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<strong>alternovum</strong>.<br />

Das KWA Journal 1/2016<br />

TITELTHEMA.<br />

KWA MITARBEITER –<br />

AUS ALLER HERREN LÄNDER.<br />

S.10<br />

KWA INTERVIEW.<br />

MIT STAATSMINISTERIN<br />

MELANIE HUML.<br />

S.12<br />

BEGLEITUNG<br />

UND PFLEGE.<br />

BIOGRAFIEARBEIT.<br />

S.29<br />

BLITZLICHT.<br />

S.04


Inhalt.<br />

KWA MITARBEITER –<br />

AUS ALLER HERREN LÄNDER.<br />

TITELTHEMA.<br />

KWA EXKLUSIV-<br />

INTERVIEW.<br />

Mit Staatsministerin<br />

Melanie Huml.<br />

12<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Verantwortlicher Redakteur (V. i. S. d. P.)<br />

Dr. Stefan Arend (Vorstand)<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Redaktion<br />

Sieglinde Hankele<br />

Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Tel.: 089 66558-565, Fax: 089 66558-3565<br />

E-Mail: <strong>alternovum</strong>@kwa.de<br />

Gestaltung und Layout<br />

Klarelinie, Agentur für Gestaltung GmbH,<br />

86919 Utting am Ammersee, www.klarelinie.de<br />

Auflage/Erscheinungsweise<br />

Druckauflage 1/2016: 28.000 Exemplare<br />

ISSN 2199-2088<br />

© KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal ist kostenlos.<br />

Die Zusendung kann jederzeit storniert werden.<br />

Bestellungen, Abbestellungen, Adressänderungen:<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

Biberger Straße 50, 82008 Unterhaching<br />

Tel.: 0800 5924636, Fax: 089 66558-547<br />

E-Mail: info@kwa.de<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei den<br />

meisten geschlechtsspezifischen Bezeichnungen<br />

die männliche Form gewählt.<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter ist ein<br />

gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen<br />

und wurde 1966 in München gegründet.<br />

KWA ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />

Bundesweit unterhält KWA 18 Einrichtungen,<br />

darunter 14 Altenwohnstifte, eine eigene Klinik für<br />

neurologische und geriatrische Rehabilitation, zwei<br />

Pflegestifte und ein Bildungszentrum mit staatlich<br />

anerkannten Berufsfach- und Fachschulen.<br />

10<br />

BEGLEITUNG<br />

UND PFLEGE.<br />

Klangzeit mit Rasseln<br />

und Trommeln.<br />

28<br />

BLITZLICHT. 04<br />

LEBEN.<br />

Kunst im Stift 06<br />

Küchenphilosophie im Kurstift 07<br />

KWA Refugium 08<br />

TITELTHEMA.<br />

… aus aller Herren Länder 10<br />

Staatsministerin Melanie Huml<br />

im Interview 12<br />

KWA Symposium 14<br />

BLICKWINKEL.<br />

Ausländische Arbeitskräfte … 15<br />

MENSCHEN.<br />

Angekommen bei KWA 16<br />

In blumiger Mission 16<br />

Künstler mit Bodenhaftung 17<br />

Alles auf Anfang 17<br />

Sandra Buisson: Mannequin … 20<br />

Alice Hüsing: „Miss Bielefeld“ 21<br />

KWA MITARBEITER. DANKE. 18<br />

KWA REISEN.<br />

„Ich habe alle und alles im Blick“ 23<br />

BLICKWINKEL.<br />

Assistierter Suizid –<br />

Ausweg oder Irrweg? 24<br />

GESUNDHEIT.<br />

Wenn sich plötzlich alles dreht 26<br />

NOVUM.<br />

Heimarztmodell 27<br />

BEGLEITUNG UND PFLEGE.<br />

„Klangzeit“ 28<br />

Spuren des Lebens 29<br />

AUSBILDUNG.<br />

Fördern und Fordern 30<br />

ENGAGEMENT.<br />

Deutschunterricht für Flüchtlinge 31<br />

STERNSTUNDEN.<br />

Start ins KWA Jubiläumsjahr 32<br />

Titelfoto und Hauptbild dieser Seite: Anton Krämer<br />

2. Reihe links: Pressefoto Bayer. Staatsministeriums<br />

für Gesundheit und Pflege, rechts: KWA<br />

Editorial.<br />

Alten Menschen neue Häuser bauen – so stand es auf den Bauschildern,<br />

als KWA Ende der 60er- und zu Beginn der 70er-Jahre seine<br />

ersten Einrichtungen realisierte. Zunächst in München, dann in<br />

schneller Folge in Ottobrunn, Rottach-Egern und Konstanz entstanden<br />

für die damaligen Verhältnisse hochmoderne Einrichtungen für<br />

Senioren. Angefangen hatte alles mit der Gründung eines Vereins<br />

am 10. Oktober 1966 in München. 50 Jahre ist das her.<br />

In diesem Jahr haben wir vielfältige Gelegenheit, an dieses für die<br />

Firmengeschichte besondere Ereignis zu erinnern und ein halbes Jahrhundert<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter – gemeinsam mit Bewohnern,<br />

Patienten und Kunden, aber auch mit den Mitarbeitern und<br />

unseren Freunden und Geschäftspartnern – zu feiern. Wir freuen uns<br />

darauf. 50 Jahre KWA sind auch 50 Jahre Entwicklung und Geschichte<br />

der Altenhilfe und der Arbeit mit und für Senioren. Seit Beginn hat<br />

sich KWA nicht nur als Träger von Senioreneinrichtungen verstanden,<br />

sondern darüber hinaus auch als Kompetenzträger in Fragestellungen<br />

einer alternden Gesellschaft. KWA hat daher so manche fachliche<br />

Diskussion und Fragestellung initiiert und nachhaltig wie kritisch<br />

begleitet. Dabei hat KWA sich innerhalb der Branche seine Eigenständigkeit<br />

bewahrt, indem es nicht jedem Trend gefolgt ist, sondern<br />

seine eigenen Positionen vertreten hat.<br />

Zugleich hat KWA das Kernprodukt der Unternehmung, nämlich das<br />

Wohnstift, kontinuierlich weiterentwickelt und immer wieder Impulse<br />

auch für andere Träger gegeben. Zu den traditionellen konzeptionellen<br />

Eckpfeilern des Wohnstifts – Wohnen, Sicherheit, diskrete<br />

Begleitung und Pflege, Gastronomie und Kultur – kamen im Laufe<br />

der Zeit auch mit sich wandelnden Bedarfen und Bedürfnissen der<br />

Bewohner viele Angebote hinzu, welche die Sorgestrukturen eines<br />

modernen Wohnstifts ergänzen und ausbauen konnten. Zudem<br />

wurden neue Pflege- und Versorgungsformen wie die Wohngruppe<br />

und Hausgemeinschaft, persönliche Assistenz, Tagesbetreuung,<br />

Pflege nach dem Drei-Welten-Modell geschaffen und in den Einrichtungen<br />

von KWA etabliert. Tradition und Innovation zeichnen KWA<br />

aus. Das soll so bleiben!<br />

Wir fühlen uns für neue Herausforderungen gut vorbereitet. Zusammen<br />

mit unseren in vielerlei Hinsicht kompetenten Mitarbeitern und<br />

mit dem Vertrauen unserer Bewohner und Kunden können wir es<br />

angehen.<br />

Macht und Recht 22 KWA CLUB.<br />

Horst Schmieder,<br />

Dr. Stefan Arend,<br />

Talk in der Rosenau 34 KWA Vorstand<br />

KWA Vorstand<br />

02 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

03<br />

Foto: Stockbild


Blitzlicht.<br />

Wussten Sie schon, dass …<br />

… KWA vor 50 Jahren als Verein „Münchner Altenwohnstift“<br />

startete? Und dass das einzige noch lebende<br />

Gründungsmitglied des Vereins sich gemeinsam mit<br />

seiner Frau für ein Leben in einem KWA Wohnstift<br />

entschieden hat? Hermann Beckmann. Er hat die Wohnstiftsidee<br />

von KWA maßgeblich mitgestaltet und weiterentwickelt<br />

und die Geschäfte des Unternehmens bis<br />

zu seinem Eintritt in den Ruhestand geführt. – Mehr zur<br />

Historie von KWA finden Interessierte auf www.kwa.de<br />

im Menüpunkt „Unternehmen“ unter „Geschichte“.<br />

Neu im Rupertihof: Tagesbetreuung<br />

Seit Februar gibt es im KWA Stift Rupertihof in Rottach-<br />

Egern Tagesbetreuung als neues Angebot: in einem speziell<br />

konzipierten Anbau, der neu bezogen wurde. Die großzügigen,<br />

lichtdurchfluteten Räume mit Wohlfühlcharakter<br />

sind gleichermaßen funktional sowie gemütlich gestaltet<br />

und beherbergen 10-12 Plätze für die Begleitung von<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern mit Bedarf an besonderen<br />

tagesstrukturierenden Maßnahmen.<br />

Durch einen sinnvoll und angemessen gestalteten Tagesablauf<br />

kann die Lebensqualität deutlich verbessert werden.<br />

Im Rahmen der Tagesbetreuung können Ressourcen<br />

Michael Hisch: Sprecher der<br />

ARGE Heimleiter Passauer Land<br />

Der Hausleiter des KWA Stifts Rottal in Bad Griesbach<br />

Michael Hisch engagiert sich seit Jahren in der<br />

Arbeitsgemeinschaft „ARGE Heimleiter Passauer<br />

Land“. Im November wurde er zu deren Sprecher<br />

ernannt. Die Heimleiter treffen sich in der ARGE,<br />

um aktuelle Pflegethemen zu diskutieren. Zudem<br />

tauschen sie sich bei einem Jahrestreffen mit Landrat<br />

Franz Meyer und Vertretern des Landratsamts aus<br />

sowie mit der Fachstelle Pflege- und Behinderteneinrichtungen,<br />

Qualitätsentwicklung und Aufsicht.<br />

Die 24 Einrichtungen im Landkreis Passau bieten<br />

rund 2.100 vollstationäre Pflegeplätze, 74 davon<br />

finden sich im KWA Stift Rottal.<br />

der Bewohner besser erkannt und individuell gefördert<br />

werden. Die Begleitung der Gäste richtet sich nach den<br />

persönlichen Bedarfen und Möglichkeiten. Selbstständigkeit<br />

sowie geistige, körperliche und soziale Fähigkeiten<br />

werden in der Gemeinschaft trainiert. Tagesbetreuung<br />

bildet einen Gegenpol zu Rückzug und Vereinsamung und<br />

bietet gleichzeitig auch die Möglichkeit zu Pausen von der<br />

großen Gemeinschaft. Die fachlich versierte Begleitung<br />

durch qualifizierte Mitarbeiter steigert das Gefühl der Geborgenheit<br />

und vermittelt Sicherheit. Tagesbetreuung kann<br />

nach Absprache auch von Bewohnern mit anderen Bedürfnislagen<br />

vereinbart werden.<br />

Filmtipp: Das Beste kommt noch<br />

Ein Paar, das im KWA Parkstift Rosenau in Konstanz<br />

lebt, hat sich an einem Dokumentarfilm<br />

zum Thema „Liebe und andere Kleinigkeiten“<br />

beteiligt. Der Film wird am 22. April gegen 22.30<br />

Uhr in ARTE ausgestrahlt, kann danach noch eine<br />

Woche lang im Internet angeschaut werden: in<br />

der Mediathek von arte.tv. Die Produktion ist Teil<br />

einer Doku-Reihe, die unter dem Titel „Das Beste<br />

kommt noch“ steht. Produzentin und Autorin<br />

Ilona Kalmbach und Autorin Sabine Jainski drehen<br />

unter der Produktionsleitung von Jürgen Bischoff<br />

als „competent filmproduktion“ vor allem Gesellschafts-<br />

und Wirtschaftsdokumentationen. Für den<br />

Film „Superfrauen gesucht – im Spagat zwischen<br />

Arbeit, Kindern und Pflege der Eltern“ wurden sie<br />

mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis<br />

2014 ausgezeichnet.<br />

Hundert – na und?<br />

Neu im Kurstift: Tagespflege<br />

KWA hat mit der hundertjährigen Elisabeth Braun über ihr Leben gesprochen.<br />

Sie lebt im KWA Kurstift Bad Dürrheim. Ein Patentrezept fürs Altwerden hat<br />

sie nicht. Dennoch lässt sich erahnen, warum sie ihren Alltag noch selbstbestimmt<br />

bewältigen kann: Sie nimmt nach wie vor aktiv am Leben teil, fordert<br />

ihren Körper und ihren Geist. – Der Beitrag kann auf www.<strong>alternovum</strong>.de<br />

gelesen werden.<br />

Seit vielen Jahren schon können Bewohner des<br />

KWA Kurstifts Bad Dürrheim, die den Alltag nicht<br />

mehr alleine bewältigen, die Tagesbetreuung des<br />

Hauses nutzen. Um dieses Angebot, das sich vor<br />

allem an demenziell veränderte Menschen richtet,<br />

zu erweitern, startete das Kurstift im Februar mit<br />

Tagespflege. Dieses Angebot richtet sich nicht nur<br />

an Stiftsbewohner, sondern auch an ältere Menschen<br />

aus der Umgebung. KWA hat damit eine<br />

Versorgungslücke im Sozialraum der Kommune<br />

geschlossen, da die Tagespflege des Kurstifts die<br />

erste in Bad Dürrheim ist.<br />

Das großzügige Raumkonzept bietet nun neben<br />

dem Gemeinschaftsraum mit angrenzendem<br />

Wintergarten einen Ruheraum, einen Therapieund<br />

Gymnastikraum, eine Küche, einen Werkund<br />

Arbeitsraum sowie ein uriges Wohnzimmer.<br />

Für 16 Tagespflegegäste kann so ein buntes<br />

Betreuungsprogramm zusammengestellt werden,<br />

das neben kreativen Bastel- und Werkarbeiten<br />

auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie kochen,<br />

backen und waschen einschließt. Man hat sich<br />

damit sowohl baulich als auch konzeptionell am<br />

Leben in der eigenen Wohnung orientiert.<br />

Eine Besonderheit wurde bei der Personalplanung<br />

umgesetzt. In der Pflegesatzverhandlung konnte<br />

als Novum eine alternative Fachkraftquote vereinbart<br />

werden – mit dem Ziel, den Fokus auf eine<br />

gute Betreuung der Tagespflegegäste zu richten.<br />

So arbeiten nun neben 40 Prozent Pflegefachkräften<br />

weitere 10 Prozent qualifizierte Fachkräfte aus<br />

Betreuungsberufen in der Tagespflege.<br />

04<br />

<strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

05


Leben.<br />

Foto: Ursula Foto: Sohmen KWA<br />

Fotos: Anton Krämer<br />

KWA Kurstift Bad Dürrheim<br />

KWA Stift Urbana im Stadtgarten<br />

Kunst im Stift<br />

Küchenphilosophie im Kurstift<br />

Die Küche im KWA Kurstift Bad Dürrheim bekam bei der Bewohnerbefragung gute Noten.<br />

Schon von außen erkennt man an der<br />

Form und Anordnung der Gebäudeteile,<br />

am Schwung des Daches und<br />

an der Lichtdurchlässigkeit den künstlerischen<br />

Anspruch des Architekten<br />

des KWA Stifts Urbana im Stadtgarten.<br />

Innen birgt das Haus dann auch<br />

noch zeitgenössische Kunst.<br />

Im Laufe der Jahre haben viele namhafte<br />

Künstler ihre Werke hier ausgestellt.<br />

So zum Beispiel Maler der<br />

Region wie Reinhard Wieczorek,<br />

Werner Jelinek oder Peter Beckhoff,<br />

die längst über die Grenzen des Ruhrgebietes<br />

hinaus bekannt sind. Auch<br />

der Stahlbildhauer Leonard Wübbena<br />

hat in der Urbana einen bleibenden<br />

Eindruck hinterlassen. Seine Skulptur<br />

vor dem Haupteingang symbolisiert<br />

den Kreislauf des Lebens. Und nicht<br />

zu vergessen die beeindruckende<br />

Ausstellung „Panta Rhei“ von Eduardo<br />

Bassoli. Direkt nach Bottrop durfte<br />

New York seine Bilder bewundern.<br />

Bilder, die durch fluoreszierende<br />

Farben bestechen. Nach jeder Ausstellung<br />

blieben ein, zwei Exponate des<br />

jeweiligen Künstlers im Stift, sodass<br />

im Laufe der Jahre eine ansehnliche<br />

Sammlung entstanden ist, auf die die<br />

Bewohner und Kollegen stolz sind.<br />

06<br />

<strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

Spricht man von „Kunst im Stift“, darf<br />

man keinesfalls die Künstler in den<br />

eigenen Reihen vergessen. Viele Mitarbeiter<br />

und Bewohner malen selbst.<br />

So zum Beispiel Friedhelm Werner –<br />

seit 2014 Bewohner des KWA Stifts<br />

Urbana in Bottrop. Sehr beeindruckend:<br />

ein Zyklus von Bildern zu<br />

Josef Haydns Oratorium „Die Schöpfung“.<br />

Wobei sich Werners Kreativität<br />

aus der Musik speist. Tatsächlich<br />

nimmt sie in seinem Leben einen<br />

großen Raum ein. Die ersten Berührungen<br />

mit Musik hatte er bereits<br />

in früher Jugend durch den musizierenden<br />

Vater. Der Sohn erlernte<br />

zunächst das Spiel auf der Trompete<br />

und nahm damit im Posaunenchor<br />

an der musikalischen Gestaltung von<br />

Gottesdiensten teil. Danach bekam<br />

er Unterricht in den Fächern Konzertgitarre<br />

und Keyboard. Parallel<br />

dazu erhielt er Gesangsunterricht und<br />

engagierte sich als Chorsänger bei<br />

diversen Konzertaufführungen: im<br />

Männergesangverein „MGV Victoria“<br />

und im gemischten Chor des „Vereins<br />

zur Pflege der Tonkunst“.<br />

Als eifriger Konzertgänger besuchte<br />

Friedhelm Werner nicht nur Aufführungen<br />

in zahlreichen deutschen<br />

Konzert- und Opernhäusern, son-<br />

dern in der ganzen Welt: Die Oper<br />

in Sidney, das Bolschoi-Theater in<br />

Moskau, das Mariinski-Theater in St.<br />

Petersburg, das Royal Opera House<br />

in London, das Teatro Amazonas in<br />

Manaus und die Peking-Oper boten<br />

Klassik vom Feinsten. So zeigte<br />

sich Friedhelm Werner eine große<br />

Bandbreite von Musik. Seit er in der<br />

Mobilität eingeschränkt ist, hat er,<br />

nach einer autodidaktischen Auseinandersetzung<br />

mit Musiktheorie, hier<br />

im Haus zu komponieren begonnen.<br />

Zahlreiche Stücke finden sich in der<br />

internationalen Musikbibliothek „Musicalion“.<br />

– Dies, wie gesagt, ist nur<br />

ein Beispiel. Auch im Leben vieler<br />

anderer Stiftsbewohner hat Kunst<br />

eine große Bedeutung.<br />

Martina Lenz<br />

Kompositionen von<br />

Friedhelm Werner sind<br />

auf www.<strong>alternovum</strong>.de<br />

hinterlegt:<br />

• eine Vertonung von Wilhelm Buschs<br />

„Max und Moritz“ (1. Streich),<br />

• ein Stück zu „Mäßigung und Mäßigkeit“<br />

von Adelbert von Chamisso,<br />

• die Ballade „Ritter Urba und Prinzessin<br />

Urbana“.<br />

Küchenchef Thomas Uhlenbrock verantwortet, was im<br />

KWA Kurstift Bad Dürrheim auf den Teller kommt. Doch<br />

was kommt in der Kurstiftsküche eigentlich auf den<br />

Teller? Eine große Bandbreite an Gerichten. Wammerl<br />

mit Leberwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree beispielsweise.<br />

Denn: „Menschen mit siebzig, achtzig schätzen<br />

es, langjährige Essgewohnheiten beizubehalten, weil sie<br />

damit Erinnerungen verbinden“, so Chefkoch Thomas Uhlenbrock.<br />

Neben Hausmannskost und Gutbürgerlichem<br />

finden sich jedoch auch Gerichte der gehobenen Küche<br />

auf dem Speiseplan. So zum Beispiel Zanderfilet unter<br />

Kartoffelkruste auf Paprika-Birnen-Ragout, nach einem<br />

Rezept, das Uhlenbrock von Steigenberger mitgebracht<br />

hat. „Dieses Gericht haben voriges Mal 70 Bewohner<br />

gewählt, also fast jeder zweite“, verrät der Küchenmeister.<br />

Er beobachtet genau, was wie ankommt. Und einmal im<br />

Monat lädt er zum Gespräch. Alle Bewohner, die sich<br />

einbringen möchten, können kommen – und natürlich<br />

auch zwischendurch Feedback geben: über Servicemitarbeiter<br />

oder persönlich. Der Küchenleiter freut sich über<br />

Lob und sieht Kritik und Anregungen als eine Möglichkeit,<br />

die Küche weiter zu verbessern.<br />

Thomas Uhlenbrock ist morgens um sechs oftmals der<br />

Erste in der Küche und kocht dann auch selbst mit. Das<br />

ist ihm ganz wichtig. Und, dass es in der Küche ruhig<br />

zugeht. „Wenn mal etwas nicht so gut klappt, kann man<br />

hinterher in Ruhe drüber reden“, sagt der Küchenchef.<br />

Diese Ruhe strahlt er aus. Und Souveränität. Die kommt<br />

freilich nicht von ungefähr: Von 1999 bis 2007 hat er bei<br />

Steigenberger gearbeitet – zwei Jahre in Deidesheim,<br />

danach in Mannheim. Bei der Fußball-WM 2006 haben<br />

sie für die australische und für die saudi-arabische Fußballmannschaft<br />

gekocht. Zweimal auch für die Michael-<br />

Schumacher-Gala. Der Zeitdruck war bisweilen groß, das<br />

À-la-carte-Geschäft mitunter eine Herausforderung. Die<br />

Stiftsküche leitet Thomas Uhlenbrock seit dem Sommer<br />

2010. Hier ist vieles besser planbar. Dass er nicht bis<br />

abends um elf in der Küche stehen muss, kommt dem<br />

Familienleben zugute.<br />

Die Anforderungen in der Stiftsküche sind andere als<br />

in der Restaurantküche. Heute hat der Chefkoch auch<br />

Qualitätsmanagement und rechtliche Aspekte im Blick,<br />

und die Gesundheit der Menschen, für die er mit seinem<br />

Team kocht: Ältere Menschen brauchen relativ viele Kohlenhydrate<br />

und reichlich Eiweiß. Mit einem vielfältigen<br />

Speisenangebot und fantasievollen Speisenkreationen<br />

versucht Uhlenbrock zudem, schon beim Lesen der Speisekarte<br />

Appetit zu wecken.<br />

Die guten Noten, die die Stiftsküche bekommen hat, verdient<br />

seines Erachtens auch das Serviceteam: Nur dann,<br />

wenn ansprechend und mit einem Lächeln serviert wird,<br />

schmeckt das Essen gut. Ganz am Anfang stehen jedoch<br />

die Zutaten: vor allem gutes Fleisch und gutes Gemüse.<br />

Letzteres kommt oft von der Bodenseeinsel Reichenau.<br />

Der Küchenchef sagt: „Die Frische und das Aroma<br />

schmeckt man, insbesondere bei den Salaten.“<br />

Sieglinde Hankele<br />

07


Leben.<br />

KWA Parkstift Hahnhof<br />

KWA Refugium<br />

Ein innovatives Angebot – rund um die Uhr<br />

KWA Kuratorium Wohnen im Alter<br />

hat in seiner Unternehmensgeschichte<br />

immer wieder neue Produkte und Angebote<br />

geschaffen, um die Leistungen<br />

der KWA Wohn- und Pflegestifte zu<br />

ergänzen. Damit konnten zum einen<br />

die Sorgestrukturen kontinuierlich<br />

über die Jahre ausgebaut und gefestigt<br />

werden, zum anderen wurden<br />

die sich wandelnden Bedarfe und<br />

Bedürfnisse der Bewohner aufgenommen<br />

und im Leistungsversprechen<br />

abgebildet: Man denke nur an die<br />

Tagesbetreuung und die persönliche<br />

Assistenz. Ein solches neues Produkt<br />

hat nun KWA erneut mit dem KWA<br />

Refugium geschaffen, das erstmals vor<br />

wenigen Wochen im KWA Parkstift<br />

Hahnhof eröffnet wurde. Was ist ein<br />

KWA Refugium?<br />

Ein KWA Refugium ist – im klassischen<br />

Sinne des Wortes – ein<br />

„Zufluchtsort“, ein besonderer,<br />

geschützter Lebensraum innerhalb der<br />

KWA Wohnstifte. Dieser Zufluchtsort<br />

ist besonders für Damen und Herren<br />

geeignet, die sich eine intensive,<br />

persönliche Begleitung in besonders<br />

belas-tenden Lebenssituationen<br />

wünschen, zum Beispiel bei Demenz.<br />

Ein Refugium verbindet Wohnlichkeit<br />

auf herausgehobenem Niveau mit<br />

einer fachlich fundierten, individuell<br />

auf jeden einzelnen Bewohner zugeschnittenen<br />

Begleitung, Pflege und<br />

Assistenz, in einer kleinen, überschaubaren<br />

Gruppe. So besteht das KWA<br />

Refugium Parkstift Hahnhof lediglich<br />

aus sieben Wohnungen. Gleichwohl<br />

sind sie großzügig bemessen.<br />

In Baden-Württemberg ist ein KWA<br />

Refugium nach den Regelungen des<br />

Gesetzes für unterstützende Wohn-<br />

formen, Teilhabe und Pflege (WTPG)<br />

eine ambulant betreute Wohngemeinschaft,<br />

die sich weitgehend<br />

selbst verantwortet. Die Bewohner<br />

des Refugiums, ihre Angehörigen<br />

oder andere Vertrauenspersonen<br />

gestalten unter externer Moderation<br />

und Unterstützung die Absprachen<br />

von Begleitung, Pflege und Assistenz<br />

und sind in einem Bewohnergremium<br />

eingebunden. So kann eine auf<br />

individuelle Wünsche und Präferenzen<br />

zugeschnittene Lebensgestaltung<br />

gelingen. Auch das freiwillige<br />

Mitwirken von Angehörigen oder<br />

Engagierten ist im Refugium möglich<br />

und wird gefördert. Gleichzeitig<br />

bietet die räumliche Einbettung des<br />

Refugiums in das KWA Parkstift die<br />

Sicherheit und Zuverlässigkeit eines<br />

leistungsfähigen Wohnstifts, sowie<br />

die Möglichkeit, an einer Vielzahl<br />

von kulturellen und gesellschaftlichen,<br />

aber auch sportlichen Aktivitäten<br />

teilzunehmen.<br />

Ein KWA Refugium kombiniert somit<br />

Gemeinschaft in überschaubaren<br />

Gruppen im alltäglichen Leben mit<br />

individueller Sorge und persönlichen<br />

Rückzugsmöglichkeiten. So ist dem<br />

Bewohner des Refugiums – auch bei<br />

einem umfänglichen Unterstützungsbedarf<br />

– ein kultiviertes, auf den<br />

persönlichen Präferenzen fußendes<br />

Leben in einem anspruchsvollen Ambiente<br />

möglich.<br />

Ein KWA Refugium unterscheidet sich<br />

aufgrund seiner umfassenden, individuell<br />

gestaltbaren Hilfen und der<br />

Mitwirkung des Bewohnergremiums<br />

deutlich von einem herkömmlichen<br />

vollstationären Pflegeheim. Damit<br />

bietet KWA eine Alternative zur<br />

Begleitung und Pflege in den eigenen<br />

Wänden zu Hause, wenn dort<br />

trotz intensiver Betreuung durch das<br />

Ausbleiben sozialer Kontakte Vereinsamung<br />

oder sogar Isolation droht.<br />

Ein KWA Refugium lebt auch durch<br />

das Zusammenwirken verschiedener<br />

Mitarbeitergruppen, von der Hauswirtschafterin<br />

über die Fachpflegekräfte<br />

und Therapeuten bis hin zu<br />

den Betreuungs- und Präsenzmitarbeiterinnen,<br />

die für eine kontinuierliche,<br />

personenbezogene Begleitung<br />

sorgen. Die Tätigkeit und die Koordination<br />

der Mitarbeiter werden zusammen<br />

mit den Bewohnern individuell<br />

besprochen und im Bewohnergremium<br />

abgestimmt.<br />

Manches ist noch auf den Weg zu<br />

bringen. Doch eines ist sicher: Die<br />

ersten Bewohnerinnen des Refugiums<br />

fühlten und fühlen sich auf Anhieb<br />

wohl. Und um mit der Stimme von<br />

Hildegard Stumpe, Erstbewohnerin<br />

im Refugium, zu sprechen, sei es gar<br />

„ein bisschen wie im Paradies“.<br />

Allerdings ist dieses Empfinden auch<br />

kein Wunder, denn mit dem Moment,<br />

in dem die Bewohner des Refugiums<br />

Begleitung, Ansprache und Unterstützung<br />

benötigen, ist diese sofort<br />

in Person von bestens qualifizierten<br />

Assistenzkräften in unmittelbarer Nähe<br />

garantiert. Und dies künftig nicht nur<br />

von früh morgens um 7 Uhr bis 21 Uhr<br />

abends, sondern auch rund um die<br />

Uhr an sieben Tagen in der Woche.<br />

Dieses Versprechen ist das Herzstück<br />

dieser Wohnform und schafft damit<br />

ein Angebot, das es in vergleichbarer<br />

Weise auch im Hinblick auf die Wohn-<br />

und Lebensqualität auch im weiteren<br />

Umfeld nicht gibt.<br />

Und ausnahmslos alle bisherigen<br />

Interessierten, die diesen Bereich<br />

gesehen haben, waren geradezu<br />

begeistert von den Aufenthaltsräumlichkeiten<br />

und deren Ausstattung.<br />

Diese für ein Seniorendomizil durchaus<br />

ungewöhnliche Einrichtung unterstreicht<br />

den Anspruch des Refugiums,<br />

ein modernes Betreuungskonzept<br />

zu bieten.<br />

Dr. Stefan Arend,<br />

Marco Kuhn-Schönbeck<br />

„So vielseitig wie das Leben.“<br />

KWA Refugium Parkstift Hahnhof<br />

Zeitgemäße Begleitung und selbstbestimmte Pflege<br />

Dieses Heft ist auf www.kwa.de<br />

als PDF-Datei hinterlegt, im<br />

Menü „Begleitung & Pflege“<br />

unter „Refugium“.<br />

08 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

09


KWA Mitarbeiter.<br />

Titelthema.<br />

KWA Mitarbeiter<br />

… aus aller Herren Länder<br />

Von Bruno Binner.<br />

Bei KWA sind Mitarbeiter aus vier<br />

Kontinenten und 60 Ländern beschäftigt,<br />

in allen Arbeitsbereichen. Doch<br />

warum ist die Beschäftigung und<br />

Integration von ausländischen Mitarbeitern<br />

für KWA überhaupt so wichtig?<br />

Die Antwort ist relativ einfach:<br />

Aus Studien ergibt sich, dass sich das<br />

Arbeitskräftepotenzial in Deutschland<br />

bis zum Jahr 2025 um 6,5 Mio.<br />

Personen verringern wird. Dies vor<br />

dem Hintergrund, dass in Deutschland<br />

bereits heute ein besorgniserre-<br />

gender Fachkräftemangel vorherrscht<br />

und sich in den nächsten Jahren<br />

weiter verschärfen wird.<br />

Dass dieser Fachkräftemangel nicht<br />

nur in den Ballungsräumen wahrnehmbar<br />

ist, bemerken wir in allen<br />

unserer Einrichtungen. Dabei trifft uns<br />

die demografische Entwicklung in der<br />

Pflegebranche in doppelter Weise.<br />

Die Zahl der pflegebedürftigen älteren<br />

Menschen wird in den nächsten<br />

Jahren stark zunehmen, und die Zahl<br />

der jungen Menschen, die einen<br />

Pflegeberuf ergreifen können, wird<br />

abnehmen. Schon jetzt ist zu beobachten,<br />

dass die Zahl der auf veröffentlichte<br />

Stellenangebote eingehenden<br />

Bewerbungen zunehmend<br />

sinkt. Gute Fachkräfte aus den Bereichen<br />

Pflege, Küche und Hauswirtschaft<br />

sind gesucht und können sich<br />

aus diversen Angeboten das für sie<br />

vermeintlich Beste aussuchen.<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Was also tun? Einer der wichtigsten<br />

Schritte zur Beseitigung des Fachkräftemangels<br />

ist sicherlich der, die Zahl<br />

der Auszubildenden zu erhöhen. Dies<br />

hat KWA in den vergangenen Jahren<br />

bereits getan und wird dies noch<br />

weiter intensivieren. Doch auch hier<br />

stellt sich dieselbe Problematik. Die<br />

Zahl der Ausbildungssuchenden<br />

nimmt stark ab und das Angebot an<br />

Ausbildungsstellen nimmt gleichermaßen<br />

zu. Hier heißt es, „zusätzliche<br />

Potenziale“ zu heben. Doch woher<br />

nehmen?<br />

Bewerber aus dem Ausland werden<br />

zunehmend wichtiger. Eine Vielzahl<br />

von Auszubildenden in den Pflege-,<br />

aber auch in anderen Berufssparten,<br />

kommt derzeit aus den Balkanländern,<br />

vor allem aus Bosnien-Herzegowina<br />

und Serbien. KWA erwägt, geeignete<br />

Interessenten künftig bereits in den<br />

Herkunftsländern auszubilden und<br />

ihnen die erforderlichen deutschen<br />

Sprachkenntnisse bereits vor Ort zu<br />

vermitteln. Doch dies allein wird nicht<br />

reichen.<br />

Die Akquise von Fachkräften, die aus<br />

dem Ausland kommen, wird zunehmend<br />

wichtiger. In den vergangenen<br />

beiden Jahren konnten wir vorwiegend<br />

Mitarbeiter aus Spanien, Kroatien,<br />

Serbien und Bosnien-Herzegowina<br />

gewinnen. KWA ist in diesen<br />

Ländern zum einen selbst durch<br />

Stellenanzeigen in Online-Jobbörsen<br />

aktiv, zum anderen durch Kooperationen<br />

mit Arbeitsagenturen und<br />

Personalvermittlungsagenturen. Auch<br />

Asylbewerber sind für KWA als<br />

Mitarbeiter durchaus interessant,<br />

einige sind bereits in unseren Einrichtungen<br />

beschäftigt.<br />

Bei der Einstellung von Mitarbeitern<br />

aus dem Ausland sind jedoch einige<br />

Hürden zu nehmen. Die erste Hürde<br />

ist bei Bewerbern, die nicht aus dem<br />

EU-Ausland stammen, die fehlende<br />

Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in<br />

Deutschland. Dieses Genehmigungsverfahren<br />

nimmt oftmals einen<br />

Zeitraum von drei bis vier Monaten<br />

ein, erst dann darf der bereits eingestellte<br />

Mitarbeiter bei KWA tätig<br />

werden.<br />

Die zweite Hürde in Folge ist in den<br />

meisten Fällen eine fehlende oder<br />

geringe Kenntnis der deutschen<br />

Sprache. In den Pflegeberufen wird<br />

ein Sprachniveau „B2“ nach dem<br />

Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen<br />

für Sprachen vorausgesetzt.<br />

Das heißt, dass die Mitarbeiter eine<br />

selbstständige Sprachanwendung in<br />

Wort und Schrift beherrschen müssen<br />

und mit einem Muttersprachler ohne<br />

große Anstrengung eine Diskussion<br />

führen können sollen. KWA bietet<br />

hier Hilfestellung durch das Angebot<br />

von Sprachkursen. Ohne Frage, die<br />

Mitarbeiter aus dem Ausland geben<br />

sich die größte Mühe. Aber: Jeder von<br />

uns, der in seinem Leben eine fremde<br />

Sprache gelernt hat, weiß, dass das<br />

nicht so einfach ist, noch dazu,<br />

wenn man „nebenher“ seiner Arbeit<br />

nachgehen muss. Doch das ist noch<br />

nicht alles.<br />

Die dritte Hürde ist das Anerkennungsverfahren<br />

zur Erlaubnis zum<br />

Führen der Berufsbezeichnung in<br />

einem Gesundheitsfachberuf in<br />

Deutschland. Der Arbeitnehmer darf<br />

bis zur Erteilung dieser Erlaubnis nicht<br />

als Fachkraft, sondern „nur“ als<br />

Hilfskraft arbeiten. Eine Ausnahme<br />

gibt es diesbezüglich für EU-Bürger,<br />

wenn sie innerhalb von sechs Monaten<br />

ein Zeugnis über das Sprachniveau<br />

„B2“ vorlegen. Dies, obwohl<br />

viele der Mitarbeiter, die aus dem<br />

Ausland kommen, über eine abgeschlossene<br />

Ausbildung in einem<br />

Gesundheitsberuf verfügen oder sogar<br />

über ein abgeschlossenes Studium.<br />

Für die meisten ist diese Zeit des<br />

Übergangs nicht einfach. Ihre bisherigen<br />

Berechtigungen zur Ausübung<br />

von Tätigkeiten in Gesundheitsberufen<br />

sind hier in Deutschland auf einen<br />

Schlag nichts mehr wert. Wer vorher<br />

bereits als Fachkraft Verantwortung<br />

getragen hat, ist hier als Hilfskraft<br />

verständlicherweise unzufrieden. Eine<br />

Dauer von 12 bis 15 Monaten für den<br />

gesamten Genehmigungsprozess ist<br />

bei Nicht–EU-Bürgern keine Seltenheit.<br />

– Ein weiter Weg.<br />

Doch er lohnt sich für Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber in den meisten<br />

Fällen. Denn es hat sich gezeigt, dass<br />

Mitarbeiter, die aus dem Ausland<br />

kommen, von Kollegen und Stiftsbewohnern<br />

anerkannt und geschätzt<br />

werden, wenn sie bereit sind, sich von<br />

Anfang an auf unsere Kultur und<br />

unsere Werte einzulassen. Sie dabei<br />

zu unterstützen, ist eine wichtige<br />

Aufgabe. Denn nur gemeinsam kann<br />

Integration gelingen.<br />

Bruno Binner, KWA Personalleiter<br />

„Die Akquise von<br />

Fachkräften, die aus<br />

dem Ausland kommen,<br />

wird zunehmend<br />

wichtiger.“<br />

10 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

11


KWA Mitarbeiter.<br />

Titelthema.<br />

Die 1975 in Bamberg geborene<br />

Melanie Huml ist approbierte<br />

Ärztin. Ihre politische Karriere<br />

startete sie 1993 in der Jungen<br />

Union Oberfranken. Politisch<br />

aktiv war sie zunächst als Kreisvorsitzende<br />

der JU Bamberg Land, als<br />

Kreisrätin im Landkreis Bamberg<br />

und als Stadträtin in Bamberg. Seit<br />

2003 ist sie Mitglied des Bayerischen<br />

Landtags. Im Oktober<br />

2007 wurde sie als Staatssekretärin<br />

ins Kabinett berufen. Seit Oktober<br />

2013 leitet Melanie Huml als<br />

Staatsministerin das Bayerische<br />

Staatsministerium für Gesundheit<br />

und Pflege.<br />

Interview mit Staatsministerin Melanie Huml.<br />

Frau Staatsministerin, schon seit<br />

Jahren arbeiten Menschen aus aller<br />

Herren Länder hier in Deutschland in<br />

der Pflege: in Heimen, Krankenhäusern<br />

und Privathaushalten. – Läuft das<br />

zu Ihrer Zufriedenheit? Oder wo<br />

sehen Sie Handlungsbedarf?<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

sind in Bayerns Pflegeteams willkommen.<br />

Nicht nur, weil die Pflege<br />

Verstärkung braucht. Sondern auch,<br />

weil Menschen, die in mehreren<br />

Kulturen zuhause sind, sich wertvoll<br />

mit unterschiedlichen Einstellungen<br />

und Fähigkeiten einbringen können.<br />

Nicht zu vergessen: In Bayerns<br />

Alten- und Pflegeeinrichtungen leben<br />

inzwischen auch immer mehr alte<br />

Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Gerade ihnen können Pflegekräfte,<br />

die den jeweiligen Kulturkreis selber<br />

kennen und deren Muttersprache<br />

sprechen, besonders gut im Alltag<br />

helfen. Ausländische Pflegekräfte sind<br />

„Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe“<br />

aber auch gefordert, auf die Wünsche<br />

und Bedürfnisse pflegebedürftiger<br />

Menschen aus dem deutschsprachigen<br />

Kulturkreis einzugehen. Basis<br />

hierfür ist die Verständigung in<br />

deutscher Sprache. Es muss auch mit<br />

Blick auf die Anforderung einer<br />

angemessenen Qualität der Pflege zu<br />

jeder Zeit gewährleistet sein, dass<br />

eine tätigkeitsbezogene Kommunikation<br />

des Betreuungs- und Pflegepersonals<br />

mit den Pflegebedürftigen in<br />

deutscher Sprache möglich ist. Das<br />

Bayerische Pflege- und Wohnqualitätsgesetz<br />

sieht in diesem Zusammenhang<br />

vor, dass der Träger von Pflegeeinrichtungen<br />

die Förderung der<br />

interkulturellen Kompetenz der<br />

Betreuungs- und Pflegekräfte sicherzustellen<br />

hat.<br />

Welche Anstrengungen haben Sie als<br />

Bayerische Staatsministerin für<br />

Gesundheit und Pflege bis dato<br />

KWA<br />

EXKLUSIV -<br />

INTERVIEW<br />

Foto: Pressefoto<br />

unternommen, um dem Pflegekräftemangel<br />

zu begegnen? Und was ist<br />

schon erreicht?<br />

In Bayern haben wir in den vergangenen<br />

Jahren bereits viel getan, um<br />

mehr Menschen für den Pflegeberuf<br />

zu gewinnen. So hat unsere im Jahr<br />

2010 ins Leben gerufene HERZWER-<br />

KER-Kampagne eine Steigerung der<br />

Auszubildendenzahl von circa 35<br />

Prozent bewirkt. Außerdem haben<br />

wir das Schulgeld faktisch abgeschafft<br />

– und auf unsere Initiative hin hat die<br />

Landespflegesatzkommission klargestellt,<br />

dass Tarifvergütungen in den<br />

Pflegesätzen zu berücksichtigen sind.<br />

Zudem hat der bayerische Landespflegeausschuss<br />

auf meine Initiative<br />

hin im November 2014 den Startschuss<br />

zu einer Arbeitsgruppe Ausbildung<br />

gegeben. Diese setzt sich aus<br />

Einrichtungsträgern, Kostenträgern,<br />

dem DBfK und ver.di zusammen.<br />

Als Arbeitsgrundlage hatte ich bereits<br />

im Oktober 2014 einen Fünf-Punkte-<br />

Plan vorgelegt. Ziele sind:<br />

• ein Ausbau der bayerischen HERZ-<br />

WERKER-Kampagne, mit der bei<br />

Jugendlichen für den Pflegeberuf<br />

geworben wird,<br />

• eine bessere Anleitung in der<br />

praktischen Ausbildung,<br />

• eine deutliche Entbürokratisierung<br />

der Pflege-Arbeit durch weniger<br />

Dokumentationsaufwand,<br />

• ein konkretes Konzept für eine<br />

Ausbildungsumlage,<br />

• ein Projekt zum Stopp von Ausbildungsabbrüchen.<br />

Arbeitskräfte für die Altenpflege<br />

kann man unter anderem dadurch<br />

gewinnen, dass man selbst ausbildet.<br />

KWA hat sich klar für den Erhalt der<br />

Altenpflegeausbildung und gegen die<br />

geplante generalistische Pflegeausbildung<br />

positioniert: Weil zum einen<br />

zu befürchten ist, dass damit in der<br />

Ausbildung die Vermittlung von<br />

Wissen und Fertigkeiten verloren<br />

gehen, die für die Begleitung und<br />

Pflege alter Menschen wichtig sind.<br />

Und zum anderen hat möglicherweise<br />

so mancher an einer Altenpflegeausbildung<br />

Interessierte gar keine<br />

Lust, sich mit Wissen über Krankenund<br />

Kinderkrankenpflege „vollzustopfen“.<br />

Damit wären potenzielle<br />

Altenpfleger verloren. Sehen Sie das<br />

ähnlich? Oder anders?<br />

Wichtig ist: Der Pflegeberuf muss<br />

attraktiver werden, damit sich mehr<br />

junge Menschen dafür entscheiden.<br />

Zudem müssen die Berufsausübung<br />

und die beruflichen Perspektiven die<br />

Beschäftigten auf Dauer zufriedenstellen.<br />

Sonst werden sie ihrem Beruf<br />

wieder den Rücken kehren. Die<br />

veränderten Versorgungsstrukturen<br />

erfordern zudem eine übergreifende<br />

pflegerische Qualifikation. Deshalb ist<br />

die von der Bundesregierung geplante<br />

generalistische Pflegeausbildung<br />

sinnvoll. Denn sie kann einen Beitrag<br />

dazu leisten, langfristig Fachkräfte für<br />

alle Bereiche der Pflege zu gewinnen<br />

und zugleich den hohen Standard der<br />

Ausbildung zu sichern. Kritiker der<br />

neuen Regelung sollten beachten:<br />

Neben den generalistischen Ausbildungsinhalten<br />

wird es auch zukünftig<br />

eine Spezialisierung für einen Pflegebereich<br />

geben, so auch für die Pflege<br />

von Kindern und älteren Menschen.<br />

Dies wird innerhalb der dreijährigen<br />

Ausbildung durch entsprechende<br />

Vertiefungseinsätze erfolgen. Die<br />

jeweiligen Schwerpunkte der bisherigen<br />

Ausbildungen müssen sich bei<br />

der Zusammenführung der Ausbildungsinhalte<br />

selbstverständlich in<br />

dem Rahmenlehr- und Rahmenausbildungsplan<br />

wiederfinden. Noch ein<br />

Hinweis: In Bayern werden bereits<br />

seit Jahren erfolgreich Schulversuche<br />

zur generalistischen Pflegeausbildung<br />

durchgeführt. Zudem besteht auch<br />

weiterhin die Möglichkeit, im Nachgang<br />

zur Pflegeausbildung noch<br />

Spezialisierungen in Form von Fortund<br />

Weiterbildungen zu absolvieren.<br />

Was müssen Unternehmen und<br />

Einrichtungen, die Pflegekräfte<br />

brauchen, Ihres Erachtens tun, damit<br />

sie im internationalen Wettbewerb<br />

um Pflegekräfte erfolgreich sind?<br />

Die Rahmenbedingungen so zu<br />

gestalten, dass junge Menschen – unabhängig<br />

ob Mann oder Frau – arbeiten<br />

und leben können, wie sie es<br />

möchten, ist eine zentrale Aufgabe<br />

von Politik und Gesellschaft. Bund<br />

und Länder haben ein großes Interesse<br />

an einer angemessenen Ausstattung<br />

der Pflegeeinrichtungen mit<br />

ausreichendem und gutem Personal.<br />

Auf Bundesebene sind daher mit dem<br />

ersten Pflegestärkungsgesetz die<br />

Voraussetzungen für Einrichtungen<br />

geschaffen worden, den Personalschlüssel<br />

für Betreuungskräfte anzuheben.<br />

Auf Landesebene hat die<br />

Pflegesatzkommission ebenfalls eine<br />

Verbesserung der Personalschlüssel<br />

beschlossen. Seit dem Jahr 2014 kann<br />

bei neu geschlossenen Verträgen ein<br />

pflegestufenunabhängiger Zusatzschlüssel<br />

in Höhe von 1:40 abgeschlossen<br />

werden. Eine weitere<br />

Verbesserung des Zusatzschlüssels<br />

„Sonstige Dienste“ von 1:40 auf<br />

1:26,4 ist seit Beginn dieses Jahres<br />

möglich. Die Einrichtungsträger<br />

müssen nun aber auch ihre Verantwortung<br />

für das Aushandeln ausreichend<br />

hoher Personalschlüssel und<br />

die Refinanzierung angemessener<br />

Gehälter wahrnehmen. Denn mehr<br />

Personal heißt mehr Zeit für die<br />

Pflege und damit eine Entlastung für<br />

die Beschäftigten in der Pflege.<br />

Einrichtungen dürfen sich in der<br />

Praxis nicht scheuen, trotz gegebenenfalls<br />

steigender Pflegesätze auch<br />

entsprechend angemessen hohe<br />

Gehälter zu zahlen. Eine angemessene<br />

Personalausstattung und entsprechende<br />

Bezahlung gehören zu den<br />

wesentlichen Faktoren, die Einrichtungen<br />

für Arbeitnehmer attraktiv<br />

machen können. Ein weiterer Faktor<br />

für Unternehmen und Einrichtungen<br />

ist die Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf, hierzu zählen auch Beratungsund<br />

Bildungsangebote.<br />

Ihr Lebensmotto ist „Wenn viele<br />

kleine Leute an vielen kleinen Orten<br />

viele kleine Schritte tun, können sie<br />

das Gesicht der Welt verändern“.<br />

Gilt das auch für das Gesicht der<br />

Pflege? Und welche Schritte<br />

müssten viele kleine Leute tun?<br />

Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe. Uns sollte bewusst sein,<br />

dass jeder Einzelne für das Alter<br />

vorsorgen muss. Klar ist dabei, dass<br />

dies für den Einzelnen auch finanzielle<br />

Einschnitte bedeuten kann.<br />

Denn: Gute Pflege – so wie wir sie<br />

uns alle wünschen – kostet eben<br />

auch Geld. Die Pflegeversicherung<br />

bietet dabei eine wichtige Entlastung,<br />

ist aber keine Vollfinanzierung.<br />

Pflegebedürftige und ihre Angehörigen<br />

müssen daher ihre Interessen<br />

frühzeitig selbst in den Blick nehmen.<br />

Sieglinde Hankele<br />

12 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

13


KWA Symposium.<br />

Blickwinkel.<br />

Transnationale Pflegekräfte –<br />

Wer pflegt Deutschland?<br />

Experten beschrieben beim 14. KWA<br />

Symposium, was alles zu tun ist,<br />

wenn wir Menschen aus dem Ausland<br />

hier in der Pflege einsetzen<br />

möchten. – KWA Vorstand Dr. Stefan<br />

Arend verdeutlichte: Wir brauchen<br />

dringend Mitarbeiter aus dem Ausland.<br />

Wir können aber unsere Probleme<br />

nicht auf dem Rücken anderer<br />

Länder lösen. Ein Dilemma.<br />

Drei KWA Pflegemitarbeiter mit<br />

Migrationsgeschichte berichteten<br />

beim KWA Symposium in München,<br />

wieso sie heute in Deutschland leben<br />

und in der Pflege arbeiten: Stefania<br />

Mihuta, Solange Kamdem und Semir<br />

Sogorovic. Alle drei haben selbst die<br />

Initiative ergriffen, um hier arbeiten<br />

zu können, kämpfen zwar noch mit<br />

der deutschen Sprache, haben jedoch<br />

klare Ziele. Diese aus Arbeitgebersicht<br />

erfreulichen Beispiele sind freilich<br />

nicht repräsentativ. Recruiting-Experte<br />

Axel Klopprogge sagt: „Es reicht nicht,<br />

zu hoffen, dass jemand kommt oder<br />

dass man Arbeitslose abgreifen kann.<br />

Man muss strukturelle Lösungen<br />

suchen. Das wird in der Regel ein Mix<br />

aus ganz unterschiedlichen Dingen<br />

sein – von der Erhöhung der Eigenausbildung<br />

über eine Reduzierung der<br />

Fluktuation und des Krankenstandes<br />

bis hin zur gezielten Akquise im Ausland.“<br />

Dass wir uns um ausländische<br />

Mitarbeiter bemühen müssen, wenn<br />

wir das prognostizierte gigantische<br />

Defizit an Pflegekräften abfedern<br />

möchten, stellte beim Symposium<br />

keiner infrage. Allerdings benannte<br />

der Jurist und Gerontologe Thomas<br />

Klie eine Reihe von Problemen, die<br />

gelöst werden müssen, wenn wir<br />

Menschen aus anderen Ländern für<br />

die Arbeit in Deutschland gewinnen<br />

möchten. Unter anderem: die Anerkennung<br />

beruflicher Qualifikationen,<br />

die aufenthaltsrechtliche Situation<br />

und die Frage des Familiennachzugs.<br />

Kulturelle Differenzen, andere Berufsvorstellungen<br />

und Sprachprobleme<br />

seien weitere Handlungsfelder. Der<br />

„Brain-Drain“ – der Verlust von<br />

Akademikern und Fachkräften in den<br />

Herkunftsländern durch die Abwanderung<br />

– dürfe dabei nicht außer Acht<br />

gelassen werden. Das liegt auch der<br />

Politikwissenschaftlerin Grit Braeseke<br />

am Herzen: Die internationale Anwerbung<br />

von Fachkräften müsse im<br />

Einklang stehen mit einer nachhaltigen<br />

Förderung der Gesundheitssysteme<br />

in Entwicklungsländern. Braeseke beschäftigt<br />

sich seit Jahren mit Gesundheitssystemen<br />

und sozialpolitischen<br />

Herausforderungen. Sie sagt: „Wenn<br />

man Menschen aus Entwicklungsoder<br />

Schwellenländern für die Arbeit<br />

in der Pflege zu uns holt, muss man<br />

etwas zurückgeben, sich zumindest<br />

engagieren.“ – Beispielsweise dafür,<br />

dass im Herkunftsland verstärkt<br />

ausgebildet wird. Wie andere Länder<br />

mit dem Pflegekräftemangel umgehen?<br />

In den USA wird über temporäre<br />

Arbeitsmigration diskutiert. In Japan<br />

sind quartiersbezogene Pflegearrangements<br />

ein Lösungsansatz, zudem ein<br />

„Economic Partnership Agreement“<br />

mit Indonesien, den Philippinen und<br />

Vietnam. Erkenntnisse aus einem<br />

Pilotprojekt von Deutschland mit Vietnam<br />

sind laut Braeseke übertragbar:<br />

Eine längere Eingewöhnungsphase<br />

und interkulturelle Trainings sind bei<br />

ausländischen Mitarbeitern unumgänglich,<br />

zudem private und berufliche<br />

Integration sowie sprachliche<br />

Begleitung. Im KWA Forum ebenfalls<br />

beleuchtet wurde die Situation von<br />

ausländischen Haushaltshilfen, die laut<br />

Thomas Klie gekennzeichnet ist von<br />

geringer Entlohnung, dem Pendeln<br />

zwischen Arbeits- und Lebensort,<br />

dem Risiko fachlicher Überforderung<br />

und familienähnlichen Konstellationen<br />

am Arbeitsplatz, jedoch mit asymmetrischen,<br />

feudalen Strukturen. Der Bundesverband<br />

Seniorenbetreuung nimmt<br />

an, dass bis zu 90 Prozent der osteuropäischen<br />

Helferinnen „schwarz“ in<br />

deutschen Haushalten arbeiten. Thomas<br />

Klie hat kein Verständnis für das<br />

Wegschauen: „400.000 Menschen<br />

sind – weitgehend illegal – in deutschen<br />

Haushalten beschäftigt. – Und<br />

es passiert nichts.“<br />

Sieglinde Hankele<br />

Ein ausführlicher Bericht<br />

zum 14. KWA Symposium<br />

ist auf www.kwa.de zu<br />

finden sowie ein Link zum<br />

Symposiumsfilm.<br />

Ausländische Arbeitskräfte im<br />

Gesundheitswesen und in der Pflege<br />

Prof. Dr. Roland Schmidt<br />

Im November 2015 veröffentlichte<br />

die Prognos AG eine im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Gesundheit<br />

erstellte Studie zum Thema „Ausländische<br />

Beschäftigte im Gesundheitswesen<br />

nach Herkunftsländern“. Rund<br />

8 Prozent der Ärzte und rund 14 Prozent<br />

der Mitarbeiter in nichtärztlichen<br />

Gesundheitsberufen stammen im Jahr<br />

2014 aus dem Ausland. Es handelt<br />

sich, beide Gruppen zusammengenommen,<br />

um rund 633.000 Beschäftigte<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

In der Altenpflege sind zum Untersuchungszeitpunkt<br />

bundesweit rund<br />

140.000 ausländische Arbeitskräfte<br />

tätig. Das sind 23 Prozent aller in<br />

dieser Teilbranche Tätigen. Mit Blick<br />

auf die Herkunftsländer stammen<br />

39 Prozent aus EU-Staaten, 30 Prozent<br />

aus dem übrigen Europa und 26 Prozent<br />

aus außereuropäischen Staaten<br />

mit dem Schwerpunkt Asien. Bei etwa<br />

5 Prozent ist das Herkunftsland nicht<br />

bekannt.<br />

Drei Barrieren für das Tätigwerden<br />

hierzulande stellt die Prognos AG als<br />

zentral heraus:<br />

• die Beherrschung der deutschen<br />

Sprache sowohl im Hinblick auf<br />

Patienten als auch im Hinblick auf<br />

die fachliche Verständigung mit<br />

Kollegen,<br />

• die Anerkennung der im Ausland<br />

erworbenen Qualifikationen, die zudem<br />

nicht bundeseinheitlich geregelt<br />

ist, sowie<br />

• kulturelle Differenzen, wobei diese<br />

sich insbesondere an fehlenden<br />

Kenntnissen des deutschen Gesundheits-<br />

und Pflegesystems und<br />

berufsspezifischer Verhaltensnormen<br />

festmachen lassen.<br />

Die Anerkennungsproblematik stellt<br />

sich in der Altenpflege als besonders<br />

gravierend heraus. Knapp jeder zweite<br />

Antrag auf Anerkennung wird derzeit<br />

negativ beschieden.<br />

Anstellungsträger haben im Falle der<br />

Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer<br />

im Bereich Gesundheit und<br />

Pflege mit dem Erfordernis einer intensiveren<br />

Einarbeitung zu rechnen. Auch<br />

besteht ein Unterstützungsbedarf bei<br />

Themen wie Umgang mit Behörden,<br />

Arbeitsplatzsuche des Partners, Wohnungssuche<br />

und Kinderbetreuung.<br />

Eine finanzielle Förderung von Sprachkursen<br />

und deren Abstimmung mit<br />

Arbeitszeiten ist aus Sicht der ausländischen<br />

Mitarbeiter von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

Ausländische Arbeitnehmer sind<br />

unabdingbar, will man die Fachkräftelücke<br />

schließen, die sich im Gesundheitswesen<br />

und in der Pflege bis 2025<br />

immer weiter öffnet. Dies gilt primär<br />

für Gesundheitsberufe mit Berufsabschluss,<br />

unter anderem für Pflegefachkräfte.<br />

Hier geht die Prognos<br />

AG von einer Lücke in Höhe von 18<br />

Prozent aus. Aber auch für Berufe mit<br />

Hochschulabschluss, deren Lücke mit<br />

9 Prozent veranschlagt wird. Eine Intensivierung<br />

der Bemühungen um die<br />

Gewinnung ausländischer Fachkräfte<br />

ist somit zwingend geboten. Auch<br />

KWA wird die begonnenen Bemühungen<br />

um ausländisches Fachpersonal<br />

fortführen und intensivieren.<br />

Zudem ist ein Tätigsein ausländischer<br />

Fachkräfte von Vorteil, wenn mittelbis<br />

längerfristig auch mehr Bewohner<br />

und Pflegekunden von KWA ausländische<br />

Wurzeln haben werden. Ein<br />

international zusammengesetztes<br />

Personal stärkt die Übereinstimmung<br />

(kulturelle Konvergenz) zwischen Bewohnern<br />

und Kunden einerseits und<br />

Mitarbeitern von KWA andererseits.<br />

14 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

15


Menschen.<br />

Foto: Christel Görke<br />

Foto: Andrea Haas<br />

Foto: privat<br />

Foto: Marco Kuhn-Schönbeck<br />

KWA Stift im Hohenzollernpark<br />

Angekommen bei KWA<br />

Zwischenstation Hotel Adlon<br />

Die Liebe war es, die Danuta Swierkot 1996 nach<br />

Berlin brachte. Für ihren heutigen Mann stürzte sie sich<br />

ins Abenteuer: Sie gab ihren Job als Mess- und Regeltechnikerin<br />

im polnischen Stettin auf und zog – ohne<br />

ein Wort Deutsch zu sprechen – in die Bundeshauptstadt.<br />

Der Anfang war schwer, berichtet die 44-Jährige.<br />

Insbesondere die Sprache machte Danuta Swierkot zu<br />

schaffen, doch sie kämpfte sich beharrlich durch den<br />

Deutschkurs der VHS. Aufgeben ging nicht, der Wille<br />

anzukommen war stärker. Als ihr Sohn geboren wurde,<br />

erst recht. Ihre erste berufliche Station in Berlin<br />

war das Hotel Adlon, in dem sie als Zimmermädchen<br />

arbeitete. „Das war ein harter Job“, erinnert sich Danuta<br />

Swierkot. Sie suchte Veränderung und bewarb sich<br />

2004 erfolgreich im KWA Stift im Hohenzollernpark<br />

im Etagenservice. Das war einst. Heute hat sie, nach<br />

einer Qualifizierung zur Objektleiterin, die Leitung der<br />

Hauswirtschaft, des Restaurants und des Stiftsladens<br />

inne. Eigentlich sei sie eher ein ernsthafter Mensch,<br />

meint Danuta Swierkot. „Mit den Bewohnern scherze<br />

ich trotzdem gerne – weil gemeinsames Lachen den Tag<br />

verschönt.“ Danuta Swierkot ist angekommen.<br />

KWA Hanns-Seidel-Haus<br />

In blumiger Mission<br />

Ein kreativer Spaziergang<br />

durch das Jahr<br />

Brigitte Grundler ist beruflich Blumenfee, und sie ist es von<br />

ganzem Herzen. Die gelernte Floristin sorgt seit 16 Jahren<br />

im KWA Hanns-Seidel-Haus dafür, dass aus Räumen Wohnträume,<br />

Oasen, Festsäle und Empfangsbereiche werden.<br />

Sie setzt dabei auf kreative Handarbeit. Die 58-Jährige<br />

kümmert sich zu allen Jahreszeiten um entsprechende<br />

Dekoration, gestaltet Terrasse und Café, kümmert sich um<br />

über 100 Grünpflanzen und unterstützt darüber hinaus die<br />

Bewohner mit floralen Ideen, Pflegetipps und topft schnell<br />

nebenher noch die ein oder andere Zimmerpflanze um.<br />

Die Ideen gehen Brigitte Grundler nicht aus: „Das sprudelt<br />

ständig aus mir heraus!“ Das sei wie bei einem Maler, der<br />

eine leere Leinwand vor sich habe. Bevor Brigitte Grundler<br />

im Hanns-Seidel-Haus anfing, kümmerte sie sich einige<br />

Jahre intensiv um ältere Angehörige. Sie nimmt aus diesen<br />

Erfahrungen viel in ihre Arbeit mit, denn der Kontakt zu<br />

den Menschen im Haus ist ihr wichtig. Sie hört zu und<br />

macht Freude, indem sie die Aufmerksamkeit auf die schönen<br />

kleinen Dinge lenkt. Bewohner, die nicht mehr mobil<br />

sind, können dank der Blumenfee im Haus auf Entdeckungsreise<br />

gehen und über das Jahr hinweg einen stetigen<br />

Wandel erleben.<br />

Caroline Oetker Stift<br />

Künstler mit<br />

Bodenhaftung<br />

Mensch und Technik<br />

Soziale Kompetenz, technische Begabung und künstlerisches<br />

Talent – Mario Krohnen vereint diese Eigenschaften<br />

in einer Person. Nach der Ausbildung zum<br />

Anlagenelektroniker folgte die Ausbildung zum Altenpfleger<br />

– der Zivildienst hatte ihn dazu gebracht. Nach<br />

vielen Jahren in der freiberuflichen Altenpflege ist der<br />

47-Jährige in der Mitte beider Tätigkeitsfelder angekommen:<br />

Seit 2012 ist er Haustechniker im Caroline Oetker<br />

Stift in Bielefeld. „Mir ist es wichtig, dass es den Leuten<br />

gut geht“, sagt Mario Krohnen. Er mag die Mischung –<br />

den Kontakt zu den Bewohnern und das Tüfteln über<br />

technischen Problemen. Er habe den Ehrgeiz, immer<br />

die beste Lösung zu finden, was nicht mit der aufwendigsten<br />

oder teuersten Variante gleichzusetzen sei. Auch<br />

Mario Krohnens künstlerisches Schaffen ist von Tüftelei<br />

geprägt: Er gestaltet Lichtobjekte und Rauminstallationen.<br />

Zumeist mit Fundstücken, die er gesammelt hat<br />

und auf dem Dachboden in Kisten lagert. 2001 überraschte<br />

ihn der Erfolg seiner ersten Ausstellung – danach<br />

folgten zahlreiche Projekte, seine Bekanntheit stieg.<br />

Mit seinem kinetischen Rotationsobjekt „Mars“ gewann<br />

Mario Krohnen 2014 den Kunstpreis „Mensch und Natur“<br />

des Nationalparks Harz.<br />

Siehe auch www.mariokrohnen.com.<br />

KWA Parkstift Hahnhof<br />

Alles auf Anfang<br />

Aus Kamerun nach Deutschland<br />

Myriam Suzzine Seunou stammt aus Kamerun. Im September<br />

2015 hat die 40-Jährige ihre Ausbildung zur Altenpflegerin<br />

im KWA Parkstift Hahnhof in Baden-Baden begonnen.<br />

2012 hat sie ihre Heimat in Zentralafrika verlassen. Sie<br />

habe dort für sich keine Zukunft mehr gesehen. Tatsächlich<br />

sind Menschenrechtsverletzungen laut Amnesty International<br />

in Kamerun an der Tagesordnung. Myriam Seunou hat<br />

vier Kinder, ihren 15-jährigen Sohn konnte sie nachholen,<br />

die drei anderen Kinder leben und studieren in Kamerun.<br />

Ihr Asylverfahren läuft, der jetzige Status lautet: Aufenthaltsgestattung.<br />

Alle sechs Monate wird der Status verlängert,<br />

bis das Verfahren entschieden ist. Die Ungewissheit<br />

belastet, doch Myriam Seunou will ihren Alltag davon nicht<br />

bestimmen lassen. Sie mag die Arbeit mit alten Menschen,<br />

die Pflege und sie spricht viel von Respekt. In ihrer afrikanischen<br />

Heimat seien alte Menschen ganz selbstverständlich<br />

in die Familie eingebunden, erzählt Myriam Seunou.<br />

Sie spricht gut Deutsch. „Erst heute Morgen habe ich<br />

Grammatikübungen gemacht“, sagt sie stolz, mit sanfter<br />

Stimme. Sie berichtet von der guten Stimmung im Team<br />

und der Dankbarkeit, die von den Bewohnern zurückkommt:<br />

„Alle sind nett, ich wünsche mir, dass es so bleibt.“<br />

Agnes Gsell<br />

16 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

17


KWA Mitarbeiter.<br />

Danke.<br />

18 <strong>alternovum</strong> | 1/2016 19


Menschen.<br />

KWA Stift Rupertihof<br />

Sandra Buisson:<br />

Doch nach nur sechs Wochen kommt<br />

ein Angebot über eine mehrwöchige<br />

Modeschau-Tournee durch ganz<br />

Deutschland, begleitet von einer<br />

Band mit einem jungen blonden<br />

Mann, später „Heino“ genannt.<br />

Die berufliche Laufbahn im Verlag ist<br />

damit beendet, die Karriere als<br />

Mannequin beginnt und soll sieben<br />

intensive Jahre dauern. Dazu gehören<br />

neben vielen Tourneen und Einzelschauen<br />

die großen Modemessen in<br />

Berlin, Düsseldorf und München<br />

sowie Fototermine. Sandra Buisson<br />

präsentiert unter anderem Kleidung<br />

von Heinz Oestergaard, dem einflussreichsten<br />

deutschen Modedesigner<br />

der Nachkriegszeit. „Der Laufsteg war<br />

meine Leidenschaft“, sagt sie im<br />

Rückblick.<br />

KWA Caroline Oetker Stift<br />

Alice Hüsing:<br />

„Miss Bielefeld“<br />

Tänzerin und Fotomodell<br />

Mannequin aus Leidenschaft<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ein kleines Mädchen weiß, was<br />

es einmal werden möchte? Wohl<br />

eher gering. Bei Sandra Buisson war<br />

das anders, sie kannte bereits als<br />

siebenjährige ihren Berufswunsch und<br />

das kam so:<br />

Nach den düsteren Zeiten des Krieges<br />

ist der Besuch einer Modeschau für<br />

die Mutter der kleinen Sandra und<br />

viele andere Frauen eine erfreuliche<br />

Abwechslung. Bei einem dieser<br />

Besuche darf das Mädchen die<br />

Mutter begleiten. Das geschieht<br />

zunächst mit wenig Begeisterung.<br />

Doch kaum hat die Show begonnen,<br />

ist Sandra fasziniert von der Schönheit<br />

der Mannequins auf dem Laufsteg<br />

und besonders von ihrer Art sich<br />

zu bewegen. Für das Mädchen steht<br />

ab sofort fest: „Ich werde Mannequin.“<br />

Die Eltern halten dies für eine<br />

Flause ihrer Tochter. Weit gefehlt, das<br />

Mädchen besucht nun so oft wie<br />

20<br />

<strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

möglich heimlich Modeschauen. Die<br />

Eltern teilen den Berufswunsch ihrer<br />

Tochter ganz und gar nicht. Sandra<br />

solle etwas mit Zukunftsperspektive<br />

lernen. So absolviert Sandra Buisson<br />

zunächst eine kaufmännische Lehre.<br />

Kaum ist diese mit Erfolg beendet,<br />

bewirbt sich Sandra beim bekannten<br />

Studio Boloni in Düsseldorf. Der Chef<br />

sucht seine Schülerinnen persönlich<br />

aus, nimmt Sandra. Die Ausbildung<br />

zum Model ist umfangreich und<br />

streng, Bewegungsabläufe und<br />

Haltung müssen sitzen, das Lächeln<br />

darf niemals fehlen. „Ganz besonders<br />

wichtig waren Disziplin, Ausstrahlung<br />

und Eleganz des Models.“ Kleidergröße<br />

38 war für den Beruf damals kein<br />

Hindernis, die Damen durften fraulich<br />

wirken.<br />

Nach Abschluss der Ausbildung will<br />

Sandra Buisson ihren Lebensunterhalt<br />

sichern und nimmt eine Stelle in<br />

einem Verlag an. „Dort waren wir ein<br />

tolles Team“, sagt Sandra Buisson.<br />

Mit 25 Jahren heiratet Sandra Buisson<br />

den Besitzer eines Werbeunternehmens.<br />

Um ihren Mann in allen<br />

Belangen zu unterstützen, gibt sie<br />

ihren Traumberuf auf. Die kaufmännische<br />

Lehre erweist sich nun als<br />

segensreich. Fast 30 Jahre betreibt das<br />

Ehepaar sehr erfolgreich das Unternehmen.<br />

Als nach langer Krankheit<br />

der Ehemann verstirbt, muss sie sich<br />

neu orientieren. Freunde raten ihr:<br />

„Geh doch wieder auf den Laufsteg.“<br />

So beginnt die zweite Karriere von<br />

Sandra Buisson, nun als Lady-Model.<br />

Es hat sich viel verändert, die Branche<br />

ist härter geworden. Freude machte<br />

ihr das Modeln jedoch nach wie vor,<br />

bis zum letzten Auftritt. Und sie sagt:<br />

„Ich hätte mir kein schöneres Berufsleben<br />

wünschen können, auch als<br />

Geschäftsfrau.“ Heute lebt die elegante<br />

75-Jährige im Rupertihof, und<br />

dies sehr gerne, wie sie betont. Sie<br />

genieße das Leben und den Kontakt<br />

zu interessanten Menschen.<br />

Lisa Brandl-Thür<br />

Ein Online-Bilderalbum zu<br />

Sandra Buisson finden Sie<br />

auf www.<strong>alternovum</strong>.de.<br />

„Ich bin selbst verwundert, was ich<br />

alles gemacht habe“, sagt Alice<br />

Kuhnert-Hüsing – die einstige Tänzerin,<br />

die nebenbei auch als Fotomodell<br />

gearbeitet hat und im Jahr 1956 zur<br />

Miss Bielefeld gekürt wurde. Heute ist<br />

sie 87, wohnt im Caroline Oetker Stift<br />

in Bielefeld.<br />

Der Wunsch, Tänzerin zu werden,<br />

war früh da. Dem Vater, einem<br />

Maschinenbauingenieur, gefiel das gar<br />

nicht. Alice sollte doch Ärztin werden<br />

und vielleicht sogar als Chirurgin in<br />

die Fußstapfen des Großvaters treten.<br />

Doch Alice hatte die Unterstützung<br />

der Mutter, bekam schon als Kind<br />

Ballettunterricht. Nach dem erfolgreich<br />

absolvierten Abitur und bestandener<br />

Aufnahmeprüfung, wo ihr<br />

Tanztalent und Musikalität bescheinigt<br />

wurden, durfte sie sich zur Tänzerin<br />

ausbilden lassen. Und als sie später an<br />

Staatstheatern in wichtigen Rollen<br />

brillierte – in Kassel, in Mainz, und in<br />

Wiesbaden – zeigte der Vater unverhohlen<br />

seinen Stolz. Dass Alice<br />

nebenbei als Fotomodell gearbeitet<br />

hat, ging nicht von ihr aus. Der<br />

damals sehr bekannte Moderator<br />

Hans Maegerlein hat sie dazu ermuntert.<br />

Beim ersten Auftritt auf einem<br />

Laufsteg präsentierte sie eine Winterkollektion,<br />

in ihrem Geburtsort Hagen<br />

in Westfalen – danach auch in Wiesbaden<br />

und Kassel. Gerne erinnert sie<br />

sich auch an Engagements als Fotomodell<br />

für das Modemagazin Burda<br />

und für Dr. Oetker. Doch sie betont:<br />

„Ich war kein Superstar-Model. Ich<br />

war auch nicht der Typ, der ganz nach<br />

oben wollte.“<br />

Auch die Teilnahme am Wettbewerb<br />

um den Titel der „Miss Bielefeld“ war<br />

nicht ihre eigene Idee. Kollegen vom<br />

Stadttheater haben sie überredet. Und<br />

so war sie eine von 1.200 jungen<br />

Frauen, die sich bewarben. 32 wurden<br />

vorausgewählt, 16 kamen in die<br />

Endrunde. Kultur- und Geschichtsfragen<br />

zu beantworten, fiel ihr leicht:<br />

Das entsprach ihren Interessen. Ihre<br />

Konkurrentinnen waren Anfang 20,<br />

sie selbst 27, deshalb rechnete sie sich<br />

keine Chancen aus. Doch die Jury<br />

entschied sich für Alice – eine blendende<br />

Erscheinung. Als Tänzerin hat<br />

sie 22 Jahre lang gearbeitet, mit großer<br />

Leidenschaft – auch wenn bisweilen<br />

die Zehen bluteten. Auf die Figur<br />

musste sie achten, obwohl Alice auch<br />

nach heutigen Maßstäben bei einer<br />

Körpergröße von 1,72 mit 60 Kilogramm<br />

nicht übergewichtig war.<br />

Die heutigen Magermodels bedauert<br />

sie sehr.<br />

Mit 40 beendete sie die Tanzkarriere,<br />

unterstützte den Ehemann, der<br />

freiberuflich als Grafikdesigner arbeitete,<br />

im Studio. Das notwendige<br />

Wissen hat sie sich angelesen. Das<br />

Credo ihrer Großmutter „Sag nie, das<br />

kann ich nicht“ war längst ihr eigenes.<br />

Eigenes Geld verdiente sie fortan als<br />

kaufmännische Assistentin in einem<br />

Juweliergeschäft. „Ich hatte keine<br />

Ahnung von Juwelen, habe sehr viel<br />

dafür tun müssen, um da hineinzuwachsen“,<br />

sagt sie. – Sie hat nächtelang<br />

Fachliteratur aufgesogen. Und<br />

das hat sich für ihren Chef rasch<br />

ausgezahlt: Es gab Kunden, die<br />

wollten sich ausschließlich von ihr<br />

beraten lassen – und haben dann<br />

Exquisites gekauft. So durfte sie den<br />

Juwelier auch zu Messen nach München<br />

und Mailand begleiten. Das hat<br />

ihr gefallen, so wie ihr ganzes Leben.<br />

Sieglinde Hankele<br />

Ein Online-Bilderalbum<br />

zu Alice Kuhnert-Hüsing<br />

finden Sie auf<br />

www.<strong>alternovum</strong>.de.<br />

21


Menschen.<br />

Foto: Sieglinde Hankele<br />

KWA Reisen.<br />

Norwegen<br />

Schweden<br />

Finnland<br />

Stockholm<br />

Russland<br />

KWA Stift Brunneck<br />

Macht und Recht:<br />

Aus dem Leben eines<br />

Richterehepaares<br />

Sie sah sich 1954 zu Beginn ihres<br />

Jurastudiums in Hamburg noch als<br />

künftige Attachée an der deutschen<br />

Botschaft in London oder Paris,<br />

während er – bereits mit dem festen<br />

Vorsatz, das Amt des Richters zu<br />

ergreifen – den gleichen Studiengang<br />

in Marburg begann. Dr. Wolf Endemanns<br />

erste berufliche Station war<br />

das Landgericht Darmstadt. Dr. Jutta<br />

Endemann entdeckte während des<br />

Rechtsreferendariats ihr Interesse für<br />

den Richterberuf und begann am<br />

Landgericht Itzehoe ihre berufliche<br />

Laufbahn. Ihr Schwerpunkt lag im<br />

Zivil- und Handelsrecht, seiner im<br />

Staats- und Verwaltungsrecht. 1965<br />

kreuzten sich die Wege der beiden<br />

im Bonner Bundesjustizministerium<br />

und so wurde aus zwei Richtern ein<br />

Ehepaar.<br />

zustimmend. Beide schätzten es,<br />

dass sich der Berufsalltag zumeist<br />

sehr spannend gestaltete. „Es war<br />

bunt“, sagt Dr. Jutta Endemann und<br />

beide sind sich einig, „die Berufsjahre<br />

waren unsere goldenen Jahre.“<br />

„Grundsätzlich liegen jedem Fall<br />

klare Verfahrensvorschriften zugrunde“,<br />

beschreibt Dr. Jutta Endemann<br />

die Herangehensweise an einen<br />

Prozess. „Jeder, der einen Anspruch<br />

geltend macht, muss bestimmte<br />

Tatsachen belegen und beweisen.<br />

Kann er nicht beweisen, verliert er.“<br />

So habe man manchmal auch mit<br />

dem unguten Gefühl urteilen müssen,<br />

eine Person sei zwar im Recht, die<br />

Beweislage reichte aber nicht aus. Sie<br />

habe dann versucht, einen Vergleich<br />

herbeizuführen, so Dr. Jutta Endemann.<br />

„Im Richterberuf geht es<br />

oftmals darum, einen Ausgleich, eine<br />

Lösung zu finden“, ergänzt ihr Mann.<br />

Dr. Jutta Endemann im Rückblick:<br />

„Das war unser beider Hauptinteresse,<br />

auch bei unserem Sohn – von<br />

Kindesbeinen an.“ Der Sohn ist heute<br />

als Rechtsanwalt in München tätig.<br />

Ehe, Kind und Beruf ließen sich gut<br />

vereinbaren, stellt Dr. Jutta Endemann<br />

fest. Auch habe sie als Frau nie mit<br />

Akzeptanzproblemen zu tun gehabt.<br />

An eine einzige Begebenheit erinnert<br />

sie sich, schmunzelnd: „Am Amtsgericht,<br />

es ging um Bauernangelegenheiten,<br />

wurde ich einmal von einem<br />

Landwirt aufgefordert, den Mund zu<br />

halten. Er war der Meinung, ich, das<br />

Fräulein, habe schließlich keine<br />

Ahnung.“<br />

Endemanns sind nahbar, strahlen<br />

dennoch eine natürliche Autorität<br />

aus. Die guten didaktischen und<br />

rhetorischen Fähigkeiten fallen auf –<br />

ebenso wie das klare und analytische<br />

Denken beider. Das Paar gibt sich<br />

bescheiden, obwohl dies alles andere<br />

als selbstverständlich ist. Beide waren<br />

35 Jahre im Richterberuf tätig. Dr.<br />

Jutta Endemann zuletzt als Vorsitzende<br />

Richterin am Oberlandesgericht<br />

Karlsruhe. Dr. Wolf Endemann war,<br />

nach unterschiedlichsten beruflichen<br />

Stationen, Präsident des Verwaltungsgerichtshofs<br />

Baden-Württemberg.<br />

Seit April 2015 lebt das Ehepaar im<br />

KWA Stift Brunneck in Ottobrunn.<br />

Agnes Gsell<br />

„Ich habe alle und<br />

alles im Blick.“<br />

Margret Rosenmüller plant, betreut<br />

und begleitet KWA Reisen als Reiseleiterin,<br />

seit es dieses Angebot bei<br />

KWA gibt. Sie steht vor der 19. KWA<br />

Reisesaison. Wo es bisher hinging,<br />

zeigen die Ländernamen auf der<br />

Karte.<br />

Griechenland<br />

Worin unterscheiden sich KWA<br />

Reisen von anderen Reiseangeboten<br />

für Senioren?<br />

Die Reiseteilnehmer haben mit mir<br />

eine Ansprechpartnerin, die sich um<br />

alles kümmert. Ehe ich Reisen festlege,<br />

schaue ich mir Orte und Hotels,<br />

die ich noch nicht kenne, persönlich<br />

an, prüfe Infrastruktur und Gegebenheiten,<br />

um zu sehen: Wo können wir<br />

laufen, wo können wir sitzen. Und:<br />

Ich berate Interessenten auf Wunsch<br />

individuell, schon bei der Entscheidung<br />

für eine Reise. Wer noch Fragen<br />

hat, kann mich persönlich anrufen.<br />

Wir kümmern uns auch um die Koffer<br />

und den Transfer ab dem Wohnstift.<br />

Und wenn wir dann fahren, sind wir<br />

wie eine große Familie – ich habe alle<br />

und alles im Blick.<br />

An welchen Personenkreis richtet<br />

sich das Angebot KWA Reisen?<br />

An Bewohner aller KWA Häuser.<br />

Auch Mitglieder von KWA Club und<br />

Vorvertragspartner sind bei KWA<br />

Reisen herzlich willkommen. Gerne<br />

können Bewohner auch ihre Freunde<br />

und Angehörigen mit auf Reisen<br />

nehmen.<br />

Eigenen sich die Reisen auch für<br />

Menschen mit Beeinträchtigungen?<br />

Wir können während der Reisen<br />

keine pflegerischen Leistungen<br />

erbringen, das würde den Rahmen<br />

sprengen. Interessenten, die eine<br />

Gehhilfe benötigen, bitten wir, vor<br />

der Reisebuchung mit mir Rücksprache<br />

zu halten.<br />

Reiseleitung ist eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe. Wie gehen Sie mit Unerwartetem<br />

um?<br />

Da kommt mir meine langjährige<br />

Erfahrung zugute. Egal, was auch<br />

passiert: Ich sorge dafür, dass weder<br />

Hektik noch Unruhe aufkommen. Bei<br />

Bedarf trete ich mit Ärzten, Behörden<br />

oder Angehörigen in Kontakt, kümmere<br />

mich um alles. Und natürlich<br />

sorge ich dafür, dass das Programm<br />

für die Gruppe weitergeht, auch<br />

wenn ein Einzelner pausieren muss.<br />

Frau Rosenmüller, nach welchen<br />

Kriterien wählen Sie Reiseziele aus?<br />

Welches Feedback haben Sie im<br />

Reiseziele, die sich Bewohner wünschen,<br />

Jahr 2015 von den Reiseteilnehmern<br />

stehen an erster Stelle. Ich<br />

bekommen?<br />

Natürlich müsse man sich als Richter<br />

an die Vorgaben des übergeordneten<br />

habe immer das Ohr am Kunden.<br />

In der Abschlussbesprechung zum<br />

Gesetzes halten, aber man sei<br />

Ziele und Routen müssen sich<br />

Ende jeder Reise bitte ich die Teilnehmer<br />

um „Manöverkritik“. Nur<br />

unabhängig und nicht weisungsgebunden.<br />

Das habe ihm an dem Beruf sich das Ehepaar insbesondere beim<br />

Am Wochenende und im Urlaub hat<br />

natürlich für Senioren eignen. Seit<br />

einigen Jahren plane ich für jede<br />

wenn ich entsprechende Hinweise<br />

besonders gefallen, sagt Dr. Wolf Wandern erholt. Der Beruf war<br />

Saison eine Kreuzfahrt, eine Flussschifffahrt,<br />

eine Städtereise und eine<br />

Programmpunkte weiter verbessern.<br />

bekomme, kann ich Abläufe und<br />

Endemann, und seine Frau nickt trotzdem immer themenbestimmend.<br />

Urlaubsreise zu einem besonders<br />

Doch insgesamt war das Feedback<br />

schönen Ziel – wie in diesem Jahr<br />

bisher immer erfreulich positiv.<br />

22 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

das Tegernseer Tal.<br />

23<br />

Spanien<br />

London<br />

Portugal<br />

Belgien<br />

Niederlande<br />

Schweiz<br />

Österreich<br />

Italien<br />

Mallorca<br />

Tschechien<br />

Malta<br />

Ukraine<br />

Rumänien<br />

Türkei<br />

Zypern


Blickwinkel.<br />

Entwurf 3:<br />

Ein dritter Entwurf, eingebracht von<br />

den Abgeordneten Renate Künast,<br />

Petra Sitte und Kai Gehring, sah vor,<br />

dass die Hilfe zur Selbsttötung als<br />

nicht strafbare Handlung normiert<br />

wird. Lediglich die gewerbsmäßige,<br />

das heißt gewinnorientierte Hilfe zur<br />

Selbsttötung solle verboten werden,<br />

wobei nach der Gesetzesbegründung<br />

auch Ärzte gewerbsmäßig handeln<br />

können, wenn sie sich für die Hilfe<br />

entlohnen lassen und nicht ausschließlich<br />

kostendeckend arbeiten.<br />

Entwurf 4: Entwurf 5:<br />

Ein vierter Entwurf, entwickelt vom<br />

Abgeordneten Patrick Sensburg und<br />

anderen, wollte die Anstiftung oder<br />

Beihilfe einer Selbsttötung und die<br />

Teilnahme unter Strafe stellen – auch<br />

den Versuch, ohne Ausnahme für<br />

Angehörige und Ärzte.<br />

Ein letzter Antrag schlug vor,<br />

keine neuen Straftatbestände bei<br />

der Sterbehilfe zu schaffen. Die<br />

Gesetzeslage sei ausreichend.<br />

„Keiner der Gesetzesentwürfe kann wirklich<br />

überzeugen, keine gesetzliche Regelung<br />

wird die mit der Sterbehilfe verbundenen<br />

Dilemmata wirklich lösen können.“<br />

Assistierter Suizid – Ausweg oder Irrweg?<br />

Geschäftsmäßige Beihilfe zum Suizid wurde verboten.<br />

Von Prof. Dr. Thomas Klie.<br />

Eine Mehrheit der Bundesbürger<br />

ist für eine Legalisierung des<br />

assistierten Suizides. Der Deutsche<br />

Bundestag hat am 6. November<br />

2015 mit großer Mehrheit entschieden:<br />

Die geschäftsmäßige<br />

Unterstützung beim Freitod wird<br />

unter Strafe gestellt. Fünf Gesetzesentwürfe<br />

standen einander gegenüber.<br />

Entwurf 1:<br />

Der Entwurf einer Gruppe von<br />

Abgeordneten um Michael Brand,<br />

Kerstin Griese und anderen sieht die<br />

Schaffung eines neuen Straftatbestandes<br />

im Strafgesetzbuch vor, der<br />

die geschäftsmäßige und damit auch<br />

die gewerbliche Förderung der<br />

Selbsttötung unter Strafe stellt, durch<br />

einen ergänzenden Absatz in § 117<br />

StGB. Die Geschäftsmäßigkeit ist<br />

dann gegeben, wenn die Handlung<br />

in der Absicht erfolgt, die Suizidhilfe<br />

zu einem wiederkehrenden und<br />

dauernden Bestandteil der Beschäftigung<br />

zu machen. Angehörige und<br />

andere dem Suizidwilligen nahestehende<br />

Angehörige, die sich lediglich<br />

als nicht geschäftsmäßig handelnde<br />

Teilnehmer an der Tat beteiligen,<br />

werden von der Strafandrohung<br />

ausgenommen.<br />

Entwurf 2:<br />

Ein zweiter Entwurf, vorgelegt von<br />

den Abgeordneten Peter Hintze und<br />

Karl Lauterbach, verzichtet auf eine<br />

strafrechtliche Regelung und schlägt<br />

alternativ vor, positiv zu regeln, unter<br />

welchen Voraussetzungen allein<br />

Ärzten assistierte Suizidhandlungen<br />

gestattet sein sollen, auf der Basis<br />

von § 121a BGB-E. Dadurch soll das<br />

Selbstbestimmungsrecht des Patienten<br />

gesichert werden, und zwar in<br />

Situationen, in denen es sich um<br />

unheilbare Erkrankungen handelt, die<br />

unumkehrbar zum Tode führen.<br />

In der Debatte um den assistierten<br />

Suizid standen somit zur Diskussion:<br />

• Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen<br />

Förderung der<br />

Selbsttötung (MdB Brandt u. a.)<br />

• Gesetz zur Regelung der ärztlich<br />

begleiteten Lebensbeendigung<br />

(MdB Hintze u. a.)<br />

• Gesetz zur Straffreiheit der Hilfe<br />

zur Selbsttötung (MdB Künast u. a.)<br />

• Gesetz zur Strafbarkeit der Teilnahme<br />

an der Selbsttötung (MdB<br />

Sensburg u. a.)<br />

• Antrag: keine neuen Straftatbestände<br />

bei Sterbehilfe (MdB Keul u. a.)<br />

Die Regelung, die der Deutsche<br />

Bundestag nun beschlossen hat, geht<br />

dem einen nicht weit genug und ist<br />

dem anderen viel zu streng und<br />

wenig liberal.<br />

Die geschäftsmäßige Sterbehilfe wird<br />

verboten, Einzelfallentscheidungen<br />

von Ärzten, die Hilfe zum Suizid<br />

leisten, sollen aber ebenso straffrei<br />

bleiben wie Unterstützungshandlungen<br />

von Angehörigen. Dem<br />

Gesetzesentwurf von Michael Brand<br />

und Kerstin Griese wurde damit der<br />

Vorzug vor den anderen Gesetzesentwürfen<br />

gegeben. Sterbehilfevereine<br />

wie „Dignitas“ oder „Exit“,<br />

die in der Schweiz den assistierten<br />

Suizid organisieren, sie haben auch<br />

zukünftig in Deutschland keine<br />

Chance. Rechtswissenschaftlich<br />

bleibt die Regelung höchst umstritten.<br />

Namhafte Wissenschaftler und auch<br />

der Deutsche Ethikrat hatten dazu<br />

aufgefordert, an der geltenden<br />

Rechtslage nichts zu ändern. Denn:<br />

Keiner der Gesetzesentwürfe kann<br />

wirklich überzeugen, keine gesetzliche<br />

Regelung wird die mit der<br />

Sterbehilfe verbundenen Dilemmata<br />

wirklich lösen können. Was individualethisch<br />

nachvollziehbar ist, dass<br />

jemand das Recht auf den eigenen<br />

Tod für sich beansprucht und dabei<br />

auch Hilfe anderer in Anspruch<br />

nehmen will, steht in Konkurrenz zu<br />

einer sozialethischen Betrachtung:<br />

Wird es durch die Möglichkeit, sich<br />

beim Sterben helfen zu lassen,<br />

irgendwann zu einer gesellschaftlichen<br />

Erwartung, sich das Leben<br />

nehmen zu lassen, wenn man<br />

anderen nur noch zur Last fällt, wenn<br />

das Leben nicht mehr als würdevoll<br />

erscheint, wenn die ausreichende<br />

Versorgung nicht sichergestellt wird?<br />

In einer Gesellschaft des langen<br />

Lebens ist es eine Frage der Kultur,<br />

wie wir zum Thema Sterben und Tod<br />

stehen, wie wir das Sterben als Teil<br />

des Lebens verstehen und Sterbenden<br />

Solidarität zeigen. Es braucht<br />

Bedingungen, in denen das Sterben<br />

zum Leben gehört und ebenso die<br />

Sterbenden in unser Leben. Es hieße,<br />

das Leben unvollständig zu denken<br />

und zu sehen, wenn wir nicht Phasen<br />

der Verwiesenheit auf Hilfen anderer<br />

genauso als wichtige Zeit unseres<br />

Lebens verstehen wie die, die von<br />

innerer Stärke und Autonomie<br />

geprägt sind. Nicht umsonst hat der<br />

Deutsche Bundestag vor der Debatte<br />

über die Sterbehilfe das Hospiz- und<br />

Palliativgesetz verabschiedet, das<br />

den Ausbau der Unterstützung<br />

fachlicher und ehrenamtlicher Hilfen<br />

für Sterbende vorsieht.<br />

(www.agp-freiburg.de)<br />

24 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

25


Gesundheit.<br />

Novum.<br />

Wenn sich plötzlich alles dreht<br />

Interview mit Dr. Christoph Garner, dem Chefarzt der<br />

KWA Klinik Stift Rottal.<br />

Herr Dr. Garner, wenn sich plötzlich<br />

alles dreht. Woran kann das liegen?<br />

Dann haben Sie einen Drehschwindel.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man<br />

den Drehschwindel von einem<br />

Schwankschwindel. Während der<br />

Schwankschwindel viele Ursachen<br />

haben kann, kommt der Drehschwindel<br />

entweder vom Gleichgewichtsorgan<br />

im Innenohr oder von einer<br />

Schädigung im Hirnstamm oder im<br />

Kleinhirn.<br />

Was sind denn die häufigsten<br />

Ursachen für einen Drehschwindel?<br />

Am häufigsten handelt es sich nach<br />

meiner Erfahrung um einen sogenannten<br />

„benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel“.<br />

Wie der Name<br />

schon sagt, tritt diese Schwindelform<br />

dann auf, wenn man den Kopf bewegt.<br />

Zum Beispiel wenn man sich im<br />

Bett umdreht, wenn man sich bückt<br />

oder schnell nach oben oder seitwärts<br />

schaut. Dieser Schwindel klingt nach<br />

einigen Sekunden, längstens nach<br />

einer Minute von selbst wieder ab.<br />

Was kann man tun, um diesen<br />

Schwindel wieder loszuwerden?<br />

Der Arzt prüft zunächst, ob sich bei<br />

schneller Seitwärtslagerung aus dem<br />

Sitzen ein Drehschwindel auslösen<br />

lässt. Wenn dies der Fall ist, wird er<br />

mit ähnlichen Lagerungsmanövern<br />

versuchen, die im Bogengang fälschlicherweise<br />

schwimmenden Kristalle in<br />

einen Abflusskanal am Boden des<br />

Bogengangs zu spülen. Häufig gelingt<br />

dies schon in der ersten Sitzung, vor<br />

allem wenn der Drehschwindel noch<br />

26 30 <strong>alternovum</strong> | 1/2016 3/2014<br />

nicht lange besteht. Falls nicht, müssen<br />

diese Lagerungsübungen entweder<br />

durch den Patienten selbst oder<br />

durch Krankengymnasten oder Ärzte<br />

mehrmals durchgeführt werden.<br />

Welche anderen Ursachen für einen<br />

Drehschwindel gibt es noch? Wenn<br />

der Drehschwindel einige Stunden, in<br />

seltenen Fällen bis zu einigen Tagen<br />

anhält und typischerweise zusammen<br />

mit einem Tinnitus (Ohrgeräusch),<br />

Ohrdruck und einer Schwerhörigkeit<br />

auftritt, handelt es sich wahrscheinlich<br />

um einen Morbus Menière – einen<br />

Überdruck in den Bogengängen<br />

des Innenohrs. Vor allem bei älteren<br />

Patienten kann Flüssigkeitsmangel die<br />

Ursache sein, meist weiß man aber<br />

nicht, wie es dazu kommt.<br />

Und wenn der Drehschwindel<br />

mehrere Tage anhält? In diesen Fällen<br />

handelt es sich meist um eine Entzündung<br />

des Gleichgewichtsnervs „Neuritis<br />

vestibularis“, die zu einem starken,<br />

tage-, manchmal wochenlang andauernden<br />

Drehschwindel führt. Typischerweise<br />

besteht in diesen Fällen<br />

eine ausgeprägte Fallneigung nach<br />

einer Seite, sodass diese Patienten zu<br />

Beginn der Erkrankung nicht mehr<br />

ohne Hilfestellung gehen können.<br />

Außerdem kommt es zu einem<br />

typischen „Zucken“ der Augen.<br />

Welche Therapien gibt es für den<br />

Morbus Menière und die Neuritis<br />

Vestibularis? Der Schwindel bei<br />

beiden Erkrankungen klingt von<br />

alleine wieder ab. In der Akutphase<br />

können symptomatisch sogenannte<br />

Dr. Christoph Garner,<br />

Chefarzt der KWA Klinik Stift Rottal<br />

Antiemetika wie Vomex ® gegeben<br />

werden, um vor allem die begleitende<br />

Übelkeit und den Brechreiz zu<br />

lindern.<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Sie hatten eingangs noch Schädigungen<br />

im Hirnstamm und Kleinhirn<br />

als Ursache für einen akuten Drehschwindel<br />

angeführt. Vor allem bei<br />

älteren Menschen können auch<br />

Durchblutungsstörungen im Hirnstamm<br />

oder Kleinhirn Drehschwindelattacken<br />

auslösen. Diese können<br />

dabei wenige Minuten bis mehrere<br />

Stunden andauern. Typisch für diese<br />

Art von Drehschwindel sind der<br />

plötzliche Beginn und das gleichzeitige<br />

Auftreten anderer neurologischer<br />

Symptome, wie zum Beispiel einer<br />

Gesichtslähmung, Sprachstörung<br />

oder Heiserkeit. Bei einem neu<br />

aufgetretenen Drehschwindel sollte<br />

deshalb im Zweifel immer zügig<br />

ärztlicher Rat eingeholt werden.<br />

Sieglinde Hankele<br />

KWA Albstift Aalen<br />

Heimarztmodell:<br />

für eine bessere ärztliche Versorgung<br />

Der demografische Wandel bewirkt<br />

einen Anstieg des Anteils älterer<br />

und hochbetagter Menschen an der<br />

Gesamtbevölkerung. Das lässt die<br />

Thematik Pflege und medizinische<br />

Versorgung an Bedeutung gewinnen.<br />

Auf der Basis seriöser Berechnungen<br />

ist davon auszugehen, dass die Zahl<br />

der Pflegebedürftigen in Deutschland<br />

bis 2030 drastisch zunehmen<br />

wird. Dies hat zur Folge, dass immer<br />

mehr Menschen mit einem erhöhten<br />

Hilfebedarf in die Einrichtungen kommen<br />

werden. Im Ostalbkreis kommt<br />

erschwerend hinzu, dass hier in den<br />

nächsten zehn Jahren 50 Prozent<br />

der Hausärzte in Rente gehen. Mit<br />

diesen Tatsachen konfrontiert, haben<br />

wir mit engagierten Hausärzten<br />

mögliche Kooperationen besprochen.<br />

Ein erstes Treffen fand im Juli 2012<br />

statt. Wir konnten dazu Vertreter der<br />

Ärzteschaft, von Krankenkassen, der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung und der<br />

Hochschule Aalen begrüßen sowie<br />

Prof. Dr. Thomas Klie als Berater in<br />

Vertragsfragen.<br />

Die von Birgit Heyden, einer wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiterin der Hochschule<br />

Aalen, ausgearbeitete Präsentation<br />

zeigte ein eindeutiges Bild. Bei<br />

allen untersuchten Heimarztmodellen<br />

ging die Zahl der Krankenhauseinweisungen<br />

um 30 bis 50 Prozent zurück.<br />

Als weitere Handlungsfelder wurden<br />

benannt: eine Verbesserung der Kommunikation,<br />

eine bessere Versorgung<br />

multimorbider Menschen, Einsparungen<br />

im Medikamentenbereich, und<br />

eine Verbesserung der Lebensqualität<br />

und Zufriedenheit der Bewohner.<br />

Um eigene Ergebnisse präsentieren zu<br />

können, hatten wir diese gemeinsam<br />

mit der Hochschule Aalen erarbeitet,<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Adelheid<br />

Esslinger. Im ersten Schritt waren<br />

mittels Auswertung der Arztbriefe<br />

91 Krankenhauseinweisungen aus den<br />

Jahren 2010–2012 analysiert und einer<br />

ökonomischen Bewertung unterzogen<br />

worden. Im Rahmen eines Workshops<br />

mit Ärzten, einem Wissenschaftlerteam<br />

und der Pflegedienstleitung des<br />

Albstifts hatten wir die Ergebnisse<br />

mit Blick auf potenziell vermeidbare<br />

Einweisungen erörtert. Die Auswertung<br />

der Einweisungs- und Entlass-<br />

Diagnosen hat ein einheitliches Bild<br />

ergeben. Etwa 37 Prozent der Einweisungen<br />

wären vermeidbar gewesen,<br />

wenn eine kontinuierliche ärztliche<br />

Versorgung hätte sichergestellt werden<br />

können. Im Durchschnitt hatte jeder<br />

Pflegebewohner im Untersuchungszeitraum<br />

6,8 Diagnosen. Die Anzahl<br />

verordneter Medikamente lag bei<br />

7,9 Medikamenten pro Person. Dies<br />

lässt auf eine Polypharmazieproblematik<br />

schließen. Das nach der Auswertung<br />

errechnete Einsparpotenzial<br />

lag bei circa 93.000 Euro pro Jahr.<br />

Mit diesen Ergebnissen führten wir<br />

weitere Workshops mit den zuvor<br />

genannten Akteuren durch. Überraschend<br />

war die Erkenntnis, dass die<br />

Krankenkassen trotz des hohen Einsparpotenzials<br />

keinen Vertrag mit<br />

den Ärzten und dem Haus abschlossen.<br />

Doch mit dem KWA Forum<br />

zur „Heimärztlichen Versorgung“ in<br />

Stuttgart am 3. Februar wurde die<br />

Diskussion neu angestoßen. Eine Lösung<br />

auf Basis von § 119b des SGB V<br />

ist denkbar. Dort heißt es: „Stationäre<br />

Pflegeeinrichtungen sollen einzeln<br />

oder gemeinsam bei entsprechendem<br />

Bedarf unbeschadet des § 75 Abs. 1<br />

Kooperationsverträge mit dafür geeigneten<br />

vertragsärztlichen Leistungserbringern<br />

schließen.“<br />

Manfred Zwick<br />

Den Bericht zum KWA<br />

Forum „Heimärztliche<br />

Versorgung“ finden Sie auf<br />

www.kwa.de.<br />

27


Begleitung und Pflege.<br />

„Klangzeit“ mit<br />

Rasseln und Trommeln<br />

KWA Georg-Brauchle-Haus<br />

Ein musikalisches Angebot mit therapeutischem Ansatz.<br />

„Gemeinsames Musizieren ist leicht,<br />

tut gut, entspannt und macht Freude“,<br />

so die einhellige Meinung der<br />

Bewohnerinnen und Bewohner in der<br />

ambulanten und stationären Tagesbetreuung<br />

des KWA Georg-Brauchle-<br />

Hauses. Viele kommen regelmäßig<br />

zur „Klangzeit“ – einem Angebot<br />

unter meiner Leitung. Ich arbeite seit<br />

Jahren als Klang- und Rhythmustrainer.<br />

Bei der Klangzeit kann jeder – ohne<br />

musikalische Vorkenntnisse und<br />

vorheriges Üben – gleich aktiv in<br />

der Gruppe mitspielen, auch wenn<br />

körperliche oder kognitive Einschränkungen<br />

bestehen. Die Instrumente,<br />

mit denen dies möglich ist, sind<br />

Klangschalen und Xylophone sowie<br />

Klangröhren, Schellenringe, Triangeln,<br />

Rasseln und Trommeln. Die bunten<br />

Klangröhren in verschiedenen Rhythmen<br />

aneinanderzuschlagen, macht<br />

richtig Spaß. Gelegentlich haben neue<br />

Teilnehmer anfangs eine gewisse<br />

Scheu, die jedoch schnell abgelegt ist.<br />

Wenn sie ein Instrument in die Hand<br />

nehmen und erleben, wie einfach es<br />

ist, wohltuende Klänge und Rhythmen<br />

zu erzeugen, ist die Begeisterung<br />

groß. Einfach nur dabei sein und<br />

zuhören geht natürlich auch.<br />

Die genannten Instrumente sind hervorragende<br />

Medien, um Menschen<br />

mit demenziellen Veränderungen in<br />

der Gruppe mit gezielter Unterstützung<br />

zu aktivieren, denn sie stellen<br />

nur wenige Anforderungen an kognitive<br />

und motorische Fähigkeiten.<br />

So sind Menschen trotz kognitiver<br />

Einschränkungen durchaus in der<br />

Lage, sich rhythmisch lustvoll auszudrücken,<br />

da das Taktgefühl durch<br />

die Krankheit nicht beeinträchtigt ist.<br />

Dabei zeigen sich oftmals ein erstaunliches<br />

Improvisationsvermögen und<br />

längst verloren geglaubte Potenziale.<br />

Gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

im alltäglichen Leben ist es<br />

von besonderer Bedeutung, sich beim<br />

Musizieren als wichtiger Teil in einer<br />

Gruppe zu erleben.<br />

Neben den Klangzeiten findet<br />

mindestens einmal im Monat für die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner des<br />

Wohnstifts ein beschwingter Klangabend<br />

mit einer Vielzahl exotischer<br />

Instrumente statt. Darüber hinaus<br />

werden mit der „Klangzeit für Einzelpersonen“<br />

– beispielsweise für<br />

Schlaganfallpatienten – seit über zwei<br />

Jahren gute Erfahrungen gemacht.<br />

Bei diesem Angebot gehe ich gezielt<br />

auf die individuellen mentalen und<br />

motorischen Bedürfnisse ein, um<br />

Entspannung, Kreativität und Lebensfreude<br />

zu generieren beziehungsweise<br />

möglichst lange zu erhalten. Wegzudenken<br />

ist die Klangzeit aus dem<br />

Georg-Brauchle-Haus inzwischen<br />

nicht mehr. Die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer fragen vielmehr nach<br />

jeder Therapiestunde: „Wann machen<br />

wir wieder Musik?“<br />

Sogar in der Palliativversorgung findet<br />

das meditative Spiel mit Klangschalen<br />

und Windspielen inzwischen einen<br />

geeigneten Platz in der Begleitung<br />

Sterbender. Es ist hilfreich auf dem<br />

Weg des Loslassens und für ein<br />

sanftes Abschiednehmen von Angehörigen<br />

und pflegenden Personen.<br />

Peter Springer<br />

Fotos: KWA<br />

28 <strong>alternovum</strong> | 1/2016 29<br />

Foto: Foto: Ursula Anton Sohmen<br />

Krämer<br />

KWA Luise-Kiesselbach-Haus<br />

Spuren des Lebens<br />

Warum Biografiearbeit so wichtig ist.<br />

In Erinnerungen schwelgen bedeutet,<br />

an die schönen Erlebnisse und<br />

glücklichen Momente des Lebens<br />

zurückzudenken. Belastende und unerwünschte<br />

Lebenserfahrungen legen<br />

wir hingegen lieber in einem Ordner<br />

ab, den wir ganz hinten im Regal<br />

verstauen. Die individuelle Prägung<br />

des Menschen jedoch ergibt sich aus<br />

der Summe des Erlebten. Positive und<br />

negative Erfahrungen, äußere Umstände<br />

und Entscheidungen, die unser<br />

Schicksal beeinflussen, bilden die<br />

Mosaiksteine unseres Lebens.<br />

Dies wird insbesondere bei Demenz<br />

deutlich. Die Orientierung in der<br />

Gegenwart bricht nach und nach weg.<br />

Routine und Strukturen des Alltags<br />

verlieren an Bedeutung. Die Realität<br />

des Betroffenen findet in einer für<br />

Außenstehende schwer zugänglichen<br />

Lebenswelt statt.<br />

Ereignisse und Personen aus Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft<br />

fließen ineinander und ein sich<br />

dadurch zwangsläufig veränderndes<br />

Kommunikationsverhalten stößt häufig<br />

auf Unverständnis. Gut gemeinte<br />

Belehrungen und Richtigstellungen<br />

führen mitunter zu vermehrter Verunsicherung<br />

und Desorientierung bei<br />

den Betroffenen und fordern nicht<br />

selten deren Widerstand heraus. Ein<br />

„Stöbern” in Erinnerungen kann für<br />

alle Beteiligten von großem Nutzen<br />

sein. In Gesprächen und Erzählungen<br />

in die Vergangenheit einzutauchen<br />

hilft, besser zu verstehen.<br />

Auch unliebsame Erinnerungen drängen<br />

sich nun häufig ungefiltert und mit<br />

aller Macht wieder ins Bewusstsein<br />

und werden in die Gegenwart verortet.<br />

Geäußerte Ängste und Bedrohungsszenarien<br />

sind somit ernst zu<br />

nehmen. Den Alltag wieder positiv zu<br />

erleben und mit Sinn zu erfüllen, kann<br />

mit Hilfe von Biografiearbeit gelingen.<br />

Biografisches Wissen sorgt dafür, dass<br />

Pflege persönlich werden kann. Nicht<br />

nur Krankheiten und Beeinträchtigungen<br />

werden gepflegt, sondern ein<br />

Mensch.<br />

Durch die Kenntnis vieler biografischer<br />

Mosaiksteinchen kann eine<br />

Lebenswirklichkeit geschaffen werden,<br />

in der sich der Betroffene verstanden<br />

und respektiert fühlt. Ein wertschätzendes<br />

Miteinander schafft eine vertrauensvolle<br />

Atmosphäre, in der Angst<br />

und Beklemmungen möglicherweise<br />

gar nicht erst entstehen.<br />

Ein wesentlicher biografischer Aspekt<br />

ist unser Gefühlsgedächtnis. Düfte,<br />

Musik, Haptik und körperliche Nähe<br />

haben uns unser ganzes Leben begleitet<br />

und können die unterschiedlichsten<br />

Erinnerungen in uns wachrufen.<br />

Wie angenehm roch es, wenn Mutter<br />

einen Kuchen gebacken hat. Ich fühlte<br />

mich geborgen, wenn Vater mich an<br />

der Hand nahm. Der Köter des Nachbarn<br />

war bösartig, deshalb fürchte ich<br />

mich vor Hunden. Alte Schlager und<br />

Kinderlieder kann ich mitsingen.<br />

Je mehr biografische Informationen<br />

Mitarbeitern in der Pflege zur Verfügung<br />

stehen, je sensibler dieses<br />

Wissen eingesetzt wird, desto leichter<br />

kann die Isolation, in der sich der<br />

demenzkranke Bewohner befindet,<br />

aufgebrochen werden. Bei Frau Müller<br />

bringt ein gemeinsam gesprochenes<br />

Abendgebet ruhigen Schlaf. Herrn<br />

Maier nimmt ein kleines Nachtlicht<br />

die Ängste. Jedoch auch Ablehnung,<br />

verbal geäußert oder durch abweisende<br />

Gestik zum Ausdruck gebracht,<br />

gilt es zu achten. Bitte nicht so viel<br />

Wasser über mein Gesicht, ich habe<br />

doch nie Schwimmen gelernt!<br />

Ursula Sohmen


Ausbildung.<br />

KWA Parkstift Aeskulap<br />

Fördern und Fordern<br />

als klares Prinzip<br />

Das Betreiben eines KWA Seniorenstifts<br />

erfordert in allen Bereichen eine<br />

qualifizierte Leistungserbringung auf<br />

hohem Niveau. Hierzu bedarf es<br />

eines qualifizierten Mitarbeiterstammes.<br />

In Anbetracht des bundesweiten<br />

Fachkräftemangels, welcher in<br />

verschärfter Weise im Bereich des<br />

Gesundheitswesens besteht, sind<br />

daher besondere Anstrengungen<br />

erforderlich bei der Akquise geeigneten<br />

Nachwuchses. Im KWA<br />

Parkstift Aeskulap hat man sich<br />

entschlossen, mit einem umfassenden<br />

Maßnahmenpaket zur Gewinnung<br />

von Auszubildenden zu agieren.<br />

Dies beginnt bereits beim Eingang<br />

der Bewerbung eines potenziellen<br />

Auszubildenden. Dieser erhält nach<br />

spätestens zwei Arbeitstagen eine<br />

Rückmeldung und, wenn er geeignet<br />

scheint, eine Einladung zu einem<br />

Vorstellungsgespräch. Nur wer zügig<br />

einlädt, hat eine Chance auf die<br />

Gewinnung der Besten. In einem<br />

ersten Gespräch werden die gegenseitigen<br />

Erwartungen an den Ausbildungsplatz<br />

präzisiert. Ziel ist es, bei<br />

30 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

einem positiven Gesprächsverlauf<br />

einen sogenannten Hospitationstag<br />

mit dem Bewerber zu vereinbaren.<br />

Hierbei lernt der mögliche Auszubildende<br />

seinen späteren Arbeitsbereich<br />

und künftige Kollegen kennen. Im<br />

direkten Anschluss an diesen Hospitationstag<br />

sprechen der jeweilige<br />

Abteilungsleiter und die Hausleitung<br />

über den ersten Eindruck. Es ist<br />

wichtig, dass neben einer positiven<br />

Rückmeldung zum Verhalten auch<br />

die „Chemie“ mit den Kollegen<br />

stimmt. Deshalb wird parallel deren<br />

Rückmeldung eingeholt.<br />

Damit die schulische Begleitung<br />

ortsnah für den Mitarbeiter erfolgen<br />

kann, hat das Parkstift Aeskulap<br />

Kooperationsverträge mit allen<br />

umliegenden Schulen abgeschlossen.<br />

Eine weitere Säule im Bereich der<br />

pflegerischen Ausbildung ist das<br />

sogenannte WeGebAU-Programm<br />

der Bundesagentur für Arbeit. Dieses<br />

ermöglicht Hilfskräften durch eine<br />

finanzielle Förderung einen examinierten<br />

Abschluss ohne Lohnkürzungen,<br />

was durch ein Ausbildungsgehalt<br />

der Normalfall wäre. Bei uns<br />

als Pflegehilfskräfte Beschäftigte<br />

weisen wir auf diese Qualifizierungsmöglichkeit<br />

hin. Im Schnitt profitieren<br />

zwei Mitarbeiter unseres Hauses pro<br />

Jahr von dieser Förderung. Und alle<br />

profitieren davon, dass diese Kollegen<br />

das Haus und die Pflege bereits<br />

kennen.<br />

Über den kompletten Zeitraum der<br />

Ausbildung stellen wir jedem Auszubildenden<br />

einen festen Praxisanleiter<br />

als Mentor zur Seite, der ihn bei<br />

seinen praktischen Aufgaben individuell<br />

betreut. Für die Praxisanleiter<br />

und Schüler wurde ein separates<br />

Büro außerhalb des Stationsbereiches<br />

geschaffen: mit PC, Literatur und<br />

Internetzugang für mögliche Recherchen.<br />

So können die Praxisaufgaben<br />

in ungestörter Atmosphäre geplant<br />

und besprochen werden. Es gilt das<br />

Prinzip des Förderns und Forderns –<br />

auch für Auszubildende mit Migrationshintergrund.<br />

Dass wir bereits zum Jahresbeginn<br />

alle Ausbildungsplätze für den Herbst<br />

2016 besetzen konnten, gibt dem<br />

Gesamtkonzept recht. Ebenso bemerkenswert<br />

ist es, dass sich alle letztjährigen<br />

Absolventen für den Verbleib<br />

im Haus entschieden haben und<br />

auch übernommen werden konnten.<br />

Andreas Lorz<br />

Engagement.<br />

Deutschunterricht<br />

… im KWA Parkstift St. Ulrich in Bad Krozingen.<br />

Flüchtlinge sind die Herausforderung und die Aufgabe<br />

unserer Tage, dieses Jahrzehnts und wohl auch des<br />

Jahrhunderts, wenn man an die Folgen der Klimaveränderung<br />

denkt. Die Asylsuchenden hoffen, bei uns Sicherheit,<br />

Freiheit, eine wirtschaftliche Zukunft und auch Hilfe<br />

zu finden. Irgendwann wird sich zeigen, ob wir ihnen<br />

diese Visionen erfüllen und eine neue Heimat geben<br />

konnten.<br />

Integration ist nur möglich, wenn die Menschen die<br />

deutsche Sprache beherrschen. Deutsch ist für fast alle<br />

Flüchtlinge aber völlig fremd und kompliziert. Hier sind<br />

das Engagement und die Geduld der „Ehrenamtlichen“<br />

gefragt. In Bad Krozingen beteiligen sich mehrere Bewohner<br />

des KWA Parkstifts St. Ulrich an Sprachkursen für<br />

Flüchtlinge.<br />

Ich selbst unterrichte regelmäßig zwei junge Männer aus<br />

Eritrea, die anfangs fast kein Wort Deutsch sprachen.<br />

Jetzt, nach etwa vier Monaten, sind sie noch lange nicht<br />

perfekt, aber sie freuen sich, einen Bericht über „ihren“<br />

FC Bayern in der Zeitung lesen zu können. Trotz aller<br />

Mühe mit der Grammatik haben sie Freude an dem Kurs,<br />

bei uns wird unglaublich viel gelacht. Der Deutschkurs ist<br />

ein aktives, beidseitiges Geben und Nehmen. Der Lehrer<br />

muss die Schwierigkeiten erkennen, den Schüler trotz<br />

aller Kritik motivieren. Dafür zeigen die Flüchtlinge ein<br />

Engagement und eine Dankbarkeit, die immer wieder<br />

überrascht. Manchmal glaube ich von einer Stunde mehr<br />

zu profitieren als meine Schüler.<br />

Dr. Werner Meinders<br />

Die junge Frau, die mir am Tisch gegenübersitzt, sieht<br />

mich mit interessierten Augen erwartungsvoll an. Astou<br />

Sow ist 19 Jahre alt. Sie ist im Frühjahr 2014 aus dem<br />

Senegal geflohen. Zuerst nach Italien, dann weiter nach<br />

Deutschland. In München hat sie eine neue Heimat<br />

gefunden, geht zur Schule und wird im Sommer 2016<br />

ihren Hauptschulabschluss machen. Danach möchte sie<br />

Kinderkrankenschwester werden.<br />

Haupfoto: Stockbild,<br />

Kleine Fotos: Margret Rosenmüller<br />

für Flüchtlinge…<br />

… im KWA Stift am Parksee in Unterhaching.<br />

Dass sie mittlerweile so gut Deutsch versteht und spricht,<br />

hat sie auch Bewohnerinnen unseres Hauses zu verdanken.<br />

Anfang 2015 trat eine Lehrerin der Städtischen<br />

Berufsschule zur Berufsvorbereitung an das KWA Stift am<br />

Parksee heran. Gesucht wurden Menschen, die ehrenamtlich<br />

jungen Asylbewerbern und Flüchtlingen den<br />

Erwerb von Sprachpraxis ermöglichen. Erika Seidl, Stiftsbewohnerin<br />

und Vorsitzende Richterin a. D., hat sich<br />

spontan zum „Deutschsprechen“ zur Verfügung gestellt.<br />

Anfangs trafen sich nur Astou Sow, Erika Seidl und Gundi<br />

Edhofer-Simon, Leiterin der sozialen Betreuung. Gesprochen<br />

wurde über Alltägliches. Das Ins-Gespräch-Kommen<br />

stand im Vordergrund.<br />

Im letzten Sommer unterstützte Astou dann das Team der<br />

sozialen Betreuung im Rahmen eines einwöchigen<br />

Schulpraktikums. Mittlerweile nimmt sie regelmäßig an<br />

den Treffen der Malgruppe SILBERBUNT teil. Astou hat<br />

im Haus Aufmerksamkeit erregt und Eindruck hinterlassen.<br />

Erika Seidl sagt treffend: „Sie gehört jetzt einfach<br />

dazu und ist nicht mehr wegzudenken.“<br />

Stephanie Quint<br />

31


Sternstunden.<br />

Start ins KWA Jubiläumsjahr …<br />

… mit Konzerten und Empfängen<br />

Neujahrsempfang in der KWA Hauptverwaltung in Unterhaching; von links: Dr. Stefan<br />

Arend (KWA Vorstand), Kerstin Schreyer-Stäblein (MdL, stv. Vorsitzende der CSU-Land-<br />

tagsfraktion), Wolf-Dieter Krause (KWA Aufsichtsrat), Julia von Miller (Sängerin), Hermann<br />

Beckmann (KWA Mitbegründer), Horst Schmieder (KWA Vorstand)<br />

4 5<br />

1<br />

2<br />

3<br />

6<br />

Bild 1: Pianist Georgi Mundrov beim Neujahrskonzert im KWA Kurstift Bad Dürrheim<br />

Bild 2: Ehrung langjähriger Mitarbeiterinnen im KWA Georg-Brauchle-Haus durch Stiftsdirektorin Verena Dietrich<br />

Bild 3: Bläserklasse der Karl-Kessler-Schule Wasseralfingen unter der Leitung von Christina Gall, im KWA Albstift Aalen<br />

Bild 4: Schauspieler und Sänger Markus Maria Winkler im KWA Stift Brunneck,<br />

hier mit Stiftsdirektorin Gisela Hüttis<br />

Bild 5: Orchester Vahlhausen Lippe Detmold im Caroline Oetker Stift<br />

Bild 6: Solisten der Philharmonie Grodno (Weißrussland) im KWA Stift Rupertihof<br />

32 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

33


KWA Club.<br />

Talk in der<br />

Rosenau<br />

Foto: Stockbild<br />

Unsere Standorte.<br />

01<br />

03<br />

02<br />

Talk in der Rosenau –<br />

ein Erfolgsmodell<br />

Am Anfang war die Idee. Nämlich<br />

die, den Bewohnern des KWA<br />

Parkstifts Rosenau etwas zu bieten,<br />

was es bis dahin nicht gegeben hatte:<br />

Talkrunden mit Gesprächspartnern<br />

aus Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft,<br />

die nach Möglichkeit noch<br />

im Beruf stehen, um Aktualität zu<br />

gewährleisten und stets über Neues<br />

diskutieren zu können. Das heißt,<br />

es sollten Persönlichkeiten sein, die<br />

aus ihrem Umfeld berichten – und<br />

manchmal aus dem Nähkästchen<br />

plaudern, was Gespräche erst richtig<br />

interessant macht. Die Idee war zudem,<br />

diese Talkrunden nach außen<br />

zu öffnen, um Gäste zu gewinnen,<br />

die das Wohnstift und seine Aktivitäten<br />

einerseits kennenlernen und<br />

andererseits mit den Bewohnern<br />

ins Gespräch kommen wollten, was<br />

inzwischen auch umgekehrt sehr<br />

geschätzt wird. An einem Abend<br />

erreichen wir bis zu 200 Teilnehmer,<br />

bisweilen auch mehr. Manche sitzen<br />

nach Ende der offiziellen Veranstaltung<br />

noch lange bei einem Imbiss<br />

34<br />

<strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

mit einem Glas Wein beieinander,<br />

setzen den Diskurs über gesellschaftliche<br />

Entwicklungen in kleiner Runde<br />

fort. Das heißt, es hat sich ein Dialog<br />

zwischen Bewohnern und Gästen<br />

aus der Stadt, dem Umland und der<br />

nahen Schweiz entwickelt, der für<br />

alle eine Bereicherung darstellt.<br />

Der „Talk in der Rosenau“ hat sich<br />

seit dem Start im November 2012<br />

im Konstanzer Kulturleben so gut<br />

etabliert, dass wir auch prominente<br />

Gesprächspartner gewinnen können.<br />

Europaminister Peter Friedrich kam<br />

sogar ein zweites Mal, weil er seine<br />

Vorstellungen von einer vernünftigen<br />

Flüchtlingspolitik darlegen wollte.<br />

Und dies tat er dann in höchst<br />

offener Weise, zog sich auch bei<br />

kritischen Fragen nicht hinter diplomatische<br />

Floskeln zurück. Bezüglich<br />

Angela Merkels Willkommenskultur<br />

vermisse er klare Aussagen und ein<br />

fundiertes Konzept, wie diese Problematik<br />

in den Griff zu bekommen sei.<br />

Beim Gast des Monats Dezember<br />

herrschte eine entspannte Atmosphäre<br />

vor, wenn auch mit glasklaren, mutigen<br />

Aussagen zum Thema Tod und<br />

Sterben. Die bekannte und beliebte<br />

Schauspielerin und Autorin Ruth<br />

Maria Kubitschek macht sich viele<br />

Gedanken darüber und gibt diese<br />

auch preis in ihren Veröffentlichungen.<br />

Der Talkgast im Februar<br />

zeigte, wie bunt die Palette der<br />

Gesprächspartner ist: Pater Stephan<br />

Vorwerk von der Insel Reichenau. Er<br />

berichtete über seine Erlebnisse bei<br />

der Missionierung im Ausland, aber<br />

auch über seinen schwierigen Start<br />

auf der Insel, deren Menschen nicht<br />

leicht zu gewinnen sind.<br />

Die Talks in der Rosenau werden von<br />

Kundenbetreuerin Marina Gernard<br />

organisiert und von der Publizistin<br />

Monique Würtz moderiert – sehr<br />

erfolgreich. Die Reihe der bisherigen<br />

Gäste liest sich wie das „Who‘s who“<br />

der Bodenseeregion, darunter Persönlichkeiten<br />

wie Sandra Gräfin und<br />

Björn Graf Bernadotte, der Konstanzer<br />

Oberbürgermeister Ulrich Burchhardt,<br />

der Intendant der Südwestdeutschen<br />

Philharmonie Beat Fehlmann, der<br />

Bundestagsabgeordnete Andreas<br />

Jung, die Geschäftsführerin von<br />

„Konzilstadt Konstanz“ Ruth Bader,<br />

der einstige Vorstandsvorsitzende der<br />

Daimler-Benz AG Edzard Reuter und<br />

der Sternekoch Bertold Siber.<br />

Herbert Schlecht<br />

09<br />

06<br />

07<br />

04<br />

08<br />

05<br />

15<br />

12<br />

10<br />

19 13 14<br />

KWA Stift Ort Telefon E-Mail<br />

01 KWA Stift im Hohenzollernpark Berlin 030 89734-001 hohenzollernpark@kwa.de<br />

02 Caroline Oetker Stift Bielefeld 0521 5829-0 caroline-oetker@kwa.de<br />

03 KWA Stift Urbana im Stadtgarten Bottrop 02041 696-900 urbana@kwa.de<br />

04 KWA Parkstift Aeskulap Bad Nauheim 06032 301-0 aeskulap@kwa.de<br />

05 KWA Albstift Aalen Aalen 07361 935-0 albstift@kwa.de<br />

06 KWA Parkstift Hahnhof Baden-Baden 07221 212-0 hahnhof@kwa.de<br />

07 KWA Kurstift Bad Dürrheim Bad Dürrheim 07726 63-0 kurstift@kwa.de<br />

08 KWA Parkstift Rosenau Konstanz 07531 805-0 rosenau@kwa.de<br />

09 KWA Parkstift St. Ulrich Bad Krozingen 07633 403-0 parkstift@kwa.de<br />

10 KWA Georg-Brauchle-Haus München 089 6793-0 georg-brauchle@kwa.de<br />

11 KWA Luise-Kiesselbach-Haus München 089 944697-08 luise-kiesselbach@kwa.de<br />

12 KWA Stift am Parksee Unterhaching 089 6105-0 parksee@kwa.de<br />

13 KWA Hanns-Seidel-Haus Ottobrunn 089 60802-0 hanns-seidel@kwa.de<br />

14 KWA Stift Brunneck Ottobrunn 089 60014-0 brunneck@kwa.de<br />

15 KWA Stift Rupertihof Rottach-Egern 08022 270-0 rupertihof@kwa.de<br />

16 KWA Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />

17 KWA Klinik Stift Rottal Bad Griesbach 08532 87-0 rottal@kwa.de<br />

18 KWA Bildungszentrum Pfarrkirchen 08561 9838-26 kwa-bildungszentrum@kwa.de<br />

19 KWA Hauptverwaltung Unterhaching 089 66558-500 info@kwa.de<br />

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Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>alternovum</strong>. Das KWA Journal<br />

erscheint am 29. Juli 2016.<br />

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