17.12.2012 Aufrufe

Dialogprozessbegleitung - Lernwerkstatt

Dialogprozessbegleitung - Lernwerkstatt

Dialogprozessbegleitung - Lernwerkstatt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Foto: Leonie Mayr<br />

Einzelverkaufspreis: Eur 5,00<br />

Jahres-Abo (4 Ausgaben): Eur 18.–<br />

leo tolstoj der reformpädagoge<br />

freinet-pädagogik<br />

interview mit gerald hüther<br />

ausgabe sommer 2012<br />

zeitschrift für freie pädagogik<br />

herausgegeben von der lernwerkstatt im wasserschloss pottenbrunn – für aktives und selbstbestimmtes lernen


freigeist sommer 2012 2<br />

Geyrecker.qxd:Layout 1 19.03.12 14:15 Seite 1<br />

Fortschritt für FußgängerInnen<br />

erhältlich bei<br />

www.geyrecker.com<br />

Sie möchten auch im freigeist inserieren? Infos & Mediadaten-Bestellung unter Tel: 02782/83160 oder bw.gaugg@aon.at<br />

bezahlte Anzeigen<br />

freigeist sommer 2012 3<br />

inhalt<br />

3<br />

4<br />

8<br />

12<br />

16<br />

18<br />

20<br />

21<br />

25<br />

27<br />

28<br />

29<br />

32<br />

editorial, impressum<br />

freinetpädagogik<br />

unbekannte reformpädagogen:<br />

lew tolstoj<br />

on my way<br />

was macht eigentlich: anna fuchsbauer<br />

interview gerald hüther<br />

eine jungautorin stellt sich vor ...<br />

die ein-stein schule in bad ischl<br />

pädagogischer lieblingstext<br />

buchtipp: menschenkinder<br />

cartoon<br />

dramolett<br />

veranstaltungen<br />

impressum<br />

Medieninhaber und Herausgeber (Verleger):<br />

Verein „Mit Kindern wachsen“ -<br />

Initiative für aktives und offenes Lernen<br />

Verlagspostamt: 3140 Pottenbrunn<br />

Aufgabepostamt: 3100 St. Pölten<br />

Redaktion: Kay Mühlmann, Rainer Wisiak, Maria<br />

Altmann-Haidegger, Paul Braunstätter, Brigitte<br />

Gaugg, Luise Muschailov (Cartoon),<br />

freigeist@lernwerkstatt.ws<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> im Wasserschloss Pottenbrunn<br />

Josef-Trauttmansdorff-Str. 10<br />

3140 Pottenbrunn<br />

Schulinfo/Aboservice: fon 02742-43550 (fax 42457)<br />

info@lernwerkstatt.ws, www.lernwerkstatt.ws<br />

Kto 22996, Sparkasse Herzogenburg, BLZ 20219<br />

IBAN: AT 382021900000022996, BIC: SPHEAT21<br />

Anzeigen: Brigitte Gaugg, gaugg@lernwerkstatt.ws<br />

Layout: Franz Josef Gaugg, Reinhard Kraus<br />

Druck: DURABO Čelákovice<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: ,<br />

Der Verein „Mit Kindern wachsen“ ist zu 100% Inhaber<br />

dieser Zeitschrift. Es erscheinen keine weiteren<br />

Medien.<br />

editorial<br />

Liebe Leserinnen und liebe Leser,<br />

Mit seinem Namen verbindet man Werke<br />

wie „Der Tod des Iwan Iljitsch“, „Anna Karenina“<br />

oder „Krieg und Frieden“: Lew<br />

Nikolajewitsch Graf Tolstoj auch Leo<br />

Tolstoj genannt. Die wenigsten aber<br />

verbinden mit seinem Namen einen<br />

wichtigen Impulsgeber der Reformpädagogik.<br />

Entsetzt über die Zustände an<br />

den zaristischen Schulen reiste er quer<br />

durch Europa, um sich von anderen pädagogischen<br />

Ansätzen inspirieren zu lassen.<br />

Es ging ihm dabei in erster Linie um<br />

eine Bildung, die den kindlichen Persönlichkeiten<br />

angepasst war. Er gründete<br />

Schulen und verfasste Lese- und Schulbücher.<br />

Das bekannteste „Alphabet“ war<br />

die Lerngrundlage für Millionen von russischen<br />

Kindern. Er verfasste aber auch<br />

theoretische Texte, mit denen er sich als<br />

Vorreiter der pädagogischen Reformbewegungen<br />

positionierte. Der Artikel<br />

über den „versteckten“ Leo Tolstoj ist der<br />

Auftakt einer neunen Serie, mit der wir<br />

unbekannte Reformpädagogen vorstellen<br />

wollen.<br />

Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie<br />

und Hirnforschung gründete gemeinsam<br />

mit dem Schulcoach Daniel<br />

Liebe Liesl und lieber Bert,<br />

Hunziker die Plattform „Schulen der Zukunft“<br />

, die sich für eine lebensnahe, dem<br />

Wesen von Kindern und Jugendlichen<br />

entsprechende Bildung einsetzt und sich<br />

an der Natur des Menschen und den Gesetzmäßigkeiten<br />

des Lebendigen in ihm<br />

orientiert. Gelingt dies, zeigt sich das<br />

Lernen vom Kindergarten bis in die Berufsschulen<br />

und Gymnasien als lustvoller,<br />

freudiger Prozess und die Beteiligten erleben<br />

sich als wertvoll, fühlen sich in ihrer<br />

Gemeinschaft aufgehoben und können<br />

dadurch ihre Potentiale besser entfalten<br />

(www.schulen-der-zukunft.org). Die<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> wurde als Partnerschule<br />

in diese internationale Plattform aufgenommen.<br />

Wir bringen ein Interview mit<br />

dem Göttinger Professor.<br />

Weiters erzählen wir von einem Absolventen<br />

der <strong>Lernwerkstatt</strong>, Jonathan<br />

Schreiber, der auszog, um Windräder aus<br />

Recyclingmaterial zu bauen, wir bringen<br />

ein Portrait von Anna Fuchsbauer, einer<br />

weiteren Absolventin der LWS und als<br />

Schule stellt sich die Ein-Stein-Schule in<br />

Bad Ischl vor.<br />

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und<br />

einen schönen Sommer.<br />

Kay Mühlmann<br />

im Namen der Redaktion<br />

viele lange Jahre haben wir zusammen gearbeitet und dieses Magazin gestaltet, dessen<br />

Geist ihr mitbegründet, mitgestaltet und mitgetragen habt.<br />

Es liegt an der Natur der Sache - einer Schule - dass man ihr entwächst. Trotzdem werdet ihr<br />

uns fehlen: euer Engagement, eure Gedanken, und eure Diskussionsfähigkeit. Auf diesem<br />

Weg möchten wir uns dafür bedanken, dass ihr euren Reichtum mit uns geteilt habt. Eure<br />

Rolle wird jetzt anders - so hoffen wir - vom Gestalten zum kritischen Lesen: Lasset die Leserbriefe<br />

kommen!<br />

Wir wünschen euch alles Gute und: Lets keep in touch!<br />

Die Redaktion des freigeist


freigeist sommer 2012 4<br />

freinetpädagogik:<br />

selber lernen<br />

statt belehrt werden<br />

Kinder entwickeln sich selbst, ihr Lernen und ihre demokratische Schule.<br />

Von Ulli Resch & Walter Hövel<br />

f<br />

freinetpädagogik will eine Schule, in<br />

der Kinder sich erfahren, sich bewegen,<br />

spielen, lesen fühlen, forschen, experimentieren,<br />

sich ausdrücken, und demokratisch<br />

kommunizieren und kooperieren,<br />

also lernen können. Sie wendet sich gegen<br />

das Gehorchen und Funktionieren, gegen<br />

die Einwegbelehrung per Schreib- und<br />

Arbeitsblattübungen und das Auswendiglernen<br />

für Tests und Noten. Freinetpädagogik<br />

„gibt Kindern das Wort“!<br />

Die Pädagogen und Eheleute Elise und<br />

Celéstin Freinet (nur mit „e“ und ohne<br />

„t“ gesprochen) lebten und wirkten nach<br />

dem Ersten Weltkrieg bis in die zweite<br />

Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts<br />

in Frankreich. Heute werden sie von der<br />

Europäischen Gemeinschaft zu jenen<br />

Pädagogen gezählt, die die Grundlagen<br />

der weiteren Entwicklung des europäischen<br />

Schul- und Bildungswesens lenken<br />

sollen. Sie gaben einer Denkrichtung<br />

im Bemühen um eine kindernahe und<br />

demokratische Schule entscheidende<br />

Anstöße. Sie gründeten eine weltweite<br />

pädagogische Bewegung 1 , die bis heute<br />

aktiv ist.<br />

Die Freinetpädagogik sieht sich nicht als<br />

Didaktik eines großen Pädagogikgründers,<br />

nicht als demokratische Rezeptur<br />

einer offenen Unterrichtsmethode.<br />

Vielmehr hat die Freinetpädagogik seit<br />

ihrer Entstehung an sich selbst den Anspruch<br />

formuliert, eine „École moderne“,<br />

eine „moderne Schule“ zu sein. Sie<br />

verändert sich selbst in der sich ständig<br />

verändernden Wirklichkeit des Lernens,<br />

der Praxis von Schulen und anderen<br />

Lernorten und der Wissenschaften, um<br />

das Recht der Kinder auf ihr eigenes Ler-<br />

nen zu verwirklichen. Freinetpädagogik<br />

wartet nicht auf die Verbesserung der<br />

Bedingungen von Schule. Sie verändert<br />

vor Ort, was veränderbar ist und lässt,<br />

was unveränderbar ist. Sie setzt „das<br />

Neue“ mitten in bestehende Strukturen.<br />

Sie fragt nicht, ob sie Dinge verändern<br />

kann oder darf, sondern sie fragt, wie es<br />

geht, indem sich die Arbeit so verändert,<br />

dass jedes Kind auf seine Art und Weise<br />

erfolgreich lernen kann.<br />

Kinder haben alle Menschenrechte!<br />

Die Freinetpädagogik ist zu allererst eine<br />

eindeutige Haltung von Lehrerinnen-<br />

und Lehrerpersönlichkeiten zu Kinder-<br />

und Menschenrechten. Freinetpädago-<br />

Geburtstagskreis in der <strong>Lernwerkstatt</strong><br />

ginnen und -pädagogen entwickeln und<br />

entfalten ein sich ständig erweiterndes<br />

Knowhow demokratischer Praxis des täglichen<br />

Lernens. In der Freinetpädagogik<br />

ist jeder lernende Mensch, ob Kind oder<br />

Erwachsener, kompetent und wichtig für<br />

die lernende Gruppe 2 .Lernen kann nur<br />

das eigene Lernen jedes einzelnen Individuums<br />

in Kooperation seiner menschlichen<br />

und natürlichen Umgebung sein.<br />

Die Freinetpädagogik fordert von sich<br />

selbst das „Zurückgeben der Macht“ an<br />

die Kinder. Erwachsene hören auf zu unterrichten,<br />

damit Kinder ihre eigenen individuellen<br />

Lernwege gehen können.<br />

In Deutschland gibt es über tausend<br />

„Freinetpädagoginnen und -pädagogen“.<br />

Diese arbeiten in Privatschulen, in<br />

ihren eigenen „Freinetklassen“ in staat-<br />

Foto: Leonie Mayr<br />

freigeist sommer 2012 5<br />

lichen Regelschulen, in Kindertagesstätten,<br />

in der LehrerInnenbildung, als<br />

Schulleiterinnen und Schulleiter, in der<br />

Schulaufsicht und an Universitäten. Wenige<br />

Schulen sind zu finden, die Freinetpädagogik<br />

im Schulkonzept benennen.<br />

Einige erwähnen ihre „Freinetelemente“<br />

gar nicht - wie etwa Falko Peschels Bildungsschule<br />

Harzberg 3 , die sein Konzept<br />

des „Offenen Unterrichts“ sichtbar<br />

umsetzt, oder die Gesamtschule Winterhude<br />

4 in Hamburg, die als „Reformschule<br />

Hamburg“ startete. Schulen wie<br />

die Grundschule Harmonie 5 oder die<br />

Freie Schule PrinzHöfte 6 werden von<br />

Besuchern als Freinetschulen bezeichnet.<br />

Wieder andere Schulen stellen die<br />

Freinetpädagogik stärker in den Mittelpunkt<br />

ihrer Selbsterklärung, wie die<br />

Französische Schule in Tübingen 7 , die<br />

Grundschule Pattonville 8 oder die Freie<br />

Schule Darmstadt 9 .<br />

Diese Schulen und die Arbeit der vielen<br />

Tausend Mitarbeiterinnen der internationalen<br />

Freinetbewegung 10 zeichnet überall<br />

das Gleiche aus: Sie entwickeln das<br />

Schul- und Lernwesen ihrer Länder durch<br />

ihre demokratische Praxis weiter und damit<br />

auch die Freinetpädagogik. Freinetpädagoginnen<br />

und -pädagogen übernehmen<br />

in ihrer eigenen täglichen Arbeit<br />

alles, was für sie sinnvoll und möglich ist,<br />

wie das altersgemischte Lernen, die Projektarbeit<br />

oder den Kompetenzbegriff<br />

des modernen Mathe- und naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts. So ist der Inklusionsbegriff<br />

eine Selbstverständlichkeit<br />

für Freinetpädagoginnen und -pädagogen,<br />

da er in erster Linie ebenfalls eine<br />

Haltungsfrage gegenüber Menschen ist.<br />

Diese Lehrerinnen und Lehrer bestimmen<br />

mit den Kindern ihrer Lerngruppen,<br />

was heute Freinetpädagogik ist.<br />

Die Freinetpädagogik war immer eine<br />

politische Pädagogik, die die Menschrechte<br />

nicht nur auf den allgemeinen<br />

Alltag der Kinder, sondern gerade auf<br />

ihr Lernen übertrug. Elise und Celestin<br />

Freinet propagierten eine „Erziehung<br />

ohne Zwang“ 11 , was die Grundlage der<br />

Pädagogik der École moderne wurde.<br />

So formulierte die französische Freinetbewegung<br />

bereits in der Mitte der 60iger<br />

Jahre eine Charta der Modernen Schule,<br />

die sich gegen Indoktrination und<br />

Verschulung und für die Entfaltung und<br />

Bildung jeder Persönlichkeit in demokratischer<br />

Kooperation ausspricht.<br />

„Wir erkennen das Recht der Kinder auf<br />

Vergnügen an, das schon immer von<br />

Schule verdrängt wurde. Das Recht auf<br />

Vergnügen wird von jenen als etwas<br />

Ungeheuerliches angesehen, die die<br />

Menschen von Kindheit an auf die Entfremdung<br />

einer von ‚oben‘ auferlegten<br />

Arbeit vorbereiten. Leben sollen sie erst<br />

in Konsum und Freizeit erfahren. Die<br />

Bestrebungen der Kinder aus eigenem<br />

Antrieb zu lernen, werden von uns nicht<br />

durch willkürlichen Zwang zu fremdbestimmten<br />

Zielen umgeleitet. Wir akzeptieren<br />

den Wunsch, aus eigenem Interesse<br />

ein frei gewähltes Ziel zu erreichen.<br />

Dieser Weg wird nicht ohne Mühe und<br />

Enttäuschungen sein. Aber die Erfahrung<br />

der eigenen Leistungsfähigkeit garantiert<br />

Vergnügen. Für uns gibt es keine<br />

andere Formung des Willens als die Erziehung<br />

zu freien Menschen durch die<br />

Übernahme von Verantwortung.“ 12<br />

Freinet ist eine sich verändernde<br />

Pädagogik<br />

Bestandteile der Freinetpädagogik, wie<br />

das Schreiben freier Texte, die Schreibkonferenz,<br />

der Forscherauftrag, der<br />

Klassendienst, der Klassenrat oder das<br />

Kinderparlament sind in das Regelschulwesen<br />

übergegangen. So wie Elise und<br />

Célestin Freinet von jedemund alles<br />

adoptiert haben, was in ihre Pädagogik<br />

passte, so nutzen Freinetpädagoginnen<br />

und -pädagogen auch heute<br />

jede notwendige und jede bereichernde<br />

Erkenntnis. So wurden in den letzten<br />

Jahren ihrer Praxis Methoden des Boaltheaters,<br />

des Menschenschattenspiels,<br />

des „Lesens durch Schreiben“, Fermiaufgaben,<br />

dialogisches Lernen oder viele<br />

andere kreative und lernintensivierende<br />

Praktiken übernommen. Andere Dinge<br />

entwickeln sich innerhalb der Praxis der<br />

Freinetpädagogik, wie die Kinderparlamente,<br />

die Schulversammlungen, die<br />

„Fragen zur Welt“, die „Dichterlesungen“,<br />

die Präsentation, die Selbsteinschätzungsbögen,<br />

die Kriterienzeugnisse und<br />

die vielen Techniken in mathematischen<br />

und naturwissenschaftlichen Bereichen.<br />

Eine sehr aktive und intensive Nutzung<br />

der Medien ist besonders charakteristisch<br />

für diese Pädagogik.<br />

Den Zwang zum Lernen kann man<br />

nicht demokratisieren<br />

Es reicht nicht, Schule und das Lernen<br />

alleine durch die Einrichtung von Mitbestimmungsorganen<br />

demokratisieren zu<br />

wollen. Es geht der Freinetpädagogik im


freigeist sommer 2012 6<br />

Kern darum, den Menschen durch sein<br />

selbstbestimmtes Lernen zum eigenverantwortlichen<br />

demokratischen Akteur<br />

seines eigenen Lernens, seiner Entwicklung<br />

und seines Zusammenlebens zu<br />

machen. Der Zwang zum Lernen muss<br />

abgeschafft werden.<br />

Schritt für Schritt lernte die Freinetpädagogik<br />

in ihrer fast hundertjährigen Geschichte,<br />

aus dem Kreis - dem Klassenrat<br />

- heraus, nicht nur die tägliche Arbeit zu<br />

organisieren, sondern auch zunehmend<br />

die Inhalte, den Sinn, die Zeit und die<br />

Ziele der eigenen Lernarbeit von den<br />

Kindern bestimmen zu lassen.<br />

Heute sieht die Praxis der Freinetpädagogik<br />

so aus, dass die Lernenden im Kreis<br />

ihre Arbeitsvorhaben vorstellen: Wann<br />

sie wie, was und warum schreiben, mit<br />

wem sie wo an welchen Experimenten<br />

arbeiten werden, womit sie sich unabhängig<br />

von Schulbüchern oder schulinternen<br />

Verlaufsplänen mit eigenen<br />

Problemstellungen in der Mathematik<br />

beschäftigen. Sie geben an, zu welchen<br />

Themen sie forschen und Vorträge halten,<br />

welche Theaterstücke sie schreiben<br />

und spielen, welche Kunstwerke sie frei<br />

oder zu Themen kreieren, welche Musik<br />

sie mit wem machen, was sie lesen, sich<br />

aneignen, bereden oder darstellen wollen.<br />

Die Kinder berichten im Klassenrat<br />

über ihre Lernstrategien, Erfolge, Schwierigkeiten<br />

und weiteren Arbeitsvorhaben.<br />

Im Mittelpunkt des Lernens steht die<br />

selbst gesuchte, verantwortete und<br />

durchgeführte Arbeit jedes einzelnen<br />

Menschen, die Lernverabredung mit<br />

anderen in Partnerteams und Gruppen,<br />

die Präsentation der Planung und Ergebnisse<br />

und der Reflektion der eigenen<br />

Arbeit. Im Klassenrat, dem Herzstück<br />

der kooperierenden Gruppe, beschließen<br />

sie, beginnend in Kindertagesstätte<br />

und Grundschule, Dichterlesungen zum<br />

Selbstbestimmtes Lernen in der <strong>Lernwerkstatt</strong><br />

Vorstellen eigener Texte, Matherunden,<br />

um die eigenen Denkwege vorzustellen,<br />

Zeiten für Vorträge und Vorstellungen.<br />

Sie beschließen, welche Projekte, Unternehmungen,<br />

Feste und außerschulischen<br />

Kooperationen auch von der<br />

ganzen Klasse, mit Partnerklassen, klassenübergreifend<br />

oder mit der ganzen<br />

Schule festgelegt werden. Bei allen Entscheidungen<br />

haben Lehrerin und Lehrer<br />

eine Stimme wie alle anderen im Kreis.<br />

Lern- und Arbeitstechniken<br />

Damit Kinder in solch einer Lernkooperative<br />

demokratisch selbst bestimmen und<br />

organisieren können, bedarf es des Know-<br />

Hows von Arbeitstechniken, die das eigenständige<br />

Arbeiten möglich machen. Sie<br />

entwickeln sich einerseits aus der selbstständigen<br />

Arbeit der Kinder, andererseits<br />

aus dem Angebot der Erwachsenen. Die<br />

Stichworte hierfür heißen Freies Schreiben,<br />

Freier Ausdruck, Forschen, Tastende<br />

Versuche, Fragen zur Welt, die „Natürliche<br />

Methode“ des Lernens.<br />

Der Freie Ausdruck beginnt in Kindergarten<br />

und Schule mit Erzählkreisen, Theate-<br />

raufführungen, der Malerei, der Musik und<br />

dem ersten Schreiben. Freinetpädagogik<br />

bietet den Kindern Schreiben, Lesen, Malen,<br />

Musizieren nicht als zu erlernende<br />

Gegenstände an, sondern als Mittel sich<br />

selbst auszudrücken, sich selbst und die<br />

Welt zu erfahren, zu „bearbeiten“, zu begreifen<br />

und zu verändern. Dieses Finden<br />

und Erarbeiten des eigenen freien Ausdrucks<br />

wird zum Mittel des Lernens. Kinder<br />

lernen, eigenen Themen nachzugehen.<br />

Sie lernen das Forschen, Entdecken,<br />

Wiedererfinden, Thesen aufzustellen, sie<br />

zu belegen oder zu widerlegen. Sie lernen<br />

eigene Aufgabenstellungen in der<br />

Mathematik, in den Natur- und Geisteswissenschaften<br />

zu formulieren, zu planen,<br />

durchzuführen und zu präsentieren.<br />

Dies beginnt mit ersten tastenden Versuchen<br />

in der Kindheit, mit dem Recht jedes<br />

Einzelnen auf Irrtum und Genialität, dem<br />

Lob des Fehlers und eigenen Lernwegen .<br />

Das Ziel ist die Selbstständigkeit des Denkens,<br />

des Handelns und des Lernens im<br />

gesamten Leben.<br />

Die „methode naturelle“ des freinetpädagogischen<br />

Lernens unterstellt den<br />

Menschen ihre eigene Lernfähigkeit<br />

Fotos: David Meixner<br />

freigeist sommer 2012<br />

ohne die Vorgaben der schulischen Belehrung.<br />

Sie wendet sich gegen den<br />

Zwang in der herrschenden Didaktik,<br />

gegen Kleingehacktes und Vermittlung<br />

von Portionswissen. Sie fordert zur Eigenkonstruktion,<br />

zur Autopoesie von<br />

Sprache und Lernen auf. Die Lernenden<br />

erkunden ihre Lernwege, -inhalte und<br />

-strategien selbst. Sie lernen ihr eigenes<br />

Lernen zu beherrschen anstatt von<br />

fremdem Lernen beherrscht zu werden.<br />

Sie trauten Menschen Leistungen zu, die<br />

nicht nach Lektionen, Jahrgängen oder<br />

Schulformen eingeteilt werden.<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen,<br />

das Recht auf eigene „Fragen zur Welt“ 13<br />

zu haben, das Recht, den eigenen Fragen<br />

nachzugehen, sie überhaupt stellen<br />

zu können, zu philosophieren und das<br />

Recht auf eigene Antworten. Sie lernen<br />

schon in frühester Kindheit den eigenen<br />

Sinn des Lebens und Lernens auch oder<br />

gerade in der Schule, finden zu dürfen.<br />

Sinnfindung und die Übernahme eigener<br />

Verantwortung stärken das eigene<br />

Lernen und Handeln.<br />

Das Lernen gehört dem Leben und<br />

den Kindern<br />

Freinetpädagogik ist eine Pädagogik<br />

ohne Zwang und Strafe. Sie entspringt<br />

dem Vertrauen in die schöpferischen,<br />

friedlichen Entwicklungskräfte des Menschen.<br />

Die Quelle ist der Mensch selbst.<br />

Neugierde und intrinsische Motivation<br />

sind der Motor des Lernens. Die Einführung<br />

von Klassenrat, Schulversammlung<br />

oder Kinderparlament führen aber nicht<br />

zu einer Demokratisierung der Schulentwicklung,<br />

wenn nicht das Lernen selbst<br />

konsequent in die Hände der Lernenden<br />

gelegt wird. Aus dem herrschenden Unterrichten<br />

heraus hat die Freinetpädagogik<br />

das Lernen revitalisiert. Begonnen<br />

wurde damit, nicht verschulte Texte zu<br />

schreiben - diese wurden“Texte des Lebens“<br />

genannt -, den Klassenraum zu<br />

verlassen, um außerhalb der Schule zu<br />

lernen, Schulbücher und Fibeln wegzuschmeißen,<br />

um in und an der eigenen<br />

und gesellschaftlichen Wirklichkeit mit<br />

eigenen Untersuchungen, Berichten, Verschriftlichungen<br />

und Präsentationen zu<br />

lernen. Öffnung von Schule ist eine Öffnung<br />

zu allen Inhalten, unter Entfaltung<br />

des eigenen demokratischen Denkens,<br />

Lernens und Lebens. Konsequenterweise<br />

schafft die Freinetpädagogik auch<br />

heute noch das Unterrichten zugunsten<br />

des Lernens ab. Konsequenterweise wird<br />

sie sich auch durch die Veränderung der<br />

Inhalte von Schule für eine zukünftige,<br />

noch weit entfernte Abschaffung der<br />

heutigen Form von Schule zugunsten einer<br />

demokratisierten Bildung ohne Schule<br />

entschließen. Freinet ließ dies in einer<br />

anderthalb Seiten starken Geschichte<br />

erkennen, in der er „Kinderreservate“ 14<br />

ohne Erwachsene forderte.<br />

Die Freinets kennenlernen<br />

Freinetpädagoginnen und -pädagogen<br />

bilden sich selbst aus. Sie treffen sich in<br />

Zusammenkünften, Fortbildungen und<br />

Ausbildungsgängen 15 , um die gemachten<br />

Erfahrungen auszutauschen, Argumentationen<br />

und Begründungen der<br />

eigenen Arbeit zu stärken und vor allem,<br />

an sich selbst zu erproben, was sie Kindern<br />

in der Arbeit anbieten. Sie arbeiten<br />

in Lang- und Kurzzeitateliers, um selbst<br />

„Freie Texte“ zu schreiben, Mathe mit<br />

großen Mengen zu erproben, Forum- 16<br />

und Improvisationstheater zu spielen,<br />

eigene Themen ganzheitlich zu erforschen<br />

oder fremde Sprachen mit Hilfe<br />

der Methode Naturelle zu erlernen. Der<br />

Kern dieser Eigenausbildung ist - wie<br />

7<br />

die Arbeit an Schulen, Kindertagesstätten<br />

und Universitäten - die Verfolgung<br />

der Fragen „Was ist eigentlich Lernen?“,<br />

„Wie lernt jeder einzelne Mensch?“, „Was<br />

braucht er dafür?“<br />

Sowohl in den genannten Schulen als<br />

auch bei anderen Kolleginnen und Kollegen<br />

kann nach entsprechenden Anmeldungen<br />

hospitiert werden. Weitere<br />

Kontakte können über die Freinetkooperative<br />

und die vielen Webseiten hergestellt<br />

werden.<br />

Der Artikel ist im Heft 4/11 des Unerzogen-Magazins<br />

(www.unerzogen-magazin.de) erschienen. Herzlichen<br />

Dank für die Abdruck-Genehmigung.<br />

1 FIMEM: www.fimem-freinet.org<br />

2 Walter Hövel, Eigenverantwortliches Lernen und Inklusion an der<br />

Grundschule Harmonie, In: Buchmann, Diezemann, Huisinga, Köhler,<br />

Zielke (Hrsg), Internationale Perspektiven der Subjektentwicklungs-<br />

und Inklusionsforschung, G.A.F.B. Frankfurt am Main 2011<br />

und: www.grundschule-harmonie.de --> Artikel --> „Eigenverantwortliches<br />

Lernen und Inklusion an der Grundschule Harmonie“<br />

3 www.bildungsschule-harzberg.de<br />

4 www.gs-winterhude.de<br />

5 www.grundschule-harmonie.de<br />

6 www.prinzhoefte-schule.de<br />

7 www.franzoesische-schule.de<br />

8 www.pattonville.lb.schule-bw.de<br />

9 www.fcs-da.de<br />

10 FIMEM: www.fimem-freinet.org<br />

11 Elise Freinet (Hrsg.): Erziehung ohne Zwang. Der Weg Célestin<br />

Freinets. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2009<br />

12 Ingrid Dietrich (Hrsg): Politische Ziele der Freinet-Pädagogik,<br />

Weinheim und Basel 1982<br />

13 www.grundschule-harmonie.de/artikel-pdf/Artikel_4_pdf/<br />

Fragen zur Welt.pdf<br />

14 Jochen Hering, Walter Hövel (Hrsg.): Immer noch der Zeit voraus,<br />

Freinet-Kooperative e.V., Bremen 1996<br />

15 Infos unter www.freinet-kooperative.de und http://freinetgruppewien.wordpress.com<br />

16 Augusto Boal: Theater der Unterdrückten, Übungen und Spiele<br />

für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, Suhrkamp, Frankfurt 1979<br />

und 1989


(<br />

freigeist sommer 2012 8<br />

lew tolstoj<br />

Den meisten Lesern ist Lew Tolstoj als Autor von Büchern wie „Krieg und Frieden“ (1868) oder<br />

„Anna Karenina“ (1878) bekannt, mit welchen er den russischen Gesellschaftsroman in die Weltliteratur<br />

einführte. Dass er neben seinen schiftstellerischen Tätigkeiten zeitlebens auch ein engagierter<br />

Pädagoge war und 14 „Freie Schulen für Bauernkinder“ gegründet hat, ist weitgehend<br />

unbekannt geblieben. Mehr darüber in einem Portrait von Rainer Wisiak<br />

t<br />

olstoj wurde 1828 auf dem Gut Jasnaja<br />

Poljana im Gouvernement Tula<br />

in eine altadelige Familie hineingeboren.<br />

Während seiner Studienzeit (Orientalistik<br />

an der Universität von Kazan)<br />

entdeckte er Rousseau, der ihn dazu anregte,<br />

den Bauern seines Gutes die Prinzipien<br />

der Kooperation zu lehren, damit<br />

sie den regelmäßigen Hungersnöten<br />

widerstehen könnten. Dabei bemerkte<br />

er sehr schnell, dass die erste Hilfe, die<br />

die Bauern brauchten, die Abschaffung<br />

der Leibeigenschaft war - diese forderte<br />

er dann öffentlich ein und führte sie auf<br />

seinem Grund auch schon durch, bevor<br />

sie 1861 offiziell abgeschafft wurde. Sein<br />

politisches Engagement verknüpfte er<br />

aufgrund dieser ersten Erfahrungen mit<br />

einem pädagogischen: dass eine Landverteilung<br />

unter ungebildeten Bauern<br />

wenig Sinn mache ohne die notwendigen<br />

Schulen dazu.<br />

So gründete Tolstoj, der sein pädagogisches<br />

Programm teilweise an Rousseaus<br />

Erziehungsroman „Emile“ anlehnte,<br />

1859 die „Schule von Jasnaja Poljana“,<br />

die in fast allen ihren Festlegungen die<br />

Negation der damals (wie heute) bestehenden<br />

Schulen war: „In ihr sollte nicht<br />

Menschenmaterial nach den Erfordernissen<br />

der herrschenden Zustände geformt<br />

werden, sondern sie sollte Keimzelle sein<br />

der neuen, der freien Gesellschaft, in der<br />

nicht mehr Menschen den Zuständen,<br />

sondern die Zustände den Menschen<br />

dienen, oder - geändert werden.“<br />

Lew (Leo) Tolstoj (1828 - 1910)<br />

Fotos: David Meixner<br />

freigeist sommer 2012<br />

unbekannte reformpädagogen<br />

Bestärkt für das Konzept einer „anderen“<br />

Schule wurde Tolstoj auch durch seine<br />

Reisen nach Europa, die er ab 1857 unternahm,<br />

um Schulsysteme in Deutschland,<br />

England, Frankreich, Belgien und der<br />

Schweiz zu studieren. Tolstoj war schockiert<br />

vom Kasernenzwang, der dort<br />

überall herrschte und notierte am 17. Juli<br />

1860 in sein Tagebuch: „Schrecklich. Ein<br />

Gebet für den König, Schläge, alles auswendig<br />

gelernt, eingeschüchterte, ausgemergelte<br />

Kinder.“<br />

In diesen „wie Gefängnisse gebauten<br />

Schulen“ zwinge man die Kinder „täglich<br />

sechs Stunden lang während der<br />

schönsten Zeit des Lebens still hinter ihrem<br />

Buch zu sitzen und einen Tag lang<br />

an einer Sache zu lernen, die sie in einer<br />

halben Stunde lernen könnten, während<br />

das Hauptvergnügen und das stärkste<br />

Bedürfnis des kindlichen Alters, das Bedürfnis<br />

nach Bewegungsfreiheit, unbefriedigt<br />

bleibt.“<br />

Wohl auch aufgrund dieser Überlegungen<br />

fand der Unterricht in der Schule<br />

von Jasnaja Poljana nur im Winter statt -<br />

im Sommer halfen die Bauernkinder bei<br />

den Feldarbeiten. Etwa dreißig Kinder<br />

besuchten die Schule regelmäßig, dazu<br />

kamen drei bis vier Bauern, die zeitweise<br />

am Unterricht teilnahmen.<br />

Tolstojs Pädagogik setzte ganz auf<br />

Zwangsfreiheit, Flexibilität und Respekt<br />

vor der Würde der Kinder. Strafen wurden<br />

abgeschafft. In seiner Schule gab es<br />

keinen festen Stundenplan, keine festen<br />

Schulzeiten und keine Zensuren. „Ich<br />

habe fast nie gesehen, dass die Kinder<br />

auf dem Weg zur Schule spielen, außer<br />

etwa die allerkleinsten. Keiner trägt etwas<br />

bei sich - weder Bücher noch Hefte.<br />

Häusliche Aufgaben gibt es bei uns<br />

Leo Tolstoj mit Enkelkindern<br />

nicht. Aber sie haben nicht allein nichts<br />

in den Händen, sie brauchen auch nichts<br />

im Kopfe zu haben. An keine Aufgabe, an<br />

nichts, was er gestern getan hat, braucht<br />

sich der Schüler heute noch zu erinnern.<br />

Ihn quält nicht der Gedanke an die bevorstehende<br />

Lektion. Er bringt nur sich<br />

selber, seine empfängliche Natur und<br />

die Überzeugung mit, dass es heute in<br />

der Schule genauso lustig sein wird, wie<br />

gestern. Nie tadelt man einen Schüler,<br />

wenn er sich verspätet, es kommen auch<br />

gar keine Verspätungen vor.“<br />

Leider ist Tolstojs Buch „Die Schule von<br />

Jasnaja Poljana“ derzeit vergriffen oder<br />

nur über Antiquariate erhältlich. Leider,<br />

denn es ist ein Erfahrungsbericht, in<br />

welchem nichts beschönigt wird, Tolstoj<br />

von seinen Fehlern erzählt und immer<br />

wieder offen bekundet, wie oft er sich<br />

irrte, wenn er einem Plan oder Konzept<br />

folgte, und wie richtig er damit lag, wenn<br />

er nur die kindliche Entwicklung genau<br />

beobachtete.<br />

„Die Schule entwickelt sich von Anfang<br />

9<br />

an völlig frei, aus Prinzipien, die Lehrer<br />

und Schüler in sie hineintragen.“ Die Anfänge<br />

scheinen allerdings recht turbulent<br />

gewesen zu sein, denn „es ließ sich keine<br />

Einteilung, weder in Klassen noch Gegenständen,<br />

weder in Unterrichtsstunden<br />

noch Ruhephasen finden, alles floss wie<br />

von selbst in eins zusammen. ... Jetzt aber<br />

gibt es in der ersten Klasse schon Schüler,<br />

die selbst danach verlangen, einem Stundenplan<br />

zu folgen, die unzufrieden sind,<br />

wenn sie während der Lektion gestört<br />

werden. Meiner Ansicht nach ist diese (erste)<br />

äußere Unordnung nützlich und unersetzlich,<br />

so seltsam und unbequem sie für<br />

den Lehrer auch zu sein scheint (weil wir<br />

ganz andere Verhältnisse gewohnt sind, in<br />

denen man uns erzogen hat). ... Es scheint<br />

uns, dass diese Unordnung, oder vielmehr<br />

f r e i e O r d n u n g, wächst, immer größer<br />

und größer wird und keine Grenzen mehr<br />

kennt - es scheint kein anderes Mittel zu<br />

geben, um ihr ein Ende zu machen, als<br />

die Anwendung von Gewalt - und doch<br />

braucht man nur ein wenig zu warten, und


freigeist sommer 2012 10<br />

die Unordnung (oder Lebendigkeit) würde<br />

sich legen und in eine viel bessere und<br />

dauerhaftere Ordnung übergehen als die,<br />

welche wir erfinden. ... Denn die Schüler<br />

haben dieselben Bedürfnisse wie wir, und<br />

sie denken nach denselben Regeln wie<br />

wir; sie wollen alle lernen, und deshalb gehen<br />

sie auch bloß in die Schule.“<br />

So ergibt sich in Jasnaja Poljana langsam<br />

folgender Rhythmus: „Die Lehrer führen<br />

Lew mit Ehefrau Sofia<br />

Tagebücher, die sie sonntags einander<br />

mitteilen, um danach den Lehrplan für<br />

die kommende Woche auszuarbeiten.<br />

Diese Pläne werden aber in keiner Woche<br />

ganz ausgeführt und werden jederzeit<br />

nach den Wünschen der Schüler abgeändert.<br />

Vormittags finden Lektionen<br />

über Lesen, Rechnen oder Grammatik<br />

statt, aber manches Mal sind „Lehrer und<br />

Schüler so begeistert, dass die Lektion<br />

statt einer Stunde drei Stunden dauert.“<br />

Und sollte der Unterricht nicht spannend<br />

genug sein, haben die Schüler, so<br />

Tolstoj, „auch die Freiheit, plötzlich vom<br />

Unterrichte wegzulaufen, als ein Mittel<br />

dafür, den Lehrer vor den äußersten und<br />

gröbsten Fehlern zu bewahren.“<br />

Nach einer Mittagspause kommen die<br />

Kinder am späteren Nachmittag wieder<br />

in ihre Schule und Tolstoj konstantiert für<br />

diese Zeit „eine besondere Abneigung<br />

gegen die Mathematik und die Analyse<br />

und eine große Vorliebe für Singen, Lesen<br />

und Erzählen.“ Die Kinder bleiben<br />

dann aus eigenem Interesse „bis 20 oder<br />

21 Uhr, wenn nicht etwa die älteren Knaben<br />

dann in der Tischlerwerkstätte noch<br />

etwas aufhält.“<br />

Tolstoj beobachtet genau. Wann das Interesse<br />

an Geografie oder Geschichte auftaucht<br />

oder welche Texte Kinder gerne lesen.<br />

Jahrelang arbeitete er an einer Fibel,<br />

seinem großen Traum, der darin bestand,<br />

dass mit einem guten Lesebuch für wenig<br />

Geld „Generationen russischer Kinder, angefangen<br />

bei den Zarenkindern bis hin zu<br />

den Bauernkindern, also alle, lesen lernen<br />

und ihre ersten dichterischen Eindrücke<br />

gewinnen sollen.“ Dieser Traum wurde<br />

erfüllt, denn bis zum Ende des Jahrhunderts<br />

wurden etwa eine Million Exemplare<br />

seiner Fibel gedruckt.<br />

Als theoretisches Organ dieser Schulen<br />

gab Tolstoj die Zeitschrift „Jasnaja Poljana“<br />

heraus, in welcher pädagogische<br />

Aufsätze wie „Gedanken über Volksbildung“<br />

oder „Erziehung und Bildung“<br />

erschienen. Bis 1862 gründete Tolstoj<br />

im Gouvernement Tula 13 weitere „freie<br />

Schulen für Bauernkinder“ nach dem<br />

Vorbild der Schule von Jasnaja Poljana.<br />

Doch die Schulen wie Schriften waren<br />

vielen suspekt, brachten ihm 1862 eine<br />

Hausdurchsuchung ein und führten zur<br />

Schließung der Schulen und zum Verbot<br />

der Zeitschrift durch die Zensurbehörde.<br />

Erst 1869 konnten die Schulen ihren Unterricht<br />

wieder aufnehmen bis zu ihrer<br />

endgültigen Schließung 1875. In den Jahren<br />

danach werden Tolstojs Schriften und<br />

Bücher immer kritischer, wenn nicht gar<br />

Kampfansagen gegen Kirche und Staat.<br />

Wegen seines Romanes „Auferstehung“<br />

wurde er von der russisch-orthodoxen<br />

Kirche ausgeschlossen und mit Schriften<br />

wie „Warum hungern russische Bauern?“<br />

legte er sich direkt mit den herrschenden<br />

und besitzenden Schichten an, damals<br />

aber schon zu berühmt, als dass man ihn<br />

hätte mundtot machen können.<br />

Einen Monat vor seinem Tode verließ Tolstoj<br />

- zerstritten auch mit seiner Frau und vielen<br />

freigeist sommer 2012 11<br />

unbekannte reformpädagogen<br />

seiner Kinder - das Gut Jasnaja Poljana, um<br />

sich als Einsiedler zurückzuziehen.<br />

Stefan Blankertz weist in seinem Vorwort<br />

zum Buch „Die Schule von Jasnaja Poljana“<br />

darauf hin, dass Tolstojs Bedeutung<br />

darin lag, dass er darauf bestand, dass<br />

Bildung nicht zur Selektion und Hierarchisierung<br />

missbraucht werden dürfe,<br />

sondern die soziale Gleichstellung befördern<br />

müsse. Seine Schulen waren im<br />

Gegensatz zu vielen anderen seiner Zeit<br />

auch gratis.<br />

Neu sei auch seine Betonung der experimentellen<br />

Seite der Erziehung gewesen:<br />

Dass es da keine allgemein richtigen oder<br />

falschen Methoden des Lehrens und Lernens<br />

gäbe, dass sich diese im Prozess des<br />

Lehrens und Lernens selbst immer wieder<br />

neu bilden und ändern müssen. Und<br />

stets müsse die Vergangenheit überprüft<br />

werden, um der tödlichen Macht<br />

der Autorität zu entgehen. In diesem<br />

Sinne ist auch das Verhältnis zwischen<br />

Lehrern und Schülern als ein ganz neues<br />

zu sehen, wobei Tolstoj kritisch anmerkt,<br />

dass selbst seine Schule noch ein Stück<br />

weit vom Ideal entfernt ist: „Trotz der in<br />

der Schule herrschenden Freiheit ist das<br />

Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler<br />

außerhalb der Schule, in der freien Luft,<br />

ein anderes. Es herrscht mehr Freiheit,<br />

mehr Natürlichkeit und mehr Vertrauen,<br />

mit einem Wort, die Beziehungen sind<br />

so, wie sie uns als ein Ideal vorschweben,<br />

nach dem die Schule streben soll.“<br />

Eine große Bedeutung komme, so Blankertz,<br />

Tolstojs Hinweis auf die Wichtigkeit<br />

einer aktiven Beziehung zwischen Schule<br />

und dem Leben der jeweiligen Zeit zu.<br />

Denn viele Dinge, so Tolstoj, die zu lehren<br />

in einer vom Leben abgeschnittenen<br />

Schule viel Zeit, Kraft und Tränen kosten,<br />

würden von den Kindern ohne weiteres<br />

beiläufig gelernt werden, wenn ihnen<br />

Zeit und Muße dazu gelassen würde.<br />

In Europa sind Tolstojs Gedanken hinsichtlich<br />

einer anderen Form von Schule<br />

nur marginal oder gar nicht bekannt geworden.<br />

Der amerikanische Pädagoge<br />

George Dennison, der lange an der „First<br />

Street School“ in New York unterrichtet<br />

hat, weist in seinem Buch „Lernen und<br />

Freiheit“ aber darauf hin, dass Tolstojs<br />

Gedanken auf diese Schule wie auch auf<br />

die „Free-School-Bewegung“ in Amerika<br />

großen Einfluss hatten und meinte<br />

gar: „Vielleicht sollte das Wahrzeichen<br />

unserer amerikanischen Grundschulen<br />

ein Medaillon ohne Worte werden, eine<br />

Darstellung Tolstojs mit den Kindern auf<br />

seinem Rücken.“<br />

Sämtliche Zitate sind entnommen aus:<br />

Leo N. Tolstoj: Die Schule von Jasnaja<br />

Poljana. Verlag Büchse der Pandora<br />

Ulrich Schmid: Lew Tolstoi. Verlag C.H.Beck<br />

Ursula Keller / Natalja Sharandak: Sofja<br />

Tolstaja. Ein Leben an der Seite Tolstojs.<br />

Insel Verlag<br />

Rainer Wisiak<br />

ist Waldorf- und Montessoripädagoge<br />

und Vater<br />

von zwei Jugendlichen in<br />

der <strong>Lernwerkstatt</strong>


freigeist sommer 2012 12<br />

on my way<br />

Mein Weg führte mich 1999 nach einem Jahr in einer „normalen“<br />

Volksschule in die <strong>Lernwerkstatt</strong>. Dort verbrachte ich die wohl<br />

wichtigste Zeit meiner Entwicklung.<br />

Von Jonathan Schreiber<br />

i<br />

ch schloss Freundschaften und Beziehungen,<br />

die bis heute zu meinen<br />

wichtigsten gehören. In der LWS hatte<br />

ich die Möglichkeit, Dinge für mein<br />

Leben zu lernen und Erfahrungen auf<br />

verschiedensten Ebenen zu machen.<br />

Da seit jeher die Technik mein größtes<br />

Interesse erfährt, nahm ich regelmäßig<br />

am Modellbauangebot mit Arthur<br />

Freund teil. Ich lernte Modellflugzeuge<br />

zu bauen und zu fliegen, elektronische<br />

Schaltungen zu entwickeln und baute<br />

schließlich auch meinen ersten kleinen<br />

Windgenerator zur Stromerzeugung -<br />

ein Thema, auf welches ich später noch<br />

zu sprechen kommen werde.<br />

In meiner LWS-Zeit entdeckte ich auch<br />

noch eine weitere große Leidenschaft -<br />

die Musik. Ich begann begeistert Gitarre<br />

zu spielen - elektrisch und akustisch.<br />

Als das Ende meiner Zeit als Schüler der<br />

LWS näher rückte, entschied ich mich auf<br />

Grund meines technischen Interesses<br />

in die HTL St.Pölten Fachschule Elektrotechnik<br />

zu gehen.<br />

Mir war gleich etwas mulmig bei dem<br />

Gedanken, bald in einer Regelschule zu<br />

sitzen, doch ich wagte es.<br />

Ich kann mich noch gut erinnern, dass<br />

ich eine Woche nach Schulbeginn gleich<br />

wieder aussteigen wollte.... Ich entschied<br />

allerdings, mich auf diese Erfahrung einzulassen<br />

und in der HTL zu bleiben. Ich<br />

erlebte nun, was mir neun Jahre lang<br />

erspart blieb: einen respektlosen und<br />

unreifen Umgang der Schüler miteinander,<br />

und ein mir völlig fremdes Verhältnis<br />

zwischen jungen Menschen und Erwachsenen<br />

(Warum sollte ich aufstehen, nur<br />

weil derLehrer bei der Tür reingeht???).<br />

gierig etwas lernen wollte und musste<br />

feststellen, dass dort ein Lernen, wie ich<br />

es gewohnt war, nicht möglich ist. Frustrierte,<br />

berufsgeschädigte Menschen<br />

wussten sich nicht anders zu helfen, als<br />

auf den Tisch zu schlagen, um die Aufmerksamkeit<br />

der desinteressierten Jugendlichen<br />

zu erlangen...<br />

Ich dachte in dieser Zeit viel über<br />

die Gesellschaft und das öffentliche<br />

Schulsystem nach.<br />

Mir wurde klar, dass ich mit meinen Werten<br />

und Ansichten dort nicht hingehöre,<br />

und ich mich diesem deprimierenden<br />

Umfeld nicht anpassen kann. Ich verließ<br />

die HTL nach einem Semester (zum Leid<br />

von so manchem/rLehrerIn!).<br />

Weil ja die Musik mein zweites großes<br />

Interesse ist, entschied ich mich, die<br />

ToneArt Tontechnikschule in Wien zu<br />

besuchen. Ich lernte dort Musik zu produzieren,<br />

aufzunehmen und Konzerte<br />

zu mischen. Diese Ausbildung dauerte<br />

ein halbes Jahr, und ich konnte sehr viel<br />

Fachwissen daraus mitnehmen, sowie<br />

interessante Kontakte knüpfen.<br />

Als ich die ToneArt Schule abschloss, kam<br />

die Nachricht von Arthurs plötzlichem Tod<br />

im Mai 2011 - ein schwerer Schlag für mich.<br />

Arthur ist für mich über die Jahre zu einem<br />

sehr guten Freund und Mentor geworden.<br />

Ich habe ihn oft in Oberösterreich<br />

besucht, meist zusammen mit meinem<br />

besten Freund Elias Engelhart. Wir sind<br />

dann Modellfliegen gegangen, haben an<br />

irgendwas gebastelt, oder einfach nur bei<br />

einer Tasse mit Arthurs scharfem Ingwer-<br />

Schreiber<br />

tee über Gott und die Welt gesprochen.<br />

Jonathan<br />

Ich ging in diese Schule, weil ich wissbe- Arthur war außerdem mein wichtigster<br />

Fotos:<br />

freigeist sommer 2012 13<br />

Ansprechpartner in Sachen Elektronik,<br />

Modellbau und generell allem Technischen.<br />

All das war etwas zu kurz gekommen, in<br />

der stressigen HTL-und-ToneArt-Zeit...<br />

Durch Arthurs Tod wurde ich an all meine<br />

alten Interessen erinnert. Da ich nun<br />

wieder Zeit hatte, kamen diese Interessen<br />

mit aller Kraft zurück ans Tageslicht.<br />

Ich begann mit dem Bau an einem neuen<br />

Windgenerator - ein Projekt, welches ich<br />

schon lange im Kopf hatte. Mir fehlte aber<br />

noch der nötige „Biss“, es umzusetzen. Mir<br />

war klar, dass ich dieses Projekt nun ohne<br />

Arthurs Unterstützung umsetzen musste,<br />

doch ich war zuversichtlich. Zu Beginn<br />

wollte ich einfach ein kleines Windrad bauen,<br />

welches Strom für eine Beleuchtung im<br />

Elias und Arthur<br />

Gartenhaus liefert. Ich begann im Mai 2011<br />

mit der Arbeit und verbrachte den Sommer<br />

hauptsächlich in enthusiastischem<br />

Tatendrang hinter der Schweißmaske.<br />

Im Herbst 2011 begann ich außerdem zusammen<br />

mit Elias Engelhart und Roman<br />

Zechmeister das Modellbauangebot von<br />

Arthur in der LWS weiter zu führen. (Siehe<br />

Freigeist Frühling 2012).Dies ist für mich<br />

eine tolle Möglichkeit, Arthurs Geist am<br />

Leben zu halten und den Kindern der<br />

LWS das zu geben, was Arthur damals<br />

mir gegeben hat. Wenn ich nun (vom<br />

Zeitpunkt dieses Artikels) zurückblicke,<br />

sehe ich ein Jahr intensives Modell- und<br />

Elektronikbasteln und einige sehr begeisterte<br />

Kinder und Jugendliche. Wir<br />

haben etwas geschafft!!<br />

Die Arbeiten an meinem neuen Windrad<br />

waren auch im Herbst 2011 voll im<br />

Gange, wurden aber immer wieder von<br />

anderen Dingen unterbrochen. Ich stellte<br />

fest, dass sich mein Projekt verändert<br />

hatte: es ging nicht mehr nur darum,<br />

ein Endprodukt zu sehen, der Weg dort<br />

hin stellte sich als viel bedeutsamer heraus.<br />

Über all die Monate der Arbeit am<br />

Windrad lernte ich so unglaublich viel!<br />

Ich verbrachte z.B. Wochen damit, den<br />

Scheibenläufergenerator zu berechnen<br />

und stieß immer wieder auf neue Probleme<br />

und Herausforderungen, die es<br />

zu bewältigen galt. Ich hatte so etwas<br />

noch nie zuvor gemacht, doch ich lernte<br />

durch die Arbeit selbst und durch Selbststudium.<br />

Dieses Wissen, welches ich


freigeist sommer 2012 14<br />

mir im Laufe des Projektes erarbeite, ist<br />

viel greifbarer als alles Wissen, welches<br />

ich in einer Regelschule hätte „lernen“<br />

können!Damit meine ich nicht nur technisches<br />

Know-how, sondern auch meine<br />

persönliche Lebenserfahrung sowie soziale<br />

Kompetenzen.<br />

Im Dezember 2011 erfuhr ich vom „Jugend<br />

Innovativ - Ideenwettbewerb“,<br />

einem Wettbewerb, bei dem Schüler mit<br />

ihrer Schule besondere technische Projekte<br />

einreichen können.<br />

Ich nahm mit meinem Windrad-Projekt<br />

teil, schrieb einen 3600 Wörter langen Projektbericht<br />

und bekam prompt 350€ Projektförderung.<br />

Das ist mehr als das Projekt<br />

kostet, da das Windrad fast nur aus Recyclingmaterial<br />

und Schrott gebaut wird!<br />

Später kam ich mit meinem Projekt ins<br />

Halbfinale. Ich war damit unter den 70<br />

besten von über 600 Projekten, und ich<br />

war der einzige, der alleine und ohne<br />

Schule teilgenommen hat!;)<br />

Im April 2012 brach ich nach Scoraig,<br />

Schottland auf, eine kleine Halbinsel in<br />

den nordwestlichen Highlands. Auf Scoraig<br />

leben ca. 80 Menschen abgeschieden<br />

von der Zivilisation und „off grid“<br />

d.h. ohne Anbindung an ein Strom- oder<br />

Gasnetz. Nicht einmal eine Straße führt<br />

dort hin! Die Bewohner von Scoraig erzeugen<br />

ihren Strom einfach selbst - mit<br />

selbstgebauten Windrädern! Dies ist<br />

Hugh Piggott zu verdanken, einem dort<br />

heimischen und weltbekannten „do<br />

it yourself“ - Windradbastler. Ich blieb<br />

3 Wochen in Scoraig. Eine Woche verbrachte<br />

ich mit Woofen bei Selbstversor-<br />

gern, die nächste Woche bei einem von<br />

Hugh Piggotts legendären Windturbine<br />

Workshops. Wir haben dort in einer kleinen<br />

Gruppe von 6 Leuten in einer Woche<br />

ein komplettes Windrad mit 3 Metern<br />

Durchmesser gebaut. Hugh war so begeistert<br />

von mir, dass er mich einlud, länger<br />

zu bleiben - Ich blieb, und wir reparierten<br />

gemeinsam noch ein paar andere<br />

Windräder auf der Halbinsel.Es war eine<br />

sehr inspirierende Erfahrung, bei diesen<br />

Menschen zu wohnen, die so weit weg<br />

von unserem täglichen Wahnsinn leben.<br />

Ich habe noch nie zuvor so nette Leute<br />

getroffen, und außerdem hab ich sehr<br />

viel Englisch gelernt.<br />

Nun bin ich wieder zurück in St. Pölten<br />

und mir ist klar, dass sich meine Zukunft<br />

„im Wind drehen und Strom erzeugen<br />

info<br />

Recycling<br />

Wind<br />

Power<br />

by Jonathan Schreiber<br />

freigeist sommer 2012 15<br />

wird“! Außerdem hat mich wieder einmal<br />

das Modellflugfieber gepackt! Ich werde<br />

zuerst mein Windrad fertig bauen, und<br />

für danach habe ich sehr viele Pläne. Ich<br />

will z.B. Workshops anbieten, in denen<br />

man von mir lernen kann, sich selbst ein<br />

kleines Windrad zu bauen, um von Stromversorgern<br />

unabhängig zu werden. Ich<br />

möchte auch mein eigenes Kleinwindrad-Design<br />

entwickeln und eventuell<br />

eine Selbstbauanleitung veröffentlichen.<br />

Es ist jedoch fast unmöglich zu sagen,<br />

wo mein Weg mich letztendlich hinführt.<br />

Ständig treffe ich neue interessante Menschen,<br />

die mich inspirieren und mache<br />

neue Erfahrungen auf allen Ebenen.<br />

Ich entwickle mich laufend weiter und<br />

schärfe meine Sicht auf unsere Welt!<br />

Mein wichtigster Vorsatz für die Zukunft<br />

Recycling Wind Power - Das Projekt:<br />

Der Grundgedanke dieses Projektes ist die<br />

Realisierung einer netzunabhängigen und<br />

innovativen Methode zur Stromversorgung,<br />

bei der die Umwelt nicht belastet wird.<br />

Durch die Verwendung von Recyclingmaterialien<br />

haben RWP-Windgeneratoren eine<br />

kürzere energetische Amortisationszeit.<br />

Dies ist möglich, da die Umweltbelastung<br />

durch die Produktion neuer Werkstoffe<br />

wegfällt. Die einfachste Nutzung eines RWP-<br />

Windrades ist das Laden von Akkus in Insel-<br />

ist frei zu bleiben und meine Lebensfreude<br />

zu bewahren. Ich werde nicht zulassen,<br />

dass das System mich eines Tages<br />

gefangen nimmt, wie es das mit so vielen<br />

Menschen tut.<br />

Wenn ich zurückblicke auf meinen Weg<br />

nach der LWS, dann fallen mir viele wichtige<br />

und auch schwere Erfahrungen<br />

ein. Zum Beispiel das Loslassen von<br />

gewohnten Dingen und Beziehungen.<br />

Doch ich bin auf einer Reise und manchmal<br />

muss man Dinge hinter sich lassen.<br />

Ich werde auch oft mit der Tatsache, dass<br />

ich einen anderen Weg gehe, konfrontiert,<br />

z. B. wenn Leute fragen: „Was lernst<br />

du?“ oder „In welche Schule gehst du?“<br />

Das bringt mich oft zum Nachdenken:<br />

„Ist das wirklich der richtige Weg??“<br />

Anfangs hat mich das meist sehr verunsi-<br />

systemen - d. h. Stromversorgungssystemen<br />

ohne Netzanbindung. Z.B. Kleingartenhäuser,<br />

Beleuchtungssysteme, Telekommunikationssysteme<br />

sowie im Campingbereich.<br />

RWP-Windräder sind in unterschiedlichen<br />

Größen realisierbar - ca. 1,5 m bis ca. 4 m Rotordurchmesser.<br />

Kontakt:<br />

jona.schreiber@gmail.com<br />

jonnyswindblog.wordpress.com<br />

chert, doch nun bin ich selbstbewusster<br />

geworden und nehme es mit Humor.<br />

Denn wenn ich dann von meinen Windrad-Projekten<br />

erzähle, sind immer alle<br />

begeistert!!<br />

Ich möchte mich bei allen Leuten bedanken,<br />

die mir bis jetzt auf meinem Weg<br />

beistanden! I‘ll keep holdin‘ on!!!<br />

P.S.: Ich suche Leute, die sich für meine<br />

Windrad-Projekte interessieren,<br />

in welcher Form auch immer.... Vielleichtweiß<br />

jemand einen Ort, wo man so einen<br />

Workshop veranstalten kann, oder jemand<br />

hat einen Platz, wo ich einmal ein<br />

Windrad für Testzwecke aufstellen kann...<br />

Ich freue mich über jede Art des Interesses<br />

und finde es toll, mich mit Gleichgesinnten<br />

auszutauschen!


freigeist sommer 2012<br />

was macht eigentlich..<br />

anna fuchsbauer<br />

Was aus mir geworden ist… für mich ist es derzeit schwierig darauf eine Antwort zu nden. Ich bin noch<br />

sehr im Wachsen, Wandeln und Werden. Anna Fuchsbauer<br />

beru ich ist aus mir noch nicht so viel<br />

geworden, ich habe schon einiges<br />

ausprobiert, aber im Moment bin<br />

ich arbeitslos.<br />

Nach der <strong>Lernwerkstatt</strong> bin ich ins Borg<br />

Krems gegangen und danach nach<br />

Wien, um zu studieren. Sowohl das Borg<br />

als auch die Uni habe ich geliebt und<br />

gehasst. Das ganze Theater!... Ich habe<br />

es auf meine Art mitgemacht, damit gekämpft,<br />

versucht mir meine Freiheit und<br />

Individualität zu bewahren. Ich glaube,<br />

weil ich dieses System nicht kannte, war<br />

ich neugierig darauf.<br />

Auf der Uni, in Wien, habe ich mich irgendwann<br />

nicht mehr zurecht gefunden,<br />

es ist mir alles zuviel geworden,<br />

habe mich verloren gefühlt und es erschien<br />

mir alles rahmenlos, aussichtslos<br />

und groß. Ich glaube, der ganze Druck,<br />

den ich mir selbst gemacht habe, aber<br />

auch der von außen gemacht wurde…<br />

über die Jahre, ist mir zuviel geworden,<br />

aber das war etwas, was auf mich zutraf,<br />

eine persönliche Krise und nichts gegen<br />

das Studieren, es war damals für mich<br />

nicht das passende System. Ich habe oft<br />

gewechselt, von Germanistik, Philosophie,<br />

Gender Studies zu Internationaler<br />

Entwicklung und Kunstgeschichte. Mich<br />

entscheiden und tiefer einlassen, das<br />

konnte ich in der Zeit gar nicht.<br />

Ich habe dann, um was zu verdienen, im<br />

Hilfswerk St.Pölten als Notruftelefonistin<br />

angefangen und 2 ½ Jahre dort gearbeitet,<br />

ungern, aber ich wollte etwas<br />

durchziehen und nicht wieder, so wie<br />

das Studium, abbrechen. Letzten Sommer<br />

habe ich doch den Schritt gewagt,<br />

zu kündigen und mich unheimlich befreit<br />

gefühlt!<br />

Seitdem bin ich auf der Suche, wie es<br />

weitergeht; eine Ausbildung über das<br />

AMS machen oder wieder einen Job<br />

annehmen….orientieren…festigen und<br />

mehr Boden gewinnen. Auch mit meiner<br />

Wohnsituation bin ich im Moment<br />

beschäftigt.<br />

Ich mag Stärke, Kraft, seelische, geistige<br />

Kraft, Willen, Mut und Hartnäckigkeit.<br />

Ich mag es, für mich das Wesentliche<br />

herauszu nden, langsam sein, spüren,<br />

Tiefe, Stille, das Einfache, Echte, Ehrliche.<br />

16<br />

Lieber nach Innen gehen… Respekt und<br />

Mitgefühl, vor allem der Respekt vor<br />

einem selbst und den menschlichen Beweggründen.<br />

Das Menschliche und Verletzliche.<br />

Akzeptanz, Toleranz.<br />

Dankbarkeit.<br />

Liebe und Freundschaft nähren mich,<br />

der Glaube von anderen an mich richtet<br />

mich auf.<br />

Fotos: Autorin<br />

freigeist sommer 2012<br />

Frage nicht, was die Welt braucht,<br />

Frage vielmehr, was dich lebendig macht.<br />

Dann geh hin und tu es.<br />

Denn die Welt braucht Menschen, die<br />

lebendig sind.<br />

Carlos Castaneda<br />

Am liebsten BIN ich einfach nur, ohne<br />

etwas sein zu müssen, ohne Etikett,<br />

Stempel, Vorurteil, beweisen müssen, Benennungen…<br />

ein wandelnder Strom, in<br />

stetiger Veränderung und Bewegung, mal<br />

so, mal so, mal so, mal so… facettenreich.<br />

Fasziniert bin ich von einer Cranio Sakralen<br />

Ausbildung, die ich vor ein paar Monaten<br />

begonnen habe, von dieser Arbeit,<br />

die sich für mich nicht erklären lässt und<br />

trotzdem lebt und in Bewegung bringt.<br />

Da habe ich das Spielen, Forschen,<br />

Staunen und Experimentieren wieder<br />

entdeckt und auch den Raum, die Zeit<br />

und Unterstützung dafür gefunden….<br />

neugieriges, wissbegieriges Kind sein<br />

können. Ich nde es spannend zu sehen,<br />

welche Fähigkeiten wir besitzen.<br />

Mit Leichtigkeit und Achtsamkeit, ohne<br />

Manipulation und Druck etwas in Bewegung<br />

bringen. Für mich selbst und<br />

andere mehr Wohlbe nden scha en.<br />

Einfach da sein, zulassen, was ist, ohne<br />

Veränderungen zu wollen. Erwartungen<br />

an ein Ergebnis fallen lassen, um dann<br />

eine Überraschung zu erleben. Freiraum,<br />

Lebensfreude…<br />

Dass ich was mit Heilung und Menschen<br />

machen möchte, weiß ich schon länger.<br />

Das ist ein Wunsch, der mit der Zeit frei<br />

gewachsen ist, zum Teil sicher deshalb,<br />

weil ich selbst sehr von Behandlungen<br />

gestärkt worden bin und viel Unterstützung,<br />

Lebendigkeit dadurch erhalten<br />

habe und erhalte.<br />

Aber vom Traum bis zur Umsetzung hat<br />

es Zeit gebraucht und es ist noch immer<br />

ein langer Weg und ein ständiger, oft<br />

auch wackeliger Prozess.<br />

An meiner eigenen Entwicklung arbeiten,<br />

aufarbeiten, das ist etwas, was<br />

kein Ende kennt. Aber dass ich meine<br />

Fähigkeiten zum „Heilen“ kennen lernen,<br />

erforschen und vertiefen möchte,<br />

darin besteht für mich kein Zweifel mehr,<br />

weil ich eindeutig Feuer gefangen habe<br />

und das brennt ziemlich stark. Es ist Leidenschaft<br />

und ein Teil von mir und ich<br />

möchte da möglichst viel lernen und<br />

o en sein, nicht nur für Cranio. Aber das<br />

ist mein Anfang und genau da stehe ich<br />

momentan.<br />

Es ist für mich ein Privileg, dass ich in<br />

die Lernwerksatt gehen konnte. Danke,<br />

Mama! Danke, <strong>Lernwerkstatt</strong>, dass das<br />

für mich und meine Schwestern möglich<br />

war! Und ich nde es schön, dass es mit<br />

meiner Nichte und meinen Ne en weitergeht<br />

und sie das jetzt leben können!<br />

Es ist auch ein Privileg, dass ich liebe,<br />

o ene, fürsorgliche und geduldige Menschen<br />

habe, die mich bereichern, mir<br />

vertrauen, Mut machen, mich unterstützen<br />

und mit mir leben.<br />

Anna Fuchsbauer<br />

17<br />

kinder<br />

mund mund mund<br />

Das Wort „verdammt“ ist gerade aktuell:<br />

Moro(3): Mama, gibt es eigentlich<br />

auch verdammte Schi e?<br />

Mama: Nein, eigentlich nicht, nur das<br />

Schi vom iegenden Holländer.<br />

Moro: Warum?<br />

Mama: Na, der muß ewig übers Meer<br />

fahren und darf nur alle 7 Jahre an<br />

Land gehen.<br />

Moro: Ja, voll verdammt!<br />

Ela (5): Mama, wissen die Indianer, daß<br />

sie Indianer sind?<br />

Eli (4): Wenn man in die Luft schießt,<br />

dann ist Gott tot. (Schlußfolgerung<br />

aus: Gott ist überall)<br />

Ein kleiner blauer Schmetterling iegt<br />

über die Sandkiste.<br />

Momi und Mama: Wie schön!<br />

Momi etwas später: Aber wer hat den<br />

Schmetterling gemacht?<br />

Elisabeth (3) war im Naturhistorischen<br />

Museum. Ein paar Tage danach: Papa,<br />

wann gehen wir wieder zu den verstopften<br />

Tieren?<br />

Bei uns lebt sogar der Traktor gesund:<br />

Jakob (3): “Mein Traktor muss jetzt<br />

zum Veganiker.“<br />

Jakob (3) richtet mit seiner Mama das<br />

abendliche Badewasser. Dazu werden<br />

wohlriechende Essenzen verwendet.<br />

Dazu meint nun Jakob: „Die hysterischen<br />

Öle sind voll super“!<br />

Beim Frühstück: Jakob ißt begeistert<br />

sein Joghurt. Dabei stellt er folgende<br />

Überlegung an: „Gell Mama das Naturjoghurt<br />

kann man in der Natur UND<br />

zhaus essen“.<br />

Bitte schickt Euren „Kindermund“<br />

an redaktion@lernwerkstatt.ws


freigeist sommer 2012<br />

„schule produziert<br />

lustlose pflichterfüller“<br />

18<br />

Gerald Hüther über versaute Mathe-Karrieren - und was es braucht, dass Kinder nur ein Fünftel der Zeit in<br />

der Schule sein müssen Das Interview führte Karin Riss von der Tageszeitung „Der Standard“ *<br />

s<br />

ie sagen, um nachhaltig zu lernen,<br />

braucht das Hirn vor allem Begeisterung.<br />

Aber kann Lernen ohne Druck<br />

überhaupt funktionieren?<br />

Gerald Hüther: Die Hirnforschung kann<br />

inzwischen zeigen, dass sich im Hirn nur<br />

dann etwas ändert, wenn es unter die<br />

Haut geht. Das Hirn ist kein Muskel, den<br />

man trainieren kann, indem man viel<br />

übt. Im Hirn passiert immer erst dann<br />

etwas, wenn derjenige, der lernt, das für<br />

sich selbst als wichtig beurteilt. Denn<br />

nur dann lässt man sich davon berühren,<br />

dann gehen die emotionalen Zentren<br />

an. Und immer dann, wenn im Hirn diese<br />

emotionalen Zentren aktiviert werden,<br />

wird eine Art Dünger ausgeschüttet. Der<br />

düngt gewissermaßen das Dahinterliegende,<br />

was man im Zustand der Begeisterung<br />

an Netzwerken aktiviert hat. Und<br />

das führt dazu, dass man immer das, was<br />

man mit Begeisterung lernt, auch so gut<br />

behält.<br />

Warum lernen kleine Kinder so viel und<br />

leicht?<br />

So ein kleiner Dreijähriger hat ja am Tag<br />

50 bis 100 Begeisterungsstürme, wo dann<br />

Gerald Hüther<br />

(61) ist Professor für Neurobiologie<br />

an der Psychiatrischen Klinik der<br />

Universität in Göttingen.<br />

jedes Mal diese Gießkanne der Begeisterung<br />

im Hirn angeht und wo das alles<br />

gedüngt wird. So, und dann schicken wir<br />

die Kinder in die Schule. Da stimmt doch<br />

irgendetwas nicht, wenn dann an dem<br />

Ort, wo eigentlich diese Begeisterung<br />

genutzt werden sollte, das Wichtigste<br />

verlorengeht, was die Verankerung dieser<br />

neuen Erfahrung im Hirn erst ermöglicht.<br />

Da sind wir mit unserem Schulsystem offenbar<br />

auf einem Irrweg gelandet.<br />

Wie kann Schule in Hinkunft denn<br />

gelingen?<br />

Foto: Autor<br />

bezahlte Anzeige<br />

freigeist sommer 2012<br />

Es gibt bereits einige dieser anderen<br />

Schulen. Schulen, wo den Schülern etwas<br />

geboten wird, was sie verzaubert.<br />

Und das ndet eben nicht statt, wenn<br />

man anfängt, Kinder zu unterrichten und<br />

ihnen etwas beibringen zu wollen. Es ist<br />

ein großes Missverständnis, zu denken,<br />

indem man dem anderen sagt, wie er‘s<br />

machen soll, könne man bei ihm im Hirn<br />

irgendeine Veränderung auslösen. So<br />

geht das nicht. Das geht nur, wenn der<br />

andere sich davon berühren lässt. Wenn<br />

er das toll ndet. Dann will er‘s wissen.<br />

Und wenn er‘s wissen will, dann lernt er‘s<br />

auch. Es würde auch reichen, wenn die<br />

Kinder nur ein Fünftel der Zeit zur Schule<br />

gingen, wenn in dieser Zeit wirklich etwas<br />

passieren würde.<br />

Was sagen denn Noten über einen Schüler<br />

aus?<br />

Gute Noten haben diejenigen, die sich<br />

am besten an die Systemanforderungen<br />

anpassen können. Die machen die Matura<br />

mit 1,0, aber die haben das Entscheidende<br />

eigentlich verloren, nämlich die<br />

Leidenschaft. Die geht natürlich weg,<br />

wenn ich etwa in der fünften Klasse als<br />

Bub anfange, mich für Schmetterlinge<br />

zu interessieren, aber ich muss das in mir<br />

selbst unterdrücken, weil in der Zeit, in<br />

der ich mich mit den Schmetterlingen befasse,<br />

kann ich ja nicht Deutsch und Mathe<br />

machen. So produziert unser Schul-<br />

SPIELWERKSTATT<br />

Privatkindergarten für Kinder<br />

von 3 bis 6 Jahren<br />

Fürs kommende Kindergartenjahr<br />

2012/13 sind noch wenige Plätze frei!<br />

Bei Interesse bitte bald Kontakt aufnehmen:<br />

Privatkindergarten Spielwerkstatt<br />

Schlossallee 1<br />

3140 Pottenbrunn<br />

tel 02742/ 43802<br />

spielwerkstatt@lernwerkstatt.ws<br />

www.lernwerkstatt.ws<br />

system auch in den oberen Bereichen,<br />

wo die Besten scheinbar herausgelesen<br />

werden, junge Menschen, die zwar gut<br />

funktionieren, aber, böse gesagt: Das sind<br />

dann leidenschaftslos gewordene P ichterfüller.<br />

Und die kann eine Wirtschaft in<br />

Österreich auch nicht mehr gebrauchen.<br />

Stattdessen braucht es Schulen als Orte<br />

der Potenzialentfaltung. Wie geht das?<br />

Eine ganze Klasse müsste zu einem Team<br />

werden, das unbedingt wissen will, wie<br />

die Fotosynthese funktioniert. Oder warum<br />

Shakespeare Macbeth geschrieben<br />

hat. Und dann ahnen Sie schon, dass die<br />

Kinder ungefähr zwei Wochen brauchen<br />

werden, um das alles herauszu nden.<br />

Aber das hätten sie sich alles selbst erarbeitet.<br />

Und das würden sie dann auch<br />

nicht wieder vergessen. Von außen kann<br />

man das Wissen dann nicht ein ößen,<br />

da ist es sogar fast störend, wenn einer<br />

kommt und die Fotosynthese oder<br />

Shakespeares Schreibmotive erläutert.<br />

Jede Erklärung, die man Kindern gibt,<br />

hindert sie daran, die Frage zu stellen<br />

und es selbst herauszu nden.<br />

Es hängt an der Person des Lehrers?<br />

Die Lehrer tun mir leid. Die sind ja einmal<br />

losgezogen und wollten Unterstützer<br />

werden von Kindern bei Lernprozessen.<br />

Wenn die das nur noch mit Mühe aushalten,<br />

dann liegt das eben auch daran,<br />

S<br />

P<br />

I<br />

E<br />

L<br />

W<br />

E<br />

R<br />

K<br />

S<br />

T<br />

A<br />

T<br />

T<br />

19<br />

dass sie derzeit kaum eigene Gestaltungsspielräume<br />

haben. Im Grunde genommen<br />

geht es den Lehrern fast so wie<br />

den Schülern. Und dann kann es eben<br />

sehr leicht passieren, dass man als Lehrer<br />

aufgibt, dass man den Mut verliert. Dann<br />

ist man keiner mehr, der einlädt, dann<br />

ist man einer, der sich nur mehr selbst<br />

rettet und versucht, durchzuhalten, bis<br />

die Rente kommt. Das ist natürlich eine<br />

Katastrophe. Es hat ja noch gar keiner<br />

unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

ausgerechnet, was das später einmal<br />

alles kostet, wenn ein einzelner, mutlos<br />

gewordener Mathematiklehrer es fertigbringt,<br />

jedes Jahr zwanzig Schülern die<br />

Lust an Mathe zu versauen. Denn dann<br />

haben die ja meistens nicht nur die Lust<br />

an Mathe verloren, sondern auch an den<br />

Naturwissenschaften. Das heißt, da ist<br />

auf einmal etwas kaputtgegangen, was<br />

möglicherweise die gesamte Karriere<br />

und Entwicklung eines Kindes belastet.<br />

Und wenn man diese Kosten alle zusammenrechnet,<br />

könnte herauskommen,<br />

dass es besser wäre, diesen betre enden<br />

Lehrer bei vollen Bezügen nach Hause zu<br />

schicken, als ihn noch einen Tag länger<br />

diesen Schaden stiften zu lassen.<br />

* Das Interview ist im April 2012 in<br />

der Tageszeitung „Der Standard“<br />

erschienen. Herzlichen Dank für die<br />

Abdruck-Genehmigung.<br />

inneserfahrungen sammeln<br />

ädagogik nach Montessori und Wild<br />

ch sein können – Ideen Zeit und Raum geben<br />

ntspannte, vorbereitete Umgebung<br />

ernen aus Neugier<br />

achsen von Innen<br />

rforschen und entdecken<br />

uhe in der Natur erfahren<br />

lare Grenzen erleben<br />

elbstbestimmtes Sein<br />

un aus eigenem Atrieb<br />

chtsamer Umgang miteinander<br />

oleranz erfahren und lernen<br />

äglich Neues erfahren


freigeist sommer 2012<br />

eine jungautorin stellt sich vor...<br />

Du bist ein Blumenstrauß<br />

voller Ho nung<br />

Ein Delphin voller Fröhlichkeit<br />

Wie ein Sonnenaufgang noch<br />

im hellen Mondlicht<br />

Du bist der Engel in deinem Leben<br />

Gedichtband:<br />

Lebe die Liebe und liebe das Leben<br />

Sei du selbst denn so wie du<br />

bist, bist du am besten.<br />

Lebe mit dir<br />

Eva – Maria Pesendorfer<br />

Gedichtband: Lebe mit Dir<br />

Ich bin 1996 in Haag am Hausruck geboren<br />

und in Altmünster OÖ am Grasberg<br />

aufgewachsen. Mit 4 Jahren kam ich in<br />

den Kindergarten „ Das Kinderhaus“ in<br />

Altmünster, ein Pädagogischer Kindergarten<br />

mit Volksschule. Dort hatte ich<br />

schon meine vollkommene Lern- und<br />

Spiel-Freiheit, Volksschüler aus der<br />

Schule kamen, wann sie wollten zu uns<br />

in den Kindergarten und spielten mit uns<br />

oder lasen uns etwas vor. Einige brachten<br />

uns sogar das ABC bei, dabei lernte<br />

ich meine zukünftigen Mitschüler und<br />

Lehrer kennen. Mit 6 Jahren (2002) kam<br />

ich dann endlich vom Kinderhaus in die<br />

Volksschule. Mein erster Schultag war<br />

für mich wichtig und etwas Besonderes.<br />

Meine Mutter wollte mich natürlich für<br />

diesen Anlass gerecht kleiden, und so<br />

trug ich einen grauen Anzug, die Haare<br />

zu einem Pferdeschwanz zusammen<br />

gebunden und die bunte Schultasche<br />

auf dem Rücken, ich stand mit meiner<br />

Igels-Schultüte vor dem Schuleingang<br />

und lächelte stolz in die Kamera. In dieser<br />

Schule fand ich nicht nur Freunde, die<br />

in meinem Alter waren, sondern auch<br />

die Lehrer wuchsen mir sehr ans Herz,<br />

mit einigen von ihnen tre e ich mich<br />

noch heute zu einem Filmeabend oder<br />

zum Mittagessen. Ich lernte in dieser<br />

Schule nicht nur, wie man liest, rechnet<br />

oder schreibt. Ich lernte Menschen zu<br />

verstehen, auch wenn sie anders sind.<br />

Mit 10 Jahren(2006) stieg ich um in die<br />

Pädagogische Hauptschule Rubenshof<br />

in St. Georgen, dort traf ich ehemalige<br />

Schüler und Lehrerinnen aus dem Kinderhaus<br />

wieder. Für mich war die Schule<br />

zuerst größer und fremder, aber nach<br />

nicht langer Zeit widmete ich meine<br />

20<br />

im Rollstuhl saß und nicht wirklich beliebt<br />

war, sie war für mich das netteste<br />

Mädchen in der Schule und hatte für<br />

alles Verständnis. Ich spürte, dass sie jemanden<br />

brauchte, der zu ihr hielt und<br />

sie verstand, wir halfen uns gegenseitig<br />

und sind heute noch gute Freunde, obwohl<br />

wir beide einen ganz unterschiedlichen<br />

Weg gehen. Als ich 11 Jahre war,<br />

wünschte sich eine Freundin von mir,<br />

dass ich in ihr Freundschaftsbuch schreibe,<br />

so entstand dann das Gedicht „Du<br />

bist“. Danach entschied ich, mir in der<br />

Schule einen guten Platz zum Schreiben<br />

einzurichten, so entstand dann auch<br />

mein erstes Gedichtebuch „Lebe mit dir“.<br />

Mit dem Alter von 14 - 15 Jahren widmete<br />

ich mich dann meinem nächsten Gedichtebuch<br />

„Lebe die Liebe und liebe<br />

das Leben“, außerdem widmete ich mich<br />

auch dem Thema Ernährung. Damals<br />

war ich schon Vegetarierin, nachdem ich<br />

mich mit einer Freundin immer mehr mit<br />

diesem Thema beschäftigte, beschloss<br />

ich vegan (das heißt ohne tierische Produkte)<br />

zu leben und das Leben wurde für<br />

mich klarer und verständnisvoller. Mit 15<br />

Jahren (2011) bekam ich stolz mein Abschlusszeugnis<br />

und begann an dem<br />

Fernlehrinstitut Humbold Drehbuchautorin<br />

zu studieren und an zwei Jugendromanen<br />

zu schreiben.<br />

Aufmerksamkeit einem Mädchen, das Eva-Maria Pesendorfer<br />

Fotos: Autor<br />

freigeist sommer 2012<br />

die „ein-stein schule“<br />

in bad ischl<br />

d<br />

ie Schule versteht sich als eine „aktive<br />

Schule auf Basis der aktiven<br />

und nichtdirektiven Erziehung der<br />

Montessori-Pädagogik“.<br />

Für den Schulbetrieb wurde ein Haus angemietet,<br />

zu dem auch ein großer Garten<br />

dazugehört.<br />

Nach zwei anfänglich recht turbulenten<br />

Jahren haben wir nun zwei Pädagoginnen<br />

gefunden, die mit sehr viel Liebe<br />

und Engagement die Schüler begleiten<br />

und ihnen die nötige Sicherheit geben.<br />

Im Laufe der Zeit hat bei uns auch immer<br />

mehr der Zugang zu den Montessori-<br />

Materialien wachsen dürfen.<br />

Dass sich die „ein-stein Schule“ von „gewöhnlichen“<br />

Schulen im Salzkammergut<br />

unterscheidet, ist unbestritten, vor<br />

allem, was die Sichtweise Kindern gegenüber<br />

betri t: Kinder sind anders, sie<br />

denken nicht wie Erwachsene. Deshalb<br />

ist es wichtig, das Vermitteln von Inhalten<br />

den Kindern anzupassen – nicht umgekehrt.<br />

Einen nicht unwesentlichen Teil<br />

dafür übernehmen die Eltern. Sie sind<br />

bei dieser Art der Begleitung viel näher<br />

am Kind – daher ist auch mehr Engagement<br />

notwendig. Zudem übernehmen<br />

die Eltern auch einen Großteil der Reparaturen,<br />

Putzdienste oder der Materialherstellung<br />

etc. in der Schule.<br />

21<br />

Vor drei Jahren haben zwei Mütter den Verein „In Liebe wachsen – Verein für Selbstbestimmtes Lernen“<br />

und in weiterer Folge die „ein-stein Schule“, eine Privatschule für sechs- bis zehnjährige Kinder in Bad<br />

Ischl gegründet. Im Herbst 2009 startete die ein-stein Schule mit 6 Kindern in ihr erstes Schuljahr.<br />

Von Barbara Lanner<br />

Kreativität hat Platz in der ein-stein Schule<br />

Besonderes Augenmerk legen wir in unserer<br />

Schule auf Kinder mit Handicaps<br />

als auch auf Hochbegabte, die ebenfalls<br />

eine besondere Betreuung benötigen.<br />

Neues ausprobieren oder an einem Projekt vom Vortag weiterarbeiten<br />

„Durch Selbst-Tun wächst das Selbstbewusstsein“<br />

Dieses „Selbst-Tun“ zieht sich auch durch<br />

die Einteilung der Woche:<br />

Das persönliche Ankommen am Morgen<br />

umschließt die Zeit von 7.45- 8.30 Uhr.<br />

Hier ist es uns wichtig, dass die Schüler<br />

umsetzen können, was sie gedanklich<br />

mitbringen. Neues ausprobieren, alleine<br />

oder in einer Kleingruppe mit Freunden<br />

arbeiten. Der eine oder andere möchte<br />

am gestrigen Projekt weiterarbeiten,<br />

vielleicht seinen Wochenplan vervollständigen.


freigeist sommer 2012<br />

Um 8.30 Uhr tre en wir uns zum Morgenkreis,<br />

eine persönliche Begrüßung<br />

ist unser Prinzip des Starts in den Tag.<br />

Gleichsam werden organisatorische<br />

Notwendigkeiten abgesprochen und<br />

jeder hat die Möglichkeit, ihm Wichtiges<br />

zu berichten. In der anschließenden frei<br />

gewählten Arbeitszeit entscheidet jeder<br />

Schüler selbst, was und wo er lernen<br />

bzw. arbeiten möchte. Ein persönlicher<br />

Wochenplan dient hierbei der Orientierung<br />

und der Selbstre exion.<br />

Wenn sich der Hunger meldet, wird der<br />

Arbeitsplatz geordnet und aufgeräumt<br />

und man kann sich in unserer gemütlichen<br />

Frühstücksecke stärken. Eigenorganisatorisch<br />

läuft der Vormittag dann<br />

bis ca. 11.00 Uhr in unserem Sprachraum,<br />

Matheraum, Werkraum, Kosmosraum<br />

oder Musik- und Theaterraum weiter.<br />

Im Anschluss an diese freie Arbeitsphase<br />

folgt ein weiterer gemeinsamer Kreis.<br />

Nun ist die Möglichkeit zur Re exion.<br />

Soziales Verhalten, Lernerfolge, Lernprobleme,<br />

o ene Fragen und Angebote<br />

zum Projekt gehören in diese Runde.<br />

Für unsere Vorschulkinder und Erstklässler<br />

endet dann der Schulvormittag um<br />

12.00, sie können jedoch, wenn sie wollen,<br />

wie die Größeren bis 13.00 bleiben<br />

und die je nach Wochentag wechselnden<br />

Angebote von 12 bis 13 Uhr nutzen.<br />

So kommt montags beispielsweise in<br />

dieser Zeit immer eine Musiklehrerin, die<br />

mit den Kindern musiziert und singt.<br />

Seit kurzem sind wir auch stolze Besitzer<br />

eines Flügels in unserem Musikzimmer.<br />

Den Kindern ist es freigestellt, ob sie bei<br />

der zweiten Einheit des Musikunterrichts<br />

dabei sind, die erste Einheit ist allerdings<br />

für alle verp ichtend.<br />

Dienstags haben wir in der Schule immer<br />

die Möglichkeit, HospitantInnen<br />

22<br />

Ein wichtiger Bestandteil des Alltags ist der<br />

Wochenplan, der für jedes Kind individuell<br />

von den Pädagogen erstellt und montags im<br />

Morgenkreis ausgegeben wird.<br />

freigeist sommer 2012<br />

23<br />

zu empfangen (natürlich mit Anmeldung),<br />

da ausreichend Pädagogen da<br />

sind. Auch eine ehrenamtliche Helferin<br />

(mit Montessori-Ausbildung) dürfen wir<br />

dienstags immer begrüßen. Zum Abschluss<br />

dieses Tages gehen die Schüler<br />

in die nahe liegende Turnhalle, wobei<br />

hier die Möglichkeit besteht, dass ein<br />

Pädagoge in der Schule bleibt, um mit<br />

den HospitantInnen den Vormittag zu<br />

re ektieren.<br />

Außerdem kommen jeden letzten Dienstag<br />

im Monat die Schulanfänger des<br />

Montessori-Kindergartens „Regenbogen“<br />

zu Besuch in die „ein-stein Schule“.<br />

Sie verbringen einen ganzen Vormittag<br />

mit unseren Schülern. Jeder Schüler bekommt<br />

ein Kind zugeteilt, um als „Pate“<br />

das Kindergarten-Kind durch den Vormittag<br />

zu begleiten.<br />

Ein wichtiger Bestandteil unseres derzeitigen<br />

Alltags ist der Wochenplan, der für<br />

jedes Kind individuell von den Pädagogen<br />

erstellt wird. Auf dem Wochenplan<br />

gibt es immer so viele Aufgaben, wie das<br />

Kind alt ist. Er wird am Montag im Morgenkreis<br />

ausgegeben und muss bis Donnerstag<br />

abgearbeitet sein.<br />

„Waldschule“ als Fixpunkt der Woche<br />

Ein Fixpunkt der Woche ist die „Waldschule“,<br />

wobei ein ganzer Schultag<br />

(freitags) im Freien verbracht wird – bei<br />

jedem Wind und Wetter. Eine Erlebnis-<br />

bzw. Waldpädagogin begleitet hier die<br />

Kinder.<br />

So verstehen wir kosmische Erziehung!<br />

Dass die Kinder nicht nur die Tiere und<br />

P anzen kennenlernen, sondern auch<br />

um die Zusammenhänge im Wald<br />

Bescheid wissen, z.B. wie schwer es die<br />

Tiere im Winter haben.


freigeist sommer 2012<br />

In der „ein-stein Schule“ werden die Kinder<br />

nicht mit ihren Schwächen gestresst,<br />

sondern über die Stärken gefördert.<br />

Wer interessiert an einem Forschungsauftrag<br />

ist, kann diesen zum Entdecken<br />

nach Hause mitnehmen. Herkömmliche<br />

Hausaufgaben und Schultaschen gibt<br />

es natürlich nicht, ein jeder hat sein persönliches<br />

Materialfach in der Schule und<br />

auch seinen eigenen Arbeitsplatz.<br />

Zeugnisse gibt es in Form eines Bilderbuches,<br />

welches für jedes Kind persönlich<br />

und individuell gestaltet wird. In<br />

dieser Schulnachricht kann jedes Kind<br />

sehen, was bereits gemacht wurde oder<br />

Barbara Lanner<br />

ist Mutter von 4 Kindern,<br />

Mitbegründerin und Obfrau<br />

der ein-stein Schule<br />

24<br />

Fixpunkt "Waldschule“: Ein ganzer Schultag wird im Freien verbracht - bei jedem Wetter<br />

was noch gewünscht wird.<br />

Wir denken, dass die Kinder gerne in die<br />

Schule gehen, weil sie aufgrund des individuell<br />

gestalteten Wochenplans ganz<br />

genau wissen, was sie am nächsten Tag<br />

erwartet - so freuen sie sich beispielsweise<br />

schon auf ein kommendes Experiment.<br />

Ein Umsteigen in eine andere Schule (z.B.<br />

Gymnasium, Hauptschule) ist relativ problemlos<br />

möglich und sollten die bürokratischen<br />

Hürden genommen werden,<br />

wird ab September 2012 in der „ein-stein<br />

Schule“ auch eine Sekundaria für Kinder<br />

von 10 bis 14 Jahren begonnen.<br />

kontakt<br />

Verein „In Liebe Wachsen“<br />

ein-stein Schule<br />

Grazerstr. 60<br />

4820 Bad Ischl<br />

0664/ 253 67 51 oder 0650/ 224 04 26<br />

info@einsteinschule.at<br />

www.einsteinschule.at<br />

freigeist sommer 2012<br />

pädagogik<br />

gewalt<br />

im fernsehen lernen<br />

omputer im Kinderzimmer?<br />

Immer wieder hört man die Meinung,<br />

dass man Kinder nicht früh<br />

genug an den Computer als die Universalmaschine<br />

des Lernens und des Wissens<br />

heranführen kann. Sie müssten von<br />

klein an mit dem Computer aufwachsen,<br />

um ihn als Selbstverständlichkeit des<br />

täglichen Lebens zu erfahren und vor<br />

allem nutzen zu lernen. Brauchen wir<br />

also den Computer für Babys und Kleinkinder?<br />

Brauchen wir ihn für die Grundschulkinder?<br />

Oder erst ab der fünften,<br />

siebten oder neunten Klasse?<br />

Stellen Sie sich bitte eine Schleiereulenfamilie<br />

vor, in der die Eltern auf die Idee<br />

kommen, ihren Kindern etwas Gutes zu<br />

tun, und sie mit einem Computer im Nest<br />

versorgen. Bald lernen die Kleinen, die<br />

Maus zu bedienen, und aus dem Lautsprecher<br />

kommen Töne und auf dem<br />

Bildschirm sind bunte Bilder. Nehmen<br />

wir an (was ich persönlich für unwahrscheinlich<br />

halte), die Kleinen hätten ihren<br />

Spaß. Was würde geschehen?<br />

1. Die Kinder würden erstens verspätet<br />

iegen lernen, denn ihre Muskulatur und<br />

ihre Knochen wären nicht so gut entwickelt<br />

wie die anderer Eulenkinder. Das<br />

Sitzen am Computer ist nicht der richtige<br />

Stimulus für die Entwicklung des Bewegungsapparats.<br />

25<br />

Lernen ndet im Kopf statt. Was der Magen für die Verdauung, die Beine für die Bewegung oder die Augen<br />

für das Sehen sind, das ist das Gehirn für das Lernen. Daher sind die Ergebnisse der Gehirnforschung<br />

für das Lernen so wichtig wie die Astrophysik für die Raumfahrt. Manfred Spitzer, Direktor der Psychiatrischen<br />

Universitätsklinik Ulm, Professor für Medizin, Diplompsychologe und promovierter Philosoph hat<br />

- angeregt durch seine Erfahrungen im Baden-Württembergischen Bildungsrat und als Experte bei einer<br />

Anhörung zur PISA-Studie im Bundesrat - das Buch „Lernen. Gehinforschung und die Schule des Lebens.“<br />

für einen breiten Leserkreis von Menschen geschrieben, die mit Lernen und Lernenden zu tun haben:<br />

Eltern, Lehrer, Schüler, Bildungspolitiker und alle, die ihre Lernmaschine im Kopf verstehen und einsetzen<br />

möchten.<br />

c<br />

2. Nehmen wir an, die Kleinen hätten<br />

dennoch irgendwann das Fliegen gelernt.<br />

Nun hätten sie massive Probleme<br />

mit der Orientierung. Erinnern wir uns:<br />

Das Sehen kalibriert das Hören, was es<br />

den Tieren dann erlaubt, nachtaktiv zu<br />

sein und allein durch das Hören Beute<br />

zu lokalisieren. Die vom Computer bereitgestellte<br />

Realität erweist sich jetzt<br />

als unglaublich verarmt. Zwar war der<br />

Bildschirm bunt und die Lautsprecher<br />

voller Klänge. Aber eine wesentliche Eigenschaft<br />

hatten diese Reize nicht: Sie<br />

waren nicht in der Weise miteinander<br />

korreliert wie die Töne und die Bilder<br />

aus der wirklichen Realität. Wenn in der<br />

Wirklichkeit sich links vorne etwas bewegt,<br />

dann raschelt es auch links vorne.<br />

Das Gehirn kann dann gar nicht anders,<br />

als anhand solcherlei regelhafter Zusammenhänge<br />

seine Wahrnehmungssysteme<br />

zu strukturieren. Der Computer<br />

bietet demgegenüber nur eine Art „Bildsoße“,<br />

die von einer „Klangsoße“ begleitet<br />

wird. Beides hat wenig miteinander<br />

zu tun, ist schlecht korreliert und bietet<br />

den Gehirnen der kleinen Eulen keine<br />

Möglichkeiten, die den Reizen zugrunde<br />

liegenden Regelhaftigkeiten der Umgebung<br />

zu extrahieren. Die normale Entwicklung<br />

des Sehens und Hörens wäre<br />

also beeinträchtigt.<br />

3. Da sich die Bedeutung der Dinge um<br />

uns durch den Umgang mit ihnen ergibt,<br />

hätten die kleinen Eulen zudem größte<br />

Schwierigkeiten beim Sich-Zurecht nden<br />

in der Welt: Eine Maus wäre für die<br />

Kleinen ein pointing device, nicht aber<br />

potentielles Futter.<br />

4. Schließlich ist nicht klar, wie die Kleinen<br />

soziale Fertigkeiten lernen. Auch<br />

diese lernt man nicht dadurch, dass man<br />

andere Eulen auf dem Bildschirm betrachtet,<br />

sondern dadurch, dass man mit<br />

anderen Eulen umgeht.<br />

5. Noch gar nicht gesprochen wurde<br />

über die schädlichen Folgen des Alleinseins,<br />

des Spielens von Kampfspielen<br />

ohne die Möglichkeiten des Verbrennens<br />

der mobilen Energie (führt langfristig zu<br />

vielerlei medizinischen Problemen) oder<br />

gar die katastrophalen Folgen des Trainierens<br />

von Gewalt in diesen Spielen für<br />

das spätere Zusammenleben der dann<br />

erwachsen gewordenen kleinen Eulen.<br />

Zumindest Eulen würden wir also wahrscheinlich<br />

von einem Computer im Nest<br />

abraten. Warum eigentlich nur den Eulen?<br />

(...)<br />

Gewalt im Fernsehen lernen<br />

Solange es Medien gibt, gibt es auch<br />

Darstellungen von Gewalt in den Medien.<br />

Bei Homer und Shakespeare gibt es


freigeist sommer 2012<br />

begleiter der lws stellen ihre lieblingstexte vor<br />

„In unserer Familie spielt die Arbeit am Computer eine<br />

große Rolle und so hat es sich ergeben, dass meine<br />

Kinder – auf meinem Schoß sitzend - ihre ersten Schreib-<br />

Erfahrungen mit Tastatur und Bildschirm gemacht haben.<br />

Wenn sie bei den Großeltern sind, dürfen sie fernsehen.<br />

Nun kann das Gehirn aber gar nicht anders als zu lernen.<br />

Umso wichtiger ist es, dass ich mir in Verbindung mit<br />

Computer und Fernsehen auch die unbeabsichtigten<br />

Lernsituationen bewusst mache.“<br />

Gewaltdarstellungen ebenso wie in der<br />

Bibel oder auf alten Gemälden, vom Hexameter<br />

und Holzschnitt zum Video und<br />

Word Wide Web. Warum sollten also in<br />

einem Buch über Lernen diese Sachverhalte<br />

eigens thematisiert werden? Was<br />

haben überhaupt Gewaltdarstellungen<br />

in Film und Fernsehen (und neuerdings<br />

am Computer) mit Lernen zu tun? Wer<br />

am Computer fremde Wesen abschießt,<br />

ins Kino geht oder fernsieht, der lernt<br />

doch gerade nicht, so könnte man meinen<br />

und sich allenfalls über die Behinderung<br />

des Lernens durch die neuen Medien<br />

beschweren.<br />

Leider liegen die Dinge nicht so einfach.<br />

Wir hatten in den vorangegangenen Kapiteln<br />

immer wieder klargestellt, dass<br />

das Gehirn eines nicht kann: Nicht lernen.<br />

Wenn das Gehirn aber immer lernt,<br />

dann lernt es auch im Kino und vor dem<br />

Fernseher bzw. dem Computerbildschirm.<br />

(...)<br />

Fernsehen macht Gewalt<br />

Wenden wir uns nochmals einer naturalistischen<br />

Studie zu, die nicht drei<br />

Städte, sondern drei Länder mit unterschiedlichem<br />

Einführungsdatum für das<br />

Fernsehen miteinander verglich. Das Kriterium<br />

für Gewalt in der realen Welt (die<br />

untersuchte abhängige Variable) war<br />

hierbei nicht beobachtetes oder mit Fragebogen<br />

erfasstes Verhalten, sondern<br />

das sehr „harte“ Kriterium der Anzahl<br />

der Tötungsdelikte in den jeweiligen<br />

Staaten.<br />

Centerwall (1989a, b) untersuchte den<br />

Zusammenhang zwischen der Einführung<br />

des Fernsehens und der Häu gkeit<br />

von Tötungsdelikten in der weißen<br />

Bevölkerung der USA, der gesamten Bevölkerung<br />

von Kanada (97 % Weiße) und<br />

der weißen Bevölkerung von Südafrika.<br />

Nachdem in den 50er Jahren in den USA<br />

und Kanada das Fernsehen eingeführt<br />

wurde, kam es dort zu einer Verdopplung<br />

von Tötungsdelikten innerhalb von<br />

10 - 15 Jahren. Während des gleichen<br />

Zeitraums nahm die Zahl der Tötungsdelikte<br />

in Südafrika um 7 Prozent ab.<br />

Nach der Einführung des Fernsehens in<br />

diesem Land im Jahre 1975 stiegen im<br />

Zeitraum bis 1987 die Tötungsdelikte um<br />

130 Prozent. Der Autor kommentiert:<br />

„Sofern das Fernsehen nie entwickelt worden<br />

wäre, gäbe es heute in den Vereinigten<br />

Staaten jährlich 10.000 weniger Tötungsdelikte,<br />

70.000 weniger Vergewaltigungen<br />

und 700.000 weniger Delikte mit Verletzungen<br />

anderer Personen.“ (Centerwall<br />

1992, S. 3061, Übersetzung durch den Autor)<br />

Ulrike Tinhofer-Sonntag<br />

ist LWS-Begleiterin,<br />

Mutter von 2 Kindern<br />

26<br />

Manfred Spitzer:<br />

Lernen. Gehirnforschung und die<br />

Schule des Lebens.<br />

Spektrum Akademischer Verlag:<br />

Heidelberg, Berlin 2006<br />

„e<br />

freigeist sommer 2012<br />

buch<br />

tipp<br />

rziehung ist eine wunderbare Spielwiese<br />

für Spekulanten.“ Jeder kann<br />

einfach behaupten, was ihm in den<br />

Kram passt, und ndet trotzdem gläubige<br />

Anhänger, beklagt der deutsche<br />

Kinderarzt Herbert Renz-Polster. 2011<br />

war das die „Tigermutter“ Amy Chua, die<br />

es mit „Die Mutter des Erfolgs. Wie ich<br />

meinen Kindern das Siegen beibrachte“<br />

scha te, verweichlichte Westler mit<br />

chinesischen Drillmethoden zu verunsichern,<br />

2008 Michael Winterho , der sich<br />

mit „Wie unsere Kinder Tyrannen werden“<br />

Bernhard Buebs „Lob der Disziplin“<br />

von 2006 anschloss.<br />

Aber brauchen unsere Kinder wirklich<br />

mehr Disziplin? Wollen sie wirklich die<br />

Macht in der Familie übernehmen und<br />

fordern deswegen ihre Grenzen ein?<br />

Müssen sie so früh wie möglich gefördert<br />

werden? Renz-Polster verneint alle<br />

diese Punkte – um auf die Stärken der<br />

Kinder hinzuweisen, die viel besser wissen<br />

als manche heutigen Erwachsenen,<br />

„wie man das Großwerden am besten<br />

anpackt“.<br />

Und zwar mithilfe von jenem Paket, das<br />

die Evolution ihnen mitgegeben hat.<br />

Das Ergebnis dieser jahrtausendelangen<br />

Entwicklung passt manchen Eltern<br />

zwar nicht in ihren durchgetakteten<br />

Alltag, aber sich diese Entwicklung und<br />

ihre Funktionen genauer anzuschauen,<br />

könnte ihnen dabei helfen, ihre Kinder<br />

besser zu verstehen, meint Renz-Polster.<br />

„Kinder verstehen“ lautete auch der Titel<br />

seines 2009 erschienenen Wälzers, der<br />

anhand der viel diskutierten „Problemfelder“<br />

Durchschlafen, Sauberwerden,<br />

27<br />

wer weiß besser, wie man<br />

das großwerden am<br />

besten anpackt?<br />

Herbert Renz-Polster argumentiert gegen die systematische Frühförderung<br />

und für eine wilde Kindheit. Kirstin Breitenfellner<br />

Essen, Trotz und Bildung durchbuchstabierte,<br />

warum Kinder so sind, wie sie<br />

sind. Nicht alles, was Eltern an ihren Kindern<br />

heute nervt, ist auch eine Störung,<br />

im Gegenteil, meint Renz-Polster: Es hat<br />

den Kindern Jahrmillionen dabei geholfen<br />

zu überleben – und der Menschheit,<br />

sich zu entwickeln.<br />

Dieser erfrischende, „artgerechte“ Ansatz,<br />

Kinder nicht ständig ändern zu<br />

wollen, sondern zu ergründen, warum<br />

sie sich verhalten, wie sie sich verhalten,<br />

kann enorme Erleichterung scha en im<br />

Dschungel von Meinungen und Direktiven,<br />

in einem Klima der Angstmache<br />

– vor dem Verwöhnen, vor den kleinen<br />

Tyrannen, davor, nicht perfekt zu sein<br />

und nicht zuletzt, seine Kinder zu wenig<br />

zu fördern.<br />

„Wenn wir den Kindern gerecht werden<br />

wollen, müssen wir diese Geschichte<br />

kennen“, lautet die Prämisse, und tatsächlich<br />

kann Renz-Polster mit seinem<br />

evolutionstheoretischen Ansatz, der<br />

von den Forschungen Sarah Bla er Hrdys<br />

und deren Büchern „Mutter Natur“<br />

(dt. 2000) und „Mütter und andere“ (dt.<br />

2010) inspiriert wurde, so manches erklären,<br />

was Eltern sich die Haare raufen<br />

lässt. Warum wollen die Kleinen nicht alleine<br />

einschlafen? Warum essen sie kein<br />

grünes Gemüse? Weil sie, wenn sie das<br />

in früheren Zeiten getan hätten, nicht<br />

mehr leben würden.<br />

Renz-Polster argumentiert für die Stärken<br />

der Kinder, aber auch dagegen, den<br />

Eltern immer den schwarzen Peter zuzuschieben,<br />

wenn Erziehung nicht gelingt.<br />

Zu keiner Zeit der Menschheitsgeschich-<br />

Herbert Renz-Polster: Menschenkinder.<br />

Plädoyer für eine artgerechte Erziehung.<br />

Kösel,191 S., € 18,50<br />

te waren es nämlich nur die Erzeuger, die<br />

Ein uss auf die Entwicklung ihrer Sprösslinge<br />

nahmen, sondern neben anderen<br />

Betreuungspersonen vor allem andere<br />

Kinder.<br />

Die Kindheit gliederte sich die längste<br />

Zeit der Menschheitsgeschichte in zwei<br />

Abschnitte: Etwa drei Jahre lang waren<br />

die Kleinen Trage- und Stillkinder, mit<br />

der Ankunft eines neuen Geschwisters<br />

wurden sie jedoch unvermittelt vom<br />

Schoß der Mutter katapultiert: in die gemischtaltrige<br />

Kindergruppe.<br />

Darauf mussten sie vorbereitet sein. Und<br />

zwar nicht durch eine Revolution gegen<br />

die Eltern, wie man die kleinkindliche<br />

Entwicklung heute versteht, sondern<br />

durch eine Revolution für die Interessen<br />

der eigenständigen Entwicklung.<br />

In Kinderförderern à la Amy Chua sieht<br />

Renz-Polster einen „Frontalangri auf<br />

die Kindheit, wie wir sie bisher kennen“.<br />

Aber was kommt heraus bei einer Generation,<br />

deren Eltern ständig am Burn-out<br />

schrammen, aber dennoch ihre Kinder<br />

in jeder Minute Freizeit in irgendwelche<br />

Kurse stecken, um sie zu „kleinen


freigeist sommer 2012<br />

Kampfmaschinen im globalisierten<br />

Wettbewerb“ zu machen? Kreativität<br />

wohl kaum. „Durch immer mehr pädagogische<br />

Fußfesseln werden die Kinder<br />

müde und resigniert!“<br />

Deswegen fordert Renz-Polster die informelle<br />

„Kinderbande“ zurück, bricht<br />

eine Lanze für mehr Entwicklung und<br />

weniger Erziehung, mehr Spielen und<br />

weniger Lernen, mehr Freiheit und weniger<br />

Überwachung und forderte die<br />

„wilde Kindheit“ auf der Straße und im<br />

Wald zurück. Denn Kinder lernen nicht<br />

nur von Erwachsenen, sondern auch von<br />

sich selbst und viele entscheidende Dinge<br />

in ihrem Leben nur von anderen Kindern:<br />

etwa mit Stress umzugehen, Probleme<br />

zu lösen und für sich einzutreten.<br />

Nur so können sie den „Geschäftszweck“<br />

der Kindheit erfüllen: von den Eltern unabhängig<br />

zu werden.<br />

Herzerwärmend auch sein Lob der Pubertät:<br />

„Jugendliche haben etwas, was<br />

den menschlichen Gruppen schon im-<br />

cartoon<br />

mer gut getan hat. Ein ungeheures Innovationspotenzial<br />

etwa. Niemand kann<br />

neuen Techniken schneller ,bändigen‘ als<br />

Jugendliche. Niemand ist kreativer. Und<br />

niemand ist risikobereiter.“ Renz-Polster<br />

preist ihre Fähigkeit, soziale Netze zu<br />

knüpfen (Facebook!), ihre O enheit für<br />

Neues und ihre Begeisterungsfähigkeit.<br />

„Wenn es das nicht gäbe, säßen wir<br />

womöglich noch immer in Erdlöchern,<br />

hörten keinen Mozart, keinen Schubert,<br />

keine Rockmusik – alle unsere Götter<br />

hatten ja noch Flaum um den Mund!“<br />

Ist also alles gut? So naiv gibt es Renz-<br />

Polster natürlich nicht. Denn die Evolution<br />

hat unsere Kinder t gemacht für ein<br />

Leben, das wir längst verlassen haben.<br />

„Die Evolution hat uns viel zu sagen. Aber<br />

nichts vorzuschreiben. Gar nichts.“ Kinder<br />

können auch gedeihen, wenn sie anders<br />

aufgezogen werden als früher, lautet sein<br />

Fazit. Aber nicht, wenn wir ihre evolutionäre<br />

Geschichte verleugnen.<br />

sparkurs<br />

Kirstin Breitenfellner<br />

28<br />

Kirstin Breitenfellner lebt als Autorin, Journalistin<br />

und Yogalehrerin und -ausbildnerin<br />

in Wien, verheiratet, zwei Kinder. Im Herbst<br />

erscheint ihr dritter Roman „Die Überwindung<br />

des Möglichen“ (Edition Voss im Horlemann<br />

Verlag) und ihre ersten beiden Kinderbücher:<br />

„Robbe Emma haut ab“ (Edition Atelier) und<br />

„Das Echo des Schi s heißt Fisch!“ (Picus).<br />

Luise Muschailov<br />

Foto: Rober t Fleischanderl<br />

bezahlte Anzeigen<br />

freigeist sommer 2012<br />

dramolett Gemeinschaftssinn<br />

Va: Es ist wirklich wunderbar, Teil einer<br />

Gemeinschaft zu sein. Das gibt einem<br />

den nötigen Rückhalt fürs Leben, ndest<br />

du nicht, Schatz?<br />

Mu: Ja, Liebling. Hast du übrigens schon<br />

den Termin für das Geburtstagsfest unserer<br />

Tochter notiert?<br />

Va: Was? Wann? Wieso?<br />

Mu: Am Wochenende.<br />

Va: Unmöglich. Da nden die Klausur<br />

und das Selbster ndungsseminar statt.<br />

Mu: Ja, aber…<br />

Va: Nichts aber, man muss Prioritäten<br />

setzen im Leben.<br />

Mu: Ja; aber sie hat sich schon so gefreut.<br />

Va: Auch sie muss es lernen. Apropos,<br />

die Dialogrunde ndet jetzt jeden Mittwochabend<br />

statt, ich gehe hin.<br />

Mu: Neben deinem 50 Stundenjob? Was<br />

ist mit den Kindern?<br />

Va: Sie haben ja dich! Und Kommunikation<br />

ist eben immens wichtig.<br />

Mu: Vielleicht will deine Tochter ja mal<br />

mit dir kommunizieren?<br />

Va: Papperlapapp. Dieses Besitzdenken<br />

muss man ihr gleich mal abgewöhnen,<br />

sonst wird sie so gemeinschaftsunfähig<br />

wie du.<br />

Mu: Was? Ist Familie also keine Gemeinschaft?<br />

Va: Das schließt sich doch nicht gegenseitig<br />

aus, Schatz. Wir brauchen die Gemeinschaft<br />

und sie braucht uns! Jeder<br />

Einzelne ist wichtig um das Werkl am<br />

Laufen zu halten.<br />

Mu: Aha. Und wenn du der Einzige bist,<br />

der als Vater in Frage kommt?<br />

Va: Das ist doch mittelalterlich. Es gibt<br />

genug Männer, die diese Aufgabe ebenso<br />

übernehmen können.<br />

Mu: Vielleicht sogar noch besser als du…<br />

Va: Das hast du gesagt.<br />

Mu: Einen Versuch wäre es wert.<br />

Va: Wann hast du das Geburtstagsfest<br />

geplant, sagst du?<br />

Mu: Ach, da kannst du nicht. Die Gemeinschaft<br />

ruft.<br />

Va: Lass den Blödsinn. Wann also?<br />

Mu: Der Erwin ist doch eh sehr schnuckelig,<br />

vielleicht eignet sich der als Gemeinschaftsvater?<br />

Va: Das ist doch…<br />

Mu: Oder als Gemeinschaftspartner, am<br />

Mittwochabend…<br />

Va: Haha, also jetzt mal ernst-<br />

Mu: Die Familie ist tot, lang lebe die Ge-<br />

Die Biokiste aus der Region<br />

„In unseren Kisten nden Sie ausschließlich<br />

Bioprodukte, die zum größten Teil aus eigener<br />

Produktion stammen.“<br />

Die Biokiste vom Biohof Mogg ist ein<br />

Abonnement, das Ihnen bequem ins Haus<br />

zugestellt wird.<br />

Biohof Mogg<br />

Sankt Andräer Ortsstraße 21<br />

3130 Herzogenburg<br />

Tel.: 02782/83129<br />

gemuese@biohof-mogg.at<br />

www.biohof-mogg.at<br />

Luise Muschailov<br />

29<br />

meinschaft! Hallo? Hallo, Erwin, …<br />

Va: (reißt ihr das Handy weg) Moment!<br />

Mu: Dein Besitzdenken ist doch echt altmodisch.<br />

Va: Hallo Erwin? Könntest du vielleicht am<br />

Wochenende die Klausur statt mir besuchen<br />

und mich am Seminar nden…Ja,<br />

du das wäre fein. ..Ich?... Ja, äh ich kann<br />

nicht, du weißt, wie das ist...meine Frau…<br />

Ja, mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.<br />

Dann sehen wir uns bald am Männererholungsurlaub,<br />

ich weiß aber noch nicht, ob<br />

ich fahren darf, du weiß ja…Ja, wir verstehen<br />

uns. Danke, werde ich ausrichten, ja,<br />

halt die Ohren steif.<br />

Mu: Und was war das?<br />

Va: Männergemeinschaft.<br />

Mu: Da waren so Untertöne drinnen…<br />

Va: Paranoid wie immer, Schatz. Und jetzt<br />

gib mir ein Abschiedsküsschen, ich fahre<br />

in das Retreat für das Ritual der Heilung<br />

des Gemeinschaftgeistes. Wir sehen uns<br />

in einem Jahr.<br />

Sie möchten auch im freigeist<br />

inserieren?<br />

Infos & Mediadaten-Bestellung<br />

unter 0680/32 03 492 oder<br />

gaugg@lernwerkstatt.ws


freigeist sommer 2012<br />

15.-17.11.2013<br />

ordination@dr-steirer.at<br />

www.dr-steirer.at<br />

Missongasse 9<br />

3500 Krems<br />

mit Anna Harsch<br />

Verein Lebensräume für Menschen<br />

Breite Gasse Gasse 11/7 11/7 – 1070 Wien<br />

0043/699/81853157<br />

0043/699/81853157<br />

www.lebensraeume-fuer-menschen.org<br />

Seminare im Herbst für Eltern und Interessierte<br />

"Schreiben und Lesen bei Montessori"<br />

"Mathematik für kleine Kinder - wie kann das gehen?"<br />

für Eltern und Interessierte<br />

www.lebensraeume-fuer-menschen.org<br />

30<br />

im zentrum<br />

Obere Landstraße 227<br />

3511 Furth bei Göttweig<br />

bezahlte Anzeigen<br />

bezahlte Anzeigen<br />

freigeist sommer 2012<br />

Ausbildung<br />

Ausbildung<br />

Es gibt<br />

Es gibt<br />

keine<br />

Es keine<br />

Methode,<br />

gibt Methode,<br />

es gibt<br />

keine Methode, es gibt<br />

nur<br />

es nur<br />

Achtsamkeit<br />

gibt Achtsamkeit nur Achtsamkeit<br />

( J. Krishnamurti)<br />

( J. Krishnamurti) ( J. Krishnamurti)<br />

<strong>Dialogprozessbegleitung</strong><br />

Nächste<br />

Nächste<br />

Gruppe:<br />

Nächste Gruppe:<br />

Start<br />

Gruppe: Start<br />

8. Mai<br />

8. Start Mai<br />

2013<br />

8. 2013<br />

Begleitung:<br />

Mai 2013<br />

Begleitung:<br />

Benno<br />

Begleitung: Benno<br />

Kapelari<br />

Benno Kapelari<br />

& Eelco<br />

Kapelari & Eelco<br />

de Geus<br />

& de Eelco Geus de Geus<br />

Die Die Kraft<br />

Die Kraft des<br />

Kraft des Dialogs<br />

des Dialogs Dialogs<br />

Einführungsseminare<br />

Einführungsseminare<br />

(auch<br />

Einführungsseminare (auch<br />

Einstiegsseminar<br />

Einstiegsseminar<br />

für die<br />

(auch Einstiegsseminar für<br />

Ausbildung)<br />

die für Ausbildung) die Ausbildung)<br />

in den<br />

in den<br />

Dialogprozess<br />

in Dialogprozess<br />

und<br />

den Dialogprozess und<br />

in die<br />

in<br />

Kreisarbeit,<br />

und die Kreisarbeit,<br />

nach<br />

in die Kreisarbeit, nach<br />

Bohm,<br />

Bohm,<br />

Buber<br />

nach Bohm, Buber<br />

und<br />

Buber und<br />

alten<br />

alten<br />

indigenen<br />

und indigenen<br />

Traditionen<br />

alten indigenen Traditionen<br />

26. und<br />

Traditionen<br />

26. und<br />

27. Oktober,<br />

26. 27. und Oktober,<br />

Pressbaum<br />

27. Oktober, Pressbaum Pressbaum<br />

Kontakt<br />

Kontakt<br />

und<br />

Kontakt und<br />

Information:<br />

Information:<br />

www.dialogbegleiter.at<br />

und Information: www.dialogbegleiter.at<br />

ICH-DU-WIR:<br />

www.dialogbegleiter.at<br />

ICH-DU-WIR:<br />

Benno<br />

ICH-DU-WIR: Benno<br />

& Maria<br />

Benno & Maria<br />

Kapelari<br />

& Maria Kapelari<br />

0699<br />

Kapelari 0699<br />

11180472<br />

11180472 0699 11180472<br />

Institut<br />

Institut<br />

für Systemdynamik<br />

Institut für Systemdynamik<br />

& Dialog:<br />

für Systemdynamik & Dialog:<br />

Eelco<br />

& Dialog: Eelco<br />

de Geus<br />

de Eelco Geus<br />

0676<br />

de 0676<br />

9354312<br />

Geus 9354312<br />

info@dialogbegleiter.at<br />

0676 9354312<br />

info@dialogbegleiter.at<br />

info@dialogbegleiter.at<br />

Tai Chi & Qi Gong Schule<br />

St. Pölten<br />

Tai Chi und Qi Gong sind Bewegungslehren zur Förderung des Körpergefühls und zur<br />

Entwicklung der inneren Lebenskraft “Chi“. Durch ießende Bewegungen wird der Organismus<br />

zu natürlicher Tätigkeit angeregt. Dadurch lassen sich nicht nur Verspannungen<br />

lösen, sondern man fühlt sich kräftiger, wird in seinen Bewegungen geschmeidiger und<br />

im Alltag gelassener. Während beim Tai Chi eine Bewegung aus der anderen hervorgeht,<br />

gibt es im Qi Gong einzelne Bewegungsabläufe, die 10-20 fach wiederholt werden.<br />

Die Tai Chi und Qi Gong Schule St. Pölten unter der Leitung von<br />

Bernhard Scholler gibt es schon seit 14 Jahren. Es nden jede Woche<br />

am Montag und am Donnerstag abend Kurse für Anfänger und<br />

Fortgeschrittene statt.<br />

Kontaktaufnahme:<br />

Mag. Bernhard Scholler<br />

0664/817 9 817<br />

st.poelten@itcca.org<br />

http://itcca.at<br />

31<br />

Praxis für<br />

Omnipathie ® Praxis für<br />

und Lebensberatung<br />

Craniosacrale Omnipathie ist eine sanfte<br />

energetische Körpertherapie.<br />

Durch behutsames Tasten gelingt es, den<br />

craniosacralen Rhythmus aufzuspüren<br />

und Blockaden zu lösen.<br />

Die Selbstheilungskräfte werden<br />

angeregt.<br />

Omnipathie hat sich bewährt bei<br />

• Beschwerden der Wirbelsäule<br />

• Muskelverspannungen<br />

• Schwindel und Kopfschmerz<br />

• inneren Spannungszuständen<br />

• Burnout<br />

• nach Unfällen,<br />

Operationen und Schocks<br />

• vegetativen Störungen<br />

Omnipathie für Babys<br />

• nach schwierigen Geburten<br />

• für „Schreibabys“<br />

• bei Hüftproblemen und Schiefhals<br />

• Trink- und Schluckproblemen<br />

• Verdauungsproblemen und Blähungen<br />

Omnipathie für Kinder und Jugendliche<br />

• bei Schlafproblemen und Unruhe<br />

• Lern- und Konzentrationsproblemen<br />

• begleitend bei Zahnspangen<br />

• Haltungsproblemen<br />

• Infektanfälligkeit und Kopfschmerz<br />

Craniosacrale Behandlungen bringen<br />

Regeneration und Entspannung, führen<br />

zu Balance und mehr Lebensfreude.<br />

Im Krankheitsfall erfolgen Behandlungen<br />

nur nach schulmedizinischer Abklärung.<br />

Susanne Schreiber<br />

Parkstaße 48<br />

3100 St. Pölten<br />

Terminvereinbarung<br />

02742 / 71103<br />

www.cranioplus.at


veranstaltungen<br />

freigeist sommer 2009<br />

pistatschios<br />

21<br />

lws veranstaltungen<br />

Hans Steinkellner<br />

Claus Dieter Kaul<br />

„Hier kommt Lola“ nach Isabel Abedi (ab 6 Jahren)<br />

& „Schneewitchen und der böse Wolf“<br />

ein unterhaltsames Märchenpotpourri für Jung und Alt<br />

Sonntag | 02. Sep. 2012 | 15:00 Uhr<br />

auf der Ratzersdorfer Seebühne<br />

Karten in allen Raika-Filialen der Region, unter office@cuku.at<br />

oder www.noe-seebuehne.at (E: € 11 / K bis 15 J.: € 6 )<br />

„Der Grüffelo“<br />

nach Julia Donaldson (ab 6 Jahren)<br />

Montag | 29. Okt. 2012 | 11:00 u. 15:00 Uhr<br />

im WUK, 1090 Wien<br />

„Morgen, Findus, wird‘s was geben“<br />

nach Sven Nordquist (ab 4 Jahren)<br />

Samstag | 24. Nov. 2012 | 15:00 Uhr<br />

im WUK, 1090 Wien<br />

„Schneewitchen und der böse Wolf“<br />

ein unterhaltsames Märchenpotpourri für Jung und Alt<br />

Samstag | 01. Dez. 2012 | 15:00 Uhr<br />

im Paradies der Fantasie, St. Pölten<br />

Freitag | 19. Okt. 2012| 17:00 Uhr<br />

Kraftquelle Erwachsenenpräsenz<br />

Hans Steinkellner, Leiter des Instituts für Neue<br />

Autorität in St.Pölten, spricht über Netzwerk und<br />

Präsenz im Rahmen des Konzepts nach Haim<br />

Omer und bietet den Teilnehmden Gelegenheit<br />

zu Reflexion und Austausch. (www.neueautoritaet.at)<br />

in der LWS Pottenbrunn<br />

Freitag |26. Okt. 2012| 9:00 bis 18:00 Uhr<br />

Schloss der Vielfalt<br />

ein Tag mit vielen Kursangeboten für Körper, Geist<br />

und Seele (Yoga, Pilates, Feldenkrais, Individance,<br />

Gyrokinesis, Drehtanz, Bauchtanz, Meditation,<br />

Massage, Tanzimprovisation, authentic movement,<br />

Gesang, ayurvedische Küche und viele weitere<br />

Angebote) in der LWS Pottenbrunn<br />

Tageseintrittsspende nach eigenem Ermessen zw. € 25 und € 35<br />

Montag | 26. Nov. 2012| 19:00 Uhr<br />

Claus Dieter Kaul - Freiheit und Grenzen<br />

ein Vortrag über spontane Disziplin, Grenzen<br />

und grenzenlose Freiheit in einem kindgerechten<br />

und lebendigen Schulalltag<br />

in der LWS Pottenbrunn<br />

Wollen Sie unsere Schule<br />

und unsere Pädagogik<br />

näher kennen lernen?<br />

schulführung<br />

am 27.9.2012, 22.11.2012, 17.01.2013<br />

und am 14.03.2013 jeweils Do, 16-18.30<br />

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!<br />

info@lernwerkstatt.ws 02742/43550<br />

(Spielwerkstatt 14 Uhr 30 - 16 Uhr ,<br />

Anmeld. 02742/43802)<br />

Nach Absolvierung einer Schulführung ist<br />

das Hospitieren während des Schulvormittages<br />

gerne möglich. Nach der Hospitation<br />

findet ein Abschlussgespräch statt.<br />

Kostenbeitrag: €<br />

35/25 (Stud.). Für<br />

interessierte Eltern<br />

ist die Hospitation<br />

kostenfrei.<br />

schuleinschreibung<br />

Um eine gute Entscheidung des Schuleintrittes<br />

Ihres Kindes treffen zu können,<br />

haben wir für Sie einen Aufnahmemodus<br />

entwickelt. Für die Terminplanung bitten<br />

wir um rechtzeitige Kontaktaufnahme.<br />

Wir empfehlen spätestens zwei Jahre vor<br />

dem geplanten Schuleintritt mit dem Aufnahmemodus<br />

zu<br />

beginnen. Ein Schulwechsel<br />

von der<br />

Regelschule ist vor<br />

der zweiten Klasse<br />

Volksschule möglich.<br />

Ausnahme: Wechsel aus einer<br />

Alternativschule.<br />

mit allen sinnen lernen<br />

Aktiv und selbstbestimmt den eigenen Entwicklungsplan<br />

entfalten!<br />

Vortrag, Filmvorführung: „Wie Kinder lernen“<br />

(Regie: Ilse Crillovich) über den Schulalltag<br />

in der LWS und Diskussionsrunde.<br />

Termine auf Anfrage für Elternabende in<br />

Kindergruppen und Kindergärten.<br />

raumvermietung<br />

Es besteht die Möglichkeit, Räume im Wasserschloss<br />

in der schulfreien Zeit zu mieten.<br />

Terminvereinbarung und Preisinformation:<br />

raummiete@lernwerkstatt.ws<br />

weitere informationen:<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> im Wasserschloss<br />

Josef-Trauttmansdorff-Straße 10<br />

3140 Pottenbrunn<br />

info@lernwerkstatt.ws<br />

02742 435 50 (Mi-Fr 8:00-12:00)<br />

www.lernwerkstatt.ws<br />

Für das nächste<br />

Schuljahr sind noch<br />

Plätze frei!<br />

Unverbindliche<br />

Voranmeldungen<br />

jederzeit möglich!<br />

P.b.b. Erscheinungsort 3140 Pottenbrunn / Aufgabepostamt 3100 St. Pölten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!