Historischer Markt 2018
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Seite 2<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
L VOKABULAR<br />
Der Historische <strong>Markt</strong> lädt<br />
zu einer Zeitreise ein. Wer<br />
so richtig ins Mittelalter<br />
eintauchen will, sollte sich<br />
aber auch angemessen<br />
ausdrücken können. Das<br />
geht mit „altbackenen“<br />
Worten, Anglizismen sind<br />
dagegen zu vermeiden.<br />
Zum „Spicken“ gibt es<br />
hier auch noch einige<br />
Vokabeln:<br />
Die richtige Anrede<br />
Ihr-zen und Euch-zen<br />
Edler Herr / Hehrer Recke<br />
Edle Dame / Holde Frohwe<br />
Begrüßung und Abschied<br />
Seid gegrüßt!<br />
Gehabt euch wohl!<br />
Danksagung<br />
Habet Dank!<br />
Entschuldigung<br />
Verzeihet (vielmals)!<br />
Einkaufen<br />
Was ist zu berappen?<br />
Taler/Silberlinge statt Euro<br />
Auf einen Blick<br />
B<br />
ereits zum 13. Mal findet<br />
der Historische <strong>Markt</strong> in<br />
Großbottwar statt. Dabei sorgt<br />
nicht nur die passende Kulisse<br />
des historischen Stadtkerns für<br />
die Atmosphäre, sondern auch<br />
über 85 Handwerker, Gaukler,<br />
Händle und Musiker, die zum<br />
Bummeln, Stöbern, Staunen und<br />
Träumen einladen.<br />
Samstag, 29. September<br />
<strong>Markt</strong>zeiten: 14 bis 24 Uhr<br />
Sonntag, 30. September<br />
<strong>Markt</strong>zeiten: 11 bis 20 Uhr<br />
Der Wegzoll für beide Tage liegt<br />
bei 5 Silberlingen. Kinder unter<br />
dem Stockmaß von 1,20 Meter<br />
dürfen kostenlos auf den <strong>Markt</strong>.<br />
Gewandete erhalten Rabatt.<br />
Impressum<br />
Der Historische <strong>Markt</strong> findet in<br />
der Altstadt statt. Zollstationen<br />
gibt es an beiden Enden der<br />
Hauptstraße, sowie auch in der<br />
Kirchstraße und Lange Gasse.<br />
Zudem gibt es einen Eingang an<br />
der Stadtmauer, direkt neben<br />
dem Kinderritterturnier.<br />
Die MAG hat für Besucher ein<br />
Parkleitsystem<br />
eingerichtet.<br />
Bunte Fußabdrucke führen von<br />
den öffentlichen Parkplätzen am<br />
Wunnenstein und Schulzentrum<br />
sowie von der Feuerwehr und<br />
aus den Frauengärten zum<br />
<strong>Markt</strong>. Dasselbe gilt<br />
für die Kleinaspacher<br />
sowie für die<br />
Kleinbottwarer<br />
Straße.<br />
LBÜHNENPROGRAMM AM MARKTPLATZ<br />
Samstag, 29. September<br />
14.30 Uhr Umzug<br />
15 Uhr Eröffnung<br />
15.30 Uhr Schaukämpfe<br />
16 Uhr Rattenstampfer<br />
16.30 Uhr Gaukeley<br />
17 Uhr Mucker Pazza<br />
17.30 Uhr Henker<br />
Fahnenschwinger<br />
18 Uhr Rattenstampfer<br />
18.30 Uhr Mucker Pazza<br />
19 Uhr Schaukämpfe<br />
19.30 Uhr Ohrenfreut<br />
20 Uhr Tavernenspiel<br />
21 Uhr Feuershow<br />
Sonntag, 30. September<br />
12 Uhr Umzug<br />
12.30 Uhr Eröffnung<br />
13 Uhr Mucker Pazza<br />
13.30 Uhr Schaukämpfe<br />
14 Uhr Danza MAGica<br />
14.30 Uhr Gaukeley<br />
15 Uhr Mucker Pazza<br />
Fahnenschwinger<br />
15.30 Uhr Schaukämpfe<br />
16 Uhr Danza MAGIca<br />
16.30 Uhr Ohrenfreut<br />
17 Uhr Gaukeley<br />
17.30 Uhr Mucker Pazza<br />
18 Uhr Henker<br />
18.30 Uhr Tavernenspiel<br />
Die Nachtwächterführungen finden am Samstagabend von<br />
19.30 bis 21.30 Uhr statt. Die Theatergruppe der MAG lässt<br />
unterwegs die Geschichte um Jakob Friederle lebendig werden.<br />
Restkarten gibt es an der Zollstation an der Kreissparkasse.<br />
Sonderveröffentlichung „<strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong>“ Großbottwar – Offizielles Programmheft zum Festwochenende der MAG – Miteinander Attraktives Großbottwar e.V., 21.09.2017. Auflage 33.000.<br />
Verteilung über MARBACHER ZEITUNG und STUTTGARTER ZEITUNG (Ausgabe „Marbach & Bottwartal“) + MARBACHER STADTANZEIGER + Verteilung an der Veranstaltung. Redaktion: Julia Amrhein,<br />
Karin Götz (verantw.). Fotos: MAG, Archiv (Werner Kuhnle); Grafiken: Manuela Maurer (www.gruenerbock.de); Sabine Reich (www.twistdesigns.de). Illustration: Ayamap/fotolia. Anzeigen:<br />
Heike Braun, Ulrich Eitel (verantw.). Druck: Pressehaus Stuttgart. Verlag: Adolf Remppis Verlag GmbH + Co. KG. Geschäftsführer: Herbert Dachs, Kai Keller, König-Wilhelm-Platz 2, 71672 Marbach<br />
am Neckar, verlag@marbacher-zeitung.de, www.marbacher-zeitung.de.<br />
Applaus<br />
Handgeklapper!
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar Seite 3<br />
L DER INHALT<br />
Der Historische <strong>Markt</strong> hat<br />
viel zu bieten. Dieses Heft<br />
soll dabei helfen, einen<br />
ersten Überblick über die<br />
Händler, Handwerker, Musiker<br />
und Schausteller zu<br />
verschaffen.<br />
MAG-Projektleiter Christian Cortot ist zum vierten Mal für die Planung des Historischen <strong>Markt</strong>s<br />
zuständig. Als Besucher sind er und Ehefrau Sandra aber schon seit vielen Jahren dabei.<br />
Seyd gegruesset liebe <strong>Markt</strong>besucher . . .<br />
Der Historische <strong>Markt</strong> der MAG eröffnet am 29. und 30. September seine Tore<br />
U<br />
nd wieder ist ein Jahr vergangen – der spannende Neuheiten warten, auf die wir als Daher geht mein Dank auch dieses Jahr wieder<br />
an all die helfenden Hände, die uns jedes<br />
Historische <strong>Markt</strong> steht vor der Tür Team sehr stolz sind. Ein Besuch lohnt sich<br />
und ich freue mich schon sehr, Sie und ihre<br />
Familien bei uns in Großbottwar begrüßen<br />
zu dürfen. In diesem Jahr haben mein Team<br />
und ich es geschafft, besonders viele Schausteller,<br />
auf jeden Fall!<br />
Denn neben den alten Bekannten, die uns<br />
schon seit vielen Jahren die Treue halten,<br />
gibt es dieses Jahr auch rund 40 Prozent<br />
Jahr unter die Arme greifen. Das ist etwa der<br />
Bauhof, der beim Auf- und Abbau zusammen<br />
mit zahlreichen Ehrenamtlichen mit von der<br />
Partie ist. Das sind aber auch unsere Zöllner,<br />
Gaukler, Händler und <strong>Markt</strong>be-<br />
neue Stände, Schausteller und Gastrono-<br />
die das Wochenende über die Stadttore be-<br />
schicker ins Bottwartal zu locken – über<br />
85 Stände sind es dieses Mal! Damit ist der<br />
<strong>Markt</strong> <strong>2018</strong> einer der größten seiner Art und<br />
darauf darf man durchaus stolz sein.<br />
Denn schließlich bedeutet das, dass sich die<br />
Veranstaltung etabliert hat und bei den Gästen<br />
aus Fern und Nah gut ankommt. Doch<br />
um weiterhin attraktiv zu bleiben, darf kein<br />
Stillstand eintreten. Das dachte ich mir auch,<br />
als die Zeit gekommen war, meinen nunmehr<br />
vierten <strong>Markt</strong> zu planen.<br />
Also „Alles neu macht…die 13. Auflage des<br />
Historischen <strong>Markt</strong>es“? Naja, nicht ganz!<br />
Aber fest steht, dass auf die Besucher des<br />
Historischen <strong>Markt</strong>es in Großbottwar einige<br />
men. So orientierten wir uns beispielsweise<br />
dieses Jahr auch in Richtung Osten – ein<br />
orientalisches Teezelt macht in Großbottwar<br />
Station. Aber auch was die Verbundenheit<br />
zur Region angeht, gibt es Neuerungen. Erstmals<br />
werden Rosenküchle, das ist ein altes<br />
schwäbisches Eiergebäck, serviert. Eine Kartoffelstube<br />
sorgt ebenfalls für zünftige Mahlzeiten<br />
und worüber ich mich sehr freue ist,<br />
dass ein örtlicher Winzer seine feinen Tropfen<br />
ausschenkt.<br />
Eines steht dabei aber fest: Ohne die Unterstützung,<br />
Hilfe und das Verständnis der Stadt<br />
sowie der Anwohner im Stadtkern wäre das<br />
alles überhaupt nicht möglich.<br />
wachen und selbstverständlich mein Orga-<br />
Team, das seit einem Jahr an dem <strong>Markt</strong> werkelt,<br />
denn: „Nach dem <strong>Markt</strong> ist vor dem<br />
<strong>Markt</strong>!“ Dieses Jahr haben wir zwei neue Gesichter<br />
in unseren Reihen, die sich sofort<br />
super eingearbeitet haben. Das ist für mich<br />
als Projektleiter eine besondere Freude und<br />
erfüllt mich mit Stolz! Jubel! Und reichlich<br />
Handgeklapper!<br />
Nun bleibt mir nur noch, Ihnen allen viel<br />
Freude bei unserem Historischen <strong>Markt</strong> im<br />
Stadtkern zu wünschen! Und übrigens: Ritter<br />
Rumpel ist dieses Jahr sogar höchstpersönlich<br />
vor Ort…<br />
Ihr Christian Cortot, Projektleiter<br />
Ein „Gott zum Gruße“ den Kindern!<br />
Ritter Rumpel nimmt die jungen Besucher mit auf eine Zeitreise ins Mittelalter<br />
E<br />
hrenwerte Recken und edle Prinzessinnen,<br />
es ist mir eine wahre Freude, euch gut Bescheid wie ich, deshalb jetzt die große<br />
Grußwort verraten? Aber der weiß nicht so<br />
wieder auf dem Historischen <strong>Markt</strong> in Großbottwar<br />
begrüßen zu dürfen! Mittlerweile<br />
seid ihr mir alle schon richtig ans Herz gewachsen<br />
und deshalb habe ich auch eine<br />
ganz besondere Überraschung für euch.<br />
Wiiiie? Christian hat das schon in seinem<br />
Verkündigung: Endlich gibt es ein Ritterturnier<br />
nur für uns Kinder! Ich hoffe ihr habt alle<br />
fleißig trainiert… Ich erwarte euch jedenfalls<br />
vor der Stadtmauer zum großen Duell! Aber<br />
keine Sorge, nach dem Wettkampf sind wir<br />
alle wieder Freunde und entdecken gemeinsam<br />
die Aktionen<br />
und Erlebnisse, die<br />
im Stadtkern warten. Ich<br />
freu mich schon!<br />
Foto: Archiv (SDMG)<br />
Handwerk<br />
Seite 4<br />
Die Handwerkergasse an<br />
der Stadtmauer ist eine<br />
Besonderheit des <strong>Markt</strong>es.<br />
Hier können die Besucher<br />
hautnah erleben, wie zu<br />
früheren Zeiten Waren<br />
hergestellt worden sind.<br />
Krämer und Kauffahrer<br />
Seite 6<br />
Fahrende Händler sind in<br />
die Stadt gekommen. An<br />
ihren Ständen findet sich<br />
alles, was der Käufer und<br />
das Herz begehrt.<br />
Lageplan<br />
Seite 8<br />
Niemand soll auf dem<br />
<strong>Markt</strong> etwas verpassen –<br />
die Karte gibt daher einen<br />
Überblick über Stände,<br />
Bühnen und Stallungen.<br />
Gaudium<br />
Seite 10<br />
Auf Kinder jeden Alters<br />
und jeglichen Formates<br />
warten vielerlei Spiele<br />
und Attraktionen. Wer<br />
nicht wagt . . .<br />
Musica & Gaukeley<br />
Seite 12<br />
Narren und Musiker,<br />
Schauspieler und Magier . . .<br />
Sie alle wandeln durch die<br />
Gassen der Storchenstadt<br />
und lieben es, die Gäste<br />
zu unterhalten. Lernt sie<br />
doch kennen!<br />
Speis und Trank<br />
Seite 14<br />
So ein <strong>Markt</strong>tag macht<br />
hungrig und durstig. Wie<br />
gut, dass die fleißigen<br />
Köche, Bäcker und<br />
Schankmaiden schon bereit<br />
stehen. Egal ob süß<br />
oder deftig – es bleibt<br />
kein Magen ungefüllt<br />
und keine Kehle trocken.
Seite 4<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
L ZÜNFTE<br />
Handwerk und Handel<br />
existiert in Großbottwar<br />
gleichberechtigt nebeneinander.<br />
Das ist aber in der<br />
Historie nicht immer der<br />
Fall gewesen. Im Mittelalter<br />
rangierten nämlich<br />
Händler über den Handwerkern.<br />
Das liegt daran, dass mit<br />
dem An- und Verkauf oft<br />
höhere Gewinne erzielt<br />
werden konnten, als mit<br />
der Produktion und Reparatur<br />
von Produkten – und<br />
das obwohl sie einen hohen<br />
Beitrag für die Versorgung<br />
der Gesellschaft hatten.<br />
Als Folge daraus hatten<br />
Handwerker kaum<br />
eine Möglichkeit, sich am<br />
politischen Geschehen<br />
einer Stadt zu beteiligen.<br />
Bewerber für das Amt des<br />
Ratsherren mussten nämlich<br />
auch „Vornehmheit“<br />
vorweisen, was oft gleichbedeutend<br />
war mit einer<br />
adeligen Abstammung.<br />
Das einzige „Schlupfloch“<br />
war die Organisation in<br />
Zünften, die wiederum<br />
das gesamte Handwerk<br />
unter sich hatten. Diese<br />
wurden manchmal in die<br />
Verwaltung einbezogen<br />
und einzelne Handwerksmeister<br />
konnten so aufsteigen.<br />
Handwerker zeigten ihre<br />
Zugehörigkeit zu einer<br />
Zunft in Form eines Zunftzeichens<br />
– dabei hat es<br />
sich meistens um Piktogramme<br />
gehandelt. Der<br />
Grund dafür war, dass große<br />
Teile der Bevölkerung<br />
des Lesens nicht mächtig<br />
gewesen sind. Daher waren<br />
Symbole notwendig,<br />
die direkt einem Beruf zugeordnet<br />
werden konnten.<br />
Beispiele dafür sind<br />
die Brezel des Bäckerhandwerks<br />
oder der Hammer,<br />
den die Schmiede als<br />
Symbol verwendeten. Die<br />
Zunftzeichen waren zugleich<br />
auch ein verbindendes<br />
Element unter den<br />
Handwerkern, die Angehörige<br />
einer Zunft sofort<br />
erkennbar machten.<br />
Die Buchbinderey ist ein Muss für jeden Bücherfreund. Hier werden kunstvolle Einbände gezeigt.<br />
Unikate entstehen in Handarbeit<br />
D<br />
as Handwerk zu früheren Zeiten war. Auf der anderen Seite sind aber auf diese<br />
Weise auch individuelle Stücke entstander<br />
und viele mehr lassen sich bei ihrer<br />
Drechsler, Kerzenzieher, Glasbläser, Buchbin-<br />
unterscheidet sich stark von heutigen<br />
Produkten. Denn wo heute Maschinen dabei<br />
helfen, große Stückzahlen zu produzieren,<br />
ist damals alles noch mühsam per Hand angefertigt<br />
worden. Dadurch dauerte es natürlich<br />
den. In der Handwerkergasse auf dem Historischen<br />
<strong>Markt</strong> wird das Kunsthandwerk wieder<br />
lebendig. Und das ist mit allen Sinnen erlebbar:<br />
Da hämmert der Schmied und es<br />
Arbeit über die Schulter blicken und informieren<br />
gerne über ihre Tätigkeit. Natürlich<br />
gibt es die Unikate, die vor Ort entstehen,<br />
auch zu erwerben. Tauchen Sie tief in ver-<br />
länger, bis ein Gegenstand vollendet duftet nach frischem Holz.<br />
gangene Zeiten ein! jam<br />
Individuelle Einzelstücke. Glas und Feuer sind ein Duo.<br />
Schmieden kann auch Feinarbeit bedeuten.<br />
Kinder können sogar ihre eigene Kerze herstellen.<br />
Handwerkliche Sorgfalt zahlt sich aus<br />
Harald Klingel stellt Bögen und Pfeile her und bringt das auch anderen Interessierten bei<br />
K<br />
onzentriert legt der Schütze einen Pfeil Seine Produktpalette umfasst neben Bögen Dabei legt er Wert auf „einheimische Hölzer<br />
auf die Bogensehne. Er hat das Ziel fest auch die Anfertigung von Holzpfeilen, die in bester Qualität“, wie er schreibt. Das kann<br />
im Blick, lässt los...und der Pfeil trifft mitten<br />
ins Schwarze. Was in Filmen manchmal so<br />
einfach aussieht, erfordert Können und vor<br />
allem einen guten Bogen. Den kann man bei<br />
Harald Klingel bekommen. Er stellt seit über<br />
12 Jahren Langbögen her – und gibt sein<br />
Wissen in Bogenbaukurse an andere weiter.<br />
Aber auch beim Historischen <strong>Markt</strong> ist er<br />
„auf Sie und ihren Bogen perfekt angepasst<br />
sind und auf Wunsch angefertigt werden“.<br />
Individualität anstatt Massenware lautet hier<br />
das Credo. Außerdem baut der Experte für<br />
Langbögen auch mittelalterliche Kriegs- und<br />
Jagdpfeile nach. Auch mit Bogensehnen aus<br />
Leinen oder Hanf, sowie Zubehör rund ums<br />
Bogenschießen kennt sich Harald Klingel<br />
Eibe, Elsbeere, Esche, Hartriegel oder Robinie<br />
sein. Auch die Ulme und der Wacholder sind<br />
beliebt für den Bogenbau. Das Holz wird<br />
dann entsprechend seiner Wuchsform und<br />
Eigenschaften verarbeitet. Dabei kommen<br />
traditionelle Werkzeuge zum Einsatz. Auf<br />
diese Weise entsteht ein Bogen in hoher<br />
Qualität. Die kann man am Schießstand an<br />
nun mit seinen Werken zu Gast.<br />
bestens aus.<br />
seinem Stand auch direkt testen. jam
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar Seite 5<br />
Korbflechten ist eine alte Handwerkskunst.<br />
Die Besucher dürfen auch selbst zum Werkzeug greifen.<br />
Stumpfe Messer werden wieder scharf<br />
Scherenschleifer Sebastian Ramm ist mit seinem Schleifstein vor Ort<br />
S<br />
chon als Kind hat Sebastian Ramm vor Ein wenig wurde ihm gezeigt, viel hat er<br />
allem eines genervt – stumpfe Messer. auch durch das Ausprobieren herausgefunden.<br />
Ganz besonders wenn er, wie so oft, im Wald<br />
unterwegs war. „Ich wollte ja anständig<br />
schneiden und schnitzen können und mich<br />
nicht verletzen“, erklärt er.<br />
Mit den Jahren begann er sich dann mehr<br />
und mehr für das Mittelalter zu interessieren.<br />
„In dieser Zeit habe ich mich schon immer<br />
wohlgefühlt.“ Daher war er oft als Gast<br />
auf verschiedenen Märkten unterwegs. Dort<br />
ist ihm dann die wortwörtliche „<strong>Markt</strong>lücke“<br />
aufgefallen. So gut wie nie gab es Scherenschleifer<br />
vor Ort. Der nächste Schritt war es,<br />
sich entsprechende Kontakte zu suchen, um<br />
einen eigenen Stand aufzubauen.<br />
Hier spielte das Schicksal Sebastian Ramm<br />
quasi direkt in die Hände, denn sein Bruder<br />
„hat in der Scheune der Schwiegereltern<br />
Dabei weiß er jedoch genau, wo seine<br />
Grenzen liegen. An Klingen von Kunden<br />
führt er beispielsweise keine Experimente<br />
durch. „Wenn ich mir etwas nicht zutraue,<br />
dann verweise ich denjenigen an einen Kollegen<br />
weiter.“ Filigran gearbeitete Klingen,<br />
wie etwa bei Rasiermessern, schärft er ebenfalls<br />
nicht selbst. Was man hingegen jederzeit<br />
zu ihm bringen kann, sind Scheren, Messer,<br />
Sägeketten und Äxte. Ausgenommen<br />
sind Klingen aus Keramik, denn „dafür<br />
braucht man spezielle Werkzeuge“.<br />
Am 29. und 30. September ist Sebastian<br />
Ramm zu Gast beim Historischen <strong>Markt</strong> in<br />
Großbottwar. Wer etwas von ihm schärfen<br />
lassen möchte, kann die Messer einfach mitbringen<br />
und am Stand abgeben. „Je nach<br />
einen Handkurbelschleifstein gefunden“. Auftragslage kann man die Messer sogar direkt<br />
Das ist nun gut acht Jahre her, und seitdem<br />
ist er als Scherenschleifer Ramm’ses auf Mittelaltermärkten<br />
unterwegs. Seit drei Jahren<br />
ist außerdem sein Sohn mit an Bord. Das<br />
Handwerk hat Sebastian Ramm sich weitestgehend<br />
selbst beigebracht. Aber die ersten<br />
Schritte lernte er von seinen Großeltern, die<br />
eine eigene Tischlerei hatten und ihm „Zugang<br />
wieder geschärft mitnehmen“. Oder<br />
man sieht sich weiter auf dem <strong>Markt</strong> um,<br />
während Sebastian Ramm seiner Arbeit<br />
nachgeht.<br />
Hier kommt der Handwerker gänzlich ohne<br />
Strom aus. „Mit den alten Techniken komme<br />
ich auch viel besser klar“, erklärt der Scherenschleifer.<br />
Der Handkurbelstein ist aber<br />
Der Schleifstein dreht sich unermüdlich.<br />
nem Leiterwagen durch die Lande zieht.<br />
Acht Stunden wird er unterwegs sein, um<br />
nach Großbottwar zu kommen. Auf den Historischen<br />
<strong>Markt</strong> ist er über den Kontakt zu<br />
einem Pfeifenschnitzer gekommen: „Von<br />
zu Steinen und Messern“ ermöglichten. natürlich immer mit dabei, wenn er mit sei-<br />
ihm wurde ich eingeladen.“<br />
jam<br />
LSPANNUNG PUR<br />
Die Handwerkergasse ist<br />
großartig. Hier kann man<br />
so viel Neues entdecken<br />
und ab und zu dürfen wir<br />
sogar selbst ausprobieren.<br />
Die Handwerker sind alle<br />
total nett – aber ihr solltet<br />
ihnen immer gut zuhören,<br />
wenn euch etwas erklärt<br />
wird. Ich finde Verbote<br />
auch total blöd, aber hier<br />
ist es wirklich besser,<br />
denn es geht auch um die<br />
Sicherheit:<br />
Die Druckwerkstatt<br />
(Nr. 59) zeigt euch, wie<br />
Farbe auf Papier kommt –<br />
mit einem eigenen Motiv!<br />
Beim Drechsler (Nr. 60)<br />
entstehen wundervolle<br />
Kunstwerke aus Holz. Was<br />
der Kerzenzieher (Nr. 63)<br />
so macht, erklärt ja schon<br />
der Name. Aber wusstet<br />
ihr, wie der Korbflechter<br />
(Nr. 64) oder ein Bürstenbinder<br />
(Nr. 69) arbeitet?<br />
Das müsst ihr euch einfach<br />
angucken. Superspannend<br />
ist auch der<br />
Glasbläser (Nr. 71).<br />
Außerdem gibt es noch<br />
die Seifenmanufaktur<br />
(Nr. 65), wo es immer<br />
himmlisch gut duftet. Der<br />
Steinmetz (Nr. 77) ist<br />
auch dabei und zeigt euch<br />
den richtigen Umgang mit<br />
einem Meißel. Habe ich<br />
was vergessen? Na klar,<br />
ich bin ein Bücherwurm<br />
und bei der Buchbinderey<br />
(Nr. 73) ist zu beobachten,<br />
wie früher so ein Buch<br />
ausgesehen hat und wie<br />
es entstanden ist.<br />
Am besten ihr schlendert<br />
einfach mal mit offenen<br />
Augen durch die Gasse!<br />
Bürsten für alle Zwecke.<br />
Ein wahres Dufterlebnis.<br />
Der Drechsler fertigt aus Holz raffinierte Kunstwerke.<br />
Was ist ein Bogen ohne Pfeil?
Seite 6<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
L GEWANDUNG<br />
Der <strong>Markt</strong>besuch macht<br />
in passender Gewandung<br />
gleich noch einmal so viel<br />
Freude. Doch was wurde<br />
im Mittelalter getragen?<br />
Unabhängig von Stellung<br />
und Status des Trägers<br />
waren Wolle und Leinen<br />
die beiden Materialien,<br />
aus denen am häufigsten<br />
Kleidung gemacht wurde.<br />
Lediglich der Klerus und<br />
Adel verfügten auch über<br />
kostbarere Stoffe, die aus<br />
dem Orient importiert<br />
worden sind.<br />
Was darf es sein?<br />
D<br />
er <strong>Markt</strong>platz ist zu früheren<br />
Zeiten der Mittel-<br />
feine Weine? Die Händler haben<br />
Honig, Gutes vom Bauerhof oder<br />
punkt einer Stadt gewesen und sicherlich das Richtige mit im<br />
wurde von Händlern aus allen Gepäck. Feinste Gewandung<br />
Himmelsrichtungen beliefert. wartet ebenfalls auf Käufer – angefangen<br />
Häufig fanden die Bürger nur<br />
dort bestimmte Waren, was den<br />
Besuch zu einem gesellschaftlichen<br />
wie notwendigen Ereignis<br />
gemacht hat. Und auch heute erfüllt<br />
der Historische <strong>Markt</strong> einen<br />
beim Schuhwerk über<br />
edle Stoffe und Lederwaren bis<br />
hin zur Naturkosmetik und dem<br />
Haarschmuck. Laternen aus Weiden,<br />
Klangschalen, Instrumente<br />
und kleine Kostbarkeiten runden<br />
jeden Wunsch. Gewürze, Tees, das große Angebot ab. jam<br />
Die Händler bieten Waren für die gesamte Familie.<br />
Wolle wurde in der Regel<br />
von Schafen gewonnen,<br />
für minderwertige Sorten<br />
oder Filz schor man aber<br />
auch Ziegen oder Rinder.<br />
Das geschah entweder<br />
durch die Schäfer selbst<br />
oder durch Scherer. Vor<br />
dem Spinnen musste die<br />
Wolle sortiert und grob<br />
gesäubert werden. Dann<br />
wurde sie gespült und<br />
nach dem Trocknen mit<br />
dem Wollbogen geklopft.<br />
Die Rohwolle konnte im<br />
Anschluss gesponnen und<br />
zu Stoff gewebt werden.<br />
Leinen dagegen wurde<br />
aus Flachs gewonnen – also<br />
einer Pflanze. Diese ist<br />
schon in der Antike für die<br />
Textilgewinnung genutzt<br />
worden. Nach der Ernte<br />
wurden die Stängel von<br />
Samenkapseln getrennt.<br />
Die Bastfasern löste man<br />
schließlich durch Brechen<br />
und Schwingen. Weniger<br />
als 10 Prozent der Ernte<br />
blieb als spinnbare Faser<br />
zurück. Nach dem Weben<br />
wurde das Leinen noch<br />
durch Aschenlauge oder<br />
das Sonnenlicht gebleicht.<br />
Material für ein neues Kleid? Der Wein scheint auf jeden Fall zu schmecken.<br />
Trinkhörner sind im Angebot.<br />
Schwäbische Weisheit für den Haushalt<br />
Carola und Christian Engelhard betreiben eine Druckwerkstatt<br />
E<br />
in Drucker gehört für viele Menschen so <strong>Markt</strong> ist nun die Kombi aus beidem „und dem Schwäbischen“. So gibt es etwa Geschirrtücher<br />
oder Topflappen mit schmissi-<br />
fest zum Haushalt wie der Computer ein bisschen zweigeteilt“, so Carola Engelhard.<br />
auch. Doch schon viele Jahrhunderte zuvor,<br />
ist Farbe auf Papier und Textilien gebracht<br />
worden. Wie das funktioniert zeigen Carola<br />
und Christian Engelhard mit ihrer Druckwerkstatt<br />
in der Handwerkergasse. „Unsere<br />
beiden Interessen haben da einfach ihren<br />
Schnittpunkt gefunden“, erzählt die Marbacherin,<br />
die schon immer gerne genäht hat.<br />
Ihr Mann dagegen hat sich mit seinen Schülern<br />
gerne mit Druck beschäftigt – der gemeinsame<br />
Ihr Mann führt die Rollenpresse vor, an<br />
der Kinder sich auch selbst im Druck ausprobieren<br />
dürfen. Gemeinsam wird erst ein Motiv<br />
überlegt, das im Anschluss auf Papier gebracht<br />
wird: „Das muss dann noch kurz<br />
trocknen und kann danach als Andenken mit<br />
nach Hause genommen werden.“<br />
Der Part von Carola Engelhard spielt sich am<br />
Verkaufsstand daneben ab. Hier bietet sie<br />
Textilien an, die sie selbst genäht hat. Diese<br />
gen Weisheiten. Ein Beispiel? Ein Kissen fordert:<br />
„No ned hudla“. Beim Historischen<br />
<strong>Markt</strong> sind Carola und Christian Engelhard<br />
zum ersten Mal dabei, bekannt sind sie aber<br />
sicher manchem vom 18.-Jahrhundert-Fest<br />
in Marbach oder dem ein oder anderen<br />
Kunsthandwerkermark. Das Historische hat<br />
für das Paar einen ganz besonderen Flair,<br />
weshalb sie sich schon auf den <strong>Markt</strong> und<br />
die Besucher freuen: „Wir erleben das wie<br />
Stand auf dem Historischen werden mit Sprüchen bedruckt, „alle aus eine große Gemeinschaft.“<br />
jam<br />
Zusammen mit dem<br />
Flachs wurde oftmals Hanf<br />
angebaut und verarbeitet.<br />
Das ging deutlich leichter<br />
von der Hand, allerdings<br />
ist Hanfgewebe sehr grob<br />
gewesen. Daher wurde es<br />
vor allem für Säcke oder<br />
Segeltuch genutzt.<br />
Blumen werden zu individuellen Haarkränzen.<br />
Eigene Motive und Sprüche gibt es bei der Druckwerkstatt.
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar Seite 7<br />
Weihrauch, Harz und Kräuterzauber<br />
Michael „Mischa“ Majdcisnky reist mit seiner Räucherkarawane in die Storchenstadt<br />
D<br />
er Historische <strong>Markt</strong> lockt Händler aus gemacht, diese dem geneigten <strong>Markt</strong>besucher<br />
näherzubringen. „Das Interesse an Räu-<br />
entlegensten Orte geführt, wie etwa in den<br />
Seine Reisen haben Majdcinsky schon an die<br />
aller Welt nach Großbottwar. Aus weiter<br />
Ferne hat sich auch Al Mischas Räucherkarawane<br />
auf dem Weg gemacht, um die Besucher<br />
mit raffinierten Düften und orientalischen<br />
cherwerk ist bei mir eigentlich schon immer<br />
da gewesen“, erinnert er sich zurück. Gemeinsam<br />
mit seiner damaligen Lebensgefährtin,<br />
Oman oder die Arabischen Emirate. Von dort<br />
bezieht er den Großteil seiner Waren, die er<br />
oft selbst abholt. Denn, „bei allem, was ich<br />
Ritualen zu verzaubern. Kräuter, Weihcherwerk<br />
rauch oder Harze – die Welt des Räucherwerks<br />
ist vielfältig. Und Michael „Mischa“<br />
Majdcinsky hat es sich seit 1999 zur Aufgabe<br />
die dem Töpferhandwerk verfallen<br />
war, baute er die Karawane auf, die<br />
fortan verschiedenste<br />
Märkte aufsuchte.<br />
verkaufe, möchte ich wissen, woher es<br />
kommt“. Über die Jahre hat er<br />
sich ein großes Netz an Kontakten<br />
gesponnen und sein<br />
Wissen stetig erweitert. Für<br />
ihn eine Selbstverständlichkeit,<br />
denn es geht um mehr<br />
als nur den Verkauf.<br />
„Al Mischa“ will seinen<br />
Kunden auch eine umfassende<br />
und fundierte Beratung<br />
bieten können, egal<br />
ob es um Räuchergefäße<br />
oder die richtige Wahl<br />
der Kohlen geht. Seine<br />
Duftmischungen mischt er darüber hinaus<br />
auch selbst an und weiß daher genau<br />
über jeden einzelnen Inhaltsstoff Bescheid.<br />
„Wer Interesse hat, kann auch gerne erst einmal<br />
‚schnuppern‘“, betont Al Mischa. Wie<br />
der Besucher seinen Stand findet? Nun ja,<br />
„Al Mischa“ stellt auch selbst Räuchermischungen her.<br />
einfach immer der Nase nach.<br />
jam<br />
L SCHÖNES FÜR UNS!<br />
Die Händler haben viele<br />
spannende Kostbarkeiten<br />
dabei. Und zwar nicht nur<br />
für die Großen, sondern<br />
auch für uns Kinder!<br />
Eure Verwandlung zum<br />
Ritter wird perfekt, wenn<br />
ihr beim Kinderrüstzeug<br />
(Nr. 30) vorbeischaut.<br />
Außerdem könnt ihr auch<br />
in die Welt der Gewürze<br />
abtauchen (Nr. 1 und 47).<br />
Darüber hinaus gibt es etwas<br />
ganz Neues, das ich<br />
besonders toll finde. Einen<br />
eigenen Stand nur mit<br />
Kinderinstrumenten<br />
(Nr. 44) – perfekt wenn ihr<br />
etwa mit den Gauklern<br />
weiterziehen wollt.<br />
<br />
<br />
Getränkemarkt<br />
rsrain<br />
Benzenmühlstraße 26 • 71723 Großbottwar<br />
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Seite 8<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
Seite 9<br />
Hericon / Gewürze<br />
Dreamland Gewandung<br />
Klosterschänke<br />
Eierknacker<br />
Rüstzeug+Zubehör<br />
Schmied<br />
Pfannenrösterey<br />
Schellenklang<br />
Bebos Lederkraemerey<br />
Blumenbinderey<br />
Drachenküche<br />
Hoeckerey<br />
Weinschänke<br />
Hun-Mana<br />
Apfelsaft<br />
Schuhe, Schmuck, Beiwerk<br />
Entenkeule + Brot<br />
Crêperey<br />
Henker<br />
Keramik<br />
Gewandung & Haarkränze<br />
Seidentücher<br />
Puppenspieler<br />
Riesenrad<br />
Imkerey<br />
Armbrustschießen<br />
Rosenküchle<br />
Whiskey<br />
Ritterschaft<br />
Kinderrüstzeug<br />
Kinder Ritter Tunier<br />
Bimbo´s Albstadl<br />
Haselfrau<br />
Baumstriezel<br />
Der Waldschrat<br />
Klangschalen<br />
Waffen<br />
Lederey<br />
Wein- und Elexierhandel<br />
Käsespätzle<br />
Bogenstand<br />
Süsswaren<br />
Räucherwerk & Zubehör<br />
Welt- & Kinderinstrumente<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
41<br />
42<br />
43<br />
44<br />
Bachstraße<br />
Martinskirche<br />
Von der Armbrust bis zum Zauberer – Der Lageplan<br />
Bachstraße<br />
Türlinsgasse<br />
DRK<br />
Oberstenfelder Straße<br />
Kirchstr.<br />
Haaggasse<br />
Feuergasse<br />
64<br />
63<br />
67<br />
66<br />
65<br />
61<br />
57<br />
Entengasse<br />
Im Zwinger<br />
62<br />
56<br />
60<br />
59<br />
58<br />
68<br />
Entengasse<br />
55<br />
69 70 71 72 73<br />
74<br />
45<br />
46<br />
54<br />
Bühne<br />
51<br />
Ringstraße<br />
44<br />
53<br />
75<br />
52<br />
47 48 49<br />
76 84<br />
85<br />
86<br />
77<br />
78 82<br />
50<br />
41<br />
Schlosserstraße<br />
40<br />
39<br />
4<br />
<strong>Markt</strong>platz<br />
79<br />
80 81<br />
43<br />
42<br />
1<br />
2<br />
5 6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
83<br />
10 11<br />
12<br />
37<br />
15<br />
13<br />
14<br />
16<br />
38<br />
17<br />
35<br />
36<br />
21<br />
23<br />
Hauptstraße<br />
3<br />
18<br />
34<br />
20<br />
Brunnengasse<br />
19<br />
22<br />
24<br />
25<br />
26<br />
WC<br />
33<br />
32<br />
Haaggasse<br />
Vogtgasse<br />
Mühlgasse<br />
27 28 29<br />
30<br />
Besonders für Kinder geeignet<br />
Ein- und Ausgangsbereiche<br />
Lange Gasse<br />
31<br />
Schulgasse<br />
Werfelgasse<br />
Zehntgasse<br />
45 Hanfbaeckerey<br />
46 Holzlaternenbau<br />
47 Tee & Gewürze<br />
48 Imkerey<br />
49 Taverne<br />
50 Fisch<br />
51 Russische Spezialitäten<br />
52 Kinderzauberzelt<br />
53 Gravur<br />
54 Filzhandel<br />
55 Naturkosmetik<br />
56 Hungarikum<br />
57 Gewandung<br />
Handwerkergasse:<br />
Pfarrstraße<br />
58 Kartoffelstube<br />
59 Druck Werkstatt<br />
60 Drechsler<br />
61 Honigbär<br />
62 Ormen Lange Bogenbau<br />
63 Kerzenzieher<br />
64 Korbflechter<br />
65 Seifenmanufaktur<br />
66 Churros<br />
67 Scherenschleifer<br />
68 Teehaus<br />
69 Bürstenbinder<br />
70 Leder & Felle<br />
71 Glasbläserey<br />
72 Bernstein<br />
73 Buchbinderey<br />
74 Der Gehörnte<br />
75 Bader<br />
76 Messerwerfer<br />
77 Steinmetz<br />
78 Pizzabaeckerey<br />
79 Eis<br />
80 Pizzabaeckerey<br />
81 Taverne<br />
82 Beckerey<br />
<strong>Markt</strong>halle im Rathaus:<br />
83 Xylophonie<br />
84 Blumenkränze & Körpermalerey<br />
85 Gutes vom Bauernhof<br />
86 Laternen aus Weide<br />
B
Seite 10<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
L KNOCHENSPIEL<br />
Ich verrate euch heute<br />
eines meiner liebsten<br />
Spiele. Eigentlich wird es<br />
mit Knochen gespielt,<br />
aber ich verstehe, wenn<br />
ihr das etwas eklig findet.<br />
Mit Stöckchen geht es<br />
aber genauso gut:<br />
Also, ihr braucht mehrere<br />
Zweige, die ihr dann auf<br />
dem Boden ausbreitet.<br />
Entweder ganz wild<br />
durcheinander oder ihr<br />
überlegt euch eine Form.<br />
Dann nimmt ein Spieler<br />
einen weiteren Ast und<br />
wirft ihn ganz ganz hoch.<br />
Während der Stock<br />
„fliegt“ muss der Werfer<br />
so viele Stöcke vom Boden<br />
sammeln wie es geht.<br />
Edle Ritter streiten hoch zu Ross<br />
Erstmalig findet beim Historischen <strong>Markt</strong> ein Turnier nur für Kinder statt<br />
W<br />
er an Ritter in schimmernden Rüstungen<br />
denkt, dem kommt mit Si-<br />
– aber ohne Punkte oder eine Rangliste: „Das<br />
Ringestechen oder am „Schwarzen Roland“<br />
cherheit auch sofort das Turniergeschehen<br />
in den Sinn. Tapfere Kämpfer messen sich zu<br />
Pferde in verschiedenen Disziplinen, um die<br />
Gunst ihres Königs oder einer schönen Prinzessin<br />
zu erlangen. Doch warum sollte das<br />
eigentlich immer nur den Erwachsenen vorbehalten<br />
bleiben? In Großbottwar findet daher<br />
erstmalig in der Geschichte des Historischen<br />
<strong>Markt</strong>s ein Ritterturnier nur für Kinder<br />
statt.<br />
Möglich macht das Rainer Ehnes. Der „Herold<br />
des Königs“ gastiert nämlich mit seinem<br />
Mitmachtheater. Und das bietet wirklich alles,<br />
was ein richtiger Turnierplatz auch zu<br />
bieten hätte. Vor der Stadtmauer erwacht<br />
das Mittelalter zum Leben – und die jungen<br />
Besucher sind mittendrin statt nur dabei.<br />
Denn was wäre ein Turnier ohne Ritter, Königspaar<br />
und Leibwache?<br />
Die stammen bei den Vorstellungen aus dem<br />
Publikum. Und eines steht fest, betont Rainer<br />
Ehnes: „Das ist jedes Mal ein Spaß für die<br />
Zuschauer wie für die Akteure.“ Letztere versuchen<br />
Turnier soll eine fröhliche Sache für alle sein,<br />
weshalb wir am Ende auch nur Sieger haben.“<br />
Und das klappe auch eigentlich immer<br />
sehr gut, dank des einen oder anderen Kniffs.<br />
Denn hauptsächlich geht es bei dem Turnier<br />
darum, die Kinder ins Mittelalter eintauchen<br />
zu lassen und deren Vorstellung von einem<br />
Leben als Ritter zur Realität werden zu lassen.<br />
Rainer Ehnes scheut dabei keine Mühen<br />
und achtet auf jedes Detail: „Ich habe Gewandung<br />
dabei, Trommeln, Lanzen, Schwerter,<br />
Mützen und und und…“ Die Teilnahme<br />
ist natürlich kostenlos. Und selbst die Pferde<br />
– treuer Begleiter eines jeden Streiters –<br />
bringt er mit, ganz besondere Tiere wie er<br />
mit einem Augenzwinkern verrät: „Ich bin<br />
Tierschützer, deshalb müssen die Ritter ihr<br />
Ross tragen.“<br />
Übrigens: Wer es nicht als Akteur ins Turnier<br />
geschafft hat, muss deshalb nicht enttäuscht<br />
sein. Nach jeder Vorstellung dürfen Kinder<br />
die Helme ausprobieren und sich an der Lanze<br />
versuchen: „Das ist nämlich viel schwieri-<br />
Neben Rittern ist für ein echtes Turnier<br />
sich nämlich zu Pferde stilecht beim ger, als vielleicht gedacht.“ jam auch der Hofstaat<br />
unerlässlich.
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar Seite 11<br />
Zielwasser wird dringend empfohlen<br />
Verschiedene Spielstationen stellen die Geschicklichkeit auf die Probe<br />
V<br />
on dem Schriftsteller Friedrich Schiller<br />
stammt ein berühmtes Zitat: „Der<br />
Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er<br />
spielt.“ Und nirgends ist das zutreffender als<br />
auf dem Historischen <strong>Markt</strong>. Auch <strong>2018</strong> gibt<br />
es wieder verschiedene Stationen, an denen<br />
die Besucher ihre Geschicklichkeit auf die<br />
Probe stellen können. Und das mitunter auf<br />
ganz eigene Art und Weise:<br />
Eine der Spielstationen trägt den klangvollen<br />
Namen „Eierknacker“ und damit ist auch<br />
eigentlich schon gesagt, worum es hier geht.<br />
Dennoch eine kurze Erklärung: Bei diesem<br />
„dekadenten Spiel der Obrigkeit“ ruht ein Ei<br />
in einiger Ferne auf einem Baumstumpf.<br />
Doch dort soll es nicht lange liegen bleiben,<br />
denn Ziel ist es, eine Eisenkugel so genau zu<br />
werfen, dass das Ei zerdeppert. Grund für Die Armbrust ist für Alt und Jung gleichermaßen spannend.<br />
Empörung gibt es dabei übrigens keinen.<br />
„Alle verwendeten Eier kommen aus Beständen<br />
mit abgelaufenem Verfallsdatum und<br />
sind auch nicht mehr zum Verzehr geeignet“,<br />
erklärt Betreiber Bernhard Karl Jung. An<br />
diesem Spiel soll selbst Sonnenkönig Ludwig<br />
XVI. seine Freude gehabt haben.<br />
Ob Zielwasser in den Adern der Besucher<br />
fließt, zeigt sich spätestens am Wurfstand.<br />
Denn wer als Ritter etwas auf sich halten<br />
will, sollte durchaus mit verschiedenen Waffen<br />
umgehen können. Was nützt der furchterregendste<br />
Krieger, wenn er nicht mal ins<br />
Schwarze treffen kann? Das geht natürlich<br />
ganz edel beim Bogenschießen – da fühlt<br />
sich sicherlich so mancher wie Robin Hood,<br />
auch wenn es heute nicht mehr um die Jagd<br />
geht. Zugleich ist der Bogen früher ein Statussymbol<br />
gewesen: Nur freie Männer durften<br />
einen solchen besitzen. Und den Spott<br />
der Rittersleute sparte man sich auch, anders<br />
als beim Armbrustschießen. Die Waffe<br />
wurde eigentlich entwickelt, um starke Panzerungen<br />
zu durchschlagen und prompt galt<br />
war sie als „Waffe der Feiglinge“ verpönt –<br />
manch einer mag munkeln, dass das an der<br />
Angst der tapferen Ritter lag… Wer dagegen<br />
keinerlei Wert auf Status und altehrwürdige<br />
Tradition legt, übt sich einfach im Messerwerfen.<br />
war spaßig, hat aber einen sehr düsteren Ursprung:<br />
„Die Burschen aller Zeiten trugen<br />
stets ein Ess-Messer bei sich, da Gabeln weitgehend<br />
unbekannt waren. Beutelschneider<br />
und Streuner fanden aber auch gerne andere<br />
Verwendungszwecke…“<br />
Wer statt Geschicklichkeit lieber auf Glück<br />
setzt, der kann seinem Schicksal auf die<br />
Sprünge helfen. Wie das geht? Das kleinste<br />
Riesenrad der Welt macht es möglich, denn<br />
um dieses rankt sich eine alte Legende: „Und<br />
wenn sich des Nachts das Rad im Mondschein<br />
dreht und sich ein verliebtes Paar am<br />
höchsten Punkt küsst, so sollen alle seine<br />
tiefsten Wünsche in Erfüllung gehen.“ Was<br />
soll da dann noch schief gehen? Und im<br />
Zweifel hat es eine große Portion Romantik<br />
für fast alle Beteiligten gegeben. Denn wer<br />
auf traute Zweisamkeit hofft, dürfte enttäuscht<br />
werden. Denn bei jeder Runde des<br />
Riesenrads sind auch zwei kräftige Herren<br />
mit dabei, die das Rad mit Hilfe von Handgriffen<br />
in Schwung bringen – eine Fußkurbel<br />
sorgt für Dauerbetrieb. Darüber hinaus ist es<br />
im Vorfeld nötig, das Gewicht der Passagiere<br />
mit Hilfe von Sandsäcken auszugleichen.<br />
Doch die Mühe ist es wert, verspricht Jung:<br />
„Auf dem Riesenrad fühlt sich jeder wie ein Das Riesenrad ermöglicht einen neuen<br />
Das gestaltet sich zwar in Großbott-<br />
Adeliger.“<br />
jam Blick auf das <strong>Markt</strong>treiben.<br />
Beim „Eierknacker“ ist der Name Programm.<br />
Kreativität und eigene Spiele sind jederzeit gern gesehen.<br />
LEIN KINDERSPIEL?<br />
Spielen – das ist heute<br />
eine Tätigkeit, die vor allem<br />
mit Kindern in Verbindung<br />
gebracht wird.<br />
Das war im Mittelalter<br />
noch anders. Archäologische<br />
Funde deuten darauf<br />
hin, dass vor allem Erwachsene<br />
gerne ein<br />
Spielchen gewagt haben.<br />
So gehen viele Brettspiele<br />
auf frühere Zeiten zurück.<br />
Schach hat es beispielsweise<br />
damals schon gegeben,<br />
sogar in verschiedenen<br />
Varianten. Auch eine<br />
Art Backgammon war vielen<br />
Bürgern bereits bekannt.<br />
Aber auch Kartenspiele<br />
erfreuten sich großer Beliebtheit.<br />
Diese brachten<br />
die Menschen zusammen<br />
und wurden besonders<br />
gerne in Wirtshäusern<br />
und Adelskreisen gespielt,<br />
auch mit finanziellem Einsatz.<br />
Offen zugegeben<br />
hätte das aber wohl nicht<br />
jeder, denn das Kartenspiel<br />
galt vielerorts als<br />
verpönt und wurde dem<br />
Teufel zugeschrieben.<br />
Beliebt gewesen sind auch<br />
Würfelspiele, die mit<br />
einer großen Vielfältigkeit<br />
glänzten. Natürlich gab es<br />
sechsseitige Exemplare,<br />
wie sie heute noch verwendet<br />
werden. Aber<br />
auch Würfel mit vier Seiten<br />
oder gar runde Würfel<br />
sind überliefert. Mit diesen<br />
würfelte man in der<br />
Regel um die Wette – mal<br />
um die höchste Punktzahl<br />
unter Vorgabe einer bestimmten<br />
Anzahl an Würfeln<br />
oder mit zuvor gewählten<br />
Zahlenreihen.<br />
Kinder dagegen hatten<br />
am Tisch bei Brett- und<br />
Kartenspielen nichts verloren.<br />
Sie besaßen ihre<br />
eigenen Spielzeuge, die<br />
aufgrund der Verhältnisse<br />
oftmals aus einfachsten<br />
Materialien bestanden wie<br />
Holzresten, Steinen oder<br />
Knochen. Aber auch Murmeln,<br />
Steckenpferde und<br />
Reifen waren beliebt.
Seite 12<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
L NEUE FREUNDE!<br />
Wir kennen uns ja nun<br />
schon eine Weile und ich<br />
glaube wir sind Freunde<br />
geworden. Aber wisst ihr<br />
was, liebe KInder? Man<br />
kann doch eigentlich nie<br />
genug Freunde haben,<br />
oder? Wie gut, dass auch<br />
viele Gaukler, Musiker und<br />
bunte Gestalten nach<br />
Großbottwar gekommen<br />
sind. Und wisst ihr wer<br />
auch wieder da ist?<br />
Echte Ritter!<br />
Das große Lager der<br />
Freien Ritterschaft Baden<br />
(Nr. 29) ist direkt neben<br />
dem Turnierplatz für uns<br />
Kinder gelegen. Ihr<br />
braucht keine Angst vor<br />
den Rittern haben – das<br />
sind alles super Leute und<br />
vielleicht haben sie ja<br />
auch einen Tipp, wenn ihr<br />
dann selbst zu Pferde um<br />
die Wette reitet? Echte<br />
Schwerter haben die auch<br />
dabei!<br />
Unbedingt suchen müsst<br />
ihr außerdem auch den<br />
Marionettenspieler. Mein<br />
Freund Andi Kingel ist<br />
ständig unterwegs und<br />
sorgt in den Gassen für<br />
Unterhaltung mit seinen<br />
Puppen – die können<br />
auch Tanzen! Ich habe<br />
schon oft mit Drache Gna<br />
Pirouetten gedreht. Wenn<br />
ihr mir nicht glaub, könnt<br />
ihr euch da ja selbst von<br />
überzeugen! Außerdem<br />
baut er die Marionetten<br />
selbst und an seinem<br />
Stand (Nr. 23) könnt ihr<br />
euch selbst auch mal am<br />
Webrahmen versuchen<br />
und lernen wie man eine<br />
Marionette benutzt.<br />
Waschechte Ritter tragen Schaukämpfe aus – und dabei kann es auch mal härter zur Sache gehen.<br />
Ein Diplomat und Kenner des Rechts<br />
Carolan der Verkünder übernimmt als Herold wichtige Aufgaben in der Gesellschaft<br />
U<br />
nantastbar auf dem Schlachtfeld und „Eigentlich sind die Aufgaben des<br />
enger Vertrauter des Herrschenden: Herolds eine ernste Angelegenheit“,<br />
Das Erkennungszeichen eines<br />
Herolde haben im Mittelalter einen Posten<br />
von allerhöchster Ehre und Verantwortung<br />
inne gehabt. Ein Mann des Hochadels und<br />
so Lieb. „Aber natürlich soll<br />
auch Spaß dabei sein.“ Und so<br />
wird wohl keine Diplomatie auf<br />
Herolds ist der weiße Stab.<br />
Kenner des Rechts – das verkörpert in sich dem Schlachtfeld notwendig<br />
auch Carolan der Verkünder. Er übernimmt<br />
in Großbottwar das ehrenvolle Amt.<br />
Karl-Heinz Lieb ist seit vielen Jahren in der<br />
Mittelalter-Szene unterwegs und „ich habe<br />
schon immer gerne viel erzählt“. Wichtig sei<br />
es ihm dabei gewesen, Erwachsenen und<br />
Kindern zu erklären, wie es einst zuging. Und<br />
dabei fiel ihm auch auf, dass der Herold auf<br />
einigen Märkten spontan von Gauklern oder<br />
Musikern verkörpert wird: „Das wäre aber<br />
aufgrund der Gesellschaftspyramide absolut<br />
undenkbar gewesen.“ Also schuf er mit dem<br />
Herold Carolan einen Adeligen, der fortan<br />
die Märkte landauf und landab besuchte, um<br />
sein, sondern eher die Vorstellung<br />
von Akteuren sowie Organisation<br />
von Auftritten und Paraden:<br />
„Und wenn ein Auto falsch<br />
parkt, rufe ich das auch aus.“ Ein<br />
„gutes Organ“ gehöre dazu – das<br />
gelte auch für Verschwiegenheit<br />
sowie Ehrlichkeit und heute auch<br />
mal Schlagfertigkeit. Carolan der<br />
Verkünder legt ein Augenmerk auf die<br />
Details, was seinen Auftritten noch mehr<br />
Authentizität verleiht: „Ich habe stets einen<br />
weißen Stab zur Auszeichnung dabei.“ Der<br />
verlieh dem Herold im Mittelalter auf dem<br />
des Königs Wort zu vertreten.<br />
Schlachtfelt „Unantastbarkeit“. jam<br />
Danza MAGica verzaubern. . .<br />
Der Henker ist in der Stadt!<br />
. . . und Gna findet Freunde.<br />
Der Gawan bringt „seyne Rosinante“ mit – ein spezielles Pferd.
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar Seite 13<br />
Mucker Pazza sind nach einer Pause wieder mit von der Partie.<br />
Ohrenfreut singt . . .<br />
. . . und Kunigunde tanzt.<br />
Akrobatik ist ein fester Bestandteil des Programms.<br />
Wo man singt, da lass dich ruhig nieder<br />
Musiker bringen Instrumente und Lieder aus allen Epochen mit<br />
E<br />
s gibt etwas, das Menschen über alle<br />
Jahrhunderte hinweg verbindet: Musik.<br />
Und was früher zum Tanzen angeregt hat,<br />
das funktioniert auch heute noch gut. Den<br />
Beweis wollen verschiedene Musikgruppen<br />
und Spielleute beim <strong>Markt</strong>treiben antreten.<br />
Ganz vorne mit dabei sind die „mittelalten<br />
Spielweiber“ von Mucker Pazza, die nach<br />
einer Pause wieder Großbottwar beehren<br />
und haben „Musik aus alten Tagen und aller<br />
Herren Länder“ mit dabei. Begleitet wird die<br />
von „feurigen Tanzeinlagen, orientalischem<br />
Tanz oder mit historischen Tänzen“.<br />
Die Haselfrau widmet sich uralter Magie.<br />
Die Spielweiber Brunhilla von Reichenstein,<br />
Anna Departhos, Alea das Tanzweib sowie<br />
Josefine die Schlagfertige sind sich auch laut<br />
eigener Aussage „nicht zu schade, sich selbst<br />
auf die Schippe zu nehmen“, wenn sie mit<br />
ihren Lieder aus dem Spielmannsleben, das<br />
mitunter sehr bewegt ist, erzählen.<br />
Der Sangeskunst haben sich Peter Siche und<br />
Das wollen auch Camino Duo, die dafür zu<br />
Instrumenten wie der Nyckelharpa oder<br />
dem Hümmelchen greifen. Was das ist? Das<br />
finden Sie am besten selbst heraus, denn<br />
beim Historischen <strong>Markt</strong> können Besucher<br />
noch richtig etwas lernen. Unter anderem<br />
auch, was eine Dulcimer ist. Die wird vom<br />
Duo Dulcimus gespielt, die unterschiedliche<br />
Michaela Rettkowski von Ohrenfreut auch Musikstile mixen und „mittelalterlichen<br />
verschrieben. So ziehen sie erneut durch die<br />
Gassen Großbottwars um den Zuhörern „lebensechte<br />
Gefühle“ zu vermitteln und „die<br />
Ohren zu erfreuen“.<br />
Country-Folk“ entstehen lassen. Dazu tanzt<br />
die Kuh „Kunigunde von Klopfenstein“ – und<br />
vielleicht leisten Sie ihr ja Gesellschaft? Nur<br />
keine Scheu und das Tanzbein schwingen!<br />
Die Fahnenschwinger sind Meister der Koordination.<br />
Sanfte Gärtnerin<br />
M<br />
agie ist so alt wie die Mit Hilfe verschiedener Karten<br />
Welt, und ihre Lehren und der uralten Fähigkeit des<br />
sind unveränderlich, da es die Wasserlesens unterstützt sie<br />
Naturgesetze sind“, heißt es. Das<br />
Wissen darum wird „Wissen der<br />
Haselfrauen“ genannt und eine<br />
solche wird beim <strong>Markt</strong> Gast<br />
sein: „Meine magische Arbeit<br />
entspringt der Liebe zur Natur.“<br />
Menschen bei der Suche nach<br />
Lösungen und Wegen, sowohl<br />
für das tägliche Miteinander wie<br />
für die Zukunft. Dies passiert in<br />
der festen Überzeugung, „dass<br />
Alles mit Allem verbunden ist“.<br />
L GAUKLER UND NARR<br />
Zu jedem <strong>Markt</strong> gehören<br />
auch die Gaukler. Unter<br />
dem Begriff wurden im<br />
Mittelalter jegliche Art<br />
Unterhaltungskünstler wie<br />
Artisten, Zauberer oder<br />
Clowns bezeichnet. Aber<br />
auch Possenreißer oder<br />
Taschenspieler fielen<br />
unter den Begriff – eben<br />
alle, die auf öffentlichen<br />
Plätzen oder bei Festen<br />
auftraten. Und während<br />
heute das Wort Gaukler<br />
vor allem für Spaß, Musik<br />
und Akrobatik steht, war<br />
der Begriff eher negativ<br />
besetzt. Diese Menschen<br />
galten als „fahrendes<br />
Volk“ und damit befanden<br />
sie sich oft außerhalb der<br />
Standesordnung. Das<br />
hieß, dass sie keine rechtliche,<br />
kirchliche oder soziale<br />
Geltung besaßen.<br />
Viele Gesetzestexte<br />
schützten weder Leben<br />
noch Eigentum der Gaukler.<br />
Der Grund war, dass<br />
manche Vertreter dieser<br />
„Berufsgruppe“ gerne mit<br />
Tricks arbeiteten und so<br />
Leute um Geld brachten.<br />
Das Wort „vorgaukeln“ ist<br />
ein Zeuge davon.<br />
Anders sah es übrigens<br />
bei den Narren aus. Die<br />
waren Spaßmacher an<br />
den königlichen Höfen<br />
und hatten dort ihren festen<br />
Platz. Die „Narrenfreiheit“<br />
erlaubt es ihnen oft<br />
sogar Kritik an der Gesellschaft<br />
und den Begebenheiten<br />
unter den Adeligen<br />
zu üben. Manch ein Narr<br />
diente sogar als seriöser<br />
Ratgeber für den König.<br />
Zudem gab es auch zwei<br />
Arten von Narren. Die<br />
„natürlichen“ sowie die<br />
„künstlichen“ Narren. Als<br />
„natürliche“ Narren galten<br />
Menschen mit geistiger<br />
Behinderung. Ein weiteres<br />
dunkles Kapitel in der<br />
Menschheitsgeschichte . . .<br />
Der „künstliche“ Narr<br />
dagegen stellte sich mit<br />
Absicht dumm an und<br />
trieb seine Scherze mit<br />
den Mitmenschen.
Seite 14<br />
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar<br />
L LECKER SCHMECKER<br />
Also ich persönlich mag ja<br />
Süßigkeiten am liebsten.<br />
Da habe ich bestimmt mit<br />
ganz vielen von euch was<br />
gemeinsam, oder?<br />
Da habe ich einen Tipp für<br />
euch. Jedes Jahr kommt<br />
das Hungarikum (Nr. 14)<br />
auf den <strong>Markt</strong> – und die<br />
haben Süßes dabei, wie<br />
ihr es bestimmt noch nie<br />
vorher gesehen habt. Ich<br />
will nicht zu viel verraten:<br />
Probiert es einfach aus!<br />
Und guckt unbedingt<br />
auch an der Ecke zum<br />
<strong>Markt</strong>platz vorbei . Hier<br />
gibt es super Apfelsaft<br />
(Nr. 15).<br />
Dieses Mahl ist eines Königs würdig<br />
Der Historische <strong>Markt</strong> verwöhnt die Besucher auch in kulinarischer Hinsicht<br />
B<br />
untes <strong>Markt</strong>treiben war einst bei allen<br />
Schichten der Gesellschaft beliebt.<br />
Doch wenn es um die Speisen geht, deren<br />
Duft allerorten durch die Straßen zieht,<br />
steht eines fest: Beim Historischen <strong>Markt</strong><br />
wird nur das Allerfeinste kredenzt. Nehmen<br />
Sie sich doch einfach ein Beispiel an den Gelagen<br />
zu Festtagen und<br />
planen Sie gleich mehrere<br />
Gänge ein.<br />
Was sich auf jeden Fall<br />
lohnt, ist ein Besuch bei<br />
den Mönchen in der Klosterschenke.<br />
Hier dreht<br />
sich ein Schwein am<br />
Spieß zu zünftigen Bier.<br />
Selbst der Koch beißt herzhaft zu.<br />
Oder darf es vielleicht ein<br />
würziger Flammlachs<br />
E t w a s Außerdem gibt es Rosenküchle. Kennen Sie<br />
aus der Drachenküche<br />
S ü ß e s diese schwäbische Spezialität noch? Dabei<br />
sein? Der Weg dorthin gestaltet<br />
wäre ihnen<br />
handelt es sich um ein Eiergebäck, das mit<br />
sich mit einer Entenkeule gleich einfacher.<br />
lieber? Knusprige einem speziellen Roseneisen hergestellt<br />
Aber auch Klassiker wie Kässpätzle, Spezialitäten<br />
vom Albstadl, Kartoffelgerichte oder<br />
Räucherfisch werden frisch über den Tresen<br />
gereicht. International wird es mit Pizza und<br />
russischen Spezialitäten.<br />
Churros gibt es bei der Bäckerei Alt ebenso<br />
wie Crépes. Und auch Baumstriezel dürfen<br />
nicht fehlen, ebenso wie viele verschiedene<br />
Süßigkeiten oder aber die sündig heißen<br />
„Lustrollen“.<br />
wird. Mit diesem wird Pfannkuchenteig oder<br />
Waffelteig in heißem Fett ausgebacken. Hört<br />
sich nach jeder Menge Kalorien an – aber die<br />
sind beim Historischen <strong>Markt</strong> doch egal!<br />
Gönnen Sie sich einfach den Genuss!<br />
... !<br />
+<br />
www.
13. <strong>Historischer</strong> <strong>Markt</strong> Großbottwar Seite 15<br />
L AMBROSIA VOM HUHN<br />
Der Originalname dieses<br />
Gerichts, der sich auch in<br />
einem Festmenü aus dem<br />
Jahre 1326 findet lautet<br />
„Ambrogino“ – ob die<br />
Ähnlichkeit zur Nahrung<br />
der Götter „Ambrosia“ ein<br />
Zufall ist? In jedem Fall ist<br />
die Kombination aus der<br />
Süße, der Würze und der<br />
Säure ein besonderes Geschmackserlebnis.<br />
Die Mönche der Klosterschenke tischen Spanferkel auf.<br />
Das Fleisch brät in Hanföl.<br />
Legendäres kommt auf den Teller<br />
Die Hanfbeckerey haucht einer historischen Nutzpflanze neues Leben ein<br />
W<br />
eit zurück geht die kulturelle Geschichte<br />
des Rohstoffes Hanf. Doch den Hanf als Nahrungsmittel näher bringen. beigemengt. Das Fleisch wird zudem in<br />
Die Mission ist dabei gleich: Den Menschen „Kleber“ verfügen, wird noch Weizenmehl<br />
erst 1995 wurde er als Nutzpflanze in<br />
Deutschland langsam wieder ein Thema.<br />
Eines, das Arthur Kleinwächter aufgegriffen<br />
hat und damit genau zur richtigen Zeit am<br />
richtigen Ort gewesen ist.<br />
Dass Hanf auch in der Küche Verwendung<br />
finden kann ist historisch belegt, „also habe<br />
ich das auch einmal versucht“. Kleinwächters<br />
Rezepte haben eingeschlagen: „Gleich<br />
im ersten Jahr war ich restlos ausgebucht.“<br />
Damals noch mit einem Stand. Heute ist die<br />
Hanfbeckerey gleich mit fünf Wägen und<br />
mehreren Mitarbeitern in ganz Deutschland<br />
und europaweit unterwegs. Und macht auch<br />
„Wir backen Hanffladen, die dann mit Fleisch<br />
gefüllt werden. Es gibt aber auch süße sowie<br />
vegetarische und vegane Variationen“, erklärt<br />
Arthur Kleinwächter. Der verwendete<br />
Hanf entspricht von der Art her zwar seinem<br />
berühmt-berüchtigten Bruder, im Gegensatz<br />
zu diesem handelt es sich aber um eine<br />
Züchtung ohne den Wirkstoff THC.<br />
Denn die anderen Inhaltsstoffe des Hanf<br />
können sich durchaus sehen lassen, weiß<br />
Kleinwächter: „Hanf ist gesund und enthält<br />
beispielsweise Linolsäuren und ungesättigte<br />
Fettsäuren.“ Verwendet werden die Blätter<br />
und vor allem die Hanfsamen, die zu Mehl<br />
Hanföl angebraten. In Reinform weist Hanf<br />
einen nussigen Geschmack auf, der bei der<br />
Hanfbeckerey zu einer Gesamtkomposition<br />
mit den übrigen Zutaten verschmilzt.<br />
Für ihre Gerichte ist die Hanfbeckerey schon<br />
mehrfach ausgezeichnet worden – etwa mit<br />
dem Sonderpreis für „Ehrliches Essen“ vom<br />
Rotary Club Wiesbaden oder dem 1. Platz<br />
beim Hessentag. Da passt der Titel „Arthurs<br />
legendary food“, den die Hanfbeckerey trägt,<br />
perfekt. Und zwar in mehrerlei Hinsicht:<br />
Gründer Arthur Kleinwächter trägt nicht nur<br />
den Namen des berühmten Königs, sondern<br />
ist ebenfalls am 1. Mai zur Welt gekommen.<br />
in Großbottwar Halt.<br />
verarbeitet werden. Da diese über keinen Genau 1500 Jahre später übrigens… jam<br />
Zutaten<br />
1 Huhn<br />
80 g fetter Speck<br />
2 Zwiebeln<br />
8 Dörrpflaumen<br />
10 Datteln<br />
2 Brotscheiben<br />
200 ml Weißwein<br />
50 ml Essig<br />
100 ml Bouillon<br />
Zimtstangen<br />
3 Nelken<br />
1 Msp Muskat<br />
Mandelmilch<br />
(50g Mandeln/ 500 ml Wasser)<br />
So wird es gemacht<br />
Wenn du Ambrosia vom<br />
Hühnchen willst . . .<br />
– Nimm die Hühnchen,<br />
zerteile sie, dann brate sie<br />
mit frischem Speck und in<br />
Ringe geschnittenen<br />
Zwiebeln<br />
– Wenn sie halb gar sind,<br />
nimm die Mandelmilch,<br />
verdünne sie mit Brühe<br />
und ein wenig Wein, setze<br />
sie mit den Hühnchen auf<br />
Durchatmen bei einem Tee . . .<br />
Auf einen Tee . . .<br />
An allen Ecken brodeln Leckereien in den Töpfen und Kesseln.<br />
Wer kann da „Nein“ sagen?<br />
W<br />
enn Gäste unser Teezelt Im Teezelt werden nämlich auch<br />
betreten, fühlen sie sich Märchen erzählt und „manch ein<br />
wie in einer anderen Welt“, das Gastmusiker verirrt sich hinein“<br />
ist das Ziel der Familie Albrecht, in das Berberzelt. Ein solches<br />
die erstmal nach Großbottwar hatte die Familie oftmals auf<br />
kommt: „Viele vergessen bei uns Mittelaltermärkten vermisst –<br />
die Zeit.“ Dafür sorgen nicht nur und dann eines Tages einfach ein<br />
verschiedene orientalische Tees eigenes aufgeschlagen: „Das hat<br />
aus dem Samowar und das dazu uns gefehlt, da wir orientalische<br />
gereichte Gebäck.<br />
Musik und Tänze lieben.“ jam Süße Sünden stehen ebenfalls auf dem Speiseplan.<br />
– Entferne vom Fett, was<br />
zuviel ist, gib mit dem<br />
Messer gehackten Zimt<br />
hinzu und Gewürznelken<br />
– Und wenn das fertig ist,<br />
gib gedörrte Pflaumen,<br />
ganze Datteln, einige gehackte<br />
Muskatnüsse und<br />
ein wenig Brotkrume hinzu,<br />
die geröstet, gut zerstampft<br />
und in Wein und<br />
Essig aufgelöst wurden<br />
– Diese Speise soll süß<br />
und sauer sein. Und achte<br />
auch gut darauf, dass die<br />
Datteln nicht aufplatzen