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DiSkurs 2/2018

Unternehmensmagazin der Diakonie in Südwestfalen | 2. Ausgabe

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Medizin<br />

Organspende: Warum nur<br />

wenige tatsächlich helfen<br />

Transplantation Die Zahl der Organspender hat einen Tiefstand erreicht. Bei einem Viertel der<br />

möglichen Spender scheitert es am fehlenden Einverständnis. Dabei stehen rund 80 Prozent der<br />

Deutschen dem Thema positiv gegenüber. Aber nur 36 Prozent haben einen Spenderausweis.<br />

797 Organspender gab es 2017<br />

in Deutschland. So wenige, wie<br />

seit 20 Jahren nicht mehr. Zeitgleich<br />

warteten mehr als 10 000<br />

Menschen auf eine lebensrettende Organspende.<br />

Damit zählt Deutschland zu<br />

den Schlusslichtern Europas. Innerhalb<br />

Deutschlands nimmt Nordrhein-Westfalen<br />

diese Rolle ein. Hier gab es 2017 nur<br />

8,2 Organspender pro Million Einwohner<br />

– Tendenz sinkend. Zum Vergleich:<br />

In Mecklenburg-Vorpommern und im<br />

Saarland sind es doppelt so viele. Um<br />

die Gründe für diesen Negativtrend herauszufinden<br />

und etwas dagegen tun zu<br />

können, besuchte der nordrhein-westfälische<br />

Gesundheitsminister Karl-Josef<br />

Laumann alle 18 Kliniken des Landes<br />

mit Neurochirurgie, zu denen auch<br />

das Diakonie Klinikum Jung-Stilling<br />

in Siegen zählt. Im Gespräch mit Geschäftsführer,<br />

Pflegedienstleitung,<br />

Chefärzten von Neurochirurgie, Anästhesiologie,<br />

Intensiv-<br />

und Notfallmedizin,<br />

neurologischer<br />

Geriatrie sowie<br />

der Transplantationsbeauftragten<br />

und Vertretern der<br />

Deutschen Stiftung<br />

Organtransplantation<br />

(DSO)<br />

Irene Schönhagen diskutierte er die<br />

verantwortet im aktuelle Situation<br />

Jung-Stilling das Thema<br />

Organspende.<br />

und suchte nach<br />

Lösungsansätzen.<br />

Im Jung-Stilling ist Irene Schönhagen<br />

als Transplantationsbeauftragte für<br />

das Thema Organspende verantwortlich.<br />

Die 36-jährige Oberärztin der Anästhesiologie,<br />

Intensiv- und Notfallmedizin<br />

hat diese Funktion vor zwei<br />

Jahren übernommen. Sie betreut die<br />

Angehörigen von möglichen Organspendern,<br />

plant und koordiniert notwendige<br />

Untersuchungen, trifft Absprachen mit<br />

der DSO, kümmert sich um Fortbildungen<br />

für Pflege- und Ärzteteam und führt<br />

diese durch, ist Mitglied des klinischen<br />

Ethikkomitees und analysiert gemeinsam<br />

mit der zuständigen DSO-Koordinatorin<br />

quartalsweise die Daten von<br />

Patienten, die mögliche Spender waren<br />

oder tatsächlich gespendet haben.<br />

Zum Organspender werden können in<br />

Deutschland ausschließlich Patienten,<br />

die einen irreversiblen Hirnfunktionsausfall<br />

erlitten haben, also umgangssprachlich<br />

hirntod sind. Das bedeutet,<br />

die Funktion von Groß- und Kleinhirn<br />

sowie Hirnstamm ist unwiderruflich<br />

erloschen. Gleichzeitig muss aber das<br />

Herz-Kreislauf-System bis zur Organentnahme<br />

künstlich aufrecht erhalten<br />

werden. Ob ein Patient hirntod ist, müssen<br />

zwei nicht am Organspendeprozess<br />

beteiligte Fachärzte unabhängig voneinander<br />

feststellen. Mindestens einer<br />

von ihnen muss Neurochirurg oder<br />

Neurologe sein. Sollte ein Hirnfunktionsausfall<br />

diagnostiziert werden, muss<br />

die Untersuchung nach zwölf Stunden<br />

zur absoluten Sicherheit wiederholt<br />

werden oder eine Zusatzdiagnostik<br />

erfolgen. Gibt<br />

es dann keine Einwände<br />

aus medizinischer Sicht<br />

(z.B. ansteckende Krankheiten)<br />

und liegt die Einwilligung<br />

des Spenders<br />

oder seiner Angehörigen<br />

vor, kann alles Weitere in<br />

die Wege geleitet werden.<br />

„Wenn alles geklärt und<br />

vorbereitet ist, kommen<br />

spezialisierte OP-Teams<br />

in die Klinik, um die Organe<br />

zu entnehmen“, erklärt<br />

Schönhagen. „Dann geht<br />

es auf schnellstem Weg zum Empfänger<br />

in ein Transplantationszentrum.“<br />

Aber warum gibt es in Deutschland immer<br />

weniger Organspenden? Von rund<br />

933 000 Menschen die 2017 verstorben<br />

sind, kamen aus medizinischer Sicht<br />

nur 1178 als Spender in Frage. Tatsächlich<br />

gespendet haben davon 797. Bei<br />

24 Prozent der Patienten scheiterte die<br />

Spende am fehlenden Einverständnis<br />

des Patienten oder seiner Angehörigen.<br />

Wer im Fall des Falles seine Organe<br />

spenden möchte, sollte seinen<br />

Willen auf jeden Fall zu Lebzeiten<br />

verschriftlichen und einen Organspendeausweis<br />

bei sich tragen.<br />

Irene Schönhagen<br />

Transplantationsbeauftragte<br />

Gibt es nichts Schriftliches, entscheiden<br />

die Angehörigen. Laut einer Umfrage<br />

der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung stehen zwar mehr als<br />

80 Prozent der Deutschen einer Organ-<br />

DiSKurs<br />

45 <br />

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