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Keonda: 90 Jahre Naturfreundejugend

Unser Verband wurde 1926 gegründet und wird nun 90 Jahre alt. Ein beachtliches Alter finden wir, darum beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mal ein wenig mit der Geschichte des Verbandes.

Unser Verband wurde 1926 gegründet und wird nun 90 Jahre alt. Ein beachtliches Alter finden wir, darum beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mal ein wenig mit der Geschichte des Verbandes.

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Die Jugendzeitschrift<br />

der <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Deutschlands<br />

www.keonda.de<br />

[Ke:onda] 01 / 2016<br />

Facebook<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong>.<br />

Deutschlands<br />

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<strong>Naturfreundejugend</strong><br />

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+49 176 7379 7380<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>!<br />

Widerstand im Faschismus 7<br />

mit verbänden was bewegen 12<br />

Auf zum Bundestreffen 15


Seite 2<br />

Mai 2016<br />

Vorwort<br />

Liebe Leser*innen<br />

alles Gute zum <strong>90</strong>. Jubiläum ... der <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

natürlich! Unser Verband<br />

wurde 1926 gegründet, in einer Zeit also,<br />

als Fotos noch schwarz-weiß-grau und die<br />

Filme stumm waren. Ein beachtliches Alter,<br />

finden wir, und darum beschäftigt sich diese<br />

Ausgabe der [ke:onda] zur Abwechslung mal<br />

mit ein wenig Geschichte des Verbandes.<br />

Ganz besonders interessiert uns heute natürlich,<br />

was unsere (Ur-)Großeltern sich<br />

eigentlich dabei gedacht haben, als sie einen<br />

eigenständigen Jugendverband aus der<br />

Taufe hoben. Vor allem aber wollen wir<br />

wissen, was wir aus unserer gemeinsamen<br />

Geschichte lernen können.<br />

Jannis untersucht auf Seite 5, was der Verband<br />

im letzten Jahrhundert zum Sozialismus<br />

zu sagen hatte. „Natur genießen“<br />

stand ja damals ganz hoch im Kurs der<br />

Wanderbewegung – aber wie hielten es die<br />

Altvorderen mit dem Naturschutz? Auch<br />

spannend: Welche Rolle spielte die Frauenbewegung<br />

innerhalb der <strong>Naturfreundejugend</strong>.<br />

Finn und Frauke gehen auf Seite 12<br />

der Frage nach, ob ein Verband heutzutage<br />

überhaupt noch notwendig ist. Spoiler: Sie<br />

sind unterschiedlicher Meinung.<br />

Und Steffen wirft einen Blick in die<br />

Kristallkugel und erzählt euch, welche<br />

Probleme von gestern auch morgen noch<br />

aktuell sein werden.<br />

Letzter Satz: Kommt alle zum Bundestreffen<br />

vom 30. September bis 03. Oktober<br />

nach Michelstadt und bringt auch alle eure<br />

Freund*innen mit.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht euch<br />

die Redaktion<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Einstieg 4<br />

Erstarken am Urquell der Natur 5<br />

Fundstücke 6<br />

Widerstand im Faschismus 7<br />

Wer hätte das gedacht? 8<br />

Interviews 9<br />

40 <strong>Jahre</strong> IYNF 10<br />

Die Kuschelzeit kommt 11<br />

Verbandskasten<br />

Mit Verbänden was bewegen? 12<br />

Die Bundesleitung berichtet 13<br />

Vernetzungstreffen Demokratie und Mitbestimmung 14<br />

Neue Beweg!gründe: Transformation Global 14<br />

Bundestreffen 2016: Vielfalt statt Einfalt 15<br />

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“ 16<br />

Stell dir vor, du bist auf der Flucht 16<br />

Sportausbildung mit den NaturFreunden 17<br />

Feuilleton<br />

Heldin der Arbeit – Frauke Gehrau 18<br />

Frisurenkarussel 18<br />

Er/Sie/Es geht 19<br />

Senegal: Fotos ohne Vorurteile? 20<br />

Impressum<br />

[ke:onda] – Die Jugendzeitschrift der<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands<br />

Herausgegeben durch das Kinder- und Jugendwerk<br />

der Naturfreunde, Verein zur Förderung der <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Deutschlands e.V.,<br />

Adresse siehe unten<br />

Redaktionsanschrift und Verlag:<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands ||<br />

Warschauer Straße 59a || 10243 Berlin ||<br />

Telefon 030-297732-70 || Telefax 030-297732-80<br />

keonda@naturfreundejugend.de || www.keonda.de<br />

Mitglieder der <strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands erhalten<br />

[ke:onda] kostenlos.<br />

[ke:onda] kann auch als Abo für 5 € pro Jahr inkl.<br />

Versandkosten bestellt werden.<br />

Redaktion [ke:onda]: Frauke Gehrau, Jannis Pfendtner,<br />

Laura Rademacher, Steffen Filz, Lina Mombauer<br />

Sebastian Bozada, Dennis Melsa (V.i.S.d.P)<br />

Redaktion KiPo: Larissa Donges, Sine Schnitzer,<br />

Stella Danker, Dennis Melsa (V.i.S.d.P)<br />

Fotos / Bilder [ke:onda]: Naturfreunde Schweiz<br />

(S. 1), Naturfreudejugend Deutschlands (S. 3, 6 –<br />

10, 14), NaturFreunde Deutschlands (S. 4, 5), Lotse<br />

/ Wikimedia.org [CC BY-SA 3.0] (S. 7), Sylvia Rietig<br />

/ Wikimedia [CC BY-SA 3.0] (S. 7), Stadtarchiv<br />

Detmold [DT Bildarchiv Nr. 3457] (S. 7), Sebastian<br />

Bozada / <strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands (S. 7, 11,<br />

13, 14, 18), IYNF (S. 10), Finn Houska (S. 12), Frauke<br />

Gehrau (S. 12, 16), Steffen Wiegard / <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Deutschlands (S. 13, 20), Felix Schmale<br />

(S. 15), Sandra Stark (S. 16), Christian Deppermann /<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong> TBW (S. 17), Lina Mombauer /<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands (S. 18, 21)<br />

Fotos / Bilder KiPo: Cover: Steffen Wiegard / <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Deutschlands (S. 1), NaturFreunde<br />

Trier-Quint e.V. (S. 2), www.pixabay.com (S. 5, 11),<br />

Astrid Rehwald (S. 6), Stefanie Schaffner (S. 6), Elke<br />

Willruth (S. 7)<br />

Illustrationen und Gestaltung: Sabrina Gröschke ||<br />

Formgefüge || www.formgefuege.de<br />

Druck: Druckerei Lokay e.K.<br />

Klimaneutral gedruckt auf 100 % Altpapier,<br />

ausgezeichnet mit dem Blauen Engel.<br />

© <strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands 2016<br />

[ke:onda] wird gefördert vom


Zeitreise<br />

Es ist ein zwiegespaltenes Bild, welches<br />

die <strong>Naturfreundejugend</strong> für ein Plakat ihres<br />

60. Geburtstages ausgewählt hat. Unten ist<br />

eine düstere Collage aus industrieller Umweltverschmutzung,<br />

Waldsterben, Atomkraftwerken,<br />

Atommüll, dem Sterben eines<br />

Blauwals und einem ölverseuchten Vogel<br />

zu sehen. Oben sieht man die Tauben als<br />

Symbol für den Frieden, ebenfalls ein<br />

großes Thema der <strong>Naturfreundejugend</strong>.<br />

Die Friedensbewegung mobilisierte nur<br />

wenige <strong>Jahre</strong> zuvor mindestens eine halbe<br />

Million Menschen in die Hauptstadt<br />

Bonn um gegen die atomare<br />

Aufrüstung in Europa<br />

zu demonstrieren. Auch die Liste der<br />

„heißen“ Kriege in den 80ern ist lang. Ob<br />

die Malerin Yvonne Simon schon 1985<br />

wusste, dass das darauffolgende Jahr das<br />

„Internationale Jahr des Friedens“ wird?<br />

Die Atomkatastrophe von Tschernobyl konnte<br />

sie sicher nicht erahnen.<br />

Das Poster zeigt Themen, die uns auch heute<br />

beschäftigen. Noch ist der Atomausstieg<br />

nicht vollbracht, wir fördern weiterhin fossile<br />

Energieträger wie Kohle und Öl, diesen<br />

Winter strandeten mehr als 10 Pottwale an<br />

der Nordseeküste und Deutschland beteiligt<br />

sich am Krieg in der Welt. Das Credo<br />

der <strong>Naturfreundejugend</strong> bleibt: ein Handschlag<br />

gegen Umweltzerstörung und<br />

Krieg – solidarisch für Frieden mit<br />

und auf dem Planeten Erde.


Seite 4<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

Einstieg<br />

Stell dir eine Zeit vor, in der die<br />

Gesellschaft noch einfach in zwei<br />

Klassen eingeteilt werden konnte.<br />

Eine Zeit, in der die Forderung nur<br />

acht Stunden am Tag „malochen“<br />

zu müssen schon revolutionär war.<br />

Eine Zeit, in der die Städte rasant<br />

wuchsen, mit engen dunklen<br />

Wohnungen, grauen Straßen<br />

und Hinterhöfen und mit Fabrikschloten<br />

mitten in der Stadt. In<br />

dieser Zeit, es war das Jahr 1895<br />

in Österreich, wurde die Idee der<br />

NaturFreunde geboren.<br />

Der junge Touristenverein<br />

wächst schnell und über die<br />

Grenzen Österreichs hinaus.<br />

1<strong>90</strong>5 erfolgt die Gründung<br />

der ersten Ortsgruppe in<br />

Deutschland.<br />

Neben Wanderungen in<br />

der freien Natur stehen<br />

politische Bildung, Lebensreform<br />

und Kultur auf<br />

dem Veranstaltungsplan.<br />

Kritik an Kapital und der<br />

herrschenden Klasse sind<br />

wichtige Themen. Es<br />

sollte jedoch noch 21 <strong>Jahre</strong> dauern, bis sich<br />

in Deutschland bei der ersten sogenannten<br />

„Reichsversammlung“ im Jahr 1926 die<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands als Untergliederung<br />

gründete.<br />

Lange währte das Glück nicht. 1933<br />

werden die NaturFreunde durch die Nazis<br />

verboten. Ihr Eigentum, darunter auch<br />

die selbsterbauten Naturfreundehäuser,<br />

werden beschlagnahmt.<br />

Viele Naturfreundegruppen treffen sich<br />

weiter im Geheimen, einige leisten im<br />

Untergrund Widerstand.<br />

Nach Kriegsende bleiben die Natur-<br />

Freunde im Osten Deutschlands weiterhin<br />

verboten, doch in den westlichen<br />

Besatzungszonen beginnen die Natur-<br />

Freunde und ihre Jugend, sich direkt neu<br />

aufzubauen. Ab 19<strong>90</strong> werden dann auch<br />

in den neuen Bundesländern die Natur-<br />

Freunde wieder gegründet, sodass es<br />

die <strong>Naturfreundejugend</strong> heute in fast<br />

allen Bundesländern gibt. Mit dem<br />

Bundestreffen 2013 und dem kommenden<br />

Ende September 2016 treffen<br />

sich heute wieder junge Naturfreund-<br />

*innen aus ganz Deutschland.<br />

1926<br />

Auf einerVersammlung der deutschen Natur<br />

Freunde wird mit der Verabschiedung der “Richtlinien<br />

über den zukünftigen Ausbau der Jugendarbeit”<br />

die <strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands als<br />

selbstständige altersmäßige Gliederung gegründet.<br />

1933<br />

Die Kritik am Kapital und an der herrschenden Klasse führt<br />

zum Verbot des Touristenvereins “Die NaturFreunde” durch<br />

die Nazis. Damit verbunden ist die Beschlagnahmung der in<br />

eigener Arbeit errichteten 428 Hütten und Häuser, davon fast<br />

300 auf deutschem Gebiet.


Seite 5<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

Erstarken am Urquell<br />

der Natur<br />

Lange, lange ist es her: „Der Touristenverein<br />

‚Die NaturFreunde‘ ist die internationale<br />

Wanderorganisation des arbeitenden<br />

Volkes. Sie strebt eine sozialistische<br />

Kultur an.“ Dies sind die ersten beiden Sätze<br />

eines Beschlusses, in dem in den frühen<br />

20erjahren die Gründung von Jugendgruppen<br />

der NaturFreunde gefordert wird. Die<br />

Erwartungen dieser Zeit – nach dem Ende<br />

der Monarchie auch bald eine wirklich<br />

gleiche und gerechte Gesellschaft zu gründen,<br />

die frei von Zwängen funktioniert –<br />

führen zu einem neuen Menschenbild.<br />

Sozialist sein heißt vor allem<br />

Mensch sein.<br />

„Sozialist sein heißt, große weltumspannende<br />

Ideen tragen. Sozialist sein heißt vor<br />

allem Mensch sein. Menschen wollen wir<br />

sein, die dank ihrer großen sittlichen Kräfte<br />

dazu geeignet sind, eine alte Weltanschauung<br />

zu stürzen, an ihre Stelle eine neue,<br />

bessere zu schaffen.“<br />

In der Naturfreundebewegung herrschte<br />

die Idee, dass nur durch die ethische Weiterentwicklung<br />

des Menschen zu höheren<br />

Zielen und „reinem Menschentum“ eine<br />

neue Welt geschaffen werden kann. Diese<br />

Entwicklung wollten sie in der Natur und<br />

der Gemeinschaft finden: „…reichen sich<br />

die jungen Wandergenossen und -genossinnen<br />

die Hand zum Treueschwur: Wir wollen<br />

erstarken am ewigen Urquell der Natur,<br />

erstarken an Geist, erstarken am Körper,<br />

erstarken am Willen.“<br />

Wir wollen erstarken am ewigen<br />

Urquell der Natur, erstarken an<br />

Geist, erstarken am Körper, erstarken<br />

am Willen.“<br />

Die damaligen NaturFreunde waren überzeugt,<br />

dass das gemeinschaftliche Erleben<br />

in der Schönheit der freien Natur auch die<br />

Menschen verändern würde: Zu freieren,<br />

sozialeren, besseren Menschen.<br />

Auch wenn wir uns heute sicher anders ausdrücken<br />

würden, weniger überschwänglich<br />

und dramatisch vielleicht, so sind wir<br />

möglicherweise gar nicht so anders als<br />

unsere Vorgänger. Auch wir haben allein<br />

oder in der <strong>Naturfreundejugend</strong> bestimmt<br />

schon wahnsinnig schöne Naturerlebnisse<br />

gehabt, staunten<br />

über die Schönheit bestimmter<br />

Wälder oder Strände oder waren nach<br />

einem gemeinsamen Tag Skifahren oder<br />

Klettern abends in der Hütte einfach nur<br />

erschöpft und glücklich. Viele von uns haben<br />

dabei auf ihren Freizeiten oder in der<br />

Ortsgruppe tolle Freundschaften geschlossen<br />

und ganz praktisch erlebt, dass eine<br />

starke Gruppe viel mehr ist, als nur ein paar<br />

Individuen.<br />

Diese kleinen Erfahrungen können<br />

uns immer wieder zeigen, dass<br />

ein gutes und solidarisches Leben<br />

möglich und auch viel schöner ist.<br />

Diese kleinen Erfahrungen können uns<br />

immer wieder zeigen, dass ein gutes und<br />

solidarisches Leben möglich und auch viel<br />

schöner ist. Auch deswegen unterscheiden<br />

wir uns heute noch von anderen Sportgruppen,<br />

auch deswegen glauben wir immer<br />

noch an die Überwindung des „Kapitalismus<br />

und seiner sozialen und ökologischen<br />

Widersprüche“.<br />

von Jannis Pfendtner<br />

1945<br />

Überall wird mit dem Wiederaufbau der<br />

Organisation begonnen. Die enteigneten<br />

Häuser werden zurückgegeben. In Ostdeutschland<br />

erfolgt eine Nutzung durch<br />

andere Träger.<br />

1950<br />

Der Gesamtverein wird in die<br />

Naturfreunde Internationale<br />

(NFI) umgewandelt. Sie<br />

setzt sich aus selbständigen<br />

Landesverbänden zusammen.


Seite 6<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

fundstücke<br />

1962<br />

Die NaturFreunde beteiligen sich federführend an den Ostermärschen der Atomwaffengegner.<br />

Die NFI hat 270.00 Mitglieder in 17 Ländern auf allen fünf Kontinenten. In<br />

Deutschland werden rund 100.000 Mitglieder in mehr als 650 Ortsgruppen gezählt. Die<br />

Zahl der vereinseigenen Hütten, Häuser, Bootshäuser und Stadtheime liegt bei fast 400.


Seite 7<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

Widerstand im<br />

Faschismus<br />

Vor nicht allzu langer Zeit regierten Nazis<br />

dieses Land: Menschen, die sich als „Herrenrasse“<br />

sahen und andere Meinungen bis<br />

aufs Blut bekämpften. Schon damals gab es<br />

die <strong>Naturfreundejugend</strong>. Die Arbeiterbewegung<br />

erblühte gerade, als die Nazis die<br />

Macht ergriffen. Die Reaktionen auf das<br />

Verbot und die Unterdrückung der Natur-<br />

Freunde könnten nicht unterschiedlicher<br />

ausgefallen sein. Die bunte Palette unserer<br />

damaligen Mitglieder kannte alle Haltungen<br />

zwischen Anbiederung an das Nazitum<br />

und offenem Widerstand. In kurzen Steckbriefen<br />

möchten wir hier den Gegner*innen<br />

des Faschismus aus unserer Bewegung<br />

gedenken. Wenn ihr mehr über die Geschichte<br />

der NaturFreunde im Widerstand<br />

erfahren möchtet, empfehlen wir euch<br />

das Buch „Naturfreund sein heißt Mensch<br />

sein“ von Bruno Klaus Lampasiak.<br />

(erhältlich unter www.naturfreunde.de)<br />

von Steffen Filz<br />

Name: Margarete<br />

„Grete“ Steffin<br />

*21. März 1<strong>90</strong>8<br />

Gestorben: 4. Juni<br />

1941<br />

Todesursache:<br />

Tuberkulose<br />

Art des Widerstandes:<br />

Grete floh vor den Nazis zuerst nach Dänemark,<br />

dann nach Schweden und zu guter<br />

Letzt nach Russland. Während dieser Zeit<br />

arbeitete sie unermüdlich mit dem bekannten<br />

Schriftsteller Bertolt Brecht an Inszenierungen<br />

und Dramen.<br />

Name: Charlotte Eisenblätter<br />

*7. August 1<strong>90</strong>3<br />

Gestorben: 25. August 1944<br />

Todesursache: Hinrichtung mit dem<br />

Fallbeil<br />

Art des Widerstandes:<br />

Unterbringung von Widerstandskämpfern,<br />

Schreiben<br />

des illegalen „Informationsdienstes“<br />

sowie Unterstützung<br />

der Uhrig/Römer Gruppe.<br />

Thomas Igl wurde 1932 von einer<br />

Truppe Nazis aufgesucht und zu Tode<br />

geprügelt.<br />

Karl Löffert sen.<br />

Starb 1943 im KZ Buchenwald<br />

Name: Walter Rietig<br />

*4. November 1<strong>90</strong>6<br />

Gestorben: 22. Dezember<br />

1942 Todesursache: Hinrichtung<br />

mit dem Fallbeil<br />

Art des Widerstandes:<br />

Gehörte einer illegalen Betriebsgruppe<br />

bei Opel an, die das Werk nach<br />

Fall des Dritten Reiches befreien wollte.<br />

Zudem äußerte er sich wiederholt kritisch<br />

gegenüber der Politik des Dritten Reiches.<br />

Name: Felix Fechenbach<br />

*28. Januar 1894 Gestorben: 1933<br />

Todesursache: Bei einer Umverlegung in<br />

ein anderes KZ wurde er auf halber Strecke<br />

in den Wald geführt und erschossen. Später<br />

sollte es dann heißen, er habe versucht zu<br />

fliehen.<br />

Art des Widerstandes: Arbeit als Journalist<br />

und Schriftsteller gegen das Naziregime.<br />

Landkarte: Bad Mergentheim geboren ><br />

wächst in Würzburg auf > persönlicher<br />

Sekretär des bayrischen Ministerpräsidenten<br />

Kurt Eisner > Ermordung in Schutzhaft<br />

(Wo unbekannt)<br />

1968<br />

Die NaturFreunde verlangen die Einstellung<br />

der Bombenangriffe auf Nordvietnam und<br />

verurteilen die Besetzung der ČSSR.


Seite 8<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

Wer hätte das gedacht?<br />

Die Internetsuche „Alpenröschen<br />

Rezept“ bringt 406<br />

Treffer bei Google. Kein<br />

einziges gefundenes Rezept<br />

enthält die Pflanze, die das<br />

Logo der Naturfreundebewegung<br />

schmückt.<br />

Das Penicillin wurde zwei <strong>Jahre</strong> nach der Gründung<br />

der <strong>Naturfreundejugend</strong> im Jahr 1928 entdeckt.<br />

1926 ist das Jahr in dem<br />

die erste Frau den Ärmelkanal<br />

durchschwimmt.<br />

Sie heißt Gertrude Ederle.<br />

1926 hatte die <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

16.300 Mitgieder und einen Mädchenanteil<br />

von 31,6 Prozent<br />

Den deutschen Bundeskanzler<br />

Willy Brandt hätte es vielleicht<br />

ohne die NaturFreunde nie gegeben.<br />

Seine Eltern lernten sich<br />

wahrscheinlich 1913 auf einer<br />

naturfreundlichen Wanderung<br />

kennen. Geboren wurde er unter<br />

dem Namen Herbert Frahm am<br />

18. Dezember 1913.<br />

Das Buch „Der Herr<br />

der Ringe“ ist jünger<br />

als die <strong>Naturfreundejugend</strong>:<br />

Es erschien<br />

am 29. Juli 1954.<br />

1959: besteigt eine Gruppe von Naturfreunden den Dhaulagiri, den letzte n<br />

1959: Kärnter Natur-<br />

Freunde verstreuen<br />

10.000 Edelweisssamen<br />

in den Kärnter<br />

Bergen<br />

Himalaya.<br />

unbezwungen en Achttausender im<br />

Die Internetsuche<br />

„<strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

bringt ungefähr<br />

71.000 Treffer<br />

bei google.<br />

Glückwunsch zum <strong>90</strong>.!<br />

Am 21. April 1926 wurde Queen Elisabeth II<br />

geboren, die heute regierende Königin.<br />

Am 1. Juni 1926 wurde Marylin Monroe<br />

geboren.<br />

Am 13. August 1926 wurde Fidel Castro<br />

geboren.<br />

Im Klingonischen kann man<br />

nicht „Naturfreund“ sagen,<br />

da es in dieser Sprache kein<br />

Wort für „Freund“ gibt.<br />

„Natur“ heißt auf klingognisch<br />

jup“.<br />

1989<br />

Im Dezember beginnt die Neuorganisation<br />

der NaturFreunde in der DDR. Heute gibt es<br />

Landesverbände in allen neuen Bundesländern.<br />

Es gibt in Deutschland nur 2 Naturfreundestraßen<br />

aber 4 Naturfreundewege.<br />

Bis 2003 erschien das Häuserverzeichnis<br />

der NaturFreunde auf<br />

4 Sprachen: Deutsch, Englisch,<br />

Französisch und Esperanto.<br />

NaturFreunde – naturamikoj<br />

(esperanto)


Seite 9<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

Interviews<br />

1. Was sollte man mitbringen, wenn man bei<br />

den <strong>Naturfreundejugend</strong> mitmachen will?<br />

Wiebke: Für mich ganz persönlich: Freude<br />

an der Natur, Natursport und Bewegung.<br />

Aber vor allem Spaß!<br />

Lyonel: Sich selbst, gute Laune und Motivation.<br />

Ich denke, man sollte auf jeden Fall<br />

Spaß haben, draußen zu sein und<br />

Interesse an Dingen haben, die ein<br />

bisschen unkonventionell und anders<br />

als in der Schule ablaufen.<br />

Simon: Spaß und Motivation und das allermeiste<br />

ergibt sich von selbst.<br />

3. Was war dein bestes <strong>Naturfreundejugend</strong>-Erlebnis?<br />

Wiebke: Meine Kinderfreizeit, die seit<br />

<strong>Jahre</strong>n sehr gut läuft und dank meiner<br />

Teammitglieder super ankommt.<br />

Stella: Die Teeniefreizeit in Korsika. Die<br />

war geil. Die war richtig geil.<br />

Lyonel: Das Aktivcamp der <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

im Teutoburger Wald und vor allem<br />

das Höhlenklettern.<br />

Simon: Gruppenleiterlehrgang.<br />

Gesine: Berlin Städtetour 2011 oder 2012.<br />

Georg: Unser Wildniswochenende im Naturschutzgebiet<br />

Jasmund! Wir hatten viele<br />

tolle Erlebnisse und einen sehr emotionalen<br />

Austausch.<br />

Freizeit mit Kindern zu fahren. Alles ist ein<br />

bisschen vermischt.<br />

Georg: Die vielen tollen Menschen und ihr<br />

wundervolles Engagement.<br />

Nancy: Besonders an uns ist, dass wir unser<br />

politisches Interesse und unser Menschenbild<br />

an andere herantragen und Leute zum<br />

Mitmachen einladen.<br />

5. Welche Projekte stehen 2016 an?<br />

Wiebke: Bei uns steht zum Beispiel eine<br />

Begegnung mit einheimischen sowie geflüchteten<br />

Jugendlichen an, die sich beim<br />

Kochen austauschen sollen. Weil Liebe<br />

durch den Magen geht und interkulturelle<br />

Liebe bestimmt auch.<br />

Nancy Simon Gesine Lyonel Stella Georg Wiebke<br />

Georg: Viel Engagement, Lust und Zeit in<br />

der Natur zu verbringen. Je nachdem was<br />

man machen will, vielleicht politisches Engagement<br />

und Interesse. Vielleicht Interesse,<br />

mit Kindern zusammen zu arbeiten und ansonsten<br />

sich mit Menschen auszutauschen.<br />

Nancy: Ich denke, man sollte auf jeden Fall<br />

Spaß haben, draußen zu sein und Interesse<br />

an Dingen haben, die ein bisschen unkonventionell<br />

und anders als in der Schule ablaufen.<br />

Und Spaß daran haben, sich persönlich<br />

weiter zu entwickeln, gehört auch<br />

dazu.<br />

2. Beschreibe die <strong>Naturfreundejugend</strong> in<br />

einem Satz.<br />

Wiebke: Ganz einfach: Jung, bunt, draußen,<br />

aktiv.<br />

Stella: Chaos, das funktioniert.<br />

Lyonel: Politische, ökologische Organisation,<br />

die toll ist.<br />

Simon: Wir sind ein politischer Verband,<br />

der Freizeit mit kultureller und politischer<br />

Arbeit irgendwie verbindet.<br />

Georg: Die <strong>Naturfreundejugend</strong> ist sehr<br />

engagiert, umwelttechnisch aktiv und Berg<br />

frei.<br />

Nancy: Die <strong>Naturfreundejugend</strong> ist sehr<br />

vielfältig.<br />

Dass wir keinen Mainstream bedienen,<br />

sondern unser ganz eigenes<br />

Programm machen, unseren ganz<br />

eigenen Schuh bauen und dadurch<br />

ganz speziell sind.<br />

Nancy: Ein tolles Erlebnis war zum Beispiel<br />

2012 in der Türkei, in der Nähe von Ankara.<br />

Es war schön, all diese Menschen kennenzulernen,<br />

denen auch Nachhaltigkeit<br />

am Herzen liegt und die Bock darauf haben,<br />

gemeinsam was zu machen.<br />

4. Was ist an uns besonders?<br />

Wiebke: Dass wir keinen Mainstream bedienen,<br />

sondern unser ganz eigenes Programm<br />

machen, unseren ganz eigenen Schuh bauen<br />

und dadurch ganz speziell sind.<br />

Stella: Ich weiß nicht, wir brechen aus diesem<br />

Quotenöko raus, das mag ich. Das ist<br />

so ein bisschen speziell.<br />

Lyonel: Wir sind cooler als die Anderen.<br />

Simon: Wir sind der umfassendste Verband,<br />

den es so gibt.<br />

Gesine: Das vielfältige Programm und dass<br />

wir uns nicht drauf versteifen, entweder nur<br />

ein politischer Verband zu sein oder nur auf<br />

Stella: 2016 fange ich an zu studieren und<br />

dann muss ich erst mal gucken, wie ich das<br />

dann in meinen Zeitplan reinkriege. Aber<br />

wenn, dann vor allem im Ortsverband.<br />

Lyonel: Die Weltrevolution.<br />

Simon: Arbeit mit Geflüchteten, der Kampf<br />

gegen den wieder aufkeimenden, großflächigen<br />

Rassismus.<br />

Arbeit mit Geflüchteten, der Kampf<br />

gegen den wieder aufkeimenden,<br />

großflächigen Rassismus.<br />

Gesine: Zusätzlich zur Arbeit mit Geflüchteten<br />

das Bundestreffen und Freizeiten.<br />

Georg: In der Ortsgruppe Eberswalde<br />

wollen wir besonders mit geflüchteten<br />

Menschen auch Umweltbildung betreiben.<br />

Außerdem planen wir, eine Umweltbildungsgruppe<br />

mit verschieden Kitas und<br />

Horten in Eberswalde zu starten.<br />

Nancy: Sehr viele Freizeiten im interkulturellen<br />

Bereich und Projekttage zum Thema<br />

demokratische Mitbestimmung. Außerdem<br />

natürlich das Thema Nachhaltigkeit<br />

zusammen mit geflüchteten Menschen.<br />

Also es steht sehr viel an!<br />

1997<br />

Die Bundeskonferenzen des Kinder- und des Jugendverbands der NaturFreunde Deutschlands beschließen<br />

in Erfurt ihren Zusammenschluss. Anschließend findet die erste gemeinsame Bundeskonferenz statt.


Seite 10<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

40 jahre iynf<br />

2015 war ein Jahr, das uns bei der IYNF<br />

(International Young Naturefriends; <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Internationale (NFJI)) im<br />

Gedächtnis bleiben wird. Seit nun schon<br />

über vier Jahrzehnten setzten sich junge<br />

Menschen in der IYNF für unsere gemeinsamen<br />

Naturfreunde-Werte in Europa ein.<br />

Im letzten Jahr feierten wir daher „40 years<br />

of connecting and inspiring”. In dem gesamten<br />

Jahr machten wir eine Zeitreise zurück<br />

in die Geschichte der Naturfreundebewegung.<br />

Zu wissen, dass die NaturFreunde<br />

seit 121 <strong>Jahre</strong>n existieren und sich seit dieser<br />

Zeit für Solidarität, Gleichheit, Respekt<br />

& Liebe für die Natur einsetzen, ist etwas,<br />

auf das wir stolz sein können. Und wir wollen<br />

das noch einmal 100 <strong>Jahre</strong> tun!<br />

Hier gruben wir alte Geschichten<br />

aus, lernten über die NaturFreunde<br />

während den beiden Weltkriegen, die<br />

Gründe all die Naturfreundehäuser<br />

in Europa zu bauen (...)<br />

Im September feierten wir dann den vierzigsten<br />

Geburtstag der IYNF in unserer<br />

Geschäftsstelle in Prag. Nach all der Beschäftigung<br />

mit der Vergangenheit war es<br />

Zeit, sich der Zukunft zuzuwenden und<br />

nach vielen Planungen und Aktivitäten ging<br />

der Abend dann in eine rauschende Naturfreundefeier<br />

über.<br />

Als letzte Aktivität des <strong>Jahre</strong>s beteiligten<br />

wir uns am People’s Climate March in<br />

Paris und Brüssel zum Start der Klimaverhandlungen.<br />

Obwohl die Demonstrationsmöglichkeiten<br />

durch die Anschläge in Paris<br />

sehr eingeschränkt wurden, hatte die IYNF<br />

den starken Wunsch, die weltweite Umweltbewegung<br />

zu unterstützen.<br />

Im letzten Jahr hat sich in Europa viel getan<br />

und die IYNF will die zukünftigen Gefahren<br />

nicht ignorieren. Als internationale Jugendorganisation<br />

mit dem Motto „connect &<br />

inspire” setzen wir uns für Verbindungen<br />

quer durch ganz Europa ein und wir werden<br />

uns weiter für Internationalismus und Respekt,<br />

für interkulturelle Differenzen und<br />

Hintergründe engagieren. Dafür setzen wir<br />

verstärkt auf das Internet und haben 2016<br />

zum Jahr der „E-Participation” erklärt, in<br />

dem wir Chancen und Risiken des Internets<br />

als junge Naturfreunde kritisch reflektieren<br />

wollen. Wer weiß, vielleicht werden auch<br />

einige von euch dieses Jahr an unseren Aktivitäten<br />

teilnehmen?<br />

Falls nicht, werden wir uns aber auf jeden<br />

Fall auf dem Bundestreffen sehen. Wir<br />

freuen uns als IYNF jetzt schon darauf, an<br />

den Feiern zum neunzigsten Geburtstag der<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong> teilzunehmen!<br />

von Thomas Gits<br />

Übersetzung: Jannis Pfendtner<br />

Wir starteten mit der jährlichen „Networking<br />

Conference“ in Lage Vuursche in den<br />

Niederlanden in das Jahr. Hier gruben<br />

wir alte Geschichten aus, lernten über die<br />

NaturFreunde während der beiden Weltkriege,<br />

die Gründe all die Naturfreundehäuser<br />

in Europa zu bauen und über die<br />

Geschichte des Grußes „Berg Frei“.<br />

Im Sommer führte die IYNF ein Workshopund<br />

Bildungscamp zu Outdoorthemen,<br />

Kunst und naturpädagogischen Methoden<br />

durch. Zudem besuchten wir mit den ungarischen<br />

Naturfreunden das riesige Sziget<br />

Festival, um unter und mit den Feiernden<br />

die Idee der Nachhaltigkeit zu verbreiten.<br />

2000<br />

Die <strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands veranstaltet ihren ersten Kindergipfel anlässlich der Weltausstellung<br />

Expo in Hannover. Prominentester Gast ist Bundeskanzler Gerhard Schröder. Seitdem finden alle zwei <strong>Jahre</strong><br />

Kindergipfel unter dem Motto “Kinder reden, Erwachsene hören zu” statt.


Seite 11<br />

„<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Naturfreundejugend</strong>“<br />

Mai 2016<br />

Die Kuschelzeit kommt<br />

Angenommen, es finden sich weiterhin so<br />

viele Menschen wie bisher, um gemeinsam<br />

unzählige kleine Kopien ihrer selbst in<br />

die Welt zu setzen, so werden wir es in der<br />

Zukunft ziemlich kuschelig auf unserem<br />

blauen Planeten haben.<br />

Gerade wir Naturfreund*innen lehren auf<br />

Freizeiten und Workshops, wie mensch<br />

kuschelige Atmosphären genießt. Damit<br />

das Miteinander auf unserem kuscheligen<br />

Planeten weitestgehend sozial bleibt,<br />

braucht die Menschheit uns.<br />

Es kuschelt sich gut in der Herde.<br />

Daher werden sich zahlreiche<br />

Menschen in Ballungszentren,<br />

sogenannten Städten, zum Kuscheln<br />

zusammenrotten.<br />

Da unsere Erde leider ein unverbesserliches<br />

Naschkätzchen ist, wird in Zukunft<br />

ihr gesunder Teil gegenüber dem ungesunden<br />

Teil an Land verlieren. Dadurch werden<br />

sich vor allem in den Küstenregionen der<br />

Welt neue Wandergruppen gründen, die<br />

sich ambitionierte Ziele wie Europa stecken<br />

werden. Damit es ein einvernehmliches<br />

und kuscheliges Miteinander mit den<br />

Wandersleuten von weither gibt, braucht<br />

es natürlich einheimische Wandersleute,<br />

die den Neuankömmligen einen herzlichen<br />

Empfang zu bereiten wissen. Uns.<br />

von Steffen Filz<br />

Es kuschelt sich gut in der Herde. Daher<br />

werden sich zahlreiche Menschen in<br />

Ballungszentren, sogenannten Städten,<br />

zum Kuscheln zusammenrotten. Für so<br />

viele engagierte Kuschler*innen braucht<br />

es Wohnungen, Geschäfte und, und, und.<br />

Dadurch werden die eigenbrötlerischen<br />

Bäume und Blumen vertrieben. Da diese<br />

aber gute Freunde der Menschen sind und<br />

man sich gerne weiterhin auf einen<br />

Schnack treffen will, braucht es<br />

ein Bindeglied, das Treffen organisiert.<br />

Das sind dann wohl wir,<br />

die Baumfreund*innen, eher bekannt als<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong>.<br />

Dadurch werden sich vor allem in<br />

den Küstenregionen der Welt neue<br />

Wandergruppen gründen, die sich<br />

ambitionierte Ziele wie Europa<br />

stecken werden.<br />

Wie bei Lollis, so gibt es auch bei den<br />

fossilen Energien nur begrenzte Mengen,<br />

und der Konsum bringt Nachteile<br />

mit sich. Damit unsere Erde nicht<br />

zu viel Lollis konsumiert und dadurch<br />

an einem Herzinfarkt oder etwas<br />

vergleichbarem stirbt, braucht es uns, die<br />

Naturfreund*innen. Damit der Konsum angeprangert<br />

wird und auf alternative, gesunde<br />

Dinge zum Schnabulieren hingewiesen<br />

wird. Zudem werden Obst und Gemüse<br />

den Großteil der Lollis ablösen, oder eben<br />

erneuerbare Energien die meisten fossilen<br />

Energien.<br />

2016<br />

Die <strong>Naturfreundejugend</strong> Deutschlands feiert ihr neunzigjähriges Bestehen mit einem<br />

großen Bundestreffen in Michelstadt. Das Motto lautet “Vielfalt statt Einfalt -<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> jung.bunt.aktiv”


Seite 12<br />

Verbandskasten<br />

Mai 2016<br />

Mit Verbänden was bewegen?!<br />

Vielen Jugendverbänden fällt es schwer<br />

neue Mitglieder an sich zu binden. Lange<br />

Sitzungen, Vereinsmeierei, eigenartige<br />

Traditionen – das klingt nicht gerade jung.<br />

bunt.aktiv. Braucht es eigentlich Verbände,<br />

um sich politisch zu organisieren? Finn<br />

und Frauke haben da ganz unterschiedliche<br />

Einschätzungen.<br />

ja!<br />

Verbände sind ein<br />

Stück Demokratie!<br />

Stellen wir uns eine<br />

Person vor. Wir nennen<br />

sie Friis.<br />

Friis möchte ein<br />

politisches Ziel verfolgen,<br />

weil sie sich<br />

schon immer für<br />

Umweltpolitik interessiert<br />

hat. Jetzt liest<br />

Friis zum Beispiel<br />

in der Uni einen Flyer<br />

der <strong>Naturfreundejugend</strong>,<br />

auf dem für<br />

ein ganz ähnliches<br />

Ziel geworben wird.<br />

Was hat Friis jetzt<br />

für Vorteile, wenn<br />

sie sich an einen<br />

Verband wie die<br />

<strong>Naturfreundejugend</strong><br />

wendet?<br />

Der größte Vorteil sind die anderen<br />

Menschen.<br />

Der größte Vorteil sind die anderen Menschen.<br />

Wenn Friis sich einen Verband aussucht,<br />

wird sie Leute mit ähnlichen Zielen<br />

treffen. Auch wenn die Ziele nicht immer<br />

ganz deckungsgleich sind, so kann man<br />

doch immer an anderen Meinungen und<br />

Diskussionen wachsen.<br />

Auch können viele Menschen auf verschiedenen<br />

Ebenen bei der Erreichung eines<br />

Ziels helfen. Das können beispielsweise die<br />

hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sein, die<br />

Friis jederzeit anrufen kann, damit sie ihr<br />

bei der Organisation einer Freizeit, Demo<br />

oder Aktion helfen.<br />

Ein wichtiger Punkt ist auch das politische<br />

Gewicht von Verbänden. Vielleicht findet<br />

Friis eine Mehrheit für ihr Thema im Verband.<br />

Dann schließt sich dieser mit anderen<br />

Verbänden zusammen, setzt Geld in Bewegung<br />

und organisiert eine große Demo.<br />

Wenn am Ende 250.000 Menschen in Berlin<br />

protestieren, hat das einen ganz anderen<br />

Stellenwert, als wenn Friis sich alleine auf<br />

den Bahnhofsvorplatz stellt und gegen<br />

TTIP demonstriert.<br />

Auch wenn die Ziele nicht immer<br />

ganz deckungsgleich sind, so<br />

kann man doch immer an anderen<br />

Meinungen und Diskussionen<br />

wachsen.<br />

Vor allem bei der <strong>Naturfreundejugend</strong> kann<br />

man sich in unglaublich vielen verschiedenen<br />

Bereichen engagieren, und trifft viele<br />

Leute immer wieder, die man vielleicht<br />

irgendwann seine Freund*innen nennt.<br />

Ihr habt euch fast alle für die <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

entschieden. Vieleicht aus diesen<br />

Gründen. Vieleicht aus ganz anderen Gründen.<br />

Aber es wird hoffentlich noch vielen<br />

Leuten so gehen wie unserer Person am<br />

Anfang.<br />

Und hoffentlich entscheiden sich noch viele<br />

für ein Engagement in Verbänden, denn<br />

sonst würde ein Stück Demokratie sterben.<br />

von Finn Houska<br />

nein!<br />

Locker kommt mensch auch zum Ziel.<br />

Für das Erreichen von Zielen, beim Engagement<br />

in der Gesellschaft – oft wählen<br />

Menschen keine festen Vereine mehr. Sie<br />

bilden lose Netzwerke, Gruppierungen<br />

oder Bündnisse. So läuft es oft in der Tierrechtsbewegung.<br />

Das Bündnis Tierfabriken<br />

Widerstand<br />

beispielsweise hat es<br />

sich zur Aufgabe gemacht,<br />

neu geplante<br />

Mastanlagen zu recherchieren,<br />

Bürger-<br />

*innen der betreffenden<br />

Gemeinden frühzeitig<br />

zu informieren<br />

und sie beim Starten<br />

einer Protestgruppierung<br />

zu unterstützen.<br />

Besucht mensch ihre<br />

Website, so findet er*<br />

sie Informationen zu<br />

allen neuen Bundesländern.<br />

Viele Gruppen in der<br />

veganen Tierrechtsbewegung<br />

arbeiten eng<br />

und informell zusammen<br />

– die Aktivist*innen<br />

kennen sich meist<br />

gegenseitig gut und<br />

stehen in direktem<br />

Kontakt.<br />

So ist es möglich, dass politische Aktionen<br />

schnell und unbürokratisch<br />

von wenigen Personen getragen<br />

werden können.<br />

So ist es möglich, dass politische Aktionen<br />

schnell und unbürokratisch von wenigen<br />

Personen getragen werden können. Bei<br />

freundschaftlichen Treffen, die ohnehin<br />

stattfinden, werden Ideen gesponnen und<br />

manchmal konkretisiert. Findet eine Idee<br />

engagierte Mitstreiter*innen, wird sie gemeinsam<br />

umgesetzt. Einen festen Verband<br />

möchte das Bündnis nicht gründen, denn<br />

der Aufbau kostet Zeit und bindet Ressourcen<br />

– und es geht eben auch gut ohne.<br />

von Frauke Gehrau


Seite 13<br />

Verbandskasten<br />

Mai 2016<br />

Die Bundesleitung berichtet<br />

Eine Demo mit einer Viertelmillion Menschen,<br />

ein Bundesausschuss zum Thema<br />

Geflüchtete, ein Naturfreundehaus, das<br />

saniert werden möchte und nebenbei noch<br />

die Welt retten?<br />

Zumindest versuchen wir von der Bundesleitung<br />

(BL) der <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Deutschlands, dass unser Verband und auch<br />

die Welt besser werden.<br />

Im April letzten <strong>Jahre</strong>s wurde auf unserer<br />

Bundeskonferenz in Wiesbaden eine neue<br />

BL gewählt. Zu den „alten Hasen“ kamen<br />

neue Gesichter, die unsere Arbeit bereichern<br />

und neue Impulse setzen. Nach dem<br />

Kennenlernen fanden wir uns auch schon in<br />

den Vorbereitungen zur Großdemo in Berlin<br />

gegen die Freihandelsabkommen TTIP,<br />

CETA und TiSA. Die Demo war, genau wie<br />

die Begleitworkshops, ein voller Erfolg,<br />

da sie gezeigt hat, welch breite Masse<br />

der Bevölkerung gegen die fehlgeleitete<br />

Wirtschaftspolitik der westlichen Länder<br />

ist. Außerdem haben einige aus der BL mit<br />

Ehrenamtlichen aus den Landesverbänden<br />

an einer großen Gedenkstättenfahrt unter<br />

dem Motto „Dass Auschwitz nie wieder<br />

sei“ teilgenommen.<br />

Seit längerer Zeit ist auch die Solidarisierung<br />

mit und die Unterstützung von Geflüchteten<br />

Thema im Verband. So haben wir<br />

auf dem Bundesausschuss im Dezember<br />

2015 versucht, von, mit und für die Landesverbände<br />

Beispiele der erfolgreichen Arbeit<br />

mit Geflüchteten zu sammeln und zu erarbeiten.<br />

Die anhaltende gesellschaftliche<br />

Entwicklung nach rechts zeigt, wie wichtig<br />

es ist und sein wird, ein Zeichen für ein<br />

menschenwürdiges, offenes, tolerantes<br />

und solidarisches Deutschland und einen<br />

solchen Verband zu setzen. Auch deshalb<br />

haben wir uns entschlossen, einen Projektantrag<br />

zu stellen, mit dem unser Konzept<br />

„Umweltdetektive“ zur besseren Arbeit mit<br />

geflüchteten Kindern ausgebaut werden<br />

kann.<br />

Die anhaltende gesellschaftliche<br />

Entwicklung nach rechts zeigt, wie<br />

wichtig es ist und sein wird, ein<br />

Zeichen für ein menschenwürdiges,<br />

offenes, tolerantes und solidarisches<br />

Deutschland und einen solchen<br />

Verband zu setzen.<br />

Im März war die BL im Senegal, um dort<br />

die Arbeit der senegalesischen Naturfreund*innen<br />

kennenzulernen und gemeinsam<br />

einen internationalen Austausch<br />

durchzuführen.<br />

In Kürze erscheint zudem unsere Broschüre<br />

zum Start von <strong>Naturfreundejugend</strong>-<br />

Hochschulgruppen, so dass wir hoffentlich<br />

bald im ersten Kontakt mit neuen, potentiellen<br />

Gruppen stehen werden.<br />

Ein weiteres Thema, dass uns im Frühling<br />

und Sommer wahrscheinlich sehr beschäftigen<br />

wird, ist die Planung von Sanierungsund<br />

Umbaumaßnahmen im Naturfreundehaus<br />

Hannover.<br />

Danach werden sicher neue Aufgaben und<br />

Projekte kommen und wir werden weiter<br />

die Welt retten, oder zumindest einen<br />

kleinen Beitrag dazu leisten, dass das<br />

möglich wird.<br />

Auf dem Laufenden über unserer Arbeit<br />

bleibt ihr, wenn ihr unseren Newsletter<br />

abonniert.<br />

Berg frei!<br />

von Sascha Böhm<br />

Für die Bundesleitung der <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Deutschlands


Seite 14<br />

Verbandskasten<br />

Mai 2016<br />

Vernetzungstreffen<br />

Demokratie und<br />

Mitbestimmung<br />

Du bist Naturfreund*in. Du hast Interesse<br />

an (sozial)politischen Themen. Du<br />

diskutierst gern mit anderen politisch interessierten<br />

Menschen. Du hast Bock auf<br />

Bildung.<br />

Wir auch!<br />

Deshalb laden wir dich vom 24. bis zum<br />

26. Juni nach Berlin ein, zum Vernetzungstreffen<br />

des Fachbeirats Demokratie und<br />

Mitbestimmung.<br />

Unter der Überschrift „Gedenken und Erinnern“<br />

wollen wir uns an diesem Wochenende<br />

insbesondere mit zwei Themen und<br />

deren Schnittmenge auseinandersetzen:<br />

Mit der deutschen Kolonialgeschichte und<br />

mit der NS-Zeit.<br />

In diesem Zusammenhang besuchen wir<br />

unter anderem das Holocaust-Mahnmal<br />

und erfahren hier etwas über die Verstrickung<br />

der deutschen Industrie mit dem Holocaust.<br />

Außerdem nehmen wir an einem<br />

Postkolonialen Stadtrundgang durch Berlin<br />

teil. Zwangsmigration, Rassismus und<br />

Welthandel, koloniale Gewalt und ihre<br />

Rückwirkungen sind dabei einige Themen,<br />

auf deren Spuren wir die Stadt erkunden.<br />

Natürlich bietet dir das Wochenende auch<br />

die Möglichkeit, ganz viele andere Naturfreund*innen<br />

zu treffen, dich mit ihnen<br />

austauschen, mit ihnen Spaß zu haben und<br />

gemeinsame Aktionen zu planen.<br />

Infos und Anmeldung bei Lukas<br />

(lukas@naturfreundejugend.de).<br />

Wir freuen uns auf dich!<br />

Finn, Lyonel und Lukas<br />

Neue beweg!gründe:<br />

Transformation global<br />

Bist du der Meinung, dass Wirtschaftswachstum<br />

schon lange nicht mehr gleichbedeutend<br />

mit Fortschritt und Wohlstand<br />

ist, sondern ziemlich oft sogar das Gegenteil<br />

bewirkt? Hast du das diffuse Gefühl,<br />

dass sich die großen Krisen unserer Zeit<br />

auf einen Nenner bringen lassen – du<br />

weißt bloß nicht wie?<br />

Wenn du dennoch nicht den Glauben an das<br />

„schöne Leben“ verloren hast, dann ist das<br />

Projekt beweg!gründe genau das Richtige<br />

für dich. Gemeinsam wollen wir uns auf<br />

den Weg machen.<br />

Und zwar buchstäblich: Zu Fuß. Mit Rucksack.<br />

Mit Reiseproviant.<br />

Wir wollen Orte erwandern, an denen Alternativen<br />

in ökonomischer, ökologischer und<br />

sozialer Hinsicht bereits gelebt werden. Wir<br />

werden mit Menschen ins Gespräch kommen,<br />

die an diesen Orten leben, lieben und<br />

arbeiten. Auf dem Weg dorthin diskutieren<br />

wir über eine nachhaltige Gesellschaft und<br />

tauschen uns aus über den gesellschaftlichen<br />

Wandel.<br />

Exkursion #1 zum Thema Entwicklung<br />

vom 20. bis 22.05.2016<br />

Exkursion #2 zum Thema Buen Vivir<br />

vom 17. bis 19.06.2016<br />

Exkursion #3 zum Thema Solidarität vom<br />

30.09. bis 02.10.2016<br />

Exkursion #4 zum Thema<br />

Weltgemeinwohl vom 04. bis 06.11.2016<br />

Wir erarbeiten die notwendigen Bedingungen,<br />

reden über Hindernisse und Hürden und<br />

entdecken die Chancen des Wandels. Obendrein<br />

gibt es reichlich Raum zum Nachdenken<br />

und Genießen im Grünen.<br />

Infos und Anmeldung unter<br />

nfjd.de/transformationglobal


Seite 15 Verbandskasten<br />

Mai 2016<br />

Bundestreffen 2016:<br />

Vielfalt statt Einfalt<br />

9 0 Ja hre ju n g.b u nt.a ktiv<br />

Du hast Lust auf:<br />

Klettern, Riverbug, Upcycling,<br />

veganes Sushi, Slackline, Geocaching,<br />

Natur, Lagerfeuer?<br />

Du interessierst dich für:<br />

Antirassismus, Gedenken und Erinnern,<br />

Reisen, Naturschutz, Solidarität,<br />

Inklusion, Mitbestimmung?<br />

Du willst:<br />

Chillen, deine Juleica verlängern<br />

oder Freund*innen aus der<br />

Sommerfreizeit treffen?<br />

Dann komm zum<br />

Bundestreffen!<br />

Wann?<br />

30.09. - 03.10.2016<br />

Wo?<br />

CVJM Camp<br />

Michelstadt, Odenwald<br />

Wer?<br />

Naturfreund*innen<br />

von 12 bis 27 <strong>Jahre</strong>n


Seite 16<br />

Verbandskasten<br />

Mai 2016<br />

“Wir sind hier, wir sind laut,<br />

weil man uns die Zukunft klaut“<br />

oder „Fahrrad statt Feinstaub“. Ganz getreu<br />

unserem Motto „jung. bunt. aktiv“ waren<br />

auch wir Naturfreund*innen in Stuttgart<br />

unterwegs und haben uns für saubere Energie<br />

stark gemacht.<br />

Sogar die Verkäufer*innen in den<br />

angrenzenden Läden wippten mit<br />

und ließen sich von der anregenden<br />

Stimmung mitreißen und<br />

begeistern.<br />

Kinder und Kindeskinder darunter leiden.<br />

Deshalb waren wir als <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

und Vertreter*innen unserer Generation<br />

bei der Climate Parade dabei.<br />

Ich denke, wir haben viele Menschen begeistert<br />

und konnten einmal mehr auf die<br />

Gefahren des Klimawandels aufmerksam<br />

machen.<br />

von Maria Turkan<br />

Am 28. November 2015 hat das „Junge<br />

Umwelt Bündnis“ die „Climate Parade<br />

Stuttgart“ anlässlich des Pariser Weltklimagipfels<br />

(COP) veranstaltet.<br />

Marcel Roth, der Versammlungsleiter<br />

der Demonstration, forderte gemeinsam<br />

mit den rund 500 Teilnehmer*innen ein<br />

verbindliches Klimaabkommen. Neben<br />

vielen weiteren Verbänden, Bündnissen,<br />

Gruppierungen und natürlich vielen Einzelbesucher*innen<br />

war auch die <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

Stuttgart vertreten.<br />

Kreative Schilder und bunte Kostüme<br />

machten den Platz gegenüber des Hauptbahnhofs<br />

zu einem spannenden Schauplatz.<br />

Sprechchöre begleiteten die Demonstration<br />

und forderten „Grüner Strom statt Atom“<br />

Das etwa fünf Meter lange durch Pedalkraft<br />

angetriebene Lastenrad, kurz Klimabike,<br />

führte die Climate Parade an. Es stand sinnbildlich<br />

für den Wunsch nach einer umfassenden<br />

Energiewende. Trotz der sehr ernsten<br />

Thematik und der Angst um unsere<br />

Zukunft war die Stimmung hoffnungsvoll.<br />

Auf dem Klimabike legte ein DJ elektronische<br />

Musik auf, zu der die ganze Menschenmenge<br />

im Stadtzentrum tanzte. Sogar<br />

die Verkäufer*innen in den angrenzenden<br />

Läden wippten mit und ließen sich von der<br />

anregenden Stimmung mitreißen und begeistern.<br />

Wir sind die erste Generation, die vom Klimawandel<br />

betroffen sein wird. Wenn sich<br />

jetzt nichts ändert, dann werden auch unsere<br />

Landesjugendkonferenz Brandenburg<br />

Stell dir vor, du bist auf der Flucht<br />

Seeuntüchtige Schlauchboote, Leichensäcke,<br />

dann überfüllte Sammelunterkünfte<br />

und besorgte und „besorgte“ Bürger*innen:<br />

Mit diesen Bildern startete die Landesjugendkonferenz<br />

2016 in Brandenburg.<br />

Aus Europa werden viele subventionierte<br />

Lebensmittel in afrikanische<br />

Länder exportiert, sind dort<br />

viel billiger als regionale Produkte<br />

Neben zahlreichen Naturfreund*innen kam<br />

auch Patrick zu Besuch nach Potsdam, um<br />

seine Fluchtgeschichte zu erzählen. Im<br />

Alter von 15 <strong>Jahre</strong>n musste der Kameruner<br />

die Schule verlassen, um seine Familie<br />

zu ernähren. Drei <strong>Jahre</strong> später wandert er<br />

nach Libyen aus, wo er einen Ausbildungsplatz<br />

und Arbeit fand. Doch dann brach<br />

der Arabische Frühling aus. Patrick wurde<br />

Opfer von Rassismus und Misshandlungen.<br />

Er floh über den sechs Meter hohen Zaun<br />

in Marokko nach Ceuta, dann über Spanien<br />

bis nach Deutschland. So wie Patrick<br />

flohen alleine 2015 knapp eine Millionen<br />

Menschen unter größter Lebensgefahr aus<br />

ihrer Heimat nach Deutschland.<br />

Fakt ist: Wir in Europa tragen die Verantwortung<br />

dafür, dass Menschen aus<br />

wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat<br />

verlassen. Aus Europa werden viele subventionierte<br />

Lebensmittel in afrikanische<br />

Länder exportiert, sind dort viel billiger als<br />

regionale Produkte – bekannteste Beispiele:<br />

Hühnchen und Tomaten. Forciert wird dies<br />

durch Freihandelsabkommen (EPAs), die<br />

eine Zollfreiheit fordern.<br />

Wie aber können wir persönlich und in unserem<br />

Umfeld aktiv werden, damit sich etwas<br />

ändert? Für die Teilnehmer*innen an<br />

der Landeskonferenz stand fest: Im persönlichen<br />

Umfeld bei politischen Diskussionen<br />

dagegen halten und Rassismus klar benennen.<br />

Und wer die Möglichkeiten hat: Helft<br />

geflüchteten Menschen. Refugees welcome!<br />

von Frauke Gehrau


sportausbildung mit den<br />

natuRfreunden<br />

06/06/16<br />

-<br />

10/06/16<br />

15/07/16<br />

[B279V]<br />

Das Klettercamp eignet sich besonders für den Umsteiger, der<br />

aus der Kletterhalle kommt und sein Kletterkönnen am natürlichen<br />

Fels ausprobieren will. Genauso für den erfahrenen Felskletterer,<br />

der sein persönliches Können steigern und die Seil -<br />

und Sicherungstechnik unter sachkundiger Anleitung perfektionieren<br />

will.<br />

Ort NF-Preis Gast-Preis<br />

Leutasch (A)<br />

am Plansee (A)<br />

250,00<br />

45,00<br />

525,00<br />

75,00<br />

[B271X]<br />

Der angebotene Schnupperkurs stellt einen Einstieg in das<br />

Schluchtenerlebnis dar. Dabei wird an einem Tag in die Erlebnissportart<br />

Canyoning eingeführt.<br />

06/08/16<br />

-<br />

13/08/16<br />

Lienz (A)<br />

40,00<br />

75,00<br />

[X133X]<br />

Die Fachgruppen Bergsport und Kanusport bieten ein umfangreiches<br />

Natursport-Programm an: Klettern, Bergwandern, Geocaching,<br />

Kajak und Riverbug fahren, Canyoning, Mountainbiking,<br />

und Klettersteigtouren.<br />

23/09/16<br />

-<br />

25/09/16<br />

NFH<br />

Rohrberghaus<br />

100,00<br />

200,00<br />

(W201F)<br />

Sinn und Zweck der Erlebnispädagogik auf Wanderungen, viele<br />

praktische Beispiele und Grundlagen.<br />

09/12/16<br />

-<br />

11/12/16<br />

Grainau<br />

150,00<br />

265,00<br />

[B277F]<br />

Der Lehrgang ist für jeden geeignet, der keine spezielle Schneeu.<br />

Lawinenkunde hatte, aber trotzdem im winterlichen Gebirge<br />

unterwegs sein möchte, sei es beim Schneeschuhwandern, Skifahren<br />

oder Wasserfallklettern.


Seite 18<br />

Feuilleton<br />

Mai 2016<br />

Heldin der Arbeit – Frauke Gehrau<br />

Dein Rezept gegen Stress und zu viel<br />

Arbeit?<br />

Bei schönem Wetter rausgehen! Alternativ<br />

laut Klaviermusik hören, und einfach nur<br />

bei der Musik sein.<br />

Ohne was kannst du nicht leben?<br />

Ohne Musik und ohne blauen Himmel.<br />

Was willst du der Welt mit auf den Weg<br />

geben?<br />

Den Glauben an das Gute im Menschen und<br />

daran, dass es möglich ist in einer besseren,<br />

einer solidarischen Gesellschaft zu leben.<br />

Für mich ist die <strong>Naturfreundejugend</strong><br />

wie...<br />

eine große, knallbunte und chaotische<br />

Familie.<br />

Wer bist du?<br />

Beschreibe dich in drei Sätzen.<br />

Ich bin eine neugierige Studentin, und habe<br />

eine starke Vorstellung von der Welt hat in<br />

der ich leben möchte. Die Leute sagen über<br />

mich ich sei ein Sonnenschein.<br />

Mit wem würdest du gerne einmal frühstücken<br />

und warum?<br />

Mit Thilo Jung und Gregor Gysi, weil der<br />

eine kluge Fragen stellt und der andere klug<br />

antwortet.<br />

In welchem Geschäft würdest du deine<br />

Kreditkarte überziehen?<br />

Dort, wo ich einen Schuster fände, der<br />

meine Lieblingsschuhe in Handarbeit herstellt!<br />

von Steffen Filz<br />

Frisurenkarussell<br />

Für die TTIP-Demo im Oktober 2015 hatten<br />

wir die letzte Aufgabe auf „Berliner<br />

Halbformat“ frisiert. Die Frisur (bis auf die<br />

Plastik-Duschhaube…sorry dafür) stand ihr<br />

nicht schlecht, aber wir konnten nicht stillsitzen<br />

und wollten zusammen mit der neu<br />

aufgestellten Redaktion weiter „rumstylen“.<br />

Jetzt haben wir wieder etwas Neues<br />

ausprobiert: Das Wendeheft zusammen mit<br />

der KidsPower. Warum der Wechsel, wollt<br />

ihr wissen? Statt die ganze Organisation<br />

von Layout über Produktion bis zur Verteilung<br />

für zwei Hefte getrennt anzulegen,<br />

werfen wir einfach alles zusammen. Das<br />

spart überhaupt keine Zeit, aber mächtig<br />

Ressourcen. Super naturfreundlich also!<br />

Aber eine inhaltliche Frage müsst ihr uns<br />

bitte unbedingt beantworten: Wie liest sich<br />

denn das neue Heft? Wir freuen uns über<br />

Meinungen, Lob und Kritik!<br />

Und wisst ihr, worüber wir uns<br />

noch viel mehr freuen?<br />

Wenn ihr mitmacht bei der nächsten<br />

[ke:onda].<br />

Und wisst ihr, worüber wir uns noch viel<br />

mehr freuen? Wenn ihr mitmacht bei der<br />

nächsten [ke:onda]. Wir suchen immer<br />

Leute, die Spaß am Texten, Fotografieren,<br />

Illustrieren oder Konzeptionieren haben.<br />

Das nächste Heft wird sich mit dem Themenschwerpunkt<br />

„Vielfalt“ beschäftigen.<br />

Habt ihr Lust, mit einzusteigen bei der<br />

„besten Jugendzeitschrift der Welt“?<br />

Dann schreibt uns unter<br />

keonda@naturfreundejugend.de.<br />

Eure Redaktion<br />

Unser nächstes Redaktionstreffen ist vom<br />

24. - 26. Juni.


Seite 19<br />

Feuilleton<br />

Mai 2016<br />

Er/Sie/Es geht<br />

Wir flüchten aus unserem Alltag<br />

Vor dem Chaos in unserem Kopf<br />

Weil es nie etwas gibt, das jeder mag, verkriechen wir uns in unserem eigenen Topf<br />

Wir flüchten vor Streit und Unannehmlichkeiten<br />

Weil wir Pein und Scham vermeiden wollen<br />

Wir wollen keinen Hass, sondern Liebe verbreiten<br />

Und für die Definition dessen gibt es keine Kontrollen<br />

Niemand fragt, warum wir manchmal einfach gehen<br />

Weil jeder weiß, man braucht mal Ruhe<br />

Und man kann nicht immer am selben Punkt stehen<br />

Manchmal muss man neue Wege gehen<br />

Doch dafür braucht man Schuhe<br />

Schuhe. Die dich vor Schnittwunden bewahren<br />

Schuhe. Damit du nicht jeden einzelnen Stein spürst<br />

Schuhe. Damit du sicher ankommst, ohne Gefahren<br />

Schuhe. Die dich unterstützen, wenn du ein neues Leben führst<br />

Schuhe, die auch Abdrücke hinterlassen<br />

Abdrücke, die sich einteilen lassen in Klassen<br />

Klassen, die Größen und Marken bestimmen<br />

Klassen, die unsere Wesen verkrümmen<br />

Die uns einfach einschränken in unserem Wesen<br />

Die uns ausgrenzen, wie in der Abstellkammer der Besen<br />

Denn der steht dort im Dunkeln so allein<br />

dabei könnt’ er so viel mehr als nur ein Schmutzfeger sein<br />

Vor wie vielen Spinnen hat er uns schon gerettet<br />

Und wie viele Türen hat er schon versperrt<br />

Wie oft haben wir seinen Genuss schon verwettet<br />

Und wie oft haben wir ihm dafür Anerkennung verwehrt<br />

Wir alle könnten so sein wie dieser Besen<br />

Abgegrenzt und eingeschränkt in unserem Wesen<br />

Weil man uns eingeteilt hat in irgendwelche Klassen<br />

gemessen an den Abdrücken unserer Schuhe, die wir hinterlassen<br />

Es gibt auch Abdrücke, die haben fünf Zehen<br />

Die haben keine Marke, sondern sind ganz einfach gemacht, um zu gehen<br />

Weil jeder weiß, man braucht mal Ruhe<br />

Und man kann nicht immer am selben Punkt stehen<br />

Manchmal muss man neue Wege gehen<br />

doch dazu braucht man Schuhe<br />

Schuhe. Die dich vor Schnittwunden bewahren<br />

Schuhe. Damit du nicht jeden einzelnen Stein spürst<br />

Schuhe. Damit du sicher ankommst, ohne Gefahren<br />

Schuhe. Die dich unterstützen, wenn du ein neues Leben führst<br />

Wir alle flüchten manchmal<br />

Und ziehen uns dann Schuhe an<br />

Frei nach dem Motto: Wer hat, der kann.<br />

Doch es gibt auch Abdrücke, die haben fünf Zehen<br />

Die haben keine Marke, sondern sind ganz einfach gemacht<br />

– um zu gehen<br />

Valeria Pfeifer, 2015


Seite 20<br />

Feuilleton<br />

Mai 2016<br />

Senegal: Fotos ohne Vorurteile?<br />

25. April 2016, es geht los: 10 Tage Fachkräfteaustausch<br />

im Senegal mit unseren<br />

Naturfreund*innen von ASAN (Association<br />

Sénégalaise des Amis de la Nature).<br />

Ich bin gespannt und hoffe darauf, tolle<br />

Fotos für die [ke:onda] machen zu können.<br />

Begeistert hole ich meine Kamera raus,<br />

um alles zu fotografieren was ich sehe und<br />

erlebe.<br />

Unsere senegalesischen Naturfreund*innen<br />

mit Smartphone und<br />

Sonnenbrille? Die zahlreichen<br />

Jogger, die am Naturfreundehaus<br />

vorbei laufen?<br />

Oder suche ich explizit andere, eher ungewohnte<br />

Afrikabilder: Unsere senegalesischen<br />

Naturfreund*innen mit Smartphone<br />

und Sonnenbrille? Die zahlreichen Jogger,<br />

die am Naturfreundehaus vorbei laufen?<br />

Die große Statue „Monument de la Renaissance<br />

Africaine“ in Dakar? Nur diese Fotos<br />

zu zeigen, wäre wohl auch wieder verzerrt.<br />

Ich halte mich also erst einmal an Vito, einen<br />

unserer naturfreundlichen Begleiter.<br />

Ob man will oder nicht, mit der<br />

Auswahl der Motive, den Kameraeinstellungen<br />

und den Kontexten,<br />

in denen man die Fotos verwendet,<br />

erzeugt man immer eine Aussage.<br />

Die Gesichtserkennung meiner Kamera<br />

versagt. Auf Gruppenfotos sind die Gesichter<br />

unserer senegalesischen Freund-<br />

*innen nur unterbelichtet und ohne<br />

Kontur zu erkennen. Automatische Kameraeinstellungen<br />

nur passend für<br />

weiße Menschen?<br />

Doch dann komm ich ins Grübeln: Was erzählen<br />

meine Fotos über den Senegal und<br />

seine Bewohner*innen? Was berichte ich<br />

nach der Reise? Was will und darf ich fotografieren?<br />

Die Müllkippe vor Dakar auf<br />

der Menschen davon leben, brauchbare<br />

Müllstücke herauszusuchen und zu verkaufen?<br />

Die Schwarzen Kinder, die uns bei<br />

unserer Ankunft in Diadieum 3 umringen?<br />

Die für uns einfach aussehenden Lehmhütten?<br />

Typische Bilder also, die wir alle von<br />

Afrika kennen?<br />

Es scheint als wäre es alles andere<br />

als einfach, „rassismusfreie“ Fotos<br />

zu machen und ausgewogen von<br />

den verschiedenen Elementen einer<br />

solchen Reise zu erzählen. Ob man<br />

will oder nicht, mit der Auswahl der<br />

Motive, den Kameraeinstellungen<br />

und den Kontexten, in denen man<br />

die Fotos verwendet, erzeugt man<br />

immer eine Aussage.<br />

Und so vielschichtig<br />

mir meine Eindrücke<br />

aus dem<br />

Senegal auch erscheinen,<br />

so bilden<br />

sie bestenfalls einen<br />

kleinen Ausschnitt<br />

des Lebens in dem<br />

Land und ganz bestimmt<br />

einen verschwindend<br />

geringen Teil der<br />

Vielfalt des afrikanischen<br />

Kontinents ab.<br />

von Lina Mombauer<br />

Lust mit deiner Kinder- oder Jugendgruppe<br />

etwas zum Thema Rassismus zu machen?<br />

Eine Handreichung für Teamer*innen mit<br />

Hintergrundinformationen und Methoden<br />

kannst du bei uns bestellen.<br />

www.naturfreundejugend.de/Impulse

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