Ausgabe 4/12 (pdf) - Cyty-Braunschweig
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<strong>Braunschweig</strong>er Journal 10<br />
Als Meilensteine in Wernher<br />
von Brauns Lebenslauf gelten<br />
die Orte Hermann-Lietz-<br />
Schule auf Spiekeroog, Peenemünde<br />
und die George C.<br />
Marshall Space Flight Centers<br />
in Huntsville, USA, denn<br />
das Leben Wernher von<br />
Brauns ist nicht von der<br />
Geschichte der Raketen zu<br />
trennen.<br />
Wernher Freiherr von Braun<br />
wurde vor 100 Jahren am 23.<br />
März in Wirsitz, Posen geboren.<br />
Er starb am 16.9.1977 in<br />
Alexandria, Virginia, in den<br />
USA.<br />
Schon seit 1930 befasste er<br />
sich in seinem Geburtsland<br />
mit Problemen der Raketentechnik.<br />
Im Jahr 1932 wurde<br />
er Mitarbeiter des Heereswaffenamtes.<br />
Begonnen aber hatte alles in<br />
den Dünen von Spiekeroog.<br />
Als Schüler der Hermann-<br />
Lietz-Schule baute er mit<br />
Mitschülern ein kleines<br />
Observatorium auf. In diesen<br />
Nächten der konzentrierten<br />
Beobachtungen erwuchs in<br />
ihm der Wunsch, zum Mond<br />
zu fliegen. Mit 22 Jahren war<br />
er Student bei dem Physiker<br />
Werner Heisenberg und<br />
schrieb an der Friedrich-Wilhelm-Universität<br />
in Berlin<br />
seine Doktorarbeit unter dem<br />
Titel: „Konstruktive, theoretische<br />
und experimentelle<br />
Beiträge zum Problem der<br />
Flüssigkeitsrakete.“ Sie ist<br />
erst 30 Jahre später erschienen.<br />
Ab 1937 war er Direktor des<br />
Raketenwaffenprojekts der<br />
Heeresversuchsanstalt Peenemünde,<br />
einem Ort, an dem<br />
sich Fuchs und Hase gute<br />
Nacht sagen. Auf den verschwiegenen<br />
Zipfel der Insel<br />
Usedom hatte ihn seine Mutter<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Dieser Ort sollte sich bis zum<br />
Beginn des 2. Weltkrieges<br />
unter seiner Führung zur<br />
modernsten Versuchsanstalt<br />
für Raketen auf der Welt entwickeln.<br />
Mit einer Rakete<br />
namens A4 gelang es dem<br />
Wissenschaftler 1942 zum<br />
ersten Mal, in den Weltraum<br />
zu greifen und diesen als<br />
Brücke zwischen zwei Punkten<br />
auf der Erde zu nutzen.<br />
Doch es ist Krieg, und die<br />
Forschung an der Heeresversuchsanstalt<br />
ist nicht zweckfrei.<br />
Um seinen Traum zu erfüllen,<br />
ging Wernher von<br />
Braun einen faustischen Pakt<br />
mit den nationalsozialistischen<br />
Machthabern ein und<br />
entwickelte diese Rakete zur<br />
Waffe. Ab 1943 wurde sie V2<br />
genannt und von Goebbels als<br />
Wunderwaffe gepriesen. Auf<br />
britische Städte abgefeuert,<br />
verbreitete sie ab 1944 Angst<br />
und Schrecken. Einstein verkündete<br />
damals, die Deutschen<br />
seien mit ihrer Raketentechnik<br />
den USA um 10<br />
Jahre voraus.<br />
Ein Jahr zuvor hatten die<br />
Engländer das Geheimnis von<br />
Peenemünde gelüftet. In der<br />
Nacht vom 17. auf den 18.<br />
August 1943 bombardierten<br />
sie die Produktionsstätte. Von<br />
Braun schaffte es, mit Hilfe<br />
seiner Sekretärin alle wichtigen<br />
Unterlagen zu retten. Die<br />
Produktion wurde in Bergwerkstollen<br />
im Harz verlegt,<br />
in denen KZ-Häftlinge sie<br />
unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen zusammenbauen<br />
mussten.<br />
Nach Kriegsende waren die<br />
Raketenforscher bei den Russen<br />
und Amerikaner gesuchte<br />
Spezialisten. Der Raketeningenieur<br />
musste sich mit dem<br />
Raketengeneral Dornberger<br />
<strong>Ausgabe</strong> 4/20<strong>12</strong><br />
Wernher von Brauns Traum vom Flug zum Mond<br />
Von Brigitte Klesczewski • Foto: Aus „Die Pommersche Zeitung“, HTI Peenemünde<br />
Die noch in Peenemünde<br />
erfolgreich erprobte geflügelte<br />
Rakete „Bastard“ vom Typ<br />
A 4b vor ihrem Start am 24.<br />
Januar 1945<br />
in London vor Gericht verantworten.<br />
Dornberger wurde als<br />
Kriegsverbrecher bis zum<br />
Jahr 1947 festgehalten, Wernher<br />
von Braun durfte in die<br />
USA ausfliegen. Über seine<br />
Gewissenskonflikte berichtet<br />
die ständige Ausstellung im<br />
Peenemünder Museum.<br />
Als Mitarbeiter der NASA<br />
entwickelte Wernher von<br />
Braun ab 1959 mit seiner<br />
Kerntruppe aus Peenemünde<br />
Trägerraketen für das Raumfahrtprogramm<br />
und hatte<br />
wesentlichen Anteil an der<br />
Konstruktion von künstlichen<br />
Satelliten und an dem Erfolg<br />
des Mondflugprogramms<br />
Apollo. Den Amerikanern<br />
kam jetzt seine bewunderungswerte<br />
Gabe zu Gute, aus<br />
der Mannigfaltigkeit technischer<br />
Grundlagen und wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse<br />
das wichtigste zu erfassen<br />
und mit höchstem Nutzeffekt<br />
einzusetzen.