Vernetzte Gesundheit - Deutsche Telekom
Vernetzte Gesundheit - Deutsche Telekom
Vernetzte Gesundheit - Deutsche Telekom
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
Ausgabe November | 2011<br />
<strong>Vernetzte</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
Best Practice Thema<br />
Kosten runter, Qualität rauf –<br />
so hilft vernetzte Technik<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen
2 Inhalt<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
Harald Lindlar<br />
Friedrich-Ebert-Allee 140<br />
53113 Bonn<br />
E-Mail: presse@telekom.de<br />
redaktion und Layout<br />
PR-Partner Köln<br />
Agentur für Kommunikation GmbH<br />
Breite Straße 161–167<br />
50667 Köln<br />
www.prp-koeln.de<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
3 Die Kostenfrage<br />
Interview. Dr. Axel Wehmeier, Leiter des Konzerngeschäftsfeldes <strong>Gesundheit</strong>,<br />
erklärt, wie Kosten gespart werden können, ohne auf Qualität zu verzichten.<br />
Krankenhaus – Behandlungskosten sparen, Behandlungszeit gewinnen.<br />
Ob Notfallaufnahme, stationäre Behandlung oder Langzeittherapie – im internen Klinikbetrieb und in der sektorübergreifenden integrierten Patientenversorgung<br />
spielt die zuverlässige Verfügbarkeit von Daten eine entscheidende Rolle für alle Prozesse rund um den Patienten.<br />
Alle Daten auf dem Schirm<br />
In der Notaufnahme sind die Ärzte dank<br />
elektronischer <strong>Gesundheit</strong>skarte sofort über<br />
die medizinische Vorgeschichte informiert.<br />
Wichtige Daten können sie sich zum Beispiel<br />
auf Tablet-PCs anzeigen lassen. Bei der<br />
Aufnahme erhält der Patient außerdem<br />
ein Funkarmband, das sicherstellt, dass zum<br />
Beispiel Blutkonserven nicht versehentlich<br />
verwechselt werden.<br />
6 <strong>Vernetzte</strong>s <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
Im Überblick. Ohne ein schlaues <strong>Gesundheit</strong>snetz können die zunehmend<br />
komplexer werdenden Prozesse nicht mehr bewältigt werden.<br />
8 Rund Zeitersparnis um durch Telekonferenz die Uhr<br />
Virtuelle Besprechung mit Kollegen:<br />
Eine sichere Unified- & Collaborative-<br />
sicher Communications-Plattform und komfortabel. (UCC) ermög- In ihr Essen Brandenburg auswählen. Kommt der Arzt, ist fungiert das Rahmen bundesweit einer intensivierten Nachbetreuung erste flächenlicht<br />
Fachkonferenzen der Ärzte in einem das Terminal als Bildschirm für die mobile telemedizinisch überwacht. Dadurch<br />
Virtual Private Network (VPN). So können Visite: Arzt und Patient betrachten gemeinsam verläuft der Übergang in die ambulante<br />
deckende Befunde und Telemedizinnetz Therapien unabhängig<br />
patientenspezifische gestartet. Laborwerte Patienten oder Rönt- werden Versorgung reibungsloser, jetzt ständig und eventuelle betreut.<br />
vom Aufenthaltsort der Ärzte gemeinsam<br />
am Bildschirm besprochen werden.<br />
9 Datenschutz<br />
Ob es um Finanzdaten geht, um Verwaltungsprozesse oder um digitale Patientenakten – die medizinischen Daten aus<br />
Neue patientenrechte. eHealth-Prozessen Wolfgang werden stets bei Zöller, den Leistungserbringern Patientenbeauftragter oder in besonders gesicherten Rechenzentren der gespeiBundesregiechert. Die sichere Datenspeicherung bildet das Herz aller modernen ICT-Infrastrukturen im <strong>Gesundheit</strong>swesen.<br />
rung, über Sicherheit und Transparenz beim Datenschutz.<br />
10 <strong>Vernetzte</strong> Klinikärzte<br />
ständig griffbereit. Immer mehr Kliniken setzen mobile Systeme ein. Der schnel-<br />
le Datenzugriff entlastet die Ärzte und erhöht die Qualität in der Versorgung.<br />
11 Keine Langeweile mehr<br />
Kinder zu gesundem Leben anzuhalten<br />
ist eine besondere Herausforderung. Der<br />
multimedia. Mit einem Betten-Terminal können Patienten Leitstelle, fernsehen, ob Verwandte, Freunde im oder<br />
virtuelle Personal Trainer einer Online-<br />
Internet<br />
ein Arzt benachrichtigt werden.<br />
Plattform motiviert und coacht Kinder und<br />
Jugendliche, um Bewegungsmängeln,<br />
surfen oder Essen bestellen – ohne zusätzliche Kosten für die Klinik.<br />
<strong>Vernetzte</strong>s <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
12 Kosten reduzieren<br />
Hochsicherer Datenverkehr<br />
Egal ob Patienten mit handfesten Erkrankungen oder mit diffusen<br />
Beschwerden zum Arzt kommen, ob sie Ärzte nur gelegentlich aufsuchen<br />
oder immer wieder: Bei der medizinischen Versorgung geht es um einen<br />
schnellen Zugriff auf Daten. Intelligente <strong>Gesundheit</strong>snetze stellen dies<br />
sicher. Sie unterstützen den Patienten. Aber sie sind auch unverzichtbar<br />
für das Überleben unserer Versorgungssysteme. Sei es bei der Patientenbetreuung,<br />
bei der Leistungserfassung oder bei der Ressourcensteuerung:<br />
Ohne ein schlaues Medizinnetz 13 können Schnell die zunehmend informiert<br />
komplexen<br />
Versorgungsprozesse heute nicht mehr bewältigt werden.<br />
Mobile Visite ohne Aktenberg<br />
Patienten verfügen am Bett über ein Terminal,<br />
mit dem sie fernsehen, im Internet surfen oder<br />
genbilder und besprechen die Befunde.<br />
Gesund leben von klein auf<br />
Haltungsschäden und Gewichtsproblemen<br />
effektiv vorzubeugen.<br />
Patienten dürfen schneller nach Hause<br />
Nach der Entlassung werden die Vitaldaten<br />
von Herz- und Diabetespatienten im<br />
Probleme werden frühzeitig erkannt.<br />
Sicher unterwegs<br />
Viele Senioren sind bis ins hohe Alter aktiv.<br />
Doch wenn sie allein unterwegs sind,<br />
be- steht die Gefahr, dass sie durch einen<br />
Unfall oder gesundheitliche Probleme in<br />
Not geraten. Moderne Handys können per<br />
Knopfdruck Kontakt zu einer Leitstelle<br />
eines Wohlfahrtsverbandes herstellen.<br />
Gemeinsam entscheiden Patient und<br />
erfolgreich outsourcen. Wie man Prozesse outsourct und Kosten reduziert,<br />
ohne Abstriche bei der Qualität zu machen, zeigt das Inselspital Bern.<br />
Warten lohnt sich. Das Krankenhaus der Elisabethinen in Linz unterstützt Nierenkranke,<br />
die auf ein Spenderorgan warten, mit einem Online-Portal.<br />
14 Länger selbstbestimmt leben<br />
schöner wohnen. Assistenzsysteme unterstützen ältere und kranke Menschen<br />
dabei, möglichst lange eigenständig in den eigenen vier Wänden zu leben.<br />
15 Hilfe per Tastendruck<br />
Ganz einfach. Intelligente Technik wie das ServicePortal oder das Handy emporiaELEGANCE<br />
helfen schnell und unkompliziert – zu Hause und unterwegs.<br />
16 Mobiler <strong>Gesundheit</strong>smanager<br />
eine App, vier Geräte. Mit der App und den Modulen von VitaDock werden<br />
iPhone, iPad oder iPod touch zum vernetzten <strong>Gesundheit</strong>smanager.<br />
17 EKG Erstellen leicht gemacht<br />
Lebensrettend. Mit dem mobilen Messgerät clue medical können Patienten<br />
auch zu Hause ein EKG erstellen und Ärzten so umfassendere Daten liefern.<br />
18 Neue Chancen<br />
Nutzerfreundlich. Mit neuen Online-Portalen begeistern Krankenkassen ihre<br />
Kunden für das Thema <strong>Gesundheit</strong> und sparen dabei sogar Kosten ein.<br />
Zu Hause b<br />
Telemedizinisc<br />
Gleichzeitig w<br />
Internet einfach<br />
Viele Menschen<br />
Telefone ohne vi<br />
bedienen. Das m<br />
tert Internet-Neu<br />
stieg ins World W<br />
nutzen sie versch<br />
richten, Medikam<br />
oder Videotelefo<br />
Krankenka<br />
Neue Kommunik<br />
ten, Leistungserb<br />
und sicheren Net<br />
Kontrollierte<br />
Via Bluetooth sen<br />
Joggern und ande<br />
die Daten anschlie<br />
Beispiel von der K<br />
Portal übernimmt<br />
die individuellen T<br />
zu erreichen.
Intelligent<br />
vernetzen – nicht<br />
schreddern<br />
Interview Rubrik 3<br />
Dr. Axel Wehmeier, Leiter des Konzerngeschäftsfelds <strong>Gesundheit</strong>, zu Ärzte-iPads, Telemedizin, <strong>Gesundheit</strong>skarte,<br />
Produkten für den zweiten <strong>Gesundheit</strong>smarkt und Chancen im Ausland.<br />
Herr Wehmeier, das <strong>Telekom</strong><br />
Geschäftsfeld <strong>Gesundheit</strong> gibt es<br />
jetzt ein Jahr. Wie sieht Ihre Bilanz<br />
der ersten zwölf monate aus?<br />
Wir haben viel auf den Weg gebracht,<br />
etwa das Telemedizin-Projekt<br />
in der Lausitz, ein iPad für Klinikärzte<br />
oder ein Mieterservice-Portal für<br />
das selbstbestimmte Leben in der<br />
T-City Friedrichshafen. Und wir sind<br />
über die Blutzucker- oder Temperaturmessgeräte<br />
von Medisana in der<br />
breiten Öffentlichkeit als <strong>Gesundheit</strong>sunternehmen<br />
sichtbar gewor-<br />
den. <strong>Gesundheit</strong>sprodukte ziehen in<br />
die <strong>Telekom</strong> Shops ein – wer hätte<br />
das gedacht?<br />
Dann schauen sie doch einmal in<br />
die Glaskugel: Wo will die <strong>Telekom</strong><br />
mit dem Thema <strong>Gesundheit</strong> in fünf<br />
Jahren stehen?<br />
Das ist schnell beantwortet: Wir<br />
wollen der zentrale Partner für das<br />
gesamte <strong>Gesundheit</strong>swesen sein,<br />
der alle Teilnehmer zusammenbringt.<br />
Wir sind am Ziel, wenn sich<br />
Ärzte, Kassen, Kliniken, Patienten<br />
oder Pflegedienste untereinander<br />
hochsicher digital austauschen<br />
können.<br />
Die medisana-messgeräte haben<br />
sie gerade genannt. Wollen sie<br />
im sekundärmarkt noch produkte<br />
nachlegen?<br />
Der Markt für diese Produkte ist<br />
noch sehr jung und hat noch viel<br />
Luft nach oben. Und viel Phantasie:<br />
Nach Blutdruck, Gewicht, Zucker<br />
oder Temperatur gibt es noch viele<br />
Körperwerte, die nicht aus dem<br />
Ruder laufen sollten. Der Puls etwa<br />
oder auch der tägliche Stresspegel.<br />
Hier werden die Kunden in naher Zukunft<br />
noch eine ganze Reihe frischer<br />
Produktideen erleben.<br />
sind die menschen bereit, für<br />
solche produkte zu zahlen?<br />
Nach allen Umfragen ja. Sogar die<br />
reiselustigen und ins Auto vernarrten<br />
<strong>Deutsche</strong>n sparen eher bei Urlaub<br />
oder Pkw als bei <strong>Gesundheit</strong>.<br />
Zudem wollen viele mehr für ihre<br />
<strong>Gesundheit</strong> tun. Auf der einen Seite<br />
Best Practice Thema | November 2011
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
4 Interview<br />
werden wir erleben, dass durch<br />
Bewegungsmangel und ungesunde<br />
Ernährung chronische Krankheiten<br />
wie Diabetes zunehmen. Wir sehen<br />
allerdings bereits heute auch den<br />
Gegentrend und Menschen, die<br />
ihre <strong>Gesundheit</strong> selbst in die Hand<br />
nehmen wollen. Und bereit sind,<br />
dafür Geld auszugeben. Welche<br />
sinnvollere Investition gibt es, als<br />
die in die eigene <strong>Gesundheit</strong>?<br />
Will die <strong>Telekom</strong> auch produkte<br />
für die pflege entwickeln?<br />
Wir bieten künftig eine Reihe von<br />
Lösungen an, die das Leben im Alter<br />
komfortabler und sicherer machen:<br />
Telefone mit Notrufservicefunktionen,<br />
Touchscreens, mit denen Nutzer<br />
leicht Medikamente oder Essen<br />
auf Rädern bestellen, aber auch<br />
E-Mails versenden oder Videotelefonate<br />
führen können – die Enkelkinder<br />
sehen kommt in der Wunschliste<br />
fürs Alter gleich nach dem Gesundbleiben.<br />
Darüber hinaus entwickeln<br />
wir heute zum Beispiel in Liebenau<br />
zusammen mit Partnern wie der<br />
Universität Göttingen Technologien<br />
für seniorengerechtes Wohnen wie<br />
Sturzmonitoring.<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
Die <strong>Telekom</strong> ist auch beim bundesweit<br />
größten Telemedizin-Netz für<br />
Hochrisiko-Herzpatienten dabei.<br />
Ist das der erhoffte Durchbruch für<br />
die Telemedizin in Deutschland?<br />
Mit der Aussage sind bereits andere<br />
Projekte angetreten. Ich bin mit<br />
Superlativen sparsam. Aber natürlich<br />
hoffen wir das. Von den vielen<br />
Schritten hin zur Regelversorgung<br />
ist dies zweifellos ein größerer gewesen,<br />
weil wir das Telemonitoring<br />
hier in eine ganze Region bringen.<br />
Zudem ist mit der AOK Nordost<br />
eine große Kasse an Bord. Was<br />
wir jetzt brauchen, ist eine valide<br />
Evaluation, wie sie nur ein Projekt<br />
dieser Größe erbringen kann. Dass<br />
Doppeluntersuchungen wegfallen<br />
und unnötige Arztbesuche, dass<br />
die Patienten sich sicherer fühlen<br />
und sogar eine bessere Prognose<br />
bekommen können – diese Vorteile<br />
sind bekannt. Unabhängig davon bin<br />
ich überzeugt: Ohne Telemedizin ist<br />
unser <strong>Gesundheit</strong>swesen grundsätzlich<br />
nicht mehr finanzierbar.<br />
Dazu dürfte es aber nicht bei<br />
Herzpatienten bleiben …<br />
Nein, auch Diabetiker, Risiko-<br />
Wir bieten<br />
künftig eine<br />
Reihe von<br />
Lösungen an,<br />
die das Leben<br />
im Alter kom-<br />
fortabler und<br />
sicherer<br />
machen.<br />
schwangere, Schlaganfallpatienten<br />
oder Menschen, die an chronischen<br />
Wunden leiden, lassen sich telemedizinisch<br />
betreuen.<br />
Viele haben Angst vor elektronischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sdaten, sie<br />
fürchten den gläsernen patienten.<br />
Die Digitalisierung des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />
führt nicht zu einem schlechteren,<br />
sondern zu einem besseren<br />
Datenschutz. Im Moment ist es doch<br />
so, dass manche Arztberichte ohne<br />
besonderen Datenschutz per Post<br />
oder Fax versendet werden. Künftig<br />
entscheidet der Patient zunehmend<br />
mit, wer auf welche Daten Zugriff<br />
hat. Hier wird die neue elektronische<br />
<strong>Gesundheit</strong>skarte den Patienten<br />
mehr Autonomie bringen. Im Übrigen<br />
hat der Beauftragte des Bundes,<br />
Peter Schaar, den Datenschutz bei<br />
der elektronischen <strong>Gesundheit</strong>skarte<br />
gelobt.<br />
Gut, dass Herr schaar der Karte<br />
traut. Aber glauben sie, die Kunden<br />
trauen der <strong>Telekom</strong> Datenschutz<br />
zu?<br />
Gerade wegen der Skandale ist<br />
kaum ein Unternehmen heute<br />
so sensibilisiert für Datenschutz.<br />
Die <strong>Telekom</strong> ist der erste Dax-<br />
Konzern, der den Datenschutz auf<br />
Vorstandsebene verankert hat.<br />
Wir haben unsere Lektion gelernt.<br />
Heute bauen wir den Schutz und<br />
die Sicherheit der Kundendaten zu<br />
einem Wettbewerbsvorteil aus – und<br />
dabei sind wir auf einem guten Weg.<br />
Deutschland hat einen strengen<br />
Datenschutz. Unsere Rechenzentren<br />
unterliegen dem sogar in besonderem<br />
Maße. <strong>Gesundheit</strong>sprojekte gehen<br />
wir überhaupt nur an, wenn der<br />
Datenschutz zustimmt. Diese enge<br />
Zusammenarbeit schafft ein Höchstmaß<br />
an Sicherheit. Hundertprozentige<br />
Sicherheit gibt es nicht – siehe<br />
die weltweiten Hackerbeispiele.
Zurück zur heiß diskutierten<br />
elektronischen <strong>Gesundheit</strong>skarte:<br />
Wie steht die <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
denn hierzu?<br />
Wir wollen, dass die Karten schnell<br />
online gehen. Erst mit der intelligenten<br />
Vernetzung können Patienten,<br />
Ärzte und Krankenkassen die<br />
Vorteile der Karte wirklich ausschöpfen:<br />
Notfalldaten im Notfall schnell<br />
ans Krankenhaus übertragen,<br />
Arztbriefe elektronisch austauschen,<br />
Versichertenstammdaten online aktualisieren,<br />
ohne jährlich Millionen<br />
Karten in den Schredder zu geben.<br />
Wie schnell ließe sich denn die<br />
Online-Anbindung schaffen?<br />
Unsere Branche schätzt, dass sich<br />
das innerhalb von ein bis zwei Jahren<br />
bei straffem Zeitplan umsetzen<br />
ließe – Voraussetzung: Man setzt<br />
auf Industriestandards, die es heute<br />
bereits am Markt gibt.<br />
und wenn es doch fünf Jahre<br />
werden, steigen sie dann aus dem<br />
Thema Telematik aus? sie wären<br />
nicht die ersten.<br />
<strong>Gesundheit</strong> ist unser höchstes Gut.<br />
Wenn Entscheidungen im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
daher länger brauchen,<br />
hat das ein Stück weit seine Berechtigung.<br />
Daher ist die <strong>Gesundheit</strong>sbranche<br />
nichts für Kurzstreckenläufer.<br />
Trotzdem habe ich vollstes<br />
Verständnis für Unternehmen, deren<br />
Investitionsbereitschaft inzwischen<br />
nachgelassen hat.<br />
und die <strong>Telekom</strong>?<br />
Möchte ebenfalls, dass es schneller<br />
mit dem Telematikaufbau vorangeht,<br />
steht aber grundsätzlich hinter dem<br />
Thema. Die überwiegende Mehrheit<br />
der <strong>Deutsche</strong>n will die Karte und die<br />
nützlichen Funktionen. Dazu kommt<br />
der Beitrag einer vernetzten Karte<br />
dafür, dass unser <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
bezahlbar bleibt. Wir können es<br />
uns doch gar nicht leisten, auf die<br />
elektronische <strong>Gesundheit</strong>skarte zu<br />
verzichten.<br />
sparen und effizienter werden<br />
wollen auch die Kliniken. Was<br />
empfiehlt die <strong>Telekom</strong>?<br />
Im Kern: Schauen, was man selber<br />
machen muss, an Dienstleister übertragen,<br />
was nicht zum Kerngeschäft<br />
gehört und dort kostengünstiger<br />
produziert werden kann.<br />
Welche Ihrer Kunden nutzen<br />
dieses Angebot?<br />
Das Schweizer Inselspital in Bern<br />
beispielsweise. Hier organisieren wir<br />
nahezu die gesamte IT.<br />
Was können Kliniken neben klassischem<br />
Outsourcing noch tun?<br />
Sie können Ärzten zu jeder Zeit<br />
an jedem Ort im Krankenhaus die<br />
Informationen bereitstellen, die sie<br />
für die Behandlung benötigen. Das<br />
Evangelische Waldkrankenhaus in<br />
Spandau hat dazu ein spezielles<br />
Ärzte-iPad erprobt, das die Mediziner<br />
des Hauses begeistert hat,<br />
weil sie zum ersten Mal im Alltag<br />
einen schnellen Zugriff auf digitale<br />
Patientendaten haben. Sie können<br />
Daten einsehen, Befunde abzeichnen,<br />
Röntgenbilder laden. Das iPad<br />
beschleunigt den Arbeitsprozess.<br />
Die Folge ist: Ärzte haben wieder<br />
mehr Zeit für ihre Patienten. Das<br />
heißt, mit einem einzigen intelligent<br />
vernetzten Gerät können Kliniken<br />
nicht nur ihre Kosten reduzieren,<br />
sondern auch ihren Service verbessern.<br />
iPad-Lösungen für Ärzte wird<br />
auch die <strong>Telekom</strong> anbieten.<br />
Haben sie bereits Kunden?<br />
Seit wir den Tablet-Computer für Mediziner<br />
auf Messen zeigen, haben<br />
wir Anfragen von verschiedenen<br />
Kliniken bekommen. Ich bin sicher,<br />
dass wir bald konkret sagen können,<br />
wo es Pilotprojekte geben wird.<br />
Viele Kassen sind ebenfalls Kunde<br />
der <strong>Telekom</strong>. experten glauben,<br />
dass es bald nur noch 50 sein<br />
werden. sehen sie das genauso?<br />
Wir beobachten natürlich, wie sich<br />
der Markt bewegt. Und bieten den<br />
Kassen Unterstützung an, sich für<br />
den Wettbewerb zu stärken – etwa<br />
über Outsourcing oder beim Zusammengehen<br />
mit anderen Kassen.<br />
Kassen nutzen zudem pfiffige Ideen<br />
für die Kundenbindung. Wir haben<br />
für die Barmer GEK ein Online-Portal<br />
entwickelt. Dort können sich Mit-<br />
Interview 5<br />
glieder mit Experten und anderen<br />
Anwendern in Foren austauschen,<br />
sich Fitnessprogramme erstellen<br />
lassen, in einer Medikamentendatenbank<br />
stöbern oder <strong>Gesundheit</strong>svideos<br />
ansehen. Um das Portal<br />
gezielt auf die Bedürfnisse ihrer<br />
Mitglieder zuzuschneiden, hat das<br />
Unternehmen Vorschläge von rund<br />
5.000 Versicherten berücksichtigt –<br />
ein riesiger Aufwand, der sich aber<br />
lohnen wird, weil die Website den<br />
Mitgliedern guten Service bietet und<br />
neue Kunden anlockt.<br />
Wird die <strong>Telekom</strong> ihre produkte<br />
auch international anbieten?<br />
Es gibt viele Länder, in denen der<br />
<strong>Gesundheit</strong>smarkt wächst und in<br />
denen sich deutsche <strong>Gesundheit</strong>stechnologie<br />
gut vermarkten lässt.<br />
Im Moment sehen wir einen großen<br />
Bedarf an Krankenhausinformationssystemen<br />
in Osteuropa – zum<br />
Beispiel in Polen. Die polnischen<br />
Krankenhäuser müssen bis 2015<br />
EU-Standards erfüllen. Aber auch<br />
in anderen Ländern wie Ungarn,<br />
Kroatien oder Russland ist der<br />
Bedarf an moderner intelligenter<br />
und vernetzter Technik groß.<br />
Best Practice Thema | November 2011
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
8 Telemedizin<br />
Jochem Gerdesmann hat<br />
doppeltes Glück. Obwohl der<br />
65-Jährige vor acht Jahren einen<br />
schweren Herzinfarkt hatte, übt<br />
der Entwickler noch immer seinen<br />
Beruf aus. Er baut Geräte für die<br />
telemedizinische Überwachung von<br />
Herzinsuffizienzpatienten und hilft<br />
damit nicht nur sich selbst.<br />
In Deutschland leiden rund zwei<br />
bis drei Millionen Menschen wie<br />
Gerdesmann an der Herzschwäche.<br />
2010 war die chronische Krankheit<br />
der zweithäufigste Anlass für<br />
eine stationäre Behandlung und<br />
die dritthäufigste Todesursache.<br />
Besonders häufig waren Kranke<br />
in ländlichen Regionen betroffen,<br />
da Rettungsdienste eine längere<br />
Anfahrt als im städtischen Raum<br />
haben. Die Versorgungslage wird<br />
sich zudem weiter verschlechtern:<br />
Bis zum Jahr 2015 werden rund<br />
50 Prozent der niedergelassenen<br />
Ärzte in ländlichen Regionen in den<br />
Ruhestand gehen, die Zahl der über<br />
60-jährigen Menschen wird sich<br />
gleichzeitig um 25 Prozent erhöhen.<br />
mit dem physiogate (oben) und dem eKG-messgerät<br />
(rechts) erfassen patienten zu Hause ihre Vitaldaten.<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
Nach Angaben des Städte- und<br />
Gemeindebundes werden in Zukunft<br />
rund 20.000 Mediziner fehlen.<br />
Schon jetzt muss ein Hausarzt in<br />
dünn besiedelten Gebieten mehr als<br />
doppelt so viele Einwohner versorgen<br />
wie ein Kollege in der Stadt.<br />
Bessere medizinische Versorgung<br />
In den ostdeutschen Bundesländern<br />
ist das Problem nicht neu. Dort<br />
sucht man bereits seit Jahren nach<br />
neuen Versorgungsmodellen. Ein<br />
Weg könnte über Telemedizin führen.<br />
Anita Tack, <strong>Gesundheit</strong>sministerin<br />
des Landes Brandenburg, sieht<br />
in der Telemedizin große Chancen,<br />
die medizinische Versorgung zu<br />
verbessern. „Vor allem die hausärztliche<br />
Betreuung von Patienten<br />
in ländlichen Regionen kann durch<br />
den Einsatz telemedizinischer<br />
Verfahren profitieren.“<br />
Seit Oktober 2011 ist die<br />
<strong>Gesundheit</strong>sministerin ihrem Ziel<br />
ein Stück näher gekommen: In Brandenburg<br />
ist das bundesweit erste<br />
flächendeckende Telemedizin-Netz<br />
online gegangen. Die Telemedizin-<br />
EKG im<br />
Wohnzimmer<br />
In Brandenburg ist das bundesweit erste flächen-<br />
deckende Telemedizin-Netz gestartet. Hochrisiko-<br />
patienten genießen jetzt dank einer medizinischen<br />
Rund-um-die-Uhr-Betreuung ein komfortableres Leben.<br />
Zentren am Carl-Thiem-Klinikum<br />
in Cottbus sowie am Städtischen<br />
Klinikum in Brandenburg/Havel<br />
betreuen künftig rund 500 Hochrisikopatienten<br />
mit chronischer<br />
Herzschwäche rund um die Uhr.<br />
Für Patienten wie Jochem<br />
Gerdesmann bedeutet das weniger<br />
Risiko und mehr Lebensqualität.<br />
Bisher musste er für Routineuntersuchungen<br />
oft ins Krankenhaus oder<br />
zum Arzt. Heute führt er die wichtigen<br />
medizinischen Messungen wie<br />
Gewicht, Blutdruck und Elektrokardiogramm<br />
(EKG) täglich selbst<br />
durch. „Damit bin ich unabhängig<br />
von einem stationären Arzt. Die<br />
Messungen kann ich überall<br />
machen – selbst auf einem Campingplatz“,<br />
erklärt Gerdesmann.<br />
sicheres Netz für Daten<br />
Per Bluetooth senden die telemedizinisch<br />
versorgten Patienten die<br />
Daten mit ihren Messgeräten automatisch<br />
an eine Basisstation. Von<br />
hier aus geht es über ein sicheres<br />
virtuelles privates Netz (VPN) direkt<br />
in die elektronische Patientenakte,<br />
die eines der beiden Telemedizin-<br />
Zentren führt. Ein Ärzteteam überwacht<br />
die Daten, wertet sie aus und<br />
informiert bei sich abzeichnenden<br />
kritischen Zuständen die Patienten,<br />
deren betreuende Hausärzte oder<br />
Kardiologen oder im schlimmsten<br />
Fall den Notarzt. Auch die niedergelassenen<br />
Ärzte haben Zugriff<br />
auf die Vitaldaten ihrer Patienten<br />
und können diese mit ihnen beim<br />
nächsten Termin besprechen.<br />
Vorangegangene Forschungen<br />
am Klinikum in Brandenburg<br />
zeigten, dass sich die Krankenhauseinweisungen<br />
um bis zu 11 Prozent<br />
und die stationären Behandlungstage<br />
um bis zu 23 Prozent reduzierten,<br />
wenn Patienten kontinuierlich<br />
telemedizinisch betreut werden. Als<br />
Hemmschuh für den Einsatz galt<br />
bisher, dass man die Leistungen im<br />
Rahmen der Regelversorgung nicht<br />
abrechnen konnte. In Brandenburg<br />
erfolgt dies über einen integrierten<br />
Versorgungsvertrag.<br />
Telemedizin spart Zeit und Kosten<br />
Technik und Datenschutz gelten<br />
mittlerweile als ausgereift. Nicht<br />
zuletzt belegen Studien die Wirtschaftlichkeit<br />
von Telemedizin. Sie<br />
vermeidet Doppeluntersuchungen,<br />
verringert Verwaltungsarbeit und<br />
auch die Patienten profitieren<br />
davon: Sie sparen Zeit und Kosten<br />
für den Arztbesuch, können auch im<br />
Urlaub ihre Werte messen und sind<br />
trotzdem sicher medizinisch betreut.<br />
Heidrun Grünewald, Geschäftsführerin<br />
des Carl-Thiem-Klinikums,<br />
denkt deshalb schon weiter: „Im<br />
Moment betreuen wir nur Herzinsuffizienzpatienten,<br />
aber morgen<br />
werden vielleicht Risikoschwangere,<br />
Diabetiker, Schlaganfallpatienten<br />
und Pflegebedürftige in virtuelle<br />
Betreuungsnetze eingebunden sein.<br />
Wir bereiten uns darauf vor.“
© Wolfgang Zöller<br />
Datenschutz 9<br />
Für die Sicherheit von Versicherten:<br />
eGCard und Patientenrechtegesetz<br />
Eine meiner großen Aufgaben<br />
sehe ich darin, Transparenz<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
herzustellen. Verbraucherinnen und<br />
Verbraucher können Eigenverantwortung<br />
nur übernehmen, wenn sie sich<br />
über Leistungen, Preise und Qualität<br />
der vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten,<br />
Medikamente und Hilfsmittel<br />
ausreichend, leicht verständlich und<br />
umfassend informieren können.<br />
Zuletzt haben wir die Unabhängige<br />
Patientenberatung Deutschland<br />
(UPD) als Regelversorgung installiert.<br />
Mit dem Zugang zu unabhängigen<br />
Informationen können die<br />
Bürger besser als Partner auf Augenhöhe<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen agieren.<br />
Darüber hinaus begrüße ich die neue<br />
Funktion der UPD als Seismograf.<br />
Zukünftig wird die UPD mir über<br />
die zugetragenen Beschwerden berichten.<br />
Damit ist die Voraussetzung<br />
geschaffen, notwendige Handlungsoptionen<br />
mit den Beteiligten direkt<br />
oder durch Gesetzesänderungen<br />
durchzusetzen.<br />
Derzeit bin ich gerade zusammen<br />
mit dem <strong>Gesundheit</strong>sminister<br />
und der Justizministerin dabei, das<br />
Patientenrechtegesetz zu erstellen –<br />
der Referentenentwurf wird in wenigen<br />
Wochen fertig sein. Gerade in<br />
Sachen Transparenz wird es einiges<br />
aufzuweisen haben:<br />
Das geplante Patientenrechtegesetz<br />
wird die Rechte der Patientinnen<br />
und Patienten transparenter gestalten<br />
und bestehende Vollzugsdefizite<br />
in der Praxis abbauen. Gleichzeitig<br />
wird die <strong>Gesundheit</strong>sversorgung für<br />
Patientinnen und Patienten sicherer,<br />
indem Risiko- und Fehlervermeidungssysteme<br />
sowie eine Verbesserung<br />
des Beschwerdemanagements<br />
in Krankenhäusern dazu beitragen,<br />
die Behandlungsabläufe in immer<br />
komplexer werdenden medizinischen<br />
Prozessen zu optimieren.<br />
Die Förderung einer Fehlervermei-<br />
Wolfgang Zöller, Patientenbeauftragter<br />
der Bundesregierung, über Sicherheit und<br />
Transparenz beim Datenschutz.<br />
dungskultur wird Behandlungsfehler<br />
jedoch nie gänzlich ausschließen<br />
können. Für diesen Fall ist eine<br />
verlässliche Unterstützung der Patientinnen<br />
und Patienten durch ihre<br />
Krankenkasse vorgesehen. Zudem<br />
werden die Rechte der Patientinnen<br />
und Patienten, aber auch der<br />
Pflegebedürftigen gegenüber den<br />
Kranken- und Pflegekassen gestärkt.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt in<br />
Sachen Transparenz und Patientenrecht<br />
ist die Ausgabe der elektronischen<br />
<strong>Gesundheit</strong>skarte (eGK).<br />
Wichtig ist, dass zwischen allen Beteiligten<br />
Einigkeit darüber bestand,<br />
dass das Datenschutzniveau mit der<br />
Einführung der eGK gegenüber der<br />
bisherigen Krankenversichertenkarte<br />
deutlich angehoben wird. Denn aus<br />
meiner Arbeit als Patientenbeauftragter<br />
weiß ich, dass neben der Qualität<br />
der medizinischen Behandlung auch<br />
Datenschutz und informationelle<br />
Selbstbestimmung für Patientinnen<br />
und Patienten höchste Priorität<br />
haben.<br />
Das Ziel ist, eine Telematikinfrastruktur<br />
zu schaffen, die die Kommunikation<br />
im <strong>Gesundheit</strong>swesen<br />
verbessert. Patientenrechte werden<br />
durch die elektronische <strong>Gesundheit</strong>skarte<br />
gestärkt, denn das uneingeschränkteSelbstbestimmungsrecht<br />
der Versicherten steht bei der<br />
elektronischen <strong>Gesundheit</strong>skarte im<br />
Mittelpunkt. Zwar ist die Speicherung<br />
von medizinischen Daten noch<br />
in der Vorbereitungsphase, dennoch<br />
steht jetzt schon fest: Die Versicherten<br />
können selbst bestimmen, ob<br />
und welche medizinischen Daten auf<br />
ihrer Karte gespeichert werden. Es<br />
ist geplant, Patienten-Terminals aufzubauen,<br />
an denen die Versicherten<br />
die Daten auf ihrer Karte einsehen<br />
können. Lediglich die Verwaltungsdaten<br />
müssen verpflichtend auf der<br />
Karte gespeichert sein. Datenschutz<br />
hat dabei höchste Priorität.<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
© Buttler-Design
10 Kliniken<br />
Endlich vernetzt<br />
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
<strong>Vernetzte</strong> Kommunikation hält Einzug ins <strong>Gesundheit</strong>swesen. Immer mehr Kliniken testen das Arbeiten mit mobilen<br />
Systemen. Der schnelle Zugriff auf Patientendaten entlastet die Ärzte und erhöht die Qualität in der Versorgung.<br />
Dr. sabine presser und prof. Dr. Jan Langrehr können patienten mit Hilfe des Checkpad meD Diagnose und Therapie besser erklären als vorher.<br />
Als Dr. Sabine Presser bei<br />
der Visite zum ersten Mal<br />
mit einem iPad auftauchte,<br />
staunten ihre Patienten nicht<br />
schlecht: „Sie dachten, ich hätte<br />
meinen privaten Computer dabei“,<br />
berichtet die Oberärztin, „aber als<br />
ich den Patienten ihre Röntgenbilder<br />
auf dem Monitor zeigte, waren<br />
sie begeistert. Anhand der Befunde<br />
und des Bildmaterials kann ich<br />
ihnen jetzt Diagnose und Therapie<br />
besser erklären.“ Dr. Presser gehört<br />
zum Ärzteteam des Evangelischen<br />
Waldkrankenhauses Spandau, das<br />
den Einsatz von iPads im Klinikalltag<br />
testet. Sie und neun weitere<br />
Kollegen tragen den 730 Gramm<br />
leichten Tablet-PC ständig bei sich<br />
und greifen auf dem gesamten<br />
Klinikgelände in wenigen Sekunden<br />
auf Arztbriefe, Krankengeschichten,<br />
Befunde, Labor- oder OP-Berichte,<br />
Pflege- oder Verwaltungsdokumente<br />
zu. Checkpad MED, wie die<br />
Anwendung für das iPad heißt, zeigt<br />
die Daten als Bild-, Film-, Ton- oder<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
Textdateien an. Melden sich die<br />
Mediziner bei Dienstbeginn auf ihrem<br />
Gerät an, bekommen sie einen<br />
schnellen und aktuellen Überblick<br />
über Neuaufnahmen oder neue<br />
Untersuchungsergebnisse.<br />
Zeitgewinn durch Checkpad meD<br />
Prof. Dr. Jan Langrehr, Chefarzt der<br />
Klinik für Allgemein-, Gefäß- und<br />
Viszeralchirurgie in Spandau, kann<br />
sich seinen Dienst ohne Checkpad<br />
MED nicht mehr vorstellen. Das<br />
Gerät verschafft ihm wertvollen<br />
Zeitgewinn: „Kam ich früher aus<br />
dem OP, wartete ein Aktenstapel<br />
auf meinem Schreibtisch: Befunde<br />
durchsehen und abzeichnen.<br />
Mit welchen Patienten geschieht<br />
was? Bei einigen Fällen liegen mir<br />
nicht genügend Informationen vor,<br />
um zu entscheiden“, erklärt der<br />
Chefarzt. Dann muss er Kollegen<br />
konsultieren, nachfragen, Befunde<br />
neu anfordern oder im Zweifel den<br />
Patienten nochmals untersuchen<br />
lassen, was Zeit und Geld kostet. Mit<br />
seinem iPad und der Anwendung<br />
Checkpad MED hat er dagegen<br />
alle Informationen sofort auf dem<br />
Bildschirm und bekommt einen<br />
schnellen Überblick.<br />
Zeitgewinn ist für Ärzte nicht nur<br />
aus medizinischer Sicht entscheidend.<br />
Rund 55 Stunden pro Woche<br />
arbeiten Klinikärzte laut einer<br />
Umfrage des Marburger Bundes. Es<br />
besteht Personalnot in deutschen<br />
Krankenhäusern: Im Durchschnitt<br />
sind 1,5 Arztstellen pro Abteilung<br />
unbesetzt. Carsten Schaulinski,<br />
Geschäftsführer des Waldkrankenhauses,<br />
kennt das Problem: „Wir<br />
machen uns seit Längerem Gedanken,<br />
wie wir unsere Ärzte entlasten<br />
und Prozesse verändern können.“<br />
schlanke unternehmensführung<br />
Viel Spielraum haben Kliniken in<br />
Zeiten von knapper werdenden<br />
Budgets, steigenden Anforderungen<br />
und härterem Wettbewerb<br />
nicht. Das Waldkrankenhaus<br />
setzt daher auf eine schlanke<br />
Unternehmensführung. „Wir wollen<br />
alle wertschöpfenden Aktivitäten<br />
optimal aufeinander abstimmen“,<br />
erklärt Schaulinski. Checkpad MED<br />
sei ein Baustein, um dieses Prinzip<br />
im Klinikalltag umzusetzen. „Die<br />
Information kommt zu den Ärzten.<br />
Das spart Zeit und Geld – außerdem<br />
steigt die Arbeitszufriedenheit.“<br />
Das Checkpad MED holt sich<br />
seine Daten aus Krankenhausinformationssystemen<br />
(KIS) oder<br />
aus Subsystemen und Archiven<br />
der Radiologie, des Labors oder<br />
der OPs. Die Informationen werden<br />
mobil über ein drahtloses lokales<br />
Netzwerk (WLAN) oder breitbandig<br />
über UMTS (Universal Mobile<br />
Telecommunications System)<br />
übertragen. Die Daten werden<br />
stets verschlüsselt und über einen<br />
geschützten Tunnel separat vom<br />
öffentlichen Internet übertragen.<br />
Dazu muss sich jeder Nutzer vor jedem<br />
Zugriff gegenüber dem System<br />
zertifizieren. Ansonsten bleiben die<br />
Tore verschlossen.<br />
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong>
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
Multimedia am<br />
Krankenbett<br />
In den meisten Krankenhäusern ist<br />
der Komfort am Bett begrenzt. Es<br />
geht auch anders: Mit einem Betten-<br />
Terminal können die Patienten fernsehen,<br />
im Internet surfen oder Essen<br />
bestellen – ohne zusätzliche Kosten<br />
für die Klinik.<br />
7,9 Tage verweilen Patienten laut Statistischem<br />
Bundesamt im Schnitt stationär im Krankenhaus.<br />
Therapiezeiten machen davon nur einen<br />
Bruchteil aus. Die restlichen Stunden heißt es sich<br />
beschäftigen mit Fernsehen, Telefon, Buch oder<br />
Zeitschrift. Videos, Internet oder Bundesliga live?<br />
Fehlanzeige. Dabei würden Krankenhäuser mit<br />
solchen Angeboten bei Patienten punkten. Nicht<br />
einmal jeder fünfte Krankenhauspatient beurteilt<br />
seine Unterkunft mit der Note „sehr gut“, zeigt die<br />
Studie „Krankenhauslandschaft im Umbruch“ des<br />
Beratungsunternehmens Ernst & Young.<br />
„Kliniken stecken ihre knappen Finanzmittel<br />
lieber in Medizintechnik, was aus medizinischer<br />
Sicht nachvollziehbar ist“, sagt Timo Baumann,<br />
Klinikexperte bei T-Systems. Dabei messen die<br />
für die Ernst-&-Young-Studie befragten Krankenhausmanager<br />
der „Anhebung des Komforts für<br />
die Patienten“ noch vor Investitionen in medizinisch<br />
relevante Bereiche die größte Bedeutung<br />
zu. „Sie scheuen aber letztendlich die Kosten,<br />
da sie schwer greifen können, welchen Nutzen<br />
ihre Klinik im Wettbewerb daraus ziehen kann“,<br />
folgert Baumann. Eine Alternative könnte es sein,<br />
Multimediadienste anzubieten, ohne das Investitionsrisiko<br />
tragen zu müssen. „Wir statten Zimmer<br />
und Betten mit der notwendigen Technik aus.<br />
Dafür zahlt der Klinikbetreiber erst einmal nichts.<br />
Stattdessen rechnen wir die Leistungen über<br />
Guthabenkarten direkt mit den Patienten ab.“<br />
einstecken und lossurfen<br />
Telefon- oder Fernsehanschlüsse gibt es an fast<br />
allen deutschen Krankenhausbetten. T-Systems<br />
nutzt diese Standardanschlüsse und verbindet<br />
einen Touchscreen am Bett mit ihrem Entertainment-Netzwerk.<br />
Über das internetbasierte Netz<br />
telefonieren Patienten, sehen fern und nutzen<br />
das integrierte Videokonferenzsystem. „Patienten<br />
können auch im Internet surfen und im Online-<br />
Kiosk PagePlace in ihren Lieblingszeitschriften<br />
blättern“, sagt Timo Baumann. Auch die Bundesliga<br />
oder den neuesten Hollywood-Blockbuster<br />
gibt es direkt am Bett.<br />
Visuelle unterstützung bei der Visite<br />
Das System bekämpft nicht nur die Langeweile.<br />
Es dient Ärzten auf ihren Visiten dazu, anhand<br />
von Röntgenbildern, Laborwerten oder Befunden<br />
ihren Patienten den aktuellen <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
zu erklären. Auch Behandlungstermine<br />
im Krankenhaus haben Patienten im Blick. Und<br />
wer bei so viel Information und Unterhaltung<br />
Hunger bekommt, hält das Fernsehprogramm<br />
auf Wunsch kurz an und bestellt am Touchscreen<br />
sein Mittagessen.<br />
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
Kliniken 11<br />
Vernetzt über alle Ebenen<br />
Damit niedergelassene Ärzte und<br />
Krankenhausmediziner miteinander<br />
vernetzt sind, realisiert die <strong>Telekom</strong><br />
in der T-City Friedrichshafen einen<br />
elektronischen Informationsaustausch.<br />
Am Klinikum Friedrichshafen<br />
greifen klinisch tätige Mediziner,<br />
Ärzte des dortigen Medizinischen<br />
Versorgungszentrums sowie niedergelassene<br />
Ärzte der Umgebung auf<br />
Patienteninformationen zu, die sich<br />
in unterschiedlichen Systemen, Standorten<br />
und Organisationen befinden.<br />
Stimmen Patienten der Nutzung ihrer<br />
Daten zu, dann können alle beteiligten<br />
Ärzte die Dokumente lesen und<br />
untereinander zur Verfügung stellen.<br />
Die Mediziner haben so ein vollständigeres<br />
Bild von der Krankheits- und<br />
Behandlungshistorie der Patienten<br />
und vermeiden Doppeluntersuchungen.<br />
Die Lösung zum Datenaustausch<br />
nutzt MDES (Medical Data Exchange<br />
Solution) der <strong>Telekom</strong> Partner Cisco<br />
und Tiani Spirit sowie den offenen<br />
IHE-Standard (Integrating the Healthcare<br />
Enterprise).<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
© argironeta – Fotolia.com
12 International<br />
Insel der vernetzten <strong>Gesundheit</strong><br />
Das Inselspital Bern hat große Teile seiner Informations- und <strong>Telekom</strong>munikationstechnologie (IKT) an<br />
einen spezialisierten Dienstleister ausgelagert. Das hält den eigenen IT-Verantwortlichen den Rücken frei.<br />
Im Inselspital Bern können sich Ärzte, Krankenschwestern und pfleger voll und ganz auf ihre Arbeit konzentrieren. Die IT-systeme organisiert T-systems.<br />
Rund ein Drittel der deutschen<br />
Krankenhäuser<br />
arbeitet nach Angaben des<br />
Marktanalyse- und Beratungsunternehmens<br />
Pierre Audoin Consultants<br />
(PAC) nicht profitabel. Die Kosten<br />
explodieren, es herrscht Personalmangel<br />
und der Wettbewerb um die<br />
Patienten nimmt zu. In der Schweiz<br />
sieht die Situation nicht anders<br />
aus. Kliniken optimieren daher ihre<br />
Prozesse unter anderem mit Outsourcing.<br />
Für Gebäudeverwaltung,<br />
Kantine oder Labore suchen sich<br />
die Klinikbetreiber spezialisierte<br />
Dienstleister. An einer Sparte ist<br />
das Outsourcing bisher weitgehend<br />
vorbeigegangen: In Deutschland<br />
betreuen laut der Gesellschaft für<br />
Informationstechnologie etwa<br />
94 Prozent der Krankenhäuser ihre<br />
IT noch immer selbst.<br />
Auslagern oder selber machen?<br />
Dabei wird die IT immer komplexer:<br />
Betriebssysteme, Standards,<br />
Schnittstellen und Hardware ändern<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
sich ständig. „Als Unternehmen,<br />
dessen Fachkompetenz in anderen<br />
Bereichen liegen sollte, sind diese<br />
notwendigen Anpassungen kaum<br />
zu schaffen“, sagt Martin Graf, CIO<br />
des Inselspitals in Bern. Um bei<br />
Betrieb und Service mit der Technik<br />
Schritt zu halten, hat das Spital<br />
daher einen großen Teil der Informations-<br />
und Kommunikationsinfrastruktur<br />
ausgelagert. „Die Wartung<br />
und der Betrieb der verschiedenen<br />
Technologien und Lösungen wird<br />
zunehmend komplexer. Dies kann<br />
zu personellen Engpässen führen.<br />
IT-Experten, die ein Klinikum unserer<br />
Größe braucht, sind auf dem<br />
Arbeitsmarkt schwer zu finden“,<br />
sagt Graf.<br />
Das Schweizer Universitätsspital<br />
gilt mit jährlich rund 50.000<br />
stationären und 260.000 ambulanten<br />
Patienten als medizinisches<br />
Wissenschaftszentrum und genießt<br />
in den Fachbereichen Kardiologie,<br />
Neurologie und Onkologie internationales<br />
Ansehen.<br />
„Unsere 1.200 Ärzte und Wissenschaftler<br />
müssen sich ganz auf ihre<br />
Arbeit konzentrieren können. Unsere<br />
IT-Abteilung konzentriert sich daher<br />
darauf, ihnen die Applikationen<br />
optimal bereitzustellen, die sie für<br />
ihre medizinische Arbeit benötigen“,<br />
so Graf weiter. Der komplexe<br />
technische Betrieb der Infrastruktur<br />
liegt dagegen bei T-Systems – vom<br />
Service für die Desktop-Arbeitsplätze<br />
bis zum Betrieb der Server und<br />
Datenbanken im Rechenzentrum.<br />
Hier wachen Experten über die Verfügbarkeit<br />
der etwa 300 IT-Systeme<br />
des Inselspitals, vom Krankenhausinformationssystem<br />
bis zu Labor-<br />
und SAP-Systemen. Graf: „Hier<br />
kann eine einzelne Klinik weder<br />
technologisch noch aus finanzieller<br />
Sicht mit einem spezialisierten<br />
Dienstleister konkurrieren. Dieser<br />
kann Skaleneffekte heben, die wir<br />
alleine nicht nutzen könnten.“<br />
Die extern betreute IT macht<br />
im Inselspital vieles einfacher: Eine<br />
komplexe SAP-Architektur automati-<br />
siert fast alle Prozesse der Krankenhausverwaltung.<br />
Alle wesentlichen<br />
Kliniksysteme sind per Kabel und<br />
per WLAN vernetzt. Während der<br />
Visite laden sich Ärzte radiologische<br />
Aufnahmen auf ihr mobiles Gerät.<br />
Die Medikamentenkühlschränke<br />
melden ihre Temperatur per Funk<br />
ans zentrale System, Rollstühle<br />
lassen sich auf dem gesamten<br />
Campus orten und was Patienten<br />
zu Mittag essen wollen, tippt das<br />
Pflegepersonal in mobile Geräte ein.<br />
Der Menüwunsch landet sofort in<br />
der Krankenhausküche.<br />
Besser versorgt und gespart<br />
Auf der Grundlage der IT-Infrastruktur<br />
von T-Systems nutzen Graf und<br />
sein Team das eigene Know-how,<br />
um medizinische und Verwaltungsanwendungen<br />
im Inselspital weiterzuentwickeln.<br />
„Gemeinsam mit<br />
Ärzten und Krankenhausverwaltung<br />
verbessern wir die Versorgung der<br />
Patienten und erreichen zugleich<br />
unsere Einsparziele“, sagt Graf.
Online-Portal für<br />
bessere Nierentherapie<br />
Chronisches Nierenversagen<br />
– die Laborwerte<br />
von Franz<br />
T. (67) waren eindeutig.<br />
Damit leidet der ehemalige<br />
Schlossermeister quasi<br />
an einer Volkskrankheit.<br />
Es gibt Schätzungen,<br />
wonach die Nierenfunktion<br />
jedes zehnten Erwachsenen<br />
vermindert ist. Rund 70.000 Menschen in<br />
Deutschland sind sogar auf regelmäßige Dialysen<br />
angewiesen, schätzt die <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft<br />
für Nephrologie. In Österreich sind es laut Dialyse-<br />
und Transplantationsregister (ÖDTR) des Landes<br />
rund 4.200 Dialysepatienten, die in knapp 80<br />
Dialysezentren betreut werden, und etwa gleich<br />
viele sind erfolgreich nierentransplantiert.<br />
Therapiehilfe aus dem Netz<br />
Seit seiner Diagnose wird Franz T. von einem<br />
spezialisierten Klinikum in Linz betreut. Mit Medikamenten<br />
und Hormonbehandlungen versuchen<br />
die Ärzte des Elisabethinen-Krankenhauses, das<br />
jährlich rund 1.500 nierenkranke Patienten behandelt,<br />
den <strong>Gesundheit</strong>szustand des Rentners<br />
zu verbessern. Dazu überwachen sie ständig<br />
Blutwerte, Blutdruck und Hormonspiegel.<br />
Ein Nephrologieportal im Internet, welches<br />
das Krankenhaus gemeinsam mit T-Systems entwickelt<br />
hat, unterstützt Patienten wie Franz T. und<br />
das medizinische Personal, etwa bei der Planung<br />
der Therapie. Aktuelle Befunde oder Termine<br />
übertragen sich automatisch aus dem Krankenhausinformationssystem<br />
(KIS) des Elisabethinen-<br />
Krankenhauses in das Portal. Sobald dort neue<br />
Daten zur Verfügung stehen, weist das System<br />
Franz T. per SMS oder E-Mail darauf hin. Um seine<br />
Termine zu prüfen oder um einen neuen Arztbrief<br />
zu lesen, meldet er sich von zu Hause am Portal<br />
an. Alle abgerufenen Daten werden verschlüsselt<br />
übertragen.<br />
Sollte eine Nierenersatztherapie notwendig<br />
werden, unterstützt ein Transplant-Portal die<br />
Arbeit der Ärzte: Krankenhäuser und niedergelassene<br />
Spezialisten dokumentieren auf dieser<br />
Internet-Plattform die Häufigkeit und Art der<br />
Blutreinigungen und Untersuchungsergebnisse.<br />
Ausschließlich die behandelnden Mediziner<br />
selbst können über verschlüsselte Verbindungen<br />
auf die Befunde zugreifen.<br />
Diese Daten helfen einem Transplant-Zentrum<br />
außerdem zu entscheiden, ob ein Patient bei<br />
einem etwaigen Nierenangebot auch ein Spenderorgan<br />
bekommen kann. „Bei Nierentransplan-<br />
International 13<br />
Arztbesuche, Nierenersatztherapie durch Dialyse, Warten auf ein Spenderorgan: Alltag für Nierenkranke.<br />
Das Krankenhaus der Elisabethinen in Linz unterstützt Patienten mit einem Online-Portal.<br />
Die Dialyse kann solange als ersatztherapie dienen, bis der patient ein spenderorgan erhält.<br />
© trismile – iStock.com<br />
tationen gibt es bis zu hundert<br />
entscheidungsrelevante<br />
Variablen mit unterschiedlicher<br />
Gültigkeitsdauer“, erläutert<br />
Prof. Dr. Rainer Oberbauer vom<br />
Elisabethinen-Krankenhaus. Da<br />
die mittlere Wartezeit etwa drei<br />
Jahre beträgt, müssen die Ärzte<br />
Untersuchungen regelmäßig<br />
erneuern.<br />
Ampelsystem hilft den Überblick zu bewahren<br />
Um schnell entscheiden zu können, fasst das<br />
Nierentransplant-Portal sämtliche Kriterien übersichtlich<br />
in einem Ampelsystem zusammen. Wenn<br />
alles für eine Transplantation spricht, leuchtet<br />
die Ampel grün. Und damit kein Untersuchungstermin<br />
überschritten wird, wechselt die Ampel<br />
auf rot. Die Monitoring-Funktion des Portals<br />
informiert die Administratoren und Mediziner per<br />
E-Mail vorsorglich bereits zwei Monate vorher;<br />
per Mausklick auf die Ampel öffnen Mediziner<br />
die dahinterliegende Checkliste, um Details zu<br />
überprüfen.<br />
Franz T. jedoch kann zunächst auf Dialysen<br />
oder eine Spenderniere verzichten. Seine Nierenfunktionen<br />
haben sich durch eine individuelle<br />
Therapie stabilisiert. Mit seiner chronischen<br />
Erkrankung und regelmäßigen Untersuchungen<br />
hat er sich arrangiert. Das Nephrologieportal<br />
hilft ihm dabei, seine Termine im Elisabethinen-<br />
Krankenhaus einzuhalten.<br />
Best Practice Thema | November 2011
14 Länger selbstbestimmt leben<br />
Selbstbestimmt leben bis ins hohe Alter<br />
Deutschlands Bevölkerung gehört zu den<br />
ältesten der Welt: Nach Angaben des<br />
Statistischen Bundesamtes ist in der<br />
Bundesrepublik jeder fünfte Bürger 65 Jahre oder<br />
älter, das entspricht rund 17 Millionen Menschen.<br />
Der Grund: Seit Jahren gehen die Geburtenraten<br />
zurück und gleichzeitig steigt die Lebenserwartung.<br />
Mit der Alterung unserer Gesellschaft steigt<br />
auch der Pflegebedarf. In eine Pflegeeinrichtung<br />
wollen jedoch nur die wenigsten Menschen.<br />
Ältere möchten eigenständig leben<br />
Nach einer Studie des F.A.Z.-Instituts möchten<br />
acht von zehn Menschen über 45 so lange wie<br />
möglich Zuhause leben; bei den 70-Jährigen sind<br />
es sogar 90 Prozent. Vor diesem Hintergrund<br />
arbeitet die <strong>Telekom</strong> gemeinsam mit Partnern<br />
an Lösungen, mit denen Ältere möglichst lange<br />
ein selbständiges Leben führen können. „Die<br />
Umsetzung eines solchen AAL-Geschäftsmodells<br />
(AAL = Ambient Assisted Living) ist allein durch<br />
technologische Lösungen nicht zu bewerkstelligen“,<br />
erklärt Irene Maucher, <strong>Gesundheit</strong>sexpertin<br />
bei T-Systems. „Ziel ist es vielmehr, die Technik in<br />
das bestehende soziale Umfeld wie die Familie,<br />
die Nachbarschaft oder auch in ein Quartier im<br />
Stadtteil zu integrieren.“<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
Im Januar 2010 startete das Pilotprojekt „Sicherheit<br />
im Zuhause und unterwegs“ in Meckenbeuren-Liebenau<br />
in der Nähe des Bodensees. Die<br />
Projektpartner, darunter die Universität Göttingen,<br />
Ziel ist es vielmehr,<br />
die Technik in das bestehende<br />
soziale Umfeld wie<br />
die Familie, die Nachbarschaft<br />
oder auch ein Senioren-Wohnquartier<br />
zu<br />
integrieren.<br />
Irene maucher, Konzerngeschäftsfeld<br />
<strong>Gesundheit</strong> bei T-Systems<br />
die Stiftung Liebenau und T-Systems, entwickeln<br />
und erproben verschiedene Technologien,<br />
die Menschen mit körperlichen oder geistigen<br />
Einschränkungen ein selbständiges Leben<br />
ermöglichen sollen. So haben die Entwickler<br />
eine Testwohnung mit Sensoren ausgestattet, die<br />
erkennen, wenn ein Bewohner in Gefahr gerät.<br />
Steht dieser beispielsweise nachts auf, um ins<br />
Bad zu gehen, erfasst ein Sensor die Bewegung.<br />
Intelligente Assistenzsysteme unterstützen ältere und<br />
kranke Menschen dabei, so lange wie möglich in ihren<br />
eigenen vier Wänden zu leben.<br />
Kehrt der Bewohner nach einer vorher festgelegten<br />
Zeit nicht ins Schlafzimmer zurück, löst<br />
das System eine Warnung und später Alarm aus.<br />
Dabei kann der Nutzer selbst festlegen, ob im<br />
Notfall der Nachbar, ein Angehöriger oder der<br />
Pflegedienst informiert werden soll.<br />
Die Praxis zeigte, dass es den Freiraum des<br />
Nutzers zu stark einschränkt, wenn dieser vorab<br />
immer genau festlegen muss, wann und für wie<br />
lange er sein Schlafzimmer verlässt. Deshalb<br />
arbeitet T-Systems an einer neuen Lösung, die die<br />
Gewohnheiten des Anwenders berücksichtigt.<br />
Dienstleistungen per Fingertipp<br />
Ein weiteres Projekt läuft in T-City, der gemeinsamen<br />
Zukunftswerkstatt der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Telekom</strong><br />
und der Stadt Friedrichshafen. Seit Anfang 2011<br />
erprobt T-City zusammen mit der Fränkel AG ein<br />
ServicePortal (siehe auch Seite 15). Über einen<br />
einfach bedienbaren Touchscreen können die Bewohner<br />
von 19 Wohnungen auf verschiedene Serviceangebote<br />
zugreifen. „Das Terminal ist wirklich<br />
leicht zu handhaben“, sagt Heinrich Dageförde,<br />
einer der ersten Benutzer. „Ein paar Berührungen<br />
genügen, und die Angebote sind speziell auf<br />
meine Wünsche zugeschnitten. Das ist für mich<br />
viel übersichtlicher als das Internet.“<br />
© jo unruh – iStock.com
Sicher unterwegs<br />
Mit dem Mobilen Serviceruf können ältere Menschen von unterwegs aus<br />
schnell qualifizierte Hilfe anfordern.<br />
Brigitte H. ist topfit und viel unterwegs.<br />
Trotz ihrer Diabeteserkrankung verreist<br />
die alleinstehende Rentnerin gerne und<br />
treibt regelmäßig Sport. Doch gerade wenn sie<br />
allein unterwegs ist, macht sich die 67-Jährige immer<br />
öfter Gedanken: Was passiert, wenn sie sich<br />
bei der morgendlichen Nordic-Walking-Runde im<br />
Wald verletzt? Wer hilft ihr im Fall einer Unterzuckerung?<br />
Für solche Situationen hat die <strong>Telekom</strong><br />
gemeinsam mit dem Handy-Hersteller emporia<br />
Telecom und Wohlfahrtsverbänden den Mobilen<br />
Serviceruf entwickelt.<br />
Basis des Dienstes ist ein Mobiltelefon,<br />
das mit einem übersichtlichen Display, großen<br />
Tasten und einer besonderen Hörqualität auf die<br />
Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten<br />
ist. Im Gegensatz zu den klassischen Senioren-<br />
Handys, die auf Grund ihrer wenig ansprechenden<br />
Optik bisher kaum Abnehmer fanden, verfügt<br />
das emporia-Gerät über ein zeitgemäßes Design.<br />
Auf der Rückseite des Telefons befindet sich<br />
außerdem ein klar sichtbarer Hilferufknopf. Über<br />
diesen Button wird der Nutzer nicht mit der nächsten<br />
Rettungs- oder Polizeileitstelle verbunden,<br />
sondern mit einer rund um die Uhr besetzten<br />
Hilferufzentrale eines Wohlfahrtsverbandes. Dort<br />
kann der Anwender vorab ein persönliches Profil<br />
hinterlegen. Dazu gehören neben der eigenen<br />
Adresse und Telefonnummer auch medizinische<br />
Informationen, die Rufnummer des Hausarztes<br />
oder die Kontaktdaten von Angehörigen.<br />
Hilfe per Tastendruck<br />
Für Brigitte H. heißt das: Drückt sie im Notfall den<br />
Hilferufknopf, sieht der Mitarbeiter des Wohlfahrtsverbands<br />
über die Rufnummererkennung<br />
sofort, wer anruft. Dazu zeigt das System, dass<br />
die Rentnerin an Diabetes leidet und regelmäßig<br />
Insulin benötigt. Auf Basis dieser Informationen<br />
und der Angaben von Brigitte H. zu ihrem<br />
aktuellen <strong>Gesundheit</strong>szustand entscheiden beide<br />
gemeinsam, ob und welche Hilfsmaßnahmen<br />
notwendig sind. Das kann die Alarmierung eines<br />
Notarztes sein, möglicherweise reicht es aber<br />
auch aus, die Tochter von Brigitte H. zu informieren.<br />
„Der Mobile Serviceruf unterstützt ältere<br />
Menschen in ihrem Bedürfnis nach Mobilität und<br />
Sicherheit und gibt gleichzeitig auch den Angehörigen<br />
das gute Gefühl, dass sie im Notfall sofort<br />
informiert werden“, fasst Nils Lipprandt aus dem<br />
Bereich Healthcare bei T-Systems die Vorteile des<br />
Dienstes zusammen. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong> plant<br />
den Marktstart dieses Angebotes für 2012.<br />
© emporia Telecom<br />
Länger selbstbestimmt leben 15<br />
© emporia Telecom<br />
© <strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong><br />
Hauptsache einfach<br />
Das Mobile ServicePortal der<br />
<strong>Telekom</strong> erleichtert sowohl Internet-Neulingen<br />
als auch Senioren<br />
den Einstieg ins World Wide Web.<br />
Die Zahl der älteren Internet-Nutzer steigt:<br />
Nach einer repräsentativen Umfrage des<br />
Instituts Aris für den Bundesverband Informationstechnologie<br />
(BITKOM) nutzen inzwischen<br />
rund 25 Prozent der über 65-Jährigen das<br />
weltweite Netz. Dabei interessiert die Senioren<br />
in der Regel wenig, wie die Technik funktioniert.<br />
Sie wollen ihren Computer einfach nur<br />
bedienen, und das bequem und mit wenig<br />
Lernaufwand. Diese Möglichkeit bietet das<br />
Mobile ServicePortal der <strong>Telekom</strong>: Über eine<br />
einfach strukturierte Oberfläche lassen sich<br />
verschiedene Apps sowie aufbereitete lokale<br />
und überregionale Dienste intuitiv bedienen.<br />
Dabei entscheidet der Anwender selbst,<br />
welche Services er in sein persönliches Portal<br />
integrieren möchte. Damit das bequeme<br />
Surfen auch von unterwegs aus möglich ist,<br />
bietet die <strong>Telekom</strong> das System in Verbindung<br />
mit Android-Tablet-PCs an.<br />
Auf Grund der großen Tasten ist das serviceportal<br />
übersichtlich sowie bequem und einfach zu bedienen.<br />
Zu den Diensten gehören aktuelle Nachrichten,<br />
Wettervorhersagen, Fahrplanauskünfte,<br />
die Abfrage von Energieverbrauchsdaten,<br />
die Online-Bestellung von Medikamenten oder<br />
der Pizza-Bringdienst um die Ecke. Wer möchte,<br />
kann außerdem ein E-Learning-Programm<br />
in das System einbinden, das Schritt für<br />
Schritt das Internet und seine Nutzungsmöglichkeiten<br />
erklärt. Und auch das Lesen und<br />
Versenden von E-Mails sowie Videotelefonate<br />
mit Verwandten und Freunden lassen sich<br />
ganz einfach über die Oberfläche des Portals<br />
ansteuern.<br />
Best Practice Thema | November 2011
© Medisana AG<br />
16 Mobile <strong>Gesundheit</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong>smanager iPhone<br />
Mit den Geräten von VitaDock können Patienten Blutzucker,<br />
Temperatur, Gewicht, Blutdruck und Puls via iPhone, iPad<br />
und iPod touch erfassen, speichern und überwachen.<br />
Nach einer Studie des Instituts research-<br />
2guidance werden Handys in den<br />
kommenden Jahren für die medizinische<br />
Versorgung immer wichtiger. 67 Prozent der Unternehmen<br />
im <strong>Gesundheit</strong>ssektor sind laut Studie<br />
der Ansicht, dass 2015 bereits die Mehrheit der<br />
Ärzte Apps für die Übertragung und Speicherung<br />
von Patientendaten einsetzt. Vor allem Zivilisationskrankheiten<br />
wie Diabetes, Fettleibigkeit,<br />
Bluthochdruck oder Asthma lassen sich damit<br />
leichter behandeln. „Mobile <strong>Gesundheit</strong>slösungen<br />
könnten den dramatischen Kostenanstieg im<br />
<strong>Gesundheit</strong>swesen abfedern, indem Chroniker<br />
ihre Vitalwerte zu Hause erfassen“, sagt Dr. Pablo<br />
Mentzinis vom Bundesverband Informationswirtschaft,<br />
<strong>Telekom</strong>munikation und neue Medien<br />
(BITKOM). Hier setzt auch der Hersteller Medisana<br />
mit seiner VitaDock-Gerätefamilie an.<br />
Daten werden automatisch gespeichert<br />
Mit dem Blutdruckmessmodul CardioDock<br />
können Menschen,<br />
die unter Hypertonie<br />
leiden, ihren Blutdruck<br />
zu Hause messen<br />
und müssen keinen<br />
Besuch beim Arzt<br />
auf sich nehmen.<br />
Einmal gestartet,<br />
führt CardioDock<br />
in kurzer Zeit bis<br />
zu fünf<br />
Zielgewicht im Anflug: Bei<br />
der Waage Targetscale zeigen<br />
Leuchtringe, wie weit man von<br />
seinem Wunschgewicht entfernt ist.<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
Messungen hintereinander durch. Anschließend<br />
wird der Durchschnittswert ermittelt, mit dem<br />
natürliche Schwankungen während der Einzelmessung<br />
ausgeglichen werden. Neben dem<br />
CardioDock-Blutdruckmessmodul können auch<br />
Diabetiker mit dem Messmodul GlucoDock ihren<br />
Blutzucker schnell und komfortabel mit dem<br />
iPhone erfassen. Fünf Sekunden nach der Messung<br />
zeigt das iPhone die Daten an. Mit der App<br />
hat auch das lästige Notieren von Blutzuckerwerten<br />
auf Zetteln ein Ende, denn alle Daten werden<br />
in einem digitalen Tagebuch aufgezeichnet.<br />
Mit der TargetScale werden iPhone und Co.<br />
zum Gewichtsmanager: Wenn sich die Nutzer auf<br />
die Waage stellen, werden sie automatisch erkannt.<br />
Leuchtringe zeigen visuell die Entfernung<br />
vom Zielgewicht an. Je näher sich der leuchtende<br />
Ring an der Mitte befindet, desto näher ist man<br />
dem Ziel. Mit der Funktion Balancetest können<br />
Nutzer sogar ermitteln, ob ihr Gewicht gleichmäßig<br />
auf beiden Füßen verteilt ist. Neben dem<br />
Gewicht bestimmt TargetScale auch den Anteil an<br />
Körperfett, Muskel-, Wasser- und Knochenmasse<br />
sowie den Body-Mass-Index. Mit dem Athleten-<br />
Modus findet auch der Fitnesszustand aktiver<br />
Sportler Berücksichtigung.<br />
ThermoDock verwandelt das<br />
iPhone in ein Infrarotthermometer.<br />
Damit<br />
können Nutzer schnell und<br />
berührungslos die exakte<br />
Temperatur von Flüssigkeiten<br />
und Oberflächen ermitteln. Die Infrarottechnologie<br />
macht das Messen dabei besonders<br />
hygienisch und komfortabel. Zum einen lässt sich<br />
auf diese Weise innerhalb weniger Sekunden die<br />
Körpertemperatur ermitteln. Und zum anderen<br />
ermittelt das Modul mit der Einstellung „Livemodus“,<br />
wie heiß zum Beispiel der Babybrei ist.<br />
App verwandelt iphone in <strong>Gesundheit</strong>smanager<br />
Um Vitalwerte zu messen, benötigen Nutzer lediglich<br />
die VitaDock-App. Sie kann kostenlos aus<br />
dem Apple-Store im Internet heruntergeladen werden.<br />
Mit ihr werden iPhone und Co. zum digitalen<br />
<strong>Gesundheit</strong>smanager. Denn die App speichert<br />
alle Messungen in einer Datenbank. So braucht<br />
sich der Patient keine Notizen zu machen. Zudem<br />
können alle Werte über einen längeren Zeitraum<br />
mit Hilfe von Kurvendiagrammen oder Listen<br />
dargestellt und kontrolliert werden. Dritte können<br />
ohne Erlaubnis des Anwenders nicht auf die<br />
Daten zugreifen. Jede Messung kann zusätzlich<br />
kommentiert werden. Zum Messen werden die<br />
VitaDock-Module einfach an das Smartphone gesteckt.<br />
GlucoDock, Thermo-<br />
Dock und TargetScale sind<br />
kompatibel mit aktuellen<br />
iPhone-, iPad- und iPodtouch-Modellen,<br />
Cardio-<br />
Dock nur mit iPhone<br />
und iPod touch.<br />
mit dem CardioDock lässt sich<br />
der Blutdruck auch zu Hause messen.<br />
© PREVIEW Event & Communication<br />
© Medisana AG
© iStock.com – 1193495<br />
© Lavandoo Mobile Solutions<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach<br />
wie vor die häufigste Todesursache in<br />
Deutschland. Nach Angaben des Statistischen<br />
Bundesamtes wurden 2010 rund 41 Prozent<br />
aller Todesfälle durch Herzinfarkte oder andere<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht. Patienten<br />
sollten Herzrhythmusstörungen daher nicht auf<br />
die leichte Schulter nehmen, sondern einen Arzt<br />
aufsuchen. Das Problem dabei: Oft sind Herzrasen,<br />
Herzstolpern oder andere Rhythmusstörungen<br />
längst wieder abgeklungen, wenn der Patient Stunden<br />
oder Tage nach dem Auftreten der Beschwerden<br />
in der Praxis seines Arztes sitzt. Folglich ist ein<br />
Elektrokardiogramm (EKG) zu diesem Zeitpunkt<br />
nur noch bedingt aussagekräftig. „Viele Menschen<br />
sind außerdem sehr aufgeregt, wenn sie zum Arzt<br />
kommen“, erklärt der Kardiologe Prof. Dr. Johannes<br />
Kastner vom Allgemeinen Krankenhaus (AKH) in<br />
Wien. „Der Stresslevel ist dadurch entsprechend<br />
hoch, was sich natürlich auch auf die Messwerte<br />
wie die kardiovaskulären Risikomarker auswirkt.“<br />
Mit dem mobilen medizinischen Messgerät clue medical können<br />
Herzpatienten und Sportler jetzt auch zu Hause, am Arbeitsplatz, auf Reisen<br />
oder während des Trainings regelmäßig ihre Herzfunktionen überprüfen.<br />
Das Gerät ist ein gemeinsames Angebot der auf mobile Health (mHealth)<br />
und telemedizinische Lösungen spezialisierten Lavandoo Mobile Solutions<br />
GmbH und der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Telekom</strong>.<br />
Der Benutzer nimmt mit clue medical jeweils morgens und abends sowie<br />
bei Bedarf innerhalb von zwei Minuten ein Einkanal-EKG auf. Dazu hängt er<br />
den clue medical wie einen Brustbeutel um den Hals und misst seine Herzfunktionen<br />
über die im Gerät integrierten Metallelektroden – der umständliche<br />
Einsatz von Klebeelektroden ist damit überflüssig. Der 70 Gramm leichte<br />
und mit nur einem Knopf zu bedienende clue medical speichert bis zu 30<br />
Messungen. Diese überträgt der Nutzer via Infrarot oder Bluetooth an sein<br />
Mobiltelefon oder seinen Computer, wo sich die Messwerte auch grafisch,<br />
etwa im Standardformat PDF, darstellen lassen. Gleichzeitig können die Messungen<br />
auch per Internet oder Mobilfunk an das clue medical Service Center<br />
weitergeleitet werden, wo sämtliche Messdaten anonym und passwortge-<br />
EKG für<br />
unterwegs<br />
© q-snap – Fotolia.com<br />
Mit dem mobilen Messgerät clue<br />
medical überprüfen Herzpatienten<br />
und Sportler Herzfunktionen und<br />
Stresslevel eigenständig.<br />
Mobile <strong>Gesundheit</strong> 17<br />
Die messwerte werden im Handy<br />
oder Computer grafisch angezeigt.<br />
schützt gespeichert und verwaltet werden. Dort<br />
können neben dem Nutzer auch der behandelnde<br />
Arzt oder Angehörige jederzeit auf die Untersuchungsergebnisse<br />
zugreifen – vorausgesetzt der<br />
Patient hat sie mittels Benutzername und Passwort<br />
dazu autorisiert. Auf Wunsch sendet das Service<br />
Center eingehende Messungen automatisiert per<br />
SMS oder E-Mail an den Arzt oder Angehörige.<br />
Zudem ermöglicht eine integrierte Statistikfunktion<br />
das Auswerten mehrerer Messungen sowie die<br />
Darstellung von Trends.<br />
Aus dem aufgezeichneten EKG berechnet<br />
der clue medical Herzrate, Herzratenvariabilität<br />
(HRV) und weitere Parameter. Mit ihnen lassen sich<br />
Herzfunktionen und Stresszustand des Anwenders<br />
beurteilen und entsprechende Risikomarker diagnostizieren,<br />
die beispielsweise auf Stress, Burnout,<br />
Angst, Depressionen, bisher nicht dokumentierte<br />
Herzkrankheiten oder einen drohenden plötzlichen<br />
Herztod bei Sportlern hinweisen können.<br />
„Durch das mehrmalige oder sogar regelmäßige Erfassen der Herzdaten<br />
erhalten wir nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ein umfassendes<br />
und ganzheitliches Bild des <strong>Gesundheit</strong>szustandes des Patienten“, erklärt<br />
Kastner, der clue medical seit 1998 im AKH Wien einsetzt und bei Bedarf<br />
an Patienten verleiht. „Auf diese Weise haben wir die Chance, Krankheiten<br />
frühzeitig zu erkennen.“<br />
sichere Datenverwaltung<br />
Alle persönlichen Messwerte eines Patienten werden anonym<br />
an den zentralen Server gesendet und dort auch anonym in<br />
Verbindung mit der Gerätenummer verwaltet. Grundsätzlich<br />
kann nur der Patient seine Messwerte einsehen, da nur er<br />
Benutzername und Passwort kennt. Erst wenn er seinen behandelnden<br />
Arzt oder Angehörige explizit und mittels Passwort<br />
dazu autorisiert, können diese ebenfalls auf die Informationen<br />
und Auswertungen zugreifen.<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
© Lavandoo Mobile Solutions
© Cat London – iStock.com<br />
18 Krankenkassen<br />
Gesund und fit du<br />
Betriebliche <strong>Gesundheit</strong>svorsorge steigert das Wohlbefinden<br />
der Angestellten und spart gleichzeitig Kosten …<br />
Langes Sitzen, Stress und unregelmäßiges<br />
Essen – der Arbeitsalltag vieler Menschen<br />
ist heutzutage alles andere als gesund. Die<br />
Folgen sind häufig Müdigkeit, Energiemangel<br />
und Lustlosigkeit bis hin zu Ausfällen auf Grund<br />
von physischen und psychischen Erkrankungen.<br />
Die Unternehmen kommt diese Entwicklung teuer<br />
zu stehen: Eine aktuelle Studie der Strategieberatung<br />
Booz & Company im Auftrag der Felix Burda<br />
Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass deutsche<br />
Firmen im Jahr 2009 allein die Fehlzeiten 1.199<br />
Euro pro Mitarbeiter gekostet haben. Noch stärker<br />
zu Buche schlagen die Kosten, die entstehen,<br />
wenn Mitarbeiter trotz Krankheit am Arbeitsplatz<br />
erscheinen. Denn das führt häufig zu schlechter<br />
Arbeitsqualität, Unfällen oder chronischen Krankheiten<br />
bis hin zum Burn-out. Die Kosten für diesen<br />
sogenannten Präsentismus betrugen 2009 laut<br />
Booz & Company weitere 2.399 Euro pro Kopf.<br />
Hochgerechnet auf alle deutschen Firmen fielen<br />
somit Kosten in Höhe von 129 Milliarden Euro an.<br />
Best Practice Thema | November 2011<br />
Trotz dieser Entwicklung haben bisher<br />
nur wenige Unternehmen in Deutschland ein<br />
betriebliches <strong>Gesundheit</strong>smanagement etabliert.<br />
Denn zum einen lässt sich der direkte Nutzen von<br />
Präventivmaßnahmen nur schwer ermitteln, und<br />
zum anderen sind den meisten Unternehmen die<br />
rechtlichen, politischen und finanziellen Rahmenbedingungen<br />
für ein betriebliches <strong>Gesundheit</strong>smanagement<br />
nicht oder nur zum Teil bekannt. Die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong> ist hier bereits einen Schritt<br />
weiter. Sie hat das „Kümmern um <strong>Gesundheit</strong>“<br />
zum festen Bestandteil der internen Servicekultur<br />
gemacht und wurde 2010 dafür von Handelsblatt,<br />
EUPD Research und TÜV SÜD Life Services mit<br />
dem „Corporate Health Award“ ausgezeichnet.<br />
„Eine umfassende <strong>Gesundheit</strong>sförderung ist nicht<br />
nur ein Grundprinzip nachhaltigen Personalmanagements,<br />
sondern auch eine tragende Säule<br />
für die Werthaltigkeit von Unternehmen“, so<br />
Personalvorstand Thomas Sattelberger. Und Dr.<br />
Anne-Katrin Krempien, die leitende Ärztin der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Telekom</strong>, ergänzt: „Die Führungskräfte<br />
sind aufgefordert, Vorbilder und Verantwortungsträger<br />
für die <strong>Gesundheit</strong> ihrer Mitarbeiter zu sein.<br />
Ziel ist, die Beschäftigten nachhaltig zu motivieren,<br />
Eigenverantwortung für ihre <strong>Gesundheit</strong> zu<br />
übernehmen, um ihre Beschäftigungsfähigkeit<br />
und damit auch die eigene Lebensqualität zu<br />
steigern.“<br />
Fit@<strong>Telekom</strong><br />
Neben regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen,<br />
Impfungen sowie Beratungen im psychosozialen<br />
Bereich ist bei der <strong>Telekom</strong> mit „Fit@<strong>Telekom</strong>“<br />
jetzt ein internes <strong>Gesundheit</strong>sportal an den Start<br />
gegangen. Unter dem Motto „<strong>Gesundheit</strong> macht<br />
Spaß“ bietet das Portal umfangreiche Funktionen<br />
und Informationen rund um die Themen Sport,<br />
Bewegung, Ernährung und Wohlbefinden. So<br />
haben die Mitarbeiter dort die Möglichkeit, einen<br />
Fitness-Check durchzuführen und so Erkenntnisse<br />
über mögliche körperliche Gefährdungen zu
Krankenkassen 19<br />
rchs Arbeitsleben<br />
… für die Unternehmen. <strong>Gesundheit</strong>sportale können<br />
helfen, die Mitarbeiter für das Thema zu begeistern.<br />
© Bundesinnungskrankenkasse <strong>Gesundheit</strong><br />
gewinnen. Darüber hinaus bietet das Portal Motorik-<br />
und Gedächtnisübungen, Interviews mit Experten,<br />
Literaturtipps zu den Themen <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Bewegung und Ernährung sowie Verlinkungen<br />
zu verschiedenen Wikis und Blogs. „Fit@<strong>Telekom</strong><br />
soll nicht nur informieren, sondern die Mitarbeiter<br />
anregen, mit Kollegen über <strong>Gesundheit</strong>sthemen<br />
zu sprechen und sich unternehmensweit<br />
zu vernetzen“, erklärt Nicole Schmidt, Market<br />
Managerin im Konzerngeschäftsfeld <strong>Gesundheit</strong><br />
bei T-Systems. „So steht bei unseren weiblichen<br />
Nutzern derzeit der Austausch von Kochrezepten<br />
für kalorienarme Gerichte ganz hoch im Kurs.“<br />
Grundsätzlich lässt sich Fit@<strong>Telekom</strong> auch auf andere<br />
Unternehmen übertragen. „Das Know-how,<br />
das wir bei der Entwicklung unseres eigenen<br />
Portals gewonnen haben, geben wir natürlich gerne<br />
auch an unsere Kunden weiter“, so Schmidt.<br />
„Die Inhalte schneiden wir dann gemeinsam mit<br />
dem Kunden speziell auf die Bedürfnisse und<br />
Anforderungen der jeweiligen Nutzer zu.“<br />
mit nutzerfreundlichen und informativen<br />
Online-portalen können<br />
Krankenkassen neue mitglieder<br />
gewinnen und service bieten.<br />
„Die Gesundexperten“ im Netz<br />
Beispiel für eine solche Kundenlösung ist das Mitgliederportal<br />
der Barmer GEK, das die <strong>Telekom</strong><br />
gemeinsam mit der Krankenversicherung entwickelt<br />
hat und in ihren Rechenzentren betreibt. Die<br />
Seite teilt sich in zwei Bereiche: In der klassischen<br />
Rubrik „Leistung & Services“ finden die Nutzer<br />
Basisinformationen wie Anträge, Formulare und<br />
Ansprechpartner. Darüber hinaus stellt die Barmer<br />
GEK ihren Mitgliedern mit „Wissen & Dialog“<br />
eine Kommunikationsplattform zur Verfügung.<br />
Dort können sich Mitglieder mit Experten und<br />
anderen Anwendern in Foren austauschen, sich<br />
Fitnessprogramme erstellen lassen oder in einer<br />
Medikamentendatenbank stöbern. Eine Mediathek<br />
bietet zudem die Möglichkeit, Diagnosen<br />
und Therapien zu recherchieren. Außerdem können<br />
die Nutzer dort Newsletter und RSS-Feeds<br />
abonnieren sowie <strong>Gesundheit</strong>svideos ansehen.<br />
Um das Portal auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder<br />
zuzuschneiden zu können, ist die Barmer GEK<br />
Bundesregierung belohnt<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
Mit dem Jahressteuergesetz 2009, das am<br />
1. Januar 2009 in Kraft getreten ist, stärkt<br />
die Bundesregierung die betriebliche <strong>Gesundheit</strong>sförderung.<br />
Durch eine Ergänzung<br />
in Paragraf 3 Nr. 34 Einkommensteuergesetz<br />
(EStG) sind zusätzliche Aufwendungen<br />
des Arbeitgebers zur Verbesserung des<br />
allgemeinen <strong>Gesundheit</strong>szustandes und<br />
der betrieblichen <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
steuer- und sozialabgabenfrei, soweit sie<br />
den Betrag von 500 Euro pro Mitarbeiter<br />
und Kalenderjahr nicht übersteigen.<br />
bei der inhaltlichen Konzeption des Portals einen<br />
ungewöhnlichen Weg gegangen: Sie hat auf die<br />
Vorschläge ihrer Kunden gesetzt. Rund 5.000<br />
Versicherte haben sich aktiv an der Gestaltung<br />
der Seite beteiligt und Ideen und Wünsche für<br />
das neue Portal zusammengetragen.<br />
Der Aufwand hat sich gelohnt: Im April 2011<br />
hat der Interactive Media Council in New York die<br />
Barmer GEK und die <strong>Telekom</strong> für ihr Portal mit<br />
dem „Interactive Media Award“ ausgezeichnet.<br />
Der Preis wurde von der nichtkommerziellen<br />
Organisation Interactive Media Council Inc.<br />
initiiert und zeichnet den höchsten Standard in<br />
Webdesign und Entwicklung aus. „Der Award ist<br />
eine tolle Auszeichnung für unsere Arbeit und<br />
motiviert uns, das Angebot für unsere Kunden<br />
weiter zu verbessern“, sagt Heiner Beckmann,<br />
Marketingleiter der Barmer GEK. „Unser Ziel<br />
ist es, unseren Mitgliedern einen umfassenden<br />
Service zu bieten und ihre Anliegen schnell und<br />
gut zu beantworten.“<br />
Best Practice Thema | November 2011
Ihr mobiler <strong>Gesundheit</strong>scheck.<br />
Innovative<br />
<strong>Gesundheit</strong>sprodukte<br />
für Ihr iPhone.<br />
Bundesweit<br />
erhältlich in den<br />
<strong>Telekom</strong> Shops<br />
und im<br />
Online-Shop