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!ticket<br />
Österreichs Eventmagazin Nr.1<br />
SEPT<br />
20 1 8<br />
musik<br />
show<br />
sport<br />
theater<br />
kabarett<br />
Ausgabe 223<br />
Damit sind Sie live dabei!<br />
2,90 €<br />
global<br />
comedy<br />
Nach dem Brand letztes Jahr<br />
öffnet das Globe Wien wieder seine<br />
Tore, auch der internationalen Comedy.<br />
ziemlich beste<br />
freunde<br />
Beefeater Master Distiller<br />
Desmond Payne über das<br />
Erfolgsgeheimnis von<br />
Gin & Tonic<br />
Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Heumühlgasse 11, 1040 Wien<br />
NIAVARANI<br />
CEYLAN<br />
CARR<br />
U.V.M.<br />
what a feeling<br />
„Flashdance – Das Musical“ ist die Bühnenadaption<br />
des gleichnamigen Kultfilms: Erzählt wird die FLASHDANCE<br />
Geschichte der Schweißerin Alex, die von einer<br />
Tanzkarriere träumt.
Foto VBW © Oliver Gast 2018<br />
#WeAreMusical<br />
DAS MUSICAL MIT DEN HITS VON<br />
RAINHARD FENDRICH<br />
REGIE<br />
Andreas Gergen<br />
BUCH<br />
Titus Hoffmann<br />
Christian Struppeck<br />
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© THE BODYGUARD (UK) LTD. Designed by DEWYNTERS<br />
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GINMARKT<br />
Parallel zum<br />
Rumfestival findet<br />
im September wieder<br />
der Ginmarkt statt.<br />
Wir haben „ins Glas<br />
geschaut“ …<br />
18<br />
Frequotency.<br />
Nach jedem Sommer begeben wir<br />
uns in die Zäsur: Nicht als Journalisten<br />
allein, in erster Linie als Fans<br />
– und üben uns in Reminiszenz und Perspektive:<br />
Welche Festivals waren besonders<br />
gelungen, wo herrscht Reformbedarf? Im<br />
Zentrum stehen Gedanken zu Line-up, Abwicklung<br />
und Rahmenangebot: ein übliches<br />
Preis-Leistungsdenken eben. Kolleginnen<br />
wie Therese Kaiser (Kolumnistin bei The<br />
Gap und Electric-Spring-Kuratorin) beenden<br />
den Sommer jedoch, wie andere ihn begonnen<br />
haben, mit einem Quoten-Plädoyer:<br />
Die „Abwesenheit von Frauen auf Festivalbühnen<br />
ist keine paranoid-feministische<br />
Einbildung“, heißt es da. Bullshit! Festivals<br />
spiegeln zuvörderst einen je nach Kapazität<br />
mehr oder minder populären Hörergeschmack<br />
wider, da haben (nicht allein aus<br />
wirtschaftlicher Sicht) gesellschaftspolitische<br />
Querelen nichts verloren: Gerade jene, die<br />
sonst zu jeder Gelegenheit sämtliche Freiheiten<br />
für die Künste fordern, wollen selbige<br />
hier plötzlich instrumentalisieren? Wie malen<br />
sich verblendete KritikerInnen eigentlich<br />
das Arrangement von Billings aus? Dass da<br />
in die Jahre gekommene, hinterwäldlerische,<br />
schmerbäuchige, goldketterlbehängte Herren<br />
am Wirtshaustisch zusammensitzen<br />
und zwischen derben Blondinenwitzen potenzielle<br />
Bands mit Frauenanteil („Außer die<br />
ganz feschen!“) mit schäbigem Lacher vom<br />
Bierdeckel streichen? Ja, meine dahingehend<br />
ablehnende Haltung ist notgedrungen eine<br />
männlicheSicht der Dinge – dennoch eine<br />
aufgeklärte und durchaus pro-feministische:<br />
Es gibt keinen Grund, Musikerinnen nachteilig<br />
zu behandeln, etwa ihre Auftritte minder<br />
zu entlohnen oder ihnen gar abschlägig<br />
entgegenzutreten, weil „Frauen backstage<br />
ohnehin nur für Drama sorgen“ – und ähnlichen<br />
Stumpfsinn. Hingegen formuliere ich<br />
bewusst provokativ, wenn ich frage: Würde<br />
ich als Künstlerin einen Auftritt bekommen<br />
wollen, alleinweil ich weiblich bin und die<br />
Quote einen Veranstalter dazu nötigt? Wäre<br />
EDITORIAL<br />
das für mich und meine Kunst nicht ein<br />
schreckliches Armutszeugnis, könnte ich<br />
mich nicht mit den männlichen Kollegen<br />
auf Augenhöhe messen? In Besitz keines Penis<br />
zu sein ist keinekünstlerische Leistung –<br />
genauso wenig übrigens, wie über die paar<br />
Zentimeter Schwellkörper zu verfügen.<br />
Kunst sollte keine, insbesondere keine wertenden,<br />
einen Keil in die Gesellschaft treibende<br />
Grenzen kennen: Keine des Geschlechts,<br />
der Hautfarbe, der Religion, der Herkunft,<br />
des Body-Mass-Indexes oder eines anderen<br />
Klassements, das uns ohnehin im alltäglichen<br />
Leben auf Schritt und Tritt begleitet.<br />
Denn dann könnte uns als nächster Aufreger<br />
blühen, dass plötzlich eigentlichzu viele<br />
Künstler aus den Staaten und Skandinavien<br />
bei uns gastieren und die weltoffene, multikulturelle<br />
Quote zwanghaftnach Bands aus<br />
Afrika und Asien giert. Reglementierende<br />
Idiotie kennt leider keine Grenzen.<br />
Stefan Baumgartner (Chefredakteur)<br />
| 03
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
[14] GLOBE Wien Die neue Saison nach dem verheerendem<br />
Großbrand [18] Ginmarkt Ein Blick ins Glas [21] Freddie<br />
Mercury Die Filmbiografie über Queen [22] Dinosaurier Eine<br />
Reise ins Reich der Giganten [25] Carmen Die emanzipierte Heldin<br />
[34] Don Giovanni Schwere Zeiten für Herzensbrecher [42]<br />
E-Mobility Ein Event, das sich der Zukunft verschrieben hat<br />
LIFESTYLE<br />
30 Modern Vamp Dunkle Farben<br />
und urbane Coolness stimmen<br />
auf den Herbst ein<br />
Location<br />
Wie Österreicher Musik hören Auch wenn es keine<br />
große Überraschung sein dürfte, jetzt belegt es auch<br />
die Statistik: Zum ersten Mal macht der virtuelle Musikmarkt<br />
etwas mehr Umsatz als physische Tonträger<br />
wie CDs und Vinyl. Geld lassen die Österreicher für<br />
ihre Musik trotzdem springen, im ersten Halbjahr 53,5<br />
Millionen Euro und damit um 6,3 Prozent mehr als im<br />
Vorjahr. Und wofür? Auch das ist keine Überraschung:<br />
An der Spitze liegt Andreas Gabalier, gefolgt von<br />
Helene Fischer. Ebenfalls in die Top 10 geschafft haben<br />
es unter anderem die heimischen Künstler Pizzera &<br />
Jaus, Wanda und RAF Camora, sowie der internationale<br />
Superstar Ed Sheeran.<br />
Harry Potter Das Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene<br />
Leberkas Greissler Was Knoppers für die<br />
Kind“ kommt ins Hamburger Mehr! Theater. Die deutschsprachige Erstaufführung<br />
findet im Frühjahr 2020 statt und wird dauerhaft gezeigt. Im zweiteiligen<br />
Stück geht es um den mittlerweile erwachsenen Harry Potter, die<br />
beiden Teile werden entweder an einem Tag in einer Nachmittags- und<br />
einer Abendvorstellung hintereinander oder aber an zwei aufeinander -<br />
folgenden Abenden gezeigt.<br />
04 |<br />
deutschen Nachbarn, ist in Österreich der Leberkäse:<br />
Einen besseren Snack gegen den Hunger<br />
(und für den Gusto) gibt es kaum. Nun hat in der<br />
Riemergasse 4, in direkter Nähe zu Porgy & Bess<br />
und Ronacher, mit dem Leberkas Greissler ein<br />
Paradies für Feinschmecker eröffnet: Beste und<br />
regionale Zutaten finden sich in den bekannten<br />
und außergewöhnlichen Kreationen des ehemals<br />
auch Do & Co und Plachutta mitverantwortenden<br />
Teams, darunter „Brie mit Nuss“ oder<br />
„Schweinebauch mit Leberkäs und Speckwürfel“<br />
– auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen<br />
und Konservierungsstoffe wird hingegen verzichtet.<br />
Kredenzt werden die Leckerbissen u. a. mit<br />
Gebäck, Kren und großer Senfauswahl, dazu<br />
wird Trumer Pils oder Prosecco genossen.<br />
Kostenlos (aber nicht umsonst) gibt es eine Bewirtung,<br />
die die Bezeichnung Gastfreundschaft<br />
verdient. leberkas-greissler.at<br />
37 Orpheum Graz Auf Vielfalt fokussiert<br />
und mit Lend-Viertler<br />
Flair gesegnet<br />
HEIMAT<br />
28 AVEC Ein neues Freiheitsgefühl<br />
und mehr Ehrlichkeit zu sich selbst<br />
zeichnet „Heaven / Hell“ aus<br />
KULTOUR<br />
38 Kampfkunst Theater ist nicht<br />
nur Unterhaltung, es beschäftigt<br />
sich auch mit Gesellschaftsfragen<br />
LIVE IS LIFE<br />
45 Ed Sheeran Von Jamie Lawson<br />
über Anne-Marie bis hin zu Ed<br />
Sheeran einfach wunderschön<br />
MEDIA<br />
46 Kino, Musik und Spiele Mit<br />
Interpol, Slash, dem /slash Filmfestival<br />
und mehr<br />
PLUG&PLAY<br />
48 Equipment Großer Sound im<br />
Kleinformat, und das zudem<br />
noch erschwinglich …<br />
Fotos: Ginmarkt, Stefan Baumgartner, Matthew Murphy; llustration: baes
!ticket highlights<br />
SCHEINWERFERLICHT<br />
Mag. Roberta Scheifinger<br />
Chefredakteurin und<br />
Herausgeberin<br />
„Don’t bring me down“, „Hold on tight“, „Confusion“, „Last train to London“<br />
sind nur einige der bekanntesten Welthits des Electric Light Orchestras. Am 23.<br />
September lassen Jeff Lynne’s ELO in der Wiener Stadthalle Kindheits- und Jugenderinnerungen<br />
wach werden.<br />
Manchmal tut’s auch ein Hit: Europe feierten ihren Durchbruch 1986 bekanntlich<br />
mit „The Final Countdown“, „Carrie“ schaffte den Sprung in die Charts, konnte<br />
an den großen Erfolg aber nicht mehr anknüpfen. Nach ihrer Trennung 1992<br />
gehen die Schweden seit fünfzehn Jahren wieder gemeinsame Wege, die sie am 29.<br />
September in den Wiener Gasometer führen.<br />
Nicht genug der Nostalgie: Am 27. September findet die Österreich-Premiere von<br />
„Bodyguard – das Musical“, basierend auf einem der erfolgreichsten Kino-Blockbuster,<br />
im Wiener Ronacher statt. Lassen auch Sie sich diesen „One Moment in<br />
Time“ nicht entgehen!<br />
Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Spätsommer!<br />
• Highlights September • Highlights September • Highlights September •<br />
Rebekka Bakken<br />
Die Geschichtenerzählerin fischt im<br />
Jazz, Soul, Blues, Folk und Country<br />
6., Schloss Esterhazy<br />
Circus-Theater<br />
Roncalli<br />
ab 13. September,<br />
Rathausplatz Wien<br />
Nick Mason’s Saucerful of Secrets<br />
Der Schlagzeuger von Pink Floyd präsentiert<br />
ihre ersten beiden Alben live<br />
19., Wiener Stadthalle (F)<br />
Helene Fischer<br />
Die Schlagerkönigin holt ihre Konzerte<br />
vom Frühjahr nach<br />
11. & 12., Wiener Stadthalle (D)<br />
Humorfestival Velden<br />
Das 10-jährige Jubiläum mit inter/nationalen<br />
Stars der Kleinkunst<br />
20. bis 23., Casineum Velden<br />
Brunner Wiesn<br />
Gemütlichkeit, Tradition und ein abwechslungsreiches<br />
Programm<br />
7. bis 29., Campus21<br />
Bonnie Tyler<br />
Mit Hits von „Total Eclipse of the Heart“<br />
bis hin zu „It’s a Heartache“<br />
28., Kufstein Festung<br />
Sophie Hunger<br />
Die fantastische Schweizerin auf „Molecules“-Tour<br />
in drei Wiener Locations<br />
11. bis 13., Wien<br />
Wanda<br />
Die „vielleicht letzte wichtige Rock-’n’-<br />
Roll-Band“ unserer Generation<br />
14., Wörthersee Stadion<br />
Puddle Of Mudd<br />
„Blurry“ oder „She Hates Me“ gehören<br />
zweifelsohne auf jede Grunge-Playlist<br />
23., Arena<br />
Fotos: Circus Roncalli (Circus-Theater Roncalli), BMG (Kylie Minogue), MPL Communications (Paul McCartney)<br />
06 |
Kylie Minogue<br />
Golden<br />
Mit im Gepäck hat die Australierin ihr aktuelles Studioalbum<br />
„Golden“, ein pulsierender Hybrid, der Kylies unverwechselbaren<br />
Dance-Pop mit dem typischen Nashville-<br />
Country-Sound vermischt. Kylie wird mit ihrer Band natürlich<br />
nicht nur Songs von „Golden“, sondern aber auch etliche<br />
Hits aus ihrem phänomenalen Repertoire performen,<br />
und das in einem für sie erstaunlich intimen Rahmen!<br />
14. November, Gasometer<br />
Paul McCartney<br />
Freshen Up<br />
Bereits fünf lange Jahre<br />
ist es her, dass der Ex-Beatle 2013 im Zuge seiner „Out<br />
There“-Welttournee in Wien war. Eine Paul-McCartney-<br />
Show beinhaltet alles, was man sich als Musikliebhaber<br />
von einer Rock-Show nur wünschen kann: In knapp drei<br />
Stunden führt er uns durch die größten Momente der letzten<br />
50 Jahre Musikgeschichte. Mit zahlreichen Songs sowohl<br />
aus seiner Zeit als Solokünstler (darunter findet<br />
auch sein neues Album „Egypt Station“ Gehör) sowie<br />
natürlich mit den Wings und vielen Klassikern der Beatles<br />
lässt er keinen Musikwunsch offen.<br />
5. und 6. Dezember, Wiener Stadthalle (D)<br />
| 07
Lasst uns singen<br />
Der kultige Musikfilm „Flashdance“ kehrt als Musical zurück und<br />
heizt nach wie vor dem Publikum mächtig ein. Wie aber hat Musik<br />
und Tanz in die Gattung Film überhaupt Einzug gefunden? Und<br />
wieso ist die Faszination von Musikfilmen auch nach Jahrzehnten<br />
ungebrochen? Eine kleine (historische) Analyse. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER<br />
Unschuldige, große Rehaugen<br />
starren fünf strengen, ja arroganten<br />
Blicken entgegen. Hoffnung,<br />
dem großen Lebenstraum endlich<br />
ein großes Stück näher gekommen zu<br />
sein, trifft auf masochistische Lust, diesen<br />
Traum bloß mit einer hochgezogenen<br />
Augenbraue zu zerstören. Das Sonnenlicht<br />
bricht durch die großen Fenster<br />
des Tanzsaals und verwandelt ihn in eine<br />
Parallelwelt, in der sich Licht und Schatten<br />
umspielen, in der sich durchtrainierte,<br />
von Stulpen verzierte Beine zielstrebig<br />
ihren Weg bahnen. Der Plattenspieler<br />
wird angemacht. Die ersten Tanzschritte.<br />
Ambitioniert. Doch – huch!<br />
Schreck! Gestockter-Atem-Moment! Die<br />
trainierten Beine verlieren bei der Pirouette<br />
ihren Halt, stolpern am rutschigen<br />
Boden. Regungslos verharrt Alex<br />
vor der gestrengen Jury, die ersten Augenbrauen<br />
bewegen sich Richtung Horizontale.<br />
Beschämt senkt sie den Kopf.<br />
Doch dann – juhu! Yeah! Come on, girl!<br />
Die Nadel des Plattenspielers wird von<br />
Alex erneut an die Startposition gebracht.<br />
Und nun, weil verkackt hat sie schließlich<br />
eh schon, lässt Alex, die Schweißerin<br />
und Stripperin, los. Zeigt alles, was sie<br />
kann. Fordert ihren Körper ein letztes<br />
Mal derart, wie sie ihn in den letzten<br />
Wochen gefordert hat. Er wird zu ihrem<br />
08 |<br />
willigen Instrument, verdreht, verbiegt,<br />
dreht und verschlingt sich, springt, hüpft,<br />
lässt die Schwerkraft hinter sich. Augenbrauen<br />
wandern hinunter, stattdessen<br />
wird freudig mitgeklatscht und sich sogar<br />
im Takt geschneuzt. What a feeling!<br />
Ein Kult ist geboren<br />
Vor 35 Jahren tanzte sich Jennifer Beals<br />
alias Alex in „Flashdance“ nachhaltig in<br />
die Herzen und Tanzbeine des Publikums.<br />
Nur acht Millionen Dollar kostete<br />
der Film, am Ende spielte er rund 200<br />
Millionen weltweit ein und war der dritterfolgreichste<br />
Film des Jahres. Die Schlüsselszene<br />
des Streifens, in der Alex die<br />
Aufnahmeprüfung an einer renommierten<br />
Ballettschule absolvieren muss, gilt<br />
heute noch als eine der bestchoreografierten<br />
filmischen Tanzszenen und inspirierte<br />
nicht nur cinematografische<br />
Nachfolge-Hits wie „Dirty Dancing“<br />
oder „Save the last Dance“.<br />
Auch Künstler wie Kanye West („Fade“),<br />
Jennifer Lopez („I’m Glad“) oder Geri<br />
Halliwell („It’s Raining Men“) zollten<br />
in ihren Musikvideos sexy Hommage<br />
an Beals. Passend und richtig so, denn<br />
nicht die Handlung oder die Dialoge,<br />
sondern Giorgio Moroders Musik, ein<br />
Mix aus Disco, Ballett und Hip-Hop,<br />
sind die große Stärke des Films. MTV<br />
feierte zwei Jahre zuvor sein TV-Debüt<br />
und „Flashdance“ war der erste Film,<br />
der sich mit seinem schnellen Rhythmus,<br />
der Inszenierung des Körpers als erotisches<br />
Gesamtkunstwerk und den wie<br />
Musikvideos arrangierten Tanzszenen<br />
gezielt an die junge Generation richtete,<br />
für die Musikvideos fortan zur Lebensphilosophie<br />
wurden. Der Titelsong<br />
„What a Feeling“ von Irene Cara heimste<br />
gar einen Grammy, einen Golden Globe<br />
und einen Oscar ein, „Maniac“ wurde<br />
immerhin für Letzteren nominiert. Zwischen<br />
all dem Getanze gibt’s auch noch<br />
was fürs Herz, nämlich eine sensible<br />
Story über Selbstfindung, Empowerment<br />
und das Kämpfen für die eigenen Träume.<br />
Dazu Stulpen, Strumpfhosen, Schulterpolster<br />
und toupierte Haarmähnen.<br />
Lang leben die Achtziger!<br />
Ton ab!<br />
Natürlich spielten Musik und Tanz schon<br />
lange vor „Flashdance“ eine große Rolle<br />
im Film. Bereits Vorführungen von<br />
Stummfilmen wurden von Live-Musik<br />
begleitet – eigentlich nur deshalb, um<br />
die störenden Geräusche der Vorführapparate<br />
zu übertönen. Als erster Tonfilm<br />
gilt „The Jazz Singer“ aus dem<br />
Jahr 1927, seitdem entwickelte<br />
sich die Musik im
Fotos: Mats Bäcker, Louise Martinsson<br />
& tanzen!<br />
Genre Film langsam, aber stetig: Weil<br />
Neugier bekanntlich die Experimentierfreudigkeit<br />
beflügelt, wurde Musik mehr<br />
und mehr dramaturgisch höchst raffiniert<br />
und punktuell eingesetzt. Anfangs<br />
griff man vor allem auf bekannte Stücke<br />
aus Operetten, Opern und Revueshows<br />
zurück, man wollte damit die „gute alte<br />
Zeit“ mit moderner Technik beschwören.<br />
Seine erste Blütezeit erlebte der Musikfilm<br />
bereits in den Dreißigern und<br />
Vierzigern, als Fred Astaire, Ginger Rogers<br />
und Gene Kelly mit ihrem unvergleichlichen<br />
Tanzstil und ihrer Eleganz<br />
das Publikum verzauberten. Astaire gilt<br />
gar als Erfinder des Tanzfilms. Nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg sollte der Film<br />
vor allem eines sein: eine Möglichkeit<br />
zum Träumen. Zahlreiche Musicals<br />
wurden pompös und farbenprächtig<br />
verfilmt; im deutschen<br />
Sprachraum etablierte<br />
sich der Heimatfilm, in dem die<br />
Welt heil, friedlich und voller<br />
schöner Melodien war.<br />
Film wird Pop<br />
Prägend für den Musikfilm waren die<br />
Sechziger: Die Grenzen zwischen Musik-<br />
und Filmgenre verschwammen<br />
immer mehr, man entdeckte sich gegenseitig<br />
als profitable Marketingmöglichkeit.<br />
Zahlreiche Filme wurden<br />
auf damals populäre Künstler wie<br />
Elvis Presley oder die Beatles zugeschnitten,<br />
die wiederum sich und ihre<br />
Songs somit als Marke etablieren<br />
konnten. Die Musik wurde zu einem<br />
entscheidenden Faktor in Sachen Produktion,<br />
Vermarktung und Rezeption<br />
des Films. In diesem Jahrzehnt eta -<br />
blierte sich nicht nur der Konzertfilm<br />
(z. B. „Woodstock“, 1970), sondern<br />
es brachte auch dank perfektionierender<br />
Verknüpfung von Musik und<br />
Handlung viele Genreklassiker hervor,<br />
u. a. „West Side Story“ (1961) „Mary<br />
Poppins“, „My Fair Lady“ und „The<br />
Sound of Music“ (alle 1964).<br />
Richtig ab – vor allem für das junge<br />
Publikum! – ging’s in den Siebzigern:<br />
Filme wie „Rocky Horror Picture<br />
Show“ (1975), „Saturday Night Fever“<br />
(1977), Grease“ (1978) und „Hair“<br />
(1979) fingen, nicht zuletzt dank ihrer<br />
fetzigen Musiknummern, das damalige<br />
sexy, aber auch politische Lebensgefühl<br />
wie kein anderes Filmgenre ein<br />
und waren sowohl in den Kinocharts<br />
als auch in den Hitparaden Kassenschlager.<br />
| 09
Flashdance Die mitreißende Bühnenadaption<br />
des Films mit Songs von Produzent<br />
Giorgio Moroder und Keith Forsey,<br />
die für den Titelsong sowohl einen<br />
Oscar sowie einen Grammy erhielten,<br />
kommt jetzt als moderne Bühnenadaption<br />
auch nach Österreich.<br />
Der siegreiche Einzug von Pop und Rock<br />
hält bis heute an. All das wird in den<br />
Achtzigern mit „Fame“ (1980), „Footloose“<br />
(1984), „Staying Alive“ (1983)<br />
und Dirty Dancing“ (1987), aber auch<br />
mit „The Blues Brothers“ (1980) und<br />
„Hairspray“ (1988) auf die nächste Entertainment-Ebene<br />
gehoben. Seitdem<br />
präsentiert sich der Musikfilm abwechslungsreich,<br />
experimentell und vor allem<br />
mainstreamtauglich: sei es in Form von<br />
Dokumentationen, Biografien, leisen<br />
Dramen, neu interpretierten Musicals,<br />
sexy Tanzfilmen oder knallbunten Franchises.<br />
Musik öffnet Augen und Seele<br />
Was aber ist es, das uns nach wie vor so<br />
sehr an Musikfilmen fasziniert? Mal abgesehen<br />
vom Offensichtlichen – nämlich<br />
dass es einfach Laune macht, anderen<br />
beim perfektionierten Singen und Tanzen<br />
zuzusehen (laut Glücksforscher haben<br />
musikalische Menschen ein geringeres<br />
Depressionsrisiko!) – ist Musik<br />
jene Sprache, die verbindet wie keine<br />
andere und die einen überall Herzerl sehen<br />
lässt. Musik und Tanz überwindet<br />
gar kulturelle Grenzen, lässt einen dabei<br />
die eigene Wertekultur hinterfragen und<br />
somit zu sich selbst finden (und die Welt<br />
wird ganz nebenbei auch noch ein Stückerl<br />
friedvoller). Musik wird nicht nur<br />
zur Fluchtmöglichkeit aus dem tristen<br />
Alltag, sondern allen voran zur Metapher<br />
der sozialen Identität und des romantischen<br />
Sehnens – so wie Musik generell<br />
vor allem eine Sprache zwischen den<br />
Zeilen ist, eine Sprache, die aussagt, was<br />
nicht gesagt werden darf oder kann.<br />
Tanz wird nicht selten zum Synonym<br />
für Sex, Songs geben tiefere Einblicke in<br />
die Seelen- und Gefühlswelt der Protagonisten,<br />
wodurch wir Zuseher uns unseren<br />
Helden näherfühlen. Zudem kann<br />
im Film einfach jeder tanzen und singen<br />
(oder erlernt es durch harte Arbeit), was<br />
uns Faultieren das Gefühl gibt, es auch<br />
zu können, wenn wir es nur wollen (würden).<br />
Und, Hand aufs Herz: Wäre es<br />
nicht schön, immer dann, wenn Worte<br />
für unsere überbordenden Emotionen<br />
nicht mehr ausreichen, einfach auf offener<br />
Straße eine Powerballade schmettern<br />
zu können?<br />
Flashdance – Das Musical<br />
Weil das aber nun mal nicht geht, ohne<br />
sich kurz danach in enge, weiße Westen<br />
gekuschelt wiederzufinden, gehen wir<br />
einfach ins Musical, wenn wir einer Realität,<br />
in der Musik und Tanz den Rhythmus<br />
vorgeben, so nahe wie möglich<br />
kommen wollen. Also ab zu „Flashdance<br />
– Das Musical“, der Bühnenadaption<br />
zur erotisch aufgeladenen Cinderella-<br />
Story. Diese feierte bereits 2008 Weltpremiere<br />
in England und kommt nun<br />
im Herbst, anlässlich ihres 35. Geburtstags,<br />
optisch und technisch runderneuert<br />
auf große Tournee nach Österreich und<br />
Deutschland. Aufwendige LED-Techniken<br />
sorgen für sekundenschnelle Szenen-<br />
und Themenwechsel, vorprogrammierte<br />
Sequenzen werden mit Live-Szenen<br />
in Echtzeit auf die Wände gebracht.<br />
Auch die Tanzszenen wurden mit zeitgemäßen<br />
Tanzeinflüssen aus Street<br />
Dance und Modern Dance ins Heute<br />
geholt und verbinden so das Gefühl der<br />
Achtziger mit aktuellem Flair. Dieses<br />
„Feeling“ sollte man sich keinesfalls entgehen<br />
lassen!<br />
n „Flashdance – Das Musical“ spielt es<br />
Ende Oktober in der Salzburgarena und<br />
ab Mitte November bis Monatsende im<br />
Wiener MuseumsQuartier (Halle E). Für<br />
die Veranstaltung sind FanTickets verfügbar,<br />
für Wien zudem ticketPLUS+ Dinner<br />
im Restaurant Motto und ticketPLUS+<br />
Hotel (Falkensteiner Am Schottenfeld****).
!ticket highlights<br />
Twenty One Pilots<br />
The Bandito<br />
Mit großem Paukenschlag brachen Twenty One Pilots ihre<br />
einjährige Stille: Anfang Juli teilten sie die zwei neuen Songs<br />
„Jumpsuit“ und „Nico And The Niners“, die beide auf ihrem<br />
am 5. Oktober erscheinenden Album „Trench“ zu finden sein<br />
werden, das natürlich auch live präsentiert wird …<br />
Risha<br />
David Eugene Edwards (Wovenhand, 16 Horsepower), ist<br />
wohl einer der beeindruckendsten Gitarristen/Sänger, Songschreiber<br />
und Lyriker unserer Zeit, Alexander Hacke ist einer<br />
der bedeutendsten deutschen experimentellen Künstler und<br />
vor allem als Mitglied der Einstürzenden Neubauten bekannt.<br />
Gemeinsam kreieren sie auf „Risha“ eine geheimnisvolle und<br />
hypnotische Atmosphäre, irgendwo zwischen Americana,<br />
Neo-Folk, Industrial, Ambient und arabischen Einflüssen.<br />
8. November, Flex<br />
12 |<br />
Edwards/Hacke<br />
17. Februar, Wiener Stadthalle (D)<br />
Fotos: Brad Heaton (Twenty One Pilots), Arcadia Live (Edwards/Hacke), Udo Leitner (Stermann & Grissemann), Oktober Promotion (Mother’s Cake), Barracuda Music (Chvrches)
IT’S ONLY WOERZ<br />
Love Is Dead (Support: Anger)<br />
Seit sie 2013 erstmals überstrahlt vom funkelnden Glanz ihrer Single „Recover“ auf<br />
der Bildfläche erschienen, haben sich Chvrches immer mit subtiler, aber unmissverständlicher<br />
Vorsicht dagegen gesträubt, sich auf ihr Sommerhit-Potenzial reduzieren<br />
zu lassen, denn in ihrem Innersten sind sie echte Punks aus Glasgow. Die drei<br />
haben alles getan, um sich selbst und die ihnen innenwohnende Melancholie zu<br />
schützen, die ihrem sonnigen Synthie-Pop Tiefe verleiht. So auch auf ihrem brandneuem<br />
Album „Love Is Dead“.<br />
10. November, Gasometer<br />
Live<br />
Paris, London, Australien –<br />
schon anhand ihrer Tourstatistik<br />
waren Mother’s Cake<br />
immer die etwas „andere“<br />
Band Österreichs. Mit den Erfahrungen,<br />
die Yves Krismer,<br />
Benedikt Trenkwalder und<br />
Jan Haußels in knapp zehn<br />
Jahren Bandgeschichte sammeln<br />
konnten, würden andere<br />
bereits Biografien füllen.<br />
Hinzu kommen nicht nur drei<br />
stilistisch unterschiedlichen Studioalben, sondern auch ihr aktuelles Live-Album „Live<br />
At Bergisel“: Aufgenommen unplugged in der Band-Heimat, im leeren Skisprung-Stadion<br />
in gnadenloser Kälte.<br />
im Herbst & Winter, u. a. in Reutte, Graz, Dornbirn, München und Wien<br />
im Herbst und Winter in ganz Österreich<br />
Chvrches<br />
Mother’s Cake<br />
Gags, Gags, Gags! und<br />
Das Ei ist hart!<br />
Das Stermann-&-Grissemann-Universum<br />
aus feiner Beschimpfung,<br />
Sinnsabotage und Selbstdemontage,<br />
Nonsens, bizarrer Parodie, Persiflage<br />
und Polemik erlaubt sich in<br />
„Gags, Gags, Gags“ eine neue,<br />
nicht geahnte Ausdehnung. Man<br />
brilliert aber auch mit fremden Texten,<br />
nämlich in „Das Ei ist hart!“,<br />
Loriots „Dramatische Werke“ gelesen<br />
und gespielt von Stermann &<br />
Grissemann.<br />
Stermann & Grissemann<br />
сюрприз<br />
Urlaub. Fremdes Land. Fremde<br />
Sitten. Fremde Schrift. Kurz nach<br />
Ende der Fußball-WM begab ich<br />
mich nach Moskau. Was mich<br />
nebst dem Reisen schon immer<br />
fasziniert hat, sind Schriften, die<br />
ich gelernter „Schreiblatino und<br />
Zahlenaraber“ nicht lesen kann.<br />
Unabhängig davon, dass ich die<br />
dazu passende Sprache ohnehin<br />
nicht verstehe. Japanisch, Koreanisch,<br />
Klingonisch und eben Russisch,<br />
um nur einige zu nennen.<br />
Umso spaßiger erschien mir das<br />
Unterfangen, eine Veranstaltung<br />
auszusuchen und hinzugehen,<br />
ohne zu wissen, was es ist.<br />
Ausschließlich kyrillische Schrift<br />
in der Ankündigung war die<br />
Voraussetzung. Meine Freundin<br />
und zwei in Moskau ansäßige<br />
Freunde begleiteten mich. So<br />
landeten wir, und ich denke, es<br />
hätte weitaus fataler sein können,<br />
in einem anheimelnden,<br />
verhältnismäßig kleinen Club.<br />
Am Eingang stellte sich heraus,<br />
dass es dort zwei Bühnen gab.<br />
In einem Saal spielten sie Jazz,<br />
im anderen eine Blues-Jamsession<br />
mit einer mehr oder weniger<br />
fixen lokalen Band sowie brillierenden<br />
Gastmusikern, die jeweils<br />
für drei, vier Lieder auf die<br />
Bühne kamen. Blues war die<br />
Wahl des Abends. Es war eine<br />
unterhaltsame Vorstellung und<br />
ich wage den p.t. Lesern dieser<br />
Kolumne den Vorschlag zu machen,<br />
ebenfalls Neues, selbst<br />
Uneinschätz- oder Unlesbares<br />
zu versuchen und sich der Kultur<br />
einer Stadt auf diese Art zu<br />
nähern. Ach ja, zum Ausgleich<br />
musste, pardon, durfte ich dann<br />
mit meiner Freundin in die Oper.<br />
Russisches Ballett. Das war<br />
vorab leserlich angekündigt.<br />
| 13
„Man darf mit Shakespea<br />
Anfang Oktober öffnet das GLOBE WIEN<br />
nach einem verheerenden Brand wieder<br />
seine Pforten. Grund genug, um ein Pläuschchen<br />
mit den Gründern Michael Niavarani<br />
und Georg Hoanzl zu führen – über die Vergangenheit,<br />
die Zukunft und Shakespeare<br />
mittendrin. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER<br />
Es mag wie ein Klischee klingen,<br />
aber manchmal ist es eben doch<br />
das Leben selbst, das die besten<br />
Drehbücher schreibt und die Grenze<br />
zwischen Realität und imitierender, fantasievoller<br />
Kunst verschwimmen lässt:<br />
Im September 2017 kam es zu einem<br />
Brand in der Wiener Marx Halle, der<br />
auch auf das berühmte GLOBE WIEN,<br />
das 2014 von Künstleragent Georg Hoanzl<br />
und Publikumsliebling Michael Niavarani<br />
nach dem Vorbild des historischen<br />
Globe Theatre von Shakespeare gegründet<br />
wurde, übergriff. Nicht ein technischer<br />
Makel, ein explorierender Scheinwerfer,<br />
ja noch nicht mal eine glimmende<br />
Zigarette waren schuld am Unglück,<br />
sondern eine Geisterbeschwörung zweier<br />
Jugendlicher, die scheinbar nicht ganz<br />
nach Plan lief (oder etwa doch …?). Ein<br />
Drama, das Shakespeare selbst nicht besser<br />
verfassen hätte können. „Der substanzielle<br />
Schaden bestand in der Verformung<br />
der denkmalgeschützten Eisenkonstruktion,<br />
die fast die <strong>gesamt</strong>e<br />
Dachkonstruktion des Globe Wien betroffen<br />
hat“, erzählt Hoanzl. Nach intensiven<br />
Aufbauarbeiten ist es endlich<br />
wieder so weit: Anfang Oktober werden<br />
die Globe-Wien-Tore neuerlich geöffnet<br />
und die Welt, ganz nach Shakespeare,<br />
wieder zur Bühne gemacht …<br />
Hat man den Brand zum Anlass genommen,<br />
das Theater ein paar Neuerungen<br />
zu unterziehen?<br />
Georg Hoanzl: Optisch und funktional<br />
sind wir dem bekannten Konzept treu<br />
geblieben, haben aber natürlich einige<br />
Erfahrungswerte der letzten Jahre in<br />
den Wiederaufbau einfließen lassen.<br />
Auch beim Programm gibt es eine<br />
Fortsetzung der bereits begonnenen<br />
Linie mit den von uns und vom Publikum<br />
geschätzten Künstlern. Bei den<br />
Eigenproduktionen wird es noch ein<br />
bisserl dauern, weil sie eine wesentlich<br />
längere Vorbereitungszeit brauchen<br />
und wir bis vor einigen Wochen nicht<br />
genau gewusst haben, wann es weitergeht.<br />
Auch Shakespeares Globe ist nach<br />
14 Jahren einem Feuer zum Opfer<br />
gefallen. Liegt ein Fluch auf der Marke<br />
Globe?<br />
Michael Niavarani: (lacht) Der Versuch,<br />
das Globe so originalgetreu wie<br />
möglich nachzubauen musste natürlich<br />
in diesem Brand gipfeln, das ging gar<br />
nicht anders. Ich glaube, bei der Geisterbeschwörung<br />
sollte Shakespeares<br />
Geist gerufen werden – und der hatte<br />
so einen Zorn, dass er dann das ganze<br />
Gebäude angezündet hat.<br />
Wann waren Sie das letzte Mal im<br />
Londoner Globe Theatre?<br />
Hoanzl: Bei mir war es „Titus Andronicus“<br />
im Frühjahr 2014. Mich haben<br />
das Stück und die Inszenierung und<br />
natürlich die schauspielerische Leistung<br />
trotz oder gerade wegen der rohen,<br />
brutalen Gewalt in meinem tiefsten<br />
Inneren voll erfasst und alles, was in<br />
mir an pazifistischen Gefühlen vorhanden<br />
ist, verstärkt. Dadurch habe<br />
ich die Wirkung von Shakespeare in<br />
seiner politischen Dimension und Aktualität<br />
hautnah erlebt.<br />
Niavarani: Vor einer Woche erst –<br />
und wir haben uns „Hamlet“ angesehen.<br />
Die Titelrolle wurde von einer<br />
Frau gespielt, was ich extrem interessant<br />
und spannend fand. Das hat mich<br />
dazu inspiriert, die Hamlet-Geschichte<br />
aus der Sicht der Ophelia zu erzählen.<br />
Das wird eines meiner nächsten Projekte<br />
werden.<br />
Regisseure nehmen sich in ihren<br />
Shakes peare-Inszenierungen gerne vie-<br />
Fotos: Jan Frankl, Agentur Hoanzl<br />
14 |
e alles machen“<br />
dvd-tipp<br />
Das GLOBE WIEN für daheim<br />
„Romeo und Julia“ ist die zweite Shakespeare-Interpretation<br />
von Michael Niavarani: Romeo und<br />
Julia sind nur deswegen das größte Liebespaar<br />
der Weltliteratur, weil sie nie miteinander leben<br />
mussten, sondern rechtzeitig gestorben sind. Im<br />
Falle der höchst beklagenswerten Komödie sind<br />
nicht die beiden Liebenden gestorben sondern die<br />
Liebe. Die Kinder sind aus dem Haus, die Geschäfte<br />
laufen gut – und plötzlich tauchen eine<br />
alte Liebe und eine junge Schauspielerin auf und<br />
allen Beteiligten schießt die Verliebtheit wieder<br />
ein! Sofort kommt es zu Lügen, Sex und Betrug<br />
… denn wie sagt William Shakespeare selbst:<br />
„Weise sein und lieben vermag kein Mensch!“<br />
Es spielen unter der Regie von Bernhard Murg,<br />
Michael Niavarani und Oliver Rosskopf: Michael<br />
Niavarani, Sigrid Hauser, Bernhard Murg, Otto<br />
Jaus, Günther Lainer, Oliver Rosskopf, Susanne<br />
Preissl, Hemma Clementi, Georg Leskovich, Eva<br />
Maria Frank, Pia Strauss und Stefan Altenhofer.<br />
Die Doppel-DVD<br />
kommt inklusive<br />
Textbuch und Programmheft<br />
und ist<br />
im gut stortierten<br />
Fachhandel und<br />
auf hoanzl.at<br />
erhältlich.<br />
GLOBE WIEN Nach dem Brand öffnet das St. Marxer Theater im Oktober wieder seine Pforten. Hausherr<br />
Niavarani freut sich schon wieder auf die „Nähe zum Publikum“.<br />
le Freiheiten, modernisieren das Stück.<br />
Kreativität oder Respektlosigkeit?<br />
Niavarani: Hier gibt es zwei Herangehensweisen:<br />
Die meisten Regisseure fragen<br />
nicht, was der Originaltext historisch<br />
bedeutete, sondern zeigen ihre eigene<br />
Interpretation auf der Bühne. Das ist legitim<br />
und kann zu absurden, brisanten,<br />
spannenden, aber auch sehr langweiligen<br />
Varianten des Stückes führen. Und dann<br />
gibt es die Möglichkeit der historischen<br />
Recherche, also zu fragen, was Shakes -<br />
peare da und dort genau gemeint hat:<br />
Viele zeitgenössische, auch politische Anspielungen<br />
verstehen wir heute gar nicht<br />
mehr. Da muss man dann versuchen<br />
eine Form zu finden, wie man selbst und<br />
das Publikum verstehen kann, was der<br />
Typ damals eigentlich sagen wollte. Beide<br />
Methoden sind sehr spannend. Man darf<br />
mit Shakespeare alles machen, wie mit<br />
jedem anderen Text auch.<br />
Welche Methode liegt Ihnen näher?<br />
Niavarani: Gar keine! (lacht) Ich versuche<br />
ja, aus Shakespeare eine Komödie<br />
zu machen – aber versuche dabei, ihm<br />
treu zu bleiben. Ich tendiere also zur<br />
Recherchearbeit. Meine Stücke sind inspiriert<br />
von Shakespeare, aber nicht<br />
Shakespeare selbst.<br />
Goethe und Mark Twain sind berühmte<br />
Shakespeare-Kritiker. Tatsächlich sind<br />
seine Dramaturgien bisweilen nicht<br />
ganz konsistent und wenn man genau<br />
hinschaut, lassen sich mitunter absurde<br />
kleine Fehlleistungen darin finden.<br />
Schleicht sich auch bei Ihnen, obwohl<br />
außerordentlicher Shakespeare-Verehrer,<br />
manchmal der eine oder andere<br />
kritische Gedanke ein?<br />
Niavarani: Shakespeare war ein Theatermensch.<br />
Er war Autor, Regisseur,<br />
Schauspieler, Theaterteilhaber in Personalunion.<br />
Seine Texte sind nicht Literatur,<br />
sondern theaterkonventionelle Texte für<br />
die Bühne. Zum Beispiel: Manchmal treten<br />
Figuren in Shakespeares Stücken nur<br />
deshalb so spät auf, weil sich der Schauspieler<br />
erst umziehen musste. Das muss<br />
man im Hinterkopf behalten. Goethe<br />
kritisiert, dass Shakespeare die Einheit<br />
von Zeit und Raum nicht einhält. Ich<br />
finde aber, dass genau das seine Stücke<br />
so faszinierend macht. Streng genommen<br />
hat William Shakespeare das Drehbuch<br />
erfunden.<br />
Als Teilhaber des Globe erwarb sich<br />
Shakespeare Vermögen und Einfluss.<br />
Wie sieht’s da bei Ihnen beiden aus?<br />
Hoanzl: Der Brand hat uns finanziell<br />
„ein bisserl“ zurückgeworfen. Der Konkurrenz<br />
von Netflix, Amazon und Hollywood<br />
waren Shakespeare und seine<br />
Zeitgenossen genauso wenig ausgesetzt<br />
wie allen anderen Errungenschaften der<br />
gegenwärtigen Kulturbranche und Freizeitindustrie.<br />
Deshalb gibt es mehr Startups<br />
in anderen Bereichen als unsubventionierte<br />
Theaterneugründungen. Ich<br />
| 15
vom aufwendigen Raumkonzept bis<br />
hin zu dem künstlerischen und finanziellen<br />
Einsatz, den wir in unseren ersten<br />
beiden Eigenproduktionen „Richard<br />
III“ und „Romeo & Julia“ eingebracht<br />
haben. Das war schon ein<br />
Steilpass, der uns ordentlich zum<br />
Schwitzen gebracht hat. Aber das ist<br />
gut so.<br />
glaube, die letzte privatwirtschaftliche<br />
Theatereröffnung mit über 1.000 Sitzplätzen<br />
in Wien war vor über hundert<br />
Jahren. Aber die Gewinnbestrebung ist<br />
voll da! Weil anders werden wir als bewusst<br />
unsubventioniertes Theater und<br />
Produzenten nicht dauerhaft bestehen.<br />
Das GLOBE WIEN wurde 2014 gegründet.<br />
Wie fällt bisher das Resümee aus?<br />
Hoanzl: Es war eine gute Idee!<br />
Niavarani: Man kann immer besser werden.<br />
Ich bin nie zufrieden mit dem, was<br />
ich mache. Von meiner Arbeit gefallen<br />
mir 98 Prozent nicht und würde ich<br />
gerne anders machen. Georg und ich arbeiten<br />
schon an den nächsten Projekten<br />
und aktuell ist es so, dass ich nur die negativen<br />
Dinge sehe. Ich finde das sehr<br />
wichtig: jene Bereiche zu sehen, die nicht<br />
funktionieren. Sonst entwickelt man sich<br />
nie weiter. Jedes neue Projekt ist ein ständiges<br />
Ausbessern der Fehler, die man bei<br />
den vorherigen gemacht hat. Und jedes<br />
Projekt ist dafür da, um wieder neue<br />
Fehler zu machen. Ich habe nicht die<br />
Ruhe, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen.<br />
Die san a vü zu klan für mein<br />
riesign Oasch!<br />
16 |<br />
Michael Niavarani Der Hausherr und<br />
Hauptdarsteller ist auch sein größter<br />
Kritiker: „Ich habe nicht die Ruhe, mich auf<br />
meinen Lorbeeren auszuruhen. Die san a vü<br />
zu klan für mein riesign Oasch!“<br />
Permanente Selbstkritik – so etwas wie<br />
Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
Niavarani: Eher mein Antrieb. Wenn<br />
ich etwas erschaffen würde, was perfekt<br />
wäre, würde ich nicht mehr weitermachen.<br />
Weil danach kann es ja nur schlechter<br />
werden. Aktuell habe ich das Gefühl,<br />
dass meine Arbeit Stück für Stück immer<br />
besser wird. Was natürlich auch eine Illusion<br />
sein kann (lacht)!<br />
Mit welchen Hürden mussten Sie anfangs<br />
kämpfen, als Sie bekannt gaben,<br />
das GLOBE WIEN zu errichten?<br />
Niavarani: Branchenintern gab es keinen<br />
Gegenwind, weil wir sehr tiefgestapelt<br />
haben! Wir sind sehr unauffällig an die<br />
Sache rangegangen. Wir sind keine großen<br />
Ankündiger. Wir machen einfach<br />
und die Leute entdecken das dann von<br />
alleine. Wir mussten sehr zu unserer<br />
Überraschung nicht mal einen Kredit<br />
aufnehmen, weil wir bereits so viele Karten<br />
verkauft hatten. Man kann also sagen:<br />
Die Leute haben sich das Theater selbst<br />
erbaut. Dafür bin ich sehr dankbar.<br />
Hoanzl: Die größten Hürden, die wir<br />
überwinden mussten, waren tatsächlich<br />
unsere eigenen Ansprüche, angefangen<br />
Das Besondere des GLOBE WIEN ist<br />
die außergewöhnliche Nähe zwischen<br />
Publikum und Bühnengeschehen. Herr<br />
Niavarani, wie sehr beeinflusst diese<br />
Nähe Ihr Spiel auf der Bühne?<br />
Niavarani: Das Timing des Abends<br />
wird bei einer Komödie zur Hälfte von<br />
den Schauspielern, zur Hälfte vom Publikum<br />
bestimmt. Der Rhythmus des<br />
Lachens gibt das Tempo des Spielens<br />
vor. Die Interaktion ist im GLOBE natürlich<br />
viel stärker als in anderen Spielstätten.<br />
Die Bühne ist umgeben vom<br />
Publikum, man spielt inmitten der<br />
Menschen. Das führt dazu, dass man<br />
leichter auf sie hören kann. Als Druck<br />
empfinde ich das aber nicht, denn dann<br />
wäre ich im falschen Beruf. Im Gegenteil,<br />
es erleichtert die Sache.<br />
Wie sehr hat sich die Kabarettbranche<br />
seit der Gründung des GLOBE WIEN<br />
verändert?<br />
Hoanzl: Meiner Wahrnehmung nach<br />
wird es immer bunter und vielfältiger<br />
in der Branche. Neben den bekannten<br />
Stars der Szene beleben englischsprachige<br />
Comedians ebenso wie Kollegen<br />
aus Deutschland die Szene. Das hat sicher<br />
auch mit dem fast uneingeschränkten<br />
Medienangebot zu tun. Zusätzlich<br />
ist in Österreich in den letzten<br />
Jahren eine neue starke Generation von<br />
Kabarettistinnen und Kabarettisten herangewachsen.<br />
All das beeinflusst in direkter<br />
und indirekter, jedenfalls aber positiver<br />
Form natürlich auch das GLO-<br />
BE WIEN wie alle anderen Spielstätten.
Apropos: Im Oktober treten Pizzera<br />
& Jaus im GLOBE WIEN auf – nicht<br />
nur die aktuell heißesten, sondern<br />
auch jüngsten Eisen in der Kabarettbranche.<br />
Will man so das junge Publikum<br />
ins Theater zurückholen? Und<br />
wie schwer ist es, die Jungen fürs<br />
Theater zu begeistern?<br />
Hoanzl: Ich glaube, dass es auf die Themen,<br />
das Lebensgefühl und die glaubwürdige<br />
Darstellung derselben ankommt,<br />
ob man damit junge Menschen<br />
anspricht. Hier gibt es neben Pizzera<br />
und Jaus, die verdienterweise großartige<br />
Erfolge feiern, mit Lisa Eckhart, Stefan<br />
Leonhardsberger, Christoph Fritz und<br />
vielen anderen ein umfangreiches und<br />
vielfältiges Angebot, das Gleichaltrige<br />
ebenso anspricht wie alle seit Jahrzehnten<br />
Kabarettinteressierten. Das führt<br />
zu einer Durchmischung und Belebung,<br />
die der <strong>gesamt</strong>en Branche zusätzliche<br />
Vitalität einhaucht.<br />
Niavarani: Es ist wichtig, den Kontakt<br />
zur nächsten Generation zu halten und<br />
ich lasse mich auch von ihr beeinflussen.<br />
Mich interessiert, was und wie die das<br />
Ganze machen, wie sie an eine Pointe<br />
herangehen. Ich bin sehr neugierig, was<br />
für neue Wege gegangen werden. Denn<br />
es ist ja nichts fader, als immer dasselbe<br />
zu sehen. Wobei man ja ehrlich sagen<br />
muss: Wir machen alle dasselbe (lacht)!<br />
Manchmal erkenne ich mich in dem einen<br />
oder anderen Newcomer wieder.<br />
n Ab Oktober öffnet der GLOBE WIEN<br />
wieder seine Pforten, u. a. mit Künstlern<br />
wie Pizzera & Jaus, Gernot Kulis, Michael<br />
Mittermeier, Hausherr Michael Niavarani,<br />
Thomas Stipsits, Jimmy Carr und Bülent<br />
Ceylan. Am 26. November wird hier übrigens<br />
auch der österreichische Kabarettpreis<br />
vergeben. Für ausgewählte Veranstaltungen<br />
sind FanTickets verfügbar.<br />
| 17
Gin & Tonic: Ziemli<br />
Wo früher Hefe hergestellt wurde, findet heuer Wiens größter<br />
Ginmarkt statt: Parallel zum Rumfestival dreht es sich im Herbst in<br />
der Ottakringer Brauerei zur Abwechslung einmal nicht um Flüssigbrot.<br />
Wir haben im Vorfeld Beefeaters Master Distiller Desmond<br />
Payne in die Karten – und mit ihm ins Glas geschaut. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />
18 |<br />
Queen Mum ist dem Gin nicht<br />
abgeneigt. Bereits beim Frühstück<br />
beliebt sie sich damit zu<br />
stärken, wie in der autorisierten Biografie<br />
„Queen Elizabeth – The Queen Mother“<br />
nachzulesen ist. Desmond Payne, Master<br />
Distiller beim britischen Gin-Giganten<br />
Beefeater, lächelt darauf angesprochen<br />
verschmitzt. Auch er ist einem Gläschen<br />
in den Morgenstunden – bevorzugt einem<br />
Martini – nicht abgeneigt. Und natürlich<br />
weiß er, welchen Gin das Oberhaupt<br />
des britischen Empire bevorzugt.<br />
Verraten möchte er uns dieses wohl gehütete<br />
Geheimnis jedoch nicht: Der Name<br />
der Marke Beefeater geht zwar auf<br />
die Yeomen Warders, die Ordnungstruppe<br />
des Towers of London, zurück.<br />
Seinen Lebensalltag im ehemaligen Kriminalgefängnis<br />
verbringen, das möchte<br />
Payne dann doch nicht, scherzt er – in<br />
Kennington, wo die Distillerie nach ihrer<br />
Gründung im Stadtteil Chelsea und nach<br />
Ausbau zur Jahrhundertwende in Lambeth<br />
schließlich seit Ende des zweiten<br />
Weltkriegs beheimatet ist, fühle er sich<br />
eigentlich ganz wohl.<br />
Doch Gin ist nicht allein der britischen<br />
Hautevolee vorbehalten. Der Ansturm<br />
auf die letztjährige Premiere des Wiener<br />
Ginmarktes macht es deutlich: Die Wacholderspirituose<br />
zählt heute zu den beliebtesten<br />
– dabei aber auch spannendsten<br />
– Alkoholika. Vielleicht nicht gerade<br />
zum Frühstück, aber als Aperitif oder<br />
als Feierabendgetränk ist ein Gin & Tonic<br />
eine erfrischende Alternative zu Bier und<br />
Wein – oder auch deren benebelungsfreundlicheren<br />
Varianten Radler und<br />
Spritzer. Einfach nur einen Gin & Tonic<br />
beim Barkeeper seines Vertrauens bestellen<br />
geht allerdings kaum noch – zu<br />
angesagt ist das Getränk mittlerweile<br />
und zu divers daher auch die Angebote:<br />
Nicht nur Gin-, auch Tonic-Produzenten<br />
gibt es viele – auch in Österreich, darunter<br />
besonders empfehlenswert der<br />
Styrian Dry Gin STIN und Enn Gin aus<br />
Saalbach. Welcher Gin wem und wann<br />
schmeckt, ist ähnlich wie beim Wein:<br />
Beginner fangen gerne mit fruchtigen<br />
Weißweinen an, bekommen irgendwann<br />
Geschmack an den trockenen; machen<br />
dann ihre Erfahrungen mit unkomplizierten<br />
Roten und bleiben entweder bei<br />
den eingängigen Blockbustern hängen<br />
oder finden zu Subtilerem wie Bordeaux,<br />
Rhône oder Barolo. Beim Gin ist es ganz<br />
ähnlich. Gelegenheitsgenießer und Jungspunde<br />
bevorzugen Wodka oder Gins<br />
mit Frucht- und Kräuteraromen, sogenannten<br />
Botanicals, die einfach oder<br />
komplex sein können. Dagegen tendieren<br />
erfahrene Ginliebhaber tendenziell<br />
zu trockenen Gins mit mehr oder weniger<br />
markantem Wacholdergeschmack.<br />
Was ist Gin eigentlich?<br />
Seine Herkunft verdankt der Gin Benediktinermönchen<br />
in Salerno, die 1055<br />
beschrieben, wie sie Wein mit Wacholderbeeren<br />
versetzten. 1575 soll ein Professor<br />
an der Universität in Leiden Wacholderöl<br />
mit Alkohol versetzt haben.<br />
Holländische Apotheker brachten das<br />
Wacholderdestillat „Genièvre“ (französisch:<br />
Wacholder) gegen Fiebererkrankungen<br />
unter die Leute. Weil dieses Heilmittel<br />
auch als Getränk interessant<br />
schmeckte, dürfte sich auch Lucas Bols<br />
damit beschäftigt haben, nachdem er<br />
1575 eine Brennerei in Amsterdam gegründet<br />
hatte. Schnell verbreitete<br />
sich der Genever im nördlichen<br />
Europa. Vor allem in England<br />
fand das Destillat als Schnaps<br />
begeisterte Abnehmer, die das<br />
mittlerweile als Genever bekannte<br />
Getränk zu Gin – nach<br />
Verordnung eine „Spirituose mit<br />
Wacholdergeschmack, die durch<br />
Aromatisieren von Ethylalkohol<br />
landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen<br />
wird“ – anglisierten. Heute unterscheidet<br />
man je nach Reinheitsgebot drei<br />
Sorten von Gin, die nichts über den Geschmack<br />
aussagen, wohl aber über die<br />
Art und Weise, wie er hergestellt wird:<br />
London Gin, Dry Gin und Sloe Gin, der<br />
eigentlich ein Likör ist. Neben diesen
ch beste Freunde<br />
Fotos: Beefeater, Philipp Lipiarski<br />
von der EU festgelegten haben sich zahlreiche<br />
weitere Sorten wie Old Tom und<br />
Reserve etabliert, die zwar nicht offiziell<br />
geschützt, von Herstellern aber trotzdem<br />
mehrheitlich einheitlich verwendet werden.<br />
Manche dieser geben auch eine geschmackliche<br />
Orientierung.<br />
Doch schließlich die Frage aller Fragen:<br />
Wie genießt man dieses klare, bekömmliche<br />
alkoholische Getränk eigentlich?<br />
Nach einer Führung durch „seine“ Distillerie<br />
lädt Desmond Payne in sein Heiligtum,<br />
sein Büro. Es dominiert dunkles<br />
Holz und schweres Leder – und eine<br />
Vielzahl an Gerüchen: Zitrusfrüchte,<br />
Koriander, Blumiges – hie und da vielleicht<br />
auch Arznei-Noten. Hier wird also<br />
darauf geachtet, dass die Qualität, das<br />
Rezept von Beefeater-Gründer James<br />
Burrough bewahrt bleibt. Mit strengem<br />
Blick wacht jener von einem Ölgemälde<br />
aus über jeden Handgriff seines<br />
Nachfolgers, Desmond Payne.<br />
Eigentlich gibt es kaum einen<br />
geeigneteren Ort auf<br />
der Welt, um in die<br />
Welt des Gins einzutauchen.<br />
Wohlan!<br />
Was hat der Beefeater<br />
Gin eigentlich mit den<br />
Wächtern des Tower of<br />
London am Hut?<br />
Es ist eine Frage der Tradition,<br />
eine Hommage – auch bei Beefeater<br />
Gin geht es um Kulturerbe, Anspruch<br />
und Londoner Herkunft.<br />
Letztes Jahr konnten Sie persönlich ein<br />
Jubiläum feiern: Bereits seit 50 Jahren<br />
sind Sie unabkömmlicher Teil<br />
der Industrie, wenngleich<br />
im Hintergrund.<br />
Wie bewahren<br />
Sie sich nach so<br />
langer Zeit den Enthusiasmus?<br />
Mich inspiriert vor allem<br />
die Ereiferung, die<br />
Gin aktuell erfährt. Wenngleich<br />
ich sagen muss: Über ein Gros<br />
meiner Karriere folgte die Gin-Produktion<br />
einem Schema F, doch selbst da war<br />
jedes Jahr spannend und aufregend, weil<br />
sich die Variablen in der Produktion,<br />
die es zu beachten galt, stets änderten.<br />
Wir sind abhängig von Naturprodukten,<br />
und die sind einer Vielzahl an Faktoren<br />
unterworfen, die wir nicht beeinflussen<br />
können – wie etwa dem Wetter. Doch<br />
gerade heute, bei einer derartigen Vielzahl<br />
an Mitbewerbern, ist unser Geschäft<br />
immens aufregend.<br />
Wann waren Sie eigentlich das letzte<br />
Mal so richtig vom Hocker?<br />
Eigentlich permanent. Erst kürzlich war<br />
ich auf einer Gin-Messe in Mailand und<br />
musste mich zwangsweise durchkosten<br />
– eine wahrlich schreckliche Kehrseite<br />
meines Berufes (lacht). Einer von den<br />
Ausstellern hatte einen Gin mit Tomatengeschmack<br />
– und ich war so richtig<br />
verblüfft, weil man Tomaten eigentlich<br />
nicht destillieren kann, und zudem ist’s<br />
ja noch dazu auch ein ziemlich ungewöhnlicher<br />
Geschmack für einen Gin.<br />
Doch: Überraschungen, auch positive,<br />
passieren immer wieder! Auf derselben<br />
Messe sah ich auch einen Gin, der war<br />
blau, aber mit Zusatz von Tonic Water<br />
wurde er plötzlich pink: Eine Spielerei,<br />
GEWINN<br />
SPIEL<br />
Wir verlosen 3×2 Tages-Kombitickets für<br />
das Rumfestival und den Ginmarkt sowie<br />
drei Beefeater-Packages mit 1 Flasche<br />
Beefeater, 2 Goblet-Gläser, 4 Ice Ball<br />
Maker und 2 Fish-Glass Marker.<br />
Mehr Informationen und<br />
Teilnahmebedingungen siehe<br />
ticketmagazin.com!<br />
aber faszinierend. Und<br />
wenn ich jetzt ins<br />
Schwärmen komme,<br />
auf was ich bei Cocktails<br />
laufend stoße,<br />
dann geht das ewig<br />
noch so weiter …<br />
Wie wichtig ist also Innovation<br />
– oder wie gefährlich, wenn es um<br />
die Tradition geht?<br />
Innovation ist natürlich unumgänglich,<br />
sonst wird es fade und öde – das war in<br />
etwa die Krux, die wir in den Siebzigern<br />
zu beklagen hatten. Doch nehmen wir<br />
unseren Beefeater 24 zum Beispiel her<br />
– hier ergänzt ein Hauch Grapefruit die<br />
bekannten neun Inhaltsstoffe unseres<br />
Standard-Gins und sofort haben wir ein<br />
komplett neues Produkt vorliegen, ohne<br />
dabei seine Herkunft zu negieren. So etwas<br />
belebt die Szene, weckt Interesse.<br />
Natürlich birgt Innovation auch die Gefahr,<br />
übers Ziel hinauszuschießen: Plötzlich<br />
ist Gin kein Gin mehr. Beim Gin<br />
gibt es ziemlich strenge Regeln, was ihn<br />
zu einem Gin macht – und viele Produkte<br />
gaukeln vor, etwas zu sein, was<br />
sie letztlich nicht sind. So sind besonders<br />
süße Gins per definitionem eigentlich<br />
Liköre. Man muss überdies auch aufpassen,<br />
welche botanischen Inhaltsstoffe<br />
man verwendet, man muss genau abstecken,<br />
ob die Produkte nicht nur sicher<br />
und legal, sondern auch problemfrei zu<br />
verarbeiten sind – wir wollen zum Beispiel<br />
tunlichst vermeiden, dass der Gin<br />
mit der Zeit in der Flasche trüb wird<br />
oder gar die Farbe verändert. Zu diesem<br />
Behufe verfüge ich über eine gigantische<br />
Bibliothek an möglichen Ingredienzien<br />
| 19
– viele davon sind noch nicht verwendet<br />
worden –, die wir da dann genau durcharbeiten.<br />
Es gab zum Beispiel erst kürzlich<br />
den Vorfall, dass ein Barkeeper für einen<br />
Drink Flüssigstickstoff verwendete.<br />
Dass das nicht glimpflich ausging, brauche<br />
ich glaube ich nicht zu erwähnen.<br />
So etwas muss bei aller Innovation natürlich<br />
tunlichst vermieden werden.<br />
Vorsicht ist immer die Mutter der<br />
Porzellan kiste.<br />
Italienische Puristen sagen, dass ein<br />
Pizzabelag nicht aus mehr als zwei oder<br />
drei Zutaten bestehen sollte. Nun hat<br />
Beefeater Gin derer neun, andere Gins<br />
eine schier unglaubliche Menge an Inhaltsstoffen.<br />
Kann man es auch beim<br />
Gin übertreiben?<br />
(lacht) Guter Vergleich, aber: natürlich!<br />
Ich glaube, dass man sowohl Gefahr laufen<br />
kann, wenn man zu wenige, oder<br />
aber auch zu viele Ingredienzien verwendet:<br />
Dann wirkt der Gin bald einmal<br />
zu simpel, oder im Gegenteil wirr. Hingegen<br />
sind Tanqueray und Monkey47<br />
beide gute Gins – erster mit vier, zweiter<br />
mit 47 Inhaltsstoffen. Letztlich kommt<br />
es nur darauf an, wie die Inhaltsstoffe<br />
zusammen wirken – auf die Balance.<br />
Mit Gin ist es wie bei dem Zirkus-Akt,<br />
bei dem Teller auf Stäben rotieren: Man<br />
muss stets auf jeden der Teller genau<br />
achten und sie immer in Schwung halten.<br />
Da ist es manchmal klüger, sich das Leben<br />
nicht zu schwer zu machen, das<br />
Kunststück ist auch mit wenigen Tellern<br />
beachtlich, wie auch ein Gin mit weniger<br />
Zutaten hervorragend sein kann!<br />
Für Otto Normal ist es ja nicht allein<br />
die größte Krux, einen formidablen<br />
Gin zu finden. Wie weiß man, welches<br />
Tonic Water dazu passt? Gibt es da eine<br />
Faustregel?<br />
Leider nein: Probieren geht über Studieren<br />
(lacht). Gin hat einen Vorteil, der<br />
halt auch zum Nachteil gereichen kann:<br />
20 |<br />
Gin harmoniert in<br />
viele verschiedene<br />
Richtungen, da gibt<br />
es nicht ein Richtig<br />
und ein Falsch. Ein<br />
guter Gin – und natürlich<br />
auch ein gutes<br />
Tonic Water – harmonieren<br />
in unterschiedlichen<br />
Zusammensetzungen<br />
und in<br />
einer Vielzahl an<br />
Kombinationen.<br />
Letztlich ist die Aromatik<br />
eines Gins richtungsweisend<br />
für das<br />
ideale Tonic: Verfügt<br />
der Gin bereits über<br />
ein sehr intensives<br />
oder komplexes Aromenspektrum,<br />
kann das Tonic eher zurückhaltend<br />
sein – oder, wenn es denn<br />
besonders aromatisch sein soll, weiteres<br />
Aroma mitbringen.<br />
Gin ist aktuell sehr angesagt, beinahe:<br />
trendy. Geht da die einstige Noblesse<br />
etwas flöten?<br />
Vielleicht, aber Menschen heutzutage<br />
wollen keine „Noblesse“. Es ist toll, gewisse<br />
klassische Referenzwerte zu haben,<br />
aber man muss aufpassen, nicht links<br />
liegen gelassen zu werden.<br />
Desmond Payne Seit 1967, dem Jahr, in dem das Rolling Stone Magazine<br />
erstmals erschien und die Beatles „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts<br />
Club Band“ veröffentlichten, ist der Brite integraler Bestandteil der<br />
bunten Welt des Gins. Mittlerweile ist er hauptverantwortlich für die<br />
Qualität von Beefeater Gin.<br />
Gin, so variabel sein Einsatz auch ist,<br />
ist jedoch nur eine von vielen alkoholischen<br />
Stimulanzen – angefangen bei<br />
Bier über Wein bis hin zu einer Vielzahl<br />
an Spirituosen. Was ist sein USP?<br />
Bei Wein steht die Traube im Fokus, bei<br />
Bier die Gerste, bei Whisky das Getreide,<br />
bei Rum Zuckerrohr. Gin kann sich geschmacklich<br />
um alles, was du willst, drehen.<br />
Auch wenn Wacholder Hauptbestandteil<br />
sein muss, Gin ist sehr wandlungsfähig<br />
und kann ob der Vielzahl an<br />
möglichen Inhaltsstoffen in sämtliche<br />
Richtungen stieben. Jetzt, wo Gin populär<br />
ist, Cocktails wieder in sind und<br />
vor allem die Barkeeper auch geschult,<br />
haben wir wirklich ein schier endloses<br />
Feld an Möglichkeiten, und da sticht<br />
Gin im Gegensatz zu anderen Spirituosen<br />
eben nochmals hervor. Man könnte Gin<br />
vielleicht mit Wodka vergleichen, doch<br />
guter Wodka hat bekanntlich keinen<br />
Eigengeschmack.<br />
Gibt es heute eigentlich einen typischen<br />
Gin-Trinker, den Sie auch mit Beefeater<br />
ansprechen müssen? Also von wegen<br />
„männlicher, gut situierter Single zwischen<br />
30 und 45 sucht alkoholisches<br />
Getränk“?<br />
(lacht) Heutzutage nicht mehr, nein.<br />
Gin war dereinst das Getränk, das alte<br />
Herren im Golfclub tranken. Diese Zeiten<br />
sind vorbei. Die neue Generation an<br />
Gin-Trinkern ist so divers, dass es auch<br />
dementsprechend eine Vielzahl an Möglichkeiten<br />
gibt, Gin zu genießen.<br />
n Der Ginmarkt findet parallel zum Rumfestival<br />
zwischen 28. und 29: September<br />
in der Wiener Ottakringer Brauerei statt.<br />
Infos: ginmarkt.at & rumfestival.at
I want to break free<br />
Unter dem Slogan „Das Einzige, das noch außergewöhnlicher ist<br />
als ihre Musik, ist seine Geschichte“ erzählt die neue Filmbiografie<br />
„Bohemian Rhapsody“ Mercurys Aufstieg mit Queen. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />
Foto: 20th Century Fox<br />
Seit Jahren versuchen diverse Studios,<br />
eine hochwertige, aber trotzdem<br />
massentaugliche Filmbiografie<br />
über Freddie Mercury und seine Band<br />
Queen auf die Beine zu stellen. Schließlich<br />
traute es sich 20th Century Fox zu und<br />
hatte eigentlich Bryan Singer („X-Men“,<br />
„Die üblichen Verdächtigen“) als Regisseur<br />
für das Projekt verpflichtet. Dumm<br />
nur: Singer ist irgendwann einfach nicht<br />
mehr am Set aufgetaucht und wurde gefeuert.<br />
Fertig gedreht wurde „Bohemian<br />
Rhapsody“ trotzdem, am 1. November<br />
kommt er in die heimischen Kinos.<br />
Rami Malek, der durch die Serie „Mr.<br />
Robot“ zu Ruhm gekommen ist, spielt<br />
hierin Freddie Mercury. Damit er Mercury<br />
jedoch nicht nur optisch das Wasser<br />
reichen kann, nahm er für die Rolle viel<br />
Gesangstraining, probte die Stücke von<br />
Queen zudem auch nicht irgendwo, sondern<br />
in den berühmten Abbey Road Studios<br />
(The Beatles, Pink Floyd, Deep Purple,<br />
Depeche Mode, Oasis, Nick Cave,<br />
Robbie Williams) in London.<br />
„Ich werde kein Rockstar sein, ich werde<br />
eine Legende!“ Dieser berühmte Satz,<br />
den der junge Freddie Mercury noch<br />
lange vor der Gründung von Queen gesprochen<br />
haben soll, mag aus anderen<br />
Mündern arrogant klingen, doch in seinem<br />
Fall war es einfach prophetisch.<br />
Während Mercurys Kampf gegen AIDS<br />
nicht ausgeschlachtet werden soll, wird<br />
sein Privatleben durchaus eine große<br />
Rolle spielen: Sowohl seine langjährige<br />
Partnerin Mary Austin wie auch seine<br />
gleichgeschlechtlichen Beziehungen finden<br />
Raum. Dennoch soll „Bohemian<br />
Rhapsody“ kein reines Mercury-Biopic<br />
werden, vielmehr soll die Geschichte von<br />
Queen und ihre Musik im Mittelpunkt<br />
stehen: „Bohemian Rhapsody“ wird 1970<br />
beginnen, als Mercury sich mit Roger<br />
Taylor und Brian May entschloss, die<br />
Band zu gründen. Der Film begleitet<br />
Queen, während sie Hit über Hit produzieren,<br />
die Musikcharts anführen und<br />
dabei ihre Musik immer weiter entwickeln.<br />
Durch so grundverschiedene Songs<br />
wie „Killer Queen”, „Bohemian Rhapsody”,<br />
„We Are The Champions” und<br />
„We Will Rock You” sowie unzählige<br />
weitere Songs gelang der Band ein beispielloser<br />
Erfolg, der Freddie zu einem<br />
GEWINN<br />
SPIEL<br />
Wir verlosen zwei Premierentickets für<br />
„Bohemian Rhapsody“ in einem<br />
österreichischen Cineplexx-Kino und<br />
einen Gutschein für ein Zweipersonen-<br />
Menü im Hard Rock Cafe Vienna.<br />
Mehr Informationen und<br />
Teilnahmebedingungen siehe<br />
ticketmagazin.com!<br />
Bohemian Rhapsody<br />
Rami Malek lässt im<br />
fantastischen Biopic<br />
Queen wiederauferstehen:<br />
Ab 1. November in<br />
den Cineplexx-Kinos.<br />
der beliebtesten Entertainer weltweit, ja:<br />
zur Legende machte. Doch hinter der<br />
Fassade von Erfolg kämpfte Freddie mit<br />
seiner inneren Zerrissenheit. Enden wird<br />
der Film 1985, dem Jahr, in dem Queen<br />
bei Band Aid auftraten – sechs Jahre vor<br />
Mercurys Tod.<br />
Doch vor dem Tod kommt bekanntlich<br />
die Geburt: Mercury wäre am 5. September<br />
72 Jahre alt geworden. Das nimmt<br />
das Hard Rock Rock Cafe Vienna zum<br />
Anlass, ihn im großen Stil zu feiern. Das<br />
Team wird den ganzen Tag als Freddie<br />
Mercury kostümiert sein, außerdem sind<br />
„Charity Schnurrbärte“ erhältlich, deren<br />
Erlöse dem Mercury Phoenix Trust, der<br />
sich dem globalen Kampf gegen<br />
HIV/AIDS einsetzt, zugutekommt.<br />
| 21
„Dinosaurier – Im Reich der Giganten“<br />
bietet eine fulminante Reise ins Reich der<br />
gigantischen Urechsen – „hautnah“. Bereits in den<br />
größten deutschsprachigen Städten aufgeführt, bietet die<br />
Show „Edutainment“ – Wissen unterhaltsam und spannend<br />
dargeboten – auf allerhöchstem Niveau. Bisher<br />
hieß es: „Gut gebrüllt, Löwe!“ Ab nun heißt es:<br />
„Gut gebrüllt, T. rex!“<br />
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />
Die Dinosaurier Ins<strong>gesamt</strong> 18 Dinosaurier neun<br />
separater Spezies sind die Stars aus einem „Land vor<br />
unserer Zeit“. Während der Brachiosaurus mit 17<br />
Meter Länge protzt, ist der Star der Show freilich<br />
der Tyrannosaurus rex.<br />
1993 setzte eine Hollywood-Produktion<br />
neue Maßstäbe im Bereich der schaftlicher Sicht hanebüchen): Multi-<br />
Eines muss man John Hammond jedoch<br />
wie genial (wenn auch aus naturwissen-<br />
Faktum und Fiktion<br />
Spezialeffekte und Computertechnologie:<br />
milliardär John Hammond hat sich seine lassen – ein Park wie dieser würde ein<br />
Steven Spielbergs „Jurassic Park“.<br />
Erstmals in der Geschichte des Films erwachten<br />
die gigantischen Kreaturen aus<br />
grauen Vorzeiten, die Dinosaurier, lebensechtaus<br />
ihrem Jahrmillionen andauernden<br />
Tiefschlaf. Nicht nur waren computergenerierte<br />
von animatronischen Giganten<br />
nicht mehr zu unterscheiden, auch wirkten<br />
sie auf der Leinwand lebensnah wie das<br />
Eichhörnchen im Park oder der Elefant<br />
im Zoo.<br />
Dabei ist die Geschichte dahinter so einfach<br />
kindliche Begeisterung für die Urzeitechsen<br />
behalten und plant auf einer pazifischen<br />
Insel einen Erlebnispark mit paläontologischen<br />
Sensationen, den Jurassic Park<br />
eben. Möglich machte dies erst die Entdeckung<br />
einer im Baumharz eingeschlossenen<br />
Stechmücke, der man Dinosaurierblut<br />
als Grundlage zur DNA-Rekonstruktion<br />
entnahm. Allzu schnell kommt man<br />
schmerzlich drauf, dass Raptoren oder<br />
ein Tyrannosaurus ihre eigene Vorstellung<br />
von „Spiel, Spaß und Spannung“ haben.<br />
jedes Kinderaugenpaar leuchten machen<br />
und selbst den abgebrühtesten Erwachsenen<br />
in ein schieres Staunen versetzen.<br />
Die Dinosaurier! Allein der Name ist schon<br />
bombastisch, der Rocky der Tierwelt. So<br />
alt wie die Urzeitechsen – bis zu über 200<br />
Millionen Jahre – ist der Begriff freilich<br />
nicht. Erst 1842 wurde vom englischen<br />
Anatom Richard Owen das Taxon „Dinosauria“<br />
aufgestellt. Dazu zählen seitdem<br />
die Theropoden (zweibeinige Fleischfresser<br />
wie der Tyrannosaurus), die Sauropodo-<br />
Fotos: Live Nation
morphen (weitestgehend größere, pflanzenfressende<br />
Saurier mit langen Hälsen<br />
und Schwänzen wie der Diplodocus), Ankylo-<br />
und Stegosaurier, sowie Ceratopsia<br />
(allesamt vierbeinige Pflanzenfresser mit<br />
massiven Hautpanzern, an der Wirbelsäule<br />
entlang aufgestellten Knochenplatten sowie<br />
Hörnern und Nackenschilden wie<br />
zum Beispiel der Triceratops, der Stegosaurus<br />
und der Panoplosaurus), wie auch<br />
die Ornithopoden, weitestgehend zweifüßige<br />
Pflanzenfresser.<br />
Doch was macht die immense Faszination<br />
eigentlich aus? Die Imposanz der Tiere<br />
allein kann es kaum sein, auch Wal, Riesenkrake,<br />
Elefant oder Giraffe sind bombastische<br />
Tiere, alt ist ein Achat oder die<br />
Heidelberger Liederhandschrift auch, bekommt<br />
aber nur minder breitenwirkende<br />
Begeisterung zugeteilt. Vielleicht liegt es<br />
auch weniger an der Evolution der Saurier,<br />
weniger an ihrem naturwissenschaftlichen<br />
Faktum, vielmehr an ihrer Fiktion, an<br />
ihrer Kulturgeschichte, in der Fossilien<br />
tatsächlich nur ein Stück des Puzzles ausmachen.<br />
Immerhin weiß man nur wenig<br />
über das Knochenskelett Hinausgehendes<br />
– welche Farbe die Haut dieser oder jener<br />
Dinosaurier tatsächlich hatte, ist bis heute<br />
Erfindung, Fantasie, ein Konstrukt.<br />
Popstar Dino<br />
Der Dinosaurier wandert nicht aus dem<br />
öden, staubigen Schulbuch in Kinderzimmer,<br />
sondern tritt von der Bühne „Film“<br />
und „Comic“ in die kindlichen vier Wände,<br />
und das mit einem Kawumms. Gleich<br />
wie Godzilla oder King Kong stampfen<br />
die Monster querbeet und sorgen für Verwüstungen<br />
und durch Mark und Bein<br />
gehendes Geheul und Gebrüll – oder aber<br />
auch kindergerecht moralisierend und<br />
persönlichkeitsbildend wie in der ebenfalls<br />
aus dem Hause Spielberg stammenden<br />
Filmreihe „In einem Land vor unserer<br />
Zeit“, in der Kindchenschemata auf einen<br />
| 23
Nahrungskette Heute ist der Disput zwischen Herbivoren und Carnivoren vornehmlich amikaler.<br />
In grauen Vorzeiten jedoch haben die Fleischfresser ihre Artgenossen einfach noch verspeist.<br />
Hier macht gerade ein Allosaurus Jagd auf einen Stegosaurus.<br />
actiongeladenen, tierischen Bildungsund<br />
Wanderroman treffen.<br />
Für Erheiterung wiederum und nicht<br />
für Angst und Schrecken sorgten „Die<br />
Dinos“ aus der Feder von „Muppets“-<br />
Vater Jim Henson mit der vermenschlichten<br />
Dinosaurier-Familie Sinclair im<br />
Mittelpunkt der Erzählung, welche sich<br />
als eine Mixtur aus Moderne und einer<br />
fiktiven, von Dinosauriern bevölkerten<br />
Steinzeit präsentiert und ähnlich wie<br />
die Familie Feuerstein einer stereotypischen<br />
US-amerikanischen Familie<br />
nachempfunden ist – gewissermaßen<br />
„Roseanne“ mit Ganzkörperdinopuppen.<br />
Slapstick pur, im Zentrum freilich<br />
Baby Sinclair, das Vater Earl provoziert,<br />
indem es ihn „nicht die Mama“ nennt<br />
und somit die Bezeichnung „Papa“ umgeht.<br />
Mitlesende Väter aufgemerkt, Babies<br />
sind schlauer als man denkt!<br />
produzierte die britische BBC – der Name<br />
bürgt für Qualität – 1999 eine dokumentarische<br />
Fernsehserie namens<br />
„Walking With Dinosaurs“, auf den<br />
deutschen Markt kam selbige unter dem<br />
Namen „Dinosaurier – Im Reich der<br />
Giganten“ auf ProSieben. Der BBC gelang<br />
eine Verbindung zwischen Fiktion<br />
und Faktum sowie Spannung und Bildung,<br />
präsentierte fesselnd einer altersmäßig<br />
breit gefächerten Zielgruppe paläontologische<br />
Erkenntnisse.<br />
Auf genau jener Serie baut nun die Show<br />
in der Wiener Stadthalle auf und wir sagen<br />
bewusst: Show, Live-Spektakel ist<br />
eine treffende Alternative. Ein theatralischer<br />
Zoo, in dem die Tiergartenbewohner<br />
vielleicht eigentlich tot und mechanisch<br />
sind, dabei aber nicht minder<br />
lebendig und „spontan“ wirken als Löwe,<br />
Affe, Panther und Elefant ums Eck in<br />
Schönbrunn. „Dinosaurier – Im Reich<br />
der Giganten“ ist eine fantastische Reise<br />
in die Urzeit, eine perfekte Illusion eines<br />
„Landes vor unserer Zeit“ mit monumentaler<br />
Kulisse und 18 Urechsen, die<br />
kunstfertig zum Leben erweckt wurden.<br />
fing alles tatsächlich an. Tatsächlich<br />
Im Reich der Giganten<br />
Was ist nun „Dinosaurier – Im Reich<br />
der Giganten“? Verstaubte Museumsexponate,<br />
die von selbst zum Husten<br />
anfangen? Eine Ausstellung, eine Diashow,<br />
ein Film? Nun – am Bildschirm<br />
24 |<br />
Anschaulich, unterhaltsam und dramatisch<br />
wird die Geschichte der Dinosaurier<br />
bis zu ihrem Untergang präsentiert.<br />
Die Zuschauer erleben hautnah,<br />
wie fleischfressende Dinosaurier sich<br />
im Laufe ihrer Evolution auf zwei Beine<br />
aufrichten oder wie pflanzenfressende<br />
Saurier scheinbare flinkere und beweglichere<br />
Angreifer in die Flucht schlagen.<br />
Nach dem Vorbild der TV-Serie ist die<br />
Show in eine emotionale Story eingebettet,<br />
die gleichermaßen berührt und<br />
fasziniert. Die Hauptakteure sind Tyrannosaurus<br />
rex, der Schrecken der Urwelt,<br />
Plateosaurus und Liliensternus<br />
aus dem Trias, Stegosaurus und Allosaurus<br />
aus dem Jura und Torosaurus<br />
und Utahraptor aus der Kreidezeit. Der<br />
größte von ihnen, der Brachiosaurus,<br />
ist 11 Meter hoch und misst von der<br />
Nasen- bis zur Schwanzspitze fast 17<br />
Meter.<br />
Freilich ist die Show „populär“, dadurch<br />
aber familiengerecht – Suess, Murchison,<br />
Geinitz, Darwin oder Cuvier würden<br />
vermutlich „zu wenig Fußnoten“<br />
finden, der Anspruch ist jedoch auch<br />
ein anderer: „Dinosaurier – Im Reich<br />
der Giganten“ weckt die Faszination<br />
an Dinosauriern oder bestärkt selbige,<br />
begeistert mit symphonischer Musik,<br />
realistischen Darstellungen und raffinierten<br />
Effekten, entführt in eine Welt<br />
voller ehrfürchtigem Staunen – und<br />
regt nicht selten dazu an, sich im<br />
Anschluss näher und intensiver „mit<br />
dem Thema“ zu beschäftigen. Hier fragen<br />
sich wohl einige der Eltern: „Und<br />
wann kommt endlich eine Show über<br />
Brokkoli?“<br />
n „Dinosaurier – Im Reich der Giganten“<br />
gastiert Anfang März in der Wiener Stadthalle<br />
(D), zur Monatsmitte in der Olympiahalle<br />
München. Auf oeticket.com sind<br />
FanTickets verfügbar, für Wien gibt es ticketPLUS+<br />
Dinner im Restaurant Oben.
Emanzipierte Heldin<br />
Starke Frauen, Freiheitsdrang, Fröhlichkeit und Lebenslust –<br />
das sind die Motive von José Montalvos neuester Tanzkreation<br />
„Carmen(s)“. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />
Foto: Patrick Berger<br />
Für den spanischstämmigen Choreografen<br />
José Montalvo ist die<br />
Figur der Carmen und ihr Freiheitsdrang<br />
in jeder Frau und auch in so<br />
manchem Mann enthalten. Somit wird<br />
die Hauptrolle auf alle Tänzerinnen aufgeteilt<br />
und Carmen spricht simultan in<br />
den Sprachen der Welt: Französisch, Spanisch,<br />
Koreanisch … Was ihn an Carmen<br />
fasziniert, erklärt der Choreograf so: „Ich<br />
liebe diese mythische Figur, weil sie singend<br />
und tanzend die Revolte verkörpert.“<br />
Carmen, das war zudem der Vorname<br />
seiner katalanischen Großmutter und<br />
die Lieblingsrolle seiner Mutter als Tänzerin.<br />
Bizets Musik mit ihrer<br />
„tragischen Leichtigkeit“<br />
ist für Montalvo „eine<br />
echte Herausforderung“<br />
für eine choreografische<br />
Version.<br />
Zwischen Flamenco<br />
und Hip-Hop, klassischer<br />
Oper und moderner<br />
Live-Musik, mit iranischer<br />
Dudelsackmusik,<br />
arabisch-andalusischen<br />
Klängen und<br />
koreanischer Perkussionskunst<br />
huldigt<br />
Montalvo in<br />
seiner hoffnungsvollen<br />
Arbeit „Carmen(s)“<br />
der individuellen<br />
Freiheit des<br />
Einzelnen.<br />
Koproduktionen<br />
Das Festspielhaus St. Pölten etabliert sich<br />
immer mehr als Koproduzent und ist<br />
mittlerweile ein wichtiger Partner im zeitgenössischen<br />
Tanz- und Circusschaffen<br />
geworden. Brigitte Fürle, Intendantin des<br />
Hauses, betont, dass es ihr allem voran<br />
um die Förderung freier Compagnien im<br />
Bereich des Tanzes geht, die keinen festen<br />
Repertoirestrukturen angehören: „Die<br />
großen europäischen Festivals entziehen<br />
sich zunehmend ihrer Rolle als Koproduzenten<br />
und verweisen auf den Imagegewinn<br />
der Compagnien durch die Einladung<br />
– das Festspielhaus St. Pölten sieht<br />
es jedoch auch als eine künstlerische Notwendigkeit,<br />
am Kreationsschaffen der großen<br />
Künstlerinnen und Künstler teilzunehmen.<br />
Denn es sind vor allem ihre<br />
Kreationen, die künstlerische Ausnahmeproduktionen<br />
hervorbringen und die auch<br />
die spannendsten Begegnungen innerhalb<br />
der verschiedenen Kunstgenres riskieren.“<br />
Nach „Carmen(s)“ werden drei weitere<br />
Koproduktionen – Sasha Waltzs „Kreatur“<br />
(8. Dezember), „Requiem pour L.“ von<br />
Alain Platel und Fabrizio Cassol sowie<br />
der frankokanadische Cirque Éloize mit<br />
seiner neuen Kreation „HOTEL“ – in der<br />
kommenden Saison zu sehen sein.<br />
n „Carmen(s)“ erleben Sie am 13. Oktober<br />
im Festspielhaus St. Pölten.<br />
Weitere Inszenierungen des<br />
Stoffes: Von Laurence Dale<br />
im September am Tiroler<br />
Landestheater, dirigiert von<br />
Frédéric Chaslin in der Wiener<br />
Staatsoper im September<br />
und im Oktober und Dezember<br />
unter der Regie von Raúl<br />
Macías Ramos im Theater<br />
Akzent.<br />
Starke Geschlechter<br />
Für den Choreografen<br />
José Montalvo steckt<br />
Carmens Freiheitsdrang<br />
in jeder Frau und auch in<br />
so manchem Mann.<br />
| 25
!ticket highlights<br />
Support: Luke Andrews<br />
Seit frühester Kindheit lebt Donavon Frankenreiter<br />
seine Kreativität auf zwei Wellen: Surfen und Musik.<br />
Beides praktiziert er aus vollem Herzen und ist<br />
damit äußerst erfolgreich. Fans rund um den Globus<br />
lieben ihn für seine authentische und ehrliche<br />
Persönlichkeit. Sein aktuelles, mittlerweile siebtes<br />
Studioalbum trägt den Titel „The Heart“. Donavon<br />
Frankenreiter beschreibt es als sein persönlichstes<br />
und emotionalstes Werk, es markiert den Beginn<br />
seiner zweiten Dekade als Solokünstler.<br />
Donavon Frankenreiter<br />
13. Oktober, ppc Graz und 14. Oktober, Wiener Metropol<br />
Novum<br />
Seit ihrem ersten Auftritt 1967 haben sich Procol<br />
Harum stetig weiterentwickelt, aber Kopf der<br />
Band war immer Sänger, Pianist und Komponist<br />
Gary Brooker. Ein großer Teil der aktuellen Besetzung<br />
spielt schon seit Anfang der Neunziger zusammen.<br />
Dazu gehören Bassist Matt Pegg (Jethro<br />
Tull, Ian Brown), Drummer Geoff Dunn (Jimmy<br />
Page, Dave Stewart, Van Morrison), Gitarrist Geoff<br />
Whitehorn (Roger Chapman, Paul Rodgers,<br />
Roger Daltrey) und Hammondorgelspieler Josh<br />
Phillips (Pete Townshend, Midge Ure).<br />
14. Oktober, Gasometer<br />
6. bis 28. Oktober, Sargfabrik<br />
Procol Harum<br />
(Noch) BildungsFERNER<br />
Der „Lehrer des Jahres“ lässt auf<br />
seinen großen Kabarett-Erfolg<br />
„Schule, OIDA!“ das Programm<br />
„BildungsFERNER“ folgen! Darin<br />
geht er auf humorvolle Weise den<br />
folgenden Fragen nach: Ist die<br />
Ganztagsschule die Rettung des<br />
Bildungssystems oder ist das Bildungsministerium<br />
noch zu retten?<br />
Handelt es sich bei „unter ferner<br />
liefen“ um Österreichs Platz beim<br />
Pisatest? Oder geht es doch um<br />
Österreichs Schüler, also die zukünftige<br />
Bildungselite, denen<br />
Andreas Ferner tagtäglich unter<br />
Tränen und Schweiß Wissen<br />
nahebringen möchte?<br />
Herbst und Winter in diversten Locations in Wien und Graz<br />
Murder Ballad<br />
Andreas Ferner<br />
Liebe. Ist ein Killer.<br />
Murder Ballad sorgte bereits bei seiner Premiere 2012<br />
am Off-Broadway für Furore. Der messerscharfe Musicalthriller<br />
von Julia Jordan (Preisträgerin des Jonathan<br />
Larson Awards) und die Indierock-Singer-Songwriterin<br />
Juliana Nash ist eine dramatische und spannende<br />
Dreiecksliebesgeschichte mit der jungen Sara im Mittelpunkt,<br />
deren scheinbar sorgloses Leben von der eigenen<br />
Vergangenheit getrübt wird. Liebe, Schmerz,<br />
Sehnsucht und Verlangen ziehen dabei in einen<br />
Strudel aus Gefühlen, der am Ende tödlich<br />
endet. Das Musical überzeugt mit rockiger<br />
Musik und gefühlvollen Balladen.<br />
Fotos: GEPA Pictures (ÖFB), Agentur3 (Murder Ballad), Rodney Bursiel (Donavon Frankenreiter),<br />
Severin Wurnig (Andreas Ferner), Barracuda Music (Procol Harum)<br />
26 |
Das Nationalteam<br />
Österreich auf Torejagd in der UEFA Nations League<br />
Das österreichische Nationalteam startet im Herbst in die UEFA Nations League und trifft dabei in den Heimspielen auf Nordirland<br />
(12. 10.) und Bosnien-Herzegowina (15. 11.). Beide Partien werden im Wiener Ernst-Happel-Stadion ausgetragen, Beginnzeit<br />
ist jeweils 20:45 Uhr. Karten sind vorerst ausschließlich im Vorteils-Abo unter oefb.at/tickets und via ÖFB Ticket-Hotline<br />
(01) 96096 555 erhältlich. Die Ticketpreise liegen zwischen € 16,00 und € 106,00. Bestellungen für Karten der begehrten<br />
VIP-Kategorien können an<br />
vip@oefb.at gerichtet werden.<br />
Für Anhänger von Bosnien-Herzegowina<br />
ist der Sektor A/F vorgesehen.<br />
Die Fans werden dringend<br />
gebeten, ihre Tickets im entsprechenden<br />
Bereich zu buchen. Im<br />
Österreich-Sektor C/D sind keine<br />
Fanutensilien der Gäste-Teams<br />
erlaubt.<br />
ÖFB Reisen hat wieder attraktive<br />
Angebote für Fans aus ganz Österreich<br />
inklusive Anreise mit den<br />
ÖBB, Übernachtung und Tickets<br />
für die Länderspiele zusammengestellt.<br />
Die Fanreisen sind unter<br />
www.oefb-reisen.at buchbar.<br />
12. Oktober (gegen Nordirland) und 15. November (gegen Bosnien-Herzegowina), Ernst-Happel-Stadion<br />
| 27
!ticket highlights<br />
The Ultimate<br />
Am 25. November ist es so weit: der kanadische Rocksänger Bryan Adams<br />
kommt nach Salzburg! Seit 1983 erreichte er in über 30 Ländern Nummer-1-<br />
Platzierungen in den Charts. Adams hat in seiner Karriere über 100 Millionen<br />
Tonträger verkauft. Mit „I Do It For You“, „Summer Of ’69“ oder „Heaven“<br />
landete er Hits, die wohl jedem im Gedächtnis geblieben sind. Dass Adams<br />
nicht nur als Headliner, sondern auch als Support-Act glänzt, hat er Anfang<br />
August in Toronto bewiesen, wo er ganz unverhofft bei einer Show von Taylor<br />
Swift auf der Bühne stand und gemeinsam mit der „Reputation“-Sängerin<br />
eben einen seiner Gassenhauer („Summer Of ’69“) auf die<br />
Bühne gebracht hat. Bei seiner Show im November steht<br />
er dann allerdings wieder im Mittelpunkt.<br />
Bryan Adams<br />
22. November, Dvorana Stozice (Laibach) und 25. November, Salzburgarena<br />
Ecclesia Diabolica Evropa e.v.<br />
Behemoths neues Album „I Loved You At Your<br />
Darkest“ wird am 5. Oktober via Nuclear Blast<br />
veröffentlicht, gemeinsam mit At The Gates und<br />
Wolves In The Throne Room werden sie hierauf<br />
eine unheilige Dreifaltigkeit bilden und einen<br />
Schwarm der Verwüstung über den alten Kontinent<br />
bringen. Wenn der Auftritt am diesjährigen<br />
Brutal Assault Bände spricht, dann wird es feurig!<br />
14. Oktober, Gasometer<br />
Behemoth<br />
1. Dezember, Brucknerhaus & 2. Dezember, Gasometer<br />
Tabu<br />
„Tabu – LIVE" ist die Fortsetzung<br />
einer künstlerischen Offensive,<br />
die Michelle bereits mit der<br />
Veröffentlichung ihres Albums<br />
„Tabu“ eingeleitet hat. Mit einem<br />
Team junger und progressiver<br />
Songschreiber und Produzenten<br />
im Rücken balanciert sie<br />
gekonnt auf der Grenze von<br />
Schlager und Pop: Beteiligt waren<br />
u. a. Joe Walter (Glasperlenspiel,<br />
Felix Jaehn, Jennifer Rostock,<br />
Christina Stürmer), Stephanie<br />
Stumph (Helene Fischer),<br />
Thorsten Brötzmann (Helene Fischer,<br />
Kerstin Ott, Matthias<br />
Reim, Ben Zucker) sowie<br />
Peter Plate und Ulf Sommer<br />
(Rosenstolz, 2Raumwohnung,<br />
Sarah Connor).<br />
15. September 2019, Stadthalle (F)<br />
1220<br />
Dem Cloud-Rapper Yung Hurn wird seit seinen<br />
ersten musikalischen Ausrufezeichen eine ganze<br />
Menge zugeschrieben. Er ist unter anderem Punk, Dadaist,<br />
Avantgardist und Stilikone, ein Star wider Willen. Einer, der sich<br />
den Gesetzmäßigkeiten der Hip-Hop-Welt verweigert und gerade<br />
deshalb Künstler aller Couleur, Schriftsteller oder Modemacher<br />
anspricht, die in ihm einen Dadaisten fürs 21. Jahrhundert<br />
sehen. Die Yung-Hurn-Liebe der Kulturbohème geht mittlerweile<br />
sogar so weit, dass Yung Hurn kürzlich in einem Anzug von<br />
Gucci von der Modebibel Vogue angepriesen wurde. Ja selbst<br />
die sonst so konservative Tageszeitung Die Presse findet nur<br />
beste Worte über den Donaustädter!<br />
Yung Hurn<br />
Michelle<br />
Fotos: LKS (Michelle), Bryan Adams (Bryan Adams), Barracuda Music (Yung Hurn), Grzegorz<br />
Gołe?biowski (Behemoth), Snorri Sturluson (Solstafir)<br />
28 |
Vienna Metal Meeting<br />
Mit: Sólstafir, Unleashed, Rotting<br />
Christ, Necrophobic u. a.<br />
Das Vienna Metal Meeting ist neben<br />
dem Kaltenbach Open Air das<br />
größte und härteste Festival<br />
Österreichs und konnte bereits in<br />
den ersten beiden Saisonen mit<br />
einem breit gefächterten Programm<br />
überzeugen. Doch die ersten<br />
Ankündigungen für die dritte<br />
Saison legen für Connaisseure der<br />
Brachialgenres Death, Black und<br />
Thrash noch ein Schäufelchen<br />
nach: Von Sólstafir über Unleashed<br />
und Fleshcrawl bis hin zu Rotting<br />
Christ und Necrophobic sind jetzt<br />
schon absolute Szenegrößen zu<br />
vermelden! Aber: Auch das Okkulte<br />
steht diesmal mit Urfaust<br />
und Our Survival Depends On Us<br />
hoch im Kurs!<br />
11. Mai, Arena<br />
| 29
MODERNV<br />
Im Spätsommer tragen die coolen Mädels Lila.<br />
Dunkle Farben und urbane Coolness stimmen<br />
auf den Herbst ein. REDAKTION: ANGELIKA GOLDMANN<br />
WARME OHREN<br />
Orange passt zu Lila und frech zu cool.<br />
Die orangen Beanies gibt es bei<br />
www.cheapmonday.com.<br />
DER HERBST<br />
WIRD COOL<br />
Zoë Kravitz ist das neue<br />
Gesicht des Kult-Duftes Black<br />
Opium. Natürlich, feminin und<br />
avantgardistisch – das beschreibt<br />
dieses neue Duo wohl<br />
am besten. Die Musikerin und<br />
Schauspielerin ist im Herbst<br />
auch auf der Leinwand aktuell:<br />
„Fantastic Beasts: The Crimes<br />
of Grindelwald“ läuft ab November<br />
in den Kinos. Erhältlich<br />
ist der Duft zum Beispiel bei<br />
www.douglas.at.<br />
ES SCHALLT …<br />
… einfach wunderbar mit<br />
Vinyl. Diese LP fehlt noch in<br />
deiner Sammlung! Schöne<br />
Stimmen für melancholisches<br />
Nachspüren. Herbstlich.<br />
www.urbanoutfitters.de<br />
30 |
AMP<br />
!ticket lifestyle<br />
Warme Ohren.<br />
SCHMUCKES TEIL<br />
Orange passt zu lila und frech zu cool.<br />
Orange Beanie von<br />
www.cheapmonday.com<br />
Der Skull-Ring von Cheap Monday ziert im Herbst<br />
unsere zarten Finger.<br />
www.cheapmonday.com<br />
FLAUSCHIG<br />
Noch mögen wir es<br />
nicht so richtig glauben,<br />
aber die kühleren Tage<br />
werden kommen.<br />
Warm und kuschelig ist<br />
der Mantel aus der<br />
H&M Herbstkollektion.<br />
Ab September in den<br />
Shops und online auf<br />
www.hm.com.<br />
BAUCHLADEN<br />
Fotos: Hersteller<br />
VIOLETT,<br />
AUBERGINE, LILA<br />
Mit dem Vice Lippenstift Marfa aus der<br />
Born to Run Collection von Urban Decay<br />
sind wir im Herbst farblich auf der richtigen<br />
Seite des Make-up-Spektrums.<br />
www.urban-decay.at<br />
Dieses Jahr geht es einfach nicht<br />
ohne: Die späten Neunziger lassen<br />
mit dieser tollen Gürteltasche aus<br />
hellblauem Samt grüßen.<br />
www.urbanoutfitters.de<br />
STOLZES SHIRT<br />
Wie könnte man besser in den Spätsommer starten<br />
als mit diesem Shirt voll Liebe? Aus der Love<br />
For All Collection von H&M, die in ausgewählten<br />
Shops und auf www.hm.com erhältlich ist.<br />
| 31
!ticket heimat<br />
Himmel & Hölle<br />
Ein neues Freiheitsgefühl, mehr Ehrlichkeit zu sich selbst: die oberösterreichische<br />
Musikerin AVEC legt ihr zweites Album „ Heaven /<br />
Hell“ vor – und zeigt damit ihre musikalische und persönliche<br />
Weiterentwicklung. TEXT: AMINA BEGANOVIC<br />
termine<br />
Im Herbst und<br />
Erwachsen AVEC machte<br />
mit ihrem neuen Album<br />
einen Reifeprozess durch.<br />
die junge schwertheit bestimmt sein sollte. Aber<br />
Singer-Songwriterin AVEC suchte nie den einfachen Weg,<br />
2015tauchte<br />
quasi aus dem zumindest nicht in musikalischer Hinsicht.<br />
Die Schönheit sowie die Schatten-<br />
Nichts auf und verzauberte mit ihrer filigranen<br />
Gitarrenmusik und einer Stimme,<br />
die eine Brücke zwischen zarter mittlerweile 23-jährige Liedermacherin<br />
seiten des Lebens sind die Dinge, die die<br />
Leichtigkeit und rauer Melancholie inspirieren – auch auf ihrem zweiten Album<br />
„Heaven / Hell“, das am 14. Sep-<br />
schlägt. Ihr Debütalbum „What If We<br />
Never Forget“ wurde von Kritikern gefeiert,<br />
es folgten sogar Amadeus Award- Damit geht AVEC nun in andere Richtember<br />
via earcandy recordings erscheint.<br />
Nominierungen für die knapp 20-Jährige. tungen und beweist den eigenen Entwicklungsprozess<br />
als Künstlerin, von ju-<br />
Ein Alter, das eigentlich von Unbe-<br />
32 |<br />
Winter geht<br />
AVEC auf große<br />
Album-Release-<br />
Tour und macht<br />
dabei unter anderem<br />
im Orpheum<br />
Graz (25. 10.), im<br />
Wiener WUK<br />
(30. 10.), im Rockhouse<br />
Salzburg (7. 11.), im Spielboden Dornbirn<br />
(10.1 1.) und im OKH Vöcklabruck (22. 12.) halt.<br />
Auch im September ist auf den heimischen Bühnen<br />
einiges los: Seiler & Speer zelebrieren ihre<br />
live-haftige Rückkehr am 7. auf der Kasemattenbühne<br />
Graz, wo tags darauf auch Tagtraeumer<br />
aufspielen. Edmund laden am 13. zum Album-Release<br />
in die ((szene)) Wien, Wanda wiederum<br />
machen am 14. im Wörthersee-Stadion<br />
Klagenfurt Halt. 5/8erl in Ehr’n grooven am<br />
21. im Plenkersaal Waidhofen und am 28. auf<br />
der Bühne Purkersdorf. Flowraq bringen am<br />
27. Popsounds ins Theater am Spittelberg,<br />
folkshilfe beenden den Monat mit viel „Bahö“<br />
am 28. in der Remise Amstetten und am 29. im<br />
VZ Gunskirchen.<br />
gendlicher Schwermut hin zu einer neuen<br />
Reife, die aber nicht minder berührt.<br />
Wenn man den Titel deiner neuen Platte<br />
hört, könnte man meinen, es ist ein Album<br />
der großen Gegensätze.<br />
Es ist auf jeden Fall anders als das erste<br />
Album, es hat mehr Ecken und Kanten,<br />
ist weniger rund. Bei der ersten Platte<br />
war ich 19 Jahre alt, also extrem jung.<br />
Mit diesem Album bin ich wohl erwachsen<br />
geworden.
MUNDPROPAGANDA<br />
Fotos: Universal Music, Hersteller<br />
Die erste Singleauskopplung „Love“ hat<br />
im Mai gleich die Spitze der FM4-Charts<br />
erklommen. Was war die Inspiration<br />
für den Song?<br />
Natürlich die Liebe, beziehungsweise dieses<br />
Gefühl, wenn man wirklich unglücklich<br />
verliebt ist, dieser Zustand aber einfach<br />
nicht weggeht. Ich habe das selbst<br />
so erlebt, gut eineinhalb Jahre lang …<br />
Da kommt natürlich auch jede Menge<br />
Inspiration (lacht).<br />
Das Video dazu zeigt herrliche Aufnahmen<br />
von Irland, wo auch der Großteil<br />
des Albums entstanden ist. Wieso hat<br />
es dich dorthin gezogen?<br />
Das war in Donegal, im Nordwesten Irlands,<br />
ein unglaublich schönes Fleckchen!<br />
Irland stand eigentlich nie auf meiner<br />
Bucket List. Dann haben wir aber Produzenten<br />
Tommy McLaughlin gefunden<br />
und ihm geschrieben – der war sofort<br />
motiviert, innerhalb von nur einem Monat<br />
sind wir mit der kompletten Band<br />
rübergeflogen. Ich habe mich dabei in<br />
Irland verliebt, im August fliege ich zum<br />
mittlerweile 5. Mal hin, nur zum Songschreiben.<br />
Einfach ein Cottage mitten im<br />
Nirgendwo mieten … Das Alleinsein ist<br />
wohl die Quelle meines Songwritings.<br />
Mit welchen Themen setzt du dich noch<br />
auf dem neuen Album auseinander?<br />
Ich habe mich vor allem viel mit mir<br />
selbst auseinandergesetzt, wollte ehrlicher<br />
zu mir sein, nichts mehr schönreden …<br />
Ich bin ja Meisterin im Verdrängen von<br />
Dingen, aber diesmal habe ich mein Herz<br />
und meine Seele in die Texte gelegt, ohne<br />
etwas zu beschönigen.<br />
Frühere Songs von dir waren eher minimalistisch<br />
gehalten, nur Stimme und<br />
Gitarre. Nun sind neue Elemente vertreten,<br />
auch mehr Elektronisches, etwa<br />
bei „Close“. Wie kam es zu dieser Soundentwicklung?<br />
Die Idee mit dem voluminösen Schlag-<br />
zeug am Schluss bei „Close“ ist uns in<br />
Irland passiert. Das war so ein Moment,<br />
wo ich plötzlich Gänsehaut mitten im<br />
Studio hatte, was bei den eigenen Songs<br />
eigentlich recht komisch ist (lacht). Es<br />
gab einen Punkt, wo wir es einfach passieren<br />
ließen, und es hat dann wie die<br />
Faust aufs Auge zum Song gepasst! So<br />
war es beim <strong>gesamt</strong>en Albumprozess:<br />
Ausprobieren, sich Neues trauen, Elektronik<br />
mit Melancholie verbinden. Es<br />
sollte nicht das typische Singer-Songwriting<br />
mit Gitarre werden – was unglaublich<br />
schön ist, keine Frage, aber ich wollte<br />
diesmal mehrere Stilelemente mischen.<br />
Ich glaube, das haben wir ganz gut hinbekommen.<br />
Was bedeutet „Heaven / Hell“ für dich?<br />
Das Leben ist wie Himmel und Hölle<br />
aufgebaut, man sollte dazu stehen, dass<br />
es nicht perfekt sein kann. Es gibt eben<br />
diese Zeiten, wo man am Boden ist und<br />
einfach nicht mehr kann. Trotzdem kommen<br />
irgendwann wieder die schönen Momente<br />
... Das habe ich auch selbst aufgearbeitet,<br />
denn diese Platte ist auch meiner<br />
Oma gewidmet, die leider im November<br />
verstorben ist. Sie hat gerade am Ende<br />
ihrer Alzheimer-Krankheit zwischen zwei<br />
Welten gelebt – das war eine unglaubliche<br />
Inspiration für das Album.<br />
Du bist auch außerhalb Österreichs viel<br />
unterwegs. Ist es anders für dich, als<br />
„daheim“ auf der Bühne zu stehen?<br />
Auf jeden Fall, in Österreich zu spielen<br />
ist mit viel mehr Druck verbunden. Daheim<br />
ist man doch etwas bekannter, daher<br />
glaube ich immer, dass die Erwartungen<br />
hier viel höher sind, als wenn ich im Ausland<br />
spiele – was eigentlich paradox ist!<br />
Ich kann auch noch gar nicht sagen, wie<br />
die neue Platte ankommen wird. Du<br />
schickst eben dein Baby in die Welt hinaus,<br />
danach liegt es nicht mehr in deiner<br />
Hand. Ich persönlich bin aber wirklich<br />
happy mit dem Album.<br />
Hören Sie mal rein!<br />
Die folgenden Veröffentlichungen<br />
sollten in keinem gut sortierten<br />
Plattenschrank fehlen. Oder? (ab, sb)<br />
Animal Machine – High Treason<br />
Stoner Rock trifft auf Barber Shop: Animal<br />
Machine mixen verschiedene Sounds ohne<br />
Genregrenzen zu ihrem eigenen Stil.<br />
LIVE<br />
Mother’s Cake – Live At Bergisel<br />
3 Musiker plus viel Kälte plus ein leeres<br />
Skisprungstadion ergeben ein gelungenes<br />
Live-Album in toller Szenerie.<br />
LIVE<br />
The Fictionplay – Tohu Bohu<br />
Die Band aus NÖ widmet sich dem Chaos<br />
der Welt – und oszilliert zwischen modernem<br />
Rock und progressiver Pop-Ballade.<br />
Hold – Diners Club (EP)<br />
Gabriel Hyden packt als Alter Ego Sean<br />
Videre seine Beobachtungen unserer<br />
Gegenwart in gefühlvolle Songs.<br />
LIVE<br />
Coinflip Cutie – Second Chance<br />
Eleganter Alternative schmiegt sich sanft<br />
in Folksounds ein und sorgt so für betörende<br />
Hooks und Melancholie.<br />
| 33
Verführungskunst<br />
Das Wiener Metropol zeigt eine Neufassung von Mozarts<br />
„Don Giovanni“. !ticket sprach mit Regisseur und<br />
Darsteller Adi Hirschal u. a. über #MeToo, Volkstheater<br />
empfiehlt<br />
und Doppelbelastung. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />
Don Giovanni ist ein<br />
ehemals sehr erfolgreicher<br />
Modeschöpfer, aber auch<br />
ein in die Jahre gekommener<br />
Liebhaber, der sich<br />
vergeblich gegen die Zeit<br />
und den Zeitgeist stemmt:<br />
Gendering, Binnen-I,<br />
Frauenquote, Gleichbehandlungsbeauftragte.<br />
das wiener metropol<br />
Der Schauspieler, Sänger, Entertainer<br />
und Regisseur Adi<br />
Hirschal reüssiert seit Jahren<br />
erfolgreich mit Neubearbeitungen bekannter<br />
Stoffe u. a. im Wiener Lustspielhaus,<br />
dessen Intendant er ist. Ab<br />
3. Oktober ist nun im Wiener Metropol<br />
„Don Giovanni oder Der letzte<br />
Mann“ in einer Bearbeitung von Max<br />
Gruber frei nach W. A. Mozart & Lorenzo<br />
da Ponte zu sehen. Don Giovanni<br />
stemmt sich vergeblich gegen<br />
die Zeit und den Zeitgeist. Er ist in<br />
die Jahre gekommen und die Frauen<br />
weigern sich, Beute seines Eroberungsdrangs<br />
zu werden …<br />
Kann man „Don Giovanni“ 2018 nach<br />
#MeToo noch machen? Er ist ja ein<br />
ziemlicher Frauenheld.<br />
#MeToo hat mit „Don Giovanni“ nicht<br />
wirklich etwas zu tun. Eher mit den<br />
Frauen, die sich endlich gegen diese<br />
Attacken, wie sie nach wie vor geritten<br />
werden, wehren. Man kann ihn allerdings<br />
spielen: als Beispiel, wie es<br />
nicht geht. Es ist ein Stück über die<br />
Liebe und wie man Liebe versteht. Es<br />
steckt ja ein Stück Aufklärung dahinter,<br />
die im Stück ganz klar zum Ausdruck<br />
kommt. Es geht um die Vereinnahmung<br />
der Sexualität durch die<br />
Kirche. Das waren damals schon sehr<br />
Seit 20 Jahren ist Peter Hofbauer Hausherr im<br />
Wiener Metropol. Das wird am 19. September<br />
mit einer großen Jubiläumsshow gefeiert. Zu<br />
Gast sind u. a. die hauseigene Formation<br />
„Gaudi Quattro“, „Insieme“ (Monika Ballwein,<br />
Christian Deix, Rene Velazquez und Erik Arno),<br />
Any Lee Lang mit seinen „Wonderboys“ sowie<br />
Adi Hirschal.<br />
fortschrittliche Gedanken.<br />
Wie kam es dazu, „Don Giovanni“<br />
auf die Bühne zu bringen?<br />
Wir haben schon 2006 „Così fan tutte“<br />
bearbeitet und da kam die Idee, einen<br />
Zyklus zu machen. So kamen in der<br />
Folge „Don Giovanni“ und „Figaros<br />
Hochzeit“. Dazu natürlich die schönen<br />
Originalmusiken mit den hübschen<br />
Melodien, als Draufgabe noch etwas<br />
Foto: Sabine Hauswirth<br />
34 |
aus der „Zauberflöte“. Da gibt es einiges<br />
zu entdecken und zu bearbeiten. Gute<br />
Stoffe sind ewig. Und es gibt erstaunlich<br />
viele große Stoffe, die sich mit dem<br />
Verführen und Verführtwerden beschäftigen.<br />
Die Musik von Mozart wurde bearbeitet?<br />
Ja. Wir haben das Glück, in Thomas<br />
Mahn einen kompetenten Musiker zu<br />
haben, der Mozart spielen, bearbeiten<br />
kann. Er stellt einen ungeheuren Fantasieraum<br />
zur Verfügung. Er weiß, wo<br />
es hingehen soll.<br />
Don Giovanni wird zum Schluss geläutert.<br />
Ist das eine gerechte Strafe?<br />
Ich weiß nicht, ob er geläutert ist. Er<br />
erfährt eine Strafe. Sicher ist, dass er<br />
bei uns überlebt – einigermaßen gerupft.<br />
Man darf nicht vergessen, dass<br />
es kein „Giovanni“ im klassischen Sinn<br />
ist. Wir machen Volkstheater im weitesten<br />
Sinn. Das hat seine Berechtigung<br />
und ist eine alte Tradition. Schon Nestroy<br />
hat sich die großen Stoffe hergenommen<br />
und geschaut, wo es etwas<br />
zu lachen gibt. Dieses Lachen ist uns<br />
sehr wichtig.<br />
Wird das Volk theatermüde?<br />
Nein, das glaube ich nicht. Theater ist<br />
ein Live-Erlebnis mit einen ganz bestimmten<br />
Zauber. Es gibt Trends, es<br />
gibt Leute, die während der Vorstellung<br />
am Handy fernsehen. Aber: sie gehen<br />
trotzdem ins Theater. Das Volk könnte<br />
allerdings müde werden, gewisse Formen<br />
des Theaters sehen zu müssen.<br />
Ich bin da sehr puristisch und vertraue<br />
darauf, eine Geschichte schnörkellos<br />
zu erzählen. Man soll nicht über zehn<br />
Ecken denken müssen, um mitzubekommen,<br />
worum es eigentlich geht.<br />
Ich bin begeistert von gut geschriebener<br />
Prosa. Die kann man inszenieren, aber<br />
das beste Mittel, die Leute ins Theater<br />
zu locken, ist immer noch eine gut erzählte,<br />
identifizierbare Geschichte und<br />
sind immer noch die Schauspielerinnen<br />
und Schauspieler. Wir produzieren<br />
Publikumslieblinge. Unser Publikum<br />
ist ein eigenes Biotop. Es liebt<br />
das Erlebnis, will Sinnliches im Theater<br />
spüren. Man ist dabei, wenn Fehler<br />
passieren. Unser Theater hat mit<br />
Rhythmus, Intelligenz, Geschwindigkeit<br />
und Pointierung zu tun. Es ist die<br />
Faszination des <strong>gesamt</strong>en Werkstückes,<br />
das man in einem Bogen sehen kann.<br />
Ist es eine besondere Herausforderung,<br />
wenn man selber spielt und<br />
gleichzeitig Regie macht?<br />
Das kann man so sagen. Das soll auch<br />
so nicht mehr passieren. Es braucht<br />
schon eine Menge Kraft. Man ist, wenn<br />
man selbst auf der Bühne ist, nicht<br />
mehr in der Lage, alles zu kontrollieren.<br />
Ich habe mich gerettet, indem ich meine<br />
Tochter Maddalena, die unseren<br />
Theaterstil am besten kennt, gebeten<br />
habe, mich als Spieler zu beobachten.<br />
Sie ist die perfekte Co-Regisseurin.<br />
Bald wird sie alleinverantwortlich Regie<br />
führen.<br />
Sieht sie aus weiblicher Perspektive<br />
Don Giovanni anders?<br />
Nein, sie kennt ja unseren Ansatz. Sie<br />
ist keine Ideologin. Sie ist geschmackssicher.<br />
Darauf setze ich. Ideologien<br />
haben im Theater nichts verloren. Ein<br />
Ideologe im Theater ist eine höchst<br />
komische Figur.<br />
n „Don Giovanni“, und zwar frei nach<br />
W.A. Mozart und Lorenzo da Ponte,<br />
spielt es im Oktober im Wiener Metropol.<br />
Ebenfalls im Metropol erleben wir<br />
Adi Hirschal mit Samtorchester de Luxe<br />
und Jubiläumskonzert zum 70. Geburtstag<br />
am 16. November.<br />
| 35
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der gewählten Haltestelle zum Veranstaltungsort und wieder retour. Reiseveranstalter: Eventbus GmbH (Nr. 1998/0174)
Lend-Viertler Flair<br />
Ob Rock-Star, Newcomer oder Comedy-Held: Jeder dritte Grazer<br />
besucht im Durchschnitt ein Mal pro Jahr das Orpheum. So die<br />
trockene Statistik. Für Kabarett-Guru Michael Niavarani ist es<br />
sogar sein Lieblingsauftrittsort. TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />
Foto: Lupi Spuma<br />
Das Herbert Pixner Projekt,<br />
Jennifer Rostock, die Sportfreunde<br />
Stiller, Gregor Meyle<br />
oder Suzanne Vega – wer in der Grünen<br />
Mark auftritt, gastiert zumeist im legendären<br />
Orpheum. Doch es sind nicht<br />
nur die internationalen und nationalen<br />
Stars, die das Traditionshaus zu einem<br />
Fixpunkt in der steirischen Kulturlandschaft<br />
machen: Eigenproduktionen wie<br />
das David Bowie Tribute-Konzert oder<br />
der „Styrian Science Slam“ und die<br />
Vorrunde zur Wissenschafts-Staatsmeisterschaft<br />
machen das Haus unweit<br />
des Grazer Schlossbergs (mit den<br />
„Schwesterspielstätten“ Kasematten<br />
und Dom im Berg) zu einem Dauerbrenner<br />
beim breiten Publikum.<br />
Das unterstreichen beeindruckende<br />
Zahlen: In der Saison 2016/17 zählte<br />
man im Orpheum 106.080 Besucher<br />
bei 390 Veranstaltungen – das ist mehr<br />
als eine Veranstaltung pro Tag, die<br />
durchschnittlich von etwa 290 Besu-<br />
termine (auswahl)<br />
ab 22. September: steirischer herbst<br />
6. Oktober: Saisonstart Festival mit Fiva u. a.<br />
16. Oktober: Voodoo Jürgens<br />
23. Oktober: Josef Hader<br />
„Hader spielt Hader“<br />
ab 28. Oktober: Die Lochis<br />
17. Oktober: Bodo Wartke „Antigone“<br />
7. Dezember: Granada<br />
5. April: Madsen<br />
info<br />
Telefon: 0316/8008-9000<br />
Web: spielstaetten.at<br />
8020 Graz, Orpheumgasse 8<br />
Orpheum Graz Es hat seine Gründe, warum nicht nur Michael Niavarani die Spielstätte im Künstlerviertel<br />
der steirischen Landeshauptstadt so schätzt: Das Haus hat Seele und Flair.<br />
chern besucht wird. Mit 1.500 Quadratmatern,<br />
auf denen mehr als 1.200<br />
Fans bei Stehkonzerten Platz finden,<br />
ist der „Große Saal“ der Mittelpunkt<br />
von Niavaranis Lieblingstheater. Auf<br />
dem Balkon und in den Logen können<br />
weitere 173 Personen Vorstellungen<br />
mit exklusivem Blick von oben beiwohnen.<br />
Zusätzlich zum „Main Floor“ ist das<br />
„Orpheum Extra“ im Obergeschoß<br />
längst zu einem Hotspot für kleine,<br />
aber feine Konzerte und Happenings<br />
geworden. Mit einem Fassungsvermögen<br />
für bis zu 300 Stehplatz-Gäste oder<br />
von 170 Sitzplätzen samt eigener Bar<br />
hat sich dort die „DoPop“-Serie, die<br />
jeden Donnerstag Auftrittsmöglichkeit<br />
für Nachwuchskünstler bietet, bestens<br />
etabliert. Das „Orpheum Extra“ ist mittlerweile<br />
ebenfalls die traditionelle Heimat<br />
der „Grazer Blues Tage“.<br />
Gegründet als Varietétheater anno 1899,<br />
wurde das in Würde gealterte, dabei<br />
aber stets jung gebliebene Orpheum<br />
im Jahr 2016 sanft renoviert und technisch<br />
auf den letzten Stand gebracht,<br />
ohne die alte Patina mit dem Flair der<br />
Stars und Sternchen zu verlieren. Nicht<br />
nur damals, auch heute wird die auf<br />
Vielfalt fokussierte Location ihrem Ruf<br />
als eine der legendärsten Bühnen des<br />
Landes gerecht: So haben sich wieder<br />
etliche Publikumslieblinge angesagt,<br />
darunter Stermann & Grissemann,<br />
Voodoo Jürgens (singt Ludwig Hirsch),<br />
Josef Hader, die Lochis, Pizzera & Jaus<br />
und Conchita live mit Band.<br />
| 37
!ticket kultour<br />
Kampfkunst<br />
Theater ist nicht nur zur Unterhaltung da – deshalb stellen wir<br />
Ihnen drei neue Produktionen vor, die sich mit aktuellen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />
Das Volkstheater Wien bringt<br />
am 18. Oktober Christine<br />
Eders „Verteidigung der<br />
Demokratie – Politshow mit<br />
Musik“ zur Uraufführung. In<br />
ihrer mittlerweile dritten Arbeit<br />
für das Volkstheater<br />
befasst sich die Autorin<br />
und Regisseurin mit<br />
Grundfragen der Demokratie,<br />
des Parlamentarismus<br />
sowie der Freiheitsund<br />
Bürgerrechte. Es ist eine<br />
theatrale Standortbestimmung,<br />
die den Bogen ausgehend<br />
von den Überlegungen des Rechtswissenschaftlers<br />
Hans Kelsen, eines der<br />
Autoren der österreichischen Verfassung,<br />
„Die Irrfahrt der St. Louis“ ist die Vorlage für<br />
Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“,<br />
in der eine Gruppe von Individuen zu einer<br />
namenlosen Masse wird.<br />
Nummer statt Mensch<br />
steirischer herbst<br />
Unter dem Übertitel „Volksfronten“ findet von<br />
20. September bis 14. Oktober die 51. Ausgabe<br />
des steirischen herbst statt. Das Kernprogramm<br />
erkundet u. a. das gegenwärtige politische<br />
Klima in Mittel- und Osteuropa, an dessen<br />
Grenze sich Graz vor dem Hintergrund einer erweiterten<br />
Gesamtausstellung befindet, die als solche<br />
an zahlreichen Orten der Stadt verstanden<br />
und erfahren werden kann. Dabei liegt das Augenmerk<br />
auf dem Lokalen, das von der Geschichte<br />
geprägt ist.<br />
Begleitend findet von 4. bis 7. Oktober das „musikprotokoll“,<br />
bei dem u. a. das RSO Wien &<br />
Klangforum Wien, das Duo Fred Frith & Bérangère<br />
Maximin sowie das Konus Quartett & Martin<br />
Brandlmayr auftreten. Es kommt zu einer Uraufführung<br />
von Georg Friedrich Haas durch das Talea<br />
Ensemble und das ensemble zeitfluss erforscht die<br />
Klangwelten von Joann Wozny.<br />
38 |<br />
bis in die Gegenwart spannt. Themen<br />
sind u. a. Meinungsfreiheit, Minderheitenschutz<br />
aber auch der gläserne Bürger<br />
und die subjektive Sicherheit.<br />
Deserteure<br />
Felix Mitterer hat das Auftragswerk<br />
„Vomperloch“ des Tiroler Landerstheaters<br />
zur Eröffnung der neuen Kammerspiele<br />
im Haus der Musik Innsbruck geschrieben.<br />
Vomperloch ist der Name eines<br />
abgeschiedenen und unzugänglichen<br />
Seitentals des Tiroler Karwendelgebirges.<br />
Dort bestand zwischen Sommer 1943<br />
und Kriegsende ein Lager von Deserteuren.<br />
„Desertion galt damals<br />
als Schande, wird immer mit<br />
Schande behaftet sein. Ich habe<br />
dieses Stück mit der Intention<br />
geschrieben, die damaligen,<br />
heutigen und zukünftigen<br />
Deserteure von dieser<br />
Schande zu erlösen“, sagt<br />
Mitterer über sein Stück. Premiere<br />
von „Vomperloch“ ist am<br />
7. Oktober.<br />
Auf der Flucht<br />
Im Mai 1939 war es 937 Juden „erlaubt“,<br />
Deutschland zu verlassen. Sie befinden<br />
sich auf einem Schiff nach Kuba. Doch<br />
plötzlich lässt Kuba niemanden mehr ins<br />
Land: Daniel Kehlmann erzählt ab 7.<br />
September im Theater in der Josefstadt<br />
die Geschichte von Menschen, die ohnmächtig<br />
zum Spielball politischer und<br />
wirtschaftlicher Einflüsse werden. Für<br />
die Schifffahrtsgesellschaft sind sie Kapital,<br />
von Goebbels werden sie für Propagandazwecke<br />
missbraucht und auf Kuba von<br />
der Politik als Wahlkampfthema gesehen.<br />
Die Gesellschaft sieht die Geschehnisse<br />
zwar als tragisches, aber leider unabänderliches<br />
Schicksal. Eine Situation, die<br />
heute aktueller erscheint denn je.<br />
Fotos: Jan Frankl, Ingo Pertramer, Deutsche Grammophon
KRAFT UND VISION<br />
Die Symphonien Nr. 4. und 11 von<br />
Dmitri Schostakowitsch werden von<br />
Andris Nelsons wiederbelebt.<br />
DIE LETZTEN IHRER ART<br />
Douglas Adams, der britische Kultautor, u. a. bekannt für<br />
„Per Anhalter durch die Galaxis“, verfasste vergnüglich-nachdenkliche<br />
Reportagen über bedrohte Tierarten der Erde wie z. B.<br />
die Drachenechsen auf Komodo, die neuseeländischen Kakapos<br />
oder die Yangtse-Delfine in China. Tatort-Kommissarin Adele<br />
Neuhauser liest aus „Die Letzten ihrer Art“ und wird dabei vom<br />
KammerPunkJazz-Trio Edi Nulz begleitet.<br />
„Die letzten ihrer Art“ spielt es am 27. September im Spielberger<br />
Kultur im Zentrum, am 1. Februar im Stadttheater Gmunden,<br />
am 2. Februar im Kultur Kongress Zentrum in Eisenstadt und<br />
am 28. Februar in der Johann-Pölz-Halle in Amstetten.<br />
Dmitri Schostakowitsch fiel 1936, zwei Jahre nach<br />
der Uraufführung seiner Oper „Lady Macbeth von<br />
Mzensk“, bei Josef Stalin in Ungnade – der Diktator<br />
verließ das Theater während der laufenden Vorstellung.<br />
So verschwand die sich eben in Arbeit befindliche<br />
Symphonie Nr. 4 in der Schublade, die Partitur<br />
ging verloren und eine rekonstruierte Fassung kam<br />
erst 1961 zur Uraufführung. Andris Nelsons hat diese<br />
und die Symphonie Nr. 11, die bei manchen als<br />
Kritik am Sowjetstaat gilt, zusammen mit dem Boston<br />
Symphony Orchestra aufgenommen. Die Einspielung<br />
bringt die Klangwelt beider Symphonien<br />
zum Strahlen und wirkt dabei nie überladen.<br />
| 39
MONKEY BUSINESS<br />
Unlängst wurde in New York<br />
eine Gitarre um 495.000 Dollar<br />
verkauft. Eigentlich keine<br />
besonders ungewöhnliche Gitarre:<br />
eine schon etwas zerschrammte<br />
Fender Telecaster<br />
aus dem Jahr 1965. Allein: sie<br />
gehörte Bob Dylan. Oder wurde<br />
zumindest von ihm gespielt,<br />
wie das Auktionshaus<br />
Julien’s mitteilte, dito von Eric<br />
Clapton und George Harrison.<br />
Und freilich war dieses Instrument<br />
ein wesentlicher Faktor<br />
der Entwicklung des Akustik-<br />
Folk-Barden Dylan hin zum<br />
elektrifizierten Rock-Sänger.<br />
Jedes Pop-Museum weltweit<br />
würde sich diese Gitarre als<br />
symbolträchtiges Ausstellungsstück<br />
wünschen. Dabei<br />
steht längst die Ära der E-<br />
Gitarre selbst zur Disposition.<br />
Fenders großer Konkurrent,<br />
der Gitarrenhersteller Gibson,<br />
musste vor wenigen Wochen<br />
Konkurs anmelden – baut<br />
aber, keine Sorge, gewiss mit<br />
anderen Besitzern weiter seine<br />
legendären Prachtstücke.<br />
Dennoch machen sich Experten<br />
Sorgen: Wie das Buch stehen<br />
traditionelle Instrumente<br />
bei jüngeren Menschen nicht<br />
mehr allzu hoch im Kurs. Eine<br />
gewisse „Retromania“, die<br />
viel Geld in die Vergangenheit<br />
fließen lässt oder sie zumindest<br />
oberflächlich beschwört,<br />
ist zwar unzweifelhaft in Mode.<br />
Aber sie stirbt, wenn der<br />
Enthusiasmus nicht weitergegeben<br />
wird. Und zwar von<br />
Generation zu Generation. Ob<br />
ein Mischpult von DJ Avicii<br />
einst auch um Unsummen als<br />
Museumsstück angekauft<br />
wird?<br />
Walter Gröbchen<br />
40 | Electrifying<br />
13. Tullnerfelder Advent<br />
Natalia Ushakova begann ihr Gesangsstudium<br />
am Rimsky-Korsakov-Konservatorium<br />
in St. Petersburg. Sie erhält ein Stipendium<br />
für das Grazer Opernstudio, wo sie alle<br />
wichtigen Mozartpartien singt, setzt das<br />
Studium mit der Meisterklasse an der<br />
Hochschule für Musik in München und der<br />
„Akademie di Perfezionamento“ des Teatro<br />
alla Scala fort. Sie gab bereits die Violetta<br />
in Verdis „La Traviata“ und Mimi in<br />
Franco Zeffirellis Inszenierung von „La Bohème“<br />
in Mailand und trat in den größten<br />
internationalen Opernhäusern und Konzertsälen<br />
auf. Dank ihrer wundervollen Stimme,<br />
Musikalität und ergreifenden<br />
Bühnenporträts zu den Stars der<br />
Musikwelt. Das wird definitiv<br />
ein Highlight des diesjährigen<br />
Tullnerfelder Advents!<br />
1. Dezember, Berghotel Tulbingerkogel<br />
Das Herbert Pixner Projekt<br />
kommt nun nach einer kreativen<br />
Schaffenspause wieder mit<br />
einem neuen Programm, noch<br />
ausgefeilteren Sounds, noch experimentelleren<br />
Arrangements<br />
und einer neu inszenierten Bühnenshow<br />
zurück auf die Bühne.<br />
Unser Gespräch zu den Themen<br />
Andreas Gabalier, die Dolomiten,<br />
Sagen und Mythen<br />
lesen Sie auf<br />
ticketmagazin.com!<br />
Wiener Blond<br />
u. a. am 13. November, Theater Akzent<br />
Natalia Ushakova<br />
Mit dem Original Wiener Salonensemble<br />
Dass sich Wiener Blond in der Welt der<br />
Musikgenres schwer schubladisieren<br />
lässt, hat das Duo mit seinem zweiten<br />
Studioalbum „ZWA“ erneut bewiesen<br />
– Heurigenschmäh trifft auf Hip-Hop-<br />
Grooves, die fetzigen Beatbox-Loops<br />
tanzen Strauß-Walzer. Gemeinsam mit<br />
dem fünfköpfigen Original Wiener Salonensemble<br />
haben sie ein gemeinsames<br />
Programm erarbeitet, bei dem die<br />
Loopstation ausnahmsweise in<br />
den Hintergrund tritt und Platz für<br />
Streicherklänge macht. „Charmant,<br />
goschert und grantig“ bleibt<br />
aber dennoch das Motto des Abends.<br />
Herbert Pixner Projekt<br />
laufend, u. a. in Klagenfurt, Eisenstadt, Innsbruck, Bregenz und Wien<br />
Fotos: MVM (Natalia Ushakova), Konstantin Reyer (Wiener Blond), guentheregger.at (Herbert Pixner Projekt)
LIVE SPÜRT MAN MEHR.<br />
Kultur<br />
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Vomperloch<br />
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Disneyland de<br />
Am 29. und 30. September finden am steirischen Red-Bull-Ring die<br />
zweiten „E-Mobility Play Days“ statt. Ein Event, das sich ganz der<br />
Zukunft verschrieben hat und als Brückenbauer zwischen Innovator<br />
und Konsument dient. TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />
Wie weit kann ich mit einem<br />
E-Auto fahren? Welche Gefahren<br />
birgt ein Elektrogerät<br />
und wie kann ich dieses Ding da vor mir<br />
überhaupt bedienen? Diese und viele<br />
andere Fragen aus dem Alltag illustrieren<br />
die Unsicherheit, die noch heute mit<br />
dem Thema Elektromobilität mitschwingt.<br />
Dabei hat sie längst in jedem<br />
Wohnzimmer und jeder Hosentasche<br />
Einzug gefunden, denn sie besteht nicht<br />
nur aus benzinfreien Autos und über<br />
unseren Köpfen kreisenden Drohnen,<br />
sondern auch aus profanen Dingen wie<br />
einem Fernseher oder dem Smartphone.<br />
„Wenn es aber um ein E-Auto geht,<br />
dann wissen die Leute oft nicht einmal<br />
wo sie überhaupt nachfragen sollen,<br />
wenn sie nicht wissen, wo sie es anstecken<br />
müssen“, erklärt Philipp Berkessy, Head<br />
Of Marketing des Projekt Spielberg, das<br />
die am 29. und 30. September stattfindenden<br />
„E-Mobility Play Days“ am steirischen<br />
Red Bull Ring in Szene setzt.<br />
letztes Jahr zu einem veritablen Erfolg.<br />
An zwei Tagen besuchten rund 31.000<br />
Menschen das Gelände und es wurden<br />
mehr als 3.000 Fahrten mit Elektroautos<br />
abgewickelt – heuer will man die Statistiken<br />
in allen Bereichen nach oben treiben.<br />
„Wenn das Wetter mitspielt, wäre<br />
das Ziel 45.000 Besucher und bei der<br />
dritten Auflage im nächsten Jahr mehr<br />
als 70.000. Dann wären wir nicht nur<br />
das größte E-Event der Welt, sondern<br />
auch unter den Top drei aller Veranstaltungen<br />
am Red Bull Ring.“ Die Umgebung<br />
ist freilich mitentscheidend für<br />
den Erfolg. „Die Marke Red Bull Ring<br />
ist natürlich extrem stark. Große Auto-<br />
Fotos: Red Bull<br />
Kraft der Marke<br />
Die Veranstaltung dient als Brückenbauer<br />
zwischen Hersteller und Konsument.<br />
Sie will Vorurteile abbauen und<br />
den Menschen die breite und nur schwer<br />
eingrenzbare Welt der Elektromobilität<br />
verständlich und interaktiv näherbringen.<br />
Die Erstauflage des Events wurde<br />
42 | Erfolgsgeheimnis E-Mobility Die Coolness und die Vielfalt der Produkte sind das größte Plus. Außerdem<br />
kann man nicht nur wie hier zuschauen, sondern auch selbst ausprobieren …
Drohnen-Champions-League<br />
Der Vielfältigkeit ist bei den „E-Mobility<br />
Play Days“ keine Grenze gesetzt. Nicht<br />
nur Autos und Motorräder, auch Boote,<br />
E-Roboter, diverse Prototypen und ein<br />
Koffer, der dem Besitzer von alleine<br />
nachfährt, zählen zu den Programmhighlights.<br />
„Von der Formel E war letztes<br />
Jahr ein Auto vor Ort, heuer sind es zumindest<br />
fünf. Wir haben die ersten E-<br />
Motorräder der Moto GP am Start, der<br />
Autohersteller Jaguar hat sich in das Programm<br />
eingeklinkt und nicht zuletzt<br />
wird man bei uns erstmals die Drone-<br />
Champions-League sehen können.“ Sie<br />
wird online oder live im TV in mehr als<br />
100 Länder übertragen und den Wettkampf<br />
auf den Champs-Élysées verfolgten<br />
mehr als 800.000 Menschen. Die<br />
Profis der Drohnen-Rennserie werden<br />
auf einem speziell für den Red Bull Ring<br />
gestalteten Parcours ihr Können unter<br />
Beweis stellen. Die Renndrohnen werden<br />
sich unter anderem auch Duelle mit<br />
elektrisch betriebenen Fahrzeugen liefern.<br />
„Wenn man die Drohne gemeinsam mit<br />
der entsprechenden Kamera und einer<br />
Videobrille nützt, fühlt sich das fast so<br />
an, als würde man selbst durch die Luft<br />
fliegen“, erklärt Herbert Weirather, Chef<br />
der Drone Champions League.<br />
Um eine bessere Übersicht zu garantieren,<br />
wird der Ring am Veranstaltungswochenende<br />
in eine Nord- und eine<br />
Südhälfte aufgeteilt. Während die Ber<br />
E-Mobilität<br />
mobilhersteller und Partner kennen uns<br />
und wissen, dass wir etwas Tolles auf<br />
die Beine stellen können. Insofern haben<br />
wir von dort auch sehr viel Vertrauensvorschuss.“<br />
Das Geheimnis des Erfolgs der „E-Mobility<br />
Play Days“ fußt vorwiegend auf<br />
der Interaktivität. „Das Spielerische ist<br />
immens wichtig“, erklärt Berkessy, „denn<br />
wir sind ja keine Messe. Die Coolness<br />
und die Vielfalt der Produkte sind unser<br />
größtes Plus. Das wahre Highlight ist,<br />
dass man all das bei uns nicht nur anschauen,<br />
sondern selbst ausprobieren<br />
kann.“ Dass es nicht immer leicht ist,<br />
die Attraktivität von Elektromobilität<br />
begreifbar zu machen, streitet Berkessy<br />
gar nicht ab. „Prinzipiell sind wir eine<br />
extrem leise Veranstaltung und müssen<br />
den Menschen die Produkte daher auf<br />
anderem Wege näherbringen. Normalerweise<br />
brummt es am Ring ja in alle<br />
Richtungen, bei uns ist alles sehr ruhig,<br />
doch die meisten wissen gar nicht, wie<br />
spannend das Thema ist. Bei uns ist es<br />
möglich, auf dem Ring E-Sportwagen<br />
Probe zu fahren und jeder, der das einmal<br />
gemacht hat, weiß, dass ein Porsche Kinderkram<br />
dagegen ist. Wir führen die<br />
Leute behutsam an das Thema ran, lassen<br />
sie überall mitmachen und wollen Aha-<br />
Effekte bieten. Künftig werden monatlich<br />
zehn neue coole Sachen entstehen und<br />
wir wollen von Anfang an dabei sein.“<br />
| 43
Leiser Gummi Normalerweise brummt es am Ring aus allen<br />
Richtungen. Obwohl es bei den E-Mobility Play Days ruhiger<br />
zugeht, bedeutet dies noch lange nicht weniger Action …<br />
Wissen ist Macht Während Elektrogeräte mittlerweile<br />
Teil des Alltags sind, wissen viele Leute<br />
nicht einmal, wo sie ein E-Auto anstecken müssen.<br />
mobilität. „Wir hatten viele unterschiedliche<br />
Gesichter von Armin Assinger über<br />
Renate Götschl bis hin zu DTM- oder<br />
Moto-GP-Fahrern vor Ort. Die E-Mobilität<br />
steht ja für die Vielfalt, da kann<br />
man das Event nicht mit einer spezifischen<br />
Person verkaufen.“ Der Promifaktor<br />
Keine langweilige Messe „Das wahre Highlight ist, dass man all das bei uns nicht nur anschauen, sondern<br />
selbst ausprobieren kann“, weiß Philipp Berkessy, Head Of Marketing des Projekt Spielberg.<br />
wird aber ohnehin von den tech-<br />
nischen Innovationen und Gustostückerln<br />
sucher auf dem Nordteil das Steuer selbst<br />
fest in der Hand haben, werden am Südkurs<br />
Prototypen, einzigartige E-Sportwagen<br />
und andere Meisterwerke der<br />
Technik für Furore sorgen. „Beim Debüt<br />
ist natürlich noch nicht alles perfekt gelaufen,<br />
aber wir haben auch sehr viel daraus<br />
gelernt“, blickt Berkessy zurück,<br />
„wichtig war uns etwa, dass die Veranstaltung<br />
heuer Samstag und Sonntag<br />
stattfindet, damit Menschen, Familien,<br />
Freunde oder ganze Schulen zwei volle<br />
Tage am Ring ausschöpfen können. Zudem<br />
haben wir alles kompakter gemacht.<br />
Wir haben die Wege zwischen den einzelnen<br />
Programmpunkten verkürzt und<br />
es wird Leitinformationen geben, die<br />
durch das <strong>gesamt</strong>e Wochenende führen.“<br />
Grenzerweiterung<br />
Zu den Gästen bei den „E-Mobility Play<br />
Days“ zählen unter anderem Verkehrsminister<br />
Norbert Hofer, der deutsche<br />
Comedy-Shootingstar Oliver Gimber<br />
und noch viele andere namhafte Personen<br />
aus der großen Welt der Elektroplatz<br />
bestimmt, am „schönsten Spiel-<br />
Österreichs“ werden die Grenzen<br />
für die Zukunftstechnologie erweitert.<br />
„Wir wollen möglichst eine Komplettabdeckung<br />
der <strong>gesamt</strong>en Thematik. Wir<br />
haben viel von anderen Veranstaltern<br />
gelernt, sehen uns selbst aber als das Disneyland<br />
der E-Mobilität. Uns sind keine<br />
Grenzen gesetzt.“<br />
n Die E-Mobility Play Days finden am<br />
29. und 30. September am Red Bull Ring<br />
in Spielberg statt.
!ticket live is life<br />
www.mutausbrueche.com<br />
I was<br />
expecting that<br />
Jamie Lawson, Anne-Marie, Ed Sheeran und<br />
ihre wunderschöne Musik, eine warme<br />
Sommernacht, 50.000 Menschen<br />
im Stadion und ich mittendrin.<br />
Antonia T. Schulz, Studentin der Publizistik- und<br />
Kommunikationswissenschaften, Bloggerin<br />
(www.mutausbrueche.at) und nicht zuletzt<br />
oeticket.com-Kundin, besucht für !ticket<br />
jeden Monat ein Konzert und berichtet darüber.<br />
Dieses Mal war sie am 7. August im<br />
Ernst-Happel-Stadion bei Ed Sheeran.<br />
Ed Sheeran und ich – diese Liebe<br />
besteht schon sehr lange. Die<br />
Karten vom Konzert waren so<br />
schnell ausverkauft, dass Mister Sheeran<br />
Gott sei Dank eine Zusatzshow<br />
spielte und die war natürlich auch sofort<br />
ausverkauft. Zu Recht!<br />
Der Abend startete mit dem wunderbar<br />
kitschigen Sänger Jamie Lawson<br />
(„Wasn’t Expecting That“ kennt ihr<br />
von ihm, oder?) und der verrückten<br />
Wenn ihr die<br />
Möglichkeit habt,<br />
geht unbedingt<br />
mal auf ein Konzert<br />
im Ernst-Happel<br />
Stadion<br />
(Stehplatz!). Dort<br />
kann man nicht nur Fußballspiele anschauen,<br />
sondern sich auch tolle Konzerte mit super Atmosphäre<br />
anhören – ganz große Empfehlung!<br />
Anne-Marie. Ich sag euch eines: Besser<br />
hätte die Einstimmung auf den eigentlichen<br />
Star des Abends nicht sein können.<br />
Vor allem Anne-Marie hat es mir<br />
mit ihrer Art und Stimme so angetan,<br />
dass ich mir gleich all ihre<br />
Songs in meine Sommer-<br />
Playlist gespeichert habe!<br />
Als alle dann sehnsüchtig auf<br />
den wichtigsten Star des<br />
Abends warteten, betrat<br />
Ed Sheeran um 20:45 endlich<br />
die Bühne. Ganz alleine natürlich<br />
– nur er, seine Gitarre und seine Loop-<br />
Station. Ich dachte immer, Stars brauchen<br />
immer eine Band im Hintergrund<br />
aber Ed Sheeran schafft das alles alleine<br />
und es klingt dazu noch unglaublich!<br />
Der Abend war begleitet von alten Liedern<br />
wie „Thinking out loud“, noch<br />
älteren Songs wie „The A-Team“ aber<br />
natürlich auch Songs vom neuen Album<br />
wie „Galway Girl“. Die Mischung<br />
aus Schnell, Langsam, Alt und Neu<br />
war einfach perfekt und das schönste<br />
war, dass er das Publikum integrierte<br />
und auch einen Witz nach dem anderen<br />
machte. Der geborene Entertainer<br />
eben! Ich muss sagen, das war das erste<br />
Konzert, wo wirklich keiner still stand<br />
und jeder mitsingen musste. Nicht nur<br />
weil er uns dazu ermutigte, sondern<br />
weil’s auch bei seiner Musik gar nicht<br />
anders ging! Danke Mister Ed Sheeran<br />
– du hast den Abend mit deiner Musik<br />
und dem verdammt guten Wetter zu<br />
etwas ganz Besonderem gemacht –<br />
aber mal ehrlich: Ich hab’ auch nichts<br />
anderes erwartet!<br />
Fotos: Antonia T. Schulz<br />
Tipp!<br />
Kunden, die zu Ed Sheeran gingen, kauften auch Tickets für Christina Stürmer im Mai in Wien und Graz, Annen-<br />
MayKantereit im April und Mai in Graz, Innsbruck und Wien, Lena im Oktober im WUK, George Ezra im Oktober<br />
im Gasometer, sowie Alex Clare im November im WUK. Tickets für alle Veranstaltungen finden Sie auf oeticket.com!<br />
| 45
MUNDPROPAGANDA<br />
Hören Sie mal rein!<br />
Die folgenden Veröffentlichungen<br />
sollten in keinem gut sortierten<br />
Plattenschrank fehlen. Oder? (sb)<br />
Crippled Black Phoenix – Great Escape<br />
Greaves Depressionen folgend schleichen<br />
sich die neuen Post-Prog-Stücke beinah<br />
schüchtern-melancholisch aus dem Äther.<br />
LIVE<br />
Anti-Flag – American Reckoning<br />
Ein akustischer Streifzug durch die letzten<br />
beiden Alben, Cover von John Lennon,<br />
Cheap Trick & Buffalo Springfield inklusive.<br />
Ane Brun – Live At Berwaldhallen<br />
Brun kollaboriert mit dem Swedish Radio<br />
Symphony Orchestra und entfesselt einen berührend-atmosphärischen<br />
Karriererückblick.<br />
Spielwiese<br />
Ein Wollknäuel kommt selten allein: Der zweite Teil von<br />
„Unravel“, des charmanten Plattformers aus Schweden,<br />
erobert erneut die Herzen – für Singles und Paare<br />
geeignet! TEXT: JOACHIM SCHMIDA<br />
Unravel Two<br />
Electronic Arts für PS 4, Xbox One, PC<br />
PLUS<br />
Als vor mehr als zwei Jahren Unravel erschien,<br />
waren wir verzückt von diesem Feel-good-Game.<br />
Die Niedlichkeit der Präsentation, der entspannte Rätselspaß<br />
und das ins<strong>gesamt</strong> bezaubernde Erlebnis sind auch<br />
beim Nachfolger noch immer vorhanden – mehr noch: Unravel<br />
Two hat einfach mehr Spielwitz! Mit viel Liebe zum<br />
Detail kann der Side-Scroller dank der verbesserten Jump ’n’<br />
Run-Elemente wie der spritzigeren Knobelaufgaben bei uns<br />
ein Funkeln in den Augen auslösen. Der neue Couch-Koop-<br />
Modus ist dabei grandios umgesetzt – die Reise des Garn-Duos lässt sich übrigens auch<br />
solo ganz herrlich meistern.<br />
MINUS<br />
FAZIT<br />
Einen geringen Wiederspielwert sowie gewisse Rätsel-Monotonie kann man<br />
dem Spiel durchaus vorwerfen.<br />
Unsere Knie werden weich wie Wolle: Das Studio Coldwood strickt uns mit<br />
dem Sequel einen der wohl herzerwärmendsten Plattformer der letzten Zeit.<br />
Somit ist auch „Unravel Two“ – wie schon der Vorgänger – ein poesievolles sowie rätselreiches<br />
Kleinod und ein generell sehr sympathisches Spiel.<br />
Superfjord – All Will Be Golden<br />
Am zweiten Album der finnischen Prog-Heroen<br />
dreht sich alles um (Traum)reisen, und so<br />
klingt der langbögige Mandala-Trip auch …<br />
HEISSE NEUERSCHEINUNGEN & KOMMENDE HIGHLIGHTS<br />
Pro Evolution Soccer<br />
2019 Konami verleiht seiner<br />
Kicker-Simulation mit<br />
zahlreichen neuen Features<br />
Shadow of the Tomb<br />
Raider „In the Jungle, the<br />
mighty jungle …“: Lara<br />
wagt sich wieder in ein<br />
Spider-Man Der Spinnenmann<br />
begibt sich nun PS4-<br />
exlusiv auf Verbrechensbekämpfung<br />
in den Schluchten<br />
der New Yorker Wol-<br />
alt-J – Reduxer<br />
und Verbesserungen den neues, „bislang gefährlichstes“<br />
Abenteuer.<br />
kenkratzer.<br />
Der „Relaxer“ erfährt von globalen Rappern<br />
und Produzenten eine neue Interpretation,<br />
nächsten Schliff.<br />
besonders gelungen: „In Cold Blood“.<br />
Fotos: Hersteller
SLASH<br />
Living The Dream<br />
Früher, bei Guns N’ Roses oder Slash’s<br />
Snakepit, da wollte man noch Platten kaufen,<br />
allein weil das Cover gerade in Übergröße<br />
so famos und begehrlich war. „Living<br />
The Dream“ hingegen geht, noch<br />
mehr als sein Vorgänger, mit der Zeit: Eigentlich<br />
reicht da ein Download auch<br />
schon aus. Sofern sich ein solcher denn<br />
rechnet, ist Slash wieder-wiederholte Kollaboration<br />
mit dem Goldkehlchen von Alter<br />
Bridge ähnlich billig und schrill-schmalzig<br />
geraten – und wer stellt sich schon<br />
ernsthaft eine Blume aus dem Gemeindebau<br />
auf Balkonien? Gewiss, Slash beherrscht<br />
sein Instrument, Myles singt sauber<br />
und auch die Konspiratoren beherrschen<br />
ihr Handwerk, doch Ecken und<br />
Kanten, ein dem Rock ’n’ Roll zuträglicher<br />
Biss auch nur irgendwo zwischen „Appetite“<br />
und „Five O’Clock“ sucht man vergeblich,<br />
„Living The Dream“ könnte mühelos<br />
als Sputum Aerosmiths durchgehen,<br />
verfügte Tyler nicht selbst in Larmoyanz<br />
über eine behaartere Brust. Einzig<br />
zwei Nummern – „Lost Inside The Girl“<br />
und „The Great Pretender“ – retten vor<br />
einem Totalausfall, wobei bei erster Myles<br />
endlich! singulär! die elendigen Kuschelpfade<br />
verlässt und ein paar Tonlagen tiefer<br />
brilliert, während zweite nach einem<br />
Zitat irgendwo aus dem übermächtigen<br />
Hardrock-Kanon klingt. Darüber hinaus:<br />
seichte, balladeske oder behutsam rockende<br />
Kost, die beinah zwanghaft auf<br />
Hit getrimmt exakt daran scheitert und in<br />
einer im Pop-Zirkus<br />
geschulten Opulenz<br />
zugrunde geht. (sb)<br />
2.5/5<br />
!ticket media<br />
CYPRESS HILL<br />
LIVE<br />
Elephants On Acid<br />
Acht Jahre sind seit „Rise Up“ ins Land<br />
gezogen, Zeit, die man offenbar nicht nur<br />
mit u. a. Prophets Of Rage, sondern auch<br />
großzügigen Bewusstseinsstimulierungen<br />
überbrückte: Bizarr wie der Titel, dabei<br />
aber härter als zuletzt klingt das neunte<br />
Album, das auch vor psychedelischen Oriental-Sounds<br />
nicht zurückschreckt. Doch<br />
keine Sorge: Das Lichte des Orients wird<br />
in den Okzident verdreht, der Elefant<br />
stampft durch ein schräges Dunkel, das<br />
einem jazzig-verqueren Hirn wie Tim Burton<br />
entsprungen sein könnte. (sb)<br />
IAN GILLAN<br />
INTERPOL<br />
REBEKKA BAKKEN<br />
And The Javelins<br />
Ian Gillan kennt man zuvörderst von<br />
Deep Purple, nun hat er aber mit der<br />
Band aus seinen Knabentagen ein Album<br />
aufgenommen – mit Coverstücken<br />
aus dem Pop, Soul, Blues und<br />
Rock ’n’ Roll, so wie es „in den güldenen<br />
Zeiten“ modern und populär war.<br />
Das ist zwar keine rein staubige Nostalgie<br />
allein, die da aus dem Äther swingt,<br />
aber doch ein vielleicht zu charmanthöflicher<br />
Blick zurück – Adjektive, die<br />
für einen Charakter wie Gillan nun<br />
doch ungewöhnlich scheinen. (sb)<br />
Marauder<br />
Auf „El Pintor“ war der Bass für ihn<br />
noch Neuland, nun steht der Rhythmus<br />
nicht nur für Banks im Fokus: „Marauder“<br />
ist durchwegs beatfokussiert geraten,<br />
mit geometrischen Gitarren, die sich<br />
im pochenden Fahrwasser schlängeln<br />
und mit den neuerdings weniger ab -<br />
strakten Geschichten verquirlen. Somit<br />
legen Interpol die musikalische Stagnation<br />
endlich ad acta, lassen „Marauder“<br />
als Hedonist mit Rückgrat geraten, vermengen<br />
tollkühnes Denken nun doch<br />
wieder mit unbeirrbaren Klängen. (sb)<br />
LIVE<br />
Things You Leave Behind<br />
Es ist nicht nur der Titel der Schlussepisode<br />
von „Star Trek: Deep Space Nine“,<br />
sondern auch der des hoffentlich<br />
nicht finalen Albums Bakkens: Für die<br />
wieder in Norwegen logierende Sängerin<br />
ist „Things You Leave Behind“ zu einem<br />
persönlichen Befreiungsschlag geraten,<br />
changiert sie doch flatterhaft zwischen<br />
Introspektiven und Perspektiven,<br />
vermischt dabei Klänge aus Gospel<br />
über Country bis hin zu Pop, die allesamt<br />
allein durch ihre ureigene Stimme<br />
zusammengehalten werden. (sb)<br />
| 47
!ticket plug&play<br />
Plug&Play-Tipps<br />
Hersteller nutzen den allerneuesten Stand der Technik, um großen<br />
Sound im Kleinformat zu verwirklichen. Wir stellen erschwingliche,<br />
durchdachte Lösungen vor, die alltagstauglich sind und guten<br />
Sound mit feiner Ausstattung kombinieren. TEXT: AMANDA PENISTON-BIRD<br />
Phil Jones Bass Double Four<br />
Eine große Schuhschachtel. Der Double Four<br />
(Modell BG-75) ist der ultimative Micro-Bass-Amp.<br />
Mit der neuesten Treiber- und Digitalverstärkertechnologie<br />
ausgestattet, begeistert der winzige Combo<br />
mit dem beeindruckenden PJB-Signature-Sound.<br />
Kaum größer als eine Schuhschachtel, scheint der<br />
Double Four physikalischen Gesetzen zu trotzen.<br />
Den Clean-Ton haben die Entwickler beeindruckend<br />
gut hinbekommen. Der kleine, transportfreundliche<br />
Amp besitzt die Fähigkeit, die volle Bandbreite an<br />
Bassfrequenzen bis zum tiefen H hinunter zu produzieren.<br />
Technisch ist der Double Four ausgefeilt. Der<br />
70-W-Verstärker ist mit zwei 4"-Neodym-Treibern<br />
bestückt, die hochpräzise arbeiten. Jeder 4"-Treiber<br />
wird von einem eigenen PWM-Verstärker gespeist.<br />
PWM-Verstärker arbeiten viel effizienter als herkömmliche<br />
Transistorverstärker und die niedrigere<br />
Betriebstemperatur verlängert die Lebensdauer. Auf<br />
der Sommer-NAMM in Nashville wurde der Double<br />
Four mit einem „Best in Show“-Award ausgezeichnet.<br />
Der Verstärker, der für kleine Gigs und als edler<br />
Übungsamp konzipiert ist, kam bei Standbass-Spielern<br />
ebenso gut an wie bei E-Bassern.<br />
pjbworld.com<br />
RØDE VideoMic Me-L<br />
Mehr als nur ein Meidlinger „L“. Das neue, erschwingliche,<br />
professionelle Richtmikrofon von RØDE<br />
verspricht eine drastische Verbesserung der iPhone-Audio-Aufnahmequalität.<br />
Die hochwertige Vorverstärkung<br />
und Digitalwandlung mit 24 Bit und 48 kHz erfolgen<br />
bereits im VideoMic Me-L. Das Aufnahmesignal wird direkt<br />
digital übertragen und umgeht den Preamp/Wandler-Chip<br />
des iPhones. Das „L“ im Modellnamen steht<br />
für den integrierten Lightning-Stecker, für den Anschluss<br />
an aktuelle iOS-Geräte mit Lightning-Connector. Eine<br />
Stereo-Kopfhörerbuchse ist auch eingebaut. Sofern es<br />
die App zulässt, kann man somit schon während eines<br />
Videodrehs die Tonaufnahme kontrollieren, auf jeden<br />
Fall spart man sich das lästiges Umstecken von Mikrofon<br />
auf Kopfhörer. Das Mono-Richtmikrofon mit 1/2"-<br />
Nierenkapsel und 90 Grad-Einsprechwinkel ist gut für<br />
Sprachaufnahmen geeignet, aber auch für jede andere<br />
Art von Schallquellen einsetzbar. Im Lieferumfang des<br />
VideoMic Me-L ist ein De-luxe-Fellwindschutz inkludiert.<br />
rode.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
48 |
Positive Grid BIAS AMP 2 Mobile<br />
Eine fantastische Weiterentwicklung der Vorgängerversion. Die mobile<br />
App „BIAS AMP 2 Mobile“ für iPhone und iPad wartet mit einer neuen Anwender -<br />
oberfläche, neuen Amps und Röhrentypen sowie Trafos, Klangregelnetzwerken und<br />
mehrfach mikrofonierten Lautsprecherboxen auf. Sie ist einerseits ein hochwertiger,<br />
mobiler Stand-alone-Modeling-Prozessor für Gitarristen und Bassisten und andererseits<br />
ein über Bluetooth nutzbarer Editor für BIAS-Hardware-Geräte wie Head, Rack<br />
und die neuen Mini-Amps. Als Basisanwendung<br />
zur Steuerung der Hardware<br />
ist die App kostenlos. Die volle<br />
Standalone-Funktionalität wird durch<br />
In-App-Käufe geboten, verfügbar sind<br />
zum Beispiel diverse Amp-Packs, der<br />
Zugriff auf die ToneCloud, die Integration<br />
von BIAS FX, ein neues Lautsprechermodul<br />
und Celestion-Packs.<br />
positivegrid.com<br />
Zoom LiveTrak L-20 Digitalmischpult<br />
Flaggschiff. Auf den LiveTrak L12 folgt das neue, große Flaggschiff: Der L-20<br />
ist mit erweiterten Funktionen und Hardware-Upgrades für aufwendigere Setups<br />
und Arrangements ausgerüstet. Zur Verfügung stehen 20 diskrete Audiokanäle mit<br />
16 Mono-Mic/Line-Eingängen und zwei Stereo-Eingängen für die Aufnahme von<br />
22 Tracks (20 Kanäle plus eine Stereo-Mischung) in Auflösungen von bis zu 24<br />
Bit/96 kHz. Aufgezeichnet wird auf die interne SD-Karte und/oder gleichzeitig über<br />
USB auf einen angeschlossenen PC oder Mac. Sechs unabhängige Monitorausgänge<br />
für Musiker stehen bereit, mit individuellem Custom-Mix<br />
für jeden Ausgang. Die Ausgänge sind zwischen<br />
Kopfhörerausgang und symmetrischem Line-out<br />
umschaltbar. Der L-20 kommt mit zwei<br />
integrierten Effekteinheiten und bietet auch<br />
zwei individuelle EFX-Sends pro Kanal.<br />
Für die drahtlose Fernsteuerung der<br />
meisten und wichtigsten Funktionen ist<br />
eine kostenlose iOS-App verfügbar.<br />
zoom.co.jp<br />
Mooer Preamp LIVE<br />
Kleine Röhre. Der Mooer Preamp LIVE ist das Flaggschiff der beliebten Micro-Preamp-Serie.<br />
Über die Plattform lassen sich Amp-Sounds auf der Bühne und abseits<br />
davon bequem einrichten und steuern. Der Multi-Preamp Modeler enthält u. a. 50<br />
authentische Vorstufenmodelle von bekannten Gitarrenverstärkern, 30 Cab-Sims, einen<br />
Effektweg sowie eine Tone-Capture-Funktion, um den Klang eigener Verstärker<br />
„einzufangen“ und mit dem Mooer Preamp LIVE überallhin mitzunehmen. Die hohe<br />
Qualität der digitalen Vorverstärker-Modelle wurde in vielen Tests weltweit gelobt.<br />
Jedes der 50 Preamp-Modelle ist eine detailgetreue Nachbildung eines echten Röhrenverstärkers.<br />
Der Preamp LIVE ist intuitiv zu bedienen, erfüllt anschlussseitig alle<br />
Wünsche und gefällt mit Features wie Unterstützung von IRS von Drittanbietern,<br />
MIDI-Kompatibilität, zusätzlichen Setup-Optionen, 3-Band EQ, True-Bypass, einen<br />
separaten Kopfhörerausgang sowie USB-B-Anschluss.<br />
mooeraudio.com<br />
| 49
Fantastisch<br />
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www.ray-magazin.at<br />
Das /slash Filmfestival hält von 20. bis 30. September zum neunten<br />
Mal die Stadt in Atem. Als Ehrengast begrüßt man den deutschen<br />
Schauspieler Udo Kier, dem eine Hommage gewidmet ist. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK<br />
Von 20. bis 30. September entführt<br />
das /slash Filmfestival<br />
Wien wieder in die unendlichen<br />
Weiten des Fantastischen Films. Die Veranstaltung<br />
wurde vom Filmjournalisten<br />
Markus Keuschnigg seinerzeit gegründet,<br />
um dem Kino des Abseitigen und Düsteren<br />
hierzulande mehr Raum zu geben.<br />
Rund 20 Jahre nach dem ersten heftigen<br />
Trash-Boom im Wien der achtziger Jahre<br />
– mit Kinos wie dem (leider verblichenen)<br />
Movie und dem Schikaneder oder schrägen<br />
Lokalen zum Videoschauen wie der<br />
Fun Factory im 9. Bezirk schien die Zeit<br />
reif, aus dem DVD- und Heimcomputer-Ghetto<br />
auszubrechen und an jene<br />
Stätte zu pilgern, für die diese Filme nun<br />
einmal gemacht werden: ins Kino, zum<br />
kollektiven wohligen Gruseln und Schaudern.<br />
Dankenswerterweise hat man sich<br />
über die Jahre auch der recht eng gesteckten<br />
Grind-Grenzen der Anfänge<br />
entledigt und beackert nun ein größeres<br />
Terrain, das – siehe oben – mit dem<br />
Überbegriff „Fantastischer Film“ gut definiert<br />
ist.<br />
50 |<br />
Prominenz und Programmvielfalt Stargast des diesjährigen /slash-Filmfestivals ist Udo Kier. Gezeigt<br />
wird neben rund 60 Filmen unter anderem sein neuester Streich „Puppet Master: The Littlest Reich“.<br />
Fantastische Expansion<br />
Der Erfolg gab Markus Keuschnigg, der<br />
seit Jahren auch die ähnlich heftige<br />
„Nachtsicht“-Reihe beim Crossing-<br />
Europe-Filmfestival in Linz programmiert,<br />
und seinem Team recht, und so<br />
ist es kein Wunder, dass die Veranstaltung<br />
im neunten Jahr – wie Filmfestivals das<br />
nun einmal weltweit tun – erneut expandiert:<br />
Neben dem altbewährten Filmcasino<br />
in Margareten wird das Metro Kinokulturhaus<br />
in der Wiener Innenstadt<br />
zur zweiten Heimstätte des /slash. Damit,<br />
so die Veranstalter, will man weniger das<br />
Programm ausdehnen, als vielmehr einem<br />
oft geäußerten Publikumswunsch<br />
nachkommen, nämlich dem nach mehr<br />
Wiederholungsvorstellungen. Zu sehen<br />
sind auch in diesem Jahr rund 60 Filme,<br />
darunter die „durchgeknalltesten, düstersten,<br />
wildesten, unheimlichsten und<br />
blutigsten Leinwandfantasien des Jahres“,<br />
wie die Veranstalter nicht müde werden<br />
zu versprechen, aber auch Klassiker des<br />
Genres und ausgewählte Premieren, auch<br />
von Filmen, die später im Kino starten.<br />
Prominenz<br />
Es gehört zu den Trademarks von<br />
/slash, dass es dem Festival immer wieder<br />
gelingt, prominente Gäste nach<br />
Wien zu holen. Das ist auch diesmal<br />
nicht anders, und nach dem Trash-<br />
Papst John Waters im Vorjahr wird bei<br />
der diesjährigen Ausgabe dem deutschen<br />
Schauspieler-Weltstar Udo Kier<br />
eine Hommage mit neun Filmen gewidmet<br />
sein. Dass die Karriere des heute<br />
73-Jährigen, eines engen Freundes<br />
u. a. der Starregisseure Lars von Trier<br />
und Gus Van Sant, in Wien ihren Anfang<br />
nahm, passt da natürlich gut, ebenso,<br />
dass sein erster Erfolg, Eddie Sallers<br />
Trash-Perle „Schamlos“ (1968) heuer<br />
ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. Der<br />
Film ist ebenso zu sehen wie Kiers neuester<br />
Streich, der Horrorkracher „Puppet<br />
Master: The Littlest Reich“. Und<br />
selbstverständlich wird der Geehrte<br />
während des Festivals anwesend sein.<br />
Foto: /slash
Hermann Nitsch feiert seinen 80.<br />
Geburtstag. Eine Ausstellung über<br />
sein Lebenswerk und ein musikalischer<br />
Workshop ehren den<br />
Künstler, der auch im hohen Alter<br />
noch auf Polarisierung und große,<br />
reinigende Gefühle setzt.<br />
Im Interview gewährt Nitsch Einblick<br />
in seine innere und äußere<br />
Welt. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER<br />
Geburtstages eine Sinfonie, die mit einer Aktion verbunden<br />
ist und als Einführung für das 6-Tage-Spiel<br />
zu verstehen ist. Es dirigiert Andrea Cusumano die<br />
Sinfonie mit dem Orchester der Klangvereinigung<br />
Wien, der Stadtkapelle Mistelbach, dem Chor con<br />
cor und dem Musik- und Gesangsverein Asparn an<br />
der Zaya.<br />
Der Schrei<br />
Wir treffen uns mit Hermann durchdacht und trotzdem undurchsichtig Denken mehr Gewicht hat als die Erfahrung<br />
der Wirklichkeit des Seins.<br />
Nitsch in seinem Museum bleibend. Auch nach dem Interview verweilt<br />
er in derselben gemütlichen Position,<br />
in Mistelbach. Er ist einige<br />
Minuten zu früh da – wir auch, was er<br />
aber nicht bemerkt. Also beobachten wir<br />
ihn noch kurz. Gemächlich setzt sich<br />
Nitsch auf einen Stuhl inmitten des Ausstellungsraumes,<br />
der anlässlich von Nitschs<br />
80. Geburtstag noch bis 5. Mai 2019 das<br />
Lebenswerk zeigt. Gehstock und Hut legt<br />
er wohlpositioniert links und rechts neben<br />
sich auf den Boden. Er starrt geradeaus,<br />
wahrscheinlich lässt er einfach seine Kunst<br />
auf sich wirken. Auch das Interview findet<br />
inmitten dieses Raumes statt, was perfekt<br />
ins Bild passt: Nitsch wird, umgeben von<br />
seinen Schütt- und Aktionsbildern, selbst<br />
zum Kunstwerk. Ein Kunstwerk, wohl-<br />
am selben Platz. Nitsch, inmitten des<br />
Nitsch-Universums. Eine perfekte Konzeptionierung<br />
eines Gesamtkunstwerks.<br />
Ehrlich gesagt war ich wegen unserem<br />
Treffen etwas nervös. Begegnen Ihnen<br />
auch andere Menschen oftmals mit großer<br />
Ehrfurcht oder gar Zweifel?<br />
Ja, durchaus. Es passiert aber auch gerade<br />
im Familien- und Pseudofamilienkreis,<br />
dass man mir gar nicht so viel Achtung<br />
entgegenbringt, wie ich es mir wünschen<br />
würde. Das hat nichts mit meiner Arbeit<br />
zu tun, sondern ich merke, dass oberflächliches<br />
Wissen, pseudo-politisches<br />
Sie sind nach wie vor einer der bekanntesten<br />
Künstler unserer Zeit. Sind Sie sich<br />
Ihres Einflusses auf die Künstlerlandschaft<br />
bewusst oder schaffen Sie einfach?<br />
Man schafft. Und man ringt um ein Weltbild.<br />
Wieweit man das auf andere übertragen<br />
kann, ist ein anderes Kapitel.<br />
Klar ist aber, dass Ihr künstlerisches Schaffen<br />
bis heute immer wieder detailreich<br />
analysiert wird. Wollen Sie das überhaupt?<br />
Natürlich will ich das, dafür habe ich<br />
ja meine Werke geschaffen. Ich will,<br />
dass die Menschen versuchen, mein<br />
Schaffen emotionell und mit dem<br />
52 | Hermann Nitsch konzipierte anlässlich seines 80.<br />
Foto: Heinz Cibulka
innersten Bewusstsein zu verstehen.<br />
Sie sind mittlerweile in der gesellschaftlich<br />
etablierten Hochkultur angekommen ...<br />
(lacht) Ich weiß nicht, ob meine Kunst als<br />
solche verstanden wird, aber ich bin der<br />
Meinung, dass meine Ausbildung einer<br />
Bildung der Hochkultur entspricht. Ich<br />
bin stolz darauf, als Künstler anerkannt zu<br />
werden. Ich habe immer noch sowohl Befürworter<br />
als auch Gegner, aber die zwei<br />
Bereiche dürften sich zahlenmäßig etwas<br />
verschoben haben. Aber der Kampf bleibt<br />
derselbe. Denn Gegner sind Menschen, die<br />
meine Kunst nicht verstehen.<br />
Ist Polarisierung nicht von Beginn an in<br />
Ihrem Schaffen einkalkuliert?<br />
Das Neue wird stets angefochten, das wird<br />
sich nicht ändern. Impressionisten sind<br />
anfangs bespuckt worden. Heute findet<br />
man diese Bilder in den Warteräumen von<br />
Zahnärzten. Das Neue, Aufwühlende setzt<br />
sich schlussendlich immer durch. Meine<br />
Vorbilder sind durchwegs Künstler, die<br />
angeeckt sind. Auch ich sehe mich als künstlerischer<br />
Vorreiter.<br />
Wie ist Ihr Verhältnis zur aktuellen heimischen<br />
Kunstlandschaft?<br />
Ich habe mein <strong>gesamt</strong>es Leben lang gelehrt<br />
und ich bin gerne Lehrer. Aber ich bin kein<br />
Kunstkritiker und sicherlich kein Kurator.<br />
Ich muss mich so sehr mit meinem eigenen<br />
Werk beschäftigen, dass ich für die Szene<br />
um mich herum wenig Augenmerk habe.<br />
Was ich aber sagen kann: Die Kunst auf<br />
der ganzen Welt entspricht einer gewissen<br />
Hochebene, aber die Spitzen im Hochgebirge<br />
fehlen zurzeit.<br />
Hand aufs Herz: Gehen Ihnen Kritik und<br />
persönliche Angriffe auch mal nahe?<br />
Ich bin generell gegen Kritik, weil sie unproduktiv<br />
ist. Als Lehrer habe ich die Arbeiten<br />
meiner Studenten nie korrigiert.<br />
Wenn sie nicht weiterkamen, habe ich sie<br />
motiviert, an der gelungensten Stelle ihrer<br />
Arbeiten anzusetzen und weiterzumachen.<br />
Ein Kritiker sollte nur dann etwas schreiben,<br />
wenn er begeistert ist oder der Sache zustimmt.<br />
Wenn er kritisiert, soll er das Maul<br />
halten! Die meisten Kritiker können nicht<br />
mal einen Bleistift spitzen, geschweige denn<br />
eine gerade Linie ziehen. Kunst soll begeistert<br />
analysiert und kommentiert werden.<br />
Wäre ich Kritiker und mir gefällt etwas<br />
nicht, dann gäbe es an der Stelle des Artikels<br />
nur einen weißen Fleck.<br />
Aber kann Kritik einen nicht auch weiterbringen?<br />
Mich nicht.<br />
Und wie sieht es mit Selbstkritik aus?<br />
Bis zur Selbstqual.<br />
Ende September findet im Nitsch Museum<br />
in Mistelbach ein Workshop zum<br />
Thema „Hermann Nitsch und<br />
Musik“ statt. Viele wissen gar<br />
nicht, dass Sie auch Komponist<br />
sind …<br />
Ich war schon als Jugendlicher<br />
von der Weltmusik<br />
fasziniert. Beethoven, Bach,<br />
Schubert, Bruckner, Strauss,<br />
Schönberg oder Wagner haben<br />
mich sehr stark beeinflusst. Anfangs<br />
wollte ich mit Wortdichtung die sinnliche<br />
Gewalt beschreiben, bin dann aber dazu<br />
übergegangen, diese Gewalt erlebbar zu<br />
machen. Sie zu riechen, zu schmecken und<br />
eben auch zu hören. In mir ist der Wunsch<br />
aufgekommen, das Geräusch in die Musik<br />
mitaufzunehmen und mit klassischer Musik<br />
zu verbinden. Ich sehe die Wurzeln der<br />
Musik im Schrei, im Lärm. Im exzessiven<br />
Erregungszustand, im intensivsten Erleben<br />
von Wollust, Qual, Leiden. Gleichzeitig<br />
geht es mir auch darum, mit dem Orchester<br />
einen Orgelklang zu erzielen.<br />
Der Schrei als das ursprünglichste Wort.<br />
Genau. Wenn der Mensch dermaßen erregt<br />
ist, dass er keine Worte mehr findet, dann<br />
GEWINN<br />
SPIEL<br />
Wir verlosen 4 Stofftaschen mit<br />
Büchern. Mehr Informationen und<br />
Teilnahmebedingungen siehe<br />
ticketmagazin.com!<br />
schreit er. Schrei ist vor allem anderen.<br />
Verstehen Sie Musik also als eine weitere<br />
Station auf dem Weg zur persönlichen<br />
Katharsis, die ja in Ihren Aktionen einen<br />
großen Stellenwert einnimmt?<br />
Genauso wie das Ausweiden eines Tieres,<br />
also die sinnliche Berührung von Fleisch<br />
und Blut, hat Lärm eine reinigende Wirkung.<br />
Es geht um die große Befreiung von<br />
Verdrängungen, unter denen wir als Gesellschaft<br />
leiden und die uns Religion und<br />
Ethik auferlegen. Zum Beispiel die Erotik,<br />
der Sport, die Disco-Wut, die Urlaubswut,<br />
die Technikabhängigkeit. All das reinigt<br />
uns nicht. Lieber Psychohygiene durch<br />
mein Orgien Mysterien Theater als durch<br />
Kriege.<br />
Welche Musik hören Sie privat?<br />
Von klassischer Musik bis hin zu John Cage<br />
oder sonstigen akustischen Experimenten.<br />
Ich hatte zum Beispiel<br />
eine schöne Begegnung<br />
mit den Einstürzenden<br />
Neubauten bei meiner<br />
Aktion in Tasmanien vergangenes<br />
Jahr. Die Burschen<br />
haben großen Gefallen<br />
an meiner Musik gefunden. Da<br />
gibt es also durchaus Parallelen.<br />
Der Schrei als Musik: Wie sieht es denn<br />
mit Ihrem Rockmusik-Geschmack aus?<br />
Als ich meine ersten Orchesteraufnahmen<br />
gemacht habe, hatte ich meistens Rockgruppen<br />
dabei, weil die die besten und lautesten<br />
Elektroverstärker hatten. Die konnten<br />
so richtig laute Klänge produzieren (lacht)!<br />
Leider hat sie schon längst ihren Entwicklungsgipfel<br />
erreicht. Aktuell gibt’s hier ja<br />
so viel lauwarmes, widerliches Zeug!<br />
n Die Sinfone findet am 1. September im<br />
nitsch museum statt, zwischen 28. und<br />
30. September der Workshop „Zwischen<br />
Urlärm und Sphärenharmonie“. Mehr<br />
Informationen: nitschmuseum.at<br />
| 53
Liebe ist Freiheit<br />
SEX SELLS Georg Biron<br />
Ja, ich war einmal jung! Und ich bin<br />
heute noch ganz wild entschlossen, es<br />
auch so lang wie möglich zu bleiben.<br />
Denn: Es ist nie zu spät für eine glückliche<br />
Kindheit. Und vor allem das freche<br />
Entdecken der Sexualität hat es mir angetan.<br />
„Liebe: Dunkler Erdteil“ ist ein<br />
Gedicht von Ingeborg Bachmann, das<br />
von Abenteuern in fremden Orgasmen<br />
erzählt. Es ist noch nicht so lange her,<br />
da ging es beim Sex um die Überwindung<br />
von Prüderie, Spießbürgermoral<br />
und Christentum. Guten Sex zu haben,<br />
war ein klares politisches Statement.<br />
Damals verbrannten die Frauen ihre<br />
BHs, Gruppensex wurde als revolutionärer<br />
Lifestyle gesehen, und die Meinung,<br />
Selbstbefriedigung führe zu dauerhaften<br />
gesundheitlichen Schäden, wurde heftig<br />
bekämpft.<br />
Die alte Moral ist wieder da!<br />
Heute jedoch scheint der alte Scheiß<br />
wieder in Mode zu sein. Mit Vollgas zurück<br />
in die graue Vergangenheit! Viele<br />
Eltern schütteln ihre Köpfe, weil ihr Fortpflanz<br />
so prüde durch die Pubertät stolpert.<br />
Und wer sich kleine Freiheiten herausnimmt,<br />
wird vom<br />
Mainstream in den sozialen<br />
Medien sogleich lustvoll hingerichtet.<br />
Da wollte etwa Justin Timberlake<br />
mit einem Instagram-Foto dokumentieren,<br />
wie sehr seine Frau Jessica Biel den<br />
dreijährigen Sohn liebt. Das Foto zeigt,<br />
wie sie dem Kleinen ein Bussi auf den<br />
Mund gibt. Na, mehr hat es nicht gebraucht!<br />
Viele User geiferten, das sei widerlich:<br />
„Ein Kind küsst man nicht auf<br />
den Mund!“ – „Das ist ja fast schon sexueller<br />
Missbrauch!“ Ich sage: Das ist<br />
Blödsinn. Macht euch frei …<br />
Gewinnspiele in dieser Ausgabe<br />
finden Sie auf den Seiten<br />
18–20, 21 und 52–53.<br />
Mehr Informationen & Teilnahmebedingungen<br />
finden Sie auf ticketmagazin.com.<br />
Sie können über das Gewinnspielformular auf<br />
ticketmagazin.com („!ticket Gewinnspiele<br />
September 2018“) oder per E-Mail<br />
(gewinn@ticketmagazin.com) mitspielen.<br />
Einsendeschluss ist der 15. September 2018.<br />
Das nächste !ticket erscheint am 26. September 2018.<br />
LASTNEWS<br />
Ende September erscheint „Plays Well With Others“, eine 4-CD-Box von Phil Collins<br />
mit hochkarätigen Kollaborationen, darunter Brian Eno, Eric Clapton, Paul McCartney<br />
und viele mehr! André Hellers Sohn Left Boy ist zurück und geht im Dezember mit<br />
seinem neuen Album „Ferdinand“ auf Tour durch Österreich. DJ, Produzent und Live-<br />
Instrumentalist Timmy Trumpet gastiert im November in Linz, Graz, Bregenz und<br />
Wien! Am 7. September startet der Vorverkauf für das /slash Filmfestival!<br />
impressum<br />
Herausgeberin, Chefredakteurin:<br />
Mag. Roberta Scheifinger<br />
Chefredakteur & Chef vom Dienst:<br />
Stefan Baumgartner<br />
Anzeigen: Suzana Milic, Mag. Roberta Scheifinger<br />
Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne<br />
Franzl<br />
Redaktion/Kolumnisten:<br />
Stefan Baumgartner (sb), Amina Beganovic (ab),<br />
Georg Biron, Paul M. Delavos B.A. (pmd), Robert<br />
Fröwein (rf), Angelika Goldmann, Walter Gröbchen,<br />
Alexander Haide (ah), Amanda Peniston-Bird (apb),<br />
Mag. Joachim Schmida (js), Antonia T. Schulz (as),<br />
Mag. Manuel Simbürger (ms), Andreas Ungerböck<br />
(au), Andy Woerz<br />
Cartoon: Bertram Haid (BAES Cartoons)<br />
Lektorat: Gunther Natter<br />
Fotos: Filmverleiher, Plattenfirmen, Fotoagenturen,<br />
Veranstalter, siehe Copyright<br />
Cover: Mats Bäcker<br />
Medieninhaber, Eigentümer,<br />
Redaktionsanschrift:<br />
CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin,<br />
Heumühlgasse 11, 1040 Wien<br />
Designkonzept, grafische Produktion:<br />
QMM Quality Multi Media GmbH,<br />
Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien<br />
Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager<br />
Druck: NP Druck Gesellschaft m.b.H.,<br />
Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten<br />
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erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung.<br />
Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.<br />
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veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt.<br />
Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler.<br />
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