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Das Informations- und Sicherheitsmagazin für Kärntnen

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Kommentar:<br />

© Fotos: oben: © liebeslust; unten: designer491/Shutterstock.com<br />

Gespräch später fortgesetzt<br />

wird, so die Sexualpädagogin.<br />

Dieses Versprechen müsse<br />

dann aber auch unbedingt<br />

eingehalten werden. Zudem<br />

sei es oft hilfreich nachzufragen,<br />

wie das Kind überhaupt<br />

auf diese Frage komme und<br />

so etwas über den Kontext zu<br />

erfahren, rät Urabl.<br />

In puncto Wording rät die Expertin,<br />

wenn man es schaffe,<br />

solle man korrekte Bezeichnungen<br />

verwenden, sich aber<br />

nicht auf einen Begriff versteifen,<br />

sondern vielmehr gemeinsam<br />

überlegen, welche Wörter<br />

passen könnten. Zudem solle<br />

man eine respektvolle, wertschätzende<br />

und informative<br />

Sprache forcieren.<br />

Reale Menschen versus<br />

Internet<br />

„Wir wissen, dass Jugendliche<br />

ab circa 13 Jahren anonyme<br />

Quellen zurate ziehen, weil das<br />

weniger Schamgefühl auslöst<br />

und außerdem unangenehme<br />

Nachfragen vermieden werden“,<br />

erzählt Urabl. „Zudem<br />

spüren Kinder und Jugendliche,<br />

wie es ihren Eltern geht,<br />

und wollen mit ihren Fragen<br />

Eltern nicht in eine unangenehme<br />

Situation bringen.“<br />

Doch das Internet hat unter<br />

anderem den großen Nachteil,<br />

dass Google und Co eine Fülle<br />

an Informationen ausspucken<br />

und nicht solidarisch beraten,<br />

was in vielen Fällen noch mehr<br />

verwirren kann.<br />

„Wenn Jugendlichen echte<br />

Personen zum Sprechen über<br />

Sexualität fehlen, ziehen sie<br />

logischerweise andere Quellen<br />

heran, denn die Fragen<br />

bleiben“, betont Urabl. Gerade<br />

unter Jugendlichen verhalten<br />

sich die meisten so, als würden<br />

sie über alles Bescheid<br />

wissen. „Eine Ansprechperson,<br />

die dem Einzelnen beim<br />

Verifizieren hilft, bedeutet oft<br />

große Entlastung für den Jugendlichen“,<br />

ergänzt die Sexualpädagogin.<br />

Heutzutage stolpern Jugendliche<br />

oft über pornografische<br />

Inhalte beispielsweise auf<br />

YouTube und Co, ohne bewusst<br />

danach zu suchen. „Ein<br />

Jugendlicher, der noch keine<br />

eigenen Erfahrungen gemacht<br />

hat, ist mit den vermittelten<br />

Ansprüchen absolut überfordert“,<br />

erklärt Urabl. „Pornos zu<br />

thematisieren, um zu entlasten,<br />

spielt eine wichtige Rolle,<br />

doch Eltern ist es oft unangenehm,<br />

darüber zu sprechen.“<br />

In diesem Fall sollte man dem<br />

Nachwuchs aber alternative<br />

Gesprächspartner bieten, so<br />

die Expertin. „Jugendlichen,<br />

denen bewusst ist, dass ein<br />

Porno ein Action-Film fernab<br />

der Realität anstatt eines Dokumentarfilms<br />

ist, wird eine<br />

große Last von den Schultern<br />

genommen.“<br />

Abschließend betont Urabl:<br />

„Sexualität ist die Energie,<br />

durch die Jugendliche sich<br />

von den Eltern weg entwickeln.<br />

So gesehen ist es normal oder<br />

vielleicht sogar gut, dass Jugendliche<br />

nicht zwangsläufig<br />

mit ihren Eltern über alles reden<br />

möchten.“<br />

Michaela Urabl<br />

Bei Kindern gibt es keine<br />

Trennung zwischen Zärtlichkeit,<br />

Sinnlichkeit und Sexualität,<br />

bei Erwachsenen schon.<br />

Kinder sind unbefangen,<br />

spontan und entdeckungsfreudig.<br />

Sie erfahren erst mit<br />

der Zeit, dass in unserer Gesellschaft<br />

Sexualität und Intimität<br />

Themen sind, über die<br />

wir nicht so leicht sprechen<br />

können, weil sie tabuisiert<br />

sind. Lust- und Beziehungsaspekte,<br />

die für uns Erwachsene<br />

in Bezug auf Sexualität<br />

meist in den Vordergrund<br />

treten, spielen für Kinder<br />

meist noch keine Rolle. Sie<br />

erleben Sexualität als eine<br />

Einheit von Körper und Gefühlen.<br />

Kindliche Sexualität<br />

ist ein sehr missverstandener<br />

Begriff, weil dabei schnell<br />

an „erwachsene Sexualität“<br />

gedacht wird. Die kindliche<br />

psychosexuelle Entwicklung<br />

unterscheidet sich davon aber<br />

wesentlich. Kinder sind vollkommen<br />

unbefangen, spontan<br />

und entdeckungslustig.<br />

Sie verinnerlichen erst im Laufe<br />

ihrer Kindheit gesellschaftliche<br />

Sexualnormen.<br />

Weil Kinder ihre Lustgefühle<br />

ganz spontan und unbefangen<br />

erleben, liegt es in der Verantwortung<br />

von uns Erwachsenen,<br />

den Körperkontakt so<br />

zu gestalten, dass die Integrität<br />

unserer Kinder immer<br />

gewahrt wird. Wir sind dafür<br />

verantwortlich, Kinder darauf<br />

hinzuweisen, wenn unbeabsichtigte<br />

Grenzverletzungen<br />

geschehen. Gleichzeitig ist es<br />

sehr wichtig, sich zu verinnerlichen,<br />

dass Kinder niemals<br />

Schuld haben, wenn ihnen etwas<br />

Unangenehmes passiert<br />

oder eine andere Person sie<br />

zu etwas zwingt.<br />

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