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Brand schaffte Platz. Das Café<br />
Traxlmayr liegt neben der ehemaligen<br />
Stadtmauer. 1800 verwüstete ein Brand die<br />
Altstadt, das Schloss und das Landhaus. In<br />
Folge schleifte man die Stadtmauer und<br />
füllte den Graben mit dem Brandschutt<br />
auf. So entstand die Promenade, wo feine<br />
Leute flanierten und Märkte abgehalten<br />
wurden. Dort entstand – bald nach dem<br />
Brand und ohne Baugenehmigung – das<br />
Haus Promenade 16. 1847 wurde darin<br />
schließlich das erste Kaffeehaus eröffnet,<br />
1867 ließ Cafetier Josef Hartl einen Holzpavillon<br />
mit vielen Fenstern (einen Glassalon)<br />
errichten. 1872 schließlich übernahm<br />
Josef Traxlmayr den Betrieb von seinem<br />
Schwiegervater. Ein Steinbau, in dem sich<br />
heute der Hauptgastraum befindet, ersetzte<br />
1905 fortan den hölzernen Vorbau.<br />
Zweites Rathaus. Im Zweiten Weltkrieg<br />
erlitt das Traxlmayr schwere Bombenschäden.<br />
Der neue Pächter unterband<br />
damals den Schwarzhandel dort und<br />
machte das Café wieder zu dem soliden<br />
Haus von einst. Nach Kriegsende gab es<br />
übrigens noch sieben „Wiener“ Kaffeehäuser<br />
in Linz. Der erste Linzer Bürgermeister<br />
der Nachkriegszeit, Ernst Koref, sorgte in<br />
seiner 17-jährigen Amtsperiode ab 1945<br />
für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt<br />
und forcierte ihre Entwicklung zum Zentrum<br />
der Schwerindustrie. Seine täglichen<br />
Treffen im Café mit seinem<br />
politischen Gegner, dem<br />
schwarzen Landeshauptmann<br />
Heinrich Gleißner, waren legendär.<br />
Kritiker meinten, dass<br />
sie einander fast zu gut verstanden<br />
haben. Ernst Koref hatte<br />
seine fixe Loge. Noch bis in die<br />
70er-Jahre war das Lokal ein Hort der Stille.<br />
Die Besucher waren meist ältere Herren<br />
– leidenschaftliche Leser. „Es war so ruhig,<br />
dass man das Umblättern der Zeitungen<br />
gehört hat“, berichtet ein ehemaliger Chefober.<br />
Wenn in seiner Nähe Jugendliche ein<br />
wenig scherzten, fühlte sich der Altbürgermeister<br />
schon gestört. „Ich sitze in einem<br />
Kaffeehaus“, zeigte er seinen Unmut, „ich<br />
will lesen, nicht reden!“<br />
Physiker als Cafetier. Ulrich Traxlmayr,<br />
seit 20<strong>09</strong> Geschäftsführer, geht<br />
zwei Berufen nach. Der Physiker ist<br />
immer noch als Berater für den<br />
Anlagenbau tätig. Einige Änderungen<br />
hat er in den letzten<br />
Jahren vorgenommen. Früher<br />
haben Stammgäste die besten<br />
VIEL HERZBLUT. Die Familie selbst führt das<br />
Kaffeehaus – Ulrich & Dagmar Traxlmayr.<br />
Institution.<br />
Das Café Traxlmayr um 1925 - heute ist es das letzte seiner Art in Linz.<br />
Plätze in der Loggia reserviert, sind aber<br />
dann manchmal nicht erschienen. Nun<br />
kann man Plätze im Freien nicht mehr<br />
vormerken lassen, was dem Andrang an<br />
sonnigen Tagen aber keinerlei Abbruch<br />
tut. Mit Elan und Enthusiasmus führt<br />
nun also Ulrich Traxlmayr seinen Familienbetrieb<br />
weiter. Und auch eine „Institution“<br />
wie das „Traxlmayr“ lässt sich<br />
durchaus modernisieren, wie der neue<br />
Außenbereich gut zeigt.<br />
■<br />
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