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Wirtschaftszeitung_29102018

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Macher &Märkte: Wald als<br />

Wirtschaftsraum Seite 4–7<br />

Branchen &Betriebe: Erfolg in<br />

der Höhle der Löwen Seite 12/13<br />

Leben &Wissen: Neue Azubis<br />

gewinnen Seite 20<br />

DIE WIRTSCHAFT<br />

Münster |Münsterland<br />

Mit Beilage<br />

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Ausgabe 8/18<br />

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Preis: 3,50 Euro<br />

Die Macht der Marke<br />

Das Münsterland macht sich auf, eine Marke zuwerden. Der demografische Wandel und der<br />

Fachkräftemangel machen es nötig. Das Projekt hat ein zentrales Ziel: Aufmerksamkeit erregen.<br />

„It’s OWL“, heißt es in Ostwestfalen,<br />

in Südwestfalen ist „Alles echt!“ –<br />

Vertreter beider Regionen erklären,<br />

ein wesentliches Ziel mit ihrer Marken-Kampagne<br />

erreicht zu haben:<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Das Münsterland ist noch<br />

keineMarke, soll aber eine<br />

werden. Geht es nach dem<br />

Willen der Agentur Brandtrust<br />

und ihres bisherigen<br />

Geschäftsführers Christoph Engl, wird<br />

die neue Marke Münsterland außergewöhnlich.<br />

Die Marken-Bildung ist eine Investition<br />

in die Zukunft. Der demografische Wandel<br />

und damit einhergehend der sich immerstärker<br />

ausprägende Fachkräftemangelmachen<br />

es nötig, die Aufmerksamkeit<br />

von Nicht-Münsterländern verstärkt auf<br />

das Münsterland zu lenken, ihnen<br />

Appetit auf die Region zu<br />

machen –oder stärker:<br />

Lust darauf. Ansonsten<br />

„droht das Münsterland<br />

im Erfolg der anderen unterzugehen“,<br />

hatte schon vor Jahren<br />

der münsterische Marketing-Experte<br />

Prof. Heribert Meffert diagnostiziert.<br />

Marken sind auf den Punkt gebrachte<br />

Qualitäten. Zentrale Bestandteile, Inhalte,Wesensmerkmale,<br />

Kompetenzen – die<br />

erst erkannt und dann benannt werden.<br />

„Eine Markeist sozusagen die DNAeiner<br />

Region“, sagt Engl.<br />

Seit geraumer Zeit schon begleiten die<br />

Unternehmensberatung Brandtrust aus<br />

Nürnbergund ihr Geschäftsführer die regionale<br />

Management-Agentur Münsterland<br />

e.V.bei dem vonihr angeschobenen<br />

Markenbildungsprozess. Engl ist ein spannender<br />

Typ. Agil und eloquent, jemand,<br />

der vondem, wasertut, und der Art und<br />

Weise, wie er es tut, überzeugt ist. Porsche<br />

beispielsweise löst als gut gemachte<br />

Marke einen „Willhaben“-Refl<br />

ex aus,<br />

sagt er. Bei Regionen müsse es am Ende<br />

in einer „Willhin“-Reaktion münden.<br />

Letzteres soll die Marke Münsterland erreichen.<br />

Deren Ingredienzien spielen mit<br />

den schönen Städten und der reizvollen<br />

Landschaft, einer kultivierten Lebensart,<br />

der besonderen Lebensqualität, den mitunter<br />

zwar knorrigen, aber selbstbestimmten<br />

Menschen. „Die Markesoll das<br />

Ankommen leicht machen, einen Wohlfühl-Effekt<br />

erzeugen und so letztlich fürs<br />

Hierbleiben sorgen“, sagt Münsterland<br />

e.V.-Vorstand Klaus Ehling. Einen Slogan<br />

gibt’s noch nicht, wohl aber all das unterstützende<br />

Projekte, die langsam Kontur<br />

annehmen. ►Fortsetzung auf Seite 2<br />

EDITORIAL<br />

Butter bei<br />

die Fische<br />

Eine Region als Marke zu<br />

verstehen, hat etwas mit<br />

attraktiv machen zu tun, aber<br />

nichts mit schnödem Aufh<br />

übschen.<br />

In Zeiten, in denen der<br />

demografische Wandel drückt<br />

und Fachkräfte Mangelware<br />

sind, wird das Werben um kluge<br />

Köpfe und deren Familien<br />

zur ganzheitlichen Aufgabe.<br />

Wie Unternehmen stehen angesichts<br />

einer hochmobilen Gesellschaft<br />

auch Regionen in<br />

Konkurrenz zueinander. Ist ein<br />

Betrieb spannend, die Region<br />

aber nicht, kommt der erhoffte<br />

Mitarbeiter erst gar nicht –<br />

oderziehtimZweifelganz<br />

schnell weiter.<br />

Ländliche Regionen haben hier<br />

oft das Nachsehen. Zwar bieten<br />

sie zumeist mehr als Kiepenkerl-Klischees.<br />

Nur, wer weiß<br />

das schon? Darum ist esdort<br />

besonders wichtig, das Spannende,<br />

Interessante, emotional<br />

Ansprechende herauszuarbeiten<br />

und daraus eine<br />

Marke zu schmieden.<br />

Das Münsterland hat<br />

sich auf den Weg gemacht.<br />

Das ist<br />

wichtig, richtig<br />

– und wird<br />

Zeit: Andere<br />

Regionen<br />

sind nämlich<br />

deutlich weiter.<br />

Die ersten<br />

Schritte sind gemacht. Wichtig<br />

ist nun zweierlei: einen langen<br />

Atem zu haben und die Bereitschaft,<br />

Geld in die Hand zu<br />

nehmen, damit dem Projekt<br />

nicht auf halber Strecke die<br />

Puste ausgeht. Elmar Ries<br />

Einen Gang zurück<br />

SVWL-Konjunkturindikator für Westfalen-Lippe: Aufschwung wird langsamer.<br />

Der anhaltende Konjunkturaufschwung<br />

inWestfalen-Lippe setzt<br />

sich voraussichtlich auch in den<br />

kommenden Wintermonaten fort.<br />

Allerdings lässt das Wachstums-<br />

Tempo nach.<br />

Die Unternehmen haben<br />

ihre Geschäftserwartungen<br />

für die kommenden<br />

sechs Monate<br />

spürbar heruntergeschraubt.<br />

Das lässt sich am Sparkassen-Konjunkturindikator<br />

ablesen, der<br />

im Vergleich zum Frühjahr 2018 um<br />

6,3 Punkte gefallen ist. Der aktuelle<br />

Wert beträgt 127,9Punkte und liegt<br />

4 198869 003501<br />

2 0 0 4 4<br />

damit immer noch 15 Punkte über<br />

dem langjährigen Durchschnitt.<br />

Der Konjunkturindikator des Sparkassenverbandes<br />

Westfalen-Lippe ermittelt<br />

zweimal im Jahr auf Grundlage<br />

von Umfragen der acht Industrieund<br />

Handelskammern in Westfalen<br />

die Stimmung in durchschnittlich<br />

rund 3400 Unternehmen. In diese<br />

Analyse fl<br />

ießen auch Daten des Statistischen<br />

Landesamtes NRW sowie Erkenntnisse<br />

aus der Geschäftsentwicklung<br />

der 60 Sparkassen in Westfalen-<br />

Lippe ein.<br />

51 Prozent (Frühjahr 2018: 54Prozent)<br />

der Betriebe bezeichnen laut<br />

Mitteilung ihre Geschäftslage als<br />

„gut“, nur sieben Prozent der Firmen<br />

stufen ihreLageals „schlecht“ ein. Die<br />

starke Inlandsnachfrage bleibe die<br />

tragende Säule der Konjunktur,soder<br />

Verband.<br />

Am besten sei die Stimmung im Baugewerbe:<br />

99 Prozent der Bauunternehmen<br />

schätzten ihre Lage als „gut“<br />

oder „befriedigend“ ein. Die private<br />

Wohnungsbaunachfragehalteanund<br />

fülle die Auftragsbücher.Zudem sorgte<br />

die verbesserte Finanzlage der<br />

kommunalen Auftraggeber für einen<br />

Anstieg der öffentlichen Wohnungsbau-Investitionen.<br />

Auch in den Bereichen Handel und<br />

Dienstleistungen sei die Geschäftslage<br />

aufgrund der hohen privaten Konsumbereitschaft<br />

überwiegend positiv.<br />

Etwas eingetrübt habe sich die immer<br />

noch guteStimmunginder Industrie.<br />

Zwar seien die Produktions-Kapazitäten<br />

ausgelastet, die Auftragseingänge<br />

insbesondere aus dem Ausland waren<br />

in den vergangenen Monaten allerdings<br />

rückläufig. Der nachlassende<br />

Welthandel mache sich bemerkbar.<br />

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2 MACHER &MÄRKTE<br />

Eine Region positioniert sich<br />

Eine Marke ist die DNA einer Region. Sichtbar wird sie durch entsprechende Projekte. Drei haben die<br />

Marken-Macher für das Münsterland ersonnen. Eines davon zielt besonders auf das Lebensgefühl.<br />

Die Projekte sollen dabei<br />

helfen, die Marke mit Inhalt<br />

zu füllen und die Qualitäten<br />

der Region sichtbar<br />

zu machen. Drei haben die<br />

regionalen Marken-Macher bisher aufs<br />

Tapet gebracht.<br />

Bei onboarding@muensterland.de geht<br />

es darum, Unternehmen bei der Rekrutierung<br />

vonFachkräften zu unterstützen,<br />

die neuen Mitarbeiter mit der Region vertraut<br />

zu machen und über die hervorragenden<br />

Lebensqualitäten vor Ort zu informieren,<br />

erklärtMünsterland- e.V.-Projektmanagerin<br />

Judith Schäpers. Schließlich<br />

sei die Wahl eines Arbeitsplatzes oftmals<br />

auch eine Entscheidung über den<br />

künftigen Lebensraum. Da gelte es, die<br />

Mitarbeiter nicht nur von der Unternehmensseite,<br />

sondern auch aus der Region<br />

heraus willkommen zu heißen. Das funktioniert<br />

am besten ganz praktisch, indem<br />

den Neu-Münsterländern bei Behördengängen<br />

geholfen wird, der jeweiligePartner<br />

bei der Jobsuche unterstützt oder Familien<br />

dabei geholfen wird, einen Kita-<br />

Platz fürs Kind zu finden.<br />

Mit dem Projekt muenster.land.leben,<br />

das von der Bund-Länder-Initiative „Innovative<br />

Hochschule“ gefördert wird,<br />

entwickelt die Fachhochschule Münster<br />

zukunftsfähigeLösungsideen fürden Gesundheits-<br />

und Versorgungssektor, die<br />

das Leben im Münsterland noch attraktiver<br />

machen. In 13 Teilprojekten soll<br />

„münster.land.leben“ den Austausch zwischen<br />

Wissenschaft und Gesellschaft fördern<br />

und zukunftsfähige Konzepte auf<br />

dem Feld der Gesundheitswirtschaft entwickeln,<br />

betont Projektleiter Dr. André<br />

Wolf. Dazu gehören beispielsweise das<br />

sektorenübergreifendes Gesundheitsnetzwerk<br />

im Kreis Borken und neue digitale<br />

Interaktionsformen zur Förderung der<br />

Gesundheitskompetenz von Bürgern im<br />

Kreis Warendorf.<br />

Picknick³ ist ein Kommunikationsprojekt,<br />

„das das regionale Lebensgefühl herüberbringen<br />

soll“, so Wolf. Das Bild des Picknicks<br />

ist Ausdruck für die souveräne Lebensart<br />

und Landlust. „DerZusatz,hoch<br />

drei‘ formuliertden Anspruch, diesesLebensgefühl<br />

über Veranstaltungen auch<br />

an ungewöhnlichen Orten, in Unternehmen,<br />

in Vereinen oder durch Kunst und<br />

Kultur sichtbar zu machen und zu etablieren.“<br />

Elmar Ries<br />

Gute Jobs, schönes Leben: Wenn man den Klischeevorhang beiseite schiebt, findet man beides auch im Münsterland.<br />

Zwei Fragen an ...<br />

Klaus Ehling, Vorstand der regionalen<br />

Management-Agentur Münsterland<br />

e.V.<br />

Herr Ehling, Münsterland e.V. hat<br />

vor geraumer Zeit den Markenbildungsprozess<br />

angeschoben. Was<br />

wollen Sie damit erreichen?<br />

Klaus Ehling: Eine gemeinsame Marke<br />

ist die beste Chance auf Wahrnehmung<br />

im Wettbewerb der Regionen um Fachkräfte,<br />

Bürger oder Touristen. Der Markenbildungsprozess<br />

soll das münsterländische<br />

Lebensgefühl nach innen und<br />

außen vermitteln, damit Menschen in<br />

unserer Region gut ankommen, sich<br />

wohlfühlen und natürlich auch bleiben.<br />

Wir müssen uns klar im Wettbewerb der<br />

Regionen positionieren und festlegen,<br />

wie wir wahrgenommen werden wollen.<br />

Dazu müssen wir Projekteumsetzen, die<br />

auf diese Positionierung einzahlen und<br />

die Bilder vom Münsterland inden Köpfen<br />

erzeugen, wie wir sie uns wünschen<br />

und wie sie den Stärken unserer Region<br />

entsprechen.<br />

Wenn Sie einem Auswärtigen drei<br />

wesentlichen Qualitäten des Münsterlandes<br />

nennen sollten, welche<br />

wären das?<br />

Ehling: Im Münsterland führen die Menschen<br />

ein selbstbestimmtesLeben auf gehobenem<br />

Standard. Den Menschen wird<br />

hier Raum gegeben, ein selbstbestimmtes<br />

Leben zu führen. Darüber hinaus bietet<br />

das Münsterland einen sehr kultivierten<br />

Arbeits- und Lebensraum, eng verbunden<br />

mit der Natur, mit starken Familienunternehmen<br />

mitten im Grünen und der niedrigsten<br />

Arbeitslosenquote inganz NRW.<br />

IMPRESSUM<br />

Fotos: colourbox.de<br />

DIE WIRTSCHAFT Münster /Münsterland<br />

Verlag und Herausgeber:<br />

Aschendorff Medien GmbH &Co. KG, Ander Hansalinie 1<br />

48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax: 0251 690-<br />

804801<br />

Redaktion: Claudia Bakker (verantwortlich)<br />

Verlagsleitung: Marc-Arne Schümann, E-Mail: verlagsleitung@aschendorff-medien.de<br />

Objektkoordination: Frank Micheel, Lars Normann, Telefon:<br />

0251 690-916162, Telefax: 0251 690-806190<br />

Gestaltung/Layout: Lisa Stetzkamp<br />

Druck: Aschendorff Druckzentrum GmbH &Co. KG, Ander<br />

Hansalinie 1,<br />

48163 Münster, Telefon: 0251 690-0, Telefax: 0251 690-215;<br />

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MACHER &MÄRKTE 3<br />

„Exporteinbrüche wären<br />

eine Katastrophe“<br />

Europaabgeordneter Dr. Markus Pieper wünscht sich eine stärkere Mitwirkung des Mittelstands.<br />

„Einen Binnenmarkt mit europäischen<br />

Freunden, die ja häufig auch<br />

Wettbewerber sind, zu gestalten,<br />

ist kompliziert, aber doch toll im<br />

Ergebnis.“<br />

Dr. Markus Pieper<br />

„Der Mittelstand ist das Rückgrat<br />

unserer Wirtschaft“ –Davon ist Dr.<br />

Markus Pieper nicht nur überzeugt,<br />

das Mittelstandsthema ist ein Kernbereich<br />

seiner politischen Arbeit in<br />

Straßburg und Brüssel.<br />

Der Abgeordnete für das<br />

Münsterland im Europäischen<br />

Parlament setzt sich<br />

als Wirtschafts-Expertedafür<br />

ein, dass der Mittelstand<br />

auf europäischer Ebene mit ebenso<br />

starker Stimme sprechen kann wiegroße<br />

Unternehmen. Einfach ist dies nicht. Und<br />

es ist auch nicht immer einfach, die Menschen<br />

vorOrt,imMünsterland, davonzu<br />

überzeugen, dass europäische Politik<br />

konkrete positive Auswirkungen auf die<br />

Region hat. Nicht nur für die Wirtschaft,<br />

sondern für ganz unterschiedliche Lebensbereiche.<br />

Unser AutorHubertus Kost<br />

traf den CDU-Politiker vor einer Plenarsitzung<br />

in Straßburgund stellteihm einige<br />

Fragen.<br />

Wenn am Stammtisch über Europa<br />

gesprochen wird, dann gibt esimmernoch<br />

dieses offensichtlich nicht<br />

auszurottende Beispiel vonder Gurkenkrümmung.<br />

Wie vermitteln Sie<br />

den Menschen im Münsterland die<br />

Bedeutung der Europäischen Union<br />

und der Politik, die Sie gemeinsam<br />

mit Abgeordneten aus 28 Ländern<br />

machen?<br />

Markus Pieper: Ja, die Gurke. Die Handelsverbände<br />

wollten Normen für gerade,<br />

leicht zu transportierende Gurken.<br />

Die Politik hat das aufgegriffen und sich<br />

lächerlich gemacht. Aber was ist das im<br />

Verhältnis zum Euro, zur Sicherheit unserer<br />

Währung? Oder im Verhältnis zu<br />

mehr als 70 Jahren<br />

Frieden auf<br />

dem Kontinent?<br />

Oder was ist die<br />

Gurke im Vergleich<br />

zum Binnenmarkt<br />

mit offenen<br />

Grenzen?<br />

Mit der rechtlichen<br />

Absicherung<br />

von Online-Geschäften<br />

oder zig<br />

Millionen<br />

Arbeitsplätzen, die von Industrie- und<br />

Handelsgeschäften innerhalb der EU abhängen?<br />

Ich versuche zu erklären, wo<br />

Europa Spuren im Alltag hinterlässt.<br />

Einen Binnenmarkt mit europäischen<br />

Freunden, die ja häufig auch Wettbewerber<br />

sind, zu gestalten, ist kompliziert,<br />

aber doch toll im Ergebnis.<br />

Ich zitiere Sie mit dem Satz: „Überzeugungsarbeit<br />

für Europa muss in<br />

den nationalen Parlamentengeleistet<br />

werden.“ Was muss dafür –zum<br />

Beispiel auch in einem Kreistag –getan<br />

werden, ummehr Verständnis<br />

für europäische Politik zu schaffen<br />

und die Menschen mitzunehmen?<br />

Pieper: In Deutschland heißt es immer:<br />

„Das war die EU.“ Aber an europäischer<br />

Gesetzgebung ist die deutsche Bundesregierung<br />

über den Ratdochauch maßgeblich<br />

beteiligt. Und oft schieben Kommunal-<br />

und Landesparlamente denSchwarzen<br />

Peterbei für den Bürgerunangenehmen<br />

Entscheidungen nach Brüssel. Letzte<br />

Beispiele sind Trinkwassergesetzgebung<br />

oder Datenschutzgrundverordnung.<br />

Daran hat Deutschland im Rat an<br />

vorderster Frontmitgewirkt. Beides wurde<br />

in Deutschland sogar durch nationale<br />

Gesetzgebung verschärft und in den Bundesländern<br />

zudem noch unterschiedlich<br />

geregelt. Aber schuld an der Bürokratie<br />

ist immer Brüssel. Mit dieser Methode<br />

siegten auch die Brexit-Befürworter.<br />

Ein Kernbereich Ihrer Arbeit ist die<br />

Stärkung der mittelständischen<br />

Wirtschaft. Was sehen Sie als wesentliche<br />

Erfolge in der zuEnde gehenden<br />

Legislaturperiode?<br />

Pieper: Das ist der SME-Circle. SME<br />

steht für kleinere und mittlereUnternehmen<br />

(small and medium-sized enterprises),<br />

also KMU. Inder EVP-Fraktion, zu<br />

der auch die CDU gehört, haben sich zu<br />

Anfang der Wahlperiode 63 Mittelstandspolitiker<br />

aus 20 Ländern zusammengetan,<br />

um EU-Gesetzgebung systematisch<br />

auf Mittelstandswirkung zu überprüfen.<br />

Hier konnten wir unter anderem dazu<br />

beitragen, dass das deutsche Duale System<br />

der Berufsausbildung von Brüssel<br />

nicht mehr kritisch beäugt, sondern Exportschlager<br />

in der EU wird. Frankreich<br />

übernimmt jetzt zentrale Teile des deutschen<br />

Systems. Ferner haben wir die<br />

„Dienstleistungskarte“, die unkontrollierbare<br />

Dumpingkonkurrenz aus EU-<br />

Ländern hätte bedeuten können, im<br />

SME-Circle beerdigt. Auch in Sachen Mittelstandsfinanzierung<br />

hatten wir großen<br />

Erfolg. Nach den sogenannten Basel-Vorgaben<br />

ist die Risikogewichtung von Mittelstandskrediten<br />

jetzt deutlich geringer<br />

als von der EU-Kommission vorgesehen.<br />

Mit anderen Worten: Die Finanzierung<br />

vonInvestitionen wirdfür die Wirtschaft<br />

günstiger, weil die Banken für diese mittelständischen<br />

Investitionen weniger Sicherheiten<br />

vorhalten müssen.<br />

Seit dem Jahr 2004 gehört Dr. Markus Pieper dem Europaparlament an. Er ist unter anderem Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer der CDU/CSU-Gruppe und Mittelstandssprecher seiner EVP-Fraktion. Privat lebt er mit seiner<br />

Familie in Lotte (Kreis Steinfurt.<br />

Sollte sich auch der Mittelstand<br />

selbst mehr zu Wort melden, um<br />

europäische Politik zu unterstützen?<br />

Pieper: Unbedingt. Die Zurückhaltung<br />

der britischen Wirtschaft wareine Hauptursache<br />

für die Brexit-Entscheidung.<br />

Heute bitten die britischen Wirtschaftsverbände<br />

unisono um den Verbleib im<br />

Binnenmarkt. Mit Blick auf die Europawahlen<br />

im nächsten Jahr mag ich mir<br />

auch kein EU-Parlament vorstellen, was<br />

den Binnenmarkt abwickelt, anstatt ihn<br />

zu vertiefen. Auch für das Handwerk wären<br />

Exporteinbrüche eine Katastrophe.<br />

Sei es direkt oder über den Einbruch von<br />

Zulieferaufträgen für die Industrie oder<br />

auch durch ein dann grundsätzlich geringeres<br />

Einkommen, was den Menschen<br />

zur Verfügung steht.<br />

Wo sehen Sie bedeutende Herausforderungen<br />

für die nächste Legislaturperiode<br />

des Europäischen Parlaments?<br />

Pieper: Zunächst mehr Europa bei Verteidigungsfragen,<br />

Außengrenzschutz<br />

und Migrationssteuerung. Für die Wirtschaft:<br />

Die Vorteile des Dualen Systems<br />

noch stärkerinLändermit hoher Jugendarbeitslosigkeit<br />

bringen. Dortfür ein System<br />

mit Pfl<br />

ichtmitgliedschaft in den<br />

Kammern und Meisterbrief werben. Zudem<br />

rechtssichere Rahmen für Digitalisierung.<br />

Nicht nur Ausbau eines besonders<br />

leistungsfähigen Mobilfunknetzes<br />

nach dem sogenannten 5G-Standard, wir<br />

brauchen auch sichere europäische IT-<br />

Standards für Online-Produktionsverfl<br />

echtungen und eine europäische Cloud<br />

für eine sichere Datenspeicherung kleiner<br />

Firmen. Und beim Bürokratieabbau<br />

nicht nachlassen: Wir fordern 15 anstatt<br />

28 EU-Kommissareund die „One-in-oneout“-Regel,<br />

für jedes neue Gesetz weniger<br />

Regulierung an anderer Stelle.<br />

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4 MACHER &<br />

„Fichte ist in diese<br />

Nachhaltige Forstwirtschaft ist allein schon pflegeintensiv. Doch in die<br />

der Sturm „Friderike“, der trockene Sommer und der Borkenkäfer glei<br />

Am Ende des Tages müssen die Zahlen<br />

stimmen: Dass Naturverjüngung<br />

nicht nur ein Aspekt nachhaltiger<br />

Forstwirtschaft ist, sondern durchaus<br />

auch pekuniäre Vorteile hat, ist<br />

Franz-Josef Breul sich sicher. „Kahlschläge<br />

sind bei uns tabu, und eine<br />

manuelle Aufforstung wäre zudem<br />

viel teurer“, erklärt der Diplom-<br />

Forstwirt.<br />

Seit 30 Jahren hegt und pfl<br />

egt<br />

Breul 3000 Hektar Privatwald<br />

für Emanuel Prinz zu<br />

Salm-Salm in Rhede nach<br />

dem Prinzip der naturgemäßen<br />

Waldwirtschaft und ist Geschäftsführer<br />

des angeschlossenen Forstbetriebes<br />

Natura GmbH. Nachhaltige Forstwirtschaft<br />

ist pfl<br />

egeintensiv: „Wir streben<br />

einen Dauerwald an, und da hat die<br />

Kronenpfl<br />

ege oberste Priorität“, erläutert<br />

Breul. Kein Düsterwald: Ein Kronanteil<br />

von 40Prozent garantiere, dass die<br />

Jungpfl<br />

anzen genug<br />

Licht bekämen.<br />

Doch die<br />

Jungpfl<br />

anzen,<br />

die den ungleichaltrigen,<br />

stufig<br />

aufgebauten und<br />

Franz-Josef Breul<br />

artenreichen<br />

Mischwald in<br />

Rhede zum Generationenprojekt<br />

werden lassen, müssen<br />

auch wachsen können.<br />

dem Fichtenbestand ein viel kleinerer<br />

Fressfeind zu schaffen: „Wegen des trockenen<br />

und sehr langen Sommers haben<br />

wir jetzt die vierteGeneration Borkenkäferinnur<br />

einem Jahr.“Der Schädling habe<br />

den ohnehin nicht sehr großen, alten<br />

Fichtenbestand im Fürstlichen Wald in<br />

nur einer Saison um die Hälftereduziert,<br />

schon der Sturm „Friderike“ im Januar<br />

hat besonders die Fichten wie Streichhölzer<br />

umgefegt. Noch immer ist nicht<br />

alles Sturmholz aufgearbeitet, sprich mit<br />

dem Harvester gefällt und aus dem Wald<br />

herausgeholt. „Fichte ist in diesem Jahr<br />

ein betriebswirtschaftlicher Totalausfall.<br />

Praktisch unverkäufl<br />

ich“, sorgt sich<br />

Breul, der Preis ist wegen Überangebots<br />

im Keller. „Die Fichte gehört von Natur<br />

aus aber ohnehin nicht hier ins Münsterland,<br />

sie wurzelt nicht tief genug, um<br />

auch bei einem trockenem Sommer ans<br />

Grundwasser zu kommen. Ich rechne damit,<br />

dass sie ganz aus der Region verschwindet“,<br />

resümiert der Experte.<br />

Ganz anderes als<br />

der Verkaufsschlager<br />

der<br />

„Die Fichte gehört von Natur aus<br />

münsterländischen<br />

Wald-<br />

aber ohnehin nicht hier ins<br />

Münsterland.“<br />

bauern, die Eiche,<br />

für die in diesem<br />

Jahr Höchstpreise<br />

erzielt werden.<br />

Die Vermarktung<br />

Der verborgene Star im Salm-Salm‘schen Adelswald: Über den genauen Standort der 250 Jahre<br />

der Salm-Salm‘schen Holzern-<br />

alten und 30 Meter hohen Eiche bewahrt Udo Hüning lieber Stillschweigen –der Revierförster<br />

te hat der Natura-Geschäftsführer zum<br />

fürchtet zu viele Kaufinteressenten. Foto: Natura Verbissene Zweige, abgefegte Rinde, Großteil über Rahmenverträgemit örtlichen<br />

Knapp 390 Festmeter mit dem<br />

wenn die jungen Böcke sich die Haut an<br />

den Stämmen vom Geweih reiben: Der Sägewerken organisiert, nur weni-<br />

ge „Stars“ finden den Wegauf die jährliche<br />

Viele Maßnahmen können<br />

natürliche Feind der jungen Eiche ist das<br />

regionale Wertholzversteigerung der Gemeinschaft wirtscha<br />

Reh–so scharf geschossen wie in jüngster<br />

Vergangenheit wurde deshalb schon<br />

lange nicht mehr rund um die Fürstlich<br />

Salm-Salm‘sche Verwaltung. Den Finger<br />

am Abzug haben allerdings Breul und<br />

seine Mitarbeiter.Verträgemit den Jagdpächtern<br />

hat die Adelsfamilie auslaufen<br />

lassen oder wird sie nicht verlängern.<br />

„Die privaten Jäger haben in den vergangenen<br />

Jahren zu wenig weibliche Tiere<br />

geschossen. Der Bestand hatte sich vervielfacht<br />

und das Projekt naturnahe<br />

Waldwirtschaft gefährdet“, erklärt der<br />

geschäftsführende Forstwirt.<br />

und werden zu Möbeln oder Furnier.Die<br />

„motormanuelle Rotte“, wie es in der Expertensprache<br />

liebevoll heißt und Forstarbeiter<br />

mit Motorsägemeint, erntet die<br />

wertvollen Stämme sozusagen in Handarbeit.<br />

In der Region gehören 80 Prozent der<br />

Waldfl<br />

äche Privateigentümern. Etwadie<br />

Hälfte der Privatwaldfl<br />

äche ist kleinstrukturiert.<br />

Hier beträgt die Größe im<br />

Durchschnitt knapp zehn Hektar Wald.<br />

In diesen Betrieben fallen forstliche Pfl<br />

e-<br />

gemaßnahmen oder aber auch ein Holzverkauf<br />

nur periodisch alle zehn bis 20<br />

geführt werden. 4100 Wal<br />

Münsterland sind in 19 For<br />

meinschaften organisiert, zu<br />

fasst in der Forstwirtschaf<br />

einigung Münsterland. Gem<br />

hört ihnen 35 000 Hektar W<br />

fegt ein Sturmdurch diese F<br />

gemeinschaften, ausgelöst v<br />

kartellamt. Die forstlichen<br />

schlüsse sind bisher in der R<br />

eine ehrenamtlich organisie<br />

wirtschaftlich tätig gewesen<br />

schaftung der Flächen erfo<br />

traglicher Basis durch die<br />

Doch in diesem Jahr macht Breul und Jahre an.<br />

Landesforstverwaltung, di<br />

Kein Stamm ist wie der<br />

Stefan Vöckings Sägewerk punktet mit Regionalität.<br />

Dasideale<br />

Umfeld.<br />

Unternehmer im ecopark wissen:<br />

Wo Mitarbeiter sich wohlfühlen, da<br />

leistensie gute Arbeit. Investieren<br />

auch Sie in ein gutes Umfeld–für Ihre<br />

Mitarbeiter und fürIhr Unternehmen.<br />

Im ecopark an der HansalinieA1.<br />

ecopark –der Qualitätsstandort.<br />

Eicheist seine Passion. Und nur Holz<br />

aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />

kommt ihm unters Sägeblatt in<br />

Ahaus –zudem punktet Stefan Vöckingmit<br />

Regionalität, dieihm echte<br />

Großaufträge eingebracht hat: „Für<br />

den Nachbau des antiken Westtores<br />

des Römermuseums in Haltern hat<br />

der Landschaftsverband Westfalen<br />

Lippe ein Sägewerk gesucht, das<br />

Holz ausschließlich aus NRW liefert.<br />

Das konnten wirgarantieren.“<br />

Und mit besonderer Methode<br />

verarbeiten, um<br />

dem Baumaterial antikes<br />

Flair zu verleihen: 280<br />

Kubikmeter Eiche –<br />

einen 100-jährigen Stamm zerteilt das<br />

Vollgatter in weniger als fünf Minuten in<br />

Baumaterial –hat das 15-köpige Sägewerksteam<br />

bewusst so bearbeitet, dass<br />

Resteder Rinde und der Rundungen stehenbleiben.<br />

Die optische Wirkung: Als<br />

hätten die alten Römer mit Axt und<br />

Handsäge unter Aufb<br />

ietung all ihrer<br />

Muskelkraft selbst Hand angelegt.<br />

Mit maschineller Kraft des Baggers sortiert<br />

Vöckings Mitarbeiter –außer dem<br />

„Eiche ist ein sehr wertiges Naturprodukt,<br />

kein Stamm ist wie der<br />

andere, das fordert qualifizierte<br />

Handarbeit.“<br />

Stefan Vöcking<br />

Betriebsschlosser sind alle Beschäftigten<br />

angelernt, und auch mit der Einstellung<br />

vonFlüchtlingen hat Vöcking guteErfahrungen<br />

gemacht –die schweren Eichenstämme<br />

in zehn Kategorien auf dem riesigenVorplatz<br />

des Sägewerks; praktischerweiseist<br />

am Bagger-Greifarm eine Motorsägeund<br />

der Baggerführer kann dasHolz<br />

in einem Vorgang sortieren und auf die<br />

richtige Länge zurechtstutzen.<br />

Bei der Weiterverarbeitung werden zwar<br />

schwere Maschinen und die Motorsäge<br />

genutzt, Roboterhaben aber noch keinen<br />

Einzug gehalten ins Ahauser Sägewerk.<br />

„Eiche ist ein sehr wertiges Naturprodukt,<br />

kein Stamm ist wie der andere, das<br />

fordert qualifizierte Handarbeit“, betont<br />

Vöcking. 10 000<br />

ckings Team jäh<br />

che. Bau- und<br />

Bahnschwellen<br />

ge stehen auf d<br />

fert wird das m<br />

Großhandel. Pe<br />

der Betriebsw<br />

schen Wäldern<br />

dann teilweise<br />

etnam ist Eich<br />

wirft der 40-jä<br />

Auftragsbüche<br />

Container nac<br />

muss es allerd<br />

Grad in die<br />

eventuelle Sc<br />

nicht ungewol<br />

Trockenkamm<br />

nehmer mit Ha<br />

hier überhaupt<br />

wirdweitervera<br />

gemehl für Sp<br />

cking. Ein Hauf<br />

werksbetreiber<br />

einem Endprod<br />

estem stellt Vöc<br />

für den Fachwe


MÄRKTE<br />

5<br />

mJahr ein Totalausfall“<br />

sem Jahr sorgen im Privatwald von Emmanuel Prinz zu Salm-Salm<br />

chermaßen für Probleme.<br />

Harvester geerntet: Der Holzpolter mit vier Meter langen Fichtenabschnitten für die Bauindustrie füllt fünfzehn LKW-Ladungen.<br />

Foto: Natura<br />

OFFEN GESAGT<br />

Im Einklang<br />

Der Wald als Lehrpfad –ervermittelt,<br />

dass Ökonomie und Ökologie<br />

keine Gegensätze sein müssen. Beide<br />

Faktoren in Einklang zu bringen, gehört<br />

fest ins Bewusstsein der Forstbranche.<br />

Infl<br />

ationär verwendete Modebegriffe<br />

wie Nachhaltigkeit oder ganzheitliches<br />

Wirtschaften werden dort<br />

mit Leben erfüllt.<br />

Dass das schon vor Jahrhunderten von<br />

Carl von Carlowitz postuliert wurde,<br />

zeigt eine Konstante inder Waldwirtschaft.<br />

Doch sie muss auch auf neue<br />

Variablen reagieren: Dazu zählen die<br />

Folgen von Klimawandel und die Attacken<br />

von Borkenkäfer und Co.<br />

Was vor allem die Eigentümer von kleineren<br />

Flächen wie eine höchst unnötige<br />

Plage heimgesucht hat, ist, dass sich<br />

ihr Arbeitsaufw<br />

and unnötig erhöht hat:<br />

Zuerst, wenn sie selbst in die Vermarktung<br />

ihrer Gehölze einsteigen, und danach,<br />

wenn sie dafür Fördermittel beantragen<br />

müssen.<br />

Bei allem ordnungspolitischen Verständnis<br />

für das Bundeskartellamt –in<br />

diesem Fall haben die Wettbewerbshüter<br />

mit der juristischen „Kreissäge“<br />

wohl zweischneidig gewütet. Sie hinterlassen<br />

einerseits einen Kahlschlag,<br />

auf dessen Brache aber andererseits<br />

auch zarte privatwirtschaftliche Knospen<br />

sprießen können.<br />

Maike Harhues<br />

daher nur in<br />

ftlich durchbesitzer<br />

im<br />

tbetriebsgesammengetlichen<br />

Vereinsam<br />

geald.<br />

Aktuell<br />

orstbetriebsom<br />

Bundes-<br />

Zusammenegel<br />

als Verrt<br />

und nicht<br />

.Die Bewirtlgte<br />

auf ver-<br />

Förster der<br />

e auch die<br />

Holzverkaufsvermittlung übernahmen –<br />

und zwar zusammen mit dem Holz aus<br />

dem Staatswald.<br />

Das verstoße gegen Wettbewerbsrecht,<br />

monierte die Kartellbehörde. Zumal der<br />

Landesbetrieb Wald und Holz, zu dem<br />

das Regionalforstamt Münsterland gehört,<br />

sein Können und Wissen schon<br />

deutlich früher, nämlich beim Auszeichnen<br />

der Waldbestände einsetze – zu<br />

stark subventionierten Preisen. Doch der<br />

Dachverband hat vorgesorgt, findet der<br />

Vorsitzende Edzard Bornemann: „Mit<br />

der Naturstoff- und Dienstleistungszentrale<br />

Land und Forst Saerbeck haben wir<br />

seit 2003 Strukturen entwickelt, die die<br />

Waldbesitzenden bei der weiteren Professionalisierung<br />

unterstützen –mit Augenmerk<br />

auf Holzabrechnung und -vermarktung<br />

und Bündelung der Durchforstungsmaßnahmen.“<br />

Dass in Zukunft höhere Kosten auf die<br />

Kleinstwaldbauern zukommen, weil sie<br />

die Leistungen vonWald und Holz zu reellen<br />

Preisen bezahlen müssen, soll<br />

durch direkteFörderung vomLand abgemildert<br />

werden: Eine Flut von Anträgen<br />

müsse gestellt werden, der Aufwand<br />

werdesichvervielfachen. Dabei wärealles<br />

so einfach: „Wenn wir uns unter den<br />

Waldbesitzern umhören, was diese sich<br />

für die Zukunft wünschen, ist es dies:<br />

Dass alles so bleibt wie bisher“, resümiert<br />

Bornemann. Maike Harhues<br />

MünsterlandManager.de<br />

Top-Führungskräfte für das Münsterland<br />

andere<br />

FestmeterHolz sägt Vörlich,<br />

8000 davonsind Ei-<br />

Kanthölzer, aber auch<br />

Holzfür Parkett und Särer<br />

Produktpalette; gelieeiste<br />

anden regionalen<br />

rRahmenvertrag bezieht<br />

irt sein Holz aus heimi-<br />

,exportiert es allerdings<br />

in die halbe Welt: „In Viederzeit<br />

sehr gefragt“,<br />

hrige einen Blick in die<br />

r. Bevor das Holz per<br />

h Asien verschifft wird,<br />

ings für 14 Tage bei 56<br />

Trockenkammer, damit<br />

hädlinge absterben und<br />

lt exportiert werden. Die<br />

er selbst heizt der Unterckschnitzeln.<br />

„Wir haben<br />

keinen Holzabfall, alles<br />

rbeitet –und sei es zu Säanplatten“,<br />

erklärt Vöen<br />

Restholz hat den Sägejüngst<br />

auf die Idee zu<br />

ukt gebracht: Seit Neuking<br />

auch Eichholznägel<br />

rksbau her.<br />

Maike Harhues<br />

Während die Stämme mit dem Bagger in zehn Qualitätskategorien sortiert und gleich zurechtgeschnitten<br />

werden, vermisst Stefan Vöcking das Holz.<br />

Foto: Maike Harhues<br />

MünsterlandManager.de GmbH&Co. KG<br />

Büro Münster<br />

Am Mittelhafen 20<br />

48155 Münster<br />

Tel.: 025138471633<br />

weitere Infos unter:<br />

Büro Ahaus<br />

Frauenstr.13<br />

48683 Ahaus<br />

Tel.: 02561 89 62 245<br />

www.muensterlandmanager.de<br />

info@muensterlandmanager.de<br />

Büro Bocholt<br />

Konrad-Zuse-Str.4<br />

46397 Bocholt<br />

Tel.: 028713539000


6 MACHER &MÄRKTE<br />

25 000 Festmeter<br />

Ernte imJahr<br />

Doch für das Forstwirtschafts- und Holzunternehmen TenBulte<br />

ist ein Kahlschlag tabu. Gearbeitet wird mit der Durchforstungskarte.<br />

Wie Streichhölzer fixiert, fällt, entastet und zersägt Joop Ormel<br />

die Fichten mit dem Harvester.<br />

Lagebesprechung am Säge-Greifer des Harvesters: Joop Ormel<br />

(l.) und Richard ten Bulte studieren den Durchforstungsplan.<br />

Zünftiges Schuhwerk: holländische Holzklunschen<br />

an den Füßen des Harvester-<br />

Fahrers<br />

In seinen holländischen Holzschuhen<br />

und mit dem rotblonden Bart ist<br />

der muskelbepackte Joop Ormel ein<br />

Holzfäller wie aus dem Bilderbuch.<br />

Findet auch sein Chef und vertraut<br />

ihm schwerstes Gerät an. Denn zum<br />

Harvester-Fahrer taugt längst nicht<br />

jeder: „Keine Angst vorm Bäumefällen,<br />

große Affinität mit der Technik<br />

und eine ordentliche Portion Charakterstärke<br />

sind die Grundvoraussetzungen“,<br />

betont Richard ten Bulte.Fünfundzwanzigtausend<br />

Festmeter<br />

Nadelholz erntet der<br />

Lohnunternehmer im Münsterland<br />

und den grenznahen<br />

Wäldern der Niederlande im<br />

Jahr mit dem Holzvollernter: Im Minutentakt<br />

fixiert, fällt und entastet Ormel<br />

die Stämme und legt sie zum Abtransport<br />

für den Forwarder,sprich das Rückefahrzeug,<br />

ab. Der maschinelle Alleskönner ersetze<br />

zehn Mitarbeiter,erläutert tenBulte,<br />

und biete ein Vielfaches anArbeitssicherheit.<br />

„In den Wald können wir nur,<br />

wenn die Böden trocken sind und das<br />

schwereGerät nicht versinkt –ein Schönwetterjob“,<br />

so der Forstwirt. Doch nicht<br />

nur auf die Flora, auch auf die Fauna<br />

muss Ormel am Steuer des Harvesters<br />

Rücksicht nehmen. Jeder Greifv<br />

ogelhorst<br />

ist auf der sehr kleinteilig parzellierten<br />

Duchforstungskarte vom Förster<br />

eingezeichnet, die zu fällenden Stämme<br />

sind an der Rinde pink markiert. Kahlschlägesind<br />

für ihn tabu, tenBulte arbeitetaus<br />

Prinzip nur in nachhaltig betriebenen<br />

Forsten.<br />

In zwei Schichten ab sechs Uhr in der<br />

Früh ist das Unternehmen TenBulte mit<br />

dem Holzvollernter im holländischen<br />

Staatswald, der Chef schätzt die Durchforstungsmaßnahme<br />

auf eine Woche.<br />

Das schwereGerät ist gut ausgebucht,vor<br />

allem von Stammkunden: „Die Investitionskosten<br />

vonfast einer halben Million<br />

müssen sich amortisieren, das geht nicht,<br />

wenn der Harvester die Hälfte der Zeit<br />

auf dem Hof steht“, erläutert ten Bulte.<br />

Zusammen mit seinem Bruder Geri ten<br />

Bulte führt der Niederländer das Unternehmen<br />

mit mittlerweile 20 Mitarbeitern,<br />

seit 2007 nicht mehr in seiner Heimat,<br />

sondern in Vreden –umesbetriebswirtschaftlich<br />

auf ein breiteres Fundament<br />

zu stellen: ein kleines Sägewerk mit<br />

Tischlerei für Echtholz-Designtische und<br />

Massivholzdielen, den Vertrieb vonHolzölen<br />

an den Großhandel und den Vertrieb<br />

von Parkett des bayrischen Herstellers<br />

Haro für die Niederlande.<br />

Ten Bulte ist froh um die Vielseitigkeit<br />

seines Jobs. Mit Tochter Ilse, Forstwirtschaftsstudentin<br />

in Göttingen und angehende<br />

Unternehmensnachfolgerin, ist er<br />

auf dem Weginden Wald zu einem Treffen<br />

mit Försterin Christina Frost. Sie hat<br />

50 Festmeter Eiche aus einem Sammelschlag<br />

von acht Hektar für ten Bulte im<br />

Angebot –kein Wertholz für Möbel, das<br />

wird erst jetzt geschlagen, wenn der<br />

Baum auf Wintermodus umschaltet. Sondern<br />

all die Eichen, die den Sommer nicht<br />

geschafft haben. „Bei einem Baum ist es<br />

wie beim Menschen: Leidet er ohnehin<br />

schon unter verschiedenen Stressfaktorenund<br />

kommt dann ein weiterer,wie in<br />

diesem Fall die lange Trockenheit, dazu,<br />

wird errichtig krank“, stellt Forst klar.<br />

Maike Harhues<br />

1<br />

seat.de/business<br />

50 Festmeter Eiche ab Wald: Revierförsterin Christina Frost und Richard ten Bulte begutachten<br />

die Qualität der im Stand abgestorbenen Stämme, aus denen unter anderem<br />

Brennholz werden kann.<br />

Fotos: Maike Harhues<br />

DER WALD IM MÜNSTERLAND<br />

Im Münsterland gibt es laut Regionalforstamt Münsterland 98 900 Hektar Wald<br />

–das sind 17 Prozent der Gesamtfläche –und rund 14 000 Waldbesitzer.<br />

Die Waldfläche pro Einwohner beträgt 625 Quadratmeter. Zwei Drittel ist mit<br />

Laubhölzern, ein Drittel mit Nadelhölzern bewachsen.<br />

Auf einen Hektar Wald steht durchschnittlich ein Holzvorrat von 323 Festmetern<br />

mit einem jährlichen Zuwachs von rund 5,7 Festmetern pro Jahr. Die Nutzungsmöglichkeit<br />

in der Region beträgt rund 560 000 Festmeter pro Jahr, von<br />

denen das Regionalforstamt 110 000 Festmeter vermarktet.<br />

-ma-


MACHER &MÄRKTE 7<br />

„Gewinne sind erforderlich“<br />

Forstexperte Heinz-Peter Hochhäuser sieht zwischen Nachhaltigkeit und Gewinnorientierung keinen Widerspruch.<br />

„Die Fichte ist nach wie vor der<br />

‚Brotbaum‘ in der Forstwirtschaft.“<br />

Heinz-Peter Hochhäuser<br />

Das Bundeskartellamt hat<br />

eine Bresche geschlagen:<br />

Die jahrelangePraxis, dass<br />

die Gehölze der privaten<br />

Grundbesitzer vom Landesbetrieb<br />

Wald und Holz mitvermarktet<br />

werden, ist damit passé. Über die neuen<br />

Herausforderungen, die sich daraus zumal<br />

für Eigentümer kleinerer Flächen in<br />

Sachen Professionalisierung ergeben,<br />

und die von jeher zu wahrende Balance<br />

zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz<br />

sprach unsereAutorin MaikeHarhues<br />

mit Heinz-Peter Hochhäuser, Chef<br />

des Regionalforstamtes Münsterland, der<br />

für knapp 100000 Hektar Wald im Münsterland<br />

zuständig ist.<br />

Nachhaltige Waldwirtschaft und<br />

gewinnorientiertes Unternehmertum<br />

der Waldbesitzer–ist das Ihrer<br />

Ansicht nach ein Widerspruch in<br />

sich?<br />

Heinz-Peter Hochhäuser: Auf keinen<br />

Fall! Die Nachhaltigkeit ist als Begriff im<br />

Wald geboren, hat historische Wurzeln in<br />

Bergbau und Industrialisierung vor 300<br />

Jahren und stellt bis heute das Grundprinzip<br />

der Forstwirtschaft dar. Zum Abstützen<br />

der Bergstollen brauchteman damals<br />

viel Holz, das sehr rasch um die<br />

Bergwerksregionen zur Neige ging.<br />

Durch Kriege, Schiffsbau, Salzsiederei<br />

und Holzverkohlung warenseit dem Mittelalter<br />

bereits viele Gegenden entwaldet<br />

und verödet. Der sächsische Bergrat<br />

Hans Carl von Carlowitz forderte schon<br />

1645, dass „nachhaltend“ nur so viel genutzt<br />

werden darf<br />

wie auch nachwächst.<br />

Als Kameralist,<br />

heute<br />

würden wir sagen,<br />

als Betriebswirt,<br />

waren seine<br />

Überlegungen<br />

unternehmerischer<br />

und wirtschaftlicher Natur. Nur<br />

wenn Ökonomie, Ökologie und Soziales<br />

gleichermaßen Berücksichtigung finden,<br />

ist eine Wirtschaftsweise nachhaltig! Gewinnorientiertes<br />

Handeln der Waldbesitzer<br />

ist Teil der forstlichen Nachhaltigkeit<br />

und schließt sich daher überhaupt nicht<br />

aus. Bei der Langfristigkeit der forstlichen<br />

Produktion, ein Baum braucht je<br />

nach Art zwischen 40 und 180Jahren bis<br />

zur Produktionsreife, ist es seit jeher<br />

schwierig, erforderlichen Aufw<br />

and mit<br />

den Gewinnen, die viele Jahrzehntespäter<br />

sich erst einstellen, in Zusammenhang<br />

zu bringen. Gewinne in der Forstwirtschaft<br />

sind aber erforderlich, damit<br />

die Investitionen für die Zukunft getätigt<br />

werden können.<br />

Der Landesbetrieb Wald und Holz<br />

hat jahrelang das Holz privater und<br />

kommunaler Waldbesitzer zusammen<br />

mit Holz aus dem Staatswald<br />

vermarktet. Dem hat das Bundeskartellamt<br />

jüngst einen Riegel vorgeschoben.<br />

Was ist nun die größte<br />

Herausforderung für die in Forstbetriebsgemeinschaften<br />

organisierten<br />

Klein- und Kleinstwaldbesitzer?<br />

Hochhäuser: Die neue Herausforderung<br />

ist nun, dass sich die Waldbesitzer<br />

künftig selbst um die Vermarktung ihrer<br />

Produkte kümmern müssen, sowohl<br />

forstfachlich, aber auch betriebswirtschaftlich<br />

und steuerlich. Es fehlt bisher<br />

aber das fachliche Know-how, die Kenntnisse<br />

über Preise, Käufer und Sortimente.<br />

Daher müssen Schnittstellen und Kommunikationzwischen<br />

Produktion, Bereitstellung<br />

und Käuferansprüchen neu gestaltet<br />

werden. Einzelne Waldeigentümer<br />

oder auch einzelne Zusammenschlüsse<br />

sind aufgrund ihrer internen Organisation<br />

und ihrem Marktvolumen dazu<br />

noch nicht in der Lage. Es müssen<br />

neue Kooperationen der Zusammenschlüsse<br />

und der Aufb<br />

au von professionellen<br />

Strukturen in der Geschäftsführung<br />

und Vermarktung geschaffen werden.<br />

Welche Chancen ergeben sich aus<br />

der Umstrukturierung auf mehr<br />

privatwirtschaftliche Branchenvielfalt<br />

in der Waldwirtschaft?<br />

Hochhäuser: Die bevorstehenden Umstrukturierungen<br />

werden sicher mehr<br />

Eigenverantwortung bei der Bewirtschaftung<br />

der Wälder erfordern. Wenn dieGesellschaft<br />

jedoch weiter Einfl<br />

uss auf die<br />

private Waldwirtschaft nehmen will,<br />

müssen nun zusätzliche Anreizprogramme<br />

gestaltet werden. Untersuchungen<br />

zur Entwicklung des Waldbesitzeshaben<br />

ergeben, dass in den nächsten 20 Jahren<br />

mehr als ein Drittel der Waldfl<br />

äche ihren<br />

Eigentümer durch Vererbung oder Verkauf<br />

wechseln wird. Es ist zu erwarten,<br />

dass hier viele Menschen Waldeigentümer<br />

werden,die ganz andereVorstellungenvon<br />

ihrem Wald und ihrer Waldwirtschaft<br />

haben als die heutige Waldbesitzergeneration.<br />

Die vielleicht gar nicht<br />

mehr wissen, wie ein Waldeigentum zu<br />

behandeln ist. Ich bin überzeugt, dass<br />

eine forstfachliche Unterstützung der<br />

Waldeigentümer künftig sehr wichtig<br />

bleiben wird. Dabei wirdeine es eine klare<br />

Trennung zwischen behördlichem<br />

Handeln, gesellschaftlichen Ansprüchen<br />

und privatwirtschaftlichen Interessen geben.<br />

Kommunikation zwischen den vielen<br />

Akteuren, die am Wald interessiert<br />

sind und am Wald arbeiten, sowie Digitalisierung<br />

werden bei der weiteren Entwicklung<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

Wie viel der Waldfl<br />

äche des Münsterlandes<br />

inPrivatbesitz liegt faktisch<br />

still und wieso?<br />

Hochhäuser: Die Frageist schwer zu beantworten.<br />

Nur weil mal zehn Jahre im<br />

Wald nichts passiert, ist die Waldfl<br />

äche<br />

nicht automatisch stillgelegt. Eingriffe<br />

und Nutzungen im Wald erfolgen gerade<br />

im kleineren Waldbesitz nur periodisch.<br />

Daher kann die stillgelegteprivateWaldfl<br />

äche nur geschätzt werden. Von den<br />

80 000 Hektar Privatwald bewirtschaftet<br />

das Regionalforstamt Münsterland vertraglich<br />

derzeit über 40 000 Hektar. Der<br />

restliche Privatwald wird inEigenregie<br />

bewirtschaftet, entweder mit eigenen<br />

Forstverwaltungen oder aber in eigener<br />

Regie und Tradition, etwa zur Versorgung<br />

mit Kaminholz für den eigenen<br />

Haushalt. Ich denke, dass der Anteil des<br />

Privatwaldes, der komplett stillgelegt ist<br />

– also nicht mehr genutzt wird – im<br />

Münsterland unter fünf Prozent liegt. Die<br />

Gründe sind hier vielfältig, häufig ist es<br />

Unkenntnis oder mangelndes Interesse,<br />

aber auch eine Entfremdung vom Eigentum,<br />

wenn beispielsweise die Eigentümer<br />

weiter entfernt wohnen oder wenn die<br />

Handlungsfähigkeit bei Erbengemeinschaften<br />

nicht geklärt ist.<br />

Istesso, dassdas schnellwachsende<br />

Nadelholz das Laubholz subventioniert?<br />

Bedeuten große dicke Baumstämme<br />

automatisch viel Geld?<br />

Hochhäuser: Grundsätzlich wird der<br />

Holzpreis durch die Verwendungsmöglichkeiten<br />

je nach Baumart, nachQualität<br />

und nach Dimension bestimmt. Also: DickeBäume,<br />

ohne Holzfehler,geben mehr<br />

Geld als dünne! Hinzu kommt, dass der<br />

Aufw<br />

and bei der Ernte günstiger ist. Bildlich<br />

gesprochen: Einen dicken Stamm zu<br />

sägen macht, weniger Aufw<br />

and als fünf<br />

dünne mit dem gleichen Gesamtvolumen!<br />

Die Fichte ist nach wie vor der<br />

„Brotbaum“ in der Forstwirtschaft. Günstige<br />

Kosten bei der Bestandesbegründung<br />

mit Produktionszeiten von„nur“ 60<br />

bis 80 Jahren und eine breitePalette von<br />

Verwendungsmöglichkeiten, insbesondere<br />

imlanglebigen Konstruktionsbau,<br />

haben dazu geführt, dass die Fichteinder<br />

Forstwirtschaft als „Allrounder“ überall<br />

Verwendung findet. Aber das heißt nicht,<br />

dass das Nadelholz das Laubholz subventioniert.<br />

Bei den langen Produktionszeiträumen<br />

ist es betriebswirtschaftlich besonders<br />

wichtig, dass das Betriebsziel<br />

möglichst wirtschaftlich erreicht wird.<br />

Im Klimawandel gewinnt daher besonders<br />

die Bewertung des Risikos einzelner<br />

Baumarten an Bedeutung. Wald und<br />

Holz NRW entwickelt derzeit waldbauliche<br />

Handlungsempfehlungen zum Aufbau<br />

klimastabiler Wälder.<br />

Welches ist für Sie als Leiter des Regionalforstamtes<br />

Ihre wichtigste<br />

Rolle im Wirtschaftsfaktor Wald?<br />

Mehr Kollegin als Hund: Heinz-Peter Hochhäuser, Leiter des Regionalforstamtes<br />

Münsterland und seine treue Begleiterin „Hedda“.<br />

Foto: Wald und Holz<br />

Hochhäuser: Als Chef des Regionalforstamts<br />

bin ich für verschiedene Aufgaben<br />

zuständig. Rund 4500 Hektar Staatswald<br />

werden naturschutzfachlich und<br />

wirtschaftlich vorbildlich bewirtschaftet.<br />

Der Staatswald hat rund 800 Hektar naturschutzfachlich<br />

stillgelegt und ist sowohl<br />

FSC als auch PEFC zertifiziert. Als<br />

Behörde ist das Regionalforstamt für<br />

knapp 100000 Hektar Wald imMünsterland<br />

zuständig. Bei allen Belangen, die<br />

den Wald direkt oder indirekt betreffen,<br />

wird das Regionalforstamt beteiligt. Mit<br />

den privaten Waldbesitzern, die über<br />

eigenes Forstpersonal verfügen, sind wir<br />

fachlich und kollegial im Austausch, etwa<br />

bei der Entwicklung einer eigenständigenInternetvermarktung.<br />

Die größteHerausforderung<br />

ist aber, die große Fläche<br />

der Kleinstprivatwaldbesitzer in wirtschaftlich<br />

tragfähigeStrukturen zu überführen.<br />

Dabei geht es nicht unbedingt um<br />

den einzelnen Betrieb, sondern darum, in<br />

der Gemeinschaft forstwirtschaftliches<br />

Wissen in der Region sicherzustellen, an<br />

dem alle Waldbesitzer teilhaben können.


8 MACHER &MÄRKTE<br />

Erster Satellit für den Hub<br />

Der Digital Hub Münsterland verfügt jetzt im Westmünsterland auf dem d.velop-Campus<br />

über eine Zweigstelle mit viel Raum für Co-Working und Meet-ups.<br />

„Digitalisierung ist der Treiber, ist<br />

das, was diese Gesellschaft tief verändern<br />

wird.“ Und deshalb, folgert<br />

Staatssekretär Christoph Dammermann,<br />

„ist jedergut beraten, der sich<br />

frühzeitig fragt, wie er und sein<br />

Unternehmen in der digitalen Welt<br />

wachsen, gedeihen und wirtschaftlich<br />

vorankommen können“. Daran<br />

erinnerte er kürzlich bei der Eröffnungdes<br />

ersten Satelliten des Digital<br />

Hub Münsterland in Gescher.<br />

Der Hub:Satellit auf dem<br />

d.velop-Campus in Gescher<br />

verankert das Netzwerk<br />

aus Unternehmen,<br />

Wissenschaft, Institutionen,<br />

Verbänden und Start-ups noch stärker<br />

im Westmünsterland. Neben dem<br />

vomDigital Hub und regionalen Partnern<br />

initiierten Eröffnungsevent, soll der<br />

Hub:Satellit mittelfristig eine Breitenwirkung<br />

in der Region entfalten und kann<br />

von verschiedenen Unternehmen als<br />

Arbeitsplatz oder Meet-up-Space genutzt<br />

werden.<br />

Zur Eröffnungdes Satelliten konnten Dr.<br />

Heiner Kleinschneider, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

(WfG) Borken, Christoph Pliete als Geschäftsführer<br />

der d.velop AG, sowie Vorstandsvertreter<br />

der münsterLAND.digital<br />

neben dem Staatssekretär und Bürgermeister<br />

Thomas Kerkhoff für die Stadt<br />

Gescher etwa hundert Gäste auf dem<br />

Campus begrüßen.<br />

Westfalen sei geprägt vom Mittelstand.<br />

Und gerade den „wollen wir fit machen<br />

für die Digitalisierung mit einer Reihe<br />

vonInstrumenten“, so der Staatssekretär.<br />

„Etwas sehr Einmaliges“ gehe mit dem<br />

Hub:Satelliten an den Start. Dieser biete<br />

eine Chance, Vernetzung zu schaffen,<br />

unterstrich Christoph Pliete. Die Unterstützung<br />

der Digitalisierung habe sich die<br />

WfG ins Arbeitsprogramm geschrieben,<br />

betonte deren Geschäftsführer Dr. Kleinschneider.Kleinschneider<br />

lobtedie Firma<br />

d.velop als „absolutes Musterbeispiel für<br />

ein starkes IT-Unternehmen in der Region“.<br />

Auch wenn die Digitalisierung heute allüberall<br />

sei, bräuchten Menschen die physische<br />

Begegnung. Ein persönlicher Austausch<br />

zwischen Experten und Mittelstand<br />

sei enorm wichtig, sagte Hub-Manager<br />

Sebastian Köffer.Hierleisteder Satellit<br />

wertvolle Unterstützung im ländlichen<br />

Raum. Und TomMalessa vom Vorstand<br />

münsterLAND.digital appellierte<br />

an die Mittelständler: „Vernetzen Sie<br />

sich.“ Denn Vernetzung schaffe neue<br />

Märkte.<br />

Im Zuge der Eröffnung des Hub:Satelliten<br />

werden gemeinsame Strukturen entwickelt,<br />

um etablierteAngebotedes Digital<br />

Hub Münsterland auchvor Ort inGescher<br />

anzubieten. Dazu gehören beispielsweise<br />

Co-working-Arbeitsplätze für<br />

Start-ups aus dem Fellowship-Programm<br />

sowie die Möglichkeit, Konferenzräume<br />

Der d.velop-Campus in Gescher ist seit Mitte Oktober Sitz des ersten Satelliten des Digital<br />

Hub Münstertland.<br />

Foto: d.velop<br />

für öffentliche Meet-ups zu digitalen<br />

Fachthemen zu nutzen.<br />

Schon im Frühjahr hatte der Digital Hub<br />

Münsterland auf dem Campus Gescher<br />

die Konferenz Hub:Kontakt mit Start-up-<br />

Pitch und über 150Gästen aus der digitalen<br />

Wirtschaft veranstaltet. Die Eröffnung<br />

des Hub:Satelliten wurde mit dem<br />

zweiten „Mittelstand Digital Workshop-<br />

Tag“ verknüpft. Teilnehmer konnten in<br />

themenspezifischen Workshops und Vorträgen<br />

ihreKenntnisse im Bereich digitaler<br />

Anwendungsfelder vertiefen und erweitern.<br />

Im westlichen Münsterland bietet der<br />

d.velop-Campus angesiedelten Unternehmen<br />

mit 55 000 Quadratmetern Fläche<br />

und Anbindung an die A31eine ideale<br />

Plattform. Ziel ist, den Hub:Satelliten<br />

am Standort in Gescher für die Region<br />

des westlichen Münsterlandes zu etablieren.<br />

„Durch die Pfl<br />

ege und den Aufb<br />

au<br />

von Unternehmenskontakten, Kunden<br />

und Lieferantenbeziehungen fördert der<br />

Campus die Vernetzung der ansässigen<br />

Unternehmen untereinander und in der<br />

Region“, erläutert Frank Kramer, Geschäftsführer<br />

der d.velopcampus GmbH.<br />

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NagelCarGrouphat die drei Vovis-Autohäuserübernommen!<br />

Die Agravis-TochterVovis hatdie drei Autohäuser<br />

an den StandortenMünster, Steinfurt und Hamm<br />

verkauft. Seitdem 1. Juni ergänzen diesenun<br />

das Repertoire derimostwestfälischen Versmold<br />

ansässigen NagelCarGroup. „DieganzeVolvomannschaftist<br />

und bleibtanBord“,sagtThorstenFischer.Der<br />

ehemaligeVovis-Verkaufsleiter<br />

ThorstenFischer undmit ihm über70weitere<br />

Kollegen sind dabei übernommen<br />

worden. „Wir haben<br />

einenneuen Geschäftsführer,<br />

Wolfgang Kroll, ansonsten<br />

sind die Gesichterdie gleichen<br />

geblieben“, stellt er fest.<br />

Wolfgang Kroll, derzuvor für<br />

die NagelCarGroup bereits als<br />

Geschäftsführer fürStandorte<br />

am Niederrhein tätig<br />

war, leitet ab sofort operativ<br />

die drei hinzugekommenen<br />

Niederlassungen. Die NagelCarGroup<br />

sei auf Expansionskurs.<br />

„Wir wachsen“,<br />

bestätigt derGeschäftsführer.<br />

„Wir investieren in Marken, in<br />

die Region, in unsereMitarbeiter<br />

und die Zuversicht. Da<br />

geschiehteineMenge. Bisher<br />

bestand derVerbund unteranderem ausAutohäusern<br />

der Marken Mercedes-Benz, Jaguar,Land<br />

Rover, Volkswagen oder Audi, um nur einiges<br />

zu nennen.Parallel zumKauf ist in Osnabrück<br />

ein neuer Standort fürJaguar Land Roverin<br />

Betrieb genommen worden. Seit September ist<br />

diese Marke–zusätzlich zumMotorradherstellerTriumph<br />

–auchineinem neuen Autohaus<br />

V. l. Wolfgang Krollund ThorstenFischer freuen<br />

sich über die Zusammenarbeit.<br />

in MünsterHiltrupvertreten. „Volvo istfüruns<br />

eine der Premiummarken, sie passtzuuns“,<br />

hebt Wolfgang Krollhervor. „Inden vergangenen<br />

Jahren bewies die MarkeVolvoguteKonzeptefür<br />

dieautomobile Zukunft–vor allem im Bereich<br />

der Elektromobilität“, sind sich Geschäftsführung<br />

und Verkaufsleitungeinig.Die Autohäuser der<br />

Agravis-TochterVovis haben Tradition. Seit 1963<br />

Große Auswahl am Standort Münster, Albersloher Weg277.<br />

werden diese schon betrieben und können nun<br />

unterneuem Besitzer fortgeführt werden. Agravis<br />

habeden Verkauf dabei schon länger geplant,um<br />

sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren.<br />

„ImHerbst 2017 wurden die Gespräche dann<br />

intensiver,dawurde es konkreter“,sagtKroll.<br />

Ganz so einfach verläuft ein solcher Kauf aber<br />

nicht. Die Verkaufsverträgemit demHersteller<br />

seien so nichtohneweiteres auf andereAutohändler<br />

übertragbar.„Wir musstenzum Hersteller<br />

Kontaktaufnehmen und uns fürdie Volvo-Verkaufsverträgezunächst<br />

bewerben“, lässtKroll<br />

einenEinblick in die Abwicklung zu.„Wir wissen<br />

aber,was wir tun, damit Autohäuser erfolgreich<br />

geleitet werden und Arbeitsplätzeweiterhin<br />

zurVerfügung stehen“,ist sich Krollsicher.Für<br />

Kunden sei die Übernahme nur vonVorteil, sie<br />

bekämen eine größereAuswahl.„Das Angebot an<br />

Jahreswagensollerweitert werden“, sagtThorstenFischer.Und<br />

derFahrzeugtrend? Der geht<br />

vomKombi zunehmend in RichtungSUV.„Der<br />

XC60 istbei uns der meistverkaufteWagen“, weiß<br />

derVerkaufsleiter.<br />

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BRANCHEN &BETRIEBE 9<br />

Ein Gefühl von Heimat<br />

Pionier der Bio-Kaffee-Szene: Die Eper Manufaktur „Lenis Coffee-Family“ liefert aber auch Kaffeeund<br />

Koffein-Zusätze für Schokoladen-Spezialitäten, für Getränke und Kosmetik.<br />

Es ist der unwiderstehlich-aromatische<br />

Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen,<br />

der den Genießer dieses<br />

dunklenGebräus schonauf dem Bürgersteig<br />

empfängt und ihn weiterleitet<br />

über einen schmalen gepfl<br />

asterten<br />

Fußweg, vorbei an einem wildromantischen<br />

Garten zu einem dunkelgrauen<br />

schlichten Büro-Gebäude<br />

mit Bauhaus-Ausrichtung. Einfach,<br />

klar, aber mit Stil: Das Ambiente der<br />

Kaffee-Manufaktur im Eper Industriegebiet<br />

sticht hervor zwischen all<br />

den funktional errichteten Werksgebäuden.<br />

Das Äußere harmoniert hier<br />

auf den ersten Blick mit dem Anspruch,<br />

den „Lenis Coffee Family“ an<br />

sich und seine Produkte stellt: Eine<br />

Vision mit anderen zu teilen, nachhaltig<br />

angebauten und biologisch<br />

produzierten Kaffeeherzustellen, zu<br />

verkaufen und zu genießen.<br />

Nun sind die Geschäftsführer<br />

keine abgehobenen<br />

Idealisten, die als weltverbessernde<br />

Ökos im Unternehmertum<br />

Fuß fassen<br />

wollen. Es ist eine Familie, deren Tradition<br />

seit jeher im Umgang und in der Verarbeitung<br />

der kleinen Bohne liegt. Die<br />

Wurzeln der Kaffeepflf anze sind ein Stück<br />

auch die Wurzeln der Familie Niehoff.<br />

Es war 1933, als Leo Niehoff die erste<br />

Rösterei in Epe gründete. 1945 stieg<br />

Sohn Franz Niehoff sen. ins Geschäft ein<br />

und Vertrieb die Eigenmarke unter dem<br />

Label „Leni“ (Le-o Ni-ehoff) f vorallem im<br />

regionalen Umfeld. Kaffee warseinerzeit<br />

noch ein Luxusgut. Laut Chronik trennte<br />

der damalige Geschäftsführer die Rösterei<br />

1949 vom restlichen Kolonialhandel<br />

ab und führtediese eigenständig mit seiner<br />

Frau Else weiter. Nach dem frühen<br />

Toddes Vaters nahm Sohn Franz Niehoff<br />

jun. die Firmenleitung in seine Hände.<br />

Und brachte als Student in der damals<br />

noch geteilten Stadt Berlin auch neue<br />

Ideen ins Unternehmen. „Er warder Pionier<br />

der Bio-Kaffee-Szene“, sagt seine<br />

Schwester,Dr. Anne Niehoff-Kühne, heute<br />

rückblickend.<br />

Es folgten Jahredes Wachstums. Alsdann<br />

die Tante-Emma-Läden aus dem Ortsleben<br />

verschwanden und Supermärkteund<br />

Discounter ihren Platz einnahmen,erlebte<br />

der Bio-Bereich den großen Aufschwung.<br />

Franz Niehoff entschloss sich<br />

2011 zum Verkauf von „Niehoffs Kaffeerösterei“<br />

–anseinen langjährigen Freund<br />

Ulrich Walter, der das Unternehmen mit<br />

der bis dahin gewohnten Firmierung bis<br />

heute weiterführt.<br />

Das „Gefühl von Heimat im Kaffee“, wie<br />

Seit Jahresanfang gibt es von „Lenis Coffee Familiy“ auch wieder<br />

die Bohne als Ganzes.<br />

Schon als kleiner Dotz stand Geschäftsführerin Dr. Anne Niehoff-Kühne lieber am Probat-Röster, als in den Kindergarten zugehen. Noch heute ist dort ihr<br />

Lieblingsplatz. Die Röstungen werden hier noch manuell –nach bestimmten Rezepten –gefahren.<br />

Fotos: Susanne Menzel<br />

es die Familie Niehoff selbst beschreibt,<br />

war mit der Unternehmensveräußerung<br />

allerdings nicht dahin. Im Gegenteil. „Es<br />

war Motivation und Anreiz, mit der Tradition<br />

als Rüstzeug im Gepäck neue<br />

Ideen anzugehen“, formuliert Dr. Anne<br />

Niehoff-Kühne diesen zweiten Weg. Vertragsgemäß<br />

durfte das Geschäftsführer-<br />

Trio aus Franz Niehoff jun., seiner<br />

Schwester Dr. Anne Niehoff-Kühne und<br />

Franz Niehoffs Tochter Pia Niehoff-<br />

Schuchhardt zwar fünf Jahre ab Verkaufsdatum<br />

der alten Rösterei selbst „keinen<br />

Kaffee produzieren, der getrunken<br />

wird, um dadurch keine Konkurrenz aufzubauen“,<br />

so Dr. Anne Niehoff-Kühne,<br />

aber „es gab und gibt darüber hinaus ja<br />

noch viele andere Märkte –vor allem im<br />

Bio-Bereich–,die bedientwerden konnten<br />

und wollten“.<br />

„Lenis Coffee-Family“, wie sich die kleine<br />

Manufaktur fortan nannte, liefert seitdem<br />

Kaffee- und Koffein-Zusätze in besonderen<br />

Mahlungen beispielsweise für<br />

Spezialitäten in der Schokoladen-Industrie,<br />

für Getränke und Kosmetik. „Die<br />

Perlbohne etwa wird inden Schokobohnen<br />

verwendet, andere Koffein-Zusätze<br />

in Shampoos“, nennt Anne Niehoff-Kühne<br />

Beispiele. 90 Prozent der Kaffee-Erzeugnisse<br />

werden dabei unter biologischen<br />

Voraussetzungen produziert, zehn<br />

Prozent als konventionelle Herstellung.<br />

Dr. Anne Niehoff-Kühne, die Veterinärmedizin<br />

studiert und auch 15 Jahre als<br />

Tierärztin praktiziert hat und ab 2008<br />

schon im damaligen Familienbetrieb Niehoffs<br />

Kaffeerösterei für das Qualitätsund<br />

Umweltmanagement verantwortlich<br />

zeichnete, hat mit dem „biologisch ausgerichteten<br />

Standbein zu den Wurzeln zurückgefunden<br />

und kann sogar vieles hinsichtlich<br />

auch der Hygiene-und Lebensmittelbestimmungen<br />

aus dem Studium<br />

mit einbringen.“ Darüber hinaus hat sie<br />

„die Röstkultur vonder Pikeauf gelernt“,<br />

inzwischen Weiterbildungen zum Kaffeesommelier<br />

und zur Spezialitäten-Rösterin<br />

absolviert. Momentan schult sie<br />

ihreGeschmacksnerven, um sich zukünftig<br />

als „Sensorik-Master“ in der Produktentwicklung<br />

noch besser einbringen zu<br />

können. ►Fortsetzung auf Seite 10<br />

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10 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Transfair-zertifiziert und<br />

koscher für den Kaffee-Kult<br />

Rösterei produziert seit Anfang des Jahres wieder Bohne und Pulver.<br />

Seit Anfang des Jahres gibt es<br />

von „Lenis Coffee Familiy“<br />

auch wieder die Bohne als<br />

Ganzes sowie in pulverisierter<br />

Form –zum vollendeten Kaffee-Genuss<br />

Die „Pause“ ist vorbei, der<br />

Probat-Trommelröster wieder in Aktion.<br />

Die Familie hat –unter Marketingbegleitung<br />

vonPia Niehoff-Schuchhardt –eine<br />

neue Produktlinie entwickelt und aufden<br />

Markt gebracht: fünf Kaffeemischungen,<br />

die einerseits auf bestimmteBrühvorgänge<br />

wie Vollautomat oder Filter abgestimmt,<br />

andererseits mit bestimmtenGeschmacksnoten<br />

versehen sind. In recyclingfähiger<br />

(Papier-)Verpackung gibt es<br />

in pfiffigem Design etwa „Hug in acup“,<br />

vollmundig und mit Schokoladen-, Zitrus-<br />

sowie Karamell-Note, „Classic<br />

Brew“, die ausgewogene, fl<br />

orale Variante,<br />

„Beach Blend“, lebhaft und mit Pfirsich-Note,<br />

„Love Shot“ als kräftige Variante<br />

mit Haselnuss-Note, und nicht zuletzt<br />

noch „Mountain Drip“. „Diese Angebotewurden<br />

so kreiert, dass man daheim<br />

für verschiedene Momente einen besonderen<br />

Kaffee zur Verfügung hat“, erklärt<br />

Dr. Anne Niehoff-Kühne. „Daher haben<br />

wir auch die jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten<br />

aufdrucken lassen.“ Das<br />

Genießen eines guten, leckeren Kaffees<br />

sei „inzwischen zu einer großen Kultur<br />

Für ihre Weiterbildung zur Sensorik-Masterin muss Dr. Anne Niehoff-Kühne derzeit ihre Geschmacksnerven<br />

schulen. Diese Testaromen helfen dabei.<br />

geworden. Selbst bei den Jüngeren hat<br />

sich da zum Teil eine Lebensphilosophie<br />

entwickelt.“ Und vor allem das Konsumieren<br />

vonBio-Kaffee„passt auch indas<br />

Umfeld des bewussteren Ernährens“.<br />

Dass qualitativ hochwertiger Kaffee nach<br />

wie vorseinen Preis hat, liegt übrigens an<br />

verschiedenen Faktoren, die nicht alle die<br />

Röstereien beeinfl<br />

ussen, erklärt die Lenis-Geschäftsführerin:<br />

„Natürlich ist<br />

nachhaltiger biologischer Anbau alleine<br />

schon eine qualitativ hochwertige Voraussetzung.<br />

Hinzu kommt aber auch,<br />

dass man beim Rösten der Bohnen etwa<br />

15 bis20Prozent an Masse verliert. Nach<br />

demTrocknenwirddas Produkt gewogen<br />

–und pro Kilo werden dann 2,19 Euro<br />

plus Mehrwertsteuer ans Finanzamt fällig.“<br />

Die Eper beziehen ihre Grundprodukte<br />

aus den Hauptländern Peru, Honduras,<br />

Uganda, Äthiopien, Brasilien und Nicaragua.<br />

„Wichtig ist uns dabei natürlich die<br />

Biozertifizierung“, sagt Dr.AnneNiehoff-<br />

Kühne. Die Endprodukte wiederum sind<br />

nicht nur transfair-zertifiziert, sondern<br />

auch koscher. „Dafür kommt eigens einmal<br />

im Jahr ein Rabbiaus Hamburg, der<br />

das kontrolliert.“<br />

Inzwischen hat sich „Lenis Coffee Family“<br />

neben dem Absatzmarkt Deutschland<br />

auch Kunden in Dänemark, Österreich<br />

sowie in der Schweiz erobert. Zudem sollen<br />

die neuen Produktlinien alsbald unverpackt<br />

in Bio-Supermärkten in der Region<br />

installiert werden. „Die Ideen sprudeln“,<br />

lacht Dr. Anne Niehoff-Kühne.<br />

Kein Wunder, bei diesem aromatischen<br />

Koffein-Kick. Susanne Menzel<br />

Per Hand werden die Kaffeebohnen von den Mitarbeitern<br />

Viola Schildt und Marius Vaartjes abgewogen und<br />

abgefüllt.<br />

In bis zu 1000 Kilogramm schweren Big-Packs werden<br />

die Bohnen aus den Erzeugerländern nach Epe geliefert.<br />

Wie eine „gut geölte Maschine“<br />

So sehen sich die drei Geschäftsführer der Manufaktur und Rösterei.<br />

Mit einer Prise Humor<br />

und einem Augenzwinkern<br />

beschreiben sich<br />

die drei Geschäftsführer<br />

inihren Selbstporträts<br />

übrigens so:<br />

Franz Niehoff (66 Jahre): „Der funktionierende<br />

Motor innerhalbeinergut geöltenMaschine,<br />

der alles zusammenhält. Er<br />

ist der ruhende Pol, hat stets ein offenes<br />

Ohr und sein ganzes Leben dem Kaffee<br />

(und schönen Motoren) verschrieben.“<br />

Pia Niehoff-Schuchhardt (38 Jahre): „Hat<br />

schon als Kind beim Gang durch die Hallen<br />

der Kaffeerösterei ihreFaszination für<br />

die Bohne entwickelt. Stets auf der Suche<br />

nach neuen Trends, treibt sie Marketing<br />

und Innovation in der kleinen münsterländischen<br />

Manufaktur an.“<br />

Dr. Anne Niehoff-Kühne (56 Jahre):<br />

„Fuhr schon als Kind gerne im hauseigenen<br />

Lieferwagenmit, um dem Kindergarten<br />

zuentgehen. Nach dem Studium der<br />

Tiermedizin zog es sie nach einigen Jahrenzurück<br />

in den Familienbetrieb, wo sie<br />

ihr Wissen im Bereich Hygiene und Naturwissenschaften,<br />

aber auch imQualitätsmanagement<br />

anbringen kann. Ihr<br />

Lieblingsort in der Manufaktur: am Röster.“<br />

Zeichnungen: Marius Vaartjes<br />

Erbrecht |Nachfolge |Vermögen<br />

Dr.Ansgar Beckervordersandfort LL.M., EMBA<br />

Rechtsanwalt und Notar, Mediator,<br />

Fachanwalt für Erbrecht,<br />

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INNOVATION AUF DER GRÜNEN WIESE -<br />

Wo wächst die Innovationskultur?<br />

Cathrin Beckervordersandfort<br />

Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Erbrecht<br />

Klaus Weiduschat<br />

Rechtsanwalt und Notar a.D.<br />

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BRANCHEN &BETRIEBE 11<br />

Schneller abbaubar<br />

Das Steinfurter Unternehmen McAirlaid‘s hat in einem langen Prozess einen neuartigen<br />

Zigarettenfilter entwickelt, der sich in der Umwelt schon nach wenigen Wochen auflöst.<br />

Militante Nichtraucher sollten am<br />

besten jetzt direkt aufh<br />

ören zu lesen<br />

– es geht hier um Zigaretten: Das<br />

Steinfurter Unternehmen McAirlaid‘s<br />

hat einen neuartigen Filter entwickelt,<br />

der kürzlich auf der „Inter-<br />

Tabac 2018“, der internationalen<br />

und weltweit größten Fachmesse für<br />

Tabakwaren und Raucherbedarf, in<br />

Dortmund vorgestellt wurde.<br />

Mehr als die Hälfte aller<br />

aufgerauchten Kippen<br />

landen nach Schätzungen<br />

nicht im Mülleimer,<br />

sondern auf der<br />

Straße, in der Natur oder imMeer. In<br />

Zahlen könnten das bis zu 3,6 Billionen<br />

weltweit sein. An vielen davon hängt<br />

noch der Filter –und genau der macht<br />

Probleme: Zigarettenfilter bestehen in<br />

der Regelaus einem Gemisch aus Zellulose,<br />

Kunststoffen und Kleber. Bis sich dieses<br />

Gemisch zersetzt hat, können bis zu<br />

15 Jahre vergehen.<br />

Das Borghorster Unternehmen hat einen<br />

Filter entwickelt, der ausnahmslos aus<br />

Zellulose besteht. „Die darin liegenden<br />

Fasern gehen dank des patentierten Bondingverfahrens<br />

eine thermomechanische<br />

Bindung ein, die einzig durch Druck und<br />

Hitze entsteht. Die einzelnen Fasern werden<br />

punktuell so bearbeitet, dass unter<br />

diesen eine Faserfusion entsteht. Weitere<br />

mechanische Verfahren formen das Material<br />

schließlich zu einem Zigarettenfilter“,<br />

beschreibt McAirlaid‘s selbst den<br />

Prozess der Herstellung.<br />

Im Prinzip sei die Idee des rasch biologisch<br />

abbaubaren Filters schon vor 20<br />

Jahren entstanden. Seitdem werdedaran<br />

geforscht und entwickelt. „Da es sich<br />

hierbei um ein Produkt handelt, das in<br />

einem hochsensiblen Markt verortet ist,<br />

dauert es einfach etwas länger, bis hier<br />

ein allgemeiner Konsens erzielt wurde“,<br />

begründet das Unternehmen die lange<br />

Entwicklungszeit.<br />

Für die klebe- und bindemittelfreien Zigarettenfilter<br />

werden Fasern der amerikanischen<br />

Kiefernart „Southern Pine“<br />

verwendet, deren langen Fasern für den<br />

Gesamtherstellungsprozess am besten<br />

geeignet seien –der es schließlich ermögliche,<br />

dass sich die Filter,die den Namen<br />

„Genia“ erhalten haben, statt nach 15<br />

Jahren bereits nach wenigen Wochen<br />

aufgelöst haben. Und das ohne irgendwelche<br />

Rückstände, wie eine Prüfung<br />

nach DIN-Norm bestätigt hat. „Das Produkt<br />

könnteden Markt revolutionieren“,<br />

hoffen die Borghorster jetzt und bezeichnen<br />

es selbst als „bahnbrechende Entwicklung“.<br />

Um den erwarteten Bedarf zudecken,<br />

wirdindiesen Tagenein weiterer Produktionsstandort<br />

in Selm eröffnet, bislang<br />

werden die McAirlaid‘s-Vliesstoffe, die<br />

als Basis für unterschiedliche Hygieneproduktedienen,<br />

an den vier Standorten<br />

Berlingerode, Heiligenstadt (Deutschland),<br />

Tallinn (Estland) und Rocky<br />

Mount (USA) hergestellt.<br />

Bernd Schäfer<br />

Fast 20 Jahre dauerte die Entwicklung des neuartigen Filters, der durch seine biologische Abbaubarkeit für eine<br />

deutlich geringere Umweltbelastung sorgen soll.<br />

Foto: McAirlaid‘s<br />

INTERTABAC 2018<br />

Insgesamt 625 Aussteller präsentierten imSeptember ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen in der Messe Dortmund, rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Die Trends und Neuheiten auf der InterTabac waren vielfältig. Bio-Produkte,<br />

wie Tabak aus ökologischem Anbau und biologisch abbaubare Filter, sind<br />

weiter im Kommen. Darüber hinaus setzt sich der Trend zum „Short Smoke“<br />

fort. Das kommt dem Zigarillo, aber auch kleineren Zigarrenformaten entgegen,<br />

zum Beispiel Short-Robustos oder Robustos. Bei den Tabakmischungen für die<br />

Pfeife sorgen limitierte Auflagen und saisonal geprägte Varianten für „besondere<br />

Geschmackserlebnisse“.<br />

Förderzusage über<br />

zwei Mio. Euro<br />

Evorion Biotechnologies rückt der Zelle auf den Leib.<br />

Die Evorion Biotechnologies GmbH<br />

mit Sitz in Münster hat dennächsten<br />

Meilenstein in der noch jungen Firmengeschichte<br />

erreicht. Das Startup-Unternehmen<br />

hat nach eigenen<br />

Angaben eine Förderzusage des Bundesministeriums<br />

für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) erhalten. Für das<br />

Kooperationsprojekt mit der Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität<br />

(WWU) Münster fl<br />

ießen aus dem<br />

Programm „KMU-innovativ: Biotechnologie<br />

–BioChance“ rund zwei<br />

Millionen Euro nach Münster.<br />

Evorion entwickelt hochleistungsfähige<br />

Zellkultur- und<br />

Analysesysteme zur präzisen<br />

Charakterisierung vonZellen<br />

und GewebenimBereich der<br />

Krebsforschung. Die Gründer sind Hans<br />

Kleine-Brüggeney, Dr. Sebastian Bühren<br />

und Robert Weingarten. Das Team an<br />

jungen Wissenschaftlern ist aus verschiedenen<br />

Instituten der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

Münster hervorgegangen<br />

und wurde in der Gründungsphase<br />

vonProf. BrunoMoerschbacher und Prof.<br />

Francisco Goycoolea unterstützt.<br />

„Droplet-based Microfl<br />

uidics“ nennt sich<br />

die Basistechnologie, auf der die innovative<br />

Neuentwicklung der Evorion Biotechnologies<br />

GmbH aufb<br />

aut. Dabei werden<br />

Tausende einzelner Zellen nach Angaben<br />

des Unternehmens in Tröpfchen<br />

eingeschlossen und an festen Positionen<br />

auf einem Biochip positioniert. Mit der<br />

neu entwickelten Technologieplattform<br />

können diese Zellen über mehrere Tage<br />

kultiviert und mit unterschiedlichen<br />

Messmethoden analysiert werden.<br />

Das bahnbrechende Analyseverfahren<br />

könne von Labor-Personal problemlos<br />

angewandt werden und bietevölligneue<br />

Einblickeindie zellbasiertebiomedizinische<br />

Forschung und Entwicklung. Dr.Sebastian<br />

Bühren: „Die Technologie hat das<br />

Potenzial, zukünftig die Effizienz vonImmuntherapien<br />

zur Behandlung von<br />

Krebserkrankungen zu steigern, mögliche<br />

Nebenwirkungen zu verringern und<br />

eine personalisierte Evaluierung von Immuntherapien<br />

zu ermöglichen.“<br />

Die Evorion hat sich alsHauptantragstellerin<br />

um Fördermittel aus dem BMBF-<br />

Programm beworben. Mitantragsteller<br />

ist die WWU mit den Arbeitsgruppen um<br />

Prof. Dr. Jürgen Klingauf (Medizinische<br />

Fakultät) und Prof. Dr. Wolfram Pernice<br />

(Physikalische Fakultät), die jeweils mit<br />

rund250 000 Euro gefördert werden. Zudem<br />

wirddie Arbeitsgruppe vonProf. Dr.<br />

Florian Hollfelder von der Universität<br />

Cambridge das Projekt unterstützen.<br />

Angesiedelt ist die Evorion Biotechnologies<br />

GmbH im Zentrum für Nanotechnologie<br />

(CeNTech) inMünster. Das Zentrum<br />

stellt die Infrastruktur für enge Kooperationen<br />

mit den verschiedenen Fakultäten<br />

der Universität zur Verfügung.<br />

„Das einzigartige und interdisziplinäre<br />

Umfeld des CeNTech hatmaßgeblich dazu<br />

beigetragen, dass wir uns in diesem<br />

exzellenten Konsortium zusammenfinden<br />

konnten“,sagtDr. Sebastian Bühren.<br />

Das Entwicklungsprojekt im CeNTech ist<br />

aufdreiJahreangelegt und soll innovative<br />

Technologien hervorbringen, die bis<br />

zur Prototypebene entwickelt werden.<br />

„Der Standort Münster bietet unserem interdisziplinären<br />

Team ein einzigartiges<br />

Umfeld, um das ambitionierte Vorhaben<br />

umzusetzen“, meint Dr. Sebastian Bühren.<br />

Sicherheit ist auch einfacher zu haben.<br />

Die Junge Sterne 5-Jahre-Garantie.<br />

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12 BRANCHEN &BETRIEBE<br />

Idee kam im<br />

Blumenladen<br />

Oelder Friseurmeister Frank Brormann landete<br />

mit dem Calligraphen einen großen Erfolg.<br />

Aus der Nähe lässt sich gut erkennen, wie der Calligraph beim Haarschnitt angesetzt<br />

wird.<br />

Ein voller Erfolg<br />

wardie Premierenfeier am 29. September 2018 im Autohaus Wiesmann.<br />

In lockerer Atmosphäre wurden die KIA-Neuheiten den vielen gespannten<br />

Kunden präsentiert. Von9–17 Uhr gab es den neuen KIA-Ceed und den<br />

KIA-Ceed Sportswagon zu besichtigen.<br />

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„Ich bin Erfinder geworden, um das<br />

Leben der Friseure auf der Welt einfacher<br />

zu machen“, erklärte Friseurmeister<br />

Frank Brormann in der Vox-<br />

Gründershow „Die Höhle der Löwen“<br />

seinen Hang zum Tüfteln. Seine<br />

Erfindung ist der „Calligraphy<br />

Cut“, eine Mischung aus Pinsel und<br />

Cutter-Messer.Die Haare werden immer<br />

im gleichenWinkelfein abgeraspelt.<br />

Die Folge: Brormann bekommt<br />

von den Löwen gleich zwei millionenschwere<br />

Deals für seine Erfindung<br />

und die Branche einen großen<br />

Imagegewinn.<br />

Der innovative Calligraph<br />

soll einen präzisen Schnitt<br />

garantieren und eine neue<br />

Qualität ins Friseurhandwerk<br />

bringen, wie Frank<br />

Brormann im Gespräch mit „Die Wirtschaft“<br />

erläutert: „Der patentierte Calligraph<br />

schneidet das Haar immer exakt<br />

und konstant im Winkel von21Grad an.<br />

Dadurch erhält eseinen Bewegungsimpuls<br />

und wird fl<br />

exibler und elastischer.“<br />

Das Haar gerate soin Schwingung. „Es<br />

bekommt somehr Fülle und Licht in der<br />

Spitze und glänzt dadurch stärker.“ Weiterer<br />

Vorteil: Die fest verankerte Klinge<br />

schont das Haar. „Es wird nicht gequetscht,<br />

wie bei einer Schere. Das Haar<br />

neigt zu wenigerSpliss.“Die vergrößerte<br />

Öffnung der Klinge ermöglicht das genaue<br />

Anschneiden. Die ergonomische<br />

Griffzone des Stiftes fördert, so Brormannweiter,die<br />

leichteFührung des Calligraphen<br />

–für Links- und Rechtshänder<br />

gleichermaßen. Die neue Schnitttechnik<br />

richtet sich besonders an Frauen mit feinen<br />

Haaren.<br />

Um seine Innovation über Oelde hinaus<br />

bekannter zu machen, besuchte Frank<br />

Brormann die VOX-Gründershow „Die<br />

Höhle der Löwen“ und sorgte zum Staffelstart<br />

im September 2018 gleich für<br />

eine Rekordquote. Sein Angebot hatte er<br />

sich gut überlegt: 500 000 Euro wollte<br />

der Friseurmeister für 20 Prozent Geschäftsanteile<br />

von einem „Löwen“-Investor<br />

ursprünglich haben. Doch es kam<br />

ganz anders. Vorden Kameras sagteBrormannzunächst<br />

in seinemPitch: „Ich verspreche<br />

allen Frauen dieser Welt: Wenn<br />

sie die Haaremit diesem Calligraphen geschnitten<br />

bekommen, werden ihreHaare<br />

nichtmehr splissen, sie werden viel einfacher<br />

zu stylen sein und sie werden von<br />

derSpitze her glänzen.“ Das Können, was<br />

am Haar passiert, wurde vor einem Millionenpublikum<br />

demonstriert.<br />

Der „CalligraphyCut“ überzeugteauf Anhieb<br />

nicht nur die Jury-Mitglieder und Investoren<br />

Frank Thelen und Judith Williams<br />

(als Team), sondern auch Carsten<br />

Maschmeyerund Dagmar Wöhrl (als weiteres<br />

Team) –und damit vier von insgesamt<br />

fünf „Löwen“. Eine Sensation in der<br />

Gründershow (über 50 Ausgaben seit<br />

2014). „Was du hier lieferst an Design,<br />

Qualität und Wissen, ist großartig“, hielt<br />

Thelen seine Begeisterung nicht zurück.<br />

„Du fl<br />

ashst mich als Typ, als Unternehmer,und<br />

ich freue mich, dass du hier bist<br />

und präsentiert hast.“<br />

Jedes Team bot dem sehr charismatisch<br />

auftretenden Oelder Friseurmeister daraufh<br />

in eine Million Euro, aufgeteilt in<br />

500 000 Euro Cash und 500 000 Euro in<br />

Form vonÜberstützung für Werbung und<br />

Marketing. Im Gegenzug wollten sie 25<br />

Prozent der Firmenanteile. „Mir wird<br />

schlecht“, sagte Frank Brormann angesichts<br />

der überwältigenden Resonanz.<br />

„damit habe ich im Traum nicht gerechnet.“<br />

Wie kam der Oelder Friseurmeister<br />

eigentlich auf die Idee zum Calligraphen?<br />

„Die Initialzündung kamineinem<br />

Blumenladen, wo mir eine Floristin erklärte,<br />

dass ich die Blumenstängel schräg<br />

anschneiden muss, damit die Pfl<br />

anze<br />

über die vergrößerte Oberfl<br />

äche mehr<br />

Wasser aufnehmen kann.“ Und der findige<br />

Oelder dachteweiter, „was bei Blumen<br />

funktioniert, muss doch auch auch bei<br />

Haaren gehen“. Der „Daniel Düsentrieb<br />

von Oelde“, wie er in seinem Heimatort<br />

gerne genannt wird, tüftelteund rechnete.<br />

„Eine Kundin hat 80 000 bis 120 000<br />

Haare auf dem Kopf. Wenn wir jetzt all<br />

diese Haarspitzen schräg anschneiden,<br />

so dass die Oberfl<br />

äche größerwird, dann<br />

kreieren wir Volumen in Haaren ohne<br />

Chemie. Das ist doch genial, warum machen<br />

wir das nicht?“<br />

Gesagt, getan. Frank Brormann entwickelteden<br />

Calligraphen. Auch dasDesign<br />

kommt aus dem Kreis Warendorf, von<br />

Christian und Michael Sieger (sieger design)<br />

aus Sassenberg. 100 Euro kostet<br />

Brormann der Calligraph in der Herstellung.<br />

Für 299 Eurowolle er ihn an Friseure<br />

verkaufen. Auch das passende Businessmodell<br />

mit Schulungen für Stylisten<br />

und einer Clubmitgliedschaft hatte der<br />

Oelder parat, als er vor die TV-Kameras<br />

trat. „Zwei Stunden wurden aufgezeichnet,<br />

davon 20 Minuten ausgestrahlt“,<br />

blickt er zurück.<br />

►Fortsetzung auf Seite 13<br />

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Im Salon in Oelde: Frank Brormann schneidet mit dem Calligraphen Karla Diekmann die Haare. Nach seinem<br />

TV-Auftritt kommt er kaum noch dazu, da das internationale Interesse beständig wächst. Fotos: Peter Sauer


BRANCHEN &BETRIEBE 13<br />

„Jetzt fahre ich auf der ICE-Trasse“<br />

Frank Brormann überzeugte inder Gründershow „Die Höhle der Löwen“ und fand zwei kapitalkräftige Unterstützer.<br />

Der Kern des Erfolgs: Der Calligraph schneidet im 21-Grad-Winkel die Haare.<br />

Anseiner Erfindung arbeitete<br />

Brormann bereits seit 2011.<br />

Dieser lange Atem und die<br />

Tatsache, dass er alles von<br />

Wissenschaftlern der Fachhochschule<br />

Münster noch offiziell überprüfen<br />

ließ, beeindruckte Frank Thelen,<br />

Judith Williams &Co. sehr.„Der Calligraphy<br />

Cut funktioniert besser als das<br />

Schneiden mit einer Schere“, erläuterte<br />

Studienmacher Prof. Dr. Jürgen Peterseim<br />

vom Fachbereich Maschinenbau an<br />

der Fachhochschule Münster in Steinfurt.<br />

Dazu wurden für die Studie rasterelektronenmikroskopische<br />

Fotos imVergrößerungsbereichbis<br />

5000-fach aufgenommen<br />

und Haare unterschiedlicher Beschaffenheit<br />

untersucht. Das Ergebnis:<br />

Die Schnittoberfl<br />

äche ist mit dem Calligraphen<br />

überall homogen und glatt. Er<br />

schont nachhaltig die Haarspitzen. Frank<br />

Brormann spricht vom„Tesla der Friseurbranche“.<br />

Zudem legte ersein Business-<br />

Konzept vor, welches Friseuren durch die<br />

Nutzungdes Calligraphen deutlich mehr<br />

Umsatz prognostiziert.<br />

Für den „CalligrahyCut“ bekam der Oelder<br />

2018 als erster Friseurmeister<br />

Deutschlands den bundesweit verliehenen<br />

Seifritz-Preis 2018,als Auszeichnung<br />

für erfolgreiche Erfindungen aus dem<br />

Handwerk. Das konnte auch Beauty-Expertin<br />

Judith Williams bestätigen, die für<br />

einen persönlichen Cut-Test in der „Höhle<br />

der Löwen“-Sendung über ihren Schattensprang<br />

und eine eigene Strähne ihrer<br />

Haarpracht opferte: „Das war schön geschmeidig.“<br />

„Löwe“ Frank Thelenbrachte dieBegeisterung<br />

aller Juroren auf den Punkt: „Auf<br />

den ersten Blick mag es komisch wirken,<br />

dass ich jetzt auch noch im Beauty-Bereich<br />

tätig werde. Aber: Calligraphy Cut<br />

hat das Potenzial, den Markt der hochklassigen<br />

Friseure zudisrupten, und ich<br />

bin ein großer Fan von Disruption und<br />

vonstarken Gründern.“ Unter Disruption<br />

versteht man einen Prozess, bei dem ein<br />

bestehendes Geschäftsmodell oder ein<br />

gesamter Markt durch eine stark wachsende<br />

Innovation abgelöst wird.<br />

Frank Thelen hat schon viele Gründer<br />

kommen und gehen gesehen. Frank Brormann<br />

ist für ihn der Prototyp eines extrem<br />

starken Gründers: „Denn er hat uns<br />

alle mit seinemPitch überzeugt und seine<br />

unbändigeBegeisterung für sein Produkt<br />

auf uns übertragen. Das muss man bei<br />

mir mit einem Produkt aus dem Beauty-<br />

Bereich erst mal schaffen. Respekt!“<br />

Die Ausstrahlung der „Höhle der Löwen“-Sendung<br />

(die im Februar aufgezeichnet<br />

wurde) hat Frank Brormann mit<br />

seinen Kindern Anfang September in<br />

einem Münchener Hotel gesehen. Judith<br />

Williams und Frank Thelen hatten ihn<br />

eingeladen, seinenAuftritt und den Deal<br />

im Bayerischen Hof zu feiern. „Nach der<br />

Sendung gabes70000 Zugriffeauf unsere<br />

Webseite. Früher waren das 700 am<br />

Tag. Der Server ist in der Werbepause zusammengebrochen.“<br />

Der Oelder Friseurmeister muss seit seinem<br />

Auftritt vor den „Löwen“ nicht nur<br />

Interviews am laufendenBand geben und<br />

schafft das mittlerweile nur noch telefonisch.<br />

Für „Die Wirtschaft“ macht er eine<br />

seltene Interview-Ausnahme in seinem<br />

Oelder Salon, wo alles begann. Dort ist<br />

Friseurmeister Frank Brormannnur noch<br />

selten zu sehen. „Alle wollen den Calligraphy<br />

Cut haben“, erklärt er nicht ohne<br />

Stolz, aber immer noch völlig losgelöst,<br />

so als oballes nur ein Traum wäre.<br />

Foto: Brormann<br />

Durchbruch: Am Haar eines Models zeigt Frank Brormann in der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ (VOX)<br />

den Juroren Ralf Dümmel (2.v.l.), Frank Thelen (2.v.r.) und Judith Williams (r.), wie er mit dem Calligraphen<br />

schneidet.<br />

Foto: RTL<br />

Aber alles ist pure Realität. Acht Tage<br />

nach der Aufzeichnung gab esdie erste<br />

Webcall-Konferenz: „Da musste ich zum<br />

Beispiel alle Patente und Verträge offenlegen.<br />

Fünf Tage vor der Ausstrahlung<br />

Anfang September wurde dann der erste<br />

Vertrag unterschrieben.“ Mit den beiden<br />

Investoren Judith Williams und Frank<br />

Thelen befindet sich Brormann seitdem<br />

in Gesprächen bezüglich der Deal-Konditionen.<br />

Es gab Meetings, es wurden Verträge<br />

abgeschlossen, die zunächst über<br />

drei Jahre laufen.<br />

Zu 25 Prozent werden Judith Williams<br />

(Testimonial/Social Media) und Frank<br />

Thelen (Digitalisierung der Abläufe) an<br />

seinem Unternehmen beteiligt. Von ihnen<br />

bekommt der Oelder Friseurmeister<br />

500000 Euro„als Eigenkapital aufs Konto“;<br />

die Brormann zum Beispiel für<br />

Schutzrechte und neue Werkzeuge ausgeben<br />

werde. Zudem habe er sich im<br />

Team von Frank Thelen Hilfe geholt, um<br />

mit dem explodierenden Medien- und<br />

Kundeninteresse umgehen zu können. In<br />

den ersten sechs Tagengab es rund3000<br />

Nachfragen nach dem Calligraphy Cut.<br />

Vor der Sendung bot Brormann rund 70<br />

Schulungen rund um den „Calligraphy<br />

Cut“ pro Jahr an: „Wir geben den Calligraphen<br />

nur nach vorheriger Ausbildung<br />

heraus, um Anwendungsfehler des Friseurs<br />

zu vermeiden.“ Mit Erfolg. Inzwischen<br />

firmieren 120Trainer unter seinem<br />

Namen in Deutschland, Österreich und<br />

den USA. Tendenz steigend. „Die Trainer<br />

finden mich. Ich muss nicht mehr suchen“,<br />

freut sich der 53-Jährige.<br />

Daher baut Friseurmeister Brorman seine<br />

Firmagegenüber vomOelder Bahnhof direkt<br />

um. Die neue Webseite steht schon,<br />

neue Teams für Administration und Callcenter<br />

–dreifesteund vier freie Mitarbeiterstellte<br />

er bislang in Oelde nur für den<br />

„Calligraphy Cut“ ein –baute Brormann<br />

auf.<br />

Die Zusammenarbeit mit den „Löwen“<br />

Williams und Thelen macht Frank Brormann<br />

viel Spaß: „Die ‚Höhle der Löwen‘<br />

hat meinem Zug neuen Schwung gegeben.<br />

Jetzt fahre ich auf einer ICE-Trasse.“<br />

Seine Augen funkeln im Gespräch, trotz<br />

langer Tage.„Privatleben ist für mich derzeit<br />

ein Fremdwort, ich sehe meine drei<br />

Kinder wenig. In den ersten Wochen kam<br />

ich nur auf vier Stunden Schlaf amTag,<br />

aber ich stecke sovoller Adrenalin. Der<br />

Calligraphy Cut ist einfach die Chance<br />

und der Deal meines Lebens.“ Künftig<br />

will er immer am Sonntag sein Handy<br />

auslassen und offlf ine sein, um Kraft und<br />

Ruhe zu tanken. Peter Sauer<br />

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GELD &GESCHÄFT 15<br />

Vorsicht, wenn<br />

die Zinswende kommt<br />

Anleger blicken neidisch auf die USA. Für einige Investoren können höhere Zinsen aber Verluste bedeuten.<br />

Im Euroraum hat die Inflationsrate die Marke von 2,0 Prozent erreicht. Angesichts der Magerzinsen schrumpft deshalb das Ersparte.<br />

Foto: Colourbox.de<br />

Inflation in der Eurozone<br />

Steigende Zinsen sind für jeden Anleger<br />

eine gute Sache –sollte man<br />

meinen. Im Fall von Rentenfonds ist<br />

allerdings genau das Gegenteil der<br />

Fall.Sparen ist schon lange kein<br />

Selbstläufer mehr. Wer sein<br />

Geld für ein Jahr lang festlegt,<br />

bekommt mit viel Glück<br />

0,6 Prozent Zinsen – und<br />

muss mit ansehen, wie das Ersparte angesichts<br />

einer Infl<br />

ation von 2,0 Prozent<br />

im Euroraum langsam, aber sicher wegbröckelt.<br />

Noch schlimmerist es um Anlage-Klassiker<br />

wie Tagesgeldkonten oder<br />

etwa zehnjährige Bundesanleihen bestellt,<br />

die aktuell Renditen von 0,3 Prozent<br />

und weniger bescheren. Kein Wunder,<br />

dass Anleger sich nach Zeiten zurücksehnen,<br />

in denen das Tageskonto<br />

zwei Prozent und mehr verzinst wurde.<br />

Sollte es im Euroraum tatsächlich zu<br />

einer Zinswende kommen, wie sie beispielsweise<br />

derzeit in den USA stattfindet,<br />

würde das viele Investoren entlasten.<br />

Für Kapitalanleger mit Rentenfonds<br />

würde eine Zinswende im Euroland indes<br />

zunächst einmal große Verluste bedeuten.<br />

Höhere Renditen kommen bei<br />

Rentenfonds erst mit deutlicher Verzögerung<br />

an. Grund ist ein einfacher<br />

Marktmechanismus: Sobald die Zinsen<br />

Veränderungder Verbraucherpreise* jeweils gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

2016<br />

J<br />

0,3<br />

2017<br />

F M A M J J A S O N D J F*<br />

2,0*<br />

0,0<br />

-0,2 -0,2<br />

€<br />

*Schnellschätzung<br />

0,6<br />

Quelle:Eurostat<br />

steigen, sinken die Preise der alten Anleihen,<br />

da Investoren zu den neuen, höherverzinsten<br />

Papieren greifen. Wer indieser<br />

Situation einen alten Rentenfonds<br />

losschlagen will, muss einen Preisabschlag<br />

hinnehmen.<br />

Wiehoch dieser Abschlag ausfällt, hängt<br />

nicht zuletzt davon ab, wie scharf die<br />

Zinswende letzten Endes sein wird. Angenommen,<br />

eine neu ausgegebene Anleihe<br />

wird mit einem Zinscoupon von<br />

einem Prozent proJahr angeboten, während<br />

eine ältereAnleihe nur 0,6 Prozent<br />

Zinsen bietet, dann muss der Verkäufer<br />

für seine Anleihe einen Preis akzeptieren,<br />

bei dem auch das alte Papier letztlich<br />

eine Rendite von einem Prozent erbringt.<br />

Auswirkungen auf den Preisabschlag hat<br />

auch die Restlaufzeit der Anleihe. Liegt<br />

diese nur bei einem Jahr, fällt der Abschlag<br />

entsprechend gering aus, bei<br />

Restlaufzeiten von fünf oder zehn Jahren<br />

schlägt der Abschlag entsprechend<br />

ins Kontor.Die Kurse sinken also stärker<br />

umso länger die Restlaufzeit ist.<br />

Mit welchem Risiko durch die Restlaufzeit<br />

eine Anleihe behaftet ist, kann mithilfe<br />

der sogenannten Duration eingeschätzt<br />

werden. Diese Kennziffer steigt<br />

mit der Restlaufzeit.<br />

Warum also überhaupt Geld in Euro-<br />

Rentenfonds investieren, wenn die Zinsen<br />

außerhalb des Euroraums steigen,<br />

mag sich mancher Anleger fragen. Die<br />

Verlockung, das Ersparte ineinen internationalen<br />

Fonds zu stecken, ist mithin<br />

groß. Aufder Suche nach einem sicheren<br />

Hafen bei der Geldanlage sind internationale<br />

Rentenfonds allerdings die falsche<br />

Wahl, da der Erfolg auf wackligen<br />

Beinen steht. Internationale Rentenfonds<br />

kaufen Anleihen aus verschiedenen<br />

Ländern in unterschiedlichen Währungen.<br />

Anleger tragen deshalb das<br />

Kurswechselrisiko, denn Schwankungen<br />

der Wechselkurse können zusätzliche<br />

Gewinne aber auch hohe Verluste bescheren.<br />

Hilfreich ist hier eine sogenannte<br />

Währungsabsicherung –inder Regel<br />

frisst diese Absicherung allerdings die<br />

Renditedurch höhere Zinsen wieder auf.<br />

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Wenn’s um Geld geht


16 GELD &GESCHÄFT<br />

+++ TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +++ TERMINE +++<br />

3./4. November 2018: Hochzeitstage, Sa. und So., 11 –18Uhr, Messe- und Congresszentrum<br />

Halle Münsterland, Münster<br />

6. November 2018: „Jungunternehmerwerkstatt: Mitarbeitergesprächsführung –<br />

Führungspflicht und Chance zur Wertschätzung“, 17–19Uhr, Handwerkskammer<br />

Bildungszentrum Echelmeyerstraße 1–2, Münster (Voranmeldung)<br />

7. November 2018: Fresh-Business-Frühstück, „Video –ein Medium, viele Formate“,<br />

8–9.30 Uhr, AIW Unternehmensverband, Vredener Str. 119, Stadtlohn<br />

8. November 2018: Brexit, 14 –17Uhr, Informationsnachmittag der IHK Nord-<br />

Westfalen und der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, Flughafen<br />

Münster/Osnabrück, Airportallee 1,Greven<br />

8. November 2018: Rechnen mit dem Finanzamt –Basiswissen Steuern, 16 –18<br />

Uhr, WESt Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH,<br />

Ort: Gründer- und Innovationspark Steinfurt III, Am Campus 2, Steinfurt (Voranmeldung)<br />

8. November 2018: Kraft-Wärme-Kopplung –Mikrogasturbinen, 17 Uhr, Enabling<br />

Innovation Münsterland, Ort: Klinkerwerk Hörstel A. Berentelg &Co. KG, Dornierstraße<br />

11, Hörstel<br />

12. –16. November 2018: 17. Gründungswoche –Wenn schon investieren, dann<br />

richtig!, Münster gründet! (vertreten durch die Wirtschaftsförderung Münster<br />

GmbH), Steinfurter Straße 60a, Münster<br />

12. November 2018: Gründerwoche –Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld, 18 –20Uhr, Fehrbelliner Platz 11,<br />

Dülmen<br />

14. November 2018: 2. Münsterländischer Vermögenstag der Westfälischen<br />

Nachrichten, 16–21Uhr, Mövenpick Hotel, Kardinal-von-Galen-Ring 65, Münster<br />

15. November 2018: COMregional der Fiducia GAD, ab8.30 Uhr, Messe- und<br />

Congresszentrum Halle Münsterland, Münster<br />

16. November 2018: Tagder offenen Türim„IpaBoh –Forum für Gesundheitsund<br />

Beschäftigungsförderung im Industriepark Bocholt“, 9.30 –14.30 Uhr, Im<br />

Fisserhook, Bocholt<br />

20. November 2018: Management-Werkstatt in Münster: Erste Erfahrungen und<br />

Praxistipps zum neuen Datenschutzrecht, 17 –19Uhr, Handwerkskammer Bildungszentrum<br />

Echelmeyerstraße 1–2,Münster (Voranmeldung)<br />

28. November 2018: ERCIS Launch Pad, 14 Uhr, münsterLAND.digital e.V.,Ort:<br />

Leonardo-Campus, Leonardo-Campus 10, Münster (Voranmeldung)<br />

Drei Anwälte in<br />

der „Focus“-Liste<br />

Kollegenempfehlung führte zur Platzierung.<br />

DreiFachanwälteaus Münsterwurden<br />

in ihren jeweiligenFachgebieten<br />

vomMagazin<br />

„Focus“ in die Liste<br />

der Top-Rechtsanwälte<br />

aufgenommen. Im Erbrecht wurde Dr.<br />

Ansgar Beckervordersandfort zum fünften<br />

Mal in Folge ausgezeichnet.<br />

Dr. Peter Becker gehört zu den Top-<br />

Rechtsanwälten im Familienrecht, und<br />

GerhardG.Düntzer wurdewiederholt im<br />

Verkehrsrecht in die Listeaufgenommen.<br />

Damit gehören sie laut „Focus“ zu<br />

Deutschlands besten Anwälten in den jeweiligen<br />

Fachgebieten.<br />

Die Listung basiert nach Angaben der<br />

Kanzlei Beckervordersandfort &Partner<br />

auf der Befragung vonüber 24 000Fachanwälten<br />

durch das Marktforschungsinstitut<br />

Statista. Die Befragten konnten für<br />

verschiedene FachgebieteExperten empfehlen,<br />

die sich ihrer Meinung nach durch<br />

große Kompetenz und Erfahrung auszeichnen.<br />

Die Aufnahme der Rechtsanwälte<br />

indie Liste erfolgte über die Häufigkeit<br />

der Empfehlungen.<br />

IHREWERBUNG RICHTIG PLATZIERT<br />

TRIFFT DIREKT DIE ENTSCHEIDER<br />

Warnung vor dem<br />

Herdentrieb<br />

Sieben Fehler, die man als Anleger vermeiden sollte.<br />

Die Zahl der Aktienanleger ist in<br />

Deutschland nach wie vor gering.<br />

Dennoch finden immer wieder neue<br />

Anleger Gefallen an der Börse. Wer<br />

als Anfänger erfolgreich anlegen<br />

will, sollte einige Fehler unbedingt<br />

vermeiden.<br />

Schnell kaufen und verkaufen:<br />

Viele Privatanleger<br />

schichten viel zu häufig um.<br />

Die durchschnittliche Haltedauer<br />

bei Einzelaktien beträgt<br />

nur etwasieben Monate. Bei Investmentfonds<br />

findet nach etwazweieinhalb<br />

Jahren ein Tausch oder Verkauf statt. Das<br />

führt zum einen zu hohen Kosten und<br />

zum anderen dazu, dass viele Anleger<br />

nicht an den nachhaltigen Entwicklungen<br />

der Börsen teilnehmen.<br />

Herdentrieb und Home-Bias: Privatanleger<br />

schwanken meist zwischen Angst<br />

und Gier und verfallen dann dem Herdentrieb.<br />

Sie kaufen, wenn alle kaufen<br />

und verkaufen in Schwächephasen,<br />

wenn die Kurseniedrig sind. Zudem werden<br />

oft Aktien gekauft, die einem vertraut<br />

erscheinen. Dabei werden in der Regel<br />

Aktien aus dem Heimatland bevorzugt<br />

(Home-Bias). Dadurch verzichten<br />

Anleger auf eine breite Streuung und erhöhen<br />

ihr Risiko.<br />

Zu viele Informationen: Mittlerweileerhalten<br />

Anleger extrem viele Informationen<br />

über das Internet. Die Gefahr dabei:<br />

Durch zu viele Informationen entsteht<br />

ein Grundrauschen, das es schwer macht,<br />

wirklich relevanteInformationen herauszufiltern.<br />

Ein monatlich oder wöchentlich<br />

erscheinendes Fachmagazin istvöllig<br />

ausreichend. Zusätzlich sollte man sich<br />

noch ein oder zwei Finanzportale im<br />

Internet aussuchen, mit denen man gut<br />

zurechtkommt.<br />

MEDIADATEN UNDBERATUNG<br />

Riskante Wetten: Erfolgsstorys wie Microsoft<br />

oder Google haben mutigen Anlegern<br />

extreme Kursgewinne beschert.<br />

Doch wer kann schon sicher sagen, welche<br />

Technologie oder Entwicklung sich<br />

künftig durchsetzen wird? Für einenEinsteiger<br />

ist es daher besser, zunächst in<br />

Substanzwerte zuinvestieren. Hier fällt<br />

die Bewertungleichter.Nur ein kleinerer<br />

Teil des Vermögens sollte zuBeginn in<br />

Wachstumswerte investiert sein.<br />

Zu viele Emotionen: Anleger „verlieben“<br />

sich gerne in ihreAktien. Allerdings<br />

sollteman keineemotionale Bindung zu<br />

einem finanziellen Investmentaufb<br />

auen.<br />

Hierdurch werden häufig Ausstiegszeitpunkte<br />

verpasst und Aktien werden zu<br />

lange gehalten.<br />

Bei fallenden Kursen nachkaufen: Ein<br />

psychologisches Problem besteht darin,<br />

dass man sich nicht mit Verlust von Aktien<br />

trennen möchte. Da sich Privatanleger<br />

amEinstandspreis orientieren und<br />

diesen verbilligen möchten, werden Aktien,<br />

die im Kurs gefallen sind, oft nachgekauft.<br />

Meist gibt esaber einen fundamentalen<br />

Grund, warum ein Wert fällt.<br />

Wenn Unternehmen nachhaltig Probleme<br />

haben, das Management oft wechselt,<br />

Marktanteile verloren gehen, die Dividende<br />

ausfällt, wiederholt Ergebniskorrekturen<br />

vorgenommen werden müssen<br />

oder Marktentwicklungen falsch eingeschätzt<br />

werden, sollte man sich von<br />

einem Wert trennen, auch mit Verlust.<br />

Mangelnde Diversifikation: Privatanleger<br />

sollten zu starke Übergewichtungen<br />

von einzelnen Aktien unbedingt vermeiden,<br />

da Totalausfälle drohen können, die<br />

die Performance vonJahren zunichtemachen<br />

können. Bei kleinerenAnlagebeträgen<br />

sind Aktienfonds oder gemischte Investmentfonds<br />

mit höherem Aktienanteil<br />

die bessere Wahl.<br />

Andreas Görler<br />

Senior Wealthmanager bei<br />

der Wellinvest –Pruschke &<br />

Kalm GmbH, Berlin<br />

FrankMicheel Tel. 0251/690-916161|frank.micheel@aschendorff.de<br />

LarsNormann Tel. 0251 /690-9161 62 |lars.normann@aschendorff.de<br />

< DIREKT< BUSINESSTOBUSINESS<br />

>ZIELGENAU ><br />

MÜNSTER<br />

MÜNSTERLAND<br />

www.die-wirtschaft-muensterland.de<br />

NÄCHSTE AUSGABE<br />

27.11.2018<br />

Der<br />

Anzeigenschluss<br />

ist am 9.11.2018


GELD &GESCHÄFT 17<br />

Kleine Summe –große Kosten<br />

Die mit großem Tamtam eingeführte Obergrenze von 1,95 Euro beim Geldabheben am Fremdautomaten<br />

ist gefallen. Inzwischen werden im Schnitt schon wieder vier Euro fällig.<br />

Vor allem bei jungen Leuten ist das<br />

Vorgehen weit verbreitet: Vor der<br />

Party, dem Café-Besuch oderdem Kinoabend<br />

noch mal schnell ein paar<br />

Euro amAutomaten abheben.<br />

Den Banken sind solche<br />

Kunden ein Graus. Denn<br />

die Kosten für die Nutzung<br />

der Geldautomaten explodieren<br />

durch das häufige<br />

Abheben kleiner Beträge –insbesondere<br />

für Banken, die ihren Kunden eine kostenlose<br />

Bargeldversorgung garantieren.<br />

Laut einer Branchenerhebung hebt jeder<br />

dritteKunde in der Gruppe der unter 30-<br />

Jährigen wenigerals 50 Euroab. Bezogen<br />

auf die Gesamtheit der Kunden ist es immerhin<br />

jeder achte bis zehnte. Onlinebanken<br />

wie die<br />

Commerzbank-<br />

Tochter Comdirekt,<br />

der bayrische<br />

Sparkassen-<br />

Ableger DKB oder<br />

Deutschlands<br />

„Angesichts steigender Kosten<br />

können wir keinen Preis unter dem<br />

Niveau von Sparkassen und<br />

Volksbanken verlangen.“<br />

Sprecher der Commerzbank<br />

größte Direktbank<br />

ING-Diba<br />

haben deshalb inzwischen<br />

für das<br />

Abheben am Automaten den Mindestbetrag<br />

von50Euroeingeführt. Nurwer weniger<br />

auf seinem Konto hat, bekommt<br />

auch kleinere Beträge ausgezahlt.<br />

Zwar betreibt auch die ING-Diba eigene<br />

Automaten –umdie Kunden aber lückenlos<br />

mit Bargeld versorgen zukönnen, ermöglicht<br />

die Bank mithilfevon Kreditkarten<br />

kostenlose Abhebungen bei fremden<br />

Instituten –dafür zahlt die Direktbank<br />

nach eigenen Angaben im Schnitt etwa<br />

1,60 Euro pro Vorgang. „Viele Abhebungen<br />

mit kleinen Beträgen kommen für<br />

uns besonders stark zum Tragen“, heißt<br />

es bei der Diba in Frankfurt.<br />

Das Abheben am Geldautomaten ist in<br />

Deutschland ein Dauerthema. 2011 hatte<br />

dasBundeskartellamt den Banken auf die<br />

Finger geklopft und die übertrieben hohen<br />

Entgelte bemängelt, die mitunter<br />

verlangt werden.Seither wirdder Kunde<br />

beim Geldabheben über die anfallenden<br />

Gebühren informiert. Vor einer generellen<br />

Deckelung schreckte das Kartellamt<br />

zurück.<br />

Ein Verbund aus privaten Banken hatte<br />

die hohen Gebühren seinerzeit als Marketing-Instrument<br />

entdeckt und werbewirksam<br />

eine Obergrenze von1,95 Euro<br />

bei Auszahlungen an Fremdkunden eingeführt.<br />

Doch die mit viel Tamtam eingeführte<br />

Grenze ist heimlich, still und leise<br />

wieder einkassiert worden.<br />

Beim Direktbank-Marktführer Diba kosten<br />

Abhebungen für Fremdkunden seit<br />

dem Sommer wieder 3,90 Euro –also<br />

doppeltsoviel wie zuvor.Die sogenannte<br />

Cash-Group, an der Commerzbank, Deutsche<br />

Bank, Hypo-Vereinsbank und Postbank<br />

beteiligt sind,hat sich ebenfalls von<br />

der alten Regelung verabschiedet und<br />

verlangt meist 3,95 Eurovon Kunden anderer<br />

Institute. „Angesichts steigender<br />

Kosten können wir keinen Preis unter<br />

Das Geldabheben am fremden Automaten kostet inzwischen wieder im Schnitt vier Euro.<br />

dem Niveau von Sparkassen und Volksbanken<br />

verlangen“, sagt ein Commerzbank-Sprecher.<br />

Nach einer Erhebung der<br />

unabhängigen Finanzberatung FMH liegt<br />

der Durchschnittspreis für eine Auszahlung<br />

am Geldautomaten in Deutschland<br />

bei 4,29 Euro. Bei den Sparkassen<br />

schwanken die Gebühren zwischen 4,80<br />

und 6,45 Euro. „Die Sparkassen hatten<br />

sich an der Absprache mitden Privatbanken<br />

allerdings nie beteiligt“, sagt FMH-<br />

Chef Max Herbst. Andreas Fier<br />

Foto: Colourbox.de


18 NACHHALTIGKEIT<br />

„Die Kunden fragen<br />

immer häufiger danach“<br />

Daniel Thiekötter, Geschäftsführer der Thiekötter Druck GmbH &Co. KG, engagiert<br />

sich als CSR-Botschafter ehrenamtlich für das Thema Nachhaltigkeit.<br />

Ein voller Terminkalender, Kundengespräche,<br />

Mitarbeiterrunden. DanielThiekötter<br />

ist in Eile. Im Druckerei-Betrieb<br />

muss der selbst gestellte<br />

hohe Qualitätsanspruch auch dann<br />

erfülltwerden, wenn dieZeit drängt.<br />

Bleibt da noch Raum für ein Ehrenamt<br />

auf einemFeld, das immer mehr<br />

in den Fokus rückt? Der 36-Jährige<br />

nickt: „Ja,denn dasThema Nachhaltigkeit<br />

wird auch für uns immer<br />

wichtiger.“ Schon zweimal wurde<br />

Thiekötter Druck in Münster als<br />

„Ökoprofit“-Betrieb ausgezeichnet.<br />

Auf Wunsch wird an der Kleimannbrücke<br />

sogar klimaneutral gedruckt.<br />

Jetzt engagiert sich Daniel Thiekötter<br />

über die Betriebsgrenzen hinaus<br />

als CSR-Botschafter.<br />

Botschafter für nachhaltiges,<br />

für sozial, ökologisch und<br />

ethisch richtiges Wirtschaften<br />

und Handeln. Der Geschäftsführer<br />

der Traditionsdruckerei,<br />

die inzwischen infünfter Generation<br />

geführt wird, ist dabei in guter<br />

Gesellschaft. NRW-Wirtschaftsminister<br />

Prof. Andreas Pinkwart wird vier CSR-<br />

Vorreiter aus dem Münsterland formell<br />

zu Botschaftern der guten Sache ernennen.<br />

Neben Daniel Thiekötter sind dies<br />

Magdalena Münsterland, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung der Bernd Münsterland<br />

GmbH &Co. KG in Telgte, Michael Radau,<br />

Vorstand der SuperBioMarkt AG,<br />

und Thomas Voß, stellvertretender kaufmännischer<br />

Leiter der LWL-Kliniken<br />

Münster und Lengerich.<br />

Als DanielThiekötter vorüber 15 Jahren<br />

Nicht nur Druckexperte: Daniel Thiekötter gehört zum kleinen Kreis der CSR-Botschafter<br />

im Münsterland.<br />

Foto: wk<br />

in Wuppertal Druck- und Medientechnologie<br />

studierte, standen dort chemische<br />

Prozesse und technische Fragen rundum<br />

Druck und Druckerezeugnisse im Zentrum.<br />

Umweltfragen spielten eine Rolle,<br />

doch das weitaus umfassendere Thema<br />

Nachhaltigkeit, das zum Beispiel klimaund<br />

ressourcenschonendes Produzieren<br />

mit einschließt, hatten nur wenige auf<br />

dem Radar. 2007 trat Daniel Thiekötter<br />

in die Geschäftsführung ein und erkannte<br />

den Wandel. Heutebemüht man sich bei<br />

Thiekötter Druck darum, in einem mehr<br />

und mehr umweltfreundlichen Unternehmen<br />

nachhaltige Produkte zuproduzieren.<br />

2014 beteiligtesich die Druckerei am seit<br />

2001 laufenden Projekt „Ökoprofit“ der<br />

Stadt Münster, reduzierte deutlich den<br />

Ausstoß von CO ²<br />

,erzielte nicht nur Einsparungen<br />

in den Bereichen Strom und<br />

Wärme, sondern senkteauch die Kosten.<br />

Heute bedruckt Thiekötter überwiegend<br />

Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft,<br />

hat die Makulaturquote gesenkt und betreibt<br />

ein umfassendes Farbmanagement.<br />

Im Betrieb bezieht man nur Ökostrom<br />

aus 100 Prozent erneuerbarer<br />

Energie, nutzt zum Beispiel die Abwärme<br />

der Druckmaschinen zum Heizen. Die<br />

Firma betreibt Umweltmanagement, damit<br />

sie sich, wie Daniel Thiekötter es sagt,<br />

auf diesem Feld weiter „in die richtige<br />

Richtung entwickelt“. Gemeinsam<br />

schaffteman jetzt bei „Ökoprofit“ die Rezertifizierung.<br />

Dabei hat man im Druckunternehmen<br />

beim Thema Nachhaltigkeit nicht nur die<br />

Kunden und Lieferanten im Blick, sondern<br />

stets auch die Stadtgesellschaft, der<br />

man sich eng verbunden fühlt. Daniel<br />

Thiekötter: „Im kommenden Jahr werden<br />

wir 140Jahre alt.“<br />

Vor allem größere Kunden und Unternehmen<br />

fragen auch bei Druckaufträgen<br />

ab, wie nachhaltig die münsterischere<br />

Druckerei produziert. Dass der Geschäftsführer<br />

als CSR-Botschafter engagiert<br />

ist,wirdman sicherlich registrieren.<br />

wk<br />

Gemeinsam auf dem Weg<br />

Am 7.11. treffen sich 20 unterschiedliche Betriebe aus dem Münsterland, um CSR-Unternehmen zu werden.<br />

Washaben einmittelständisches Modehaus,<br />

ein Maschinenbau-Unternehmen<br />

und eine Apotheke gemeinsam?<br />

Sie investieren Zeit, um das<br />

Thema Corporate Social Responsibility<br />

(CSR) gemeinsam zu vertiefen.<br />

Am 7.November starten die<br />

ersten zwei Gruppen der<br />

neuen CSR-Workshops für<br />

mittelständische Unternehm<br />

„Dabei geht es um Aen. die<br />

stringente Bearbeitung zentraler CSR-<br />

Themen mit einem klaren Ziel. Die Unternehmen<br />

erhaltenmethodisches Rüstzeug<br />

und inhaltliche Vertiefungen, um in einer<br />

CSR-Selbstbewertung ihre zentralen<br />

Themen zu identifizieren, zu bearbeiten<br />

unddarüber zu berichten. Am Ende steht<br />

die Auszeichnung ‚CSR-Unternehmen<br />

Münsterland‘“, teilte jetzt das regionale<br />

CSR-Kompetenzzentrum mit.<br />

20 Unternehmen stellen sich beim öffentlichen<br />

Start der Workshops im H7 am<br />

Mittelhaften in Münster vor, erläutern<br />

ihre Motivation und Zielsetzung.<br />

Die Workshops wurden vomKompetenzzentrum<br />

speziell für KMU entwickelt und<br />

dienen der Erreichung folgender Meilensteine:<br />

CSR-Selbstbewertung, CSR-Leitbild,<br />

CSR-Strategie, CSR-Maßnahmenprogramm<br />

sowie Kommunikationskonzept<br />

inklusive CSR-Kurzbericht. Parallel<br />

dazu werden vier Handlungsfelder beleuchtet:<br />

Arbeitsplatz und Mitarbeiter,<br />

Umweltschutz, Produktverantwortung<br />

und Markt, Gemeinwesen.<br />

Die Unternehmen starten in den nächsten<br />

Wochen mit einer Selbstbewertung.<br />

Dabei werden bisherige Aktivitäten erfasst<br />

und refl<br />

ektiert, die Bedeutung möglicher<br />

Handlungsfelder bewertet und hieraus<br />

betriebsspezifisch die zentralen Bedarfe<br />

priorisiert. Die Durchführung der<br />

Selbstbewertung wird durch Masterstudierende<br />

der FH Münster unterstützt, die<br />

die Unternehmen zum Beispiel bei der<br />

Datenerfassung entlasten können.<br />

Drei starke Partner an Ihrer Seite<br />

• Start Ups<br />

–Rechtsformwahl,<br />

Finanzplanung<br />

• Unternehmenswertgutachten<br />

• gesetzliche Jahresabschlussprüfung<br />

• Finanzbuchhaltung<br />

auch für den Onlinehandel<br />

• Lohnbuchhaltung<br />

• Gemeinnützigkeitsrecht:<br />

Vereine und Stiftungen<br />

• Steuerberatung<br />

–national und international<br />

• Umwandlung<br />

von Unternehmen<br />

• Nachfolgeplanung<br />

–Erbschafts- und<br />

Schenkungssteuer<br />

Druck und Medien GmbH<br />

Kanzlei Emsdetten<br />

Münsterstraße 6|48282 Emsdetten<br />

Telefon +49 (0) 2572/96052-0<br />

Telefax +49 (0) 2572/96052-44<br />

E-Mail emsdetten@bbk-steuerberater.de<br />

Kanzlei Münster<br />

WeselerStraße 253 |48151 Münster<br />

Telefon +49 (0) 251/21070<br />

Telefax +49 (0) 251/2107150<br />

E-Mail muenster@bbk-steuerberater.de<br />

www.bbk-steuerberater.de<br />

Coerdestraße 44<br />

www.ccc-ms.de


LEBEN &WISSEN 19<br />

Das „Haus Mariengrund“ in Münster feierte vor wenigen Wochen das 60-jährige Bestehen Die Einrichtung gehört zuden Zentren der<br />

weltweiten Schönstatt-Bewegung.<br />

Fotos: Hubertus Kost<br />

SCHÖNSTATT-BEWEGUNG<br />

Die Schönstatt-Bewegung ist eine Vereinigung<br />

von Gläubigen in der katholischen Kirche,<br />

die sich in Fragen von Ehe und Familie<br />

und im gesellschaftspolitischen und sozialen<br />

Bereich engagiert. Die Bewegung wurde von<br />

Pater Josef Kentenich offiziell 1914 gegründet<br />

und ist benannt nach dem Ortsteil<br />

Schönstatt der Stadt Vallendar bei Koblenz.<br />

In rund 130 Ländern ist die Bewegung verbreitet,<br />

besonders in Lateinamerika. Im<br />

deutschsprachigen Raum gibt es 44 Schönstatt-Zentrum,<br />

zu denen auch die Bildungseinrichtung<br />

in Münster gehört.<br />

Als Teil der Bewegung gründete Pater Kentenich<br />

im Jahr 1926 die „Schönstätter Marienschwestern“.<br />

Es handelt sich dabei um<br />

eine Gemeinschaft (Säkularinstitut) der römisch-katholischen<br />

Kirche, deren Mitglieder<br />

–imUnterschied zu einer Ordensgemeinschaft<br />

–nicht im Kloster, sondern „in der<br />

Welt leben“. Die Marienschwestern sind damit<br />

keine Ordensfrauen im eigentlichen<br />

Sinn. Sie engagieren sich weltweit überwiegend<br />

im sozialen Bereich, aber auch inErziehung<br />

und Bildung.<br />

-hko-<br />

Was imAlltag wirklich wichtig ist<br />

Im „Haus Mariengrund“ in Münster werden Fragen des Arbeits- und Privatlebens neu gestellt.<br />

Mut, Glaube, Zukunft. Diese drei Begriffe<br />

sind die Leitlinien für die<br />

Arbeit von „Haus Mariengrund“ in<br />

Münster. Die Bildungseinrichtung<br />

mit christlichem Hintergrund wird<br />

vonden Schönstätter Marienschwestern<br />

geleitet und ist Teil der weltweiten<br />

Schönstatt-Bewegung.<br />

Bei uns steht der Mensch im<br />

Mittelpunkt.“ In diesem Satz<br />

fasst Schwester Juttamaria,<br />

die das Haus leitet, Auftrag<br />

und Ziel der Einrichtung zusammen.<br />

„Haus Mariengrund“ ist eine<br />

staatlich anerkannte Bildungsstätte,<br />

ebenso Begegnungsstätte, spirituelles<br />

Zentrum –und Wirtschaftsbetrieb, vom<br />

christlichen Glauben geprägt. „Aber wir<br />

sind kein Kloster und keine Klause und<br />

wir leben nicht zurückgezogen,“ erläutert<br />

Haus-Oberin Schwester Josit. „Wir<br />

sind eine weltoffene Gemeinschaft.“<br />

Einige Gäste, die zum ersten Mal „Haus<br />

Mariengrund“ besuchen und an einer<br />

Veranstaltung teilnehmen, seien überrascht<br />

von der offenen und ruhigen Atmosphäre,<br />

sagt die ehemalige langjährige<br />

Gymnasiallehrerin. Während des Aufenthalts<br />

erfahren die Besucher dann die<br />

Ruhe als willkommenen Abstand vom<br />

Alltag und stellen fest, dass die Schönstätter<br />

Marienschwestern mitten im Leben<br />

stehen.<br />

Die 1800 Schwestern der weltweiten Bewegung<br />

sind auf allen Kontinenten in sozialen<br />

und gesellschaftlichen Bereichen<br />

engagiert. „Haus Mariengrund“ ist mit<br />

einem Team von sechs Schwestern und<br />

22 Fachkräften ausunterschiedlichenBerufsbereichen<br />

in der Diözese Münster das<br />

Zentrum der Bewegung. „Wir verstehen<br />

uns als Ort der Begegnung, an dem unterschiedliche<br />

gesellschaftliche Strömungen<br />

zusammenfinden“, hebt Schwester<br />

Juttamaria hervor. Zu den Seminaren<br />

und Tagungen werden freiberuflf iche Referenten<br />

und Fachleute aus verschiedenen<br />

Wissensbereichen eingeladen.<br />

Auch Firmen und Institutionen der Wirtschaft<br />

nutzen „Haus Mariengrund“ für<br />

Veranstaltungen der berufl<br />

ichen und persönlichen<br />

Weiterbildung. Für Übernachtungen<br />

stehen 53 Zimmer zur Verfügung.<br />

Die Bildungsangebote des Hauses haben<br />

drei Schwerpunkte: „Mensch und Arbeit,<br />

Mensch und Chance, Mensch und Familie“<br />

ist ein Schwerpunkt, außerdem gibt<br />

es Angebote zuden Themen Besinnung<br />

und Begegnung. Es geht zum Beispiel um<br />

Folgen der Digitalisierung, um Fragen<br />

zur Partnerschaft und um Krisenbewältigung.<br />

Die Formate dafür reichen von<br />

Workshops bis zum Erfahrungsaustausch.<br />

Die Angebotebieten Gelegenheit, mit Abstand<br />

auf die eigene Lebenssituation zu<br />

schauen und dabei zu erkennen, was im<br />

Alltag wirklich wichtig ist und wie die Zukunft<br />

durch positives Denken gestaltet<br />

werden kann. Das Ziel: Selbstbewusstsein<br />

entwickeln und dadurch die eigene<br />

Persönlichkeit im Beruf und im alltäglichen<br />

Leben stärken. Die Wertschätzung<br />

jedes Einzelnen liegt den Marienschwestern<br />

besonders am Herzen.<br />

„Immer mehr,immer schneller“ –das sei<br />

für viele Menschen in der heutigen Zeit<br />

erstrebenswert, sagt Schwester Juttamaria.<br />

Dabei gehe aber das wertschätzende<br />

Miteinander verloren. „Haus Mariengrund“<br />

sieht einen Kernbereich seiner<br />

Arbeit darin, diese Wertschätzung zu erkennen,<br />

zu erhalten und zu stärken. Die<br />

Seminare beinhalten ganz bewusst Zeiten<br />

der Stille, Meditation und Entspannung.<br />

„Damit schaffen wir einen Gegenpol<br />

zu den Bestrebungen zunehmender<br />

Selbstoptimierung, die viele Menschen<br />

an den Rand der Belastbarkeit bringen.“<br />

Schwester Josit fügt gern hinzu: „Unser<br />

Haus soll den Menschen gut tun.“<br />

Hubertus Kost<br />

Das Haus ist von Pater Josef Kentenich, dem Gründer der<br />

Schönstatt-Bewegung, geprägt. Die Wertschätzung der Besucher<br />

liegt Haus-Oberin Schwester Josip (l.), Hausleiterin Schwester Juttamaria<br />

(r.) und dem gesamten Team besonders am Herzen.<br />

Cooperation von<br />

Wirtschaftsprüfern &<br />

Steuerberatern<br />

Stolze –Dr. Diers –Beermann GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ·Steuerberatungsgesellschaft<br />

Mit derzeit 19 Berufsträgern (davon 7Wirtschaftsprüfer, 2Rechtsanwälte und 19 Steuerberater)<br />

und insgesamt 69 Mitarbeitern sind wir eine der führenden Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien<br />

in Westfalen. Unser Angebot umfasst eine breite Spanne von Dienstleistungen<br />

insbesondere für mittelständische Unternehmen und deren Gesellschafter von der<br />

Einkommensteuererklärung über die Abschlusserstellung bis zur Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfung.<br />

Weiterhin beraten wir in Fragen des Steuerrechts –insbesondereimBereich<br />

des Umwandlungsteuerrechts, des internationalen Steuerrechts und der Unternehmensnachfolge.<br />

Zu unserem Dienstleistungsspektrum zählt auch die betriebswirtschaftliche Beratung.<br />

Jeder Mandant hat bei uns einen persönlichen Ansprechpartner,der das Unternehmen langjährig<br />

betreut. Über unsere örtlichen Niederlassungen in Emsdetten, Rheine und Hamburg hinaus<br />

kooperieren wir im Rahmen der CW&S mit anderen Praxen und sind Mitglied des internationalen<br />

Verbundes von Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern „AGN“, um auch überregional<br />

und grenzüberschreitend unsere Mandanten betreuen zu können.<br />

Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. Fritz-Ulrich Diers<br />

Dr. Philipp Diers<br />

Dr. Marie-Theres Stolze<br />

Heinz Stolze<br />

Wilfried Beermann<br />

Johannes Fink<br />

Prof. Dr. Dorian Fischbach<br />

Timmo Wagner<br />

www.stolze-diersbeermann.de<br />

Neubrückenstraße 4<br />

48282 Emsdetten<br />

Tel. (02572) 40 85<br />

Fax (02572) 85647<br />

stolze-diers@stodibe.de<br />

Timmermanufer 142<br />

48429 Rheine<br />

Tel. (05971) 80822-6<br />

Fax (05971) 80822-75<br />

info@stodibe.de<br />

Banksstraße 6<br />

20097 Hamburg<br />

Tel. (040) 30 95 47-77<br />

Fax (040) 30 95 47-47<br />

fischbach@stodibe.de


20 LEBEN &WISSEN<br />

„Nicht überreden,<br />

sondern überzeugen“<br />

In der „Hand-Werk-Statt“ der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaft<br />

Münster lernten 500 Jugendliche die berufliche Praxis kennen.<br />

Einfach mal ausprobieren: Schieferbearbeitung gehört zum Dachdecker-<br />

Handwerk.<br />

Fotos: Hubertus Kost<br />

Steffen Haimann muss auch schon mal indie Hocke gehen, um eine Reparatur<br />

durchzuführen. Er stellte seinen Beruf praxisnah vor. Sein Chef Dietmar<br />

Plenter (r.) lobt die „Hand-Werk-Statt“ als „tolles Angebot“.<br />

Der Wettbewerb um Berufsnachwuchs<br />

beginnt inder Schule. Das Interesse<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

wird gesteigert, wenn sie Berufe<br />

in der Praxis erleben können. Zum<br />

Beispiel in der „Hand-Werk-Statt“<br />

der Handwerkskammer Münster.<br />

Eine ausbaufähige Aktion.<br />

Finde heraus, welche Talentein<br />

dir stecken.“ Das warvor einigen<br />

Wochen die Aufgabe für<br />

500 Jugendliche der Jahrgänge<br />

8und 9aus 5Schulen in<br />

Münster. Dafür hatten sie für einen Tag<br />

den Unterricht in die Praxis verlegt.<br />

Zwölf Berufsfelder standen zur Auswahl.<br />

Handwerk nicht nur zum Anschauen,<br />

sondern vor allem zum Mitmachen.<br />

„Neugier wecken“, sagt Carsten Haack,<br />

Abteilungsleiter Nachwuchssicherung<br />

bei der Handwerkskammer (HWK). Das<br />

sei die Botschaft der „Hand-Werk-Statt“.<br />

Das Angebot richtet sich an Schulen in<br />

Münster. Fünf Haupt- und Realschulen<br />

haben sich an der Aktion der Handwerkskammer<br />

und der Kreishandwerkerschaft<br />

Münster beteiligt. Als Kooperationspartner<br />

konnten die Initiatoren die Agentur<br />

für Arbeit Münster-Ahlen und das „Zdi-<br />

Zentrum Zukunft durch Innovation<br />

Münster-Münsterland m3“ gewinnen.<br />

Vorurteile gibt es nicht: Auch Jungen setzten sich an die Nähmaschine.<br />

Das Zentrum will Schülerinnen und<br />

Schüler für sogenannteMint-Berufeinteressieren<br />

(Mint steht für Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und<br />

Technik). Träger sind die Universität und<br />

die Fachhochschule Münster.<br />

Die Praxis handwerklicher Berufe steht<br />

bei der „Hand-Werk-Statt“ im Mittelpunkt.<br />

Die Teilnehmer werden in Gruppen<br />

eingeteilt, jeder muss sieben Stationen<br />

absolvieren. Dabei geht es um ganz<br />

reale Situationen: An kleinen Werkstattplätzen<br />

werden Alltagssituationenerläutert.<br />

Zum Beispiel Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

im Sanitär-, Heizungs- und<br />

Klimahandwerk, bei den Kraftfahrzeugmechatronikern<br />

und bei den Zweiradmechanikern.<br />

Überall können die Schülerinnen<br />

und Schüler mitmachen. Manche<br />

nehmen zum ersten Mal ein Werkzeug in<br />

die Hand. „Echt cool“, ist oft zu hören.<br />

Das lässt doch schon mal Interesse erkennen.<br />

Und genau das will die Aktion erreichen.<br />

Zur Auswahlstehen auch die Bereiche<br />

Tischler und Zimmerer, Elektro, Maler<br />

und Lackierer,Metall, Friseure, Dachdecker,<br />

Textil und Bäcker. Ein breites<br />

Spektrum, aber auch nur ein Ausschnitt,<br />

denn das Handwerk bietet weit über 100<br />

Ausbildungsberufe.<br />

Carsten Haack weiß aus berufl<br />

icher Erfahrung,<br />

dass Schülerinnen und Schüler<br />

wenig Ahnung davon haben, „was es im<br />

Handwerk alles gibt“. Neugierig machen,<br />

Interesse wecken, informieren –darin sehen<br />

die Initiatoren einen guten Ansatz,<br />

um Berufsnachwuchs zu gewinnen. „Dabei<br />

wollen wir nicht überreden, sondern<br />

überzeugen“, sagt Haack.<br />

Junge Leute, die bereits ein Handwerk<br />

lernen, sind dabei wichtigeUnterstützer.<br />

Zum Beispiel Steffen Haimann. Er ist Auszubildender<br />

im Sanitär-, Heizungs- und<br />

Klima-Handwerk (SHK) bei der Firma<br />

Plenter in Münster. Inder „Hand-Werk-<br />

Statt“ stellte erseinen Beruf praxisnah<br />

vorund beantworteteviele Fragen. Information<br />

auf Augenhöhe, denn mit einem<br />

Auszubildenden kommen Schülerinnen<br />

und Schüler schnell in Kontakt. „Der hat<br />

ja echt schon Ahnung“, wardie Meinung.<br />

Steffen Haimann hat mit seiner Ausbildung<br />

„absolut die richtige Entscheidung<br />

getroffen“, und das erläutert er gern.<br />

Ebenso wie Sebastian Kemner,der bei 2-<br />

Rad-Hansen in Münster seine Ausbildung<br />

absolviert. Der jungeMann hat sein<br />

Hobby zum Beruf gemacht. In „Werkstatt-Unterricht“<br />

konnte er überzeugend<br />

vermitteln, dass das Fahrrad und damit<br />

auch der Beruf des Zweirad-Mechanikers<br />

eine aussichtsreiche Zukunft haben.<br />

Bei einem Elternabend vor Beginn der<br />

Aktion nutzten Mütter und Väter die Gelegenheit,<br />

selbst einige Stationen der<br />

Hand-Werk-Statt auszuprobieren. Außerdem<br />

wurden verschiedene BeratungsangeboteimRahmen<br />

der Berufsorientierung<br />

vorgestellt.<br />

Lehrkräfte spielen beim Thema Berufswahl<br />

auch eine wichtigeRolle. Nicht nur<br />

im Unterricht. Die Berufswahl-Koordinatorinnen<br />

Andrea Rudel, Kristin Köhler<br />

und Christine Sewing begleiteten die<br />

Schülerinnen und Schüler gern in die<br />

„Hand-Werk-Statt“ und lobten den<br />

Unterricht beim Handwerk gleichermaßen:<br />

„Ein tolles Angebot.“<br />

So schätzt auch Dietmar Plenter die Aktion<br />

ein. Der Chef der gleichnamigen<br />

SHK-Firma hat seinen Auszubildenden<br />

gern für die Aktion „freigestellt“, denn<br />

„unser Berufsnachwuchs kann den fast<br />

Gleichaltrigen doch am besten erklären,<br />

warum sie eine Ausbildung machen sollen“.<br />

AndereChefs,deren Auszubildende<br />

mit in der „Werkstatt“ waren, sehen das<br />

genauso.<br />

„Wir hoffen, dass in den kommenden<br />

Jahren noch weitere Betriebe mitmachen,<br />

denn schneller können sie kaum<br />

mit Jugendlichen in Kontakt kommen,<br />

um sie für ein Praktikum oder sogar eine<br />

Ausbildung zu interessieren“, sagt der<br />

Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />

Münster, Jan-Hendrik Schade.<br />

Christian König von der Agentur für<br />

Arbeit kann sich vorstellen, dass die Aktion<br />

über Münster hinaus angeboten<br />

wird: „Die ‚Hand-Werk-Statt‘ ist ausbaufähig.“<br />

Hubertus Kost<br />

Erste Versuche im Maler- und Lackierer-<br />

Handwerk


LEBEN &WISSEN 21<br />

Blühende Steinwüste: Blick über den historischen Teil des Johannisfriedhofs Fotos: Ulrich Traub Immaterielles Kulturerbe: Epitaphienkünstler Thomas Haydn beim Ziselieren<br />

Ein Schatz mit<br />

Welterbe-Niveau<br />

Die Nürnberger Friedhöfe St. Rochus und St. Johannis mit ihren Epitaphien<br />

wirken noch heute wie aus einer längst vergangenen Zeit.<br />

Ein Erlass des Kaisers Maximilian I.<br />

vom 31. Oktober 1518 besagte, dass<br />

nur noch auf außerhalb der Nürnberger<br />

Stadtmauern gelegenen Gottesäckern<br />

bestattet werden dürfe. Dies<br />

führte zur Neuanlage des St. Rochus-<br />

Friedhofs und zur Erweiterung des<br />

Pestfriedhofs St. Johannis. Damals<br />

sind zwei Begräbnisstätten entstanden,<br />

die aufgrundihrer nochweitgehend<br />

existenten historischen Gestalt<br />

voneinzigartigem kulturgeschichtlichem<br />

Rang sind.<br />

Großfamilie: links der Vater mit elf Söhnen, rechts die Mutter mit<br />

sieben Töchtern; oben eine Auferstehungsszene<br />

Im Jahr des 500. Geburtstags wurde<br />

beiden, längst unter Denkmalschutz<br />

stehenden Friedhöfen ein<br />

besonderes Geschenk zuteil. Neben<br />

den auf den Gräbern liegenden<br />

Sandsteinen, die das Bild dieser<br />

Friedhöfe prägen, sind es die fl<br />

ach auf<br />

den meisten Steinen angebrachten Platten,<br />

die ein weiteres Alleinstellungsmerkmal<br />

darstellen. Die herausragende<br />

Bedeutung dieser Epitaphien und das ihnen<br />

zugrundeliegende Kunsthandwerk<br />

wurden jüngst in die Bayerische Landesliste<br />

des Immateriellen Kulturerbes der<br />

Unesco eingetragen. Die Aufnahme in die<br />

Bundesliste wird möglichst bald angestrebt.<br />

„Es warunser Ziel, diesen Schatz stärker<br />

im Bewusstsein zuverankern“, berichtet<br />

Thomas Haydn, der am Kulturerbe-Antrag<br />

mitgearbeitet hat. Der gelernte Metallgestalter<br />

ist seit vielen Jahrendie erste<br />

Adresse, wenn es um Epitaphien geht,<br />

mit denen auch heute noch Nürnberger<br />

Familien ihre Gräber schmücken. „Die<br />

rund6000 Epitaphe auf den Grabsteinen<br />

der beiden Friedhöfe sind ein umfassendes<br />

Archiv der Stadtgeschichte“, fasst der<br />

gebürtigeÖsterreicher,der sich als Epitaphienkünstler<br />

einen Namen erworben<br />

hat, den Wert dieses Grabschmucks zusammen.“<br />

Als im 16.Jahrhundert die ersten Steine<br />

wegen des sandigen Bodens nicht gestellt,<br />

sondern auf die Gräber gelegt wurden,<br />

waren es noch schmucklose, etwa<br />

gleich große Quader,die erst später stärker<br />

profiliert wurden. Vom Rat war die<br />

Grablänge auf 1,67 Meter festgeschrieben<br />

worden. „Weil diese Größenverordnung<br />

die Nürnberger ander individuellen<br />

Gestaltung der Grabsteine hinderte,<br />

suchte man diesen Wunsch durch verschiedenartige<br />

Bronzeguss- bzw. Messingplatten<br />

zu kompensieren“, erklärt<br />

Adalbert Ruschel. Der Friedhofsexperte,<br />

der vorseiner Pensionierung Professor an<br />

der Hochschule in Nürnberg war, hat<br />

mehrere Bücher über spezielle Themen<br />

der beiden Friedhöfe veröffentlicht. Er<br />

hat sich mit der Fragebeschäftigt, welche<br />

Spuren heute etwa längst verschwundene<br />

Berufe auf den Gedenkplatten hinterlassen<br />

haben oder was diese über die<br />

Nürnberger Braukunst verraten.<br />

„Die Epitaphien sind ein umfangreiches<br />

Geschichtsbuch.“ Man müsse es nur zu<br />

deutenwissen, wasfür dieMenschen der<br />

damaligen Zeit kein Problem gewesen<br />

sei, versichert Adalbert Ruschel. Inschriftentexte<br />

und Namen, Wappen, Handwerks-<br />

und Zunftzeichen sowie figürliche<br />

Szenen aus dem Alten und Neuen Testament<br />

–die meist schmuckvollen, mit vielen<br />

Ornamenten versehenen, mal<br />

schlichten Epitaphien auf den Gräbern<br />

von St. Johannis und St. Rochus geben<br />

dem Besucher Einblicke inLeben, Sterben<br />

und Religiosität der Menschen früherer<br />

Jahrhunderte.<br />

„Wissen Sie, welchen Beruf der hier Begrabene<br />

hatte?“, fragt Adalbert Ruschel<br />

und zeigt auf ein Epitaph auf dem Rochusfriedhof,<br />

auf dem mehrere kleine<br />

Kreise nebeneinander zu sehen sind.<br />

Apotheker vielleicht? „Nein, er warPaternoster-Macher<br />

und fertigte Rosenkränze.“<br />

Andere Berufe, auf die in den schon<br />

zu Lebzeiten gegossenen Epitaphien aufmerksam<br />

gemacht wurde, sind leichter<br />

zu entschlüsseln. Man findet einen Messerschmied,<br />

dessen Stellung es ihm erlaubte,<br />

sein Wappen mit einer Krone zu<br />

zieren –kein Einzelfall. Auch der Brillenmacher<br />

ist schnell identifiziert. „Nürnbergbesaß<br />

im 16.Jahrhundert ein Monopol<br />

auf Brillenherstellung“, ergänzt der<br />

Friedhofsexperte.<br />

►Fortsetzung auf Seite 22<br />

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Restauriert von Thomas Haydn: Das Epitaph von<br />

1595 zeigt eine Kreuzigung umgeben von biblischen<br />

Szenen.<br />

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22 LEBEN &WISSEN<br />

Henker unter Handwerkern<br />

Um die Begräbnisstätten ranken sich viele Geschichten.<br />

Kamm- und Tuchmacher,<br />

Pinselhersteller, Löffelschneider,<br />

Töpfer und<br />

Schlotfeger –St. Rochus war<br />

Kie d Begräbnisstätte der<br />

Handwerker. Nur ein Patrizier hat hier<br />

seine letzteRuhestättegefunden. „Ungewöhnlich<br />

für einen christlichenFriedhof,<br />

dass der legendäre Nürnberger Henker<br />

Franz Schmidt hier liegt, vielleicht weil er<br />

später zum Wundarzt umschulte“, vermutet<br />

Adalbert Ruschel.<br />

„Häufig wurden auch Nachnamen auf<br />

den Epitaphien mit Symbolen dargestellt.“<br />

So ließ Hans Nußer mit einem<br />

Nussbaum an sich erinnern, während ein<br />

gewisser Herr Bauch selbigen auf einer<br />

Schubkarre vor sich herschiebt: Humor<br />

im Angesicht des Todes.<br />

Claudia Maué, die auf dieses Epitaph auf<br />

St. Johannis hinweist, hat eine alte An-<br />

Bemoost und verwittert: Blick über den Rochusfriedhof.<br />

sicht mitgebracht: der Friedhof als reine<br />

Steinwüste. Heute präsentiert ersich –<br />

wie auch St. Rochus –als romantische<br />

Insel im Häusermeer. Rosensträucher,<br />

die zwischen den Gräbern wachsen und<br />

bunte Blumengestecke, die die meist bemoosten<br />

und verwitterten Steinquader<br />

schmücken, stellen den Gedanken an Abschied<br />

und Vergänglichkeit die Schönheit<br />

des erlebten Momentes an die Seite. Die<br />

Blumen müssten allerdings in Messingschalen<br />

auf Füßen stehen, damit kein<br />

Wasser den darunterliegenden Stein zersetze,<br />

heißt es in einem Friedhofsratgeber.<br />

„Auf die Epitaphien selbst darf gar<br />

nichts gestellt werde“, informiert Claudia<br />

Maué.<br />

Die alsHeimatpfl<br />

egerin bei der Stadt tätige<br />

Kunsthistorikerin erzählt vonden vielen<br />

Vorschriften, die die historische Substanz<br />

schützen sollen, „aber es halten sich<br />

leider nicht alle dran“. Es müsse jetzt gerichtlich<br />

geklärt werden, wem die Epitaphien<br />

eigentlich gehörten, den Hinterbliebenen<br />

oder der Kirche. „Bislang will<br />

keiner für Restaurierungen bezahlen, obwohl<br />

es Zuschüsse gibt“, beschreibt Claudia<br />

Maué die Situation. Sie ist Vorsitzende<br />

des Vereins Nürnberger Epitaphienkunst<br />

und –kultur. „Wir hoffen, dass uns<br />

der Eintrag indie Welterbeliste weiterbringt,<br />

vor allem im Hinblick auf Erhalt<br />

und Dokumentation der Epitaphien“, die<br />

seit 500 Jahren im gleichen kunsthandwerklichen<br />

Verfahren hergestellt würden.<br />

„Sie wollen bestimmtauch zum Dürer?“,<br />

fragt Claudia Maué und schlängelt sich<br />

zielstrebig durch die nur wenige Zentimeter<br />

breiten Durchgänge zwischen den<br />

Steinquadern vorbei an den Gräbern von<br />

Dürers Freund, dem Humanisten Willibald<br />

Pirckheimer, des Holzschnitzers Veit<br />

Stoß unddes Malers Anselm Feuerbachs.<br />

Sein Epitaph zeigt den 1880 Verstorbenen<br />

im Profil, eines der ganz seltenen<br />

Porträts. Dürer ruht in einem Grab, das<br />

Joachim von Sandrart, der Gründer der<br />

NürnbergerMalerakademie, 1681 erworben<br />

hatte. Auch die Texte inden Epitaphien,<br />

mit denen er Dürer preisen ließ,<br />

stammen aus dieser Zeit.<br />

Aus kunsthistorischer Sicht seien andere<br />

Epitaphien interessanter, erklärt Claudia<br />

Maué und deutet auf ein vielgestaltiges<br />

Exemplar mit einem singenden<br />

Schwan und einer Schlange, die sich in<br />

den Schwanz beißt. „Das sind Symbole<br />

für Vergänglichkeit und ewiges Leben.“<br />

Ein beliebtes Motiv sei auch Jonas und<br />

der Walgewesen, „ein als Sinnbild für die<br />

Auferstehung“. Die Gestaltung der Epitaphien<br />

war stets Ausdruck der kunstgeschichtlichen<br />

Entwicklung. Die meisten<br />

Gedenkplatten stammen aus der Barockzeit,<br />

aber man findet auch Beispiele für<br />

den Manierismus oder den Jugendstil.<br />

Und heute?<br />

Thomas Haydn, der vis-à-vis von St. Johannis<br />

gerade an einem Entwurfarbeitet,<br />

erwidert:„Traditionelle Symbole und religiöse<br />

Themen sind in den Hintergrund<br />

getreten, deren Stelle haben Verweise auf<br />

Persönlichkeit und Vorlieben des Verstorbenen<br />

eingenommen.“ Natürlich spiele<br />

auch der Zeitgeist eine Rolle, aber der<br />

Sinn eines Epitaphs sei geblieben, meint<br />

der NürnbergerKunsthandwerker.„Es ist<br />

die Suche nach einem adäquaten Ausdruck<br />

des Gedenkens an einen verstorbenen<br />

Menschen und für die eigene<br />

Trauer.“<br />

Ulrich Traub<br />

Grab mit Kopfstütze: Die Epitaphien am Dürer-Grab<br />

stammen aus dem späten 17. Jahrhundert.<br />

Kaum zu erraten: Das Epitaph markiert das Grab eines<br />

Mühlenmechanikers. Dürers „Betende Hände“ sind erst<br />

später hinzugefügt worden.<br />

Fotos: Ulrich Traub<br />

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Arbeitsschutz umfasst<br />

den ganzen Menschen<br />

Der Schutz der Arbeitnehmer ist eine gesetzliche Aufgabe, die Unternehmer durchzuführen haben,<br />

wenn sie Menschen beschäftigen. Mit dem Ziel, die Gesundheit von Beschäftigten zu schützen.<br />

Stress oder die falsche Sitzhaltung am Arbeitsplatz können langfristig zu einer Belastung werden –inkörperlicher wie in psychischer Hinsicht.<br />

Foto: dpa/Inga Kjer<br />

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Lärm, ständig beim Arbeiten unterbrochen<br />

zu werden, unzählige Termine,<br />

fehlende Erholungszeiten –<br />

das sind Belastungen, die zu Problemen<br />

führenkönnen. In körperlicher,<br />

aber auch in psychischer Hinsicht.<br />

Um die Sicherheit und Gesundheit<br />

von Beschäftigten sicherzustellen,<br />

gibt es den Arbeitsschutz.<br />

Das 1996 in Kraft getretene<br />

Arbeitsschutzgesetz umfasst<br />

den ganzen Menschen,<br />

nicht nur die Hardware,also<br />

den Körper,sondern<br />

auch die Psyche, macht Jörg Feldmann,<br />

Pressereferent der Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

verständlich.<br />

Muskel- und Skeletterkrankungen sind<br />

nach wie vor der häufigste Grund, weshalb<br />

Arbeitnehmer ausfallen. „Darunter<br />

fallen Rückenleiden oder Verschleißerkrankungen,<br />

beispielsweise durch<br />

ständig wiederholte Bewegungen oder<br />

Fehlbelastungen ausgelöst“, sagt Feldmann.<br />

Gemeinsam mit Krankheiten des<br />

Atmungssystems wie grippale Infekte ,<br />

psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen<br />

machen sie mehr als die<br />

Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage aus.<br />

Insbesondere Psychische Erkrankungen<br />

hätten in den vergangenen Jahren zugenommen.<br />

„Einerseits wird die Gesellschaft durch<br />

neue Infotechnologien immer schneller,<br />

die Produktivität nimmt zu und damit<br />

auch die Leistung, die einzelne Arbeitnehmer<br />

erbringen müssen. Andererseits<br />

kam eszueiner Enttabuisierung. Menschen<br />

reden offener über Erkrankungen<br />

wie Depressionen, man ist achtsamer.<br />

Psychische Leiden werden schneller erkannt<br />

und diagnostiziert als früher“, erklärt<br />

Feldmann die steigenden Zahlen.<br />

Erkrankungen durch die Arbeit vorzubeugen,<br />

im Rückkehrschluss die Gesundheit<br />

von Beschäftigten zu schützen, darauf<br />

zieltder Arbeitsschutz ab. Er ist eine<br />

gesetzliche Aufgabe, die Unternehmer<br />

durchzuführen haben, wenn sie Menschen<br />

beschäftigen. „Es geht um sozialen<br />

Schutz, erstmals eingeführt im 19.Jahrhundert<br />

durch eine Beschränkung der<br />

Kinder- und Jugendarbeit. Im Zuge von<br />

Bismarcks Sozialgesetzgebung wurde<br />

später die gesetzliche Unfallversicherung<br />

eingeführt, die einzige, die der Arbeitgeber<br />

zu 100 Prozent bezahlt“, gibt Feldmann<br />

einen kurzen Einblick.<br />

Heute wird der Arbeitsschutz durch<br />

Richtlinien auf europäischer Ebene gesetzlich<br />

geregelt. So hat Deutschland beispielsweise<br />

die Europäische Arbeitsschutz-Richtlinien,<br />

durch das Arbeitsschutzgesetz<br />

umgesetzt. Das Arbeitsschutzgesetz<br />

ist so etwas wie das Grundgesetz<br />

des Arbeitsschutzes. Es legt nicht<br />

nur die Rechte und Pfl<br />

ichten von Arbeitgebern<br />

und Beschäftigten fest, sondern<br />

verpfl<br />

ichtet auch zu verschiedenen Maßnahmen,<br />

zum Beispiel zur Gefährdungsbeurteilung.<br />

Dabei werdedann die Ist-Situation<br />

im Betrieb analysiert: Welche Gefährdungen<br />

liegen vor? Sind die Gefahren<br />

mechanischer Natur, liegen Fehlbelastungen,<br />

gefährlicheChemikalien oder<br />

eine Strahlungsbelastung vor –zum Beispiel<br />

durch Röntgengeräte? Oder sind es<br />

zu langeArbeitszeiten, ist der Bildschirm<br />

richtig eingestellt oder wirddas Mindestmaß<br />

an Bewegungsfl<br />

äche von 1,20 Metern<br />

eingehalten?<br />

Fortsetzung auf Seite 3<br />

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Verantwortliche Redakteurin:<br />

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Redaktion: Kristina Hinz, Ann-Christin Frank<br />

Gestaltung/Titelseite: Lisa Stetzkamp<br />

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Richtlinien geregelt<br />

Die Risiken am Arbeitsplatz variieren von Branche zu Branche. Die Maßnahmen zur<br />

Gefährdungsbeurteilung sind in der EU gesetzlich festgelegt.<br />

Fortsetzung von Seite 2:<br />

Die Risiken am Arbeitsplatz<br />

variieren von Branche zu<br />

Branche. Objedoch Büroarbeit<br />

oder die Chemiebranche,<br />

das Krankenhaus<br />

oder die Baustelle: Das Schutzziel Sicherheit<br />

und Gesundheit am Arbeitsplatz<br />

muss immer erreicht werden.<br />

Offenbart die Gefährdungsbeurteilung<br />

Mängel oder Gefährdungen am Arbeitsplatz,<br />

muss der Arbeitgeber Maßnahmen<br />

ergreifen. Dabei gibt das Gesetz auch<br />

eine Rangfolge vor. „An erster Stelle stehen<br />

technische Maßnahmen wie beispielsweise<br />

eine leisere Maschine oder<br />

der Ersatz einergefährlichen Chemikalie.<br />

Dann folgen organisatorische wie die<br />

räumliche oder zeitliche Trennung des<br />

Beschäftigten von der Gefahrenquelle.<br />

Erst wenn es keine Alternative gibt, soll<br />

eine persönliche Schutzausrüstung wie<br />

Gehörschutz oder Schutzhandschuhe benutzt<br />

werden“, erklärt Jörg Feldmann.<br />

Anschließend muss auch die Wirksamkeit<br />

der getroffenen Maßnahmen geprüft<br />

werden. So kann die Gefährdungsbeurteilung<br />

auch als ein kontinuierlicher<br />

Verbesserungsprozess verstanden werden.<br />

Angesichts der vielen Branchen und<br />

Tätigkeiten gibt es auf der von der Bundesanstalt<br />

betriebenen Plattform<br />

Die Arbeitsumgebung und -bedingungen fallen unterschiedlich aus: Ob jedoch Büroarbeit oder die Chemiebranche, das Krankenhaus oder die Baustelle: Das<br />

Schutzziel Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz muss immer erreicht werden.<br />

Foto: dpa<br />

ww<br />

w w.gefaehrdungsbeurteilung.de<br />

eine<br />

Vielzahl vonHilfestellungen. Dabei kann<br />

eine Fachkraft für Arbeitssicherheit den<br />

Unternehmer unterstützen und beraten.<br />

„Jeder Betrieb braucht eine sicherheitstechnische<br />

und betriebsärztliche Betreuung.<br />

Der Umfang hängt jedoch von der<br />

Anzahl der Beschäftigten und den auftretenden<br />

Gefährdungen ab“, erläutert Feldman.<br />

Für Kleinbetriebe bis zehn Beschäftigtesind<br />

es nur wenigeStunden im Jahr,<br />

während große Unternehmen beispielsweise<br />

aus der Automobilindustrie eigene<br />

Sicherheitsingenieure und Betriebsärzte<br />

beschäftigen. Ob ein Unternehmen seinen<br />

gesetzlichen Verpfl<br />

ichtungen nachkommt,<br />

wird überprüft. „In Deutschland<br />

liegt die Kontrollejedoch bei den Bundesländern,<br />

beispielsweise den Staatlichen<br />

Ämtern für Arbeitsschutz“, sagt Jörg<br />

Feldmann. Die Kontrollen von Betrieben<br />

erfolgen teilszufällig, es gibt jedoch auch<br />

Schwerpunktaktionen wie Prüfungen<br />

von Baustellen. Außerdem sind schwere<br />

Unfälle Auslöser für diese Kontrollen.<br />

„Da ermitteln dann auch die Staatsanwaltschaft<br />

und die Unfallversicherung“,<br />

erklärt der Pressereferent.<br />

Besondere Herausforderungen an den<br />

Arbeitsschutz bringen moderne Arbeitsformen<br />

mit sich. Sie setzen sich durch wie<br />

etwadas Home Office. „Es gelten die gleichen<br />

Regeln, dass ein sicherer,ergonomischer<br />

Arbeitsplatz vorliegen muss. Das<br />

muss der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber<br />

glaubhaft machen. Tendenziell arbeiten<br />

Menschen vonzuHause ausaber mehr“,<br />

ist Feldmanns Einschätzung. Tückisch<br />

wird es, wenn Arbeitsunfälle im heimischen<br />

Arbeitszimmer erfolgen. „Wenn<br />

die Arbeit für private Erledigungen<br />

unterbrochen wird, beispielsweise um<br />

die Waschmaschine einzuschalten, und<br />

dabei fällt dem Arbeitnehmer etwas auf<br />

den Fuß, dann greift die Unfallversicherung<br />

nicht“, macht der Pressereferent auf<br />

die Risiken aufmerksam. Gleiches gelte<br />

jedoch auch für den Kantinenbesuch im<br />

Betrieb, da dies als eine persönliche Verrichtung<br />

angesehen werde.<br />

Kristina Hinz<br />

Entspannter arbeiten<br />

mit Bildschirmbrille<br />

Wie der digitale Alltagunsere Sehanforderungen verändert.<br />

Weit über 90 Prozent aller 40- bis 59-<br />

Jährigen nutzen täglich Bildschirmgeräte,<br />

jeder Dritte davon mehr als vier Stunden.<br />

Neben Smartphones und Tablets fordert<br />

vor allem der Computer auf dem Büroschreibtisch<br />

die tägliche Aufmerksamkeit.<br />

Trotzdem wissen nur wenige, dass<br />

gerade für diese Arbeit eine spezielle<br />

Sehhilfe nötig wäre.<br />

Wozu eine Bildschirmarbeitsplatzbrille?<br />

Obwohl heute deutlich mehr Zeit vor einem<br />

Monitor verbracht wird als mit einem Buch,<br />

ist die Bildschirmarbeitsplatzbrille fast unbekannt.<br />

Meist sind Gleitsichtbrillen und<br />

Lesebrillen geläufig. Doch letztere sind auf<br />

eine Entfernung von etwa 40Zentimetern<br />

berechnet und erfüllen daher kaum die Anforderungen,<br />

die ein Computerarbeitsplatz<br />

stellt. Ein Bildschirm befindet sich inetwa<br />

70 bis 90Zentimetern Entfernung zu den<br />

Augen. Und auch die Tastatur, das Dokument<br />

davor und die Kollegin gegenüber müssen<br />

deutlich und entspannt erkennbar sein. Exakt<br />

diese Distanzen berücksichtigt die speziell<br />

angepasste Bildschirmarbeitsplatzbrille.<br />

„Digitaler Sehstress“ belastet<br />

Es hat Folgen, wenn man mit der falschen<br />

Brille gen Bildschirm blickt. Denn einerseits<br />

sind die Augen vom Monitor extrem belastet.<br />

Anders als inder analogen, normalen Welt<br />

diktiert der Bildschirm fast ausschließlich<br />

eine Blickrichtung und eine Entfernung. Das<br />

Auge bewegt sich dabei kaum. Andererseits<br />

ist bei Smartphone und Co. die Schrift oft<br />

so klein, dass schon ein minimales Sehdefizit<br />

zu Überanstrengung führt. Auch kurze Reaktionszeiten<br />

und Informationsüberflutung<br />

belasten die Wahrnehmung. All das fassen<br />

Wissenschaftler seit einiger Zeit unter dem<br />

Begriff „digitaler Sehstress“ zusammen, die<br />

Folge sind trockene oder tränende Augen,<br />

geschwollene Lider bis hin zuKopf- oder<br />

Nackenschmerzen.<br />

Arbeitgeber übernimmt Kosten<br />

Gesetzlich sind Arbeitgeber dazu verpflichtet,<br />

die Kosten für eine Bildschirmarbeitsplatzbrille<br />

teilweise zu übernehmen, wenn<br />

bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.<br />

Aber das ist keine Einbahnstraße. Auch der<br />

Arbeitgeber profitiert von einem fitten und<br />

konzentriert arbeitenden Mitarbeiter, der<br />

mehr schafft und entspannter ist.<br />

Münster<br />

Ludgeristraße 112<br />

Tel. 0251 444 46<br />

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Wussten Sie es?<br />

Der Arbeitgeber ist<br />

gesetzlich verpflichtet,<br />

die Kosten für die<br />

Bildschirmbrille unter<br />

bestimmten Voraussetzungen<br />

teilweise<br />

zu übernehmen.<br />

Individuell vor Ort.


4 GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

Viele Beschäftigte haben Rückenprobleme: Dr. Katharina Fastenrath weiß, dass oft schon einfache Maßnahmen<br />

wie beispielsweise Übungen am Schreibtisch die Leiden mindern.<br />

Foto: N.N.<br />

Gesundheit<br />

als Ziel<br />

Dr. Katharina Fastenrath gibt Einblicke indas<br />

Berufsfeld einer Betriebsärztin.<br />

Telefon 0251 / 690-908419<br />

lars.normann@aschendorff.de<br />

Soester Str. 13, 48155 Münster<br />

Telefon 0251 / 690-908418<br />

frank.micheel@aschendorff.de<br />

Soester Str. 13, 48155 Münster<br />

INFOS<br />

Gesundheitsgefährdende Situationen<br />

erkennen und richtig auf diese<br />

reagieren, beziehungsweise es gar<br />

nicht erst so weit kommen zu lassen,<br />

dafür setzen sich Betriebsärzte und<br />

Fachkräfte für Arbeitssicherheit ein.<br />

Dr. Katharina Fastenrath<br />

gibt einen Einblick in das<br />

Berufsfeld eines Betriebsarztes<br />

und die damit verbundenen<br />

gesetzlichen<br />

Vorgaben.<br />

Wieist diebetriebsärztliche Betreuung<br />

durch gesetzliche Regelungen<br />

begründet?<br />

Betriebsärzte tragen dazu bei, dass der Arbeitsschutz in<br />

Unternehmen sichergestellt ist, unterstützen bei der Gefährdungsbeurteilung,<br />

zu der jedes Unternehmen verpflichtet<br />

ist, und leisten Präventionsarbeit. Im Unterschied<br />

zu vielen anderen Arztgruppen benötigt ein gutes Verständnis<br />

der Arbeitsprozesse und der sozialmedizinischen<br />

sowie sozialrechtlichen Grundlagen unseres Gesundheitssystems.<br />

Unsere Interviewpartnerin Dr. Katharina Fastenrath<br />

ist Betriebsärztin für das Herz-Jesu-Krankenhaus<br />

Münster-Hiltrup sowie Teile der Alexianer in Münster-<br />

Amelsbüren.<br />

Dr. Katharina Fastenrath: Das ist von<br />

der Unternehmensgröße und der Branche<br />

beziehungsweise deren Sicherheitsund<br />

Gesundheitsrisiko abhängig. Bei<br />

kleinen und mittleren Unternehmen ist<br />

neben der Grundbetreuung zur Gefährdungsbeurteilung<br />

eine arbeitsmedizinische<br />

und sicherheitstechnische Betreuung<br />

auf Anlass erforderlich, das heißt,<br />

wenn beispielsweise wichtige betriebliche<br />

Veränderungen in Aussicht stehen.<br />

Bei Betrieben mit maximal 50 Angestellten<br />

gibt es die Möglichkeit der alternativen<br />

bedarfsorientierten Betreuung, bei<br />

der sich die Unternehmensleitung in<br />

Schulungen zu den Themen Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz fortbilden kann. Der<br />

Leiter verantwortet in Eigenregie den<br />

Arbeitsschutz. Nach Bedarfwirderdurch<br />

einen Betriebsarzt oder eine Fachkraft<br />

für Arbeitssicherheit, also eine Sicherheitsfachkraft<br />

oder einen Sicherheitsingenieur,<br />

beraten, muss diese aber nicht<br />

dauerhaft beschäftigen. Ab 50 Mitarbeitern<br />

muss ein Unternehmen eine Fachkraft<br />

für Arbeitssicherheit und einen Betriebsarzt<br />

vorweisen. Je nach Branche<br />

reicht die betriebliche Arbeitsschutzbetreuung<br />

von0,5 Stunden proMitarbeiter<br />

im Jahr bei einem geringen Sicherheitsrisiko,<br />

bis zu 2,5 Stunden pro Mitarbeiter<br />

im Jahr bei einem hohen Risiko, beispielsweise<br />

im industriellen Bereich.<br />

Wann wird ein Betriebsarzt, wann<br />

eine Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

benötigt?<br />

Dr. Katharina Fastenrath: Der Betriebsarzt<br />

und die Fachkraftfür Arbeitssicherheit<br />

teilen sich die Arbeitsschutzbetreuung,<br />

normalerweise zu einem Anteil<br />

von jeweils 50 Prozent. Aber je nach Betriebkann<br />

beispielsweise das Technische<br />

im Vordergrund stehen, sodass die Aufteilung<br />

variieren kann. Während wir Betriebsärzteuns<br />

vorrangigumden arbeitsmedizinischen<br />

Bereich, also Gesundheitsprävention,<br />

Vorsorgen und Impfungen<br />

kümmern, ist die Fachkraft für<br />

Arbeitssicherheit für die technische Komponente<br />

zuständig –wie beispielsweise<br />

die Beratung zu technischen Arbeitsmitteln.<br />

Fortsetzung auf Seite 5


BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT 5<br />

Mit einfachen Maßnahmen<br />

die Bewegung steigern<br />

Betriebsärztin Dr. Katharina Fastenrath kennt die kleinen Tricks, die zu mehr Bewegung führen,<br />

beispielsweise wenn der Drucker nicht direkt neben dem Schreibtisch, sondern zentral im Flur steht.<br />

Ihre betriebliche<br />

Krankenversicherung<br />

Barmenia<br />

Firmenkompetenzcentrum bKV<br />

Expertentelefon<br />

Beate Borowsky<br />

0176-62930917<br />

www.beate.borowsky.barmenia.de<br />

Fortsetzung von Seite 4:<br />

Welche Aufgaben verfolgt ein Betriebsarzt,<br />

welche Präventionsmaßnahmen<br />

gibt es?<br />

Dr. Katharina Fastenrath: Im Rahmen<br />

der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

gibt es vor allem im Krankenhaus viele<br />

Möglichkeiten zur Prävention. Neben<br />

themenbezogenen Gesundheitsaktionen<br />

kann man beispielsweise<br />

zur Vorbeugung von Rückenbeschwerden<br />

mit Fitnessstudios<br />

zu vergünstigten Preisen<br />

kooperieren oder die<br />

Physiotherapeuten im<br />

Haus ansprechen. Die Kinästhetik<br />

ist eine Technik,<br />

die lehrt, wie man Patienten<br />

rückenschonend bewegt.<br />

Grundsätzlich ist<br />

mehr Bewegung wichtig.<br />

Da kann man schon mit<br />

einfachen Maßnahmen<br />

nachhelfen, beispielsweise<br />

indem der Drucker<br />

nicht direkt neben den<br />

Schreibtisch, sondern zentral<br />

im Flur aufgestellt wird,<br />

sodass jeder aufstehen muss.<br />

Man kann Telefonate im Stehen<br />

führen oder höhenverstellbare<br />

Tische einführen, an denen<br />

manzwischenzeitlich stehend seine<br />

Arbeit verrichten kann. Bei vielen<br />

Menschen ist am Bildschirmarbeitsplatz<br />

der Monitor zu<br />

hoch eingestellt. Der Blick<br />

müsste leicht nach unten gehen,<br />

um die Augen zuschonen.<br />

Auch hier berät der Betriebsarzt.<br />

Über die Berufsgenossenschaften,<br />

–imGesundheitsdienst<br />

ist es die Berufsgenossenschaft<br />

für Gesundheitsdienst<br />

und Wohlfahrtspflf ege –,<br />

können Hilfsangebote vermittelt<br />

werden. Hier gibt es die<br />

Möglichkeit, jemanden mit Rückenleiden<br />

für ein Rückenkolleg<br />

oder jemanden mit Hautproblemen<br />

zu einem Beratungsseminar<br />

anzumelden. Manche<br />

Unternehmen kommen für die<br />

Grippeschutzimpfung finanziell<br />

auf, das lohnt sich vor allem im<br />

Foto: dpa<br />

Gesundheitsdienst, da hier nicht nur Mitarbeiter<br />

auf diese Weise geschützt werden,<br />

sondern auch die Patienten, die angesteckt<br />

werden könnten.<br />

Wie oft sind gesundheitliche Untersuchungen<br />

beispielsweise an Augen<br />

oder Rücken zu empfehlen?<br />

Dr. Katharina Fastenrath: Augenund<br />

Rückenprobleme sind die häufigsten<br />

Probleme bei Bürojobs. Die Untersuchung<br />

des Rückens erfolgt nach Bedarf.<br />

Für die Untersuchung der Augen<br />

gilt die Vorschrift, dass bei unter 40-<br />

jährigen Mitarbeitern jeweils nach fünf<br />

Jahren eine Untersuchung durch das<br />

Unternehmen angeboten werden<br />

muss, bei Mitarbeitern über 40 bereits<br />

nach drei Jahren, da sich das<br />

Sehvermögen in diesem Alter verändert.<br />

In einigen Fällen kann sogar<br />

arbeitgeberunterstützt eine<br />

spezielle Bildschirmarbeitsbrille<br />

angeschafft werden.<br />

Mitarbeiter können aber<br />

frei entscheiden, ob<br />

sie von dem Angebot Gebrauch<br />

machen möchten.<br />

Gibt es einen Austausch<br />

zwischen Betriebs-<br />

und Hausärzten?<br />

Dr. Katharina<br />

Fastenrath:<br />

Einen Austausch<br />

darf es aus Datenschutzgründen<br />

so<br />

nicht geben und als<br />

Betriebsärzte wollen<br />

wir auch nicht in<br />

Konkurrenz zu Hausärzten<br />

stehen, sondern<br />

präventiv berufsbedingten<br />

Krankheiten vorbeugen.<br />

Es gibt aber natürlich<br />

Situationen, bei<br />

denen es ratsam ist, sich<br />

mit dem Hausarzt auszutauschen,<br />

beispielsweise<br />

um länger erkrankte Mitarbeiter<br />

bei einer schonenden<br />

Wiedereingliederung<br />

zu unterstützen.<br />

Dann suchen wir<br />

den Kontakt aber<br />

über den Beschäftigten<br />

und halten<br />

es vertraglich<br />

fest, dass Hausund<br />

Betriebsarzt<br />

zum Wohle des<br />

Mitarbeiters miteinander<br />

in Kontakt treten<br />

dürfen.<br />

Inwieweit erfolgt ein Austausch<br />

mit dem Unternehmen?<br />

Dr. Katharina Fastenrath: Der Austausch<br />

mit dem Führungspersonal ist<br />

eine wichtige Aufgabe, dabei arbeiten wir<br />

mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

zusammen. Die Betriebsleitung und Mitarbeitervertretungen<br />

müssen schließlich<br />

hinter den Maßnahmen für Arbeitsschutz<br />

stehen und erkennen, wie wichtig<br />

die Prävention ist, um die finanziellen<br />

Mittel zur Verfügung zu stellen. Weiterhin<br />

wirken die Führungskräfte als Multiplikatoren<br />

und geben die Informationen<br />

an die jeweiligen Abteilungen weiter.<br />

Übungen fürs Büro<br />

Wer imBüroalltag viel sitzt, sollte auf Ergonomie und Bewegung<br />

achten. Auch kleine Übungen zwischendurch können<br />

körperlichen Problemen ganz einfach vorbeugen.<br />

Hier einige Beispiele:<br />

–Strecken Sie sich möglichst häufig im Stehen oder<br />

auch im Sitzen.<br />

–Neigen Sie in aufrechter Sitzhaltung den Kopf soweit<br />

es geht nach vorne, nach hinten und zu den Seiten.<br />

–Lassen Sie im Sitzen bei hängend angelegten Armen<br />

langsam die Schultern kreisen: 30 Sekunden vorwärts, 30<br />

Sekunden rückwärts.<br />

–Legen Sie Ihre Fingerspitzen auf ihre Schultern, nun<br />

malen sie mit den Ellbogen große Kreise inder Luft.<br />

Beim Einatmen heben Sie die Arme nach vorne und nach<br />

oben, beim Ausatmen kreisen Sie weit nach hinten.<br />

–Strecken Sie ihre Arme aufrecht nach vorne. Spreizen<br />

Sie Ihre Finger weit auseinander. Nun schießen Sie ihre<br />

Finger zu einer Faust. Während dieser Übung können Sie<br />

Ihre Arme abwechselnd heben.<br />

–Alternative Sitzgelegenheiten wie Wackelhocker oder<br />

Gymnastikbälle sorgen auch für ein spontanes Rückentraining<br />

und Abwechslung imBüro. Als Dauersitzgelegenheit<br />

sind sie jedoch aus aktueller arbeitsmedizinischer<br />

Sicht nicht geeignet.<br />

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Stetig steigendes Interesse<br />

BARMENIA informiert über einfache Prozesse in der betrieblichen Krankenversicherung<br />

Informierten ansässige Unternehmer: (v.l.) Annett Dorn, Michaela<br />

Radtke, Beate Borowsky sowie Alexander Singh Foto: Frank Micheel<br />

Nun können Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter<br />

noch einfacher und effektiver unterstützen.<br />

Durch die bKv (Betriebliche Krankenversicherung) erhalten<br />

Arbeitnehmer wichtige Extras wie etwa Früherkennungsuntersuchungen,<br />

Zahnersatzleistungen,<br />

Hilfe beim Umgang mit Stress oder Zugriff auf Telemedizinische<br />

Beratung.<br />

■ Das Steigende Interesse an einer bKv zeigt: Unternehmen<br />

wird die Gesundheit ihrer Mitarbeiter immer wichtiger. Zu<br />

einer Infoveranstaltung lud die BARMENIA Versicherung –<br />

Kompetenzcenter Firmenkunden Münster in die Tagungsräume<br />

des Flughafens Münster/Osnabrück in Greven ein. Unternehmerinnen<br />

und Unternehmern aus dem Münsterland wurden<br />

dabei die Vorzüge einer bKv für Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

dargestellt. Nämlich, gute Mitarbeiter an das Unternehmen<br />

zu binden.<br />

Bessere Lösungen für den Mittelstand: Mit dem Kompetenzcenter<br />

Firmenkunden geht die BARMENIA neue Wege,umden<br />

hohenAnsprüchenfür mittelständische Unternehmen gerecht<br />

zu werden. Mit individuellen Konzepten, attraktiven Produktenund<br />

vorallem mit einfachen Prozessen. Weiter Informationen<br />

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Für kleine und große Betriebe<br />

Gesundheitsmanagement mit der IKK classic<br />

Anzeige<br />

Die Arbeitswelt verändert sich. Arbeitsverdichtung, Zeitdruck,<br />

ständige Erreichbarkeit, zunehmende Komplexität<br />

und Flexibilität haben ihren Preis und können zu einem<br />

erhöhten Krankenstand führen. Viele Betriebe möchten<br />

den Krankenstand senken –auch die Bäckerei Geiping in<br />

Lüdinghausen. Geschäftsführerin Ulrike Geiping hat dafür<br />

einen geeigneten Partner gesucht und gefunden: die IKK<br />

classic. Die Krankenkasse bietet seit vielen Jahren betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement (BGM) an –und zwar in<br />

Firmen unterschiedlichster Branchen und Größen.<br />

Wie ist die Gesundheitssituation<br />

in deutschen<br />

Betrieben?<br />

Silke Ogryssek: Da ist zum<br />

einen der gesundheitliche<br />

Aspekt: Spitzenreiter bei den<br />

Gründen für die Arbeitsunfähigkeit<br />

in Betrieben ist das<br />

Muskel- und Skelettsystem.<br />

Laut einer aktuellen Analyse<br />

entfallen 27,5 Prozent auf das<br />

Kreuz mit dem Kreuz, gefolgt<br />

von Krankheiten der Atmungsorgane<br />

mit 14,0 Prozent. Fast<br />

ähnlich hoch –mit 13,9 Prozent<br />

–schlagen Verletzungen<br />

zu Buche. Und psychische<br />

Erkrankungen liegen mit 11,6<br />

Prozent auf Platz vier. Es ist<br />

also höchste Zeit, sich um die<br />

Gesundheit der Mitarbeiter zu<br />

kümmern.<br />

Jörg Baly: Weitere Herausforderungen<br />

der Betriebe sind<br />

der fortschreitende Fachkräftemangel<br />

und die zuerwartende<br />

Demografie-Entwicklung:<br />

Die geburtenstarken<br />

Jahrgänge verlassen allmäh-<br />

lich den Arbeitsmarkt. Für die<br />

Betriebe wird es schwerer,<br />

den Personalbedarf durch<br />

eigene Ausbildung zu decken,<br />

zugleich steigt der Altersdurchschnitt<br />

bei den Fachkräften.<br />

Für Mitarbeiter zählen<br />

bei der Wahl des Arbeitgebers<br />

heute nicht mehr nur finanzielle<br />

Vorteile, sondern auch<br />

familienfreundliche Angebote<br />

und gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen.<br />

SCHNUPPERANGEBOTE FÜR BETRIEBE<br />

CHECK<br />

Rücken-Check<br />

Stress-Check<br />

Herz-Kreislauf-Check*<br />

VOR ORT<br />

Firmenbesuch<br />

Gesundheitsmobil*<br />

*Themenbeispiele<br />

VORTRÄGE<br />

Sucht frühzeitig erkennen<br />

Burnoutsignale erkennen*<br />

UNTERNEHMEN<br />

SEMINARE/WEBINARE<br />

Gesundes Führen<br />

Sucht am Arbeitsplatz*<br />

WORKSHOPS<br />

Richtig bewegen<br />

Stress gezielt bewältigen<br />

Gesunde Ernährung*<br />

Wie genau läuft BGM mit<br />

der IKK classic ab?<br />

Silke Ogryssek: Am BGM<br />

können Arbeitgeber teilnehmen,<br />

die bei der IKK classic<br />

versicherte Mitarbeiter<br />

beschäftigen. Am Anfang<br />

steht immer das vertrauensvolle<br />

Gespräch mit der<br />

Betriebsleitung. Die Analyse<br />

der Gesundheitssituation,<br />

Workshops und Gesundheitstrainings<br />

sowie spezielle<br />

Seminare für Führungskräfte<br />

sind unsere Bausteine. Alle<br />

Maßnahmen werden in einer<br />

Vereinbarung festgehalten.<br />

Wir Gesundheitsmanager begleiten<br />

die Betriebe während<br />

des gesamten Prozesses und<br />

anschließend honoriert die<br />

IKK classic das Engagement<br />

von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

mit einem Bonus.<br />

Was ist Ihnen beim BGM<br />

besonders wichtig?<br />

Ulrike Geiping: Wir beschäftigen<br />

rund 500 Mitarbeiter in<br />

50 Filialen –daist das Thema<br />

Gesundheit eine große Herausforderung.<br />

Gemeinsam<br />

mit der IKK classic wollen wir<br />

ein nachhaltiges BGM implementieren.<br />

Noch sind wir am<br />

Anfang: Die Mitarbeiterbefragung<br />

ist abgeschlossen und<br />

im Oktober wurden Gesundheits-Checks<br />

für die Beschäftigten<br />

durchgeführt. Weitere<br />

Maßnahmen werden folgen.<br />

Ulrike Geiping (links, Geschäftsführerin der Bäckerei Geiping),<br />

Jörg Baly (IKK-Regionalgeschäftsführer) und Silke Ogryssek<br />

(IKK-Gesundheitsmanagerin) bei einem der Gespräche zu BGM<br />

bei Bäckerei Geiping in Lüdinghausen.<br />

Foto: IKK classic<br />

Können Sie schon mehr<br />

verraten?<br />

Silke Ogryssek: Ein bisschen<br />

schon: Die meisten Befragten<br />

schätzen ihre Gesundheit als<br />

gut oder sogar sehr gut ein.<br />

Und sie sind mit großem Engagement<br />

dabei: 70 Prozent<br />

von ihnen haben im Fragebogen<br />

nicht einfach nur ihre<br />

Kreuzchen gesetzt, sondern<br />

konstruktive Verbesserungsvorschläge,<br />

beispielsweise zur<br />

Teambildung oder Weiterentwicklung,<br />

gemacht und diese<br />

auch noch erläutert. Das hilft<br />

uns sehr dabei, die nächsten<br />

Schritte zu planen.<br />

Welche Möglichkeiten<br />

haben Firmen, inBGM<br />

einzusteigen?<br />

Jörg Baly: Die IKK classic hält<br />

im Rahmen des BGM verschiedene<br />

Angebote für Betriebe<br />

bereit und unterstützt sie bei<br />

der Durchführung. Für den<br />

Einstieg bieten wir zahlreiche<br />

Schnupperangebote an. In<br />

Vorträgen und Workshops, bei<br />

Gesundheits-Checks oder im<br />

IKK-Gesundheitsmobil geht es<br />

immer um die Gesundheit der<br />

Mitarbeiter. Mehrere kleinere<br />

Betriebe können sich dafür<br />

auch zusammentun, alles ist<br />

denkbar.<br />

Mehr Infos gibt es unter www.ikk-classic.de/bgm<br />

oder einfach Silke Ogryssek anrufen (05 21/ 60 59-535025).<br />

Ein gesunder Betrieb braucht gesunde Mitarbeiter.<br />

Welche Krankenkasse unterstützt mich dabei?<br />

Profitieren Sie und Ihre Mitarbeiter vom<br />

betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

der IKK classic. Sichern Sie sich 500 Bonus.<br />

Weitere Informationen unter unserer<br />

kostenlosen IKK-Firmenkundenhotline: 0800 455400.<br />

Oder auf www.ikk-classic.de/bgm

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