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An alle, denen Wangerooge am Herzen liegt

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Ulrich Fürhölter<br />

Coerdeplatz 14<br />

48147 Münster<br />

E-Mail: <strong>Wangerooge</strong>r.Zukunft@gmx.de<br />

<strong>An</strong> <strong>alle</strong>,<br />

<strong>denen</strong> <strong>Wangerooge</strong> <strong>am</strong> <strong>Herzen</strong> <strong>liegt</strong><br />

Juli 2012<br />

D<strong>am</strong>it das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.<br />

(Hermann Hesse)<br />

Weil wir <strong>alle</strong> gemeins<strong>am</strong> auf diesem kleinen Planeten Erde leben, müssen wir lernen,<br />

achts<strong>am</strong> miteinander umzugehen. Das ist kein Traum, sondern eine Notwendigkeit.<br />

(Dalai L<strong>am</strong>a)<br />

In diesem Sinne hoffe ich, in 10 Jahren den Brief schreiben zu können, den ich Ihnen heute<br />

beilege.<br />

Beste Wünsche<br />

P.S.<br />

Ich bin seit mehr als 50 Jahren regelmäßig Gast auf der Insel,<br />

bereits meine Eltern und Großeltern haben hier Urlaub gemacht.


Lieber Peter,<br />

<strong>Wangerooge</strong>, den 19. September 2022<br />

Du glaubst ja gar nicht, was sich hier auf der Insel getan hat, seit wir das letzte Mal hier<br />

waren. Nicht, dass viel gebaut worden wäre, nein, da war man eher behuts<strong>am</strong>. Es ist, als sei<br />

ein neuer Geist eingezogen, ein zupackender, optimistischer Geist, der überall auf der Insel<br />

mit Händen zu greifen ist.<br />

Meine Pensionswirtin sagte, die Insel erlebe gerade ihre zweiten Gründerjahre. Vor 10 Jahren<br />

sei die Stimmung auf der Insel auf dem Tiefpunkt gewesen. Man habe sich große Sorgen um<br />

die wirtschaftliche Zukunft gemacht, viele junge Menschen seien weggezogen, weil sie auf<br />

der Insel keine Perspektive mehr für sich sahen. Der Plan des Gemeinderates, die<br />

Filetgrundstücke an der Peterstraße mit neuen Hotels und Ferienwohnungen bebauen zu<br />

lassen, habe schließlich zu einem erbittertem Streit über die Zukunft der Insel geführt.<br />

Was dann genau den <strong>An</strong>stoß zur großen Veränderung gegeben habe, könne sie gar nicht<br />

sagen.<br />

Die Insel sei zu klein für einen so großen Streit, habe es von seiten des Gemeinderates<br />

geheißen. So wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der Insel müssten im Konsens<br />

getroffen werden, das sei ihnen klar geworden.<br />

Es gehöre eine Menge Mut dazu, eigene Positionen aufzugeben, die man lange öffentlich<br />

vertreten habe, merkten seinerzeit anerkennend Vertreter der Bürgerinitiative an, die sich<br />

gegen die Bebauungspläne gegründet hatte.<br />

Gerade noch rechtzeitig vor der geplanten Unterzeichnung der Verträge mit den Investoren<br />

k<strong>am</strong> es zu einem Moratorium, das einen zweijährigen allgemeinen Baustopp und eine<br />

Grundsatzdebatte über die Zukunft der Insel vorsah.<br />

Geholfen habe vermutlich auch die Idee eines Gastes aus Bremen, der vorschlug, die zur<br />

Bebauung vorgesehenen Gelände links und rechts der Peterstraße mit Spendenmitteln zu<br />

kaufen und in einen Bürgerpark umzuwandeln - so wie das vor mehr als 145 Jahren die<br />

Bürger seiner Heimatstadt vorgemacht hatten, als sie ein großes innerstädtisches Gelände<br />

aufkauften und dort in Eigeninitiative und mit viel Gemeinsinn ihren Bürgerpark anlegten.<br />

Binnen weniger Monate sei 2012 von Bewohnern und Gästen der Insel <strong>Wangerooge</strong> die<br />

Summe gespendet worden, die der Gemeinderat durch den Verkauf an die Investoren zu<br />

erzielen gehofft hatte. Das entlastete den Gemeindehaushalt und schuf Zeit.<br />

Die gewonnene Zeit habe man für einen ausführlichen Gedankenaustausch mit Bewohnern<br />

und Gästen genutzt. Unter der Regie professioneller Tagungsmanager sei es gelungen, sowohl<br />

die Sorgen und Befürchtungen als auch die Hoffnungen und Ideen miteinander zu teilen,<br />

unterschiedliche Sichtweisen kennenzulernen und gemeins<strong>am</strong> Zukunftsentwürfe zu<br />

entwickeln. Und einen Riesenspaß habe es auch noch gemacht.<br />

Im Winter 2012/13 und im Sommer 2013 nahmen mehr als Zweidrittel der Insulaner und<br />

mehrere hundert Gäste an den professionell angeleiteten Seminaren und Workshops zur<br />

Zukunft der Insel teil.


In einer Denkschrift, die der Bürgerparkverein anlässlich seines 10-jährigen Bestehens im<br />

letzten Monat herausgab, wurde eine überaus positive Bilanz gezogen. Mit den 2012/13<br />

entwickelten Ideen und den aus ihnen abgeleiteten Maßnahmen sei es gelungen, den<br />

Bewohnern der Insel neue Berufs- und Lebensperspektiven aufzuzeigen und der Insel neuen<br />

Schwung zu verleihen.<br />

So sei durch die erfolgreichen <strong>An</strong>gebote des Clubs „Konversationshaus e.V.“, das<br />

segensreiche Wirken der Stiftung „Mobile Volkshochschule“ und die Einrichtung der<br />

Winterakademie die Zahl der Menschen stark angestiegen, die die Insel in der dunklen<br />

Jahreszeit besuchen.<br />

Sehr erfreulich sei auch die Entwicklung bei den Langzeiturlaubern und Überwinterern, die<br />

sich häufig bereits im Rentenalter befinden. Sie zeigten sich sehr angetan von den<br />

unaufdringlichen Clubangeboten im Bereich Vernetzung und Support und wussten die gute<br />

Infrastruktur zu schätzen, die ihnen trotz mancher altersbedingter Beeinträchtigungen einen<br />

guten Zugang zum Strand und den Inseleinrichtungen böte.<br />

Durch die Saisonverlängerung sei die Insel zudem für Saisonkräfte deutlich attraktiver<br />

geworden.<br />

Hervorragend sei der hohe <strong>An</strong>teil der St<strong>am</strong>mgäste an der Ges<strong>am</strong>tbesucherzahl. Hier nähme<br />

<strong>Wangerooge</strong> im internationalen Vergleich mittlerweile einen Spitzenplatz ein.<br />

Durch die neue Gesprächskultur, die sich seit 2012 entwickelt habe, sei man nun sensibler für<br />

das geworden, was für eine gedeihliche Entwicklung der Insel notwendig sei, sagte mir meine<br />

Wirtin. „Wir leben auf einem sehr kleinen Sandhaufen“, erklärte sie, „da ist <strong>alle</strong>s wichtig, was<br />

wir tun oder lassen. Wenn aus einem Schuppen ein Haus, aus einer Terrasse ein Wintergarten<br />

oder aus einer Düne eine Ferienwohnung wird, dann ist das für sich betrachtet vielleicht nicht<br />

so schlimm. Zus<strong>am</strong>men genommen aber kann es das kaputt machen, wovon wir leben. Das<br />

haben wir in den Jahren begriffen.“<br />

So, Peter, die Gewitterfront ist fast abgezogen, über dem Wasser ist schon wieder die Sonne<br />

zu sehen. Ich mache mich gleich auf den Weg an den Strand.<br />

Danke, dass Du mich überredet hast, es noch mal mit meiner alten Insel zu versuchen.<br />

Die haben hier wirklich was auf die Beine gestellt, da können sich die anderen Inseln was von<br />

abschneiden. Klein, aber fein. Und ich alter Pessimist dachte d<strong>am</strong>als, sie kriegten die Kurve<br />

nicht mehr!<br />

Herzliche Grüße von meiner alten – und neuen Insel<br />

Dein Thomas

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