STADTJournal Neuwied September 2018

STADTJournal Neuwied | Sammlerecke
Brailleschrift – Blindenschrift - Nachtschrift
Was verbirgt sich dahinter? – Wer erfand Sie?
Für blinde Menschen gab es über Jahrhunderte
keine Möglichkeit Texte zu
lesen oder zu schreiben. Anfang des
19. Jahrhunderts wurde für militärische
Zwecke vom französischen Artillerie-Hauptmann
Charles Barbier die
sogenannte „Nachtschrift“ entwickelt,
die Texte durch erhabene Punkte darstellte
und die es ermöglichte kurze
Texte im Dunkeln zu lesen.
Auf dieser Basis entstand die noch
heute in Gebrauch befindliche Brailleschrift,
in der Umgangssprache als
Blindenschrift bekannt.
Der Erfinder dieser Schrift Louis Braille
wurde am 4.1.1809 in der Nähe von
Paris geboren. Im Alter von 3 Jahren
erlitt er eine Augenverletzung, die zu
seiner Erblindung führte.
Durch Zufall lernte er im Alter von 13 Jahren
die „Nachtschrift“ von Barbier kennen.
Diese Möglichkeit auch als Blinder
Texte zu lesen fasziniert ihn und beflügelt
ihn diese Form zu perfektionieren.
Er vereinfachte die „Nachtschrift“ durch
die Darstellung von Buchstaben, anstelle
von Silben, und die
Reduzierung der benötigten
Punkte auf 6 pro
Buchstaben. Nach drei
Jahren intensiver Arbeit
war die Schrift fertiggestellt.
Braille war zu
diesem Zeitpunkt 16
Jahre alt.
Braille hatte anfänglich große Probleme
Anerkennung für seine Schrift zu
bekommen. Er ver-suchte bei öffentlichen
Auftritten zu demonstrieren,
dass es möglich sei durch das Ertasten
der erhabenen Buchstaben Texte zu
lesen. Man warf ihm vor, er könne die
geschriebenen Texte nicht lesen, sondern
er habe sie auswendig gelernt.
Er erlebte allerdings noch den Durchbruch
seiner Schrift. Denn im Jahre 1850
wurde sie an den französischen Blindenschulen
offiziell eingeführt. Braille der mit
gesundheitlichen Prob-lemen kämpfte,
starb am 6.1.1852 in Paris an Tuberkulose.
Mit seiner Schrift hat er sich selbst ein
Denkmal gesetzt.
In Deutschland wurde die Brailleschrift
1879 an den Blindenschulen eingeführt.
1899 wurde in Neuwied die „Landesschule
für Blinde und Sehbehinderte“
als „Provinzial Blindenanstalt der preußischen
Rheinprovinz“ gegründet und
in einem repräsentativen Gebäude
gegenüber der heutigen Kreisverwaltung
untergebracht. Das Gebäude
wurde leider 1981 abgerissen und die
Schule zog in einen modernen Zweckbau
in den Ortsteil Feldkirchen.
Die Briefmarkenfreunde Neuwied
nahmen das 100 jährige Bestehen
der Schule -1999- zum Anlass für die
Herausgabe
von Sonderbelegen
und
einem Sonderstempel.
Jürgen Glahé
(briefmarkenfreundeneuwied.npage.de)
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