s'Magazin usm Ländle, 28. Oktober 2018
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KULTURARBEIT XXXXXXXX<br />
Welche Visionen haben Sie,<br />
Frau Soraperra?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
BrigittaSoraperraistvorallemalsTheaterregisseurinbekannt,dochsiewidmetsich<br />
auchganzanderenDingen:ZumBeispielderIdeeeinesGeburtshausesfürVorarlberg.Im<br />
GesprächmitAngelikaDrnekerklärtdieKulturarbeiterin,warumsichihre„Wexelstube“<br />
mit„x“schreibtundwasmanaussystemischenAufstellungenalleslernenkann.<br />
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Soraperras Wexelstube in<br />
Feldkirchbestichtdurch<br />
seinInterieur:EinKreativ-Raum,indemsichso<br />
ziemlich alles finden<br />
lässt,wasinspiriert:VonBüchern<br />
biszuBildern,vongemütlichenSofasbis<br />
zu farbenfrohem Wandschmuck.<br />
Waszeichnet gutes Theater für Sie<br />
aus?AndengroßenHäusernwirdja<br />
immer noch viel „Romeo und Julia“<br />
gespielt.<br />
WerdenStückesoinszeniert,dass<br />
man die Auseinandersetzungmit<br />
derheutigenZeitundderaktuellen<br />
gesellschaftlichen Lage erkennen<br />
kann,dann interessieren mich<br />
auch Klassiker.Zeitgenössisches<br />
In Vorarlbergsind Sie vorallem für<br />
IhreTheaterarbeitalsRegisseurinbekannt.Wie<br />
haben Sie sich demTheaterangenähert?<br />
Alsich15Jahrealtwar,habeichbei<br />
einemTheaterprojektinderSchule<br />
mitgemacht.AbdiesemZeitpunkt<br />
warklar,dassichRegisseurinwerdenwollte.DamalsgabesinVorarlbergnochnichtallzuvielTheater<br />
mitAusnahmedesLandestheaters.<br />
So binich mit dem Mofa nach<br />
Liechtenstein insTAK gefahren,<br />
umdieGastspieledesBurgtheaters<br />
und anderer zu sehen. Nachder<br />
Schulehabeich Theaterwissenschaftenstudiertundauchsehrbald<br />
Hospitanzen bekommen.Ein Regiestudiumwarnichtunbedingtnotwendig,ichwarjaschonmittendrin.<br />
AlsichamBurgtheateralsRegieassistentingearbeitet<br />
habe, haben<br />
auchmeineElternzumerstenMal<br />
meinen Berufswunsch ernstgenommen.DerSchrittindieRegie<br />
selberwardannnochmiteinigen<br />
Geburtsschmerzen verbunden,<br />
dennVerantwortungfüreinganzesTeamzuübernehmen,hatmir<br />
Respekteingeflößt.Undesgabdamals<br />
auch kaum Regisseurinnen,<br />
diemiralsVorbilddienenhätten<br />
können. Nichts desto trotz habe<br />
ichindenletzten20Jahrenüber<br />
40Projekterealisiert.Theaterist<br />
fürmich eine beglückende Möglichkeit,<br />
Themen gründlich zu<br />
untersuchenundinderÖffentlichkeitzurDiskussionzustellen.Die<br />
120.Auflagevon„RomeoundJulia“hatmichnieinteressiert.<br />
istabertrotzdemnocheinmalspannender.GruppenwieRiminiProtokoll<br />
sind faszinierend. Dort wird<br />
mitExpertenundExpertinnendes<br />
Alltagszusammengearbeitet und<br />
dieseExpertInnenwerdenauchauf<br />
dieBühnegebracht.<br />
Siehaben2008mitdemProjekt„Liebesdienste“das<br />
Thema Prostitution<br />
in Vorarlbergaufgegriffen. Wie wirkenStückewie<br />
diese auf die Gesellschaftein,wiedockensiean?<br />
VoreinemJahrhatmicheineLehrerin<br />
der Riedenburg kontaktiert,<br />
weilsiegeradedasThemamoderne<br />
Sklaverei mit ihren Schülerinnen<br />
bearbeitethat und diese meinten,<br />
das gäbe es in Vorarlberg doch<br />
nicht.SiehatsichanunserStückerinnert.<br />
Da gingesunter anderem<br />
darum, dass eine Vorarlbergerin,<br />
diewirfürdasStückinterviewthaben,gezwungenwordenist,sichin<br />
einemSaunaclubinderSchweizzu<br />
prostituieren,einemoderneSklavin<br />
also. Ich habeden Schülerinnen<br />
danndasVideodesProjektsgezeigt<br />
–undvielewarenwievordenKopf<br />
gestoßen.Auch,weilwirfür<br />
dieInszenierungundAusstat-<br />
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s’Magazin