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LEBEN<br />
Lebensadern der Stadt <strong>Wels</strong><br />
Die Traun und der Mühlbach brachten Reichtum wie auch Elend<br />
Zwischen<br />
DAMALS<br />
& HEUTE<br />
Eine Zeitreise<br />
Kaum vorzustellen, wie wohlhabend<br />
<strong>Wels</strong> einst bereits war, und die Wasserwege<br />
spielten dabei eine besondere<br />
Rolle. Zur Zeit der Renaissance<br />
nämlich erlebte die heutige Messestadt<br />
eine erstaunliche Hochblüte. Seit 1372 hatte<br />
sie das begehrte Stapelrecht für Holz<br />
inne. Unternehmer, die den wertvollen<br />
Brenn- und Baustoff vom Almsee-Gebiet<br />
zur Traun schwemmen ließen, waren dazu<br />
verpflichtet, ihn eine Zeitlang in <strong>Wels</strong> zu<br />
lagern und den dortigen Bürgern anzubieten.<br />
Diese konnten ihn kaufen und zu einem<br />
höheren Preis wieder veräußern. In<br />
der Nähe der Stadt befand sich auch der<br />
Umschlagplatz für Salz. Da der Fluss<br />
stromabwärts bis zur Donau seichter war,<br />
musste dort die schwere Fracht der Zillen<br />
auf mehrere Kähne umgeladen werden.<br />
Am Zielort angekommen, traten die Schiffer<br />
sofort den 42 Kilometer langen Rückweg<br />
zum Ausgangsort an – eine Strecke,<br />
die sie in sieben Stunden bewältigten. Die<br />
leeren Boote zogen Pferde auf dem Treppelweg<br />
stromaufwärts.<br />
Fischreichtum. Am Wiener Hof des<br />
19. Jahrhunderts schätzte man Traunfische<br />
sehr. Jedes Mal, wenn ein neuer <strong>Wels</strong>er<br />
Bürgermeister bei Amtsantritt den obligaten<br />
Kaiserbesuch absolvierte, brachte er<br />
diese Delikatesse mit. Er transportierte sie<br />
lebend in Holzbottichen, die er seitlich des<br />
Schiffs mit sich führte.<br />
Wäscherinnen und Ledermacher.<br />
Dreißig Kilometer fließt der Mühlbach<br />
ALTE ANSICHT.<br />
<strong>Wels</strong> um 1642.<br />
zwischen Linz und <strong>Wels</strong>. Erstmals im 14.<br />
Jahrhundert erwähnt, lieferte dieses Gerinne<br />
die Antriebskraft für elf Mühlen: Eisen-<br />
und Kupferhämmer, Papier- und Getreidemühlen.<br />
Bis in die 1960er Jahre<br />
wuschen dort Frauen Kleider und Tücher.<br />
An kalten Wintertagen tauchten sie zwischen<br />
Schwemmvorgängen ihre Hände in<br />
Kannen mit heißem Wasser. Auch Lederer<br />
siedelten sich in diesem Bereich an und lei-<br />
Fotos: Stadtarchiv <strong>Wels</strong>, Sokoloff<br />
SCHÖN, DASS ES NOCH<br />
VERLÄSSLICHKEIT GIBT.<br />
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