Wirtschaftszeitung_29102018
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Macher &Märkte: Wald als<br />
Wirtschaftsraum Seite 4–7<br />
Branchen &Betriebe: Erfolg in<br />
der Höhle der Löwen Seite 12/13<br />
Leben &Wissen: Neue Azubis<br />
gewinnen Seite 20<br />
DIE WIRTSCHAFT<br />
Münster |Münsterland<br />
Mit Beilage<br />
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Ausgabe 8/18<br />
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Die Macht der Marke<br />
Das Münsterland macht sich auf, eine Marke zuwerden. Der demografische Wandel und der<br />
Fachkräftemangel machen es nötig. Das Projekt hat ein zentrales Ziel: Aufmerksamkeit erregen.<br />
„It’s OWL“, heißt es in Ostwestfalen,<br />
in Südwestfalen ist „Alles echt!“ –<br />
Vertreter beider Regionen erklären,<br />
ein wesentliches Ziel mit ihrer Marken-Kampagne<br />
erreicht zu haben:<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Das Münsterland ist noch<br />
keineMarke, soll aber eine<br />
werden. Geht es nach dem<br />
Willen der Agentur Brandtrust<br />
und ihres bisherigen<br />
Geschäftsführers Christoph Engl, wird<br />
die neue Marke Münsterland außergewöhnlich.<br />
Die Marken-Bildung ist eine Investition<br />
in die Zukunft. Der demografische Wandel<br />
und damit einhergehend der sich immerstärker<br />
ausprägende Fachkräftemangelmachen<br />
es nötig, die Aufmerksamkeit<br />
von Nicht-Münsterländern verstärkt auf<br />
das Münsterland zu lenken, ihnen<br />
Appetit auf die Region zu<br />
machen –oder stärker:<br />
Lust darauf. Ansonsten<br />
„droht das Münsterland<br />
im Erfolg der anderen unterzugehen“,<br />
hatte schon vor Jahren<br />
der münsterische Marketing-Experte<br />
Prof. Heribert Meffert diagnostiziert.<br />
Marken sind auf den Punkt gebrachte<br />
Qualitäten. Zentrale Bestandteile, Inhalte,Wesensmerkmale,<br />
Kompetenzen – die<br />
erst erkannt und dann benannt werden.<br />
„Eine Markeist sozusagen die DNAeiner<br />
Region“, sagt Engl.<br />
Seit geraumer Zeit schon begleiten die<br />
Unternehmensberatung Brandtrust aus<br />
Nürnbergund ihr Geschäftsführer die regionale<br />
Management-Agentur Münsterland<br />
e.V.bei dem vonihr angeschobenen<br />
Markenbildungsprozess. Engl ist ein spannender<br />
Typ. Agil und eloquent, jemand,<br />
der vondem, wasertut, und der Art und<br />
Weise, wie er es tut, überzeugt ist. Porsche<br />
beispielsweise löst als gut gemachte<br />
Marke einen „Willhaben“-Refl<br />
ex aus,<br />
sagt er. Bei Regionen müsse es am Ende<br />
in einer „Willhin“-Reaktion münden.<br />
Letzteres soll die Marke Münsterland erreichen.<br />
Deren Ingredienzien spielen mit<br />
den schönen Städten und der reizvollen<br />
Landschaft, einer kultivierten Lebensart,<br />
der besonderen Lebensqualität, den mitunter<br />
zwar knorrigen, aber selbstbestimmten<br />
Menschen. „Die Markesoll das<br />
Ankommen leicht machen, einen Wohlfühl-Effekt<br />
erzeugen und so letztlich fürs<br />
Hierbleiben sorgen“, sagt Münsterland<br />
e.V.-Vorstand Klaus Ehling. Einen Slogan<br />
gibt’s noch nicht, wohl aber all das unterstützende<br />
Projekte, die langsam Kontur<br />
annehmen. ►Fortsetzung auf Seite 2<br />
EDITORIAL<br />
Butter bei<br />
die Fische<br />
Eine Region als Marke zu<br />
verstehen, hat etwas mit<br />
attraktiv machen zu tun, aber<br />
nichts mit schnödem Aufh<br />
übschen.<br />
In Zeiten, in denen der<br />
demografische Wandel drückt<br />
und Fachkräfte Mangelware<br />
sind, wird das Werben um kluge<br />
Köpfe und deren Familien<br />
zur ganzheitlichen Aufgabe.<br />
Wie Unternehmen stehen angesichts<br />
einer hochmobilen Gesellschaft<br />
auch Regionen in<br />
Konkurrenz zueinander. Ist ein<br />
Betrieb spannend, die Region<br />
aber nicht, kommt der erhoffte<br />
Mitarbeiter erst gar nicht –<br />
oderziehtimZweifelganz<br />
schnell weiter.<br />
Ländliche Regionen haben hier<br />
oft das Nachsehen. Zwar bieten<br />
sie zumeist mehr als Kiepenkerl-Klischees.<br />
Nur, wer weiß<br />
das schon? Darum ist esdort<br />
besonders wichtig, das Spannende,<br />
Interessante, emotional<br />
Ansprechende herauszuarbeiten<br />
und daraus eine<br />
Marke zu schmieden.<br />
Das Münsterland hat<br />
sich auf den Weg gemacht.<br />
Das ist<br />
wichtig, richtig<br />
– und wird<br />
Zeit: Andere<br />
Regionen<br />
sind nämlich<br />
deutlich weiter.<br />
Die ersten<br />
Schritte sind gemacht. Wichtig<br />
ist nun zweierlei: einen langen<br />
Atem zu haben und die Bereitschaft,<br />
Geld in die Hand zu<br />
nehmen, damit dem Projekt<br />
nicht auf halber Strecke die<br />
Puste ausgeht. Elmar Ries<br />
Einen Gang zurück<br />
SVWL-Konjunkturindikator für Westfalen-Lippe: Aufschwung wird langsamer.<br />
Der anhaltende Konjunkturaufschwung<br />
inWestfalen-Lippe setzt<br />
sich voraussichtlich auch in den<br />
kommenden Wintermonaten fort.<br />
Allerdings lässt das Wachstums-<br />
Tempo nach.<br />
Die Unternehmen haben<br />
ihre Geschäftserwartungen<br />
für die kommenden<br />
sechs Monate<br />
spürbar heruntergeschraubt.<br />
Das lässt sich am Sparkassen-Konjunkturindikator<br />
ablesen, der<br />
im Vergleich zum Frühjahr 2018 um<br />
6,3 Punkte gefallen ist. Der aktuelle<br />
Wert beträgt 127,9Punkte und liegt<br />
4 198869 003501<br />
2 0 0 4 4<br />
damit immer noch 15 Punkte über<br />
dem langjährigen Durchschnitt.<br />
Der Konjunkturindikator des Sparkassenverbandes<br />
Westfalen-Lippe ermittelt<br />
zweimal im Jahr auf Grundlage<br />
von Umfragen der acht Industrieund<br />
Handelskammern in Westfalen<br />
die Stimmung in durchschnittlich<br />
rund 3400 Unternehmen. In diese<br />
Analyse fl<br />
ießen auch Daten des Statistischen<br />
Landesamtes NRW sowie Erkenntnisse<br />
aus der Geschäftsentwicklung<br />
der 60 Sparkassen in Westfalen-<br />
Lippe ein.<br />
51 Prozent (Frühjahr 2018: 54Prozent)<br />
der Betriebe bezeichnen laut<br />
Mitteilung ihre Geschäftslage als<br />
„gut“, nur sieben Prozent der Firmen<br />
stufen ihreLageals „schlecht“ ein. Die<br />
starke Inlandsnachfrage bleibe die<br />
tragende Säule der Konjunktur,soder<br />
Verband.<br />
Am besten sei die Stimmung im Baugewerbe:<br />
99 Prozent der Bauunternehmen<br />
schätzten ihre Lage als „gut“<br />
oder „befriedigend“ ein. Die private<br />
Wohnungsbaunachfragehalteanund<br />
fülle die Auftragsbücher.Zudem sorgte<br />
die verbesserte Finanzlage der<br />
kommunalen Auftraggeber für einen<br />
Anstieg der öffentlichen Wohnungsbau-Investitionen.<br />
Auch in den Bereichen Handel und<br />
Dienstleistungen sei die Geschäftslage<br />
aufgrund der hohen privaten Konsumbereitschaft<br />
überwiegend positiv.<br />
Etwas eingetrübt habe sich die immer<br />
noch guteStimmunginder Industrie.<br />
Zwar seien die Produktions-Kapazitäten<br />
ausgelastet, die Auftragseingänge<br />
insbesondere aus dem Ausland waren<br />
in den vergangenen Monaten allerdings<br />
rückläufig. Der nachlassende<br />
Welthandel mache sich bemerkbar.<br />
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2 MACHER &MÄRKTE<br />
Eine Region positioniert sich<br />
Eine Marke ist die DNA einer Region. Sichtbar wird sie durch entsprechende Projekte. Drei haben die<br />
Marken-Macher für das Münsterland ersonnen. Eines davon zielt besonders auf das Lebensgefühl.<br />
Die Projekte sollen dabei<br />
helfen, die Marke mit Inhalt<br />
zu füllen und die Qualitäten<br />
der Region sichtbar<br />
zu machen. Drei haben die<br />
regionalen Marken-Macher bisher aufs<br />
Tapet gebracht.<br />
Bei onboarding@muensterland.de geht<br />
es darum, Unternehmen bei der Rekrutierung<br />
vonFachkräften zu unterstützen,<br />
die neuen Mitarbeiter mit der Region vertraut<br />
zu machen und über die hervorragenden<br />
Lebensqualitäten vor Ort zu informieren,<br />
erklärtMünsterland- e.V.-Projektmanagerin<br />
Judith Schäpers. Schließlich<br />
sei die Wahl eines Arbeitsplatzes oftmals<br />
auch eine Entscheidung über den<br />
künftigen Lebensraum. Da gelte es, die<br />
Mitarbeiter nicht nur von der Unternehmensseite,<br />
sondern auch aus der Region<br />
heraus willkommen zu heißen. Das funktioniert<br />
am besten ganz praktisch, indem<br />
den Neu-Münsterländern bei Behördengängen<br />
geholfen wird, der jeweiligePartner<br />
bei der Jobsuche unterstützt oder Familien<br />
dabei geholfen wird, einen Kita-<br />
Platz fürs Kind zu finden.<br />
Mit dem Projekt muenster.land.leben,<br />
das von der Bund-Länder-Initiative „Innovative<br />
Hochschule“ gefördert wird,<br />
entwickelt die Fachhochschule Münster<br />
zukunftsfähigeLösungsideen fürden Gesundheits-<br />
und Versorgungssektor, die<br />
das Leben im Münsterland noch attraktiver<br />
machen. In 13 Teilprojekten soll<br />
„münster.land.leben“ den Austausch zwischen<br />
Wissenschaft und Gesellschaft fördern<br />
und zukunftsfähige Konzepte auf<br />
dem Feld der Gesundheitswirtschaft entwickeln,<br />
betont Projektleiter Dr. André<br />
Wolf. Dazu gehören beispielsweise das<br />
sektorenübergreifendes Gesundheitsnetzwerk<br />
im Kreis Borken und neue digitale<br />
Interaktionsformen zur Förderung der<br />
Gesundheitskompetenz von Bürgern im<br />
Kreis Warendorf.<br />
Picknick³ ist ein Kommunikationsprojekt,<br />
„das das regionale Lebensgefühl herüberbringen<br />
soll“, so Wolf. Das Bild des Picknicks<br />
ist Ausdruck für die souveräne Lebensart<br />
und Landlust. „DerZusatz,hoch<br />
drei‘ formuliertden Anspruch, diesesLebensgefühl<br />
über Veranstaltungen auch<br />
an ungewöhnlichen Orten, in Unternehmen,<br />
in Vereinen oder durch Kunst und<br />
Kultur sichtbar zu machen und zu etablieren.“<br />
Elmar Ries<br />
Gute Jobs, schönes Leben: Wenn man den Klischeevorhang beiseite schiebt, findet man beides auch im Münsterland.<br />
Zwei Fragen an ...<br />
Klaus Ehling, Vorstand der regionalen<br />
Management-Agentur Münsterland<br />
e.V.<br />
Herr Ehling, Münsterland e.V. hat<br />
vor geraumer Zeit den Markenbildungsprozess<br />
angeschoben. Was<br />
wollen Sie damit erreichen?<br />
Klaus Ehling: Eine gemeinsame Marke<br />
ist die beste Chance auf Wahrnehmung<br />
im Wettbewerb der Regionen um Fachkräfte,<br />
Bürger oder Touristen. Der Markenbildungsprozess<br />
soll das münsterländische<br />
Lebensgefühl nach innen und<br />
außen vermitteln, damit Menschen in<br />
unserer Region gut ankommen, sich<br />
wohlfühlen und natürlich auch bleiben.<br />
Wir müssen uns klar im Wettbewerb der<br />
Regionen positionieren und festlegen,<br />
wie wir wahrgenommen werden wollen.<br />
Dazu müssen wir Projekteumsetzen, die<br />
auf diese Positionierung einzahlen und<br />
die Bilder vom Münsterland inden Köpfen<br />
erzeugen, wie wir sie uns wünschen<br />
und wie sie den Stärken unserer Region<br />
entsprechen.<br />
Wenn Sie einem Auswärtigen drei<br />
wesentlichen Qualitäten des Münsterlandes<br />
nennen sollten, welche<br />
wären das?<br />
Ehling: Im Münsterland führen die Menschen<br />
ein selbstbestimmtesLeben auf gehobenem<br />
Standard. Den Menschen wird<br />
hier Raum gegeben, ein selbstbestimmtes<br />
Leben zu führen. Darüber hinaus bietet<br />
das Münsterland einen sehr kultivierten<br />
Arbeits- und Lebensraum, eng verbunden<br />
mit der Natur, mit starken Familienunternehmen<br />
mitten im Grünen und der niedrigsten<br />
Arbeitslosenquote inganz NRW.<br />
IMPRESSUM<br />
Fotos: colourbox.de<br />
DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
Aschendorff Medien GmbH &Co. KG, Ander Hansalinie 1<br />
48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax: 0251 690-<br />
804801<br />
Redaktion: Claudia Bakker (verantwortlich)<br />
Verlagsleitung: Marc-Arne Schümann, E-Mail: verlagsleitung@aschendorff-medien.de<br />
Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann, Telefon:<br />
0251 690-916162, Telefax: 0251 690-806190<br />
Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />
Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander<br />
Hansalinie 1,<br />
48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax: 0251 690-215;<br />
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MACHER &MÄRKTE 3<br />
„Exporteinbrüche wären<br />
eine Katastrophe“<br />
Europaabgeordneter Dr. Markus Pieper wünscht sich eine stärkere Mitwirkung des Mittelstands.<br />
„Einen Binnenmarkt mit europäischen<br />
Freunden, die ja häufig auch<br />
Wettbewerber sind, zu gestalten,<br />
ist kompliziert, aber doch toll im<br />
Ergebnis.“<br />
Dr. Markus Pieper<br />
„Der Mittelstand ist das Rückgrat<br />
unserer Wirtschaft“ –Davon ist Dr.<br />
Markus Pieper nicht nur überzeugt,<br />
das Mittelstandsthema ist ein Kernbereich<br />
seiner politischen Arbeit in<br />
Straßburg und Brüssel.<br />
Der Abgeordnete für das<br />
Münsterland im Europäischen<br />
Parlament setzt sich<br />
als Wirtschafts-Expertedafür<br />
ein, dass der Mittelstand<br />
auf europäischer Ebene mit ebenso<br />
starker Stimme sprechen kann wiegroße<br />
Unternehmen. Einfach ist dies nicht. Und<br />
es ist auch nicht immer einfach, die Menschen<br />
vorOrt,imMünsterland, davonzu<br />
überzeugen, dass europäische Politik<br />
konkrete positive Auswirkungen auf die<br />
Region hat. Nicht nur für die Wirtschaft,<br />
sondern für ganz unterschiedliche Lebensbereiche.<br />
Unser AutorHubertus Kost<br />
traf den CDU-Politiker vor einer Plenarsitzung<br />
in Straßburgund stellteihm einige<br />
Fragen.<br />
Wenn am Stammtisch über Europa<br />
gesprochen wird, dann gibt esimmernoch<br />
dieses offensichtlich nicht<br />
auszurottende Beispiel vonder Gurkenkrümmung.<br />
Wie vermitteln Sie<br />
den Menschen im Münsterland die<br />
Bedeutung der Europäischen Union<br />
und der Politik, die Sie gemeinsam<br />
mit Abgeordneten aus 28 Ländern<br />
machen?<br />
Markus Pieper: Ja, die Gurke. Die Handelsverbände<br />
wollten Normen für gerade,<br />
leicht zu transportierende Gurken.<br />
Die Politik hat das aufgegriffen und sich<br />
lächerlich gemacht. Aber was ist das im<br />
Verhältnis zum Euro, zur Sicherheit unserer<br />
Währung? Oder im Verhältnis zu<br />
mehr als 70 Jahren<br />
Frieden auf<br />
dem Kontinent?<br />
Oder was ist die<br />
Gurke im Vergleich<br />
zum Binnenmarkt<br />
mit offenen<br />
Grenzen?<br />
Mit der rechtlichen<br />
Absicherung<br />
von Online-Geschäften<br />
oder zig<br />
Millionen<br />
Arbeitsplätzen, die von Industrie- und<br />
Handelsgeschäften innerhalb der EU abhängen?<br />
Ich versuche zu erklären, wo<br />
Europa Spuren im Alltag hinterlässt.<br />
Einen Binnenmarkt mit europäischen<br />
Freunden, die ja häufig auch Wettbewerber<br />
sind, zu gestalten, ist kompliziert,<br />
aber doch toll im Ergebnis.<br />
Ich zitiere Sie mit dem Satz: „Überzeugungsarbeit<br />
für Europa muss in<br />
den nationalen Parlamentengeleistet<br />
werden.“ Was muss dafür –zum<br />
Beispiel auch in einem Kreistag –getan<br />
werden, ummehr Verständnis<br />
für europäische Politik zu schaffen<br />
und die Menschen mitzunehmen?<br />
Pieper: In Deutschland heißt es immer:<br />
„Das war die EU.“ Aber an europäischer<br />
Gesetzgebung ist die deutsche Bundesregierung<br />
über den Ratdochauch maßgeblich<br />
beteiligt. Und oft schieben Kommunal-<br />
und Landesparlamente denSchwarzen<br />
Peterbei für den Bürgerunangenehmen<br />
Entscheidungen nach Brüssel. Letzte<br />
Beispiele sind Trinkwassergesetzgebung<br />
oder Datenschutzgrundverordnung.<br />
Daran hat Deutschland im Rat an<br />
vorderster Frontmitgewirkt. Beides wurde<br />
in Deutschland sogar durch nationale<br />
Gesetzgebung verschärft und in den Bundesländern<br />
zudem noch unterschiedlich<br />
geregelt. Aber schuld an der Bürokratie<br />
ist immer Brüssel. Mit dieser Methode<br />
siegten auch die Brexit-Befürworter.<br />
Ein Kernbereich Ihrer Arbeit ist die<br />
Stärkung der mittelständischen<br />
Wirtschaft. Was sehen Sie als wesentliche<br />
Erfolge in der zuEnde gehenden<br />
Legislaturperiode?<br />
Pieper: Das ist der SME-Circle. SME<br />
steht für kleinere und mittlereUnternehmen<br />
(small and medium-sized enterprises),<br />
also KMU. Inder EVP-Fraktion, zu<br />
der auch die CDU gehört, haben sich zu<br />
Anfang der Wahlperiode 63 Mittelstandspolitiker<br />
aus 20 Ländern zusammengetan,<br />
um EU-Gesetzgebung systematisch<br />
auf Mittelstandswirkung zu überprüfen.<br />
Hier konnten wir unter anderem dazu<br />
beitragen, dass das deutsche Duale System<br />
der Berufsausbildung von Brüssel<br />
nicht mehr kritisch beäugt, sondern Exportschlager<br />
in der EU wird. Frankreich<br />
übernimmt jetzt zentrale Teile des deutschen<br />
Systems. Ferner haben wir die<br />
„Dienstleistungskarte“, die unkontrollierbare<br />
Dumpingkonkurrenz aus EU-<br />
Ländern hätte bedeuten können, im<br />
SME-Circle beerdigt. Auch in Sachen Mittelstandsfinanzierung<br />
hatten wir großen<br />
Erfolg. Nach den sogenannten Basel-Vorgaben<br />
ist die Risikogewichtung von Mittelstandskrediten<br />
jetzt deutlich geringer<br />
als von der EU-Kommission vorgesehen.<br />
Mit anderen Worten: Die Finanzierung<br />
vonInvestitionen wirdfür die Wirtschaft<br />
günstiger, weil die Banken für diese mittelständischen<br />
Investitionen weniger Sicherheiten<br />
vorhalten müssen.<br />
Seit dem Jahr 2004 gehört Dr. Markus Pieper dem Europaparlament an. Er ist unter anderem Parlamentarischer<br />
Geschäftsführer der CDU/CSU-Gruppe und Mittelstandssprecher seiner EVP-Fraktion. Privat lebt er mit seiner<br />
Familie in Lotte (Kreis Steinfurt.<br />
Sollte sich auch der Mittelstand<br />
selbst mehr zu Wort melden, um<br />
europäische Politik zu unterstützen?<br />
Pieper: Unbedingt. Die Zurückhaltung<br />
der britischen Wirtschaft wareine Hauptursache<br />
für die Brexit-Entscheidung.<br />
Heute bitten die britischen Wirtschaftsverbände<br />
unisono um den Verbleib im<br />
Binnenmarkt. Mit Blick auf die Europawahlen<br />
im nächsten Jahr mag ich mir<br />
auch kein EU-Parlament vorstellen, was<br />
den Binnenmarkt abwickelt, anstatt ihn<br />
zu vertiefen. Auch für das Handwerk wären<br />
Exporteinbrüche eine Katastrophe.<br />
Sei es direkt oder über den Einbruch von<br />
Zulieferaufträgen für die Industrie oder<br />
auch durch ein dann grundsätzlich geringeres<br />
Einkommen, was den Menschen<br />
zur Verfügung steht.<br />
Wo sehen Sie bedeutende Herausforderungen<br />
für die nächste Legislaturperiode<br />
des Europäischen Parlaments?<br />
Pieper: Zunächst mehr Europa bei Verteidigungsfragen,<br />
Außengrenzschutz<br />
und Migrationssteuerung. Für die Wirtschaft:<br />
Die Vorteile des Dualen Systems<br />
noch stärkerinLändermit hoher Jugendarbeitslosigkeit<br />
bringen. Dortfür ein System<br />
mit Pfl<br />
ichtmitgliedschaft in den<br />
Kammern und Meisterbrief werben. Zudem<br />
rechtssichere Rahmen für Digitalisierung.<br />
Nicht nur Ausbau eines besonders<br />
leistungsfähigen Mobilfunknetzes<br />
nach dem sogenannten 5G-Standard, wir<br />
brauchen auch sichere europäische IT-<br />
Standards für Online-Produktionsverfl<br />
echtungen und eine europäische Cloud<br />
für eine sichere Datenspeicherung kleiner<br />
Firmen. Und beim Bürokratieabbau<br />
nicht nachlassen: Wir fordern 15 anstatt<br />
28 EU-Kommissareund die „One-in-oneout“-Regel,<br />
für jedes neue Gesetz weniger<br />
Regulierung an anderer Stelle.<br />
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4 MACHER &<br />
„Fichte ist in diese<br />
Nachhaltige Forstwirtschaft ist allein schon pflegeintensiv. Doch in die<br />
der Sturm „Friderike“, der trockene Sommer und der Borkenkäfer glei<br />
Am Ende des Tages müssen die Zahlen<br />
stimmen: Dass Naturverjüngung<br />
nicht nur ein Aspekt nachhaltiger<br />
Forstwirtschaft ist, sondern durchaus<br />
auch pekuniäre Vorteile hat, ist<br />
Franz-Josef Breul sich sicher. „Kahlschläge<br />
sind bei uns tabu, und eine<br />
manuelle Aufforstung wäre zudem<br />
viel teurer“, erklärt der Diplom-<br />
Forstwirt.<br />
Seit 30 Jahren hegt und pfl<br />
egt<br />
Breul 3000 Hektar Privatwald<br />
für Emanuel Prinz zu<br />
Salm-Salm in Rhede nach<br />
dem Prinzip der naturgemäßen<br />
Waldwirtschaft und ist Geschäftsführer<br />
des angeschlossenen Forstbetriebes<br />
Natura GmbH. Nachhaltige Forstwirtschaft<br />
ist pfl<br />
egeintensiv: „Wir streben<br />
einen Dauerwald an, und da hat die<br />
Kronenpfl<br />
ege oberste Priorität“, erläutert<br />
Breul. Kein Düsterwald: Ein Kronanteil<br />
von 40Prozent garantiere, dass die<br />
Jungpfl<br />
anzen genug<br />
Licht bekämen.<br />
Doch die<br />
Jungpfl<br />
anzen,<br />
die den ungleichaltrigen,<br />
stufig<br />
aufgebauten und<br />
Franz-Josef Breul<br />
artenreichen<br />
Mischwald in<br />
Rhede zum Generationenprojekt<br />
werden lassen, müssen<br />
auch wachsen können.<br />
dem Fichtenbestand ein viel kleinerer<br />
Fressfeind zu schaffen: „Wegen des trockenen<br />
und sehr langen Sommers haben<br />
wir jetzt die vierteGeneration Borkenkäferinnur<br />
einem Jahr.“Der Schädling habe<br />
den ohnehin nicht sehr großen, alten<br />
Fichtenbestand im Fürstlichen Wald in<br />
nur einer Saison um die Hälftereduziert,<br />
schon der Sturm „Friderike“ im Januar<br />
hat besonders die Fichten wie Streichhölzer<br />
umgefegt. Noch immer ist nicht<br />
alles Sturmholz aufgearbeitet, sprich mit<br />
dem Harvester gefällt und aus dem Wald<br />
herausgeholt. „Fichte ist in diesem Jahr<br />
ein betriebswirtschaftlicher Totalausfall.<br />
Praktisch unverkäufl<br />
ich“, sorgt sich<br />
Breul, der Preis ist wegen Überangebots<br />
im Keller. „Die Fichte gehört von Natur<br />
aus aber ohnehin nicht hier ins Münsterland,<br />
sie wurzelt nicht tief genug, um<br />
auch bei einem trockenem Sommer ans<br />
Grundwasser zu kommen. Ich rechne damit,<br />
dass sie ganz aus der Region verschwindet“,<br />
resümiert der Experte.<br />
Ganz anderes als<br />
der Verkaufsschlager<br />
der<br />
„Die Fichte gehört von Natur aus<br />
münsterländischen<br />
Wald-<br />
aber ohnehin nicht hier ins<br />
Münsterland.“<br />
bauern, die Eiche,<br />
für die in diesem<br />
Jahr Höchstpreise<br />
erzielt werden.<br />
Die Vermarktung<br />
Der verborgene Star im Salm-Salm‘schen Adelswald: Über den genauen Standort der 250 Jahre<br />
der Salm-Salm‘schen Holzern-<br />
alten und 30 Meter hohen Eiche bewahrt Udo Hüning lieber Stillschweigen –der Revierförster<br />
te hat der Natura-Geschäftsführer zum<br />
fürchtet zu viele Kaufinteressenten. Foto: Natura Verbissene Zweige, abgefegte Rinde, Großteil über Rahmenverträgemit örtlichen<br />
Knapp 390 Festmeter mit dem<br />
wenn die jungen Böcke sich die Haut an<br />
den Stämmen vom Geweih reiben: Der Sägewerken organisiert, nur weni-<br />
ge „Stars“ finden den Wegauf die jährliche<br />
Viele Maßnahmen können<br />
natürliche Feind der jungen Eiche ist das<br />
regionale Wertholzversteigerung der Gemeinschaft wirtscha<br />
Reh–so scharf geschossen wie in jüngster<br />
Vergangenheit wurde deshalb schon<br />
lange nicht mehr rund um die Fürstlich<br />
Salm-Salm‘sche Verwaltung. Den Finger<br />
am Abzug haben allerdings Breul und<br />
seine Mitarbeiter.Verträgemit den Jagdpächtern<br />
hat die Adelsfamilie auslaufen<br />
lassen oder wird sie nicht verlängern.<br />
„Die privaten Jäger haben in den vergangenen<br />
Jahren zu wenig weibliche Tiere<br />
geschossen. Der Bestand hatte sich vervielfacht<br />
und das Projekt naturnahe<br />
Waldwirtschaft gefährdet“, erklärt der<br />
geschäftsführende Forstwirt.<br />
und werden zu Möbeln oder Furnier.Die<br />
„motormanuelle Rotte“, wie es in der Expertensprache<br />
liebevoll heißt und Forstarbeiter<br />
mit Motorsägemeint, erntet die<br />
wertvollen Stämme sozusagen in Handarbeit.<br />
In der Region gehören 80 Prozent der<br />
Waldfl<br />
äche Privateigentümern. Etwadie<br />
Hälfte der Privatwaldfl<br />
äche ist kleinstrukturiert.<br />
Hier beträgt die Größe im<br />
Durchschnitt knapp zehn Hektar Wald.<br />
In diesen Betrieben fallen forstliche Pfl<br />
e-<br />
gemaßnahmen oder aber auch ein Holzverkauf<br />
nur periodisch alle zehn bis 20<br />
geführt werden. 4100 Wal<br />
Münsterland sind in 19 For<br />
meinschaften organisiert, zu<br />
fasst in der Forstwirtschaf<br />
einigung Münsterland. Gem<br />
hört ihnen 35 000 Hektar W<br />
fegt ein Sturmdurch diese F<br />
gemeinschaften, ausgelöst v<br />
kartellamt. Die forstlichen<br />
schlüsse sind bisher in der R<br />
eine ehrenamtlich organisie<br />
wirtschaftlich tätig gewesen<br />
schaftung der Flächen erfo<br />
traglicher Basis durch die<br />
Doch in diesem Jahr macht Breul und Jahre an.<br />
Landesforstverwaltung, di<br />
Kein Stamm ist wie der<br />
Stefan Vöckings Sägewerk punktet mit Regionalität.<br />
Dasideale<br />
Umfeld.<br />
Unternehmer im ecopark wissen:<br />
Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da<br />
leistensie gute Arbeit. Investieren<br />
auch Sie in ein gutes Umfeld–für Ihre<br />
Mitarbeiter und fürIhr Unternehmen.<br />
Im ecopark an der HansalinieA1.<br />
ecopark –der Qualitätsstandort.<br />
Eicheist seine Passion. Und nur Holz<br />
aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />
kommt ihm unters Sägeblatt in<br />
Ahaus –zudem punktet Stefan Vöckingmit<br />
Regionalität, dieihm echte<br />
Großaufträge eingebracht hat: „Für<br />
den Nachbau des antiken Westtores<br />
des Römermuseums in Haltern hat<br />
der Landschaftsverband Westfalen<br />
Lippe ein Sägewerk gesucht, das<br />
Holz ausschließlich aus NRW liefert.<br />
Das konnten wirgarantieren.“<br />
Und mit besonderer Methode<br />
verarbeiten, um<br />
dem Baumaterial antikes<br />
Flair zu verleihen: 280<br />
Kubikmeter Eiche –<br />
einen 100-jährigen Stamm zerteilt das<br />
Vollgatter in weniger als fünf Minuten in<br />
Baumaterial –hat das 15-köpige Sägewerksteam<br />
bewusst so bearbeitet, dass<br />
Resteder Rinde und der Rundungen stehenbleiben.<br />
Die optische Wirkung: Als<br />
hätten die alten Römer mit Axt und<br />
Handsäge unter Aufb<br />
ietung all ihrer<br />
Muskelkraft selbst Hand angelegt.<br />
Mit maschineller Kraft des Baggers sortiert<br />
Vöckings Mitarbeiter –außer dem<br />
„Eiche ist ein sehr wertiges Naturprodukt,<br />
kein Stamm ist wie der<br />
andere, das fordert qualifizierte<br />
Handarbeit.“<br />
Stefan Vöcking<br />
Betriebsschlosser sind alle Beschäftigten<br />
angelernt, und auch mit der Einstellung<br />
vonFlüchtlingen hat Vöcking guteErfahrungen<br />
gemacht –die schweren Eichenstämme<br />
in zehn Kategorien auf dem riesigenVorplatz<br />
des Sägewerks; praktischerweiseist<br />
am Bagger-Greifarm eine Motorsägeund<br />
der Baggerführer kann dasHolz<br />
in einem Vorgang sortieren und auf die<br />
richtige Länge zurechtstutzen.<br />
Bei der Weiterverarbeitung werden zwar<br />
schwere Maschinen und die Motorsäge<br />
genutzt, Roboterhaben aber noch keinen<br />
Einzug gehalten ins Ahauser Sägewerk.<br />
„Eiche ist ein sehr wertiges Naturprodukt,<br />
kein Stamm ist wie der andere, das<br />
fordert qualifizierte Handarbeit“, betont<br />
Vöcking. 10 000<br />
ckings Team jäh<br />
che. Bau- und<br />
Bahnschwellen<br />
ge stehen auf d<br />
fert wird das m<br />
Großhandel. Pe<br />
der Betriebsw<br />
schen Wäldern<br />
dann teilweise<br />
etnam ist Eich<br />
wirft der 40-jä<br />
Auftragsbüche<br />
Container nac<br />
muss es allerd<br />
Grad in die<br />
eventuelle Sc<br />
nicht ungewol<br />
Trockenkamm<br />
nehmer mit Ha<br />
hier überhaupt<br />
wirdweitervera<br />
gemehl für Sp<br />
cking. Ein Hauf<br />
werksbetreiber<br />
einem Endprod<br />
estem stellt Vöc<br />
für den Fachwe
MÄRKTE<br />
5<br />
mJahr ein Totalausfall“<br />
sem Jahr sorgen im Privatwald von Emmanuel Prinz zu Salm-Salm<br />
chermaßen für Probleme.<br />
Harvester geerntet: Der Holzpolter mit vier Meter langen Fichtenabschnitten für die Bauindustrie füllt fünfzehn LKW-Ladungen.<br />
Foto: Natura<br />
OFFEN GESAGT<br />
Im Einklang<br />
Der Wald als Lehrpfad –ervermittelt,<br />
dass Ökonomie und Ökologie<br />
keine Gegensätze sein müssen. Beide<br />
Faktoren in Einklang zu bringen, gehört<br />
fest ins Bewusstsein der Forstbranche.<br />
Infl<br />
ationär verwendete Modebegriffe<br />
wie Nachhaltigkeit oder ganzheitliches<br />
Wirtschaften werden dort<br />
mit Leben erfüllt.<br />
Dass das schon vor Jahrhunderten von<br />
Carl von Carlowitz postuliert wurde,<br />
zeigt eine Konstante inder Waldwirtschaft.<br />
Doch sie muss auch auf neue<br />
Variablen reagieren: Dazu zählen die<br />
Folgen von Klimawandel und die Attacken<br />
von Borkenkäfer und Co.<br />
Was vor allem die Eigentümer von kleineren<br />
Flächen wie eine höchst unnötige<br />
Plage heimgesucht hat, ist, dass sich<br />
ihr Arbeitsaufw<br />
and unnötig erhöht hat:<br />
Zuerst, wenn sie selbst in die Vermarktung<br />
ihrer Gehölze einsteigen, und danach,<br />
wenn sie dafür Fördermittel beantragen<br />
müssen.<br />
Bei allem ordnungspolitischen Verständnis<br />
für das Bundeskartellamt –in<br />
diesem Fall haben die Wettbewerbshüter<br />
mit der juristischen „Kreissäge“<br />
wohl zweischneidig gewütet. Sie hinterlassen<br />
einerseits einen Kahlschlag,<br />
auf dessen Brache aber andererseits<br />
auch zarte privatwirtschaftliche Knospen<br />
sprießen können.<br />
Maike Harhues<br />
daher nur in<br />
ftlich durchbesitzer<br />
im<br />
tbetriebsgesammengetlichen<br />
Vereinsam<br />
geald.<br />
Aktuell<br />
orstbetriebsom<br />
Bundes-<br />
Zusammenegel<br />
als Verrt<br />
und nicht<br />
.Die Bewirtlgte<br />
auf ver-<br />
Förster der<br />
e auch die<br />
Holzverkaufsvermittlung übernahmen –<br />
und zwar zusammen mit dem Holz aus<br />
dem Staatswald.<br />
Das verstoße gegen Wettbewerbsrecht,<br />
monierte die Kartellbehörde. Zumal der<br />
Landesbetrieb Wald und Holz, zu dem<br />
das Regionalforstamt Münsterland gehört,<br />
sein Können und Wissen schon<br />
deutlich früher, nämlich beim Auszeichnen<br />
der Waldbestände einsetze – zu<br />
stark subventionierten Preisen. Doch der<br />
Dachverband hat vorgesorgt, findet der<br />
Vorsitzende Edzard Bornemann: „Mit<br />
der Naturstoff- und Dienstleistungszentrale<br />
Land und Forst Saerbeck haben wir<br />
seit 2003 Strukturen entwickelt, die die<br />
Waldbesitzenden bei der weiteren Professionalisierung<br />
unterstützen –mit Augenmerk<br />
auf Holzabrechnung und -vermarktung<br />
und Bündelung der Durchforstungsmaßnahmen.“<br />
Dass in Zukunft höhere Kosten auf die<br />
Kleinstwaldbauern zukommen, weil sie<br />
die Leistungen vonWald und Holz zu reellen<br />
Preisen bezahlen müssen, soll<br />
durch direkteFörderung vomLand abgemildert<br />
werden: Eine Flut von Anträgen<br />
müsse gestellt werden, der Aufwand<br />
werdesichvervielfachen. Dabei wärealles<br />
so einfach: „Wenn wir uns unter den<br />
Waldbesitzern umhören, was diese sich<br />
für die Zukunft wünschen, ist es dies:<br />
Dass alles so bleibt wie bisher“, resümiert<br />
Bornemann. Maike Harhues<br />
MünsterlandManager.de<br />
Top-Führungskräfte für das Münsterland<br />
andere<br />
FestmeterHolz sägt Vörlich,<br />
8000 davonsind Ei-<br />
Kanthölzer, aber auch<br />
Holzfür Parkett und Särer<br />
Produktpalette; gelieeiste<br />
anden regionalen<br />
rRahmenvertrag bezieht<br />
irt sein Holz aus heimi-<br />
,exportiert es allerdings<br />
in die halbe Welt: „In Viederzeit<br />
sehr gefragt“,<br />
hrige einen Blick in die<br />
r. Bevor das Holz per<br />
h Asien verschifft wird,<br />
ings für 14 Tage bei 56<br />
Trockenkammer, damit<br />
hädlinge absterben und<br />
lt exportiert werden. Die<br />
er selbst heizt der Unterckschnitzeln.<br />
„Wir haben<br />
keinen Holzabfall, alles<br />
rbeitet –und sei es zu Säanplatten“,<br />
erklärt Vöen<br />
Restholz hat den Sägejüngst<br />
auf die Idee zu<br />
ukt gebracht: Seit Neuking<br />
auch Eichholznägel<br />
rksbau her.<br />
Maike Harhues<br />
Während die Stämme mit dem Bagger in zehn Qualitätskategorien sortiert und gleich zurechtgeschnitten<br />
werden, vermisst Stefan Vöcking das Holz.<br />
Foto: Maike Harhues<br />
MünsterlandManager.de GmbH&Co. KG<br />
Büro Münster<br />
Am Mittelhafen 20<br />
48155 Münster<br />
Tel.: 025138471633<br />
weitere Infos unter:<br />
Büro Ahaus<br />
Frauenstr.13<br />
48683 Ahaus<br />
Tel.: 02561 89 62 245<br />
www.muensterlandmanager.de<br />
info@muensterlandmanager.de<br />
Büro Bocholt<br />
Konrad-Zuse-Str.4<br />
46397 Bocholt<br />
Tel.: 028713539000
6 MACHER &MÄRKTE<br />
25 000 Festmeter<br />
Ernte imJahr<br />
Doch für das Forstwirtschafts- und Holzunternehmen TenBulte<br />
ist ein Kahlschlag tabu. Gearbeitet wird mit der Durchforstungskarte.<br />
Wie Streichhölzer fixiert, fällt, entastet und zersägt Joop Ormel<br />
die Fichten mit dem Harvester.<br />
Lagebesprechung am Säge-Greifer des Harvesters: Joop Ormel<br />
(l.) und Richard ten Bulte studieren den Durchforstungsplan.<br />
Zünftiges Schuhwerk: holländische Holzklunschen<br />
an den Füßen des Harvester-<br />
Fahrers<br />
In seinen holländischen Holzschuhen<br />
und mit dem rotblonden Bart ist<br />
der muskelbepackte Joop Ormel ein<br />
Holzfäller wie aus dem Bilderbuch.<br />
Findet auch sein Chef und vertraut<br />
ihm schwerstes Gerät an. Denn zum<br />
Harvester-Fahrer taugt längst nicht<br />
jeder: „Keine Angst vorm Bäumefällen,<br />
große Affinität mit der Technik<br />
und eine ordentliche Portion Charakterstärke<br />
sind die Grundvoraussetzungen“,<br />
betont Richard ten Bulte.Fünfundzwanzigtausend<br />
Festmeter<br />
Nadelholz erntet der<br />
Lohnunternehmer im Münsterland<br />
und den grenznahen<br />
Wäldern der Niederlande im<br />
Jahr mit dem Holzvollernter: Im Minutentakt<br />
fixiert, fällt und entastet Ormel<br />
die Stämme und legt sie zum Abtransport<br />
für den Forwarder,sprich das Rückefahrzeug,<br />
ab. Der maschinelle Alleskönner ersetze<br />
zehn Mitarbeiter,erläutert tenBulte,<br />
und biete ein Vielfaches anArbeitssicherheit.<br />
„In den Wald können wir nur,<br />
wenn die Böden trocken sind und das<br />
schwereGerät nicht versinkt –ein Schönwetterjob“,<br />
so der Forstwirt. Doch nicht<br />
nur auf die Flora, auch auf die Fauna<br />
muss Ormel am Steuer des Harvesters<br />
Rücksicht nehmen. Jeder Greifv<br />
ogelhorst<br />
ist auf der sehr kleinteilig parzellierten<br />
Duchforstungskarte vom Förster<br />
eingezeichnet, die zu fällenden Stämme<br />
sind an der Rinde pink markiert. Kahlschlägesind<br />
für ihn tabu, tenBulte arbeitetaus<br />
Prinzip nur in nachhaltig betriebenen<br />
Forsten.<br />
In zwei Schichten ab sechs Uhr in der<br />
Früh ist das Unternehmen TenBulte mit<br />
dem Holzvollernter im holländischen<br />
Staatswald, der Chef schätzt die Durchforstungsmaßnahme<br />
auf eine Woche.<br />
Das schwereGerät ist gut ausgebucht,vor<br />
allem von Stammkunden: „Die Investitionskosten<br />
vonfast einer halben Million<br />
müssen sich amortisieren, das geht nicht,<br />
wenn der Harvester die Hälfte der Zeit<br />
auf dem Hof steht“, erläutert ten Bulte.<br />
Zusammen mit seinem Bruder Geri ten<br />
Bulte führt der Niederländer das Unternehmen<br />
mit mittlerweile 20 Mitarbeitern,<br />
seit 2007 nicht mehr in seiner Heimat,<br />
sondern in Vreden –umesbetriebswirtschaftlich<br />
auf ein breiteres Fundament<br />
zu stellen: ein kleines Sägewerk mit<br />
Tischlerei für Echtholz-Designtische und<br />
Massivholzdielen, den Vertrieb vonHolzölen<br />
an den Großhandel und den Vertrieb<br />
von Parkett des bayrischen Herstellers<br />
Haro für die Niederlande.<br />
Ten Bulte ist froh um die Vielseitigkeit<br />
seines Jobs. Mit Tochter Ilse, Forstwirtschaftsstudentin<br />
in Göttingen und angehende<br />
Unternehmensnachfolgerin, ist er<br />
auf dem Weginden Wald zu einem Treffen<br />
mit Försterin Christina Frost. Sie hat<br />
50 Festmeter Eiche aus einem Sammelschlag<br />
von acht Hektar für ten Bulte im<br />
Angebot –kein Wertholz für Möbel, das<br />
wird erst jetzt geschlagen, wenn der<br />
Baum auf Wintermodus umschaltet. Sondern<br />
all die Eichen, die den Sommer nicht<br />
geschafft haben. „Bei einem Baum ist es<br />
wie beim Menschen: Leidet er ohnehin<br />
schon unter verschiedenen Stressfaktorenund<br />
kommt dann ein weiterer,wie in<br />
diesem Fall die lange Trockenheit, dazu,<br />
wird errichtig krank“, stellt Forst klar.<br />
Maike Harhues<br />
1<br />
seat.de/business<br />
50 Festmeter Eiche ab Wald: Revierförsterin Christina Frost und Richard ten Bulte begutachten<br />
die Qualität der im Stand abgestorbenen Stämme, aus denen unter anderem<br />
Brennholz werden kann.<br />
Fotos: Maike Harhues<br />
DER WALD IM MÜNSTERLAND<br />
Im Münsterland gibt es laut Regionalforstamt Münsterland 98 900 Hektar Wald<br />
–das sind 17 Prozent der Gesamtfläche –und rund 14 000 Waldbesitzer.<br />
Die Waldfläche pro Einwohner beträgt 625 Quadratmeter. Zwei Drittel ist mit<br />
Laubhölzern, ein Drittel mit Nadelhölzern bewachsen.<br />
Auf einen Hektar Wald steht durchschnittlich ein Holzvorrat von 323 Festmetern<br />
mit einem jährlichen Zuwachs von rund 5,7 Festmetern pro Jahr. Die Nutzungsmöglichkeit<br />
in der Region beträgt rund 560 000 Festmeter pro Jahr, von<br />
denen das Regionalforstamt 110 000 Festmeter vermarktet.<br />
-ma-
MACHER &MÄRKTE 7<br />
„Gewinne sind erforderlich“<br />
Forstexperte Heinz-Peter Hochhäuser sieht zwischen Nachhaltigkeit und Gewinnorientierung keinen Widerspruch.<br />
„Die Fichte ist nach wie vor der<br />
‚Brotbaum‘ in der Forstwirtschaft.“<br />
Heinz-Peter Hochhäuser<br />
Das Bundeskartellamt hat<br />
eine Bresche geschlagen:<br />
Die jahrelangePraxis, dass<br />
die Gehölze der privaten<br />
Grundbesitzer vom Landesbetrieb<br />
Wald und Holz mitvermarktet<br />
werden, ist damit passé. Über die neuen<br />
Herausforderungen, die sich daraus zumal<br />
für Eigentümer kleinerer Flächen in<br />
Sachen Professionalisierung ergeben,<br />
und die von jeher zu wahrende Balance<br />
zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz<br />
sprach unsereAutorin MaikeHarhues<br />
mit Heinz-Peter Hochhäuser, Chef<br />
des Regionalforstamtes Münsterland, der<br />
für knapp 100000 Hektar Wald im Münsterland<br />
zuständig ist.<br />
Nachhaltige Waldwirtschaft und<br />
gewinnorientiertes Unternehmertum<br />
der Waldbesitzer–ist das Ihrer<br />
Ansicht nach ein Widerspruch in<br />
sich?<br />
Heinz-Peter Hochhäuser: Auf keinen<br />
Fall! Die Nachhaltigkeit ist als Begriff im<br />
Wald geboren, hat historische Wurzeln in<br />
Bergbau und Industrialisierung vor 300<br />
Jahren und stellt bis heute das Grundprinzip<br />
der Forstwirtschaft dar. Zum Abstützen<br />
der Bergstollen brauchteman damals<br />
viel Holz, das sehr rasch um die<br />
Bergwerksregionen zur Neige ging.<br />
Durch Kriege, Schiffsbau, Salzsiederei<br />
und Holzverkohlung warenseit dem Mittelalter<br />
bereits viele Gegenden entwaldet<br />
und verödet. Der sächsische Bergrat<br />
Hans Carl von Carlowitz forderte schon<br />
1645, dass „nachhaltend“ nur so viel genutzt<br />
werden darf<br />
wie auch nachwächst.<br />
Als Kameralist,<br />
heute<br />
würden wir sagen,<br />
als Betriebswirt,<br />
waren seine<br />
Überlegungen<br />
unternehmerischer<br />
und wirtschaftlicher Natur. Nur<br />
wenn Ökonomie, Ökologie und Soziales<br />
gleichermaßen Berücksichtigung finden,<br />
ist eine Wirtschaftsweise nachhaltig! Gewinnorientiertes<br />
Handeln der Waldbesitzer<br />
ist Teil der forstlichen Nachhaltigkeit<br />
und schließt sich daher überhaupt nicht<br />
aus. Bei der Langfristigkeit der forstlichen<br />
Produktion, ein Baum braucht je<br />
nach Art zwischen 40 und 180Jahren bis<br />
zur Produktionsreife, ist es seit jeher<br />
schwierig, erforderlichen Aufw<br />
and mit<br />
den Gewinnen, die viele Jahrzehntespäter<br />
sich erst einstellen, in Zusammenhang<br />
zu bringen. Gewinne in der Forstwirtschaft<br />
sind aber erforderlich, damit<br />
die Investitionen für die Zukunft getätigt<br />
werden können.<br />
Der Landesbetrieb Wald und Holz<br />
hat jahrelang das Holz privater und<br />
kommunaler Waldbesitzer zusammen<br />
mit Holz aus dem Staatswald<br />
vermarktet. Dem hat das Bundeskartellamt<br />
jüngst einen Riegel vorgeschoben.<br />
Was ist nun die größte<br />
Herausforderung für die in Forstbetriebsgemeinschaften<br />
organisierten<br />
Klein- und Kleinstwaldbesitzer?<br />
Hochhäuser: Die neue Herausforderung<br />
ist nun, dass sich die Waldbesitzer<br />
künftig selbst um die Vermarktung ihrer<br />
Produkte kümmern müssen, sowohl<br />
forstfachlich, aber auch betriebswirtschaftlich<br />
und steuerlich. Es fehlt bisher<br />
aber das fachliche Know-how, die Kenntnisse<br />
über Preise, Käufer und Sortimente.<br />
Daher müssen Schnittstellen und Kommunikationzwischen<br />
Produktion, Bereitstellung<br />
und Käuferansprüchen neu gestaltet<br />
werden. Einzelne Waldeigentümer<br />
oder auch einzelne Zusammenschlüsse<br />
sind aufgrund ihrer internen Organisation<br />
und ihrem Marktvolumen dazu<br />
noch nicht in der Lage. Es müssen<br />
neue Kooperationen der Zusammenschlüsse<br />
und der Aufb<br />
au von professionellen<br />
Strukturen in der Geschäftsführung<br />
und Vermarktung geschaffen werden.<br />
Welche Chancen ergeben sich aus<br />
der Umstrukturierung auf mehr<br />
privatwirtschaftliche Branchenvielfalt<br />
in der Waldwirtschaft?<br />
Hochhäuser: Die bevorstehenden Umstrukturierungen<br />
werden sicher mehr<br />
Eigenverantwortung bei der Bewirtschaftung<br />
der Wälder erfordern. Wenn dieGesellschaft<br />
jedoch weiter Einfl<br />
uss auf die<br />
private Waldwirtschaft nehmen will,<br />
müssen nun zusätzliche Anreizprogramme<br />
gestaltet werden. Untersuchungen<br />
zur Entwicklung des Waldbesitzeshaben<br />
ergeben, dass in den nächsten 20 Jahren<br />
mehr als ein Drittel der Waldfl<br />
äche ihren<br />
Eigentümer durch Vererbung oder Verkauf<br />
wechseln wird. Es ist zu erwarten,<br />
dass hier viele Menschen Waldeigentümer<br />
werden,die ganz andereVorstellungenvon<br />
ihrem Wald und ihrer Waldwirtschaft<br />
haben als die heutige Waldbesitzergeneration.<br />
Die vielleicht gar nicht<br />
mehr wissen, wie ein Waldeigentum zu<br />
behandeln ist. Ich bin überzeugt, dass<br />
eine forstfachliche Unterstützung der<br />
Waldeigentümer künftig sehr wichtig<br />
bleiben wird. Dabei wirdeine es eine klare<br />
Trennung zwischen behördlichem<br />
Handeln, gesellschaftlichen Ansprüchen<br />
und privatwirtschaftlichen Interessen geben.<br />
Kommunikation zwischen den vielen<br />
Akteuren, die am Wald interessiert<br />
sind und am Wald arbeiten, sowie Digitalisierung<br />
werden bei der weiteren Entwicklung<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Wie viel der Waldfl<br />
äche des Münsterlandes<br />
inPrivatbesitz liegt faktisch<br />
still und wieso?<br />
Hochhäuser: Die Frageist schwer zu beantworten.<br />
Nur weil mal zehn Jahre im<br />
Wald nichts passiert, ist die Waldfl<br />
äche<br />
nicht automatisch stillgelegt. Eingriffe<br />
und Nutzungen im Wald erfolgen gerade<br />
im kleineren Waldbesitz nur periodisch.<br />
Daher kann die stillgelegteprivateWaldfl<br />
äche nur geschätzt werden. Von den<br />
80 000 Hektar Privatwald bewirtschaftet<br />
das Regionalforstamt Münsterland vertraglich<br />
derzeit über 40 000 Hektar. Der<br />
restliche Privatwald wird inEigenregie<br />
bewirtschaftet, entweder mit eigenen<br />
Forstverwaltungen oder aber in eigener<br />
Regie und Tradition, etwa zur Versorgung<br />
mit Kaminholz für den eigenen<br />
Haushalt. Ich denke, dass der Anteil des<br />
Privatwaldes, der komplett stillgelegt ist<br />
– also nicht mehr genutzt wird – im<br />
Münsterland unter fünf Prozent liegt. Die<br />
Gründe sind hier vielfältig, häufig ist es<br />
Unkenntnis oder mangelndes Interesse,<br />
aber auch eine Entfremdung vom Eigentum,<br />
wenn beispielsweise die Eigentümer<br />
weiter entfernt wohnen oder wenn die<br />
Handlungsfähigkeit bei Erbengemeinschaften<br />
nicht geklärt ist.<br />
Istesso, dassdas schnellwachsende<br />
Nadelholz das Laubholz subventioniert?<br />
Bedeuten große dicke Baumstämme<br />
automatisch viel Geld?<br />
Hochhäuser: Grundsätzlich wird der<br />
Holzpreis durch die Verwendungsmöglichkeiten<br />
je nach Baumart, nachQualität<br />
und nach Dimension bestimmt. Also: DickeBäume,<br />
ohne Holzfehler,geben mehr<br />
Geld als dünne! Hinzu kommt, dass der<br />
Aufw<br />
and bei der Ernte günstiger ist. Bildlich<br />
gesprochen: Einen dicken Stamm zu<br />
sägen macht, weniger Aufw<br />
and als fünf<br />
dünne mit dem gleichen Gesamtvolumen!<br />
Die Fichte ist nach wie vor der<br />
„Brotbaum“ in der Forstwirtschaft. Günstige<br />
Kosten bei der Bestandesbegründung<br />
mit Produktionszeiten von„nur“ 60<br />
bis 80 Jahren und eine breitePalette von<br />
Verwendungsmöglichkeiten, insbesondere<br />
imlanglebigen Konstruktionsbau,<br />
haben dazu geführt, dass die Fichteinder<br />
Forstwirtschaft als „Allrounder“ überall<br />
Verwendung findet. Aber das heißt nicht,<br />
dass das Nadelholz das Laubholz subventioniert.<br />
Bei den langen Produktionszeiträumen<br />
ist es betriebswirtschaftlich besonders<br />
wichtig, dass das Betriebsziel<br />
möglichst wirtschaftlich erreicht wird.<br />
Im Klimawandel gewinnt daher besonders<br />
die Bewertung des Risikos einzelner<br />
Baumarten an Bedeutung. Wald und<br />
Holz NRW entwickelt derzeit waldbauliche<br />
Handlungsempfehlungen zum Aufbau<br />
klimastabiler Wälder.<br />
Welches ist für Sie als Leiter des Regionalforstamtes<br />
Ihre wichtigste<br />
Rolle im Wirtschaftsfaktor Wald?<br />
Mehr Kollegin als Hund: Heinz-Peter Hochhäuser, Leiter des Regionalforstamtes<br />
Münsterland und seine treue Begleiterin „Hedda“.<br />
Foto: Wald und Holz<br />
Hochhäuser: Als Chef des Regionalforstamts<br />
bin ich für verschiedene Aufgaben<br />
zuständig. Rund 4500 Hektar Staatswald<br />
werden naturschutzfachlich und<br />
wirtschaftlich vorbildlich bewirtschaftet.<br />
Der Staatswald hat rund 800 Hektar naturschutzfachlich<br />
stillgelegt und ist sowohl<br />
FSC als auch PEFC zertifiziert. Als<br />
Behörde ist das Regionalforstamt für<br />
knapp 100000 Hektar Wald imMünsterland<br />
zuständig. Bei allen Belangen, die<br />
den Wald direkt oder indirekt betreffen,<br />
wird das Regionalforstamt beteiligt. Mit<br />
den privaten Waldbesitzern, die über<br />
eigenes Forstpersonal verfügen, sind wir<br />
fachlich und kollegial im Austausch, etwa<br />
bei der Entwicklung einer eigenständigenInternetvermarktung.<br />
Die größteHerausforderung<br />
ist aber, die große Fläche<br />
der Kleinstprivatwaldbesitzer in wirtschaftlich<br />
tragfähigeStrukturen zu überführen.<br />
Dabei geht es nicht unbedingt um<br />
den einzelnen Betrieb, sondern darum, in<br />
der Gemeinschaft forstwirtschaftliches<br />
Wissen in der Region sicherzustellen, an<br />
dem alle Waldbesitzer teilhaben können.
8 MACHER &MÄRKTE<br />
Erster Satellit für den Hub<br />
Der Digital Hub Münsterland verfügt jetzt im Westmünsterland auf dem d.velop-Campus<br />
über eine Zweigstelle mit viel Raum für Co-Working und Meet-ups.<br />
„Digitalisierung ist der Treiber, ist<br />
das, was diese Gesellschaft tief verändern<br />
wird.“ Und deshalb, folgert<br />
Staatssekretär Christoph Dammermann,<br />
„ist jedergut beraten, der sich<br />
frühzeitig fragt, wie er und sein<br />
Unternehmen in der digitalen Welt<br />
wachsen, gedeihen und wirtschaftlich<br />
vorankommen können“. Daran<br />
erinnerte er kürzlich bei der Eröffnungdes<br />
ersten Satelliten des Digital<br />
Hub Münsterland in Gescher.<br />
Der Hub:Satellit auf dem<br />
d.velop-Campus in Gescher<br />
verankert das Netzwerk<br />
aus Unternehmen,<br />
Wissenschaft, Institutionen,<br />
Verbänden und Start-ups noch stärker<br />
im Westmünsterland. Neben dem<br />
vomDigital Hub und regionalen Partnern<br />
initiierten Eröffnungsevent, soll der<br />
Hub:Satellit mittelfristig eine Breitenwirkung<br />
in der Region entfalten und kann<br />
von verschiedenen Unternehmen als<br />
Arbeitsplatz oder Meet-up-Space genutzt<br />
werden.<br />
Zur Eröffnungdes Satelliten konnten Dr.<br />
Heiner Kleinschneider, Geschäftsführer<br />
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
(WfG) Borken, Christoph Pliete als Geschäftsführer<br />
der d.velop AG, sowie Vorstandsvertreter<br />
der münsterLAND.digital<br />
neben dem Staatssekretär und Bürgermeister<br />
Thomas Kerkhoff für die Stadt<br />
Gescher etwa hundert Gäste auf dem<br />
Campus begrüßen.<br />
Westfalen sei geprägt vom Mittelstand.<br />
Und gerade den „wollen wir fit machen<br />
für die Digitalisierung mit einer Reihe<br />
vonInstrumenten“, so der Staatssekretär.<br />
„Etwas sehr Einmaliges“ gehe mit dem<br />
Hub:Satelliten an den Start. Dieser biete<br />
eine Chance, Vernetzung zu schaffen,<br />
unterstrich Christoph Pliete. Die Unterstützung<br />
der Digitalisierung habe sich die<br />
WfG ins Arbeitsprogramm geschrieben,<br />
betonte deren Geschäftsführer Dr. Kleinschneider.Kleinschneider<br />
lobtedie Firma<br />
d.velop als „absolutes Musterbeispiel für<br />
ein starkes IT-Unternehmen in der Region“.<br />
Auch wenn die Digitalisierung heute allüberall<br />
sei, bräuchten Menschen die physische<br />
Begegnung. Ein persönlicher Austausch<br />
zwischen Experten und Mittelstand<br />
sei enorm wichtig, sagte Hub-Manager<br />
Sebastian Köffer.Hierleisteder Satellit<br />
wertvolle Unterstützung im ländlichen<br />
Raum. Und TomMalessa vom Vorstand<br />
münsterLAND.digital appellierte<br />
an die Mittelständler: „Vernetzen Sie<br />
sich.“ Denn Vernetzung schaffe neue<br />
Märkte.<br />
Im Zuge der Eröffnung des Hub:Satelliten<br />
werden gemeinsame Strukturen entwickelt,<br />
um etablierteAngebotedes Digital<br />
Hub Münsterland auchvor Ort inGescher<br />
anzubieten. Dazu gehören beispielsweise<br />
Co-working-Arbeitsplätze für<br />
Start-ups aus dem Fellowship-Programm<br />
sowie die Möglichkeit, Konferenzräume<br />
Der d.velop-Campus in Gescher ist seit Mitte Oktober Sitz des ersten Satelliten des Digital<br />
Hub Münstertland.<br />
Foto: d.velop<br />
für öffentliche Meet-ups zu digitalen<br />
Fachthemen zu nutzen.<br />
Schon im Frühjahr hatte der Digital Hub<br />
Münsterland auf dem Campus Gescher<br />
die Konferenz Hub:Kontakt mit Start-up-<br />
Pitch und über 150Gästen aus der digitalen<br />
Wirtschaft veranstaltet. Die Eröffnung<br />
des Hub:Satelliten wurde mit dem<br />
zweiten „Mittelstand Digital Workshop-<br />
Tag“ verknüpft. Teilnehmer konnten in<br />
themenspezifischen Workshops und Vorträgen<br />
ihreKenntnisse im Bereich digitaler<br />
Anwendungsfelder vertiefen und erweitern.<br />
Im westlichen Münsterland bietet der<br />
d.velop-Campus angesiedelten Unternehmen<br />
mit 55 000 Quadratmetern Fläche<br />
und Anbindung an die A31eine ideale<br />
Plattform. Ziel ist, den Hub:Satelliten<br />
am Standort in Gescher für die Region<br />
des westlichen Münsterlandes zu etablieren.<br />
„Durch die Pfl<br />
ege und den Aufb<br />
au<br />
von Unternehmenskontakten, Kunden<br />
und Lieferantenbeziehungen fördert der<br />
Campus die Vernetzung der ansässigen<br />
Unternehmen untereinander und in der<br />
Region“, erläutert Frank Kramer, Geschäftsführer<br />
der d.velopcampus GmbH.<br />
Anzeige<br />
NagelCarGrouphat die drei Vovis-Autohäuserübernommen!<br />
Die Agravis-TochterVovis hatdie drei Autohäuser<br />
an den StandortenMünster, Steinfurt und Hamm<br />
verkauft. Seitdem 1. Juni ergänzen diesenun<br />
das Repertoire derimostwestfälischen Versmold<br />
ansässigen NagelCarGroup. „DieganzeVolvomannschaftist<br />
und bleibtanBord“,sagtThorstenFischer.Der<br />
ehemaligeVovis-Verkaufsleiter<br />
ThorstenFischer undmit ihm über70weitere<br />
Kollegen sind dabei übernommen<br />
worden. „Wir haben<br />
einenneuen Geschäftsführer,<br />
Wolfgang Kroll, ansonsten<br />
sind die Gesichterdie gleichen<br />
geblieben“, stellt er fest.<br />
Wolfgang Kroll, derzuvor für<br />
die NagelCarGroup bereits als<br />
Geschäftsführer fürStandorte<br />
am Niederrhein tätig<br />
war, leitet ab sofort operativ<br />
die drei hinzugekommenen<br />
Niederlassungen. Die NagelCarGroup<br />
sei auf Expansionskurs.<br />
„Wir wachsen“,<br />
bestätigt derGeschäftsführer.<br />
„Wir investieren in Marken, in<br />
die Region, in unsereMitarbeiter<br />
und die Zuversicht. Da<br />
geschiehteineMenge. Bisher<br />
bestand derVerbund unteranderem ausAutohäusern<br />
der Marken Mercedes-Benz, Jaguar,Land<br />
Rover, Volkswagen oder Audi, um nur einiges<br />
zu nennen.Parallel zumKauf ist in Osnabrück<br />
ein neuer Standort fürJaguar Land Roverin<br />
Betrieb genommen worden. Seit September ist<br />
diese Marke–zusätzlich zumMotorradherstellerTriumph<br />
–auchineinem neuen Autohaus<br />
V. l. Wolfgang Krollund ThorstenFischer freuen<br />
sich über die Zusammenarbeit.<br />
in MünsterHiltrupvertreten. „Volvo istfüruns<br />
eine der Premiummarken, sie passtzuuns“,<br />
hebt Wolfgang Krollhervor. „Inden vergangenen<br />
Jahren bewies die MarkeVolvoguteKonzeptefür<br />
dieautomobile Zukunft–vor allem im Bereich<br />
der Elektromobilität“, sind sich Geschäftsführung<br />
und Verkaufsleitungeinig.Die Autohäuser der<br />
Agravis-TochterVovis haben Tradition. Seit 1963<br />
Große Auswahl am Standort Münster, Albersloher Weg277.<br />
werden diese schon betrieben und können nun<br />
unterneuem Besitzer fortgeführt werden. Agravis<br />
habeden Verkauf dabei schon länger geplant,um<br />
sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren.<br />
„ImHerbst 2017 wurden die Gespräche dann<br />
intensiver,dawurde es konkreter“,sagtKroll.<br />
Ganz so einfach verläuft ein solcher Kauf aber<br />
nicht. Die Verkaufsverträgemit demHersteller<br />
seien so nichtohneweiteres auf andereAutohändler<br />
übertragbar.„Wir musstenzum Hersteller<br />
Kontaktaufnehmen und uns fürdie Volvo-Verkaufsverträgezunächst<br />
bewerben“, lässtKroll<br />
einenEinblick in die Abwicklung zu.„Wir wissen<br />
aber,was wir tun, damit Autohäuser erfolgreich<br />
geleitet werden und Arbeitsplätzeweiterhin<br />
zurVerfügung stehen“,ist sich Krollsicher.Für<br />
Kunden sei die Übernahme nur vonVorteil, sie<br />
bekämen eine größereAuswahl.„Das Angebot an<br />
Jahreswagensollerweitert werden“, sagtThorstenFischer.Und<br />
derFahrzeugtrend? Der geht<br />
vomKombi zunehmend in RichtungSUV.„Der<br />
XC60 istbei uns der meistverkaufteWagen“, weiß<br />
derVerkaufsleiter.<br />
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BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />
Ein Gefühl von Heimat<br />
Pionier der Bio-Kaffee-Szene: Die Eper Manufaktur „Lenis Coffee-Family“ liefert aber auch Kaffeeund<br />
Koffein-Zusätze für Schokoladen-Spezialitäten, für Getränke und Kosmetik.<br />
Es ist der unwiderstehlich-aromatische<br />
Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen,<br />
der den Genießer dieses<br />
dunklenGebräus schonauf dem Bürgersteig<br />
empfängt und ihn weiterleitet<br />
über einen schmalen gepfl<br />
asterten<br />
Fußweg, vorbei an einem wildromantischen<br />
Garten zu einem dunkelgrauen<br />
schlichten Büro-Gebäude<br />
mit Bauhaus-Ausrichtung. Einfach,<br />
klar, aber mit Stil: Das Ambiente der<br />
Kaffee-Manufaktur im Eper Industriegebiet<br />
sticht hervor zwischen all<br />
den funktional errichteten Werksgebäuden.<br />
Das Äußere harmoniert hier<br />
auf den ersten Blick mit dem Anspruch,<br />
den „Lenis Coffee Family“ an<br />
sich und seine Produkte stellt: Eine<br />
Vision mit anderen zu teilen, nachhaltig<br />
angebauten und biologisch<br />
produzierten Kaffeeherzustellen, zu<br />
verkaufen und zu genießen.<br />
Nun sind die Geschäftsführer<br />
keine abgehobenen<br />
Idealisten, die als weltverbessernde<br />
Ökos im Unternehmertum<br />
Fuß fassen<br />
wollen. Es ist eine Familie, deren Tradition<br />
seit jeher im Umgang und in der Verarbeitung<br />
der kleinen Bohne liegt. Die<br />
Wurzeln der Kaffeepflf anze sind ein Stück<br />
auch die Wurzeln der Familie Niehoff.<br />
Es war 1933, als Leo Niehoff die erste<br />
Rösterei in Epe gründete. 1945 stieg<br />
Sohn Franz Niehoff sen. ins Geschäft ein<br />
und Vertrieb die Eigenmarke unter dem<br />
Label „Leni“ (Le-o Ni-ehoff) f vorallem im<br />
regionalen Umfeld. Kaffee warseinerzeit<br />
noch ein Luxusgut. Laut Chronik trennte<br />
der damalige Geschäftsführer die Rösterei<br />
1949 vom restlichen Kolonialhandel<br />
ab und führtediese eigenständig mit seiner<br />
Frau Else weiter. Nach dem frühen<br />
Toddes Vaters nahm Sohn Franz Niehoff<br />
jun. die Firmenleitung in seine Hände.<br />
Und brachte als Student in der damals<br />
noch geteilten Stadt Berlin auch neue<br />
Ideen ins Unternehmen. „Er warder Pionier<br />
der Bio-Kaffee-Szene“, sagt seine<br />
Schwester,Dr. Anne Niehoff-Kühne, heute<br />
rückblickend.<br />
Es folgten Jahredes Wachstums. Alsdann<br />
die Tante-Emma-Läden aus dem Ortsleben<br />
verschwanden und Supermärkteund<br />
Discounter ihren Platz einnahmen,erlebte<br />
der Bio-Bereich den großen Aufschwung.<br />
Franz Niehoff entschloss sich<br />
2011 zum Verkauf von „Niehoffs Kaffeerösterei“<br />
–anseinen langjährigen Freund<br />
Ulrich Walter, der das Unternehmen mit<br />
der bis dahin gewohnten Firmierung bis<br />
heute weiterführt.<br />
Das „Gefühl von Heimat im Kaffee“, wie<br />
Seit Jahresanfang gibt es von „Lenis Coffee Familiy“ auch wieder<br />
die Bohne als Ganzes.<br />
Schon als kleiner Dotz stand Geschäftsführerin Dr. Anne Niehoff-Kühne lieber am Probat-Röster, als in den Kindergarten zugehen. Noch heute ist dort ihr<br />
Lieblingsplatz. Die Röstungen werden hier noch manuell –nach bestimmten Rezepten –gefahren.<br />
Fotos: Susanne Menzel<br />
es die Familie Niehoff selbst beschreibt,<br />
war mit der Unternehmensveräußerung<br />
allerdings nicht dahin. Im Gegenteil. „Es<br />
war Motivation und Anreiz, mit der Tradition<br />
als Rüstzeug im Gepäck neue<br />
Ideen anzugehen“, formuliert Dr. Anne<br />
Niehoff-Kühne diesen zweiten Weg. Vertragsgemäß<br />
durfte das Geschäftsführer-<br />
Trio aus Franz Niehoff jun., seiner<br />
Schwester Dr. Anne Niehoff-Kühne und<br />
Franz Niehoffs Tochter Pia Niehoff-<br />
Schuchhardt zwar fünf Jahre ab Verkaufsdatum<br />
der alten Rösterei selbst „keinen<br />
Kaffee produzieren, der getrunken<br />
wird, um dadurch keine Konkurrenz aufzubauen“,<br />
so Dr. Anne Niehoff-Kühne,<br />
aber „es gab und gibt darüber hinaus ja<br />
noch viele andere Märkte –vor allem im<br />
Bio-Bereich–,die bedientwerden konnten<br />
und wollten“.<br />
„Lenis Coffee-Family“, wie sich die kleine<br />
Manufaktur fortan nannte, liefert seitdem<br />
Kaffee- und Koffein-Zusätze in besonderen<br />
Mahlungen beispielsweise für<br />
Spezialitäten in der Schokoladen-Industrie,<br />
für Getränke und Kosmetik. „Die<br />
Perlbohne etwa wird inden Schokobohnen<br />
verwendet, andere Koffein-Zusätze<br />
in Shampoos“, nennt Anne Niehoff-Kühne<br />
Beispiele. 90 Prozent der Kaffee-Erzeugnisse<br />
werden dabei unter biologischen<br />
Voraussetzungen produziert, zehn<br />
Prozent als konventionelle Herstellung.<br />
Dr. Anne Niehoff-Kühne, die Veterinärmedizin<br />
studiert und auch 15 Jahre als<br />
Tierärztin praktiziert hat und ab 2008<br />
schon im damaligen Familienbetrieb Niehoffs<br />
Kaffeerösterei für das Qualitätsund<br />
Umweltmanagement verantwortlich<br />
zeichnete, hat mit dem „biologisch ausgerichteten<br />
Standbein zu den Wurzeln zurückgefunden<br />
und kann sogar vieles hinsichtlich<br />
auch der Hygiene-und Lebensmittelbestimmungen<br />
aus dem Studium<br />
mit einbringen.“ Darüber hinaus hat sie<br />
„die Röstkultur vonder Pikeauf gelernt“,<br />
inzwischen Weiterbildungen zum Kaffeesommelier<br />
und zur Spezialitäten-Rösterin<br />
absolviert. Momentan schult sie<br />
ihreGeschmacksnerven, um sich zukünftig<br />
als „Sensorik-Master“ in der Produktentwicklung<br />
noch besser einbringen zu<br />
können. ►Fortsetzung auf Seite 10<br />
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Transfair-zertifiziert und<br />
koscher für den Kaffee-Kult<br />
Rösterei produziert seit Anfang des Jahres wieder Bohne und Pulver.<br />
Seit Anfang des Jahres gibt es<br />
von „Lenis Coffee Familiy“<br />
auch wieder die Bohne als<br />
Ganzes sowie in pulverisierter<br />
Form –zum vollendeten Kaffee-Genuss<br />
Die „Pause“ ist vorbei, der<br />
Probat-Trommelröster wieder in Aktion.<br />
Die Familie hat –unter Marketingbegleitung<br />
vonPia Niehoff-Schuchhardt –eine<br />
neue Produktlinie entwickelt und aufden<br />
Markt gebracht: fünf Kaffeemischungen,<br />
die einerseits auf bestimmteBrühvorgänge<br />
wie Vollautomat oder Filter abgestimmt,<br />
andererseits mit bestimmtenGeschmacksnoten<br />
versehen sind. In recyclingfähiger<br />
(Papier-)Verpackung gibt es<br />
in pfiffigem Design etwa „Hug in acup“,<br />
vollmundig und mit Schokoladen-, Zitrus-<br />
sowie Karamell-Note, „Classic<br />
Brew“, die ausgewogene, fl<br />
orale Variante,<br />
„Beach Blend“, lebhaft und mit Pfirsich-Note,<br />
„Love Shot“ als kräftige Variante<br />
mit Haselnuss-Note, und nicht zuletzt<br />
noch „Mountain Drip“. „Diese Angebotewurden<br />
so kreiert, dass man daheim<br />
für verschiedene Momente einen besonderen<br />
Kaffee zur Verfügung hat“, erklärt<br />
Dr. Anne Niehoff-Kühne. „Daher haben<br />
wir auch die jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten<br />
aufdrucken lassen.“ Das<br />
Genießen eines guten, leckeren Kaffees<br />
sei „inzwischen zu einer großen Kultur<br />
Für ihre Weiterbildung zur Sensorik-Masterin muss Dr. Anne Niehoff-Kühne derzeit ihre Geschmacksnerven<br />
schulen. Diese Testaromen helfen dabei.<br />
geworden. Selbst bei den Jüngeren hat<br />
sich da zum Teil eine Lebensphilosophie<br />
entwickelt.“ Und vor allem das Konsumieren<br />
vonBio-Kaffee„passt auch indas<br />
Umfeld des bewussteren Ernährens“.<br />
Dass qualitativ hochwertiger Kaffee nach<br />
wie vorseinen Preis hat, liegt übrigens an<br />
verschiedenen Faktoren, die nicht alle die<br />
Röstereien beeinfl<br />
ussen, erklärt die Lenis-Geschäftsführerin:<br />
„Natürlich ist<br />
nachhaltiger biologischer Anbau alleine<br />
schon eine qualitativ hochwertige Voraussetzung.<br />
Hinzu kommt aber auch,<br />
dass man beim Rösten der Bohnen etwa<br />
15 bis20Prozent an Masse verliert. Nach<br />
demTrocknenwirddas Produkt gewogen<br />
–und pro Kilo werden dann 2,19 Euro<br />
plus Mehrwertsteuer ans Finanzamt fällig.“<br />
Die Eper beziehen ihre Grundprodukte<br />
aus den Hauptländern Peru, Honduras,<br />
Uganda, Äthiopien, Brasilien und Nicaragua.<br />
„Wichtig ist uns dabei natürlich die<br />
Biozertifizierung“, sagt Dr.AnneNiehoff-<br />
Kühne. Die Endprodukte wiederum sind<br />
nicht nur transfair-zertifiziert, sondern<br />
auch koscher. „Dafür kommt eigens einmal<br />
im Jahr ein Rabbiaus Hamburg, der<br />
das kontrolliert.“<br />
Inzwischen hat sich „Lenis Coffee Family“<br />
neben dem Absatzmarkt Deutschland<br />
auch Kunden in Dänemark, Österreich<br />
sowie in der Schweiz erobert. Zudem sollen<br />
die neuen Produktlinien alsbald unverpackt<br />
in Bio-Supermärkten in der Region<br />
installiert werden. „Die Ideen sprudeln“,<br />
lacht Dr. Anne Niehoff-Kühne.<br />
Kein Wunder, bei diesem aromatischen<br />
Koffein-Kick. Susanne Menzel<br />
Per Hand werden die Kaffeebohnen von den Mitarbeitern<br />
Viola Schildt und Marius Vaartjes abgewogen und<br />
abgefüllt.<br />
In bis zu 1000 Kilogramm schweren Big-Packs werden<br />
die Bohnen aus den Erzeugerländern nach Epe geliefert.<br />
Wie eine „gut geölte Maschine“<br />
So sehen sich die drei Geschäftsführer der Manufaktur und Rösterei.<br />
Mit einer Prise Humor<br />
und einem Augenzwinkern<br />
beschreiben sich<br />
die drei Geschäftsführer<br />
inihren Selbstporträts<br />
übrigens so:<br />
Franz Niehoff (66 Jahre): „Der funktionierende<br />
Motor innerhalbeinergut geöltenMaschine,<br />
der alles zusammenhält. Er<br />
ist der ruhende Pol, hat stets ein offenes<br />
Ohr und sein ganzes Leben dem Kaffee<br />
(und schönen Motoren) verschrieben.“<br />
Pia Niehoff-Schuchhardt (38 Jahre): „Hat<br />
schon als Kind beim Gang durch die Hallen<br />
der Kaffeerösterei ihreFaszination für<br />
die Bohne entwickelt. Stets auf der Suche<br />
nach neuen Trends, treibt sie Marketing<br />
und Innovation in der kleinen münsterländischen<br />
Manufaktur an.“<br />
Dr. Anne Niehoff-Kühne (56 Jahre):<br />
„Fuhr schon als Kind gerne im hauseigenen<br />
Lieferwagenmit, um dem Kindergarten<br />
zuentgehen. Nach dem Studium der<br />
Tiermedizin zog es sie nach einigen Jahrenzurück<br />
in den Familienbetrieb, wo sie<br />
ihr Wissen im Bereich Hygiene und Naturwissenschaften,<br />
aber auch imQualitätsmanagement<br />
anbringen kann. Ihr<br />
Lieblingsort in der Manufaktur: am Röster.“<br />
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FOCUS–SPEZIAL<br />
04 | 2018<br />
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BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />
Schneller abbaubar<br />
Das Steinfurter Unternehmen McAirlaid‘s hat in einem langen Prozess einen neuartigen<br />
Zigarettenfilter entwickelt, der sich in der Umwelt schon nach wenigen Wochen auflöst.<br />
Militante Nichtraucher sollten am<br />
besten jetzt direkt aufh<br />
ören zu lesen<br />
– es geht hier um Zigaretten: Das<br />
Steinfurter Unternehmen McAirlaid‘s<br />
hat einen neuartigen Filter entwickelt,<br />
der kürzlich auf der „Inter-<br />
Tabac 2018“, der internationalen<br />
und weltweit größten Fachmesse für<br />
Tabakwaren und Raucherbedarf, in<br />
Dortmund vorgestellt wurde.<br />
Mehr als die Hälfte aller<br />
aufgerauchten Kippen<br />
landen nach Schätzungen<br />
nicht im Mülleimer,<br />
sondern auf der<br />
Straße, in der Natur oder imMeer. In<br />
Zahlen könnten das bis zu 3,6 Billionen<br />
weltweit sein. An vielen davon hängt<br />
noch der Filter –und genau der macht<br />
Probleme: Zigarettenfilter bestehen in<br />
der Regelaus einem Gemisch aus Zellulose,<br />
Kunststoffen und Kleber. Bis sich dieses<br />
Gemisch zersetzt hat, können bis zu<br />
15 Jahre vergehen.<br />
Das Borghorster Unternehmen hat einen<br />
Filter entwickelt, der ausnahmslos aus<br />
Zellulose besteht. „Die darin liegenden<br />
Fasern gehen dank des patentierten Bondingverfahrens<br />
eine thermomechanische<br />
Bindung ein, die einzig durch Druck und<br />
Hitze entsteht. Die einzelnen Fasern werden<br />
punktuell so bearbeitet, dass unter<br />
diesen eine Faserfusion entsteht. Weitere<br />
mechanische Verfahren formen das Material<br />
schließlich zu einem Zigarettenfilter“,<br />
beschreibt McAirlaid‘s selbst den<br />
Prozess der Herstellung.<br />
Im Prinzip sei die Idee des rasch biologisch<br />
abbaubaren Filters schon vor 20<br />
Jahren entstanden. Seitdem werdedaran<br />
geforscht und entwickelt. „Da es sich<br />
hierbei um ein Produkt handelt, das in<br />
einem hochsensiblen Markt verortet ist,<br />
dauert es einfach etwas länger, bis hier<br />
ein allgemeiner Konsens erzielt wurde“,<br />
begründet das Unternehmen die lange<br />
Entwicklungszeit.<br />
Für die klebe- und bindemittelfreien Zigarettenfilter<br />
werden Fasern der amerikanischen<br />
Kiefernart „Southern Pine“<br />
verwendet, deren langen Fasern für den<br />
Gesamtherstellungsprozess am besten<br />
geeignet seien –der es schließlich ermögliche,<br />
dass sich die Filter,die den Namen<br />
„Genia“ erhalten haben, statt nach 15<br />
Jahren bereits nach wenigen Wochen<br />
aufgelöst haben. Und das ohne irgendwelche<br />
Rückstände, wie eine Prüfung<br />
nach DIN-Norm bestätigt hat. „Das Produkt<br />
könnteden Markt revolutionieren“,<br />
hoffen die Borghorster jetzt und bezeichnen<br />
es selbst als „bahnbrechende Entwicklung“.<br />
Um den erwarteten Bedarf zudecken,<br />
wirdindiesen Tagenein weiterer Produktionsstandort<br />
in Selm eröffnet, bislang<br />
werden die McAirlaid‘s-Vliesstoffe, die<br />
als Basis für unterschiedliche Hygieneproduktedienen,<br />
an den vier Standorten<br />
Berlingerode, Heiligenstadt (Deutschland),<br />
Tallinn (Estland) und Rocky<br />
Mount (USA) hergestellt.<br />
Bernd Schäfer<br />
Fast 20 Jahre dauerte die Entwicklung des neuartigen Filters, der durch seine biologische Abbaubarkeit für eine<br />
deutlich geringere Umweltbelastung sorgen soll.<br />
Foto: McAirlaid‘s<br />
INTERTABAC 2018<br />
Insgesamt 625 Aussteller präsentierten imSeptember ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen in der Messe Dortmund, rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.<br />
Die Trends und Neuheiten auf der InterTabac waren vielfältig. Bio-Produkte,<br />
wie Tabak aus ökologischem Anbau und biologisch abbaubare Filter, sind<br />
weiter im Kommen. Darüber hinaus setzt sich der Trend zum „Short Smoke“<br />
fort. Das kommt dem Zigarillo, aber auch kleineren Zigarrenformaten entgegen,<br />
zum Beispiel Short-Robustos oder Robustos. Bei den Tabakmischungen für die<br />
Pfeife sorgen limitierte Auflagen und saisonal geprägte Varianten für „besondere<br />
Geschmackserlebnisse“.<br />
Förderzusage über<br />
zwei Mio. Euro<br />
Evorion Biotechnologies rückt der Zelle auf den Leib.<br />
Die Evorion Biotechnologies GmbH<br />
mit Sitz in Münster hat dennächsten<br />
Meilenstein in der noch jungen Firmengeschichte<br />
erreicht. Das Startup-Unternehmen<br />
hat nach eigenen<br />
Angaben eine Förderzusage des Bundesministeriums<br />
für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) erhalten. Für das<br />
Kooperationsprojekt mit der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität<br />
(WWU) Münster fl<br />
ießen aus dem<br />
Programm „KMU-innovativ: Biotechnologie<br />
–BioChance“ rund zwei<br />
Millionen Euro nach Münster.<br />
Evorion entwickelt hochleistungsfähige<br />
Zellkultur- und<br />
Analysesysteme zur präzisen<br />
Charakterisierung vonZellen<br />
und GewebenimBereich der<br />
Krebsforschung. Die Gründer sind Hans<br />
Kleine-Brüggeney, Dr. Sebastian Bühren<br />
und Robert Weingarten. Das Team an<br />
jungen Wissenschaftlern ist aus verschiedenen<br />
Instituten der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
Münster hervorgegangen<br />
und wurde in der Gründungsphase<br />
vonProf. BrunoMoerschbacher und Prof.<br />
Francisco Goycoolea unterstützt.<br />
„Droplet-based Microfl<br />
uidics“ nennt sich<br />
die Basistechnologie, auf der die innovative<br />
Neuentwicklung der Evorion Biotechnologies<br />
GmbH aufb<br />
aut. Dabei werden<br />
Tausende einzelner Zellen nach Angaben<br />
des Unternehmens in Tröpfchen<br />
eingeschlossen und an festen Positionen<br />
auf einem Biochip positioniert. Mit der<br />
neu entwickelten Technologieplattform<br />
können diese Zellen über mehrere Tage<br />
kultiviert und mit unterschiedlichen<br />
Messmethoden analysiert werden.<br />
Das bahnbrechende Analyseverfahren<br />
könne von Labor-Personal problemlos<br />
angewandt werden und bietevölligneue<br />
Einblickeindie zellbasiertebiomedizinische<br />
Forschung und Entwicklung. Dr.Sebastian<br />
Bühren: „Die Technologie hat das<br />
Potenzial, zukünftig die Effizienz vonImmuntherapien<br />
zur Behandlung von<br />
Krebserkrankungen zu steigern, mögliche<br />
Nebenwirkungen zu verringern und<br />
eine personalisierte Evaluierung von Immuntherapien<br />
zu ermöglichen.“<br />
Die Evorion hat sich alsHauptantragstellerin<br />
um Fördermittel aus dem BMBF-<br />
Programm beworben. Mitantragsteller<br />
ist die WWU mit den Arbeitsgruppen um<br />
Prof. Dr. Jürgen Klingauf (Medizinische<br />
Fakultät) und Prof. Dr. Wolfram Pernice<br />
(Physikalische Fakultät), die jeweils mit<br />
rund250 000 Euro gefördert werden. Zudem<br />
wirddie Arbeitsgruppe vonProf. Dr.<br />
Florian Hollfelder von der Universität<br />
Cambridge das Projekt unterstützen.<br />
Angesiedelt ist die Evorion Biotechnologies<br />
GmbH im Zentrum für Nanotechnologie<br />
(CeNTech) inMünster. Das Zentrum<br />
stellt die Infrastruktur für enge Kooperationen<br />
mit den verschiedenen Fakultäten<br />
der Universität zur Verfügung.<br />
„Das einzigartige und interdisziplinäre<br />
Umfeld des CeNTech hatmaßgeblich dazu<br />
beigetragen, dass wir uns in diesem<br />
exzellenten Konsortium zusammenfinden<br />
konnten“,sagtDr. Sebastian Bühren.<br />
Das Entwicklungsprojekt im CeNTech ist<br />
aufdreiJahreangelegt und soll innovative<br />
Technologien hervorbringen, die bis<br />
zur Prototypebene entwickelt werden.<br />
„Der Standort Münster bietet unserem interdisziplinären<br />
Team ein einzigartiges<br />
Umfeld, um das ambitionierte Vorhaben<br />
umzusetzen“, meint Dr. Sebastian Bühren.<br />
Sicherheit ist auch einfacher zu haben.<br />
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Aus der Nähe lässt sich gut erkennen, wie der Calligraph beim Haarschnitt angesetzt<br />
wird.<br />
Ein voller Erfolg<br />
wardie Premierenfeier am 29. September 2018 im Autohaus Wiesmann.<br />
In lockerer Atmosphäre wurden die KIA-Neuheiten den vielen gespannten<br />
Kunden präsentiert. Von9–17 Uhr gab es den neuen KIA-Ceed und den<br />
KIA-Ceed Sportswagon zu besichtigen.<br />
JAHRE GARANTIE<br />
Kia Neuheiten<br />
Abbildung zeigt kostenpflichtige<br />
Sonderausstattung.<br />
„Ich bin Erfinder geworden, um das<br />
Leben der Friseure auf der Welt einfacher<br />
zu machen“, erklärte Friseurmeister<br />
Frank Brormann in der Vox-<br />
Gründershow „Die Höhle der Löwen“<br />
seinen Hang zum Tüfteln. Seine<br />
Erfindung ist der „Calligraphy<br />
Cut“, eine Mischung aus Pinsel und<br />
Cutter-Messer.Die Haare werden immer<br />
im gleichenWinkelfein abgeraspelt.<br />
Die Folge: Brormann bekommt<br />
von den Löwen gleich zwei millionenschwere<br />
Deals für seine Erfindung<br />
und die Branche einen großen<br />
Imagegewinn.<br />
Der innovative Calligraph<br />
soll einen präzisen Schnitt<br />
garantieren und eine neue<br />
Qualität ins Friseurhandwerk<br />
bringen, wie Frank<br />
Brormann im Gespräch mit „Die Wirtschaft“<br />
erläutert: „Der patentierte Calligraph<br />
schneidet das Haar immer exakt<br />
und konstant im Winkel von21Grad an.<br />
Dadurch erhält eseinen Bewegungsimpuls<br />
und wird fl<br />
exibler und elastischer.“<br />
Das Haar gerate soin Schwingung. „Es<br />
bekommt somehr Fülle und Licht in der<br />
Spitze und glänzt dadurch stärker.“ Weiterer<br />
Vorteil: Die fest verankerte Klinge<br />
schont das Haar. „Es wird nicht gequetscht,<br />
wie bei einer Schere. Das Haar<br />
neigt zu wenigerSpliss.“Die vergrößerte<br />
Öffnung der Klinge ermöglicht das genaue<br />
Anschneiden. Die ergonomische<br />
Griffzone des Stiftes fördert, so Brormannweiter,die<br />
leichteFührung des Calligraphen<br />
–für Links- und Rechtshänder<br />
gleichermaßen. Die neue Schnitttechnik<br />
richtet sich besonders an Frauen mit feinen<br />
Haaren.<br />
Um seine Innovation über Oelde hinaus<br />
bekannter zu machen, besuchte Frank<br />
Brormann die VOX-Gründershow „Die<br />
Höhle der Löwen“ und sorgte zum Staffelstart<br />
im September 2018 gleich für<br />
eine Rekordquote. Sein Angebot hatte er<br />
sich gut überlegt: 500 000 Euro wollte<br />
der Friseurmeister für 20 Prozent Geschäftsanteile<br />
von einem „Löwen“-Investor<br />
ursprünglich haben. Doch es kam<br />
ganz anders. Vorden Kameras sagteBrormannzunächst<br />
in seinemPitch: „Ich verspreche<br />
allen Frauen dieser Welt: Wenn<br />
sie die Haaremit diesem Calligraphen geschnitten<br />
bekommen, werden ihreHaare<br />
nichtmehr splissen, sie werden viel einfacher<br />
zu stylen sein und sie werden von<br />
derSpitze her glänzen.“ Das Können, was<br />
am Haar passiert, wurde vor einem Millionenpublikum<br />
demonstriert.<br />
Der „CalligraphyCut“ überzeugteauf Anhieb<br />
nicht nur die Jury-Mitglieder und Investoren<br />
Frank Thelen und Judith Williams<br />
(als Team), sondern auch Carsten<br />
Maschmeyerund Dagmar Wöhrl (als weiteres<br />
Team) –und damit vier von insgesamt<br />
fünf „Löwen“. Eine Sensation in der<br />
Gründershow (über 50 Ausgaben seit<br />
2014). „Was du hier lieferst an Design,<br />
Qualität und Wissen, ist großartig“, hielt<br />
Thelen seine Begeisterung nicht zurück.<br />
„Du fl<br />
ashst mich als Typ, als Unternehmer,und<br />
ich freue mich, dass du hier bist<br />
und präsentiert hast.“<br />
Jedes Team bot dem sehr charismatisch<br />
auftretenden Oelder Friseurmeister daraufh<br />
in eine Million Euro, aufgeteilt in<br />
500 000 Euro Cash und 500 000 Euro in<br />
Form vonÜberstützung für Werbung und<br />
Marketing. Im Gegenzug wollten sie 25<br />
Prozent der Firmenanteile. „Mir wird<br />
schlecht“, sagte Frank Brormann angesichts<br />
der überwältigenden Resonanz.<br />
„damit habe ich im Traum nicht gerechnet.“<br />
Wie kam der Oelder Friseurmeister<br />
eigentlich auf die Idee zum Calligraphen?<br />
„Die Initialzündung kamineinem<br />
Blumenladen, wo mir eine Floristin erklärte,<br />
dass ich die Blumenstängel schräg<br />
anschneiden muss, damit die Pfl<br />
anze<br />
über die vergrößerte Oberfl<br />
äche mehr<br />
Wasser aufnehmen kann.“ Und der findige<br />
Oelder dachteweiter, „was bei Blumen<br />
funktioniert, muss doch auch auch bei<br />
Haaren gehen“. Der „Daniel Düsentrieb<br />
von Oelde“, wie er in seinem Heimatort<br />
gerne genannt wird, tüftelteund rechnete.<br />
„Eine Kundin hat 80 000 bis 120 000<br />
Haare auf dem Kopf. Wenn wir jetzt all<br />
diese Haarspitzen schräg anschneiden,<br />
so dass die Oberfl<br />
äche größerwird, dann<br />
kreieren wir Volumen in Haaren ohne<br />
Chemie. Das ist doch genial, warum machen<br />
wir das nicht?“<br />
Gesagt, getan. Frank Brormann entwickelteden<br />
Calligraphen. Auch dasDesign<br />
kommt aus dem Kreis Warendorf, von<br />
Christian und Michael Sieger (sieger design)<br />
aus Sassenberg. 100 Euro kostet<br />
Brormann der Calligraph in der Herstellung.<br />
Für 299 Eurowolle er ihn an Friseure<br />
verkaufen. Auch das passende Businessmodell<br />
mit Schulungen für Stylisten<br />
und einer Clubmitgliedschaft hatte der<br />
Oelder parat, als er vor die TV-Kameras<br />
trat. „Zwei Stunden wurden aufgezeichnet,<br />
davon 20 Minuten ausgestrahlt“,<br />
blickt er zurück.<br />
►Fortsetzung auf Seite 13<br />
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Im Salon in Oelde: Frank Brormann schneidet mit dem Calligraphen Karla Diekmann die Haare. Nach seinem<br />
TV-Auftritt kommt er kaum noch dazu, da das internationale Interesse beständig wächst. Fotos: Peter Sauer
BRANCHEN &BETRIEBE 13<br />
„Jetzt fahre ich auf der ICE-Trasse“<br />
Frank Brormann überzeugte inder Gründershow „Die Höhle der Löwen“ und fand zwei kapitalkräftige Unterstützer.<br />
Der Kern des Erfolgs: Der Calligraph schneidet im 21-Grad-Winkel die Haare.<br />
Anseiner Erfindung arbeitete<br />
Brormann bereits seit 2011.<br />
Dieser lange Atem und die<br />
Tatsache, dass er alles von<br />
Wissenschaftlern der Fachhochschule<br />
Münster noch offiziell überprüfen<br />
ließ, beeindruckte Frank Thelen,<br />
Judith Williams &Co. sehr.„Der Calligraphy<br />
Cut funktioniert besser als das<br />
Schneiden mit einer Schere“, erläuterte<br />
Studienmacher Prof. Dr. Jürgen Peterseim<br />
vom Fachbereich Maschinenbau an<br />
der Fachhochschule Münster in Steinfurt.<br />
Dazu wurden für die Studie rasterelektronenmikroskopische<br />
Fotos imVergrößerungsbereichbis<br />
5000-fach aufgenommen<br />
und Haare unterschiedlicher Beschaffenheit<br />
untersucht. Das Ergebnis:<br />
Die Schnittoberfl<br />
äche ist mit dem Calligraphen<br />
überall homogen und glatt. Er<br />
schont nachhaltig die Haarspitzen. Frank<br />
Brormann spricht vom„Tesla der Friseurbranche“.<br />
Zudem legte ersein Business-<br />
Konzept vor, welches Friseuren durch die<br />
Nutzungdes Calligraphen deutlich mehr<br />
Umsatz prognostiziert.<br />
Für den „CalligrahyCut“ bekam der Oelder<br />
2018 als erster Friseurmeister<br />
Deutschlands den bundesweit verliehenen<br />
Seifritz-Preis 2018,als Auszeichnung<br />
für erfolgreiche Erfindungen aus dem<br />
Handwerk. Das konnte auch Beauty-Expertin<br />
Judith Williams bestätigen, die für<br />
einen persönlichen Cut-Test in der „Höhle<br />
der Löwen“-Sendung über ihren Schattensprang<br />
und eine eigene Strähne ihrer<br />
Haarpracht opferte: „Das war schön geschmeidig.“<br />
„Löwe“ Frank Thelenbrachte dieBegeisterung<br />
aller Juroren auf den Punkt: „Auf<br />
den ersten Blick mag es komisch wirken,<br />
dass ich jetzt auch noch im Beauty-Bereich<br />
tätig werde. Aber: Calligraphy Cut<br />
hat das Potenzial, den Markt der hochklassigen<br />
Friseure zudisrupten, und ich<br />
bin ein großer Fan von Disruption und<br />
vonstarken Gründern.“ Unter Disruption<br />
versteht man einen Prozess, bei dem ein<br />
bestehendes Geschäftsmodell oder ein<br />
gesamter Markt durch eine stark wachsende<br />
Innovation abgelöst wird.<br />
Frank Thelen hat schon viele Gründer<br />
kommen und gehen gesehen. Frank Brormann<br />
ist für ihn der Prototyp eines extrem<br />
starken Gründers: „Denn er hat uns<br />
alle mit seinemPitch überzeugt und seine<br />
unbändigeBegeisterung für sein Produkt<br />
auf uns übertragen. Das muss man bei<br />
mir mit einem Produkt aus dem Beauty-<br />
Bereich erst mal schaffen. Respekt!“<br />
Die Ausstrahlung der „Höhle der Löwen“-Sendung<br />
(die im Februar aufgezeichnet<br />
wurde) hat Frank Brormann mit<br />
seinen Kindern Anfang September in<br />
einem Münchener Hotel gesehen. Judith<br />
Williams und Frank Thelen hatten ihn<br />
eingeladen, seinenAuftritt und den Deal<br />
im Bayerischen Hof zu feiern. „Nach der<br />
Sendung gabes70000 Zugriffeauf unsere<br />
Webseite. Früher waren das 700 am<br />
Tag. Der Server ist in der Werbepause zusammengebrochen.“<br />
Der Oelder Friseurmeister muss seit seinem<br />
Auftritt vor den „Löwen“ nicht nur<br />
Interviews am laufendenBand geben und<br />
schafft das mittlerweile nur noch telefonisch.<br />
Für „Die Wirtschaft“ macht er eine<br />
seltene Interview-Ausnahme in seinem<br />
Oelder Salon, wo alles begann. Dort ist<br />
Friseurmeister Frank Brormannnur noch<br />
selten zu sehen. „Alle wollen den Calligraphy<br />
Cut haben“, erklärt er nicht ohne<br />
Stolz, aber immer noch völlig losgelöst,<br />
so als oballes nur ein Traum wäre.<br />
Foto: Brormann<br />
Durchbruch: Am Haar eines Models zeigt Frank Brormann in der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ (VOX)<br />
den Juroren Ralf Dümmel (2.v.l.), Frank Thelen (2.v.r.) und Judith Williams (r.), wie er mit dem Calligraphen<br />
schneidet.<br />
Foto: RTL<br />
Aber alles ist pure Realität. Acht Tage<br />
nach der Aufzeichnung gab esdie erste<br />
Webcall-Konferenz: „Da musste ich zum<br />
Beispiel alle Patente und Verträge offenlegen.<br />
Fünf Tage vor der Ausstrahlung<br />
Anfang September wurde dann der erste<br />
Vertrag unterschrieben.“ Mit den beiden<br />
Investoren Judith Williams und Frank<br />
Thelen befindet sich Brormann seitdem<br />
in Gesprächen bezüglich der Deal-Konditionen.<br />
Es gab Meetings, es wurden Verträge<br />
abgeschlossen, die zunächst über<br />
drei Jahre laufen.<br />
Zu 25 Prozent werden Judith Williams<br />
(Testimonial/Social Media) und Frank<br />
Thelen (Digitalisierung der Abläufe) an<br />
seinem Unternehmen beteiligt. Von ihnen<br />
bekommt der Oelder Friseurmeister<br />
500000 Euro„als Eigenkapital aufs Konto“;<br />
die Brormann zum Beispiel für<br />
Schutzrechte und neue Werkzeuge ausgeben<br />
werde. Zudem habe er sich im<br />
Team von Frank Thelen Hilfe geholt, um<br />
mit dem explodierenden Medien- und<br />
Kundeninteresse umgehen zu können. In<br />
den ersten sechs Tagengab es rund3000<br />
Nachfragen nach dem Calligraphy Cut.<br />
Vor der Sendung bot Brormann rund 70<br />
Schulungen rund um den „Calligraphy<br />
Cut“ pro Jahr an: „Wir geben den Calligraphen<br />
nur nach vorheriger Ausbildung<br />
heraus, um Anwendungsfehler des Friseurs<br />
zu vermeiden.“ Mit Erfolg. Inzwischen<br />
firmieren 120Trainer unter seinem<br />
Namen in Deutschland, Österreich und<br />
den USA. Tendenz steigend. „Die Trainer<br />
finden mich. Ich muss nicht mehr suchen“,<br />
freut sich der 53-Jährige.<br />
Daher baut Friseurmeister Brorman seine<br />
Firmagegenüber vomOelder Bahnhof direkt<br />
um. Die neue Webseite steht schon,<br />
neue Teams für Administration und Callcenter<br />
–dreifesteund vier freie Mitarbeiterstellte<br />
er bislang in Oelde nur für den<br />
„Calligraphy Cut“ ein –baute Brormann<br />
auf.<br />
Die Zusammenarbeit mit den „Löwen“<br />
Williams und Thelen macht Frank Brormann<br />
viel Spaß: „Die ‚Höhle der Löwen‘<br />
hat meinem Zug neuen Schwung gegeben.<br />
Jetzt fahre ich auf einer ICE-Trasse.“<br />
Seine Augen funkeln im Gespräch, trotz<br />
langer Tage.„Privatleben ist für mich derzeit<br />
ein Fremdwort, ich sehe meine drei<br />
Kinder wenig. In den ersten Wochen kam<br />
ich nur auf vier Stunden Schlaf amTag,<br />
aber ich stecke sovoller Adrenalin. Der<br />
Calligraphy Cut ist einfach die Chance<br />
und der Deal meines Lebens.“ Künftig<br />
will er immer am Sonntag sein Handy<br />
auslassen und offlf ine sein, um Kraft und<br />
Ruhe zu tanken. Peter Sauer<br />
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GELD &GESCHÄFT 15<br />
Vorsicht, wenn<br />
die Zinswende kommt<br />
Anleger blicken neidisch auf die USA. Für einige Investoren können höhere Zinsen aber Verluste bedeuten.<br />
Im Euroraum hat die Inflationsrate die Marke von 2,0 Prozent erreicht. Angesichts der Magerzinsen schrumpft deshalb das Ersparte.<br />
Foto: Colourbox.de<br />
Inflation in der Eurozone<br />
Steigende Zinsen sind für jeden Anleger<br />
eine gute Sache –sollte man<br />
meinen. Im Fall von Rentenfonds ist<br />
allerdings genau das Gegenteil der<br />
Fall.Sparen ist schon lange kein<br />
Selbstläufer mehr. Wer sein<br />
Geld für ein Jahr lang festlegt,<br />
bekommt mit viel Glück<br />
0,6 Prozent Zinsen – und<br />
muss mit ansehen, wie das Ersparte angesichts<br />
einer Infl<br />
ation von 2,0 Prozent<br />
im Euroraum langsam, aber sicher wegbröckelt.<br />
Noch schlimmerist es um Anlage-Klassiker<br />
wie Tagesgeldkonten oder<br />
etwa zehnjährige Bundesanleihen bestellt,<br />
die aktuell Renditen von 0,3 Prozent<br />
und weniger bescheren. Kein Wunder,<br />
dass Anleger sich nach Zeiten zurücksehnen,<br />
in denen das Tageskonto<br />
zwei Prozent und mehr verzinst wurde.<br />
Sollte es im Euroraum tatsächlich zu<br />
einer Zinswende kommen, wie sie beispielsweise<br />
derzeit in den USA stattfindet,<br />
würde das viele Investoren entlasten.<br />
Für Kapitalanleger mit Rentenfonds<br />
würde eine Zinswende im Euroland indes<br />
zunächst einmal große Verluste bedeuten.<br />
Höhere Renditen kommen bei<br />
Rentenfonds erst mit deutlicher Verzögerung<br />
an. Grund ist ein einfacher<br />
Marktmechanismus: Sobald die Zinsen<br />
Veränderungder Verbraucherpreise* jeweils gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
-0,5<br />
2016<br />
J<br />
0,3<br />
2017<br />
F M A M J J A S O N D J F*<br />
2,0*<br />
0,0<br />
-0,2 -0,2<br />
€<br />
*Schnellschätzung<br />
0,6<br />
Quelle:Eurostat<br />
steigen, sinken die Preise der alten Anleihen,<br />
da Investoren zu den neuen, höherverzinsten<br />
Papieren greifen. Wer indieser<br />
Situation einen alten Rentenfonds<br />
losschlagen will, muss einen Preisabschlag<br />
hinnehmen.<br />
Wiehoch dieser Abschlag ausfällt, hängt<br />
nicht zuletzt davon ab, wie scharf die<br />
Zinswende letzten Endes sein wird. Angenommen,<br />
eine neu ausgegebene Anleihe<br />
wird mit einem Zinscoupon von<br />
einem Prozent proJahr angeboten, während<br />
eine ältereAnleihe nur 0,6 Prozent<br />
Zinsen bietet, dann muss der Verkäufer<br />
für seine Anleihe einen Preis akzeptieren,<br />
bei dem auch das alte Papier letztlich<br />
eine Rendite von einem Prozent erbringt.<br />
Auswirkungen auf den Preisabschlag hat<br />
auch die Restlaufzeit der Anleihe. Liegt<br />
diese nur bei einem Jahr, fällt der Abschlag<br />
entsprechend gering aus, bei<br />
Restlaufzeiten von fünf oder zehn Jahren<br />
schlägt der Abschlag entsprechend<br />
ins Kontor.Die Kurse sinken also stärker<br />
umso länger die Restlaufzeit ist.<br />
Mit welchem Risiko durch die Restlaufzeit<br />
eine Anleihe behaftet ist, kann mithilfe<br />
der sogenannten Duration eingeschätzt<br />
werden. Diese Kennziffer steigt<br />
mit der Restlaufzeit.<br />
Warum also überhaupt Geld in Euro-<br />
Rentenfonds investieren, wenn die Zinsen<br />
außerhalb des Euroraums steigen,<br />
mag sich mancher Anleger fragen. Die<br />
Verlockung, das Ersparte ineinen internationalen<br />
Fonds zu stecken, ist mithin<br />
groß. Aufder Suche nach einem sicheren<br />
Hafen bei der Geldanlage sind internationale<br />
Rentenfonds allerdings die falsche<br />
Wahl, da der Erfolg auf wackligen<br />
Beinen steht. Internationale Rentenfonds<br />
kaufen Anleihen aus verschiedenen<br />
Ländern in unterschiedlichen Währungen.<br />
Anleger tragen deshalb das<br />
Kurswechselrisiko, denn Schwankungen<br />
der Wechselkurse können zusätzliche<br />
Gewinne aber auch hohe Verluste bescheren.<br />
Hilfreich ist hier eine sogenannte<br />
Währungsabsicherung –inder Regel<br />
frisst diese Absicherung allerdings die<br />
Renditedurch höhere Zinsen wieder auf.<br />
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Wenn’s um Geld geht
16 GELD &GESCHÄFT<br />
+++ TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +++<br />
3./4. November 2018: Hochzeitstage, Sa. und So., 11 –18Uhr, Messe- und Congresszentrum<br />
Halle Münsterland, Münster<br />
6. November 2018: „Jungunternehmerwerkstatt: Mitarbeitergesprächsführung –<br />
Führungspflicht und Chance zur Wertschätzung“, 17–19Uhr, Handwerkskammer<br />
Bildungszentrum Echelmeyerstraße 1–2, Münster (Voranmeldung)<br />
7. November 2018: Fresh-Business-Frühstück, „Video –ein Medium, viele Formate“,<br />
8–9.30 Uhr, AIW Unternehmensverband, Vredener Str. 119, Stadtlohn<br />
8. November 2018: Brexit, 14 –17Uhr, Informationsnachmittag der IHK Nord-<br />
Westfalen und der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, Flughafen<br />
Münster/Osnabrück, Airportallee 1,Greven<br />
8. November 2018: Rechnen mit dem Finanzamt –Basiswissen Steuern, 16 –18<br />
Uhr, WESt Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH,<br />
Ort: Gründer- und Innovationspark Steinfurt III, Am Campus 2, Steinfurt (Voranmeldung)<br />
8. November 2018: Kraft-Wärme-Kopplung –Mikrogasturbinen, 17 Uhr, Enabling<br />
Innovation Münsterland, Ort: Klinkerwerk Hörstel A. Berentelg &Co. KG, Dornierstraße<br />
11, Hörstel<br />
12. –16. November 2018: 17. Gründungswoche –Wenn schon investieren, dann<br />
richtig!, Münster gründet! (vertreten durch die Wirtschaftsförderung Münster<br />
GmbH), Steinfurter Straße 60a, Münster<br />
12. November 2018: Gründerwoche –Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten,<br />
wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, 18 –20Uhr, Fehrbelliner Platz 11,<br />
Dülmen<br />
14. November 2018: 2. Münsterländischer Vermögenstag der Westfälischen<br />
Nachrichten, 16–21Uhr, Mövenpick Hotel, Kardinal-von-Galen-Ring 65, Münster<br />
15. November 2018: COMregional der Fiducia GAD, ab8.30 Uhr, Messe- und<br />
Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />
16. November 2018: Tagder offenen Türim„IpaBoh –Forum für Gesundheitsund<br />
Beschäftigungsförderung im Industriepark Bocholt“, 9.30 –14.30 Uhr, Im<br />
Fisserhook, Bocholt<br />
20. November 2018: Management-Werkstatt in Münster: Erste Erfahrungen und<br />
Praxistipps zum neuen Datenschutzrecht, 17 –19Uhr, Handwerkskammer Bildungszentrum<br />
Echelmeyerstraße 1–2,Münster (Voranmeldung)<br />
28. November 2018: ERCIS Launch Pad, 14 Uhr, münsterLAND.digital e.V.,Ort:<br />
Leonardo-Campus, Leonardo-Campus 10, Münster (Voranmeldung)<br />
Drei Anwälte in<br />
der „Focus“-Liste<br />
Kollegenempfehlung führte zur Platzierung.<br />
DreiFachanwälteaus Münsterwurden<br />
in ihren jeweiligenFachgebieten<br />
vomMagazin<br />
„Focus“ in die Liste<br />
der Top-Rechtsanwälte<br />
aufgenommen. Im Erbrecht wurde Dr.<br />
Ansgar Beckervordersandfort zum fünften<br />
Mal in Folge ausgezeichnet.<br />
Dr. Peter Becker gehört zu den Top-<br />
Rechtsanwälten im Familienrecht, und<br />
GerhardG.Düntzer wurdewiederholt im<br />
Verkehrsrecht in die Listeaufgenommen.<br />
Damit gehören sie laut „Focus“ zu<br />
Deutschlands besten Anwälten in den jeweiligen<br />
Fachgebieten.<br />
Die Listung basiert nach Angaben der<br />
Kanzlei Beckervordersandfort &Partner<br />
auf der Befragung vonüber 24 000Fachanwälten<br />
durch das Marktforschungsinstitut<br />
Statista. Die Befragten konnten für<br />
verschiedene FachgebieteExperten empfehlen,<br />
die sich ihrer Meinung nach durch<br />
große Kompetenz und Erfahrung auszeichnen.<br />
Die Aufnahme der Rechtsanwälte<br />
indie Liste erfolgte über die Häufigkeit<br />
der Empfehlungen.<br />
IHREWERBUNG RICHTIG PLATZIERT<br />
TRIFFT DIREKT DIE ENTSCHEIDER<br />
Warnung vor dem<br />
Herdentrieb<br />
Sieben Fehler, die man als Anleger vermeiden sollte.<br />
Die Zahl der Aktienanleger ist in<br />
Deutschland nach wie vor gering.<br />
Dennoch finden immer wieder neue<br />
Anleger Gefallen an der Börse. Wer<br />
als Anfänger erfolgreich anlegen<br />
will, sollte einige Fehler unbedingt<br />
vermeiden.<br />
Schnell kaufen und verkaufen:<br />
Viele Privatanleger<br />
schichten viel zu häufig um.<br />
Die durchschnittliche Haltedauer<br />
bei Einzelaktien beträgt<br />
nur etwasieben Monate. Bei Investmentfonds<br />
findet nach etwazweieinhalb<br />
Jahren ein Tausch oder Verkauf statt. Das<br />
führt zum einen zu hohen Kosten und<br />
zum anderen dazu, dass viele Anleger<br />
nicht an den nachhaltigen Entwicklungen<br />
der Börsen teilnehmen.<br />
Herdentrieb und Home-Bias: Privatanleger<br />
schwanken meist zwischen Angst<br />
und Gier und verfallen dann dem Herdentrieb.<br />
Sie kaufen, wenn alle kaufen<br />
und verkaufen in Schwächephasen,<br />
wenn die Kurseniedrig sind. Zudem werden<br />
oft Aktien gekauft, die einem vertraut<br />
erscheinen. Dabei werden in der Regel<br />
Aktien aus dem Heimatland bevorzugt<br />
(Home-Bias). Dadurch verzichten<br />
Anleger auf eine breite Streuung und erhöhen<br />
ihr Risiko.<br />
Zu viele Informationen: Mittlerweileerhalten<br />
Anleger extrem viele Informationen<br />
über das Internet. Die Gefahr dabei:<br />
Durch zu viele Informationen entsteht<br />
ein Grundrauschen, das es schwer macht,<br />
wirklich relevanteInformationen herauszufiltern.<br />
Ein monatlich oder wöchentlich<br />
erscheinendes Fachmagazin istvöllig<br />
ausreichend. Zusätzlich sollte man sich<br />
noch ein oder zwei Finanzportale im<br />
Internet aussuchen, mit denen man gut<br />
zurechtkommt.<br />
MEDIADATEN UNDBERATUNG<br />
Riskante Wetten: Erfolgsstorys wie Microsoft<br />
oder Google haben mutigen Anlegern<br />
extreme Kursgewinne beschert.<br />
Doch wer kann schon sicher sagen, welche<br />
Technologie oder Entwicklung sich<br />
künftig durchsetzen wird? Für einenEinsteiger<br />
ist es daher besser, zunächst in<br />
Substanzwerte zuinvestieren. Hier fällt<br />
die Bewertungleichter.Nur ein kleinerer<br />
Teil des Vermögens sollte zuBeginn in<br />
Wachstumswerte investiert sein.<br />
Zu viele Emotionen: Anleger „verlieben“<br />
sich gerne in ihreAktien. Allerdings<br />
sollteman keineemotionale Bindung zu<br />
einem finanziellen Investmentaufb<br />
auen.<br />
Hierdurch werden häufig Ausstiegszeitpunkte<br />
verpasst und Aktien werden zu<br />
lange gehalten.<br />
Bei fallenden Kursen nachkaufen: Ein<br />
psychologisches Problem besteht darin,<br />
dass man sich nicht mit Verlust von Aktien<br />
trennen möchte. Da sich Privatanleger<br />
amEinstandspreis orientieren und<br />
diesen verbilligen möchten, werden Aktien,<br />
die im Kurs gefallen sind, oft nachgekauft.<br />
Meist gibt esaber einen fundamentalen<br />
Grund, warum ein Wert fällt.<br />
Wenn Unternehmen nachhaltig Probleme<br />
haben, das Management oft wechselt,<br />
Marktanteile verloren gehen, die Dividende<br />
ausfällt, wiederholt Ergebniskorrekturen<br />
vorgenommen werden müssen<br />
oder Marktentwicklungen falsch eingeschätzt<br />
werden, sollte man sich von<br />
einem Wert trennen, auch mit Verlust.<br />
Mangelnde Diversifikation: Privatanleger<br />
sollten zu starke Übergewichtungen<br />
von einzelnen Aktien unbedingt vermeiden,<br />
da Totalausfälle drohen können, die<br />
die Performance vonJahren zunichtemachen<br />
können. Bei kleinerenAnlagebeträgen<br />
sind Aktienfonds oder gemischte Investmentfonds<br />
mit höherem Aktienanteil<br />
die bessere Wahl.<br />
Andreas Görler<br />
Senior Wealthmanager bei<br />
der Wellinvest –Pruschke &<br />
Kalm GmbH, Berlin<br />
FrankMicheel Tel. 0251/690-916161|frank.micheel@aschendorff.de<br />
LarsNormann Tel. 0251 /690-9161 62 |lars.normann@aschendorff.de<br />
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MÜNSTER<br />
MÜNSTERLAND<br />
www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />
NÄCHSTE AUSGABE<br />
27.11.2018<br />
Der<br />
Anzeigenschluss<br />
ist am 9.11.2018
GELD &GESCHÄFT 17<br />
Kleine Summe –große Kosten<br />
Die mit großem Tamtam eingeführte Obergrenze von 1,95 Euro beim Geldabheben am Fremdautomaten<br />
ist gefallen. Inzwischen werden im Schnitt schon wieder vier Euro fällig.<br />
Vor allem bei jungen Leuten ist das<br />
Vorgehen weit verbreitet: Vor der<br />
Party, dem Café-Besuch oderdem Kinoabend<br />
noch mal schnell ein paar<br />
Euro amAutomaten abheben.<br />
Den Banken sind solche<br />
Kunden ein Graus. Denn<br />
die Kosten für die Nutzung<br />
der Geldautomaten explodieren<br />
durch das häufige<br />
Abheben kleiner Beträge –insbesondere<br />
für Banken, die ihren Kunden eine kostenlose<br />
Bargeldversorgung garantieren.<br />
Laut einer Branchenerhebung hebt jeder<br />
dritteKunde in der Gruppe der unter 30-<br />
Jährigen wenigerals 50 Euroab. Bezogen<br />
auf die Gesamtheit der Kunden ist es immerhin<br />
jeder achte bis zehnte. Onlinebanken<br />
wie die<br />
Commerzbank-<br />
Tochter Comdirekt,<br />
der bayrische<br />
Sparkassen-<br />
Ableger DKB oder<br />
Deutschlands<br />
„Angesichts steigender Kosten<br />
können wir keinen Preis unter dem<br />
Niveau von Sparkassen und<br />
Volksbanken verlangen.“<br />
Sprecher der Commerzbank<br />
größte Direktbank<br />
ING-Diba<br />
haben deshalb inzwischen<br />
für das<br />
Abheben am Automaten den Mindestbetrag<br />
von50Euroeingeführt. Nurwer weniger<br />
auf seinem Konto hat, bekommt<br />
auch kleinere Beträge ausgezahlt.<br />
Zwar betreibt auch die ING-Diba eigene<br />
Automaten –umdie Kunden aber lückenlos<br />
mit Bargeld versorgen zukönnen, ermöglicht<br />
die Bank mithilfevon Kreditkarten<br />
kostenlose Abhebungen bei fremden<br />
Instituten –dafür zahlt die Direktbank<br />
nach eigenen Angaben im Schnitt etwa<br />
1,60 Euro pro Vorgang. „Viele Abhebungen<br />
mit kleinen Beträgen kommen für<br />
uns besonders stark zum Tragen“, heißt<br />
es bei der Diba in Frankfurt.<br />
Das Abheben am Geldautomaten ist in<br />
Deutschland ein Dauerthema. 2011 hatte<br />
dasBundeskartellamt den Banken auf die<br />
Finger geklopft und die übertrieben hohen<br />
Entgelte bemängelt, die mitunter<br />
verlangt werden.Seither wirdder Kunde<br />
beim Geldabheben über die anfallenden<br />
Gebühren informiert. Vor einer generellen<br />
Deckelung schreckte das Kartellamt<br />
zurück.<br />
Ein Verbund aus privaten Banken hatte<br />
die hohen Gebühren seinerzeit als Marketing-Instrument<br />
entdeckt und werbewirksam<br />
eine Obergrenze von1,95 Euro<br />
bei Auszahlungen an Fremdkunden eingeführt.<br />
Doch die mit viel Tamtam eingeführte<br />
Grenze ist heimlich, still und leise<br />
wieder einkassiert worden.<br />
Beim Direktbank-Marktführer Diba kosten<br />
Abhebungen für Fremdkunden seit<br />
dem Sommer wieder 3,90 Euro –also<br />
doppeltsoviel wie zuvor.Die sogenannte<br />
Cash-Group, an der Commerzbank, Deutsche<br />
Bank, Hypo-Vereinsbank und Postbank<br />
beteiligt sind,hat sich ebenfalls von<br />
der alten Regelung verabschiedet und<br />
verlangt meist 3,95 Eurovon Kunden anderer<br />
Institute. „Angesichts steigender<br />
Kosten können wir keinen Preis unter<br />
Das Geldabheben am fremden Automaten kostet inzwischen wieder im Schnitt vier Euro.<br />
dem Niveau von Sparkassen und Volksbanken<br />
verlangen“, sagt ein Commerzbank-Sprecher.<br />
Nach einer Erhebung der<br />
unabhängigen Finanzberatung FMH liegt<br />
der Durchschnittspreis für eine Auszahlung<br />
am Geldautomaten in Deutschland<br />
bei 4,29 Euro. Bei den Sparkassen<br />
schwanken die Gebühren zwischen 4,80<br />
und 6,45 Euro. „Die Sparkassen hatten<br />
sich an der Absprache mitden Privatbanken<br />
allerdings nie beteiligt“, sagt FMH-<br />
Chef Max Herbst. Andreas Fier<br />
Foto: Colourbox.de
18 NACHHALTIGKEIT<br />
„Die Kunden fragen<br />
immer häufiger danach“<br />
Daniel Thiekötter, Geschäftsführer der Thiekötter Druck GmbH &Co. KG, engagiert<br />
sich als CSR-Botschafter ehrenamtlich für das Thema Nachhaltigkeit.<br />
Ein voller Terminkalender, Kundengespräche,<br />
Mitarbeiterrunden. DanielThiekötter<br />
ist in Eile. Im Druckerei-Betrieb<br />
muss der selbst gestellte<br />
hohe Qualitätsanspruch auch dann<br />
erfülltwerden, wenn dieZeit drängt.<br />
Bleibt da noch Raum für ein Ehrenamt<br />
auf einemFeld, das immer mehr<br />
in den Fokus rückt? Der 36-Jährige<br />
nickt: „Ja,denn dasThema Nachhaltigkeit<br />
wird auch für uns immer<br />
wichtiger.“ Schon zweimal wurde<br />
Thiekötter Druck in Münster als<br />
„Ökoprofit“-Betrieb ausgezeichnet.<br />
Auf Wunsch wird an der Kleimannbrücke<br />
sogar klimaneutral gedruckt.<br />
Jetzt engagiert sich Daniel Thiekötter<br />
über die Betriebsgrenzen hinaus<br />
als CSR-Botschafter.<br />
Botschafter für nachhaltiges,<br />
für sozial, ökologisch und<br />
ethisch richtiges Wirtschaften<br />
und Handeln. Der Geschäftsführer<br />
der Traditionsdruckerei,<br />
die inzwischen infünfter Generation<br />
geführt wird, ist dabei in guter<br />
Gesellschaft. NRW-Wirtschaftsminister<br />
Prof. Andreas Pinkwart wird vier CSR-<br />
Vorreiter aus dem Münsterland formell<br />
zu Botschaftern der guten Sache ernennen.<br />
Neben Daniel Thiekötter sind dies<br />
Magdalena Münsterland, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung der Bernd Münsterland<br />
GmbH &Co. KG in Telgte, Michael Radau,<br />
Vorstand der SuperBioMarkt AG,<br />
und Thomas Voß, stellvertretender kaufmännischer<br />
Leiter der LWL-Kliniken<br />
Münster und Lengerich.<br />
Als DanielThiekötter vorüber 15 Jahren<br />
Nicht nur Druckexperte: Daniel Thiekötter gehört zum kleinen Kreis der CSR-Botschafter<br />
im Münsterland.<br />
Foto: wk<br />
in Wuppertal Druck- und Medientechnologie<br />
studierte, standen dort chemische<br />
Prozesse und technische Fragen rundum<br />
Druck und Druckerezeugnisse im Zentrum.<br />
Umweltfragen spielten eine Rolle,<br />
doch das weitaus umfassendere Thema<br />
Nachhaltigkeit, das zum Beispiel klimaund<br />
ressourcenschonendes Produzieren<br />
mit einschließt, hatten nur wenige auf<br />
dem Radar. 2007 trat Daniel Thiekötter<br />
in die Geschäftsführung ein und erkannte<br />
den Wandel. Heutebemüht man sich bei<br />
Thiekötter Druck darum, in einem mehr<br />
und mehr umweltfreundlichen Unternehmen<br />
nachhaltige Produkte zuproduzieren.<br />
2014 beteiligtesich die Druckerei am seit<br />
2001 laufenden Projekt „Ökoprofit“ der<br />
Stadt Münster, reduzierte deutlich den<br />
Ausstoß von CO ²<br />
,erzielte nicht nur Einsparungen<br />
in den Bereichen Strom und<br />
Wärme, sondern senkteauch die Kosten.<br />
Heute bedruckt Thiekötter überwiegend<br />
Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft,<br />
hat die Makulaturquote gesenkt und betreibt<br />
ein umfassendes Farbmanagement.<br />
Im Betrieb bezieht man nur Ökostrom<br />
aus 100 Prozent erneuerbarer<br />
Energie, nutzt zum Beispiel die Abwärme<br />
der Druckmaschinen zum Heizen. Die<br />
Firma betreibt Umweltmanagement, damit<br />
sie sich, wie Daniel Thiekötter es sagt,<br />
auf diesem Feld weiter „in die richtige<br />
Richtung entwickelt“. Gemeinsam<br />
schaffteman jetzt bei „Ökoprofit“ die Rezertifizierung.<br />
Dabei hat man im Druckunternehmen<br />
beim Thema Nachhaltigkeit nicht nur die<br />
Kunden und Lieferanten im Blick, sondern<br />
stets auch die Stadtgesellschaft, der<br />
man sich eng verbunden fühlt. Daniel<br />
Thiekötter: „Im kommenden Jahr werden<br />
wir 140Jahre alt.“<br />
Vor allem größere Kunden und Unternehmen<br />
fragen auch bei Druckaufträgen<br />
ab, wie nachhaltig die münsterischere<br />
Druckerei produziert. Dass der Geschäftsführer<br />
als CSR-Botschafter engagiert<br />
ist,wirdman sicherlich registrieren.<br />
wk<br />
Gemeinsam auf dem Weg<br />
Am 7.11. treffen sich 20 unterschiedliche Betriebe aus dem Münsterland, um CSR-Unternehmen zu werden.<br />
Washaben einmittelständisches Modehaus,<br />
ein Maschinenbau-Unternehmen<br />
und eine Apotheke gemeinsam?<br />
Sie investieren Zeit, um das<br />
Thema Corporate Social Responsibility<br />
(CSR) gemeinsam zu vertiefen.<br />
Am 7.November starten die<br />
ersten zwei Gruppen der<br />
neuen CSR-Workshops für<br />
mittelständische Unternehm<br />
„Dabei geht es um Aen. die<br />
stringente Bearbeitung zentraler CSR-<br />
Themen mit einem klaren Ziel. Die Unternehmen<br />
erhaltenmethodisches Rüstzeug<br />
und inhaltliche Vertiefungen, um in einer<br />
CSR-Selbstbewertung ihre zentralen<br />
Themen zu identifizieren, zu bearbeiten<br />
unddarüber zu berichten. Am Ende steht<br />
die Auszeichnung ‚CSR-Unternehmen<br />
Münsterland‘“, teilte jetzt das regionale<br />
CSR-Kompetenzzentrum mit.<br />
20 Unternehmen stellen sich beim öffentlichen<br />
Start der Workshops im H7 am<br />
Mittelhaften in Münster vor, erläutern<br />
ihre Motivation und Zielsetzung.<br />
Die Workshops wurden vomKompetenzzentrum<br />
speziell für KMU entwickelt und<br />
dienen der Erreichung folgender Meilensteine:<br />
CSR-Selbstbewertung, CSR-Leitbild,<br />
CSR-Strategie, CSR-Maßnahmenprogramm<br />
sowie Kommunikationskonzept<br />
inklusive CSR-Kurzbericht. Parallel<br />
dazu werden vier Handlungsfelder beleuchtet:<br />
Arbeitsplatz und Mitarbeiter,<br />
Umweltschutz, Produktverantwortung<br />
und Markt, Gemeinwesen.<br />
Die Unternehmen starten in den nächsten<br />
Wochen mit einer Selbstbewertung.<br />
Dabei werden bisherige Aktivitäten erfasst<br />
und refl<br />
ektiert, die Bedeutung möglicher<br />
Handlungsfelder bewertet und hieraus<br />
betriebsspezifisch die zentralen Bedarfe<br />
priorisiert. Die Durchführung der<br />
Selbstbewertung wird durch Masterstudierende<br />
der FH Münster unterstützt, die<br />
die Unternehmen zum Beispiel bei der<br />
Datenerfassung entlasten können.<br />
Drei starke Partner an Ihrer Seite<br />
• Start Ups<br />
–Rechtsformwahl,<br />
Finanzplanung<br />
• Unternehmenswertgutachten<br />
• gesetzliche Jahresabschlussprüfung<br />
• Finanzbuchhaltung<br />
auch für den Onlinehandel<br />
• Lohnbuchhaltung<br />
• Gemeinnützigkeitsrecht:<br />
Vereine und Stiftungen<br />
• Steuerberatung<br />
–national und international<br />
• Umwandlung<br />
von Unternehmen<br />
• Nachfolgeplanung<br />
–Erbschafts- und<br />
Schenkungssteuer<br />
Druck und Medien GmbH<br />
Kanzlei Emsdetten<br />
Münsterstraße 6|48282 Emsdetten<br />
Telefon +49 (0) 2572/96052-0<br />
Telefax +49 (0) 2572/96052-44<br />
E-Mail emsdetten@bbk-steuerberater.de<br />
Kanzlei Münster<br />
WeselerStraße 253 |48151 Münster<br />
Telefon +49 (0) 251/21070<br />
Telefax +49 (0) 251/2107150<br />
E-Mail muenster@bbk-steuerberater.de<br />
www.bbk-steuerberater.de<br />
Coerdestraße 44<br />
www.ccc-ms.de
LEBEN &WISSEN 19<br />
Das „Haus Mariengrund“ in Münster feierte vor wenigen Wochen das 60-jährige Bestehen Die Einrichtung gehört zuden Zentren der<br />
weltweiten Schönstatt-Bewegung.<br />
Fotos: Hubertus Kost<br />
SCHÖNSTATT-BEWEGUNG<br />
Die Schönstatt-Bewegung ist eine Vereinigung<br />
von Gläubigen in der katholischen Kirche,<br />
die sich in Fragen von Ehe und Familie<br />
und im gesellschaftspolitischen und sozialen<br />
Bereich engagiert. Die Bewegung wurde von<br />
Pater Josef Kentenich offiziell 1914 gegründet<br />
und ist benannt nach dem Ortsteil<br />
Schönstatt der Stadt Vallendar bei Koblenz.<br />
In rund 130 Ländern ist die Bewegung verbreitet,<br />
besonders in Lateinamerika. Im<br />
deutschsprachigen Raum gibt es 44 Schönstatt-Zentrum,<br />
zu denen auch die Bildungseinrichtung<br />
in Münster gehört.<br />
Als Teil der Bewegung gründete Pater Kentenich<br />
im Jahr 1926 die „Schönstätter Marienschwestern“.<br />
Es handelt sich dabei um<br />
eine Gemeinschaft (Säkularinstitut) der römisch-katholischen<br />
Kirche, deren Mitglieder<br />
–imUnterschied zu einer Ordensgemeinschaft<br />
–nicht im Kloster, sondern „in der<br />
Welt leben“. Die Marienschwestern sind damit<br />
keine Ordensfrauen im eigentlichen<br />
Sinn. Sie engagieren sich weltweit überwiegend<br />
im sozialen Bereich, aber auch inErziehung<br />
und Bildung.<br />
-hko-<br />
Was imAlltag wirklich wichtig ist<br />
Im „Haus Mariengrund“ in Münster werden Fragen des Arbeits- und Privatlebens neu gestellt.<br />
Mut, Glaube, Zukunft. Diese drei Begriffe<br />
sind die Leitlinien für die<br />
Arbeit von „Haus Mariengrund“ in<br />
Münster. Die Bildungseinrichtung<br />
mit christlichem Hintergrund wird<br />
vonden Schönstätter Marienschwestern<br />
geleitet und ist Teil der weltweiten<br />
Schönstatt-Bewegung.<br />
Bei uns steht der Mensch im<br />
Mittelpunkt.“ In diesem Satz<br />
fasst Schwester Juttamaria,<br />
die das Haus leitet, Auftrag<br />
und Ziel der Einrichtung zusammen.<br />
„Haus Mariengrund“ ist eine<br />
staatlich anerkannte Bildungsstätte,<br />
ebenso Begegnungsstätte, spirituelles<br />
Zentrum –und Wirtschaftsbetrieb, vom<br />
christlichen Glauben geprägt. „Aber wir<br />
sind kein Kloster und keine Klause und<br />
wir leben nicht zurückgezogen,“ erläutert<br />
Haus-Oberin Schwester Josit. „Wir<br />
sind eine weltoffene Gemeinschaft.“<br />
Einige Gäste, die zum ersten Mal „Haus<br />
Mariengrund“ besuchen und an einer<br />
Veranstaltung teilnehmen, seien überrascht<br />
von der offenen und ruhigen Atmosphäre,<br />
sagt die ehemalige langjährige<br />
Gymnasiallehrerin. Während des Aufenthalts<br />
erfahren die Besucher dann die<br />
Ruhe als willkommenen Abstand vom<br />
Alltag und stellen fest, dass die Schönstätter<br />
Marienschwestern mitten im Leben<br />
stehen.<br />
Die 1800 Schwestern der weltweiten Bewegung<br />
sind auf allen Kontinenten in sozialen<br />
und gesellschaftlichen Bereichen<br />
engagiert. „Haus Mariengrund“ ist mit<br />
einem Team von sechs Schwestern und<br />
22 Fachkräften ausunterschiedlichenBerufsbereichen<br />
in der Diözese Münster das<br />
Zentrum der Bewegung. „Wir verstehen<br />
uns als Ort der Begegnung, an dem unterschiedliche<br />
gesellschaftliche Strömungen<br />
zusammenfinden“, hebt Schwester<br />
Juttamaria hervor. Zu den Seminaren<br />
und Tagungen werden freiberuflf iche Referenten<br />
und Fachleute aus verschiedenen<br />
Wissensbereichen eingeladen.<br />
Auch Firmen und Institutionen der Wirtschaft<br />
nutzen „Haus Mariengrund“ für<br />
Veranstaltungen der berufl<br />
ichen und persönlichen<br />
Weiterbildung. Für Übernachtungen<br />
stehen 53 Zimmer zur Verfügung.<br />
Die Bildungsangebote des Hauses haben<br />
drei Schwerpunkte: „Mensch und Arbeit,<br />
Mensch und Chance, Mensch und Familie“<br />
ist ein Schwerpunkt, außerdem gibt<br />
es Angebote zuden Themen Besinnung<br />
und Begegnung. Es geht zum Beispiel um<br />
Folgen der Digitalisierung, um Fragen<br />
zur Partnerschaft und um Krisenbewältigung.<br />
Die Formate dafür reichen von<br />
Workshops bis zum Erfahrungsaustausch.<br />
Die Angebotebieten Gelegenheit, mit Abstand<br />
auf die eigene Lebenssituation zu<br />
schauen und dabei zu erkennen, was im<br />
Alltag wirklich wichtig ist und wie die Zukunft<br />
durch positives Denken gestaltet<br />
werden kann. Das Ziel: Selbstbewusstsein<br />
entwickeln und dadurch die eigene<br />
Persönlichkeit im Beruf und im alltäglichen<br />
Leben stärken. Die Wertschätzung<br />
jedes Einzelnen liegt den Marienschwestern<br />
besonders am Herzen.<br />
„Immer mehr,immer schneller“ –das sei<br />
für viele Menschen in der heutigen Zeit<br />
erstrebenswert, sagt Schwester Juttamaria.<br />
Dabei gehe aber das wertschätzende<br />
Miteinander verloren. „Haus Mariengrund“<br />
sieht einen Kernbereich seiner<br />
Arbeit darin, diese Wertschätzung zu erkennen,<br />
zu erhalten und zu stärken. Die<br />
Seminare beinhalten ganz bewusst Zeiten<br />
der Stille, Meditation und Entspannung.<br />
„Damit schaffen wir einen Gegenpol<br />
zu den Bestrebungen zunehmender<br />
Selbstoptimierung, die viele Menschen<br />
an den Rand der Belastbarkeit bringen.“<br />
Schwester Josit fügt gern hinzu: „Unser<br />
Haus soll den Menschen gut tun.“<br />
Hubertus Kost<br />
Das Haus ist von Pater Josef Kentenich, dem Gründer der<br />
Schönstatt-Bewegung, geprägt. Die Wertschätzung der Besucher<br />
liegt Haus-Oberin Schwester Josip (l.), Hausleiterin Schwester Juttamaria<br />
(r.) und dem gesamten Team besonders am Herzen.<br />
Cooperation von<br />
Wirtschaftsprüfern &<br />
Steuerberatern<br />
Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />
Mit derzeit 19 Berufsträgern (davon 7Wirtschaftsprüfer, 2Rechtsanwälte und 19 Steuerberater)<br />
und insgesamt 69 Mitarbeitern sind wir eine der führenden Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien<br />
in Westfalen. Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen<br />
insbesondere für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der<br />
Einkommensteuererklärung über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfung.<br />
Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts –insbesondereimBereich<br />
des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen Steuerrechts und der Unternehmensnachfolge.<br />
Zu unserem Dienstleistungsspektrum zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung.<br />
Jeder Mandant hat bei uns einen persönlichen Ansprechpartner,der das Unternehmen langjährig<br />
betreut. Über unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten, Rheine und Hamburg hinaus<br />
kooperieren wir im Rahmen der CW&S mit anderen Praxen und sind Mitglied des internationalen<br />
Verbundes von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern „AGN“, um auch überregional<br />
und grenzüberschreitend unsere Mandanten betreuen zu können.<br />
Geschäftsführer:<br />
Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />
Dr. Philipp Diers<br />
Dr. Marie-Theres Stolze<br />
Heinz Stolze<br />
Wilfried Beermann<br />
Johannes Fink<br />
Prof. Dr. Dorian Fischbach<br />
Timmo Wagner<br />
www.stolze-diersbeermann.de<br />
Neubrückenstraße 4<br />
48282 Emsdetten<br />
Tel. (02572) 40 85<br />
Fax (02572) 85647<br />
stolze-diers@stodibe.de<br />
Timmermanufer 142<br />
48429 Rheine<br />
Tel. (05971) 80822-6<br />
Fax (05971) 80822-75<br />
info@stodibe.de<br />
Banksstraße 6<br />
20097 Hamburg<br />
Tel. (040) 30 95 47-77<br />
Fax (040) 30 95 47-47<br />
fischbach@stodibe.de
20 LEBEN &WISSEN<br />
„Nicht überreden,<br />
sondern überzeugen“<br />
In der „Hand-Werk-Statt“ der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft<br />
Münster lernten 500 Jugendliche die berufliche Praxis kennen.<br />
Einfach mal ausprobieren: Schieferbearbeitung gehört zum Dachdecker-<br />
Handwerk.<br />
Fotos: Hubertus Kost<br />
Steffen Haimann muss auch schon mal indie Hocke gehen, um eine Reparatur<br />
durchzuführen. Er stellte seinen Beruf praxisnah vor. Sein Chef Dietmar<br />
Plenter (r.) lobt die „Hand-Werk-Statt“ als „tolles Angebot“.<br />
Der Wettbewerb um Berufsnachwuchs<br />
beginnt inder Schule. Das Interesse<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
wird gesteigert, wenn sie Berufe<br />
in der Praxis erleben können. Zum<br />
Beispiel in der „Hand-Werk-Statt“<br />
der Handwerkskammer Münster.<br />
Eine ausbaufähige Aktion.<br />
Finde heraus, welche Talentein<br />
dir stecken.“ Das warvor einigen<br />
Wochen die Aufgabe für<br />
500 Jugendliche der Jahrgänge<br />
8und 9aus 5Schulen in<br />
Münster. Dafür hatten sie für einen Tag<br />
den Unterricht in die Praxis verlegt.<br />
Zwölf Berufsfelder standen zur Auswahl.<br />
Handwerk nicht nur zum Anschauen,<br />
sondern vor allem zum Mitmachen.<br />
„Neugier wecken“, sagt Carsten Haack,<br />
Abteilungsleiter Nachwuchssicherung<br />
bei der Handwerkskammer (HWK). Das<br />
sei die Botschaft der „Hand-Werk-Statt“.<br />
Das Angebot richtet sich an Schulen in<br />
Münster. Fünf Haupt- und Realschulen<br />
haben sich an der Aktion der Handwerkskammer<br />
und der Kreishandwerkerschaft<br />
Münster beteiligt. Als Kooperationspartner<br />
konnten die Initiatoren die Agentur<br />
für Arbeit Münster-Ahlen und das „Zdi-<br />
Zentrum Zukunft durch Innovation<br />
Münster-Münsterland m3“ gewinnen.<br />
Vorurteile gibt es nicht: Auch Jungen setzten sich an die Nähmaschine.<br />
Das Zentrum will Schülerinnen und<br />
Schüler für sogenannteMint-Berufeinteressieren<br />
(Mint steht für Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und<br />
Technik). Träger sind die Universität und<br />
die Fachhochschule Münster.<br />
Die Praxis handwerklicher Berufe steht<br />
bei der „Hand-Werk-Statt“ im Mittelpunkt.<br />
Die Teilnehmer werden in Gruppen<br />
eingeteilt, jeder muss sieben Stationen<br />
absolvieren. Dabei geht es um ganz<br />
reale Situationen: An kleinen Werkstattplätzen<br />
werden Alltagssituationenerläutert.<br />
Zum Beispiel Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
im Sanitär-, Heizungs- und<br />
Klimahandwerk, bei den Kraftfahrzeugmechatronikern<br />
und bei den Zweiradmechanikern.<br />
Überall können die Schülerinnen<br />
und Schüler mitmachen. Manche<br />
nehmen zum ersten Mal ein Werkzeug in<br />
die Hand. „Echt cool“, ist oft zu hören.<br />
Das lässt doch schon mal Interesse erkennen.<br />
Und genau das will die Aktion erreichen.<br />
Zur Auswahlstehen auch die Bereiche<br />
Tischler und Zimmerer, Elektro, Maler<br />
und Lackierer,Metall, Friseure, Dachdecker,<br />
Textil und Bäcker. Ein breites<br />
Spektrum, aber auch nur ein Ausschnitt,<br />
denn das Handwerk bietet weit über 100<br />
Ausbildungsberufe.<br />
Carsten Haack weiß aus berufl<br />
icher Erfahrung,<br />
dass Schülerinnen und Schüler<br />
wenig Ahnung davon haben, „was es im<br />
Handwerk alles gibt“. Neugierig machen,<br />
Interesse wecken, informieren –darin sehen<br />
die Initiatoren einen guten Ansatz,<br />
um Berufsnachwuchs zu gewinnen. „Dabei<br />
wollen wir nicht überreden, sondern<br />
überzeugen“, sagt Haack.<br />
Junge Leute, die bereits ein Handwerk<br />
lernen, sind dabei wichtigeUnterstützer.<br />
Zum Beispiel Steffen Haimann. Er ist Auszubildender<br />
im Sanitär-, Heizungs- und<br />
Klima-Handwerk (SHK) bei der Firma<br />
Plenter in Münster. Inder „Hand-Werk-<br />
Statt“ stellte erseinen Beruf praxisnah<br />
vorund beantworteteviele Fragen. Information<br />
auf Augenhöhe, denn mit einem<br />
Auszubildenden kommen Schülerinnen<br />
und Schüler schnell in Kontakt. „Der hat<br />
ja echt schon Ahnung“, wardie Meinung.<br />
Steffen Haimann hat mit seiner Ausbildung<br />
„absolut die richtige Entscheidung<br />
getroffen“, und das erläutert er gern.<br />
Ebenso wie Sebastian Kemner,der bei 2-<br />
Rad-Hansen in Münster seine Ausbildung<br />
absolviert. Der jungeMann hat sein<br />
Hobby zum Beruf gemacht. In „Werkstatt-Unterricht“<br />
konnte er überzeugend<br />
vermitteln, dass das Fahrrad und damit<br />
auch der Beruf des Zweirad-Mechanikers<br />
eine aussichtsreiche Zukunft haben.<br />
Bei einem Elternabend vor Beginn der<br />
Aktion nutzten Mütter und Väter die Gelegenheit,<br />
selbst einige Stationen der<br />
Hand-Werk-Statt auszuprobieren. Außerdem<br />
wurden verschiedene BeratungsangeboteimRahmen<br />
der Berufsorientierung<br />
vorgestellt.<br />
Lehrkräfte spielen beim Thema Berufswahl<br />
auch eine wichtigeRolle. Nicht nur<br />
im Unterricht. Die Berufswahl-Koordinatorinnen<br />
Andrea Rudel, Kristin Köhler<br />
und Christine Sewing begleiteten die<br />
Schülerinnen und Schüler gern in die<br />
„Hand-Werk-Statt“ und lobten den<br />
Unterricht beim Handwerk gleichermaßen:<br />
„Ein tolles Angebot.“<br />
So schätzt auch Dietmar Plenter die Aktion<br />
ein. Der Chef der gleichnamigen<br />
SHK-Firma hat seinen Auszubildenden<br />
gern für die Aktion „freigestellt“, denn<br />
„unser Berufsnachwuchs kann den fast<br />
Gleichaltrigen doch am besten erklären,<br />
warum sie eine Ausbildung machen sollen“.<br />
AndereChefs,deren Auszubildende<br />
mit in der „Werkstatt“ waren, sehen das<br />
genauso.<br />
„Wir hoffen, dass in den kommenden<br />
Jahren noch weitere Betriebe mitmachen,<br />
denn schneller können sie kaum<br />
mit Jugendlichen in Kontakt kommen,<br />
um sie für ein Praktikum oder sogar eine<br />
Ausbildung zu interessieren“, sagt der<br />
Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />
Münster, Jan-Hendrik Schade.<br />
Christian König von der Agentur für<br />
Arbeit kann sich vorstellen, dass die Aktion<br />
über Münster hinaus angeboten<br />
wird: „Die ‚Hand-Werk-Statt‘ ist ausbaufähig.“<br />
Hubertus Kost<br />
Erste Versuche im Maler- und Lackierer-<br />
Handwerk
LEBEN &WISSEN 21<br />
Blühende Steinwüste: Blick über den historischen Teil des Johannisfriedhofs Fotos: Ulrich Traub Immaterielles Kulturerbe: Epitaphienkünstler Thomas Haydn beim Ziselieren<br />
Ein Schatz mit<br />
Welterbe-Niveau<br />
Die Nürnberger Friedhöfe St. Rochus und St. Johannis mit ihren Epitaphien<br />
wirken noch heute wie aus einer längst vergangenen Zeit.<br />
Ein Erlass des Kaisers Maximilian I.<br />
vom 31. Oktober 1518 besagte, dass<br />
nur noch auf außerhalb der Nürnberger<br />
Stadtmauern gelegenen Gottesäckern<br />
bestattet werden dürfe. Dies<br />
führte zur Neuanlage des St. Rochus-<br />
Friedhofs und zur Erweiterung des<br />
Pestfriedhofs St. Johannis. Damals<br />
sind zwei Begräbnisstätten entstanden,<br />
die aufgrundihrer nochweitgehend<br />
existenten historischen Gestalt<br />
voneinzigartigem kulturgeschichtlichem<br />
Rang sind.<br />
Großfamilie: links der Vater mit elf Söhnen, rechts die Mutter mit<br />
sieben Töchtern; oben eine Auferstehungsszene<br />
Im Jahr des 500. Geburtstags wurde<br />
beiden, längst unter Denkmalschutz<br />
stehenden Friedhöfen ein<br />
besonderes Geschenk zuteil. Neben<br />
den auf den Gräbern liegenden<br />
Sandsteinen, die das Bild dieser<br />
Friedhöfe prägen, sind es die fl<br />
ach auf<br />
den meisten Steinen angebrachten Platten,<br />
die ein weiteres Alleinstellungsmerkmal<br />
darstellen. Die herausragende<br />
Bedeutung dieser Epitaphien und das ihnen<br />
zugrundeliegende Kunsthandwerk<br />
wurden jüngst in die Bayerische Landesliste<br />
des Immateriellen Kulturerbes der<br />
Unesco eingetragen. Die Aufnahme in die<br />
Bundesliste wird möglichst bald angestrebt.<br />
„Es warunser Ziel, diesen Schatz stärker<br />
im Bewusstsein zuverankern“, berichtet<br />
Thomas Haydn, der am Kulturerbe-Antrag<br />
mitgearbeitet hat. Der gelernte Metallgestalter<br />
ist seit vielen Jahrendie erste<br />
Adresse, wenn es um Epitaphien geht,<br />
mit denen auch heute noch Nürnberger<br />
Familien ihre Gräber schmücken. „Die<br />
rund6000 Epitaphe auf den Grabsteinen<br />
der beiden Friedhöfe sind ein umfassendes<br />
Archiv der Stadtgeschichte“, fasst der<br />
gebürtigeÖsterreicher,der sich als Epitaphienkünstler<br />
einen Namen erworben<br />
hat, den Wert dieses Grabschmucks zusammen.“<br />
Als im 16.Jahrhundert die ersten Steine<br />
wegen des sandigen Bodens nicht gestellt,<br />
sondern auf die Gräber gelegt wurden,<br />
waren es noch schmucklose, etwa<br />
gleich große Quader,die erst später stärker<br />
profiliert wurden. Vom Rat war die<br />
Grablänge auf 1,67 Meter festgeschrieben<br />
worden. „Weil diese Größenverordnung<br />
die Nürnberger ander individuellen<br />
Gestaltung der Grabsteine hinderte,<br />
suchte man diesen Wunsch durch verschiedenartige<br />
Bronzeguss- bzw. Messingplatten<br />
zu kompensieren“, erklärt<br />
Adalbert Ruschel. Der Friedhofsexperte,<br />
der vorseiner Pensionierung Professor an<br />
der Hochschule in Nürnberg war, hat<br />
mehrere Bücher über spezielle Themen<br />
der beiden Friedhöfe veröffentlicht. Er<br />
hat sich mit der Fragebeschäftigt, welche<br />
Spuren heute etwa längst verschwundene<br />
Berufe auf den Gedenkplatten hinterlassen<br />
haben oder was diese über die<br />
Nürnberger Braukunst verraten.<br />
„Die Epitaphien sind ein umfangreiches<br />
Geschichtsbuch.“ Man müsse es nur zu<br />
deutenwissen, wasfür dieMenschen der<br />
damaligen Zeit kein Problem gewesen<br />
sei, versichert Adalbert Ruschel. Inschriftentexte<br />
und Namen, Wappen, Handwerks-<br />
und Zunftzeichen sowie figürliche<br />
Szenen aus dem Alten und Neuen Testament<br />
–die meist schmuckvollen, mit vielen<br />
Ornamenten versehenen, mal<br />
schlichten Epitaphien auf den Gräbern<br />
von St. Johannis und St. Rochus geben<br />
dem Besucher Einblicke inLeben, Sterben<br />
und Religiosität der Menschen früherer<br />
Jahrhunderte.<br />
„Wissen Sie, welchen Beruf der hier Begrabene<br />
hatte?“, fragt Adalbert Ruschel<br />
und zeigt auf ein Epitaph auf dem Rochusfriedhof,<br />
auf dem mehrere kleine<br />
Kreise nebeneinander zu sehen sind.<br />
Apotheker vielleicht? „Nein, er warPaternoster-Macher<br />
und fertigte Rosenkränze.“<br />
Andere Berufe, auf die in den schon<br />
zu Lebzeiten gegossenen Epitaphien aufmerksam<br />
gemacht wurde, sind leichter<br />
zu entschlüsseln. Man findet einen Messerschmied,<br />
dessen Stellung es ihm erlaubte,<br />
sein Wappen mit einer Krone zu<br />
zieren –kein Einzelfall. Auch der Brillenmacher<br />
ist schnell identifiziert. „Nürnbergbesaß<br />
im 16.Jahrhundert ein Monopol<br />
auf Brillenherstellung“, ergänzt der<br />
Friedhofsexperte.<br />
►Fortsetzung auf Seite 22<br />
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Restauriert von Thomas Haydn: Das Epitaph von<br />
1595 zeigt eine Kreuzigung umgeben von biblischen<br />
Szenen.<br />
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22 LEBEN &WISSEN<br />
Henker unter Handwerkern<br />
Um die Begräbnisstätten ranken sich viele Geschichten.<br />
Kamm- und Tuchmacher,<br />
Pinselhersteller, Löffelschneider,<br />
Töpfer und<br />
Schlotfeger –St. Rochus war<br />
Kie d Begräbnisstätte der<br />
Handwerker. Nur ein Patrizier hat hier<br />
seine letzteRuhestättegefunden. „Ungewöhnlich<br />
für einen christlichenFriedhof,<br />
dass der legendäre Nürnberger Henker<br />
Franz Schmidt hier liegt, vielleicht weil er<br />
später zum Wundarzt umschulte“, vermutet<br />
Adalbert Ruschel.<br />
„Häufig wurden auch Nachnamen auf<br />
den Epitaphien mit Symbolen dargestellt.“<br />
So ließ Hans Nußer mit einem<br />
Nussbaum an sich erinnern, während ein<br />
gewisser Herr Bauch selbigen auf einer<br />
Schubkarre vor sich herschiebt: Humor<br />
im Angesicht des Todes.<br />
Claudia Maué, die auf dieses Epitaph auf<br />
St. Johannis hinweist, hat eine alte An-<br />
Bemoost und verwittert: Blick über den Rochusfriedhof.<br />
sicht mitgebracht: der Friedhof als reine<br />
Steinwüste. Heute präsentiert ersich –<br />
wie auch St. Rochus –als romantische<br />
Insel im Häusermeer. Rosensträucher,<br />
die zwischen den Gräbern wachsen und<br />
bunte Blumengestecke, die die meist bemoosten<br />
und verwitterten Steinquader<br />
schmücken, stellen den Gedanken an Abschied<br />
und Vergänglichkeit die Schönheit<br />
des erlebten Momentes an die Seite. Die<br />
Blumen müssten allerdings in Messingschalen<br />
auf Füßen stehen, damit kein<br />
Wasser den darunterliegenden Stein zersetze,<br />
heißt es in einem Friedhofsratgeber.<br />
„Auf die Epitaphien selbst darf gar<br />
nichts gestellt werde“, informiert Claudia<br />
Maué.<br />
Die alsHeimatpfl<br />
egerin bei der Stadt tätige<br />
Kunsthistorikerin erzählt vonden vielen<br />
Vorschriften, die die historische Substanz<br />
schützen sollen, „aber es halten sich<br />
leider nicht alle dran“. Es müsse jetzt gerichtlich<br />
geklärt werden, wem die Epitaphien<br />
eigentlich gehörten, den Hinterbliebenen<br />
oder der Kirche. „Bislang will<br />
keiner für Restaurierungen bezahlen, obwohl<br />
es Zuschüsse gibt“, beschreibt Claudia<br />
Maué die Situation. Sie ist Vorsitzende<br />
des Vereins Nürnberger Epitaphienkunst<br />
und –kultur. „Wir hoffen, dass uns<br />
der Eintrag indie Welterbeliste weiterbringt,<br />
vor allem im Hinblick auf Erhalt<br />
und Dokumentation der Epitaphien“, die<br />
seit 500 Jahren im gleichen kunsthandwerklichen<br />
Verfahren hergestellt würden.<br />
„Sie wollen bestimmtauch zum Dürer?“,<br />
fragt Claudia Maué und schlängelt sich<br />
zielstrebig durch die nur wenige Zentimeter<br />
breiten Durchgänge zwischen den<br />
Steinquadern vorbei an den Gräbern von<br />
Dürers Freund, dem Humanisten Willibald<br />
Pirckheimer, des Holzschnitzers Veit<br />
Stoß unddes Malers Anselm Feuerbachs.<br />
Sein Epitaph zeigt den 1880 Verstorbenen<br />
im Profil, eines der ganz seltenen<br />
Porträts. Dürer ruht in einem Grab, das<br />
Joachim von Sandrart, der Gründer der<br />
NürnbergerMalerakademie, 1681 erworben<br />
hatte. Auch die Texte inden Epitaphien,<br />
mit denen er Dürer preisen ließ,<br />
stammen aus dieser Zeit.<br />
Aus kunsthistorischer Sicht seien andere<br />
Epitaphien interessanter, erklärt Claudia<br />
Maué und deutet auf ein vielgestaltiges<br />
Exemplar mit einem singenden<br />
Schwan und einer Schlange, die sich in<br />
den Schwanz beißt. „Das sind Symbole<br />
für Vergänglichkeit und ewiges Leben.“<br />
Ein beliebtes Motiv sei auch Jonas und<br />
der Walgewesen, „ein als Sinnbild für die<br />
Auferstehung“. Die Gestaltung der Epitaphien<br />
war stets Ausdruck der kunstgeschichtlichen<br />
Entwicklung. Die meisten<br />
Gedenkplatten stammen aus der Barockzeit,<br />
aber man findet auch Beispiele für<br />
den Manierismus oder den Jugendstil.<br />
Und heute?<br />
Thomas Haydn, der vis-à-vis von St. Johannis<br />
gerade an einem Entwurfarbeitet,<br />
erwidert:„Traditionelle Symbole und religiöse<br />
Themen sind in den Hintergrund<br />
getreten, deren Stelle haben Verweise auf<br />
Persönlichkeit und Vorlieben des Verstorbenen<br />
eingenommen.“ Natürlich spiele<br />
auch der Zeitgeist eine Rolle, aber der<br />
Sinn eines Epitaphs sei geblieben, meint<br />
der NürnbergerKunsthandwerker.„Es ist<br />
die Suche nach einem adäquaten Ausdruck<br />
des Gedenkens an einen verstorbenen<br />
Menschen und für die eigene<br />
Trauer.“<br />
Ulrich Traub<br />
Grab mit Kopfstütze: Die Epitaphien am Dürer-Grab<br />
stammen aus dem späten 17. Jahrhundert.<br />
Kaum zu erraten: Das Epitaph markiert das Grab eines<br />
Mühlenmechanikers. Dürers „Betende Hände“ sind erst<br />
später hinzugefügt worden.<br />
Fotos: Ulrich Traub<br />
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2 BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />
Arbeitsschutz umfasst<br />
den ganzen Menschen<br />
Der Schutz der Arbeitnehmer ist eine gesetzliche Aufgabe, die Unternehmer durchzuführen haben,<br />
wenn sie Menschen beschäftigen. Mit dem Ziel, die Gesundheit von Beschäftigten zu schützen.<br />
Stress oder die falsche Sitzhaltung am Arbeitsplatz können langfristig zu einer Belastung werden –inkörperlicher wie in psychischer Hinsicht.<br />
Foto: dpa/Inga Kjer<br />
Psychische<br />
Gefährdungsbeurteilung<br />
Mit Sicherheit produktiver.<br />
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führenkönnen. In körperlicher,<br />
aber auch in psychischer Hinsicht.<br />
Um die Sicherheit und Gesundheit<br />
von Beschäftigten sicherzustellen,<br />
gibt es den Arbeitsschutz.<br />
Das 1996 in Kraft getretene<br />
Arbeitsschutzgesetz umfasst<br />
den ganzen Menschen,<br />
nicht nur die Hardware,also<br />
den Körper,sondern<br />
auch die Psyche, macht Jörg Feldmann,<br />
Pressereferent der Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
verständlich.<br />
Muskel- und Skeletterkrankungen sind<br />
nach wie vor der häufigste Grund, weshalb<br />
Arbeitnehmer ausfallen. „Darunter<br />
fallen Rückenleiden oder Verschleißerkrankungen,<br />
beispielsweise durch<br />
ständig wiederholte Bewegungen oder<br />
Fehlbelastungen ausgelöst“, sagt Feldmann.<br />
Gemeinsam mit Krankheiten des<br />
Atmungssystems wie grippale Infekte ,<br />
psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen<br />
machen sie mehr als die<br />
Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage aus.<br />
Insbesondere Psychische Erkrankungen<br />
hätten in den vergangenen Jahren zugenommen.<br />
„Einerseits wird die Gesellschaft durch<br />
neue Infotechnologien immer schneller,<br />
die Produktivität nimmt zu und damit<br />
auch die Leistung, die einzelne Arbeitnehmer<br />
erbringen müssen. Andererseits<br />
kam eszueiner Enttabuisierung. Menschen<br />
reden offener über Erkrankungen<br />
wie Depressionen, man ist achtsamer.<br />
Psychische Leiden werden schneller erkannt<br />
und diagnostiziert als früher“, erklärt<br />
Feldmann die steigenden Zahlen.<br />
Erkrankungen durch die Arbeit vorzubeugen,<br />
im Rückkehrschluss die Gesundheit<br />
von Beschäftigten zu schützen, darauf<br />
zieltder Arbeitsschutz ab. Er ist eine<br />
gesetzliche Aufgabe, die Unternehmer<br />
durchzuführen haben, wenn sie Menschen<br />
beschäftigen. „Es geht um sozialen<br />
Schutz, erstmals eingeführt im 19.Jahrhundert<br />
durch eine Beschränkung der<br />
Kinder- und Jugendarbeit. Im Zuge von<br />
Bismarcks Sozialgesetzgebung wurde<br />
später die gesetzliche Unfallversicherung<br />
eingeführt, die einzige, die der Arbeitgeber<br />
zu 100 Prozent bezahlt“, gibt Feldmann<br />
einen kurzen Einblick.<br />
Heute wird der Arbeitsschutz durch<br />
Richtlinien auf europäischer Ebene gesetzlich<br />
geregelt. So hat Deutschland beispielsweise<br />
die Europäische Arbeitsschutz-Richtlinien,<br />
durch das Arbeitsschutzgesetz<br />
umgesetzt. Das Arbeitsschutzgesetz<br />
ist so etwas wie das Grundgesetz<br />
des Arbeitsschutzes. Es legt nicht<br />
nur die Rechte und Pfl<br />
ichten von Arbeitgebern<br />
und Beschäftigten fest, sondern<br />
verpfl<br />
ichtet auch zu verschiedenen Maßnahmen,<br />
zum Beispiel zur Gefährdungsbeurteilung.<br />
Dabei werdedann die Ist-Situation<br />
im Betrieb analysiert: Welche Gefährdungen<br />
liegen vor? Sind die Gefahren<br />
mechanischer Natur, liegen Fehlbelastungen,<br />
gefährlicheChemikalien oder<br />
eine Strahlungsbelastung vor –zum Beispiel<br />
durch Röntgengeräte? Oder sind es<br />
zu langeArbeitszeiten, ist der Bildschirm<br />
richtig eingestellt oder wirddas Mindestmaß<br />
an Bewegungsfl<br />
äche von 1,20 Metern<br />
eingehalten?<br />
Fortsetzung auf Seite 3<br />
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Redaktion: Kristina Hinz, Ann-Christin Frank<br />
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Fortsetzung von Seite 2:<br />
Die Risiken am Arbeitsplatz<br />
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und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />
muss immer erreicht werden.<br />
Offenbart die Gefährdungsbeurteilung<br />
Mängel oder Gefährdungen am Arbeitsplatz,<br />
muss der Arbeitgeber Maßnahmen<br />
ergreifen. Dabei gibt das Gesetz auch<br />
eine Rangfolge vor. „An erster Stelle stehen<br />
technische Maßnahmen wie beispielsweise<br />
eine leisere Maschine oder<br />
der Ersatz einergefährlichen Chemikalie.<br />
Dann folgen organisatorische wie die<br />
räumliche oder zeitliche Trennung des<br />
Beschäftigten von der Gefahrenquelle.<br />
Erst wenn es keine Alternative gibt, soll<br />
eine persönliche Schutzausrüstung wie<br />
Gehörschutz oder Schutzhandschuhe benutzt<br />
werden“, erklärt Jörg Feldmann.<br />
Anschließend muss auch die Wirksamkeit<br />
der getroffenen Maßnahmen geprüft<br />
werden. So kann die Gefährdungsbeurteilung<br />
auch als ein kontinuierlicher<br />
Verbesserungsprozess verstanden werden.<br />
Angesichts der vielen Branchen und<br />
Tätigkeiten gibt es auf der von der Bundesanstalt<br />
betriebenen Plattform<br />
Die Arbeitsumgebung und -bedingungen fallen unterschiedlich aus: Ob jedoch Büroarbeit oder die Chemiebranche, das Krankenhaus oder die Baustelle: Das<br />
Schutzziel Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz muss immer erreicht werden.<br />
Foto: dpa<br />
ww<br />
w w.gefaehrdungsbeurteilung.de<br />
eine<br />
Vielzahl vonHilfestellungen. Dabei kann<br />
eine Fachkraft für Arbeitssicherheit den<br />
Unternehmer unterstützen und beraten.<br />
„Jeder Betrieb braucht eine sicherheitstechnische<br />
und betriebsärztliche Betreuung.<br />
Der Umfang hängt jedoch von der<br />
Anzahl der Beschäftigten und den auftretenden<br />
Gefährdungen ab“, erläutert Feldman.<br />
Für Kleinbetriebe bis zehn Beschäftigtesind<br />
es nur wenigeStunden im Jahr,<br />
während große Unternehmen beispielsweise<br />
aus der Automobilindustrie eigene<br />
Sicherheitsingenieure und Betriebsärzte<br />
beschäftigen. Ob ein Unternehmen seinen<br />
gesetzlichen Verpfl<br />
ichtungen nachkommt,<br />
wird überprüft. „In Deutschland<br />
liegt die Kontrollejedoch bei den Bundesländern,<br />
beispielsweise den Staatlichen<br />
Ämtern für Arbeitsschutz“, sagt Jörg<br />
Feldmann. Die Kontrollen von Betrieben<br />
erfolgen teilszufällig, es gibt jedoch auch<br />
Schwerpunktaktionen wie Prüfungen<br />
von Baustellen. Außerdem sind schwere<br />
Unfälle Auslöser für diese Kontrollen.<br />
„Da ermitteln dann auch die Staatsanwaltschaft<br />
und die Unfallversicherung“,<br />
erklärt der Pressereferent.<br />
Besondere Herausforderungen an den<br />
Arbeitsschutz bringen moderne Arbeitsformen<br />
mit sich. Sie setzen sich durch wie<br />
etwadas Home Office. „Es gelten die gleichen<br />
Regeln, dass ein sicherer,ergonomischer<br />
Arbeitsplatz vorliegen muss. Das<br />
muss der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber<br />
glaubhaft machen. Tendenziell arbeiten<br />
Menschen vonzuHause ausaber mehr“,<br />
ist Feldmanns Einschätzung. Tückisch<br />
wird es, wenn Arbeitsunfälle im heimischen<br />
Arbeitszimmer erfolgen. „Wenn<br />
die Arbeit für private Erledigungen<br />
unterbrochen wird, beispielsweise um<br />
die Waschmaschine einzuschalten, und<br />
dabei fällt dem Arbeitnehmer etwas auf<br />
den Fuß, dann greift die Unfallversicherung<br />
nicht“, macht der Pressereferent auf<br />
die Risiken aufmerksam. Gleiches gelte<br />
jedoch auch für den Kantinenbesuch im<br />
Betrieb, da dies als eine persönliche Verrichtung<br />
angesehen werde.<br />
Kristina Hinz<br />
Entspannter arbeiten<br />
mit Bildschirmbrille<br />
Wie der digitale Alltagunsere Sehanforderungen verändert.<br />
Weit über 90 Prozent aller 40- bis 59-<br />
Jährigen nutzen täglich Bildschirmgeräte,<br />
jeder Dritte davon mehr als vier Stunden.<br />
Neben Smartphones und Tablets fordert<br />
vor allem der Computer auf dem Büroschreibtisch<br />
die tägliche Aufmerksamkeit.<br />
Trotzdem wissen nur wenige, dass<br />
gerade für diese Arbeit eine spezielle<br />
Sehhilfe nötig wäre.<br />
Wozu eine Bildschirmarbeitsplatzbrille?<br />
Obwohl heute deutlich mehr Zeit vor einem<br />
Monitor verbracht wird als mit einem Buch,<br />
ist die Bildschirmarbeitsplatzbrille fast unbekannt.<br />
Meist sind Gleitsichtbrillen und<br />
Lesebrillen geläufig. Doch letztere sind auf<br />
eine Entfernung von etwa 40Zentimetern<br />
berechnet und erfüllen daher kaum die Anforderungen,<br />
die ein Computerarbeitsplatz<br />
stellt. Ein Bildschirm befindet sich inetwa<br />
70 bis 90Zentimetern Entfernung zu den<br />
Augen. Und auch die Tastatur, das Dokument<br />
davor und die Kollegin gegenüber müssen<br />
deutlich und entspannt erkennbar sein. Exakt<br />
diese Distanzen berücksichtigt die speziell<br />
angepasste Bildschirmarbeitsplatzbrille.<br />
„Digitaler Sehstress“ belastet<br />
Es hat Folgen, wenn man mit der falschen<br />
Brille gen Bildschirm blickt. Denn einerseits<br />
sind die Augen vom Monitor extrem belastet.<br />
Anders als inder analogen, normalen Welt<br />
diktiert der Bildschirm fast ausschließlich<br />
eine Blickrichtung und eine Entfernung. Das<br />
Auge bewegt sich dabei kaum. Andererseits<br />
ist bei Smartphone und Co. die Schrift oft<br />
so klein, dass schon ein minimales Sehdefizit<br />
zu Überanstrengung führt. Auch kurze Reaktionszeiten<br />
und Informationsüberflutung<br />
belasten die Wahrnehmung. All das fassen<br />
Wissenschaftler seit einiger Zeit unter dem<br />
Begriff „digitaler Sehstress“ zusammen, die<br />
Folge sind trockene oder tränende Augen,<br />
geschwollene Lider bis hin zuKopf- oder<br />
Nackenschmerzen.<br />
Arbeitgeber übernimmt Kosten<br />
Gesetzlich sind Arbeitgeber dazu verpflichtet,<br />
die Kosten für eine Bildschirmarbeitsplatzbrille<br />
teilweise zu übernehmen, wenn<br />
bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.<br />
Aber das ist keine Einbahnstraße. Auch der<br />
Arbeitgeber profitiert von einem fitten und<br />
konzentriert arbeitenden Mitarbeiter, der<br />
mehr schafft und entspannter ist.<br />
Münster<br />
Ludgeristraße 112<br />
Tel. 0251 444 46<br />
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Wussten Sie es?<br />
Der Arbeitgeber ist<br />
gesetzlich verpflichtet,<br />
die Kosten für die<br />
Bildschirmbrille unter<br />
bestimmten Voraussetzungen<br />
teilweise<br />
zu übernehmen.<br />
Individuell vor Ort.
4 GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />
Viele Beschäftigte haben Rückenprobleme: Dr. Katharina Fastenrath weiß, dass oft schon einfache Maßnahmen<br />
wie beispielsweise Übungen am Schreibtisch die Leiden mindern.<br />
Foto: N.N.<br />
Gesundheit<br />
als Ziel<br />
Dr. Katharina Fastenrath gibt Einblicke indas<br />
Berufsfeld einer Betriebsärztin.<br />
Telefon 0251 / 690-908419<br />
lars.normann@aschendorff.de<br />
Soester Str. 13, 48155 Münster<br />
Telefon 0251 / 690-908418<br />
frank.micheel@aschendorff.de<br />
Soester Str. 13, 48155 Münster<br />
INFOS<br />
Gesundheitsgefährdende Situationen<br />
erkennen und richtig auf diese<br />
reagieren, beziehungsweise es gar<br />
nicht erst so weit kommen zu lassen,<br />
dafür setzen sich Betriebsärzte und<br />
Fachkräfte für Arbeitssicherheit ein.<br />
Dr. Katharina Fastenrath<br />
gibt einen Einblick in das<br />
Berufsfeld eines Betriebsarztes<br />
und die damit verbundenen<br />
gesetzlichen<br />
Vorgaben.<br />
Wieist diebetriebsärztliche Betreuung<br />
durch gesetzliche Regelungen<br />
begründet?<br />
Betriebsärzte tragen dazu bei, dass der Arbeitsschutz in<br />
Unternehmen sichergestellt ist, unterstützen bei der Gefährdungsbeurteilung,<br />
zu der jedes Unternehmen verpflichtet<br />
ist, und leisten Präventionsarbeit. Im Unterschied<br />
zu vielen anderen Arztgruppen benötigt ein gutes Verständnis<br />
der Arbeitsprozesse und der sozialmedizinischen<br />
sowie sozialrechtlichen Grundlagen unseres Gesundheitssystems.<br />
Unsere Interviewpartnerin Dr. Katharina Fastenrath<br />
ist Betriebsärztin für das Herz-Jesu-Krankenhaus<br />
Münster-Hiltrup sowie Teile der Alexianer in Münster-<br />
Amelsbüren.<br />
Dr. Katharina Fastenrath: Das ist von<br />
der Unternehmensgröße und der Branche<br />
beziehungsweise deren Sicherheitsund<br />
Gesundheitsrisiko abhängig. Bei<br />
kleinen und mittleren Unternehmen ist<br />
neben der Grundbetreuung zur Gefährdungsbeurteilung<br />
eine arbeitsmedizinische<br />
und sicherheitstechnische Betreuung<br />
auf Anlass erforderlich, das heißt,<br />
wenn beispielsweise wichtige betriebliche<br />
Veränderungen in Aussicht stehen.<br />
Bei Betrieben mit maximal 50 Angestellten<br />
gibt es die Möglichkeit der alternativen<br />
bedarfsorientierten Betreuung, bei<br />
der sich die Unternehmensleitung in<br />
Schulungen zu den Themen Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz fortbilden kann. Der<br />
Leiter verantwortet in Eigenregie den<br />
Arbeitsschutz. Nach Bedarfwirderdurch<br />
einen Betriebsarzt oder eine Fachkraft<br />
für Arbeitssicherheit, also eine Sicherheitsfachkraft<br />
oder einen Sicherheitsingenieur,<br />
beraten, muss diese aber nicht<br />
dauerhaft beschäftigen. Ab 50 Mitarbeitern<br />
muss ein Unternehmen eine Fachkraft<br />
für Arbeitssicherheit und einen Betriebsarzt<br />
vorweisen. Je nach Branche<br />
reicht die betriebliche Arbeitsschutzbetreuung<br />
von0,5 Stunden proMitarbeiter<br />
im Jahr bei einem geringen Sicherheitsrisiko,<br />
bis zu 2,5 Stunden pro Mitarbeiter<br />
im Jahr bei einem hohen Risiko, beispielsweise<br />
im industriellen Bereich.<br />
Wann wird ein Betriebsarzt, wann<br />
eine Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
benötigt?<br />
Dr. Katharina Fastenrath: Der Betriebsarzt<br />
und die Fachkraftfür Arbeitssicherheit<br />
teilen sich die Arbeitsschutzbetreuung,<br />
normalerweise zu einem Anteil<br />
von jeweils 50 Prozent. Aber je nach Betriebkann<br />
beispielsweise das Technische<br />
im Vordergrund stehen, sodass die Aufteilung<br />
variieren kann. Während wir Betriebsärzteuns<br />
vorrangigumden arbeitsmedizinischen<br />
Bereich, also Gesundheitsprävention,<br />
Vorsorgen und Impfungen<br />
kümmern, ist die Fachkraft für<br />
Arbeitssicherheit für die technische Komponente<br />
zuständig –wie beispielsweise<br />
die Beratung zu technischen Arbeitsmitteln.<br />
Fortsetzung auf Seite 5
BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT 5<br />
Mit einfachen Maßnahmen<br />
die Bewegung steigern<br />
Betriebsärztin Dr. Katharina Fastenrath kennt die kleinen Tricks, die zu mehr Bewegung führen,<br />
beispielsweise wenn der Drucker nicht direkt neben dem Schreibtisch, sondern zentral im Flur steht.<br />
Ihre betriebliche<br />
Krankenversicherung<br />
Barmenia<br />
Firmenkompetenzcentrum bKV<br />
Expertentelefon<br />
Beate Borowsky<br />
0176-62930917<br />
www.beate.borowsky.barmenia.de<br />
Fortsetzung von Seite 4:<br />
Welche Aufgaben verfolgt ein Betriebsarzt,<br />
welche Präventionsmaßnahmen<br />
gibt es?<br />
Dr. Katharina Fastenrath: Im Rahmen<br />
der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
gibt es vor allem im Krankenhaus viele<br />
Möglichkeiten zur Prävention. Neben<br />
themenbezogenen Gesundheitsaktionen<br />
kann man beispielsweise<br />
zur Vorbeugung von Rückenbeschwerden<br />
mit Fitnessstudios<br />
zu vergünstigten Preisen<br />
kooperieren oder die<br />
Physiotherapeuten im<br />
Haus ansprechen. Die Kinästhetik<br />
ist eine Technik,<br />
die lehrt, wie man Patienten<br />
rückenschonend bewegt.<br />
Grundsätzlich ist<br />
mehr Bewegung wichtig.<br />
Da kann man schon mit<br />
einfachen Maßnahmen<br />
nachhelfen, beispielsweise<br />
indem der Drucker<br />
nicht direkt neben den<br />
Schreibtisch, sondern zentral<br />
im Flur aufgestellt wird,<br />
sodass jeder aufstehen muss.<br />
Man kann Telefonate im Stehen<br />
führen oder höhenverstellbare<br />
Tische einführen, an denen<br />
manzwischenzeitlich stehend seine<br />
Arbeit verrichten kann. Bei vielen<br />
Menschen ist am Bildschirmarbeitsplatz<br />
der Monitor zu<br />
hoch eingestellt. Der Blick<br />
müsste leicht nach unten gehen,<br />
um die Augen zuschonen.<br />
Auch hier berät der Betriebsarzt.<br />
Über die Berufsgenossenschaften,<br />
–imGesundheitsdienst<br />
ist es die Berufsgenossenschaft<br />
für Gesundheitsdienst<br />
und Wohlfahrtspflf ege –,<br />
können Hilfsangebote vermittelt<br />
werden. Hier gibt es die<br />
Möglichkeit, jemanden mit Rückenleiden<br />
für ein Rückenkolleg<br />
oder jemanden mit Hautproblemen<br />
zu einem Beratungsseminar<br />
anzumelden. Manche<br />
Unternehmen kommen für die<br />
Grippeschutzimpfung finanziell<br />
auf, das lohnt sich vor allem im<br />
Foto: dpa<br />
Gesundheitsdienst, da hier nicht nur Mitarbeiter<br />
auf diese Weise geschützt werden,<br />
sondern auch die Patienten, die angesteckt<br />
werden könnten.<br />
Wie oft sind gesundheitliche Untersuchungen<br />
beispielsweise an Augen<br />
oder Rücken zu empfehlen?<br />
Dr. Katharina Fastenrath: Augenund<br />
Rückenprobleme sind die häufigsten<br />
Probleme bei Bürojobs. Die Untersuchung<br />
des Rückens erfolgt nach Bedarf.<br />
Für die Untersuchung der Augen<br />
gilt die Vorschrift, dass bei unter 40-<br />
jährigen Mitarbeitern jeweils nach fünf<br />
Jahren eine Untersuchung durch das<br />
Unternehmen angeboten werden<br />
muss, bei Mitarbeitern über 40 bereits<br />
nach drei Jahren, da sich das<br />
Sehvermögen in diesem Alter verändert.<br />
In einigen Fällen kann sogar<br />
arbeitgeberunterstützt eine<br />
spezielle Bildschirmarbeitsbrille<br />
angeschafft werden.<br />
Mitarbeiter können aber<br />
frei entscheiden, ob<br />
sie von dem Angebot Gebrauch<br />
machen möchten.<br />
Gibt es einen Austausch<br />
zwischen Betriebs-<br />
und Hausärzten?<br />
Dr. Katharina<br />
Fastenrath:<br />
Einen Austausch<br />
darf es aus Datenschutzgründen<br />
so<br />
nicht geben und als<br />
Betriebsärzte wollen<br />
wir auch nicht in<br />
Konkurrenz zu Hausärzten<br />
stehen, sondern<br />
präventiv berufsbedingten<br />
Krankheiten vorbeugen.<br />
Es gibt aber natürlich<br />
Situationen, bei<br />
denen es ratsam ist, sich<br />
mit dem Hausarzt auszutauschen,<br />
beispielsweise<br />
um länger erkrankte Mitarbeiter<br />
bei einer schonenden<br />
Wiedereingliederung<br />
zu unterstützen.<br />
Dann suchen wir<br />
den Kontakt aber<br />
über den Beschäftigten<br />
und halten<br />
es vertraglich<br />
fest, dass Hausund<br />
Betriebsarzt<br />
zum Wohle des<br />
Mitarbeiters miteinander<br />
in Kontakt treten<br />
dürfen.<br />
Inwieweit erfolgt ein Austausch<br />
mit dem Unternehmen?<br />
Dr. Katharina Fastenrath: Der Austausch<br />
mit dem Führungspersonal ist<br />
eine wichtige Aufgabe, dabei arbeiten wir<br />
mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
zusammen. Die Betriebsleitung und Mitarbeitervertretungen<br />
müssen schließlich<br />
hinter den Maßnahmen für Arbeitsschutz<br />
stehen und erkennen, wie wichtig<br />
die Prävention ist, um die finanziellen<br />
Mittel zur Verfügung zu stellen. Weiterhin<br />
wirken die Führungskräfte als Multiplikatoren<br />
und geben die Informationen<br />
an die jeweiligen Abteilungen weiter.<br />
Übungen fürs Büro<br />
Wer imBüroalltag viel sitzt, sollte auf Ergonomie und Bewegung<br />
achten. Auch kleine Übungen zwischendurch können<br />
körperlichen Problemen ganz einfach vorbeugen.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
–Strecken Sie sich möglichst häufig im Stehen oder<br />
auch im Sitzen.<br />
–Neigen Sie in aufrechter Sitzhaltung den Kopf soweit<br />
es geht nach vorne, nach hinten und zu den Seiten.<br />
–Lassen Sie im Sitzen bei hängend angelegten Armen<br />
langsam die Schultern kreisen: 30 Sekunden vorwärts, 30<br />
Sekunden rückwärts.<br />
–Legen Sie Ihre Fingerspitzen auf ihre Schultern, nun<br />
malen sie mit den Ellbogen große Kreise inder Luft.<br />
Beim Einatmen heben Sie die Arme nach vorne und nach<br />
oben, beim Ausatmen kreisen Sie weit nach hinten.<br />
–Strecken Sie ihre Arme aufrecht nach vorne. Spreizen<br />
Sie Ihre Finger weit auseinander. Nun schießen Sie ihre<br />
Finger zu einer Faust. Während dieser Übung können Sie<br />
Ihre Arme abwechselnd heben.<br />
–Alternative Sitzgelegenheiten wie Wackelhocker oder<br />
Gymnastikbälle sorgen auch für ein spontanes Rückentraining<br />
und Abwechslung imBüro. Als Dauersitzgelegenheit<br />
sind sie jedoch aus aktueller arbeitsmedizinischer<br />
Sicht nicht geeignet.<br />
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Stetig steigendes Interesse<br />
BARMENIA informiert über einfache Prozesse in der betrieblichen Krankenversicherung<br />
Informierten ansässige Unternehmer: (v.l.) Annett Dorn, Michaela<br />
Radtke, Beate Borowsky sowie Alexander Singh Foto: Frank Micheel<br />
Nun können Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter<br />
noch einfacher und effektiver unterstützen.<br />
Durch die bKv (Betriebliche Krankenversicherung) erhalten<br />
Arbeitnehmer wichtige Extras wie etwa Früherkennungsuntersuchungen,<br />
Zahnersatzleistungen,<br />
Hilfe beim Umgang mit Stress oder Zugriff auf Telemedizinische<br />
Beratung.<br />
■ Das Steigende Interesse an einer bKv zeigt: Unternehmen<br />
wird die Gesundheit ihrer Mitarbeiter immer wichtiger. Zu<br />
einer Infoveranstaltung lud die BARMENIA Versicherung –<br />
Kompetenzcenter Firmenkunden Münster in die Tagungsräume<br />
des Flughafens Münster/Osnabrück in Greven ein. Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern aus dem Münsterland wurden<br />
dabei die Vorzüge einer bKv für Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
dargestellt. Nämlich, gute Mitarbeiter an das Unternehmen<br />
zu binden.<br />
Bessere Lösungen für den Mittelstand: Mit dem Kompetenzcenter<br />
Firmenkunden geht die BARMENIA neue Wege,umden<br />
hohenAnsprüchenfür mittelständische Unternehmen gerecht<br />
zu werden. Mit individuellen Konzepten, attraktiven Produktenund<br />
vorallem mit einfachen Prozessen. Weiter Informationen<br />
unter ww<br />
w w.barmenia-firmenloesungen.de.
Für kleine und große Betriebe<br />
Gesundheitsmanagement mit der IKK classic<br />
Anzeige<br />
Die Arbeitswelt verändert sich. Arbeitsverdichtung, Zeitdruck,<br />
ständige Erreichbarkeit, zunehmende Komplexität<br />
und Flexibilität haben ihren Preis und können zu einem<br />
erhöhten Krankenstand führen. Viele Betriebe möchten<br />
den Krankenstand senken –auch die Bäckerei Geiping in<br />
Lüdinghausen. Geschäftsführerin Ulrike Geiping hat dafür<br />
einen geeigneten Partner gesucht und gefunden: die IKK<br />
classic. Die Krankenkasse bietet seit vielen Jahren betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement (BGM) an –und zwar in<br />
Firmen unterschiedlichster Branchen und Größen.<br />
Wie ist die Gesundheitssituation<br />
in deutschen<br />
Betrieben?<br />
Silke Ogryssek: Da ist zum<br />
einen der gesundheitliche<br />
Aspekt: Spitzenreiter bei den<br />
Gründen für die Arbeitsunfähigkeit<br />
in Betrieben ist das<br />
Muskel- und Skelettsystem.<br />
Laut einer aktuellen Analyse<br />
entfallen 27,5 Prozent auf das<br />
Kreuz mit dem Kreuz, gefolgt<br />
von Krankheiten der Atmungsorgane<br />
mit 14,0 Prozent. Fast<br />
ähnlich hoch –mit 13,9 Prozent<br />
–schlagen Verletzungen<br />
zu Buche. Und psychische<br />
Erkrankungen liegen mit 11,6<br />
Prozent auf Platz vier. Es ist<br />
also höchste Zeit, sich um die<br />
Gesundheit der Mitarbeiter zu<br />
kümmern.<br />
Jörg Baly: Weitere Herausforderungen<br />
der Betriebe sind<br />
der fortschreitende Fachkräftemangel<br />
und die zuerwartende<br />
Demografie-Entwicklung:<br />
Die geburtenstarken<br />
Jahrgänge verlassen allmäh-<br />
lich den Arbeitsmarkt. Für die<br />
Betriebe wird es schwerer,<br />
den Personalbedarf durch<br />
eigene Ausbildung zu decken,<br />
zugleich steigt der Altersdurchschnitt<br />
bei den Fachkräften.<br />
Für Mitarbeiter zählen<br />
bei der Wahl des Arbeitgebers<br />
heute nicht mehr nur finanzielle<br />
Vorteile, sondern auch<br />
familienfreundliche Angebote<br />
und gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen.<br />
SCHNUPPERANGEBOTE FÜR BETRIEBE<br />
CHECK<br />
Rücken-Check<br />
Stress-Check<br />
Herz-Kreislauf-Check*<br />
VOR ORT<br />
Firmenbesuch<br />
Gesundheitsmobil*<br />
*Themenbeispiele<br />
VORTRÄGE<br />
Sucht frühzeitig erkennen<br />
Burnoutsignale erkennen*<br />
UNTERNEHMEN<br />
SEMINARE/WEBINARE<br />
Gesundes Führen<br />
Sucht am Arbeitsplatz*<br />
WORKSHOPS<br />
Richtig bewegen<br />
Stress gezielt bewältigen<br />
Gesunde Ernährung*<br />
Wie genau läuft BGM mit<br />
der IKK classic ab?<br />
Silke Ogryssek: Am BGM<br />
können Arbeitgeber teilnehmen,<br />
die bei der IKK classic<br />
versicherte Mitarbeiter<br />
beschäftigen. Am Anfang<br />
steht immer das vertrauensvolle<br />
Gespräch mit der<br />
Betriebsleitung. Die Analyse<br />
der Gesundheitssituation,<br />
Workshops und Gesundheitstrainings<br />
sowie spezielle<br />
Seminare für Führungskräfte<br />
sind unsere Bausteine. Alle<br />
Maßnahmen werden in einer<br />
Vereinbarung festgehalten.<br />
Wir Gesundheitsmanager begleiten<br />
die Betriebe während<br />
des gesamten Prozesses und<br />
anschließend honoriert die<br />
IKK classic das Engagement<br />
von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
mit einem Bonus.<br />
Was ist Ihnen beim BGM<br />
besonders wichtig?<br />
Ulrike Geiping: Wir beschäftigen<br />
rund 500 Mitarbeiter in<br />
50 Filialen –daist das Thema<br />
Gesundheit eine große Herausforderung.<br />
Gemeinsam<br />
mit der IKK classic wollen wir<br />
ein nachhaltiges BGM implementieren.<br />
Noch sind wir am<br />
Anfang: Die Mitarbeiterbefragung<br />
ist abgeschlossen und<br />
im Oktober wurden Gesundheits-Checks<br />
für die Beschäftigten<br />
durchgeführt. Weitere<br />
Maßnahmen werden folgen.<br />
Ulrike Geiping (links, Geschäftsführerin der Bäckerei Geiping),<br />
Jörg Baly (IKK-Regionalgeschäftsführer) und Silke Ogryssek<br />
(IKK-Gesundheitsmanagerin) bei einem der Gespräche zu BGM<br />
bei Bäckerei Geiping in Lüdinghausen.<br />
Foto: IKK classic<br />
Können Sie schon mehr<br />
verraten?<br />
Silke Ogryssek: Ein bisschen<br />
schon: Die meisten Befragten<br />
schätzen ihre Gesundheit als<br />
gut oder sogar sehr gut ein.<br />
Und sie sind mit großem Engagement<br />
dabei: 70 Prozent<br />
von ihnen haben im Fragebogen<br />
nicht einfach nur ihre<br />
Kreuzchen gesetzt, sondern<br />
konstruktive Verbesserungsvorschläge,<br />
beispielsweise zur<br />
Teambildung oder Weiterentwicklung,<br />
gemacht und diese<br />
auch noch erläutert. Das hilft<br />
uns sehr dabei, die nächsten<br />
Schritte zu planen.<br />
Welche Möglichkeiten<br />
haben Firmen, inBGM<br />
einzusteigen?<br />
Jörg Baly: Die IKK classic hält<br />
im Rahmen des BGM verschiedene<br />
Angebote für Betriebe<br />
bereit und unterstützt sie bei<br />
der Durchführung. Für den<br />
Einstieg bieten wir zahlreiche<br />
Schnupperangebote an. In<br />
Vorträgen und Workshops, bei<br />
Gesundheits-Checks oder im<br />
IKK-Gesundheitsmobil geht es<br />
immer um die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter. Mehrere kleinere<br />
Betriebe können sich dafür<br />
auch zusammentun, alles ist<br />
denkbar.<br />
Mehr Infos gibt es unter www.ikk-classic.de/bgm<br />
oder einfach Silke Ogryssek anrufen (05 21/ 60 59-535025).<br />
Ein gesunder Betrieb braucht gesunde Mitarbeiter.<br />
Welche Krankenkasse unterstützt mich dabei?<br />
Profitieren Sie und Ihre Mitarbeiter vom<br />
betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
der IKK classic. Sichern Sie sich 500 Bonus.<br />
Weitere Informationen unter unserer<br />
kostenlosen IKK-Firmenkundenhotline: 0800 455400.<br />
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