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Neue Szene Augsburg 2018-09

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ein neues Rad in diesem Preisbereich kaufst, ist das nach einem Jahr quasi<br />

schrottreif, spätestens aber nach zwei. Alte Sachen sind außerdem viel leichter<br />

zu reparieren, es steht eine viel solidere Technik dahinter. Und weniger<br />

Plastik.<br />

Was hat ein altes Peugeot-Rad aus Papas Jugend einem Fahrrad aus<br />

dem Discounter denn außerdem voraus?<br />

Beide: Da müssen wir nicht drüber streiten: So ein klobiger Alurahmen<br />

stinkt gegen einen echten Stahlrahmen einfach deutlich ab. Und es gibt viel<br />

weniger Schnickschnack, den eigentlich aber sowieso keiner braucht.<br />

Viele eurer Räder haben ihre persönliche Geschichte. Gibt es ein<br />

Exemplar, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?<br />

Beide: Wir haben ein Renntandem, das wir vor drei Jahren bei unserem<br />

Händler in Frankreich gekaut haben. Das war sehr „verbastelt“. Die<br />

Kurbelgarnitur war falsch montiert und auf dem Rahmen war ein billiger<br />

Heizkörperlack. Im Frühjahr haben wir das Teil komplett zerlegt und mit<br />

Neuteilen aufgebaut. Ein Projekt, das sehr viel Spaß gemacht und sehr lange<br />

gedauert hat. Aber das Ergebnis ist richtig fett.<br />

Woher kommt eure Faszination für die Ära Schnauzbart?<br />

Erik: Als Kind war ich begeisterter Tour de France-Fan, die Zeiten<br />

von Jan Ullrich in den späten 90ern habe ich live miterlebt und natürlich<br />

die Rückblicke auf die 70er und 80er-Jahre. Da war das Design noch ganz<br />

anders als heute.<br />

Basti: Die Designs neuer Räder, das ist einfach... (stöhnt). Damals, in<br />

den 70ern und 80ern, waren auch die Lacke noch ganz andere.<br />

Erik: Vor einem Jahr haben wir das erste Staatsexamen geschrieben. Wir<br />

haben beide Deutsch und Sport auf Lehramt studiert, deswegen geht es<br />

im September jetzt auch direkt ins Referendariat. Dazwischen hatten wir<br />

uns ein Jahr Auszeit gegönnt und uns eben nur dem Magic Mungo Racing<br />

Team gewidmet.<br />

Schade, das bedeutet auch das Ende für euren Laden in der Dominikanergasse.<br />

Ist das auch das Ende des Magic Mungo Racing Teams?<br />

Beide: Aber nein! Wir ziehen in die ehemalige Augustabrauerei um,<br />

eine etwas größere Immobilie mit einem gewissen Industriecharme in der<br />

Jakobervorstadt. Eine Ladenläche in dem Sinn wird es dort allerdings nicht<br />

mehr geben. Aber Termine zur Besichtigung kann man weiterhin per Email<br />

über unsere Homepage ausmachen.<br />

Hattet ihr nie den Plan, das Referendariat einfach sein zu lassen und<br />

das Hobby komplett zum Beruf zu machen?<br />

Basti: Momentan wäre es genau das, worauf wir Lust haben, aber wer<br />

weiß, ob sich die Leute in ein paar Jahren immer noch für diesen Trend<br />

begeistern. Man denkt halt gerne auch mal einen Schritt weiter. Jetzt<br />

machen wir erst mal unsere Ausbildung fertig, dann können wir immer<br />

noch sehen.<br />

Genau wie bei den Autos?<br />

Basti: Korrekt! Ein mintgrüner Opel Kadett aus den 80ern ist doch<br />

zehn mal geiler als irgend so ein kackbrauner X1, der heute an jeder Ecke<br />

auf der Straße steht.<br />

Seit wann gibt es denn eigentlich diesen Hype um die Retroräder?<br />

Beide: Keine Ahnung, wann das angefangen hat und wie dieser Trend<br />

entstanden ist. Vor drei Jahren waren die alten Räder auf dem Land jedenfalls<br />

schon noch günstiger zu kriegen als heute. Aber in den größeren Städten<br />

wie Hamburg und Berlin wird das Thema schon vor acht bis zehn Jahren<br />

recht interessant gewesen sein. Wir machen das mit den Fahrrädern nun<br />

ja auch schon eine ganze Zeit lang.<br />

Und ihr habt auch einen gewissen Anteil daran, dass gerade in <strong>Augsburg</strong><br />

so große Begeisterung für die alten Drahtesel herrscht.<br />

Beide: Wenn ihr das sagt. Könnte schon sein. (beide lachen...)<br />

Also seht ihr euch schon auch mehr als stylische Rad-Avantgardisten<br />

denn als Garagen-Nerds?<br />

Basti: Dieses Style-Hipster-Ding ist uns persönlich jetzt gar nicht so<br />

wichtig, es geht schon hauptsächlich darum, ein Radl an den Mann zu bringen,<br />

der es schätzt und plegt, das gut aussieht und dann auch noch technisch<br />

gut ist. Aber wir wissen schon, wie wir nach Außen wirken.<br />

Gibt es denn immer nur Anerkennung oder auch mal spöttische<br />

Blicke?<br />

Beide: Spöttische Blicke? Ja, immer wieder mal. Die ganze Geschichte<br />

polarisiert halt. Das sieht man auch an der Kundschat: Es gibt Leute, die<br />

wollen keine 400 Euro „für des alte Glump“ zahlen. Die nächsten sagen:<br />

„Als ich zwanzig war, wollte ich genau dieses Rad haben, konnte es mir aber<br />

nicht leisten. Was ihr macht ist toll.“<br />

Kaum zu glauben, ihr verbringt ja nur eure Freizeit mit den Rädern.<br />

Was steht denn auf dem Plan, wenn ihr nicht gerade in der Werkstatt<br />

arbeitet?<br />

„„ein mintgrüner Kadett aus den 80ern<br />

ist doch zehn mal geiler als irgend so ein<br />

kackbrauner X1 von heute.“<br />

Eine Frage an die Experten zum Schluss. <strong>Augsburg</strong>, Stadt der Baustellen<br />

und Kopfsteinplaster, soll bis 2020 zur „Fahrradstadt“ werden. Ist<br />

man da auf einem guten Weg?<br />

Beide: Die Stadt bemüht sich sehr, aber sie reibt sich noch zu sehr an<br />

Kleinigkeiten auf. Hier ein Fahrradständer, dort ein Fahrradständer. Die<br />

großen Baustellen sind aber immer noch der Autoverkehr und die Infrastruktur<br />

für Radfahrer. Und die sind ot weit hinter dem, was nötig wäre für<br />

eine „Fahrradstadt“ 2020. So etwas wie die Radlwoche im vergangenen Juni<br />

schat schon ein gewisses Bewusstsein. Grundsätzlich gibt es also Ideen,<br />

aber wir glauben schon auch, dass dahinter immer auch die Geldfrage<br />

steckt.<br />

Für Terminvereinbarungen für Radbesichtigungen erreicht ihr die zwei<br />

Jungs unter: info@magicmungoracingteam.de<br />

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