21.07.2018 Aufrufe

Textauszüge aus: Robert Hunger-Bühler. Den Menschen spielen

Robert Hunger-Bühler ist einer der ganz grossen Schauspieler der Gegenwart, der mit allen wichtigen Regisseuren zusammengearbeitet hat, mit Christoph Marthaler, Frank Castorf, Barbara Frey, Peter Stein, Milo Rau u. a. Dieses Buch ist ein vielschichtiges Porträt des Menschen und Künstlers. Es zeichnet den Weg Hunger-Bühlers nach, der in Sommeri am Bodensee geboren ist, die Kindheit in Aarau verbracht hat, ins Theater und in die Welt aufgebrochen und über Wien, Bonn, Freiburg und Berlin wieder nach Zürich zurückgekommen ist, wo er ein Mitglied des Ensembles am Schauspielhaus ist. Neben Notaten, Haikus und Zeichnungen von Robert Hunger-Bühler enthält das Buch Gespräche und Texte über Herkunft, Fussball, Schauspiel, Bob Dylan oder Klaus-Michael Grüber, über Hunger-Bühlers Werdegang und seine Arbeiten auf der Bühne, in Film und Performance. Längere und kürzere Würdigungen von Peter von Matt bis Milo Rau erweisen dem grossen Schweizer Schauspieler persönliche Reverenz.

Robert Hunger-Bühler ist einer der ganz grossen Schauspieler der Gegenwart, der mit allen wichtigen Regisseuren zusammengearbeitet hat, mit Christoph Marthaler, Frank Castorf, Barbara Frey, Peter Stein, Milo Rau u. a.

Dieses Buch ist ein vielschichtiges Porträt des Menschen und Künstlers. Es zeichnet den Weg Hunger-Bühlers nach, der in Sommeri am Bodensee geboren ist, die Kindheit in Aarau verbracht hat, ins Theater und in die Welt aufgebrochen und über Wien, Bonn, Freiburg und Berlin wieder nach Zürich zurückgekommen ist, wo er ein Mitglied des Ensembles am Schauspielhaus ist. Neben Notaten, Haikus und Zeichnungen von Robert Hunger-Bühler enthält das Buch Gespräche und Texte über Herkunft, Fussball, Schauspiel, Bob Dylan oder Klaus-Michael Grüber, über Hunger-Bühlers Werdegang und seine Arbeiten auf der Bühne, in Film und Performance. Längere und kürzere Würdigungen von Peter von Matt bis Milo Rau erweisen dem grossen Schweizer Schauspieler persönliche Reverenz.

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Ich hatte hier einen Unfall, kannst Du Dich daran erinnern?<br />

Ein Teil der Eisbahn war immer für die Eiskunstläuferinnen abgesperrt.<br />

Damals liefen nur wenige Jungs Schlittschuh. Du veringst dich im Seil und<br />

ielst kopfüber aufs Eis, du schlugst hart mit dem Kopf auf.<br />

Ich fuhr rückwärts unter dem Seil durch, wollte mich im letzten Moment am Seil<br />

festhalten, rutschte weg, iel auf den Hinterkopf und war bewusstlos. Dr. Meng,<br />

unser H<strong>aus</strong>arzt, musste kommen. Ich bin im Schlafzimmer, das ich mit dir teilte,<br />

<strong>aus</strong> der Bewusstlosigkeit aufgewacht und konnte mich an nichts erinnern. Wir<br />

hatten zwei berühmte Kunsteisläuferinnen, Gaby Mollet, eine wunderschöne höhere<br />

Tochter <strong>aus</strong> der Umgebung, und Huguette Rohr, beäugt.<br />

Dieses Waldgebiet kennen wir auch <strong>aus</strong> einem anderen Anlass. Es war das<br />

Trainings- und Konditionsgelände für angehende Fußballer.<br />

Ich habe eine relativ steile, junge Fußballerkarriere hinter mir, heftig trainierend,<br />

C-, B-, A-, Inter-Junioren. Wir trainierten in diesen Wäldern bei jedem Wetter,<br />

auch im Winter bei Temperaturen unter null Grad. Wir liefen bis zum Suhrenkopf,<br />

für den Schlussspurt mussten wir eine ganz steile Treppe nehmen. Ich weiß noch,<br />

dass ich dort oben einmal mit komplett übersäuerten Oberschenkeln atemlos<br />

herumgestanden bin. Das Brügglifeld hatte früher eine Holztribüne, die landesweit<br />

berühmt war. Das Stadion hat bis heute seinen unverwechselbaren Charakter<br />

bewahrt. Die Trainingsplätze sind dem Brügglifeld-Stadion vorgelagert. Gott sei<br />

Dank sind die Aarauer sich noch nicht über ein neues Stadion einig geworden.<br />

Hampi, magst du die Geschichte erzählen, die zum Abbruch deiner großartigen<br />

Fußballkarriere führte?<br />

Du hattest mehr Erfolg. Ich strebte ihn auch an, war aber im Fußball nicht<br />

talentiert, ich bemühte mich, schoss nie ein Tor, war Verteidiger.<br />

Stell dein Licht nicht unter den Schefel, du spieltest im Defensivbereich einen<br />

hängenden Mittelfeldspieler.<br />

Ich hatte Freude am Fußball, war aber kein Goalgetter. Einmal bekam ich die<br />

Chance, ein Tor zu schießen, der Goalie war schon geschlagen, die Verteidigung<br />

auch – ich schoss den Ball übers leere Tor. Das war das jähe Ende meiner<br />

Fußballkarriere. Du standest neben dem Tor. Es war ein trüber Tag im Herbst,<br />

der Boden sehr tief und morastig, der Strafraum eigentlich ein Minenfeld.<br />

Ich konnte nicht fassen, was mir passiert war. Wir verlassen den Steinigen<br />

Tisch und gehen an eine andere Stätte unserer Jugend. Wir sehen unseren<br />

geliebten Jura, er ist von überall zu sehen, er umgrenzt auf der Nord- und Ostseite<br />

bis weit in den Westen hinein Aarau, die Stadt unserer Jugend.<br />

Gleich unter dem Steinigen führt der Gönhardweg Richtung Norden. Links ist das<br />

Goldern-Quartier, ein bürgerliches Quartier, das in den Siebzigerjahren entstand,<br />

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