alternovum.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausbildung.<br />
KWA Parkstift Aeskulap<br />
Fördern und Fordern<br />
als klares Prinzip<br />
Das Betreiben eines KWA Seniorenstifts<br />
erfordert in allen Bereichen eine<br />
qualifizierte Leistungserbringung auf<br />
hohem Niveau. Hierzu bedarf es<br />
eines qualifizierten Mitarbeiterstammes.<br />
In Anbetracht des bundesweiten<br />
Fachkräftemangels, welcher in<br />
verschärfter Weise im Bereich des<br />
Gesundheitswesens besteht, sind<br />
daher besondere Anstrengungen<br />
erforderlich bei der Akquise geeigneten<br />
Nachwuchses. Im KWA<br />
Parkstift Aeskulap hat man sich<br />
entschlossen, mit einem umfassenden<br />
Maßnahmenpaket zur Gewinnung<br />
von Auszubildenden zu agieren.<br />
Dies beginnt bereits beim Eingang<br />
der Bewerbung eines potenziellen<br />
Auszubildenden. Dieser erhält nach<br />
spätestens zwei Arbeitstagen eine<br />
Rückmeldung und, wenn er geeignet<br />
scheint, eine Einladung zu einem<br />
Vorstellungsgespräch. Nur wer zügig<br />
einlädt, hat eine Chance auf die<br />
Gewinnung der Besten. In einem<br />
ersten Gespräch werden die gegenseitigen<br />
Erwartungen an den Ausbildungsplatz<br />
präzisiert. Ziel ist es, bei<br />
30 <strong>alternovum</strong> | 1/2016<br />
einem positiven Gesprächsverlauf<br />
einen sogenannten Hospitationstag<br />
mit dem Bewerber zu vereinbaren.<br />
Hierbei lernt der mögliche Auszubildende<br />
seinen späteren Arbeitsbereich<br />
und künftige Kollegen kennen. Im<br />
direkten Anschluss an diesen Hospitationstag<br />
sprechen der jeweilige<br />
Abteilungsleiter und die Hausleitung<br />
über den ersten Eindruck. Es ist<br />
wichtig, dass neben einer positiven<br />
Rückmeldung zum Verhalten auch<br />
die „Chemie“ mit den Kollegen<br />
stimmt. Deshalb wird parallel deren<br />
Rückmeldung eingeholt.<br />
Damit die schulische Begleitung<br />
ortsnah für den Mitarbeiter erfolgen<br />
kann, hat das Parkstift Aeskulap<br />
Kooperationsverträge mit allen<br />
umliegenden Schulen abgeschlossen.<br />
Eine weitere Säule im Bereich der<br />
pflegerischen Ausbildung ist das<br />
sogenannte WeGebAU-Programm<br />
der Bundesagentur für Arbeit. Dieses<br />
ermöglicht Hilfskräften durch eine<br />
finanzielle Förderung einen examinierten<br />
Abschluss ohne Lohnkürzungen,<br />
was durch ein Ausbildungsgehalt<br />
der Normalfall wäre. Bei uns<br />
als Pflegehilfskräfte Beschäftigte<br />
weisen wir auf diese Qualifizierungsmöglichkeit<br />
hin. Im Schnitt profitieren<br />
zwei Mitarbeiter unseres Hauses pro<br />
Jahr von dieser Förderung. Und alle<br />
profitieren davon, dass diese Kollegen<br />
das Haus und die Pflege bereits<br />
kennen.<br />
Über den kompletten Zeitraum der<br />
Ausbildung stellen wir jedem Auszubildenden<br />
einen festen Praxisanleiter<br />
als Mentor zur Seite, der ihn bei<br />
seinen praktischen Aufgaben individuell<br />
betreut. Für die Praxisanleiter<br />
und Schüler wurde ein separates<br />
Büro außerhalb des Stationsbereiches<br />
geschaffen: mit PC, Literatur und<br />
Internetzugang für mögliche Recherchen.<br />
So können die Praxisaufgaben<br />
in ungestörter Atmosphäre geplant<br />
und besprochen werden. Es gilt das<br />
Prinzip des Förderns und Forderns –<br />
auch für Auszubildende mit Migrationshintergrund.<br />
Dass wir bereits zum Jahresbeginn<br />
alle Ausbildungsplätze für den Herbst<br />
2016 besetzen konnten, gibt dem<br />
Gesamtkonzept recht. Ebenso bemerkenswert<br />
ist es, dass sich alle letztjährigen<br />
Absolventen für den Verbleib<br />
im Haus entschieden haben und<br />
auch übernommen werden konnten.<br />
Andreas Lorz<br />
Engagement.<br />
Deutschunterricht<br />
… im KWA Parkstift St. Ulrich in Bad Krozingen.<br />
Flüchtlinge sind die Herausforderung und die Aufgabe<br />
unserer Tage, dieses Jahrzehnts und wohl auch des<br />
Jahrhunderts, wenn man an die Folgen der Klimaveränderung<br />
denkt. Die Asylsuchenden hoffen, bei uns Sicherheit,<br />
Freiheit, eine wirtschaftliche Zukunft und auch Hilfe<br />
zu finden. Irgendwann wird sich zeigen, ob wir ihnen<br />
diese Visionen erfüllen und eine neue Heimat geben<br />
konnten.<br />
Integration ist nur möglich, wenn die Menschen die<br />
deutsche Sprache beherrschen. Deutsch ist für fast alle<br />
Flüchtlinge aber völlig fremd und kompliziert. Hier sind<br />
das Engagement und die Geduld der „Ehrenamtlichen“<br />
gefragt. In Bad Krozingen beteiligen sich mehrere Bewohner<br />
des KWA Parkstifts St. Ulrich an Sprachkursen für<br />
Flüchtlinge.<br />
Ich selbst unterrichte regelmäßig zwei junge Männer aus<br />
Eritrea, die anfangs fast kein Wort Deutsch sprachen.<br />
Jetzt, nach etwa vier Monaten, sind sie noch lange nicht<br />
perfekt, aber sie freuen sich, einen Bericht über „ihren“<br />
FC Bayern in der Zeitung lesen zu können. Trotz aller<br />
Mühe mit der Grammatik haben sie Freude an dem Kurs,<br />
bei uns wird unglaublich viel gelacht. Der Deutschkurs ist<br />
ein aktives, beidseitiges Geben und Nehmen. Der Lehrer<br />
muss die Schwierigkeiten erkennen, den Schüler trotz<br />
aller Kritik motivieren. Dafür zeigen die Flüchtlinge ein<br />
Engagement und eine Dankbarkeit, die immer wieder<br />
überrascht. Manchmal glaube ich von einer Stunde mehr<br />
zu profitieren als meine Schüler.<br />
Dr. Werner Meinders<br />
Die junge Frau, die mir am Tisch gegenübersitzt, sieht<br />
mich mit interessierten Augen erwartungsvoll an. Astou<br />
Sow ist 19 Jahre alt. Sie ist im Frühjahr 2014 aus dem<br />
Senegal geflohen. Zuerst nach Italien, dann weiter nach<br />
Deutschland. In München hat sie eine neue Heimat<br />
gefunden, geht zur Schule und wird im Sommer 2016<br />
ihren Hauptschulabschluss machen. Danach möchte sie<br />
Kinderkrankenschwester werden.<br />
Haupfoto: Stockbild,<br />
Kleine Fotos: Margret Rosenmüller<br />
für Flüchtlinge…<br />
… im KWA Stift am Parksee in Unterhaching.<br />
Dass sie mittlerweile so gut Deutsch versteht und spricht,<br />
hat sie auch Bewohnerinnen unseres Hauses zu verdanken.<br />
Anfang 2015 trat eine Lehrerin der Städtischen<br />
Berufsschule zur Berufsvorbereitung an das KWA Stift am<br />
Parksee heran. Gesucht wurden Menschen, die ehrenamtlich<br />
jungen Asylbewerbern und Flüchtlingen den<br />
Erwerb von Sprachpraxis ermöglichen. Erika Seidl, Stiftsbewohnerin<br />
und Vorsitzende Richterin a. D., hat sich<br />
spontan zum „Deutschsprechen“ zur Verfügung gestellt.<br />
Anfangs trafen sich nur Astou Sow, Erika Seidl und Gundi<br />
Edhofer-Simon, Leiterin der sozialen Betreuung. Gesprochen<br />
wurde über Alltägliches. Das Ins-Gespräch-Kommen<br />
stand im Vordergrund.<br />
Im letzten Sommer unterstützte Astou dann das Team der<br />
sozialen Betreuung im Rahmen eines einwöchigen<br />
Schulpraktikums. Mittlerweile nimmt sie regelmäßig an<br />
den Treffen der Malgruppe SILBERBUNT teil. Astou hat<br />
im Haus Aufmerksamkeit erregt und Eindruck hinterlassen.<br />
Erika Seidl sagt treffend: „Sie gehört jetzt einfach<br />
dazu und ist nicht mehr wegzudenken.“<br />
Stephanie Quint<br />
31