DiSkurs 2/2018
Unternehmensmagazin der Diakonie in Südwestfalen | 2. Ausgabe
Unternehmensmagazin der Diakonie in Südwestfalen | 2. Ausgabe
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Altersmedizin ist immer Teamarbeit<br />
Als Spezialdisziplin vereint der Fachbereich<br />
Geriatrie verschiedene medizinische<br />
Bereiche: Innere Medizin, Neurologie,<br />
Unfallchirurgie, Orthopädie,<br />
Gerontopsychiatrie und Rehabilitationsmedizin.<br />
Die Gruppe der Patienten<br />
leidet in der Regel unter aktiven Mehrfacherkrankungen<br />
und Gebrechlichkeit.<br />
Dazu gehören chronische Schmerzen,<br />
Harn- und Stuhlinkontinenz, Diabetes,<br />
Depressionen, Demenzen, Parkinson<br />
oder auch Tumorleiden. Im Durchschnitt<br />
sind die Patienten 70 Jahre<br />
und älter. „Das erfordert einen individuellen<br />
und ganzheitlichen Therapieplan.<br />
Altersmedizin ist immer Teamarbeit“,<br />
betonen Schmidt und Tanislav.<br />
Die Fachärzte versammeln eine starke<br />
Mannschaft um sich. Insgesamt arbeiten<br />
auf der Station im achten Obergeschoss<br />
98 Menschen. Im sogenannten<br />
„Geriatrischen Assessment“, an dem<br />
sich alle Berufsgruppen beteiligen,<br />
werden vorliegende Krankheiten und<br />
daraus folgende Funktionsstörungen<br />
erfasst, nach Dringlichkeit des diagnostischen<br />
Vorgehens und der Therapieoptionen<br />
sortiert und anhand der Ressourcen<br />
des Einzelnen therapiert. Unter<br />
welchen Krankheiten leidet der Patient?<br />
Wie ist sein mentaler Zustand? Kann<br />
er alleine laufen? Braucht er Hilfe bei<br />
der Körperpflege? Welche Fortschritte<br />
macht er? Werden Hilfsmittel benötigt?<br />
Mitarbeiter des Sozialdienstes helfen<br />
mit ihrer Expertise einzuschätzen, ob<br />
es noch möglich ist, jemanden zu Hause<br />
zu versorgen und unter welchen Bedingungen.<br />
Ergotherapeuten fördern und<br />
stabilisieren vorhandene und verlorengegangene<br />
geistige, soziale und körperliche<br />
Fähigkeiten. Krankengymnasten<br />
ermitteln und trainieren die Mobilität<br />
der Patienten. Die Seelsorge kümmert<br />
sich um die spirituellen Anliegen und<br />
Probleme der geriatrischen Patienten<br />
und hat immer ein offenes Ohr. Für jeden<br />
Patienten trifft sich das jeweilige<br />
Behandlungsteam einmal pro Woche,<br />
um Fortschritte und Ziele zu besprechen.<br />
Dabei wird auch entschieden, ob<br />
eine weiterführende geriatrische Rehabilitationstherapie<br />
sinnvoll ist.<br />
Selbstständigkeit fördern und üben<br />
„Ziel der Altersmedizin ist nicht ausschließlich<br />
Heilung, denn viele Krankheiten<br />
des Alters sind chronisch. Vielmehr<br />
geht es darum, Beschwerden zu<br />
lindern, vorhandene Fähigkeiten zu erkennen<br />
und funktionelle Verluste wiederherzustellen“,<br />
erklärt Tanislav. Die<br />
Geriatrie mit ihrer Frührehabilitation<br />
erfüllt einen gesetzlichen Auftrag: So<br />
gilt laut § 11 Abs. 2 des Sozialgesetzbuches<br />
(SGB) V „Behinderung oder Pflegebedürftigkeit<br />
abzuwenden, zu beseitigen,<br />
zu mindern, auszugleichen, ihre<br />
Verschlimmerung zu verhüten oder ihre<br />
Folgen zu mildern“.<br />
Das Besondere an der Geriatrie und der<br />
Grund, warum sie sich von anderen medizinischen<br />
Disziplinen unterscheidet,<br />
ist die ganzheitliche und organüberschreitende<br />
Sichtweise. Dabei nehmen<br />
Therapie und Frührehabilitation eine<br />
zentrale Rolle ein. „Der Patient mit all<br />
seinen Fähigkeiten, körperlichen Gebrechen<br />
und Krankheiten wird in seinem<br />
psychosozialen Umfeld in den<br />
Blick genommen“, so Schmidt. Jedes<br />
Jahr besuchen mindestens zwei Mitarbeiter<br />
geriatrische Fortbildungen.<br />
Neben der versorgenden Grundpflege<br />
verfügt das Pflegeteam über spezielle<br />
Kenntnisse im Bereich der aktivierenden<br />
Pflege. Dieses Pflegekonzept motiviert<br />
Patienten gezielt dazu, im Rahmen<br />
ihrer Fähigkeiten aktiv bei den zu<br />
verrichtenden Tätigkeiten mitzuwirken.<br />
Das Pflegeteam arbeitet gemeinsam mit<br />
den Patienten daran, dass sie die größtmögliche<br />
Selbstständigkeit zurückerlangen,<br />
stärkt sie in ihrem eigenen Handeln,<br />
ohne sie zu überfordern. Schmidt<br />
betont: „Die Patienten geben dabei das<br />
Tempo vor und werden in ihren Ressourcen<br />
gefördert und unterstützt“.<br />
Der Internist und sein Kollege sind<br />
stolz auf ihr Team: „Wir haben gut ausgebildete<br />
Leute, die motiviert sind und<br />
für ihre Arbeit brennen. Das strahlen<br />
sie auch gegenüber Patienten und Angehörigen<br />
aus.“<br />
Anne Bach<br />
Kurze Wege<br />
für Patienten<br />
und Mitarbeiter<br />
Die Geriatrie befindet sich im achten<br />
Obergeschoss des Ev. Jung-Stilling-Krankenhauses.<br />
Auf 2700 Quadratmetern<br />
verfügt die Abteilung<br />
über 50 Bettenplätze. Helle, moderne<br />
und freundliche Patientenzimmer<br />
befinden sich auf einem<br />
Flur mit Therapie- und Untersuchungsräumen.<br />
Eine Besonderheit<br />
ist die geschützte Dachterrasse.<br />
Bei schönem Wetter können geriatrische<br />
Patienten dort verweilen,<br />
den Panoramablick über Siegen<br />
und die frische Luft genießen.<br />
Demnächst entsteht zudem ein Bewegungsgarten,<br />
auf dem Patienten<br />
und Therapeuten das Laufen mit<br />
Hilfsmitteln auf unterschiedlichen<br />
Untergründen üben können. Zum<br />
Geriatrie-Team gehören 2 Chefärzte,<br />
3 Oberärzte, 6 Assistenzärzte, 57<br />
Pflegekräfte, 2 Arzthelferinnen, 2<br />
Diätassistentinnen, 1 Ebenenleiter,<br />
2 stellvertretende Leitungen, 7 Physiotherapeuten,<br />
6 Ergotherapeuten,<br />
1 Seelsorgerin, 3 Mitarbeiter im<br />
Sozialdienst, 2 Logopäden, 1 Mitarbeiter<br />
im Hol- und Bring-Dienst,<br />
1 Mitarbeiterin im Servicebereich<br />
und 2 Sekretärinnen.<br />
Assistenzarzt Andreas Arnold misst mithilfe<br />
einer Elektroneurographie (ENG) die Leitfähigkeit<br />
des Mittelarmnervs einer Patientin.<br />
www.jung-stilling.de/geriatrie<br />
DiSKurs 25