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City-Magazin-Ausgabe-2018-10-Wels

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Thomas<br />

Duschlbauer<br />

zu guter letzt …<br />

Einfluss ohne Ende<br />

Wie trinkt man am besten seinen veganen<br />

Mandelmilch-Matcha-Latte? Welches Anti-<br />

Schuppen-Shampoo eignet sich auch ideal für<br />

die kreative Intimfrisur? Welche Zahnaufhellungscreme<br />

trägt man vor einer Mondfinsternis auf?<br />

Sie wissen das etwa nicht? Ein Glück aber auch, dass<br />

es mittlerweile eine Schar von Influencern gibt, die uns<br />

bei all diesen existenziellen Fragen durch das Leben<br />

navigieren. Sie setzen alles daran, dass wir uns richtig<br />

ernähren, beim Styling nicht von einem Fettnäpfchen<br />

in das andere treten, dass wir ein richtiges Selbstbewusstsein<br />

erlangen können und uns in dieser Welt<br />

nicht mehr so unwürdig und nutzlos fühlen müssen.<br />

Ohne die Influencer wären wir eine einzige Schande,<br />

ganz schön aufgeschmissen, und die Welt wäre ein<br />

seelenloser Ort in trüben Farben, so wie in der grauen<br />

Vorzeit, als es noch keinen Photoshop gab. Was<br />

irgendwie nach einer Krankheit klingt, hat durchaus<br />

mit Ansteckung zu tun, aber es geht dabei viel mehr<br />

um Einflussnahme. Nicht im gesellschaftskritischen<br />

oder politischen Sinne, sondern rein um den Konsum<br />

als die einzig wahre und zu lebende Praxis der<br />

Weltverbesserung. Sie haben ein lästiges Zipperlein?<br />

Sie sind hässlich und Ihr Partner, der eigentlich<br />

Nichtraucher ist, ging schnell einmal Zigaretten holen?<br />

Sie sitzen am Klo und die Spülung ist im Arsch?<br />

Machen Sie sich doch bitte keine Sorgen, die Influencer<br />

haben sicher schon längst eine Lösung für Ihr ganz<br />

persönliches Problem gefunden. Das ist immerhin<br />

deren Job. Sie testen alles mit höchster Sorgfalt für<br />

uns und sitzen daher im Bikini von Zalando in der<br />

Badewanne, gehen mit einem Waschmittel ins Bett<br />

und machen ein Proteinshake-Picknick auf dem<br />

Tennisplatz. Und man stelle sich vor: Die jungen und<br />

glücklichen Menschen befinden sich gerade in solchen<br />

lebensnahen Situationen, und dann kommen völlig<br />

unverhofft diese Paparazzi, die das alles für den<br />

Instagram-Account fotografieren. Wir sollten nicht<br />

allzu lange darüber nachdenken und den Influencern<br />

einfach in diese schöne neue Welt folgen.<br />

Was wurde aus ...? Prominente von gestern heute betrachtet<br />

Helga Pargfrieder<br />

Errang in der Leichtathletik 11 Staatsund<br />

33 Landesmeistertitel<br />

Steckbrief:<br />

Wegen einer Verletzung ging jedoch ihr<br />

Traum, an der Olympiade 1980 teilzunehmen,<br />

nicht in Erfüllung. Enttäuscht verlagerte<br />

sie ihren Schwerpunkt. Sechsmal<br />

ernteten ihre Basketball-Mannschaften<br />

den Staatsmeister-Titel. Fachjurys wählten<br />

sie mehrmals ins europäische All-Star-<br />

Team und zeichneten sie damit als beste<br />

Spielerin auf der Pivot-Position aus.<br />

54<br />

Ein Leben ohne Sport kann sich Helga Pargfrieder nicht vorstellen. Um ihre<br />

Gelenke zu schonen, verzichtet sie allerdings auf das Laufen und Basketball.<br />

Stattdessen trainiert sie bei sich zu Hause, fährt Rad, wandert und unternimmt<br />

Schitouren: „Ich mache aber alles nun langsamer, weil ich niemandem mehr etwas<br />

beweisen muss – auch mir selbst nicht!“ Seit 43 Jahren arbeitet sie als Horterzieherin.<br />

Schon 2015 hätte sie in Pension gehen können, aber ihr Beruf macht ihr weiterhin<br />

Spaß. Am Nachmittag betreut sie beim Lernen Volksschulkinder, zweimal<br />

die Woche unternimmt sie mit ihnen auch sportliche Übungen. Zusätzlich trainiert<br />

Pargfrieder die Nachwuchs-Basketballer für den Linzer Verein BBC. Wenn<br />

sie 2020 in Pension geht, möchte sie eine 680 Kilometer lange Weitwanderung von<br />

Oslo bis Trondheim in Angriff nehmen. Ihr größter Wunsch: So lange wie möglich<br />

beweglich zu bleiben und andere dazu animieren, ihrem Beispiel zu folgen. Ihre<br />

Begeisterung für den Sport teilen auch ihr Mann und ihre zwei Söhne. „Ich bin<br />

froh, dass ich schon so alt bin!“ meint Pargfrieder, weil sie den derzeitigen Zustand<br />

der Welt problematisch findet. Dennoch ist sie mit ihrem Leben zufrieden.<br />

Unruheherd. Helga Pargfrieder (63) ist ständig in Bewegung.<br />

Foto: Sokoloff, Privat

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