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!ticket<br />

Österreichs Eventmagazin Nr.1<br />

SEPT<br />

20 1 8<br />

musik<br />

show<br />

sport<br />

theater<br />

kabarett<br />

Ausgabe 223<br />

Damit sind Sie live dabei!<br />

2,90 €<br />

global<br />

comedy<br />

Nach dem Brand letztes Jahr<br />

öffnet das Globe Wien wieder seine<br />

Tore, auch der internationalen Comedy.<br />

ziemlich beste<br />

freunde<br />

Beefeater Master Distiller<br />

Desmond Payne über das<br />

Erfolgsgeheimnis von<br />

Gin & Tonic<br />

Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Heumühlgasse 11, 1040 Wien<br />

NIAVARANI<br />

CEYLAN<br />

CARR<br />

U.V.M.<br />

what a feeling<br />

„Flashdance – Das Musical“ ist die Bühnenadaption<br />

des gleichnamigen Kultfilms: Erzählt wird die FLASHDANCE<br />

Geschichte der Schweißerin Alex, die von einer<br />

Tanzkarriere träumt.


Foto VBW © Oliver Gast 2018<br />

#WeAreMusical<br />

DAS MUSICAL MIT DEN HITS VON<br />

RAINHARD FENDRICH<br />

REGIE<br />

Andreas Gergen<br />

BUCH<br />

Titus Hoffmann<br />

Christian Struppeck<br />

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© THE BODYGUARD (UK) LTD. Designed by DEWYNTERS<br />

WWW.MUSICALVIENNA.AT


GINMARKT<br />

Parallel zum<br />

Rumfestival findet<br />

im September wieder<br />

der Ginmarkt statt.<br />

Wir haben „ins Glas<br />

geschaut“ …<br />

18<br />

Frequotency.<br />

Nach jedem Sommer begeben wir<br />

uns in die Zäsur: Nicht als Journalisten<br />

allein, in erster Linie als Fans<br />

– und üben uns in Reminiszenz und Perspektive:<br />

Welche Festivals waren besonders<br />

gelungen, wo herrscht Reformbedarf? Im<br />

Zentrum stehen Gedanken zu Line-up, Abwicklung<br />

und Rahmenangebot: ein übliches<br />

Preis-Leistungsdenken eben. Kolleginnen<br />

wie Therese Kaiser (Kolumnistin bei The<br />

Gap und Electric-Spring-Kuratorin) beenden<br />

den Sommer jedoch, wie andere ihn begonnen<br />

haben, mit einem Quoten-Plädoyer:<br />

Die „Abwesenheit von Frauen auf Festivalbühnen<br />

ist keine paranoid-feministische<br />

Einbildung“, heißt es da. Bullshit! Festivals<br />

spiegeln zuvörderst einen je nach Kapazität<br />

mehr oder minder populären Hörergeschmack<br />

wider, da haben (nicht allein aus<br />

wirtschaftlicher Sicht) gesellschaftspolitische<br />

Querelen nichts verloren: Gerade jene, die<br />

sonst zu jeder Gelegenheit sämtliche Freiheiten<br />

für die Künste fordern, wollen selbige<br />

hier plötzlich instrumentalisieren? Wie malen<br />

sich verblendete KritikerInnen eigentlich<br />

das Arrangement von Billings aus? Dass da<br />

in die Jahre gekommene, hinterwäldlerische,<br />

schmerbäuchige, goldketterlbehängte Herren<br />

am Wirtshaustisch zusammensitzen<br />

und zwischen derben Blondinenwitzen potenzielle<br />

Bands mit Frauenanteil („Außer die<br />

ganz feschen!“) mit schäbigem Lacher vom<br />

Bierdeckel streichen? Ja, meine dahingehend<br />

ablehnende Haltung ist notgedrungen eine<br />

männlicheSicht der Dinge – dennoch eine<br />

aufgeklärte und durchaus pro-feministische:<br />

Es gibt keinen Grund, Musikerinnen nachteilig<br />

zu behandeln, etwa ihre Auftritte minder<br />

zu entlohnen oder ihnen gar abschlägig<br />

entgegenzutreten, weil „Frauen backstage<br />

ohnehin nur für Drama sorgen“ – und ähnlichen<br />

Stumpfsinn. Hingegen formuliere ich<br />

bewusst provokativ, wenn ich frage: Würde<br />

ich als Künstlerin einen Auftritt bekommen<br />

wollen, alleinweil ich weiblich bin und die<br />

Quote einen Veranstalter dazu nötigt? Wäre<br />

EDITORIAL<br />

das für mich und meine Kunst nicht ein<br />

schreckliches Armutszeugnis, könnte ich<br />

mich nicht mit den männlichen Kollegen<br />

auf Augenhöhe messen? In Besitz keines Penis<br />

zu sein ist keinekünstlerische Leistung –<br />

genauso wenig übrigens, wie über die paar<br />

Zentimeter Schwellkörper zu verfügen.<br />

Kunst sollte keine, insbesondere keine wertenden,<br />

einen Keil in die Gesellschaft treibende<br />

Grenzen kennen: Keine des Geschlechts,<br />

der Hautfarbe, der Religion, der Herkunft,<br />

des Body-Mass-Indexes oder eines anderen<br />

Klassements, das uns ohnehin im alltäglichen<br />

Leben auf Schritt und Tritt begleitet.<br />

Denn dann könnte uns als nächster Aufreger<br />

blühen, dass plötzlich eigentlichzu viele<br />

Künstler aus den Staaten und Skandinavien<br />

bei uns gastieren und die weltoffene, multikulturelle<br />

Quote zwanghaftnach Bands aus<br />

Afrika und Asien giert. Reglementierende<br />

Idiotie kennt leider keine Grenzen.<br />

Stefan Baumgartner (Chefredakteur)<br />

| 03


JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

[14] GLOBE Wien Die neue Saison nach dem verheerendem<br />

Großbrand [18] Ginmarkt Ein Blick ins Glas [21] Freddie<br />

Mercury Die Filmbiografie über Queen [22] Dinosaurier Eine<br />

Reise ins Reich der Giganten [25] Carmen Die emanzipierte Heldin<br />

[34] Don Giovanni Schwere Zeiten für Herzensbrecher [42]<br />

E-Mobility Ein Event, das sich der Zukunft verschrieben hat<br />

LIFESTYLE<br />

30 Modern Vamp Dunkle Farben<br />

und urbane Coolness stimmen<br />

auf den Herbst ein<br />

Location<br />

Wie Österreicher Musik hören Auch wenn es keine<br />

große Überraschung sein dürfte, jetzt belegt es auch<br />

die Statistik: Zum ersten Mal macht der virtuelle Musikmarkt<br />

etwas mehr Umsatz als physische Tonträger<br />

wie CDs und Vinyl. Geld lassen die Österreicher für<br />

ihre Musik trotzdem springen, im ersten Halbjahr 53,5<br />

Millionen Euro und damit um 6,3 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Und wofür? Auch das ist keine Überraschung:<br />

An der Spitze liegt Andreas Gabalier, gefolgt von<br />

Helene Fischer. Ebenfalls in die Top 10 geschafft haben<br />

es unter anderem die heimischen Künstler Pizzera &<br />

Jaus, Wanda und RAF Camora, sowie der internationale<br />

Superstar Ed Sheeran.<br />

Harry Potter Das Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene<br />

Leberkas Greissler Was Knoppers für die<br />

Kind“ kommt ins Hamburger Mehr! Theater. Die deutschsprachige Erstaufführung<br />

findet im Frühjahr 2020 statt und wird dauerhaft gezeigt. Im zweiteiligen<br />

Stück geht es um den mittlerweile erwachsenen Harry Potter, die<br />

beiden Teile werden entweder an einem Tag in einer Nachmittags- und<br />

einer Abendvorstellung hintereinander oder aber an zwei aufeinander -<br />

folgenden Abenden gezeigt.<br />

04 |<br />

deutschen Nachbarn, ist in Österreich der Leberkäse:<br />

Einen besseren Snack gegen den Hunger<br />

(und für den Gusto) gibt es kaum. Nun hat in der<br />

Riemergasse 4, in direkter Nähe zu Porgy & Bess<br />

und Ronacher, mit dem Leberkas Greissler ein<br />

Paradies für Feinschmecker eröffnet: Beste und<br />

regionale Zutaten finden sich in den bekannten<br />

und außergewöhnlichen Kreationen des ehemals<br />

auch Do & Co und Plachutta mitverantwortenden<br />

Teams, darunter „Brie mit Nuss“ oder<br />

„Schweinebauch mit Leberkäs und Speckwürfel“<br />

– auf Geschmacksverstärker, künstliche Aromen<br />

und Konservierungsstoffe wird hingegen verzichtet.<br />

Kredenzt werden die Leckerbissen u. a. mit<br />

Gebäck, Kren und großer Senfauswahl, dazu<br />

wird Trumer Pils oder Prosecco genossen.<br />

Kostenlos (aber nicht umsonst) gibt es eine Bewirtung,<br />

die die Bezeichnung Gastfreundschaft<br />

verdient. leberkas-greissler.at<br />

37 Orpheum Graz Auf Vielfalt fokussiert<br />

und mit Lend-Viertler<br />

Flair gesegnet<br />

HEIMAT<br />

28 AVEC Ein neues Freiheitsgefühl<br />

und mehr Ehrlichkeit zu sich selbst<br />

zeichnet „Heaven / Hell“ aus<br />

KULTOUR<br />

38 Kampfkunst Theater ist nicht<br />

nur Unterhaltung, es beschäftigt<br />

sich auch mit Gesellschaftsfragen<br />

LIVE IS LIFE<br />

45 Ed Sheeran Von Jamie Lawson<br />

über Anne-Marie bis hin zu Ed<br />

Sheeran einfach wunderschön<br />

MEDIA<br />

46 Kino, Musik und Spiele Mit<br />

Interpol, Slash, dem /slash Filmfestival<br />

und mehr<br />

PLUG&PLAY<br />

48 Equipment Großer Sound im<br />

Kleinformat, und das zudem<br />

noch erschwinglich …<br />

Fotos: Ginmarkt, Stefan Baumgartner, Matthew Murphy; llustration: baes


!ticket highlights<br />

SCHEINWERFERLICHT<br />

Mag. Roberta Scheifinger<br />

Chefredakteurin und<br />

Herausgeberin<br />

„Don’t bring me down“, „Hold on tight“, „Confusion“, „Last train to London“<br />

sind nur einige der bekanntesten Welthits des Electric Light Orchestras. Am 23.<br />

September lassen Jeff Lynne’s ELO in der Wiener Stadthalle Kindheits- und Jugenderinnerungen<br />

wach werden.<br />

Manchmal tut’s auch ein Hit: Europe feierten ihren Durchbruch 1986 bekanntlich<br />

mit „The Final Countdown“, „Carrie“ schaffte den Sprung in die Charts, konnte<br />

an den großen Erfolg aber nicht mehr anknüpfen. Nach ihrer Trennung 1992<br />

gehen die Schweden seit fünfzehn Jahren wieder gemeinsame Wege, die sie am 29.<br />

September in den Wiener Gasometer führen.<br />

Nicht genug der Nostalgie: Am 27. September findet die Österreich-Premiere von<br />

„Bodyguard – das Musical“, basierend auf einem der erfolgreichsten Kino-Blockbuster,<br />

im Wiener Ronacher statt. Lassen auch Sie sich diesen „One Moment in<br />

Time“ nicht entgehen!<br />

Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Spätsommer!<br />

• Highlights September • Highlights September • Highlights September •<br />

Rebekka Bakken<br />

Die Geschichtenerzählerin fischt im<br />

Jazz, Soul, Blues, Folk und Country<br />

6., Schloss Esterhazy<br />

Circus-Theater<br />

Roncalli<br />

ab 13. September,<br />

Rathausplatz Wien<br />

Nick Mason’s Saucerful of Secrets<br />

Der Schlagzeuger von Pink Floyd präsentiert<br />

ihre ersten beiden Alben live<br />

19., Wiener Stadthalle (F)<br />

Helene Fischer<br />

Die Schlagerkönigin holt ihre Konzerte<br />

vom Frühjahr nach<br />

11. & 12., Wiener Stadthalle (D)<br />

Humorfestival Velden<br />

Das 10-jährige Jubiläum mit inter/nationalen<br />

Stars der Kleinkunst<br />

20. bis 23., Casineum Velden<br />

Brunner Wiesn<br />

Gemütlichkeit, Tradition und ein abwechslungsreiches<br />

Programm<br />

7. bis 29., Campus21<br />

Bonnie Tyler<br />

Mit Hits von „Total Eclipse of the Heart“<br />

bis hin zu „It’s a Heartache“<br />

28., Kufstein Festung<br />

Sophie Hunger<br />

Die fantastische Schweizerin auf „Molecules“-Tour<br />

in drei Wiener Locations<br />

11. bis 13., Wien<br />

Wanda<br />

Die „vielleicht letzte wichtige Rock-’n’-<br />

Roll-Band“ unserer Generation<br />

14., Wörthersee Stadion<br />

Puddle Of Mudd<br />

„Blurry“ oder „She Hates Me“ gehören<br />

zweifelsohne auf jede Grunge-Playlist<br />

23., Arena<br />

Fotos: Circus Roncalli (Circus-Theater Roncalli), BMG (Kylie Minogue), MPL Communications (Paul McCartney)<br />

06 |


Kylie Minogue<br />

Golden<br />

Mit im Gepäck hat die Australierin ihr aktuelles Studioalbum<br />

„Golden“, ein pulsierender Hybrid, der Kylies unverwechselbaren<br />

Dance-Pop mit dem typischen Nashville-<br />

Country-Sound vermischt. Kylie wird mit ihrer Band natürlich<br />

nicht nur Songs von „Golden“, sondern aber auch etliche<br />

Hits aus ihrem phänomenalen Repertoire performen,<br />

und das in einem für sie erstaunlich intimen Rahmen!<br />

14. November, Gasometer<br />

Paul McCartney<br />

Freshen Up<br />

Bereits fünf lange Jahre<br />

ist es her, dass der Ex-Beatle 2013 im Zuge seiner „Out<br />

There“-Welttournee in Wien war. Eine Paul-McCartney-<br />

Show beinhaltet alles, was man sich als Musikliebhaber<br />

von einer Rock-Show nur wünschen kann: In knapp drei<br />

Stunden führt er uns durch die größten Momente der letzten<br />

50 Jahre Musikgeschichte. Mit zahlreichen Songs sowohl<br />

aus seiner Zeit als Solokünstler (darunter findet<br />

auch sein neues Album „Egypt Station“ Gehör) sowie<br />

natürlich mit den Wings und vielen Klassikern der Beatles<br />

lässt er keinen Musikwunsch offen.<br />

5. und 6. Dezember, Wiener Stadthalle (D)<br />

| 07


Lasst uns singen<br />

Der kultige Musikfilm „Flashdance“ kehrt als Musical zurück und<br />

heizt nach wie vor dem Publikum mächtig ein. Wie aber hat Musik<br />

und Tanz in die Gattung Film überhaupt Einzug gefunden? Und<br />

wieso ist die Faszination von Musikfilmen auch nach Jahrzehnten<br />

ungebrochen? Eine kleine (historische) Analyse. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER<br />

Unschuldige, große Rehaugen<br />

starren fünf strengen, ja arroganten<br />

Blicken entgegen. Hoffnung,<br />

dem großen Lebenstraum endlich<br />

ein großes Stück näher gekommen zu<br />

sein, trifft auf masochistische Lust, diesen<br />

Traum bloß mit einer hochgezogenen<br />

Augenbraue zu zerstören. Das Sonnenlicht<br />

bricht durch die großen Fenster<br />

des Tanzsaals und verwandelt ihn in eine<br />

Parallelwelt, in der sich Licht und Schatten<br />

umspielen, in der sich durchtrainierte,<br />

von Stulpen verzierte Beine zielstrebig<br />

ihren Weg bahnen. Der Plattenspieler<br />

wird angemacht. Die ersten Tanzschritte.<br />

Ambitioniert. Doch – huch!<br />

Schreck! Gestockter-Atem-Moment! Die<br />

trainierten Beine verlieren bei der Pirouette<br />

ihren Halt, stolpern am rutschigen<br />

Boden. Regungslos verharrt Alex<br />

vor der gestrengen Jury, die ersten Augenbrauen<br />

bewegen sich Richtung Horizontale.<br />

Beschämt senkt sie den Kopf.<br />

Doch dann – juhu! Yeah! Come on, girl!<br />

Die Nadel des Plattenspielers wird von<br />

Alex erneut an die Startposition gebracht.<br />

Und nun, weil verkackt hat sie schließlich<br />

eh schon, lässt Alex, die Schweißerin<br />

und Stripperin, los. Zeigt alles, was sie<br />

kann. Fordert ihren Körper ein letztes<br />

Mal derart, wie sie ihn in den letzten<br />

Wochen gefordert hat. Er wird zu ihrem<br />

08 |<br />

willigen Instrument, verdreht, verbiegt,<br />

dreht und verschlingt sich, springt, hüpft,<br />

lässt die Schwerkraft hinter sich. Augenbrauen<br />

wandern hinunter, stattdessen<br />

wird freudig mitgeklatscht und sich sogar<br />

im Takt geschneuzt. What a feeling!<br />

Ein Kult ist geboren<br />

Vor 35 Jahren tanzte sich Jennifer Beals<br />

alias Alex in „Flashdance“ nachhaltig in<br />

die Herzen und Tanzbeine des Publikums.<br />

Nur acht Millionen Dollar kostete<br />

der Film, am Ende spielte er rund 200<br />

Millionen weltweit ein und war der dritterfolgreichste<br />

Film des Jahres. Die Schlüsselszene<br />

des Streifens, in der Alex die<br />

Aufnahmeprüfung an einer renommierten<br />

Ballettschule absolvieren muss, gilt<br />

heute noch als eine der bestchoreografierten<br />

filmischen Tanzszenen und inspirierte<br />

nicht nur cinematografische<br />

Nachfolge-Hits wie „Dirty Dancing“<br />

oder „Save the last Dance“.<br />

Auch Künstler wie Kanye West („Fade“),<br />

Jennifer Lopez („I’m Glad“) oder Geri<br />

Halliwell („It’s Raining Men“) zollten<br />

in ihren Musikvideos sexy Hommage<br />

an Beals. Passend und richtig so, denn<br />

nicht die Handlung oder die Dialoge,<br />

sondern Giorgio Moroders Musik, ein<br />

Mix aus Disco, Ballett und Hip-Hop,<br />

sind die große Stärke des Films. MTV<br />

feierte zwei Jahre zuvor sein TV-Debüt<br />

und „Flashdance“ war der erste Film,<br />

der sich mit seinem schnellen Rhythmus,<br />

der Inszenierung des Körpers als erotisches<br />

Gesamtkunstwerk und den wie<br />

Musikvideos arrangierten Tanzszenen<br />

gezielt an die junge Generation richtete,<br />

für die Musikvideos fortan zur Lebensphilosophie<br />

wurden. Der Titelsong<br />

„What a Feeling“ von Irene Cara heimste<br />

gar einen Grammy, einen Golden Globe<br />

und einen Oscar ein, „Maniac“ wurde<br />

immerhin für Letzteren nominiert. Zwischen<br />

all dem Getanze gibt’s auch noch<br />

was fürs Herz, nämlich eine sensible<br />

Story über Selbstfindung, Empowerment<br />

und das Kämpfen für die eigenen Träume.<br />

Dazu Stulpen, Strumpfhosen, Schulterpolster<br />

und toupierte Haarmähnen.<br />

Lang leben die Achtziger!<br />

Ton ab!<br />

Natürlich spielten Musik und Tanz schon<br />

lange vor „Flashdance“ eine große Rolle<br />

im Film. Bereits Vorführungen von<br />

Stummfilmen wurden von Live-Musik<br />

begleitet – eigentlich nur deshalb, um<br />

die störenden Geräusche der Vorführapparate<br />

zu übertönen. Als erster Tonfilm<br />

gilt „The Jazz Singer“ aus dem<br />

Jahr 1927, seitdem entwickelte<br />

sich die Musik im


Fotos: Mats Bäcker, Louise Martinsson<br />

& tanzen!<br />

Genre Film langsam, aber stetig: Weil<br />

Neugier bekanntlich die Experimentierfreudigkeit<br />

beflügelt, wurde Musik mehr<br />

und mehr dramaturgisch höchst raffiniert<br />

und punktuell eingesetzt. Anfangs<br />

griff man vor allem auf bekannte Stücke<br />

aus Operetten, Opern und Revueshows<br />

zurück, man wollte damit die „gute alte<br />

Zeit“ mit moderner Technik beschwören.<br />

Seine erste Blütezeit erlebte der Musikfilm<br />

bereits in den Dreißigern und<br />

Vierzigern, als Fred Astaire, Ginger Rogers<br />

und Gene Kelly mit ihrem unvergleichlichen<br />

Tanzstil und ihrer Eleganz<br />

das Publikum verzauberten. Astaire gilt<br />

gar als Erfinder des Tanzfilms. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg sollte der Film<br />

vor allem eines sein: eine Möglichkeit<br />

zum Träumen. Zahlreiche Musicals<br />

wurden pompös und farbenprächtig<br />

verfilmt; im deutschen<br />

Sprachraum etablierte<br />

sich der Heimatfilm, in dem die<br />

Welt heil, friedlich und voller<br />

schöner Melodien war.<br />

Film wird Pop<br />

Prägend für den Musikfilm waren die<br />

Sechziger: Die Grenzen zwischen Musik-<br />

und Filmgenre verschwammen<br />

immer mehr, man entdeckte sich gegenseitig<br />

als profitable Marketingmöglichkeit.<br />

Zahlreiche Filme wurden<br />

auf damals populäre Künstler wie<br />

Elvis Presley oder die Beatles zugeschnitten,<br />

die wiederum sich und ihre<br />

Songs somit als Marke etablieren<br />

konnten. Die Musik wurde zu einem<br />

entscheidenden Faktor in Sachen Produktion,<br />

Vermarktung und Rezeption<br />

des Films. In diesem Jahrzehnt eta -<br />

blierte sich nicht nur der Konzertfilm<br />

(z. B. „Woodstock“, 1970), sondern<br />

es brachte auch dank perfektionierender<br />

Verknüpfung von Musik und<br />

Handlung viele Genreklassiker hervor,<br />

u. a. „West Side Story“ (1961) „Mary<br />

Poppins“, „My Fair Lady“ und „The<br />

Sound of Music“ (alle 1964).<br />

Richtig ab – vor allem für das junge<br />

Publikum! – ging’s in den Siebzigern:<br />

Filme wie „Rocky Horror Picture<br />

Show“ (1975), „Saturday Night Fever“<br />

(1977), Grease“ (1978) und „Hair“<br />

(1979) fingen, nicht zuletzt dank ihrer<br />

fetzigen Musiknummern, das damalige<br />

sexy, aber auch politische Lebensgefühl<br />

wie kein anderes Filmgenre ein<br />

und waren sowohl in den Kinocharts<br />

als auch in den Hitparaden Kassenschlager.<br />

| 09


Flashdance Die mitreißende Bühnenadaption<br />

des Films mit Songs von Produzent<br />

Giorgio Moroder und Keith Forsey,<br />

die für den Titelsong sowohl einen<br />

Oscar sowie einen Grammy erhielten,<br />

kommt jetzt als moderne Bühnenadaption<br />

auch nach Österreich.<br />

Der siegreiche Einzug von Pop und Rock<br />

hält bis heute an. All das wird in den<br />

Achtzigern mit „Fame“ (1980), „Footloose“<br />

(1984), „Staying Alive“ (1983)<br />

und Dirty Dancing“ (1987), aber auch<br />

mit „The Blues Brothers“ (1980) und<br />

„Hairspray“ (1988) auf die nächste Entertainment-Ebene<br />

gehoben. Seitdem<br />

präsentiert sich der Musikfilm abwechslungsreich,<br />

experimentell und vor allem<br />

mainstreamtauglich: sei es in Form von<br />

Dokumentationen, Biografien, leisen<br />

Dramen, neu interpretierten Musicals,<br />

sexy Tanzfilmen oder knallbunten Franchises.<br />

Musik öffnet Augen und Seele<br />

Was aber ist es, das uns nach wie vor so<br />

sehr an Musikfilmen fasziniert? Mal abgesehen<br />

vom Offensichtlichen – nämlich<br />

dass es einfach Laune macht, anderen<br />

beim perfektionierten Singen und Tanzen<br />

zuzusehen (laut Glücksforscher haben<br />

musikalische Menschen ein geringeres<br />

Depressionsrisiko!) – ist Musik<br />

jene Sprache, die verbindet wie keine<br />

andere und die einen überall Herzerl sehen<br />

lässt. Musik und Tanz überwindet<br />

gar kulturelle Grenzen, lässt einen dabei<br />

die eigene Wertekultur hinterfragen und<br />

somit zu sich selbst finden (und die Welt<br />

wird ganz nebenbei auch noch ein Stückerl<br />

friedvoller). Musik wird nicht nur<br />

zur Fluchtmöglichkeit aus dem tristen<br />

Alltag, sondern allen voran zur Metapher<br />

der sozialen Identität und des romantischen<br />

Sehnens – so wie Musik generell<br />

vor allem eine Sprache zwischen den<br />

Zeilen ist, eine Sprache, die aussagt, was<br />

nicht gesagt werden darf oder kann.<br />

Tanz wird nicht selten zum Synonym<br />

für Sex, Songs geben tiefere Einblicke in<br />

die Seelen- und Gefühlswelt der Protagonisten,<br />

wodurch wir Zuseher uns unseren<br />

Helden näherfühlen. Zudem kann<br />

im Film einfach jeder tanzen und singen<br />

(oder erlernt es durch harte Arbeit), was<br />

uns Faultieren das Gefühl gibt, es auch<br />

zu können, wenn wir es nur wollen (würden).<br />

Und, Hand aufs Herz: Wäre es<br />

nicht schön, immer dann, wenn Worte<br />

für unsere überbordenden Emotionen<br />

nicht mehr ausreichen, einfach auf offener<br />

Straße eine Powerballade schmettern<br />

zu können?<br />

Flashdance – Das Musical<br />

Weil das aber nun mal nicht geht, ohne<br />

sich kurz danach in enge, weiße Westen<br />

gekuschelt wiederzufinden, gehen wir<br />

einfach ins Musical, wenn wir einer Realität,<br />

in der Musik und Tanz den Rhythmus<br />

vorgeben, so nahe wie möglich<br />

kommen wollen. Also ab zu „Flashdance<br />

– Das Musical“, der Bühnenadaption<br />

zur erotisch aufgeladenen Cinderella-<br />

Story. Diese feierte bereits 2008 Weltpremiere<br />

in England und kommt nun<br />

im Herbst, anlässlich ihres 35. Geburtstags,<br />

optisch und technisch runderneuert<br />

auf große Tournee nach Österreich und<br />

Deutschland. Aufwendige LED-Techniken<br />

sorgen für sekundenschnelle Szenen-<br />

und Themenwechsel, vorprogrammierte<br />

Sequenzen werden mit Live-Szenen<br />

in Echtzeit auf die Wände gebracht.<br />

Auch die Tanzszenen wurden mit zeitgemäßen<br />

Tanzeinflüssen aus Street<br />

Dance und Modern Dance ins Heute<br />

geholt und verbinden so das Gefühl der<br />

Achtziger mit aktuellem Flair. Dieses<br />

„Feeling“ sollte man sich keinesfalls entgehen<br />

lassen!<br />

n „Flashdance – Das Musical“ spielt es<br />

Ende Oktober in der Salzburgarena und<br />

ab Mitte November bis Monatsende im<br />

Wiener MuseumsQuartier (Halle E). Für<br />

die Veranstaltung sind FanTickets verfügbar,<br />

für Wien zudem ticketPLUS+ Dinner<br />

im Restaurant Motto und ticketPLUS+<br />

Hotel (Falkensteiner Am Schottenfeld****).


!ticket highlights<br />

Twenty One Pilots<br />

The Bandito<br />

Mit großem Paukenschlag brachen Twenty One Pilots ihre<br />

einjährige Stille: Anfang Juli teilten sie die zwei neuen Songs<br />

„Jumpsuit“ und „Nico And The Niners“, die beide auf ihrem<br />

am 5. Oktober erscheinenden Album „Trench“ zu finden sein<br />

werden, das natürlich auch live präsentiert wird …<br />

Risha<br />

David Eugene Edwards (Wovenhand, 16 Horsepower), ist<br />

wohl einer der beeindruckendsten Gitarristen/Sänger, Songschreiber<br />

und Lyriker unserer Zeit, Alexander Hacke ist einer<br />

der bedeutendsten deutschen experimentellen Künstler und<br />

vor allem als Mitglied der Einstürzenden Neubauten bekannt.<br />

Gemeinsam kreieren sie auf „Risha“ eine geheimnisvolle und<br />

hypnotische Atmosphäre, irgendwo zwischen Americana,<br />

Neo-Folk, Industrial, Ambient und arabischen Einflüssen.<br />

8. November, Flex<br />

12 |<br />

Edwards/Hacke<br />

17. Februar, Wiener Stadthalle (D)<br />

Fotos: Brad Heaton (Twenty One Pilots), Arcadia Live (Edwards/Hacke), Udo Leitner (Stermann & Grissemann), Oktober Promotion (Mother’s Cake), Barracuda Music (Chvrches)


IT’S ONLY WOERZ<br />

Love Is Dead (Support: Anger)<br />

Seit sie 2013 erstmals überstrahlt vom funkelnden Glanz ihrer Single „Recover“ auf<br />

der Bildfläche erschienen, haben sich Chvrches immer mit subtiler, aber unmissverständlicher<br />

Vorsicht dagegen gesträubt, sich auf ihr Sommerhit-Potenzial reduzieren<br />

zu lassen, denn in ihrem Innersten sind sie echte Punks aus Glasgow. Die drei<br />

haben alles getan, um sich selbst und die ihnen innenwohnende Melancholie zu<br />

schützen, die ihrem sonnigen Synthie-Pop Tiefe verleiht. So auch auf ihrem brandneuem<br />

Album „Love Is Dead“.<br />

10. November, Gasometer<br />

Live<br />

Paris, London, Australien –<br />

schon anhand ihrer Tourstatistik<br />

waren Mother’s Cake<br />

immer die etwas „andere“<br />

Band Österreichs. Mit den Erfahrungen,<br />

die Yves Krismer,<br />

Benedikt Trenkwalder und<br />

Jan Haußels in knapp zehn<br />

Jahren Bandgeschichte sammeln<br />

konnten, würden andere<br />

bereits Biografien füllen.<br />

Hinzu kommen nicht nur drei<br />

stilistisch unterschiedlichen Studioalben, sondern auch ihr aktuelles Live-Album „Live<br />

At Bergisel“: Aufgenommen unplugged in der Band-Heimat, im leeren Skisprung-Stadion<br />

in gnadenloser Kälte.<br />

im Herbst & Winter, u. a. in Reutte, Graz, Dornbirn, München und Wien<br />

im Herbst und Winter in ganz Österreich<br />

Chvrches<br />

Mother’s Cake<br />

Gags, Gags, Gags! und<br />

Das Ei ist hart!<br />

Das Stermann-&-Grissemann-Universum<br />

aus feiner Beschimpfung,<br />

Sinnsabotage und Selbstdemontage,<br />

Nonsens, bizarrer Parodie, Persiflage<br />

und Polemik erlaubt sich in<br />

„Gags, Gags, Gags“ eine neue,<br />

nicht geahnte Ausdehnung. Man<br />

brilliert aber auch mit fremden Texten,<br />

nämlich in „Das Ei ist hart!“,<br />

Loriots „Dramatische Werke“ gelesen<br />

und gespielt von Stermann &<br />

Grissemann.<br />

Stermann & Grissemann<br />

сюрприз<br />

Urlaub. Fremdes Land. Fremde<br />

Sitten. Fremde Schrift. Kurz nach<br />

Ende der Fußball-WM begab ich<br />

mich nach Moskau. Was mich<br />

nebst dem Reisen schon immer<br />

fasziniert hat, sind Schriften, die<br />

ich gelernter „Schreiblatino und<br />

Zahlenaraber“ nicht lesen kann.<br />

Unabhängig davon, dass ich die<br />

dazu passende Sprache ohnehin<br />

nicht verstehe. Japanisch, Koreanisch,<br />

Klingonisch und eben Russisch,<br />

um nur einige zu nennen.<br />

Umso spaßiger erschien mir das<br />

Unterfangen, eine Veranstaltung<br />

auszusuchen und hinzugehen,<br />

ohne zu wissen, was es ist.<br />

Ausschließlich kyrillische Schrift<br />

in der Ankündigung war die<br />

Voraussetzung. Meine Freundin<br />

und zwei in Moskau ansäßige<br />

Freunde begleiteten mich. So<br />

landeten wir, und ich denke, es<br />

hätte weitaus fataler sein können,<br />

in einem anheimelnden,<br />

verhältnismäßig kleinen Club.<br />

Am Eingang stellte sich heraus,<br />

dass es dort zwei Bühnen gab.<br />

In einem Saal spielten sie Jazz,<br />

im anderen eine Blues-Jamsession<br />

mit einer mehr oder weniger<br />

fixen lokalen Band sowie brillierenden<br />

Gastmusikern, die jeweils<br />

für drei, vier Lieder auf die<br />

Bühne kamen. Blues war die<br />

Wahl des Abends. Es war eine<br />

unterhaltsame Vorstellung und<br />

ich wage den p.t. Lesern dieser<br />

Kolumne den Vorschlag zu machen,<br />

ebenfalls Neues, selbst<br />

Uneinschätz- oder Unlesbares<br />

zu versuchen und sich der Kultur<br />

einer Stadt auf diese Art zu<br />

nähern. Ach ja, zum Ausgleich<br />

musste, pardon, durfte ich dann<br />

mit meiner Freundin in die Oper.<br />

Russisches Ballett. Das war<br />

vorab leserlich angekündigt.<br />

| 13


„Man darf mit Shakespea<br />

Anfang Oktober öffnet das GLOBE WIEN<br />

nach einem verheerenden Brand wieder<br />

seine Pforten. Grund genug, um ein Pläuschchen<br />

mit den Gründern Michael Niavarani<br />

und Georg Hoanzl zu führen – über die Vergangenheit,<br />

die Zukunft und Shakespeare<br />

mittendrin. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER<br />

Es mag wie ein Klischee klingen,<br />

aber manchmal ist es eben doch<br />

das Leben selbst, das die besten<br />

Drehbücher schreibt und die Grenze<br />

zwischen Realität und imitierender, fantasievoller<br />

Kunst verschwimmen lässt:<br />

Im September 2017 kam es zu einem<br />

Brand in der Wiener Marx Halle, der<br />

auch auf das berühmte GLOBE WIEN,<br />

das 2014 von Künstleragent Georg Hoanzl<br />

und Publikumsliebling Michael Niavarani<br />

nach dem Vorbild des historischen<br />

Globe Theatre von Shakespeare gegründet<br />

wurde, übergriff. Nicht ein technischer<br />

Makel, ein explorierender Scheinwerfer,<br />

ja noch nicht mal eine glimmende<br />

Zigarette waren schuld am Unglück,<br />

sondern eine Geisterbeschwörung zweier<br />

Jugendlicher, die scheinbar nicht ganz<br />

nach Plan lief (oder etwa doch …?). Ein<br />

Drama, das Shakespeare selbst nicht besser<br />

verfassen hätte können. „Der substanzielle<br />

Schaden bestand in der Verformung<br />

der denkmalgeschützten Eisenkonstruktion,<br />

die fast die <strong>gesamt</strong>e<br />

Dachkonstruktion des Globe Wien betroffen<br />

hat“, erzählt Hoanzl. Nach intensiven<br />

Aufbauarbeiten ist es endlich<br />

wieder so weit: Anfang Oktober werden<br />

die Globe-Wien-Tore neuerlich geöffnet<br />

und die Welt, ganz nach Shakespeare,<br />

wieder zur Bühne gemacht …<br />

Hat man den Brand zum Anlass genommen,<br />

das Theater ein paar Neuerungen<br />

zu unterziehen?<br />

Georg Hoanzl: Optisch und funktional<br />

sind wir dem bekannten Konzept treu<br />

geblieben, haben aber natürlich einige<br />

Erfahrungswerte der letzten Jahre in<br />

den Wiederaufbau einfließen lassen.<br />

Auch beim Programm gibt es eine<br />

Fortsetzung der bereits begonnenen<br />

Linie mit den von uns und vom Publikum<br />

geschätzten Künstlern. Bei den<br />

Eigenproduktionen wird es noch ein<br />

bisserl dauern, weil sie eine wesentlich<br />

längere Vorbereitungszeit brauchen<br />

und wir bis vor einigen Wochen nicht<br />

genau gewusst haben, wann es weitergeht.<br />

Auch Shakespeares Globe ist nach<br />

14 Jahren einem Feuer zum Opfer<br />

gefallen. Liegt ein Fluch auf der Marke<br />

Globe?<br />

Michael Niavarani: (lacht) Der Versuch,<br />

das Globe so originalgetreu wie<br />

möglich nachzubauen musste natürlich<br />

in diesem Brand gipfeln, das ging gar<br />

nicht anders. Ich glaube, bei der Geisterbeschwörung<br />

sollte Shakespeares<br />

Geist gerufen werden – und der hatte<br />

so einen Zorn, dass er dann das ganze<br />

Gebäude angezündet hat.<br />

Wann waren Sie das letzte Mal im<br />

Londoner Globe Theatre?<br />

Hoanzl: Bei mir war es „Titus Andronicus“<br />

im Frühjahr 2014. Mich haben<br />

das Stück und die Inszenierung und<br />

natürlich die schauspielerische Leistung<br />

trotz oder gerade wegen der rohen,<br />

brutalen Gewalt in meinem tiefsten<br />

Inneren voll erfasst und alles, was in<br />

mir an pazifistischen Gefühlen vorhanden<br />

ist, verstärkt. Dadurch habe<br />

ich die Wirkung von Shakespeare in<br />

seiner politischen Dimension und Aktualität<br />

hautnah erlebt.<br />

Niavarani: Vor einer Woche erst –<br />

und wir haben uns „Hamlet“ angesehen.<br />

Die Titelrolle wurde von einer<br />

Frau gespielt, was ich extrem interessant<br />

und spannend fand. Das hat mich<br />

dazu inspiriert, die Hamlet-Geschichte<br />

aus der Sicht der Ophelia zu erzählen.<br />

Das wird eines meiner nächsten Projekte<br />

werden.<br />

Regisseure nehmen sich in ihren<br />

Shakes peare-Inszenierungen gerne vie-<br />

Fotos: Jan Frankl, Agentur Hoanzl<br />

14 |


e alles machen“<br />

dvd-tipp<br />

Das GLOBE WIEN für daheim<br />

„Romeo und Julia“ ist die zweite Shakespeare-Interpretation<br />

von Michael Niavarani: Romeo und<br />

Julia sind nur deswegen das größte Liebespaar<br />

der Weltliteratur, weil sie nie miteinander leben<br />

mussten, sondern rechtzeitig gestorben sind. Im<br />

Falle der höchst beklagenswerten Komödie sind<br />

nicht die beiden Liebenden gestorben sondern die<br />

Liebe. Die Kinder sind aus dem Haus, die Geschäfte<br />

laufen gut – und plötzlich tauchen eine<br />

alte Liebe und eine junge Schauspielerin auf und<br />

allen Beteiligten schießt die Verliebtheit wieder<br />

ein! Sofort kommt es zu Lügen, Sex und Betrug<br />

… denn wie sagt William Shakespeare selbst:<br />

„Weise sein und lieben vermag kein Mensch!“<br />

Es spielen unter der Regie von Bernhard Murg,<br />

Michael Niavarani und Oliver Rosskopf: Michael<br />

Niavarani, Sigrid Hauser, Bernhard Murg, Otto<br />

Jaus, Günther Lainer, Oliver Rosskopf, Susanne<br />

Preissl, Hemma Clementi, Georg Leskovich, Eva<br />

Maria Frank, Pia Strauss und Stefan Altenhofer.<br />

Die Doppel-DVD<br />

kommt inklusive<br />

Textbuch und Programmheft<br />

und ist<br />

im gut stortierten<br />

Fachhandel und<br />

auf hoanzl.at<br />

erhältlich.<br />

GLOBE WIEN Nach dem Brand öffnet das St. Marxer Theater im Oktober wieder seine Pforten. Hausherr<br />

Niavarani freut sich schon wieder auf die „Nähe zum Publikum“.<br />

le Freiheiten, modernisieren das Stück.<br />

Kreativität oder Respektlosigkeit?<br />

Niavarani: Hier gibt es zwei Herangehensweisen:<br />

Die meisten Regisseure fragen<br />

nicht, was der Originaltext historisch<br />

bedeutete, sondern zeigen ihre eigene<br />

Interpretation auf der Bühne. Das ist legitim<br />

und kann zu absurden, brisanten,<br />

spannenden, aber auch sehr langweiligen<br />

Varianten des Stückes führen. Und dann<br />

gibt es die Möglichkeit der historischen<br />

Recherche, also zu fragen, was Shakes -<br />

peare da und dort genau gemeint hat:<br />

Viele zeitgenössische, auch politische Anspielungen<br />

verstehen wir heute gar nicht<br />

mehr. Da muss man dann versuchen<br />

eine Form zu finden, wie man selbst und<br />

das Publikum verstehen kann, was der<br />

Typ damals eigentlich sagen wollte. Beide<br />

Methoden sind sehr spannend. Man darf<br />

mit Shakespeare alles machen, wie mit<br />

jedem anderen Text auch.<br />

Welche Methode liegt Ihnen näher?<br />

Niavarani: Gar keine! (lacht) Ich versuche<br />

ja, aus Shakespeare eine Komödie<br />

zu machen – aber versuche dabei, ihm<br />

treu zu bleiben. Ich tendiere also zur<br />

Recherchearbeit. Meine Stücke sind inspiriert<br />

von Shakespeare, aber nicht<br />

Shakespeare selbst.<br />

Goethe und Mark Twain sind berühmte<br />

Shakespeare-Kritiker. Tatsächlich sind<br />

seine Dramaturgien bisweilen nicht<br />

ganz konsistent und wenn man genau<br />

hinschaut, lassen sich mitunter absurde<br />

kleine Fehlleistungen darin finden.<br />

Schleicht sich auch bei Ihnen, obwohl<br />

außerordentlicher Shakespeare-Verehrer,<br />

manchmal der eine oder andere<br />

kritische Gedanke ein?<br />

Niavarani: Shakespeare war ein Theatermensch.<br />

Er war Autor, Regisseur,<br />

Schauspieler, Theaterteilhaber in Personalunion.<br />

Seine Texte sind nicht Literatur,<br />

sondern theaterkonventionelle Texte für<br />

die Bühne. Zum Beispiel: Manchmal treten<br />

Figuren in Shakespeares Stücken nur<br />

deshalb so spät auf, weil sich der Schauspieler<br />

erst umziehen musste. Das muss<br />

man im Hinterkopf behalten. Goethe<br />

kritisiert, dass Shakespeare die Einheit<br />

von Zeit und Raum nicht einhält. Ich<br />

finde aber, dass genau das seine Stücke<br />

so faszinierend macht. Streng genommen<br />

hat William Shakespeare das Drehbuch<br />

erfunden.<br />

Als Teilhaber des Globe erwarb sich<br />

Shakespeare Vermögen und Einfluss.<br />

Wie sieht’s da bei Ihnen beiden aus?<br />

Hoanzl: Der Brand hat uns finanziell<br />

„ein bisserl“ zurückgeworfen. Der Konkurrenz<br />

von Netflix, Amazon und Hollywood<br />

waren Shakespeare und seine<br />

Zeitgenossen genauso wenig ausgesetzt<br />

wie allen anderen Errungenschaften der<br />

gegenwärtigen Kulturbranche und Freizeitindustrie.<br />

Deshalb gibt es mehr Startups<br />

in anderen Bereichen als unsubventionierte<br />

Theaterneugründungen. Ich<br />

| 15


vom aufwendigen Raumkonzept bis<br />

hin zu dem künstlerischen und finanziellen<br />

Einsatz, den wir in unseren ersten<br />

beiden Eigenproduktionen „Richard<br />

III“ und „Romeo & Julia“ eingebracht<br />

haben. Das war schon ein<br />

Steilpass, der uns ordentlich zum<br />

Schwitzen gebracht hat. Aber das ist<br />

gut so.<br />

glaube, die letzte privatwirtschaftliche<br />

Theatereröffnung mit über 1.000 Sitzplätzen<br />

in Wien war vor über hundert<br />

Jahren. Aber die Gewinnbestrebung ist<br />

voll da! Weil anders werden wir als bewusst<br />

unsubventioniertes Theater und<br />

Produzenten nicht dauerhaft bestehen.<br />

Das GLOBE WIEN wurde 2014 gegründet.<br />

Wie fällt bisher das Resümee aus?<br />

Hoanzl: Es war eine gute Idee!<br />

Niavarani: Man kann immer besser werden.<br />

Ich bin nie zufrieden mit dem, was<br />

ich mache. Von meiner Arbeit gefallen<br />

mir 98 Prozent nicht und würde ich<br />

gerne anders machen. Georg und ich arbeiten<br />

schon an den nächsten Projekten<br />

und aktuell ist es so, dass ich nur die negativen<br />

Dinge sehe. Ich finde das sehr<br />

wichtig: jene Bereiche zu sehen, die nicht<br />

funktionieren. Sonst entwickelt man sich<br />

nie weiter. Jedes neue Projekt ist ein ständiges<br />

Ausbessern der Fehler, die man bei<br />

den vorherigen gemacht hat. Und jedes<br />

Projekt ist dafür da, um wieder neue<br />

Fehler zu machen. Ich habe nicht die<br />

Ruhe, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen.<br />

Die san a vü zu klan für mein<br />

riesign Oasch!<br />

16 |<br />

Michael Niavarani Der Hausherr und<br />

Hauptdarsteller ist auch sein größter<br />

Kritiker: „Ich habe nicht die Ruhe, mich auf<br />

meinen Lorbeeren auszuruhen. Die san a vü<br />

zu klan für mein riesign Oasch!“<br />

Permanente Selbstkritik – so etwas wie<br />

Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />

Niavarani: Eher mein Antrieb. Wenn<br />

ich etwas erschaffen würde, was perfekt<br />

wäre, würde ich nicht mehr weitermachen.<br />

Weil danach kann es ja nur schlechter<br />

werden. Aktuell habe ich das Gefühl,<br />

dass meine Arbeit Stück für Stück immer<br />

besser wird. Was natürlich auch eine Illusion<br />

sein kann (lacht)!<br />

Mit welchen Hürden mussten Sie anfangs<br />

kämpfen, als Sie bekannt gaben,<br />

das GLOBE WIEN zu errichten?<br />

Niavarani: Branchenintern gab es keinen<br />

Gegenwind, weil wir sehr tiefgestapelt<br />

haben! Wir sind sehr unauffällig an die<br />

Sache rangegangen. Wir sind keine großen<br />

Ankündiger. Wir machen einfach<br />

und die Leute entdecken das dann von<br />

alleine. Wir mussten sehr zu unserer<br />

Überraschung nicht mal einen Kredit<br />

aufnehmen, weil wir bereits so viele Karten<br />

verkauft hatten. Man kann also sagen:<br />

Die Leute haben sich das Theater selbst<br />

erbaut. Dafür bin ich sehr dankbar.<br />

Hoanzl: Die größten Hürden, die wir<br />

überwinden mussten, waren tatsächlich<br />

unsere eigenen Ansprüche, angefangen<br />

Das Besondere des GLOBE WIEN ist<br />

die außergewöhnliche Nähe zwischen<br />

Publikum und Bühnengeschehen. Herr<br />

Niavarani, wie sehr beeinflusst diese<br />

Nähe Ihr Spiel auf der Bühne?<br />

Niavarani: Das Timing des Abends<br />

wird bei einer Komödie zur Hälfte von<br />

den Schauspielern, zur Hälfte vom Publikum<br />

bestimmt. Der Rhythmus des<br />

Lachens gibt das Tempo des Spielens<br />

vor. Die Interaktion ist im GLOBE natürlich<br />

viel stärker als in anderen Spielstätten.<br />

Die Bühne ist umgeben vom<br />

Publikum, man spielt inmitten der<br />

Menschen. Das führt dazu, dass man<br />

leichter auf sie hören kann. Als Druck<br />

empfinde ich das aber nicht, denn dann<br />

wäre ich im falschen Beruf. Im Gegenteil,<br />

es erleichtert die Sache.<br />

Wie sehr hat sich die Kabarettbranche<br />

seit der Gründung des GLOBE WIEN<br />

verändert?<br />

Hoanzl: Meiner Wahrnehmung nach<br />

wird es immer bunter und vielfältiger<br />

in der Branche. Neben den bekannten<br />

Stars der Szene beleben englischsprachige<br />

Comedians ebenso wie Kollegen<br />

aus Deutschland die Szene. Das hat sicher<br />

auch mit dem fast uneingeschränkten<br />

Medienangebot zu tun. Zusätzlich<br />

ist in Österreich in den letzten<br />

Jahren eine neue starke Generation von<br />

Kabarettistinnen und Kabarettisten herangewachsen.<br />

All das beeinflusst in direkter<br />

und indirekter, jedenfalls aber positiver<br />

Form natürlich auch das GLO-<br />

BE WIEN wie alle anderen Spielstätten.


Apropos: Im Oktober treten Pizzera<br />

& Jaus im GLOBE WIEN auf – nicht<br />

nur die aktuell heißesten, sondern<br />

auch jüngsten Eisen in der Kabarettbranche.<br />

Will man so das junge Publikum<br />

ins Theater zurückholen? Und<br />

wie schwer ist es, die Jungen fürs<br />

Theater zu begeistern?<br />

Hoanzl: Ich glaube, dass es auf die Themen,<br />

das Lebensgefühl und die glaubwürdige<br />

Darstellung derselben ankommt,<br />

ob man damit junge Menschen<br />

anspricht. Hier gibt es neben Pizzera<br />

und Jaus, die verdienterweise großartige<br />

Erfolge feiern, mit Lisa Eckhart, Stefan<br />

Leonhardsberger, Christoph Fritz und<br />

vielen anderen ein umfangreiches und<br />

vielfältiges Angebot, das Gleichaltrige<br />

ebenso anspricht wie alle seit Jahrzehnten<br />

Kabarettinteressierten. Das führt<br />

zu einer Durchmischung und Belebung,<br />

die der <strong>gesamt</strong>en Branche zusätzliche<br />

Vitalität einhaucht.<br />

Niavarani: Es ist wichtig, den Kontakt<br />

zur nächsten Generation zu halten und<br />

ich lasse mich auch von ihr beeinflussen.<br />

Mich interessiert, was und wie die das<br />

Ganze machen, wie sie an eine Pointe<br />

herangehen. Ich bin sehr neugierig, was<br />

für neue Wege gegangen werden. Denn<br />

es ist ja nichts fader, als immer dasselbe<br />

zu sehen. Wobei man ja ehrlich sagen<br />

muss: Wir machen alle dasselbe (lacht)!<br />

Manchmal erkenne ich mich in dem einen<br />

oder anderen Newcomer wieder.<br />

n Ab Oktober öffnet der GLOBE WIEN<br />

wieder seine Pforten, u. a. mit Künstlern<br />

wie Pizzera & Jaus, Gernot Kulis, Michael<br />

Mittermeier, Hausherr Michael Niavarani,<br />

Thomas Stipsits, Jimmy Carr und Bülent<br />

Ceylan. Am 26. November wird hier übrigens<br />

auch der österreichische Kabarettpreis<br />

vergeben. Für ausgewählte Veranstaltungen<br />

sind FanTickets verfügbar.<br />

| 17


Gin & Tonic: Ziemli<br />

Wo früher Hefe hergestellt wurde, findet heuer Wiens größter<br />

Ginmarkt statt: Parallel zum Rumfestival dreht es sich im Herbst in<br />

der Ottakringer Brauerei zur Abwechslung einmal nicht um Flüssigbrot.<br />

Wir haben im Vorfeld Beefeaters Master Distiller Desmond<br />

Payne in die Karten – und mit ihm ins Glas geschaut. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />

18 |<br />

Queen Mum ist dem Gin nicht<br />

abgeneigt. Bereits beim Frühstück<br />

beliebt sie sich damit zu<br />

stärken, wie in der autorisierten Biografie<br />

„Queen Elizabeth – The Queen Mother“<br />

nachzulesen ist. Desmond Payne, Master<br />

Distiller beim britischen Gin-Giganten<br />

Beefeater, lächelt darauf angesprochen<br />

verschmitzt. Auch er ist einem Gläschen<br />

in den Morgenstunden – bevorzugt einem<br />

Martini – nicht abgeneigt. Und natürlich<br />

weiß er, welchen Gin das Oberhaupt<br />

des britischen Empire bevorzugt.<br />

Verraten möchte er uns dieses wohl gehütete<br />

Geheimnis jedoch nicht: Der Name<br />

der Marke Beefeater geht zwar auf<br />

die Yeomen Warders, die Ordnungstruppe<br />

des Towers of London, zurück.<br />

Seinen Lebensalltag im ehemaligen Kriminalgefängnis<br />

verbringen, das möchte<br />

Payne dann doch nicht, scherzt er – in<br />

Kennington, wo die Distillerie nach ihrer<br />

Gründung im Stadtteil Chelsea und nach<br />

Ausbau zur Jahrhundertwende in Lambeth<br />

schließlich seit Ende des zweiten<br />

Weltkriegs beheimatet ist, fühle er sich<br />

eigentlich ganz wohl.<br />

Doch Gin ist nicht allein der britischen<br />

Hautevolee vorbehalten. Der Ansturm<br />

auf die letztjährige Premiere des Wiener<br />

Ginmarktes macht es deutlich: Die Wacholderspirituose<br />

zählt heute zu den beliebtesten<br />

– dabei aber auch spannendsten<br />

– Alkoholika. Vielleicht nicht gerade<br />

zum Frühstück, aber als Aperitif oder<br />

als Feierabendgetränk ist ein Gin & Tonic<br />

eine erfrischende Alternative zu Bier und<br />

Wein – oder auch deren benebelungsfreundlicheren<br />

Varianten Radler und<br />

Spritzer. Einfach nur einen Gin & Tonic<br />

beim Barkeeper seines Vertrauens bestellen<br />

geht allerdings kaum noch – zu<br />

angesagt ist das Getränk mittlerweile<br />

und zu divers daher auch die Angebote:<br />

Nicht nur Gin-, auch Tonic-Produzenten<br />

gibt es viele – auch in Österreich, darunter<br />

besonders empfehlenswert der<br />

Styrian Dry Gin STIN und Enn Gin aus<br />

Saalbach. Welcher Gin wem und wann<br />

schmeckt, ist ähnlich wie beim Wein:<br />

Beginner fangen gerne mit fruchtigen<br />

Weißweinen an, bekommen irgendwann<br />

Geschmack an den trockenen; machen<br />

dann ihre Erfahrungen mit unkomplizierten<br />

Roten und bleiben entweder bei<br />

den eingängigen Blockbustern hängen<br />

oder finden zu Subtilerem wie Bordeaux,<br />

Rhône oder Barolo. Beim Gin ist es ganz<br />

ähnlich. Gelegenheitsgenießer und Jungspunde<br />

bevorzugen Wodka oder Gins<br />

mit Frucht- und Kräuteraromen, sogenannten<br />

Botanicals, die einfach oder<br />

komplex sein können. Dagegen tendieren<br />

erfahrene Ginliebhaber tendenziell<br />

zu trockenen Gins mit mehr oder weniger<br />

markantem Wacholdergeschmack.<br />

Was ist Gin eigentlich?<br />

Seine Herkunft verdankt der Gin Benediktinermönchen<br />

in Salerno, die 1055<br />

beschrieben, wie sie Wein mit Wacholderbeeren<br />

versetzten. 1575 soll ein Professor<br />

an der Universität in Leiden Wacholderöl<br />

mit Alkohol versetzt haben.<br />

Holländische Apotheker brachten das<br />

Wacholderdestillat „Genièvre“ (französisch:<br />

Wacholder) gegen Fiebererkrankungen<br />

unter die Leute. Weil dieses Heilmittel<br />

auch als Getränk interessant<br />

schmeckte, dürfte sich auch Lucas Bols<br />

damit beschäftigt haben, nachdem er<br />

1575 eine Brennerei in Amsterdam gegründet<br />

hatte. Schnell verbreitete<br />

sich der Genever im nördlichen<br />

Europa. Vor allem in England<br />

fand das Destillat als Schnaps<br />

begeisterte Abnehmer, die das<br />

mittlerweile als Genever bekannte<br />

Getränk zu Gin – nach<br />

Verordnung eine „Spirituose mit<br />

Wacholdergeschmack, die durch<br />

Aromatisieren von Ethylalkohol<br />

landwirtschaftlichen Ursprungs gewonnen<br />

wird“ – anglisierten. Heute unterscheidet<br />

man je nach Reinheitsgebot drei<br />

Sorten von Gin, die nichts über den Geschmack<br />

aussagen, wohl aber über die<br />

Art und Weise, wie er hergestellt wird:<br />

London Gin, Dry Gin und Sloe Gin, der<br />

eigentlich ein Likör ist. Neben diesen


ch beste Freunde<br />

Fotos: Beefeater, Philipp Lipiarski<br />

von der EU festgelegten haben sich zahlreiche<br />

weitere Sorten wie Old Tom und<br />

Reserve etabliert, die zwar nicht offiziell<br />

geschützt, von Herstellern aber trotzdem<br />

mehrheitlich einheitlich verwendet werden.<br />

Manche dieser geben auch eine geschmackliche<br />

Orientierung.<br />

Doch schließlich die Frage aller Fragen:<br />

Wie genießt man dieses klare, bekömmliche<br />

alkoholische Getränk eigentlich?<br />

Nach einer Führung durch „seine“ Distillerie<br />

lädt Desmond Payne in sein Heiligtum,<br />

sein Büro. Es dominiert dunkles<br />

Holz und schweres Leder – und eine<br />

Vielzahl an Gerüchen: Zitrusfrüchte,<br />

Koriander, Blumiges – hie und da vielleicht<br />

auch Arznei-Noten. Hier wird also<br />

darauf geachtet, dass die Qualität, das<br />

Rezept von Beefeater-Gründer James<br />

Burrough bewahrt bleibt. Mit strengem<br />

Blick wacht jener von einem Ölgemälde<br />

aus über jeden Handgriff seines<br />

Nachfolgers, Desmond Payne.<br />

Eigentlich gibt es kaum einen<br />

geeigneteren Ort auf<br />

der Welt, um in die<br />

Welt des Gins einzutauchen.<br />

Wohlan!<br />

Was hat der Beefeater<br />

Gin eigentlich mit den<br />

Wächtern des Tower of<br />

London am Hut?<br />

Es ist eine Frage der Tradition,<br />

eine Hommage – auch bei Beefeater<br />

Gin geht es um Kulturerbe, Anspruch<br />

und Londoner Herkunft.<br />

Letztes Jahr konnten Sie persönlich ein<br />

Jubiläum feiern: Bereits seit 50 Jahren<br />

sind Sie unabkömmlicher Teil<br />

der Industrie, wenngleich<br />

im Hintergrund.<br />

Wie bewahren<br />

Sie sich nach so<br />

langer Zeit den Enthusiasmus?<br />

Mich inspiriert vor allem<br />

die Ereiferung, die<br />

Gin aktuell erfährt. Wenngleich<br />

ich sagen muss: Über ein Gros<br />

meiner Karriere folgte die Gin-Produktion<br />

einem Schema F, doch selbst da war<br />

jedes Jahr spannend und aufregend, weil<br />

sich die Variablen in der Produktion,<br />

die es zu beachten galt, stets änderten.<br />

Wir sind abhängig von Naturprodukten,<br />

und die sind einer Vielzahl an Faktoren<br />

unterworfen, die wir nicht beeinflussen<br />

können – wie etwa dem Wetter. Doch<br />

gerade heute, bei einer derartigen Vielzahl<br />

an Mitbewerbern, ist unser Geschäft<br />

immens aufregend.<br />

Wann waren Sie eigentlich das letzte<br />

Mal so richtig vom Hocker?<br />

Eigentlich permanent. Erst kürzlich war<br />

ich auf einer Gin-Messe in Mailand und<br />

musste mich zwangsweise durchkosten<br />

– eine wahrlich schreckliche Kehrseite<br />

meines Berufes (lacht). Einer von den<br />

Ausstellern hatte einen Gin mit Tomatengeschmack<br />

– und ich war so richtig<br />

verblüfft, weil man Tomaten eigentlich<br />

nicht destillieren kann, und zudem ist’s<br />

ja noch dazu auch ein ziemlich ungewöhnlicher<br />

Geschmack für einen Gin.<br />

Doch: Überraschungen, auch positive,<br />

passieren immer wieder! Auf derselben<br />

Messe sah ich auch einen Gin, der war<br />

blau, aber mit Zusatz von Tonic Water<br />

wurde er plötzlich pink: Eine Spielerei,<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Wir verlosen 3×2 Tages-Kombitickets für<br />

das Rumfestival und den Ginmarkt sowie<br />

drei Beefeater-Packages mit 1 Flasche<br />

Beefeater, 2 Goblet-Gläser, 4 Ice Ball<br />

Maker und 2 Fish-Glass Marker.<br />

Mehr Informationen und<br />

Teilnahmebedingungen siehe<br />

ticketmagazin.com!<br />

aber faszinierend. Und<br />

wenn ich jetzt ins<br />

Schwärmen komme,<br />

auf was ich bei Cocktails<br />

laufend stoße,<br />

dann geht das ewig<br />

noch so weiter …<br />

Wie wichtig ist also Innovation<br />

– oder wie gefährlich, wenn es um<br />

die Tradition geht?<br />

Innovation ist natürlich unumgänglich,<br />

sonst wird es fade und öde – das war in<br />

etwa die Krux, die wir in den Siebzigern<br />

zu beklagen hatten. Doch nehmen wir<br />

unseren Beefeater 24 zum Beispiel her<br />

– hier ergänzt ein Hauch Grapefruit die<br />

bekannten neun Inhaltsstoffe unseres<br />

Standard-Gins und sofort haben wir ein<br />

komplett neues Produkt vorliegen, ohne<br />

dabei seine Herkunft zu negieren. So etwas<br />

belebt die Szene, weckt Interesse.<br />

Natürlich birgt Innovation auch die Gefahr,<br />

übers Ziel hinauszuschießen: Plötzlich<br />

ist Gin kein Gin mehr. Beim Gin<br />

gibt es ziemlich strenge Regeln, was ihn<br />

zu einem Gin macht – und viele Produkte<br />

gaukeln vor, etwas zu sein, was<br />

sie letztlich nicht sind. So sind besonders<br />

süße Gins per definitionem eigentlich<br />

Liköre. Man muss überdies auch aufpassen,<br />

welche botanischen Inhaltsstoffe<br />

man verwendet, man muss genau abstecken,<br />

ob die Produkte nicht nur sicher<br />

und legal, sondern auch problemfrei zu<br />

verarbeiten sind – wir wollen zum Beispiel<br />

tunlichst vermeiden, dass der Gin<br />

mit der Zeit in der Flasche trüb wird<br />

oder gar die Farbe verändert. Zu diesem<br />

Behufe verfüge ich über eine gigantische<br />

Bibliothek an möglichen Ingredienzien<br />

| 19


– viele davon sind noch nicht verwendet<br />

worden –, die wir da dann genau durcharbeiten.<br />

Es gab zum Beispiel erst kürzlich<br />

den Vorfall, dass ein Barkeeper für einen<br />

Drink Flüssigstickstoff verwendete.<br />

Dass das nicht glimpflich ausging, brauche<br />

ich glaube ich nicht zu erwähnen.<br />

So etwas muss bei aller Innovation natürlich<br />

tunlichst vermieden werden.<br />

Vorsicht ist immer die Mutter der<br />

Porzellan kiste.<br />

Italienische Puristen sagen, dass ein<br />

Pizzabelag nicht aus mehr als zwei oder<br />

drei Zutaten bestehen sollte. Nun hat<br />

Beefeater Gin derer neun, andere Gins<br />

eine schier unglaubliche Menge an Inhaltsstoffen.<br />

Kann man es auch beim<br />

Gin übertreiben?<br />

(lacht) Guter Vergleich, aber: natürlich!<br />

Ich glaube, dass man sowohl Gefahr laufen<br />

kann, wenn man zu wenige, oder<br />

aber auch zu viele Ingredienzien verwendet:<br />

Dann wirkt der Gin bald einmal<br />

zu simpel, oder im Gegenteil wirr. Hingegen<br />

sind Tanqueray und Monkey47<br />

beide gute Gins – erster mit vier, zweiter<br />

mit 47 Inhaltsstoffen. Letztlich kommt<br />

es nur darauf an, wie die Inhaltsstoffe<br />

zusammen wirken – auf die Balance.<br />

Mit Gin ist es wie bei dem Zirkus-Akt,<br />

bei dem Teller auf Stäben rotieren: Man<br />

muss stets auf jeden der Teller genau<br />

achten und sie immer in Schwung halten.<br />

Da ist es manchmal klüger, sich das Leben<br />

nicht zu schwer zu machen, das<br />

Kunststück ist auch mit wenigen Tellern<br />

beachtlich, wie auch ein Gin mit weniger<br />

Zutaten hervorragend sein kann!<br />

Für Otto Normal ist es ja nicht allein<br />

die größte Krux, einen formidablen<br />

Gin zu finden. Wie weiß man, welches<br />

Tonic Water dazu passt? Gibt es da eine<br />

Faustregel?<br />

Leider nein: Probieren geht über Studieren<br />

(lacht). Gin hat einen Vorteil, der<br />

halt auch zum Nachteil gereichen kann:<br />

20 |<br />

Gin harmoniert in<br />

viele verschiedene<br />

Richtungen, da gibt<br />

es nicht ein Richtig<br />

und ein Falsch. Ein<br />

guter Gin – und natürlich<br />

auch ein gutes<br />

Tonic Water – harmonieren<br />

in unterschiedlichen<br />

Zusammensetzungen<br />

und in<br />

einer Vielzahl an<br />

Kombinationen.<br />

Letztlich ist die Aromatik<br />

eines Gins richtungsweisend<br />

für das<br />

ideale Tonic: Verfügt<br />

der Gin bereits über<br />

ein sehr intensives<br />

oder komplexes Aromenspektrum,<br />

kann das Tonic eher zurückhaltend<br />

sein – oder, wenn es denn<br />

besonders aromatisch sein soll, weiteres<br />

Aroma mitbringen.<br />

Gin ist aktuell sehr angesagt, beinahe:<br />

trendy. Geht da die einstige Noblesse<br />

etwas flöten?<br />

Vielleicht, aber Menschen heutzutage<br />

wollen keine „Noblesse“. Es ist toll, gewisse<br />

klassische Referenzwerte zu haben,<br />

aber man muss aufpassen, nicht links<br />

liegen gelassen zu werden.<br />

Desmond Payne Seit 1967, dem Jahr, in dem das Rolling Stone Magazine<br />

erstmals erschien und die Beatles „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts<br />

Club Band“ veröffentlichten, ist der Brite integraler Bestandteil der<br />

bunten Welt des Gins. Mittlerweile ist er hauptverantwortlich für die<br />

Qualität von Beefeater Gin.<br />

Gin, so variabel sein Einsatz auch ist,<br />

ist jedoch nur eine von vielen alkoholischen<br />

Stimulanzen – angefangen bei<br />

Bier über Wein bis hin zu einer Vielzahl<br />

an Spirituosen. Was ist sein USP?<br />

Bei Wein steht die Traube im Fokus, bei<br />

Bier die Gerste, bei Whisky das Getreide,<br />

bei Rum Zuckerrohr. Gin kann sich geschmacklich<br />

um alles, was du willst, drehen.<br />

Auch wenn Wacholder Hauptbestandteil<br />

sein muss, Gin ist sehr wandlungsfähig<br />

und kann ob der Vielzahl an<br />

möglichen Inhaltsstoffen in sämtliche<br />

Richtungen stieben. Jetzt, wo Gin populär<br />

ist, Cocktails wieder in sind und<br />

vor allem die Barkeeper auch geschult,<br />

haben wir wirklich ein schier endloses<br />

Feld an Möglichkeiten, und da sticht<br />

Gin im Gegensatz zu anderen Spirituosen<br />

eben nochmals hervor. Man könnte Gin<br />

vielleicht mit Wodka vergleichen, doch<br />

guter Wodka hat bekanntlich keinen<br />

Eigengeschmack.<br />

Gibt es heute eigentlich einen typischen<br />

Gin-Trinker, den Sie auch mit Beefeater<br />

ansprechen müssen? Also von wegen<br />

„männlicher, gut situierter Single zwischen<br />

30 und 45 sucht alkoholisches<br />

Getränk“?<br />

(lacht) Heutzutage nicht mehr, nein.<br />

Gin war dereinst das Getränk, das alte<br />

Herren im Golfclub tranken. Diese Zeiten<br />

sind vorbei. Die neue Generation an<br />

Gin-Trinkern ist so divers, dass es auch<br />

dementsprechend eine Vielzahl an Möglichkeiten<br />

gibt, Gin zu genießen.<br />

n Der Ginmarkt findet parallel zum Rumfestival<br />

zwischen 28. und 29: September<br />

in der Wiener Ottakringer Brauerei statt.<br />

Infos: ginmarkt.at & rumfestival.at


I want to break free<br />

Unter dem Slogan „Das Einzige, das noch außergewöhnlicher ist<br />

als ihre Musik, ist seine Geschichte“ erzählt die neue Filmbiografie<br />

„Bohemian Rhapsody“ Mercurys Aufstieg mit Queen. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />

Foto: 20th Century Fox<br />

Seit Jahren versuchen diverse Studios,<br />

eine hochwertige, aber trotzdem<br />

massentaugliche Filmbiografie<br />

über Freddie Mercury und seine Band<br />

Queen auf die Beine zu stellen. Schließlich<br />

traute es sich 20th Century Fox zu und<br />

hatte eigentlich Bryan Singer („X-Men“,<br />

„Die üblichen Verdächtigen“) als Regisseur<br />

für das Projekt verpflichtet. Dumm<br />

nur: Singer ist irgendwann einfach nicht<br />

mehr am Set aufgetaucht und wurde gefeuert.<br />

Fertig gedreht wurde „Bohemian<br />

Rhapsody“ trotzdem, am 1. November<br />

kommt er in die heimischen Kinos.<br />

Rami Malek, der durch die Serie „Mr.<br />

Robot“ zu Ruhm gekommen ist, spielt<br />

hierin Freddie Mercury. Damit er Mercury<br />

jedoch nicht nur optisch das Wasser<br />

reichen kann, nahm er für die Rolle viel<br />

Gesangstraining, probte die Stücke von<br />

Queen zudem auch nicht irgendwo, sondern<br />

in den berühmten Abbey Road Studios<br />

(The Beatles, Pink Floyd, Deep Purple,<br />

Depeche Mode, Oasis, Nick Cave,<br />

Robbie Williams) in London.<br />

„Ich werde kein Rockstar sein, ich werde<br />

eine Legende!“ Dieser berühmte Satz,<br />

den der junge Freddie Mercury noch<br />

lange vor der Gründung von Queen gesprochen<br />

haben soll, mag aus anderen<br />

Mündern arrogant klingen, doch in seinem<br />

Fall war es einfach prophetisch.<br />

Während Mercurys Kampf gegen AIDS<br />

nicht ausgeschlachtet werden soll, wird<br />

sein Privatleben durchaus eine große<br />

Rolle spielen: Sowohl seine langjährige<br />

Partnerin Mary Austin wie auch seine<br />

gleichgeschlechtlichen Beziehungen finden<br />

Raum. Dennoch soll „Bohemian<br />

Rhapsody“ kein reines Mercury-Biopic<br />

werden, vielmehr soll die Geschichte von<br />

Queen und ihre Musik im Mittelpunkt<br />

stehen: „Bohemian Rhapsody“ wird 1970<br />

beginnen, als Mercury sich mit Roger<br />

Taylor und Brian May entschloss, die<br />

Band zu gründen. Der Film begleitet<br />

Queen, während sie Hit über Hit produzieren,<br />

die Musikcharts anführen und<br />

dabei ihre Musik immer weiter entwickeln.<br />

Durch so grundverschiedene Songs<br />

wie „Killer Queen”, „Bohemian Rhapsody”,<br />

„We Are The Champions” und<br />

„We Will Rock You” sowie unzählige<br />

weitere Songs gelang der Band ein beispielloser<br />

Erfolg, der Freddie zu einem<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Wir verlosen zwei Premierentickets für<br />

„Bohemian Rhapsody“ in einem<br />

österreichischen Cineplexx-Kino und<br />

einen Gutschein für ein Zweipersonen-<br />

Menü im Hard Rock Cafe Vienna.<br />

Mehr Informationen und<br />

Teilnahmebedingungen siehe<br />

ticketmagazin.com!<br />

Bohemian Rhapsody<br />

Rami Malek lässt im<br />

fantastischen Biopic<br />

Queen wiederauferstehen:<br />

Ab 1. November in<br />

den Cineplexx-Kinos.<br />

der beliebtesten Entertainer weltweit, ja:<br />

zur Legende machte. Doch hinter der<br />

Fassade von Erfolg kämpfte Freddie mit<br />

seiner inneren Zerrissenheit. Enden wird<br />

der Film 1985, dem Jahr, in dem Queen<br />

bei Band Aid auftraten – sechs Jahre vor<br />

Mercurys Tod.<br />

Doch vor dem Tod kommt bekanntlich<br />

die Geburt: Mercury wäre am 5. September<br />

72 Jahre alt geworden. Das nimmt<br />

das Hard Rock Rock Cafe Vienna zum<br />

Anlass, ihn im großen Stil zu feiern. Das<br />

Team wird den ganzen Tag als Freddie<br />

Mercury kostümiert sein, außerdem sind<br />

„Charity Schnurrbärte“ erhältlich, deren<br />

Erlöse dem Mercury Phoenix Trust, der<br />

sich dem globalen Kampf gegen<br />

HIV/AIDS einsetzt, zugutekommt.<br />

| 21


„Dinosaurier – Im Reich der Giganten“<br />

bietet eine fulminante Reise ins Reich der<br />

gigantischen Urechsen – „hautnah“. Bereits in den<br />

größten deutschsprachigen Städten aufgeführt, bietet die<br />

Show „Edutainment“ – Wissen unterhaltsam und spannend<br />

dargeboten – auf allerhöchstem Niveau. Bisher<br />

hieß es: „Gut gebrüllt, Löwe!“ Ab nun heißt es:<br />

„Gut gebrüllt, T. rex!“<br />

TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />

Die Dinosaurier Ins<strong>gesamt</strong> 18 Dinosaurier neun<br />

separater Spezies sind die Stars aus einem „Land vor<br />

unserer Zeit“. Während der Brachiosaurus mit 17<br />

Meter Länge protzt, ist der Star der Show freilich<br />

der Tyrannosaurus rex.<br />

1993 setzte eine Hollywood-Produktion<br />

neue Maßstäbe im Bereich der schaftlicher Sicht hanebüchen): Multi-<br />

Eines muss man John Hammond jedoch<br />

wie genial (wenn auch aus naturwissen-<br />

Faktum und Fiktion<br />

Spezialeffekte und Computertechnologie:<br />

milliardär John Hammond hat sich seine lassen – ein Park wie dieser würde ein<br />

Steven Spielbergs „Jurassic Park“.<br />

Erstmals in der Geschichte des Films erwachten<br />

die gigantischen Kreaturen aus<br />

grauen Vorzeiten, die Dinosaurier, lebensechtaus<br />

ihrem Jahrmillionen andauernden<br />

Tiefschlaf. Nicht nur waren computergenerierte<br />

von animatronischen Giganten<br />

nicht mehr zu unterscheiden, auch wirkten<br />

sie auf der Leinwand lebensnah wie das<br />

Eichhörnchen im Park oder der Elefant<br />

im Zoo.<br />

Dabei ist die Geschichte dahinter so einfach<br />

kindliche Begeisterung für die Urzeitechsen<br />

behalten und plant auf einer pazifischen<br />

Insel einen Erlebnispark mit paläontologischen<br />

Sensationen, den Jurassic Park<br />

eben. Möglich machte dies erst die Entdeckung<br />

einer im Baumharz eingeschlossenen<br />

Stechmücke, der man Dinosaurierblut<br />

als Grundlage zur DNA-Rekonstruktion<br />

entnahm. Allzu schnell kommt man<br />

schmerzlich drauf, dass Raptoren oder<br />

ein Tyrannosaurus ihre eigene Vorstellung<br />

von „Spiel, Spaß und Spannung“ haben.<br />

jedes Kinderaugenpaar leuchten machen<br />

und selbst den abgebrühtesten Erwachsenen<br />

in ein schieres Staunen versetzen.<br />

Die Dinosaurier! Allein der Name ist schon<br />

bombastisch, der Rocky der Tierwelt. So<br />

alt wie die Urzeitechsen – bis zu über 200<br />

Millionen Jahre – ist der Begriff freilich<br />

nicht. Erst 1842 wurde vom englischen<br />

Anatom Richard Owen das Taxon „Dinosauria“<br />

aufgestellt. Dazu zählen seitdem<br />

die Theropoden (zweibeinige Fleischfresser<br />

wie der Tyrannosaurus), die Sauropodo-<br />

Fotos: Live Nation


morphen (weitestgehend größere, pflanzenfressende<br />

Saurier mit langen Hälsen<br />

und Schwänzen wie der Diplodocus), Ankylo-<br />

und Stegosaurier, sowie Ceratopsia<br />

(allesamt vierbeinige Pflanzenfresser mit<br />

massiven Hautpanzern, an der Wirbelsäule<br />

entlang aufgestellten Knochenplatten sowie<br />

Hörnern und Nackenschilden wie<br />

zum Beispiel der Triceratops, der Stegosaurus<br />

und der Panoplosaurus), wie auch<br />

die Ornithopoden, weitestgehend zweifüßige<br />

Pflanzenfresser.<br />

Doch was macht die immense Faszination<br />

eigentlich aus? Die Imposanz der Tiere<br />

allein kann es kaum sein, auch Wal, Riesenkrake,<br />

Elefant oder Giraffe sind bombastische<br />

Tiere, alt ist ein Achat oder die<br />

Heidelberger Liederhandschrift auch, bekommt<br />

aber nur minder breitenwirkende<br />

Begeisterung zugeteilt. Vielleicht liegt es<br />

auch weniger an der Evolution der Saurier,<br />

weniger an ihrem naturwissenschaftlichen<br />

Faktum, vielmehr an ihrer Fiktion, an<br />

ihrer Kulturgeschichte, in der Fossilien<br />

tatsächlich nur ein Stück des Puzzles ausmachen.<br />

Immerhin weiß man nur wenig<br />

über das Knochenskelett Hinausgehendes<br />

– welche Farbe die Haut dieser oder jener<br />

Dinosaurier tatsächlich hatte, ist bis heute<br />

Erfindung, Fantasie, ein Konstrukt.<br />

Popstar Dino<br />

Der Dinosaurier wandert nicht aus dem<br />

öden, staubigen Schulbuch in Kinderzimmer,<br />

sondern tritt von der Bühne „Film“<br />

und „Comic“ in die kindlichen vier Wände,<br />

und das mit einem Kawumms. Gleich<br />

wie Godzilla oder King Kong stampfen<br />

die Monster querbeet und sorgen für Verwüstungen<br />

und durch Mark und Bein<br />

gehendes Geheul und Gebrüll – oder aber<br />

auch kindergerecht moralisierend und<br />

persönlichkeitsbildend wie in der ebenfalls<br />

aus dem Hause Spielberg stammenden<br />

Filmreihe „In einem Land vor unserer<br />

Zeit“, in der Kindchenschemata auf einen<br />

| 23


Nahrungskette Heute ist der Disput zwischen Herbivoren und Carnivoren vornehmlich amikaler.<br />

In grauen Vorzeiten jedoch haben die Fleischfresser ihre Artgenossen einfach noch verspeist.<br />

Hier macht gerade ein Allosaurus Jagd auf einen Stegosaurus.<br />

actiongeladenen, tierischen Bildungsund<br />

Wanderroman treffen.<br />

Für Erheiterung wiederum und nicht<br />

für Angst und Schrecken sorgten „Die<br />

Dinos“ aus der Feder von „Muppets“-<br />

Vater Jim Henson mit der vermenschlichten<br />

Dinosaurier-Familie Sinclair im<br />

Mittelpunkt der Erzählung, welche sich<br />

als eine Mixtur aus Moderne und einer<br />

fiktiven, von Dinosauriern bevölkerten<br />

Steinzeit präsentiert und ähnlich wie<br />

die Familie Feuerstein einer stereotypischen<br />

US-amerikanischen Familie<br />

nachempfunden ist – gewissermaßen<br />

„Roseanne“ mit Ganzkörperdinopuppen.<br />

Slapstick pur, im Zentrum freilich<br />

Baby Sinclair, das Vater Earl provoziert,<br />

indem es ihn „nicht die Mama“ nennt<br />

und somit die Bezeichnung „Papa“ umgeht.<br />

Mitlesende Väter aufgemerkt, Babies<br />

sind schlauer als man denkt!<br />

produzierte die britische BBC – der Name<br />

bürgt für Qualität – 1999 eine dokumentarische<br />

Fernsehserie namens<br />

„Walking With Dinosaurs“, auf den<br />

deutschen Markt kam selbige unter dem<br />

Namen „Dinosaurier – Im Reich der<br />

Giganten“ auf ProSieben. Der BBC gelang<br />

eine Verbindung zwischen Fiktion<br />

und Faktum sowie Spannung und Bildung,<br />

präsentierte fesselnd einer altersmäßig<br />

breit gefächerten Zielgruppe paläontologische<br />

Erkenntnisse.<br />

Auf genau jener Serie baut nun die Show<br />

in der Wiener Stadthalle auf und wir sagen<br />

bewusst: Show, Live-Spektakel ist<br />

eine treffende Alternative. Ein theatralischer<br />

Zoo, in dem die Tiergartenbewohner<br />

vielleicht eigentlich tot und mechanisch<br />

sind, dabei aber nicht minder<br />

lebendig und „spontan“ wirken als Löwe,<br />

Affe, Panther und Elefant ums Eck in<br />

Schönbrunn. „Dinosaurier – Im Reich<br />

der Giganten“ ist eine fantastische Reise<br />

in die Urzeit, eine perfekte Illusion eines<br />

„Landes vor unserer Zeit“ mit monumentaler<br />

Kulisse und 18 Urechsen, die<br />

kunstfertig zum Leben erweckt wurden.<br />

fing alles tatsächlich an. Tatsächlich<br />

Im Reich der Giganten<br />

Was ist nun „Dinosaurier – Im Reich<br />

der Giganten“? Verstaubte Museumsexponate,<br />

die von selbst zum Husten<br />

anfangen? Eine Ausstellung, eine Diashow,<br />

ein Film? Nun – am Bildschirm<br />

24 |<br />

Anschaulich, unterhaltsam und dramatisch<br />

wird die Geschichte der Dinosaurier<br />

bis zu ihrem Untergang präsentiert.<br />

Die Zuschauer erleben hautnah,<br />

wie fleischfressende Dinosaurier sich<br />

im Laufe ihrer Evolution auf zwei Beine<br />

aufrichten oder wie pflanzenfressende<br />

Saurier scheinbare flinkere und beweglichere<br />

Angreifer in die Flucht schlagen.<br />

Nach dem Vorbild der TV-Serie ist die<br />

Show in eine emotionale Story eingebettet,<br />

die gleichermaßen berührt und<br />

fasziniert. Die Hauptakteure sind Tyrannosaurus<br />

rex, der Schrecken der Urwelt,<br />

Plateosaurus und Liliensternus<br />

aus dem Trias, Stegosaurus und Allosaurus<br />

aus dem Jura und Torosaurus<br />

und Utahraptor aus der Kreidezeit. Der<br />

größte von ihnen, der Brachiosaurus,<br />

ist 11 Meter hoch und misst von der<br />

Nasen- bis zur Schwanzspitze fast 17<br />

Meter.<br />

Freilich ist die Show „populär“, dadurch<br />

aber familiengerecht – Suess, Murchison,<br />

Geinitz, Darwin oder Cuvier würden<br />

vermutlich „zu wenig Fußnoten“<br />

finden, der Anspruch ist jedoch auch<br />

ein anderer: „Dinosaurier – Im Reich<br />

der Giganten“ weckt die Faszination<br />

an Dinosauriern oder bestärkt selbige,<br />

begeistert mit symphonischer Musik,<br />

realistischen Darstellungen und raffinierten<br />

Effekten, entführt in eine Welt<br />

voller ehrfürchtigem Staunen – und<br />

regt nicht selten dazu an, sich im<br />

Anschluss näher und intensiver „mit<br />

dem Thema“ zu beschäftigen. Hier fragen<br />

sich wohl einige der Eltern: „Und<br />

wann kommt endlich eine Show über<br />

Brokkoli?“<br />

n „Dinosaurier – Im Reich der Giganten“<br />

gastiert Anfang März in der Wiener Stadthalle<br />

(D), zur Monatsmitte in der Olympiahalle<br />

München. Auf oeticket.com sind<br />

FanTickets verfügbar, für Wien gibt es ticketPLUS+<br />

Dinner im Restaurant Oben.


Emanzipierte Heldin<br />

Starke Frauen, Freiheitsdrang, Fröhlichkeit und Lebenslust –<br />

das sind die Motive von José Montalvos neuester Tanzkreation<br />

„Carmen(s)“. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />

Foto: Patrick Berger<br />

Für den spanischstämmigen Choreografen<br />

José Montalvo ist die<br />

Figur der Carmen und ihr Freiheitsdrang<br />

in jeder Frau und auch in so<br />

manchem Mann enthalten. Somit wird<br />

die Hauptrolle auf alle Tänzerinnen aufgeteilt<br />

und Carmen spricht simultan in<br />

den Sprachen der Welt: Französisch, Spanisch,<br />

Koreanisch … Was ihn an Carmen<br />

fasziniert, erklärt der Choreograf so: „Ich<br />

liebe diese mythische Figur, weil sie singend<br />

und tanzend die Revolte verkörpert.“<br />

Carmen, das war zudem der Vorname<br />

seiner katalanischen Großmutter und<br />

die Lieblingsrolle seiner Mutter als Tänzerin.<br />

Bizets Musik mit ihrer<br />

„tragischen Leichtigkeit“<br />

ist für Montalvo „eine<br />

echte Herausforderung“<br />

für eine choreografische<br />

Version.<br />

Zwischen Flamenco<br />

und Hip-Hop, klassischer<br />

Oper und moderner<br />

Live-Musik, mit iranischer<br />

Dudelsackmusik,<br />

arabisch-andalusischen<br />

Klängen und<br />

koreanischer Perkussionskunst<br />

huldigt<br />

Montalvo in<br />

seiner hoffnungsvollen<br />

Arbeit „Carmen(s)“<br />

der individuellen<br />

Freiheit des<br />

Einzelnen.<br />

Koproduktionen<br />

Das Festspielhaus St. Pölten etabliert sich<br />

immer mehr als Koproduzent und ist<br />

mittlerweile ein wichtiger Partner im zeitgenössischen<br />

Tanz- und Circusschaffen<br />

geworden. Brigitte Fürle, Intendantin des<br />

Hauses, betont, dass es ihr allem voran<br />

um die Förderung freier Compagnien im<br />

Bereich des Tanzes geht, die keinen festen<br />

Repertoirestrukturen angehören: „Die<br />

großen europäischen Festivals entziehen<br />

sich zunehmend ihrer Rolle als Koproduzenten<br />

und verweisen auf den Imagegewinn<br />

der Compagnien durch die Einladung<br />

– das Festspielhaus St. Pölten sieht<br />

es jedoch auch als eine künstlerische Notwendigkeit,<br />

am Kreationsschaffen der großen<br />

Künstlerinnen und Künstler teilzunehmen.<br />

Denn es sind vor allem ihre<br />

Kreationen, die künstlerische Ausnahmeproduktionen<br />

hervorbringen und die auch<br />

die spannendsten Begegnungen innerhalb<br />

der verschiedenen Kunstgenres riskieren.“<br />

Nach „Carmen(s)“ werden drei weitere<br />

Koproduktionen – Sasha Waltzs „Kreatur“<br />

(8. Dezember), „Requiem pour L.“ von<br />

Alain Platel und Fabrizio Cassol sowie<br />

der frankokanadische Cirque Éloize mit<br />

seiner neuen Kreation „HOTEL“ – in der<br />

kommenden Saison zu sehen sein.<br />

n „Carmen(s)“ erleben Sie am 13. Oktober<br />

im Festspielhaus St. Pölten.<br />

Weitere Inszenierungen des<br />

Stoffes: Von Laurence Dale<br />

im September am Tiroler<br />

Landestheater, dirigiert von<br />

Frédéric Chaslin in der Wiener<br />

Staatsoper im September<br />

und im Oktober und Dezember<br />

unter der Regie von Raúl<br />

Macías Ramos im Theater<br />

Akzent.<br />

Starke Geschlechter<br />

Für den Choreografen<br />

José Montalvo steckt<br />

Carmens Freiheitsdrang<br />

in jeder Frau und auch in<br />

so manchem Mann.<br />

| 25


!ticket highlights<br />

Support: Luke Andrews<br />

Seit frühester Kindheit lebt Donavon Frankenreiter<br />

seine Kreativität auf zwei Wellen: Surfen und Musik.<br />

Beides praktiziert er aus vollem Herzen und ist<br />

damit äußerst erfolgreich. Fans rund um den Globus<br />

lieben ihn für seine authentische und ehrliche<br />

Persönlichkeit. Sein aktuelles, mittlerweile siebtes<br />

Studioalbum trägt den Titel „The Heart“. Donavon<br />

Frankenreiter beschreibt es als sein persönlichstes<br />

und emotionalstes Werk, es markiert den Beginn<br />

seiner zweiten Dekade als Solokünstler.<br />

Donavon Frankenreiter<br />

13. Oktober, ppc Graz und 14. Oktober, Wiener Metropol<br />

Novum<br />

Seit ihrem ersten Auftritt 1967 haben sich Procol<br />

Harum stetig weiterentwickelt, aber Kopf der<br />

Band war immer Sänger, Pianist und Komponist<br />

Gary Brooker. Ein großer Teil der aktuellen Besetzung<br />

spielt schon seit Anfang der Neunziger zusammen.<br />

Dazu gehören Bassist Matt Pegg (Jethro<br />

Tull, Ian Brown), Drummer Geoff Dunn (Jimmy<br />

Page, Dave Stewart, Van Morrison), Gitarrist Geoff<br />

Whitehorn (Roger Chapman, Paul Rodgers,<br />

Roger Daltrey) und Hammondorgelspieler Josh<br />

Phillips (Pete Townshend, Midge Ure).<br />

14. Oktober, Gasometer<br />

6. bis 28. Oktober, Sargfabrik<br />

Procol Harum<br />

(Noch) BildungsFERNER<br />

Der „Lehrer des Jahres“ lässt auf<br />

seinen großen Kabarett-Erfolg<br />

„Schule, OIDA!“ das Programm<br />

„BildungsFERNER“ folgen! Darin<br />

geht er auf humorvolle Weise den<br />

folgenden Fragen nach: Ist die<br />

Ganztagsschule die Rettung des<br />

Bildungssystems oder ist das Bildungsministerium<br />

noch zu retten?<br />

Handelt es sich bei „unter ferner<br />

liefen“ um Österreichs Platz beim<br />

Pisatest? Oder geht es doch um<br />

Österreichs Schüler, also die zukünftige<br />

Bildungselite, denen<br />

Andreas Ferner tagtäglich unter<br />

Tränen und Schweiß Wissen<br />

nahebringen möchte?<br />

Herbst und Winter in diversten Locations in Wien und Graz<br />

Murder Ballad<br />

Andreas Ferner<br />

Liebe. Ist ein Killer.<br />

Murder Ballad sorgte bereits bei seiner Premiere 2012<br />

am Off-Broadway für Furore. Der messerscharfe Musicalthriller<br />

von Julia Jordan (Preisträgerin des Jonathan<br />

Larson Awards) und die Indierock-Singer-Songwriterin<br />

Juliana Nash ist eine dramatische und spannende<br />

Dreiecksliebesgeschichte mit der jungen Sara im Mittelpunkt,<br />

deren scheinbar sorgloses Leben von der eigenen<br />

Vergangenheit getrübt wird. Liebe, Schmerz,<br />

Sehnsucht und Verlangen ziehen dabei in einen<br />

Strudel aus Gefühlen, der am Ende tödlich<br />

endet. Das Musical überzeugt mit rockiger<br />

Musik und gefühlvollen Balladen.<br />

Fotos: GEPA Pictures (ÖFB), Agentur3 (Murder Ballad), Rodney Bursiel (Donavon Frankenreiter),<br />

Severin Wurnig (Andreas Ferner), Barracuda Music (Procol Harum)<br />

26 |


Das Nationalteam<br />

Österreich auf Torejagd in der UEFA Nations League<br />

Das österreichische Nationalteam startet im Herbst in die UEFA Nations League und trifft dabei in den Heimspielen auf Nordirland<br />

(12. 10.) und Bosnien-Herzegowina (15. 11.). Beide Partien werden im Wiener Ernst-Happel-Stadion ausgetragen, Beginnzeit<br />

ist jeweils 20:45 Uhr. Karten sind vorerst ausschließlich im Vorteils-Abo unter oefb.at/tickets und via ÖFB Ticket-Hotline<br />

(01) 96096 555 erhältlich. Die Ticketpreise liegen zwischen € 16,00 und € 106,00. Bestellungen für Karten der begehrten<br />

VIP-Kategorien können an<br />

vip@oefb.at gerichtet werden.<br />

Für Anhänger von Bosnien-Herzegowina<br />

ist der Sektor A/F vorgesehen.<br />

Die Fans werden dringend<br />

gebeten, ihre Tickets im entsprechenden<br />

Bereich zu buchen. Im<br />

Österreich-Sektor C/D sind keine<br />

Fanutensilien der Gäste-Teams<br />

erlaubt.<br />

ÖFB Reisen hat wieder attraktive<br />

Angebote für Fans aus ganz Österreich<br />

inklusive Anreise mit den<br />

ÖBB, Übernachtung und Tickets<br />

für die Länderspiele zusammengestellt.<br />

Die Fanreisen sind unter<br />

www.oefb-reisen.at buchbar.<br />

12. Oktober (gegen Nordirland) und 15. November (gegen Bosnien-Herzegowina), Ernst-Happel-Stadion<br />

| 27


!ticket highlights<br />

The Ultimate<br />

Am 25. November ist es so weit: der kanadische Rocksänger Bryan Adams<br />

kommt nach Salzburg! Seit 1983 erreichte er in über 30 Ländern Nummer-1-<br />

Platzierungen in den Charts. Adams hat in seiner Karriere über 100 Millionen<br />

Tonträger verkauft. Mit „I Do It For You“, „Summer Of ’69“ oder „Heaven“<br />

landete er Hits, die wohl jedem im Gedächtnis geblieben sind. Dass Adams<br />

nicht nur als Headliner, sondern auch als Support-Act glänzt, hat er Anfang<br />

August in Toronto bewiesen, wo er ganz unverhofft bei einer Show von Taylor<br />

Swift auf der Bühne stand und gemeinsam mit der „Reputation“-Sängerin<br />

eben einen seiner Gassenhauer („Summer Of ’69“) auf die<br />

Bühne gebracht hat. Bei seiner Show im November steht<br />

er dann allerdings wieder im Mittelpunkt.<br />

Bryan Adams<br />

22. November, Dvorana Stozice (Laibach) und 25. November, Salzburgarena<br />

Ecclesia Diabolica Evropa e.v.<br />

Behemoths neues Album „I Loved You At Your<br />

Darkest“ wird am 5. Oktober via Nuclear Blast<br />

veröffentlicht, gemeinsam mit At The Gates und<br />

Wolves In The Throne Room werden sie hierauf<br />

eine unheilige Dreifaltigkeit bilden und einen<br />

Schwarm der Verwüstung über den alten Kontinent<br />

bringen. Wenn der Auftritt am diesjährigen<br />

Brutal Assault Bände spricht, dann wird es feurig!<br />

14. Oktober, Gasometer<br />

Behemoth<br />

1. Dezember, Brucknerhaus & 2. Dezember, Gasometer<br />

Tabu<br />

„Tabu – LIVE" ist die Fortsetzung<br />

einer künstlerischen Offensive,<br />

die Michelle bereits mit der<br />

Veröffentlichung ihres Albums<br />

„Tabu“ eingeleitet hat. Mit einem<br />

Team junger und progressiver<br />

Songschreiber und Produzenten<br />

im Rücken balanciert sie<br />

gekonnt auf der Grenze von<br />

Schlager und Pop: Beteiligt waren<br />

u. a. Joe Walter (Glasperlenspiel,<br />

Felix Jaehn, Jennifer Rostock,<br />

Christina Stürmer), Stephanie<br />

Stumph (Helene Fischer),<br />

Thorsten Brötzmann (Helene Fischer,<br />

Kerstin Ott, Matthias<br />

Reim, Ben Zucker) sowie<br />

Peter Plate und Ulf Sommer<br />

(Rosenstolz, 2Raumwohnung,<br />

Sarah Connor).<br />

15. September 2019, Stadthalle (F)<br />

1220<br />

Dem Cloud-Rapper Yung Hurn wird seit seinen<br />

ersten musikalischen Ausrufezeichen eine ganze<br />

Menge zugeschrieben. Er ist unter anderem Punk, Dadaist,<br />

Avantgardist und Stilikone, ein Star wider Willen. Einer, der sich<br />

den Gesetzmäßigkeiten der Hip-Hop-Welt verweigert und gerade<br />

deshalb Künstler aller Couleur, Schriftsteller oder Modemacher<br />

anspricht, die in ihm einen Dadaisten fürs 21. Jahrhundert<br />

sehen. Die Yung-Hurn-Liebe der Kulturbohème geht mittlerweile<br />

sogar so weit, dass Yung Hurn kürzlich in einem Anzug von<br />

Gucci von der Modebibel Vogue angepriesen wurde. Ja selbst<br />

die sonst so konservative Tageszeitung Die Presse findet nur<br />

beste Worte über den Donaustädter!<br />

Yung Hurn<br />

Michelle<br />

Fotos: LKS (Michelle), Bryan Adams (Bryan Adams), Barracuda Music (Yung Hurn), Grzegorz<br />

Gołe?biowski (Behemoth), Snorri Sturluson (Solstafir)<br />

28 |


Vienna Metal Meeting<br />

Mit: Sólstafir, Unleashed, Rotting<br />

Christ, Necrophobic u. a.<br />

Das Vienna Metal Meeting ist neben<br />

dem Kaltenbach Open Air das<br />

größte und härteste Festival<br />

Österreichs und konnte bereits in<br />

den ersten beiden Saisonen mit<br />

einem breit gefächterten Programm<br />

überzeugen. Doch die ersten<br />

Ankündigungen für die dritte<br />

Saison legen für Connaisseure der<br />

Brachialgenres Death, Black und<br />

Thrash noch ein Schäufelchen<br />

nach: Von Sólstafir über Unleashed<br />

und Fleshcrawl bis hin zu Rotting<br />

Christ und Necrophobic sind jetzt<br />

schon absolute Szenegrößen zu<br />

vermelden! Aber: Auch das Okkulte<br />

steht diesmal mit Urfaust<br />

und Our Survival Depends On Us<br />

hoch im Kurs!<br />

11. Mai, Arena<br />

| 29


MODERNV<br />

Im Spätsommer tragen die coolen Mädels Lila.<br />

Dunkle Farben und urbane Coolness stimmen<br />

auf den Herbst ein. REDAKTION: ANGELIKA GOLDMANN<br />

WARME OHREN<br />

Orange passt zu Lila und frech zu cool.<br />

Die orangen Beanies gibt es bei<br />

www.cheapmonday.com.<br />

DER HERBST<br />

WIRD COOL<br />

Zoë Kravitz ist das neue<br />

Gesicht des Kult-Duftes Black<br />

Opium. Natürlich, feminin und<br />

avantgardistisch – das beschreibt<br />

dieses neue Duo wohl<br />

am besten. Die Musikerin und<br />

Schauspielerin ist im Herbst<br />

auch auf der Leinwand aktuell:<br />

„Fantastic Beasts: The Crimes<br />

of Grindelwald“ läuft ab November<br />

in den Kinos. Erhältlich<br />

ist der Duft zum Beispiel bei<br />

www.douglas.at.<br />

ES SCHALLT …<br />

… einfach wunderbar mit<br />

Vinyl. Diese LP fehlt noch in<br />

deiner Sammlung! Schöne<br />

Stimmen für melancholisches<br />

Nachspüren. Herbstlich.<br />

www.urbanoutfitters.de<br />

30 |


AMP<br />

!ticket lifestyle<br />

Warme Ohren.<br />

SCHMUCKES TEIL<br />

Orange passt zu lila und frech zu cool.<br />

Orange Beanie von<br />

www.cheapmonday.com<br />

Der Skull-Ring von Cheap Monday ziert im Herbst<br />

unsere zarten Finger.<br />

www.cheapmonday.com<br />

FLAUSCHIG<br />

Noch mögen wir es<br />

nicht so richtig glauben,<br />

aber die kühleren Tage<br />

werden kommen.<br />

Warm und kuschelig ist<br />

der Mantel aus der<br />

H&M Herbstkollektion.<br />

Ab September in den<br />

Shops und online auf<br />

www.hm.com.<br />

BAUCHLADEN<br />

Fotos: Hersteller<br />

VIOLETT,<br />

AUBERGINE, LILA<br />

Mit dem Vice Lippenstift Marfa aus der<br />

Born to Run Collection von Urban Decay<br />

sind wir im Herbst farblich auf der richtigen<br />

Seite des Make-up-Spektrums.<br />

www.urban-decay.at<br />

Dieses Jahr geht es einfach nicht<br />

ohne: Die späten Neunziger lassen<br />

mit dieser tollen Gürteltasche aus<br />

hellblauem Samt grüßen.<br />

www.urbanoutfitters.de<br />

STOLZES SHIRT<br />

Wie könnte man besser in den Spätsommer starten<br />

als mit diesem Shirt voll Liebe? Aus der Love<br />

For All Collection von H&M, die in ausgewählten<br />

Shops und auf www.hm.com erhältlich ist.<br />

| 31


!ticket heimat<br />

Himmel & Hölle<br />

Ein neues Freiheitsgefühl, mehr Ehrlichkeit zu sich selbst: die oberösterreichische<br />

Musikerin AVEC legt ihr zweites Album „ Heaven /<br />

Hell“ vor – und zeigt damit ihre musikalische und persönliche<br />

Weiterentwicklung. TEXT: AMINA BEGANOVIC<br />

termine<br />

Im Herbst und<br />

Erwachsen AVEC machte<br />

mit ihrem neuen Album<br />

einen Reifeprozess durch.<br />

die junge schwertheit bestimmt sein sollte. Aber<br />

Singer-Songwriterin AVEC suchte nie den einfachen Weg,<br />

2015tauchte<br />

quasi aus dem zumindest nicht in musikalischer Hinsicht.<br />

Die Schönheit sowie die Schatten-<br />

Nichts auf und verzauberte mit ihrer filigranen<br />

Gitarrenmusik und einer Stimme,<br />

die eine Brücke zwischen zarter mittlerweile 23-jährige Liedermacherin<br />

seiten des Lebens sind die Dinge, die die<br />

Leichtigkeit und rauer Melancholie inspirieren – auch auf ihrem zweiten Album<br />

„Heaven / Hell“, das am 14. Sep-<br />

schlägt. Ihr Debütalbum „What If We<br />

Never Forget“ wurde von Kritikern gefeiert,<br />

es folgten sogar Amadeus Award- Damit geht AVEC nun in andere Richtember<br />

via earcandy recordings erscheint.<br />

Nominierungen für die knapp 20-Jährige. tungen und beweist den eigenen Entwicklungsprozess<br />

als Künstlerin, von ju-<br />

Ein Alter, das eigentlich von Unbe-<br />

32 |<br />

Winter geht<br />

AVEC auf große<br />

Album-Release-<br />

Tour und macht<br />

dabei unter anderem<br />

im Orpheum<br />

Graz (25. 10.), im<br />

Wiener WUK<br />

(30. 10.), im Rockhouse<br />

Salzburg (7. 11.), im Spielboden Dornbirn<br />

(10.1 1.) und im OKH Vöcklabruck (22. 12.) halt.<br />

Auch im September ist auf den heimischen Bühnen<br />

einiges los: Seiler & Speer zelebrieren ihre<br />

live-haftige Rückkehr am 7. auf der Kasemattenbühne<br />

Graz, wo tags darauf auch Tagtraeumer<br />

aufspielen. Edmund laden am 13. zum Album-Release<br />

in die ((szene)) Wien, Wanda wiederum<br />

machen am 14. im Wörthersee-Stadion<br />

Klagenfurt Halt. 5/8erl in Ehr’n grooven am<br />

21. im Plenkersaal Waidhofen und am 28. auf<br />

der Bühne Purkersdorf. Flowraq bringen am<br />

27. Popsounds ins Theater am Spittelberg,<br />

folkshilfe beenden den Monat mit viel „Bahö“<br />

am 28. in der Remise Amstetten und am 29. im<br />

VZ Gunskirchen.<br />

gendlicher Schwermut hin zu einer neuen<br />

Reife, die aber nicht minder berührt.<br />

Wenn man den Titel deiner neuen Platte<br />

hört, könnte man meinen, es ist ein Album<br />

der großen Gegensätze.<br />

Es ist auf jeden Fall anders als das erste<br />

Album, es hat mehr Ecken und Kanten,<br />

ist weniger rund. Bei der ersten Platte<br />

war ich 19 Jahre alt, also extrem jung.<br />

Mit diesem Album bin ich wohl erwachsen<br />

geworden.


MUNDPROPAGANDA<br />

Fotos: Universal Music, Hersteller<br />

Die erste Singleauskopplung „Love“ hat<br />

im Mai gleich die Spitze der FM4-Charts<br />

erklommen. Was war die Inspiration<br />

für den Song?<br />

Natürlich die Liebe, beziehungsweise dieses<br />

Gefühl, wenn man wirklich unglücklich<br />

verliebt ist, dieser Zustand aber einfach<br />

nicht weggeht. Ich habe das selbst<br />

so erlebt, gut eineinhalb Jahre lang …<br />

Da kommt natürlich auch jede Menge<br />

Inspiration (lacht).<br />

Das Video dazu zeigt herrliche Aufnahmen<br />

von Irland, wo auch der Großteil<br />

des Albums entstanden ist. Wieso hat<br />

es dich dorthin gezogen?<br />

Das war in Donegal, im Nordwesten Irlands,<br />

ein unglaublich schönes Fleckchen!<br />

Irland stand eigentlich nie auf meiner<br />

Bucket List. Dann haben wir aber Produzenten<br />

Tommy McLaughlin gefunden<br />

und ihm geschrieben – der war sofort<br />

motiviert, innerhalb von nur einem Monat<br />

sind wir mit der kompletten Band<br />

rübergeflogen. Ich habe mich dabei in<br />

Irland verliebt, im August fliege ich zum<br />

mittlerweile 5. Mal hin, nur zum Songschreiben.<br />

Einfach ein Cottage mitten im<br />

Nirgendwo mieten … Das Alleinsein ist<br />

wohl die Quelle meines Songwritings.<br />

Mit welchen Themen setzt du dich noch<br />

auf dem neuen Album auseinander?<br />

Ich habe mich vor allem viel mit mir<br />

selbst auseinandergesetzt, wollte ehrlicher<br />

zu mir sein, nichts mehr schönreden …<br />

Ich bin ja Meisterin im Verdrängen von<br />

Dingen, aber diesmal habe ich mein Herz<br />

und meine Seele in die Texte gelegt, ohne<br />

etwas zu beschönigen.<br />

Frühere Songs von dir waren eher minimalistisch<br />

gehalten, nur Stimme und<br />

Gitarre. Nun sind neue Elemente vertreten,<br />

auch mehr Elektronisches, etwa<br />

bei „Close“. Wie kam es zu dieser Soundentwicklung?<br />

Die Idee mit dem voluminösen Schlag-<br />

zeug am Schluss bei „Close“ ist uns in<br />

Irland passiert. Das war so ein Moment,<br />

wo ich plötzlich Gänsehaut mitten im<br />

Studio hatte, was bei den eigenen Songs<br />

eigentlich recht komisch ist (lacht). Es<br />

gab einen Punkt, wo wir es einfach passieren<br />

ließen, und es hat dann wie die<br />

Faust aufs Auge zum Song gepasst! So<br />

war es beim <strong>gesamt</strong>en Albumprozess:<br />

Ausprobieren, sich Neues trauen, Elektronik<br />

mit Melancholie verbinden. Es<br />

sollte nicht das typische Singer-Songwriting<br />

mit Gitarre werden – was unglaublich<br />

schön ist, keine Frage, aber ich wollte<br />

diesmal mehrere Stilelemente mischen.<br />

Ich glaube, das haben wir ganz gut hinbekommen.<br />

Was bedeutet „Heaven / Hell“ für dich?<br />

Das Leben ist wie Himmel und Hölle<br />

aufgebaut, man sollte dazu stehen, dass<br />

es nicht perfekt sein kann. Es gibt eben<br />

diese Zeiten, wo man am Boden ist und<br />

einfach nicht mehr kann. Trotzdem kommen<br />

irgendwann wieder die schönen Momente<br />

... Das habe ich auch selbst aufgearbeitet,<br />

denn diese Platte ist auch meiner<br />

Oma gewidmet, die leider im November<br />

verstorben ist. Sie hat gerade am Ende<br />

ihrer Alzheimer-Krankheit zwischen zwei<br />

Welten gelebt – das war eine unglaubliche<br />

Inspiration für das Album.<br />

Du bist auch außerhalb Österreichs viel<br />

unterwegs. Ist es anders für dich, als<br />

„daheim“ auf der Bühne zu stehen?<br />

Auf jeden Fall, in Österreich zu spielen<br />

ist mit viel mehr Druck verbunden. Daheim<br />

ist man doch etwas bekannter, daher<br />

glaube ich immer, dass die Erwartungen<br />

hier viel höher sind, als wenn ich im Ausland<br />

spiele – was eigentlich paradox ist!<br />

Ich kann auch noch gar nicht sagen, wie<br />

die neue Platte ankommen wird. Du<br />

schickst eben dein Baby in die Welt hinaus,<br />

danach liegt es nicht mehr in deiner<br />

Hand. Ich persönlich bin aber wirklich<br />

happy mit dem Album.<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen<br />

sollten in keinem gut sortierten<br />

Plattenschrank fehlen. Oder? (ab, sb)<br />

Animal Machine – High Treason<br />

Stoner Rock trifft auf Barber Shop: Animal<br />

Machine mixen verschiedene Sounds ohne<br />

Genregrenzen zu ihrem eigenen Stil.<br />

LIVE<br />

Mother’s Cake – Live At Bergisel<br />

3 Musiker plus viel Kälte plus ein leeres<br />

Skisprungstadion ergeben ein gelungenes<br />

Live-Album in toller Szenerie.<br />

LIVE<br />

The Fictionplay – Tohu Bohu<br />

Die Band aus NÖ widmet sich dem Chaos<br />

der Welt – und oszilliert zwischen modernem<br />

Rock und progressiver Pop-Ballade.<br />

Hold – Diners Club (EP)<br />

Gabriel Hyden packt als Alter Ego Sean<br />

Videre seine Beobachtungen unserer<br />

Gegenwart in gefühlvolle Songs.<br />

LIVE<br />

Coinflip Cutie – Second Chance<br />

Eleganter Alternative schmiegt sich sanft<br />

in Folksounds ein und sorgt so für betörende<br />

Hooks und Melancholie.<br />

| 33


Verführungskunst<br />

Das Wiener Metropol zeigt eine Neufassung von Mozarts<br />

„Don Giovanni“. !ticket sprach mit Regisseur und<br />

Darsteller Adi Hirschal u. a. über #MeToo, Volkstheater<br />

empfiehlt<br />

und Doppelbelastung. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />

Don Giovanni ist ein<br />

ehemals sehr erfolgreicher<br />

Modeschöpfer, aber auch<br />

ein in die Jahre gekommener<br />

Liebhaber, der sich<br />

vergeblich gegen die Zeit<br />

und den Zeitgeist stemmt:<br />

Gendering, Binnen-I,<br />

Frauenquote, Gleichbehandlungsbeauftragte.<br />

das wiener metropol<br />

Der Schauspieler, Sänger, Entertainer<br />

und Regisseur Adi<br />

Hirschal reüssiert seit Jahren<br />

erfolgreich mit Neubearbeitungen bekannter<br />

Stoffe u. a. im Wiener Lustspielhaus,<br />

dessen Intendant er ist. Ab<br />

3. Oktober ist nun im Wiener Metropol<br />

„Don Giovanni oder Der letzte<br />

Mann“ in einer Bearbeitung von Max<br />

Gruber frei nach W. A. Mozart & Lorenzo<br />

da Ponte zu sehen. Don Giovanni<br />

stemmt sich vergeblich gegen<br />

die Zeit und den Zeitgeist. Er ist in<br />

die Jahre gekommen und die Frauen<br />

weigern sich, Beute seines Eroberungsdrangs<br />

zu werden …<br />

Kann man „Don Giovanni“ 2018 nach<br />

#MeToo noch machen? Er ist ja ein<br />

ziemlicher Frauenheld.<br />

#MeToo hat mit „Don Giovanni“ nicht<br />

wirklich etwas zu tun. Eher mit den<br />

Frauen, die sich endlich gegen diese<br />

Attacken, wie sie nach wie vor geritten<br />

werden, wehren. Man kann ihn allerdings<br />

spielen: als Beispiel, wie es<br />

nicht geht. Es ist ein Stück über die<br />

Liebe und wie man Liebe versteht. Es<br />

steckt ja ein Stück Aufklärung dahinter,<br />

die im Stück ganz klar zum Ausdruck<br />

kommt. Es geht um die Vereinnahmung<br />

der Sexualität durch die<br />

Kirche. Das waren damals schon sehr<br />

Seit 20 Jahren ist Peter Hofbauer Hausherr im<br />

Wiener Metropol. Das wird am 19. September<br />

mit einer großen Jubiläumsshow gefeiert. Zu<br />

Gast sind u. a. die hauseigene Formation<br />

„Gaudi Quattro“, „Insieme“ (Monika Ballwein,<br />

Christian Deix, Rene Velazquez und Erik Arno),<br />

Any Lee Lang mit seinen „Wonderboys“ sowie<br />

Adi Hirschal.<br />

fortschrittliche Gedanken.<br />

Wie kam es dazu, „Don Giovanni“<br />

auf die Bühne zu bringen?<br />

Wir haben schon 2006 „Così fan tutte“<br />

bearbeitet und da kam die Idee, einen<br />

Zyklus zu machen. So kamen in der<br />

Folge „Don Giovanni“ und „Figaros<br />

Hochzeit“. Dazu natürlich die schönen<br />

Originalmusiken mit den hübschen<br />

Melodien, als Draufgabe noch etwas<br />

Foto: Sabine Hauswirth<br />

34 |


aus der „Zauberflöte“. Da gibt es einiges<br />

zu entdecken und zu bearbeiten. Gute<br />

Stoffe sind ewig. Und es gibt erstaunlich<br />

viele große Stoffe, die sich mit dem<br />

Verführen und Verführtwerden beschäftigen.<br />

Die Musik von Mozart wurde bearbeitet?<br />

Ja. Wir haben das Glück, in Thomas<br />

Mahn einen kompetenten Musiker zu<br />

haben, der Mozart spielen, bearbeiten<br />

kann. Er stellt einen ungeheuren Fantasieraum<br />

zur Verfügung. Er weiß, wo<br />

es hingehen soll.<br />

Don Giovanni wird zum Schluss geläutert.<br />

Ist das eine gerechte Strafe?<br />

Ich weiß nicht, ob er geläutert ist. Er<br />

erfährt eine Strafe. Sicher ist, dass er<br />

bei uns überlebt – einigermaßen gerupft.<br />

Man darf nicht vergessen, dass<br />

es kein „Giovanni“ im klassischen Sinn<br />

ist. Wir machen Volkstheater im weitesten<br />

Sinn. Das hat seine Berechtigung<br />

und ist eine alte Tradition. Schon Nestroy<br />

hat sich die großen Stoffe hergenommen<br />

und geschaut, wo es etwas<br />

zu lachen gibt. Dieses Lachen ist uns<br />

sehr wichtig.<br />

Wird das Volk theatermüde?<br />

Nein, das glaube ich nicht. Theater ist<br />

ein Live-Erlebnis mit einen ganz bestimmten<br />

Zauber. Es gibt Trends, es<br />

gibt Leute, die während der Vorstellung<br />

am Handy fernsehen. Aber: sie gehen<br />

trotzdem ins Theater. Das Volk könnte<br />

allerdings müde werden, gewisse Formen<br />

des Theaters sehen zu müssen.<br />

Ich bin da sehr puristisch und vertraue<br />

darauf, eine Geschichte schnörkellos<br />

zu erzählen. Man soll nicht über zehn<br />

Ecken denken müssen, um mitzubekommen,<br />

worum es eigentlich geht.<br />

Ich bin begeistert von gut geschriebener<br />

Prosa. Die kann man inszenieren, aber<br />

das beste Mittel, die Leute ins Theater<br />

zu locken, ist immer noch eine gut erzählte,<br />

identifizierbare Geschichte und<br />

sind immer noch die Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler. Wir produzieren<br />

Publikumslieblinge. Unser Publikum<br />

ist ein eigenes Biotop. Es liebt<br />

das Erlebnis, will Sinnliches im Theater<br />

spüren. Man ist dabei, wenn Fehler<br />

passieren. Unser Theater hat mit<br />

Rhythmus, Intelligenz, Geschwindigkeit<br />

und Pointierung zu tun. Es ist die<br />

Faszination des <strong>gesamt</strong>en Werkstückes,<br />

das man in einem Bogen sehen kann.<br />

Ist es eine besondere Herausforderung,<br />

wenn man selber spielt und<br />

gleichzeitig Regie macht?<br />

Das kann man so sagen. Das soll auch<br />

so nicht mehr passieren. Es braucht<br />

schon eine Menge Kraft. Man ist, wenn<br />

man selbst auf der Bühne ist, nicht<br />

mehr in der Lage, alles zu kontrollieren.<br />

Ich habe mich gerettet, indem ich meine<br />

Tochter Maddalena, die unseren<br />

Theaterstil am besten kennt, gebeten<br />

habe, mich als Spieler zu beobachten.<br />

Sie ist die perfekte Co-Regisseurin.<br />

Bald wird sie alleinverantwortlich Regie<br />

führen.<br />

Sieht sie aus weiblicher Perspektive<br />

Don Giovanni anders?<br />

Nein, sie kennt ja unseren Ansatz. Sie<br />

ist keine Ideologin. Sie ist geschmackssicher.<br />

Darauf setze ich. Ideologien<br />

haben im Theater nichts verloren. Ein<br />

Ideologe im Theater ist eine höchst<br />

komische Figur.<br />

n „Don Giovanni“, und zwar frei nach<br />

W.A. Mozart und Lorenzo da Ponte,<br />

spielt es im Oktober im Wiener Metropol.<br />

Ebenfalls im Metropol erleben wir<br />

Adi Hirschal mit Samtorchester de Luxe<br />

und Jubiläumskonzert zum 70. Geburtstag<br />

am 16. November.<br />

| 35


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» Die Zauberflöte<br />

» Andreas Gabalier<br />

» Rea Garvey<br />

» Nightrace<br />

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03.08.2019, , St. Margarethen<br />

Haltestellen: BGLD, NÖ, OÖ<br />

31.08.2019, Wien<br />

Haltestellen: BGLD, KTN, NÖ, OÖ,<br />

SBG, STMK<br />

04.10.2018, Wien<br />

Haltestellen: BGLD, NÖ, OÖ, SBG,<br />

STMK<br />

29.01.2019, Schladming<br />

Haltestellen: BGLD, KTN, NÖ, OÖ,<br />

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» Schlagernacht des Jahres<br />

» Mario Barth<br />

» Cirque du Soleil<br />

26.10.2018, Wien<br />

Haltestellen: BGLD, NÖ, OÖ, STMK<br />

25.11.2018, Wien<br />

Haltestellen: OÖ, STMK<br />

09.02.2019, Innsbruck<br />

Haltestellen: SBG,T<br />

07.04.2019, Wien<br />

Haltestellen: BGLD, KTN, NÖ, OÖ,<br />

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Die angegebenen Preise gelten pro Person (Erwachsener) und inkludieren eine Servicegebühr von max. € 2,00 pro Ticket. ticketPLUS+ Bus beinhalten pro Person ein Veranstaltungsticket und die Busfahrt von<br />

der gewählten Haltestelle zum Veranstaltungsort und wieder retour. Reiseveranstalter: Eventbus GmbH (Nr. 1998/0174)


Lend-Viertler Flair<br />

Ob Rock-Star, Newcomer oder Comedy-Held: Jeder dritte Grazer<br />

besucht im Durchschnitt ein Mal pro Jahr das Orpheum. So die<br />

trockene Statistik. Für Kabarett-Guru Michael Niavarani ist es<br />

sogar sein Lieblingsauftrittsort. TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />

Foto: Lupi Spuma<br />

Das Herbert Pixner Projekt,<br />

Jennifer Rostock, die Sportfreunde<br />

Stiller, Gregor Meyle<br />

oder Suzanne Vega – wer in der Grünen<br />

Mark auftritt, gastiert zumeist im legendären<br />

Orpheum. Doch es sind nicht<br />

nur die internationalen und nationalen<br />

Stars, die das Traditionshaus zu einem<br />

Fixpunkt in der steirischen Kulturlandschaft<br />

machen: Eigenproduktionen wie<br />

das David Bowie Tribute-Konzert oder<br />

der „Styrian Science Slam“ und die<br />

Vorrunde zur Wissenschafts-Staatsmeisterschaft<br />

machen das Haus unweit<br />

des Grazer Schlossbergs (mit den<br />

„Schwesterspielstätten“ Kasematten<br />

und Dom im Berg) zu einem Dauerbrenner<br />

beim breiten Publikum.<br />

Das unterstreichen beeindruckende<br />

Zahlen: In der Saison 2016/17 zählte<br />

man im Orpheum 106.080 Besucher<br />

bei 390 Veranstaltungen – das ist mehr<br />

als eine Veranstaltung pro Tag, die<br />

durchschnittlich von etwa 290 Besu-<br />

termine (auswahl)<br />

ab 22. September: steirischer herbst<br />

6. Oktober: Saisonstart Festival mit Fiva u. a.<br />

16. Oktober: Voodoo Jürgens<br />

23. Oktober: Josef Hader<br />

„Hader spielt Hader“<br />

ab 28. Oktober: Die Lochis<br />

17. Oktober: Bodo Wartke „Antigone“<br />

7. Dezember: Granada<br />

5. April: Madsen<br />

info<br />

Telefon: 0316/8008-9000<br />

Web: spielstaetten.at<br />

8020 Graz, Orpheumgasse 8<br />

Orpheum Graz Es hat seine Gründe, warum nicht nur Michael Niavarani die Spielstätte im Künstlerviertel<br />

der steirischen Landeshauptstadt so schätzt: Das Haus hat Seele und Flair.<br />

chern besucht wird. Mit 1.500 Quadratmatern,<br />

auf denen mehr als 1.200<br />

Fans bei Stehkonzerten Platz finden,<br />

ist der „Große Saal“ der Mittelpunkt<br />

von Niavaranis Lieblingstheater. Auf<br />

dem Balkon und in den Logen können<br />

weitere 173 Personen Vorstellungen<br />

mit exklusivem Blick von oben beiwohnen.<br />

Zusätzlich zum „Main Floor“ ist das<br />

„Orpheum Extra“ im Obergeschoß<br />

längst zu einem Hotspot für kleine,<br />

aber feine Konzerte und Happenings<br />

geworden. Mit einem Fassungsvermögen<br />

für bis zu 300 Stehplatz-Gäste oder<br />

von 170 Sitzplätzen samt eigener Bar<br />

hat sich dort die „DoPop“-Serie, die<br />

jeden Donnerstag Auftrittsmöglichkeit<br />

für Nachwuchskünstler bietet, bestens<br />

etabliert. Das „Orpheum Extra“ ist mittlerweile<br />

ebenfalls die traditionelle Heimat<br />

der „Grazer Blues Tage“.<br />

Gegründet als Varietétheater anno 1899,<br />

wurde das in Würde gealterte, dabei<br />

aber stets jung gebliebene Orpheum<br />

im Jahr 2016 sanft renoviert und technisch<br />

auf den letzten Stand gebracht,<br />

ohne die alte Patina mit dem Flair der<br />

Stars und Sternchen zu verlieren. Nicht<br />

nur damals, auch heute wird die auf<br />

Vielfalt fokussierte Location ihrem Ruf<br />

als eine der legendärsten Bühnen des<br />

Landes gerecht: So haben sich wieder<br />

etliche Publikumslieblinge angesagt,<br />

darunter Stermann & Grissemann,<br />

Voodoo Jürgens (singt Ludwig Hirsch),<br />

Josef Hader, die Lochis, Pizzera & Jaus<br />

und Conchita live mit Band.<br />

| 37


!ticket kultour<br />

Kampfkunst<br />

Theater ist nicht nur zur Unterhaltung da – deshalb stellen wir<br />

Ihnen drei neue Produktionen vor, die sich mit aktuellen<br />

gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />

Das Volkstheater Wien bringt<br />

am 18. Oktober Christine<br />

Eders „Verteidigung der<br />

Demokratie – Politshow mit<br />

Musik“ zur Uraufführung. In<br />

ihrer mittlerweile dritten Arbeit<br />

für das Volkstheater<br />

befasst sich die Autorin<br />

und Regisseurin mit<br />

Grundfragen der Demokratie,<br />

des Parlamentarismus<br />

sowie der Freiheitsund<br />

Bürgerrechte. Es ist eine<br />

theatrale Standortbestimmung,<br />

die den Bogen ausgehend<br />

von den Überlegungen des Rechtswissenschaftlers<br />

Hans Kelsen, eines der<br />

Autoren der österreichischen Verfassung,<br />

„Die Irrfahrt der St. Louis“ ist die Vorlage für<br />

Daniel Kehlmanns „Die Reise der Verlorenen“,<br />

in der eine Gruppe von Individuen zu einer<br />

namenlosen Masse wird.<br />

Nummer statt Mensch<br />

steirischer herbst<br />

Unter dem Übertitel „Volksfronten“ findet von<br />

20. September bis 14. Oktober die 51. Ausgabe<br />

des steirischen herbst statt. Das Kernprogramm<br />

erkundet u. a. das gegenwärtige politische<br />

Klima in Mittel- und Osteuropa, an dessen<br />

Grenze sich Graz vor dem Hintergrund einer erweiterten<br />

Gesamtausstellung befindet, die als solche<br />

an zahlreichen Orten der Stadt verstanden<br />

und erfahren werden kann. Dabei liegt das Augenmerk<br />

auf dem Lokalen, das von der Geschichte<br />

geprägt ist.<br />

Begleitend findet von 4. bis 7. Oktober das „musikprotokoll“,<br />

bei dem u. a. das RSO Wien &<br />

Klangforum Wien, das Duo Fred Frith & Bérangère<br />

Maximin sowie das Konus Quartett & Martin<br />

Brandlmayr auftreten. Es kommt zu einer Uraufführung<br />

von Georg Friedrich Haas durch das Talea<br />

Ensemble und das ensemble zeitfluss erforscht die<br />

Klangwelten von Joann Wozny.<br />

38 |<br />

bis in die Gegenwart spannt. Themen<br />

sind u. a. Meinungsfreiheit, Minderheitenschutz<br />

aber auch der gläserne Bürger<br />

und die subjektive Sicherheit.<br />

Deserteure<br />

Felix Mitterer hat das Auftragswerk<br />

„Vomperloch“ des Tiroler Landerstheaters<br />

zur Eröffnung der neuen Kammerspiele<br />

im Haus der Musik Innsbruck geschrieben.<br />

Vomperloch ist der Name eines<br />

abgeschiedenen und unzugänglichen<br />

Seitentals des Tiroler Karwendelgebirges.<br />

Dort bestand zwischen Sommer 1943<br />

und Kriegsende ein Lager von Deserteuren.<br />

„Desertion galt damals<br />

als Schande, wird immer mit<br />

Schande behaftet sein. Ich habe<br />

dieses Stück mit der Intention<br />

geschrieben, die damaligen,<br />

heutigen und zukünftigen<br />

Deserteure von dieser<br />

Schande zu erlösen“, sagt<br />

Mitterer über sein Stück. Premiere<br />

von „Vomperloch“ ist am<br />

7. Oktober.<br />

Auf der Flucht<br />

Im Mai 1939 war es 937 Juden „erlaubt“,<br />

Deutschland zu verlassen. Sie befinden<br />

sich auf einem Schiff nach Kuba. Doch<br />

plötzlich lässt Kuba niemanden mehr ins<br />

Land: Daniel Kehlmann erzählt ab 7.<br />

September im Theater in der Josefstadt<br />

die Geschichte von Menschen, die ohnmächtig<br />

zum Spielball politischer und<br />

wirtschaftlicher Einflüsse werden. Für<br />

die Schifffahrtsgesellschaft sind sie Kapital,<br />

von Goebbels werden sie für Propagandazwecke<br />

missbraucht und auf Kuba von<br />

der Politik als Wahlkampfthema gesehen.<br />

Die Gesellschaft sieht die Geschehnisse<br />

zwar als tragisches, aber leider unabänderliches<br />

Schicksal. Eine Situation, die<br />

heute aktueller erscheint denn je.<br />

Fotos: Jan Frankl, Ingo Pertramer, Deutsche Grammophon


KRAFT UND VISION<br />

Die Symphonien Nr. 4. und 11 von<br />

Dmitri Schostakowitsch werden von<br />

Andris Nelsons wiederbelebt.<br />

DIE LETZTEN IHRER ART<br />

Douglas Adams, der britische Kultautor, u. a. bekannt für<br />

„Per Anhalter durch die Galaxis“, verfasste vergnüglich-nachdenkliche<br />

Reportagen über bedrohte Tierarten der Erde wie z. B.<br />

die Drachenechsen auf Komodo, die neuseeländischen Kakapos<br />

oder die Yangtse-Delfine in China. Tatort-Kommissarin Adele<br />

Neuhauser liest aus „Die Letzten ihrer Art“ und wird dabei vom<br />

KammerPunkJazz-Trio Edi Nulz begleitet.<br />

„Die letzten ihrer Art“ spielt es am 27. September im Spielberger<br />

Kultur im Zentrum, am 1. Februar im Stadttheater Gmunden,<br />

am 2. Februar im Kultur Kongress Zentrum in Eisenstadt und<br />

am 28. Februar in der Johann-Pölz-Halle in Amstetten.<br />

Dmitri Schostakowitsch fiel 1936, zwei Jahre nach<br />

der Uraufführung seiner Oper „Lady Macbeth von<br />

Mzensk“, bei Josef Stalin in Ungnade – der Diktator<br />

verließ das Theater während der laufenden Vorstellung.<br />

So verschwand die sich eben in Arbeit befindliche<br />

Symphonie Nr. 4 in der Schublade, die Partitur<br />

ging verloren und eine rekonstruierte Fassung kam<br />

erst 1961 zur Uraufführung. Andris Nelsons hat diese<br />

und die Symphonie Nr. 11, die bei manchen als<br />

Kritik am Sowjetstaat gilt, zusammen mit dem Boston<br />

Symphony Orchestra aufgenommen. Die Einspielung<br />

bringt die Klangwelt beider Symphonien<br />

zum Strahlen und wirkt dabei nie überladen.<br />

| 39


MONKEY BUSINESS<br />

Unlängst wurde in New York<br />

eine Gitarre um 495.000 Dollar<br />

verkauft. Eigentlich keine<br />

besonders ungewöhnliche Gitarre:<br />

eine schon etwas zerschrammte<br />

Fender Telecaster<br />

aus dem Jahr 1965. Allein: sie<br />

gehörte Bob Dylan. Oder wurde<br />

zumindest von ihm gespielt,<br />

wie das Auktionshaus<br />

Julien’s mitteilte, dito von Eric<br />

Clapton und George Harrison.<br />

Und freilich war dieses Instrument<br />

ein wesentlicher Faktor<br />

der Entwicklung des Akustik-<br />

Folk-Barden Dylan hin zum<br />

elektrifizierten Rock-Sänger.<br />

Jedes Pop-Museum weltweit<br />

würde sich diese Gitarre als<br />

symbolträchtiges Ausstellungsstück<br />

wünschen. Dabei<br />

steht längst die Ära der E-<br />

Gitarre selbst zur Disposition.<br />

Fenders großer Konkurrent,<br />

der Gitarrenhersteller Gibson,<br />

musste vor wenigen Wochen<br />

Konkurs anmelden – baut<br />

aber, keine Sorge, gewiss mit<br />

anderen Besitzern weiter seine<br />

legendären Prachtstücke.<br />

Dennoch machen sich Experten<br />

Sorgen: Wie das Buch stehen<br />

traditionelle Instrumente<br />

bei jüngeren Menschen nicht<br />

mehr allzu hoch im Kurs. Eine<br />

gewisse „Retromania“, die<br />

viel Geld in die Vergangenheit<br />

fließen lässt oder sie zumindest<br />

oberflächlich beschwört,<br />

ist zwar unzweifelhaft in Mode.<br />

Aber sie stirbt, wenn der<br />

Enthusiasmus nicht weitergegeben<br />

wird. Und zwar von<br />

Generation zu Generation. Ob<br />

ein Mischpult von DJ Avicii<br />

einst auch um Unsummen als<br />

Museumsstück angekauft<br />

wird?<br />

Walter Gröbchen<br />

40 | Electrifying<br />

13. Tullnerfelder Advent<br />

Natalia Ushakova begann ihr Gesangsstudium<br />

am Rimsky-Korsakov-Konservatorium<br />

in St. Petersburg. Sie erhält ein Stipendium<br />

für das Grazer Opernstudio, wo sie alle<br />

wichtigen Mozartpartien singt, setzt das<br />

Studium mit der Meisterklasse an der<br />

Hochschule für Musik in München und der<br />

„Akademie di Perfezionamento“ des Teatro<br />

alla Scala fort. Sie gab bereits die Violetta<br />

in Verdis „La Traviata“ und Mimi in<br />

Franco Zeffirellis Inszenierung von „La Bohème“<br />

in Mailand und trat in den größten<br />

internationalen Opernhäusern und Konzertsälen<br />

auf. Dank ihrer wundervollen Stimme,<br />

Musikalität und ergreifenden<br />

Bühnenporträts zu den Stars der<br />

Musikwelt. Das wird definitiv<br />

ein Highlight des diesjährigen<br />

Tullnerfelder Advents!<br />

1. Dezember, Berghotel Tulbingerkogel<br />

Das Herbert Pixner Projekt<br />

kommt nun nach einer kreativen<br />

Schaffenspause wieder mit<br />

einem neuen Programm, noch<br />

ausgefeilteren Sounds, noch experimentelleren<br />

Arrangements<br />

und einer neu inszenierten Bühnenshow<br />

zurück auf die Bühne.<br />

Unser Gespräch zu den Themen<br />

Andreas Gabalier, die Dolomiten,<br />

Sagen und Mythen<br />

lesen Sie auf<br />

ticketmagazin.com!<br />

Wiener Blond<br />

u. a. am 13. November, Theater Akzent<br />

Natalia Ushakova<br />

Mit dem Original Wiener Salonensemble<br />

Dass sich Wiener Blond in der Welt der<br />

Musikgenres schwer schubladisieren<br />

lässt, hat das Duo mit seinem zweiten<br />

Studioalbum „ZWA“ erneut bewiesen<br />

– Heurigenschmäh trifft auf Hip-Hop-<br />

Grooves, die fetzigen Beatbox-Loops<br />

tanzen Strauß-Walzer. Gemeinsam mit<br />

dem fünfköpfigen Original Wiener Salonensemble<br />

haben sie ein gemeinsames<br />

Programm erarbeitet, bei dem die<br />

Loopstation ausnahmsweise in<br />

den Hintergrund tritt und Platz für<br />

Streicherklänge macht. „Charmant,<br />

goschert und grantig“ bleibt<br />

aber dennoch das Motto des Abends.<br />

Herbert Pixner Projekt<br />

laufend, u. a. in Klagenfurt, Eisenstadt, Innsbruck, Bregenz und Wien<br />

Fotos: MVM (Natalia Ushakova), Konstantin Reyer (Wiener Blond), guentheregger.at (Herbert Pixner Projekt)


LIVE SPÜRT MAN MEHR.<br />

Kultur<br />

PAUSENLOS<br />

Die Csárdásfürstin<br />

09.10. bis 27.11.2018<br />

Volksoper Wien<br />

Wiener Walzertaumel und feurige Csárdásklänge zum<br />

Saisonauftakt – ein Muss für alle<br />

OperettenliebhaberInnen!<br />

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JETZT LIVE IN DER<br />

BILD: JOHANNES IFKOVITS<br />

Vomperloch<br />

Die Reise der Verlorenen<br />

Plácido Domingo<br />

BILD: GÜNTHER EGGER<br />

BILD: JAN FRANKL<br />

10.10. bis 01.12.2018<br />

Tiroler Landestheater<br />

Jetzt Tickets sichern um € 32,50<br />

07.09. bis 28.10.2018<br />

Theater i.d. Josefstadt<br />

Jetzt Tickets sichern von € 7,90 bis 59,90<br />

12.06.2019<br />

Messe Graz<br />

Jetzt Tickets sichern von € 89,90 bis 349,90<br />

The Fountainhead<br />

Lazarus<br />

Schlossklänge<br />

BILD: LUPI SPUMA<br />

BILD: ROBERT JOSIPOVIC<br />

BILD: UDO TIETZ<br />

BILD: PEDRO WALKER<br />

14.09. bis 19.10.2018<br />

Schauspielhaus Graz<br />

Jetzt Tickets sichern von € 5,60 bis 70,40<br />

26.09.2018 bis 25.06.2019<br />

Musiktheater Linz<br />

Jetzt Tickets sichern von € 20,30 bis 76,10<br />

29.09.2018 bis 13.06.2019<br />

Grafenegg<br />

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Disneyland de<br />

Am 29. und 30. September finden am steirischen Red-Bull-Ring die<br />

zweiten „E-Mobility Play Days“ statt. Ein Event, das sich ganz der<br />

Zukunft verschrieben hat und als Brückenbauer zwischen Innovator<br />

und Konsument dient. TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />

Wie weit kann ich mit einem<br />

E-Auto fahren? Welche Gefahren<br />

birgt ein Elektrogerät<br />

und wie kann ich dieses Ding da vor mir<br />

überhaupt bedienen? Diese und viele<br />

andere Fragen aus dem Alltag illustrieren<br />

die Unsicherheit, die noch heute mit<br />

dem Thema Elektromobilität mitschwingt.<br />

Dabei hat sie längst in jedem<br />

Wohnzimmer und jeder Hosentasche<br />

Einzug gefunden, denn sie besteht nicht<br />

nur aus benzinfreien Autos und über<br />

unseren Köpfen kreisenden Drohnen,<br />

sondern auch aus profanen Dingen wie<br />

einem Fernseher oder dem Smartphone.<br />

„Wenn es aber um ein E-Auto geht,<br />

dann wissen die Leute oft nicht einmal<br />

wo sie überhaupt nachfragen sollen,<br />

wenn sie nicht wissen, wo sie es anstecken<br />

müssen“, erklärt Philipp Berkessy, Head<br />

Of Marketing des Projekt Spielberg, das<br />

die am 29. und 30. September stattfindenden<br />

„E-Mobility Play Days“ am steirischen<br />

Red Bull Ring in Szene setzt.<br />

letztes Jahr zu einem veritablen Erfolg.<br />

An zwei Tagen besuchten rund 31.000<br />

Menschen das Gelände und es wurden<br />

mehr als 3.000 Fahrten mit Elektroautos<br />

abgewickelt – heuer will man die Statistiken<br />

in allen Bereichen nach oben treiben.<br />

„Wenn das Wetter mitspielt, wäre<br />

das Ziel 45.000 Besucher und bei der<br />

dritten Auflage im nächsten Jahr mehr<br />

als 70.000. Dann wären wir nicht nur<br />

das größte E-Event der Welt, sondern<br />

auch unter den Top drei aller Veranstaltungen<br />

am Red Bull Ring.“ Die Umgebung<br />

ist freilich mitentscheidend für<br />

den Erfolg. „Die Marke Red Bull Ring<br />

ist natürlich extrem stark. Große Auto-<br />

Fotos: Red Bull<br />

Kraft der Marke<br />

Die Veranstaltung dient als Brückenbauer<br />

zwischen Hersteller und Konsument.<br />

Sie will Vorurteile abbauen und<br />

den Menschen die breite und nur schwer<br />

eingrenzbare Welt der Elektromobilität<br />

verständlich und interaktiv näherbringen.<br />

Die Erstauflage des Events wurde<br />

42 | Erfolgsgeheimnis E-Mobility Die Coolness und die Vielfalt der Produkte sind das größte Plus. Außerdem<br />

kann man nicht nur wie hier zuschauen, sondern auch selbst ausprobieren …


Drohnen-Champions-League<br />

Der Vielfältigkeit ist bei den „E-Mobility<br />

Play Days“ keine Grenze gesetzt. Nicht<br />

nur Autos und Motorräder, auch Boote,<br />

E-Roboter, diverse Prototypen und ein<br />

Koffer, der dem Besitzer von alleine<br />

nachfährt, zählen zu den Programmhighlights.<br />

„Von der Formel E war letztes<br />

Jahr ein Auto vor Ort, heuer sind es zumindest<br />

fünf. Wir haben die ersten E-<br />

Motorräder der Moto GP am Start, der<br />

Autohersteller Jaguar hat sich in das Programm<br />

eingeklinkt und nicht zuletzt<br />

wird man bei uns erstmals die Drone-<br />

Champions-League sehen können.“ Sie<br />

wird online oder live im TV in mehr als<br />

100 Länder übertragen und den Wettkampf<br />

auf den Champs-Élysées verfolgten<br />

mehr als 800.000 Menschen. Die<br />

Profis der Drohnen-Rennserie werden<br />

auf einem speziell für den Red Bull Ring<br />

gestalteten Parcours ihr Können unter<br />

Beweis stellen. Die Renndrohnen werden<br />

sich unter anderem auch Duelle mit<br />

elektrisch betriebenen Fahrzeugen liefern.<br />

„Wenn man die Drohne gemeinsam mit<br />

der entsprechenden Kamera und einer<br />

Videobrille nützt, fühlt sich das fast so<br />

an, als würde man selbst durch die Luft<br />

fliegen“, erklärt Herbert Weirather, Chef<br />

der Drone Champions League.<br />

Um eine bessere Übersicht zu garantieren,<br />

wird der Ring am Veranstaltungswochenende<br />

in eine Nord- und eine<br />

Südhälfte aufgeteilt. Während die Ber<br />

E-Mobilität<br />

mobilhersteller und Partner kennen uns<br />

und wissen, dass wir etwas Tolles auf<br />

die Beine stellen können. Insofern haben<br />

wir von dort auch sehr viel Vertrauensvorschuss.“<br />

Das Geheimnis des Erfolgs der „E-Mobility<br />

Play Days“ fußt vorwiegend auf<br />

der Interaktivität. „Das Spielerische ist<br />

immens wichtig“, erklärt Berkessy, „denn<br />

wir sind ja keine Messe. Die Coolness<br />

und die Vielfalt der Produkte sind unser<br />

größtes Plus. Das wahre Highlight ist,<br />

dass man all das bei uns nicht nur anschauen,<br />

sondern selbst ausprobieren<br />

kann.“ Dass es nicht immer leicht ist,<br />

die Attraktivität von Elektromobilität<br />

begreifbar zu machen, streitet Berkessy<br />

gar nicht ab. „Prinzipiell sind wir eine<br />

extrem leise Veranstaltung und müssen<br />

den Menschen die Produkte daher auf<br />

anderem Wege näherbringen. Normalerweise<br />

brummt es am Ring ja in alle<br />

Richtungen, bei uns ist alles sehr ruhig,<br />

doch die meisten wissen gar nicht, wie<br />

spannend das Thema ist. Bei uns ist es<br />

möglich, auf dem Ring E-Sportwagen<br />

Probe zu fahren und jeder, der das einmal<br />

gemacht hat, weiß, dass ein Porsche Kinderkram<br />

dagegen ist. Wir führen die<br />

Leute behutsam an das Thema ran, lassen<br />

sie überall mitmachen und wollen Aha-<br />

Effekte bieten. Künftig werden monatlich<br />

zehn neue coole Sachen entstehen und<br />

wir wollen von Anfang an dabei sein.“<br />

| 43


Leiser Gummi Normalerweise brummt es am Ring aus allen<br />

Richtungen. Obwohl es bei den E-Mobility Play Days ruhiger<br />

zugeht, bedeutet dies noch lange nicht weniger Action …<br />

Wissen ist Macht Während Elektrogeräte mittlerweile<br />

Teil des Alltags sind, wissen viele Leute<br />

nicht einmal, wo sie ein E-Auto anstecken müssen.<br />

mobilität. „Wir hatten viele unterschiedliche<br />

Gesichter von Armin Assinger über<br />

Renate Götschl bis hin zu DTM- oder<br />

Moto-GP-Fahrern vor Ort. Die E-Mobilität<br />

steht ja für die Vielfalt, da kann<br />

man das Event nicht mit einer spezifischen<br />

Person verkaufen.“ Der Promifaktor<br />

Keine langweilige Messe „Das wahre Highlight ist, dass man all das bei uns nicht nur anschauen, sondern<br />

selbst ausprobieren kann“, weiß Philipp Berkessy, Head Of Marketing des Projekt Spielberg.<br />

wird aber ohnehin von den tech-<br />

nischen Innovationen und Gustostückerln<br />

sucher auf dem Nordteil das Steuer selbst<br />

fest in der Hand haben, werden am Südkurs<br />

Prototypen, einzigartige E-Sportwagen<br />

und andere Meisterwerke der<br />

Technik für Furore sorgen. „Beim Debüt<br />

ist natürlich noch nicht alles perfekt gelaufen,<br />

aber wir haben auch sehr viel daraus<br />

gelernt“, blickt Berkessy zurück,<br />

„wichtig war uns etwa, dass die Veranstaltung<br />

heuer Samstag und Sonntag<br />

stattfindet, damit Menschen, Familien,<br />

Freunde oder ganze Schulen zwei volle<br />

Tage am Ring ausschöpfen können. Zudem<br />

haben wir alles kompakter gemacht.<br />

Wir haben die Wege zwischen den einzelnen<br />

Programmpunkten verkürzt und<br />

es wird Leitinformationen geben, die<br />

durch das <strong>gesamt</strong>e Wochenende führen.“<br />

Grenzerweiterung<br />

Zu den Gästen bei den „E-Mobility Play<br />

Days“ zählen unter anderem Verkehrsminister<br />

Norbert Hofer, der deutsche<br />

Comedy-Shootingstar Oliver Gimber<br />

und noch viele andere namhafte Personen<br />

aus der großen Welt der Elektroplatz<br />

bestimmt, am „schönsten Spiel-<br />

Österreichs“ werden die Grenzen<br />

für die Zukunftstechnologie erweitert.<br />

„Wir wollen möglichst eine Komplettabdeckung<br />

der <strong>gesamt</strong>en Thematik. Wir<br />

haben viel von anderen Veranstaltern<br />

gelernt, sehen uns selbst aber als das Disneyland<br />

der E-Mobilität. Uns sind keine<br />

Grenzen gesetzt.“<br />

n Die E-Mobility Play Days finden am<br />

29. und 30. September am Red Bull Ring<br />

in Spielberg statt.


!ticket live is life<br />

www.mutausbrueche.com<br />

I was<br />

expecting that<br />

Jamie Lawson, Anne-Marie, Ed Sheeran und<br />

ihre wunderschöne Musik, eine warme<br />

Sommernacht, 50.000 Menschen<br />

im Stadion und ich mittendrin.<br />

Antonia T. Schulz, Studentin der Publizistik- und<br />

Kommunikationswissenschaften, Bloggerin<br />

(www.mutausbrueche.at) und nicht zuletzt<br />

oeticket.com-Kundin, besucht für !ticket<br />

jeden Monat ein Konzert und berichtet darüber.<br />

Dieses Mal war sie am 7. August im<br />

Ernst-Happel-Stadion bei Ed Sheeran.<br />

Ed Sheeran und ich – diese Liebe<br />

besteht schon sehr lange. Die<br />

Karten vom Konzert waren so<br />

schnell ausverkauft, dass Mister Sheeran<br />

Gott sei Dank eine Zusatzshow<br />

spielte und die war natürlich auch sofort<br />

ausverkauft. Zu Recht!<br />

Der Abend startete mit dem wunderbar<br />

kitschigen Sänger Jamie Lawson<br />

(„Wasn’t Expecting That“ kennt ihr<br />

von ihm, oder?) und der verrückten<br />

Wenn ihr die<br />

Möglichkeit habt,<br />

geht unbedingt<br />

mal auf ein Konzert<br />

im Ernst-Happel<br />

Stadion<br />

(Stehplatz!). Dort<br />

kann man nicht nur Fußballspiele anschauen,<br />

sondern sich auch tolle Konzerte mit super Atmosphäre<br />

anhören – ganz große Empfehlung!<br />

Anne-Marie. Ich sag euch eines: Besser<br />

hätte die Einstimmung auf den eigentlichen<br />

Star des Abends nicht sein können.<br />

Vor allem Anne-Marie hat es mir<br />

mit ihrer Art und Stimme so angetan,<br />

dass ich mir gleich all ihre<br />

Songs in meine Sommer-<br />

Playlist gespeichert habe!<br />

Als alle dann sehnsüchtig auf<br />

den wichtigsten Star des<br />

Abends warteten, betrat<br />

Ed Sheeran um 20:45 endlich<br />

die Bühne. Ganz alleine natürlich<br />

– nur er, seine Gitarre und seine Loop-<br />

Station. Ich dachte immer, Stars brauchen<br />

immer eine Band im Hintergrund<br />

aber Ed Sheeran schafft das alles alleine<br />

und es klingt dazu noch unglaublich!<br />

Der Abend war begleitet von alten Liedern<br />

wie „Thinking out loud“, noch<br />

älteren Songs wie „The A-Team“ aber<br />

natürlich auch Songs vom neuen Album<br />

wie „Galway Girl“. Die Mischung<br />

aus Schnell, Langsam, Alt und Neu<br />

war einfach perfekt und das schönste<br />

war, dass er das Publikum integrierte<br />

und auch einen Witz nach dem anderen<br />

machte. Der geborene Entertainer<br />

eben! Ich muss sagen, das war das erste<br />

Konzert, wo wirklich keiner still stand<br />

und jeder mitsingen musste. Nicht nur<br />

weil er uns dazu ermutigte, sondern<br />

weil’s auch bei seiner Musik gar nicht<br />

anders ging! Danke Mister Ed Sheeran<br />

– du hast den Abend mit deiner Musik<br />

und dem verdammt guten Wetter zu<br />

etwas ganz Besonderem gemacht –<br />

aber mal ehrlich: Ich hab’ auch nichts<br />

anderes erwartet!<br />

Fotos: Antonia T. Schulz<br />

Tipp!<br />

Kunden, die zu Ed Sheeran gingen, kauften auch Tickets für Christina Stürmer im Mai in Wien und Graz, Annen-<br />

MayKantereit im April und Mai in Graz, Innsbruck und Wien, Lena im Oktober im WUK, George Ezra im Oktober<br />

im Gasometer, sowie Alex Clare im November im WUK. Tickets für alle Veranstaltungen finden Sie auf oeticket.com!<br />

| 45


MUNDPROPAGANDA<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen<br />

sollten in keinem gut sortierten<br />

Plattenschrank fehlen. Oder? (sb)<br />

Crippled Black Phoenix – Great Escape<br />

Greaves Depressionen folgend schleichen<br />

sich die neuen Post-Prog-Stücke beinah<br />

schüchtern-melancholisch aus dem Äther.<br />

LIVE<br />

Anti-Flag – American Reckoning<br />

Ein akustischer Streifzug durch die letzten<br />

beiden Alben, Cover von John Lennon,<br />

Cheap Trick & Buffalo Springfield inklusive.<br />

Ane Brun – Live At Berwaldhallen<br />

Brun kollaboriert mit dem Swedish Radio<br />

Symphony Orchestra und entfesselt einen berührend-atmosphärischen<br />

Karriererückblick.<br />

Spielwiese<br />

Ein Wollknäuel kommt selten allein: Der zweite Teil von<br />

„Unravel“, des charmanten Plattformers aus Schweden,<br />

erobert erneut die Herzen – für Singles und Paare<br />

geeignet! TEXT: JOACHIM SCHMIDA<br />

Unravel Two<br />

Electronic Arts für PS 4, Xbox One, PC<br />

PLUS<br />

Als vor mehr als zwei Jahren Unravel erschien,<br />

waren wir verzückt von diesem Feel-good-Game.<br />

Die Niedlichkeit der Präsentation, der entspannte Rätselspaß<br />

und das ins<strong>gesamt</strong> bezaubernde Erlebnis sind auch<br />

beim Nachfolger noch immer vorhanden – mehr noch: Unravel<br />

Two hat einfach mehr Spielwitz! Mit viel Liebe zum<br />

Detail kann der Side-Scroller dank der verbesserten Jump ’n’<br />

Run-Elemente wie der spritzigeren Knobelaufgaben bei uns<br />

ein Funkeln in den Augen auslösen. Der neue Couch-Koop-<br />

Modus ist dabei grandios umgesetzt – die Reise des Garn-Duos lässt sich übrigens auch<br />

solo ganz herrlich meistern.<br />

MINUS<br />

FAZIT<br />

Einen geringen Wiederspielwert sowie gewisse Rätsel-Monotonie kann man<br />

dem Spiel durchaus vorwerfen.<br />

Unsere Knie werden weich wie Wolle: Das Studio Coldwood strickt uns mit<br />

dem Sequel einen der wohl herzerwärmendsten Plattformer der letzten Zeit.<br />

Somit ist auch „Unravel Two“ – wie schon der Vorgänger – ein poesievolles sowie rätselreiches<br />

Kleinod und ein generell sehr sympathisches Spiel.<br />

Superfjord – All Will Be Golden<br />

Am zweiten Album der finnischen Prog-Heroen<br />

dreht sich alles um (Traum)reisen, und so<br />

klingt der langbögige Mandala-Trip auch …<br />

HEISSE NEUERSCHEINUNGEN & KOMMENDE HIGHLIGHTS<br />

Pro Evolution Soccer<br />

2019 Konami verleiht seiner<br />

Kicker-Simulation mit<br />

zahlreichen neuen Features<br />

Shadow of the Tomb<br />

Raider „In the Jungle, the<br />

mighty jungle …“: Lara<br />

wagt sich wieder in ein<br />

Spider-Man Der Spinnenmann<br />

begibt sich nun PS4-<br />

exlusiv auf Verbrechensbekämpfung<br />

in den Schluchten<br />

der New Yorker Wol-<br />

alt-J – Reduxer<br />

und Verbesserungen den neues, „bislang gefährlichstes“<br />

Abenteuer.<br />

kenkratzer.<br />

Der „Relaxer“ erfährt von globalen Rappern<br />

und Produzenten eine neue Interpretation,<br />

nächsten Schliff.<br />

besonders gelungen: „In Cold Blood“.<br />

Fotos: Hersteller


SLASH<br />

Living The Dream<br />

Früher, bei Guns N’ Roses oder Slash’s<br />

Snakepit, da wollte man noch Platten kaufen,<br />

allein weil das Cover gerade in Übergröße<br />

so famos und begehrlich war. „Living<br />

The Dream“ hingegen geht, noch<br />

mehr als sein Vorgänger, mit der Zeit: Eigentlich<br />

reicht da ein Download auch<br />

schon aus. Sofern sich ein solcher denn<br />

rechnet, ist Slash wieder-wiederholte Kollaboration<br />

mit dem Goldkehlchen von Alter<br />

Bridge ähnlich billig und schrill-schmalzig<br />

geraten – und wer stellt sich schon<br />

ernsthaft eine Blume aus dem Gemeindebau<br />

auf Balkonien? Gewiss, Slash beherrscht<br />

sein Instrument, Myles singt sauber<br />

und auch die Konspiratoren beherrschen<br />

ihr Handwerk, doch Ecken und<br />

Kanten, ein dem Rock ’n’ Roll zuträglicher<br />

Biss auch nur irgendwo zwischen „Appetite“<br />

und „Five O’Clock“ sucht man vergeblich,<br />

„Living The Dream“ könnte mühelos<br />

als Sputum Aerosmiths durchgehen,<br />

verfügte Tyler nicht selbst in Larmoyanz<br />

über eine behaartere Brust. Einzig<br />

zwei Nummern – „Lost Inside The Girl“<br />

und „The Great Pretender“ – retten vor<br />

einem Totalausfall, wobei bei erster Myles<br />

endlich! singulär! die elendigen Kuschelpfade<br />

verlässt und ein paar Tonlagen tiefer<br />

brilliert, während zweite nach einem<br />

Zitat irgendwo aus dem übermächtigen<br />

Hardrock-Kanon klingt. Darüber hinaus:<br />

seichte, balladeske oder behutsam rockende<br />

Kost, die beinah zwanghaft auf<br />

Hit getrimmt exakt daran scheitert und in<br />

einer im Pop-Zirkus<br />

geschulten Opulenz<br />

zugrunde geht. (sb)<br />

2.5/5<br />

!ticket media<br />

CYPRESS HILL<br />

LIVE<br />

Elephants On Acid<br />

Acht Jahre sind seit „Rise Up“ ins Land<br />

gezogen, Zeit, die man offenbar nicht nur<br />

mit u. a. Prophets Of Rage, sondern auch<br />

großzügigen Bewusstseinsstimulierungen<br />

überbrückte: Bizarr wie der Titel, dabei<br />

aber härter als zuletzt klingt das neunte<br />

Album, das auch vor psychedelischen Oriental-Sounds<br />

nicht zurückschreckt. Doch<br />

keine Sorge: Das Lichte des Orients wird<br />

in den Okzident verdreht, der Elefant<br />

stampft durch ein schräges Dunkel, das<br />

einem jazzig-verqueren Hirn wie Tim Burton<br />

entsprungen sein könnte. (sb)<br />

IAN GILLAN<br />

INTERPOL<br />

REBEKKA BAKKEN<br />

And The Javelins<br />

Ian Gillan kennt man zuvörderst von<br />

Deep Purple, nun hat er aber mit der<br />

Band aus seinen Knabentagen ein Album<br />

aufgenommen – mit Coverstücken<br />

aus dem Pop, Soul, Blues und<br />

Rock ’n’ Roll, so wie es „in den güldenen<br />

Zeiten“ modern und populär war.<br />

Das ist zwar keine rein staubige Nostalgie<br />

allein, die da aus dem Äther swingt,<br />

aber doch ein vielleicht zu charmanthöflicher<br />

Blick zurück – Adjektive, die<br />

für einen Charakter wie Gillan nun<br />

doch ungewöhnlich scheinen. (sb)<br />

Marauder<br />

Auf „El Pintor“ war der Bass für ihn<br />

noch Neuland, nun steht der Rhythmus<br />

nicht nur für Banks im Fokus: „Marauder“<br />

ist durchwegs beatfokussiert geraten,<br />

mit geometrischen Gitarren, die sich<br />

im pochenden Fahrwasser schlängeln<br />

und mit den neuerdings weniger ab -<br />

strakten Geschichten verquirlen. Somit<br />

legen Interpol die musikalische Stagnation<br />

endlich ad acta, lassen „Marauder“<br />

als Hedonist mit Rückgrat geraten, vermengen<br />

tollkühnes Denken nun doch<br />

wieder mit unbeirrbaren Klängen. (sb)<br />

LIVE<br />

Things You Leave Behind<br />

Es ist nicht nur der Titel der Schlussepisode<br />

von „Star Trek: Deep Space Nine“,<br />

sondern auch der des hoffentlich<br />

nicht finalen Albums Bakkens: Für die<br />

wieder in Norwegen logierende Sängerin<br />

ist „Things You Leave Behind“ zu einem<br />

persönlichen Befreiungsschlag geraten,<br />

changiert sie doch flatterhaft zwischen<br />

Introspektiven und Perspektiven,<br />

vermischt dabei Klänge aus Gospel<br />

über Country bis hin zu Pop, die allesamt<br />

allein durch ihre ureigene Stimme<br />

zusammengehalten werden. (sb)<br />

| 47


!ticket plug&play<br />

Plug&Play-Tipps<br />

Hersteller nutzen den allerneuesten Stand der Technik, um großen<br />

Sound im Kleinformat zu verwirklichen. Wir stellen erschwingliche,<br />

durchdachte Lösungen vor, die alltagstauglich sind und guten<br />

Sound mit feiner Ausstattung kombinieren. TEXT: AMANDA PENISTON-BIRD<br />

Phil Jones Bass Double Four<br />

Eine große Schuhschachtel. Der Double Four<br />

(Modell BG-75) ist der ultimative Micro-Bass-Amp.<br />

Mit der neuesten Treiber- und Digitalverstärkertechnologie<br />

ausgestattet, begeistert der winzige Combo<br />

mit dem beeindruckenden PJB-Signature-Sound.<br />

Kaum größer als eine Schuhschachtel, scheint der<br />

Double Four physikalischen Gesetzen zu trotzen.<br />

Den Clean-Ton haben die Entwickler beeindruckend<br />

gut hinbekommen. Der kleine, transportfreundliche<br />

Amp besitzt die Fähigkeit, die volle Bandbreite an<br />

Bassfrequenzen bis zum tiefen H hinunter zu produzieren.<br />

Technisch ist der Double Four ausgefeilt. Der<br />

70-W-Verstärker ist mit zwei 4"-Neodym-Treibern<br />

bestückt, die hochpräzise arbeiten. Jeder 4"-Treiber<br />

wird von einem eigenen PWM-Verstärker gespeist.<br />

PWM-Verstärker arbeiten viel effizienter als herkömmliche<br />

Transistorverstärker und die niedrigere<br />

Betriebstemperatur verlängert die Lebensdauer. Auf<br />

der Sommer-NAMM in Nashville wurde der Double<br />

Four mit einem „Best in Show“-Award ausgezeichnet.<br />

Der Verstärker, der für kleine Gigs und als edler<br />

Übungsamp konzipiert ist, kam bei Standbass-Spielern<br />

ebenso gut an wie bei E-Bassern.<br />

pjbworld.com<br />

RØDE VideoMic Me-L<br />

Mehr als nur ein Meidlinger „L“. Das neue, erschwingliche,<br />

professionelle Richtmikrofon von RØDE<br />

verspricht eine drastische Verbesserung der iPhone-Audio-Aufnahmequalität.<br />

Die hochwertige Vorverstärkung<br />

und Digitalwandlung mit 24 Bit und 48 kHz erfolgen<br />

bereits im VideoMic Me-L. Das Aufnahmesignal wird direkt<br />

digital übertragen und umgeht den Preamp/Wandler-Chip<br />

des iPhones. Das „L“ im Modellnamen steht<br />

für den integrierten Lightning-Stecker, für den Anschluss<br />

an aktuelle iOS-Geräte mit Lightning-Connector. Eine<br />

Stereo-Kopfhörerbuchse ist auch eingebaut. Sofern es<br />

die App zulässt, kann man somit schon während eines<br />

Videodrehs die Tonaufnahme kontrollieren, auf jeden<br />

Fall spart man sich das lästiges Umstecken von Mikrofon<br />

auf Kopfhörer. Das Mono-Richtmikrofon mit 1/2"-<br />

Nierenkapsel und 90 Grad-Einsprechwinkel ist gut für<br />

Sprachaufnahmen geeignet, aber auch für jede andere<br />

Art von Schallquellen einsetzbar. Im Lieferumfang des<br />

VideoMic Me-L ist ein De-luxe-Fellwindschutz inkludiert.<br />

rode.com<br />

Fotos: Hersteller<br />

48 |


Positive Grid BIAS AMP 2 Mobile<br />

Eine fantastische Weiterentwicklung der Vorgängerversion. Die mobile<br />

App „BIAS AMP 2 Mobile“ für iPhone und iPad wartet mit einer neuen Anwender -<br />

oberfläche, neuen Amps und Röhrentypen sowie Trafos, Klangregelnetzwerken und<br />

mehrfach mikrofonierten Lautsprecherboxen auf. Sie ist einerseits ein hochwertiger,<br />

mobiler Stand-alone-Modeling-Prozessor für Gitarristen und Bassisten und andererseits<br />

ein über Bluetooth nutzbarer Editor für BIAS-Hardware-Geräte wie Head, Rack<br />

und die neuen Mini-Amps. Als Basisanwendung<br />

zur Steuerung der Hardware<br />

ist die App kostenlos. Die volle<br />

Standalone-Funktionalität wird durch<br />

In-App-Käufe geboten, verfügbar sind<br />

zum Beispiel diverse Amp-Packs, der<br />

Zugriff auf die ToneCloud, die Integration<br />

von BIAS FX, ein neues Lautsprechermodul<br />

und Celestion-Packs.<br />

positivegrid.com<br />

Zoom LiveTrak L-20 Digitalmischpult<br />

Flaggschiff. Auf den LiveTrak L12 folgt das neue, große Flaggschiff: Der L-20<br />

ist mit erweiterten Funktionen und Hardware-Upgrades für aufwendigere Setups<br />

und Arrangements ausgerüstet. Zur Verfügung stehen 20 diskrete Audiokanäle mit<br />

16 Mono-Mic/Line-Eingängen und zwei Stereo-Eingängen für die Aufnahme von<br />

22 Tracks (20 Kanäle plus eine Stereo-Mischung) in Auflösungen von bis zu 24<br />

Bit/96 kHz. Aufgezeichnet wird auf die interne SD-Karte und/oder gleichzeitig über<br />

USB auf einen angeschlossenen PC oder Mac. Sechs unabhängige Monitorausgänge<br />

für Musiker stehen bereit, mit individuellem Custom-Mix<br />

für jeden Ausgang. Die Ausgänge sind zwischen<br />

Kopfhörerausgang und symmetrischem Line-out<br />

umschaltbar. Der L-20 kommt mit zwei<br />

integrierten Effekteinheiten und bietet auch<br />

zwei individuelle EFX-Sends pro Kanal.<br />

Für die drahtlose Fernsteuerung der<br />

meisten und wichtigsten Funktionen ist<br />

eine kostenlose iOS-App verfügbar.<br />

zoom.co.jp<br />

Mooer Preamp LIVE<br />

Kleine Röhre. Der Mooer Preamp LIVE ist das Flaggschiff der beliebten Micro-Preamp-Serie.<br />

Über die Plattform lassen sich Amp-Sounds auf der Bühne und abseits<br />

davon bequem einrichten und steuern. Der Multi-Preamp Modeler enthält u. a. 50<br />

authentische Vorstufenmodelle von bekannten Gitarrenverstärkern, 30 Cab-Sims, einen<br />

Effektweg sowie eine Tone-Capture-Funktion, um den Klang eigener Verstärker<br />

„einzufangen“ und mit dem Mooer Preamp LIVE überallhin mitzunehmen. Die hohe<br />

Qualität der digitalen Vorverstärker-Modelle wurde in vielen Tests weltweit gelobt.<br />

Jedes der 50 Preamp-Modelle ist eine detailgetreue Nachbildung eines echten Röhrenverstärkers.<br />

Der Preamp LIVE ist intuitiv zu bedienen, erfüllt anschlussseitig alle<br />

Wünsche und gefällt mit Features wie Unterstützung von IRS von Drittanbietern,<br />

MIDI-Kompatibilität, zusätzlichen Setup-Optionen, 3-Band EQ, True-Bypass, einen<br />

separaten Kopfhörerausgang sowie USB-B-Anschluss.<br />

mooeraudio.com<br />

| 49


Fantastisch<br />

powered by<br />

www.ray-magazin.at<br />

Das /slash Filmfestival hält von 20. bis 30. September zum neunten<br />

Mal die Stadt in Atem. Als Ehrengast begrüßt man den deutschen<br />

Schauspieler Udo Kier, dem eine Hommage gewidmet ist. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK<br />

Von 20. bis 30. September entführt<br />

das /slash Filmfestival<br />

Wien wieder in die unendlichen<br />

Weiten des Fantastischen Films. Die Veranstaltung<br />

wurde vom Filmjournalisten<br />

Markus Keuschnigg seinerzeit gegründet,<br />

um dem Kino des Abseitigen und Düsteren<br />

hierzulande mehr Raum zu geben.<br />

Rund 20 Jahre nach dem ersten heftigen<br />

Trash-Boom im Wien der achtziger Jahre<br />

– mit Kinos wie dem (leider verblichenen)<br />

Movie und dem Schikaneder oder schrägen<br />

Lokalen zum Videoschauen wie der<br />

Fun Factory im 9. Bezirk schien die Zeit<br />

reif, aus dem DVD- und Heimcomputer-Ghetto<br />

auszubrechen und an jene<br />

Stätte zu pilgern, für die diese Filme nun<br />

einmal gemacht werden: ins Kino, zum<br />

kollektiven wohligen Gruseln und Schaudern.<br />

Dankenswerterweise hat man sich<br />

über die Jahre auch der recht eng gesteckten<br />

Grind-Grenzen der Anfänge<br />

entledigt und beackert nun ein größeres<br />

Terrain, das – siehe oben – mit dem<br />

Überbegriff „Fantastischer Film“ gut definiert<br />

ist.<br />

50 |<br />

Prominenz und Programmvielfalt Stargast des diesjährigen /slash-Filmfestivals ist Udo Kier. Gezeigt<br />

wird neben rund 60 Filmen unter anderem sein neuester Streich „Puppet Master: The Littlest Reich“.<br />

Fantastische Expansion<br />

Der Erfolg gab Markus Keuschnigg, der<br />

seit Jahren auch die ähnlich heftige<br />

„Nachtsicht“-Reihe beim Crossing-<br />

Europe-Filmfestival in Linz programmiert,<br />

und seinem Team recht, und so<br />

ist es kein Wunder, dass die Veranstaltung<br />

im neunten Jahr – wie Filmfestivals das<br />

nun einmal weltweit tun – erneut expandiert:<br />

Neben dem altbewährten Filmcasino<br />

in Margareten wird das Metro Kinokulturhaus<br />

in der Wiener Innenstadt<br />

zur zweiten Heimstätte des /slash. Damit,<br />

so die Veranstalter, will man weniger das<br />

Programm ausdehnen, als vielmehr einem<br />

oft geäußerten Publikumswunsch<br />

nachkommen, nämlich dem nach mehr<br />

Wiederholungsvorstellungen. Zu sehen<br />

sind auch in diesem Jahr rund 60 Filme,<br />

darunter die „durchgeknalltesten, düstersten,<br />

wildesten, unheimlichsten und<br />

blutigsten Leinwandfantasien des Jahres“,<br />

wie die Veranstalter nicht müde werden<br />

zu versprechen, aber auch Klassiker des<br />

Genres und ausgewählte Premieren, auch<br />

von Filmen, die später im Kino starten.<br />

Prominenz<br />

Es gehört zu den Trademarks von<br />

/slash, dass es dem Festival immer wieder<br />

gelingt, prominente Gäste nach<br />

Wien zu holen. Das ist auch diesmal<br />

nicht anders, und nach dem Trash-<br />

Papst John Waters im Vorjahr wird bei<br />

der diesjährigen Ausgabe dem deutschen<br />

Schauspieler-Weltstar Udo Kier<br />

eine Hommage mit neun Filmen gewidmet<br />

sein. Dass die Karriere des heute<br />

73-Jährigen, eines engen Freundes<br />

u. a. der Starregisseure Lars von Trier<br />

und Gus Van Sant, in Wien ihren Anfang<br />

nahm, passt da natürlich gut, ebenso,<br />

dass sein erster Erfolg, Eddie Sallers<br />

Trash-Perle „Schamlos“ (1968) heuer<br />

ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. Der<br />

Film ist ebenso zu sehen wie Kiers neuester<br />

Streich, der Horrorkracher „Puppet<br />

Master: The Littlest Reich“. Und<br />

selbstverständlich wird der Geehrte<br />

während des Festivals anwesend sein.<br />

Foto: /slash


Hermann Nitsch feiert seinen 80.<br />

Geburtstag. Eine Ausstellung über<br />

sein Lebenswerk und ein musikalischer<br />

Workshop ehren den<br />

Künstler, der auch im hohen Alter<br />

noch auf Polarisierung und große,<br />

reinigende Gefühle setzt.<br />

Im Interview gewährt Nitsch Einblick<br />

in seine innere und äußere<br />

Welt. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER<br />

Geburtstages eine Sinfonie, die mit einer Aktion verbunden<br />

ist und als Einführung für das 6-Tage-Spiel<br />

zu verstehen ist. Es dirigiert Andrea Cusumano die<br />

Sinfonie mit dem Orchester der Klangvereinigung<br />

Wien, der Stadtkapelle Mistelbach, dem Chor con<br />

cor und dem Musik- und Gesangsverein Asparn an<br />

der Zaya.<br />

Der Schrei<br />

Wir treffen uns mit Hermann durchdacht und trotzdem undurchsichtig Denken mehr Gewicht hat als die Erfahrung<br />

der Wirklichkeit des Seins.<br />

Nitsch in seinem Museum bleibend. Auch nach dem Interview verweilt<br />

er in derselben gemütlichen Position,<br />

in Mistelbach. Er ist einige<br />

Minuten zu früh da – wir auch, was er<br />

aber nicht bemerkt. Also beobachten wir<br />

ihn noch kurz. Gemächlich setzt sich<br />

Nitsch auf einen Stuhl inmitten des Ausstellungsraumes,<br />

der anlässlich von Nitschs<br />

80. Geburtstag noch bis 5. Mai 2019 das<br />

Lebenswerk zeigt. Gehstock und Hut legt<br />

er wohlpositioniert links und rechts neben<br />

sich auf den Boden. Er starrt geradeaus,<br />

wahrscheinlich lässt er einfach seine Kunst<br />

auf sich wirken. Auch das Interview findet<br />

inmitten dieses Raumes statt, was perfekt<br />

ins Bild passt: Nitsch wird, umgeben von<br />

seinen Schütt- und Aktionsbildern, selbst<br />

zum Kunstwerk. Ein Kunstwerk, wohl-<br />

am selben Platz. Nitsch, inmitten des<br />

Nitsch-Universums. Eine perfekte Konzeptionierung<br />

eines Gesamtkunstwerks.<br />

Ehrlich gesagt war ich wegen unserem<br />

Treffen etwas nervös. Begegnen Ihnen<br />

auch andere Menschen oftmals mit großer<br />

Ehrfurcht oder gar Zweifel?<br />

Ja, durchaus. Es passiert aber auch gerade<br />

im Familien- und Pseudofamilienkreis,<br />

dass man mir gar nicht so viel Achtung<br />

entgegenbringt, wie ich es mir wünschen<br />

würde. Das hat nichts mit meiner Arbeit<br />

zu tun, sondern ich merke, dass oberflächliches<br />

Wissen, pseudo-politisches<br />

Sie sind nach wie vor einer der bekanntesten<br />

Künstler unserer Zeit. Sind Sie sich<br />

Ihres Einflusses auf die Künstlerlandschaft<br />

bewusst oder schaffen Sie einfach?<br />

Man schafft. Und man ringt um ein Weltbild.<br />

Wieweit man das auf andere übertragen<br />

kann, ist ein anderes Kapitel.<br />

Klar ist aber, dass Ihr künstlerisches Schaffen<br />

bis heute immer wieder detailreich<br />

analysiert wird. Wollen Sie das überhaupt?<br />

Natürlich will ich das, dafür habe ich<br />

ja meine Werke geschaffen. Ich will,<br />

dass die Menschen versuchen, mein<br />

Schaffen emotionell und mit dem<br />

52 | Hermann Nitsch konzipierte anlässlich seines 80.<br />

Foto: Heinz Cibulka


innersten Bewusstsein zu verstehen.<br />

Sie sind mittlerweile in der gesellschaftlich<br />

etablierten Hochkultur angekommen ...<br />

(lacht) Ich weiß nicht, ob meine Kunst als<br />

solche verstanden wird, aber ich bin der<br />

Meinung, dass meine Ausbildung einer<br />

Bildung der Hochkultur entspricht. Ich<br />

bin stolz darauf, als Künstler anerkannt zu<br />

werden. Ich habe immer noch sowohl Befürworter<br />

als auch Gegner, aber die zwei<br />

Bereiche dürften sich zahlenmäßig etwas<br />

verschoben haben. Aber der Kampf bleibt<br />

derselbe. Denn Gegner sind Menschen, die<br />

meine Kunst nicht verstehen.<br />

Ist Polarisierung nicht von Beginn an in<br />

Ihrem Schaffen einkalkuliert?<br />

Das Neue wird stets angefochten, das wird<br />

sich nicht ändern. Impressionisten sind<br />

anfangs bespuckt worden. Heute findet<br />

man diese Bilder in den Warteräumen von<br />

Zahnärzten. Das Neue, Aufwühlende setzt<br />

sich schlussendlich immer durch. Meine<br />

Vorbilder sind durchwegs Künstler, die<br />

angeeckt sind. Auch ich sehe mich als künstlerischer<br />

Vorreiter.<br />

Wie ist Ihr Verhältnis zur aktuellen heimischen<br />

Kunstlandschaft?<br />

Ich habe mein <strong>gesamt</strong>es Leben lang gelehrt<br />

und ich bin gerne Lehrer. Aber ich bin kein<br />

Kunstkritiker und sicherlich kein Kurator.<br />

Ich muss mich so sehr mit meinem eigenen<br />

Werk beschäftigen, dass ich für die Szene<br />

um mich herum wenig Augenmerk habe.<br />

Was ich aber sagen kann: Die Kunst auf<br />

der ganzen Welt entspricht einer gewissen<br />

Hochebene, aber die Spitzen im Hochgebirge<br />

fehlen zurzeit.<br />

Hand aufs Herz: Gehen Ihnen Kritik und<br />

persönliche Angriffe auch mal nahe?<br />

Ich bin generell gegen Kritik, weil sie unproduktiv<br />

ist. Als Lehrer habe ich die Arbeiten<br />

meiner Studenten nie korrigiert.<br />

Wenn sie nicht weiterkamen, habe ich sie<br />

motiviert, an der gelungensten Stelle ihrer<br />

Arbeiten anzusetzen und weiterzumachen.<br />

Ein Kritiker sollte nur dann etwas schreiben,<br />

wenn er begeistert ist oder der Sache zustimmt.<br />

Wenn er kritisiert, soll er das Maul<br />

halten! Die meisten Kritiker können nicht<br />

mal einen Bleistift spitzen, geschweige denn<br />

eine gerade Linie ziehen. Kunst soll begeistert<br />

analysiert und kommentiert werden.<br />

Wäre ich Kritiker und mir gefällt etwas<br />

nicht, dann gäbe es an der Stelle des Artikels<br />

nur einen weißen Fleck.<br />

Aber kann Kritik einen nicht auch weiterbringen?<br />

Mich nicht.<br />

Und wie sieht es mit Selbstkritik aus?<br />

Bis zur Selbstqual.<br />

Ende September findet im Nitsch Museum<br />

in Mistelbach ein Workshop zum<br />

Thema „Hermann Nitsch und<br />

Musik“ statt. Viele wissen gar<br />

nicht, dass Sie auch Komponist<br />

sind …<br />

Ich war schon als Jugendlicher<br />

von der Weltmusik<br />

fasziniert. Beethoven, Bach,<br />

Schubert, Bruckner, Strauss,<br />

Schönberg oder Wagner haben<br />

mich sehr stark beeinflusst. Anfangs<br />

wollte ich mit Wortdichtung die sinnliche<br />

Gewalt beschreiben, bin dann aber dazu<br />

übergegangen, diese Gewalt erlebbar zu<br />

machen. Sie zu riechen, zu schmecken und<br />

eben auch zu hören. In mir ist der Wunsch<br />

aufgekommen, das Geräusch in die Musik<br />

mitaufzunehmen und mit klassischer Musik<br />

zu verbinden. Ich sehe die Wurzeln der<br />

Musik im Schrei, im Lärm. Im exzessiven<br />

Erregungszustand, im intensivsten Erleben<br />

von Wollust, Qual, Leiden. Gleichzeitig<br />

geht es mir auch darum, mit dem Orchester<br />

einen Orgelklang zu erzielen.<br />

Der Schrei als das ursprünglichste Wort.<br />

Genau. Wenn der Mensch dermaßen erregt<br />

ist, dass er keine Worte mehr findet, dann<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Wir verlosen 4 Stofftaschen mit<br />

Büchern. Mehr Informationen und<br />

Teilnahmebedingungen siehe<br />

ticketmagazin.com!<br />

schreit er. Schrei ist vor allem anderen.<br />

Verstehen Sie Musik also als eine weitere<br />

Station auf dem Weg zur persönlichen<br />

Katharsis, die ja in Ihren Aktionen einen<br />

großen Stellenwert einnimmt?<br />

Genauso wie das Ausweiden eines Tieres,<br />

also die sinnliche Berührung von Fleisch<br />

und Blut, hat Lärm eine reinigende Wirkung.<br />

Es geht um die große Befreiung von<br />

Verdrängungen, unter denen wir als Gesellschaft<br />

leiden und die uns Religion und<br />

Ethik auferlegen. Zum Beispiel die Erotik,<br />

der Sport, die Disco-Wut, die Urlaubswut,<br />

die Technikabhängigkeit. All das reinigt<br />

uns nicht. Lieber Psychohygiene durch<br />

mein Orgien Mysterien Theater als durch<br />

Kriege.<br />

Welche Musik hören Sie privat?<br />

Von klassischer Musik bis hin zu John Cage<br />

oder sonstigen akustischen Experimenten.<br />

Ich hatte zum Beispiel<br />

eine schöne Begegnung<br />

mit den Einstürzenden<br />

Neubauten bei meiner<br />

Aktion in Tasmanien vergangenes<br />

Jahr. Die Burschen<br />

haben großen Gefallen<br />

an meiner Musik gefunden. Da<br />

gibt es also durchaus Parallelen.<br />

Der Schrei als Musik: Wie sieht es denn<br />

mit Ihrem Rockmusik-Geschmack aus?<br />

Als ich meine ersten Orchesteraufnahmen<br />

gemacht habe, hatte ich meistens Rockgruppen<br />

dabei, weil die die besten und lautesten<br />

Elektroverstärker hatten. Die konnten<br />

so richtig laute Klänge produzieren (lacht)!<br />

Leider hat sie schon längst ihren Entwicklungsgipfel<br />

erreicht. Aktuell gibt’s hier ja<br />

so viel lauwarmes, widerliches Zeug!<br />

n Die Sinfone findet am 1. September im<br />

nitsch museum statt, zwischen 28. und<br />

30. September der Workshop „Zwischen<br />

Urlärm und Sphärenharmonie“. Mehr<br />

Informationen: nitschmuseum.at<br />

| 53


Liebe ist Freiheit<br />

SEX SELLS Georg Biron<br />

Ja, ich war einmal jung! Und ich bin<br />

heute noch ganz wild entschlossen, es<br />

auch so lang wie möglich zu bleiben.<br />

Denn: Es ist nie zu spät für eine glückliche<br />

Kindheit. Und vor allem das freche<br />

Entdecken der Sexualität hat es mir angetan.<br />

„Liebe: Dunkler Erdteil“ ist ein<br />

Gedicht von Ingeborg Bachmann, das<br />

von Abenteuern in fremden Orgasmen<br />

erzählt. Es ist noch nicht so lange her,<br />

da ging es beim Sex um die Überwindung<br />

von Prüderie, Spießbürgermoral<br />

und Christentum. Guten Sex zu haben,<br />

war ein klares politisches Statement.<br />

Damals verbrannten die Frauen ihre<br />

BHs, Gruppensex wurde als revolutionärer<br />

Lifestyle gesehen, und die Meinung,<br />

Selbstbefriedigung führe zu dauerhaften<br />

gesundheitlichen Schäden, wurde heftig<br />

bekämpft.<br />

Die alte Moral ist wieder da!<br />

Heute jedoch scheint der alte Scheiß<br />

wieder in Mode zu sein. Mit Vollgas zurück<br />

in die graue Vergangenheit! Viele<br />

Eltern schütteln ihre Köpfe, weil ihr Fortpflanz<br />

so prüde durch die Pubertät stolpert.<br />

Und wer sich kleine Freiheiten herausnimmt,<br />

wird vom<br />

Mainstream in den sozialen<br />

Medien sogleich lustvoll hingerichtet.<br />

Da wollte etwa Justin Timberlake<br />

mit einem Instagram-Foto dokumentieren,<br />

wie sehr seine Frau Jessica Biel den<br />

dreijährigen Sohn liebt. Das Foto zeigt,<br />

wie sie dem Kleinen ein Bussi auf den<br />

Mund gibt. Na, mehr hat es nicht gebraucht!<br />

Viele User geiferten, das sei widerlich:<br />

„Ein Kind küsst man nicht auf<br />

den Mund!“ – „Das ist ja fast schon sexueller<br />

Missbrauch!“ Ich sage: Das ist<br />

Blödsinn. Macht euch frei …<br />

Gewinnspiele in dieser Ausgabe<br />

finden Sie auf den Seiten<br />

18–20, 21 und 52–53.<br />

Mehr Informationen & Teilnahmebedingungen<br />

finden Sie auf ticketmagazin.com.<br />

Sie können über das Gewinnspielformular auf<br />

ticketmagazin.com („!ticket Gewinnspiele<br />

September 2018“) oder per E-Mail<br />

(gewinn@ticketmagazin.com) mitspielen.<br />

Einsendeschluss ist der 15. September 2018.<br />

Das nächste !ticket erscheint am 26. September 2018.<br />

LASTNEWS<br />

Ende September erscheint „Plays Well With Others“, eine 4-CD-Box von Phil Collins<br />

mit hochkarätigen Kollaborationen, darunter Brian Eno, Eric Clapton, Paul McCartney<br />

und viele mehr! André Hellers Sohn Left Boy ist zurück und geht im Dezember mit<br />

seinem neuen Album „Ferdinand“ auf Tour durch Österreich. DJ, Produzent und Live-<br />

Instrumentalist Timmy Trumpet gastiert im November in Linz, Graz, Bregenz und<br />

Wien! Am 7. September startet der Vorverkauf für das /slash Filmfestival!<br />

impressum<br />

Herausgeberin, Chefredakteurin:<br />

Mag. Roberta Scheifinger<br />

Chefredakteur & Chef vom Dienst:<br />

Stefan Baumgartner<br />

Anzeigen: Suzana Milic, Mag. Roberta Scheifinger<br />

Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne<br />

Franzl<br />

Redaktion/Kolumnisten:<br />

Stefan Baumgartner (sb), Amina Beganovic (ab),<br />

Georg Biron, Paul M. Delavos B.A. (pmd), Robert<br />

Fröwein (rf), Angelika Goldmann, Walter Gröbchen,<br />

Alexander Haide (ah), Amanda Peniston-Bird (apb),<br />

Mag. Joachim Schmida (js), Antonia T. Schulz (as),<br />

Mag. Manuel Simbürger (ms), Andreas Ungerböck<br />

(au), Andy Woerz<br />

Cartoon: Bertram Haid (BAES Cartoons)<br />

Lektorat: Gunther Natter<br />

Fotos: Filmverleiher, Plattenfirmen, Fotoagenturen,<br />

Veranstalter, siehe Copyright<br />

Cover: Mats Bäcker<br />

Medieninhaber, Eigentümer,<br />

Redaktionsanschrift:<br />

CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin,<br />

Heumühlgasse 11, 1040 Wien<br />

Designkonzept, grafische Produktion:<br />

QMM Quality Multi Media GmbH,<br />

Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien<br />

Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager<br />

Druck: NP Druck Gesellschaft m.b.H.,<br />

Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten<br />

Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin<br />

Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich:<br />

€ 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung<br />

jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist<br />

nur schriftlich eingeschrieben an !ticket Eventmagazin,<br />

Heumühlgasse 11, 1040 Wien oder per E-Mail<br />

an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90<br />

Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos<br />

übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung<br />

erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung.<br />

Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.<br />

Nachträgliche Honorarforderungen für nicht<br />

veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt.<br />

Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler.<br />

Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf<br />

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Fotos: beigestellt


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