Europawahl2024
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Europawahl 2024 - Forderungen der<br />
Naturfreundejugend Deutschlands<br />
Als Naturfreundejugend sind wir ein internationalistischer Verband. Es gehört zu unserem Leitbild,<br />
über nationalstaatliche Grenzen hinweg für Solidarität, Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen.<br />
Wir lassen es deshalb nicht zu, dass die europäische Idee der in Vielfalt geeinten Menschen<br />
in Europa, durch Nationalisten und Rassisten zerfressen und zerstört wird.<br />
Wir sehen die riesigen Herausforderungen und Probleme, vor denen die Europäische Union steht.<br />
Auch Teile ihres Handelns, welches wir ablehnen. Insbesondere an und außerhalb ihrer Grenzen.<br />
Aber gerade in Zeiten, in denen Vereinzelung, Spaltung und Nationalismus zu erstarken scheinen,<br />
braucht es laute und progressive Stimmen für eine demokratische Europäische Union (EU).<br />
Deshalb rufen wir mit diesen Forderungen zur Europawahl am 09. Juni 2024 in der Bundesrepublik<br />
Deutschland auf:<br />
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit<br />
• In der Bundesrepublik Deutschland wurde das Wahlalter zur zehnten Direktwahl des EU-Parlaments<br />
erstmals von 18 auf 16 abgesenkt. Wir fordern in einem ersten Schritt eine Harmonisierung<br />
des Wahlalters in allen wahlberechtigten Regionen auf 16 Jahre. Langfristig sehen<br />
wir auch auf EU-Ebene das Wahlalter von 0 Jahren.<br />
• Wir fordern die Einführung transnationaler Wahllisten, sodass es neben der Stimme für eine*n<br />
lokale Kandidat*in auch eine Zweitstimme für eine EU-weite Wahlliste gibt. Dies unterstützt<br />
aus unserer Sicht das Spitzenkandidat*innen-Prinzip und stärkt die europäischen<br />
Ebenen der Parteien.<br />
• Wir sind dafür, dass ein*e erfolgreiche*r Spitzenkandidat*in aus demokratischen Parteien<br />
auch Kommissionspräsident*in wird.<br />
Beschlossen auf dem Bundesausschuss<br />
der Naturfreundejugend Deutschlands<br />
vom 01.12. bis 03.12.2023 in Dortmund
• Wir fordern die Stärkung des Europäischen Parlamentes, vor allem durch die Einführung eines<br />
Initiativrechts für das Parlament. Gesetzesvorschläge in allen Bereichen müssen zukünftig<br />
von der Kommission und dem Parlament kommen können.<br />
• Die Beteiligung junger Menschen im Europarat ist beispielgebend. Dort werden alle Entscheidungen<br />
von jungen Menschen und Vertreter*innen der Regierung gemeinsam getroffen.<br />
Dieses Modell muss auf die EU-Institutionen übertragen werden, sowie der Europarat an sich<br />
gestärkt werden.<br />
• Eine wehrhafte Demokratie braucht entsprechende Mittel zur Abwehr innerer und äußerer<br />
Gefahren. Die Durchsetzung des Rechtstaatsmechanismus ist für die Glaubhaftigkeit und das<br />
Fortbestehen der EU essenziell. Entwicklungen wie beispielsweise in Ungarn oder Polen muss<br />
mit Vertragsverletzungsverfahren entschieden und klaren fiskalpolitischen Sanktionen entgegengewirkt<br />
werden.<br />
• Das erfolgreiche Erasmus+ muss finanziell und strukturell weiter ausgebaut und im Antragsverfahren<br />
vereinfacht werden.<br />
Klima, Umwelt, Natur<br />
• Die Biodiversität auf dem Land und im Meer ist zentral für die Funktion der Ökosysteme.<br />
Auch vor dem Hintergrund der Klimakrise ist ein effektiver Schutz geboten. Wir fordern, dass<br />
die EU alle 23 Ziele des globalen Biodiversitätsabkommens von Montreal zeitnah umsetzt.<br />
• Geschädigte Ökosysteme müssen mittels verbindlichen Wiederherstellungszielen und Vorgaben<br />
zur Flächensicherung gerettet werden (Nature Restoration Law).<br />
• Das Vorsorgeprinzip muss weiterhin grundlegende Handlungsmaxime bleiben. Die Nutzung<br />
bedenklicher Stoffe und Stoffgruppen muss schnell eingeschränkt und gegebenenfalls verboten<br />
werden.<br />
• In der EU verbotene oder beschränkte Chemikalien dürfen auch nicht mehr für den Export ins<br />
EU-Ausland hergestellt werden.
• Die Externalisierung von Umweltfolgekosten ins EU-Ausland muss beendet werden. Dafür<br />
braucht es ein umfassendes EU-Lieferkettengesetz, welches soziale und ökologische Bedürfnisse<br />
berücksichtigt.<br />
• Die Europäische Union muss sich in ihrer Klimapolitik wesentlich ambitioniertere Ziele vorgeben,<br />
um vertragsgemäß auf dem 1,5 °C-Pfad zu bleiben. Dies beinhaltet entsprechende bindende<br />
Zwischenziele, um in den 2030er-Jahren vollständig treibhausgasneutral (“real zero”)<br />
zu werden.<br />
Mobilität<br />
• Die Eisenbahnagentur der Europäischen Union muss in ihrer Ausstattung und ihren Kompetenzen<br />
gestärkt werden. Als neue Aufgabe muss sie beispielsweise ein einheitliches europäisches<br />
Bahn-Ticketsystem zur Verfügung stellen. Buchungsvorteile bei nationalen Bahnen sind<br />
auszuschließen. Alle Ticketarten, Rabattierungen und Vorteilsprogramme müssen auch im<br />
System der ERA vorhanden sein.<br />
• Wir unterstützen die Deutsch-Französischen-Bestrebungen zu einer gegenseitigen Anerkennung<br />
des nationalen Regionalverkehrstickets. Dies ist auf alle EU-Staaten auszuweiten.<br />
• Europäische Fahrgastrechte im Sinne der Reisenden müssen gestärkt werden. Das Reisen mit<br />
unterschiedlichen Bahnunternehmen muss einfacher werden und Verspätungen gegenseitig<br />
anerkannt werden.<br />
• Der Flugverkehr erzeugt mit die höchsten CO2-Emissionen im Verkehrssektor. Wir fordern<br />
die Einführung einer europaweiten Kerosinsteuer, um den Flugverkehr dem Bahn-, Auto- und<br />
Busverkehr steuerlich gleichzustellen.<br />
• Für den Schiffsverkehr muss in den Häfen eine Landstrominfrastruktur mit Nutzungspflicht<br />
geschaffen werden. Der Mindestanteil für erneuerbare Kraftstoffe, welche nicht aus Biomasse<br />
stammen, müssen erhöht werden.<br />
Sozialpolitik<br />
• Wir fordern das Ziel der gleichwertigen Lebensverhältnisse für alle Europäischen Regionen<br />
und darüber hianus.
• Wir fordern einen regionalisierten europäischen Mindestlohn und standardisierte Mindestrechte<br />
für Arbeitnehmer*innen. Bestehende nationale Standards dürfen jeweils nicht unterschritten<br />
werden.<br />
• Wir fordern die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa durch kostenlosen Zugang<br />
zu (Fort-) Bildungsangeboten. Die EU-Jugendgarantie muss weiter gestärkt werden.<br />
Fiskalpolitik<br />
• Noch immer sind der Aktien- und Derivatehandel nur unzureichend besteuert. Dies ist besonders<br />
ungerecht im Vergleich zu den Einkommens- und Konsumsteuern. Auch ist weiterhin<br />
der Hochfrequenzhandel möglich, welcher die Stabilität des Finanzmarktes gefährdet. Wir<br />
fordern die Einführung einer Finanztransaktionssteuer in der EU, welche die Transaktion von<br />
Aktien mit 0,1 Prozent und die von Derivaten mit 0,01 Prozent besteuert.<br />
• Wir fordern die Residenzpflicht im Steuersystem. Gewinne müssen in dem Land versteuert<br />
werden, in dem sie auch erwirtschaftet werden. Sogenannte Steueroasen sind damit trockenzulegen<br />
• Mit der Anerkennung von Öl, Gas und Atom als „nachhaltig“ hat die EU-Kommission einen<br />
riesigen Fehler begangen. Wir fordern, dass die EU-Taxonomie konsequent nach Erfordernissen<br />
des 1.5 °C-Pfades ausgerichtet ist. Investitionen in fossile Infrastrukturen widersprechen<br />
diesem und dürfen nicht mit einem Nachhaltigkeitssiegel belohnt werden.