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KWA Mitarbeiter.<br />

Titelthema.<br />

KWA Mitarbeiter<br />

… aus aller Herren Länder<br />

Von Bruno Binner.<br />

Bei KWA sind Mitarbeiter aus vier<br />

Kontinenten und 60 Ländern beschäftigt,<br />

in allen Arbeitsbereichen. Doch<br />

warum ist die Beschäftigung und<br />

Integration von ausländischen Mitarbeitern<br />

für KWA überhaupt so wichtig?<br />

Die Antwort ist relativ einfach:<br />

Aus Studien ergibt sich, dass sich das<br />

Arbeitskräftepotenzial in Deutschland<br />

bis zum Jahr 2025 um 6,5 Mio.<br />

Personen verringern wird. Dies vor<br />

dem Hintergrund, dass in Deutschland<br />

bereits heute ein besorgniserre-<br />

gender Fachkräftemangel vorherrscht<br />

und sich in den nächsten Jahren<br />

weiter verschärfen wird.<br />

Dass dieser Fachkräftemangel nicht<br />

nur in den Ballungsräumen wahrnehmbar<br />

ist, bemerken wir in allen<br />

unserer Einrichtungen. Dabei trifft uns<br />

die demografische Entwicklung in der<br />

Pflegebranche in doppelter Weise.<br />

Die Zahl der pflegebedürftigen älteren<br />

Menschen wird in den nächsten<br />

Jahren stark zunehmen, und die Zahl<br />

der jungen Menschen, die einen<br />

Pflegeberuf ergreifen können, wird<br />

abnehmen. Schon jetzt ist zu beobachten,<br />

dass die Zahl der auf veröffentlichte<br />

Stellenangebote eingehenden<br />

Bewerbungen zunehmend<br />

sinkt. Gute Fachkräfte aus den Bereichen<br />

Pflege, Küche und Hauswirtschaft<br />

sind gesucht und können sich<br />

aus diversen Angeboten das für sie<br />

vermeintlich Beste aussuchen.<br />

Foto: Anton Krämer<br />

Was also tun? Einer der wichtigsten<br />

Schritte zur Beseitigung des Fachkräftemangels<br />

ist sicherlich der, die Zahl<br />

der Auszubildenden zu erhöhen. Dies<br />

hat KWA in den vergangenen Jahren<br />

bereits getan und wird dies noch<br />

weiter intensivieren. Doch auch hier<br />

stellt sich dieselbe Problematik. Die<br />

Zahl der Ausbildungssuchenden<br />

nimmt stark ab und das Angebot an<br />

Ausbildungsstellen nimmt gleichermaßen<br />

zu. Hier heißt es, „zusätzliche<br />

Potenziale“ zu heben. Doch woher<br />

nehmen?<br />

Bewerber aus dem Ausland werden<br />

zunehmend wichtiger. Eine Vielzahl<br />

von Auszubildenden in den Pflege-,<br />

aber auch in anderen Berufssparten,<br />

kommt derzeit aus den Balkanländern,<br />

vor allem aus Bosnien-Herzegowina<br />

und Serbien. KWA erwägt, geeignete<br />

Interessenten künftig bereits in den<br />

Herkunftsländern auszubilden und<br />

ihnen die erforderlichen deutschen<br />

Sprachkenntnisse bereits vor Ort zu<br />

vermitteln. Doch dies allein wird nicht<br />

reichen.<br />

Die Akquise von Fachkräften, die aus<br />

dem Ausland kommen, wird zunehmend<br />

wichtiger. In den vergangenen<br />

beiden Jahren konnten wir vorwiegend<br />

Mitarbeiter aus Spanien, Kroatien,<br />

Serbien und Bosnien-Herzegowina<br />

gewinnen. KWA ist in diesen<br />

Ländern zum einen selbst durch<br />

Stellenanzeigen in Online-Jobbörsen<br />

aktiv, zum anderen durch Kooperationen<br />

mit Arbeitsagenturen und<br />

Personalvermittlungsagenturen. Auch<br />

Asylbewerber sind für KWA als<br />

Mitarbeiter durchaus interessant,<br />

einige sind bereits in unseren Einrichtungen<br />

beschäftigt.<br />

Bei der Einstellung von Mitarbeitern<br />

aus dem Ausland sind jedoch einige<br />

Hürden zu nehmen. Die erste Hürde<br />

ist bei Bewerbern, die nicht aus dem<br />

EU-Ausland stammen, die fehlende<br />

Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in<br />

Deutschland. Dieses Genehmigungsverfahren<br />

nimmt oftmals einen<br />

Zeitraum von drei bis vier Monaten<br />

ein, erst dann darf der bereits eingestellte<br />

Mitarbeiter bei KWA tätig<br />

werden.<br />

Die zweite Hürde in Folge ist in den<br />

meisten Fällen eine fehlende oder<br />

geringe Kenntnis der deutschen<br />

Sprache. In den Pflegeberufen wird<br />

ein Sprachniveau „B2“ nach dem<br />

Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen<br />

für Sprachen vorausgesetzt.<br />

Das heißt, dass die Mitarbeiter eine<br />

selbstständige Sprachanwendung in<br />

Wort und Schrift beherrschen müssen<br />

und mit einem Muttersprachler ohne<br />

große Anstrengung eine Diskussion<br />

führen können sollen. KWA bietet<br />

hier Hilfestellung durch das Angebot<br />

von Sprachkursen. Ohne Frage, die<br />

Mitarbeiter aus dem Ausland geben<br />

sich die größte Mühe. Aber: Jeder von<br />

uns, der in seinem Leben eine fremde<br />

Sprache gelernt hat, weiß, dass das<br />

nicht so einfach ist, noch dazu,<br />

wenn man „nebenher“ seiner Arbeit<br />

nachgehen muss. Doch das ist noch<br />

nicht alles.<br />

Die dritte Hürde ist das Anerkennungsverfahren<br />

zur Erlaubnis zum<br />

Führen der Berufsbezeichnung in<br />

einem Gesundheitsfachberuf in<br />

Deutschland. Der Arbeitnehmer darf<br />

bis zur Erteilung dieser Erlaubnis nicht<br />

als Fachkraft, sondern „nur“ als<br />

Hilfskraft arbeiten. Eine Ausnahme<br />

gibt es diesbezüglich für EU-Bürger,<br />

wenn sie innerhalb von sechs Monaten<br />

ein Zeugnis über das Sprachniveau<br />

„B2“ vorlegen. Dies, obwohl<br />

viele der Mitarbeiter, die aus dem<br />

Ausland kommen, über eine abgeschlossene<br />

Ausbildung in einem<br />

Gesundheitsberuf verfügen oder sogar<br />

über ein abgeschlossenes Studium.<br />

Für die meisten ist diese Zeit des<br />

Übergangs nicht einfach. Ihre bisherigen<br />

Berechtigungen zur Ausübung<br />

von Tätigkeiten in Gesundheitsberufen<br />

sind hier in Deutschland auf einen<br />

Schlag nichts mehr wert. Wer vorher<br />

bereits als Fachkraft Verantwortung<br />

getragen hat, ist hier als Hilfskraft<br />

verständlicherweise unzufrieden. Eine<br />

Dauer von 12 bis 15 Monaten für den<br />

gesamten Genehmigungsprozess ist<br />

bei Nicht–EU-Bürgern keine Seltenheit.<br />

– Ein weiter Weg.<br />

Doch er lohnt sich für Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber in den meisten<br />

Fällen. Denn es hat sich gezeigt, dass<br />

Mitarbeiter, die aus dem Ausland<br />

kommen, von Kollegen und Stiftsbewohnern<br />

anerkannt und geschätzt<br />

werden, wenn sie bereit sind, sich von<br />

Anfang an auf unsere Kultur und<br />

unsere Werte einzulassen. Sie dabei<br />

zu unterstützen, ist eine wichtige<br />

Aufgabe. Denn nur gemeinsam kann<br />

Integration gelingen.<br />

Bruno Binner, KWA Personalleiter<br />

„Die Akquise von<br />

Fachkräften, die aus<br />

dem Ausland kommen,<br />

wird zunehmend<br />

wichtiger.“<br />

10 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />

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