programmaboekje slotconcert - Vrienden van het Lied
programmaboekje slotconcert - Vrienden van het Lied
programmaboekje slotconcert - Vrienden van het Lied
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der Musensohn D764<br />
(Johann Wolfgang von Goethe)<br />
Durch Feld und Wald zu schweifen,<br />
Mein <strong>Lied</strong>chen weg zu pfeifen,<br />
So geht's von Ort zu Ort!<br />
Und nach dem Takte reget<br />
Und nach dem Mass beweget<br />
Sich alles an mir fort.<br />
Ich kann sie kaum erwarten,<br />
Die erste Blum' im Garten,<br />
Die erste Blüt' am Baum.<br />
Sie grüssen meine <strong>Lied</strong>er,<br />
Und kommt der Winter wieder<br />
Sing ich noch jenen Traum.<br />
Ich sing ihn in der Weite,<br />
Auf Eises Läng' und Breite,<br />
Da blüht der Winter schön!<br />
Auch diese Blüte schwindet,<br />
Und neue Freude findet<br />
Sich auf bebauten Höhn.<br />
Denn wie ich bei der Linde<br />
Das junge Völkchen finde,<br />
Sogleich erreg ich sie.<br />
Der stumpfe Bursche bläht sich,<br />
Das steife Mädchen dreht sich<br />
Nach meiner Melodie.<br />
Ihr gebt den Sohlen Flügel<br />
Und treibt durch Tal und Hügel<br />
Den Liebling weit vom Haus.<br />
Ihr lieben, holden Musen,<br />
Wann ruh ich ihr am Busen<br />
Auch endlich wieder aus?<br />
Der Tod und das Mädchen D531<br />
(Matthias Claudius)<br />
Das Mädchen:<br />
"Vorüber! ach, vorüber!<br />
Geh, wilder Knochenmann!<br />
Ich bin noch jung, geh, Lieber!<br />
Und rühre mich nicht an."<br />
Der Tod:<br />
"Gib deine Hand, du schön und zart<br />
Gebild,<br />
Bin Freund und komme nicht zu strafen.<br />
Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild,<br />
Sollst sanft in meinen Armen schlafen."<br />
Der Wanderer D493<br />
(Georg Philipp Schmidt von Lübeck)<br />
Ich komme vom Gebirge her,<br />
Es dampft das Tal, es braust das Meer.<br />
Ich wandle still, bin wenig froh,<br />
Und immer fragt der Seufzer, wo?<br />
Die Sonne dünkt mich hier so kalt,<br />
Die Blüte welk, das Leben alt,<br />
Und was sie reden, leerer Schall;<br />
Ich bin ein Fremdling überall.<br />
Wo bist du, mein geliebtes Land?<br />
Gesucht, geahnt, und nie gekannt!<br />
Das Land, das Land so hoffnungsgrün,<br />
Das Land, wo meine Rosen blühn.<br />
Wo meine Freunde wandelnd gehn,<br />
Wo meine Toten auferstehn,<br />
Das Land, das meine Sprache spricht,<br />
O Land, wo bist du?...<br />
Ich wandle still, bin wenig froh,<br />
Und immer fragt der Seufzer, wo?<br />
Im Geisterhauch tönt's mir zurück:<br />
"Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück."<br />
Der Zwerg D771<br />
(Matthäus von Collin)<br />
Im trüben Licht verschwinden schon die<br />
Berge,<br />
Es schwebt das Schiff auf glatten<br />
Meereswogen,<br />
Worauf die Königin mit ihrem Zwerge.<br />
Sie schaut empor zum hochgewölbten<br />
Bogen,<br />
Hinauf zur lichtdurchwirkten blauen Ferne;<br />
Die mit der Milch des Himmels blau<br />
durchzogen.<br />
"Nie, nie habt ihr mir gelogen noch, ihr<br />
Sterne,"<br />
So ruft sie aus, "bald werd' ich nun<br />
entschwinden,<br />
Ihr sagt es mir, doch sterb' ich wahrlich<br />
gerne."<br />
Da tritt der Zwerg zur Königin, mag binden<br />
Um ihren Hals die Schnur von roter Seide,<br />
Und weint, als wollt' er schnell vor Gram<br />
erblinden.