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Zwei Sorten Mensch? Starke und Schwache? - NOTausgang Jena eV

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14<br />

+++ In Leipzig getroffen + + + +++ In Leipzig gesehen + + +<br />

Fiesta in der<br />

Räuberhöhle<br />

Juan Pablo Villalobos, geboren<br />

1973 in Guadalajara,<br />

Mexiko, kam mit „Fiesta in<br />

der Räuberhöhle“ nach<br />

Leipzig. Der im Berenberger<br />

Verlag erschienene Roman<br />

erzählt die Geschichte des<br />

Sohnes eines mexikanischen<br />

Drogenbosses, wie man aufwächst<br />

in Reichtum <strong>und</strong> Einsamkeit.<br />

Der studierte<br />

Marktforscher <strong>und</strong> Literaturwissenschaftler<br />

packt in<br />

den Miniroman mehr über<br />

Mexiko <strong>und</strong> Lateinamerika,<br />

seine fatale Abhängigkeit<br />

<strong>und</strong> seinen Hang zu Größenwahn<br />

<strong>und</strong> vergänglichem<br />

Ruhm als in der Zeitung<br />

steht. Er arbeitet <strong>und</strong> lebt<br />

heute in Barcelona.<br />

Fotos (4) Jo Hennig<br />

Versöhnung als Akt einer Selbstbefreiung<br />

Walter Kohl: Leben oder gelebt werden<br />

Und so lang du das nicht hast,<br />

Dieses: Stirb <strong>und</strong> Werde!<br />

Bist du nur ein trüber Gast<br />

Auf der dunklen Erde.<br />

Joh. Wolfgang v. Goethe<br />

Wer Walter Kohl auf dem<br />

„Blauen Sofa“ in Leipzig erlebt<br />

hat, war für die Lektüre seines<br />

Erstlings glatt im Vorteil. Dem<br />

wurde klar, was manchem unvorbereiteten<br />

Leser Fragezeichen<br />

setzen lässt. Ist es die Beschreibung<br />

des Lebens in einer<br />

Politikerfamilie? Ist es die<br />

Abrechnung mit einer unglücklichen<br />

Vater-Sohn-Geschichte?<br />

Ist es die Mitleid erheischende<br />

Rechtfertigung eines Lebensweges,<br />

der als wenig glückhaft<br />

empf<strong>und</strong>en wurde? Ist es die<br />

Geschichte einer Selbstfindung?<br />

Ich finde von allem etwas. Und<br />

vermisse zu allem immer noch<br />

Wichtiges, Tragfähiges. Belastbares,<br />

vom dem heraus ich für<br />

den Protagonisten Empathie<br />

finden kann.<br />

Da fehlt die Beschreibung des<br />

Zusammenlebens in der Familie.<br />

Familie, die mehr ist als<br />

Nährstatt. Die lebt <strong>und</strong> wirkt.<br />

Im Geben, Nehmen <strong>und</strong> Versagen<br />

<strong>und</strong> Vergeben.<br />

Walter Kohl<br />

Da fehlt die Auskunft über den<br />

Gewinn, den Walter Kohl real<br />

gezogen hat, aus der herausragenden<br />

Stellung des Vaters. Die<br />

Gespräche, den Austausch, das<br />

Harward-Studium.<br />

Da kommen die Geschichten<br />

zu den Nachrichten über den<br />

verprügelten <strong>und</strong> gehänselten<br />

Politikersohn zu knapp <strong>und</strong><br />

episodenhaft. Kinder aus weniger<br />

exponierten Familien machen<br />

auf andere Weise ähnliche<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> dürfen<br />

kein Mitleid erheischen.<br />

Selbstfindung ist ein Prozess.<br />

Kohl setzt als Untertitel: Schritte<br />

auf dem Weg zur Versöhnung.<br />

Versöhnung. Ein schönes Wort.<br />

Vielleicht das schönste im<br />

Buch. Versöhnung als Akt der<br />

Selbstbefreiung ist <strong>und</strong> ermöglicht<br />

zugleich Selbstfindung.<br />

Meint in seinem Falle auch Befreiung<br />

von Bevorm<strong>und</strong>ung,<br />

Zwängen - realen <strong>und</strong> empf<strong>und</strong>enen,<br />

von Suizidgedanken,<br />

von der Opferrolle, die er gelebt<br />

hat, von Verletzungen. Am<br />

Ende schreibt der Autor: „Ich<br />

gestalte mein Leben als Walter<br />

Kohl, ich bin der „Sohn vom<br />

Kohl“. Dieses Leben nehme<br />

ich an, diesen Weg gehe ich.“<br />

Viel Glück - viel Licht.<br />

Joachim Hennig<br />

Walter Kohl: Leben oder<br />

gelebt werden, Integral-Verlag,<br />

München 2011<br />

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