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MESSING, ZINN UND<br />
FEDERKIEL<br />
DER RANZEN ZUR TRACHT<br />
Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel.<br />
Mt 10, 9<br />
Das Grundgerüst eines Ranzens zur Tracht fertigte früher<br />
ein Riemer, den es als eigenen Handwerksberuf nicht<br />
mehr gibt. Heute ist dafür der Sattler zuständig.<br />
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts finden sich vorwiegend<br />
Metallstiftranzen mit Ornamenten aus kleinen Messing-,<br />
Kupfer- oder Zinnnägeln. Um 1800 verschwand<br />
diese Technik der Ranzenverzierung fast vollständig<br />
und wurde durch die Bestickung der Riemen mit farbigen<br />
Lederbändern oder Federkielen abgelöst. Heute gibt<br />
es wieder einige wenige Kunsthandwerker, die sich der<br />
schon beinahe ausgestorbenen Herstellung von Metallstiftranzen<br />
zuwenden. Die kleinen Nägel werden mit einer<br />
Pinzette in die über eine Schablone vorgestochenen<br />
Muster <strong>ins</strong> Leder gesteckt, anschließend an der Rückseite<br />
umgedrückt und fixiert. Im 21. Jahrhundert sieht<br />
man am häufigsten Ranzen mit Federkielstickerei. Als<br />
Grundmaterial zum Besticken eignet sich besonders das<br />
geschmeidige Ziegenleder. Das Stickmaterial stammt aus<br />
den Oberschwanzfedern eines Pfaus, die sich aufgrund<br />
ihrer Länge und Robustheit anbieten. Die Vorbereitung<br />
der Federkiele stellt eine äußerst schwierige Arbeit dar,<br />
müssen die Kielstreifen nach dem Zuschneiden doch<br />
gleichmäßig breit und elastisch sein. Ein Kiel ergibt sechs<br />
bis acht „Stickfäden“. Vor der Arbeit wird das Muster mit<br />
weißer Tusche auf das Leder gezeichnet, danach mit einer<br />
flachen Ahle einzeln vorgestochen und schließlich<br />
mit den Kielen Stich für Stich bestickt.<br />
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