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<strong>alternovum</strong>.<br />

Das KWA Journal 2/2018<br />

TITELTHEMA.<br />

URLAUB<br />

GESTERN & HEUTE.<br />

S.10<br />

KWA INTERVIEW.<br />

MIT Horst Janson.<br />

S.12<br />

HEFTMITTE.<br />

Urlaub in der Zeit des<br />

Wirtschaftswunders.<br />

S.18


Inhalt.<br />

URLAUB<br />

GESTERN & HEUTE.<br />

Titelthema.<br />

10-13<br />

KWA Exklusiv-<br />

Interview.<br />

Mit Horst Janson.<br />

12 18<br />

HEFTMITTE.<br />

Urlaub in der Zeit des<br />

Wirtschaftswunders.<br />

Titelfoto: Christine Gertler<br />

Titelfoto: Anton Krämer<br />

Editorial.<br />

Wenn man „Besteigung Mount Everest buchen“ in die Suchmaschine<br />

Google eingibt, dann erhält man um die 100.000 Suchergebnisse –<br />

zigtausende unterschiedlichster Angebote, um auf den höchsten Gipfel<br />

der Erde zu gelangen. Für die Expedition ab dem 6. April 2019 gibt es<br />

noch freie Plätze: Der Full Service pro Teilnehmer – jeweils mit persönlichen<br />

Support-Sherpas – kostet 28.500 Euro, inklusive Sauerstoff<br />

ab 7000 Höhenmetern. In Sachen Urlaub ist heutzutage nichts mehr<br />

unmöglich, jedes Ziel auf Erden, sei es noch so unwirtlich und entlegen,<br />

ist erschlossen und kann gebucht werden.<br />

Was waren das noch für Zeiten, als unser Dichterfürst Johann Wolfgang<br />

von Goethe sich 1786 heimlich aus Karlsbad schlich, um sich auf<br />

Reisen zu begeben; ins damals so ferne Italien, voller Sehnsucht auf<br />

der Suche nach Arkadien, wissbegierig auf antike Kultur und Geschichte,<br />

aber auch neugierig auf das süße Leben jenseits der Alpen.<br />

Dolce Vita – so wird man das dann gut 150 Jahre später nennen und<br />

den Sprung in den Trevi-Brunnen wagen. Übrigens folgte Johann<br />

Wolfgang den Fußspuren seines Vaters Johann Caspar, der 1740 –<br />

damals noch ohne „von“ – Italien bereiste, als Kavalierstour, wie man<br />

seinerzeit solche Bildungsreisen nannte. Nur sehr reichen Herrschaften<br />

waren solche Reisen möglich, denn man brauchte neben der notwendigen<br />

Barschaft vor allem „Urlaub“, nämlich – im ursprünglichen<br />

Wortsinn – die offizielle Erlaubnis des Landesherrn, sich vom Wohnort<br />

für einen bestimmten Zeitraum entfernen zu dürfen.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Verantwortlicher Redakteur (V. i. S. d. P.)<br />

Dr. Stefan Arend (Vorstand)<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Redaktion<br />

Sieglinde Hankele<br />

Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Tel.: 089 66558-565, Fax: 089 66558-547<br />

E-Mail: <strong>alternovum</strong>@kwa.de<br />

Gestaltung und Layout<br />

Klarelinie, Agentur für Gestaltung GmbH,<br />

86919 Utting am Ammersee, www.klarelinie.de<br />

Auflage<br />

Druckauflage: 31.000 Exemplare<br />

ISSN 2199-2088<br />

© KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal ist kostenlos.<br />

Die Zusendung kann jederzeit storniert werden.<br />

Bestellungen, Abbestellungen, Adressänderungen:<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Tel.: 0800 5924636, Fax: 089 66558-547<br />

E-Mail: info@kwa.de<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den<br />

meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen<br />

die männliche Form gewählt.<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter ist ein<br />

gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen<br />

und wurde 1966 in München gegründet.<br />

KWA ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />

Bundesweit unterhält KWA 18 Einrichtungen,<br />

darunter 14 Altenwohnstifte, eine eigene Klinik für<br />

neurologische und geriatrische Rehabilitation, zwei<br />

Pflegestifte und ein Bildungszentrum mit staatlich<br />

anerkannten Berufsfach- und Fachschulen.<br />

Blitzlicht. 04<br />

Lebensart.<br />

Baden-Baden 06<br />

Bäderdreieck 07<br />

Arbeitswelten.<br />

Die Rezeption 08<br />

Gesundheit im Fokus 16<br />

Mütter als Vorbilder 17<br />

Netzwerk.<br />

Bedeutung von Netzwerken 09<br />

Urlaub.<br />

Titelthema.<br />

Urlaubs-Tourismus gestern & heute 10<br />

Interview mit Horst Janson 12<br />

Menschen.<br />

Wenn Bilder mehr sagen als Worte 14<br />

Wie moderne Technik das<br />

Leben bereichern kann 15<br />

Helmut Valentin 20<br />

Jutta Ballach 21<br />

Dr. med. Radu Crisan 22<br />

Novum.<br />

Bestform 23<br />

Blickwinkel.<br />

Die GroKo und die Pflege 24<br />

Patientenrecht/Heilbehandlungen 26<br />

Kolumne.<br />

Vertrauenssache Alter(n) 25<br />

Begleitung und Pflege.<br />

Gedächtnistraining 27<br />

PSG II – Alltagstest bestanden 28<br />

Bildung.<br />

Heilerziehungspflege: Sozialpreis<br />

für Römerprojekt 29<br />

Jubiläum.<br />

35 Jahre KWA Parkstift Aeskulap 30<br />

Reisen.<br />

Glanzlichter der Ostsee 31<br />

Sternstunden.<br />

45 Jahre KWA Parkstift Rosenau 32<br />

KWA CLUB.<br />

Kulturjahr im KWA Stift im HOP 34<br />

Heute sind Urlaub und Ferien weitgehend Selbstverständlichkeit und<br />

gehören fest verankert in den Lauf des Jahres. Befragungen zeigen,<br />

dass die Deutschen in wirtschaftlich angespannten Zeiten auf vieles<br />

verzichten würden, nicht aber (und wenn nur äußerst ungern) auf<br />

Urlaub und auf Reisen. Traditionell sind die beliebtesten Reiseziele<br />

der Deutschen Österreich, Italien und Spanien und natürlich die<br />

deutschen Lande selbst, besonders Bayern. Doch auch viele exotische<br />

Länder werden angesteuert. Und wenn es nicht gleich der Mount<br />

Everest sein soll, dann locken Kreuzfahrten in die Antarktis oder<br />

Durchquerungen der Sahara. Und für so manchen ist auch der Urlaub<br />

vor der eigenen Haustür, ein paar Tage oder Wochen im geliebten<br />

Schrebergarten oder auf „Balkonien“ das Schönste, was man sich<br />

vorstellen kann.<br />

In dieser Sommerausgabe gehen wir auf Entdeckungsreise in Sachen<br />

Urlaub und Ferien und wünschen allen – wo auch immer die Reise<br />

hingehen mag – schöne wie erholsame Zeiten.<br />

Dr. Stefan Arend,<br />

KWA Vorstand<br />

02 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

03


Blitz licht.<br />

Wussten Sie schon, dass …<br />

... Senioren, die regelmäßig körperlich aktiv sind, nicht nur deutlich leistungsfähiger<br />

sind und seltener an chronischen Erkrankungen leiden, sondern auch geistig fit<br />

bleiben und eine höhere Lebenserwartung haben? Und: Wer mehr Muskeln hat,<br />

hat auch dichtere, stabilere Knochen. Krafttraining ist deshalb für eine gute Muskelkontrolle<br />

bis ins hohe Alter unverzichtbar. Selbst bei Hochbetagten ist ein Kraftzuwachs<br />

möglich. Quelle: MRI – TUM<br />

Gesundheitsmosaik im KWA Parkstift Hahnhof<br />

Wie man Gesundheit auch im Alter günstig beeinflussen und gegebenenfalls<br />

Schmerzen behandeln kann, beleuchteten im April im Baden-Badener KWA Wohnstift<br />

auf Einladung von Stiftsdirektor Marius Schulze Beiering drei ausgewiesene<br />

Experten. Ein ausführlicher Bericht dazu findet sich auf www.kwa.de. Es referierten:<br />

10 Jahre KWA Schülerliteraturwettbewerb<br />

Mit einem attraktiv gestalteten Sammelband, der alle bisher<br />

prämierten Geschichten und Gedichte enthält, würdigte die<br />

Initiatorin und Leiterin des KWA Schülerliteraturwettbewerbs,<br />

Gisela Hüttis, zum Jubiläum die bisherigen Preisträger.<br />

Seit 2008 haben nahezu 250 Schülerinnen und Schüler<br />

aller Schularten aus der Stadt und dem Landkreis München<br />

teilgenommen. Die Idee dahinter war und ist, dass junge für<br />

alte Menschen schreiben – über Themen, die Jung und Alt<br />

gleichermaßen interessieren. Was als kreative Idee begann,<br />

wurde ein literarischer Dauerbrenner. KWA Vorstand<br />

Dr. Stefan Arend dankte in seinem Grußwort nicht nur den<br />

Nachwuchsautorinnen und -autoren und Gisela Hüttis, die<br />

bei diesem „mutigen Unterfangen“ einen „langen Atem“<br />

bewiesen habe. Seinen ausdrücklichen Dank richtete er<br />

auch an Dr. Harald Parigger, Schriftsteller und Direktor der<br />

Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit.<br />

Parigger war von Beginn der Planungen mit an Bord und<br />

begleitet seitdem als Juror, Ideengeber und Spiritus Rector.<br />

04 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

Alternovum-Kurzgeschichten<br />

„Wandlung ist notwendig wie die Erneuerung<br />

der Blätter im Frühling.“ Mit diesem Gedanken<br />

von Vicent van Gogh wollen wir Alternovum<br />

etwas Frisches zufügen und dabei vielleicht<br />

sogar Wertvolles zu Tage fördern. Kurzgeschichten.<br />

Wir denken an ein offenes Projekt ohne<br />

kommerziellen Charakter. Die Idee: Wer sich<br />

dazu berufen fühlt und uns seine Kurzgeschichte<br />

zur Print- und Onlineveröffentlichung honorarfrei<br />

überlassen mag, möge sie einreichen, mit<br />

einem Umfang von bis zu 9.000 Zeichen, inkl.<br />

Leerzeichen. Triviales und Autobiografisches<br />

suchen wir nicht, sondern Besonderes – in der<br />

Tradition von Short Storys. Haben Sie dazu<br />

möglicherweise etwas? Dann schicken Sie doch<br />

Ihre Geschichte an <strong>alternovum</strong>@kwa.de. In die<br />

Betreffzeile bitte Alternovum-Kurzgeschichte<br />

eintragen, in der E-Mail Kontaktdaten angeben.<br />

Es gibt keinen Einsendeschluss. Literaturexperten<br />

werden fortlaufend lesen. Geeignetes wird auf<br />

www.<strong>alternovum</strong>.de veröffentlicht – auf Wunsch<br />

unter einem Pseudonym.<br />

Axel Scheumann (Apotheker<br />

und Inhaber Mantra Pharm)<br />

Wechsel im KWA Aufsichtsrat<br />

Dr. med. Christoph Garner<br />

(Chefarzt a. D. der KWA<br />

Rehaklinik in Bad Griesbach)<br />

Danke, liebe Kerstin Schreyer! Und herzlichen Glückwunsch zur<br />

Berufung in das Kabinett von Markus Söder. Dass Sie aus eben<br />

diesem Grund Ihr Mandat als KWA Aufsichtsrätin niedergelegt<br />

haben, ist so vorgesehen, damit Sie sich mit ganzer Kraft in den<br />

Dienst des Landes stellen können. – Sie sind KWA seit vielen<br />

Jahren verbunden, haben als junge Frau im KWA Stift am<br />

Parksee „gejobbt“ und gewohnt, fühlten sich dort laut eigener<br />

Aussage herzlich aufgenommen. Zunächst als Gemeinderätin in<br />

Unterhaching, später als Kreis- und Bezirksrätin und seit Oktober<br />

2008 als Landtagsabgeordnete haben Sie sich stets für<br />

soziale Belange eingesetzt. Als diplomierte Sozialpädgagogin<br />

und erfahrene Familientherapeutin waren Sie KWA als Aufsichtsrätin<br />

eine wertvolle Ratgeberin. Alles Gute für die Zukunft und<br />

weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit als Bayerische Staatsministerin<br />

für Familie, Arbeit und Soziales. – Jedes Ende ist ein neuer<br />

Anfang. Und so möchten wir den „Nachrücker“ herzlich begrüßen.<br />

Er ist Geschäftsführer der Limberger Klinik in Bad Dürrheim.<br />

Willkommen im Aufsichtsrat, Joachim Limberger!<br />

Prof. Dr. Curt Diehm<br />

(Ärztlicher Direktor der Max<br />

Grundig Klinik in Baden-Baden)<br />

Buchtipp<br />

Für die im Koalitionsvertrag festgeschriebenen<br />

8.000 neuen Pflegekräfte gab es viel Kritik.<br />

Die Grünen forderten ein umfassendes<br />

Sofortprogramm mit je 25.000 zusätzlichen<br />

Pflegefachkraftstellen für die Alten- und<br />

Krankenpflege. Gesundheitsminister Jens<br />

Spahn hat nun 13.000 neue Stellen angekündigt.<br />

Doch wie kann es überhaupt gelingen,<br />

mehr Menschen für Arbeitsplätze in der Pflege<br />

zu gewinnen? Was zu tun ist, um endlich eine<br />

Trendwende einzuleiten, haben Pflegewissenschaftler<br />

und Pflegepraktiker in Folge des<br />

KWA Symposiums 2017 ermittelt. Ihre Ergebnisse<br />

präsentieren sie im Buch „Arbeitsplatz<br />

Langzeitpflege“, das in diesem Frühjahr im<br />

Medhochzwei-Verlag erschienen ist.<br />

Arbeitsplatz Langzeitpflege<br />

Schlüsselfaktor Personalarbeit<br />

Klie, Thomas (Hrsg.);<br />

Arend, Stefan (Hrsg.)<br />

1. Auflage, 2018<br />

209 Seiten, Softcover<br />

ISBN: 978-3-86216-415-8<br />

05


Lebensart. Baden-Baden<br />

Leben, wo dem Schwarzwald<br />

Heilquellen und Hochkultur entspringen<br />

KWA Parkstift Hahnhof<br />

Lebensart. Bäderdreieck<br />

Leben, wo dem Rottal Heilquellen<br />

und Golfplätze entspringen<br />

KWA Stift Rottal<br />

Baden-Baden liegt an beiden Seiten<br />

des Flüsschens Oos in einem Talkessel,<br />

dicht umgeben von mit Tannen<br />

und Buchen bewaldeten Bergen, die<br />

bis 1160 Meter ansteigen. Aufgrund<br />

der geschützten Lage zieht der<br />

Frühling zeitig ein und die warmen<br />

Tage reichen bis in den November<br />

hinein. Hierzu gesellen sich heiße,<br />

heilkräftige Quellen. Etwa 75 n. Chr.<br />

kam die Gegend für 200 Jahre unter<br />

die Herrschaft der Römer. Sie gründeten<br />

eine Militärstation, bauten<br />

Straßen und legten Städte an. Die<br />

heißen Quellen im nasskalten<br />

Germanien wussten sie zu schätzen,<br />

erbauten Bäder für Heerführer und<br />

Kaiser, aber auch für Soldaten und<br />

Pferde. Während der Regierungszeit<br />

Caracallas wurden die Bäderanlagen<br />

ausgebaut. Noch heute sind Reste<br />

davon vorhanden.<br />

Ab Ende des 18. Jahrhunderts<br />

entwickelte sich Baden-Baden zum<br />

Inbegriff eines Luxusbades von<br />

Weltruf, wo Kaiser, Könige, Adel und<br />

die geistige Elite aus Europa zu Gast<br />

waren, darunter Schriftsteller wie<br />

Dostojewski und Turgenev. Größen<br />

aus dem Musikleben wie Clara<br />

Schumann und Johannes Brahms<br />

hatten hier ihre Häuser. Auch durch<br />

seine im Jahr 1838 eröffnete Spielbank<br />

wurde Baden-Baden berühmt.<br />

Damals wie heute kommen Besucher<br />

von nah und fern, um im<br />

Casino ihr Glück zu finden.<br />

Unter Einbeziehung des ehemaligen<br />

Stadtbahnhofs Baden-Baden konnte<br />

ein Festspielhaus gebaut und im Jahr<br />

1998 eröffnet werden. Mit 2500<br />

Plätzen gilt es als Deutschlands<br />

größtes Opern- und Konzerthaus.<br />

Hier treten regelmäßig international<br />

renommierte Orchester, Künstler und<br />

Ensembles auf und machen den<br />

Besuch der Veranstaltungen mit<br />

gleichzeitigem Aufenthalt in Baden-<br />

Baden immer wieder attraktiv. Für<br />

die Unterkunft stehen zahlreiche<br />

Hotels, Pensionen sowie Sanatorien<br />

bereit.<br />

Unzählige Spazierwege säumen das<br />

langgestreckte Tal. Hinzu kommen<br />

gepflegte Parkanlagen mit altem,<br />

exotischem Baumbestand, alte<br />

Herrensitze, Schlösser sowie sagenreiche<br />

Burgen und Aussichtspunkte.<br />

Der Merkur, der auch mit einer<br />

Bergbahn zu erreichen ist, ist der<br />

Hausberg der Baden-Badener. Die<br />

Lichtentaler Allee führt zum Kloster<br />

Lichtental. Auf dem Wege dorthin<br />

liegt in der Gönneranlage ein wundervoller<br />

Rosengarten – ein weiterer<br />

auf dem Beutig. Auch die hervorragende<br />

Gastronomie lockt Besucher<br />

an. Doch auch die Bewohner der<br />

Stadt schätzen die kulinarischen und<br />

kulturellen Angebote. Dazu gehören<br />

beispielsweise das Theater und die<br />

Konzerte des Philharmonischen<br />

Orchesters.<br />

Viele betrachten das Leben in<br />

Baden-Baden als ein Privileg. Sie<br />

und die Menschen in der Region<br />

lieben ihr „Ländle“, sind gesellig<br />

und feiern gerne, gleich ob Fastnacht,<br />

Stadt- oder Dorffest, die<br />

Weinlese oder die Zwetschenernte.<br />

Sie essen auch gerne heimische<br />

Gerichte wie Flädlesuppe, badische<br />

Schneckensuppe, Rehrücken, Schäufele,<br />

Käsespätzle, Maultaschen oder<br />

Schupfnudeln sowie Bibeleskäs.<br />

Nicht vergessen darf man den<br />

Kirschenplotzer und die Schwarzwälder<br />

Kirschtorte. An den alten<br />

Bräuchen hält man vor allem in<br />

ländlichen Gegenden fest. Das<br />

Neujahrssingen, die Weihe von<br />

Wachskerzen, der Blasiussegen, das<br />

Maibaumaufstellen, die Fronleichnamsprozessionen<br />

und die Johannisfeuer<br />

zeugen davon.<br />

Margit Geppert<br />

„Die Niederbayern sind die wahren<br />

Ober-Bayern!“ So lautete das Fazit<br />

einer großangelegten Studie des Bayerischen<br />

Rundfunks (BR). Sie förderte<br />

zutage, dass zwischen Kelheim und<br />

Passau, zwischen Bodenmais und Bad<br />

Griesbach Menschen leben, die sich<br />

besonders mit ihrem Freistaat identifizieren.<br />

Hier ist Bayern am bayerischsten:<br />

75 % der knapp 1,2 Millionen<br />

Niederbayern fühlen sich eher als<br />

Bayer denn als Deutscher. Eine starke<br />

Zahl. Niederbayern legen weiterhin<br />

Wert auf das Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

was sie auf ihren zahlreichen<br />

Stadt- und Volksfesten eindrucksvoll<br />

demonstrieren. Überhaupt wird<br />

Tradition hier großgeschrieben – die<br />

Niederbayern sind der BR-Studie zufolge<br />

einsame Spitzenreiter in Sachen<br />

Dialektpflege und Tracht.<br />

Außerdem kann der Regierungsbezirk<br />

Niederbayern mit Natur pur und vielfältigen<br />

Landschaften punkten. Eine<br />

von ihnen ist das Untere Rottal. Eine<br />

wahre Goldgrube, die zwischen den<br />

Kurorten Bad Füssing, Bad Birnbach<br />

und Bad Griesbach liegt. Dort wird<br />

seit 1973 aus bis zu 1500 Metern<br />

Tiefe Gold gefördert, flüssiges Gold.<br />

Gemeint ist das Thermalwasser, das<br />

diese Region heute zutiefst prägt. Es<br />

ist nicht nur eine Quelle für Gesundheit<br />

und Regeneration, sondern auch<br />

ein absoluter Glücksgriff für den niederbayerischen<br />

Tourismus. Denn aus<br />

Nikolaus-, Karls- und Marien-Quelle<br />

sprudelt unermüdlich das bis zu 60<br />

Grad heiße Naturheilmittel mit nachgewiesener<br />

präventiver und heilender<br />

Wirkung. Mit seinen insgesamt fünf<br />

Thermen ist das Gebiet im Unteren<br />

Rottal das größte Thermalbäderdreieck<br />

Europas.<br />

Im Landkreis Rottal-Inn gibt es gleich<br />

zwei Naturschutzgebiete zu entdecken:<br />

die Vogelfreistätte Salzachmündung<br />

und den Unteren Inn, beides<br />

Naturräume von weltweiter Geltung,<br />

wahre Paradiese für Wasservögel.<br />

Aber auch naturliebende Wanderer<br />

und vor allem Radler kommen auf<br />

ihre Kosten. Bad Griesbach ist eine<br />

Drehscheibe für Fernradwege – Donauradweg,<br />

Innradweg, Römerradweg<br />

und Rottalradweg bringen Menschen<br />

aus ganz Deutschland in die Region.<br />

Diese hat auch kulinarisch einiges zu<br />

bieten: Knödel, Fleisch- und Bratengerichte,<br />

Bier, Mehlspeisen – diesen<br />

Schmankerln begegnet man überall.<br />

Durch die Nähe zu Tschechien und<br />

Österreich dominieren besonders die<br />

Knödel in vielfältigen Variationen: So<br />

verbergen die Deggendorfer Knödel<br />

in ihrem Inneren einen andersfarbigen<br />

Knödelkern, erinnern die G’wichsten<br />

Knödel mit ihrer glänzenden Oberfläche<br />

an frisch gewichste Schuhe und<br />

sind die Ranschknödel aus Kartoffeln<br />

und Semmeln hier besonders gut.<br />

Sportliche Hauptattraktion in Bad<br />

Griesbach ist das Golfspiel. Das<br />

Golf Resort ist international bestens<br />

vernetzt und bietet Turniere mit<br />

Spitzenspielern. Auch der „Kaiser“<br />

Franz Beckenbauer, seines Zeichens<br />

Ehrenbürger von Griesbach, lässt sich<br />

hier gerne blicken. Zu Gunsten seiner<br />

Stiftung richtet er heuer im Bäderdreieck<br />

bereits den 31. Kaiser-Cup aus.<br />

Wer Niederbayern aus der Luft betrachten<br />

möchte, ist in Bad Griesbach<br />

ebenfalls am richtigen Fleck. Das<br />

Mekka der Ballonfahrer hat einen<br />

eigenen Ballonhafen, von dem jedes<br />

Jahr im August beim „Internationalen<br />

Ballontreffen“ farbenprächtige<br />

Ballone mehr als 10.000 Besuchern<br />

ein spektakuläres Schauspiel bieten.<br />

Bei gutem Wetter reicht der Blick aus<br />

dem Ballon bis zu den Alpen.<br />

Jörg Peter Urbach<br />

06 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

07


Arbeitswelten.<br />

KWA Hanns-Seidel-Haus<br />

Warum Netzwerke heute<br />

so wichtig sind<br />

KWA Luise-Kiesselbach-Haus<br />

Die Rezeption:<br />

eine zentrale Anlaufstelle<br />

Fotos: Ursula Sohmen<br />

Ob ich einen ersten Kontakt herstelle<br />

oder irgendwo zu Gast oder zu<br />

Besuch bin: Eine freundliche Begrüßung<br />

vermittelt mir positive Empfindungen.<br />

Hier bin ich richtig. Hier<br />

kann ich mein Anliegen vorbringen.<br />

„Hier wird man immer mit einem<br />

Lächeln und einem freundlichen<br />

Wort empfangen. Das färbt richtig ab<br />

und man bekommt gute Laune.“<br />

Was für eine schöne Rückmeldung.<br />

Im KWA Luise-Kiesselbach-Haus sind<br />

die Mitarbeiterinnen der Rezeption<br />

zentrale Anlaufstelle für jeden Besucher<br />

des Hauses. Für Bewohner,<br />

Angehörige und Mitarbeiter, Lieferanten,<br />

Handwerker und Ärzte. Viele<br />

Informationen werden hier zentral<br />

erfasst und die Abläufe koordiniert.<br />

Der Musikkreis findet heute im<br />

Wohnzimmer statt, die Friseurin steht<br />

im Stau, der Schreiner muss in den<br />

Terrassenbereich, Herr Meier benötigt<br />

einen Haustechniker, Frau Huber<br />

muss ins Krankenhaus. Die Ein- und<br />

Ausgangspost wird zuverlässig<br />

abgewickelt und die neuen Möbel<br />

für Herrn Müller kommen auf die<br />

richtige Etage.<br />

Obwohl Freundlichkeit und Aufmerksamkeit<br />

zum normalen Arbeitsumfeld<br />

gehören, kann es dennoch auch zu<br />

herausfordernden Situationen kommen.<br />

Zu den täglichen Anforderungen<br />

gehört für die Mitarbeiter daher,<br />

mit zum Ausdruck gebrachten<br />

Emotionen wie Freude, Trauer oder<br />

Unverständnis den richtigen Umgang<br />

zu finden.<br />

Ein Feingespür für Situationen und<br />

Menschen ist unerlässliches „Handwerkszeug“.<br />

Wann ist es erforderlich, einen<br />

zuständigen Ansprechpartner zu<br />

vermitteln, oder ist da jemand, der<br />

persönliche Zuwendung benötigt und<br />

sich etwas von der Seele reden muss?<br />

Eine kompetente Beratung über das<br />

Angebot des Hauses ist ein wichtiger<br />

Bestandteil dieses Aufgabenbereiches.<br />

Schon beim ersten Kontakt<br />

kann durch sachkundige Informationen<br />

eine Vertrauensbasis aufgebaut<br />

und Verbindlichkeit geschaffen<br />

werden. Beratung als Visitenkarte des<br />

Hauses, die gleich zu Anfang, im<br />

wahrsten Sinne des Wortes, über den<br />

Empfangstresen gereicht wird.<br />

Viele Pflegeeinrichtungen verzichten<br />

heute auf eine Rezeption. Für Hausleiter<br />

Michael Pfitzer undenkbar. Die<br />

Rezeption ist nicht nur ein wichtiger<br />

Dreh- und Angelpunkt, sie vermittelt<br />

den Bewohnern darüber hinaus ein<br />

Gefühl von Sicherheit.<br />

Herzlich willkommen im Luise-Kiesselbach-Haus,<br />

wir freuen uns, Sie zu<br />

sehen.<br />

Ursula Sohmen<br />

Als das KWA Hanns-Seidel-Haus<br />

1970 eröffnet wurde, war es nicht<br />

üblich, dass man Kontakte nach<br />

außen pflegte. Das Haus zu öffnen<br />

für die Bürger der Gemeinde, war<br />

damals undenkbar. Man wollte unter<br />

sich bleiben. Ganz anders heute.<br />

Schon in den 80er Jahren begann<br />

man in unserem Wohnstift mit dem<br />

Aufbau einer Gruppe von Ehrenamtlichen.<br />

Bereits damals erkannte die<br />

Hausleitung, dass die Begleitung der<br />

Stiftsbewohner durch engagierte<br />

Bürger eine große Bereicherung ist<br />

und einen Mehrwert für alle bieten<br />

kann.<br />

Kooperationen mit ortsansässigen<br />

Schulen ermöglichen jungen Menschen,<br />

auch mit pflegebedürftigen<br />

Bewohnern in Kontakt zu kommen<br />

und das Betreuungsteam zu unterstützen.<br />

Die Schüler kommen mit<br />

neuen, frischen Ideen, beleben<br />

dadurch das Haus.<br />

Ein anderer wichtiger Netzwerkbestandteil:<br />

Regelmäßig treffen sich<br />

die Akteure der verschiedenen<br />

sozialen Einrichtungen aus Ottobrunn<br />

und den umliegenden<br />

Gemeinden zum Erfahrungsaustausch<br />

und zur Weiterentwicklung<br />

der Arbeit in der Altenhilfe. So<br />

konnten in den letzten Jahren<br />

verschiedenste Projekte gemeinsam<br />

auf den Weg gebracht werden.<br />

Zum Beispiel ein Palliativleitfaden,<br />

der zusammen mit Leitungskräften<br />

und Mitarbeitern aus verschiedenen<br />

Einrichtungen, dem Hospizkreis<br />

Ottobrunn, dem MDK und der<br />

Heimaufsicht des Landkreises<br />

erarbeitet wurde. Den Akteuren war<br />

es ein Anliegen, die zum Teil schon<br />

bestehende Hospizkultur möglichst<br />

transparent und verständlich zu<br />

machen. Zwei Jahre lang wurde an<br />

diesem Leitfaden gearbeitet, der<br />

dann 2016 den Einrichtungen im<br />

gesamten Landkreis zur Verfügung<br />

gestellt wurde.<br />

Ein weiteres großes Gemeinschaftsprojekt<br />

lautet „Demenz<br />

verstehen“, wozu im März in unserem<br />

Haus ein Informationsabend<br />

stattfand. Wie es dazu kam? Das<br />

Wissen, dass immer mehr Menschen<br />

mit Demenz zu Hause versorgt<br />

werden und die Angehörigen oft an<br />

ihre Grenzen stoßen, veranlasste<br />

den Seniorenbeirat der Gemeinde<br />

Hohenbrunn, sich Gedanken über<br />

eine Veranstaltung zu machen. Man<br />

wollte die Bevölkerung über das<br />

Krankheitsbild und den Umgang<br />

damit umfassend informieren.<br />

Alleine konnte der Seniorenbeirat<br />

das nicht auf den Weg bringen.<br />

Doch gemeinsam mit der Alzheimergesellschaft,<br />

dem KWA Hanns-Seidel-Haus,<br />

der Seniorenbeauftragten<br />

der Gemeinde Ottobrunn und<br />

Mitarbeitern des Landratsamtes, die<br />

einen Demenzparcours betreuten,<br />

wurde es möglich. Zur Auftaktveranstaltung<br />

kamen nahezu 100 Interessierte.<br />

Für das kommende Jahr ist<br />

bereits ein ganzer Tag rund um das<br />

Thema Demenz geplant.<br />

Bei der Vielfältigkeit der Arbeit heute<br />

in Einrichtungen der Altenhilfe ist es<br />

gut, Akteure an seiner Seite zu<br />

haben, die ebenfalls das Ziel verfolgen,<br />

Senioren in den Gemeinden<br />

und in Einrichtungen der Altenhilfe<br />

ein würdevolles, möglichst selbstbestimmtes<br />

Leben bis zum Ende zu<br />

ermöglichen. Nur gemeinsam<br />

können wir den heutigen Anforderungen<br />

gerecht werden.<br />

Ursula Cieslar<br />

08 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

09


Urlaub. Titel.<br />

Urlaubs-Tourismus<br />

gestern<br />

heute<br />

Von Burkhart Lauterbach.<br />

Momente dessen, was wir heutzutage<br />

„Urlaubs-Tourismus“ nennen,<br />

kommen bereits in den Aufenthalten<br />

der europäischen Aristokratie in<br />

Kurbädern und Seebädern zum<br />

Vorschein, in der bildungsbezogenen<br />

„Grand Tour“ der jungen<br />

britischen Adeligen, die zwischen<br />

dem 16. und dem späten 18. Jahrhundert<br />

das europäische Festland<br />

erkundeten, insbesondere Italien. Da<br />

ging es nämlich auch um Erholung,<br />

Muße, Vergnügen und Unterhaltung.<br />

Dennoch konstituierte sich der uns<br />

vertraute Tourismus letztlich erst<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts, als Industrialisierung<br />

und Reisetätigkeit eine<br />

enge Verbindung eingingen. Erst die<br />

Industrialisierung ermöglichte die<br />

Herstellung mannigfaltiger Gegenstände,<br />

die zum Reisen notwendig<br />

waren, so zum Beispiel Lokomotiven<br />

und Waggons, Landkarten und<br />

Hotelbetten, Sonnenbrillen und<br />

Gummireifen für Motorräder und<br />

Automobile.<br />

Überdies war die Industrie vom<br />

Unterwegssein von Menschen und<br />

Dingen abhängig. Und nicht zuletzt<br />

brachte sie, unbeabsichtigt und<br />

paradox, mit sich, dass die Menschen<br />

Bedürfnisse und Wünsche<br />

entwickelten, vorübergehend vor ihr<br />

zu fliehen. Die Industrialisierung<br />

produzierte, zugespitzt ausgedrückt,<br />

den Urlaubs-Tourismus gleich mit.<br />

Um das Jahr 1900 praktizierten<br />

Unternehmen deutliche soziale<br />

Unterscheidungen, indem sie die<br />

geistige Arbeit vor der manuellen<br />

Arbeit rangieren ließen und ihren<br />

Angestellten Urlaub gewährten,<br />

den manuell Tätigen jedoch nicht,<br />

obwohl diese genauso eine Auszeit<br />

vom Arbeitsalltag benötigten. Das<br />

zeitigte auch kulturelle Auswirkungen:<br />

Wer keinen Urlaub gewährt<br />

bekam, verfügte nicht über die<br />

Möglichkeit, den eigenen Horizont<br />

zu erweitern. Zudem waren Urlaubsreisen<br />

um 1900 für den weitaus<br />

größten Teil der Bevölkerung unerschwinglich.<br />

Auch die Regelungen<br />

der Arbeitszeit machten längere<br />

Reisen unmöglich; und so unternahmen<br />

viele Menschen, denen Urlaub<br />

bewilligt wurde, entweder nur kurze<br />

Reisen in den Nahbereich, zu<br />

Verwandten oder in die Sommerfrische<br />

– oder blieben ganz zu Hause.<br />

Gleichwohl gab es durchaus einen<br />

regen Fremdenverkehr, der sich<br />

allerdings zunächst auf eine kleine<br />

Anzahl von Orten und Regionen<br />

beschränkte, auf Kur- und Seebäder,<br />

Wintersportorte, das mittlere Rheintal,<br />

den Genfer See, schließlich auf<br />

Großereignisse wie die Weltausstellungen<br />

in London und Paris. Andernorts<br />

gab es noch gegen Ende des<br />

19. Jahrhunderts keine passable<br />

Infrastruktur, die saisonal auftretende<br />

Menschenmengen hätte aufnehmen<br />

können, was auch für die Verkehrsmittel<br />

galt.<br />

Von zentraler Bedeutung für die<br />

zögerliche Entwicklung des Urlaubs-<br />

Tourismus war, dass in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts eine<br />

80- bis 90-Stunden-Woche für<br />

Arbeiter in Manufakturbetrieben<br />

keine Seltenheit war, dieser Wert um<br />

1900 immer noch bei rund 60 Stunden<br />

lag, und erst nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg und der Wiederaufbauzeit<br />

die 40-Stunden-Woche Einzug hielt.<br />

Das Reichsgesetz für Beamte von<br />

1873 regelte zwar bereits einen<br />

Minimalanspruch auf mehrere<br />

arbeitsfreie Tage, während Arbeiterorganisationen<br />

erst 1891 die Festlegung<br />

erreichten, dass Sonn- und<br />

Feiertagsarbeit weitgehend untersagt<br />

wurde. Doch Urlaub tauchte als<br />

Faktor erst Jahrzehnte später in<br />

Tarifverträgen auf: In der Metallindustrie<br />

gewährte man beispielsweise<br />

vor 1933 drei Tage. Ein Bundesurlaubsgesetz<br />

gab es ab 1963 und<br />

erst nach 1967 zwischen 18 und<br />

24 Tage Urlaub. Dieser wurde<br />

zunächst vorwiegend im Inland<br />

verbracht, mehr und mehr aber auch<br />

im nahen Ausland. Hauptattraktion<br />

war Italien mit seinen Küsten und<br />

Stränden – und der Möglichkeit, den<br />

Urlaub zu verlängern, indem man<br />

nach der Rückkehr „zum Italiener“<br />

essen ging, die Eisdiele „Venezia“<br />

aufsuchte oder aber die eigenen<br />

Fremdsprachenkenntnisse im Gespräch<br />

mit den süditalienischen<br />

Arbeitskollegen testete.<br />

Wer verreist aber heute – und wer<br />

bleibt daheim? Bei unteren Einkommensgruppen<br />

beträgt die Reiseintensität<br />

67 Prozent, bei oberen Einkommensgruppen<br />

dagegen 88 Prozent;<br />

unter den Deutschen mit Hauptschulabschluss<br />

treten 71 Prozent<br />

eine Urlaubsreise an, unter den<br />

Gymnasiums- und Hochschulabsolventen<br />

dagegen 86 Prozent; und<br />

dann spielen bei der individuellen<br />

Entscheidung für oder gegen Urlaubsreisen<br />

auch die Zugehörigkeit<br />

zu einer spezifischen Altersgruppe<br />

und die Stellung im Beruf eine Rolle,<br />

sowie die regionale Herkunft und<br />

der eigene Lebensstil. Diese Befunde<br />

werden immer wieder durch neue<br />

Erhebungen bestätigt. Gewissermaßen<br />

quer zur Differenzierung der<br />

touristischen Akteure nach den<br />

genannten Kategorien steht die Frage<br />

nach der Geschlechtsspezifik der<br />

Reisepraktiken, die allerdings von<br />

der Forschung noch nicht angemessen<br />

geklärt ist: Bevorzugen Frauen<br />

andere Ziele, andere Reisezeiten,<br />

andere Verkehrsmittel, andere<br />

Aktivitäten als Männer?<br />

Die Urlaubsmotivationen lauten,<br />

seit Jahrzehnten konstant bleibend:<br />

Tapetenwechsel; Abschalten, Ausspannen;<br />

Zeit füreinander haben;<br />

gut essen; Spaß und Unterhaltung<br />

haben; Sport treiben, sich Bewegung<br />

verschaffen; sich verwöhnen lassen;<br />

reinere Luft, sauberes Wasser;<br />

Horizont erweitern; Verwandte,<br />

Bekannte besuchen. Dabei dominieren<br />

rekreative Motivationen, gefolgt<br />

von sozialen Motiven. Kulturelle<br />

Motivationen im engeren Sinn<br />

spielen erstaunlicherweise keine<br />

bedeutende Rolle.<br />

Die Motivationen der Nichtreisenden<br />

haben dagegen fast durchgängig<br />

mit dem Hemmfaktor Angst zu tun;<br />

mit der Angst, den Kontakt zum<br />

gewohnten heimischen Umfeld zu<br />

verlieren, die eigene Wohnung<br />

unbeaufsichtigt zu lassen oder den<br />

Arbeitsplatz zu vernachlässigen;<br />

mit der Angst, sich in ungewohnten<br />

Verhältnissen orientieren zu müssen;<br />

auch mit der Angst vor fremden<br />

Personen sowie Völkern. Viele, die<br />

sich für Reisen entscheiden, empfinden<br />

hingegen, was Erich Kästner in<br />

seinem „Brief aus Paris“ (1929)<br />

schrieb:<br />

„Die Sonne schien.<br />

Die Luft war weich.<br />

Die Menschen sind<br />

bekanntlich gleich.<br />

Und ist man auch kein Lord –<br />

man zählte Geld. Es war genug.<br />

Man nahm den Koffer, fuhr zum Zug<br />

und fort.“<br />

Prof. Dr. Burkhart Lauterbach arbeitet am Institut für empirische Kulturwissenschaft und Europäische<br />

Ethnologie der Universität München. Ders.: Tourismus. Eine Einführung aus Sicht der volkskundlichen<br />

Kulturwissenschaft. Dritte Auflage Würzburg 2015 (Kulturtransfer, Bd. 3). Ders.: Städtetourismus. Kultur-<br />

10 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

wissenschaftliche Studien. Eine Einführung. Zweite Auflage Würzburg 2015 (Kulturtransfer, Bd. 7).<br />

11


Titel.<br />

Der 1935 in Mainz-Kastel als<br />

Sohn eines Justizbeamten<br />

geborene Schauspieler Horst<br />

Janson glänzte und glänzt<br />

nicht nur in Spielfilmen und<br />

Fernsehserien, sondern auch<br />

auf der Bühne – bis heute. Ein<br />

Bravo Otto in Gold und ein<br />

Bambi schmücken seine<br />

großen Erfolge.<br />

„Ich bin immer hoffnungsvoll“<br />

Herr Janson, in den frühen 50er<br />

Jahren haben Sie den ersten Schritt<br />

in Richtung Karriere getan – nämlich<br />

ein Jahr vor dem Abitur die Schule<br />

geschmissen, um die Schauspielschule<br />

zu besuchen. Wie kam es dazu?<br />

Einige Umzüge und damit verbundene<br />

Schulwechsel trugen nicht<br />

gerade zu einer hohen Lernmotivation<br />

bei. Die Liebe zur Bühne entwickelte<br />

sich schon früh. Da mein<br />

Vater nicht so gerne ins Theater und<br />

in die Oper ging, hat meine Mutter<br />

oft mich mitgenommen. Sie hatte ein<br />

Abo im Staatstheater in Wiesbaden –<br />

dort wohnten wir nach dem Krieg.<br />

Und dann hatten wir in der Oberstufe<br />

einen Deutschlehrer, bei dem wir<br />

alle möglichen Theaterstücke gelesen<br />

haben. Er hätte eigentlich Regisseur<br />

werden sollen. In Grillparzers<br />

„Der Traum ein Leben“ durfte ich im<br />

Schultheater die Hauptrolle spielen.<br />

Spätestens da wusste ich, was ich<br />

werden will. Dazu brauchte ich kein<br />

Abitur.<br />

Hat der Vater das unterstützt?<br />

Der hatte kein Verständnis dafür. Die<br />

Schauspielschule musste ich selbst<br />

finanzieren – zunächst mit Taxifahren.<br />

Das war relativ lukrativ, weil damals<br />

in Wiesbaden das Headquarter<br />

der American Airforce war und viele<br />

Taxifahrer gebraucht wurden. Und<br />

dann hatte ich das Glück, dass ich<br />

bereits im ersten Jahr von der UFA<br />

eine Einladung zum Vorsprechen<br />

und zu Probeaufnahmen bekam. So<br />

kam ich nicht nur zu einer kleinen<br />

Rolle, sondern auch zu einem<br />

Stipendium für das Nachwuchsstudio<br />

der UFA in Berlin. Dort habe<br />

ich meine Schauspielausbildung<br />

fertig gemacht. Grit Böttcher und<br />

Götz George waren auch in meiner<br />

Klasse. Mit Grit hab‘ ich später Filme<br />

gemacht und auch Theater gespielt.<br />

1959 haben Sie in einer Buddenbrooks-Verfilmung<br />

mitgespielt. Obwohl<br />

es eine Nebenrolle war, wurden<br />

Sie damit bekannt. Es folgten<br />

KWA<br />

Exklusiv -<br />

Interview<br />

Interview mit Horst Janson.<br />

unzählige Kinofilme und TV-Serien,<br />

viele mit sehr guten Einschaltquoten.<br />

Immenhof, Salto Mortale, Der<br />

Bastian und anderes mehr.<br />

Was hier nur wenige wissen: Auch in<br />

England habe ich eine nette Karriere<br />

gemacht. Gleich der erste englische<br />

Film im Jahr 1967 „The Small Rebellion<br />

of Jess Calvert“ wurde ITV<br />

Play of the Week. Ich stand dann in<br />

England zusammen mit großartigen<br />

Schauspielern vor der Kamera, hab<br />

dort jedes Jahr etwas gemacht, bis<br />

in die 80er Jahre hinein. Mit Tony<br />

Curtis und Charles Bronson hab’ ich<br />

abends nach dem Dreh gepokert.<br />

Viele englische Filme waren in mehreren<br />

Ländern erfolgreich, wurden<br />

aber nicht ins Deutsche synchronisiert.<br />

„Der Bastian“ war trotz des<br />

herausragenden Erfolgs nicht karrierefördernd,<br />

hat mich zum Teil sogar<br />

blockiert, weil ich damit auf einen<br />

bestimmten Typ Mann festgelegt war.<br />

Foto: Sieglinde Hankele<br />

Auf Ihrer Website steht, dass Sie<br />

fechten können.<br />

1960 durfte ich unter der Regie<br />

von Helmut Käutner zusammen<br />

mit Gustaf Gründgens, Lilo Pulver<br />

und Hilde Krahl im Film „Das Glas<br />

Wasser“ mitspielen. In einer Szene<br />

musste ich mit einem Nebenbuhler<br />

fechten, also nahm ich Stunden<br />

und lernte es. Für die Hauptrolle<br />

in „Captain Kronos – Vampirjäger“<br />

bekam ich dann sogar Unterricht<br />

vom englischen Fechtmeister. Er war<br />

der Bösewicht. Wir haben hinter den<br />

Kulissen in jeder freien Minute geübt,<br />

um Verletzungen zu vermeiden. Da<br />

darf man nichts dem Zufall überlassen.<br />

Fechten erfordert eine hohe Konzentration.<br />

Da waren Fechtszenen,<br />

die gingen fünf Minuten, über Tische,<br />

Stühle und Bänke.<br />

Und wie kamen Sie zum Reiten?<br />

1962 kam ein interessantes Angebot<br />

zu einem Dreh in Kanada. Ich sollte<br />

in der Hauptrolle einen Cowboy<br />

spielen. Die Frage, ob ich reiten<br />

kann, hab’ ich ohne Zögern mit ja<br />

beantwortet und bin am nächsten<br />

Tag als Anfänger in eine Reitschule<br />

gegangen. Zum Glück hatte ich ein<br />

halbes Jahr lang Zeit, um fleißig zu<br />

üben. Wir bekamen dann in Kanada<br />

fein zugerittene Pferde und auch Reitunterricht,<br />

weil der Reitstil und die<br />

Zügelhaltung dort ganz anders sind.<br />

Eine Hand muss ja frei sein für das<br />

Lasso oder den Colt. Danach konnte<br />

ich das Westernreiten wirklich perfekt.<br />

Jahrzehnte später nutzte mir das<br />

bei den Karl-May-Festspielen in Bad<br />

Segeberg, wo ich Old Shatterhand<br />

beziehungsweise Old Firehand war.<br />

In Salto Mortale spielten Sie von<br />

1969 bis 1972 die Rolle des Artisten<br />

Sascha Doria. Mussten Sie sich alles<br />

erst antrainieren?<br />

Nicht alles. Ich war schon immer<br />

sportlich. In meiner Schulzeit war ich<br />

Wettkampfschwimmer, war sogar<br />

Hessischer Jugendmeister. Für die<br />

Rolle war ich deshalb schon gut<br />

geeignet.<br />

Wasser scheint Ihnen zu liegen. Sie<br />

segeln ja auch.<br />

Ich hab’ eine Zeitlang viel in Hamburg<br />

gedreht, hatte damals von<br />

meiner Wohnung einen schönen<br />

Blick auf die Alster und oft Segler beobachtet.<br />

Irgendwann hab’ ich dann<br />

Segelstunden genommen und den<br />

Schein gemacht, sodass ich selbst<br />

mit einer Jolle hin und her shippern<br />

konnte. Zur großen Liebe wurde das<br />

Segeln, als mir ein Freund Anfang der<br />

70er Jahre auf dem Starnberger See<br />

ein wunderschönes altes Segelschiff<br />

gezeigt hat – ganz aus Holz, ein alter<br />

Riss, schmal und lang, sehr elegant.<br />

Ich hab’ mich sofort darin verliebt.<br />

Wir haben es gemeinsam restauriert.<br />

Beim Segeln waren auch meine Frau<br />

Hella und unsere beiden Töchter oft<br />

dabei. Wir haben acht Jahre lang in<br />

Tutzing direkt am See gewohnt, mit<br />

eigenem Bootssteg – im Brahmspavillon.<br />

In der Fernsehserie „Unter weißen<br />

Segeln“ waren Sie Kapitän und haben<br />

Länder gesehen, in denen jeder<br />

gerne Urlaub machen würde.<br />

Als das Angebot kam, hab’ ich sofort<br />

zugesagt, ohne mir das Drehbuch<br />

anzuschauen. Die Rolle als Kapitän<br />

eines Segelkreuzfahrtschiffs und die<br />

Reisen waren dann auch ein Traum.<br />

Es stellte sich aber schnell heraus,<br />

dass der Produzent „Das Traumschiff“<br />

nachahmen wollte. So etwas<br />

funktioniert nie. „Unter weißen Segeln“<br />

hatte zwar auch gute Einschaltquoten,<br />

fünf Millionen Zuschauer<br />

etwa, die Produktion war aber teuer<br />

und so wurde die Serie nach zwei<br />

Jahren eingestellt.<br />

Die Urlaubszeit steht an. Was machen<br />

Sie am liebsten im Urlaub?<br />

Wenn wir etwas mehr Zeit haben,<br />

fahren wir gerne zu Freunden nach<br />

Portugal. Früher haben wir auch Segelturns<br />

in der Karibik gemacht. Das<br />

sind Urlaube, die man nie vergisst.<br />

Heute geht es uns eher um Erholung.<br />

Am Wasser muss es aber in jedem<br />

Fall sein, gerne auf Zypern.<br />

Wir bleiben beim Wasser. Für die<br />

Rolle des Fischers Santiago in einer<br />

Bühnenadaption von Hemingways<br />

Novelle „Der alte Mann und das<br />

Meer“ bekommen Sie beste Kritiken.<br />

Können Sie sich besonders gut in ihn<br />

hineindenken?<br />

50 Prozent macht die Figur aus,<br />

50 Prozent das, was man persönlich<br />

mitbringt. Ein bisschen was hab’<br />

ich schon vom Santiago. Auch ich<br />

bin ein Mensch, der nicht aufgibt. Es<br />

gibt einen Spruch von Karl Jaspers,<br />

der heißt: „Die Hoffnungslosigkeit<br />

ist schon die vorweggenommene<br />

Niederlage.“ Ich bin immer hoffnungsvoll,<br />

auch in schwierigen<br />

Situationen. – Es war übrigens sehr<br />

schwierig, von den Rechteinhabern<br />

überhaupt die Rechte für die Inszenierung<br />

zu bekommen. Zunächst<br />

wurden nur zehn Aufführungen<br />

genehmigt. Die Uraufführung hatten<br />

wir 2010 auf Rügen. Das war so erfolgreich,<br />

dass wir damit auf Tournee<br />

gingen. Inzwischen haben wir das<br />

Stück schon 160-mal aufgeführt.<br />

Und dieses Jahr spielen wir es in<br />

Bad Hersfeld.<br />

Ist der Santiago Ihre Lieblingsrolle?<br />

Er gehört in jedem Fall dazu. Auch<br />

„Der eingebildete Kranke“ von Molière,<br />

den ich vor drei Jahren in den<br />

Kreuzgangspielen in Feuchtwangen<br />

gespielt habe, war eine interessante<br />

Rolle. Sehr gerne hab’ ich auch<br />

„Barfuss im Park“ mit Uschi Glas<br />

gespielt, hier in München im Bayerischen<br />

Hof. Und voriges Jahr „Kerle<br />

im Herbst“, mit Christian Wolff und<br />

Hans-Jürgen Bäumler. Für jedes Alter<br />

gibt es gute Rollen. Solange ich meine<br />

Texte behalten kann und geistig fit<br />

bin, möchte ich weitermachen – weil<br />

ich Menschen damit sehr gut erreichen<br />

kann.<br />

Das Gespräch führte<br />

Sieglinde Hankele.<br />

12 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

13


Menschen.<br />

KWA Kurstift Bad Dürrheim<br />

Wenn Bilder mehr<br />

sagen als Worte<br />

Für die Ausstellung „Augenblick“ hat Fotograf Roland<br />

Sigwart ganz besondere Aufnahmen gemacht. Die hier<br />

gezeigten Stiftsbewohner erzählen etwas dazu.<br />

Menschen.<br />

KWA Caroline Oetker Stift<br />

Wie moderne Technik das<br />

Leben bereichern kann<br />

85 95<br />

Auch Hochbetagte schätzen die Möglichkeiten, die<br />

sich mit der digitalen Welt für sie persönlich auftun.<br />

Horst Cernoch. „Als Vorsitzender eines Videoclubs habe ich jahrzehntelang selbst Fotoprojekte gemacht. Daher war<br />

ich gleich begeistert von der Idee, Teil einer Foto-Ausstellung im Kurstift zu sein. Auf die Frage nach einem außergewöhnlichen<br />

Moment oder einer bleibenden Begegnung kamen mir sofort die Spieler der Wiha Panthers in Erinnerung.<br />

Meine Tochter ist die zweite Vorständin des Schwenninger Basketball-Vereins. Sie haben in der Saison 2017/2018 den<br />

Meistertitel der Regionalliga Südwest verteidigt, eine enorme Leistung. Aber soll ich Ihnen etwas gestehen? Ich war<br />

noch nie bei einem Spiel. Das sollte ich mal machen. Ich bin es gewohnt, größere Menschen um mich zu haben. Das<br />

hat mich in meinem Leben auch durchaus beeinflusst. Jahrzehntelang war ich als kaufmännischer Angestellter in<br />

gehobener Position in einer Bank tätig und ich denke schon, dass man immer ein wenig mehr machen oder besser<br />

sein muss als andere, wenn man vergleichsweise klein gebaut ist. Trotzdem war die Begegnung mit den Spielern der<br />

Panthers ein absolut außergewöhnlicher Augenblick: Der größte Spieler misst 217 Zentimeter.“<br />

Ilse Kothy lebt seit 1997 im Caroline Oetker Stift. Vor zwei Jahren hat ihr Sohn ihr einen E-Book-Reader, ein<br />

elektronisches Lesegerät, geschenkt. Zunächst war sie skeptisch, aber der Sohn half ihr, sich rasch damit anzufreunden.<br />

So hat sie sich einige interessante Bücher heruntergeladen – unter anderem die Biografie von Klaus Cleber.<br />

„Die Schrift groß ziehen zu können, erleichtert das Lesen sehr. Es ist so praktisch und einfach zu bedienen! Ich<br />

nutze das Gerät nicht täglich, aber bestimmt 3- bis 4-mal in der Woche“, erzählt die Seniorin. Der Sohn hat einige<br />

zusätzliche Apps installiert, die den Reader für seine Mutter noch interessanter machen. Viel Spaß macht ihr das<br />

Denkspiel „Wer wird Millionär“. „Das macht fast süchtig“, sagt sie und ergänzt: „Es ist schön, dass mir das Gerät<br />

auch noch mit 95 Jahren Dinge ermöglicht, die ich vorher nicht kannte. Nun bin ich fast up to date mit meinen<br />

Enkelkindern!“<br />

Herbert Hildisch. „Geboren bin ich in Cuxhaven.<br />

Dat Plattdüüts kann ik ok noch spreken. Gelebt habe ich<br />

beinahe in jeder Region Deutschlands. Als Bauingenieur<br />

gibt es überall was zu tun. Was mich immer begleitet<br />

hat, ist meine große Leidenschaft für Rätsel. Die hat im<br />

Studium begonnen: Meine Kommilitonen und ich, wir<br />

haben uns gegenseitig Denkaufgaben gestellt. Sie wurden<br />

immer komplexer und kniffliger. Bis zum Ende<br />

meines Studiums hatte ich ein großes Repertoire an<br />

Rätseln im „Gepäck“. Die meisten kann ich heute noch,<br />

viele sind über die Jahrzehnte hinzugekommen. Ich habe<br />

immer eine Knobelaufgabe oder ein Rätsel bei mir. So<br />

Edeltraut Deißler. „Ich bin in Villingen im Schwarzwald<br />

geboren und aufgewachsen. So, wie es sich mein was zum Lachen. Hier halte ich meine Streichhölzer in<br />

kommt man mit Menschen ins Gespräch und hat immer<br />

Vater immer für sich gewünscht hatte. Als Großstadtkind den Händen: Denkaufgaben mit den Hölzchen mag ich<br />

sehnte er sich nach Wald und Wiesen. Mit dem Umzug unglaublich gerne, weil man aus bestehenden Figuren<br />

nach Süddeutschland ging dieser Traum in Erfüllung. Seit neue legen muss. Was mich zugegebener Maßen ein<br />

ich denken kann, hat mich mein Vater mit in den Forst bisschen wundert: Als Rätselkönig nehme ich seit mindestens<br />

20 Jahren an Preisausschreiben teil. Aber noch<br />

genommen. Diese Leidenschaft ist mir geblieben und<br />

meine Tochter hat sie ebenfalls mit in die Wiege gelegt nicht einmal habe ich etwas gewonnen.“<br />

bekommen. Wenn ich heute spazieren gehe, zieht es<br />

mich immer noch fast magisch dorthin und ich kehre<br />

meist mit einem Arm voll Blumen, Rinden und Zapfen<br />

zurück. Mein größter Ertrag waren allerdings mal<br />

60 Pfund Pilze, die ich mit meinem Ehemann an einem<br />

geheimen Ort gesammelt hatte. Bis heute liebe ich alle<br />

Arten von Pilzgerichten. Neulich habe ich sogar unsere<br />

99<br />

Stiftsdirektorin Frau Rupp im Wald getroffen – da waren<br />

wir beide ziemlich überrascht.“<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

Für den pensionierten Rektor Gerhard Schenk<br />

begann der Umgang mit EDV vor 30 Jahren, als seine<br />

Schule mit Computern ausgestattet wurde. Damals<br />

startete er mit einem Stundenplanprogramm. „Ich war<br />

von Anfang an überzeugt vom Nutzen, da der Einsatz<br />

des Computers eine große Zeitersparnis bedeutete“,<br />

berichtet der inzwischen 82 Jahre alte Bewohner des<br />

Caroline Oetker Stifts. Heute nutzt Gerhard Schenk<br />

seinen PC täglich: für E-Mails, Online-Banking oder<br />

auch seine Steuererklärung. Am wichtigsten ist ihm<br />

aber das Lesen von elektronischen Nachrichten aus<br />

aller Welt. Zudem nutzt Gerhard Schenk auch täglich<br />

sein Smartphone. „Das Mobiltelefon ist wie ein<br />

Computer für unterwegs. Auf das Gerät bekomme ich<br />

meine E-Mails weitergeleitet. Und ich bin auch aktiv<br />

bei WhatsApp, wo ich regelmäßig mit Verwandten<br />

und ehemaligen Schülern Kurznachrichten schreibe“,<br />

berichtet Gerhard Schenk. Sein Fazit: „Die moderne<br />

Technik macht mir viel Spaß. Sicher, ich kann mir ein<br />

Leben ohne Computer und Smartphone noch vorstellen<br />

– aber ich will nicht mehr darauf verzichten.“<br />

Christiane Reese<br />

Vor gut 40 Jahren bekam Gudrun Leidner zwei Computer<br />

geschenkt. „Damals dachte ich, so etwas brauche<br />

ich nicht, und verschenkte sie gleich wieder“, berichtet<br />

sie. Später merkte sie jedoch, wie hilfreich so ein Gerät<br />

sein kann und entschied sich für einen Laptop. Ihr Mann<br />

erklärte ihr die Handhabung und zeigte ihr alles. Gudrun<br />

Leidner ist begeisterte Bridge-Spielerin, spielt seit Jahrzehnten<br />

mehrmals in der Woche. Als sie nicht mehr so<br />

gut zu Fuß war, gab ihr eine Bekannte den Tipp, im<br />

Internet zu spielen. Heute spielt die 93-jährige Stiftsbewohnerin<br />

regelmäßig im Netz. Sie schwärmt: „Am<br />

Computer zu spielen ist sehr komfortabel. Ich kann sofort<br />

spielen, wenn ich möchte, zu jeder Tageszeit. Da tun sich<br />

wunderbare Möglichkeiten auf. Ich spiele als Mitglied auf<br />

der Seite des Deutschen Bridge-Verbands. Das werde ich<br />

auch weiterhin machen – so lange es geht und wann<br />

immer ich will!“<br />

14 15<br />

Fotos: Christiane Reese


Arbeitswelten.<br />

KWA Georg-Brauchle-Haus<br />

Gesundheit im Fokus:<br />

mit Rosenöl, Obstkorb<br />

und Walkingschuhen<br />

Fackelwanderung mit Nachtrodeln,<br />

gemeinsame Radtour in den Biergarten<br />

mit anschließender Minigolfrunde,<br />

Kegeln in geselliger Runde – das<br />

hört sich nicht nach Arbeit an?<br />

Ist es auch nicht. Im KWA Georg-<br />

Brauchle-Haus verfolgen wir das<br />

Ziel, Gesundheit und Spaß mit Arbeit<br />

zu vereinen. Weithin ist bekannt,<br />

dass die Gesundheit bei Menschen<br />

in Pflegeberufen besondere Aufmerksamkeit<br />

verdient. Doch auch<br />

andere Disziplinen eines Wohnstifts<br />

wie Küche, Hauswirtschaft, Service,<br />

Haustechnik, Betreuung und Verwaltung<br />

sind körperlich und oftmals<br />

auch psychisch anstrengend und bisweilen<br />

belastend. Deshalb ist es uns<br />

nicht nur eine Pflicht, sondern auch<br />

ein tiefer Wunsch, die Gesundheit<br />

unserer Mitarbeiter zu erhalten und<br />

zu fördern.<br />

Aus diesem Grund wurde im Jahr<br />

2017 mit Unterstützung einer Studentin<br />

der TU München eine anonyme<br />

Befragung bei allen Mitarbeitern des<br />

Georg-Brauchle-Hauses durchgeführt:<br />

um herauszufinden, welche<br />

Maßnahmen in den Bereichen „Bewegung,<br />

Entspannung, Ernährung,<br />

soziales Miteinander“ für Mitarbeiter<br />

attraktiv sind. Ebenso wurde erfragt,<br />

zu welchen Uhrzeiten Aktivitäten<br />

Sinn machen und wie viel Zeit und<br />

Geld diese in Anspruch nehmen<br />

dürfen.<br />

Die Ergebnisse wurden in einer Mitarbeiterversammlung<br />

präsentiert und<br />

führten sofort zur Maßnahmenplanung.<br />

Es gibt nun eine Jahresplanung<br />

mit allen Angeboten des betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements<br />

im Georg-Brauchle-Haus. Unter<br />

anderem „walken“ Mitarbeiter und<br />

Hausleitung seitdem jeden Montagabend<br />

gemeinsam eine Stunde<br />

durch den Ostpark. Ebenso gibt es<br />

jeden Dienstag ein Massageangebot<br />

für alle Mitarbeiter. Dabei kann man<br />

zwischen Rosenölmassage, Shiatsu,<br />

Russischer Honigmassage, Massage<br />

mit Bachblütenessenzen und Reflexzonenmassage<br />

wählen. Daneben gibt<br />

es regelmäßig Ausflüge, die Sport<br />

mit Spaß verbinden. Denn auch eine<br />

Radtour mit anschließender Einkehr<br />

fördert die körperliche und die seelische<br />

Gesundheit. Zudem wird der<br />

Teamzusammenhalt gestärkt, wenn<br />

man sich auch außerhalb der Arbeit<br />

kennenlernt. Im vorigen Winter<br />

wurde beispielsweise eine Fackelwanderung<br />

mit Nachtrodeln auf die<br />

Reiseralm in Lenggries angeboten.<br />

Mitarbeiter aus unterschiedlichsten<br />

Abteilungen nahmen daran teil.<br />

Gemütlicher geht es bei den regelmäßigen<br />

Kegelabenden zu, an denen<br />

zwar auch das Spiel, aber hauptsächlich<br />

das Zusammensein zählt. Abgerundet<br />

wird das Sportangebot durch<br />

die Teilnahme an Firmenläufen bzw.<br />

am München Marathon.<br />

Auch die gesunde Ernährung darf<br />

nicht zu kurz kommen und so wird<br />

wöchentlich ein gut gefüllter Obstkorb<br />

in jede Abteilung geliefert. Die<br />

Mitarbeiter genießen die gesunde<br />

Stärkung für zwischendurch.<br />

Zur Organisation, Koordination und<br />

vor allen Dingen zur Motivation der<br />

Kollegen steht ein eigener Gesundheitskoordinator,<br />

Christian Fritsch,<br />

hauptberuflich Haustechniker des<br />

Georg-Brauchle-Hauses, zur Verfügung.<br />

Er greift die Ideen der Mitarbeiter<br />

auf und setzt diese tatkräftig um.<br />

Im Sommer wird ein Betriebsausflug<br />

nach Salzburg stattfinden, etwas<br />

Kulturelles und Geselliges wird dabei<br />

sein. Was genau unternommen wird,<br />

wird an dieser Stelle nicht verraten.<br />

Überraschung muss sein, finden Sie<br />

nicht auch?<br />

Verena Wolf-Dietrich<br />

Mütter als Vorbilder –<br />

ein Gewinn fürs Albstift<br />

KWA Albstift Aalen<br />

Vor gut 50 Jahren hat jeder vierte Sohn den Beruf des Vaters und jede<br />

fünfte Tochter den ihrer Mutter ergriffen. Heute sieht das anders aus. Nur<br />

noch jede fünfzehnte Schülerin und jeder neunte Schüler wünscht sich den<br />

Beruf der Mutter oder des Vaters. Die Eltern gelten heute viel seltener als<br />

Vorbild, zumindest wenn es um den Beruf geht. Doch es sind auch Ausnahmen<br />

zu finden – beispielsweise im KWA Albstift Aalen.<br />

Ibi Frank und Christine Rosa De La Diaz<br />

Keine von beiden hätte gedacht, dass sie mal zusammen im gleichen Unternehmen<br />

arbeiten werden. Denn beide waren, bevor sie im KWA Albstift<br />

Aalen anfingen, in unterschiedlichen kaufmännischen Betrieben beschäftigt.<br />

Seit 2014 ist Christiane Diaz als Betreuerin im Wohnbereich Pflege des<br />

Albstifts unterwegs. Ihre Mutter Ibi Frank arbeitet bereits seit 2012 als Pflegehelferin<br />

im ambulanten Dienst des Wohnstifts. Beide verbindet die Aufgabe,<br />

Ansprechpartner für alte Menschen zu sein, sie zu begleiten und würdevoll<br />

zu pflegen. Beide haben Freude an ihrer Arbeit. Weshalb sich Mutter und<br />

Tochter für das Albstift entschieden haben? Dazu die Mutter: „Das Wohnund<br />

Pflegestift hat einen sehr guten Ruf im Ostalbkreis und ist von meinem<br />

Wohnort aus gut zu erreichen.“ Die Tochter sagt: „Das, was mir meine Mutter<br />

von ihrer Arbeit erzählt hat, hat in mir den Wunsch geweckt, ebenfalls in<br />

diesem Bereich zu arbeiten. Am liebsten im Albstift. Und es hat geklappt.“<br />

In der Freizeit kreiert Ibi Frank mit Herzenslust Torten und verbringt viel Zeit<br />

mit ihrem Enkel. Ihre Tochter hingegen liebt es zu tanzen – am liebsten Salsa!<br />

Claudia und Vivien Lork<br />

Seit Januar 2015 ist Claudia Lork als Betreuungsassistentin für die Bewohner<br />

im Pflegestift des KWA Albstifts beschäftigt. Mit viel Herzblut und Engagement<br />

betreut und aktiviert sie Menschen mit Demenz, um ihr Wohlbefinden<br />

sowie ihre Stimmung positiv zu beeinflussen. „Die intensive Zusammenarbeit<br />

im Team und die Dankbarkeit vieler Bewohner sind bei der<br />

nicht immer einfachen Arbeit eine große Hilfe“, sagt sie. Die Tochter tritt<br />

in die Fußstapfen ihrer Mutter. Vivien kam bereits im Alter von 15 Jahren<br />

als Auszubildende in das Wohn- und Pflegestift. Die nun 18-jährige junge<br />

Frau schloss vor Kurzem erfolgreich die Ausbildung als examinierte Pflegehelferin<br />

ab. Was ihr besonders gut an der Arbeit gefällt? „Dass die Arbeit<br />

sehr abwechslungsreich ist in allen Bereichen, dass es im Albstift verschiedene<br />

Arbeitszeitmodelle gibt. Und natürlich die netten Bewohner.“ In der<br />

Freizeit gehen beide gerne mit dem Hund spazieren. Vivien unternimmt<br />

außerdem viel mit ihren Freunden und die Mutter widmet sich leidenschaftlich<br />

der Gartenarbeit.<br />

Julian Hutschenreuther<br />

16 <strong>alternovum</strong> | 2/2018 17


Urlaub in der Zeit des Wirtschaftswunders.<br />

Stiftsbewohner öffnen ihre Bilderalben.<br />

Online+<br />

Weitere Urlaubsbilder auf<br />

www.<strong>alternovum</strong>.de.<br />

18 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

19


Hundert.<br />

Menschen.<br />

KWA Parkstift St. Ulrich<br />

Plattengeräten. 1953 wird er Abteilungsleiter,<br />

1961 Prokurist. Es ist die<br />

große VW-Käfer-Zeit. Neue Modelle<br />

folgen, VW wird ein Konzern, strukturiert<br />

um; Helmut Valentin wird dem<br />

VW/Audi-Vertriebszentrum zugeordnet.<br />

Während seines ganzen Berufslebens<br />

ist er oft in Wolfsburg. Der<br />

VW-Abgasbetrug erschüttert ihn.<br />

KWA Stift am Parksee<br />

Helmut Valentin:<br />

AEG und VW prägten sein Leben<br />

Insgeheim möchte jeder hundert werden.<br />

Helmut Valentin ist es, seit vorigem<br />

Herbst. Ins Wohnstift ist er mit<br />

neunzig gezogen – und im ersten Jahr<br />

noch den Business-Run mitgelaufen,<br />

die 5-km-Strecke. Heute braucht er<br />

zwar einen Rollator, nutzt ihn jedoch<br />

gerne. „Eine tolle Erfindung“, sagt er.<br />

Jeden Morgen um halb sieben geht<br />

er im Stiftsbad schwimmen. Im Wasser<br />

kann er sich noch so bewegen<br />

wie früher an Land. Wenigstens eine<br />

halbe Stunde Spaziergang an der<br />

frischen Luft gehört ebenso zu seinem<br />

Tagesprogramm. Und sonst? Da<br />

er nur noch verschwommen sieht,<br />

schätzt er Radiosendungen. Seine<br />

Partnerin wohnt im Ort, besucht ihn<br />

täglich, meist zur Kaffeezeit.<br />

Ein großer Schwenk zurück. Im<br />

Jahr 1917 kommt Helmut Valentin<br />

in Berlin-Neukölln zur Welt. Der<br />

Kaiser regiert noch, der Vater ist bei<br />

der Feuerwehr. Berufsbedingt zieht<br />

die Familie an den Alexanderplatz.<br />

Dort wächst der Junge gemeinsam<br />

mit einer Schwester auf. Die Schulzeit<br />

wird gewürzt mit Konzertreisen<br />

des Berliner Staats- und Domchors.<br />

Auf die Schule folgt eine vierjährige,<br />

„unvorstellbar umfassende“ Maschinenschlosserlehre<br />

bei der AEG. Mit<br />

19 muss er zum Arbeitsdienst, mit 20<br />

zur Wehrmacht. Die Kriegsjahre im<br />

Zeitraffer: Polenfeldzug, Frankreichfeldzug,<br />

Russlandfeldzug – ihm bleibt<br />

nichts erspart. Beim Russlandfeldzug<br />

gibt es für die deutschen Soldaten<br />

keine Handschuhe. Bei minus 40<br />

Grad tragen sie die Socken an den<br />

Händen und stecken Lappen in die<br />

Schuhe, um zu überleben. Helmut<br />

Valentin übersteht alles unverletzt,<br />

ohne Gefangenschaft. „Ich hatte in<br />

meinem Leben unwahrscheinliches<br />

Glück in vielen Dingen“, sagt er.<br />

Ein Zoom auf das Berufsleben.<br />

Eigentlich hätte er gerne in Ilmenau<br />

Betriebstechnik studiert, doch das<br />

ist russisch besetzt. So fährt er im<br />

Frühjahr 1945 mit dem Fahrrad gen<br />

Süden, wenige Tage nach Kriegsende<br />

zu seiner Freundin nach Bregenz.<br />

Das junge Paar lässt sich in Kempten<br />

nieder, gründet eine Familie. Die<br />

erste Zeit bestreitet Helmut Valentin<br />

mit der Reparatur von Fahrrädern<br />

und Nähmaschinen. Damit er die<br />

Ausbildung von Lehrlingen weiterführen<br />

darf, legt er die Meisterprüfung<br />

ab. 1950 geht er als Angestellter in<br />

eine VW-Vertragswerkstatt, baut<br />

diese zusammen mit dem Inhaber zu<br />

einem Großhandelsunternehmen auf.<br />

Er ist der Ansprechpartner für VW,<br />

wirkt mit bei der Entwicklung einer<br />

elektronischen Ersatzteileverwaltung,<br />

zunächst mit Lochkarten, später auf<br />

Helmut Valentins größtes Hobby im<br />

Fokus: das Filmen. Ein Onkel begeistert<br />

ihn mit seiner Plattenkamera<br />

schon als Kind dafür. Das Know-how<br />

bringt er sich selbst bei. Am liebsten<br />

filmt er die Natur und Wildtiere.<br />

In Kempten hat er ein Traumhaus.<br />

Doch nachdem die beiden Töchter<br />

aus dem Haus sind und die Ehefrau<br />

verstorben ist, hält ihn im Ruhestand<br />

dort nichts mehr. Mit seiner neuen<br />

Partnerin lebt er zunächst in Tettnang.<br />

Als er 70 ist, zieht das Paar nach<br />

Teneriffa. Die Natur zu beobachten<br />

und sie filmen zu können, empfindet<br />

er als großes Glück. Doch die Partnerin<br />

verträgt das Klima zunehmend<br />

schlecht. Mit Blick auf eine bestmögliche<br />

gesundheitliche Versorgung und<br />

die gute Lage wird Bad Krozingen<br />

das Domizil für den vierten Lebensabschnitt.<br />

Helmut Valentins Resümee<br />

zu seinem Leben: „Vieles war Schicksal,<br />

konnte ich nicht beeinflussen. –<br />

Die Familie war mir immer lieb und<br />

wichtig. Das Schönste in meinem<br />

Berufsleben war, dass ich daran mitarbeiten<br />

konnte, neue Technik in der<br />

Praxis umzusetzen.“<br />

Zum Schluss noch die Frage, wie<br />

man hundert wird. Die Antwort des<br />

Hochbetagten: „Ich denke, dass in<br />

erster Linie die Gene dafür verantwortlich<br />

sind. Aber auch: regelmäßig<br />

laufen, wandern oder schwimmen;<br />

hellwach und interessiert sein an<br />

seiner Umgebung; maßvoll essen und<br />

nicht zu viel Alkohol konsumieren. –<br />

Ich habe des Öfteren einen Cognac<br />

in einen Blumentopf gekippt.“<br />

Sieglinde Hankele<br />

Jutta Ballach:<br />

Mit dem Alphorn in Osnabrück<br />

„Musik ist für mich Balsam für die<br />

Seele. Auch in schweren Zeiten“,<br />

sagt Jutta Ballach. Klänge, Töne und<br />

Rhythmen spielten in ihrem Leben<br />

bereits früh eine wichtige Rolle –<br />

auch wenn sie erst im Alter von 50<br />

Jahren aktiv zu musizieren begann.<br />

Die gebürtige Burghauserin wurde<br />

von ihren Eltern bereits als Kind zu<br />

klassischen Konzerten mitgenommen.<br />

„Doch dafür konnte ich mich<br />

nicht begeistern“, gibt sie zu. Auch<br />

ein Instrument erlernte sie nicht – in<br />

Kriegszeiten gab es Wichtigeres.<br />

Doch nach der Ausbildung zur<br />

Kinderkrankenschwester in Mainz<br />

lernte sie Ende der 1950er Jahre in<br />

Darmstadt eine andere Musik kennen:<br />

den Jazz. „So etwas gab es in<br />

meinem Elternhaus nicht. Ich war<br />

sofort vom Jazzvirus infiziert.“ Von<br />

nun an besuchte Jutta Ballach mit<br />

ihrem künftigen Mann die Darmstädter<br />

Jazzclubs. Gemeinsam zogen sie<br />

auf Pferdewägen durch den Wald,<br />

auf denen die Bands jazzten.<br />

In Osnabrück kamen Jutta Ballachs<br />

vier Söhne zur Welt. Sie erhielten<br />

eine musikalische Früherziehung und<br />

lernten Tuba, Posaune, Waldhorn<br />

beziehungsweise Saxofon. „Am<br />

Wochenende lief bei uns eine Jazz-<br />

Platte nach der anderen. Und es<br />

wurde immer viel musiziert.“ Jutta<br />

Ballach organisierte Vorspielabende,<br />

Workshops und Konzerte. Aber selbst<br />

musizierte sie nicht. Noch nicht.<br />

„Plötzlich wurde es still zu Hause.<br />

Die Kinder waren ja ausgezogen.“<br />

Ende der 1980er Jahre entschloss sich<br />

Jutta Ballach dann, in die musikalischen<br />

Fußstapfen ihrer Söhne zu<br />

treten. Beim Hornisten Adolf Leppich<br />

lernte sie Waldhorn. Anfangs zusammen<br />

mit sechs- bis zwölfjährigen<br />

Kindern. Jutta Ballach lernte „unter<br />

Mühen“ Notenlesen und Transponieren,<br />

machte jedoch rasch Fortschritte<br />

auf ihrem Bass-Waldhorn. Es folgten<br />

erfüllende Jahre des Ensemblespiels.<br />

Und ein außergewöhnlicher Instrumentenwechsel.<br />

„Adolf Leppich fragte mich, ob ich<br />

mir vorstellen könnte, in seiner<br />

Alphorngruppe mitzuspielen. Alphorn!<br />

In Osnabrück? Spontan habe<br />

ich ja gesagt – und es nie bereut.“<br />

Für das Alphorn braucht die Hornistin<br />

im wahrsten Sinne des Wortes<br />

einen langen Atem. An einen der<br />

zahlreichen Auftritte des Ensembles<br />

erinnert sich Ballach besonders<br />

gerne: „Wir spielten auf einer Geburtstagsfeier,<br />

aber heimlich. Die<br />

Alphörner wurden vorsichtig unter<br />

der Hecke durchgesteckt. Keiner der<br />

Gäste merkte etwas. Und dann<br />

begannen wir wie aus dem Nichts zu<br />

spielen. Ein Heidenspaß!“ Orchesterreisen<br />

führten Jutta Ballach und ihr<br />

Alphorn bis nach Südafrika.<br />

2000 kehrte sie in ihr geliebtes<br />

Bayern zurück. Sie musizierte weiterhin<br />

mit großer Freude, unter anderem<br />

auch mit dem weltbekannten Tölzer<br />

Knabenchor. Ihr Waldhorn erklingt<br />

übrigens noch heute in Osnabrück –<br />

als Bassfundament der dortigen<br />

„Oldie-Gruppe“.<br />

Und das Alphorn? „Habe ich im<br />

Norden gelassen. Aber ich würde<br />

auch heute noch garantiert einen<br />

sauberen Ton rausbekommen“, ist sie<br />

sich sicher. Doch jetzt möchte die<br />

80-Jährige, die 2013 im KWA Stift am<br />

Parksee ihre neue Heimat gefunden<br />

hat, liebend gerne ein neues Instrument<br />

erlernen. Die Mundharmonika<br />

liegt schon bereit. Forcieren möchte<br />

Jutta Ballach allerdings nichts. „In<br />

meinem Leben und in meiner Musik<br />

hat sich vieles einfach so entwickelt.<br />

So soll es bleiben.“<br />

Jörg Peter Urbach<br />

20 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

21


Menschen.<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Novum.<br />

Bestform.<br />

Sport kennt<br />

kein Alter<br />

Foto: J. P. Urbach<br />

KWA Klinik Stift Rottal<br />

Dr. med. Radu Crisan:<br />

der neue Kapitän an Bord der KWA Rehaklinik<br />

Seit einigen Monaten gibt es in der KWA Klinik Stift<br />

Rottal einen neuen Chefarzt: Dr. med. Radu Crisan. –<br />

Seinem Team ist er wohlbekannt, schließlich arbeitet der<br />

Facharzt für Neurologie mit Zusatzausbildungen in Psychotherapie<br />

und klinischer Geriatrie schon seit beinahe<br />

24 Jahren an der Klinik, davon 20 Jahre als Oberarzt.<br />

Dass er ja sagte, als ihm die Chefarztstelle angetragen<br />

wurde, als der langjährige Chefarzt Dr. Christoph Garner<br />

in den Ruhestand ging, ermöglichte einen nahtlosen<br />

Übergang. Nahtlos deshalb, weil sein Vorgänger bereits<br />

in den vergangenen Jahren alles Wichtige mit ihm besprochen<br />

und gemeinsam mit ihm entschieden hat.<br />

Der neue Chefarzt will die Klinik für Neurologische und<br />

Geriatrische Rehabilitation im Wesentlichen so weiterführen<br />

wie bisher. Einige besondere Standbeine, die<br />

Dr. Garner und er gemeinsam eingeführt und etabliert<br />

haben, möchte Dr. Crisan weiterentwickeln: beispielsweise<br />

die Petö-Therapie, die Mentastim-Therapie, therapeutisches<br />

Yoga und die Matrix-Rhythmus-Therapie.<br />

Damit ist man sehr erfolgreich, nicht zuletzt durch die<br />

Verbindung mit klassischen Therapien. Doch Dr. Crisan<br />

nennt noch anderes, was seines Erachtens zum Erfolg<br />

beiträgt: „Die Atmosphäre, die wir erschaffen haben.<br />

Viele fühlen sich hier so wie in einer Familie.“ Die Klinik<br />

hat auch noch nach der Erweiterung – mit dann 130<br />

Reha-Plätzen – eine überschaubare Größe. So kennt sein<br />

Team alle Patienten mit Namen. Viele Patienten kommen<br />

schon seit Jahrzehnten immer wieder und schätzen insbesondere,<br />

dass man sich im KWA Stift Rottal Zeit für sie<br />

nimmt. „Der Patient steht im Mittelpunkt“, betont Crisan.<br />

Mit Blick auf sein Team sagt er: „Wenn ich Entscheidungen<br />

treffe, ist mir wichtig, dass ich den Kollegen<br />

22<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

erkläre, warum ich so entschieden habe.“ Er will immer<br />

in Kommunikation bleiben. Dass er die Fähigkeit hat, mit<br />

Menschen Kontakt aufzunehmen und mit ihnen ins Gespräch<br />

zu kommen, hat er schon in jungen Jahren gemerkt<br />

– als er in der Jugendphilharmonie in Klausenburg als<br />

Erster Geiger Primus inter Pares war. Durch die Musik hat<br />

sich bei ihm eine hohe Sensibilität entwickelt für das, was<br />

Menschen ohne Worte kommunizieren.<br />

Dr. Crisan ist in Siebenbürgen geboren und aufgewachsen.<br />

Seine Eltern waren Universitätsprofessoren,<br />

ermöglichten den beiden Söhnen Reisen in andere<br />

europäische Länder. So kam Radu Crisan schon mit 15<br />

zum ersten Mal nach Deutschland. Damals hätte er sich<br />

nicht vorstellen können, hier zu leben. Das wurde erst<br />

ein Thema, nachdem er längst Arzt war und mit Anfang<br />

30 eine deutsche Ärztin kennenlernte, die er schließlich<br />

heiratete. Obwohl er auch woanders eine Zusage hatte,<br />

ging er an die KWA Klinik: weil er schon beim Vorstellungsgespräch<br />

spürte, dass „die Chemie“ zwischen ihm<br />

und Dr. Garner stimmte. Crisans Ehefrau hat sich im<br />

Rottal eine Arztpraxis aufgebaut.<br />

Wo der Chefarzt Entspannung findet? Das Geigenspiel<br />

musste Radu Crisan schon mit Anfang zwanzig aufgeben,<br />

nach einer Daumenverletzung. Die Liebe zum<br />

Musikhören erhielt er sich. Sein anderes großes Hobby<br />

aus jungen Jahren pflegt er nach wie vor mit Begeisterung:<br />

das Segeln. „In meiner Jugend war ich jeden<br />

Sommer einen Monat lang mit einer Jolle im Donaudelta<br />

unterwegs“, verrät er. Heute fährt er auch Motorboot.<br />

Den Haupturlaub verbringt das Ehepaar Crisan gerne an<br />

der Adria. „Da ist das Wasser angenehm. Und auf dem<br />

Boot finde ich Ruhe.“<br />

Sieglinde Hankele<br />

Ein Projekt des KWA Stifts Rupertihof<br />

mit der Technischen Universität<br />

München und der Professor Otto<br />

Beisheim Stiftung.<br />

Die Erfolgsgeschichte von „bestform.<br />

Sport kennt kein Alter“, beginnt vor<br />

sechseinhalb Jahren, als ich damals<br />

als neue Hausleiterin die Sporteinrichtungen<br />

im Stift in Augenschein<br />

nehme und Optimierungsmöglichkeiten<br />

erkenne. Es gibt zwar eine<br />

Reihe von hochwertigen Präventions-<br />

und Trainingsangeboten,<br />

jedoch in nur bedingt geeigneten<br />

Räumlichkeiten. Und: Es gibt kein<br />

Trainingskonzept für jedermann.<br />

Das Fazit lautet: Ein Sportbereich,<br />

professionell konzipiert, seniorengerecht<br />

ausgestattet und fachlich<br />

begleitet, für viele unterschiedliche<br />

Personengruppen aus der Bewohnerschaft<br />

sowie des KWA Clubs zu<br />

nutzen, ist gefragt. Zunächst herrscht<br />

bei mir Ratlosigkeit, woher all das<br />

Wissen zu nehmen sei – und dann<br />

kommt der glückliche Zufall ins<br />

Spiel. Anlässlich des 30-jährigen<br />

Jubiläums im KWA Stift am Parksee<br />

in Unterhaching hält der Sportwissenschaftler<br />

und ärztliche Direktor<br />

des Zentrums für Prävention und<br />

Sportmedizin an der TU München,<br />

Professor Martin Halle, die Festrede<br />

„Das Bewegte Haus“. Sehr eindringlich<br />

schildert er die Folgen von<br />

Bewegungsmangel im Alter: Stürze,<br />

Bettlägerigkeit und soziale Isolation<br />

seien oftmals damit verbunden.<br />

Hier gelte es gegenzusteuern und<br />

sinnvolle Angebote zu implementieren.<br />

Am Ende des Vortrags ist klar:<br />

Professor Halle ist der richtige Mann<br />

zur Umsetzung eines solchen innovativen<br />

Projekts. Mit Unterstützung<br />

des KWA Vorstands kann der erste<br />

Kontakt hergestellt werden. Große<br />

Freude herrscht im Rupertihof über<br />

Sie sich mit der Veröffentlichung etwaiger Film- und<br />

die Zusage Foto aufnahmen der TU, einverstanden. das Projekt in<br />

Angriff nehmen und wissenschaftlich<br />

begleiten zu wollen. Hierzu werden<br />

Forschungsgelder benötigt. Ein<br />

zweites Mal kommt der Zufall zu<br />

Hilfe. Die Professor Otto Beisheim<br />

Stiftung möchte „Bewegung in das<br />

Thema Alter bringen“ und unterstützt<br />

die Entwicklung des Projekts<br />

großzügig, nachdem klar ist, dass<br />

große Professionalität gewährleistet<br />

und ein hoher Innovationsgrad<br />

gegeben ist.<br />

Wir weisen Sie darauf hin, dass während der Veranstaltung<br />

Film- und Fotoaufnahmen zum Zwecke der Veröffentlichung<br />

stattfinden. Mit Ihrer Anmeldung zur Veranstaltung erklären<br />

Bis zur Eröffnung sind unzählige<br />

Arbeitssitzungen zu absolvieren und<br />

Absprachen zu treffen. So werden<br />

bedienungs- und einstiegsfreundliche<br />

Geräte für ältere, auch für in<br />

ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen<br />

beschafft, die alle Vorgaben<br />

der Sportwissenschaftler erfüllen.<br />

Das Konzept sowie das Forschungsdesign<br />

werden entwickelt und<br />

Kooperationsverträge geschlossen.<br />

Beisheim Stiftung<br />

Am 24. Juni 2018 fällt der Startschuss<br />

bei einer fröhlich fetzigen<br />

Einweihungsfeier in den neuen<br />

Räumlichkeiten. Bewohnerschaft,<br />

Mitarbeitende, Gäste aus Politik und<br />

Gesellschaft sind gleichermaßen<br />

begeistert von der Idee und deren<br />

Umsetzung.<br />

Kick-off-Veranstaltung zur Studie „bestform.<br />

Sport kennt kein Alter“. Von links: Horst<br />

Schmieder (KWA Vorstand), Lisa Brandl-Thür<br />

(Direktorin KWA Stift Rupertihof), Annette<br />

Heusser (GF Beisheim Stiftung), Dr. Stefan<br />

Arend (KWA Vorstand), Univ.-Prof. Martin<br />

Halle (Studienleitung), Dr. Toni Calabretti<br />

(Vorstand Beisheim Stiftung)<br />

Die Resonanz ist groß, eine Reihe<br />

von Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

hat bereits mit dem Training unter<br />

professioneller Anleitung begonnen.<br />

Mit Spannung erwarten wir die Ergebnisse<br />

der Studie! Für KWA ist die<br />

Kooperation mit den Projektpartnern<br />

eine große Chance – Gewinner sind<br />

die Seniorinnen und Senioren.<br />

Lisa Brandl-Thür<br />

Sport kennt kein Alter<br />

OBS17004_bestform_Einladung_RZ.indd 2 17.05.18 17:23<br />

Online+<br />

Weitere Informationen<br />

siehe „Neu im KWA Stift<br />

Rupertihof für Senioren<br />

aus dem Tegernseer Tal:<br />

Wissenschaftlich begleitetes<br />

Training“ auf www.kwa.de.<br />

23


Blickwinkel.<br />

Eine halbe Pflegestelle<br />

zusätzlich<br />

bis 40 Bewohner<br />

Die GroKo und die Pflege<br />

Von Prof. Dr. Roland Schmidt.<br />

Am 23. Mai 2018 stellte Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU)<br />

das Eckpunktepapier „Sofortprogramm<br />

Kranken- und Altenpflege“<br />

vor, auf das sich die Koalitionsparteien<br />

geeinigt haben. Dieses Sofortprogramm,<br />

das zum 1.1.2019<br />

bereits in Kraft treten soll, präzisiert<br />

nicht nur die Aussagen des Koalitionsvertrags<br />

von CDU/CSU und<br />

SPD, sondern geht darüber hinaus.<br />

Im Eckpunktepapier werden die<br />

Vorhaben der GroKo zu drei Themenbereichen<br />

benannt: „Pflege in<br />

der Altenpflege“, „Steigerung der<br />

Attraktivität von Kranken- und<br />

Altenpflege“ und – im Nachfolgenden<br />

nicht vorgestellt – „Pflege<br />

im Krankenhaus“. Die Kosten für<br />

das Sofortprogramm werden vom<br />

Bundesgesundheitsministerium auf<br />

jährlich rund eine Milliarde Euro<br />

bei den Krankenkassen beziffert.<br />

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang<br />

auf deren derzeitige<br />

Rücklagen in Höhe von rund<br />

29 Milliarden Euro.<br />

Eine Pflegestelle<br />

zusätzlich<br />

41 bis 80 Bewohner<br />

Eineinhalb Pflegestellen<br />

zusätzlich<br />

81 bis 120 Bewohner<br />

In der Altenpflege werden unter<br />

anderem nunmehr 13.000 neue<br />

Stellen geschaffen. Einrichtungen<br />

mit bis zu 40 Bewohnern erhalten<br />

eine halbe, Einrichtungen zwischen<br />

41 und 80 Bewohnern eine und<br />

Einrichtungen zwischen 81 und 120<br />

Bewohnern eineinhalb und Einrichtungen<br />

mit mehr als 120 Bewohnern<br />

zwei Pflegestellen. Mit diesen<br />

zusätzlichen Stellen soll erreicht<br />

werden, dass der Aufwand der<br />

medizinischen Behandlungspflege<br />

pauschal teilweise abgedeckt wird,<br />

wie im Eckpunktepapier formuliert<br />

ist. Zur Finanzierung zahlt die<br />

Gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV) jährlich einen Pauschalbetrag<br />

in den Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung.<br />

Der GKV-Spitzenverband<br />

erhebt bei den gesetzlichen<br />

Krankenkassen eine Umlage pro<br />

Versichertem, die private Krankenversicherung<br />

beteiligt sich anteilig.<br />

Damit soll sichergestellt werden,<br />

dass die Pflegebedürftigen durch die<br />

zusätzlichen Stellen nicht belastet<br />

werden.<br />

Zwei Pflegestellen<br />

zusätzlich<br />

mehr als 120 Bewohner<br />

Weiterhin wird die Verpflichtung<br />

der Pflegeeinrichtungen, Kooperationsverträge<br />

mit geeigneten Vertragsärzten<br />

und -zahnärzten abzuschließen,<br />

verbindlich gemacht. Die<br />

bisherige Soll-Bestimmung wird<br />

durch eine Muss-Bestimmung<br />

ersetzt. Auch werden die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen verpflichtet,<br />

bei Vorliegen des Antrags einer<br />

Pflegeeinrichtung zur Vermittlung<br />

eines Kooperationsvertrags innerhalb<br />

einer Frist von drei Monaten<br />

einen entsprechenden Vertrag zu<br />

vermitteln. Stationäre Pflegeeinrichtungen<br />

benennen hier eine verantwortliche<br />

Pflegefachkraft für die<br />

Zusammenarbeit. Auch werden<br />

Standards für eine schnittstellenund<br />

sektorenübergreifende elektronische<br />

Kommunikation festgelegt<br />

und alle Kooperationsverträge<br />

verpflichtend evaluiert.<br />

Zur Erhöhung der Attraktivität der<br />

Pflegeberufe wird die betriebliche<br />

Gesundheitsförderung ausgebaut.<br />

Die Krankenkassen werden verpflichtet,<br />

jährlich mehr als 70 Mio.<br />

Euro zur Gesundheitsförderung in<br />

Krankenhäusern und Pflegeheimen<br />

aufzuwenden. Daneben werden für<br />

vier Jahre Maßnahmen gefördert,<br />

um „besondere Betreuungsbedarfe“<br />

jenseits der üblichen Öffnungszeiten<br />

von Kitas abzudecken. Dies<br />

soll die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Berufstätigkeit in der Pflege<br />

angesichts von Wochenend- und<br />

Nachtarbeit verbessern.<br />

Die Reaktionen auf das Eckpunktepapier<br />

fallen unterschiedlich aus.<br />

Seitens des Bundesverbands privater<br />

Anbieter sozialer Dienste wird die<br />

Aufstockung auf 13.000 neue<br />

Altenpflegestellen (statt 8.000 wie<br />

im Koalitionsvertrag festgelegt)<br />

gegen Kritik, dies sei nur ein Tropfen<br />

auf den heißen Stein, verteidigt.<br />

Allerdings stellt sich die Frage,<br />

woher diese Pflegekräfte kommen<br />

sollen. Der Deutsche Berufsverband<br />

für Pflegeberufe moniert, dass der<br />

Bereich der ambulanten Pflege<br />

unberücksichtigt geblieben ist. Der<br />

GKV-Spitzenverband kritisiert die<br />

„Querfinanzierung“ der neuen<br />

Pflegestellen in den Pflegeheimen<br />

aus der Krankenversicherung. Es<br />

wird befürchtet, dass ein solcher<br />

Finanztransfer Schule machen<br />

könnte.<br />

Wie dem auch sei: Wichtig ist, dass<br />

die Situation in der Kranken- und<br />

Altenpflege in die Aufmerksamkeitszonen<br />

der Politik gerückt und<br />

dringender Handlungsbedarf konstatiert<br />

wurde. Das stellt gegenüber<br />

den letzten Legislaturperioden<br />

einen markanten Unterschied dar.<br />

Kolumne.<br />

GerontoLogisch<br />

Vertrauenssache Alter(n)<br />

Vertrauen bestimmt einen wesentlichen<br />

Teil unseres Alltags – und das<br />

zumeist ohne dass wir aktiv darüber<br />

nachdenken müssen. Wir vertrauen<br />

einfach. So zum Beispiel darauf,<br />

dass unser Partner ehrlich zu uns ist,<br />

Autofahrer bei Rot halten oder eine<br />

höhere Macht uns schützt. Vertrauen<br />

trägt auf diese Weise zum Funktionieren<br />

unserer Gesellschaft bei und<br />

erlaubt es uns, den Fokus auf individuell<br />

bedeutsame Dinge zu richten.<br />

Forschungsbefunde zeigen, dass die<br />

Bereitschaft von Menschen, Vertrauen<br />

zu schenken, stark von biografischen<br />

Erfahrungen und situativen<br />

Gegebenheiten abhängt. Die Möglichkeit,<br />

sich anderen anzuvertrauen,<br />

wirkt sich ebenso wie intakte integre<br />

Vertrauensbeziehungen positiv auf<br />

die Lebensqualität aus. Vertrauen ist<br />

demnach mehr als ein funktionales<br />

Element – es beruht auf Beziehungen<br />

und deren Qualität.<br />

Zahlreiche Studien befassen sich<br />

mit dem Thema Vertrauen, jedoch<br />

nur wenige mit der Lebensphase<br />

Alter. Dies mag überraschen: Denn<br />

während wir für gewöhnlich selbst<br />

entscheiden, wem wir zu welcher<br />

Zeit unser Vertrauen schenken, kann<br />

diese Wahlfreiheit gerade im hohen<br />

Alter und speziell im Angesicht von<br />

Krankheit, Behinderung oder Pflegebedarf<br />

drastisch eingeschränkt sein.<br />

Insbesondere gilt dies mit Blick auf<br />

das Leben in einer Pflegeeinrichtung.<br />

In Deutschland wünschen sich<br />

die meisten Menschen, zu Hause<br />

leben, gepflegt werden und sterben<br />

zu können. Gedanken an einen<br />

möglichen Umzug in ein Pflegeheim<br />

sind oft mit angstbesetzten Vorstellungen<br />

und Vorurteilen verbunden.<br />

Daher sind diese Einrichtungen besonders<br />

gefragt, ihre Vertrauenswürdigkeit<br />

auch in täglichen Routinen<br />

zu beweisen.<br />

Die aktive Gestaltung vertrauenswürdiger<br />

Situationen ist ein bedeutsamer<br />

Teil qualifizierter Sorgearbeit<br />

für Menschen in einer von Verletzlichkeit<br />

geprägten Lebensphase und<br />

ist somit Teil der institutionellen<br />

Verantwortung für die in Pflegeund<br />

Wohneinrichtungen lebenden<br />

Menschen. Sie spiegelt sich im Gebrauch<br />

einer wertschätzenden und<br />

zugänglichen Sprache wider, in der<br />

Garantie von Freiheiten und Rückzugsorten,<br />

in Möglichkeiten, persönliche<br />

Beziehungen eingehen und<br />

Bedeutsamkeit für andere erfahren<br />

zu können. Vertrauen heißt jedoch<br />

auch, Menschen mit Pflegebedarf zu<br />

Wort kommen zu lassen, ihre Wünsche<br />

ernst zu nehmen und Verbindlichkeiten<br />

zu jeder Zeit einzuhalten.<br />

Und das ab dem ersten Tag.<br />

Florian Wernicke<br />

24 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

25


Blickwinkel.<br />

Einwilligung in die<br />

ärztliche Heilbehandlung<br />

Von Prof. Dr. Thomas Klie, Rechtsanwalt.<br />

Begleitung und Pflege.<br />

KWA Stift Brunneck<br />

Durch das Patientengesetz, das 2013<br />

in Deutschland in Kraft getreten ist,<br />

wird unterstrichen: Die Einwilligung<br />

in eine ärztliche Heilbehandlung ist<br />

nur dann rechtmäßig, wenn sie auf<br />

einem „informed consent“ beruht.<br />

Ärzte müssen ihre Patienten aufklären:<br />

Welche Ziele werden mit der<br />

vorgesehenen Behandlung verfolgt,<br />

welche Risiken und Nebenwirkungen<br />

ergeben sich aus der vorgesehenen<br />

Therapie oder im Zusammenhang<br />

mit einem medizinischen Eingriff,<br />

welche Alternativen von Behandlungsmöglichkeiten<br />

stehen zur<br />

Verfügung und was würde passieren,<br />

wenn eine Behandlung unterlassen<br />

würde? Die ärztlichen Leitlinien<br />

(www.leitlinien.de) fassen den<br />

jeweiligen Kenntnisstand der aktuellen<br />

modernen Medizin zusammen<br />

und bieten Bürgern eine ausgezeichnete<br />

Möglichkeit, sich über Behandlungsoptionen<br />

zu informieren.<br />

Vom mündigen Patienten geht das<br />

Medizinrecht aus, die Zeiten des<br />

Paternalismus sind vorbei. Denn<br />

ohne eine entsprechende – zumindest<br />

angebotene –Aufklärung ist eine<br />

Heilbehandlungsmaßnahme rechtswidrig<br />

und nach deutschem Recht<br />

sogar strafbar. Die Patientenautonomie<br />

besitzt einen hohen Wert.<br />

Nun ist das Arzt-Patienten-Verhältnis<br />

in besonderer Weise von Vertrauen<br />

geprägt. Nachfragen ist nicht selbstverständlich.<br />

Wünscht man sich<br />

doch von den behandelnden Ärzten<br />

bisweilen, dass sie einen an der<br />

Hand nehmen, wenn es um die<br />

Bewältigung von gesundheitlichen<br />

Krisensituationen geht. Als Patient<br />

kann ich ggf. auf eine Aufklärung<br />

verzichten. Das gilt aber nicht, wenn<br />

ich eine Entscheidung für einen<br />

anderen Menschen, etwa für meinen<br />

Ehepartner, zu fällen oder ihn in der<br />

Entscheidung zu unterstützen habe.<br />

Entgegen der weit verbreiteten<br />

Annahme haben Ehepartner kein<br />

gegenseitiges gesetzliches Vertretungsrecht<br />

in Heilbehandlungsangelegenheiten.<br />

Es bedarf einer Bevollmächtigung,<br />

beispielsweise in Form<br />

einer Vorsorgevollmacht. Liegt eine<br />

solche nicht vor, kann eine rechtliche<br />

Vertretungsmacht erst durch die<br />

Bestellung zum Betreuer hergestellt<br />

werden. Eine Vertretung oder eine<br />

Unterstützung und Assistenz für<br />

Patienten kann dann relevant werden,<br />

wenn der Betroffene nicht<br />

nachvollziehen kann, nicht mehr<br />

versteht, worum es bei der jeweiligen<br />

Heilbehandlungsmaßnahme geht,<br />

wenn er die möglichen Folgen nicht<br />

absehen kann, sich mit all den<br />

Informationen, die ihm angeboten<br />

werden, überfordert fühlt. Die<br />

Behindertenrechtskonvention (BRK),<br />

die auch in hohem Alter ihre Geltung<br />

beansprucht, wenn Menschen nicht<br />

mehr ohne Hilfe ihre eigenen Angelegenheiten<br />

besorgen können, hält in<br />

Artikel 12 BRK fest, dass niemandem<br />

aufgrund einer Behinderung die<br />

rechtliche Handlungsfähigkeit abgesprochen<br />

werden darf. Es besteht<br />

grundsätzlich auch bei in ihrer<br />

Entscheidungsfähigkeit eingeschränkten<br />

Personen die Einwilligungsfähigkeit<br />

fort. Zunächst gilt es, Menschen<br />

darin zu unterstützen, selbst eine<br />

Entscheidung zu treffen. Hier spricht<br />

man von rechtlicher Assistenz, von<br />

der Unterstützung durch nahe<br />

Angehörige, Freunde oder andere<br />

Vertrauenspersonen. Sie können in<br />

die ärztliche Beratungssituation<br />

einbezogen werden. Das ist meist<br />

der beste Weg: Nicht über den Kopf<br />

des Betroffenen hinweg, sondern mit<br />

ihm gemeinsam eine Entscheidung<br />

vorzubereiten und zu treffen. Ist die<br />

Fähigkeit abhandengekommen, selbst<br />

eine Entscheidung zu treffen, dann<br />

hat der oder die Bevollmächtigte die<br />

Entscheidung für den nicht mehr<br />

einwilligungsfähigen Menschen zu<br />

treffen, und zwar so, wie es seinem<br />

Wohl und seinem (mutmaßlichen<br />

oder niedergelegten) Willen entspricht.<br />

In diesem Fall muss sich der<br />

oder die Bevollmächtigte aufklären<br />

lassen, kann nicht auf die notwendigen<br />

Informationen über Nebenwirkungen,<br />

Risiken und Alternativen<br />

verzichten.<br />

Therapeutische Beziehungen sind in<br />

der Regel Vertrauensbeziehungen.<br />

Ein guter Arzt, eine gute Ärztin wird<br />

von sich aus in behutsamer, aber<br />

verständlicher und entscheidungsförderlicher<br />

Weise die gesetzlich gebotene<br />

Aufklärung vornehmen. In der<br />

haus- und fachärztlichen Handlungssituation<br />

ist das noch eine gut geübte<br />

Praxis. In der Klinik wird häufig<br />

darauf verzichtet: Die Routinen, der<br />

Arbeitsdruck, das faktische Machtgefälle<br />

zwischen Institution und Patient<br />

tragen dazu bei. Eine umfassende<br />

Aufklärung unter Einbeziehung von<br />

Personen des Vertrauens oder<br />

gesetzlichen Vertretern ist aufwendig<br />

– aber gleichwohl geboten. Gerade<br />

wenn es um die Behandlung von<br />

Menschen mit Demenz geht, ist die<br />

Eigeninitiative von An- und Zugehörigen<br />

gefragt. Kommt es doch immer<br />

wieder zu Medikationen, die nicht<br />

nur die Lebensqualität einschränken,<br />

sondern auch die Menschenrechte<br />

des Betroffenen tangieren, beispielsweise<br />

bei Sedativa oder Psychopharmaka<br />

zur Ruhigstellung. Ähnliches<br />

gilt für Schlafmittel, auf die zu häufig<br />

zurückgegriffen wird. Vertrauen ist<br />

gut, aber um eine eigenständige<br />

Information kommt man nicht herum.<br />

Dies gilt in besonderer Weise dann,<br />

wenn die Entscheidung einem<br />

anderen Menschen gilt, der sich<br />

aufgrund seiner gesundheitlichen<br />

Situation auf die advokatorische<br />

Unterstützung, die allein seinem<br />

Wohl zu dienen hat, verlassen muss.<br />

Training für<br />

Gehirn und Sinne<br />

Das Angebot „Gedächtnistraining“<br />

für Bewohner hat im KWA Stift<br />

Brunneck eine lange Tradition. So<br />

wurden schon vor 20 Jahren Mitarbeiterinnen<br />

des Hauses vom Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e. V.<br />

(BVGT) zu Gedächtnistrainerinnen<br />

ausgebildet. Derzeit durchläuft<br />

Mitarbeiterin Gitte Rollenhagen die<br />

Ausbildung. Nach drei Kursen, einer<br />

Hausarbeit, einem Test und einer<br />

erfolgreichen Lehrprobe wird sie ein<br />

Zertifikat erhalten, das sie als geprüfte<br />

Gedächtnistrainerin ausweist. Für<br />

eine Zertifikatsverlängerung nach<br />

drei Jahren sind Fortbildungsseminare<br />

zu besuchen. Damit ist die<br />

Qualität des Gedächtnistrainings<br />

dauerhaft sichergestellt.<br />

Da Gitte Rollenhagen seit fast zehn<br />

Jahren im KWA Stift Brunneck in<br />

unterschiedlichen Funktionen tätig<br />

ist, kennt sie Bewohner und Gepflogenheiten<br />

– und macht nun seit<br />

März dieses Jahres bereits mit zwei<br />

Bewohnergruppen Gedächtnistraining.<br />

Die wöchentliche Übungsstunde<br />

zeichnet sich immer durch eine<br />

Lockerungsübung zum Einstieg und<br />

ein übergeordnetes Thema aus – einen<br />

roten Faden, so zum Beispiel<br />

„Behälter und Gefäße“, „Musik“<br />

oder „Grün“. Bei der Stunde „Behälter<br />

und Gefäße“ jonglierten die<br />

Teilnehmer Pingpongbälle von<br />

einem Becher in den anderen und<br />

Rollenhagen stieg zur Veranschaulichung<br />

und Erheiterung aller in einen<br />

großen blauen Müllsack. Beim<br />

Thema „Lebensmittel“ sollten<br />

Kräuter und Gewürze am Geruch<br />

erkannt und notiert werden; Reis,<br />

Bohnen, Nüsse und anderes mehr<br />

war in Baumwollsäckchen zu<br />

ertasten und aufzuschreiben. Bei der<br />

Stunde „Grün“ wurde dreimal ein<br />

Körbchen gezeigt, das lauter grüne<br />

Gegenstände enthielt, und dann<br />

abgedeckt. Auch da sollten die<br />

Teilnehmer notieren, woran sie sich<br />

erinnern konnten.<br />

Zum Ziel und Nutzen von Gedächtnistraining<br />

schreibt der BVGT:<br />

„Ganzheitliches Gedächtnistraining<br />

bezieht alle Sinne und beide Gehirnhälften<br />

ein. Nachweislich verbessert<br />

es die Durchblutung und den Stoffwechsel<br />

des Gehirns, was zu einer<br />

Steigerung der allgemeinen Lernfähigkeit<br />

führt. Die gleichzeitige<br />

Aktivierung des gesamten Organismus<br />

hebt das körperliche und<br />

geistige Wohlbefinden.“<br />

Gisela Hüttis<br />

26<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

27


Begleitung und Pflege.<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Bildung..<br />

KWA Stift Urbana im Stadtgarten<br />

PSG II – Alltagstest bestanden<br />

Deutliche Verbesserungen für ambulant versorgte Menschen –<br />

auch im Wohnstift<br />

Den Römern auf der Spur –<br />

mit einem preisgekrönten Projekt<br />

Seit dem 1. Januar 2017 gelten mit<br />

Umsetzung des Pflegestärkungsgesetzes<br />

II (PSG II) drei zentrale Neuerungen<br />

im Bereich der Pflege. Ausgangspunkt<br />

ist ein neues Verständnis<br />

von Pflegebedürftigkeit, das sich<br />

nicht mehr an der zeitlich erforderlichen<br />

Unterstützung, sondern an der<br />

Selbstständigkeit des Menschen<br />

orientiert. Mit den Änderungen sollen<br />

alle Pflegebedürftigen einen gleichberechtigten<br />

Zugang zu Pflegeleistungen<br />

erhalten, unabhängig davon,<br />

ob eine Beeinträchtigung körperlich<br />

oder kognitiv begründet ist.<br />

Für die Bewohner des KWA Stifts<br />

Urbana, die aufgrund eines bewilligten<br />

Pflegegrades ambulante pflegerische<br />

Unterstützung erhalten, lassen<br />

sich diese Neuerungen folgendermaßen<br />

beschreiben und nutzen: Insgesamt<br />

sind die Leistungen der Pflegeversicherung<br />

deutlich gestiegen.<br />

Grundsätzlich gibt es mehr Geld für<br />

die ambulante pflegerische Versorgung<br />

sowie zusätzlich für die Inanspruchnahme<br />

vorübergehender<br />

stationärer und teilstationärer Versorgung,<br />

wie Kurzzeitpflege oder<br />

Tagespflege. Der Gesetzgeber<br />

möchte durch die höheren Leistungen<br />

den ambulanten Bereich stärken<br />

sowie Angehörige entlasten. Ein<br />

zusätzlicher Entlastungsbetrag in<br />

Höhe von monatlich 125 € steht<br />

jedem ambulant versorgten Pflegebedürftigen<br />

aller Pflegegrade zu. Er<br />

dient zur Deckung von zusätzlichen<br />

Betreuungs- und Entlastungsleistungen.<br />

Dazu zählen zum Beispiel<br />

Service-Leistungen rund um den<br />

Haushalt, Hilfen bei der Alltagsgestaltung<br />

oder besondere Betreuungsangebote<br />

für Menschen mit Demenz.<br />

Mit der Pflegereform entfiel<br />

zudem die Antragspflicht für benötigte<br />

Hilfsmittel, die durch die<br />

Pflegekasse bezuschusst werden.<br />

Das heißt, dass alle Hilfsmittel und<br />

Pflegemittel, die von einem Gutachter<br />

als nötig erachtet werden, unmittelbar<br />

als beantragt gelten, wenn die<br />

Betroffenen sie erhalten wollen.<br />

Frau P. hat von den Änderungen des<br />

PSG II profitiert. Bis Ende 2016<br />

standen ihr mit Pflegestufe 1 und<br />

Einschränkung der Alltagskompetenz<br />

aufgrund ihrer beginnenden Demenz<br />

für die Finanzierung der Leistungen<br />

des ambulanten Dienstes 689 € zur<br />

Verfügung. Ab 2017 wurde sie<br />

automatisch in den Pflegegrad 3<br />

eingestuft und erhält nun 1.298 €<br />

Sachleistungen für die ambulante<br />

pflegerische Versorgung, außerdem<br />

125 € für Betreuungs- und Entlastungsleistungen.<br />

In diesem individuellen<br />

Fall stehen seit dem 1.1.2017<br />

insgesamt 734,00 € mehr für die<br />

pflegerische Unterstützung von Frau<br />

P. zur Verfügung.<br />

Aufgrund einer weiteren Neuerung<br />

können bis zu 40 Prozent der<br />

bewilligten Pflegesachleistungen<br />

auch zu sogenannten Unterstützungsleistungen<br />

umgewidmet<br />

werden. Dies ist besonders interessant,<br />

wenn man die Pflegesachleistungen<br />

nicht im vollen Umfang für<br />

pflegerische Unterstützung ausschöpft.<br />

Diese können dann für die<br />

Betreuung, Begleitung oder zur<br />

hauswirtschaftlichen Unterstützung<br />

im Alltag genutzt werden. So wird<br />

Frau P. nun vom persönlichen<br />

Assistenten des Stifts zum Einkaufen<br />

oder zum Arzt begleitet, ohne dass<br />

sie selbst, wie zuvor, für die entstehenden<br />

Kosten aufkommen muss.<br />

Auch die Hilfe im Haushalt bezahlt<br />

nun die Pflegekasse.<br />

Den beratenden Kolleginnen und<br />

Kollegen des KWA Stifts Urbana ist<br />

es nach wie vor wichtig, individuell<br />

zu schauen, welche Leistungen der<br />

Bewohner bekommt und wie diese<br />

gegebenenfalls von anderen Kostenträgern<br />

als dem Bewohner selbst<br />

finanziert werden können.<br />

Martina Lenz<br />

Unter dem Motto „Sei ein Steinzeitdetektiv<br />

und den Römern auf der<br />

Spur“ luden die 19 Schüler des<br />

Mittelkurses HEP 14 der Fachschule<br />

für Heilerziehungspflege Ende Juni<br />

26 Kinder der Förderschule Schöllnach<br />

zu einem ganz besonderen<br />

Aktionstag ein: nach Künzing im<br />

Landkreis Deggendorf, ins „Quintana“<br />

– ein archäologisches und kunsthistorisches<br />

Museum.<br />

Mit Hilfe spielerisch gestalteter<br />

Stationen zeigten die Schüler des<br />

KWA Bildungszentrums den Kindern,<br />

wie die Menschen früher gelebt und<br />

gearbeitet haben. Dazu erwarteten<br />

die Teilnehmer sechs Stationen, die<br />

einen Einblick in die Geschichte der<br />

Römer geben sollten:<br />

• Die Buben und Mädchen durften in<br />

Tuniken schlüpfen und in einem<br />

Wettlauf „Schätze“ in Sicherheit<br />

bringen.<br />

• Eine Geschichte über eine Schatzsuche<br />

leitete die Kinder dazu an,<br />

Sand, Wasser und andere Materialien<br />

zu ertasten und so ihre<br />

Wahrnehmung zu fördern.<br />

• Antike Ketten und historische<br />

Schmuckstücke konnten sie selbst<br />

herstellen.<br />

• Beim historischen Backen wurden<br />

die Kinder in die Kunst des Teigherstellens<br />

eingeweiht, um im Anschluss<br />

am offenen Feuer Stockbrot<br />

zu backen, das dann natürlich auch<br />

verzehrt werden durfte.<br />

• In der Erfinderwerkstatt war Spannendes<br />

zu entdecken, zum Beispiel<br />

Kräuter mörsern oder die Kunst der<br />

Höhlenmalerei.<br />

• Mit einem römischen „Mutmachtrunk“<br />

wurden die Kinder von<br />

„guten Göttinnen“ verwöhnt und so<br />

gestärkt auf nackten Sohlen auf<br />

einen Barfußweg geschickt.<br />

Eine eigens für diesen Tag gefertigte<br />

Fotowand mit aufgemalten römischen<br />

Figurinen und Guckloch bot den<br />

Kindern die Möglichkeit, sich selbst<br />

als stattlicher Römer oder schöne<br />

Römerin im Erinnerungsbild festzuhalten.<br />

Zwischendurch gab es für die<br />

Kinder Leberkäs-Semmeln.<br />

Seit Ende Februar hatten die Schüler<br />

des Mittelkurses in insgesamt<br />

30 Unterrichtseinheiten an der<br />

Planung, Organisation und Vorbereitung<br />

für diesen Aktionstag gearbeitet.<br />

Dabei wurden zuerst in der Klasse<br />

Ideen gesammelt, anschließend<br />

teilten sich die angehenden „Hep’ler“<br />

in sechs Gruppen auf, um für jede<br />

der sechs Stationen ein Konzept und<br />

ein Angebot zu entwickeln, passend<br />

zu den pädagogischen Zielen, wie<br />

Erweiterung der Sinneswahrnehmung,<br />

Verfeinerung der motorischen Fähigkeiten<br />

und vieles mehr. Und dann<br />

ging es auch schon in die konkrete<br />

Vorbereitung: Kostüme wurden<br />

entworfen und genäht, Plakate<br />

gemalt und für jede Station der<br />

historische Rahmen gefertigt. Zudem<br />

wurden Geschichten geschrieben,<br />

um die Fantasie der Kinder anzuregen<br />

und sie spielerisch in die Welt<br />

der Römer zu geleiten. Jedes Detail<br />

wurde mit viel Liebe gestaltet.<br />

Die Kinder waren dann auch sehr<br />

interessiert und machten voll Begeisterung<br />

mit.<br />

14 Tage nach dem Aktionstag gab es<br />

dann eine besondere Überraschung:<br />

Die Klasse HEP 14 wurde für dieses<br />

Projekt mit dem PNP Sozialpreis<br />

ausgezeichnet, der Preis von Kultusminister<br />

Bernd Sibler überreicht. Was<br />

für eine Freude und Ehre! Damit<br />

verbunden: 250 Euro für die Klassenkasse.<br />

– In diesem Sinne: Salve!<br />

Romana Spänig & Gabriele Reppin im<br />

Namen der Klasse HEP 14<br />

28 <strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

29


Jubiläum.<br />

Reisen. Reise.<br />

35 Jahre KWA Parkstift<br />

Aeskulap – Erinnerungen<br />

Das KWA Parkstift Aeskulap in Bad<br />

Nauheim blickt in diesem Jahr auf<br />

sein 35-jähriges Bestehen zurück.<br />

Am 1. August 1983 öffnete das Haus<br />

zunächst unter dem Namen Seniorenwohnpark<br />

Aeskulap als gesonderter<br />

Eigenbetrieb der Landesärztekammer<br />

Hessen seine Türen. In den<br />

vergangenen drei Jahrzehnten ist das<br />

KWA Parkstift Aeskulap – wie es seit<br />

der Übernahme durch KWA im Jahr<br />

1992 heißt – zu einer renommierten<br />

Einrichtung und einem festen Bestandteil<br />

der Infrastruktur Bad Nauheims<br />

geworden.<br />

„Die Anfangszeit war für uns alle<br />

eine spannende Herausforderung, da<br />

niemand so genau wusste, was auf<br />

ihn zukommt. In den ersten Tagen<br />

hatte das Haus mehr Mitarbeiter als<br />

Bewohner. Im kleinen Kreis haben<br />

alle gemeinsam zu Mittag gegessen“,<br />

erinnert sich Susanne Harfmann,<br />

eine von vier Mitarbeitern der ersten<br />

Stunde, die auch heute noch im<br />

Aeskulap tätig sind. Entspannt ging<br />

es in der Anfangszeit auch im<br />

Wohnbereich Pflege zu. „In den<br />

ersten vier Wochen hatten wir nur<br />

eine einzige Bewohnerin auf der<br />

Pflegestation. Mit zwei Mitarbeitern<br />

pro Schicht kam die Versorgung<br />

einer persönlichen Rund-um-die-<br />

Uhr-Betreuung gleich. Das hat sich<br />

natürlich geändert. Heute versorgen<br />

wir 48 Bewohnerinnen und Bewohner<br />

in drei vollstationären Pflegebereichen“,<br />

berichtet Isolde Standfest.<br />

„Der Umbau der 40 Hotelzimmer in<br />

Appartementwohnungen war sicherlich<br />

eine der größten Herausforderungen<br />

der ersten Dekade“, sagt<br />

Buchhalter Helmut Kurz. Pflegekraft<br />

Hiltrud Erle, ebenfalls vom ersten<br />

Tag an im Aeskulap tätig, erinnert<br />

sich an ein besonders tiefgreifendes<br />

Erlebnis. „Nach einigen Jahren<br />

meiner Dienstzeit kam unsere<br />

ehemalige Kollegin und damalige<br />

Stationsleitung als schwerkranke<br />

Bewohnerin zurück. Die Situation<br />

war natürlich nicht leicht, da man<br />

sich sehr verbunden fühlte. Dennoch<br />

war es ein Trost, sie vertrauensvoll<br />

auf ihrem letzten Weg begleiten zu<br />

dürfen.“<br />

Für Bewohnerin Ingeborg Höreth<br />

vergingen die ersten Wochen im<br />

Aeskulap mit Auspacken, Einrichten<br />

und wohnlich Gestalten wie im Flug.<br />

Viele Jahre war sie ehrenamtlich für<br />

die Bücherei des Hauses tätig. „Mit<br />

großem Engagement und Zeitaufwand<br />

haben wir sämtliche Bücher<br />

am Computer registriert und katalogisiert“,<br />

erinnert sich die 94-jährige<br />

Bewohnerin der ersten Stunde.<br />

Inzwischen umfasst die Bücherei<br />

über 3000 Bände aus den Bereichen<br />

der Belletristik, Geschichte und<br />

Politik sowie Naturwissenschaften,<br />

Technik und Kunst. Auch Kulturveranstaltungen<br />

sowie Sport- und<br />

Spielangebote bereichern den Alltag<br />

der Bewohner, werden kontinuierlich<br />

den sich ändernden Wünschen<br />

angepasst. Genau wie das Haus<br />

selbst. „Die vergangenen fünf Jahre<br />

waren geprägt durch die fortlaufende<br />

Modernisierung und Sanierung des<br />

Hauses. Insbesondere der Bau des<br />

Betreuten Wohnens stellte eine<br />

besondere Herausforderung dar“,<br />

blickt Stiftsdirektor Andreas Lorz auf<br />

die jüngere Vergangenheit zurück.<br />

„Doch mit Blick auf die Zukunft war<br />

das eine sinnvolle Weichenstellung:<br />

Damit können wir nun allen Senioren<br />

– angefangen beim aktiven<br />

Silver Ager bis hin zum Hochbetagten<br />

mit intensivem Pflegebedarf –<br />

das bieten, was sie sich wünschen<br />

und brauchen.“<br />

Sascha Kungl<br />

Glanzlichter der Ostsee<br />

Spötter behaupten, sie sei gar kein<br />

„richtiges“ Meer. Dabei ist die<br />

Ostsee eines der schönsten Binnenmeere<br />

weltweit – mit ihren beeindruckenden<br />

Küstenregionen und<br />

charmanten Städten, die sich wie<br />

Perlen entlang der Küste aufreihen<br />

und dem Besucher einen unverstellten<br />

Blick auf die reiche Geschichte<br />

und Gegenwart des Ostseeraumes<br />

gestatten.<br />

Mit einer 13-tägigen Ostsee-Kreuzfahrt<br />

auf der MS Astor unter der<br />

Begleitung von Margret Rosenmüller<br />

und Ingrid Schmid wurde die KWA<br />

Reisesaison 2018 stilvoll eröffnet.<br />

Die KWA Reisegruppe schiffte sich<br />

Ende Mai bei sommerlichen Temperaturen<br />

in Hamburg ein. Bei wolkenlos<br />

blauem Himmel verließ das<br />

Schiff die Hansestadt im fröhlichen<br />

Trubel des Hafengeburtstags in<br />

Richtung Ostsee, die über den<br />

Nord-Ostsee-Kanal erreicht wurde.<br />

Den ersten Tag auf hoher See<br />

nutzten die Reisenden vor allem, um<br />

sich bei einer frischen Brise und<br />

strahlendem Sonnenschein an Bord<br />

zu akklimatisieren und das Schiff<br />

näher kennenzulernen. Die MS Astor<br />

ist ein eher kleines Schiff, das eine<br />

familiäre und behagliche Atmosphäre<br />

bietet. Erstmals an Land ging man<br />

in der polnischen Hansestadt<br />

Gdansk (Danzig), deren Altstadt<br />

liebevoll von Kennerhand restauriert<br />

wurde und die KWA Reiseteilnehmer<br />

mit ihren farbenfrohen Häusern<br />

willkommen hieß. Einen ersten<br />

Höhepunkt bot das litauische Klaipeda<br />

(Memel) am nördlichen Ende<br />

der weltberühmten Kurischen<br />

Nehrung. Mit seinen Dünen und<br />

Wäldern ist dieses Naturparadies an<br />

vielen Stellen auch Naturschutzgebiet.<br />

Die Reisenden konnten die<br />

Kraft dieser einzigartigen Sandlandschaft<br />

in aller Ruhe auf sich wirken<br />

lassen.<br />

Nach faszinierenden Natureindrücken<br />

und atemberaubenden Sonnenuntergängen<br />

folgten in der lettischen<br />

Hauptstadt Riga architektonische<br />

Schönheiten: ein sehr gut erhaltenes<br />

Jugendstilensemble. Das estnische<br />

Tallin punktete mit seinen überwiegend<br />

mittelalterlichen Bauten. Im<br />

russischen St. Petersburg warteten<br />

bereits die ersten hellen Nächte.<br />

Auf einem kleinen Schiff begab sich<br />

ein Teil der Gruppe auf eine abendliche,<br />

musikalisch untermalte Fahrt<br />

durch die Wasserstraßen St. Petersburgs.<br />

Während der Landgänge<br />

konnten die Reisenden unter anderem<br />

das weltberühmte Bernsteinzimmer<br />

im Katharinen-Palast, die<br />

Eremitage und den Peterhof besichtigen<br />

sowie über den pompösen<br />

Newski-Prospekt spazieren.<br />

In Helsinki ankerte die MS Astor mit<br />

direktem Blick auf die Uspenski-Kathedrale<br />

und das beindruckende<br />

Panorama der finnischen Metropole.<br />

Zu den absoluten Höhepunkten der<br />

Kreuzfahrt zählte die mehrstündige<br />

Fahrt der MS Astor durch den<br />

sonnendurchfluteten Schärengarten<br />

Stockholms. In einer der schönsten<br />

Hauptstädte der Welt begeisterte<br />

insbesondere die Altstadt Gamla Stan.<br />

Auch am letzten Tag auf hoher See<br />

zeigte sich das Wetter von seiner<br />

besten Seite, die Reisenden ließen die<br />

vielfältigen Eindrücke nachwirken,<br />

bevor die Kreuzfahrt in der Sailing<br />

City Kiel ihren Abschluss fand.<br />

Jörg Peter Urbach<br />

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Sternstunden.<br />

45 Jahre KWA Parkstift Rosenau<br />

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4 6<br />

1<br />

Bild 5: Stiftsdirektor Herbert Schlecht verabschiedet die langjährige<br />

Mitarbeiterin Birgit Wannenmacher in den Ruhestand.<br />

Bild 6: Von links, 1. Reihe: KWA Stiftsdirektor Marius Schulze Beiering<br />

(Baden-Baden), KWA Vorstand Dr. Stefan Arend, KWA Aufsichtsrat<br />

Wolf-Dieter Krause, 2. Reihe: Gast, Bewohnerin, Mitarbeiterin, 3. Reihe:<br />

KWA Stiftsdirektorin Ileana Rupp (Bad Dürrheim), KWA Marketingleiterin<br />

Karin Ihringer (Unterhaching).<br />

Fotografien: Hanna Binder<br />

Bild 1: Von links: Herbert Schlecht (Stiftsdirektor), Alexander Friemel (Architekt des KWA Parkstifts Rosenau), Ulrich Burchardt<br />

(OB von Konstanz), Dominik Gügel (Direktor des Napoleon-Museums Arenenberg), Wolf-Dieter Krause (KWA Aufsichtsrat),<br />

Dr. Stefan Arend (KWA Vorstand), Ralf-Joachim Fischer (Vors. des Stiftsbeirats).<br />

Bild 2: Opernsänger Karl-Heinz Waidele mit KWA Kundenbetreuerin Marina Gernard.<br />

Bild 3: Am Keyboard Jürgen Waidele, an der E-Gitarre Bernd Herrmann.<br />

Bild 4: Jazzband des Heinrich-Suso-Gymnasiums unter der Leitung von Martin Kneer; am Schlagzeug Stiftsbewohnerin Elsy Ballmann.<br />

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KWA Club.<br />

Foto: Stockbild<br />

Unsere Standorte.<br />

Kulturjahr 2018 im<br />

KWA Stift im Hohenzollerpark –<br />

Kunst, Kultur und Kulinarik<br />

Berlin ist ein wahres Mekka für Kulturbeflissene.<br />

Hier treffen historische<br />

Bauwerke auf zeitgenössische Architektur,<br />

wetteifern Opernhäuser und<br />

Orchester von Weltrang um Besucher<br />

und präsentieren in mehr als 175<br />

Museen die Schätze der Welt. Die<br />

zahlreichen Theaterbühnen, Varietés,<br />

Kabaretts und Revuetheater bieten<br />

Unterhaltung für jeden Geschmack.<br />

Und auf höchstem Niveau.<br />

In dieser Vielfalt zu bestehen, ist<br />

nicht einfach. Doch im KWA Stift<br />

im Hohenzollernpark gelingt es mit<br />

Fachkenntnis und Ideenreichtum stets<br />

aufs Neue, ein anspruchsvolles und<br />

vielseitiges Kulturprogramm auf die<br />

Beine zu stellen. Das Angebot reicht<br />

von klassischen Konzerten über szenische<br />

Lesungen und Talkrunden bis<br />

zu Multivisionsvorträgen. Die Stiftsbewohner<br />

und KWA Clubmitglieder<br />

genießen Zugang zu allen Veranstaltungen.<br />

Bestimmte Angebote stehen<br />

auch Gästen offen.<br />

Ein zentrales Standbein im Kulturprogramm<br />

des KWA Stifts im Hohenzollernpark<br />

ist die Gesprächsreihe<br />

„Dialog im Stift“, die sich seit ihrer<br />

Einführung im Jahr 2015 wachsender<br />

Beliebtheit erfreut. Moderator<br />

Reinhard von Struve begrüßte bereits<br />

zahlreiche Prominente aus Kunst und<br />

Kultur, vor allem aber auch politische<br />

Größen wie Gregor Gysi, Eberhard<br />

Diepgen oder Franz Müntefering.<br />

Die neue Veranstaltungsreihe „KWA<br />

K3“ verknüpft Kunst, Kultur und<br />

Kulinarik auf anspruchsvolle Weise.<br />

International bekannte Künstler aller<br />

Genres konzertieren im Festsaal.<br />

34<br />

<strong>alternovum</strong> | 2/2018<br />

Anschließend genießen die Gäste<br />

dann kulinarische Highlights, die<br />

auf das musikalische Programm<br />

abgestimmt sind.<br />

Auch das weitere Angebot kann<br />

sich sehen und hören lassen. Im Juli<br />

gastieren Rosa und Jonathan Tennenbaum<br />

mit ihrer musikalischen Lesung<br />

„Man ist ja von Natur kein Engel“, die<br />

den Lebensweg des großen Wilhelm<br />

Busch nachzeichnet. Außerdem stellt<br />

die Schauspielerin Monika Bienert in<br />

„Meinen Garten will ich mit Genies<br />

bepflanzen“ die „Femme fatale“<br />

Alma Schindler vor und präsentiert<br />

das Duo Ohrenfreut seinen außergewöhnlichen<br />

„Zeytenklang“ mit<br />

Liedern von Lust, Liebe, Trunk und<br />

Völlerei.<br />

Literarisch geht es dann im Hochsommer<br />

zu. Die Schauspielerin<br />

Margrit Straßburger führt ihr Soloprogramm<br />

„Goethe und seine Suleika“<br />

auf, das die stürmische Liebe zwischen<br />

dem Dichter und der Tänzerin<br />

Marianne von Willemer verarbeitet.<br />

Um missglückte Liebe und tiefe<br />

Freundschaft in klassischen Balladen<br />

geht es bei der Märchenerzählerin<br />

Silvia Ladewig, die frei und dramatisch<br />

die alte Tradition der Erzähler<br />

wiederbelebt. Zum Sommerausklang<br />

versprüht der ungarische Primas<br />

Zoltan Udavarnoki geigerische Operettenmagie<br />

und verzaubert Harfenist<br />

Thomas Siener mit seinem Renaissance-Programm<br />

„Melancholie und<br />

Frohsinn“, in dem er Shakespeare,<br />

Villon und Petrarca mit Harfenmusik<br />

kombiniert.<br />

Wenn dann im Herbst die Blätter fallen,<br />

entführen faszinierende Bildvorträge<br />

Bewohner und Gäste in ferne<br />

Gefilde – visuell geht es nach Irland<br />

und auf die Kanareninsel La Gomera.<br />

Zum Abschluss des Kulturjahres<br />

wartet der literarisch-musikalische<br />

Weihnachtsspaß „Hilfe – es weihnachtet<br />

so!“, den Schauspielerin<br />

Marina Erdmann und Musiker Jörg<br />

Miegel rechtzeitig vor dem Fest mit<br />

Humor und Biss entfachen.<br />

Jörg Peter Urbach<br />

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19 13 14<br />

KWA Stift ort Telefon E-Mail<br />

01 KWA Stift im Hohenzollernpark Berlin 030 89734-001 hohenzollernpark@kwa.de<br />

02 KWA Caroline Oetker Stift Bielefeld 0521 5829-0 caroline-oetker@kwa.de<br />

03 KWA Stift Urbana im Stadtgarten Bottrop 02041 696-900 urbana@kwa.de<br />

04 KWA Parkstift Aeskulap Bad Nauheim 06032 301-0 aeskulap@kwa.de<br />

05 KWA Albstift Aalen Aalen 07361 935-0 albstift@kwa.de<br />

06 KWA Parkstift Hahnhof Baden-Baden 07221 212-0 hahnhof@kwa.de<br />

07 KWA Kurstift Bad Dürrheim bad Dürrheim 07726 63-0 kurstift@kwa.de<br />

08 KWA Parkstift Rosenau Konstanz 07531 805-0 rosenau@kwa.de<br />

09 KWA Parkstift St. Ulrich Bad Krozingen 07633 403-0 parkstift@kwa.de<br />

10 KWA Georg-Brauchle-Haus München 089 6793-0 georg-brauchle@kwa.de<br />

11 KWA Luise-Kiesselbach-Haus München 089 944697-08 luise-kiesselbach@kwa.de<br />

12 KWA Stift am Parksee Unterhaching 089 6105-0 parksee@kwa.de<br />

13 KWA Hanns-Seidel-Haus Ottobrunn 089 60802-0 hanns-seidel@kwa.de<br />

14 KWA Stift Brunneck Ottobrunn 089 60014-0 brunneck@kwa.de<br />

15 KWA Stift Rupertihof Rottach-Egern 08022 270-0 rupertihof@kwa.de<br />

16 KWA Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />

17 KWA Klinik Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />

18 KWA Bildungszentrum Pfarrkirchen 08561 9838-26 bildungszentrum@kwa.de<br />

19 KWA Hauptverwaltung Unterhaching 089 66558-500 info@kwa.de<br />

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Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal<br />

erscheint am 30. November 2018.<br />

Die<br />

Geschenkidee!<br />

MitGutschein<br />

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und Alleinstehende.<br />

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Urlaub, Probewohnen oder Genesung.<br />

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KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

KURATORIUM WOHNEN IM ALTER

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