alternovum.
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<strong>alternovum</strong>.<br />
Das KWA Journal 1/2019<br />
Titelthema.<br />
Alt und Jung.<br />
10<br />
Blickwinkel.<br />
Akademisierung der<br />
Pflege.<br />
24<br />
KWA Interview.<br />
Mit Markus Wasmeier.<br />
12
Inhalt.<br />
Editorial.<br />
Alt und Jung.<br />
Titelthema.<br />
Früher vs. Heute –<br />
ein Videoprojekt.<br />
17<br />
10 12<br />
KWA Interview.<br />
Markus Wasmeier.<br />
Titelfoto: Anton Krämer<br />
Alt und Jung – lautet unser Titelthema. In einer Fachzeitschrift habe ich unlängst<br />
einen Artikel entdeckt, der sich mit den Herausforderungen der heutigen<br />
Arbeitswelt befasst. Der Autor versucht, anhand von Psychogrammen der unterschiedlichen<br />
Generationen, die in einem Betrieb zusammenwirken, Konflikte,<br />
Kommunikationsprobleme und Missverständnisse zu erklären. Die Botschaft<br />
war ganz klar: Die „Babyboomer“ der frühen 1960er-Jahre ticken anders als die<br />
sogenannte „Generation Y“, die alles hinterfragt.<br />
Auch Menschen, die man zur Generation der „Digital Natives“ zählt, weil ihnen<br />
ein Computer bereits mit in die Wiege gelegt wurde, haben demnach andere<br />
Lebensziele und eine andere Einstellung zur Arbeit als die „Generation Golf“,<br />
die in den 1980er-Jahren ihre Kindheit mit Playmobil-Männchen und drei Fernsehprogrammen<br />
erlebte. Keine Frage, die Zeitumstände, in die wir geboren<br />
werden, prägen unsere Biografie und unser Sozialverhalten – auch in den Betrieben<br />
– nachhaltig. Wir alle sind eben Kinder unserer Zeit. Und diese Unterschiede<br />
gilt es – so die <strong>alternovum</strong>-Autoren zu unserem Titelthema – idealerweise<br />
durch generationsgemischte Teams auszugleichen, indem man die Stärken einer<br />
jeden Generation würdigt und nutzt. Eigentlich eine uralte Erkenntnis: Neues<br />
Wissen und neue Fertigkeiten entstehen durch einen gesunden Mix von Erfahrungen,<br />
Traditionen und Innovationen – oder einfach nur durch mutiges Ausprobieren.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG<br />
Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />
Verantwortl. Redakteur (V. i. S. d. P.)<br />
Dr. Stefan Arend (Vorstand)<br />
Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />
Redaktion<br />
Sieglinde Hankele, Referentin für<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Tel.: 089 66558-565, Fax: 089 66558-547<br />
E-Mail: <strong>alternovum</strong>@kwa.de<br />
Gestaltung und Layout<br />
Klare Linie, Agentur für Gestaltung<br />
GmbH, 86919 Utting am Ammersee,<br />
www.klarelinie.de<br />
Auflage Druckauflage: 31.000 Exemplare<br />
ISSN 2199-2088<br />
© KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />
<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal ist kostenlos.<br />
Die Zusendung kann jederzeit<br />
storniert werden.<br />
Bestellungen, Abbestellungen, Adressänderungen:<br />
KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />
Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />
Tel.: 0800 5924636, Fax: 089 66558-547<br />
E-Mail: info@kwa.de<br />
Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den<br />
meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen<br />
die männliche Form gewählt.<br />
KWA Kuratorium Wohnen im Alter ist<br />
ein gemeinnütziges Sozialunternehmen<br />
und wurde 1966 in München gegründet.<br />
KWA ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />
Bundesweit unterhält KWA<br />
18 Einrichtungen, darunter 14 Altenwohnstifte,<br />
eine Klinik für neurologische<br />
und geriatrische Rehabilitation, zwei<br />
Pflegestifte und ein Bildungszentrum mit<br />
staatlich anerkannten Berufsfach- und<br />
Fachschulen.<br />
Blitzlicht. 04<br />
Lebenswelten. 100 Jahre Stadtrechte Bottrop 06<br />
Novum. Mehr Sicherheit und Komfort 07<br />
Titelthema. Drei Generationen unter einem Dach 08<br />
Familie wird großgeschrieben 09<br />
Verantwortung für nachfolgende Generationen 10<br />
„Junge Hüpfer und alte Dauerläufer“ 14<br />
Frischer Wind trifft auf Erfahrungsschatz 15<br />
KWA 2.0 – Senioren in der digitalen Welt 16<br />
Früher vs. Heute – ein Videoprojekt 17<br />
KWA Interview. Mit Markus Wasmeier 12<br />
Blickwinkel. Gute Pflege kann, soll und wird es geben 18<br />
Akademisierung der Pflege 24<br />
Gleichwertige Lebensverhältnisse 28<br />
Menschen. Giselher Sommer 20<br />
Maria Eichinger 21<br />
Arbeitswelten. 3 x 30 Jahre Pflege 22<br />
Neue Chance für Mitbürger mit<br />
Migrationshintergrund 23<br />
Kolumne. Quartier und Sozialraum 25<br />
Begleitung und Pflege. Tagesbetreuung 26<br />
Persönliche Assistenz 27<br />
Netzwerke. Zeichen setzen gegen Schlaganfall 30<br />
Reform der Pflegeausbildung 31<br />
Sternstunden. Veranstaltungsimpressionen 32<br />
Bildung. KWA Bildungszentrum auf der Messe 34<br />
Diese uralte Konstante wird gerade wieder neu entdeckt; nach einer Phase, in<br />
der es chic und selbstverständlich war, Mitarbeiter mit vielleicht 50, 55, 57 Jahren<br />
in den sogenannten Vorruhestand zu schicken. Das Wissen und die Erfahrung,<br />
die damit vernichtet wurden, und der Schaden, der durch eine solch kurzsichtige<br />
Politik entstanden ist, war immens. Nun werden sie händeringend gesucht<br />
– die Mitarbeiter mit Lebensweisheit und langjähriger Berufserfahrung.<br />
Solche Teams, Jung und Alt gemeinsam, sind gut für jede Herausforderung gewappnet.<br />
Und was für das Arbeitsleben trägt, gilt auch für das gesellschaftliche<br />
Leben. Die Lebenserfahrenen, auch die hochbetagten, bringen ihre Potenziale<br />
ein und die Jungen, wie eine Greta Thunberg, formulieren ihre Forderungen<br />
für die Zukunft, zum Beispiel vor der UNO oder in Davos: mit beeindruckenden<br />
Plädoyers für eine radikale Umkehr der globalen Klima- und Umweltpolitik.<br />
Jung und Alt gemeinsam – so soll und muss es sein!<br />
Dr. Stefan Arend,<br />
KWA Vorstand<br />
02 <strong>alternovum</strong> | 1/2019 03
Blitzlicht.<br />
Wussten Sie schon, dass …<br />
... mehr als die Hälfte der 60- bis 64-jährigen Frauen heute<br />
erwerbstätig ist, vor zehn Jahren war es knapp ein Viertel.* –<br />
Ein klarer Hinweis auf die gestiegene Bedeutung älterer<br />
Mitarbeiterinnen in der Arbeitswelt.<br />
*Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2018<br />
Ehrung von KWA Stiftsdirektorin<br />
Ursula Cieslar<br />
Vor nunmehr 30 Jahren startete Ursula Cieslar ihre<br />
Karriere bei KWA: zunächst als Pflegedienstleiterin<br />
(PDL) im KWA Stift am Parksee. Noch im gleichen Jahr<br />
– Ende 1989 – wechselte sie in gleicher Funktion von<br />
Unterhaching nach Ottobrunn ins KWA Hanns-Seidel-<br />
Haus. Dort hat sie beruflich Wurzeln geschlagen, 1992<br />
die Hausleitung übernommen und diese bis heute inne.<br />
Wenn sie Urlaub hat, reist sie gerne, hat Asien, Neuseeland<br />
und Amerika bereits erkundet. Auch Freunde am<br />
Bodensee, am Gardasee und auf Thassos gehören zu<br />
den Reisezielen.<br />
Die in einem kleinen Dorf an der Schweizer Grenze<br />
geborene Pflegeexpertin startete mit einer Ausbildung<br />
zur Krankenschwester in Bretten in den Beruf, arbeitete<br />
danach zunächst in einer Inneren Abteilung, ging<br />
1983 schließlich nach München ans Klinikum Neuperlach,<br />
wo sie drei Jahre als Fachschwester für Gastroenterologie<br />
arbeitete – ehe sie bei einem schwedischen<br />
Unternehmen anfing, Mitarbeiter in Kliniken und<br />
Altenheimen fortzubilden. Während ihrer Einsätze in<br />
Altenheimen reifte in ihr der Gedanke, sich in einer<br />
Einrichtung als PDL zu bewerben. So kam sie zu KWA.<br />
30 Jahre<br />
KWA<br />
Im KWA Hanns-Seidel-Haus trägt Ursula Cieslar<br />
Verantwortung für rund 240 Stiftsbewohnerinnen und<br />
-bewohner sowie für gut 200 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter. Die sehr abwechslungsreiche Arbeit macht<br />
ihr immer noch Freude. Viele ihrer Vorstellungen<br />
konnte sie in den vergangenen Jahren zusammen mit<br />
ihrem Team umsetzen: unter anderem wurde ein<br />
Dialog der Generationen aufgebaut sowie ein Netzwerk<br />
von Ehrenamtlichen – dem derzeit 60 Personen angehören.<br />
Auch palliative Versorgung konnte sie fest implementieren.<br />
Worauf sie hörbar stolz ist: „Wir haben<br />
KWA Club bestens integriert, dadurch haben wir auch<br />
ein riesiges Angebot an Betreuungs-und Pflegeleistungen<br />
für Menschen, die nicht bei uns wohnen.<br />
Mit unserem großen Netzwerk können wir auch sonst<br />
viel in unserer Gemeinde bewirken.“ – Ursula Cieslar<br />
engagiert sich in der Kommune unter anderem im<br />
Bündnis PfLair, welches beispielsweise aktuelle<br />
Themen in die Öffentlichkeit trägt und im Ottobrunner<br />
Rathaus Pflegesprechstunden abhält.<br />
Der KWA Vorstand hat sich für 30 Jahre engagierte<br />
Arbeit bereits bedankt. Auf diesem Weg gratuliert nun<br />
ganz KWA, liebe Frau Cieslar!<br />
Führungskräftetag in<br />
Pfarrkirchen<br />
Im südlichen Niederbayern wohlbekannt und geschätzt<br />
ist der alljährliche Führungskräftetag, den<br />
das KWA Bildungszentrum in der Stadthalle Pfarrkirchen<br />
veranstaltet. Teilnehmen können sowohl<br />
KWA Führungskräfte als auch andere Interessierte.<br />
Dieses Jahr stehen zwei Topthemen auf der Agenda:<br />
die Umsetzung der neuen Pflegeausbildung – Schritt<br />
für Schritt erklärt. Und: die indikatorengestützte<br />
Qualitätsprüfung des MDK – was zu beachten ist.<br />
Termin: 3. Juni 2019, von 9 bis 16 Uhr. Noch sind Plätze<br />
frei. Anmeldungen nimmt KWA Mitarbeiterin Eva-<br />
Maria Arbinger entgegen, über die E-Mail-Adresse<br />
bildungszentrum@kwa.de oder telefonisch über<br />
08561 9297-103.<br />
KWA Studie zur Kfz-Nutzung von Senioren<br />
Neue Stiftsdirektorin im KWA<br />
Albstift Aalen: Andrea Wurm<br />
Am 1. April 2019 hat Andrea Wurm im KWA Albstift<br />
Aalen von Manfred Zwick die Hausleitung übernommen.<br />
Viele „KWA-ler“ kennen Andrea Wurm bereits:<br />
Im Oktober 2000 wurde ihr im Albstift die Hauswirtschaftsleitung<br />
anvertraut, Mitte 2009 schließlich in<br />
der KWA Betriebs- und Service GmbH die Bereichsleitung<br />
Hauswirtschaft für ganz KWA.<br />
Andrea Wurm ist in Dillingen a. d. Donau geboren.<br />
Einer Berufsausbildung zur hauswirtschaftlichen<br />
Betriebsleiterin und erster Berufspraxis folgte ein<br />
Studium der Betriebswirtschaft mit der Fachrichtung<br />
Controlling. Durch eine Zusatzausbildung im Qualitätsmanagement<br />
hat sie sich noch breiter aufgestellt.<br />
Als Mitgründerin der Qualitätskonferenz Hauswirtschaft<br />
hat sie Dienstleistungsstandards und betriebswirtschaftliche<br />
Bewertungsinstrumente mitentwickelt.<br />
Auch Führungskräfteentwicklung,<br />
Organisationsentwicklung und Reorganisation von<br />
Dienstleistungsbereichen gehören zum Repertoire der<br />
46-Jährigen. Die Verknüpfung all dessen mit den<br />
Sorgestrukturen von KWA ist für sie gut geübte<br />
Praxis. Zu ihren übergeordneten Zielen als Stiftsdirektorin<br />
sagt Andrea Wurm: „Ich möchte sicherstellen,<br />
dass das KWA Albstift Aalen in der Region<br />
weiterhin als attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber<br />
wahrgenommen wird. Und als guter Lebensort<br />
für Seniorinnen und Senioren.“ Dazu seien immer<br />
wieder neue Ideen und Wege notwendig. Gleichzeitig<br />
möchte Andrea Wurm allen, für die sie nun Verantwortung<br />
trägt, ein Gefühl von Sicherheit und Heimat<br />
vermitteln: knapp 200 Stiftsbewohnerinnen und<br />
-bewohnern, gut 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
Der bisherige Hausleiter Manfred Zwick ist seit<br />
Januar Prokurist von KWA und seitdem mit zentralen<br />
Aufgaben betraut, die unter anderem das KWA<br />
Personalwesen und die KWA Pflege betreffen.<br />
KWA Kuratorium Wohnen hat im Jahr 2018 unter KWA Stiftsbewohnerinnen und -bewohnern eine Befragung zur<br />
Kfz-Nutzung durchgeführt. Es beteiligten sich knapp 200 Damen und Herren (43 % Frauen, 57 % Männer) mit einem<br />
Durchschnittsalter von rund 83 Jahren. 15 Teilnehmer wiesen ein Lebensalter von über 90 Jahren auf. Hier nun<br />
einige Ergebnisse: 62,8 % der Befragten nutzen ihr Fahrzeug „mehrfach in der Woche“, 12,3 % „täglich“ und 9,5 %<br />
„durchschnittlich einmal in der Woche“. Die Studienteilnehmer fühlen sich mehrheitlich den Herausforderungen<br />
des Straßenverkehrs gewachsen, nennen aber auch viele ganz konkrete Belastungen bei der Nutzung des Autos.<br />
Dazu zählen unter anderem: Parkplatzsuche/Einparken, Stau, Rücksichtslosigkeit, Hektik, Egoismus, Unfreundlichkeit,<br />
Fahren auf der Autobahn, Schwerlastverkehr/Lkw-Verkehr, Dunkelheit/Nachtfahrten, hohe Verkehrsdichte,<br />
Blendlicht, grelle Sonne und lange Fahrten. 83 % der Teilnehmer bejahen die Fragestellung, ob der Besitz und die<br />
Nutzung eines Kfz ein „Zeichen von Selbstständigkeit und Autonomie“ darstellt. 40 % der Befragten würden an einem<br />
speziell auf sie zugeschnittenen Fahr(sicherheits)training teilnehmen, weitere 40 % zumindest vielleicht; KWA sucht<br />
deshalb nach Unterstützung und Beratung für autofahrende Bewohnerinnen und Bewohner.<br />
Die vollständige Studie von Stefan Arend und Imke Finze: Hochbetagte Autofahrerinnen und Autofahrer in Senioreneinrichtungen.<br />
Lebensqualität, Autonomie und belastende Herausforderungen erscheint in: Zeitschrift für Verkehrssicherheit<br />
(ZVS), www.zvs-online.de.<br />
04 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
05
Lebenswelten.<br />
Novum.<br />
Glückauf Zukunft!<br />
100 Jahre Stadtrechte Bottrop<br />
Mehr Sicherheit<br />
und Komfort<br />
… durch innovative Schließanlage.<br />
KWA Parkstift Aeskulap<br />
KWA Stift Urbana im Stadtgarten<br />
Heute erinnert nicht mehr viel an die Zeit, in der Bottrop<br />
noch ein Dorf war. Doch im Stadtkern rund um St. Cyriakus<br />
ist die Struktur immer noch zu erkennen. Das heute<br />
denkmalgeschützte Kirchengebäude bildete im Jahr 1150<br />
zunächst als rund gebaute Kapelle den Mittelpunkt einer<br />
Streusiedlung, die einst „Borthorpe“ – Dorf am Hügel –<br />
hieß.<br />
Über viele Jahrhunderte war Bottrop ein kleiner Ort mit<br />
einigen hundert Einwohnern. Erst im 19. Jahrhundert<br />
setzte mit der Industrialisierung ein starkes Bevölkerungswachstum<br />
ein. Der wichtigste Abschnitt der Stadtgeschichte<br />
begann 1856. Zu diesem Zeitpunkt wurde die<br />
Kohle für Bottrop lebensbestimmend. Mit der Abteufung<br />
des ersten Bergbauschachtes „Prosper I“ wuchs die kleine<br />
Gemeinde mit 2000 Einwohnern schnell zu einer Bergbaustadt<br />
heran. Am 21. Juli 1919 lebten im „größten Dorf<br />
Preußens“ bereits 72.000 Menschen und Bottrop wurde<br />
durch Beschluss der preußischen Staatsregierung zur<br />
Stadt erhoben.<br />
Viele Bewohner des KWA Stifts Urbana haben als Markscheider,<br />
Fahrsteiger oder Betriebsführer ein Stück Stadtgeschichte<br />
mitgeschrieben. Auch Beschäftigte des Stifts<br />
begannen ihre Berufstätigkeit zunächst „unter Tage“ und<br />
kamen später durch Umschulung zur Altenpflege, so<br />
auch Pflegedienstleiter Volker Hilbert.<br />
Mit dem schleichenden Rückgang des Kohleabbaus wandelte<br />
sich nach und nach auch das Stadtbild. Heute ist<br />
Bottrop die grünste Stadt des Ruhrgebiets mit hohem<br />
Freizeit- und Erholungswert. Am 21.12.2018 ging hier<br />
eine lange Epoche der deutschen Industriegeschichte zu<br />
Ende. Mit Prosper Haniel stellte das letzte deutsche Steinkohlebergwerk<br />
die Förderung ein. Bundespräsident<br />
Steinmeier wurde an diesem „schwarzen Tag“ feierlich<br />
das letzte geförderte Stück Grubengold überreicht. Doch<br />
statt Wehmut ist Aufbruchstimmung spürbar.<br />
Glückauf Zukunft! Seit November 2010 ist Bottrop „InnovationCity<br />
Ruhr“. Als Wettbewerbssieger des Initiativkreises<br />
Ruhr hat sich die Stadt in Zusammenarbeit mit<br />
Industrie, Handwerk und privaten Investoren das hohe<br />
Ziel gesetzt, in einem bestehenden Siedlungsgebiet den<br />
Energieverbrauch und damit auch den CO 2-Ausstoß bis<br />
2020 zu halbieren: durch energetische Sanierungen, moderne<br />
Kraft-Wärme-Kopplung, innovative Gaswärmepumpen<br />
und anderes mehr.<br />
Im Wissenschaftsjahr 2015 wurde Bottrop vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung zur Teilnahme<br />
am Wettbewerb „Zukunftsstadt 2030“ ausgewählt. In Folge<br />
wurde ein Zukunftskonzept entwickelt. Damit sind<br />
nicht nur Fördermittel verbunden, sondern ein starker<br />
Anreiz, zum Vorreiter für Innovationen zu werden.<br />
In diesem Jahr feiert Bottrop nun 100 Jahre Stadtrechte.<br />
Über das gesamte Jahr verteilt finden Feste, Ausstellungen,<br />
Wettkämpfe und Projekte statt. Initiiert von<br />
Bottropern für Bottroper. Auch das KWA Stift Urbana ist<br />
einbezogen. Die „erzählte Geschichte“, eine regelmäßig<br />
im Stift stattfindende Veranstaltung der historischen Gesellschaft,<br />
steht im Jahr 2019 ganz unter dem Motto<br />
„bottrop.100“.<br />
Martina Lenz<br />
Foto: Anton Krämer<br />
Sicherheit hat sowohl für die Bewohner als auch für das<br />
KWA Parkstift Aeskulap höchste Priorität. Und so war<br />
die Aufgabe des Einbaus einer neuen Schließanlage im<br />
Bereich der Bewohnerappartements ein Projekt, bei dem<br />
zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen waren.<br />
Es sollte alle Vorzüge eines Transpondersystems<br />
gegenüber einer herkömmlichen<br />
Schließanlage haben. In<br />
einem Transponderschließsystem<br />
können verlorene Schlüssel deaktiviert<br />
und unbefugte Schließvorgänge<br />
verhindert werden. Die Reproduktion<br />
eines Ersatzschlüssels kann binnen<br />
weniger Minuten im Haus selbst erledigt<br />
werden, von einer dazu berechtigten<br />
Person. Dies ist insbesondere<br />
bei Verlust eines Schlüssels oder Erstellung<br />
eines Zusatzschlüssels für<br />
Angehörige ein Gewinn für die Bewohner.<br />
Die Programmierung eines<br />
Schlüsselrohlings ist gegenüber herkömmlichen<br />
Schließanlagen zu erheblich<br />
günstigeren Kosten möglich.<br />
Im System ist hinterlegt, wie viele<br />
Schlüssel für das jeweilige Appartement<br />
im Einvernehmen mit dem Bewohner<br />
an wen ausgegeben wurden.<br />
Was in Bezug auf die Sicherheit besonders<br />
bedeutsam ist: Die letzten<br />
500 Schließvorgänge lassen sich mit<br />
Tag und Uhrzeit aufzeichnen und bei<br />
Bedarf auslesen. So kann sichergestellt<br />
werden, dass keine unberechtigten Zutritte in Abwesenheit<br />
erfolgen. Darüber hinaus können sogar zeitliche<br />
Begrenzungen auf den Schlüssel programmiert<br />
werden. So kann zum Beispiel eine Hauswirtschaftskraft<br />
mit ihrem Schlüssel die Tür nur am Vormittag aufschließen.<br />
Dabei musste das zu verbauende Transpondersystem<br />
weiteren Anforderungen Rechnung tragen. Es durfte<br />
keine akustischen oder optischen Signale zum Auslösen<br />
des Schließvorgangs geben, da diese von Senioren mit<br />
Seh- und Hörbehinderungen nicht wahrgenommen werden<br />
können. Es sollten auch keine<br />
Batterien zur Anwendung kommen,<br />
damit diese nicht, wenn sie leer sind,<br />
ein Öffnen der Tür verhindern. Ebenso<br />
wichtig heutzutage ist der ökologische<br />
Aspekt. Da die neuen „Schlüssel“<br />
allein über kinetische Energie<br />
funktionieren, fällt keinerlei Batteriemüll<br />
an. Als einer der wichtigsten<br />
Punkte war seitens der Bewohner<br />
über den Stiftsbeirat benannt worden,<br />
dass man wie mit einem herkömmlichen<br />
Schlüssel Zugang zu seinem<br />
Appartement erhalten soll. In<br />
der Summe kam daher nur ein passives<br />
System in Frage, das alle zuvor<br />
genannten Kriterien erfüllt. Das ist<br />
beim gewählten System der Fall.<br />
Nachdem alle Vorarbeiten im Haus<br />
erledigt waren, konnten alle Wohnungstüren<br />
der Appartements innerhalb<br />
von 48 Stunden umgerüstet und<br />
die dazugehörigen Schlüssel an die<br />
Bewohner verteilt werden. Es gab keinen<br />
Schulungs- oder Einweisungsbedarf<br />
für die Bewohner. Der Stiftsbeiratsvorsitzende<br />
Prof. Dr. Joachim<br />
Ehlers zeigt sich zufrieden. Seine Einschätzung: „Die Anlage<br />
ist einfach zu bedienen, funktioniert zuverlässig<br />
und erfüllt den Zweck der Sicherung.“<br />
Andreas Lorz<br />
06 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
07
Titel.<br />
Drei Generationen<br />
unter einem Dach<br />
KWA Parkstift St. Ulrich<br />
Es gibt es doch noch: Nämlich dass drei Generationen bewusst<br />
unter einem Dach wohnen und sich gegenseitig<br />
unterstützen. Doch der Reihe nach: Als der im russischen<br />
Kirgisien ansässige Teenager Swetlana Jesse mit den Eltern<br />
und zwei Brüdern 1992 als sogenannte Wolga-Deutsche<br />
zurückkehrte ins Land ihrer Vorfahren, war dies<br />
eine Reise ins Ungewisse. Erst vier Jahre später konnte<br />
sich die Familie – nach Aufenthalten in mehreren Aussiedlerheimen<br />
– in einer Schwarzwaldgemeinde niederlassen.<br />
Jetzt war es für die inzwischen 16-jährige Swetlana<br />
möglich, die Schulausbildung zu beenden, ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr und eine Ausbildung als Pflegekraft<br />
zu absolvieren.<br />
Bei einem Besuch in ihrem russischen Geburtsland verliebte<br />
sie sich in einen Freund aus Kindertagen, der ihr<br />
in die neue Heimat folgte. Bald läuteten die Hochzeitsglocken<br />
und reicher Kindersegen stellte sich ein. Trotzdem<br />
arbeitete Swetlana weiter in ihrem Beruf, unterstützt<br />
von den Großeltern, die sich während ihrer<br />
Abwesenheit um die Enkelkinder kümmerten. Das blieb<br />
auch so, als die Familie gemeinsam in ein eigenes Haus<br />
zog, in einer Umlandgemeinde von Bad Krozingen. Da<br />
die Entfernung zum Arbeitsplatz durch den Umzug jedoch<br />
gewachsen war, bewarb sich Swetlana im nahen<br />
Bad Krozingen bei KWA. Ihre zupackende Art überzeugte<br />
sowohl die Pflegedienstleiterin als auch die Hausleiterin<br />
des Parkstifts und so kam es, dass Swetlana im<br />
Jahr 2011 bei KWA anfing und zu einem geschätzten Teil<br />
des stationären Pflegeteams wurde.<br />
Ihrer Anfrage, ob es im Parkstift auch eine Aufgabe für<br />
ihre Mutter Galina gäbe, konnte entsprochen werden,<br />
denn zufällig suchte man eine Mitarbeiterin in der hauseigenen<br />
Wäscherei. Diese Stellung hatte Galina Jesse bis<br />
vor Kurzem inne und verrichtete diese – nach der „jesseschen<br />
Art“ – überaus verlässlich. Sie musste die Beschäftigung<br />
nun zwar aufgeben, weil ihr Ehemann erkrankt<br />
ist und sie ganz für ihn da sein möchte, doch sie fühlt<br />
sich dem Parkstift nach wie vor verbunden.<br />
Inzwischen schätzen auch zwei von Swetlanas Kindern<br />
KWA als Arbeitgeber und das Parkstift die Tatkraft dieser<br />
Familie. Denn obwohl die 17-jährige Natalija im<br />
nächsten Jahr ihr Abitur zu absolvieren hat und dafür<br />
fleißig lernt, hilft sie regelmäßig im Café des Parkstifts<br />
im Service aus. Bruder Anatoli (19), der nach dem gerade<br />
anstehenden Abitur Wirtschaftsingenieur werden will,<br />
wurde während eines Schulpraktikums als Multitalent<br />
„entdeckt“ und arbeitet nun in seiner Freizeit in der Küche<br />
des Hauses als fleißiger Helfer.<br />
Swetlana Jesse spricht für alle Mitglieder ihrer Familie,<br />
wenn sie sagt: „Der Zusammenhalt der jeweiligen Mitarbeiterteams<br />
und insbesondere die Loyalität und Aufgeschlossenheit<br />
der Stiftsleitung zeichnet die Arbeit im<br />
KWA Parkstift St. Ulrich aus.“<br />
Anneliese Kauer<br />
Familie wird<br />
großgeschrieben<br />
KWA Kurstift Bad Dürrheim<br />
Seit 26 Jahren ist Irina Seifert (58) eine gute Seele der<br />
Hauswirtschaft im KWA Kurstift Bad Dürrheim. Sie ist in<br />
Bad Dürrheim zu Hause und hat ihre Familie mit zwei<br />
Töchtern, Schwiegersöhnen und drei Enkelkindern um<br />
sich geschart. Die Arbeit für und mit Senioren macht ihr<br />
unglaublich viel Freude. Und weil Freude bekanntlich<br />
ansteckend ist, arbeitet Tochter Katharina (35) auch<br />
schon seit zehn Jahren im Kurstift. Die beiden sind ein<br />
unschlagbares Team und im Haus für Bewohner und<br />
Kollegen nicht wegzudenken. Die 3. Generation zog mit<br />
Schwiegervater Leonid 2017 ins Kurstift. Er lebt nun<br />
hier.<br />
und hatte zunächst als Schmied, später als Goldwäscher<br />
in den riesigen Goldgruben Sibiriens gearbeitet. Für die<br />
harte Arbeit und die langen Zeiten der Trennung von der<br />
Familie wurden die Arbeiter in Kasachstan mit der Möglichkeit<br />
des frühzeitigen Ruhestands belohnt. Und weil<br />
ihm die Familie nun mal das Wichtigste im Leben ist,<br />
war es für ihn keine Frage, dass er dem Anliegen seiner<br />
Söhne nachgab und seine kasachische Heimat hinter<br />
sich ließ. Er hat es nicht bereut, denn er konnte hier viele<br />
Jahre gemeinsam mit seiner Frau das Leben in der Nähe<br />
seiner Kinder, seiner elf Enkel und mittlerweile 18 Urenkel<br />
genießen.<br />
08 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
Familie wird großgeschrieben bei Seiferts, deren Wurzeln<br />
in Schutschinsks in Kasachstan liegen. 1990 war die<br />
Familie nach Deutschland gekommen. Mit zehn Personen<br />
hatten sie die aufwendige Ausreise geplant. In Moskau<br />
mussten die Papiere besorgt und in der Familie Überzeugungsarbeit<br />
geleistet werden. Über Kiel, Tübingen, Schonach<br />
und Hochemmingen waren sie schließlich nach<br />
Bad Dürrheim gelangt. Mit der Anstellung im Kurstift<br />
wurde die Kurstadt ihr „richtiges“ neues Zuhause.<br />
Irinas Schwiegervater Leonid und seine damalige Frau<br />
Emma sind auch mit nach Deutschland umgesiedelt. Leonid<br />
hatte viele Jahre in Sibirien gearbeitet, weit im Osten,<br />
wo die Temperaturen bis -40 Grad Celsius betragen<br />
können. In den frostfreien Sommermonaten war er immer<br />
für acht Monate von seiner Familie getrennt gewesen<br />
Der Umzug ins Kurstift ist ihm leichtgefallen, kommen<br />
doch Schwiegertochter und Enkelin vor oder nach der<br />
Arbeit regelmäßig bei ihm vorbei. So lebt er nach wie<br />
vor im Kreis seiner Familie. Leonid Seifert schätzt die<br />
Gesellschaft im Kurstift und lässt sich kein kulturelles<br />
Ereignis entgehen. Er besucht Veranstaltungen und<br />
Konzerte, trifft sich gerne mit anderen Bewohnern in<br />
Gesprächsrunden oder zum Skat. Täglich geht er eine<br />
Runde um den Salinensee, um beweglich und gesund zu<br />
bleiben. Ganz besonders genießt er es, wenn sich jährlich<br />
im Mai zu seinem Geburtstag alle Kinder, Enkel und<br />
Urenkel einfinden, um im Garten von Irina ein großes<br />
Grillfest zu seinen Ehren zu feiern. Familie wird bei allen<br />
Seiferts einfach großgeschrieben.<br />
Martina Schloms<br />
09
Titel. Alt und Jung.<br />
Verantwortung für nachfolgende Generationen:<br />
ein zentrales Lebensthema im hohen Alter<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse<br />
„Und dieses Einst, wovon wir träumen,<br />
es ist noch nirgends, als in unserm Geist –<br />
wir sind dies Einst, uns selbst vorausgereist<br />
im Geist, und winken uns von seinen Säumen,<br />
wie wer sich selber winkt.“<br />
In diesem von Christian Morgenstern (1871 bis 1914)<br />
verfassten Epigramm drückt sich eine Herausforderung<br />
aus, die auch für den gesellschaftlichen und kulturellen<br />
Umgang mit Fragen des Alters bedeutsam ist: Eine Neubetrachtung<br />
des Alters ist notwendig. Grundlage dieser<br />
Neubetrachtung bildet ein umfassendes Verständnis der<br />
Person. Das Alter darf nicht – wie dies häufig geschieht –<br />
auf körperliche Vorgänge reduziert werden, sondern es<br />
sind ausdrücklich auch die kognitiven, die emotional-motivationalen<br />
und die sozialkommunikativen Qualitäten zu<br />
erfassen und anzusprechen.<br />
fentliche Raum beschreibt dabei jenen Raum, in dem<br />
sich Menschen in ihrer Vielfalt begegnen, sich in Worten<br />
und Handlungen austauschen, etwas gemeinsam beginnen<br />
– im Vertrauen darauf, von den anderen Menschen<br />
in der eigenen Besonderheit erkannt und angenommen<br />
zu werden, sich aus der Hand geben, sich für einen Menschen<br />
oder eine Sache engagieren zu können.<br />
Dabei haben alte Menschen nicht selten die Sorge, aufgrund<br />
körperlicher Veränderungen (in denen das eigene<br />
Altern nach außen hin deutlich wird) und körperlicher<br />
Einschränkungen von anderen Menschen abgelehnt, in<br />
ihrer Einzigartigkeit nicht mehr erkannt und aufgrund<br />
ihres Alters nicht mehr als ebenbürtig akzeptiert zu werden.<br />
Dies bedeutet, dass sich das Individuum mehr und<br />
mehr aus dem öffentlichen Raum ausgeschlossen fühlt,<br />
sich das Engagement für andere Menschen nicht länger<br />
zutraut und die eigene Attraktivität für andere Menschen<br />
grundlegend infrage stellt.<br />
Das Engagement im öffentlichen Raum und dabei vor<br />
allem den Austausch mit jungen Menschen erleben die<br />
meisten älteren Menschen als eine Quelle von subjektiver<br />
Zugehörigkeit und Sinnerleben, von positiven Gefühlen<br />
und von Lebensqualität. Nicht allein die soziale Integration<br />
ist für sie bedeutsam, sondern auch ein darüber hinausgehendes<br />
Engagement, die Übernahme von Verant-<br />
wortung für andere Menschen. In diesen – auch symbolisch<br />
– fortzuleben, ist für alte Menschen ein bedeutdeutsames<br />
Motiv.<br />
Mitverantwortung leben können<br />
Die Verwirklichung von Generativität – also einer generationenübergreifenden<br />
Verantwortung – ist eine bedeutende<br />
Entwicklungsaufgabe des mittleren und hohen<br />
Erwachsenenalters. Nachdem das Individuum im Jugendalter<br />
und im jungen Erwachsenenalter ein tieferes und<br />
zugleich umfassenderes Verständnis von Identität und<br />
relevanten Rollenbezügen entwickelt und längerfristige<br />
Bindungen aufgebaut hat, geht es im mittleren und höheren<br />
Alter um seine Verpflichtung und Verantwortung<br />
gegenüber der Gesellschaft. Die Aufgabe lautet jetzt, einen<br />
Beitrag zum Fortbestand, gegebenenfalls auch zur<br />
Weiterentwicklung der Gesellschaft zu leisten, insbesondere<br />
durch das Engagement für nachfolgende Generationen,<br />
für deren Lebenschancen und Entwicklung.<br />
Diese Generativität leben zu können, ist nicht nur im<br />
mittleren, sondern auch im hohen Erwachsenenalter für<br />
das Selbstverständnis des Individuums zentral. Diese<br />
Aussage konnten wir in eigenen Studien zu den Lebensstrukturen<br />
hochbetagter Menschen empirisch stützen.<br />
In diesen Studien, in denen insgesamt 900 Frauen und<br />
Männer im Alter von 80 bis 100 Jahren ausführlich interviewt<br />
wurden, zeigte sich, dass das Motiv, sich für andere<br />
und um andere Menschen zu sorgen, ein zentrales Lebensthema<br />
des hohen Alters bildet. Fehlen Möglichkeiten zur<br />
Verwirklichung ebendieses Themas, wird dies auch im<br />
Sinn des „Aus-der-Welt-Fallens“ gedeutet.<br />
Generationenbeziehungen leben können<br />
Verwandt mit dem Begriff der Generativität ist jener der<br />
Mitverantwortung. In eigenen Studien konnten wir darlegen,<br />
dass die Schaffung von Gelegenheiten zur praktizierten<br />
Mitverantwortung alter und sehr alter Menschen<br />
Soziale Teilhabe leben können<br />
Ein sowohl aus gesellschaftlicher als auch aus individueller<br />
Sicht gutes Alter ist an Möglichkeiten sozialer Teilhabe<br />
oder – in den Worten der Philosophin und Politikwissenschaftlerin<br />
Hannah Arendt (1906 bis 1975) – an<br />
einen angemessenen Zugang zum öffentlichen Raum<br />
sowie an dessen aktive Mitgestaltung gebunden. Der öfnicht<br />
nur von jüngeren Menschen, denen diese Mitverantwortung<br />
gilt, als Bereicherung wahrgenommen wird,<br />
sondern auch von älteren Menschen selbst. In der Mitverantwortung<br />
erkennen sie eine bedeutende Gelegenheit<br />
zu schöpferischem Altern, zum Teil auch die Möglichkeit,<br />
sich als Teil einer Generationenfolge zu erleben.<br />
Die gesellschaftliche, kulturelle und politische Betrachtung<br />
des Alters darf vor dem Hintergrund wissenschaftlicher<br />
Befunde keinesfalls allein von Diskussionen über<br />
„gesellschaftliche Belastungen“ bestimmt sein, sondern<br />
sie muss ausdrücklich auch die Stärken und Kräfte des<br />
Alters würdigen.<br />
Dies gilt auch angesichts der Tatsache, dass der Alternsprozess<br />
gesellschaftlich wie individuell gestaltbar ist.<br />
Durch die Schaffung engagementförderlicher Lebenswelten<br />
kann die Gesellschaft mitverantwortliches Leben<br />
älterer Menschen fördern – und zwar ein mitverantwortliches<br />
Leben, das ältere Frauen und Männer als<br />
sinnstiftend und bereichernd erleben.<br />
Wir entwickeln im Lebenslauf emotionale, kognitive, sozialkommunikative,<br />
alltagspraktische und körperliche Ressourcen,<br />
die die Grundlage für ein persönlich sinnerfülltes,<br />
schöpferisches und sozial engagiertes Altern bilden. Gestaltungsfähigkeit<br />
und Gestaltungswille des Individuums<br />
enden nicht mit einem bestimmten Lebensalter, sondern<br />
bestehen über die gesamte Lebensspanne hinweg.<br />
Es lassen sich überzeugende Beispiele für die gesellschaftlichen<br />
und individuellen Potenziale des Alters finden, die<br />
deutlich machen, wie sehr ältere Menschen mit ihren differenzierten<br />
Wissenssystemen, reflektierten Erfahrungen<br />
und Handlungsstrategien nachfolgende Generationen zu<br />
bereichern vermögen und welchen Beitrag sie mit ihrer<br />
Produktivität und Kreativität zum Humanvermögen (emotionales,<br />
geistiges und kulturelles Kapital) leisten.<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Kruse leitet an der Universität<br />
Heidelberg das Institut für Gerontologie. Der mit „summa<br />
cum laude et egregia“ promovierte Psychologe wurde<br />
mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit einer<br />
Ehrendoktorwürde der Fakultät für Humanwissenschaften<br />
der Universität Osnabrück sowie mit dem René-<br />
Schubert-Preis und dem Max-Bürger-Preis der Deutschen<br />
Gesellschaft für Gerontologie, als auch mit internationalen<br />
Preisen. Seit 1989 ist Kruse Mitglied der Altersberichtskommissionen<br />
der Bundesregierung, seit 2003<br />
deren Vorsitzender, seit 2016 ist er Mitglied des Deutschen<br />
Ethikrates. Kruse ist auch durch zahlreiche Buchveröffentlichungen<br />
bekannt. Das aktuelle Werk heißt:<br />
Lebensphase hohes Alter – Verletzlichkeit und Reife<br />
(Springer, Heidelberg).<br />
10 <strong>alternovum</strong> | 1/2019 11
KWA Interview.<br />
Interview mit Markus Wasmeier.<br />
Herr Wasmeier, Ihr WM-Titel im<br />
Riesenslalom von 1985 war Ihr<br />
erster großer Erfolg in einem internationalen<br />
Wettbewerb. Insgesamt<br />
13 Jahre lang waren Sie<br />
durchgängig unter den Top 15 der<br />
Welt, konnten im Gesamt-Weltcup<br />
zweimal den dritten Platz erzielen.<br />
Mit 30, bei den Olympischen<br />
Winterspielen 1994 in<br />
Lillehammer, haben Sie sich<br />
dann ein Denkmal gesetzt: Mit<br />
Goldmedaillen im Super-G und<br />
im Riesenslalom wurden Sie zum<br />
erfolgreichsten deutschen Olympiateilnehmer<br />
aller Zeiten bei<br />
den alpinen Wettbewerben.<br />
Ja, tatsächlich. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
war bei den alpinen Wettbewerben<br />
Franz Pfnür der einzige<br />
deutsche Olympiasieger. Er hat 1936<br />
in Garmisch die Goldmedaille in der<br />
Kombination geholt. Ich habe Pfnür<br />
noch kennengelernt. Am meisten<br />
sportlich geprägt hat mich in der Jugendzeit<br />
mein erster Trainer, Sepp<br />
Leismüller. Er war ein hervorragender<br />
Skifahrer, konnte alles vor-<br />
KWA<br />
Exklusiv-<br />
Interview<br />
fahren, auch die neuesten Techniken.<br />
Er war etwa im Alter meines<br />
Vaters. Seine über die Jahre gewonnenen<br />
Erfahrungen waren äußerst<br />
wertvoll. Außerdem war er ein sehr<br />
guter Motivator und immer mit<br />
Herzblut dabei.<br />
Sie sind immer noch nah dran<br />
am Skisport, oft bei Weltcup-Rennen<br />
vor Ort. Was ist heute anders<br />
als zu Ihrer aktiven Zeit?<br />
Das Feld ist viel dichter geworden.<br />
Zu meiner Zeit wurden steile Hangbereiche<br />
noch mit Skiern präpariert.<br />
Das Resultat war nicht an allen<br />
Stellen perfekt, mit Unwägbarkeiten<br />
verbunden. Heute werden die Pistenraupen<br />
am Seil angehängt und<br />
auch an steilen Stellen eingesetzt. Da<br />
ist die Qualität der Piste eine ganz<br />
andere. Dadurch haben auch die hinteren<br />
Startplätze eine Chance, ganz<br />
nach vorne zu fahren. Dass die gefahrenen<br />
Zeiten heute so nah beieinander<br />
sind, liegt aber auch an der Weiterentwicklung<br />
des Materials. Für<br />
jeden Schnee hat heute jeder den<br />
Markus Wasmeier ist 1963 in einem<br />
Ortsteil von Schliersee geboren<br />
und aufgewachsen, lebt auch heute<br />
noch dort. Seit 2007 betreibt er am<br />
Ort ein Freilichtmuseum. Weltweit<br />
bekannt ist er jedoch vor allem<br />
durch seine sportlichen Erfolge als<br />
Skirennläufer. 1985 wurde er Weltmeister<br />
und 1994 zweifacher Olympiasieger.<br />
Eine Auswahl an bedeutenden<br />
Auszeichnungen: Silbernes<br />
Lorbeerblatt, Sportler des Jahres,<br />
Ehrenkreuz der Bundeswehr,<br />
Bayerischer Verdienstorden, Medaille<br />
des Bayer. Denkmalschutzes.<br />
Wasmeier ist Ehrenbürger seiner<br />
Gemeinde. Er engagiert sich für die<br />
Stiftung Kindergesundheit.<br />
„Mein Vater ist ein lebendes Archiv“<br />
passenden Ski. Während ich für eine<br />
Saison rund 50–60 Paar Skier hatte,<br />
hat ein Profi heute etwa 100 Paar.<br />
Gleich nach den Olympiasiegen<br />
haben Sie Ihre sportliche Karriere<br />
beendet. Warum haben Sie eigentlich<br />
keine Trainerlaufbahn<br />
eingeschlagen?<br />
Dann wäre ich wieder an 300 Tagen<br />
im Jahr unterwegs gewesen. Doch<br />
ich hatte bereits eine kleine Familie,<br />
wollte meine Kinder aufwachsen<br />
sehen. Allerdings war das mit<br />
dem Zu-Hause-Sein in den ersten<br />
beiden Jahren nur bedingt so. Der<br />
Name Wasmeier war durch den<br />
Doppel-Olympiasieg zu einer Marke<br />
geworden. Endlich konnte ich<br />
Geld damit verdienen, und das hab‘<br />
ich dann auch getan. Als Sportmoderator,<br />
als Repräsentant der Bayerischen<br />
Milch- und Käsewirtschaft,<br />
mit Vorträgen et cetera. Als Schauspieler<br />
habe ich unter anderem in<br />
der TV-Serie Ein Bayer auf Rügen<br />
mitgespielt, außerdem in Kinoproduktionen,<br />
zum Teil als Stuntman.<br />
Und wie kamen Sie auf die Idee,<br />
beruflich etwas ganz anderes zu<br />
machen?<br />
Mir fiel auf, dass in meiner Heimat<br />
immer mehr Gehöfte aufgegeben<br />
wurden und vom Verfall bedroht<br />
waren. Die Idee zu einem Bauernhofmuseum<br />
ist nach und nach in<br />
mir gereift, war im Grunde genommen<br />
die Weiterentwicklung einer<br />
Idee meines Vaters. Dazu muss man<br />
wissen, dass mein Vater Restaurator<br />
und Kirchenmaler war und auch<br />
ich mit diesem Berufsziel eine Ausbildung<br />
gemacht habe, ehe der Leistungssport<br />
mich ganz vereinnahmt<br />
hat. Bereits als Schüler habe ich<br />
meinem Vater dabei geholfen, alte<br />
Häuser abzubauen und an anderer<br />
Stelle wiederaufzubauen. Dabei<br />
habe ich enorm viel über Holz und<br />
die richtige Benutzung von Werkzeugen<br />
gelernt und mir traditionelle<br />
Zimmermannstechniken angeeignet.<br />
In einem dieser Häuser leben heute<br />
meine Eltern, in einem anderen ich<br />
selbst mit meiner Familie. Sie stehen<br />
im Ort, nicht im Museum.<br />
Das Markus Wasmeier Freilichtmuseum<br />
Schliersee umfasst 18<br />
historische Gebäude, ist ein Museumsdorf.<br />
Gab es für das Projekt<br />
eine staatliche Förderung?<br />
Leider nein, bis heute nicht. Ohne<br />
die Unterstützung und Mithilfe<br />
meiner Eltern und meiner Frau<br />
hätte ich das Projekt gar nicht stemmen<br />
können. Auch viele andere haben<br />
sich ehrenamtlich eingebracht,<br />
weil sie dazu beitragen wollten, unsere<br />
Geschichte zu bewahren. Zum<br />
Glück fanden sich auch Sponsoren.<br />
Mit einer Vereinsgründung haben<br />
wir die passende Rechtsform gefunden.<br />
Betrieben wird das Museum<br />
von einer Gesellschaft, deren<br />
Geschäftsführer ich bin. Heute<br />
habe ich 90 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter. Damit ich möglichst<br />
viele durchgängig beschäftigen<br />
kann, bieten wir außer dem Museumsgeschäft<br />
der Sommersaison<br />
auch vieles ganzjährig an: zum Beispiel<br />
Tagungsräume für Seminare.<br />
Für Hochzeiten und andere Feste<br />
haben wir auf dem Dachboden des<br />
Wirtshauses einen schönen großen<br />
Raum unter historischem Gebälk.<br />
Inwiefern war und ist das Miteinander<br />
von Alt und Jung für das<br />
Museum wichtig?<br />
Von den Alten hier vor Ort konnte<br />
ich ganz viel in Erfahrung bringen:<br />
Wie man in der Region rund um<br />
den Schliersee früher lebte, wie<br />
schwer das Leben im Winter war<br />
und anderes mehr. Momentan tausche<br />
ich mich mit einem fast 90-Jährigen<br />
aus, der schon seit 75 Jahren<br />
auf einer Alm lebt und mir immer<br />
noch viele Fragen beantworten<br />
kann. Und dann habe ich zum<br />
Glück auch noch meinen Vater als<br />
verlässliche Quelle, er ist ein lebendes<br />
Archiv.<br />
Wie sieht das Erfolgsrezept des<br />
Markus Wasmeier Freilichtmuseums<br />
aus?<br />
Ich sehe mich als Vermittler von<br />
Kultur und Geschichte. Wir beziehen<br />
in unsere Angebote alle Sinne<br />
ein, damit die Besucher in das<br />
Dorfleben eintauchen und es erleben<br />
können: bei Kräuterführungen,<br />
beim Brotbacken, beim Streicheln<br />
von Tieren. Daher kommen nicht<br />
nur Menschen, die sich für die regionale<br />
Geschichte und Traditionen<br />
interessieren, sondern auch viele<br />
Familien, Kindergartenkinder und<br />
Schulklassen. Und immer mehr<br />
junge Erwachsene, die wir beispielsweise<br />
mit einem Konzert,<br />
einem Braukurs oder unseren Highland<br />
Games anlocken. Das Konzept<br />
spricht alle Generationen an. Es<br />
lebt von den Ideen meiner Mitarbeiter.<br />
Sind die Region Schliersee und<br />
Ihr Museum für die Zukunft gerüstet?<br />
Darüber mache ich mir oft Gedanken.<br />
Wir leben am Schliersee in erster<br />
Linie vom Tourismus. Den brauchen<br />
wir übers ganze Jahr. Auch<br />
Bäcker, Metzger und Handwerker<br />
hätten ohne Tourismus weniger zu<br />
tun. Deshalb kann ich nicht verstehen,<br />
dass es Gruppierungen gibt,<br />
die das Schließen von Skigebieten<br />
fordern und Projekte zur Weiterentwicklung<br />
unserer Strukturen<br />
blockieren oder ganz verhindern.<br />
Wir bräuchten hier unbedingt ein,<br />
zwei größere Hotels, sodass mehr<br />
Gäste bei uns übernachten und<br />
nicht nur einen Zwischenstopp am<br />
Schliersee einlegen. Naturschutz ist<br />
wichtig und in meinem Sinn. Aber<br />
unser Ökosystem wird auf Dauer<br />
nur dann funktionieren, wenn die<br />
Strukturen auch für die Menschen<br />
stimmen. Wenn es in der Region<br />
Arbeit gibt, können auch unsere<br />
Kinder hierbleiben und sich etwas<br />
aufbauen. – Das Museum sehe ich<br />
gut aufgestellt, es wird in 50 Jahren<br />
noch interessanter sein als<br />
heute.<br />
Was steht für Sie derzeit vor<br />
allem im Fokus?<br />
Ich bin 55. In den nächsten sechs,<br />
sieben Jahren möchte ich meine<br />
Nachfolge regeln. Er oder sie kann<br />
dann eigene Ideen und neue Ansätze<br />
für das Museumsdorf entwickeln<br />
und verfolgen. Meine drei<br />
Söhne möchte ich dabei unterstützen,<br />
dass sie für sich den Weg finden,<br />
der sie glücklich macht. Für<br />
mich ist Gesundheit ein Glück. Die<br />
weiß ich seit der Genesung meiner<br />
Frau von einer schweren Erkrankung<br />
noch mehr zu schätzen als<br />
früher. Damit ich gesund bleibe,<br />
nehme ich mir vier- bis fünfmal<br />
pro Woche Zeit für Laufen, Skifahren,<br />
Krafttraining, Bewegung. Das<br />
brauche ich aber auch, um meinen<br />
Kopf zu resetten.<br />
Sieglinde Hankele<br />
KWA Extratipp:<br />
www.wasmeier.de.<br />
12 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
13
Titel.<br />
„Junge Hüpfer<br />
und alte<br />
Dauerläufer“<br />
Warum in der Pflegearbeit ein guter<br />
Mix zwischen Jung und Alt wichtig ist.<br />
Frischer Wind<br />
trifft auf großen<br />
Erfahrungsschatz<br />
Wie altersgemischte Teams im beruflichen<br />
Miteinander voneinander lernen.<br />
KWA Luise-Kiesselbach-Haus<br />
KWA Stift Rupertihof<br />
Die Diskussion in der Langzeitpflege ist geprägt von offenen<br />
Stellen und Mitarbeitermangel. Für die nahe Zukunft<br />
ist es notwendig, die Stellenschlüssel zu verbessern, damit<br />
mehr Pflegemitarbeiter zur Betreuung und Pflege der<br />
Bewohner eingesetzt werden können. Gleichzeitig ist es<br />
wichtig, junge Menschen für den Beruf zu begeistern und<br />
ihn attraktiv zu gestalten in puncto Bezahlung, Belastungen<br />
und Dienstplangestaltung. Entscheidend für die<br />
erlebte Betreuungsqualität der Bewohner im KWA Luise-<br />
Kiesselbach-Haus ist, dass das Pflegeteam eine gute Zusammenarbeit<br />
gestalten kann. Dazu gehört auch, dass die<br />
langjährigen Kollegen neue und junge Kollegen gut einarbeiten,<br />
integrieren und akzeptieren. Die unterschiedlichen<br />
Wissensstände, Erfahrungen und Persönlichkeiten<br />
zur stetigen Verbesserung zu nutzen, ist ganz im Sinne<br />
von Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner<br />
Teile.“<br />
Ältere Mitarbeiter kennen die Abläufe, entwickeln eine<br />
positive Routine, haben die Erfahrung, auch mit schwierigen<br />
Situationen umgehen zu können. Sie bewahren<br />
Ruhe und können Prioritäten setzen, wenn es hektisch<br />
wird oder außergewöhnliche Situationen eintreten. Sie<br />
vermitteln Bewohnern und Angehörigen Besonnenheit,<br />
Souveränität und die Sicherheit, dass sie wissen, was zu<br />
tun ist.<br />
Junge Mitarbeiter nach der Ausbildung haben ein aktuelles<br />
und umfassendes Fachwissen, sind engagiert und<br />
zielstrebig und in der Regel motiviert und leistungsfähig.<br />
Sie haben ein starkes Interesse an Neuerungen und Inno-<br />
14 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
So ist das Miteinander von Jung und Alt für den Arbeitsalltag<br />
und die Entwicklung eines Unternehmens unerlässvationen<br />
und sind auch bereit, einmal „ungewöhnliche<br />
Wege“ zu gehen. Veränderungsprozesse werden offen<br />
und positiv gesehen. Sie hinterfragen eingefahrene Routinen<br />
und setzen damit eine Entwicklung in Gang.<br />
Wenn junge und ältere Mitarbeiter diese Eigenschaften<br />
wechselseitig schätzen und im Team ein gutes Miteinander<br />
entsteht, dann gelingen auch gute Betreuung und Pflege.<br />
Hier spielen Pflegedienstleitung und Wohnbereichsleitung<br />
eine wichtige Rolle, indem sie das Miteinander „managen“<br />
und Potenziale fördern. Auch bei Konflikten sind<br />
es die Führungsmitarbeiter, die Lösungen zusammen mit<br />
Mitarbeitern finden müssen, die akzeptiert werden und<br />
von gegenseitiger Wertschätzung geprägt sind.<br />
Im KWA Luise-Kiesselbach-Haus haben wir es geschafft,<br />
dass viele Pflegemitarbeiter langjährig im Haus tätig sind.<br />
Außergewöhnlich ist, dass wir Anfang 2019 einer Pflegemitarbeiterin<br />
zu ihrem 40-jährigen Betriebsjubiläum gratulieren<br />
durften. Für die Jubilarin war es schön zu sehen,<br />
wie auch die jungen Kollegen diese Leistung gewürdigt<br />
und anerkannt haben. Im Jahr 2019 haben wir in der Pflege<br />
14 langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit<br />
insgesamt 225 Jahren Betriebszugehörigkeit.<br />
Michael Pfitzer<br />
Noch vor einigen Jahren galten ältere Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer als Auslaufmodell. In Zeiten des<br />
demografischen Wandels, der sogenannten Vollbeschäftigung,<br />
der Diskussion um eine längere Lebensarbeitszeit<br />
und des lebenslangen Lernens haben ältere Mitarbeiter<br />
wieder eine wichtige und anerkannte Stellung in den Betrieben.<br />
Studien zeigen, dass Vorurteile, Ältere seien weniger<br />
leistungsfähig, unmotiviert und würden jüngere<br />
Kolleginnen und Kollegen als Konkurrenz betrachten,<br />
weitestgehend unbegründet sind.<br />
Laut IHK München (2019) bringen die sogenannten „Silver<br />
Workers“ besondere Qualitäten mit. Ältere verfügen<br />
über einen reichen Erfahrungsschatz, eine ausgeprägte<br />
Arbeitsethik und komplexe Problemlösungsstrategien.<br />
Dank ihrer umfangreichen Arbeitserfahrung ist die Risikoeinschätzung<br />
dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
besonders zuverlässig. Ihre Routine lässt sie gelassen an<br />
schwierige Situationen herangehen.<br />
Die Einsatzbereitschaft von älteren Arbeitnehmern ist<br />
mindestens genauso hoch wie die der jüngeren, sie fühlen<br />
sich dem Unternehmen verpflichtet und sind gerade<br />
als langjährige Beschäftigte überaus loyal. In manchen<br />
Bereichen mag das Lerntempo der Generation 50+ etwas<br />
langsamer sein als das jüngerer Arbeitnehmer. Doch dies<br />
lässt sich im Rahmen einer demografiefesten Unternehmensführung<br />
ausgleichen. Dazu gehören die jungen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Sie bringen frischen Wind<br />
ins Unternehmen, verfügen über hochaktuelles Fachwissen,<br />
sind kreativ, neugierig und bereit, Dinge zu ändern.<br />
Jüngere hinterfragen Altbekanntes und zu sehr Gewohntes.<br />
lich. Dies bestätigt auch das Hightech-Unternehmen Microtec,<br />
welches 2012 den 1. Platz des Wettbewerbs „Erfolg<br />
kennt kein Alter“ der Antidiskriminierungsstelle des<br />
Bundes erzielt hat. Nachdem das Unternehmen zunächst<br />
vor allem auf junge Arbeitnehmer gesetzt hatte, musste<br />
es feststellen, dass sich altersgemischte Teams als wesentlich<br />
innovativer zeigten.<br />
Generationen lernen im beruflichen Miteinander voneinander.<br />
Die unvoreingenommene Herangehensweise reißt<br />
ältere Mitarbeitende mit und die Jungen profitieren von<br />
der Erfahrung der langjährigen Arbeitnehmer.<br />
Auf allen Ebenen fließen hohes Fach- und Erfahrungswissen<br />
ein. Die Jugend regt an durch Spritzigkeit, Neugier<br />
und das Hinterfragen von Konventionen. Die älteren Arbeitnehmer<br />
bieten den Bewohnern durch ihre Erfahrung<br />
und Umsicht Verlässlichkeit, Verständnis und Sicherheit.<br />
Grundlage für ein gelingendes Miteinander in altersgemischten<br />
Teams ist u. a. die Haltung der Führungskräfte<br />
zum Thema Alter. Haben Führungspersonen eine negative<br />
Einstellung gegenüber einer bestimmten Altersgruppe, so<br />
sind diese Arbeitnehmer erwiesenermaßen auch unproduktiver<br />
als andere.<br />
In unseren Einrichtungen wird Alter wertgeschätzt. Wir<br />
fördern unsere Bewohner beim lebenslangen Erwerb<br />
von Wissen und in Generationenbeziehungen. Damit vermitteln<br />
wir unterschiedliche Perspektiven auf das Leben.<br />
Da ist es nur folgerichtig, in gleichem Maß ältere und jüngere<br />
Arbeitnehmer zu unterstützen und ins Unternehmen<br />
zu integrieren.<br />
Lisa Brandl-Thür<br />
15
Titel.<br />
KWA 2.0 – Senioren in<br />
der digitalen Welt<br />
Früher vs. Heute –<br />
ein Videoprojekt<br />
KWA Albstift Aalen<br />
Unter dem Titel „KWA Albstift – Get in touch“ (dt.: in<br />
Kontakt kommen) wurde im Studiengang Gesundheitsmanagement<br />
an der Hochschule Aalen ein Praxisprojekt<br />
in Verbindung mit dem KWA Albstift Aalen ausgeschrieben<br />
und von den Studierenden auch sehr stark nachgefragt.<br />
Daraus bildete sich eine Gruppe von sieben Studentinnen,<br />
die sich für das Projekt zusammengefunden<br />
haben. Ziel des Projektes ist es, das Seniorenstift mit ausgewählter<br />
Technologie, wie Touch-Displays, Monitoren<br />
und Spielekonsolen, in verschiedenen Bereichen zu modernisieren<br />
und den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
durch den Zugang zur Technik noch mehr Abwechslung<br />
im Haus zu bieten.<br />
Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts aus dem<br />
Jahr 2016 zieht „die zunehmende Digitalisierung auch<br />
ältere Menschen immer mehr in ihren Bann“. Diese Entwicklung<br />
ist auch im Albstift spürbar. Zunehmend mehr<br />
Bewohner sind im Besitz eines Smartphones oder Computers<br />
und wissen diese Geräte auch einzusetzen. Es ist<br />
davon auszugehen, dass dieser Wandel zukünftig noch<br />
verstärkt ein Thema sein wird. Auch diese Annahme ist<br />
ein Grund für das Digitalisierungsprojekt mit dem Namen<br />
„KWA 2.0 – Senioren in der digitalen Welt“. Für die<br />
Studierenden galt es zu Beginn, erst einmal nachzufragen,<br />
welcher Bedarf bei den Bewohnern besteht. Dafür<br />
nutzten sie Interviews und befragten Bewohnerinnen<br />
und Bewohner mit unterschiedlich hoher Technikaffinität.<br />
Es bestätigte sich schnell die Vermutung, dass die<br />
Meinungen zu dem Projekt auseinandergehen. Die<br />
Bandbreite reicht von „Lasst uns Senioren doch im Analogen“<br />
bis hin zu „Ich bin durchaus interessiert, neue<br />
Technik auszuprobieren“. Die Offenheit gegenüber der<br />
Digitalisierung im Albstift ist also nicht bei allen, jedoch<br />
bei einem Teil der Bewohner vorhanden, das ergaben<br />
die Interviews. Die interessierten Bewohner waren sich<br />
darin einig, dass ihnen bei der Einführung neuer Geräte<br />
eine ausführliche Anleitung sehr wichtig ist.<br />
Bei einer Zwischenpräsentation wurden die Schwerpunkte<br />
des Projekts von Mitarbeitern des Albstifts und<br />
den Studentinnen gemeinsam neu festgelegt. Dabei priorisierten<br />
sie die vielen verschiedenen Ideen und beschränkten<br />
sich für die weitere Recherche und Bearbeitung<br />
auf drei Bereiche. Diese umfassen den Eingangsbereich,<br />
wo Bewohnern und Besuchern mit Hilfe eines<br />
Multi-Touchscreens die Orientierung im Haus erleichtert<br />
werden soll. Außerdem einen digitalen Info-Bildschirm<br />
als Ergänzung zum analogen schwarzen Brett, beispielsweise<br />
mit Informationen zum Wetter, zu den Tagesmenüs<br />
und zu bevorstehenden Veranstaltungen im Albstift.<br />
Zusätzlich gibt es einen Plan für einen Lounge-Bereich,<br />
der mit einer Spielekonsole für Unterhaltung und Fitness<br />
ausgestattet werden soll. Die Studierenden haben<br />
mit ihrem „Input“ alles Wesentliche untersucht und beschrieben.<br />
Bis zur Umsetzung der Ideen sind es nur noch<br />
wenige Schritte, die das Albstift nun selbst gehen wird.<br />
Benedict Häßner<br />
KWA Georg-Brauchle-Haus<br />
Jung engagiert sich für Alt – so könnte man das überschreiben,<br />
was Schülerinnen des Edith-Stein-Gymnasiums<br />
im Rahmen von Besuchsnachmittagen im KWA Georg-Brauchle-Haus<br />
leisten. Könnte man. Doch wenn man<br />
genau hinschaut, ist das nun schon seit sieben Jahren<br />
laufende Schulprojekt keine Einbahnstraße, sondern die<br />
Stiftsbewohnerinnen und -bewohner, die an den Aktivitäten<br />
der Schülerinnen teilnehmen, geben durch ihre<br />
Kommentare und Erzählungen Einblicke in vergangene<br />
Zeiten und vermitteln damit den Schülerinnen als Zeitzeugen<br />
authentisches Wissen: sei es beim gemeinsamen<br />
Plätzchenbacken, sei es beim gemeinsamen Tanznachmittag.<br />
Im Jahr 2017 hatte eine Schülerinnengruppe des Haidhausener<br />
Mädchengymnasiums eine ziemlich originelle<br />
Idee und realisierte sie dann auch: ein Videoprojekt zum<br />
Thema „früher vs. heute“. Vor der Kamera agierten zum<br />
einen die Schülerinnen Viola, Larissa, Jana, Alena und<br />
Thérèse, zum anderen die Stiftsbewohnerinnen Anne,<br />
Albina, Gisela, Elsbeth und Traudel. Das Besondere daran<br />
war ein Rollentausch. Die jungen Damen übernahmen<br />
im Video den Früher-Part, schlüpften in Dirndl und<br />
gestalteten nostalgische Kulissen. Die Stiftsbewohnerinnen<br />
spielten die Heute-Szenen, erschienen als Jugendliche<br />
von heute in Jeans und Sweatshirt, teils mit<br />
Smartphone, Kopfhörer und Käppi. Als Themenfelder<br />
wurden beleuchtet: Mode, Essen, Arbeit, Schule und<br />
Freizeit. Und so kann man im Video die Schülerinnen<br />
beim Seilhüpfen und Gummitwist sowie bei der Herstellung<br />
von Spätzleteig sehen; die Seniorinnen hingegen<br />
ziehen vor der Kamera ein Päckchen vegane Nudeln aus<br />
einer Einkaufstasche, lümmeln auf Stühlen, wischen<br />
über Handyscreens und vertreiben sich die Zeit mit dem<br />
trendigen Spielgerät „Fidget Spinners“.<br />
Der Aufwand war für die Seniorinnen überschaubar:<br />
Nach einem Besprechungs- und Vorbereitungstreffen<br />
wurden alle Szenen mit den Bewohnerinnen an einem<br />
einzigen Nachmittag gedreht. Für die Szenen mit den<br />
Schülerinnen waren drei weitere Drehnachmittage erforderlich,<br />
für den Filmschnitt zusätzlich zehn Stunden.<br />
Schülerin Ina Chi filmte und schnitt den gesamten Film.<br />
Wie die Teilnehmerinnen das Projekt bewerten? Die<br />
Schülerinnen entdeckten bei den Seniorinnen „viel Interesse,<br />
Humor und Eigeninitiative“. Viola und Jana sagen<br />
rückblickend: „Einige Seniorinnen hatten bei manchen<br />
Szenen Hemmungen. Im Nachhinein können wir das bei<br />
einigen Szenen nachvollziehen, welche etwas zu überspitzt<br />
dargestellt wurden.“ Die Seniorinnen waren von<br />
der Filmidee zunächst überrascht, erkannten jedoch<br />
rasch, dass der Unterschied zwischen der eigenen Schulund<br />
Jugendzeit und der heutigen so groß ist, dass sie<br />
Lust hatten mitzumachen. Alle hatten viel Spaß bei den<br />
Dreharbeiten, insbesondere am Rollentausch. Die Bewohnerinnen<br />
merkten aber auch, „dass die Mädchen<br />
von heute gar nicht alle so sind, wie wir uns das vorstellen.“<br />
Die Schülerinnen, die sie kennengelernt haben,<br />
seien sehr ordentlich und gut organisiert. Lehrer, Angehörige<br />
und KWA Facebook-Fans gaben durchweg positives<br />
Feedback zum Video.<br />
Sieglinde Hankele<br />
16 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
17
Symposium.<br />
„Die rigorose Ökonomisierung des Sozialen,<br />
der (Aber)Glauben an den Markt mit der<br />
immer stärkeren Herausbildung von börsennotierten<br />
und gewinnmaximierenden<br />
Pflegekonzernen birgt die große Gefahr<br />
einer den menschlichen Bedürfnissen und<br />
Bedarfen verschlossenen Sackgasse …“<br />
Dr. Stefan Arend<br />
Gute Pflege kann, soll<br />
und wird es geben –<br />
sagt Andreas Westerfellhaus<br />
„Gutes Leben, gute Pflege?“ – Unter diesem Titel stand<br />
das 17. KWA Symposium, das im KWA Stift im Hohenzollernpark<br />
in Berlin stattfand.<br />
Von vielen unbemerkt ist die Fachwelt gerade dabei, Pflege<br />
zu revolutionieren. Prof. Dr. Andreas Büscher sagte<br />
auf dem KWA Symposium dazu einen Satz, den er bereits<br />
in der Ausbildung gelernt habe: „Pflege ist ein Problemlösungs-<br />
und Beziehungsprozess.“ Zweitgenanntes werde<br />
oft vergessen. Doch das soll sich ändern. Ein Zeitbudget<br />
für Pflege könnte dazu beitragen, dass Pflegende mehr<br />
Freiheiten haben und sich nicht auf das Abarbeiten pflegerischer<br />
Verrichtungen beschränken müssen. Prof. Dr.<br />
Thomas Klie benannte das übergeordnete Ziel: „Von Pflegeschlüsseln<br />
und Fachkraftquoten müssen wir zum Menschen<br />
kommen.“ Gute Pflege ziele nicht auf Wellness. Es<br />
gehe vielmehr darum, Bedingungen zu schaffen, die es<br />
auch Menschen mit Pflegebedarf ermöglichen, am Leben<br />
teilzunehmen und für andere bedeutsam zu sein.<br />
KWA Vorstand Dr. Stefan Arend beschrieb die aktuelle<br />
Situation: „Die rigorose Ökonomisierung des Sozialen,<br />
der (Aber)Glauben an den Markt mit der immer stärkeren<br />
Herausbildung von börsennotierten und gewinnmaximierenden<br />
Pflegekonzernen birgt die große Gefahr<br />
einer den menschlichen Bedürfnissen und Bedarfen verschlossenen<br />
Sackgasse, in der zwar normiert und staatlich<br />
beaufsichtigt wird, aber das gute Leben des Menschen<br />
keinen Platz mehr hat.“<br />
Andreas Westerfellhaus, der Bevollmächtigte der Bundesregierung<br />
für Pflege, sieht das anders, sagte: „Gute<br />
Pflege kann, soll und wird es geben.“ Als Gastredner des<br />
Symposiums legte der gelernte Krankenpfleger seine<br />
Sicht der Dinge dar, benannte die Gründe für den Berufsausstieg<br />
von Pflegekräften – oder den Wechsel in ein europäisches<br />
Nachbarland: zu wenige Kollegen, zu wenig<br />
Zeit, zu wenig Anerkennung. Aber auch: fehlende Autonomie,<br />
fehlende Verordnungsfähigkeit und fehlende Entscheidungsmöglichkeiten<br />
vor Ort. All dem wolle Politik<br />
nun entgegenwirken.<br />
warte man noch auf Richtlinien zur Verwendung der zusätzlich<br />
geschaffenen Stellen. Auf einen Paradigmenwechsel<br />
vorbereitet hat sich KWA schon seit Jahren. Als<br />
KWA Pflegeexpertin Bianca Jendrzej im Jahr 2015 mit<br />
Nolan's Six Senses bei KWA erstmals bedeutsame Aspekte<br />
der Pflege vorstellte, die sich am Menschen orientieren,<br />
kamen prompt Rückmeldungen, dass dieser Ansatz in<br />
der Pflegerealität nicht leistbar sei. Doch Jendrzej eröffnete<br />
die Diskussion. Und man kam zu dem Schluss: fehlende<br />
Dimensionen der Pflege sollen durch starke Führungspersönlichkeiten<br />
und klare Prozesse gefördert<br />
werden. Zudem wurde klar: Begleitung und Pflege müssen<br />
eine Balance herstellen zwischen Mitarbeitern, Bewohnern<br />
und Angehörigen. Denn: „Zufriedene Mitarbeiter<br />
pflegen gut“, so Jendrzej. Mit dem KWA Leitbild Begleitung<br />
und Pflege gibt es seit 2018 einen Leitfaden.<br />
Im Bereich der häuslichen Pflege steht Deutschland vor<br />
ganz großen Herausforderungen. Die Leiterin der Abteilung<br />
Pflege beim AOK-Bundesverband, Nadine Michèle<br />
Szepan, verwies auf einen riesigen blinden Fleck: „Fast<br />
Dreiviertel der Pflegeempfänger leben im häuslichen Bereich.<br />
Alle Einrichtungen haben heute eine Benchmark<br />
über Indikatoren. Über häusliche Pflege wissen wir hingegen<br />
fast nichts.“ Thomas Klie sieht ebenfalls dringenden<br />
Handlungsbedarf und sagt: „Diese Menschen<br />
brauchen unsere Solidarität.“ Die Pflegenden und die zu<br />
Pflegenden. Auch für die 600.000 Menschen aus dem osteuropäischen<br />
Raum, die in deutschen Haushalten pflegen,<br />
brauche man eine Lösung, so Klie.<br />
Westerfellhaus möchte zur Entlastung von Angehörigen<br />
im ersten Schritt die Zahl der Kurzzeitpflegeplätze steigern.<br />
Doch das Vorhalten der Plätze ist für viele Anbieter<br />
ein Minusgeschäft. Deshalb blickt der Pflegebevollmächtigte<br />
mit Interesse auf den laufenden bayerischen Modellversuch:<br />
Das Schaffen von Kurzzeitpflegeplätzen<br />
wird finanziell gefördert. Leerstehende Krankenhausbetten<br />
sollen dabei eine wichtige Rolle spielen.<br />
Sieglinde Hankele<br />
Manfred Zwick, der KWA Pflegeverantwortliche, wies<br />
darauf hin, dass bisher in Einrichtungen noch verrichtungsorientiert<br />
gepflegt wird. „Mitarbeiter müssen erst<br />
lernen, ein Mehr an Zeit sinnvoll zu verwenden.“ Derzeit<br />
Ein ausführlicher Bericht zum 17. KWA<br />
Symposium ist auf www.kwa.de zu finden.<br />
18 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
19
m<br />
Menschen.<br />
o<br />
Giselher S mmer:<br />
„Leben bedeutet für<br />
ich neugierig sein“<br />
Foto: Hanna Binder<br />
Foto: Anton Krämer<br />
KWA Parkstift Rosenau<br />
Seit fast zehn Jahren lebt Giselher Sommer zusammen<br />
mit seiner Frau Margret am gemeinsamen Traumdomizil<br />
– dem Bodensee. Und fast genauso lange sind beide dem<br />
KWA Parkstift Rosenau verbunden. Insbesondere er.<br />
Kaum dass er von seiner Wohnungsnachbarin – Talk-Organisatorin<br />
Marina Gernard – als PR-Profi identifiziert<br />
war, war er auch schon als Berichterstatter<br />
für den Talk „engagiert“. Insgesamt 50<br />
Rosenau-Texte gibt es aus seiner Feder.<br />
Ein Honorar nahm er nicht<br />
dafür. Er berichtete aus Freude<br />
am Schreiben – und, weil er<br />
das Gefühl hatte, dass er genauso<br />
viel zurückbekam,<br />
wie er gab. Anerkennung,<br />
neue Kontakte, interessante<br />
„After-Talk-Gespräche“<br />
in netter Runde.<br />
Konstanz ist für das Paar<br />
inzwischen Heimat. „Unsere<br />
zweite Heimat ist Japan“,<br />
sagt er. Dort lebten Sommers<br />
zehn Jahre lang. Er war von<br />
seinem Arbeitgeber Hoechst entsendet<br />
worden: als Assistent der<br />
Geschäftsleitung in Tokio. Im Konzern<br />
in Deutschland war sein Talent im Umgang<br />
mit Menschen aufgefallen. Margret war<br />
Übersetzerin, ging gerne mit – und fand rasch Gefallen an<br />
der neuen Sprache und dem Gastland. Mit einer Tochter<br />
kamen sie in Japan an, mit zweien kehrten sie nach<br />
Deutschland zurück.<br />
Giselher Sommer blieb bei Hoechst und im PR-Bereich,<br />
bis zu seinem letzten Arbeitstag. Dieser Lebensweg war<br />
nicht von Anfang an so vorgezeichnet. Von Haus aus war<br />
er Diplom-Kaufmann, genau wie der Vater. „Doch vor<br />
Zahlen habe ich mich immer gescheut“, gesteht er. Deshalb<br />
hat er einen anderen Weg eingeschlagen. Seine Mit-<br />
schüler hatten Giselhers wahres Talent ja schon in jungen<br />
Jahren entdeckt: sich Aufsätze von ihm ins Heft<br />
diktieren lassen. Und am Gymnasium in Stuttgart haben<br />
ihn die Jüngeren oft zu französischer Grammatik befragt.<br />
Seine Expertise war geschätzt, schließlich war er Stipendiat<br />
des deutsch-französischen Jugendwerks.<br />
Was ihm stets nutzte und immer wieder<br />
neue Kontakte bescherte, war und ist seine<br />
Lebensauffassung: „Leben bedeutet<br />
für mich, neugierig zu sein –<br />
auch jetzt noch, mit 75.“ Die<br />
Neugier zeigt sich unter anderem<br />
in der ungestillten Reiselust,<br />
die das Paar in Wanderregionen<br />
oder ins Nordmeer<br />
führt. Wer zum Freundeskreis<br />
gehört, darf auf ein Urlaubsfoto<br />
von einem Sonnenuntergang<br />
oder einer<br />
Hafenstadt hoffen. Seine Leidenschaft<br />
fürs Fotografieren<br />
hat Giselher Sommer in Japan<br />
entdeckt. Ein wunderschöner<br />
Bildband mit philosophischen Sentenzen<br />
zeugt davon.<br />
Ins KWA Wohnstift kommt der Freund des<br />
Hauses nicht nur zum Talk, sondern auch zu Bekannten,<br />
ins Schwimmbad und zum Yoga. Damit ist Giselher<br />
Sommer ein klein wenig beschrieben. Doch etwas<br />
Wichtiges fehlt noch: seine soziale Ader. Gemeinsam mit<br />
seiner Frau engagiert er sich für einen jungen syrischen<br />
Flüchtling, gibt ihm Sprachunterricht sowie anderweitige<br />
Hilfestellung. Auch eine Frau aus unserem Kulturkreis<br />
und ihr behindertes Kind unterstützen Sommers. Darüber<br />
hinaus hat das Paar eine Stiftung gegründet, in die ihr<br />
Vermögen fließen wird. „Von der Stiftung sollen alte Menschen<br />
und Kinder profitieren, die unverschuldet in Not<br />
geraten sind.“<br />
Sieglinde Hankele<br />
Maria Eichinger:<br />
Über Umwege ans Ziel<br />
KWA Klinik Stift Rottal<br />
Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Dieser Kurt Tucholsky<br />
zugeschriebene Aphorismus beschreibt Maria Eichingers<br />
berufliche Laufbahn nahezu perfekt. Die Griesbacherin<br />
ist seit Sommer 2018 als Pflegefachkraft in der<br />
KWA Klinik Stift Rottal tätig – und dort nach eigener Aussage<br />
„beruflich endlich angekommen“. Auf ihrem Weg<br />
dorthin nahm Eichinger Umwege und ging durch Höhen<br />
und Tiefen.<br />
Nach ihrer Schreiner-Ausbildung, die sie 2001 mit dem<br />
Gesellenbrief abschloss, kam es zu einem ersten beruflichen<br />
Knick. „Damals wollte mich keiner. Ich hatte als<br />
Frau in einem traditionellen Männerberuf keine Chance.“<br />
Eher zufällig ergab sich für die heute 36-jährige Niederbayerin<br />
die Chance, vorübergehend im Trockenbau zu arbeiten.<br />
Es folgte eine Beschäftigung als Reinigungskraft im<br />
Wellnessbereich eines Hotels in Bad Griesbach. In dieser<br />
Zeit heiratete sie, kam der Sohn auf die Welt. „Als sich die<br />
Arbeitszeiten änderten, ließen sich Job und Familie jedoch<br />
nicht mehr vereinbaren“, erinnert sich Eichinger.<br />
Doch wozu gibt es Familienbande? Der jüngere Bruder<br />
und die Mutter arbeiteten als Pflegefachkräfte in der Klinik<br />
Stift Rottal und ermunterten die Arbeitssuchende<br />
2014 zum Quereinstieg. „Heute frage ich mich, warum ich<br />
nicht viel früher gemerkt habe, dass Pflege genau mein<br />
Ding ist.“ Eichinger begann zunächst als ungelernte Hilfskraft<br />
in der Pflege – mit dem Ziel, eine Ausbildung zur<br />
Fachkraft zu absolvieren. „Da habe ich Blut geleckt. Ich<br />
hätte nie geglaubt, dass es in der Pflege so viele Entwicklungs-<br />
und Aufstiegsmöglichkeiten gibt.“ Aus eigenem Antrieb<br />
ging die wissbegierige Mitarbeiterin in die berufliche<br />
Offensive, besuchte Fortbildungen und Schulungen.<br />
„Ich habe von jeher einen hohen Anspruch an mich selbst<br />
und wollte alles wissen“, sagt Eichinger und fügt mit<br />
einem Schmunzeln an: „Außerdem war da ja auch noch<br />
mein Bruder – und dem wollte ich keine Schande machen.“<br />
Eichinger arbeitete hart an sich selbst und absolvierte die<br />
dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin im KWA Bildungszentrum<br />
Pfarrkirchen. Finanziell gefördert wurde<br />
sie über WeGebAU – ein Weiterbildungsprogramm der<br />
Agentur für Arbeit. „Einfach war die Zeit nicht und ohne<br />
meinen Mann und meine Eltern hätte ich es wohl nicht<br />
geschafft“, räumt sie ein. Doch ihr hohes Engagement<br />
zahlte sich aus: Im Juli 2018 schloss Eichinger ihre Ausbildung<br />
als Klassenbeste und Staatspreisträgerin mit der<br />
Note 1,2 ab. Direkt danach konnte sie im KWA Stift Rottal<br />
als Pflegefachkraft anfangen. Seit Herbst vergangenen<br />
Jahres ist sie außerdem eine von drei Hygienebeauftragten<br />
der Klinik. Doch Maria Eichinger steckt sich bereits<br />
ein neues Ziel. Gerne möchte sie Stationsleiterin werden.<br />
Jörg Peter Urbach<br />
20 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
21
Arbeitswelten.<br />
3 x 30<br />
Jahre Pflege<br />
Neue Chance für Mitbürger<br />
mit Migrationshintergrund<br />
KWA Hanns-Seidel-Haus<br />
Manuela Rödel, Milena Dodig und Georg Löhr stehen<br />
zusammen für 90 Jahre Pflegekompetenz im KWA<br />
Hanns-Seidel-Haus. Ihre Motivation nach so vielen Berufsjahren<br />
in der Pflege? Verlässliche Kollegen, kompetente<br />
Führungskräfte und ein Arbeitgeber, der seine<br />
Mitarbeiter wertschätzt.<br />
Georg Löhr liegt die Pflege in den Genen. „Meine Mutter<br />
war Krankenschwester, meine Schwester Kinderkrankenschwester.<br />
Das prägt.“ Löhr startete beruflich zwar als<br />
Dreher, wollte dann aber doch lieber mit Menschen arbeiten.<br />
Nach der Ausbildung zum Altenpfleger in Gummersbach<br />
kam er im Juli 1988 zu KWA. „Eigentlich wollte<br />
ich ja nach Baden-Baden, aber dann wurde es Ottobrunn“,<br />
erzählt Löhr. Seit nunmehr 24 Jahren arbeitet er ausschließlich<br />
Nachtschicht. „Man handelt da innerhalb der<br />
Richtlinien überwiegend eigenständig. Das mag ich.“<br />
Nach sieben Nächten am Stück kommt eine Ruhephase.<br />
Wie Rödel schätzt Löhr die Kontinuität bei den Führungskräften<br />
sehr. Wie er sich motiviert? „Hier im Haus konnte<br />
und kann ich meine Arbeit in Ruhe und mit individuellem<br />
Gestaltungsspielraum erledigen.“ Wenn er nicht im<br />
Dienst ist, reist der passionierte Jogger sehr gerne, wenn<br />
möglich in die USA, um den Kopf freizubekommen.<br />
Teilnahme von KWA an einem Pilotprojekt zur Weiterbildung,<br />
das Kerstin Schreyer als Integrationsbeauftragte initiiert hatte.<br />
KWA Stift am Parksee<br />
Ein Workshop, zu dem die Bayerische Staatsministerin<br />
Kerstin Schreyer in ihrer damaligen Funktion als Integrationsbeauftragte<br />
eingeladen hatte, brachte den Stein ins<br />
Rollen: Eine Expertenrunde, zu der auch KWA Vorstand<br />
Dr. Stefan Arend zählte, entwickelte mit Kerstin Schreyer –<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium<br />
für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst,<br />
der Bundesagentur für Arbeit und der Hanns-Weinberger-Akademie<br />
– ein Programm, welches darauf zielt, Menschen<br />
mit Migrationshintergrund zu Altenpflegehelfern<br />
auszubilden.<br />
Manuela Rödel hat ihr gesamtes Berufsleben bei KWA<br />
verbracht. Nach der Altenpflegeausbildung im KWA Bildungszentrum<br />
in Bad Griesbach absolvierte die Münchnerin<br />
ihr Anerkennungspraktikum im Hanns-Seidel-<br />
Haus, wo sie im Oktober 1988 anfing – und bis heute<br />
geblieben ist. Rasch war ihr klar, dass sie in die Pflege<br />
gehört: „Meine Einstellung zum Beruf war immer positiv,<br />
ich habe keinen Tag daran gezweifelt.“ Sie durchlief alle<br />
Stationen – Pflegefachkraft, Stationsleitung, stellv. Pflegedienstleitung,<br />
Gesamtpflegedienstleitung, stellv. Hausleitung.<br />
„Auch heute noch ist jeder Tag spannend. Ich muss<br />
mich informieren, orientieren, nachfragen. Was mir auch<br />
gefällt: Das Haus ist immer in Bewegung. Wir beratschlagen<br />
über Wichtiges gemeinsam und entwickeln Neues<br />
sorgsam.“ Manuela Rödel hat ihre Berufung gefunden<br />
und betont, sie würde den beruflichen Weg noch einmal<br />
genauso gehen. Von der Arbeit erholt sie sich am liebsten<br />
daheim, sie sagt: „My home is my castle.“ Um Regen und<br />
Kälte zu entfliehen, reist Rödel so oft es geht nach Korfu.<br />
„Im Oktober 1988 war ich die erste ausländische Mitarbeiterin<br />
im Haus“, erzählt Milena Dodig. Nach ihrer Ausbildung<br />
zur Krankenschwester in Zagreb folgte sie ihrem<br />
Mann 1985 nach Ottobrunn. „Schon damals wurde Pflegepersonal<br />
gesucht, diese Chance habe ich genutzt.“ In<br />
ihren 30 KWA Jahren konnte Dodig Familie und Beruf<br />
stets vereinbaren. „Dafür bin ich immer noch dankbar.<br />
Heute lebt mein Mann wieder in Kroatien und ich arbeite<br />
zwei Wochen am Stück, dann bin ich zwei Wochen in Kroatien.<br />
Wo sonst ginge denn das?“ Dodig sieht sich als „die<br />
alte Schwester“, die vor allem jüngere Kollegen unterstützt.<br />
„Auch nach 30 Jahren komme ich immer noch gerne<br />
in die Arbeit. Das färbt ab.“ Ihre Motivation zieht Dodig<br />
aus der Dankbarkeit der Bewohner und der Wertschätzung<br />
ihrer Vorgesetzten. Bei der Lektüre von Liebesromanen<br />
und bei alten Heimatfilmen kann sie entspannen. Ihr<br />
Fazit: „Ich bin hier glücklich. Mehr geht nicht.“<br />
Bei guten Deutschkenntnissen und vorliegendem Mittelschulabschluss<br />
ist diese Ausbildung in zwölf Monaten zu<br />
bewältigen. Doch mit dem Projekt soll eine andere Zielgruppe<br />
erreicht werden. Adressiert werden vor allem,<br />
aber nicht ausschließlich, Frauen, die schon längere Zeit<br />
in Bayern leben und bislang keine Möglichkeit hatten, berufstätig<br />
zu werden. Aus Gesprächen mit diversen Interessensvertretern<br />
wussten Schreyer und ihr Team, dass<br />
es in vielen Kulturkreisen als ehrenwert gilt, sich um ältere<br />
Mitbürger zu kümmern. Um die Zielgruppe von Migrantinnen<br />
und Migranten anzusprechen, die bisher keine<br />
einschlägige Ausbildung nachweisen kann, wurde die<br />
Zugangsschwelle zum Programm bewusst niedrig angesetzt:<br />
Wer mindestens 25 Jahre alt war, zumindest fünf<br />
Jahre in Deutschland lebte sowie eine unbegrenzte Aufenthaltsberechtigung<br />
und Erfahrung in der Haushaltsführung<br />
und Betreuung von Kindern oder Angehörigen<br />
nachweisen konnte, hatte vor dem Schuljahr 2018/19<br />
erstmals die Möglichkeit, sich um einen Platz für eine<br />
24-monatige Weiterbildungsmaßnahme zu bewerben.<br />
Diese inkludiert außer den Inhalten der regulären Ausbildung<br />
zum/zur Pflegefachhelfer/-in unter anderem Sprach-,<br />
Kommunikations-, Ethik- und Berufskundeunterricht,<br />
auch Mathematik- und Sozialkundeunterricht. Ein<br />
Deutschkurs ist vorgeschaltet. Wer die Prüfung erfolgreich<br />
absolviert, bekommt gleichzeitig den Mittelschulabschluss<br />
zuerkannt. Alexandra Kurka-Wöbking, Stiftsdirektorin<br />
im KWA Stift am Parksee in Unterhaching,<br />
Staatsministerin Kerstin Schreyer (Mitte)<br />
und KWA Hausleiterin Alexandra Kurka-Wöbking<br />
(2. v. l.) mit den drei Auszubildenden des<br />
KWA Stifts am Parksee, die am Weiterbildungsprogramm<br />
teilnehmen.<br />
bekundete von Anfang an Interesse am Modellversuch<br />
und bot schließlich drei Interessierten – zwei Damen und<br />
einem Herrn – die Möglichkeit, diesen chancenreichen<br />
Weg im KWA Wohnstift zu gehen. Der KWA Vorstand befürwortete<br />
die Beteiligung am Projekt, zumal Kurka-Wöbking<br />
bei allen drei Interessierten das notwendige Potenzial<br />
sah und sieht. „Einfühlungsvermögen, Interesse an<br />
pflegerischen und sozialen Tätigkeiten, aber auch Verantwortungsbewusstsein<br />
und Freude am Umgang mit Menschen<br />
waren schon beim Probearbeiten erkennbar“, berichtet<br />
Kurka-Wöbking. „Die Ausbildung vermittelt nun<br />
auch die grundlegenden Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />
die im Bereich der pflegerischen Versorgung<br />
älterer Menschen benötigt werden.“ Für die Teilnehmer<br />
ist die Ausbildung kostenfrei. Sie wird über die Agentur<br />
für Arbeit oder das Jobcenter finanziert. Der theoretische<br />
Unterricht wird in der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe<br />
erteilt. Die praktische Ausbildung leisten im KWA<br />
Stift am Parksee die Pflegeteams. Florian Scharfen, KWA<br />
Pflegeexperte für Ausbildung und Anerkennung, betreut<br />
die Auszubildenden.<br />
Sieglinde Hankele<br />
Jörg Peter Urbach<br />
22 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
23
Blickwinkel.<br />
Akademisierung<br />
der Pflege<br />
Von Prof. Roland Schmidt<br />
GerontoLogisch.<br />
Quartier und<br />
Sozialraum<br />
Neue Bedeutung alter Strukturen.<br />
Der Wissenschaftsrat empfahl 2012, das in komplexen<br />
Aufgabenbereichen der Pflege- und Therapieberufe sowie<br />
der Geburtshilfe tätige Personal künftig an Hochschulen<br />
auszubilden. Intendiert war, circa zehn bis 20 Prozent<br />
eines Ausbildungsjahrgangs mittels grundständigen Studiums<br />
für die unmittelbare Tätigkeit am Patienten erweitert<br />
zu befähigen. Angesichts der Herausforderungen, mit<br />
denen Gesundheitsfachberufe konfrontiert sind, ist es erforderlich,<br />
die verfügbaren Handlungsmöglichkeiten evidenzbasiert<br />
zu reflektieren, um das berufliche Handeln<br />
abwägen zu können. Bis heute haben sich – beginnend<br />
seit 1991 – hierzulande etwa 60 Studiengänge etabliert,<br />
die schwerpunktmäßig Pflegemanagement, Pflegewissenschaft<br />
oder Pflegepädagogik gewidmet sind.<br />
Das Gesetz über die Pflegeberufe (PflBG) vom 24. Juli 2017<br />
greift die Empfehlung des Wissenschaftsrats auf. Mit der<br />
Qualifikation an einer Hochschule, die das PflBG auch regelt,<br />
wird kein eigenständiger, hochschulisch qualifizierter<br />
Pflegeberuf geschaffen. Die primärqualifizierende<br />
Pflegeausbildung an Hochschulen, die entsprechende vorangegangene<br />
Modellvorhaben ablöst, befähigt zur unmittelbaren<br />
Tätigkeit an zu pflegenden Menschen aller<br />
Altersstufen. Ausbildung an Hochschulen soll somit der<br />
unmittelbaren Pflege dienen. Gegenüber der beruflichen<br />
Pflegeausbildung wird an Hochschulen ein erweitertes<br />
Ausbildungsziel verfolgt (§ 37 Abs. 3 PflBG). Dies zielt unter<br />
anderem ab auf die Steuerung und Gestaltung hochkomplexer<br />
Pflegeprozesse auf der Basis wissenschaftbasierter<br />
oder -orientierter Entscheidungen, vertieftes Wissen<br />
über Grundlagen der Pflegewissenschaft und das normativ-institutionelle<br />
System der Versorgung, die Entwicklung<br />
innovativer Lösungsansätze zur Verbesserung im<br />
eigenen beruflichen Handlungsfeld sowie die Mitwirkung<br />
an Qualitätsmanagementkonzepten, Leitlinien und Expertenstandards.<br />
Die Berufszulassung unterscheidet sich<br />
nicht von der beruflichen Pflegeausbildung. Gefordert<br />
sind ebenso theoretische und praktische Lehrveranstaltungen<br />
sowie Praxiseinsätze. Eine Akkreditierung der primärqualifizierenden<br />
Studiengänge ist rechtlich verankert.<br />
Mit Blick auf die beruflichen Karrieren von Pflegenden,<br />
die Pflegestudiengänge im Rahmen von Modellvorhaben<br />
absolviert haben, liegen nur wenige Studien vor. Eine<br />
Verbleibstudie gelangt zu dem Ergebnis, dass die Hälfte<br />
der Studiengangsabsolventen einen Arbeitsbereich in der<br />
direkten Pflege wählt, die andere Hälfte ist außerhalb der<br />
Patientenversorgung tätig. Zum Gefüge von Qualifikationsniveaus<br />
und Tätigkeitsprofilen der Absolventen liegen<br />
derzeit keine Erkenntnisse vor. Auch bleibt abzuwarten,<br />
ob sich eine Höhergruppierung von Pflegenden mit Bachelorabschluss<br />
tarifvertraglich durchsetzen kann.<br />
Eine aktuelle Studie der Stiftung Münch, die Ende Januar<br />
2019 präsentiert wurde, vergleicht die Ausgangslage hierzulande<br />
mit Kanada, Großbritannien, Schweden und den<br />
Niederlanden. In den genannten Ländern erfolgt die Pflegeausbildung<br />
an Hochschulen. Der Anteil graduierter<br />
Pflegekräften liegt dort zwischen 45 Prozent (Niederlande),<br />
61 Prozent (Kanada) und 100 Prozent (Großbritannien<br />
und Schweden). In Deutschland beträgt der Anteil<br />
derzeit zwischen einem und zwei Prozent. In vorgenannten<br />
Ländern haben Pflegende in der Folge mehr Verantwortung<br />
in der Patientenversorgung übertragen bekommen,<br />
während in Deutschland am Prinzip der ärztlichen<br />
Delegation festgehalten wird. Das gilt gleichfalls für die<br />
Übertragung von Rechten und Pflichten zur Mitwirkung<br />
an Lösungen und am Erhalt der Gesundheitsversorgung<br />
durch professionelle Interessensvertretungen des Berufsstandes<br />
seitens der Politik.<br />
Eine bessere Ausbildung bis hin zu einer Akademisierung<br />
der Pflege begrüßten in einer von der AOK Hessen in Auftrag<br />
gegebenen repräsentativen Umfrage (N = 1200 Personen),<br />
wie die Ärzte Zeitung online am 16.1.2019 meldete,<br />
89 Prozent der befragten Bundesbürger sehr oder<br />
eher. Für verbesserte Arbeitsbedingungen zur Steigerung<br />
der Attraktivität sprachen sich 68 Prozent aus.<br />
Ob die Akademisierung der Pflege in Deutschland an<br />
Fahrt aufnehmen wird, hängt zum einen von pflegepolitischen<br />
Weichenstellungen ab, zum anderen vom Mehrwert<br />
der akademischen Ausbildung, der in der Praxis nur<br />
dann ersichtlich werden wird, wenn Pflegekräften mit<br />
Hochschulausbildung anspruchsvolle pflegerische Aufgaben<br />
übertragen werden.<br />
Pflegeheime sind für etwa ein Viertel der pflegebedürftigen<br />
Menschen in Deutschland Orte der Versorgung – vor<br />
allem aber Lebensräume. Bilder qualitätsvoller Pflege<br />
orientieren sich heute vielerorts an Aspekten der Selbstbestimmung<br />
und Teilhabe am öffentlichen, sozialen und<br />
kulturellen Leben. Damit dies gelingt, setzen moderne<br />
Pflege- und Versorgungskonzepte auf kleinräumige, dezentrale<br />
Strategien und lokale Kooperationen im sozialen<br />
Nahraum – dem Quartier. Dies gilt vor allem für die ambulante<br />
Pflege und Begleitung. Wohnortnahe Versorgungs-<br />
und Unterstützungsangebote wurden in den vergangenen<br />
Jahren auch politisch gestärkt und sind dort<br />
momentan bekannter und verbreiteter. Diese bedeuten<br />
zumeist ein Zusammenwirken professioneller Dienste,<br />
Beratungs- und Anlaufstellen sowie Ehrenamtlicher, Angehöriger<br />
und Pflegebedürftiger selbst.<br />
Die Perspektive der Pflege- und Seniorenheime bleibt jedoch<br />
weitgehend unbeachtet – auch wissenschaftlich.<br />
Entsprechende Ansatzpunkte für eine Öffnung ins Quartier<br />
sind daher häufig (noch) unbekannt oder verschwinden<br />
unter den oft problematischen Rahmenbedingungen.<br />
Dabei können besonders Heime und Quartiere voneinander<br />
profitieren. Flächen können durch die Einrichtung<br />
und externe Personen oder Organisationen (z. B. Vereine,<br />
Netzwerke, Selbsthilfegruppen) gemeinsam genutzt, Kulturangebote<br />
geöffnet oder von außen eingeworben werden.<br />
Zudem können Service- sowie Beratungsangebote<br />
der Einrichtungen auch für Nichtheimbewohner zugänglich<br />
gemacht werden. Daneben kann das oft vielfältige<br />
Engagement von Pflegeheimbewohnern sichtbar gemacht<br />
werden. Sie agieren als Sprachpaten für Flüchtlinge, sind<br />
Interessenvertreter für andere Bewohner und in lokalen<br />
Netzwerken aktiv.<br />
Schlüssel gelingender Quartiersarbeit in den Heimen<br />
sind vor allem deren Leitungen. Sie schaffen Kooperationsanlässe,<br />
pflegen bestehende Verbindungen und tragen<br />
ein Bewusstsein für das Quartier als Kommunikationsraum<br />
in die Mitarbeiterschaft. Ressourcen der<br />
stationären Altenhilfe können so ergänzend zu den im<br />
Sozialraum vorhandenen Angeboten der Beratung und<br />
Unterstützung wirken und andersherum. Zudem können<br />
sozialraumbezogene Konzepte einen Beitrag zur Inklusion<br />
der Einrichtungen und der in ihnen lebenden Bewohner<br />
gegenüber ihrem Wohnumfeld leisten und Bewohnervertretungen<br />
stärken. So bleibt viel zu tun.<br />
Florian Wernicke<br />
24 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
25
Begleitung und Pflege.<br />
„Hier ist immer wer<br />
zum Reden da“<br />
Balance zwischen Individuum und<br />
Gruppe in der Tagesbetreuung.<br />
Persönliche<br />
Assistenz<br />
Zur individuellen Unterstützung<br />
im Alltag.<br />
Foto: Anton Krämer<br />
KWA Stift Brunneck<br />
KWA Stift im Hohenzollernpark<br />
Gertrude Müller* lebt seit wenigen<br />
Monaten im KWA Stift Brunneck.<br />
Erst war die 90-Jährige verunsichert,<br />
saß nur auf der Bettkante,<br />
wirkte depressiv. Ihren innigsten<br />
Wunsch könne ihr ja keiner erfüllen,<br />
sagte sie bekümmert. Doch mit<br />
viel Einfühlsamkeit und Wertschätzung<br />
bauten die Mitarbeiter Kontakt<br />
und Vertrauen auf, boten Hilfe<br />
an, luden sie ein, die Angebote der<br />
Tagesbetreuung kennenzulernen.<br />
Inzwischen kennt sie einige Wohnungsnachbarinnen,<br />
unsere Teams,<br />
die regelmäßigen Abläufe und Angebote.<br />
Die verschiedenen Möglichkeiten<br />
für angeleitete Gespräche<br />
schätzt sie besonders. Sie nimmt<br />
auch rege an Aktivierungsangeboten<br />
für Körper und Geist teil, liebt<br />
zudem gesellige Spielrunden und<br />
bereichert diese durch humorvolle<br />
Gesprächsbeiträge.<br />
Erinnerungspflege und Anteilnahme<br />
an Lebensberichten und Gedanken<br />
helfen sehr bei der Wahrung<br />
der Identität und erleichtern neuen<br />
Tagesbetreuungsgästen die Eingewöhnung.<br />
Von besonderer Bedeu-<br />
tung sind für viele die seelsorgerischen<br />
und psychotherapeutischen<br />
Gruppenangebote. Die Tagesbetreuung<br />
richtet sich insbesondere<br />
an diejenigen, die Unterstützung in<br />
der Tagesstrukturierung benötigen,<br />
sowie an Personen, die aufgrund<br />
gerontopsychiatrischer Beeinträchtigungen<br />
wie Depressivität, drohender<br />
Isolation oder demenzieller<br />
Symptome angewiesen sind auf<br />
einfühlsame Kommunikation und<br />
Anregung sowie auf Begleitung<br />
durch engagierte Mitmenschen.<br />
Damit möglichst alle gerne in die<br />
Tagesbetreuung kommen, ist gesichert,<br />
dass auf die Individualität jedes<br />
Einzelnen Rücksicht genommen<br />
wird und jeder Raum bekommt,<br />
selbst zu entscheiden. Innerhalb<br />
des festen Rahmens ist es äußerst<br />
wichtig, flexibel auf individuelle<br />
Bedürfnisse zu reagieren. Durch<br />
spezielle gerontologische Methoden<br />
und Techniken wie therapeutische<br />
Tischbesuche (nach Kiefer<br />
und Rudert), 10-Minuten-Aktivierungen<br />
(nach Schmidt-Hackenberg)<br />
oder integrative Validation (nach<br />
Richard) ist sichergestellt, dass jeder<br />
mehrmals täglich individuell<br />
angesprochen wird. Die Gestaltung<br />
der Räume mit ansprechendem Inventar,<br />
wohltuendem Licht und<br />
akustischen Reizen wird bewusst<br />
an die Notwendigkeiten angepasst.<br />
Die Tagesbetreuung im KWA Stift<br />
Brunneck steht allen Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern offen, montags<br />
bis freitags von 8.00 bis 18.30<br />
Uhr, am Wochenende von 8.00 bis<br />
17.30 Uhr. Manche Gäste der Tagesbetreuung<br />
kommen und gehen<br />
selbstständig. Auch Gertrude Müller<br />
schafft den Weg von der Wohnung<br />
zu uns in den Wintergarten<br />
inzwischen alleine. Alle sollen sich<br />
wohlfühlen und die Tagesbetreuung<br />
als ihr zweites Wohnzimmer<br />
wahrnehmen. Oberstes Ziel ist es,<br />
die soziale und individuelle Identität<br />
zu erhalten und somit dem Leben<br />
auch im hohen Alter und bei<br />
Einschränkungen Sinn und Qualität<br />
zu geben.<br />
Gertrude Müller kommt gerne in<br />
die Tagesbetreuung, sagt: „Zu Hause<br />
fällt mir die Decke auf den Kopf.<br />
Hier ist immer wer zum Reden da.“<br />
Petra Kemsa<br />
Persönliche Assistenz ist mit sehr viel Empathie und Flexibilität<br />
verbunden. Menschen, die sich für diese Tätigkeit<br />
interessieren, sollten ein gutes Allgemeinwissen und<br />
eine Ausbildung zum Betreuungsassistenten haben. Die<br />
Vita ist eher zweitrangig. Wichtig sind Interesse an kulturellen<br />
und politischen Themen sowie Einfühlungsvermögen<br />
und Verständnis für die Belange älterer Menschen.<br />
Aus diesem Grund eignen sich insbesondere ältere Mitarbeiter<br />
für diese Aufgabe.<br />
Die Bewohner unseres Hauses buchen persönliche Assistenz<br />
für die unterschiedlichsten Aufgaben: zur Unterstützung<br />
beim Spazierengehen, zum gemeinsamen Sichten<br />
der Post oder auch „nur“ zur Unterhaltung. Manche Bewohner<br />
nutzen persönliche Assistenz regelmäßig, andere<br />
wiederum sporadisch, z. B. zur Begleitung zum Arzt, beim<br />
Einkaufen oder bei der Erledigung persönlicher Dinge. Es<br />
ist auch schon vorgekommen, dass Mitarbeiterinnen der<br />
persönlichen Assistenz Bewohner bei einem Theaterbesuch<br />
begleitet haben, den sich der- oder diejenige alleine<br />
nicht zugetraut hätte. Begleitung gibt in so einem Fall die<br />
notwendige Sicherheit.<br />
Wir begannen 2017 mit der Einstellung einer Mitarbeiterin<br />
für 20 Stunden, um dem damaligen Bedarf gerecht zu<br />
werden. Heute haben wir drei Mitarbeiterinnen, die wöchentlich<br />
insgesamt mehr als 50 Stunden individuelle Betreuung<br />
abdecken. Alleinstehenden Bewohnern schenken<br />
wir in der Zeit der Eingewöhnung besondere Aufmerksamkeit.<br />
Gleich am Tag des Einzugs begleitet eine Mitarbeiterin<br />
der persönlichen Assistenz die Dame oder den Herrn<br />
zum Mittagessen, am zweiten Tag stellt sie im Rahmen<br />
einer Führung die wichtigsten Punkte im Haus vor. So<br />
entsteht ein erster Kontakt, der gegebenenfalls später Anknüpfungspunkte<br />
bietet.<br />
Persönliche Assistenz ist eine sehr gute Ergänzung zur Tagesbetreuung<br />
und zur Pflege, sie ist Bindeglied und trägt<br />
eine hohe Verantwortung. Bei Bewohnern mit dem<br />
Krankheitsbild Demenz können beispielsweise in der<br />
Wohnung gemeinsam persönliche Sachen sortiert,<br />
Schränke aufgeräumt oder alte Bilderalben angeschaut<br />
werden. Mit Unterstützung durch persönliche Assistenz<br />
gelingt noch so einiges, was allein nicht mehr geht. Erbrachte<br />
Tätigkeiten und Erfahrungen werden dokumentiert.<br />
So können wir in schwierigen Lebenssituationen<br />
schnell und individuell unterstützen. In der interdisziplinären<br />
Teamsitzung beraten wir über Maßnahmen, die<br />
der Erhaltung einer möglichst selbstständigen Lebensweise<br />
dienen.<br />
Monika Belowski<br />
Bewohner, denen ein Pflegegrad bescheinigt ist, können<br />
von der Pflegekasse 125 Euro pro Monat für persönliche<br />
Assistenz bekommen, da KWA ein zugelassener<br />
Dienstleister ist. Dieser Entlastungsbetrag wird nicht<br />
an den Versicherten ausbezahlt, sondern ist an Leistungen<br />
zur Unterstützung im Alltag gebunden.<br />
26 <strong>alternovum</strong> | 1/2019 *Der Name wurde von der Redaktion geändert.<br />
27
Blickwinkel.<br />
Ziel muss sein: gleichwertige<br />
Lebensverhältnisse in ganz<br />
Deutschland – auch für die Pflege<br />
Von Prof. Dr. Thomas Klie<br />
Stark<br />
unterdurchschnittlich<br />
10,9 - 26,7 %<br />
Unterdurchschnittlich<br />
26,7 - 30,7 %<br />
Durchschnittlich<br />
30,7 - 34,3 %<br />
Überdurchschnittlich<br />
34,3 - 38,6 %<br />
Stark<br />
überdurchschnittlich<br />
38,6 - 55,0 %<br />
Regionale Verteilung des prozentualen Anteils<br />
Pflegebedürftiger mit vollstationärer Pflege<br />
Quelle: Optimeda/DAK Gesundheit<br />
Im September 2018 hat die Regierungskommission<br />
„Gleichwertige Lebensverhältnisse“ ihre Arbeit aufgenommen.<br />
Die Bundesregierung reagiert damit auf die<br />
jüngsten Wahlergebnisse bei den Bundes- und Landtagswahlen,<br />
die sichtbar machen, wie stark die unterschiedlichen<br />
Lebensverhältnisse in Deutschland auf die Widerstandsfähigkeit<br />
unserer Demokratie gegen Radikalisierung<br />
wirken – auch knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung.<br />
Nicht nur im Ost-West-Vergleich, sondern<br />
auch in den westdeutschen Bundesländern sind die Unterschiede<br />
gewaltig. In welcher Region in Deutschland<br />
man lebt, bestimmt mit, ob die Kinder gute Perspektiven<br />
haben für ihr eigenes Leben, ob die gesundheitliche Versorgung<br />
ausreichend ist, ob Arbeitsplätze verfügbar sind<br />
und die Kriminalitätsrate hoch oder niedrig ist.<br />
Das, was für die Lebensbedingungen von jungen Menschen<br />
und Familien gilt, gilt auch für auf Pflege angewiesene<br />
Menschen und ihre Angehörigen. Das hat der DAK<br />
Pflegereport 2018 sehr deutlich herausgestellt. Auch in<br />
der Pflege kann man keineswegs davon sprechen, dass<br />
wir es mit gleichwertigen Lebensbedingungen in Deutschland<br />
zu tun haben. Ob Pflegeheimplätze verfügbar sind,<br />
ob ambulante Dienste neue Versorgungsanfragen annehmen,<br />
ob Tagespflegeplätze vorhanden sind oder die Kooperation<br />
zwischen der Pflege und den Krankenhäusern<br />
funktioniert: All das ist in Deutschland in hohem Maße<br />
unterschiedlich. Die regionale Versorgungsqualität unterscheidet<br />
sich dramatisch. Während in dem einen<br />
Landkreis 340 Tagespflegeplätze zur Verfügung stehen,<br />
sind es im Nachbarlandkreis nur 15, bei gleicher Bevölkerungszahl,<br />
um nur ein Beispiel zu nennen. Die Folge:<br />
Das Vertrauen der Bevölkerung in die Pflegepolitik<br />
schwindet, und das trotz all der Aktivitäten und konzertierten<br />
Aktionen in der Pflege.<br />
Lediglich 7 % der Bevölkerung sind der Meinung, dass<br />
die Bundesregierung genügend für die Pflege tut. Gleichzeitig<br />
genießen Pflegefachkräfte hohes Ansehen in der<br />
Bevölkerung: Sie rangieren gleich hinter den Feuerwehrleuten<br />
und noch vor den Ärzten. Ein Vertrauen in die<br />
Pflegebranche ist hingegen nicht erkennbar: Viele Bürger<br />
sind der Auffassung, dass es den Einrichtungen im<br />
Wesentlichen darum geht, Geld zu verdienen. Seniorenimmobilien<br />
sind zu einer der attraktivsten Anlageformen<br />
für Investoren geworden. Und dass die Qualität immer<br />
stimmt, das wird von der Bevölkerung bezweifelt. Entsprechend<br />
gering ist auch das Vertrauen in den Staat:<br />
Nur 11 % sind der Meinung, er würde wirklich dafür sorgen,<br />
dass die Qualität in der Pflege stimmt – trotz aller<br />
Kontrollen, Dokumentationspflichten und was es sonst<br />
noch an Qualitätssicherungsauflagen für die Heime gibt.<br />
Das ist kein gutes Zeugnis für die deutsche Pflegepolitik.<br />
Viel stärker wird man künftig darauf zu achten haben,<br />
dass – egal wo Menschen leben – die pflegerische Versorgung<br />
funktioniert. Das wird wahrscheinlich nicht ohne<br />
eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung gehen,<br />
die insbesondere die häusliche Pflege immer noch<br />
vernachlässigt. So ist es auch gut nachvollziehbar, dass<br />
viele Bundesbürger sich für den Fall der Pflegebedürftigkeit<br />
eine Versorgungssicherheit wünschen, wie sie beispielsweise<br />
in Wohnstiften angeboten wird. Hilfen aus<br />
einer Hand haben den Vorteil, dass man nicht auf die<br />
sonstige regionale Infrastruktur angewiesen ist und die<br />
Defizite, die der DAK Pflegereport herausgearbeitet hat,<br />
einen nicht selbst treffen. Nur muss man sich das leisten<br />
können. Insofern ist die Politik gefragt.<br />
Die Pflegekassen allein können Versorgungssicherheit in<br />
der Pflege nicht gewährleisten: Sie sind viel zu weit weg<br />
von den Orten, an denen Menschen entsprechende<br />
Dienstleistungen benötigen. Es sind vor allen Dingen<br />
auch die Kommunen gefragt, ihre regionale Infrastrukturverantwortung<br />
mit einzulösen. Regionale Pflegekompetenzzentren<br />
wurden im DAK Pflegereport als eine konzeptionelle<br />
Antwort entwickelt und vorgeschlagen. Es<br />
darf nicht mehr in erster Linie um Konkurrenz zwischen<br />
verschiedenen Anbietern gehen. Es geht vielmehr darum,<br />
regional gute Kooperationen und eine zivilisierte<br />
Vielfalt von Angeboten zu schaffen.<br />
28 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
29
Netzwerke.<br />
Zeichen setzen<br />
gegen Schlaganfall<br />
Foto: Ruth Schmoldt<br />
Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.<br />
KWA Caroline Oetker Stift<br />
Runder Tisch zur Reform<br />
der Pflegeausbildung<br />
Im Rahmen der gemeinnützigen Arbeit hat sich das KWA<br />
Caroline Oetker Stift im Frühjahr 2018 auf den Weg gemacht,<br />
um mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe<br />
eine Kooperation einzugehen. Ein Vortrag über „Schlaganfall<br />
und Prävention“ von Dr. Michael Brinkmeier im<br />
Rahmen der hausinternen Vortragsreihe „Gesundheit<br />
und Altern“ markierte den Beginn der Zusammenarbeit.<br />
Im Herbst 2018 präsentierte sich die Stiftung zudem mit<br />
einem Informationsstand beim Tag der offenen Tür im<br />
Haus. Im fachlichen Austausch wurde unter anderem<br />
über das Konzept „Sanfte Küche“ von KWA gesprochen,<br />
das sich auch für Schlaganfallpatienten eignet. KWA<br />
Sanfte Küche ermöglicht Patienten trotz Schluckstörungen<br />
ein vielfältiges Geschmackserlebnis. Denn durch<br />
Passieren und Aufschäumen werden Speisen so zart, dass<br />
sie wie Sahne zum Gaumen gleiten und dabei den vollen<br />
Geschmack entfalten. Die Ernährung ist nur eines von<br />
vielen verbindenden Themen.<br />
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe leistet einen<br />
wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zur Aufklärung und<br />
Prävention. Gegründet wurde sie von Medienunternehmerin<br />
Liz Mohn (Bertelsmann). Ihr war es aufgrund persönlicher<br />
Erfahrungen ein großes Anliegen, die Betreuung<br />
und Begleitung von Patienten und Angehörigen zu<br />
unterstützen. In den 25 Jahren ihres Bestehens ist aus der<br />
Stiftung etwas „ganz Großes“ geworden, unter anderem<br />
wurde die flächendeckende Einführung von „Stroke<br />
Units“ (Schlaganfall-Spezialstationen) von der Stiftung<br />
vorangetrieben.<br />
„Stroke-Units“ sind regionale und überregionale Zentren<br />
zur Akutversorgung; in Bielefeld und Ostwestfalen ist man<br />
mit acht Stroke-Unit-Zentren und 22 Selbsthilfegruppen<br />
hervorragend aufgestellt. Schlaganfall-Lotsen übernehmen<br />
nach der Akutbehandlung die Betreuung von Schlaganfallpatienten.<br />
Heute überleben deshalb doppelt so viele<br />
Menschen einen Schlaganfall als noch vor 25 Jahren.<br />
30 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
Stiftsdirektorin Anette Burchardt (r.) mit Vanessa<br />
Dreibrodt (Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe).<br />
Ein Schlaganfall kann jeden treffen, unabhängig vom Alter.<br />
Mit gesunder Ernährung, Bewegung und einem gesunden<br />
Lebenswandel kann man vorbeugen. Kommt es doch dazu,<br />
ist es wichtig, dass man schnell handelt. Der FAST-Test<br />
hilft bei der Erkennung:<br />
F (Face/Gesicht): Kann der Betroffene lächeln? Hängt<br />
ein Mundwinkel herab?<br />
A (Arm):<br />
Kann er die Arme nach vorne heben,<br />
mit den Handflächen nach oben?<br />
S (Speech/Sprache): Kann er einen einfachen Satz nachsprechen?<br />
Wenn der Betroffene mit<br />
einer dieser Aufgaben Probleme hat,<br />
besteht der Verdacht auf Schlaganfall<br />
– es zählt dann jede Minute.<br />
T (Time/Zeit) Wählen Sie sofort den Notruf 112!<br />
Behandlungen, die erst vier bis sechs Stunden nach dem<br />
Schlaganfall erfolgen, steigern die Gefahr von späteren<br />
Einschränkungen und Behinderungen. Und so ist es der<br />
Stiftung ein großes Anliegen, umfassend zu informieren:<br />
www.schlaganfall-hilfe.de. Das KWA Caroline Oetker Stift<br />
möchte die Zusammenarbeit mit der Schlaganfallstiftung<br />
ausbauen und weiterführen. So soll im Herbst zum Thema<br />
ein offenes Podiumsgespräch stattfinden. Denn: 270.000<br />
Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall.<br />
80 Prozent der Schlaganfallpatienten sind über 60<br />
Jahre alt.<br />
Anette Burchardt<br />
Pflegebündnis Mittelbaden gestaltet<br />
die regionale Umsetzung.<br />
KWA Parkstift Hahnhof<br />
Das neue Pflegeberufegesetz tritt zum 01.01.2020 in Kraft<br />
und vereint die bisher eigenständigen Berufsausbildungen<br />
der Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege<br />
zu einer generalistischen Ausbildung, die nach<br />
drei Jahren mit der Berufsbezeichnung Pflegefachfrau<br />
bzw. Pflegefachmann abschließt.<br />
Aus drei mach eins ist dabei kein leichtes Unterfangen.<br />
Schon im Vorfeld hat es massive Kritik von Verbänden<br />
und Berufsvertretungen gegeben, die insbesondere ein<br />
Absinken der Ausbildungszahlen befürchten. Vor dem<br />
Hintergrund des massiven Fachkräftemangels und den z. T.<br />
eklatanten Personalnotständen in der Altenpflege ein<br />
kaum wünschenswertes Szenario. Dennoch wurde das<br />
Pflegeberufereformgesetz 2017 verabschiedet und durch<br />
verschiedene Verordnungen bis Ende 2018 weiter konkretisiert.<br />
Aus Sicht der Praxis ist der Zeitplan kaum umsetzbar,<br />
da immer noch viele Fragen ungelöst sind und<br />
die Politik bisher viele Antworten schuldig bleibt. Vor<br />
allem der immense Koordinationsaufwand, den die Träger<br />
der praktischen Ausbildung leisten müssen, um alle<br />
Praxiseinsätze zu gewährleisten, wird insbesondere von<br />
kleineren Einrichtungen und Diensten kaum zu realisieren<br />
sein. Die Schaffung einer Koordinierungsstelle für<br />
den Raum Mittelbaden wäre notwendig, bleibt aber ohne<br />
eine Anschubfinanzierung schwer realisierbar. Zudem<br />
fehlt bisher eine Grundlage zur Vereinbarung von Kooperationen.<br />
Hier wäre eine Vorlage auf Bundesebene wünschenswert.<br />
Schon im September 2017 hat der Vorstand des Pflegebündnisses<br />
Mittelbaden erstmalig zu einem runden Tisch<br />
geladen, der die wesentlichen Ausbildungsakteure im<br />
Raum Mittelbaden aus dem Landkreis Rastatt und der<br />
Stadt Baden-Baden zusammenführt, um gemeinsam die<br />
Umsetzung der Reform zu begleiten, Lösungen für Probleme<br />
zu suchen und Kooperationen zwischen den Ausbildungspartnern<br />
zu organisieren. Das Pflegebündnis, das<br />
2014 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, das Ansehen<br />
der Pflege zu steigern, vereint mittlerweile 50 Träger und<br />
Dienste im Raum Mittelbaden. Besonderes Ziel des Bündnisses<br />
war es von jeher, junge Menschen für den Beruf<br />
und damit für eine Ausbildung in der Pflege zu begeistern.<br />
Zur Vorbereitung auf die Reform haben die Beteiligten<br />
zunächst bei den Ausbildungsträgern abgefragt, wie sich<br />
Bedarf und Kapazitäten in den drei Feldern voraussichtlich<br />
entwickeln werden. Nach einem Abgleich mit den<br />
vorhandenen Ausbildungskapazitäten konnten so Defizite<br />
identifiziert werden. Für den Raum Mittelbaden zeigt<br />
sich neben der allgemein bekannten Engstelle in der Kinderkrankenpflege,<br />
dass ambulante Pflegedienste – häufig<br />
aufgrund der geringen Betriebsgröße – wenig ausbilden<br />
und nur selten Praxisanleitung bieten können.<br />
Im nächsten Schritt sollen nun, flankiert durch einen<br />
Fachtag, Anreize zur Ausweitung der Ausbildungskapazitäten<br />
bei den ambulanten Diensten gesetzt werden. Um<br />
dies zu erreichen und die Bündelung der – insbesondere<br />
auch politisch – unterschiedlichen Interessen der Akteure<br />
voranzutreiben, bedarf es weiterhin einer vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit. Nur so können die Herausforderungen<br />
für die Pflege in der Region Mittelbaden erfolgreich bewältigt<br />
werden.<br />
Marius Schulze Beiering<br />
31
Sternstunden.<br />
01<br />
07<br />
07 Kabarettistin Christine Eixenberger beim<br />
KWA Neujahrsempfang in Unterhaching<br />
09 KWA Symposium 2019 in Berlin, v.l.:<br />
Bezirksstadtrat Arne Herz, KWA Vorstand<br />
Dr. Stefan Arend, Prof. Dr. Thomas Klie,<br />
Staatssekretär Andreas Westerfellhaus,<br />
KWA Prokurist Manfred Zwick<br />
01 Teatime im KWA Caroline Oetker Stift<br />
02 KWA Parkstift St. Ulrich: Mitarbeiterfeier<br />
03 Geehrte Mitarbeiterin im KWA Albstift Aalen<br />
04 Sängerin und Komödiantin Julia von Miller<br />
im KWA Georg-Brauchle-Haus<br />
05 KWA Neujahrsempfang; im Bild:<br />
MTG-Chef Dipl. Ing. Horst Keitel (li.) und<br />
der Leiter von KWA Immobilien & Bau<br />
Dipl. Ing. Gerhard Schaller<br />
06/08 Empfang im KWA Stift am Parksee<br />
10 Tanzstunde im KWA Stift im Hohenzollernpark<br />
11 100. Geburtstag im KWA Stift am Parksee<br />
12 Silvesterfeier im KWA Stift Rupertihof<br />
08<br />
09<br />
02<br />
03<br />
04<br />
10<br />
11<br />
12<br />
05<br />
06<br />
32 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
33
Bildung.<br />
Foto: Stockbild<br />
Unsere Standorte.<br />
KWA Bildungszentrum<br />
auf der Messe<br />
BERUFSBILDUNG<br />
01<br />
03<br />
02<br />
Die BERUFSBILDUNG in Nürnberg ist die größte Aus- und<br />
Weiterbildungsmesse im deutschen Sprachraum und in<br />
ihrer Art einzigartig. Sie ist eine Kombination aus Fachmesse<br />
und Berufsbildungskongress und stellt das enorme<br />
Spektrum der Ausbildungsmöglichkeiten wie keine andere<br />
Veranstaltung vor.<br />
Vom Schülerpraktikum über die duale und schulische<br />
Aus- und Weiterbildung bis hin zum Studium – hier können<br />
sich Jugendliche, Eltern und Weiterbildungsinteressierte<br />
optimal orientieren und eine Vielzahl von Berufen<br />
live erleben.<br />
Während aller vier Messetage – vom 10. Dezember bis<br />
zum 13. Dezember 2018 – war auch das KWA Bildungszentrum<br />
mit einem ansprechenden Informationsstand<br />
vertreten. Die offizielle Eröffnung übernahm Markus Söder,<br />
Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Rund<br />
70.000 Besucher informierten sich über die unterschiedlichen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten. Circa 240 Aussteller<br />
präsentierten über 700 verschiedene Berufe und Bildungsgänge<br />
auf insgesamt 30.000 m² Ausstellungsfläche.<br />
Zwei Schüler der KWA Berufsfachschule für Altenpflege<br />
wurden im Vorfeld vom Bayerischen Staatsministerium<br />
für Familie, Arbeit und Soziales eingeladen, als Vertreter<br />
für diese wichtige Ausbildung am Messestand des Ministeriums<br />
zu fungieren und Ansprechpartner bei Fragen<br />
zu sein. Sie waren mit großem Engagement dabei. Auch<br />
am Messestand des KWA Bildungszentrums wurden<br />
viele Beratungsgespräche geführt und interessierte Jugendliche<br />
an die Thematik „soziale Berufe“ herangeführt.<br />
Doch nicht nur Jugendliche zeigten reges Interesse.<br />
Auch Eltern, Lehrer und Vertreter unterschiedlicher<br />
Behörden, wie z. B. der Regierungspräsident von Niederbayern<br />
Rainer Haselbeck und Mitarbeiter der Bundesagentur<br />
für Arbeit, ließen sich gerne beraten. Daraus<br />
entwickelten sich zahlreiche spannende Gespräche und<br />
wichtige Kontakte.<br />
Bettina Schmidbauer<br />
09<br />
06<br />
07<br />
04<br />
08<br />
05<br />
16<br />
17<br />
12 10 11<br />
19 13 14<br />
15<br />
18<br />
KWA Stift Ort Telefon E-Mail<br />
34 <strong>alternovum</strong> | 1/2019<br />
01 KWA Stift im Hohenzollernpark Berlin 030 89734-001 hohenzollernpark@kwa.de<br />
02 KWA Caroline Oetker Stift Bielefeld 0521 5829-0 caroline-oetker@kwa.de<br />
03 KWA Stift Urbana im Stadtgarten Bottrop 02041 696-900 urbana@kwa.de<br />
04 KWA Parkstift Aeskulap Bad Nauheim 06032 301-0 aeskulap@kwa.de<br />
05 KWA Albstift Aalen Aalen 07361 935-0 albstift@kwa.de<br />
06 KWA Parkstift Hahnhof Baden-Baden 07221 212-0 hahnhof@kwa.de<br />
07 KWA Kurstift Bad Dürrheim Bad Dürrheim 07726 63-0 kurstift@kwa.de<br />
08 KWA Parkstift Rosenau Konstanz 07531 805-0 rosenau@kwa.de<br />
09 KWA Parkstift St. Ulrich Bad Krozingen 07633 403-0 parkstift@kwa.de<br />
10 KWA Georg-Brauchle-Haus München 089 6793-0 georg-brauchle@kwa.de<br />
11 KWA Luise-Kiesselbach-Haus München 089 944697-08 luise-kiesselbach@kwa.de<br />
12 KWA Stift am Parksee Unterhaching 089 6105-0 parksee@kwa.de<br />
13 KWA Hanns-Seidel-Haus Ottobrunn 089 60802-0 hanns-seidel@kwa.de<br />
14 KWA Stift Brunneck Ottobrunn 089 60014-0 brunneck@kwa.de<br />
15 KWA Stift Rupertihof Rottach-Egern 08022 270-0 rupertihof@kwa.de<br />
16 KWA Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />
17 KWA Klinik Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />
18 KWA Bildungszentrum Pfarrkirchen 08561 9838-26 bildungszentrum@kwa.de<br />
19 KWA Hauptverwaltung Unterhaching 089 66558-500 info@kwa.de
Die nächste Ausgabe von<br />
<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal<br />
erscheint am 26. Juli 2019.<br />
KWA Caroline Oetker Stift,<br />
Bielefeld<br />
KWA Kurstift Bad Dürrheim<br />
KWA Parkstift Hahnhof,<br />
Baden-Baden<br />
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