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MUSIK<br />
Wird Musik noch<br />
wertgeschätzt, Herr Vogel?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Alfred Vogel ist Schlagzeuger und Freigeist. Als Initiator des Musikfestivals „Bezau<br />
Beatz“ bringt er seit elf Jahren den Menschen die große Bandbreite der Musik näher. Und<br />
das schlägt mittlerweile auch international Wellen: Wenn Vogel ruft, kommen Künstler<br />
aus der ganzen Welt in den „Wauld“ –sowie an an diesem Wochenende!<br />
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Wenn nichts los ist,<br />
dann musst du<br />
eben selbst etwas<br />
aufziehen“ – so<br />
lautete der Rat,<br />
den Alfred Vogel einst von einem<br />
NewYorkerFreund bekam. Eigentlich<br />
wollte er die Musikmetropole<br />
nicht soschnell verlassen, doch der<br />
Ruf derHeimat war letztlichlauter.<br />
Von New York nach Bezau. Viel krasser<br />
können die Gegensätze wohl<br />
kaum sein!<br />
Ich habe in meinen Zwanzigern vier<br />
Monate inNew Yorkgelebtund hatte<br />
zu dieser Zeit einen inneren<br />
Kampf mit meiner Rückkehr. Als<br />
Jazzmusiker ist der Big Apple das<br />
Zentrum der Welt. Doch ich war<br />
schon mit meiner Frau zusammen,<br />
und sie hätte nie ihr Hotel inBezau<br />
aufgeben können. Daher war klar,<br />
dass ich nach Vorarlberg zurückkehre.<br />
Mittlerweile bin ich froh,<br />
dass ich mich so entschieden habe.<br />
Und die Welt kommt, wie man<br />
sieht,jaauch nachBezau.<br />
Wie haben die Leute damals reagiert,<br />
als „Bezau Beatz“ noch in den Kinderschuhen<br />
steckte?<br />
Grundsätzlich war immer Interesse<br />
da. Bregenzerwälder sind sehr<br />
aufgeschlossen, die Türen stehen<br />
für jedermann sperrangelweit offen.<br />
Das ist die eine Seite. Die andere<br />
ist eine gewisse Zögerlichkeit<br />
beiNeuem. Mit diesenzwei Lagern<br />
muss man sich arrangieren. Aber<br />
das Festival erfordert auch einen<br />
kritischen Geist. Wir bieten Musik,<br />
mit der man sich auseinandersetzen<br />
muss, die vielleichtschwerer<br />
zugänglich ist für den einen oder<br />
anderen, aber durchaus etwas mit<br />
dir macht. Und ich habe es schon<br />
oft beobachtet, dass gerade diejenigen,<br />
die eher kritisch eingestellt<br />
waren, irgendwann doch gekommen<br />
sind und unglaublich begeistert<br />
waren.<br />
„Bezau Beatz“ feierte gerade seine<br />
11. Auflage. In den letzten Jahren hat<br />
sich das Festival eine große Strahlkraft<br />
über die Grenzen erarbeitet.<br />
Wie macht sich das bemerkbar?<br />
Wir haben grundsätzlich viel Aufmerksamkeit<br />
aus dem Ausland. Ich<br />
bin als Musiker selbst viel unterwegs,<br />
und „Bezau Beatz“ hat inder<br />
Szene der kreativen Musik einen guten<br />
Ruf. Ich war gerade erst nach<br />
Rotterdam eingeladen, weildie Rotterdamer<br />
gerne ihre Bands bei unsin<br />
Bezau platzieren würden. Dasselbe<br />
passierte mir vergangenes Jahr in<br />
Norwegen. In Sachen Vernetzung<br />
und Bekanntheit hat uns das Internet<br />
viel gebracht. Wenn ich denke,<br />
dass wir vor einigen Jahren noch<br />
ausschließlich per Telefon und Fax<br />
kommuniziert haben! Das „European<br />
Jazz Network“ hat uns zudem<br />
zu einem der schönsten Sommerfestivals<br />
Europas gewählt.<br />
Festivals leben nicht ausschließlich<br />
vonder Musik, sondern auch vondem<br />
Gesamterlebnis. Was bietet Bezau in<br />
dieser Hinsicht?<br />
Die Atmosphäre hier imWald ist<br />
wirklich cool. Es gibt nicht nur eine<br />
Bar und eine Bühne –sowie es anderswo<br />
oft ist. Hier geht man durch<br />
die Natur,und es gibtmehrere<br />
Locations –etwa die Alte Sä- <br />
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s’Magazin