Rauhfuttermangel wurden den <strong>Pferde</strong>n auch ganze Zweige und grüne Laubbaumstämme<br />

vorgelegt, die diese benagten, ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen.<br />

Bei einigen Einheiten wurden auch Laubholzspäne mit Häcksel und Hafer gemischt verfüttert.<br />

Wurden die Laubholzspäne unter die Einstreu gemischt, fraßen die <strong>Pferde</strong> sie auch aus der<br />

Einstreu.<br />

Der deutsche CHEFVETERINÄR OST (1918) bewertet den Nährwert <strong>des</strong> Reisigfutters infolge<br />

der Verholzung als gering. Deshalb ist es nur als Streuersatz oder bei Rauhfuttermangel als<br />

Füllmaterial verwendbar.


145<br />

EHRENBERG (1932, S. 73) berichtet, dass in „Norrland“ von alters her Fichten-, Kiefernund<br />

Wacholderreisig als Notfutter an <strong>Pferde</strong> gefüttert wird.<br />

9.3 Eicheln, Roßkastanien und Bucheckern<br />

In Zeiten großer Futternot wurde immer wieder versucht, auch Baumfrüchte, wie Eicheln,<br />

Kastanien oder Bucheckern an <strong>Pferde</strong> zu verfüttern. Die verschiedenen Arten der einzelnen<br />

Baumfrüchte wurden bei den Veröffentlichungen häufig nicht unterschieden. Die gängigsten<br />

Arten sind aber Stieleiche (Quercus pedunculata), Steineiche (Quercus sessiliflora) und in<br />

den Mittelmeergebieten Korkeiche (Quercus suber), deren Früchte nach BECKER und<br />

NEHRING (1965, Bd. 2) schon seit altersher verfüttert wurden. Die Früchte der Korkeiche<br />

enthalten keine Bitterstoffe und eignen sich insofern besser zur Fütterung. Die Roßkastanie<br />

(Aesculus hippocastanum) wurde ausschließlich verfüttert, während die Esskastanie<br />

(Castanea sativa Miller) nur dann verfüttert wurde, wenn sie <strong>für</strong> die menschliche Ernährung<br />

nicht mehr geeignet war. Die Bucheckern als Samen der Rotbuche (Fagus silvatica) wurden<br />

entweder zur Ölgewinnung genutzt oder direkt verfüttert (BECKER und NEHRING 1965,<br />

Bd. 2).<br />

Eicheln<br />

Ein Landwirt aus Algier (ANON. 1895) empfiehlt <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong>fütterung nicht mehr als 2,8<br />

kg trockene oder 4,5 kg frische Eicheln pro Tag. Die stopfende Wirkung wird durch<br />

Beifütterung von etwas Leinsamen gemildert. Nach DAMMANN (1902, S. 447) kam es<br />

mehrfach nach Verfütterung von rohen Eicheln an <strong>Pferde</strong> zu Gastroenteritis und in anderen<br />

Fällen zu Obstruktionen mit den Erscheinungen heftiger Gehirnaffektionen.<br />

ENGELS (1913) warnt vor der Verfütterung zu großer Mengen Eicheln, um<br />

Gesundheitsschäden in Form von Diarrhoe, Appetitlosigkeit, schmerzhaften Stellen an den<br />

Mäulern und Aborten vorzubeugen.<br />

Der deutsche Chefveterinär Ost empfiehlt 1918, <strong>bis</strong> zu 2 Pfd. Eicheln täglich zu füttern und<br />

zwar geschält oder ungeschält.<br />

ANON. (1929, S. 416-417) berichtet über die Eichelfütterung im 1. Weltkrieg. Die <strong>Pferde</strong><br />

einer Fuhrparkkolonne erhielten täglich 2 Pfd. rohe, ganze Eicheln. Sie wurden von rund 15%<br />

der <strong>Pferde</strong> verschmäht, möglicherweise wegen <strong>des</strong> hohen Gerbsäuregehaltes. Daraufhin<br />

wurden die Eicheln in einer Militärbäckerei scharf getrocknet und geschroten. Mit Hafer,<br />

Zucker und Häcksel vermengt, wurden die zubereiteten Eicheln von allen <strong>Pferde</strong>n<br />

aufgenommen und dauerhaft als Ersatz <strong>für</strong> 2 Pfd. Hafer gefüttert.<br />

Nach HANSSON (1929, S. 106) wurden in Schweden geschälte Eicheln in erster Linie an<br />

Schweine, aber auch an <strong>Pferde</strong> verfüttert.<br />

STÄHLIN (1944, S.26) warnt vor der Verfütterung von Eicheln an <strong>Pferde</strong>, weil es zu einer<br />

Lähmung der Darmperistaltik führen könne, die sich zunächst als Verstopfung zeigt und<br />

einige Tage später zu ruhrartigen Durchfällen führt. Außerdem komme es auch zu Aborten.


Rosskastanien<br />

146<br />

STEWART (1839, S. 274-275) berichtet von der Fütterung mit Rosskastanienkernen<br />

(vermischt mit anderen Futtermitteln) als Mittel gegen Blähungen und bei hustenden <strong>Pferde</strong>n<br />

in der Türkei. KUERS (1939, S. 174-175) gibt die chemische Zusammensetzung der von<br />

HERMBSTÄDT untersuchten Kastanien an (35,4 Stärke; 19,8 mehlartige Faser; 17,2<br />

Eiweiß; 11,5 bittere Extractivstoffe; 1,2 fettes Oel; 13,5 Gummi), erwähnt aber die<br />

Möglichkeit der <strong>Pferde</strong>fütterung nicht. Nach HAUBNER (1845, S. 413) wurde<br />

Kastanienschrot als gewöhnliches Krippenfutter genutzt (bei einem Heuwert von 75 kg<br />

Kastanien <strong>für</strong> 100 kg Heu).<br />

WÖRZ (1874, S. 50-51) erwähnt die Möglichkeit der Gabe von Rosskastanien als Beifutter,<br />

warnt aber vor der geringen Akzeptanz, selbst von zerkleinerten frischen Kastanien. Nach<br />

ZÜRN (1875 S. 124) wird <strong>Pferde</strong>brot aus dem Mehl verschiedener Körnerarten und<br />

Hülsenfrüchten gebacken, evtl. mit Zusatz von Kartoffeln, Rosskastanien und dergleichen<br />

mehr.<br />

Von GOTTWALD (1888), ANON. (1888) und SANSON (1896) wird die chemische<br />

Zusammensetzung von Rosskastanien angegeben.<br />

LAURENT (1896) zufolge sollen gekochte Rosskastanien ein gutes <strong>Pferde</strong>futter abgeben, das<br />

den Appetit der Tiere anrege, die Athmung, Verdaung und das Aussehen der <strong>Pferde</strong><br />

verbessere. CANTIGET (1896) behandelte <strong>Pferde</strong> mit Lungenemphysem (auch Tiere die<br />

durch die Dämpfigkeit nicht mehr arbeitsfähig waren) erfolgreich durch Fütterung mit<br />

Rosskastanien über Monate. Die Anfangsgabe betrug 100 g zerstoßener Kastanien vermischt<br />

mit Kleie neben Hafer und Heu und wurde dann allmählich auf 300 g/Tag/Pferd gesteigert.<br />

In dem „Merkblatt über Ersatzfuttermittel“, 1918 herausgegeben <strong>vom</strong> CHEFVETERINÄR<br />

OST heißt es, dass Rosskastanien wegen der schlechten Akzeptanz nur in kleinen Mengen<br />

frisch, getrocknet oder geröstet, geschält und ungeschält, ganz oder geschrotet gegeben<br />

werden sollen.<br />

Im 1. Weltkrieg wurden in einem <strong>Pferde</strong>lazarett Rosskastanien versuchsweise gefüttert. Die<br />

<strong>Pferde</strong> verweigerten jedoch die Aufnahme der bitteren Früchte, sowohl in rohem Zustand, als<br />

auch geröstet, ungeschält oder geschält. Selbst Kastanien, die durch ein mehrtägiges<br />

Wasserbad entbittert waren, wurden von den <strong>Pferde</strong>n nicht gefressen. Wurden Kastanien von<br />

einzelnen <strong>Pferde</strong>n aufgenommen, führte das zu Kolikerkrankungen, die z. T. auf die<br />

enthaltenen Giftstoffe (Saponine), teilweise aber auch auf Verschimmelung der Kastanien<br />

zurückgeführt wurden. (ANON. 1929, S. 416-417).<br />

Nach HANSSON (1929, S. 107) wurden in Schweden gequetschte Rosskastanien an <strong>Pferde</strong><br />

verfüttert.<br />

STÄHLIN (1944, S. 26) warnt vor der Verfütterung von Kastanien an <strong>Pferde</strong>, weil sie zu<br />

Kolik, Diarrhoe, Krämpfen, Betäubung, Lähmung und Ersticken führen kann.<br />

Bucheckern<br />

HERING fütterte nach HAUBNER (1845, S. 403) frische Bucheckern an <strong>Pferde</strong>. Sie<br />

erwiesen sich als ungiftig, während alte Bucheckernkuchen Vergiftungserscheinungen


147<br />

auslösten. HERTWIG dagegen bezeichnete nach HAUBNER (l.c.) auch die frischen<br />

Bucheckernsamen als giftig, wenn 1-2 ½ Pfd. davon täglich gefüttert werden. Das Öl, die<br />

äußere Schale und das Samenhäutchen hatten sich bei seinen Versuchen als ungiftig<br />

herausgestellt.<br />

KÖNIG (1889) und NESSLER (1895) berichten übereinstimmend, dass Bucheckern bei<br />

<strong>Pferde</strong>n nicht näher bezeichnete Gesundheitsschäden auslösen. DAMMANN (1902, S. 407)<br />

beschreibt die Krankheitssymptome mit kolikartigen Erscheinungen in Verbindung mit<br />

tetanischen Krämpfen, schließlich Lähmungen in der Hinterhand und Tod. Bei der Sektion sei<br />

der Verdauungskanal unauffällig, aber Gehirn und Gehirnhäute zeigten eine ausgeprägte<br />

Hyperämie. DAMMANN (1902, S. 407) macht das in den Bucheckern vorhandene Gift Fagin<br />

<strong>für</strong> diese Krankheitserscheinungen verantwortlich.<br />

9.4 Speiseabfälle<br />

Der Unterroßarzt LEMKE (1899) empfahl die Fütterung von Militärpferden mit Abfällen aus<br />

der Mannschaftsküche, um den Tieren kostengünstig zusätzliches „Rauhfutter“ zukommen zu<br />

lassen. Die Rauhfutterrationen der <strong>Pferde</strong> in der Armee waren relativ knapp bemessen. Die<br />

Aufnahme von (verschmutzem) Streustroh führte nach LEMKEs Meinung zu vermehrten<br />

Kolikerkrankungen. Der Zukauf von Rauhfutter war aber wegen der hohen Preise nur<br />

begrenzt möglich.<br />

Der Chef einer Batterie versuchte daraufhin ab Oktober 1898 die <strong>Pferde</strong> an die Fütterung mit<br />

Abfällen aus der Mannschaftsküche zu gewöhnen. Die Reste <strong>des</strong> Mittagessens wurden in ein<br />

Faß geschüttet und abends gleichmäßig auf die <strong>Pferde</strong> verteilt, den Tieren unter das<br />

Abendfutter gemischt. LEMKE beschreibt beispielhaft, was die <strong>Pferde</strong> im Verlauf einer<br />

Woche gefressen haben:<br />

März 5. (Sonntag) gekochte Kartoffeln 1 ¼ Liter<br />

„ 6. Milchreis 2 „<br />

„ 7. Erbsen 2 „<br />

„ 8. Schnittbohnen 1 ¾ „<br />

„ 9. Graupen 2 „<br />

„ 10. Sauerkraut 2 „<br />

„ 11. morgens „ 1 „<br />

„ 11. abends Erbsen 1 ½ „<br />

„ 12. (Sonntag) gekochte Kartoffeln 1 „<br />

Daneben wurden auch noch Bohnen, Linsen, Fleisch- und Gemüsekonserven mit Kartoffeln<br />

zerkocht gefüttert. Außerdem bekam je<strong>des</strong> Pferd noch einige Hände voll Kartoffelschalen,<br />

einige Kohlblätter und ähnliches. In den ersten Tagen dieser neuen Fütterung sträubten sich<br />

einige <strong>Pferde</strong>, traten von der Krippe zurück und fraßen Stroh. Doch am nächsten Morgen<br />

waren alle Krippen leer gefressen. Nach dieser Eingewöhnungszeit fraßen alle <strong>Pferde</strong> mit<br />

gutem Appetit. Da die verfütterten Speisereste stark gewürzt sind, haben die <strong>Pferde</strong> mehr<br />

Durst und sie müssen häufiger und ausgiebiger getränkt werden. Die Fütterung in dieser<br />

Batterie dauerte sieben Monate an und in dieser Zeit kam es nur zu zwei Kolikfällen.<br />

Durchfall oder Magenkatarrh wurde nicht beobachtet. Die <strong>Pferde</strong> waren bei dieser Fütterung<br />

lebhaft und in einem guten Ernährungszustand mit glänzendem Haarkleid. Während einer<br />

viertägigen sehr anstrengenden Winterübung blieben die <strong>Pferde</strong> leistungsfähig.<br />

Oberroßarzt KADEN bestätigt die gemachten Beobachtungen. Er fügt noch hinzu, dass im<br />

Kot der Tiere kein unverdautes Futter gefunden wurde. Auch bei einer anderen Batterie<br />

wurden einzelne <strong>Pferde</strong> mit gleich gutem Erfolg auf diese Weise gefüttert (LEMKE 1899).


148<br />

Über die erfolgreiche Verfütterung von Speiseresten an <strong>Pferde</strong> berichtet auch SOFFNER<br />

1905. Um den <strong>Pferde</strong>n das Hungergefühl zu nehmen und sie damit an der Aufnahme von<br />

verschmutztem Streustroh zu hindern, erhielten die <strong>Pferde</strong>, wie von LEMKE angeregt, die<br />

Speisereste aus der Mannschaftsküche:<br />

Im „2. Oberschles. Feldart. Regt. Nr. 57“ fütterte eine Batterie <strong>vom</strong> 1. Februar 1904 <strong>bis</strong> zum<br />

1. April 1904 die Speisereste aus der Mannschaftsküche verdünnt mit der gleichen Menge<br />

Wasser. Diese suppenartige Flüssigkeit wurde zum Anfeuchten <strong>des</strong> nächsten Futters<br />

verwandt. Die Zulage erhielten in erster Linie magere <strong>Pferde</strong> oder schlechte Fresser.<br />

Teilweise wurden die Speisereste auch zwischen den Mahlzeiten auf reines Häcksel<br />

(bestehend aus einem Teil Heu- und drei Teilen Strohhäcksel) gegeben. Die <strong>Pferde</strong> verzehrten<br />

diese Zwischenmahlzeit dann mit großem Appetit. Die Futterkrippen wurden nach jeder<br />

Mahlzeit, die Speisereste enthielt, mit warmem Wasser ausgewaschen. Allerdings hatten die<br />

<strong>Pferde</strong> die Krippen meistens sauber ausgeleckt.<br />

Die verfütterten Speisereste enthielten: Rindfleisch mit Nudeln, Schweinefleisch, Bohnen,<br />

Kartoffeln, Milchreis, Knoblauchwurst, Speck, Erbsen, Dörrgemüse, Rauchfleisch, Backobst,<br />

Klöße, Schellfisch, Erbssuppe, Brotsuppe, Gemüsekonservensuppe und Semmelsuppe. Am<br />

liebsten fraßen die <strong>Pferde</strong> Erbsen, dann Milchreis, Kartoffelschalen und Nudeln, weniger gern<br />

fraßen sie angesäuertes Dörrgemüse.<br />

Der Ernährungszustand der <strong>Pferde</strong> wurde bei dieser Fütterung zusehends besser und die<br />

Leistungsfähigkeit war tadellos. Die Batterie hatte nach achtwöchiger Fütterung der<br />

Speisereste die bestgenährtesten <strong>Pferde</strong> im Regiment. Im Versuchszeitraum kam es in dieser<br />

Batterie zu keiner Kolikerkrankung oder sonstigen inneren Krankheit, obwohl die Kolikrate<br />

gerade in dieser Batterie sonst recht hoch war.<br />

1912 teilt SCHAIBLE die Erfahrungen <strong>des</strong> Fuhruntermehmers H. aus Süddeutschland mit der<br />

Fütterung von Speiseresten an <strong>Pferde</strong> mit. Dieser Fuhrunternehmer füttert seine 13<br />

Kaltblutpferde seit 15 Jahren mit dem Spülicht <strong>des</strong> Krankenhauses und der Irrenanstalt.<br />

Diese Abfälle werden in einem Trog mit Sägemehl und Mühlstaub vermengt, nachdem die<br />

größeren Knochen entfernt wurden. Die breiige Masse wird den <strong>Pferde</strong>n in den Trog<br />

geschüttet und von den Tieren sehr gern gefressen. Die Tiere erhalten weder Hafer, noch Heu<br />

und auch kein Stroh neben dieser Fütterung. Trotzdem befinden sie sich in einem guten<br />

Ernährungs- und Leistungszustand. Allerdings schwitzen sie schneller bei der Arbeit.<br />

Auch ein Bekannter <strong>des</strong> Fuhrunternehmers füttert seine <strong>Pferde</strong> erfolgreich auf diese Weise. Er<br />

verwendet aber statt <strong>des</strong> Mühlstaubs Abfälle aus einer Cichorienfabrik.<br />

9.5 Sonstige Notfuttermittel<br />

In Notzeiten wurde auch noch mit vielen anderen organischen Stoffen versucht, Futterlücken<br />

beim Pferd zu schließen. Dazu zählen u.a. Weintrester, Traubenmus, Schilfrohr, Disteln,<br />

Brennesseln, Heidekraut, Kartoffelkraut, isländisches Moos, Rentierflechte, Stechginster.<br />

Beobachtungen aus Fütterung und Fütterungsversuchen<br />

KUERS (1939, S. 202-203) referiert einige Erfahrungen französischer Bauern, die Zweige <strong>des</strong><br />

zwei- <strong>bis</strong> dreijährigen Stechginsters (Ulex europaeus) brühten und an <strong>Pferde</strong> verfütterten (7<br />

Pfd. pro Tier und Tag), wobei die <strong>Pferde</strong> bei dieser Fütterung fett würden.<br />

KAMMEIER (1998, S. 147) berichtet, dass Ende <strong>des</strong> Jahres 1917 auch Schilf und Quecken<br />

zu Ersatzfuttermittel verarbeitet werden sollten. Der Chefveterinär Ost empfiehlt in seinem<br />

1918 veröffentlichten „Merkblatt über Ersatzfuttermittel“ Schilfrohr zu häckseln und frisch,


149<br />

mit Strohhäcksel gemischt, <strong>bis</strong> zu 2 kg täglich als Rauhfutterersatz zu füttern. Auch Disteln<br />

mit der gleichen Menge Stroh vermischt ergeben ein gutes Beifutter. Ältere Disteln werden<br />

durch Brühen genießbar. Junge Brennesseln sind nahrhaft und werden gern genommen.<br />

Heidekraut kann einen Teil <strong>des</strong> Heus oder Strohs ersetzen. Es ist auch gehäckselt unter<br />

Kartoffelfutter gemischt zu verwenden. Isländisches Moos und Rentierflechte sollen<br />

gewaschen und getrocknet als Beimengung zum Heu die Rauhfutterreserven strecken. Nach<br />

Befeuchten mit einer einprozentigen Salzlösung wird es lieber genommen, ein Zusatz von<br />

Melasse macht es noch schmackhafter.<br />

Kartoffelkraut inklusive Knollen, aber ohne Wurzeln eignet sich getrocknet oder eingesäuert<br />

als Rauhfutterersatz <strong>bis</strong> zur Hälfte der Ration. Es sollte nicht frisch verfüttert werden, um<br />

Koliken und Durchfall zu vermeiden. Stechginster ist den <strong>Pferde</strong>n in den Sommermonaten<br />

unangenehm bitter und wird von ihnen verschmäht. Nach Durchwinterung ist er gehäckselt<br />

oder gequetscht brauchbar (ANON. 1929, S. 932-933).<br />

Über die Verfütterung von Panseninhalt, besonders während <strong>des</strong> 1. Weltkriegs, wird im<br />

Kapitel 6 (Futtermittel tierischer Herkunft) referiert.<br />

SCHEUNERT (1920) verfütterte auch Serradellamehl (1 Pfd. täglich).<br />

Nach KLING (1918, S. 47) wirken Kakaoschalen verstopfend und sollten vorteilhaft mit<br />

zuckerhaltigen Stoffen (Melasse) verfüttert werden.<br />

WINKLER (1938) verfütterte erfolgreich Kakaoschalen an Arbeitspferde. Bei 8,14 kg<br />

gemahlener Kakaoschalen auf 1000 kg Lebendgewicht kam es zu keinerlei gesundheitlichen<br />

Störungen, obwohl der Theobromingehalt <strong>des</strong> Futtermittels immer wieder als<br />

gesundheitsgefährdend eingestuft wurde. WINKLER ersetzte nach allmählicher Gewöhnung<br />

1 kg Hafer durch 2 kg Kakaoschalen. Die Leistungsfähigkeit und Gewichtsentwicklung der<br />

Versuchstiere stand den Haferpferden nicht nach. Die im Versuch verwendeten Kakaoschalen<br />

hatten folgende Verdauungskoeffizienten:<br />

40-45% Rohprotein 40% Rohfaser<br />

25% Reinprotein 56,2% N-freie Extraktstoffe<br />

42,7% Rohasche 51,3% Organische Masse<br />

80,42% Rohfett 50,6% Trockenmasse<br />

Der Stärkewert der untersuchten Kakaoschalen lag bei 41% mit 2,3% verdaulichem Eiweiß.<br />

WINKLER empfiehlt 3 kg Kakaoschalen mit Wirtschaftsfutter gemischt unter Zugabe von<br />

Melasse oder anderen zuckerhaltigen Futtermitteln pro Pferd und Tag zu verfüttern. Um den<br />

Eiweißmangel dieses Futtermittels auszugleichen, sollte außerdem Luzerneheu oder<br />

Hülsenfruchtschrot gefüttert werden. An wachsende Fohlen, hochtragende und säugende<br />

Stuten sollte keine Kakaoschalen verfüttert werden. Einerseits weil sie den hohen<br />

Eiweißbedarf dieser Tiere nicht decken können, andererseits, weil der Theobromingehalt<br />

eventuell doch zu Gesundheitsschäden führen könnte.


Diskussion<br />

Quellenkritik<br />

150<br />

In der vorliegenden Analyse der <strong>Pferde</strong>fütterung im <strong>19.</strong> und beginnenden 20. Jahrhundert<br />

mussten überwiegend Publikationen ausgewertet werden, in denen keine objektiven,<br />

messbaren Ergebnisse (Futterzustand, Leistungsfähigkeit, Schweißintensität etc.) vorgelegt<br />

wurden oder nur begrenzt, wie bei Angaben zur Gewichtsentwicklung. Vielfach wurden<br />

Aufsätze in populären Zeitschriften herangezogen ohne detaillierte Beschreibung der<br />

Versuchsbedingungen. Andererseits haben solche Quellen die Gewähr, die damals wirklich in<br />

der Praxis üblichen Futterrationen zu erfassen.<br />

Wissenschaftlich fundierte Aussagen über Zusammensetzung, Wirkung oder Verträglichkeit<br />

verschiedener Futtermittel zu gewinnen, war nicht das primäre Ziel dieser Arbeit. Vielmehr<br />

wurde vorrangig versucht, die Motive <strong>für</strong> den Einsatz neuer Futtermittel und deren<br />

chronologischen Verlauf übersichtlich darzustellen. Gleichwohl wurde es möglich, bei<br />

Arbeiten mit großen <strong>Pferde</strong>zahlen und kontrollierten Versuchsbedingungen, wie meistens<br />

beim Militär, brauchbare Aussagen über die Wirkungen einiger Futtermittel zu gewinnen, die<br />

durch neuere Versuchsergebnisse verständlich werden bzw. diese aus praktischer Sicht<br />

bestätigen.<br />

Einführung neuer <strong>Krippenfuttermittel</strong> (Einzelfuttermittel)<br />

Die Einführung neuer <strong>Krippenfuttermittel</strong> in der <strong>Pferde</strong>fütterung im <strong>19.</strong> und beginnenden 20.<br />

Jahrhundert hing nicht von neuen ernährungsphysiologischen Erkenntnissen ab. Forschungen<br />

auf diesem Gebiet beginnen erst in der 2. Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts, zunächst in Paris<br />

(COLIN 1852 <strong>bis</strong> 1888) und ab 1879 vor allem in Dresden mit ELLENBERGER und<br />

HOFMEISTER (KLINGEBERG-KRAUS 2001, S. 218). Für die Einführung neuer<br />

Futtermittel waren vorrangig ökonomische, technologische, militärische, logistische oder<br />

auch wirtschaftspolitische Einflüsse verantwortlich. Diese Faktoren resultierten vor allem aus<br />

der vermehrten Haltung von <strong>Pferde</strong>n in Städten (rd. 25%, PAROW 1908) sowie beim Militär,<br />

wo der Aufwand <strong>für</strong> Futtermittel und Futterzuteilung anders als im landwirtschaftlichen<br />

Betrieb kalkuliert wurde.<br />

Der Hafer (s.a. Abschnitt 2.1) hatte seit dem frühen Mittelalter einen festen, fast<br />

unersetzbaren Platz in der <strong>Pferde</strong>ernährung. Mit dem <strong>Beginn</strong> wissenschaftlicher Arbeiten<br />

standen seine hohe Akzeptanz und Verträglichkeit außer Zweifel. In dem<br />

Beobachtungszeitraum von 1800 <strong>bis</strong> 1950 wurden aber immer wieder drei Fragen diskutiert:<br />

1. Soll Hafer heil oder geschrotet gefüttert werden?<br />

2. Kann frischer Hafer gefüttert werden oder muss er abgelagert sein?<br />

3. Durch welche Futtermittel kann er ersetzt werden?<br />

Für diese Fragen konnte es aus heutiger Sicht keine allgemeingültige Antworten geben, denn<br />

die Notwendigkeit einer Zerkleinerung hängt von der Zahngesundheit <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s ab und die<br />

Risiken bei Verwendung von frischem Hafer von dem Feuchtigkeitsgehalt <strong>des</strong> Hafers bei der<br />

Ernte (MEYER und COENEN, 2002, S. 98 u. 96). Die in französischen Versuchen wiederholt<br />

ermittelte Unbedenklichkeit der Fütterung mit frischem Hafer (WOLFF, 1861, S. 635-636<br />

und ANON. 1878 a) hängt möglicherweise mit dem trockeneren Ernteklima zusammen.<br />

Für die gute Verträglichkeit <strong>des</strong> Hafers wurde immer wieder ein Aromastoff (Avenin)<br />

verantwortlich gemacht, der bei der Untersuchung der anderen Getreidearten nicht gefunden<br />

wurde. Schon 1808 beschrieb WALDINGER (S. 72-73) einen besonderen Geruch <strong>des</strong><br />

Eiweiß-Auszuges aus dem Hafer (dem Vaginilie-Gewürz ähnlich). SANSON (1884)


151<br />

bezeichnet diesen Aromastoff als Avenin und schreibt ihm verdauungsfördernde<br />

Eigenschaften beim Pferd zu. LORSCH (1892) empfiehlt die Fütterung von schwarzem Hafer<br />

wegen seines höheren Avenin-Gehalts. Nach heutiger Sicht hat dieser Aromastoff keine<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die gute Verträglichkeit <strong>des</strong> Hafers als <strong>Pferde</strong>futter. Lediglich die hohe<br />

präzäkale Verdaulichkeit der Haferstärke begründet die gute Verträglichkeit <strong>des</strong> Hafers<br />

(MEYER und COENEN 2002, S. 99) gegenüber anderen Getreidearten.<br />

Objektive Verfahren zur Beurteilung der hygienischen Qualität von Hafer wurden offenbar<br />

nicht entwickelt, wohl aber die Erfassung <strong>des</strong> Litergewichts als Basis <strong>des</strong> Futterwerts. Schon<br />

1788 wurden in den Gestüten <strong>des</strong> Hannoverschen Königshauses grobsinnliche<br />

Qualitätskontrollen beim Ankauf von Hafer durchgeführt, wozu auch die Bestimmung <strong>des</strong><br />

Himtengewichts gehörte (NABER, 1990, S. 71-77).<br />

Die Überlegung, den teuren Hafer durch andere Futtermittel zu ersetzen, war Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> die versuchsweise Fütterung weiterer Getreidekörner oder anderer Futtermittel.<br />

Obwohl die Gerste (s.a. Abschnitt 2.2) seit dem Altertum im Vorderen Orient und im<br />

Mittelmeerraum das Standardfuttermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> war, fand sie in Mitteleuropa in<br />

Konkurrenz zum Hafer nur sporadische Beachtung. Die Anbauflächen waren in Deutschland<br />

im <strong>19.</strong> Jahrhundert gering (Tab. 8). Bei niedrigen Preisen wurde Gerste etwa ab 1300 in<br />

Mitteleuropa gegen Hafer ausgetauscht (RUSIUS 1300, KRAUSE 1933, S. 11), doch es<br />

bestanden bezüglich der Verträglichkeit deutliche Nachteile. Insbesondere der, seit dem<br />

Altertum bekannte, Zusammenhang zwischen Gerstenfütterung und Entstehung der Hufrehe<br />

begrenzte den Einsatz. Die komplizierten pathogenetischen Abläufe, die erst am Ende <strong>des</strong> 20.<br />

Jahrhunderts aufgeklärt werden konnten (KRONFELD und HARRIS 2003), wurden damals<br />

noch nicht erkannt, häufig nicht einmal hinterfragt. Bei einem Teil der Autoren wird auch ein<br />

Zusammenhang zwischen Rasse und Gerstenverträglichkeit vermutet (MAGNE und FUCHS<br />

1844, S. 304).<br />

Maiskörner kamen erst in der 2. Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts in Mitteleuropa in<br />

<strong>Pferde</strong>futterkrippen (s.a. Abschnitt 2.4). Die lange Vegetationszeit <strong>des</strong> Mais war die Ursache<br />

<strong>für</strong> nur zögerlichen Anbau in den gemäßigten Klimazonen Mitteleuropas. Er gedieh besser in<br />

den südlichern wärmeren Gebieten (BECKER und NEHRING 1965, S. 159). Daneben<br />

spielten sicherlich auch traditionelle Vorbehalte eine Rolle bei der Auswahl der Futtermittel<br />

<strong>für</strong> das wertvolle Pferd, so dass bei Hafermangel lieber auf bekannte Getreidekörner<br />

zurückgegriffen wurde, wie Gerste oder Roggen. Vor allem ökonomische Überlegungen<br />

scheinen die Maisfütterung an <strong>Pferde</strong> befördert zu haben. Daher ist es nicht verwunderlich,<br />

dass Betriebe, die auf den Zukauf von Futtermitteln angewiesen waren (Fuhrunternehmen,<br />

Militär), sich <strong>für</strong> einen Ersatz von Hafer durch Mais interessierten. Bei den vielen Versuchen<br />

(oft nur mit wenigen <strong>Pferde</strong>n) kam es gelegentlich zu konträren Ergebnissen, doch insgesamt<br />

schälten sich, insbesondere bei den groß angelegten Versuchen (s. Tab. 2), rein empirisch<br />

zwei Aspekte heraus:<br />

- Mais verbessert den Futterzustand, wenn er 1:1 gegen Hafer ausgetauscht wird.<br />

- Maisgefütterte <strong>Pferde</strong> schwitzen früher und stärker als mit Hafer gefütterte Tiere<br />

bei Belastungen.<br />

Diese Beobachtungen sind nach heutigen Erkenntnissen zutreffend. Mais enthält rd. 20%<br />

mehr verdauliche Energie als Hafer (MEYER und COENEN 2002, S. 99) und muss daher bei<br />

einem Austausch mit Hafer auf gleicher Gewichtsbasis zu einer besseren Körperverfassung<br />

führen.


152<br />

Auch die zweite Beobachtung wird im Lichte neuer Erkenntnisse plausibel. Durch die geringe<br />

präzäkale Verdaulichkeit der Maisstärke wird während der Abbauvorgänge im Dickdarm<br />

vermehrt Wärme frei (s.u. Ernährungsphysiologische Überlegungen).<br />

Eine dritte Beobachtung, Auftreten von mehr Lahmheiten (s. S. 38) könnte damit<br />

zusammenhängen, dass Mais nur 0,4 g Ca/kg, Hafer aber 1,1 g Ca/kg enthält. Dieser<br />

Unterschied kann sich bei Ca-armem Beifutter evtl. schon ausgewirkt haben.<br />

Weizen wurde in erster Linie als Brotgetreide verwendet; verfüttert wurden sporadisch seit<br />

dem Mittelalter nur schlechte, verkümmerte oder ausgewachsene Körner. Den wenigen<br />

Berichten zufolge wurden aber auch bei der Fütterung mit einwandfreiem Weizen<br />

überwiegend schlechte Erfahrungen gemacht. Die beschriebenen Koliken mit To<strong>des</strong>folge sind<br />

auf Magenentzündungen und -überladungen mit anschließender Ruptur infolge der<br />

Verkleisterung der Klebereiweiße im Mehlkörper zurückzuführen (MEYER und COENEN<br />

2002, S. 99). Auch Roggen war eigentlich ein Brotgetreide. Dennoch wurde er häufiger an<br />

<strong>Pferde</strong> verfüttert als Weizen, vermutlich weil er in Deutschland in größerem Umfang<br />

angebaut wurde (s. Tab. 8).<br />

Tab. 8: Anbauflächen verschiedener Ackerpflanzen (%) in Deutschland (ACHILLES 1993)<br />

1850/55 1883 1900 1913<br />

Hafer 17,6 15,9 17,4<br />

Gerste 5,5 6,8 6,5 6,7<br />

Roggen 28,2 22,6 23,2 25,5<br />

Weizen 7,5 8,0 7,9<br />

Kartoffeln 9,4 11,3 12,6 13,6<br />

Futterhackfrüchte 2,2 2,9 3,8<br />

Zuckerrüben 1,3 1,8 2,2<br />

Nach langsamer Gewöhnung und Zubereitung der Körner durch Kochen oder Einweichen<br />

sind die Erfahrungen mit der Roggenfütterung besser als mit der Weizenfütterung, v. a.<br />

solange nur ein Teil der Haferration durch Roggen ersetzt wird.<br />

Hirse wurde zum Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts versuchsweise geschroten gefüttert, wegen der<br />

geringen Akzeptanz aber nie in die <strong>Pferde</strong>fütterung integriert. Die Fütterung von Reis wurde<br />

selten ausprobiert und hat sich aufgrund der schlechten Akzeptanz nicht durchgesetzt.<br />

Buchweizen wurde, wegen seiner, schon bei Schwein und Schaf bekannten, Photosensibilität<br />

auslösenden Wirkung nur selten an <strong>Pferde</strong> verfüttert, aus Angst diese wertvollen Tiere zu<br />

verlieren. Der Nahrungswert <strong>des</strong> Buchweizens wird aber in den wenigen Veröffentlichungen<br />

gelobt (s.a. Abschnitt 2.3 Sonstige Körner).<br />

Von den Leguminosenkörnern (Erbsen, Bohnen, Wicken und Lupinen, Abschnitt 2.5) wurden<br />

schon vor 1800 v. a. in England die Bohnen, z.T. als einziges Krippenfutter mit Kleie,<br />

gefüttert. Trotz der Entbitterung der Lupinen war die Akzeptanz bei den <strong>Pferde</strong>n <strong>bis</strong> zur<br />

Züchtung der „Süßlupine“, Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts, schlecht. Die Giftigkeit der<br />

Platterbse (Lathyrus sativus) wurde von VERRIER schon 1869 richtig beobachtet. Wicken<br />

wurden in der <strong>Pferde</strong>fütterung kaum eingesetzt.<br />

Runkelrüben wurden erst ab den 30er Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts verfüttert, aber auch dann<br />

noch selten, ihr Futterwert nur etwas besser als Heu angesetzt. Die gehaltvollere Futterrübe<br />

wurde ab Anfang <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts als gedeihliches <strong>Pferde</strong>futter erwähnt. Die Verwertung<br />

der Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts vermehrt angebauten Zuckerrüben, wenigstens bei schlechten<br />

Preisen, war noch interessanter und es wurden, v.a. in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts,


153<br />

Versuche zur Verwertung der Zuckerrübenköpfe mit den anhaftenden Blättern in der<br />

<strong>Pferde</strong>ernährung angestellt. Die aus Zuckerrüben hergestellten getrockneten<br />

Zuckerrübenschnitzel kamen erst Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts in die Futterkrippen. Da sie<br />

aber einen Teil der Körnerration ersetzten, wurden Zuckerrüben z. T. nur zu Futterzwecken<br />

angebaut (KELLNER 1909, S. 31-32). Rüben und Nachprodukte erlebten in Deutschland<br />

während der 20er und vor allem 30er Jahre <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts eine Renaissance, weil sie als<br />

wirtschaftseigenes Futtermittel billiger erschienen, bzw. im Rahmen der<br />

Autarkiebestrebungen von importierten Futtermitteln unabhängig machten.<br />

In England wurden schon Ende <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts sehr viel Möhren, in erster Linie im<br />

Winter, als Heuersatz gefüttert. Außerdem wurden sie als Diätetikum zur Verbesserung <strong>des</strong><br />

äußeren Erscheinungsbil<strong>des</strong> bei alten <strong>Pferde</strong>n und Fohlen gegeben. Zur Kraftleistung<br />

befähigen sie aber, der einhelligen Meinung der Autoren nach, nicht. Richtigerweise wurde<br />

schon Anfang <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts die therapeutische Wirkung bei chronischen<br />

Atemwegsinfektionen (durch den damals noch unbekannten Karotingehalt) erkannt<br />

(STEWART 1839, S. 231). Topinamburknollen wurden in Frankreich schon in den 30er<br />

Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts vielfach wegen ihrer, im Vergleich zur Kartoffeln, größeren<br />

Frostunempfindlichkeit angebaut und erfolgreich an <strong>Pferde</strong> gefüttert (s.a. Abschnitt 3.2).<br />

Nach 1800 kam die Kartoffel auch in der Tierernährung in Mode, insbesondere bei<br />

Wiederkäuern (Klemme 2003, S. 159). Aber auch <strong>Pferde</strong> profitierten von dieser Entwicklung.<br />

In der 1. Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts erschienen nur wenig Berichte, in denen aber schon die<br />

Grenzen erkennbar werden. Verfütterung roher Kartoffeln erschien nicht zweckmäßig, u.a.<br />

begünstigte sie frühes Schwitzen. Der Aufwand <strong>für</strong> Reinigung und Kochen setzte offenbar<br />

der Kartoffelfütterung Grenzen, so dass erst um 1900 und später – als Dämpfen und<br />

Trocknung technisch einfach zu lösen waren - die Kartoffelfütterung wieder berücksichtigt<br />

wurde (s.a. Abschnitt 3.1).<br />

Kleien wurden schon vor 1800 in der <strong>Pferde</strong>fütterung eingesetzt, waren aber auch später<br />

beliebt als diätetischer Rationsbestandteil neben stopfend wirkenden Futtermitteln oder als<br />

Häckselersatz. Einseitige Fütterung begünstige Osteomalazie.<br />

Malzkeime aus größeren Brauereien werden erst seit etwa 1870 als Futtermittel eingesetzt,<br />

vorher wurden sie als Düngemittel verwendet. Ähnlich war es mit der Bierhefe. Als Eiweißund<br />

Vitaminträger sowie zur Geschmacksverbesserung der Gesamtration wurde sie ab dem<br />

ersten Dezennium <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts vermehrt, insbesondere während <strong>des</strong> 1. und 2.<br />

Weltkriegs eingesetzt. Zu dieser Zeit wurde zum gleichen Zweck auch Futterhefe aus den<br />

Ablaugen der Zelluloseproduktion hergestellt. Die Verfütterung von Biertreber war zwar<br />

schon in der 1. Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts bekannt, hat aber wegen ihrer schnellen<br />

Verderbnis nie einen hohen Stellenwert unter den <strong>Krippenfuttermittel</strong>n der <strong>Pferde</strong><br />

eingenommen. Nur in Verbindung mit Melasse, als haltbarere Biertrebermelasse, erfreuten sie<br />

sich großer Beliebtheit (KELLNER 1909, S. 37-72).<br />

Unter den Rückständen der Zuckerrübenverarbeitung fand bei <strong>Pferde</strong>haltern im letztem<br />

Dezennium <strong>des</strong> <strong>19.</strong> und im beginnenden 20. Jahrhundert zunächst die Melasse Beachtung,<br />

erst später die Schnitzel. Bei der Zuckerrübenverwertung lieferten 100 kg Zuckerrüben 13,6<br />

kg Zucker, 2 kg Melasse und 45 kg gepresste bzw. 5 kg getrocknete Schnitzel<br />

(SCHMOEGER, 1904).<br />

Diese späte Nutzung ist angesichts der schon seit 1830 ernorm gestiegenen Zahl an<br />

Zuckerfabriken (GOLTZ, 1903, S. 254) erstaunlich, doch auch bei Wiederkäuern fanden diese<br />

Futtermittel keinen schnellen Eingang. HAUBNER (1845, S. 412) erwähnt zwar schon die<br />

Möglichkeit der Fütterung mit Melasse an <strong>Pferde</strong>, doch ein stärkerer Einsatz beginnt erst nach


154<br />

1885. Die Verfütterung der grünen Melasse war mit einigen Schwierigkeiten verbunden<br />

(Transport, Haltbarkeit, Handhabbarkeit) und so wurden Trägerstoffe gesucht. Die geeigneten<br />

und in den Zuckerfabriken vorhandenen Rübenschnitzel reichten <strong>für</strong> die anfallende Menge der<br />

Futtermelasse (etwa 275.000 t vor Ausbruch <strong>des</strong> 1. Weltkriegs, SCHMIDT 1929, S. 68) nicht<br />

aus und Torf wurde ein wichtiger Melasseträger (s.a. Tab. 3), der genau wie die<br />

Rübenschnitzel die abführende Wirkung der Melasse aufheben sollte.<br />

Schon HAUBNER (1845, S. 412) erwähnt die Pressrückstände aus Zuckerrüben, 1896<br />

berichtet BUCHER über den Einsatz von getrockneten Diffusionsrückständen aus der<br />

Zuckerfabrikation (Rübentrockenschnitzel) an <strong>Pferde</strong>, Fütterungsversuche mit<br />

Melasseschnitzeln folgten aber erst in den 30er Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts (s.<br />

KLINGEBERG-KRAUS, 2001, S.119). Die wenigen Berichte über die Verwendung der<br />

Melasseschnitzel lassen vermuten, dass sie <strong>bis</strong> 1905 noch nicht intensiv in der Fütterung<br />

verwendet wurden.<br />

Bei Überproduktion und damit einhergehendem Preisverfall, zur kurzfristigen<br />

Leistungssteigerung (zunächst bei Distanzritten), vor allem aber in Notzeiten wurde auch<br />

Zucker an <strong>Pferde</strong> gefüttert ab etwa 1900. Aus steuerlichen Gründen allerdings zunächst nur<br />

nach Denaturierung (Vermischung mit Ölkuchenmehl, Fleischfuttermehl, Fischguano,<br />

Torfmehl, Reisfuttermehl etc. (mind. 20% <strong>des</strong> Zuckergewichts) oder Vermischung mit<br />

Gerstenfuttermehl oder Gerstenschrot (mind. 40% <strong>des</strong> Zuckergewichts). Diese Auflage<br />

begrenzte den Einsatz <strong>des</strong> Futterzuckers und in den ersten acht Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts<br />

wurden durchschnittlich nur 1500 t denaturierten Futterzuckers pro Jahr abgegeben, wovon<br />

ein Teil noch <strong>für</strong> technische Zwecke (z. B. Seifenproduktion) verwendet wurde (KELLNER,<br />

1909, S. 34-36).<br />

Die Erfolge der Zuckerfütterung bei den Distanzritten ermutigten auch das Militär zu<br />

Fütterungsversuchen mit unterschiedlichem Erfolg je nach eingesetzter Zuckermenge. Im<br />

Ersten Weltkrieg wurde Zucker dann vermehrt auch zur <strong>Pferde</strong>fütterung benutzt, da er nicht<br />

mehr exportiert werden konnte.<br />

In der ersten Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts wurden von den Ölfrüchten lediglich die Leinsamen<br />

als Diätetikum zur Verbesserung <strong>des</strong> Haarklei<strong>des</strong> oder an Fohlen und säugende Stuten<br />

verfüttert. Zu dieser Zeit waren nur Leinölkuchen, Rübsölkuchen und Bucheckernkuchen<br />

bekannt. Der Leinölkuchen wurde ähnlich wie die Leinsamen verwendet, Rübsölkuchen<br />

wurde in Gegenden von Holland bei großem Aufkommen auch bei <strong>Pferde</strong>n eingesetzt, die<br />

Akzeptanz war aber schlechter als bei den Leinölkuchen (GIBSON 1780, S.5). Nach der<br />

Verfütterung von Bucheckernkuchen kam es immer wieder zu teilweise tödlichen<br />

Vergiftungen. Die in der zweiten Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts in Einzelfällen versuchte<br />

Fütterung mit Hanf- und Mohnkuchen führte bei guter Akzeptanz zu einer Sedierung der<br />

<strong>Pferde</strong>, so dass sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Ab 1860 wurden dann auch<br />

Baumwollsaatmehl, Kokoskuchen, Erdnusskuchen und –mehl und Sesamkuchen nach<br />

Deutschland importiert und in erster Linie als Milchproduktionsfutter <strong>für</strong> Kühe eingesetzt<br />

(KLEMME, 2003, S. 161), aber auch an <strong>Pferde</strong> verfüttert. Außerdem war die Fütterung mit<br />

Sonnenblumensaatölkuchen als kleiner Teil der Ration üblich. Verunreinigungen der<br />

Kuchen mit wertlosen oder gar giftigen Beimengungen (gesundheitsschädliche<br />

Beimengungen der Rizinussamen) konnten grobsinnlich nicht ausgeschlossen werden.<br />

Futtermittel tierischer Herkunft haben in der <strong>Pferde</strong>fütterung eine lange Tradition.<br />

HERODOT berichtet schon im 5. vorchristlichen Jahrhundert, dass die Thraker ihren <strong>Pferde</strong>n<br />

auch Fische gaben und nach MARCO POLO (1999, S. 184) fütterten die Araber ihre <strong>Pferde</strong><br />

mit getrocknetem Fisch. Die genügsamen isländischen <strong>Pferde</strong> akzeptierten immer Muscheln


155<br />

und Fischköpfe bei ihrer Fütterung (ZORN und FREIDT 1944). Im Berichtszeitraum wurden<br />

solche Produkte (Verwertung von Kadavern in der Fütterung) beim Pferd <strong>bis</strong> 1870 nur<br />

sporadisch (Wasenmeister) oder in Notfällen (Belagerung von Metz) verwendet. Mit der<br />

Einführung von LIEBIG´s Fleischmehl (FORSTER 1875) wurde dieses Produkt ein beliebter<br />

Eiweißträger in <strong>Pferde</strong>mischrationen (z.B. mit Mais), wenngleich Kadavermehl von <strong>Pferde</strong>n<br />

in keiner Form akzeptiert wurde. In Notzeiten, während <strong>des</strong> 1. Weltkrieges, wurden<br />

verschiedene Schlachtabfälle (Pansenmischfutter) direkt verfüttert. Die eiweißreichen<br />

Produkte wurden bei <strong>Pferde</strong>n fast verschwendet und hätten in der Schweine- oder<br />

Geflügelfütterung sicher bessere Dienste geleistet.<br />

Die verschiedenen, in Notzeiten verwendeten Not- und Ersatzfuttermittel (s.a. Kap. 9)<br />

haben heute keine Bedeutung mehr. Im Mittelalter und selbst noch während <strong>des</strong> <strong>19.</strong><br />

Jahrhunderts waren sie bei schlechten Ernten von Bedeutung. So wird wiederholt aus dieser<br />

Zeit berichtet, dass in schlechten Jahren auf Notfuttermittel (Laub, aufgeschlossenes Stroh,<br />

Reisig) zurückgegriffen werden musste (BIX 1837, HAUBNER 1845, S. 397, ANDERSON<br />

1863). Auch Eicheln, Kastanien und Bucheckern wurden mit wechselndem Erfolg als<br />

Notfutter eingesetzt. Speziell den Kastanien wurde Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts eine<br />

therapeutische Wirkung bei chronischen Atemwegsinfektionen nachgesagt (CANTIGET<br />

1896). Auffallend ist, dass auch schon Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts bei der Truppe<br />

Ergänzungsfuttermittel gesucht wurden wie Kantinenreste (LEMKE 1899) oder dass ab 1915<br />

der Panseninhalt, vermischt mit anderen Futtermitteln an <strong>Pferde</strong> verfüttert wurde (ANON.<br />

1915a).<br />

Im Deutschen Reich wurden von Seiten der Regierung schon vor 1900 Überlegungen und<br />

Versuche angestellt, mit welchen organischen Substanzen in Not- und Kriegszeiten Lücken in<br />

der Versorgung der <strong>Pferde</strong> ausgefüllt werden konnten. Das Kriegsministerium beauftragte<br />

1893 den Stabsveterinär STRAUBE, verschiedenste Futtermittel als mögliche<br />

Haferersatzmittel, die im Krieg vor Ort zu beschaffen wären, zu testen.<br />

Während <strong>des</strong> 1. Weltkrieges wurde der Einsatz solcher Futtermittel bitterer Ernst. Ab 1915/16<br />

wurden spezielle Untersuchungen angesetzt, ob auch noch extreme Substanzen wie z.B.<br />

Holzwolle, bzw. Sägespäne zu nutzen seien. Vielfach musste die Truppe pragmatisch zu<br />

eigenen Lösungen greifen wie z.B. Schlachtabfällen (WESTMATTELMANN 1916).<br />

Von den diversen Notfuttermitteln ist heute kaum noch eines in Gebrauch. Aufgeschlossenes<br />

Stroh erlebte in den 60er und 70er Jahren nochmals eine Renaissance (MUNDT 1978) und ist<br />

heute vielleicht noch in Entwicklungsländern oder bei Extensivrassen üblich.<br />

Die vielen Berichte über diverse Futtermittel haben auch heute noch Wert. Dadurch wurden<br />

auch Risiken bei Aufnahme mancher Pflanzen deutlich, die heute noch beachtet werden<br />

müssen (z. B. die Giftigkeit von Bucheckern).<br />

In der <strong>Pferde</strong>haltung waren vielfach Mittel in Gebrauch, die durch spezielle Wirkungen beim<br />

Pferd besondere Effekte auslösen sollten, z. B. das Arsen (KUERS 1839, S. 268).<br />

Auffällig bleibt, dass Ende <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts anscheinend seriös auftretende Firmen<br />

Produkte (roborierende Futtermittel) auf den Markt brachten, die eine phänomenale<br />

Wirkung versprachen. Vom (in erster Linie Blut enthaltenden) Roborin heißt es in der<br />

Herstellerangabe, dass mit 50 g Roborin 1,5 kg Hafer ersetzt werden könnten. Berechnet auf<br />

die Energiezufuhr war solch ein Effekt unmöglich, gleichwohl glaubten einige<br />

Versuchsansteller, eine solche Wirkung nachgewiesen zu haben (FRICK 1901, KRÖNING<br />

1911). Hier müssen Wunderglaube oder Ignoranz geherrscht haben. Die Vorstellung eines<br />

besonderen Effektes auf den Stoffwechsel (ACKERMANN und KRÜGER 1902) wird nicht<br />

näher präzisiert. Gleichwohl gab es auch kritische Stimmen (SCHULZE BRESLAU 1902,<br />

JAMARTZ 1905).


156<br />

Die Herstellung von Futtermischungen (s.a. Kap. 7), die schließlich in der kommerziellen<br />

Produktion von Mischfuttern mündeten, hatte verschiedene Ausgangspunkte wie<br />

- Verwertung und Überführung von Futtermitteln in eine akzeptable Form,<br />

- Verbilligung der Ration,<br />

- Leichtere Handhabung von Futtermitteln,<br />

- Verbesserung der Logistik.<br />

Die älteste Form stellen offenbar Futterbrote dar, die meistens aus Roggen/Weizenmehlen –<br />

oft von minderer Qualität – oder auch Kartoffelschrot gebacken wurden. Ob solche Brote<br />

schon in bäuerlichen Betrieben hergestellt wurden, wie es noch <strong>bis</strong> Mitte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts<br />

in der arbeitsintensiven Zeit üblich war, ist unklar. Vermutlich hat aber die allgemeine<br />

Knappheit von Brotgetreide eine solche Herstellung nur selten erlaubt. Bei kommerzieller<br />

Produktion konnten dagegen auch havarierte Chargen, wie in frühen Jahren oft betont wurde<br />

(KUERS 1835), noch verwertet werden. In diesem Sinne erweiterte die Brotherstellung noch<br />

die knappen Ressourcen. STEWART (1839, S. 272), ein englischer Autor, vertritt die These,<br />

dass Hafer auf dem europäischen Festland sehr teuer war und <strong>des</strong>halb versucht wurde, andere<br />

Futtermittel durch den Prozess <strong>des</strong> Backens bekömmlicher und schmackhafter <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong><br />

zu machen. Unsinnig erscheint dagegen die Fütterung von Brot anstelle von Heu, wie von<br />

DAYLLY (MAGNE und FUCHS 1844, S. 469) berichtet wurde. Sowohl in der<br />

Landwirtschaft als auch bei den Droschkenpferden ist die Gabe von Futterbroten oder –<br />

zwiebäcken in den 70er Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts üblich (POTT 1878). Ein Streitpunkt war<br />

die Erhöhung <strong>des</strong> Nährwerts der verbackenen Futtermittel durch den Backprozess (ANON.<br />

1878 b). Aus heutiger Sich hat das Backen zweifellos den Vorteil, dass die Stärke<br />

aufgeschlossen und besser verdaulich ist. Bei übermäßiger Aufnahme kann dies aber<br />

andererseits wieder die mikrobiellen Umsetzungen im Magen und Dünndarm fördern.<br />

Neben Futterbroten aus minderwertigen Futtermitteln, wie z.B. Holzbrot <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> (mit 50%<br />

Holzmehl, POTT 1889. S. 162), kamen aber auch Futterbrote in den Handel, die Futtermittel<br />

wie Fleischmehl enthielten, die in anderer Form von den <strong>Pferde</strong>n nicht akzeptiert wurden<br />

(LAQUIERRE 1881; VOLLER 1901).<br />

Brote wurden besonders <strong>vom</strong> Militär und auch von gewerblichen <strong>Pferde</strong>haltern in Städten<br />

genutzt, um Kosten zu senken und die Fütterungstechnik zu vereinfachen. In einigen Fällen<br />

von Missernten wird aber auch noch in der zweiten Hälfte <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts von<br />

Landwirten diese Futterart <strong>für</strong> schwer arbeitende <strong>Pferde</strong> eingesetzt.<br />

Die Vor- und Nachteile der Brotfütterung wurden von den führenden Ernährungsfachleuten<br />

wie KUERS, HAUBNER, ZÜRN, DAMMANN, LUDEWIG durchaus zutreffend dargestellt.<br />

Insgesamt hat sich die Brotfütterung bei gewerblichen Unternehmungen und dem Militär<br />

nicht durchgesetzt. Neben hohen Aufwendungen bei Herstellung und Zuteilung waren da<strong>für</strong><br />

vermutlich auch Schwankungen in der Qualität verantwortlich.<br />

Ein anderer Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Herstellung von Futtermischungen war die schwer<br />

handhabbare Melasse. Während anfangs nur ein geeigneter Träger – auch wenn er keinen<br />

Futterwert hatte wie der Torf - genutzt wurde, entwickelten sich durch Kombination mit<br />

energiereichen, eiweißreichen oder auch mineralstoffreichen Futterkomponenten spezielle<br />

Typen, die schließlich unter Zurückdrängen der Melasse zu eindeutigen Mischfuttern<br />

mutierten. Dazu gehörten zu <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts die melassehaltigen Mischfutter wie<br />

Haferwert (BEDDIES 1907), Höveler Reformhafer, Haferbrot, Vollfutter (KARIGER 1963,<br />

S. 51, 45) und Götafuttermittel (MACH 1911). Auch das 1940 im deutschen<br />

„Generalgouvernement“ hergestellte <strong>Pferde</strong>mischfutter enthielt noch Melasse. Sie wurden in<br />

erster Linie zum Verkauf auf dem zivilen Markt produziert.


157<br />

Für die Entwicklung von Futtermischungen gab das Militär entscheidende Impulse. Deshalb<br />

soll diese Entwicklung näher beleuchtet werden.<br />

Hieß es noch im 18. Jahrhundert, der Krieg müsse sich aus dem Lande ernähren – auch was<br />

die Futtermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> betraf, so gab es offenbar Anfang <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts ein<br />

Umdenken, vermutlich bedingt durch das Scheitern der französischen Armee 1812 in<br />

Russland. Es wurde wesentlich bestimmt durch die nicht verfügbaren Futtermittel <strong>für</strong> die<br />

Armeepferde (KÖNIG 1896). Aus diesem Grund versuchte man 1815 offenbar eine Art<br />

eiserne Ration <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, ähnlich wie <strong>für</strong> Soldaten, zu konzipieren. Über die<br />

Zusammensetzung <strong>des</strong> sog. russischen Zwiebacks ist leider nichts Näheres bekannt, doch aus<br />

der Bezeichnung Zwieback kann abgeleitet werden, dass dieses Produkt wasserarm und<br />

vermutlich sehr konzentriert war.<br />

Im Laufe <strong>des</strong> <strong>19.</strong> und zu <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts unternahm das Militär immer wieder<br />

Versuche zur Verbesserung und Vereinfachung der Fütterung im Hinblick auf die<br />

Kriegssituation. Dabei sind zwei Tendenzen zu erkennen:<br />

- Herstellung eines konzentrierten Ergänzungsfuttermittels, das pro Gewicht und<br />

Volumen eine hohe Energiedichte aufwies,<br />

- Produktion eines Alleinfutters mit Rauhfutteranteilen.<br />

In den 30er Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts wurden in Deutschland Versuche mit Erbsen- und<br />

Roggenkuchen und in Frankreich mit Broten aus Hafer-, Gersten- und Bohnenmehl (KUERS<br />

1835, S. 57-69) angestellt. 1858 brachte der Franzose NAUDIN einen Zwieback mit geheimer<br />

Zusammensetzung auf den Markt (<strong>bis</strong>cuit fourage), der als „eiserne Ration“ in Kriegszeiten<br />

leicht auf den <strong>Pferde</strong>n mitgeführt werden konnte. Während und nach dem Deutsch-<br />

Französischen Krieg von 1870/71 wurden in der deutschen Armee verstärkt<br />

Fütterungsversuche mit verschiedenen Konserven durchgeführt (s. a. Tab. 5), die neben<br />

Hafer-, Erbsen-, Leinsamen- Weizen- und Roggenmehl z.T. auch schon Maismehl enthielten.<br />

In Tabelle 6 ist die Zusammensetzung der erfolgreichsten Futterkonserven angegeben. Ab<br />

1873 wurde auch Fleischmehl zur Erhöhung <strong>des</strong> Proteinanteils auf 20% in der Konserve<br />

verbacken. Parallel dazu wurde ein Fettgehalt von 10% angestrebt, um die Futterkonserve in<br />

ihrer Zusammensetzung dem Hafer anzugleichen (KÖNIG 1896).<br />

1875/76 wurde in Deutschland nach positiven Berichten aus England ein Blutfutter (Heinson<br />

Huch´sches Blutfutter, bestehend aus Blut vermischt mit Sägespänen, Kleie, Getreidemehl)<br />

getestet. Die Fütterungsversuche hatten aber nicht den gewünschten Erfolg. In Russland<br />

wurde 1876 die versuchsweise Verwendung von Futterzwiebäcken, bestehend aus Hafer,<br />

Erbsen-, Gerste- und Leinsamenmehl, an Militärpferde eingeführt (ANON. 1878c).<br />

Ab 1880 wurden in Deutschland die Versuche mit den schon 1873 erprobten Futterkuchen<br />

wieder aufgenommen. 1884 wurden alle <strong>Pferde</strong> der Artillerie und Kavallerie drei Tage lang<br />

im Anschluss an die Herbstübungen mit Futterkuchen verpflegt. Die schlechte Akzeptanz der<br />

Futterkuchen, ihre wechselnde und nicht kontrollierbare Zusammensetzung sowie die<br />

Transportschwierigkeiten und sogar einige Erkrankungen nach Fütterung der Testration<br />

führten 1885 zur Einstellung der Fütterungsversuche (KÖNIG 1896).<br />

1906 wurden von LUDEWIG (1906 b) im Auftrag <strong>des</strong> deutschen Kriegsministeriums kleine<br />

trapezförmige Kuchen, sog. Roßpain getestet. Die versprochene Wirkung (1300 g dieser<br />

Futterkuchen sollten 6500 g Hafer ersetzen) blieb jedoch aus. In Russland dagegen wurden<br />

Mehlfladen aus Hafer-, Erbsen- und Leinsamenmehl getestet, die bei nur einem Viertel <strong>des</strong><br />

Volumens von Hafer in der Lage sind, diesen kurzzeitig zu ersetzen (ROSENBERG 1907).<br />

Beim französischen Militär wurde nach AUREGGIO (1908) erfolgreich ein Nucleinmehl als<br />

Haferersatzmittel gefüttert. Er erwähnt auch Heckel´sche Biscuits, die mittels der enthaltenen<br />

gemahlenen Colanuss die <strong>Pferde</strong> vorrübergehend starke Strapazen besser ertragen lassen<br />

sollen. Während <strong>des</strong> 1. Weltkriegs wurde in Deutschland das sog. einfache Pressfutter<br />

hergestellt, dass aber maximal die halbe Haferration ersetzen konnte. Der Einsatz dieses<br />

Haferersatzfuttermittel anstelle <strong>des</strong> auch schon entwickelten Alleinfuttermittels (Pressfutter)


158<br />

hing mit den begrenzten Transportmöglichkeiten zusammen. Rauhfutter sollte im<br />

Operationsgebiet gesucht werden. Nach ANON. (1929, S. 409-411) war die mangelnde<br />

Rauhfuttergabe an die Militärpferde im 1. Weltkrieg mitverantwortlich <strong>für</strong> die hohen Verluste<br />

durch Krankheiten.<br />

Die Herstellung von Mischungen mit Rauhfutter (Alleinfutter), wie in Deutschland schon<br />

Thorley´s Food und die darauf basierende Konserve 2 von 1871/73, wurde Anfang <strong>des</strong> 20.<br />

Jahrhunderts auch von Russland und Amerika angestrebt. In Deutschland wurde im 1.<br />

Weltkrieg das sog. Pressfutter (bestehend aus Quetschhafer, Strohkraftmehl aus<br />

aufgeschlossenem Stroh mit Melasse und Eiweißzusatz, sowie gehäckseltem Heu und Stroh)<br />

verwendet und im 2. Weltkrieg die Heeresfutterkonserve. Im 2. Weltkrieg setzten auch die<br />

Russen erfolgreich ein Alleinfutter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> ein, während die amerikanischen <strong>Pferde</strong><br />

gemischte Pellets aus Rauh- bzw. <strong>Krippenfuttermittel</strong>n erhielten. Solche Mischungen waren<br />

artgerecht und fütterungstechnisch einfach, benötigten jedoch erheblichen Platz beim<br />

Transport und bei der Lagerung.<br />

Im beginnenden 20. Jahrhundert wurden auch im zivilen Bereich Mischfutter eingesetzt,<br />

allerdings in geringem Umfang. Berechtigte Vorbehalte gegenüber der Qualität, aber auch<br />

hohe Preise retardierten die Entwicklung, später dann auch die beiden Weltkriege und die<br />

schrumpfende Zahl städtischer <strong>Pferde</strong>, damals die Hauptabnehmer <strong>für</strong> kommerzielle<br />

Mischfutter.<br />

Die Entwicklung der Verwendung neuer Futtermittel ist in Tabelle 9 stark schematisiert<br />

zusammengestellt.<br />

Tab. 9: Einführung von <strong>Krippenfuttermittel</strong>, zeitlicher Ablauf<br />

vor 1800 konventionell Heu, Stroh, Laub, Hafer, Erbsen, Bohnen,<br />

Gerste, Möhren, Kleie, Roggen<br />

1801-1850 zusätzlich Kartoffeln, Lupinen, Futterbrote, Zwieback,<br />

Topinambour, Futterrüben, Biertreber<br />

1851-1875 „ Futtermittel tierischer Herkunft (Blut, Fleisch),<br />

Ölrückstände, Mischfutter<br />

1876-1925 „ Maiskörner, Melasse, Melassemischfutter<br />

1901-1925 „ Futterzucker, Nass- oder Trockenschnitzel,<br />

Zuckerschnitzel, Pressfutter, Notfuttermittel,<br />

Melassemischfutter<br />

1926-1950 „ Ergänzungs- oder Alleinfutter<br />

Die Einführung der verschiedenen Futtermittel lässt sich nicht punktuell festlegen. Die<br />

Tabelle 9 soll nur die wesentlichen Entwicklungslinien aufzeigen. Zweifellos sind manche<br />

Futtermittel schon vor dem in der Tabelle 9 genannten Termin eingesetzt worden. Viele<br />

Neuerungen wurden, wenigstens im Kleinen, schon vor ihrer Publikation praktiziert.<br />

Diese zeitliche Entwicklung lässt sich auch anhand der in den gängigen Büchern erwähnten<br />

und beschriebenen Futtermitteln nachweisen (Tab. 10).


Autor 8<br />

Jahr<br />

Gerste<br />

Mais<br />

Sonstige<br />

Getreidekörner<br />

Kartoffeln<br />

159<br />

Rüben<br />

Rückst.<br />

Zuckerprod.<br />

Rückst.<br />

Ölprodukti<br />

on<br />

Rückst.<br />

Müll.,<br />

Brau.,<br />

Brenn.<br />

CLARK 1790 +++ - ++ - - - - +++ - - -<br />

WALDINGER 1808 +++ +++ +++ - - - - - -<br />

PLANK 1828 ++ + + + + - + + - + ++<br />

ITHEN 1829 ++ + + + ++ - - ++ - - -<br />

STEWART 1839 ++ - ++ +++ +++ + ++ ++ + - +++<br />

KUERS 1839 +++ ++ +++ +++ ++ - ++ +++ ++ - +++<br />

MAGNE, FUCHS 1844 +++ + ++ ++ ++ - + ++<br />

HAUBNER 1845 +++ - ++ ++ ++ + + ++ + ++ ++<br />

FALKE 1850 ++ + ++ ++ + ++ + ++ ++ ++ +<br />

KÖRBER 1858 +++ ++ ++ +++ ++ + + + - - -<br />

KÜHNERT 1870 + + + ++ ++ + + ++ - - -<br />

ZÜRN 1875 +++ ++ ++ ++ + ++ ++ ++ ++ + ++<br />

BORN, MÜLLER 1879 ++ ++ ++ ++ + - - ++ - - -<br />

HAUBNER 1881 +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ + ++ +++<br />

ZÜNDEL 1882 +++ ++ +++ +++ +++ ++ +++ +++ + ++ +++<br />

DAMMANN 1886 +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++<br />

HAASE 1886 +++ +++ +++ +++ ++ - - - - - -<br />

CHARDIN 1898 +++ +++ ++ - - - ++ ++ - - -<br />

GOLDBECK 1906 ++ ++ ++ ++ + +++ - ++ - +++ +++<br />

LUDEWIG 1906 +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ ++ ++ +++<br />

KLIMMER 1908 ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ + - -<br />

ZSCHOKKE 1912 ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ - - -<br />

MANGOLD 1929/31 - - - +++ +++ +++ +++ +++ +++ - ++<br />

SCHMIDT, PATOW, KLIESCH 1939 ++ ++ - +++ +++ +++ + ++ - - -<br />

ZORN, FREIDT 1944 ++ ++ ++ ++ ++ ++ + ++ - ++ -<br />

8 Tab. 10: Umfang der thematischen Behandlung der einzelnen Haferersatzfuttermittel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> in den einschlägigen Büchern<br />

Zeichenerklärung: - nicht erwähnt + erwähnt, nicht bewertet ++ beschrieben +++ ausführlich beschrieben<br />

Tierische<br />

Prod.<br />

Notfuttermittel<br />

Mischfutter


Ernährungsphysiologische Vorstellungen<br />

160<br />

Aus dem Umgang und Einsatz verschiedener Futtermittel gehen auch Vorstellungen hervor,<br />

die teils richtig waren (obwohl die biologischen Zusammenhänge nicht bekannt waren), teils<br />

aber aus heutiger Sicht eher merkwürdig wirken.<br />

So wird wiederholt die Meinung vertreten (STEWART, 1839, S. 250; HAUBNER, 1845, S.<br />

355-356; BOUSSINGAULT, 1851, S. 255-263), man könne durch Möhren, Rüben,<br />

Kartoffeln u.a. Rauhfutter einsparen. HAUBNER (1881, S. 322) erwähnt, dass <strong>Pferde</strong> stets<br />

eine ausreichende Darmfüllung haben sollten (s. S. 14-15). Heute ist bekannt, dass Rauhfutter<br />

primär notwendig ist, um das Kaubedürfnis der <strong>Pferde</strong> zu stillen, was mit den genannten<br />

Futtermitteln nicht gelingt. Aber mit diesen Futtermitteln, die überwiegend im Dickdarm<br />

verdaut werden, konnte eine vermutlich erwünschte Füllung <strong>des</strong> Bauchraumes erreicht<br />

werden.<br />

Für das nach verstärkter Fütterung mit Mais, Gerste oder rohen Kartoffeln stärkere Schwitzen<br />

gab es damals noch keine Erklärung. Man erkannte jedoch, dass eine vermehrte<br />

Wärmebildung vorlag, nur nicht die Lokalisation und Ursache. Die verschiedenen<br />

Erklärungsversuche blieben unbefriedigend. Auch die Annahme von KÖNIG (1896, S. 245),<br />

der erhöhte Sauerstoffumsatz nach Maisfütterung (von ZUNTZ und HAGEMANN wurden<br />

die Versuche 1898 beschrieben) führe zu einer vermehrten Wärmeproduktion ist falsch.<br />

Heute ist bekannt, dass die rohe Stärke von Mais, Gerste und Kartoffeln eine geringe<br />

präzäkale Verdaulichkeit aufweist. Um die genannten Futtermittel besser verträglich zu<br />

machen, wurden damals durchaus richtige Maßnahmen getroffen, wie z.B. schroten,<br />

einweichen oder selbst kochen. Dadurch wird erreicht, dass die Stärke aufgeschlossen und in<br />

größerem Umfang präzäkal verdaut wird (MEYER et al. 1995). Originell und durchaus<br />

wirksam war auch der Gedanke von KLOEPFER-KETWIG (1894), solche Futtermittel nur<br />

oder vermehrt am Abend zu füttern, sodass am kommenden Morgen bei der Arbeit die<br />

postprandiale Wärmebildung bereits abgeklungen ist.<br />

Einen erheblichen Einfluß auf die Rationsgestaltung hatte noch <strong>bis</strong> Anfang <strong>des</strong> 20.<br />

Jahrhunderts die, auf LIEBIG´s Theorie basierende, irrige Vorstellung, dass bei der Arbeit<br />

Eiweiß verbraucht wird (ALEXY 1998, S. 208-209) und <strong>des</strong>halb <strong>bis</strong> in die 1920er Jahre die<br />

Rationen der Arbeitspferde bei eiweißarmen Grundfuttermitteln, wie etwa Kartoffeln mit<br />

eiweißreichen Produkten ergänzen zu müssen (KELLNER 1909).<br />

Bei den Bemühungen der Militärs im <strong>19.</strong> Jahrhundert, Futtermittel mit einer hohen<br />

Energiekonzentration herzustellen, wurde der Nutzen fettreicher Rationen <strong>für</strong> eine hohe<br />

Energiekonzentration nur z.T. erkannt (KÖNIG 1896). Die irrige Vorstellung, solche<br />

konzentrierten Mischfuttermittel bei minimalem Volumen könnten die <strong>Pferde</strong> ausreichend<br />

ernähren, rührte von dem Wunsch, eine „eiserne Ration“ auf dem <strong>Pferde</strong> mitführen zu können<br />

und gleichzeitig die Futterzeit auf wenige Minuten zu begrenzen (KÖNIG 1896).<br />

Eine aus heutiger Sicht schwer verständliche Auffassung von dem Einfluss <strong>des</strong> Torfes in der<br />

Ration ist die ihm zugesprochene diätetische Wirkung gegen die laxierende Eigenschaft der<br />

Melasse (s.a. Unterabschnitt 3.3.C.1 Torf als Melasseträger), obwohl 1902 die Franzosen<br />

GRANDEAU und ALEKAN den niedrigen Futterwert <strong>des</strong> Torfs, ja selbst seine<br />

verdaulichkeitssenkende Wirkung auf die gesamte Ration nachgewiesen hatten.


Neue tierärztliche Aufgaben und Probleme<br />

161<br />

Die Einführung neuer Futtermittel vor allem im städtischen Bereich führte zu Problemen<br />

durch Transport, Lagerung und mangelhafte Futterhygiene. Aus diesem Grund mussten die<br />

Tierärzte schon damals die Fütterung der <strong>Pferde</strong> im Auge behalten, um eine erhöhte<br />

Krankheitsanfälligkeit in den Beständen durch die Fütterung auszuschließen (HAUBNER<br />

1853, WÖRZ 1874, S. 30). STEWART (1839, S. 254-260) berichtet von Harnruhr, eine<br />

Erkrankung, die mit massivem Harndrang nach der Verfütterung von verdorbenem und dann<br />

im Ofen getrocknetem Hafer auftrat und bei anhaltender Fütterung zu struppigem Haarkleid<br />

führt und Erkältungskrankheiten und Druseerkrankungen begünstigte. Auch der zu schroffe<br />

Übergang von der alten zu einer neuen Fütterung führte regelmäßig zu Verdauungsstörungen<br />

(DEHNE 1915).<br />

Die neu eingeführten Futtermittel haben auch die Veterinärmedizin vor neue Aufgaben<br />

gestellt. Einige Erkrankungen traten mit dem Einsatz dieser Futtermittel neu oder verstärkt<br />

auf. Dazu zählten: Durchfälle, Koliken, Schlundverstopfungen, Lumbago (Myoglobinurie)<br />

und manche Hauterkrankungen.<br />

Durchfälle stellten sich z. T. nach übermäßiger Gabe von rohen Kartoffeln, Zucker oder<br />

Melasse ein. Diese Erkrankungen haben vermutlich eine unterschiedliche Pathogenese.<br />

Generell lernte man bei diesen feuchten Futtermitteln die Fütterungshygiene (zu lange<br />

Lagerung von Resten, Säuberung der Krippen etc.) besser zu beachten. Doch bei hoher<br />

bakterieller Kontamination waren Verdauungsstörungen nicht überraschend. Bei der<br />

Fütterung roher Kartoffeln, die mit schmerzhaften Durchfällen (LÜPKE 1843, S. 255-259)<br />

verbunden gewesen sein soll, hat zweifellos auch die geringe präzäkale Verdauung der Stärke<br />

mit Fehlgärungen im Dickdarm eine Rolle gespielt, evtl. auch Verunreinigungen wie Sand<br />

etc.<br />

Bei übermäßiger Fütterung von Saccharose (Melasse, Futterzucker) hat die geringe Aktivität<br />

der Saccharase im Dünndarm <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s (MEYER et al, 1995) den Übergang in den<br />

Dickdarm und Dysbiosen gefördert. Die frühe Hypothese, dass die hohen Gehalte an Salzen<br />

(besonders Kalium, DAMMANN 1886 S. 553) bei Melassedurchfällen ursächlich beteiligt<br />

seien konnte bereits 1905 von FISH und SEAMAN durch K- Bilanzuntersuchen<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Koliken waren eine ständige Bedrohung <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, wie aus älteren Büchern hervorgeht<br />

(TENNEKER 1797, S. 56; AMMON 1837 S. 472). Man versuchte sie, trotz Unkenntnis der<br />

Ursachen, möglichst zu vermeiden, insbesondere durch eine artgerechte Fütterungstechnik,<br />

wie bereits aus den Ausführungen von COLER (1593) hervorgeht. Mit dem Einsatz von<br />

Haferersatzfuttermitteln (wie Mais, Roggen, Erbsen und Bohnen) soll die Kolikfrequenz in<br />

der deutschen Armee zugenommen haben, wie im statistischen Veterinär-Sanitätsbericht über<br />

die preußische Armee <strong>für</strong> das Jahr 1894 betont wird (KOENIG, 1896, S. 262-263). Die<br />

Fütterung mit Melasse sollte u. a. auch die Kolikfrequenz senken. Wenn dies auch<br />

erfolgreich gewesen sein soll, so bleiben statistisch auswertbare Angaben aus, obwohl die<br />

These überzeugt.<br />

Eine Erklärung <strong>für</strong> die widersprüchlichen Angaben über die Verträglichkeit stärkereicher<br />

Produkte (Mais, Gerste, Kartoffeln), die von störungsfrei <strong>bis</strong> zu Tympanien mit Magen- und<br />

Darmzerreißung reichen, ist schwierig. Neben der Futtermenge pro Mahlzeit, der Art und<br />

Menge <strong>des</strong> Begleitfutters (Heu, Stroh) wird vor allem die hygienische Qualität zu diesen<br />

unterschiedlichen Erfahrungen beigetragen haben, wie von WODARG (1894, s. S. 54)<br />

bestätigt wird. Dabei können gutgemeinte Behandlungen der Futtermittel wie Kochen, Brühen<br />

oder Quellen, das Risiko <strong>für</strong> solche Fehlentwicklungen erhöht haben.


162<br />

Mit der Fütterung von Trockenschnitzeln trat eine Störung auf, die in älteren klinischen<br />

Werken noch nicht aufgeführt wird (GIBSON 1780, ROHLWES 1805, HERTWIG 1851).<br />

GÜNTHER (1859, S. 279) beschreibt eine Schlundentzündung mit den Symptomen einer<br />

Schlundverstopfung, ohne eine ätiologische Ursache da<strong>für</strong> anzugeben.<br />

Von HUTYRA und MAREK (1922, S. 51) wird das Risiko der Schnitzelfütterung besonders<br />

hervorgehoben. WÖRZ (1874, S. 85) berichtet von Schlundverstopfungen, die nach dem<br />

Verfüttern von ganzen rohen Kartoffeln in den 30er Jahren <strong>des</strong> <strong>19.</strong> Jahrhunderts in einer<br />

Cavallerie-Eskadron auftraten. Auch bei dem im 1. Weltkrieg auf deutscher Seite<br />

verwendeten Preßfutter (ANON. 1929, S. 409-411) sowie bei Fütterung mit<br />

Zuckerrübenschnitzel (ANON. 1929, S. 417) kam es zu Schlundverstopfungen der <strong>Pferde</strong> im<br />

Felde.<br />

KELLNER (1908) erwähnt eine, in der allgemeinen veterinärmedizinischen Literatur sonst<br />

nicht behandelte, durch Rübenschnitzelfütterung ausgelöste „Schnitzelkrankheit“ mit<br />

leichten <strong>bis</strong> schweren Verdauungsstörungen, die vermutlich durch Verderbnis der nassen<br />

Rübenschnitzel verursacht wurde, da sie bei getrockneten Rübenschnitzeln nicht auftrat (s. S.<br />

80).<br />

Schon KUERS (1835, S. 55) beobachtete Blutharnen nach der Verfütterung von Gerste,<br />

konnte aber keinen ursächlichen Zusammenhang erstellen. Das Auftreten von Lumbago<br />

(schwarze Harnwinde, Myoglobinurie) nach verstärkter Zuckerfütterung (BERGEMANN<br />

1915; BAUZ 1916; SALLINGER 1916), schon 1881 von HAUBNER (S. 456-458) bei<br />

Melassefütterung beschrieben, förderte entsprechende Untersuchungen. SUSTMANN´s<br />

Beoachtungen (1915) wurden später von HERTHA (1921) weiter zu einer plausiblen<br />

Hypothese entwickelt.<br />

DEHNE (1915) fiel das gehäufte Auftreten von Dämpfigkeit bei <strong>Pferde</strong>n nach dem Ersatz <strong>des</strong><br />

Hafers durch Zucker (aufgrund der Haferrationierung) auf. Schon vorhandene geringgradige<br />

Dämpfigkeit verschlimmerte sich und <strong>bis</strong>her gesunde <strong>Pferde</strong> zeigten plötzlich Anzeichen von<br />

Dämpfigkeit. Dabei handelte es sich meistens um das chronische, echte Lungenemphysem.<br />

DEHNE beobachtete in einigen Fällen auch eine deutliche Herzschwäche mit pochendem,<br />

vermehrtem Herzschlag. Die Ursache könnte seiner Meinung nach in dem hohen Kaligehalt<br />

<strong>des</strong> Zucker liegen. Aus heutiger Sicht ist diese Beobachtung nicht nachzuvollziehen.<br />

Hautausschläge nach Fütterung roher Kartoffeln (GROS-CLAUDE 1858) lenkten auch auf<br />

die Wirkung von Solanin.<br />

Beobachtungen über die Begünstigung der Rotz-Infektion nach Brotfütterung (HUZARD<br />

1849) oder andere Infektionen waren vermutlich nicht realistisch.<br />

Förderung und Unterstützung von Versuchen<br />

Abschließend bleibt zu fragen, wer die verschiedenen Versuche insbesondere finanziell<br />

unterstützt hat. Darüber werden wenig Angaben gemacht.<br />

Im landwirtschaftlichen Bereich haben häufig Gutsbesitzer Versuche auf ihren Betrieben<br />

machen lassen, die vermutlich von keiner anderen Stelle bezuschusst wurden. Hier hat<br />

offenbar die Privatinitiative dominiert, wie allgemein bei der Agrarforschung im <strong>19.</strong><br />

Jahrhundert. Bei größeren Versuchsvorhaben, wie z.B. KELLNERs koordinierten Versuchen<br />

sind vermutlich landwirtschaftliche Gesellschaften die Auftraggeber gewesen.


163<br />

Andererseits haben auch die Besitzer größerer <strong>Pferde</strong>bestände, wie etwa die<br />

Omnibusgesellschaften, in eigener Regie Versuche veranlasst. Die „Compagnie Générale <strong>des</strong><br />

Voitures in Paris“ beispielsweise besaß ca. 13 000 <strong>Pferde</strong> und einen Versuchsstall mit<br />

Einrichtungen <strong>für</strong> die genaue Aufsammlung von Kot und Harn der Versuchstiere<br />

(GRANDEAU und ALEKAN 1902).<br />

Der wichtigste Motor <strong>für</strong> die Prüfung und Entwicklung neuer Fütterungssysteme war im <strong>19.</strong><br />

Jahrhundert zweifellos das Militär. Es konnte in eigenen Einheiten ohne zusätzliche Mittel<br />

einfache Fütterungsversuche durchführen. Außerdem wurden Forschungsstätten auch von der<br />

Lan<strong>des</strong>regierung gefördert. ELLENBERGERs Institut in Dresden wurde zusätzlich auch noch<br />

<strong>vom</strong> Militär unterstützt, genau so wie ZUNTZ´ Arbeiten in Berlin (KLINGEBERG-KRAUS<br />

2003, S. 214). Auch ELLENBERGER´s Untersuchungen über den Zuckerstoffwechsel<br />

während <strong>des</strong> 1. Weltkrieges, von den Militärbehörden angeregt, wurden vermutlich von der<br />

Militärverwaltung gefördert.


Zusammenfassung<br />

164<br />

U. Bernemann: <strong>Krippenfuttermittel</strong> <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, <strong>Entwicklungen</strong> <strong>vom</strong> <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> <strong>19.</strong> <strong>bis</strong><br />

Mitte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika).<br />

In der vorliegenden Dissertation wurden die Veröffentlichungen in der einschlägigen Literatur<br />

(Zeitschriften, Bücher) über <strong>Krippenfuttermittel</strong>, die ab 1800 zusätzlich zu den<br />

konventionellen Produkten (Hafer, Kleie, Leguminosen) in der <strong>Pferde</strong>fütterung verwendet<br />

wurden, analysiert.<br />

Der Einsatz neuer Futtermittel wurde ermöglicht durch veränderte Anbaumethoden in der<br />

Landwirtschaft (Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur ertragreicheren<br />

Fruchtfolgewirtschaft mit Kartoffel-Rübenanbau), aber auch durch neue Technologien bei der<br />

Verarbeitung verschiedener Rohstoffe und den anfallenden Nebenprodukten. Andererseits<br />

bestand vor allem in den nichtlandwirtschaftlichen Betrieben und im militärischen Bereich, in<br />

denen mehr als ein Drittel aller <strong>Pferde</strong> gehalten wurde, das Interesse an einer kostengünstigen<br />

Fütterung und der Sicherung einer ausreichenden Versorgung und vereinfachten Logistik.<br />

Zu den neuen Futtermitteln zählen Rüben, Möhren, Kartoffeln, Futtermittel tierischer<br />

Herkunft (Fleischmehl und Blut), später auch Mais, Rückstände aus der Brauerei, Brennerei<br />

und Ölproduktion und insbesondere aus der Zuckerrübenverarbeitung (Melasse, Schnitzel).<br />

Bei der Auswertung mussten überwiegend nicht objektivierbare Erfahrungsberichte, oft mit<br />

Beobachtungen bei wenigen <strong>Pferde</strong>n, berücksichtigt werden. Dabei wurden z.T. kontroverse<br />

Erfahrungen über Akzeptanz oder Verträglichkeit der Futtermittel deutlich. Aus der großen<br />

Zahl der Beobachtungen, in einigen Fällen auch mit großen Tierzahlen und exakten<br />

Versuchsbedingungen, schälen sich jedoch einige sichere Erkenntnisse, die auch durch neuere<br />

wissenschaftliche Daten gestützt werden.<br />

Die zeitliche Einführung der genannten Futtermittel ergibt sich aus Tabelle 9 sowie aus der<br />

Behandlung dieser Futtermittel in den einschlägigen Büchern zur <strong>Pferde</strong>fütterung (Tab. 10).<br />

Aus den diversen Angaben können <strong>für</strong> einige Einzelfuttermittel Empfehlungen <strong>für</strong> den<br />

quantitativen Einsatz bei mittelschweren <strong>Pferde</strong>n abgeleitet werden:<br />

∅-Tagesmenge Max. Tagesmenge Austauschwert gegen<br />

(kg)<br />

(kg)<br />

1 kg Hafer (kg)<br />

Möhren 15 40 1,75<br />

Kartoffeln , roh 9,3 18,75 2,5<br />

„ , gekocht 14,6 39 3,3<br />

„ , getrocknet 2,9 9,75 1,1<br />

Mais 3,6 8,5 1<br />

Melasse 1,2 3,3 1,6<br />

Schnitzel 5,2 6,3 1<br />

Zucker 1,7 4,3 1,5<br />

Treber / Pülpe 3,1 10 1<br />

Die Verträglichkeit dieser Futtermittel in den angegebenen Mengen hing jedoch von der<br />

Mahlzeitengröße, der Zubereitung (quetschen, mahlen, brühen, quellen, kochen, schnitzeln)<br />

sowie von der Kombination mit anderen Futtermitteln ab. Bei den meisten stärkereichen<br />

neuen Futtermittel, insbesondere Mais und Kartoffeln fiel bei verstärktem Einsatz eine<br />

vermehrte Wärmeproduktion und Schweißbildung auf. Wenn auch die Ursache (erhöhte<br />

mikrobielle Verdauung im Dickdarm) damals nicht bekannt war, wurden z. T. doch sinnvolle<br />

Maßnahmen getroffen, um dieser Erscheinung entgegen zu wirken, wie geringerer Einsatz im


165<br />

Sommer als im Winter, Fütterung nur zur Abendmahlzeit, Zubereitung der Futtermittel oder<br />

Verteilung auf mehrere Mahlzeiten.<br />

Der Wunsch nach leicht handhabbaren, konzentrierten Futtermitteln <strong>vom</strong> Militär aber auch<br />

von städtischen <strong>Pferde</strong>haltern führte zur Entwicklung von Futtermischungen und schließlich<br />

zu Mischfuttern.<br />

Schon vor 1800 wurden erste Futtermischungen im Form von Brot, Kuchen, Biskuit oder<br />

Zwieback hergestellt zur Geschmacksverbesserung <strong>des</strong> Futters, zur Verbesserung der<br />

Verträglichkeit, zur Nutzung von verdorbenen und/oder nicht schmackhaften Futtermittel<br />

(hierzu zählen auch die vielfach eingesetzten tierischen Produkte, wie Fleisch- und Blutmehl)<br />

und zur Vereinfachung <strong>des</strong> Transports. Aus diesem Ansatz entwickelten sich ab etwa 1865/70<br />

die ersten kommerziellen Mischfutter. Die Entwicklung wurde durch die Einführung der<br />

Melassen als Futtermittel (um 1890) verstärkt.<br />

Ab 1870 wurde beim deutschen Militär versucht, Alleinfutter <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> zu entwickeln, was<br />

auch <strong>bis</strong> zum 1. Weltkrieg eingeschränkt (Pressfutter) und im 2. Weltkrieg uneingeschränkt<br />

(Heeresfutterkonserve) gelang. Auch Russland stand im 2. Weltkrieg ein gebackenes<br />

Alleinfutter <strong>für</strong> die <strong>Pferde</strong> zur Verfügung. Die USA formten während <strong>des</strong> 2. Weltkrieges<br />

Pellets aus Rauh-, sowie Krippenfutter und mischten sie zu einem Alleinfuttermittel.<br />

Zeitgleich mit den neuen Futtermitteln traten verschiedene Erkrankungen auf, die z. T.<br />

relativ einfach auf die veränderte Fütterung zurückzuführen (Schlundverstopfung nach<br />

Schnitzelfütterung, Verschlag nach starker Zuckerfütterung) z. T. aber in ihrer<br />

pathogenetischen Entwicklung (Tympanien, Koliken) nicht leicht zu erkennen waren. Sie<br />

erweiterten in jedem Fall aber das tierärztliche Wissen und Handeln.<br />

Die zahlreichen Beobachtungen bei der Fütterung diverser Futtermittel einschließlich von<br />

Not- und Ersatzfuttermitteln bei Kriegen und Missernten aus der Zeit von 1800 <strong>bis</strong> 1950<br />

geben auch heute noch viele Anregungen <strong>für</strong> Wissenschaft und Praxis.<br />

Summary<br />

U. Bernemann: <strong>Krippenfuttermittel</strong> <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>, <strong>Entwicklungen</strong> <strong>vom</strong> <strong>Beginn</strong> <strong>des</strong> <strong>19.</strong> <strong>bis</strong><br />

Mitte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika).<br />

This dissertation is based on publications of relevant literature (i.e. magazines, books) on the<br />

use of trough feed from 1800 until 1950. The aim of this thesis is to trace back the motivation<br />

and the final success of the various feeding examples and trial feeding, which could only be<br />

evaluated empirically.<br />

The analysis of the relevant literature reveals, that the so-called “new” trough feed in the<br />

keeping of horses got into use from 1800 onwards and was used in addition and /or as a<br />

substitute to oat, bran or pulses, which were the exclusive feedstuff until then. This “new”<br />

trough food consisted of turnip, carrots, potatoes and food of animal origin (meat and blood<br />

meal). Later on maize, the remains of brewery and distillery, oil processing and especially of<br />

sugar beet processing (molasses and sugar beet pulp) were also used.<br />

The change in the horse diet was triggered off by the modified methods in agriculture<br />

(transition from three-field-system to rotation of crops), and by the new technologies in the


166<br />

processing of different raw materials. The most reports based on empirical experiences, often<br />

with only a few horses. The results were sometimes very different according to the accepting<br />

and digestibility. The great number of recognizes showed sometimes knowledge, which is<br />

now based on scientific investigations.<br />

Table 9 shows the chronological introduction of the feedstuffs mentioned. Table 10 shows the<br />

extent of investigation on that matter in the relevant books.<br />

The experiences on the ideal diet have partly been collected on a large number of horses and<br />

can be summed up for single feestuffs as follows:<br />

∅-daily intake max. daily intake amount in exchange<br />

(kg)<br />

(kg) for 1 kg oat grain (kg)<br />

Carrots 15 40 1,75<br />

Potatoes, raw 9,3 18,75 2,5<br />

„ , cooked 14,6 39 3,3<br />

„ , dried 2,9 9,75 1,1<br />

Maize 3,6 8,5 1<br />

Molasses 1,2 3,3 1,6<br />

sugarbeet pulp 5,2 6,3 1<br />

Sugar 1,7 4,3 1,5<br />

brewers´grains/pulp 3,1 10 1<br />

Well before 1800 mixtures of food consisting of bread, cakes, <strong>bis</strong>cuit or rusk were produced<br />

for a whole range of advantages: The food taste and the digestibility were improved, the bad<br />

and /or inedible food (as for example animal products like meat and blood meal, which were<br />

often fed) were made use of and the transportation was facilitated.<br />

Out of this approach the first commercial food came up from 1865/70 onwards. This<br />

development was enhanced by the introduction of molasses as animal food around 1890.<br />

From 1870 onwards the German military forces have experimented on a complete diet for<br />

horses. This was partly successful until the first world war (Pressfutter) and finally in the<br />

second world war resulted successfully in a mixed meal (Heeresfutterkonserve). The Russian<br />

troops also disposed of a baked complete diet for horses at the same time. The USA formed<br />

pellets out of rough food as well as out of trough food and then mixed the two components to<br />

a complete diet during WWII.<br />

The essential motives for the use of the various feedstuffs mentioned was to reduce the costs<br />

of feeding, especially in non-agricultural enterprises. In the military sector it was also meant<br />

to assure a sufficient troop supply and to facilitate the logistic.<br />

Alongside the introduction of “new“ feedstuffs for horses new diseases appeared. On one<br />

hand these diseases can easily be traced back to the new feeding diets (like oesophageal<br />

obstruction after feeding sugar beet pulp or equine paralytic myohaemoglobinaemia after<br />

giving a great amount of sugar), but on the other hand the explanation pertaining to the<br />

pathogenesis of colics or tympanie was difficult. To reveal the connection between the new<br />

feedstuffs and the new diseases was the reason for many veterinary investigators to examine<br />

the different feedings, regarding the fact that the most efficient prevention of colic’s now and<br />

then is a diet which comes up to the animal’s requirements according to hygiene and<br />

nutrition.<br />

The numerous recognitions on the feeding of various feedstuffs, inclusive those, which were<br />

fed in times of war or bad harvest from 1800 to 1950, still stimulate the knowledge in science<br />

and practice.


5.Literatur<br />

Anonyme Schriften<br />

167<br />

ANON. (1784): Betrachtungen über eine neue Erfindung eines gesunden und zuträglichen<br />

Futters <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Mag. Vieharzneykunst, 7, 41-57<br />

ANON. (1807): Ueber das Futtern der Zug- und Reitpferde.<br />

J. populaire Thierarzneikd., 1, Heft 1, 32-38<br />

ANON. (1820): On the culture of carrots<br />

The philosophical magazin, 56, 416-427<br />

ANON. (1827): Bucheckernölkuchengift<br />

Archiv Stallmeister, 5, 471-476<br />

ANON. (1830): Kartoffelfütterung an <strong>Pferde</strong>.<br />

Ztg. <strong>Pferde</strong>liebhaber, 5, 357-358<br />

ANON. (1831 a): Ein Wort eines teutschen Thierarztes über die Expedition der Franzosen<br />

gegen Algier.<br />

Teutsche Z. <strong>für</strong> die ges. Thierheilkd. 2, 125-127<br />

ANON. (1831 b): Fleischfressende <strong>Pferde</strong>.<br />

Teutsche Z. <strong>für</strong> die ges. Thierheilkd, 2, 120-121<br />

ANON. (1841): Ueber die Fütterung der <strong>Pferde</strong> mit gekochtem Roggen statt Haber.<br />

(Aus dem „Cultivateur“), Rep. der Thierheilk. 2, 36-38<br />

ANON. (1842): Ueber die Fütterung gerissenen (gequetschten) Habers, statt <strong>des</strong> ganzen.<br />

Rec. Mèd. vét. Pratique, 29, ref.: Rep. der Thierheilk. 3, 255-256<br />

ANON. (1843): Brod als <strong>Pferde</strong>futter.<br />

Rec. Mèd. vét. pratique. 1843. Juli- Sept., ref.: Rep. der Thierheilk. 4, 286.<br />

ANON. (1849): Beobachtungen über die Verdauung und Ernährung bei <strong>Pferde</strong>n.<br />

Rec. Mèd. vét., Mai 1840, zit.: Z. <strong>für</strong> die ges. Thierheilk. und Viehzucht7, 326-327<br />

ANON. (1858): <strong>Pferde</strong>futter<br />

J. Méd. vét., publié à l’école de Lyon. Juillet- Septembre 1857, ref.: Rep. der Thierheilk. 19,<br />

64.<br />

ANON. (1863): Gepresstes Futter<br />

Der Thierarzt 2 (Jan.), 36.<br />

ANON. (1863 a): <strong>Pferde</strong>fütterung mit Lupinen.<br />

Ann. der Landwirtsch. in den k. preuss. Staaten 1862, Beil. 26, sowie<br />

Oesterr. Vierteljahresschrift <strong>für</strong> wissensch. Veterinärkd. 19, 12-13


ANON. (1865): Heuzwieback <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Der Thierarzt, 4, 222.<br />

168<br />

ANON. (1874): Ernährung der <strong>Pferde</strong> mit <strong>Pferde</strong>fleisch.<br />

Rep. der Thierheilkd 35, 90.<br />

ANON. (1878 a): Neues Heu und neuer Hafer<br />

Oesterr. Landwirtsch. Wochenblatt, 1877 (36), zit.: Der Thierarzt 17 (1), 15-16<br />

ANON. (1878 b): Futterbrode <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 5, 530-531<br />

ANON. (1878 c): Die Hafer-Conserve im letzten russisch-türkischen Kriege.<br />

Neue militärische Blätter, 1878, 593-595<br />

ANON. (1878 d): Der Futter-Zwieback <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Die Vedette, 1878, 520.<br />

ANON. (1881): Fütterung der <strong>Pferde</strong> der Allgemeinen Berliner Omnibus-Actien-Gesellschaft.<br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 8, Nr. 5, 27.<br />

ANON. (1884): Ein neues <strong>Pferde</strong>futter.<br />

Militär-Ztg., Wien, 326.<br />

ANON. (1886): Blut und Fleischmehl als Rekonvaleszenzmittel.<br />

Rep. der Tierheilkd. 47, 145-146<br />

ANON. (1887): Fütterung von Dienstpferden mit (ausgebrautem) Gerstenmalz<br />

Militär-Wochenblatt, 72, 1435.<br />

ANON. (1888): Rosskastanien als Viehfutter<br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 89, ref.: ELLENBERGER/SCHÜTZ, 8, 186.<br />

ANON. (1891): Verschiedene Mitteilungen: <strong>Pferde</strong>rationen in England<br />

Ref.: Berl. thierärztl. Wochenschr. 7, 447-448<br />

ANON. (1892): Kartoffeln als <strong>Pferde</strong>futter<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr.,o. Bandzählung, 322.<br />

ANON. (1892 a): Kokusnussmehl <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr., o. Bandzählung, 620.<br />

ANON. (1893): Getrocknete Kartoffelpülpe.<br />

Frühling´s landwirtsch. Zeitung, 888, ref.: ELLENBERGER/SCHÜTZ, 12, 169.<br />

ANON. (1894 a): Kartoffelbrot <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 21, 339.<br />

ANON. (1894 b): Brod <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr.,1894, 167.


ANON. (1894 c): Mais <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong>.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr. 2, 167.<br />

169<br />

ANON. (1894 d): Robur, ein neues <strong>Pferde</strong>kraftfuttermittel.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr. 2, 167.<br />

ANON. (1894 e): Ueber Fütterungsversuche mit „Robur“, von Polansky und Kornauth<br />

Oesterr. Z. wissensch. Veterinärkd. 1894, 75-96 sowie<br />

Dtsch. thieraerztl. Wochenschr., 1894, 165.<br />

ANON. (1894 f): Roggenfütterung.<br />

ref.: TESCHNER 1927<br />

ANON. (1894 g): Reisepferdefutter.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr. 2, 612.<br />

ANON. (1895): Eichelfütterung<br />

zit.: ENGELS (1913, 123)<br />

ANON. (1896): Heu- Biscuit.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr. 4, 526.<br />

ANON. (1897): Biertreber und Fleischfuttermehl bei der Ernährung der <strong>Pferde</strong>.<br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 24, 541.<br />

ANON. (1898 a): Ueber Melassefütterung.<br />

Z. Veterinärkd. 10, 312-317<br />

ANON. (1898 b): Torfmelassefutter.<br />

Berl. thierärztl. Wochenschr. 6, 57-58<br />

ANON. (1898 c): Melasse- Torfmehl als Ergänzungsfutter <strong>für</strong> Dienstpferde.<br />

Z. Veterinärkd. 10, 354-360<br />

ANON. (1902): Baupels Melassefutter.<br />

Z. Veterinärkd. 14, 50.<br />

ANON. (1903): Tutolin und Tumelin, zwei neue Futtermittel.<br />

Dtsch. landwirtsch. Thierzucht, ref.: ELLENBERGER/SCHÜTZ, 23, 237.<br />

ANON. (1904 a): Seltsame Futtermittel und Fütterung mit Mais, Malzkeimen und Melasse an<br />

<strong>Pferde</strong>.<br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 31, 293.<br />

ANON. (1904 b): Erfahrungen bei Verfütterung unreifer Maiskolben an <strong>Pferde</strong>.<br />

Illustrierte landwirtsch. Z. 24, 1108.<br />

ANON. (1906): Der <strong>Pferde</strong>bestand auf der Erde und deren Beschaffung <strong>für</strong> den Militärdienst.<br />

Internationale Revue über die gesamten Armeen und Flotten. 1906, Beiheft 71<br />

Dresden


170<br />

ANON. (1907): Getrocknete Kartoffelschnitzel <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong><br />

Dtsch. landwirtsch. Presse. 34, 624.<br />

ANON. (1914): Erfahrungen über Herstellung und Fütterung von Blutmehl an <strong>Pferde</strong>n.<br />

Tierärztl. Rdsch. 20, 565-566<br />

ANON. (1915 a): Verwendung <strong>des</strong> Panseninhaltes frisch geschlachteter Rinder als<br />

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ANON. (1915 b): Die Schlachtabfälle als Viehfutter.<br />

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ANON. (1916): Ueber Blutfutter.<br />

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ANON. (1916 a): Die Beschaffenheit <strong>des</strong> Futters, das durch Aufschließung mit Aetznatron<br />

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Dtsch. tierärztl. Wochenschr. 24, 425.<br />

ANON. (1917): Grünfutterkuchen.<br />

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ANON. (1918): Ueber Blutmelasse.<br />

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ANON. (1919): Ein Futterbrot <strong>für</strong> <strong>Pferde</strong> und Ziegen.<br />

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ANON. (1920): Ausnutzungsversuche mit Futterbrot an der Dresdener Tierärztlichen<br />

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Schriften unter einem Verfassernamen<br />

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Heineck und Faber, Copenhagen, Leipzig.<br />

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Ann. Chim. Phys. (Ser. 2), 71, 128-136<br />

BOUSSINGAULT, J. B. (1851): Die Landwirthschaft in ihren Beziehungen zur Chemie,<br />

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deutsch v. R. Graeger, Halle, Verlag von Ch. Graeger<br />

BOUSSINGAULT, J. B. (1854): Die Landwirthschaft in ihren Beziehungen zur Chemie,<br />

Physik und Meteorologie, Bd. 3<br />

deutsch v. R. Graeger, Halle, Verlag von Ch. Graeger<br />

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BOUSSINGAULT, - (


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Dritte, neubearbeitete Aufl.<br />

Verlagsbuchhandlung Parey, Berlin 1902<br />

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176<br />

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Kettwig, Stuttgart<br />

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Ebnersche Buchhandlung, Ulm<br />

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J. G. Cotta’scher Verlag, Stuttgart<br />

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Verlag Parey, Berlin<br />

WOLFF, E., SIEGLIN,C. , KREUZHAGE, C., MEHLIS, T. (1887):<br />

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Landwirtsch. Jahrb. 16, Supplement III, 110<br />

WOLFF, E., FUNKE, W., KREUZHAGE C. (1881): Vergleichende Versuche mit Pferd und<br />

Hammel über die Verdaulichkeit der Erbsen.<br />

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WOLSTEIN, J. F. (Bearb.) und J. V. SICKLER [Hrsg.] (1805): Die Kunst ohne alle<br />

Anleitung <strong>Pferde</strong>, Rindvieh, Schaafe ... selbst zu erziehen, warten, fuettern und ihre<br />

Krankheiten zu erkennen und heilen zu lernen, Bd. 1.<br />

Hennings’sche Buchhandlung, Erfurt<br />

WREDE, H. (1932): Zur Verdaulichkeit und Verwertung von gedämpft- eingesäuerten<br />

Kartoffeln bei der Fütterung an Arbeitspferde.<br />

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ZAITSCHEK, A. und KORBULY, M. (1903): Ueber den Nährwerth der Derby-Melasse.<br />

Kisérlesugyi közlemények. Bd. VI. Heft 3. (Ungarisch), ref.: ELLENBERGER/SCHÜTZ ,<br />

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zit.: SCHENKE 1903 a, 20<br />

ZIEGER, W. (1973): Das deutsche Heereswesen im 2. Weltkrieg.<br />

Verlag Rombach, Freiburg<br />

ZORN, W. und FREIDT, G. (1944): <strong>Pferde</strong>zucht<br />

Ulmer, Stuttgart<br />

ZSCHOKKE, E. (1912): Anleitung zur Kenntnis und Gesundheitspflege <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s, 4. Aufl.<br />

Orell Füßli, Zürich<br />

ZÜNDEL, A. (1882): Die Gesundheitspflege der <strong>Pferde</strong> in Bezug auf Benutzung.<br />

Schickhardt & Ebner, Stuttgart


206<br />

ZÜRN, F.A. (1875): Die Pflege der gesunden Haussäugethiere, I. Teil<br />

Schotte u. Voigt, Berlin<br />

ZUNTZ, N. und HAGEMANN, O. (1898): Der Stoffwechsel <strong>des</strong> <strong>Pferde</strong>s.<br />

Landwirtsch. Jahrb. 27, Ergänzungsbd. 3


Danksagung<br />

207<br />

Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Univ.-Prof. em. Dr. Dr. h.c. Helmut<br />

Meyer <strong>für</strong> die freundliche Überlassung <strong>des</strong> interessanten Themas und insbesondere <strong>für</strong> die<br />

stets hilfreiche Unterstützung bei der Durchführung und der gedanklichen Weiterentwicklung<br />

der Arbeit, <strong>für</strong> die praktischen Hinweise und die kritischen Diskussionen, sowie <strong>für</strong> die<br />

angenehme Zusammenarbeit und seine väterlichen Anregungen.<br />

Darüber hinaus bedanke ich mich bei meinem Schwiegervater Theo Bernemann <strong>für</strong> seine<br />

Bereitschaft, genügend Wasser zu trinken, um den <strong>für</strong> ihn trockenen Stoff nach<br />

Schreibfehlern abzusuchen und bei Dieter Funke und Jochen Schwering <strong>für</strong> die geleistete<br />

Hilfe in der Not, wenn der Computer mal wieder nicht so wollte, wie ich.<br />

Nicht zu vergessen sind mein Mann und das Team der Praxis Kathmann, Fenger, Wigger,<br />

Mordhorst, die meine Abwesenheit immer wieder kurz- und langfristig überbrücken mussten.<br />

Danke <strong>für</strong> das Verständnis.<br />

Zudem bedanke ich mich bei den Mitarbeitern der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule<br />

Hannover <strong>für</strong> ihre engagierte und freundliche Unterstützung bei der Literaturrecherche.

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